Preis ganzjährig: Österreich 2 50 S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2 50 Pengö, Tschechoslowakei 12 eK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2 50 Franken, ____________________________übriges Ausland 2 Goldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitineritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Äeft 8 u. 9 August/Sepiember 1933 XXXVI. Jahrgang. Missionsgewinne in Südafrika. Erzbischof Jordan Gijlswijk, 0. P., der Apostolische Delegat von Südafrika, wurde am 27. Mai von Sr. Heiligkeit empfangen. Der Prälat äußert sich begeistert über die Fortschritte, welche die Kirche in Südafrika seit Errichtung der Apostolischen Delegatur gemacht hat. „Katholisch-Südafrika ist stolz auf das, was es in den verflossenen 10 Jahren erreicht hat", erklärte Se. Exzellenz. „Und den südafrikanischen Katholiken", fügt er lächelnd bei, „berührt es etwas peinlich, daß die übrige katholische Welt von diesen Fortschritten im südafrikanischen Kontinent so wenig weiß. Bei Gründung unsrer Delegatur im Jahre 1922 zählten wir nur 13 kirchliche Sprengel. Sie sind jetzt auf 22 angewachsen. Bor zehn Jahren ging ber Klerus nicht viel über die Zahl 300 hinaus. Ich konnte Seiner Heiligkeit berichten, daß diese Zahl heute 551 beträgt und einen stattlichen Stamm Weltpriester sowie Mitglieder aus 14 religiösen Orden und Kongregationen umfaßt. Fünf Söhne des Landes dürfen dem Altare dienen, und ein halbes Hundert afrikanischer Studenten.befmbm sich in den zwei Regional-Seminarien für den einheimischen Klerus. Dazu kommt ein Seminar für Europäer. Schwestern haben wir 3000. Die einheimischen Genossenschaften haben die Ge- samtsumme 8 erreicht. Vor zehn Jahren betrug die katholische Bevölkerung 175.000 (amtlich 176.617); heute haben die Europäer um 20.000, die Afrikaner, Asiaten und Farbigen um 120.000 zugenommen. Das sind insgesamt rund 300.000 (amtlich 315.720) Katholiken. Die Fortschritte auf dem Gebiet der katholischen Aktion und der Erziehung erfüllen uns mit besonderer Genugtuung. Bei unserer Generalsynode vergangenen Februar konnte ber versammelte Episkopat besonders die ausgezeichnete Organisation unserer Laienwelt in Transvaal bewundern. Die Zahl unserer Schulen beläuft sich auf 1300 mit 80.000 Eintragungen. Umständehalber waren wir allerdings gezwungen, einen hohen Prozentsatz nichtkatholischer Kinder aufzunehmen und teilweise nichtkatholische Lehrer anzustellen. Kein Zweifel, dieser Zustand ist dem entschiedenen kirchlichen '©«ist wenig förderlich, und tatsächlich stellten die Bischöfe auf der Februarkonferenz Abänderungsanträge. Ebenso hat die Synode einen ständigen, aus'Geistlichen und Laien zusammengesetzten Ausschuß ernannt, d.essen Aufgabe es ist, die Erziehungssragen zu studieren und uns im Verkehr mit den Zivilbehörden zu vertreten. Scfy nehme bestimmt an", schloß Seine Exzellenz mit holländischem Nachdruck, „Euro- Päer und Amerikaner behalten auch uns Südafrikaner im Auge. Gar zu weit sind wir doch nicht mehr aus der Welt entfernt. Die Luftpost stellt heute die Verbindung zwischen London und Kapstadt in zehn Dagen her. Wir können ohne Mühe überallhin telephonieren. Prächtige Dampfer schaffen eine rasche Berbindung -auf dem Wasser. Im 19. Jahrhundert lagen die Dinge anders. Unsere Pioniere, Laien wie Missionäre, hatten aus materiellem unb geistigem Gebiete außerordentliche Schwierigkeiten und Gefah- ren aller Art in den weitentlegenen Gegenden '(5nbafiitBa§ zu überwinden. Unsere Missionäre von heute haben nur mit den Widerständen zu rechnen, die allüberall auf der Welt den Verkündern des Namens Christi entgegenstehen. Sie kommen von der Armut und der Blindheit derer, an die des Priesters Ruf erg^t. Südafrika liegt offen da. Es handelt sich nur darum, die apostolischen Arbeiter zu finden, um in dem erschlossenen Lande Christi Reich immer weiter auszubreiten. (Fides.) Die Eingeborenen-Mission in Witbank. Von P. Joses Angerer. Als im Jahre 1924 die Pfarre Witbank den Priestern unserer Kongregation übertragen wurde, fanden sich unter ben Arbeitern auch einige schwarze Katholiken vor, welche nach einem Priester verlangten, der ihre Sprache verstände und sich angelegentlich mit iberl©mgie6orrtettmtf|ion abgeben könnte. Erst im folgenden Jahre 1925 wurde diesem Wunsche entsprochen und ein Pater angestellt, der inzwischen die Zulnsprache erlernt hatte. Da war es nun kein Leichtes, sich in dem Wirrwarr von ©tämmen, Sprachen, Menschenklassen, Religionssekten, Landesgesetzen und Bolksgebräuchen zurechtzufinden und herauszubringen, an welchem Ende anzufassen sei, um erfolgreich ins feindliche Lager vorzudringen. Denn wir wurden nun einmal als Eindringlinge in die alte Domäne des Protestantismus betrachtet. Das Nächstliegende war die Schule. Darauf wies das Vorgehen der Gegner selbst hin, die hauptsächlich mittelst der Schule Anhänger warben. Es toutbe gleich mit einer Abendschule der Anfang gemacht. Etliche Burschen, die Drang nach etwas Bildung fühlten, kamen schüchtern zum Unterricht. Das war eine günstige Gelegenheit, einen Anschluß an die Religion herzustellen. Als Raum für die Abendschule diente ein Blechschuppen. Bretter wurden über Kisten gelegt; davor standen die Wißbegierigen. Kurze Kerzenstummel beleuchteten den ärmlichen Raum. Trotz dieser wenig einladenden Einrichtung kamen doch immer mehr Burschen von der Stadt und Umgebung, die tagsüber schwere Arbeit hatten, und ungeachtet ihrer Müdigkeit und der Sehnsucht nach wohlverdienter Ruhe zuerst Ausbildung ihres Geistes anstrebten. In diesen sehr bescheidenen Verhältnissen ging die Abendschule zwei Jahre ruhig ihren Gang. Da führte uns die Vorsehung ganz merkwürdigerweise einen Lehrer zu, der in die Sache einen größeren Schwung hineinbrachte. Derselbe war in Portügiesisch-Qstasrika geboren, kathotisch getauft, und dann als kleiner Junge nach Transvaal gekommen, wo er sich einer protestantischen Sekte anschloß, weil er Christ sein wollte, aber keine katholische Kirche vorfand. Er lernte jedoch später einen katholischen Missionär kennen, besuchte einige Zeit mit den Kleinen unsere Tagesschule und wurde dann gelegentlich in die Kirche wieder ausgenommen. Bon da an widmete er sich dem Dienste der Kirche. Er war der rechte Lehrer und Katechist, da er jetzt die wahre Lehre gut verstand und bctp sieben der hier gebrauchten Sprachen meisterte. Die Abendschule fand nun Zulauf von allen Seiten, selbst von weit her. Alle Stände waren unter den Besuchern vertreten: Prediger toon protestantischen Sekten, Polizisten, Arbeiter, Alte und Junge, Anfänger und Fortgeschrittene, insgesamt 30 bis 50 Personen. Der Unterricht dauerte von 6 bis 10 Uhr. Die letzte Stunde blieb der religiösen Belehrung vorbehalten, der Me Besucher mit regem Interesse folgten. Der Blechschuppen war natürlich bald zu Heft 8 u. 9 Stern Mer N e g e r 115 Die Fronleichnamsprozession auf dem Petersplatz in Rom, bei welcher der Papst selbst die Monstranz trägt, (Atlantic.) klein. Daher wurde Me .geräumigere Sakristei, in Ermangelung eines passenderen Lokals, für ben Zweck benutzt, bis Me Minenverwaltung so freundlich war, uns eine geräumige Halle mit elektrischer Beleuchtung zur iVerfügung zu stellen. Leider mußte der Lehrer nach einiger Zeit Witbank verlassen, und seitdem hat Me Abendschule viel an Bedeutung eingebüßt, Iba sich kein geeigneter Ersatzmann fand. Die erste Tagesschule wurde in der Nähe der Kohlenmine Uitspan eröffnet. Zunächst suchte ich einige Arbeiter für den Katechismusunterricht zu gewinnen. Sie viersammelten sich in der Halle, die als gemeinsame Schlafstelle für eine Gruppe der Arbeiter diente. Später nahmen sie Unterricht in einzelnen Hütten. Die Kinder der Arbeiter genossen einen notdürftigen Schulunterricht von einem schwarzen Arbeiter. Um ihnen einen regelrechten Unterricht zu verschaffen und damit ihnen Gelegenheit zu bieten, die wahre Religion kennenzulernen, errichteten wir dort eine Schule. Dazu wurde ein Zimmer in leinem Arbeiter-Miethäuschen eingeräumt, später ein zweites Zimmer und zuletzt alle vier Zimmer des Häuschens. Dunkel und niedrig und äußerst einfach, wie die Räume waren, fühlten sich die schwarzen Kinder doch, oder vielmehr ebendeshalb, heimisch darin. Mit 10 Kleinen wurde am 22. Februar 1926 der Anfang gemacht. Unter einem tüchtigen schwarzen Lehrer stieg die Zahl der Kinder auf 70 und hielt sich auf dieser Höhe mit Beihilfe äne§ zweiten Lehrers, bis der Minenbetrieb an diesem Orte eingestellt tourbe, und infolgedessen die Arbeiter sich anderswo um eine Stelle umschauen mußten. Daraufhin wurde diese erste Tagesschule im Juni 1932 geschlossen. Dafür wurde eine andere Schule bei einer erst kurz vorher in Betrieb gesetzten Mine (Kromdraai) eröffnet. Sie ist 24 Kilometer l* von Witbank entfernt. Auch diese Schule machte erfreuliche Fortschritte; sie zählt an 60 Kinder unter zwei schwarzen Lehrern. Die dritte Schule, auf dem Grunde der T. u. D. B.-Mine, nahe der Stadt, ist unsere Hauptschule. Auf Betreiben eines guten weißen Katholiken wurde unserem damaligen Apostolischen Präfekten, Msgr. P. Kanezor, von der Minenverwaltnng ein Grunldstück mietweise überlassen. i@e> wurde ein kleines Schulgebäude errichtet mit einer Klasse. Am 18. Oktober wurde die Schule mit einer schwarzen Lehrerin und vier SÜnlbem eröffnet. In zwei Jahrear war die Zahl öer Schuler auf 80 gestiegen. Eine zweite Lehrerin wurde angestellt. Das Gebäude mußte nnt ein weiteres Klassenzimmer vergrößert toetben. Die Schülerzahl wuchs beständig, unlb eine dritte Le-Hrerin ward den andern beigesellt. Schwester Bernard vom 2Bit6an6er Kloster nahm sich seit 1926 eifrig dieser Schule an. Sie ging zweimal in der Woche zu Fuß zur fünf Viertelstunden entfernten Schule, bis sie erkrankte und im August 1927 verschied. Im April 1928 nahm eine andere Schwester des Konvents, Schwester Prokla, das Interesse an genannter Schule wieder auf. Im März 1929 kaufte der Konvent ein Auto für den Gebrauch der Schwester, die nun regelmäßig als Lehrerin die Schule besuchen konnte. Seitdem steht die Schule unter Leitung der Schwestern des Konvents. Das brachte sie zn einer Bedeutung, der die Nach-barschulen nicht gewachsen sin!d. Am 7. April dieses Jahres waren daselbst 142 Kinder eingeschrieben. Eine weitere Vergrößerung der Schule erweist sich als geboten. Bis Mai 1927 wurde der Gottesdienst für die Eingebornen am Sonntag in der Pfarrkirche gehalten, getrennt vom Gottesdienste Iber Weißen. Da viele Weiße das nicht gern sahen, wurde das Schulzimmer in der T. u. D. B.-Schule benutzt, um den immer zahlreicher erscheinenden Einge-bornen Gelegenheit zu einem Gottesdienst für sie allein zu geben. Am Sonntag wird ein Tragaltar auf dem Lehrertisch aufgeschlagen und darauf Messe gelesen; die Schulbänke dienen -Großen und Kleinen als Kirchenbänke; viele müssen mit dem Boden vorlieb nehmen. Nach dem Gottesdienst wird der Altar entfernt und das nüchterne Schnlzimmer bleibt übrig. Das ist seit 1927 die einzige Kirche der Einigebornen in Witbank! Eine Kirche für die Schwarzen ist eine schreiende Notwendigkeit. Die Zahl her Kirchenbesncher nimmt stetig zu, so daß her Schulraum für den Gottesdienst schon lange zu -eng, unbequem und ungeziemend ist. Daß wir es bis Ijeute noch zu keinem -eigenen Gebäude gebracht haben, hat seinen Grund nur im Geldmangel. Als sich die erwähnten Schulen gut bewährten, kamen ans der Umgebung- immer mehr und dringendere Anfragen um katholische Schulen. Dem wurde nach Möglichkeit entsprochen. Seit Jänner 1931 benutzten wir als toeiter-e Schule ein Lokal aus Blech, das am Sonntag zum Gottesdienste einer sonderbaren phantastischen Sekte diente. Diese Sekte ging ein, und das Gebäude tourlbe niedergerissen. Ein anderes ähnliches Gebäude bot unserer Schule Unterkunft. Es dient hemfelben Zwecke für die „Ninive-Sekte" wie das vorher erwähnte. Trotzdem die staatlich unterstützte Lutherische Schule in unmittelbarer Nähe davon ist, hat es doch unsere Schule auf 70 Kinder gebracht, seitdem wir einen guten Lehrer angestellt haben. Auch diese Sekte, her das Haus gehört, ist hier im Aussterben begriffen. Die Mnber des inzwischen verstorbenen Hauptes der Sekte besuchen fleißig unsere Schule, nehmen Teil an unserem Religionsunterrichte und kommen am Sonntag in unsere Kirche. Die Frau he§ verstorbenen schwarzen Predigers will gleichfalls zur katholischen Kirche übertreten. 