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Graz, 1860.
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Abdruck aus der Grazer „Tagespost,
Pte Auflösung des k.!. Militär-Jnvalidenhauses zu Pettau, eineS Institutes zur Versorgung würdiger, im Dienste des Kaiserstaates kriegsuntauglich gewordener Officiere und Soldaten, vom Feldwebel abwärts, aus den Kronländern Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Croatien und Stationien — bot uns den Anlaß, die denkwürdigsten Momente dieser Anstalt zu skizziren, da fie durch mehr als ein Jahrhundert den Stolz der Stadt Pettau und eine Zierde Jnnerösterreichs bildete, weil vorzüglich die Söhne dieser Länder, nach manchen Jahren eines beschwerdevollsn Kriegsdienstes, wenn sie in ihrer Heimat die unterdessen abgestorbenen Eltern und Verwandten an ihrem häuslichen Herde nicht mehr aufzunehmen vermochten, hier eine zweite Heimat, ja ein Vaterhaus fanden, in dem sie den Abend ihres Lebens bei einer auf eine gelte Hausordnung, sorg-fällige Verpflegung, Bekleidung und Krankenpflege basirten Versorgung zubrachten, und stets auch gleichsam als Angehörige der Stadt betrachtet wurden, mit der sie durch 11 Decennien die freudigen und traurigen Schicksale theilten. Der österreichische Kaiserstaat zählte bisher fünf solcher Institute, die zu Wien, Prag, Tirnau (ehedem Pest), Padua und Pettau ihren Sip hatten. Es war demnach bisher nur fünf Städten des weiten Reiches die Ehre Vorbehalten, die Veteranen ihres Kronlandes und ihrer Rachbar-Provinzen innerhalb ihrer Mauern zu beherbergen, und unter diesen ist wohl Pettau dir kleinste und in ihrer Bedeutung am
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wenigsten wichtige, weßhalb sie diese Auszeichnung auch um so höher schätzte und bei jeder Gelegenheit manifestirte.
Als die unvergeßliche Kaiserin Maria Theresia im Monate Juli 1750 nach Pettau kam, und im Schlosse Oberpettau — damals Eigenthum des Grafen Carl Cajetan von Leslie, eines Schwiegersohnes des letzten souveränen Fürsten von Eggenberg — während drei Tagen ihr Hoflager hielt, um die Waffenübungen der auf dem Peitauer Felde bei Haidin concentrirten und lagernden Truppen unter dem Commando des commandirenden Generals von Jnneröster-reich, Feldzeugmeister Freiherrn von Kheul, zu inspiciren, und um den gleichfalls aus Croatien anwesenden, neu errichteten Grenz-Jnfanterie-Regimentern den Fahneneid abzunehmen, besuchte die fromme, um die Wohlfahrt ihrer Unterthanen sehr besorgte Landesrnutter auch die durch den großen Brand vorn Zahre 1744 -— der 79 Häuser verzehrte — darniederliegenden Handel und Mangel an hinreichender Gewerbsthätigkeit ganz verödete Stadt, erkundigte sich nach den Gründen des Verfalles dieser einst regsamen Handelsstadt und versprach den Stadtrepräsentanten, dem so öde gewordenen Ort durch die Herstellung neuer Handelsstraßen wieder aufzuhelfen und zur Belebung des Ortes eine Garnison nach Pettau zu verlegen, die — wie die Kaiserin sich selbst ausgedrückt haben soll — „nie aus m ars ch irt".
Zn Folge dessen verordnete die erhabene Monarchin noch im Jahre 1750 die Errichtung eines Militär-Ino ali-denhauses in Pettau und schon gegen Ende des Jahres 1751 kamen die ersten Veteranen daselbst an und wurden im steirisch-ständischen Provianthause (nun kleines Znvaliden-haus genannt) untergebracht.