1932 ist etwa 12 Kilometer von Witbank eine fünfte Schule eröffnet toorben, in der Nähe einer Mine, umgeben von Farmen. Sie zählt ebenfalls bereits an 70 Bdsucher und verspricht guten Erfolg unter einem braven Lehrer, der zwar noch nicht katholisch ist, aber mit Ernst und Eifer sich auf den Eintritt in die Kirche vorbereitet. Endlich ist Anfang dieses Jahres 10 Kilometer von Witbank die sechste Schule auf einem idyllischen Platze einer Farm -eröffnet worden, bereit Herrin eine gute Katholikin ist. Das Häuschen ist ans -einfachstem Mate-. rial gebaut: Baumstämmchen, Erdmörtel, Strohdach. Bis setzt besuchen 40 Kinder diese Schule. Wes in allem zahlen unsere Schulen, die ler den Erwachsenen der Umgebung tätig. Abendschule eingeschlossen, rund 400 Be- Er hat durchschnittliche 40 bis 50 Personen sucher. Außerdem ist ein Katechist emsig un- im Unterricht. ■ (Schluß folgt.) Die Bapedi. Von Br. August Cagol. (Schluß,) Der Mißerfolg der Regierung der südafrikanischen Republik führte zur vorübergehenden Einverleibung Transvaals in das Britische Reich.* Der übermütige Sekukuni kümmerte sich nicht um den politischen Wechsel, sondern brandschatzte die Dörfer von Eingeborenen, die ihm im Kampfe gegen die Buren nicht beigestanden waren. Das brachte ihn in Zusammenstoß mit der neuen, britischen Verwaltung des Landes, deren Truppen am 28. November 1879 die Stadt des * 12. April 1877. Vier Jahre später. 1881, wurde die Republik Transvaal wieder hergestellt. Pedifürsten angriffen und sie im Sturme nahmen. Sekukuni entkam, ergab sich aber einige Tage später und wurde eine Zeitlang zu Pretoria gesangengehalten. Ende 1879 erschien der lutherische Missionar I. A. Winter im Sekukuniland, als die Leichen der im Kampfe mit den britischen Truppen Gefallenen noch verwesend umherlagen. Die Saaten der Eingeborenen waren von den Pferden und Rindern der Armee abgefressen worden, aber gute Regen brachten neuen Segen. Bald kamen die Bapedi aus ihren Verstecken in den Höhlen der Hügel hervor und brachten die neue Ernte ein. Es dauerte auch nicht lange, und Seku- Die Erteilung des Segens vor den Portalen der Peterskirche in Ro:n während der Fronleichnamsprozession. (Atlantic.) Der Apostolische Delegat Südafrikas in Rom. — Erzbischof Jordan Gijlswijk, O. P., Apostolischer Delegat in Südafrika, der gerade Rom besucht, äußert sich begeistert über den Fortschritt der Kirche in Südafrika in der letzten Dekade. Die katholische Bevölkerung, die vor zehn Jahren, als die Delegatur geschaffen wurde, kaum 176.000 Köpfe betrug, ist auf 315.000 angewachsen. Schulen zählt man 1300 mit 80.000 Einschreibungen. (Fides.) kuni kam aus ber Gefangenschaft zurück. Winter übergab ihm mehrere Ladungen Getreide, und damit begann ein freundschaftliches Verhältnis zwischen. ihm und dem Pedi-Fürsten. Sekukuni sammelte sein Volk und siedelte sich auf der Farm Fernkloof an. Winter wohnte auf der Farm Hackney. Eines Tages beisuchte ihn Sekukuni und sagte zu ihm: „Du und ich, wir sind wie Mann und Frau, und was zwischen uns gesprochen wird, geht nicht weiter herum; du und ich., wir sind wie zwei Berge, die gegeneinander lehnen; nichts kann uns verrücken. Ich will dir großen Reichtum geben an Vieh, wenn du mir in einer einzigen Sache Hilfe leistest. Gib mir von beinern mächtigen Gifte, damit ich einige meiner verbrecheri- schen Untertanen auf die Seite schaffen kann, da es mir von der Regierung aus nicht erlaubt ist, offen zu töten." Vinter erwiderte ihm: „Dein Vorschlag ist unmöglich; ich hätte selbst die Pflicht, dich allzuzeigen, wenn du dergleichen tätest." Diese Weigerung Winters zerstörte ihre Freundschaft nicht. Winter und sein Schwa-ger, der Missionär Knothe, besuchten eines Tages Sekukuni auf dem Rückivege nach Hackney. Der Fürst lud sie ein, die Nacht bei ihm zu verbringen, da es ziemlich, spät geworden war. Doch die beiden Herren nahmen die Einladung nicht an, da Frau Winter allein auf Hackney weilte. Am folgenden Morgen erschien ein Bote des Häuptlings Kcholokwe, der Winter benachrichtigte, daß Sekukuni von seinem Bruder Mampuru eriliordet und sein Kraal niedergebrannt sei. Winter und Knothe sattelten sogleich ihre Pferde und ritten nach Fernkloof, wo sie den Körper des; Fürsten mit einem Fellkleid bedeckt fanden, das brudermörderische Lanzenblatt noch in der Brust. So endete Sekukuni durch Mörderhand, er, der selbst soviel Menschenblut vergossen hatte. Der Brudermörder Mampuru sollte keinen Nutzen von seiner grausigen Tat haben; er wurde von der Regierung zum Tode verurteilt und gehängt. Das war im Jahre 1881. Der Tod der beiden Brüder bezeichnet das Ende eines Jahrhunderts von Stammesfehden. Seither erfreuen die Bapedi sich. größerer Ruhe. Sekukunis Nachfolger wurde Kcholokwe, der als Regent für des Ermordeten Neffen und erbberechtigten Nachfolger, der lloch ein Säugling war, die Herrschaft führte. Kcholokwe, der den Beinamen Mahomolele, der Schweigsame, erhielt, regierte fein Volk auf friedliche Weise, das heißt mit Unterwürfigkeit gegen die Regierung der Weißen. Sein -Enkel, Kcholokwe II., ist gegenwärtig Häuptling in der südlichen Hälfte des Landes, in Ge'luks Reserve, während Sekukuni II., der Oberhäuptling des Pedi-Stammes, die nördliche Hälfte besitzt. S e k u k u n i II. ist nur nach Pedi-Auf-sassung ein Neffe oder vielmehr ein Großneffe Sekukunis I., denn Moramotscha, der Sohn Sekukunis I., starb einige Jahre vor Die Mission in Transvaal. — Wir sehen den Apostolischen Präfekten von Lydenburg, Msgr. Mohn, mit Hochwürden P. Zorn hoch zu Roß in einer Schlucht des östlichen Transvaal. Die Missionäre sind auf der Suche nach einem günstigen Platz für eine Außenschule. Transvaal hat auf dem Gebiet der Katholischen Aktion und des katholischen Unterrichtes bedeutende Fortschritte ge-inacht. Die katholischen Laien sind hervorragend organisiert. Es ist das nicht zuletzt das Verdienst der Herz-Jesu-Missionäre, die dort eine gesegnete Tätigkeit entfalten. (Fides.) ' li V ' 1 1 f: i. {■ • dessen Geburt. Moramotscha aber hatte für Torontetschane, die Mutter Sekukunis II., das Heiratsvieh bezahlt, starb aber, ehe er sie heimgeführt. Nach Pedisitte aber to erben ihm in Kraft des erlegten Heiratspreises alle späteren Kinder seiner Braut zugeschrieben. Wer der wirkliche Vater des lebenden Großhäuptlings sei, wird kein Eingeborener verraten. Die Kultur ist an dem kleinen, feisten Herrn mit dem gutmütigen Gesicht nicht spurlos vorübergegangen. Im Gegensatz gu seinen Vorfahren trägt er europäische Kleidung; bei feierlichen Anlässen aber hüllt er sich in die Staatskleidung von prächtigen Leopardenfellen und trägt eine wertvolle Halskette von gelben, schwarzen und blauen Perlen und wundervollem Farbeüschmelz. Er spricht etwas englisch und kaphollän-disch und kann sogar schreiben, doch hält er sich für seine amtlichen Briefe an Regierungsbehörden einen Eingeborenen, der ihn an Fertigkeit noch übertrifft. Die erste Gemahlin und Hauptfrau Sekukunis II., die „Leuchte des Stammes", war bereits einem kleinen Häuptling im Pietersburg-Distrikt vermählt und Mutter zweier Kinder, als sie von Sekukunis Gefolgschaft als Gattin des Großhäuptlings angesprochen wurde. Diese Frau, die als unvergleichlich im Range betrachtet war, wurde von Sekukuui buchstäbliche verlangt, und ihre Sippe sah sich genötigt, ihre frühere Ehe null und nichtig zu erklären und ihm die Frau gu überlassen. Ihr bisheriger Gatte mußte sich begnügen, ein Weib von niedererem Range als Ersatz anzunehmen. Die Wahl der ersten Gemahlin eines künftigen Großhäuptlings ist eben eine Angelegenheit, welche die sorgfältige Erwägung des ganzen Stammes erheischt und erfährt. Eine Frau, die für diese hohe Stellung ausersehen wird, spielt eine wichtige Rolle int Stamme, weshalb erfordert ist, daß sie aus einer Familie komme, die, wenn nicht ebenbürtig, doch ihrem Range nach nicht weit unter dem ihres Ehemannes stehe. In den meisten Fällen wird die fürstliche Frau vom Stamme ausgesucht, lange bevor der junge Häuptling heiratsfähiges Alter erreicht hat. Selbstverständlich wird ihm Beizeiten die erfolgte Wahl mitgeteilt. Wem: er dann glaubt, daß die Zeit für ihn gekommen, die ,,Stammesleuchte" heimzuführen, wird er seinen Räten Mitteilung machen, er habe diese mtb diese Jungfrau oder Frau ausgewählt, die natürlich die gleiche ist, welche der Stamm lange vorher für ihn bestimmt hatte. Die Räte versammeln daraufhin ihren Anhang und erklären, daß der Stamm ohne „Leuchte" sei und es darum notwendig wäre, eine solche zu beschaffen. Eine Beratung folgt. Es mirib sogar eine Art Abstimmung gehalten, eine ganz überflüssige, heuchlerische Mühe, da bie Wahl doch bei den Räten liegt und schon lange stattgefunden hat. Dabei ist bemerkenswert, daß 6 er Stamm niemals abweicheüde Meinung über die Wahl hat, daß aber auch, die Räte ihrerseits sich nicht der Gefahr einer Niederlage aussetzen, indem sie diplomatisch zuvor die allgemeine Ansicht erforschen urtd danach ihre Wahl treffen. Nachdem diese vorbereitenden Schritte getan sind, miti eine Abordnung an den Häuptling, den Water der Erwählten, abgesandt und förmlich um seine Tochter angehlalten. Wenn lder Häuptling -non niedererem Range als sein künftiger Schwiegersohn ist, haben weider er noch seine Tochter das Recht, die Werbung zurückzuweisen. Nach her Rückkehr der Abordnung wird das Heiratsvieh von den Mitgliedern des Stammes erhoben. Jeder kleine Häuptling oder Hofangestellte soll wenigstens ein Stück Bieh hergeben. Auch der Freier gibt Rinder Pedi-Krieger von seinem Bestände. Wenn genügend Wieh gesammelt ist, wird es dem Water der Erkorenen unter vielen Förmlichkeiten übergeben. Alle Häuptlinge und Räte begleiten das Brautvieh, nach dessen Ablieferung ein großes Fest stattfindet, für das zehn oder zwölf Ochsen geschlachtet werden. Der Water der Braut und seine Gefolgschaft nehmen daran teil, nicht aber der heiratende Groß-hLuptling. Schließlich holt man die fürstliche Braut ab. Sie wird von fast der ganzen Gefolgschaft ihres Vaters begleitet sowie von einigen Räten, die ihn vertreten. Bei Annäherung an ihren Bestimmungsort kommen ihr die Leute des Bräutigams entgegen, und von da an geht der Zug nur mehr mit schneckenartiger Langsamkeit voran; ein ganzer Tag mag dazu verwendet werden, einige Meilen zurückzulegen. Von Zeit zu Zeit werden die „fürstliche Frau" und ihr Gefolge sich am Wege niti-erlajjen und dort bleiben, bis der Großhäuptling Geschenke schickt und sie bittet, näherzukommen. Dies wird häufig wiederholt. Zuerst besteht das Geschenk aus einem Ochsen, dann aus einer Ziege, dann vielleicht aus einem Fellkleide und so fort, allmählich an Wert zurückgehend, bis das Geschenk nur mehr ein Paar Armringe ausmacht. Nach Empfang eines söden Geschenkes wird die Braut, wieder einige hundert Meter weitergehen. Unmittelbar vor Anbruch der Dunkelheit, wenn der Brautzug die letzte Rast hält, wird ein Vorläufer geschickt, her die Ankunft der „Stammesleuchte" ankündigt, was als Zeichen zum Auslöschen aller im Dorfe brennenden Feuer gilt. Nach ihrer Ankunft im Krcwl wird die hohe Braut zu ihrer Hütte geführt, wo die weiblichen Mitglieder ihres Gefolges sie bedienen. Am folgenden Morgen bei Tagesanbruch findet das Entzünden .he§ neuen Feuers statt, das von der fürstlichen Braut selbst vorgenommen wird. Wenn auch die Bapedi sich im gewöhnlichen Leben meist der Zündhölzer der Weißen bedienen, so entfachen sie die rituellen Feuer stets durch Reiben zweier Hölzer. Dann wird das Feuer für das ganze Dorf von der Glut des von der Braut entzündeten Feuers genommen und ausgeteilt. Das „heilige Feuer" wird dem „Bewahr"r des Feuers" anvertraut, der es ununterbrochen zu unterhalten hat, angefangen vom Hochzeitstage der „großen Frau" bis zu dem des nächsten „Stammweibes", ein >ganzes Geschlecht hindurch-, Dann wird ein großes Fest abgehalten, nach dessen Beendigung das Brautgefolge mit den Geschenken zurückkehrt, die der Bräutigam am Nachmittag der Ankunft des Brautzuges gegeben hat. Die Machtvollkommenheit des Großhäupt- Der Diener Gottes (Schluß.) 24. Die Verherrlichung. Eine auffallende Begebenheit, die in den Akten des Selig-sprech-ungsprozesses bezeugt wird, trug sich in Verona am Abende des 10. Oktober, dem Todestage Eombonis, zu. Während eine Schwester in ihrer Zelle betete, schien es ihr plötzlich, als sehe sie den Himmel offen und die Engel und Heiligen darin bei einem Feste. Zugleich vernahm sie eine innere Stimme, die sprach: „Es ist für eine große Seele, die heute ankommen soll." Bevor noch die Nachricht von dem Hinscheiden des großen Bischofs in seiner Heimat Limone eingetroffen war, ereignete sich daselbst -ein ähnlich merkwürdiger Vorfall. Der Maler Anton Moro hatte den Auftrag, Eombonis Bild zu malen. Gerade in der Zeit, in der er 'sich im Geiste mit der Ausführung des Gemäldes beschäftigte, sah er mehrere Tage hindurch von dem Fenster seines Arbeitsraumes, das auf den See hinaus ging, ein -großes Kreuz am Himmel, und zwar in der Richtung, in der Afrika liegt. Der Künstler vermochte sich diese eigentümliche Erscheinung nicht zu erklären. Als aber die Trauermeld-ung eintraf, bezog -er mit Recht das seltsame Ereignis auf Eombonis letzte Krankheit und seinen Tod. Das von Moro angefertigte Bildnis, das sich im Mutterhause zu Verona befindet, ist das schönste und treffendste des großen Bischofs. Kein anderes Zeichen konnte 'in der Tat dessen Eingang in den Himmel besser ver-sinnbilden -als das Kreuz, mit dem er während seiner ganzen apostolischen Tätigkeit in so reichem Maße -gesegnet war und das er mit so heißer Liebe umfangen hatte. lings ist heute bedeutend eingeschränkt. In der südafrikanischen Union gilt der General-statthalter, der Vertreter des Königs von Großbritannien, als der höchste Häuptling aller Eingeborenen der vier 'Provinzen des Landes. Als solcher kann er ibent Großhäuptling eines Stammes eine beschränkte Gerichtsbarkeit nach dem Eingeborenen-Gesetz gewähren und nach Gutdünken wieder entziehen. Daniel Comboni. Keine Art von Leiden war ihm erspart geblieben, aber er nahm sie alle als Geschenke der göttlichen Vatergüte entgegen und ließ sich nicht entmutigen. Vertrauensvoll wiederholte er: „Das Negerland wird sich bekehren. Habe ich auch keinen Trost auf Erden, so werde ich ihn doch int Himmel finden. Es leben Jesus, Maria, Josef! Nimmt auch das Missionspersonal ab, so nimmt doch Gott nicht ab; er wird das Negerland retten." Und wirklich kam es nach dem Tode des heilig-mäßigen Bischofs weit schlimmer, als man im Herbst 1881 befürchten konnte; denn schon im folgenden Jahre brach der Mahdi-Aufstand aus, wodurch die ganze Mission der Vernichtung anheimfiel. Der Feuerreibende Pedi-Knaben. Holländisch-reformierte Kirche in Lydenburg. Infolge reicherer Mittel sind die Sekten oft in der finge, größere, schönere und festere Kirchenbauten aufzuführen als die Katholiken. Urheber dieser politisch-religiösen Revolution, ein Derwisch namens Mohammed Ahmed, bereiste schon in den letzten Lebensjahren Combonis das Land mtlb suchte überall den Fanatismus der Mohammedaner gegen die türkische Oberhoheit sowie gegen die christliche Religion anzufachen. Um die ungebildeten und leichtgläubigen Massen zu gewinnen, legte er sich den Titel „Mahdi", das heißt Gesandter Gottes-, bei und bezeich-nete es als seine Ausgabe, die Reinheit des Islam wiederherzustellen und die Mißwirtschaft im Lande zu beseitigen. Dann zog er sich mit einem kleinen Anhang auf die Nil-insel Aba zurück. Zwei Kompagnien Sotda-ten, die ihn daselbst im Juli 1881 gefangennehmen sollten, ließen sich auf sumpfiges Gelände locken, wo der größte Teil von ihnen fast nur mit Stöcken erschlagen wurde. Nach Verlegung seines Standquartiers und weiterer Verstärkung seiner Anhängerschaft, entrollte er offen die Fahne der Empörung und blieb in verschiedenen Gefechten gegen die Regierungstruppen siegreich. Bereits im folgenden Jahre gelang ihm die Eroberung eines großen Teiles der Provinz Kördofan, und am 19. Jänner 1883 fiel auch die Hauptstadt El Obeid in seine Hände. Zahlreiche Völkerstämme des Sudan schlossen sich teils freiwillig, teils gezwungen dem neuen Propheten an, so daß er im August 1884 es wagen durfte, den Feldzug gegen Khartum zu unternehmen, das am 26. Jänner 1885 erobert wurde, wobei allerdings der Verrat eine bedeiltende Rolle spielte. Von da an ergab sich der Mahdi immer mehr dem Wohlleben, infolgedessen' er bald erkrankte und am 22. Juni 1885 starb. Zu seinem Nachfolger hatte er den Kalifen Abdullah! ernannt. Erst 13 Jahre später gelang es den englisch-ägyptischen Truppen unter Führung Lord Kitcheners, den Sudan zurückzuerobern. In der Schlacht bei Kerreri, am 2. September 1898, wurden die Mahdisten vernichtend geschlagen. Seitdem ist der Sudan wieder der Kultur erschlossen. Wohl hatte sich bei Ausbruch des Mahdi-Aufstandes ein großer Teil des Missionspersonals durch die 'Flucht retten lomim; die übrigen traf das harte Los langjähriger Gefangenschaft. Combonis Nachfolger im bischöflichen Amte Franz Sogaro, der am 6. März 1883 seinen Einzug in Khartum gehalten hatte, mußte schon am 11. Dezember desselben Jahres iden Sudan wieder verlassen und seine Tätigkeit auf die Institute in Ägypten und in Verona beschränken. Am 28. Oktober 1885 wurde int männlichen Institut zu Verona die Kongregationssorm eingeführt, die im weiblichen Institut schon von Anfang an bestanden hatte. Es -erhielt nun die Bezeichnung „Kongregation der Söhne vom heiligsten Herzen Jesu". Die frühere Benennung „Institut für die afrikanischen Missionen" wurde als Untertitel beibehalten. Trotz der Zerstörung des Missionswerkes im Sudan blieben Combonis Hauptgründungen nicht bloß erhalten, sondern inahmen -auch- in der Folgezeit eine günstige Entwicklung. Am 27. Juli 1923 schloß der Heilige Stuhl die deutschsprachigen Mitglieder ber Söhne vom heiligsten Herzen Jesu in -eine -eigene Kongregation zusammen, die den Namen „Missionäre Söhne vom heiligsten Herzen Jesu" führt -und in Josefsthal-Ellw-angen ihr Mutter- und -Generalhaus besitzt. Den gegenwärtigen Stand der Combonischen Schöpfung zeigt folgendes Zahlenbild. Die Schw-esternkongregation „Fromme Mütter des N-egerland-es" wies zu Beginn des Jahres 1933 insgesamt 480 Mitglieder auf, von denen 330 in den Missionen wirken. Hiezu -kamen noch 130 Novizinnen nn-d-Kandidatinnen. Der italienische Zweig der „Söhne vom Freischützen auf Madagaskar. Wie die beiden Jungen ihren Alligatvr auf dem Fahrrad heimbringen, ist sehenswert. Sie gehören zur Mission der Binzentinerpatres in Fort Dauphin (Madagaskar). Der hl. Vinzenz von Paul schickte einige seiner Missionäre bereits um 1650 nach Madagaskar, bald nach der Gründung seiner Kongregation. (Fides.) heiligsten Herzen" mit dem Mutterhaus in Verona zählte beim Jahreswechsel 355. Prosessen, 75, Novizen und 360 Zöglinge. Von den 'Professen waren 3 Bischöfe, 151 Priester, 80 Theologiestudierende und 121 Laienbruder. Der erst vor 10 Jahren verselbständigte deutsche Zweig, die Kongregation der „Missionäre Söhne vom heiligsten Herzen Jesu", verzeichnete am 1. Jänner I. I. 127 Professen, 63 Novizen und 258 Zöglinge. Die Zahl der Priester ist auf 50 gestiegen. Aber auch in Afrika hat der Combonische Geist neues, kräftiges Leben geweckt. Die Veroneser Kongregation versieht dort zur Zeit fünf selbständige Missionssprengel, nämlich vier im Sudan und einen in Uganda, während die deutschsprachige Kongrega-tion bei der Abtrennung von Verona die Apostolische Präfektur Lydenburg in Transvaal als Missionsgebiet erhielt. Denkt man an die furchtbaren Stürme, die schon zu Lebzeiten des Stifters sein Werk bedrohten, und an die entsetzlichen Rückschläge, die nach seinem Tode eintraten, so wird man nicht umhin können, die Gründung Combonis nicht als ein bloßes Mcuschenwerk, sondern vielmehr als ein Gotteswerk anzusehen. Hätte nicht eine gütige Vorsehung über ihr gewaltet, so wäre sie, statt sich segensreich zu entfalten, fraglos längst untergegangen. — Das Grab des Dieners Gottes in Khartum wurde für die Missionäre und die Christen alsbald eine Stätte der Andacht, wo man betete und für die Wohltaten dankte, die man seiner Vermittlung zuschrieb. Ein Zeuge sagte aus: „Ich- habe viele Christen gesehen, die zum Grabe gingen, um dort zu beten. Auch habe ich vernommen, !daß ein kranker Kopte, der am Grabe betete, die Gesundheit wied>er erhielt." Ein anderer Zeuge erklärte: „Ich sah sehr viele Christen, die am Grabe um Gnadenerweise und um Heilung von Krankheiten flehten, und ich h>abe von vielen .gehört, daß sie die gewünschten Gnaden erlangt haben." Selbst die Mohammedaner empfahlen sich Comboni. Eine mohammedanische Fran brachte zu Beginn des Mahdi-Aufstandes ihr erspartes Geld in einem Beutel zum Grabe des Bischofs und sagte: „Wenn du wirklich ein Heiliger bist, wie die Leute sagen, so hüte mir meine Ersparnisse!" Als sic nach dem Abflauen der Revolution den Betrag unvermindert in dem Versteck wiederfand, in dem sie ihn verborgen hatte, rief sie verwundert: „Comboni ist in der Tat ein heiliger Gottes-mann!" Es wird auch berichtet, daß nach dem Abzug, der Missionäre eine arme Frau, die in einer Strohhütte unweit des Grabes wohnte, von den Almosen gelebt habe, die sie von den' Besuchern der Begräbnisstätte empfing. Biele nahmen auch Erde vom ©rabe mit fich und 'gebrauchten sie als Heilmittel. Gerade der Umstand, daß so viele das Grab besuchten, ließ die Mahdi-Horden glauben, daß darin befonibere Schätze verwahrt seien. Deshalb erbrachen und durchwühlten sie es, wogegen das in unmittelbarer Nähe liegende Grab des Pater Max Ryllo unangetastet blieb. Nach der Rückeroberung des Sudan beauftragte der damalige Apostolische Vikar, Bischof Roveggio, die ersten nach- Khartum entsaüdten Priester, die ©ebetrte Combonis mit aller Sorgfalt zu sammeln und nach Assuan zu bringen, wo sie in der dortigen Kirche am 2. November 1-899 feierlich beigesetzt wurden. Am 12. März 1929 nahm Bischof Paul Silvestri die bei Einleitung des Seligsprechungsprozesses vorgeschriebene kirchliche Untersuchung der Überreste vor. Die Verehrung des Dieners Gottes ist seit einem Jahrzehnt stark -gewachsen, namentlich in Afrika. Wie jene, die ihn noch gekannt haben, einmütig bezeugen: „Er war ein Mann Gottes, ein Apostel, ein Heiliger", so bekunden es auch die Bielen, die in körperlichen und seelischen Nöten die Macht seiner Fürsprache am Throne Gottes erfahren. Die Bischöfe von B-er-ona und Khartum haben die für die Seligsprechung -geforderten Erhebungen -bereits durchgeführt. Möge bald der Tag erscheinen, den nicht bloß die Missionäre und Schwestern, sondern -auch die Meuchristen in Afrika -ersehnen, d-er Tag -der Erhebung unseres Stifters und Vaters zu den Ehren ber Altäre! Dann wird- das zu einem Altar umgeformte Grab in Assuan am ersten Nilkatarakt sich! -als reicher Sqgens-quell für den schwarzen Erdteil erweisen. P. Heinrich Woh n h a a s. Empfang der chinesischen Bischöfe am Bahnhof Roms. — Der chinesische Pilgerzug mit den drei neuernannten Bischöfen, deren Weihe der Hl. Vater am 11. Juni persönlich vollzog. Zum Empfang hatten sich am Bahnhof eingefunden: Der Kardinalpräfekt der Propaganda Fumasoni Biondi, Erzbischof Constantini, Apostolischer Delegat von China, der chinesische Geschäftsträger Herr Wang, Vertreter von Missionsgesellschaften, des Propagandakollegs u. a. Der Pilgerzug bestand aus 8 Bischöfen, 5 Priestern, 15 Herren und 4 Damen. (Fides.t Meine Missionswanderungen. Von P. Josef Musar. 3. Fortsetzung. Machadodorp und Umgebung. Beim Lesen dieses Titels darf man nicht etwa meinen, daß damit nur die nächste Umgebung Machadodorps gemeint ist, nein, ich rede hier mehr nach afrikanischer Art, wo es auf 10 oder 20 Kilometer nicht ankommt. Um von Lydenburg nach Machadodorp zu gelangen, kann man entweder mit der Eisenbahn über Belfast fahren oder sich eines Autos bedienen, das zweimal in der Woche direkt von Lydenburg nach Machadodorp fährt. Die Straße war früher miserabel, und es beutelte einen ordentlich aus, bevor man am Ziele anlangte. In den letzten Jahren wurde sie jedoch ausgebessert, so daß sie jetzt in ziemliche gutem Zustande ist, wenigstens zur Zeit ber Trockenheit. Man muß einige Hügel überqueren, bevor man nach: Machadodorp kommt. Von Lydenburg nach Machadodorp sind es 47 englische SJMllen, aber unser Auto braucht vier volle Stunden für diese Fahrt. Das Dorf liegt hoch. Es hat 400 Einwohner; eine große, ganz neue kalvinische Kirche und eine englische. Zur Zeit der Burenkriege spielte es eine wichtige Rolle und erhielt den Namen vom General Machado. Ich habe erzählen gehört, daß man bent Präsidenten Krüger, als er von Pretoria nach Lorenzo-Marques floh, einen Schatz im Werte von 500.000 Pfund hieher sandte, und daß der Hort in der Nähe dieses Dorfes vergraben sei. Aber man hat schon \ Heilige Messe im Regivnalseminar Tokio. — In Japan bereiten sich zur Zeit über 400 junge Leute auf das Priesterturn vor. Von ihnen studieren allein 46 mit großen Franz-Taver-Seminar, das zur Ausbildung junger Japaner bestimmt ist. Bereits machen die Japaner von allen Priestern. Brüdern und Schwestern, die in Japan im Dienst der Kirche stehen, 40 Prozent ans. (Fides.) Japanische Knaben nehmen ein Bad. — Die kleinen Japaner in der Nähe bon Tokio wissen, wie sie der Sommerhitze begegnen können. — Viele Tausende leben in Tokio in furchtbar ärmlichen Verhältnissen; so