Gleichzeitig wurde auch die Jnvaliden-Administcation errichtet, Oberst Anton Graf v. Jnzaghi unterm 11. September 1751 zum Commandanten des Hauses ernannt und der Administration auch die Oberleitung über die landesfürstliche Stadt überantwortet, weßhalb der Marburger Kreis-hauptmann u. Bendel am 9. December 1751 an den genannten Obersten die Stadt übergab, worauf am 1. October 1752 auch der Oberpräsident der Jnvaiiden-Hof-Com-miffion in Wien, Graf v.Chotek, inPettau eintraf und von der Stadt feierlichen Besitz nahm. Aus diesem Anlasse mußte die Bürgerschaft denselben vor der Draubrücke mit fliegender Fahne und klingendem Spiele empfangen, und der Sladtrichter überreichte ihm zum Zeichen der Unterwerfung der Stadt unter die Jnvaliden-Hof-Commiffion, die Stabt-schlüffel.
Zur Gründung und Erweiterung des Invaliden-Institutes erkauft- die Invaliden-Hof-Commission schon am 24. Mai 1752 von dem deutschen Ritterorden unter Vertretung seines Landes - Comthurs der Ballei Oesterreich, Grafen Joseph v. Harrach, Obersten über ein Regiment zu Fuß, geheimen Raths und Hofkriegsraths-Präsidenten, das Pettauer Ordenshaus (KreuzhauS) um 1200 fl. und verwendete es als Jnvaliden-Kaserne, worauf am 8- September 1755 von Johann Friedrich v. Peck dessen an dieses Kreuzhaus anstoßende Haus (nun Stabsarzts - Wohnung) um 250 fl. und 1 Ducaten Leihkauf erkauft wurde.
Weiters wurde im Jahre 1754 auch die Brandstätte des Graf v. Sauer'schen Palais — dessen Wappen noch heute ein Portal des Gebäudes ziert — um 15 00 fl. für das Invaliden - Institut angekauft, wieder aufgebaut und daselbst vorläufig die bereits seit 1752 in Pettau anwesenden Militär-Stiftsknaben untergebracht, weil die Zahl
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der Veteranen noch im Jahre 1755 eine so geringe war daß sie in dem von den Ständen Steiermarks im Jahre 1754 dem Invaliden - Institute unentgeltlich gewidmeten Provianthause — welches auch noch heute das ft. st. Wappen ziert — hinreichende Unterkunft fanden und selbst im Jahre 1760 noch die zweite Invaliden - Kaserne, nämlich das mehrerwähnte Kreuzhaus, zur Unterbringung der preußischen Kriegsgefangenen verwendet werden konnte, während mittlerweile zu dem ehemals st. st. Provianthause der bis dermalen seiner Bestimmung entsprechende Officierstract an' gebaut wurde.
Dieses geringen Locostandes des Jnvalidenhauses wegen wurde auch die über dieses Institut und die Stadt gesetzte Jnvaliden-Administration, über die an den Magistrat schon am 14. December 1759 ergangene Mittheilung, am 20. August 1760 durch den k. k. Hof-Commissär Johann Georg Hellwig wieder aufgehoben und die Stadt ihrer Unterordnung unter diese Militär-Administration entbunden, während dem Invaliden- und dem Stiftsknabenhause die k. k. Militär-Invaliden- und Stiftshaus-Commission nunmehr Vorstand.
Welch wohlthätigm Einfluß die Invaliden-Administration durch ihre 10jährige Verwaltung der Stadt vom Jahre 1751 bis 1760 auf dieselbe übte, geht aus dem hervor, daß sie schon im Jahre 1752 die Sprengung und Abtragung der alten Basteien und Demolirung der Ringmauern zur Stadterweiterung angeordnet und das Project zur Herstellung eines neuen Walles aufgegriffen hat, im Jahre 1753 die Anlegung eines Friedhofes außer der Stadt bei St. Joseph anordnete, im Jahre 1754 die Ge-bahrung mit dem städtischen Mauthgefälle übernahm, 1756 dem Magistrat die Pflasterung und die Beseitigung der
Viehstallungen und Pfützen der Stadt auftrug und dafür die Pflastermauth einführte, weiters auch die Herstellung neuer Brücken beim Neu- und Ungarthor anordnete und 1759 die Stadtgräben anschütten und die Ringmauern wieder Herstellen ließ, da die Anlegung des projectirten neuen Walles auf ärarische Kosten, des siebenjährigen Krieges wegen nicht stattfinden konnte.