ist der sozialen Tätigkeit ein weiter Spielraum gelassen. An der katholischen Universität gibt es ein Heim, in dem sich die Studenten der Kinder annehmen I es besteht der Plan, die Katholische Aktion auch auf die arbeitenden Klassen auszudehnen. (Fides.) so biel von dem verborgenen Krügerschatz gerebet und geschrieben, und e§ fin'd schon so viele Orte -genannt worden, wo derselbe sein könnte, daß man -ein großes Stück Transvaals umgraben müßte, wenn man ihn finden wollte, vorausgesetzt, daß er wirklich irgendwo vergraben ist. An der östlichen Seite Macha-dodorps befinden sich in einer talförmigen Vertiefung Schwefelquellen. Das Wasser enthält neben Schwefel auch Magnesium, Eisen und -Radium. In jüngster Zeit wurden dort ein Hotel -gebaut und Bädezellen errichtet. Sie werden zur Sommerszeit namentlich von den Portugiesen viel besucht. In Machadodorp sind nur wenige Kat!h-o-li-ke-n, ihre Zalh-l wechselt wie fast überall. Ich wohnte und las heilige Messe bei -einer siryanischen Familie, wo ich -sehr gut aufgenommen wurde. Der Vater war ein recht lieber Mann; er ist leider vor zwei Jahren an Krebs -gestorben. Oft hat -er mir den Wunsch geäußert, in seiner Heimat zu sterben; -es ist ihm nicht vergönnt -gewesen. Da er als- Syrier arabisch- -sprach, so haben wir uns meistens in -dieser Sprache unterhalten. Es gibt auch sonst in unserer Präfektur ziemlich viele Syrier, und da habe ich oft Gelegenheit -gehabt, in arabischer Sprache Beichte zu hören, was besonders den älteren Leuten gefiel, die des Englischen nicht so kundig sind. Übrigens haben die Syrier in Johannesburg -eine eigene Kirche und -einen eigenen Priester ihres Ritus. Aber auch- Enttäuschungen erlebte ich in Machadodorp. So erfuhr ich von einem Mann, daß -er katholisch sei. Ich -ging sofort hin, um ihn zu besuchen, und er gab gleich zu, daß er Katholik sei. Jedoch war er protestantisch verheiratet, und inte Kinder wurden protestantisch endogen. Er war schon ziemlich alt und kränklich. Ich legte ihm dar, wie es mit ihm stehe, und er versicherte mir, daß er als Katholik sterben wolle. Aber seine Angelegenheit gleich in Ordnung zu bringen, davon wollte er nichts wissen. -Er schrieb meine Adresse auf, damit er im Falle einer schweren Krankheit mich rufen lassen könnte. Als ich dann nach zw-ei Monaten wieder zurückkam, erfuhr ich zu meinem Leidwesen, daß er inzwischen gestorben war, ohne mich- von seiner Krankheit verständigt zu haben. Er wurde natürlich- -auch Protestantisch begraben. Ich habe aber noch heute das -Gefühl, daß -der Mann einen katholischen Priester haben wollte, daß aber -seine Familie -es verhinderte. Bon anderen traurigen Fällen, die ich hier erlebte, will ich nicht weiter erzählen. ■27 Meilen östlich von Machadodorp ist eine Goldgrube. Der Weg dorthin ist sehr schlecht, namentlich zur Regenzeit. Dort lebt eine Katholikin, die ich auch manchmal be- suchen -mußte; aber wenn sie konnte, kam sie nach Machado-dorp zum Gottesdienst. Zwanzig Meilen westlich liegt Belfast, eine der kältesten Ortschaften Transvaals, besonders zur Winterszeit. Am Bahnhof muß man dort manchmal 4—5 Stundete warten, bis man eine Verbindung nach Norden oder Osten bekommt. Da dieses Warten -gewöhnlich zur Nachtzeit zutrifft, so habe ich mich manchmal, von Müdigkeit überwältigt, einfach auf die Holzbank hingestreckt, um etwas zu schlafen. Als Kopfpolster bediente ich mich einfach- meines Koffers. Nach et irrn zwei Stunden aber habe ich! es vorgezogen, wieder aufzustehen, da mir meine Rippen ordentlich wehe taten. Auch in Belfast hatte ich einige Katholiken, weiße und schwarze. Manches Schlimme und Gute habe ich hier erfahren müssen. Ich will aber hier nur -ein lustiges Stücklein erzählen. In einer katholischen Familie trat ein freudiges Ereignis ein. Natürlich- mußte ich dem jungen Schreihals zur Mitgliedschaft in der Kirche Gottes verhelfen. Als Taufpate war -ein alter Irländer vorgesehen. Er war -ein -guter Kerl, nur konnte -er den Alkohol nicht leiden. Deswegen suchte er ihn, sobald er mit ihm zusammenkam, aus der Welt zu schaffen. Die Taufe sollte an einem Nachmittag stattfinden und da -hatte er bereits ziemlich vi-el hinter die Binde gegossen. Als Taufpate mußte er selbstverständlich im Namen -des Kindes -auf meine Fragen antworten. Als ich nun -fragte: „Wi-d-ersagst du dem Teufel?" so antwortete -er gleich: „Selbstver- ständlich wi-d-ersagt -er, ich -auch." Auf die weitere Frage: „Und allen seinen Werken?" erhielt ich die Antwort: „Aber natürlich; -daran ist nicht zu zweifeln . . ." Die Um-steh-enden lachten, und- -auch- ich konnte nur schwer den Ernst bewahren. — Neun Meilen westlich von Machadodorp liegt zwischen den Bergen die kleine Ortschaft Wärest fall-Bov-en, wo sich ein -großer Bahnhof be- Jndochinesischer Mandarin vom Heiligen Vater ausgezeichnet. ■— Qucm-Tuong-Vu, Großmandarin am hinterindischen Appellationsgerichtshof,würdevoll. Heiligen Vater mit dem Kreuz des Ritterordens vom hl. Gregor dem Großen ausgezeichnet. Der Mandarin, eine der ersten Persönlichkeiten des Landes, stamint aus einer allberühmten katholischen Familie, die der Kirche fünf Märtyrer geschenkt hat. (Fides.) findet. Was an Gebäuden vorhanden ist, gehört fast alles der Eisenbahnverw-altung. Die Zahl der Katholiken wechselt sehr stark, d-a die meisten Bahn-angestellte sind und häufig -versetzt werden. Oft bin ich den -ganzen Tag herumgelaufen, um die Leute für den nächsten Morgen zusammenzutrommeln, und bisweilen sind nur zwei oder drei erschienen. Doch habe ich mit Gottes Hilfe auch dort manches Gute wirken können. (Fortsetzung folgt.) Amschau. Neugeweihte asiatische Bischöfe. I. Als jüngster der Gruppe stellt sich Am Dreifaltigkeitsseste, -den 11. Juni, hat Msgr. Joseph A t t i p e t t y, Titularerz-der Heilige Vater selbst fünf Asiaten die bischof von Gabual dar. Am 25. Juni 1894 Bischofsweihe -erteilt, nämlich drei Chinesen, zu Ochamthuruth in der Erzdiözese Verapo ly einem Inder und einem Annamiten. geboren, ward er am 29. November 1932, also in feinem 38. Lebensjahre, zum Koadjutor bes Erzbischofs von Berapoly ernannt. Er entstammt einer alten katholischen Familie und hat eine Schwester im Karmel zu Verapoly. Seine vorbereitenden Studien absolvierte er im St.-Josefs-Kolleg zu Tri-chinopoly, die philosophisch-theologischen Studien schloß er nach sieben Jahren im Propagandakolleg zu Rom ab. 1926 zum Priester geweiht, sand er zwei Jahre Verwendung in der indischen Seelsorge, um dann zum Kanzler und Sekretär des Erzbischofs Angel Maria Perez y Cecilia ernannt zu werden. Die Erzdiözese Verapoly ist bie Heimat der Thomaschristen. Sie bildete einen Bestandteil des 1659 errichteten Vikariates Malabar, bis am 1. September 1886 die gleichnamige Erzdiözese errichtet wurde. Seit der Lostrennung ber Diözese Vijaya-puram (1930) gehören zu Verapoly noch 105.000 Katholiken, die von annähernd 100 einheimischen (indischen) Priestern betreut werden. Der einzige Europäer im Dienste der Erzdiözese ist der Erzbischof Exz. Perez Cecilia selbst. Nichtchristen gibt es noch 1,871.000. II. Msgr. Jo h. B. T o ng, Titular-bischof von Sozopolis, am 10. Jänner 1933 zum Koadjutor des Apostolischen Vikars von Phat-Diem auf dessen Betreiben erwählt, ist der älteste der fünf. 1870 im Vikariat Von Frankreich nach Hintcr-indien in zehn Tagen. — Bischof Chaize, Koadjutor der Diözese Hanois brauchte für die Rückreise von Marseille nach Saigon, Hinterindien, nur zehn Tage. Er legte in diesem Zeitraum 7500 Meilen zurück, für die früher eine mehrwöchigeSeereise erforderlich war. Die Missionen Hinterindiens hat man die schönsten der Welt genannt. In wenigen Tagen kannheuteder Missionär von Europa aus blühende Christengemeinden erreichen, dort, wo vor wenigen Jahrzehnten noch das Christentum geächtet war. Noch leben Missionsveteranen, die sich erinnern, wie der Missionär nach einer Ozeanfahrt von Wochen und Monaten dasLand betrat, um wie ein Freiwild gehetztund verfolgt zu werden. (Fides.) Saigon geboren, zählt er jetzt 63 Jahre. 1896 ward er zum Priester geweiht und diente 20 Jahre den Apostolischen Vikaren von Saigon als Sekretär. Schon als er der größten Pfarrei ber Stadt Saigon Vorstand, galt er in ganz Annam als ausgezeichneter Prediger, der sich, ebenso gewandt in Französisch wie in seiner Muttersprache auszudrücken weiß. Phat-Diem, eine Küstenstadt Tonkings, einige Kilometer nordwärts von Saigon gelegen, gehörte lange zum Vikariat Hanoi. 1901 abgetrennt, führte es zuerst den Namen See-Tonking und seit 1924 seinen jetzigen Titel. Trotz seines winzigen Flächenraumes von 2000 Quadratkilometer muß Phat-Diem als einer der katholischesten Punkte Asiens angesprochen werden: unter der Gesamtbevölkerung von einer halben Million befinden sich 100.000 eifrige Katholiken. 24 annamitische Priester sind bereits im Vikariat tätig. III. Bischof Joseph Fan, Titular-bischof von Paphos, am 10. Jänner 1933 zum Apostolischen Vikar von Tsining (Inner-Mongolei) erwählt, mürbe am 10. Jänner 1882 im Vikariat Siwantze geboren. In seiner Familie war der Glaube schon über 200 Jahre heimisch; sie hat der Kirche bereits 6 Priester und eine Reihe von Ordensleuten geschenkt. Der Großvater Msgr. Fans war durch sein heiligmäßiges Leben in der ganzen Umgegend bekannt. Ein Bruder Bischof Fans totest als Priester im Vikariat Ankuo, leine Schwester ist Ordenssrau. Seine Studien vollendete Msgr. Fan im Seminar Siwantze; die Priesterweihe emp-fing er im Jahre 1910. Als Professor für Sprachen und chinesische Literatur am Kolleg zu Siwantze und später am Seminar hat der Erwählte fast sein ganzes Leben zugebracht, wenn wir von den 7 Jahren absehen, die er als Pfarrer und Dekan von Meikoeiintse in der Seelsorge wirkte. Das Vikariat Tsining ist 1929 durch Los-trennung von ©itoantje entstanden. Der erste Apostolische Vikar Bischof Evarist Chang, früher Professor für chinesische Literatur am Propagandakolleg in Rom, starb leider schon drei Jahre nach seinem Amtsantritt (26. Mai 1932). Bei einer Gesamtbevölkerung von 300.000 Chinesen zahlt das Vikariat 30.000 Katholiken. Ein Bruchteil davon stammt von alten katholischen Familien, die aus südlichen Provinzen nach der Inner-Mongolei einwanderten. Die Mehrzahl verdankt -ihre Bekehrung der Arbeit der Scheuter Missionare innerhalb der letzten 60 Jahre. IV. Bischof Matthäus Ly, Titular bort Tlos, wurde am 2. März 1933 zum Apostolischen Vikar von Pachoto (Provinz Szechwan-Ehina) erwählt. Er ward 1877 im Vikariat Suisu geboren und machte auch am dortigen Seminar seine Studien. Nach seiner 1910 erfolgten Weihe fand er zunächst in der Seelsorge Verwendung. Er wurde Dekan, dann Lehrer für Latein und Chinesisch an dem kleinen Seminar von Suisu. Als man Pachow 1929 durch Trennung von Suisu zur Apostolischen Präfektur erhob, ward Msgr. Ly der erste Präfekt. Das jetzige Apostolische Vikariat Dachow zählt augenblicklich bei einer Gesamtbevölkerung von einer Million nur 7000 Katholiken. V. Bischof Joseph T s o e i, Titu-larbischof von Tanais, geboren 1876, ward am 2. März 1933 zum Apostolischen Vikar von Iungnien (Provinz Hopeh-China) gewählt. Im Boxeraufstand 1900 wurden ihm Mutter, Bruder und Schwägerin ermordet. Ein Brüder wirkt als Jesuitenpater im Vikariat Sienhsien. Nach den Studienjahren 60 Jahre in Hinterindien. — Am 6. Juni feierte Bischof Gendreau fein diamantenes Priesterjubiläum. Er hat 60 Jahre in Touting zugebracht, davon 46 als Bischof. Für seine Diözese Hanoi hat er nacheinander vier Koadjutoren geweiht. Hanoi zählt 164.621 Katholiken, während die losgetrennten Sprengel Hung-Hoa und Phat-Diem 160.000 und 315.000 Gläubige haben. Mit dem Missionsveteran, der allgemein als Vater geliebt und verehrt wird, arbeiten in den drei genannten Gebieten 315 annamitische Priester, 95 auswärtige Missionäre und über 800 Katechisten. (Fides.) im Seminar Sienhsien ward der Erwählte 1904 zum Priester geweiht. Er galt als ausgezeichneter Seelsorger, da er 1929 bei der Errichtung der Präfektur Pungnien an deren Spitze berufen wurde. Pungnien, seit 1933 Vikariat, zählt bei einer Gesamtbevölkerung! von 2 Millionen 40.000 Katholiken und 19 chinesische Priester. Vom einheimischen Klerus. Die Weihe der fünf asiatischen Bischöfe, die Pius XI. am 11. Juni in der Peterskirche vornahm, lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß bald 20 Prozent der asiatischen Katholiken unter einheimischen Bischöfen Eingeborener Klerus in Nigeria. — Ein Zentralseminar, das in West-Nigeria eröffnet wurde, stellt den bescheidenen Anfang für die Heranbildung eines einheimischen Klerus dar. ■— Die Missionare, die 1862 an der Beninküste landeten, fanden einen merk-ivürdigen Zustand vor. Katholische Sklaven, die von Brasilien heimgekehrt lvarcn, hatten in ihrer neugegründeten Kolonie keinen Priester. Sic wählten einen aus ihrer Mitte und nannten ihn Vater Anton. Eifrig lvar er bestrebt, seinen Landsleuten in ihren religiösen Nöten beizustehen. Er spendete Taufen und tröstete die Sterbenden. (Fides.) stehen, während 60 Prozent bereits von einheimischer Geistlichkeit betreut werden. Indien zählt 2000 einheimische und 1500 ausländische Priester. Bon 3,500.000 Katholiken werden 30 Prozent oder über eine Million von indischen Bischöfen geleitet, während eine weitere Million Gläubige von indischen Priestern im Verein mit auswärtigen betreut wird. In H i n t e r i n d i e n beträgt die Zahl der eingeborenen Priester 1100 und die der auswärtigen nur mehr 360. In Phat-Diem, wo Bischof Tong Koadjutor werden soll, wohnen nur 8 Prozent von den 1,300.000 Katholiken Jndochinas, aber 800.000 von den Katholiken des Landes unterstehen dem einheimischen annamitischen Klerus. China hat 1420 eingeborene und 1980 fremde Priester. In den 19 Sprengeln, die unter chinesischen Kirchenoberhäuptern stehen, erreichen die Katholiken fast eine halbe Million; man hat berechnet, daß eine weitere Million Gläubige — von den insgesamt 2,500.000 — zu Missionsstationen gehört, die von chinesischem Klerus geführt werden. Japan mit 62 einheimischen und 222 fremden Priestern weist nur eine Diözese mit einem japanischen Bischof auf. Allerdings finden sich dort — in Nagasaki — zwei Drittel der 100.000 japanischen Katholiken, Korea hat 64 einheimische und 81 auswärtige Priester. Von den insgesamt 100.000 Gläubigen befinden sich 40.000 in der Obhut von Koreanern. Missions-Veteranen. 57 Jahre a l s M i s f i o n ä r in Chi n a! Welche Unsumme von Opfern, welche Fülle von Erlebnissen heiterer und ernster Art ein solches Leben in sich- schließt, w-eiß eigentlich nur der, der es mitgemacht hat. In diesen Tagen rüstet sich die Gesellschaft der Scheuter Missionäre, das 60. Jahr der Priesterweihe eines der Ihrigen .zu begehen. Es ist Msgr. Hubert Otto, der ehemalige Apostolische Vikar von Kansu, der, in Brüssel am 12. September 1850 geboren, zuerst in Belgien, dann am Propagandakolleg in Rom studierte und am 9. Juni 1873 im Lateran zum Priester geweiht wurde. Schon drei Jahre später, am 28. Februar 1876, verläßt er Brüssel, um als Missionär nach- d-er Mongolei zu ziehen. Von 1890 ab treffen wir ihn durch 20 Jahre als Apostolischen Vikar von Kansu. Nach seiner Resignation im Jahre 1918 verwaltete er neuerdings das verwaiste Vikariat bis 1921 und ein zweites Mal im Jahre 1923. Seitdem lebt er bei seinen Mitbrüdern im mongolischen Vikariat Ningsia und führt Kind-er und Katechumenen in die Heilswahrheiten ein. Bischof Otto kann auf einen 50jährigen ununterbrochenen Aufenthalt in China zurückschauen. 1910 bei einer Bischofskonferenz Unter den Aussätzigen Neu-fatebonienS.—Die Schwestern der Gesellschaft Mariens nehmen sich hingebungsvoll der Leprosenstation Ogne auf Neu-Mebomen an. Fast jedes Eiland des Stillen Ozeans ist jetzt von den Missionären erfaßt. 100 Jähre sind es, daß das erste Apostolische Vikariat in Ozeanien gegründet wurde, und bereits zählt man in dieser früher dem Glauben verschlossenen Gegend 239.890 einheimische und 1,500.000 europäische Katholiken. (Fides.) in Siwantze, sah er zum erstenmal wieder nach 34 Jahren die Eisenbahn. Man schlug ihm vor, einen kleinen Abstecher nach Tientsin, Peking, Schanghai zu machen und sich die modernen technischetl Errungenschaften anzuschauen. Seine Antwort war ablehnend. „Meine Mitbrüder schreiben mir häufig von Brüssel", meinte er, „und ich weiß ganz gut, was ein Automobil oder eine elektrische Tram ist; aber ich- habe keine Sehnsucht, sie zu sehen." Damit stieg er in seinen alten Manltier-Wagen und hinterdrein folgte ihm die Kamelkarawane mit dem Gepäck. Eine bewundernswerte Zähigkeit hat ihn zeitlebens nicht verlassen. Nur fühlte er, als er im Jahre 1918 zum drittenmal dem Typhus entrann, ein gewisses Schwinden des Gedächtnisses und der anderen Kräfte. So legte er sein Amt als Apostolischer Vikar nieder. Aber noch heute vergeht kein Tag, wo er nicht mehrere Stunden Katechismus lehrt — mit seinen 83 Jahren! Msgr. Otto war immer und vor allem Katechet. Es war immer seine Lieblingsbeschäftigung, in die Seele der Katechnine-nen und ihre Verschlossenheit einzudringen, sie aus der geistigen Trägheit aufzurütteln und für Christi Lehre zu 'gewinnen. In einem Brief an einen alten Mitbruder macht er Andeutungen über seine „Methode": „. . . Ich. spreche mit diesen braven Leuten so, wie ich es mit meinen Brüdern ltith Schwestern täte und — es geht . . ." Heute noch schickt ihm der Apostolische Vikar von Ningsia die jungen einheimischen Priester nach ihrer Weihe zu. Er weiß, daß ein Aufenthalt bei ibent 'alten, erprobten Kämpen ihnen unschätzbare Vorteile bringt, bevor sie auf Seelenfang ausgehen. Msgr. Otto hat sein Wissen auf diesem Gebiet durch zahlreiche Artikel auch andern zugänglich gemacht. Noch 1931 hat er trotz seiner 80 Jähre eine Erklärung zum großen, in China allgemein -eingeführten Katechismus veröffentlicht. 'Zu seinem Jubiläum konnte er seinen Mitbrüdern eine „Sammlung von Katechesen" überreichen. Es war vor zwei Jahren. Bischof Otto hält wie gewöhnlich ruhig seine Katechismusstunde. Da klopft ihm jemand auf die Schulter. Er wendet sich um und sieht einen jungen Soldaten, der seinen Revolver aus ihn richtet und ihm bedeutet, zu folgen. Der Greis verliert keinen Augenblick die Ruhe; es ist ja nicht sein erstes Abenteuer dieser Art bei seinen 81 Jähren! Und er geht mit dem Soldaten. Der aber begeht die Unklug-heit, äls erster das Haus ztl verlassen. Kaltblütig und rasch entschlossen schließt Msgr. Otto die Tür hinter ihm ab, hängt die Kette ein und nimmt feinen Unterricht wieder auf . . . Auf 60 I a h r e in Tibet und L h as s a, dem heute Tatsienlu genannten Vikariat, kann Bischof Giraudeau zurückblicken, dier bereits am 17. März feinen 83. Geburtstag feiern durfte. Bald nach Beendigung des deutsch-französischen Krieges kam der ehemalige Kavallerieoffizier in das Land der Lamas. Seit mehr als 50 Jahren befaßt er sich mit dem Studium des Tibetanischen. Sein Lateinisch-Tibetanisches Wörterbuch wird Binnen kurzem mit Ergänzungen herauskommen, auch ein Tibetanischer Katechismus und andere religiöse Werke erweisen ihn als Kenner der Sprache. Von der Katholischen Universität in Peking. Mit Schreiben vom 27. April 1933 hat die Propagandakongregation im Namen und Auftrag des Heiligen Stuhles die Katholische Universität Peking förmlich an die amerikanische Provinz der Gesellschaft vom Göttlichen Wort (Stetster) übertragen. Die Zukunft des bedeutsamen Institutes, das von Anfang an dem Heiligen Vater sehr am Herzen lag, erscheint so am besten sichergestellt. Der Gedanke einer Katholischen Universität in Peking geht auf einen katholischen Literaten Chinas,-Herrn Vinzenz Ding zurück, ber 1926, kaum ein halbes Jahr nach der Gründung des Institutes, starb. Der Heilige Vater unterstützte den Plan .auf jede Weise. Insbesondere bemühte er sich, die 14 Benediktinerklöster Amerikas für feine Verwirklichung zu gewinnen. Was die zielbewußte Energie des Benediktineroblaten Dr. Barry O'Toole und Dom Aurel Stehles, des Abtes von St. Vinzenz in Beatty-Pennsyl-vania, für den Aufschwung des beginnenden großen Werkes getan hat, wird unvergessen bleiben. So bedeutete aud> der Tod des Abtes Stehles für die Universität einen empfindlichen Schlag, der durch die erhöhte Tätigkeit Dr. O'Tooles kaum ausgeglichen werden konnte. Aufgabe der Steyler wird es nun sein, die Universität, die in den Augen des Heiligen Stuhles eines der Hauptbollwerke der Katholischen Kirche in Asien darstellt, zu neuer Blüte zu bringen und ihr in den Vereinigten Staaten Freunde und Gönner zu erwerben. Die Universität Peking ist zur Zeit von 1000 Studenten besucht. Der Lehrkörper (72 Professoren) setzt sich zusammen aus 16 Amerikanern, 6 Europäern und 50 Chinesen. Taufe eines Königs im Tanganjika-Gebiet. Verflossenen Karsamstag, den 15. April, wurde König Gwafsa Joseph, Herrscher von Uha, durch Bischof Birraux, den Apostoli- Mit 102 Jahren getauft. Sie kam ein ganzes Jahrhundert zu spät zur Taufe, könnten wir sagen, die wir im katholischen Glauben geboren sind. Um so mehr schätzt die stein-alte Anna Sono Takahashi das Glück der Tanfgnade. Den Unterricht erteilten ihr die Doniinitanerinnen von , Hakodate. (Fides.) scheu Vikar von Tanganjika, getauft. Die Zeremonien fanden im Seminar der Weihen Väter zu Ujiji statt, der Vizegouv-erneur Bagshawe Hatte die Rolle des Taufpaten übernommen. Auch die Gemahlin des Königs, Elisabeth, und die beiden Töchter Therese urtib Maria, wurden mitgetauft. König G'w-assa Joseph gehört dem Stamm iber Mtutsi an, die ihrerseits einen Zweig der Hamiten bilden. Jahrhundertelang ha- ben die letzteren das ungeheure Gebiet der Großen Seen beherrscht. Schon vor seiner Wahl zum König war ber Getaufte entschlossen, Christ zu werden. Demgemäß verbat er sich bei den Thronbesteigungsfeierlich-keiten jede Zeremonie, die gegen das christ-lidjie Empfinden verstoßen könnte. Es ist König Gwassa hoch- anzurechnen, daß er -allen Lockungen anderer Häuptlinge zum Trotz an der christlichen Einehe stets festhielt. (Fides.) Der Fischer von Karange.* Von Josef Albert Otto, S. J. (Fortsetzung.) Nachdruck »erboten. Einige Tage vergingen. Die Sehnsucht nach den Kindern ließ ihm keine Ruhe. Zu leicht fast machten die Massai ihm die Flucht, als daß er nicht den Versuch hätte wagen sollen. Als -er eines Morgens wieder -einmal mit dem Wächter zum Bru-nnen ging, wollte er seinen Plan ausführen. Sie hatten kaum die scharfe Biegung des Pfades hinter sich-, d-a hieb Fumbo den schweren Tonkrug auf Iben Kopf des Wächters, daß die Scherben flogen. Lautlos brach der Massai zusammen. Rasch riß ihm Fumb-o 'ba§ Messer -aus dem Gurt und rannte in die -Steppe hinaus. Das hohe Gras verd-eckte ihn völlig. Der Urwald war fein Ziel. Hatte er den erreicht, dann war -er sich-er. Denn die Massai sind wohl -gute Stepp-enkrieger, -aber im Walde finden sie sich -schwer zurecht. In wil-ber Hast -eilte FuMbo -voran. -Ein Labyrinth von schmalen Wildpsaden durchzog das Gras. Um sich nicht -zu v-erirren und ungewollt den Massai in die Arme zu laufen, stieg er au-f einen Ameifenhügel und hielt Umschau. Er war a-ulf d>em richtigen Wege. Vor ihm lag der Urwald. Also voran! Da tönte plötzlich- -von fern -aus dem Bager der Massai lautes Lärmen und Schreien. Entweder mar der Wächter aus d-er B-etäu-bung erwacht iinlb hatte Meldung gebracht, od-er di-e Weiber, die -einige Zeit später zum Brunnen gingen, hatten ihn dort liegen ge-sunldien. Jetzt hieß -es alle Kräfte anspannen. Schon verstummte iber Lärm im Lager der Massai, ein Zeichen, idaß die Berfo-lgung be- * Verlag Herder, Freiburg im Breisgau. gönnen hatte. Die Massai waren gute Läufer. Jeden Augenblick fürchtete FuMbo,' -aus einem der zahllosen Seitenpsade die Verfolger heranstürmen zu schen. Da, noch einige Sätze, und Fumb-o hatte die -ersten Eine Lieferung von Fadennudeln in der Mandschurei. Es ist nicht so einfach, das Gleichgewicht für diesen Wolkenkratzer von Schachteln zu bewahren und dabei das Rad zu lenken. (Fides.) 