Im Jahre 1761 erwarb das Znvalidenhaus von der Stadt den halben Lendplatz am linken Drauufer, der demselben zurBerwahrung seiner Brenn- und Merkantil-Gehölze, welche aus den von der damaligen Staatsherrschaft Faal ob Marburg im Bachergebtrge gepachteten Holzschlägen auf dem Draufluße herabgeflößt wurden, nöthig war.
Die Adjustirung der Invaliden zur Zeit der Errichtung des Znvalidenhauses bestand aus weißen Röcken mit rothen Aufschlägen, weißtüchernen kurzen Beinkleidern, weißwollenen Strümpfen, deutschen Schuhen und einem Hut ä la Corse mit einem zinnernen Knopf. Die Stiftsknaben hingegen trugen einen franzblauen Tuchrock mit ponceaurothen Aufschlägen, gleichfarbige hungarische Beinkleider und hunga-rische Schuhe, während als Kopfbedeckung die Söhne der Officiere einen Hut mit mesiingenem Knopf und jene der Mannschaft eine Kappe von sranzblauem Tuch mit ponceau-rothem Umschlag getragen haben.
Im Jahre 1772 — nach einer zwanzigjährigen Thätigkeit — trat Oberst Graf v. Jnzaghi vom Commando des Invaliden- und Stistshauses ab, das im Jahre 1773 der Major v. Mazzer übernahm und bis zum Jahre 1777 sortführte.
Kaiser Joseph besuchte mittlerweile am 15. August 1774 das Institut und beschenkte die Stiftsknaben mit 100 Ducaten, verfügte aber auch schon im Jahre 1777.
die Jebers-tzung derselben bon Pettau nach Tirnau, in Folge dessen im Jahre 1778 das Znbaliden-Jnstitut erweitert, in ö Chambrees (Compagnien) eingetheilt, das durch die Verlegung der Knaben leer gewordene ehemals Graf Sauer'sche, Palais (nun großes Znvalidenhaus) bezogen und Major Joseph Freiherr b. Riezem im nämlichen Jahr zum Haus-Commandanten ernannt wurde, welche Stelle er bis 1797 bekleidete.
Gleichzeitig mit dieser Reorganisirung im Jahre 1778 wurde aus dem bisher von den Veteranen bewohnten Kreuzhause ein Zubalidenspital errichtet, im darausfolgenden Jahre bolleudet und seither auch als ein allgemeines Mi-kitär-GarnisonSspltal benützt, das daran stoßende bon Johann Friedrich bon Peck erkaufte Haus aber als Wohnung für den jeweiligen Chefarzt des Spitals bestimmt.
Im Jahre 1787 erwarb das Znbalidenhaus durch Tausch das From'sche Haus, das seither als Auditorswoh-nung berwendet wurde.
Zn den Jahren 1798 und 1799 stand der Major Johann bon Salzberg und in den darauf folgenden Jahren 1800 und 1801 der Obrist Hugelmann dem Jnbaliden-hause als Commandant bor, worauf im Jahre 1802Obrist-lieutenant Schäffer das Haus-Commando übernahm.
Während Schaffer's Leitung wurde am 2. April 1805 die hinter dem großen Jnbalidenhause situirte Parcelle des berschütteten Stadtgrabens (Zwinger) um 150 fl. bon der Stadt für das Institut angetauft, und am 23. September 1807 empfing er Kaiser Franz im Jnbalidenhause.
In diese Periode fallen auch die beiden französischen Jnbaflonen im Jahre 1805 und 1809 in Pettau, die Obristlieutenant Schäffer mit seinem Veteranenkörper in Pettau berlebte.
Im Jahre 1808 wurde die dem Institute Vorgesetzte Jnvallden-Hof-Commission in Wien aufgelöst, und daS In-validenhaus dem inverösterr. General-Commando in Graz untergeordnet, unter dessen Oberleitung es auch bis zur Auflassung desselben mit letzten Octo&cr.lJäAS verblieb.
Schaffer führte das Haus-Commando bis 15. Juli 1814, worauf mit 16. desselben Monats Obristlieutenant Josef Nayd das Commando übernahm.
Während seiner Leitung des Institutes wurde die bisherige weiße Uniform mit Beibehalt der grapprothen Aufschläge im Jahre 1817 in eine hechtgraue vertauscht, und den Veteranen deutscher Nationalität gleichfarbige enge Beinkleider mit Gamaschen und deutsche Schuhe, jenen aus Kroatien aber dunkelblaue ungarische Beinkleider und Bundschuhe verliehen, der Hut ä la Corse hingegen unverändert beibehalten.
Nachdem Kaiser Franz unterm 8. Jänner 1823 die Errichtung eines Jnvalidenhauses in Padua anbefohlen und dasselbe mit 1. November desselben Jahres auch eröffnet worden war, so wurden die seit der Wiedererwerbung der Königreiche Lombardie, Venetien und Dalmatien, im Jahre 1814, im Pettauer Jnvalidenhause versorgten Veteranen dieser Länder dahin transferirt, wodurch der Locostand des Hauses vermindert und der Administrationsbereich um die erwähnten Provinzen geschmälert wurde.
Mit 1. November 1824 wurde mit hofkriegsräth-licher Genehmigung vom 5. Februar 1824, nach dem Muster der andern Jnvaiidenhäuser, auch zu Pettau eine Pri-vat-Aushilfscaffe errichtet, die aus Legaten, Geschenken rc. fundirt, die dreifache eben so humane als gemeinnützige Bestimmung hat, die Renten derselben zur Unterstützung dürftiger Officiere, der dürftigen Mannschaft, und zur Be-
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streitung nötiger, uotn Aerar nicht paffirter Bedürfnisse des Hauses zu verwenden.
Obristlieutcnant Rayd, dem ein Major als ad latus beigegeben war — trat mit 8. April 1828 in Pension, worauf der bereits seit 1. November 1827 im Stande des Hauses gestandene Obristlieutenant Johann Better Edler v. Doggenfeld das Hauscommando übernahm und bis zu seiner mit 18. October 1841 erfolgten Penfionirung führte, worauf mit 1. November 1841 der Obrist (ad bonoros) Carl Guzmann d'Olivarez sein Nachfolger wurde.
Unter seinem Commando wurde eine für die moralische und physische Ausbildung sehr wohthätige Schule für die Mädchen*) derSnvaliden-Mannschaft errichtet, welche unter der persönlichen Oberleitung der Gemahlin des Oblisten Guzmann sichtlich aufblühte und sich der Gunst und Unterstützung verschiedener Wohlthäter, ja selbst der Kaiserin-Mutter Carolina Augusta erfreute.
Kaiser Ferdinand verlieh am 26. Mai 1845 dem Oberwundarzte des Hauses, Franz Krecht, für seine Verdienste im Sanitätsdienste die goldene Verdienst-Medaille, womit er am 28. Suli 1845 im Hause feierlichst decorirt wurde.
Obrist Guzmann trat mit 9. Suit 1846 in Pension, und durch den Abgang seiner Gemahlin behob sich auch allmählig wieder der Einfluß auf die weibliche Jugend des Hauses und — die Schule ging wieder ein.
Rach seinem Austritte führte sein ad latus-Hauptmann Johann Freiherr v. Born interimistisch das Hauscommando bis zum Eintreffen des neuernannten Commandanten, Obristen Mathias Rotter von Rosenschwert, der dem Snsti-tute vom 15. October 1846 bis 31. Mai 1856 Vorstand,
') Die Knaben werden in den Militär-Erziehungsanstalten untergebracht.