134 Stern 'b e t Neger Heft 8 u. 9 Büsche 'bie§ Urwaldes erreicht. Atemlos drang er ein und hieb sich mit ftetberniber Hast einen Durch sch lupf durch lbin§ Dickicht. Armdicke Lianen und lange Dornen hielten ihn auf. Endlich traf er auf einen Eleifantenpsad. Mit neuem Mut ging es weiter. Aber seine Kräfte schwanden, .und -er taumelte vor Erschöpfung. Er hielt inne und lauschte ... Weit und breit -kein v-erdächtiger Laut! Nur die Urwaldstimmen ließen sich! hören. Fumlbo drang -etwas seitwärts vom Weg, kurz vor einer Lichtung, in das Gebüsch-, um zu vasten. Gewaltige Baumriesen wölbten über ihm ein grünes Dach. Nur -von der Lichtung her fiel ein schwacher Strahl in das Dämmer-dunkel des Urwaldes. Oben im Geäst, wo die Schlingpflanzen -ein undurchdringliches Gewirr bildeten, turnte eine kleine Schiar von Kolobus-Assen, schöne Dier-e mit fchwarzweiße-m -Sa-mtfell und langem, bn-schigem Schwanz, ©ernst regte sich- Bein Leben. Totenstille ringsum! Ganz fern nur tönte das Rauschen -eines Wasserfalles. Horch: Hangen da nicht Dritte? Die 'Affenschar wurde unruhig und war wie hier Blitz in dem Li-anengewirr verschwunden. Fnmibo hielt den Atem an und horchte... Das Geräusch wurde -lauter. Waren es Elefanten, :bie zur Tränke gingen? Wohl kaum! Denn -es war ja Vormittag. Auch .waren die Tritte zu leicht. Sollten etwa ölte Massai auf dem -f-e-uchten Pifaib bt-e -Spuren entdeckt haben? Dann -aber hieß es: fort zum Fluß, so schnell ihn die Füße trugen! Die Spuren würden Is-einen Rastplatz ver-raten. Vorsichtig ibo-g Fmnbo -die Büsch-e -auseinander. llnlb, o Schreck, vier od-er fünf Massai kamen kangsaM den Ps-ad heraus. Schnell sprang Fu-mibo -aus d-em Gebüsch- und setzte in langen Sprüngen über die Lichtung. Lautes Gehen! empfing ihn. Eine Schar brauner Gestalten 'stürzte -ihm nach. Auf der andern Seite der Lichtung setzte sich der Elefantenpfäd fort. Im letzten Augenblick entbeckte Fumbos geübtes Äuge an der Ausgangsstelle der Lichtung eine mit Ästen und Gras verdeckte Fanggrube für Elefanten. Geschickt drückte er sich am Gebüsch vorbei, trotz Stacheln und Dornen. Die Massai merkten nichts von dem Hin-dernis. Heulend stürzten sie über bie Lichtung, un’b schon lagen die ersten in wirrem Knäuel in der vier bis fünf Meter tiefen Grube. Fnmbo gewann einige hundert Schritte Vorsprung. Lauter wurde das Brausen des Wasserfalls. Die Rettung war nahe. Schon weitete sich der Pfad. Noch -eine kleine Krümmung, und vor ihm rauschte der Fluß, der seine Wasser mit rasender Wucht und betäubendem Getöse durch die Risse jagte. Was tun? Hier durchschwimmen? Un= möglich! Der Strom hätte ihn an den Felsen zerschmettert. Fnmbo schaute nach links. Wenige Schritte am Ufer entlang spannte sich zwischen zwei Battmriesen eine Hängebrücke -aus Lianensträngen über den schäumenden Fluß. Dort winkte die Freiheit. „Über die Brücke! Die Lianen durchschneiden! Gerettet!" so dachte Fumbo und rannte auf den Baum zu. Da! — Zu seinem größten Entsetzen sah -er von links eine andere Schar Massai heraneilen, an der Spitze Meschu-ggo, der Schnellsuß. Beide stutzten. Beide Isahen die Brücke. Jetzt -gall's- auf Tod und Leben! Wer wird der erste sein? Wer der Sieger? Fumbo flog wie -ein gehetztes Wild über den Rasen und erreichte einige Schritte vor Meschnggo den Baum. Mit ber letzten Kraft schwang er sich empor. Meschu-ggo ihm nach, -bas breite Messer qu-er im Mund. Fnmbo jagte über bt-e schwankenbe Brücke. Me--schuggo gleichfalls. Die alten, motsch-en Lianen knirschten unb knarrten an allen Enden. Werdet! sie halten? Atemlos standen die Massai am Ufer und erwarteten mit Spau-nitttg und Grausen -den Ausgang des Wagnisses. Schon hob Meschnggo das Messer zum Todesstoß. Da glitt der müde Fuß Fumbos auf den feuchten, fauligen Lianen aus. Ein lauter Kr-ach! . . . und die Brücke barst mitten entzwei -unter der Wucht des Falles. Mit gellendem Schrei stürzten beide in die Tiefe. Fumbo packte noch eben einen Stanem sträng; bt-ejer war am jenseitigen Baum befestigt.' Schnell kämpfte er sich durch Strudel- und Wellen und — war gerettet. Ein Wutgeheul d-er Massai! Ein Hagel von Wurfspeeren schwirrte über den Strom, ohne das Opfer zu erreichen. Msschuggos Leiche aber ward nie to reber gesehen. Fumbo ging noch eine Strecke stromaufwärts, so daß die Massai ihn vom andern Ufer aus sehen konnten. Dann bog er in den Urwald ab, kehrte um und zog auf einem Wildpfad stromabwärts dem Pangani zu. Die List gelang. Die Massai ließ«: sich täuschen. In der sicheren Annahme, Fumbo werde stromaufwärts in sein Land zurückkehren, folgte ihm eine Abteilung am jenseitigen User, um oberhalb der Wasserfälle hinüberzuschwimmen und den Tod Meschug-gos zu rächen. wurde Abend, es wurde Morgen. Frisch gestärkt, vom Nachttau bedeckt, erhob sich Fumbo und sandte aus tiefstem Herzen das alte Frühgebet der Wadschagga zum Schöpfer der Wälder und Menschen: Rua ongiringa, ngambaa, ngatsinda, kun-giringasenu ngitsinde, kmiginenge na kin-do kyelya, Mangi! — „O Rua, du hÄst nach behütet, ich habe geruht und die Nacht zugebracht; behüte mich auch heute und gib mir Nahrung, Herr!" Einige Waldfrüchte stillten den Hunger. An dein Pangani angekommen, zimmerte er mit dem Beilmesser, das er dem Massaiwächter bei ber Flucht weggenommen hatte, ein leichtes Rindenboot, belud es mit Waldfrüchten und fuhr den Strom hinab der Küste zu. Manches Abenteuer war zu bestehen. Mehr als einmal wurde das Boot von Nilpferden umgeworfen, und nur mit knapper Not entkam er dem Rachen ber Krokodile. Von Tag zu Tag erweiterte sich der Strom. Die Ufer traten auseinander. Boll Erwartung und Bangen schlug sein Herz, und die Sehnsucht nach den Kindern trieb Feierliche Grundsteinlegung der neuen Kathedrale in Liverpool. Sie wird nach ihrer Fertigstellung 50.000 Personen fassen und au Größe nur hinter der St.-Peters-Kirche in Rom zurückstehen. Die Baukosten werden auf drei Millionen Pfund Sterling geschätzt. Blick auf das feierliche Hochamt im Freien anläßlich der Grundsteinlegung. (Atlantic.) ihn zur Eile. Ob sie noch lebten? Dessalo, bte Kleine, die er damals aus den Klauen des Zauberers gerettet hatte? Und Daringo, der künftige -Häuptling von Kilema? Nach einer letzten Biegung weitete sich der Fluß und mündete in eine herrliche Bucht. Rechts ragten Betoatbete und malerische Userhöhen, an deren Fuß sich den Fluß -entlang ein Dorf hinzog. Links lag die Stadt Pangani mit -ihren weißen Steinhäusern und grauen Lehmhütten unter -einem Walde schlanker Kokospalmen. Und vor ihm die Bucht mit ihren Fischerbooten und sonn-englänzenden Segeln, dahinter das weite, endlose Meer. Fumbo stieg -an Land, verbarg sein Rindenboot im Ufergebüsch und ging in die Stadt, um nach d-en Kindern zu forschen. Aber niemand wußte Auskunft. „Sklavenkarawane? Aus dem Innern des Landes?" meinte -ein Araber mit pfiffigen, giftigen Augen. „Der Sp-aß wird teuer und selten. Seitdem die Donnerboote der Weißen an der toste kreuzen, fangen wir Mäuse statt Neger." So wanderte Fumbo von Tür zu Tür. Endlich traf -er einen alten Neger, einen Fischer aus Tanga, einem Hasenplatz nördlich von Pangani. Der erzählte ihm, daß vor wenigen Tagen eine arabische Dau, die sich auf der Überfahrt nach Pemba befand, von einem deutschen Kanonenboot in d-en Grund gebohrt worden sei. „Ich habe die Unglücklichen gesehen, wie sie, zu Skeletten abgemagert, dahinsch-wankten. Ich sah, wie man die Armen in d-as Schiff trieb und sie wie Rinder zusammenpferchte. Vom Kilimandscharo, sagte man, seien sie gekommen!" „Sagst du die Wahrheit?" unterbrach Fumbo hastig die Erzählung des Alten und packte seinen Arm, als wolle er sich an eine letzte Hoffnung klammern. „Und du sahest unter ihnen zwei Kinder, -einen Knaben und ein Mädchen, meine Kinder? Sag, sahst du sie? —- Ich bin der Vater und ihnen gefolgt, um sie zu retten." Traurig schüttelte der Fisch-er den Kopf. „Deine Kinder? Ob ich sie sah? Ich weiß es nicht. Es -waren viele Kinder in der Karawane. D-och du brauchst dir wenig Hoffnung zu m-ach-en. Als die Araber v-on ferne den Rauch- lauissteigen sahen, banden sie d-i-e Skla-v-en an lange, schwere Ketten. Das Kanonenboot kam näher. Die Flucht war nicht mehr -möglich. Darum stieß man die Sklaven über Bord und versenkte sie ins Meer. Ja, ja, ich -kenne die Araber, diese Mensch-enjäger! Mehr als einmal sah ich lange Ketten von Menschen im Wasser Versinken und konnte nicht helfen. Die Araber lassen ihre Opfer nicht lebend in die Hände ib-er Weißen -fallen. Auch meine Kind-er wurden -entführt. -Ein Händler lockte sie mit Süßigkeiten auf sein Schiff, fuhr ab und kam nicht wieder. Irgendwo werden sie sich -die Augen wund weinen und sich krümmen unter der Peitsche der Aufs-eh-er. Besser tot am Meeresgrund, wie deine Kinder, als lebend in der Sklaverei der Araber!" Der Alte schwieg, und in seinen Augen standen große Tränen. Wie Keulenschlä-ge trafen Fumbo diese Worte. Was nun? Sollte er heimkehren? Allein? Ohne die Kinder? — Nein! Er verließ die Stadt, schob sein Rindenboot aus dem Ufer-gebüsch ins Wasser und ruderte nordwärts die Küste entlang. Bald tauchten vor ihm -einige grüne Punkte auf und stiegen 'tangsam aus der Flut empor: Die Karange-Jnselchen. Fumbo fuhr heran. Hier wollte -er bleiben, hier, wo er seine Kin-ber am Meeresgrunde begraben glaubte. Die größte von den Jnselchen war dicht mit Mangrovebäu-men bewaldet. Bunte Muscheln lagen zwischen d-en hohen Stelz-wurzeln im Usersand. Möwen kreisten krei-sch-end -über den Wellen. Aus den User» Pfützen, die -bei der Ebbe zurückgeblieben waren, holten sie sich Fische und andere Wassertiere. Dieses -grüne, menschenleere Eiland wurde Fumbos Königreich. Ein kleines Ouellchien bot reichlich Triükw-asser. -Eine Hütte aus A-ften und Palmblättern wurde seine Wohnung. Aus Seegras und Schilf flocht er sich ein Mattensegel für d-as Schiff. Angel und Netz brachten ihm Nahrung. Und suchte er Unterhaltung, so hatte er die Möwen, die Fische, das Meer mit seinen Wellen und über sich- d-en weiten blau-en Himmel . . . Jahre kamen. Jahre -gingen. Weit an der Küste hin w-ar d-er stille -Einsiedler bekannt, er -und sein tiefes Leid. Den Fischer von Karange h-ieß man ihn. Und in klaren Nächten, wenn Himmel und Meer von tausend Sternen funkelnd glänzten, sah -man wohl von der Küste aus ein fernes Der Dom bort Trier. Der Erzbischof bott Trier hat beschlossen, aus Anlaß des Heiligen Jahres den Heiligen Rock öffentlich, auszustellen. Der Heilige Rock liegt im Domschatz bort Trier. Das letzte Mal wurde er bor 40 Jahren gezeigt. (Atlantic.) Licht auf dem Wasser umherirren. Dann zeigten die Kinder mit bett Fingern übers Meer, und die Leute flüsterten sich mit heimlichem Schauer zu: „Seht dort! Der Fischer von Karange sucht die Seelen seiner Kinder!" 7. Die Taufe des Häuptlingssohnes. Es war am Abend vor Weihnachten, am Heiligen Abend. Auf der Missionsstation von Bagamoyo, die etwa zehn Minuten nordwärts von der gleichnamigen Stadt am Meere liegt, rüstete man sich für die kommenden Tage. Eine Schar Knaben und Mädchen kehrte von den Pflanzungen heim, die Hacke über den Schultern und ein frohes Lied und Scherzworte aus den Sippeti. Es waren zumeist Sklavenkinder, die von den Missionären aus beim Sklavemnarkt von Sansibar losgekauft waren und in der Mission eine neue Heimat gesunden hatten. Pater Franz, ein Fünfziger mit grauem Bart und guten, 'aber festen Blauaugen, wandelte auf der Veranda des Hauses der Patres. Von Zeit zu Zeit schweifte sein Blick die lange, schattige Mango-Allee entlang auf das abendliche Meer, das in der Spätsonne von rotgoldenen Lichtern brannte und flammte. Eine angenehm frische Brise strich von der Küste herüber und. trug eine üppige Fülle berauschenden Duftes mit sich aus tausend Blüten und Blumen. Pater Franz ließ sich noch einmal die Festpredigt für morgen durch den Kopf gehen. Er hatte iseinen Schwarzen gar viel zu erzählen von dem Gottessohn, der Mensch geworden sei für alle Menschen, der die Schwarzen genau so liebe wie die Weißen, ja fast noch mehr, weil sie ärmer sind und — dankbarer oft als so mancher stolzer Weißer. Aber heute abend kam er mit seinen Gedanken nicht vom Fleck. Kaum hatte er sich gesammelt, da liefen ihm die Gedanken wieder fort, weit, weit nordwärts, immer weiter nordwärts, über Meer und Alpen und Rhein, bis sie in einem Dörflein halt machten. Noch einige Schritte durch den hohen Schnee, der Berg und Tal in weiche Decken hüllte, dann knarrte die alte Gartentür, der Schnee knirschte, die Haustür klingelte, und verstohlen stiegen Me Gedanken die alte, traute Winkeltreppe hinauf. Oben schlichen sie auf heimlichen Füßen ins kleine Wohn-stübchen und hockten sich in den Großvatersessel am knisternden Feuer. Ein verheißungsvoller Dannenduft schwebte in der Luft, und an die mit Eisblumen überhauchten Fenster rieselten feinste Flocken. Go saß ber Weine Franz mit den Geschwistern im dunklen Abendstübchen und samt und träumte, und drinnen im Herzen sangen silberne Weihnachtsglocken. Da huschte durch das Schlüsselloch d>er „guten Stube" ein schwacher Lichtschimmer. Die Tür ging auf, und jauchzend standen die Kinder mit glänzenden Augen vor dem strahlenden Weihnachtsbaum mtib all den anderen Herrlichkeiten. Ja, ja! Damals war es, in jener seligen Christnachtstunde, als er schüchtern und zaghaft dem Vater auf den Schoß kletterte und ihin ein Geheimnis, einen lang gehegten Herzenswunsch ins Ohr flüsterte. Die Mutter lächelte, sie kannte ihn ja. „Vater, gelt? Das Christkind hat doch alle Kinderlieb?" „Freilich, Kind!" antwortete der Vater und schloß seinen Jüngsten in die Arme. „Nun, Vater, dann hast du doch auch alle Kinder lieb?" „Gewiß, dich, den Brüder, die Schwester, ßitcf) .aße!" „Aber wir drei sind doch nicht alle Kinder", fuhr der kleine Franz fort, ein wenig verwirrt über die Antwort des Vaters. Der