Während seiner Amtsperiode wurde der die Seelsorge im Jnvalidenhausfpital verrichtende Stadtcaplan, der bermutige geistliche Rath und Profeffor des fürstbischöflichen Priesterhauses und k. k. Gymnasiums zu Marburg, Martin Terstenjack, für seine in den Jahren 1848 und 1849, als dieses Spital durch die Concentrirvng der gegen Ungarn operirenden zwei Armeecorps desFZM. Trafen von Nugent eine ganz besondere Ausdehnung durch die Kranken dieser Corps erlangte, erworbenen besondern Verdienste und gehabten Anstrengungen im Jahre 1850 mit dem goldenen Verdienstkreuze von Kaiser Franz Joseph belohnt.
Mit 1. November 1849 wurde an die Stelle des mit letzten October desselben Jahres ausgelösten Landes-General-Commandos fürJllyrien,Jnnerösterreich und Tirol zu Graz ein steiermärkisches Landes-Militär Commando gesetzt und nunmehr dieser Militär-Landesbehörde die Oberaufsicht über das Jnvalidenhaus überantwortet.
Der Krieg in Ungarn in den Jahren 1848 und 1849 veranlaßte die Auflösung deS zu Peterwardein für Slavonien und Sirmien bestandenen Landes-General-Com-manndo's, und die elftere Provinz wurde mit dem zu Agram für Croatien bestehenden General-Commando vereiniget, was die Beranlaffung gab, daß seither auch die Invaliden aus Slavonien dem Pettauer Jnvalidenhause zugewiesen wurden, weil das Agramer Generalat von jeher zu dem Bereiche dieses Hauses gehörte.
Im Jahre 1850 wurde die in der Armee stattgefundene Verbefferung der Adjustirung auch bei den Jnva-liden eingeführt und dieselben mit einem schmucken hechtgrauen Waffenrock und dunkelblauen Pantalons gekleidet, der Hut ü la Corse mit einem messingenen Adler und Rose geziert, und der Körper der Veteranen gegen die rauhe
Witterung auch durch einen aschgrauen Mantel geschützt. — Die vielen patriotischen Stiftungen für verwundete Krieger in den Zähren 1848, 1849 und 185 0 boten den Anlaß, einer großen Anzahl der in den Feldzügen von 1848 und 1849 invalid gewordenen Soldaten ihren Sn-validen-Gehalt mit Beihilfe von derlei Stiftungen oder durch die Unterstützung ihrer Zuständigkeitsgemeinden außer dem Znvalidenhause mit Patent in ihrer Heimat genießen zu laffen, wodurch der Patental-Znvalidenstand deS Hauses allerdings eine Vermehrung erhielt, dagegen aber der Loco-stand sich bedeutend verminderte, in Folge befftn auf höchste Anordnung mit 1. November 1853 aus den bisherigen 5 — 3 Chambreen (Compagnien) formtet wurden.
Mit 1. Februar 1856 wurden die im Jahre 1849 ausgelassenen Landes-General-Commanden für die Militär-Adminiltration der Provinzen wieder eingefühlt und das Pettauer Snvalidenhaus dem zu Wien für Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Rordtirol und Steiermark errichteten, untergeordnet, worauf am 31. Mai 1856 Obrist Rotter von Rosenschwert in Pension trat und das Haus-commando an den Obristen Johann Edlen von Steinberg übergab, dem am 20. December 1857 der Major Sosef Stiller von Stillburg als ad latus beigegeben wurde.
Nun wurde der dem Invaliden-Snstitute längst ent-behrliche, im S. 1761 von der Stadt käuflich erworbene halbe Lendplatz am 15. October 1857 um 2000 fl. CM. der Stadt wieder rückverkauft.
Kaiser Franz Soseph verfügte mit der a. h. Entschließung ddo. Schönbrunn 3. September 1860 die Auflösung des Pettauer InvalidenhauseS mit letzten September d. 3., mit der Bestimmung, daß die in der Versorgung befindliche Mannschaft aus Illyrien (Istrien, Görz und Kram)
und Südtirol nach'Padua, die aus Znnerösterreich (Steier-mark und Kärnten) und Nordtirol nach Wien, jene aus Croatien und Slavonien aber nach Tirnau zu transferiren sind, die nun in den Pensionsstand übertretenden Officiere hingegen werden für ihre Naturai-Quartiere mit Quartiergeldern entschädiget, und die Gebäude des Jnvaliden-Jnsti-tutes dem 4. Pionnier-Bataillon übergeben,
Blicken wir nun noch auf die gegenwärtige innere Organisirung des Znvalidenhauses, die aus dem Verwal-tungsstande oder Stabe und dem Bersorgungsstande mit 3 Compagnien besteht.
Der Stab bestand aus 1 Obrist als Hauscomman-danten und 1 Major als dessen ad latus, 1 Stabsarzt mit 1 Oberwundarzte zur Krankenpflege, 1 Auditor mit
1	Profoß zur Gerichtspflege,	1 Rechnungssührer mit
2	Rechnungs-Accessisten und 2 Stabsfeldwebeln zur öcono-mischen Verrechnung und 1 Obeilieutenant als Hausadjutanten für den rein militärischen Dienst des Hauses.
Außerdem war ein Kriegscommissär zur Controle und ein Militär-Apotheken-Beamter für die Haus-Apotheke zur Dienstleistung zugewiesen.
Die höhere Administration des Institutes führte die Jnvalidenhaus-Commiffioir, bestehend aus dem Obristen als Präses, dem Major ad latus, dem Kriegscommissär, Auditor und Rechnungsführer.
Die militärische Disciplin des Hauses leitete hingegen das Hauscommando, nämlich der Obrist-Haus-Commandant und dessen ad latus.
Der Loco-VersorgungSstand theilte sich — wie erwähnt — in 3 Compagnien, welchem je 1 Hauptmann als Commandant Vorstand.
3n der Loco-Versorgung standen dermalen 7 Haupt-
teute, 6 Ober-, 16 Unter-Lieutenants und 2 Militär-Beamte, dann 212 Mann vom Feldwebel abwärts, während der Patental-Jnvalidenstand 6167 Mann in der Verpflegung außer dem Haute in Zllirien, Jnnerösterreich, Tirol, Kroatien und Slavonien hat, der Vorbehaltsstand aber 1571 Mann in Vormerk zur Znvaliden-Versorgung im Falle ihrer Erwerbsunfähigkeit nachweiset.
Außerdem sind noch 14 Invaliden fremder Mächte und 152 Mann Freiwillige in Evidenz gestanden.
Nach dieser Schilderung bestand daS Inva-lidenhaus in Pettau sonach durch 110 Jahre und behauptete während dieser langen Periode durch sein Ansehen und die gute militärische Disciplin stets eine der hervorragendsten Stellungen in der Stadt, die diese Veteranen, nicht ohne herbe Empfindungen über ihren Verlust, scheiden sah denn ein mehr als ein Jahrhundert langes Zusammensein knüpfte das gegenseitige Band der Achtung und Werthschätzung zwischen den Veteranen und Bürgern so fest, daß Letztere die Erstem nur ungerne vermiflen werden, weßhalb die Bürgerschaft ste auch nicht scheiden lasten wollte, ohne ihre für die Mitglieder dieser altehrwürdigen Versorgungs-Anstalt stets bewahrten Sympathien nochmals an den Tag zu legen.
Nachdem der Vorgesetzte commandirende General von Oesterreich, Tirol und Steiermark, G. d. C., Fürst Edmund von Schwarzenberg — der Sohn des jedem Oesterreicher unvergeßlichen Feldmarschall- Carl Fürsten von Schwarzenberg— am 13. September 1860 aus Wien gekommen war, um von dem Institute Abschied zu nehmen, sollten die Veteranen mittelst der Eisenbahn vom 21. bis letzten Sep-
tember abtheilungsweise ihren zukünftigen Versorgungs-An-stalten zugeführt werden, wehhalb auch Pettau's Bürgerschaft am letzten Tage der Anwesenheit des Gesammtkörpers, d. t. am 21. September, von selben Abschied nehmen wollte.