aber lächelte. Er wußte auch, was kommen sollte. Die Mutter hatte es ihm schon gesagt. „Water", fing Franz wieder an, dem inzwischen ein guter Einfall gekommen war, „wenn ich jetzt bei einem bösen Mann wäre, der mich immer schlüge, und wenn ich nichts wüßte vom Christkind und vom Himmel und nicht getauft wäre, was würdest du dann tun?" „Dann ginge ich zu dem bösen Mattn und würde ihm sagen, er dürfe dich nicht schlagen ..." ,,. . . und würdest mir vom Christkind erzählen, wie es alle Kinder lieb hat, und würdest mich taufen, daß ich in den Himmel komme, auch wenn ich ein Sklave wäre und ein schwarzes Gesicht hätte und in Afrika — Franz biß sich auf Me Zunge. Das war zu viel gesagt. Jetzt mußte alles heraus. „Und, Vater, wenn — wenn ich Missionär würde?" Gott sei Dank! Es war draußen. „Nicht wahr, Vater, du sagst ja? Gelt? Ja!" Und der Vater sagte ja, hatte schon längst ja gesagt. Franz wurde Priester und Missionär — Und nun sind es schon zwanzig Jahve her, daß er in Afrika weilte. Zwanzigmal schon hatte er hier Weihnachten gefeiert. Es waren schwere Jahre gewesen, Jahre der Arbeit und Entsagung. Aber die Saat war aufgegangen, und sein Bagamoyo entfaltete sich herrlich. Ein Gebäudemach dem andern entstand, Kirche, Schule, Waisenhaus, Spital, Werkstätten aller Art, Patres- und Schwesternhaus. Das kleine Christendorf Sankt Joseph zählte schon hundert Negerfamilien. Der SSoben war urbar gemacht und prangende Pflanzungen von Kokospalmen und anderen Nutzpflanzen waren angelegt. Pater Franz konnte zufrieden sein. Auch im Innern des Landes waren schon drei Stationen gegründet und in acht Tagen wollte er eine neue Reise unternehmen. Der Häuptling Kujagira am oberen Ruvu im Lande der Wakami bat um Missionäre. Während Pater Franz so dachte und sann, zog drunten eine Gruppe Knaben vorüber, die eine große Palme in die Kirche trugen. „Halt!" dachte Pater Franz. „Da träume ich hier und hätte bald die Hauptsache für das Weihnachtsfest vergessen." Er beugte sich über die Brüstung der 23emnlba. „He, Daringo, wenn du fertig bist, komm einmal zu mir aufs Zimmer!" „Ich komme gleich, Water", entgegnete der Angerufene, der noch Katechumene war. Pater Franz trat ins Zimmer. Daringo war Pater Franzens Liebling, weil er lange Zeit sein Sorgenkürd gewesen. Fast sind es drei Jahre her, daß man ihm den Knaben gebracht hatte. Pater Franz kehrte gerade vom Sklavenmarkt zurück, als ihm ein bekannter deutscher Seeoffizier einen Knaben mit großen, traurigen dingen zuführte. Auf Rücken und Brust sah man noch frisch vernarbte Wunden, die ihm die Sklavenpeitsche geschlagen statte. Er war einer von den wenigen, die bei dem Untergang des Sklavenschiffes gerettet wurden. Als er nämlich das Rasseln der Ketten hörte, an die man die Sklaven ketten und ins Meer versenken wollte/ versteckte er sich hinter Kisten urtib Brettern. Das Herz klopfte Mm Zerspringen vor Angst und Aufregung. Die Luke ging auf. Zwei Araber stiegen herunter, banden die Neger fest und trieben sie auf Deck. Dann ein Klatschen und Rauschen! — und alles war wieder still. Das Meer hatte seine Opfer verschlungen. Daringo Zitterte am ganzen Leibe. Was wird geschehen? Plötzlich erscholl ein furchtbarer Donner über das Wasser. Das Schiff bebte und stand still. Dann ein Rauschen und Schwanken, als nähere sich ein anderes Schiff, ‘©efdjret und Gezänk hob art auf Deck. Auf der Schiffstreppe wurden Schritte laut. Die Luke öffnete 'fi-dj wiederum. „Siehst du, Sidi", keifte die Stimme des arabischen Kapitäns, „daß wir keine Sklaven an Bord haben?" Der deutsche Offizier schien nicht ganz überzeugt zu sein und durchsuchte den ganzen Raum nach menschlichen Spuren. Da sprang Daringo hinter den Kisten hervor und rief: „Weißer, rette, rette mich!" Der Araber griff zum Messer. Schon wollte er sich auf sein Opfer stürzen, als ihn der Offizier in die Ecke schleuderte und hinter sich den Schiffsraum zuschloß. Die Araber an Deck merkten, daß sie entlarvt waren. Ein kurzer, blutiger Kampf, und die Deutschen waren Sieger. Das Sklavenschiff wurde versenkt und Daringo war gerettet. Unter der Pflege der Patres und Schwestern erholte sich der Knabe allmählich. Und mit den wachsenden Körperkräften wucks auch der Haß gegen die Araber. Er konnte nicht vergessen, daß er einmal eine Mutter gehabt und- -eine Schwester, deren Gebleine setzt bleichen im fernen Wüstensande. Nein, er wollte und durfte es nicht vergessen. „Nie, niemals", war ber Schwur des Knaben. Das „wir v-ergeben unseren Schuldigern" wollte nich-t über seine Lippen. „Ich kann nicht, Vater! Ich kann nicht verzeihen! Sie haben mir die Mutter getötet und mein Schwesterlein bett Hyänen zum Fraß gegeben. Kann ich die Mörder meiner Mutter und Schwester lieben? Ja, liebe ich dann noch meine Mutter, meine Schwester?" „Doch, du kannst, Daringo", hatte ihm Pater Franz oft gesagt und dabei tief ins dunkle Auge geschaut. „Der Heiland hat am Kreuz seinen Henkern verziehen und tvar doch des größten Häuptlings Sohn! Und seine heilige Mutter? Hat sie nicht ihr gemordetes Kind -geliebt und dennoch den Mördern verziehen? Dir verziehen, der du durch deine Sünden ihr Kind gekreuzigt hast? Hat sie nicht mit Jesu Worten gebetet: ,Baker, verzeih ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun1?" Aber immer und immerschüttelte Daringo den Kopf und -ging traurig fort von dem Pater, den -er -aus ganzem Herzen liebte. Es tat ihm leid, dem guten Pater weh zu tun. Aber er konnte nicht anders. Schon längst -glaubte er an den . Heiland und kniete oft vor dem Tabernakel und flehte, daß er doch verzeihen könne. So kämpfte der Knabe und rang und betete und weinte, und schließlich siegte die Gna-d-e. „Vater, ich kann!" kam -er vor einigen Tagen glückstrahlend aus der Kirche. „Gib mir die Dause, daß meine Seele weiß werde!" Und heute nacht sollte er sie erhalten und die erste heilige Kommunion empfangen. Bischof Sproll von Rottenburg vor betn Mikrophon gelegentlich bei Jungmännertagung in Ulm. (Atlantic.) Nach geraumer Zeit trat Daringo ins Zimmer. An seinem frischen, kräftigen Aussehen merkte man nichts mehr von den ansgestandenen Strapazen und Qualen. „Nun, Daringo", begann Pater Franz, „habt ihr die Krippe fertig fürs Christkind?" „Ja, Vater, eben haben wir noch die letzte Palme in die Kirche getragen." „Ist deine Krippe auch fertig, um das Christkind aufzunehmen?" Dabei zeigte Pater Franz auf ba§ Herz des Knaben. Daringo verstand, fiel auf die Knie und drückte stürmisch die Hand des Paters an die Lippen. „Heute nacht, Vater? Die Taufe? Die erste heilige Kommunion? Oh, ich danke, ich danke! Ja, ich kann verzeihen, ich will verzeihen! " „So, nun hör einmal, Daringo!" Der Knabe stand aus und setzte sich auf einen Stuhl neben den Pater. „Ich habe noch eine Nachricht für dich. Du weißt, daß der Häuptling Kujagira Missionäre für sein Land haben will. Noch in der nächsten Woche werde -ich eine große Karawane ausrüsten und aufbrechen, bevor die Regenzeit das Land überschwemmt und unwegsam macht. Da muß ich einen treuen Begleiter haben. Ich backte an dich. Willst du mit und dem Christkinde die Wege bereiten helfen?" In Daringos Augen leuchtete und lachte die Freud'e. „Gern, Vater, gern! Ich bleibe bei dir. Ich gehe mit. Und, Vater", der Glanz seines Auges wurde feucht und weh, „du bist so gut heute, darf ich deine Güte noch um eine andere Gnade bitten?" Pater Franz nickte ihm ermunternd zu. Er ahnte, was seinem Liebling im Herzen brannte. „Vater, darf ich später einmal wieder heimkehren zum Kilimandscharo, wo mein Vater und meine Brüd-er wohnen? Darf ich ihnen vom Christkinde erzählen und die Dause bringen? Mutter und Schwester starben und waren nicht getauft. Wo mögen sie jetzt sein? Soll -auch mein Vater sterben ohne Taufe?" Heißes Schluchzen erstickte seine Stimme und Tränen rannen ihm aus den Augen. Begütigend faßte Pater Franz seine Hand. „Du darfst nicht traurig sein. Vertraue! Gott ist gut. Du hast mir viel von der Mutter und Schwester erzählt. Sie waren gut. Darum ist auch Gott gut und wind es ihnen lohnen. Und hoffe, du wirst sie wieder sehen. Bete für sie und für deinen Vater! Ich habe schon lange daran gedacht, einmal zu dem großen Berge zu gehen, wo dein Volk die Bananen pflanzt und die Herden weidet. Wenn du im Glauben gefestigt bist, sollst du deine Brüder auf die Ankunft vorbereiten. Vorläufig mußt du noch warten; denn es ist nicht leicht, unter Heiden als einziger Christ Glauben und Reinheit zu bewahren. Nicht w>ahr, du verstehst?" — „Ja, Vater, ich werde warten und meinen Glauben immer besser kennenlernen, um meinen Brüdern die Frohbotschaft vom Christkind zu bringen." Dann ging Daringo. Pater Franz schaute ihm nach. Er war stolz auf seinen jungen Freund. Das war Edelholz, hart, ja; wenn aber einmal zum Ebenbild Christi geschnitzt, dann war es unzerstörbar. Freilich, vorläufig durfte er nicht zurück in seine Heimat. Dazu war das Gotteswort noch nicht tief genug gewurzelt. Auch fürchtete Pater Franz, daß der Haß noch verborgen und unbewußt weiterglimme. Ein kleiner Windzug nur, und bie alte Flamme lohte von neuem auf, die junge Glaubenssaat in Daringos Seele zu versengen. Mitternacht. Vom Turme der Missionskirche sangen die Weihnachtsglocken. Stille Nacht! Heilige Nacht! Duftschwere Winde wehten die Feierklänge durch die schweigenden Lande. Leise neigten sich die 'SBipfel der Palmen, und die Tiere der Wildnis horchten auf. Stille Nacht! Heilige Nacht! Der Himmel Afrikas brannte wie ein Weihnachtsbaum in Millionen Sternen-lichtern. Und über allem stand prangend und leuchtend das Kreuz ides Südens. Stille Nacht! Heilige Nacht! Won allen Seiten strömten die Schwarzen zusammen, jung und alt, Weihnachtsglück in Herz und Auge. Aber keiner freute sich so wie Storingo. In schneeweißem Gewände kniete er vorn im Chor vor der Krippe. Schon war das heilige Wasser über seine Stirn geflossen. Die Seele war blütenrein. Jetzt durfte das Christkind kommen. Stille Nacht! Heilige Nacht! Mit heißen Augen blickte der Knabe auf das Kind, >das vor ihm in der Krippe lag und ihm die Haube entgegenstreckte. War es nicht, als lächle es ihm zu: „Ich komme!" Und e§ kam . . . Das war die seligste Stunde. Innig hielt der Negerknabe seinen neuen Freund umschlungen. Das Herz des Jesuskindes schlug an Daringos Herz. Stille Nacht! Heilige Nacht! 8. Eine Begegnung. Die Festtage waren vorüber. In gewohnter Weise zogen die Knaben und Mädchen singend in die Pflanzung. Diesmal waren es Weihnachtslieider, die von ihren Lippen kamen und in ihren Herzen noch nicht verklungen waren. Eines Tages hörte man lautes Rufen und Lärmen an der Pforte der Mission. Kujagira, der Häuptling der Wakami, hatte eine Gesandtschaft von zwanzig Mann geschickt, um seine Sehnsucht nach Missionären zu bekunden. An der Spitze der Gesandtschaft stand ein Sohn des Häuptlings. Schnell trommelte Pater Franz die Musikkapelle seiner Knaben zusammen, um Seiner Königlichen Hoheit den würdigsten Empfang zu bereiten. „Seht, ihr Männer der Wakami! Schon rüsten wir uns zum Zuge in euer Land. In wenigen Tagen brechen wir auf. Ihr sollt unsere Führer sein." „Das wollen wir", entgegnete Kujagiras Sohn. „Kommt recht bald. Wir lieben die Weißen. Aber jetzt haben wir Hunger. Die Eile, zu dir zu kommen, ließ uns das Essen vergessen." Pater Franz schmunzelte. Die Neger und Eile? Und dabei noch das Essen vergessen? Nun ja! Pater Franz tötete sich aber wohl, seine berechtigten Zweifel auszusprechen, um Seine Königliche Hoheit nicht zu verletzen. In einem großen Saale nahmen die hungrigen Gäste Platz, langten eifrig zu und netzten ihre trockenen Kehlen mit Pombe. „Hei, wie das schmeckt!" meinte Kujagiras Sohn und schnalzte mit der Zunge, machte einen Luftsprung, strich behaglich mit der Hand über den Leib und griff von neuem zu. „Ihr braucht gar nicht zu eilen mit der Ausrüstung der Karawane! Sonst Brigadepfarrer zu Pferde beim St.