Zu diesem Zwecke bildete dieselbe aus eigenem patrio-tischen Antriebe, frei von jeder Zntervenirung der Gemeinde-Repräsentanz, aus den wegen ihrer Loyalität bekannten Bürgern: Baumgartner, Christ, Stari, Seidel, Weisch und Wisthaller ein Fest-Comitä, das auf der Schiehstätte ein Abschiedsbankett arrangirte, wie es Pettau in so großen Dimensionen wohl lange nicht mehr gesehen.
Hier sahen an einer langen Tafelreihe unter der Büste Sr. Majestät die sämmtlichen scheidenden Veteranen, geschmückt theils mit wohlverdienten Ehrenzeichen, theils durch den Mangel der Arme und Füße — die sie in getreuer Pflichterfüllung dem Vaterlande geopfert — bei einem wohlbesetzten Mahle, während in einem anderen Saale die Herren Officiere des Znvalidenhauses an einer Tafel Theil nahmen, woselbst der Herr General Brigadier Hartung mit dem Herrn Obristen und Znvaliden-Haus-Commandanten Edlen von Steinberg und dem Herrn Obristen und Stations-Com-mandanten Herzog Wilhelm von Württemberg, den Vorsitz führte, denen der k. k. politische Bezirkschef Ritter v. Arailza und der Bürgermeister-Stellvertreter, Herr Anton Schrafel, zur Seite saßen, während durch die übrigen Herren Stabsund Ober-Officiere die Infanterie (der tapfern Regimenter Großherzog von Hessen und König der Belgier, Nr. 14 und 27) und die Jäger, Cavallerie Uiid Artillerie, Genie und Pionniere vertreten waren, somit die ganze österreichische Armee vereint mit Pettau's Bürgern den scheidenden Veteranen, wie brave Söhne ihren scheidenden Vätern und Lehrern, ihre Hochachtung darbrachten, wobei das Festcomitö,
unterstützt von noch sechs anderen Bürgern in Festkleidern, es an zarten Aufmerksamkeiten für ihre sämmtlichen Gäste nicht fehlen ließ.
Die Regimentsbande des steirischen Snfantene-Eegv ments König der Belgier — in beiden Sälen vertheilt — erheiterte die Gäste durch ihre ausgezeichneten vaterländischen Weisen, und zahlreiche Pöllerschüsse begleiteten die herzlichsten Toaste der fünf Vorsitzenden, die eben so ehrend für die würdigen Veteranen als für Pettau's Bewohner waren.
Indessen war es Abend geworden, und in den hinter dem großen Znvalidenhause mit Fichten- und Tannenbäumen improvisirten. durch zahlreiche Fahnen geschmückten Garten strahlte im prächtigsten Lichterglanze ein vom Decorateur Lerch junior erbauter geschmackvoller Temp el, besten Mitte die Bildniste Ihrer k. k. Majestäten zierten.
Im Fronton war das Stadtwappen mit den Jahreszahlen der Errichtung und Auflösung des Jnvalidenhauses 1751 unb 1860, und den Worten: „Lebt wohl—gedenkt an Pettau", angebracht, während die Lesenen die alten Krieger an ihre heißen Tage bei „Aspern. Wagram, und Leipzig dann Custozza, Mortara. Novara und Magenta" erinnerten.
Mögen die scheidenden Veteranen — gleichviel ob sie künftighin in der Metropole des Kaiserreiches an der Donau, in der hundertthürmigen Königsstadt an der Moldau, in der altberühmten Universitätsstadt an der Adria oder in der einstigen Residenz von Ungarns Fürst-Pcimasen zu Tirnau ihr Domicil haben — der grünen Steiermark und dem re-benumgürteten „altgetreuen" Städtchen an der Drau eine eben so freundliche Erinnerung bewahren, als sie in Pettau für alle Zeiten zurücklassen.