-Georgs-Ritt der Wiener Artillerie. (Atlantic.) werdet ihr zu müde und könnt die Anstrengungen des Weges nicht aushalten. „Hast du gehört?" flüsterte Daringo dem Pater ins Ohr. „Wir sollen langsam machen, damit sie ordentlich essen und trinken können. So etwas bekommen sie nicht alle Tage." Ringsherum tigerten die Kinder, die sich in ben Saal gedrängt hatten, mit sich an der Fütterung der wilden Gäste zu ergötzen. Diese ließen sich aber nicht einschüchtern. Im Gegenteil! Sie faßten das Kichern und Lachen der Kinder als Ermunterung auf, und ihr Appetit wuchs mit.jedem Augenblick. Dem Pater Franz wurde die Sache doch zu bunt. Er fürchtete allmählich um die Gesundheit seiner Gäste und jagte die lose Negerjugend ins Freie. Jubelnd und kreischend flogen sie durchs Tür und Fenster und umtanzten jauchzend das Haus. „O Mittler", dachten die hungrigen Gaste' bei sich, „was sind die Weißen doch gute Leute!" Nach beendetem Mahle überreichte Pater Franz bent Häuptlingsfohn ein Ehrengeschenk, eine Glasperlenkette und ein Geldstück. „Hast bin noch mehr?" bedankte sich Kn-jagiras Sohn, sichtlich gerührt über diese Freigebigkeit des Paters. Pater Franz biß sich auf die Lippen, nm nicht über diese Unverfrorenheit laut loszulachen. „Nein, Königliche Hoheit! Wenn wir bei deinem Vater eingetroffen sind, sollst du ein zweites Geschenk erhalten. Jetzt müssen wir die Karawane fertig machen." „Oh, warum so eilig?" meinte der Neger. „Es gefällt uns hier sehr gut." „Glaube schon", dachte Pater Franz. „Uitb wenn wir noch lange mit dem Abmarsch warten, dann fressen mir diese Heuschrecken die ganzen Pflanzungen kahl." Kujagiras Leute verlebten unvergeßlich schöne Tage. Pater Franz aber rüstete zum Abmarsch. Fünfzig Träger waren gemietet, meist Heiden und Mohammedaner. Große Leinwand-stücke wurden mitgenommen, ebenso zahllose Glaswaren, um sich damit von den Eingeborenen Lebensrnittel zu erhandeln. Die einzelnett Pakete itonrlben in Matten gebunden, um sie vor Nässe zu schützett. Hierauf ging es ans Einpacken der Lebensmittel und Küchengeräte. Dann kamen alle möglichen Reisegegenstände: Bettdecken, Wasserfäßchen, Werkzeuge, Hacken, Arzneimittel und ein großes Reisezelt. Überdies empfahl es sich, Geweihre mitzunehmen, da es durch feindliche Völkerschaften ging. Daringo packte noch den Meßkoffer ein. Die Träger wurden im voraus entlohnt, und die Reise konnte beginnen. -Am andern Morgen erklang d>as Anti-lopenho-rn. Die Karawane brach aus — zum größten Leidwelsen von Knj-agiras Leuten. Außer Pater Franz ging nod}1 Pater Augustin mit. Er sollte später in der neuen Station zurückbleiben. An der Spitze schnitt Knjagiras Solijin mit seinen zwanzig Leuten. Ihnen fotzten die fünfzig Träger. Den Zug beschlossen Pater Franz, Pater Augustin und Daringo. Alle drei ritten auf Mauleseln. Der Weg führte über Flüsse und Berge. Bald weitete er sich- zu herrlichen, wild-reichen Steppen, bald schlängelte er sich durch üppige, hügelige ParklaNdschaften, wo kleine Wäldchen mit saftig grünen Rasen- plätzen abwechselten, bald aber wurde der Pfad bedenklich eng. Nur -einen Meter hoch zog er sich unter dichtem Gestrüpp dorniger Baumäste hin. Die drei stiegen von ihren Reittieren. Halb -gehend, halb kriechend ging es voran. Jeden Augenblick riß ein -Stück vom Kleide -ab. Da fiel ein Träger, bort blieb ein Paket hängen, und die ganze Karawane geriet ins lStocken. Aber -auch diese Strecke toutibe überwunden. Und weiter -ging's, immer weiter ins Herz des dunklen Erdteils. -Großartig waren -die Waldnächte. Wemi die -Sonne -untergegangen und -die plötzliche Dämmerung hereingebrochen war, wenn die ersten ©üBerfäben des Mond lichtes das LaNbwerk durchglänzte-n, dann schien sich -d-as Schweigen Iber leblosen Wülfte -auf beit lebensr-eichen -Wald h-erabzuseNken. Und dennoch hörten die -Wanderer d-as gelheim-nisivolle, nächtlichie Web-en der Tropenwälder. -Es war nicht das Blätterr-aus-chen, nicht das Huschen -eines Vo-gels zum Nest, nicht das Sum-men Iber Inseilten in -der Luft. Es-war vielmehr dieses -alles leise und heimlich ineinander -tönend wie zu einem einzigen anschwellenden und abnehmenden Hauche, als atme schlafend der Wald. Dann rückten -die Träger -enger am Feuer zusammen und erzählten sich- mit gedämpfter Stimme Gespenstergeschichten. Was -einer vom Treiben der Waldgeister erspäht zu haben -glaubte, g-a-b -er setzt zum besten. Da-ringo aber -träumte von seiner Heimat und den sch>attigen Bananenhainen. — Endlich -erreichte die Karawane den Gueringere. Die Ufer waren mälerisch und b-e-lebt. Bunt schillernde Eisvögel hockten im Röhricht und schaukelten sich- -auf d-em -dicken Schilf-rohr. Das farbenprächtige Gefieder glänzte in d-er Sonne. Wilde Gänse und Enten saßen auf Iden lUferfelsens in deren Klüften üppige Rosensträucher verborgene Nester trugen. Fern im Osten schimmerten die blaugrünen Berge d-es Urugnru-gebirges. Das Lanld der Walkami begann.. Knjagiras Sohn eilte der Karawane voraus, -um bem Vater die Aukmtft -der Weißen zu melden. Noch einige Tagereisen, und sie trafen in Tnnun-gu, dem Dorf des Häuptlings Knja-gira, ein. Dieser war mit -allen Bewohnern den Wniommenben entgegengezogen, und Göwshrsalv-en empfingen die Gäste. Die Karawane /machte halt. Die Träger warfen das Gepäck.zu Boden. Pater Franz und Pater Augustin stiegen von bett Tieren und- begrüßten den Häuptling. Auf Kuja-giras Wink trat eine alte, geschmückte Negerin vor, eine Stegreisdichterin, und sang und tanzte uttlb dichtete wohl eine halbe Stunde lang: „Ha, welch, ein Glück! Welch ein Glück! Wir sehen Weiße! Was die Väter unserer Väter nicht .gesehen haben, ba§ sehen wir. Die Mutter meiner Mutter und die Mutter hier Mutter meiner Mutter und alle Mütter meiner Mutter haben nicht gesehen, was unsere Augen sehen. Ehre bett Weißen! Sie sind unsere Freunde! Willkommen! Willkommen! Sie sollen sich- als Freunde fühlen! Nein, ihr seid nicht Fremde unter uns! Zeigt .uns den Geist der Weißen! Hoyo, ho po, ho! O ja, das Land gehört euch. Ehre bett Weißen und Achtung, die kommen, damit wir sehen, was der Vater unseres Vaters und die Mutter unserer Mutter nicht gesehen haben." Zugleich streute die Sängerin und alle Bewohner Hände voll Reis gegen die Gäste, daß bald der ganze Boden weiß beschneit war. Am Rande des Dorfes stellte der Häuptling seinen Gästen eine Hütte zur Verfügung. Die drei richteten sich, so gut wie möglich ein. Ausrufer zogen durch, das Dors und. verkündeten unter dem Lärmen und Schreien der schwarzen Do-rsjugend, die sich um den Ausrufer herum balgten und prügelten: In ber Nabe der Hütte der Weißen biiitfe niemand stehen bleiben. Wer dort vorbeigehe, müsse Hüsten, damit es nicht scheine, als spioniere er. Wer das nicht tue, den dürften die Weißen erschießen. Aim folgenden Morgen trafen Geschenke von einem Araber ein, bei sich. Makkaram. nannte. Kurze Zeit darauf erschien er selbst und bot d.en Missionaren mit verdächtiger Höflichkeit seinen Schutz unb seine Dienste an. trug einen golbverbrämten arabischen Mantel, einen Turban urtib im Gurt einen leichtgekrümmten Dolch. Eine Schar bewaffneter ©i$Ialüen begleitete ihn. „Wir barsten für den Schutz. Aber die Neger sind unsere Freunde, und wir brauchen deine Hilfe nicht." Mit diesen Worten wies Pater Franz kurz und friedlich/ den aufdringlichen Fremden ab. „Wer ist dieser Makkaram?" fragte er nachher den Häuptling. „Kujagira ist nicht Makkavams Freund", entgegnete der Häuptling, „und Makkaram ist nicht Kujagiras Freund. Er tut so, als sei er hier Herr im Lande. Fängt Menschen und schickt sie an die Küste." „Un!d ihr wahrt euch nicht?" „Können nicht! Makkaram hat viele hundert Soldaten und noch mehr Donner-büchsen." „Ihr habt doch auch. Donnerbüchsen. Die Berge ringsum hallen ja noch toi bei von dem /Echo eurer Begrüßungssalven, die gestern zu unserer Ehre erdonnerten!" „Ach", lächelte Kujagira über diese Schmeichelei, „m-eine Leute schießen laut, daß die Berge dröhnen. Aber die Pfeile und Lanzen treffen besser. Was können wir also machen? Er droht mir mit Feuer und Verwüstung, wenn ich. Hm keine Träger zur Verfügung stelle, die ihm das erjagte Elfenbein in langen Karawanen zur Küste schleppen. Von Bewaffneten werden sie begleitet, und die Nilpferdpeitsche ist ihre Haupt-speise. Von b/en Trägern sah ich noch/ niemanden wieder. Kurz vor der Miste teer« den sie an Ketten /gebunden und samt den Elefantenzähnen auf dem Markt verkauft. Wir können nichts machen. Schwarzes und weißes Elfenbein muß der Neger liefern. Das ist sein Fluch. Und", fügte Kujagira hinzu, „besser ist es, daß ich freiwillig einige unserer Leute in die Sklaverei schlicke, als daß der Araber -unsere Hütten verbrennt, unsere -Feld/er verwüstet und alle Männer und Frauen und Kinder als Sklaven an die Küste führt." Pater Franz gab dem Häuptling recht. Die Araber uttlb der Islam sind Afrikas größter Fluch. Dann sagte er tröstend: „Nun, Kujagira, solange wir hier sind, wird Makkaram e§ nicht wagen, von dir Leute als Träger und Sklaven zu fordern. Denn er weiß, daß die Weißen, die jetzt Herren des Land/es sind, die Sklaverei unter Dobes-stvafe verboten haben, und daß wir bei dem geringsten Vergehen seinerseits ihn zur Anzeige bringen." „Siehst du, Weißer! Gerade darum kam MaKara-m und brachte dir die Geschenke, damit du schweigst zu feinen Schandtaten. Und darum rief ich dich, damit du uns' schützest vor der Sklavenpeitsche der Araber!" Am ttnibem Tage führte Kujagira in Begleitung feiner Krieger die Patres ans den Platz, too sie ihre Station errichten sollten. Kaum hatten sie Dots verlassen, da gesellte sich, ihnen Malkkaram z-u mit einigen Bewüssneten. Sie gingen das linke Ufer des Strtim entlang, bis sie an einen Baum kamen. Kujagira blieb stehen. An den mächtigen Stamm gelehnt, beschrieb er mit einer Haltung voll Ruhe und Würde den Soben, der Eigentum der Weißen werden sollte. Da mitnivaiij' ihn Plötzlich die zornige Stimme Makkarams: „Was du verschenken willst, gehört nicht dir. Mein ist es, und ich allem kann es verschenken!" Wie lein. gereizter Panther schnellte Kujagira in die Höhe, ermutigt durch die Nähe der Weißen: „Schändliche Schlange, spei nur dein scheußliches Gift! Wie? Mir gehört nicht, was alle Zeit Eigentum meiner Väter tear nNd was ich ererbte? Von morgen an gehört der Grund und Boden hier den weißen Männern. Das ist Kujagiras letztes Wort!" Makkarams Augen funkelten und seine Hand griff zum Dolch. Die drohende Gebärde der Leute Kujagiras und die Anwesenheit der Weißen zwangen ihn jedoch', seinen Grimm zu verbeißen. Er wandte den Rücken und rief: „Ihr werdet noch einmal von mir hören! Das ist auch Makkarams letztes Wort!" Und er verschwand im Dickicht des Waldes. Nach diesem Zwischenfall nahm Pater Franz das Hölzkreuz, das Daringo gezimmert hatte, lmib trug es auf einen nahen Hügel. Die Schwarzen folgten wie bei einer Prozession. Voran schritt Daringo und sang mit heller Stimme den Kreuzeshymnus: „Des Königs Banner wallt hervor, Hell leuchtend strahlt das Kreuz empor, Daran das Leben litt und starb Und Leben durch den Tod erwarb." Auf dem Gipfel des Hügels wandte sich Pater Franz um und segnete mit dem Kreuz den Häuptling, die Krieger und das ganze weite Land der Wakami. Dann wurde eine kleine Grübe gegraben imb das Kreuz aufgerichtet, als Wahrzeichen einer schöneren Zukunft. Ernst und ergreifend klang die letzte Strophe des Liedes, vom Morgenwind über Wälder und Wiesen getragen, bis hinein in die hohen Berge: „O Kreuz, du unsre Hoffnung bist! Gruß dir in dieser LeihDsfriist ...!" Staunend und ehrfürchtig schweigend lauschten die Schwarzen den fremdartigen Lauten und Tönen. Ein leises Ahnen durch-zog die wilden Herzen der Krieger. In den nächsten Tagen war ba§ ganze Dorf auf den Beinen. Jeder tooüte den Weißen helfen. Der Wald wurde gerodet mtb ein kleines Mothaus -aus Holz errichtet mit zwei Zimmern und einem bescheidenm, offenen Kapellchen, an das ein drittes Zimmer als Sakristei angebaut war. Hier hatte Daringo sein 'Königreich. Dann begann man mit dem Bau einer Schule und einer 'größeren, geschlossenen Kapelle. Rüstig schritt die Arbeit voran. Nichts störte den Frieden, MaMaram war nicht wieder erschienen. Nur einer machte dem Pater Franz große Sorgen — Daringo. Er war seit der Ankunft in Tunungu ein anderer geworden. Ernst, fast düster, mit gepreßten Lippen schlich er umher uNd mied den forschenden Blick des Paters. Einsam durchstreifte er die Wälder. Er lachte kaum, und nur selten kam ein Wort aus seinem Munde. Dunkel glühte sein Auge, als brenne ein Vulkan in seinen Tiefen. „Ist es Heim-weih, das ihn quält?" dachte Pater Franz. Ein schweres Geheimnis schien auf seinem Schützling zu lasten. Was mochte er haben? Daringo fand keine Ruhe mehr. @ttoa§ Furchtbares verfolgte ihn. Bei Tag und Nacht stand es hinter ihm, dieses Unheimliche, das ihn mit dämonischer Gewalt in seinen Bann schlug. Ihm graute. 'O, er kannte den MaKaram! Der rote Bart und die Narbe, die sein Gesicht durchfurchte, hat ihn sofort verraten. '©§ war Bumboma, der SMävenHAr. tFortsetzung folgt.) Eigentümer. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Verwaltung: Mts-!ingfF\UJ. Wohnhaas, F. 8. C., Missionsseminar St. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Universitäts-Buchdruckerei „Stvria, Graz.