MITTHEILUNGEN des historischen Vereines für Krain im September 1854* Redigirt vom Mr. V. W. Klim, L e reins- Sc crctär und Geschäftsleiter ic. ic. 31 ö cfi s j) r st ri) c über den streitigen Charakter der Judenburger Antiken. Von M. Modi. -^as 3. Heft der „Mittheilungen des histor. Vereins für Steiermark" brachte die Anzeige von einem int Pölscr-thalc, nächst Judenburg, entdeckten heidnischen Begräbniß-plcitzc, ans welchem unter verschiedenen Alterthums-Funden der merkwürdigste von allen, nämlich ein 15 Zoll langer und 11 Zoll breiter, mit einer mythologischen Figurengruppe besetzter B r o n c e - W a g e n gewonnen wurde. Dr. R o b i t s ch-der Berichterstatter, spricht sich im Allgemeinen für den sla° risch en Charakter dieses interessanten Fundstückes aus, während Prof. Tcrstenjak, auf die Deutung der Figuren eingehend, in der alle übrigen überragenden mittelsten die Göttin Lada erkennt. Diesen Ansichten tritt int 4. Heft der erwähnten Ver-rinsschrift Archivar Pratobevcra entschieden entgegen, indem er kritisch nachweist, daß dieftr Bronce - Wagen kein Erzeugniß der Slaven sein könne, sondern daß atis mehrfachen statthaften Gründen der celtische Ursprung dieser Antike erkannt werden müsse. Im Interesse der einheimischen Alterthumskunde könn' tm wir diese Meinungsverschiedenheit vor der Hand nur dann auf sich beruhen lassen, wenn ihr Object ein minder nichtiges als dasjenige ist, von welchem wir in einen uns bisher unbekannten Götterkreis und Ctilt eingeführt werden, »nd wenn es sich neben dem einen fraglichen Gegenstände 'acht zugleich um mehrere andere, die ihn begleiten tmd über deren Charakter sich längst eine bestimmte Meinung gebildet hat, handelte. Wollen wir also den Leitfaden der Erkenntniß nicht atis der Hand lassen tind atis der Unentschiedenheit dieser Streitfrage Folgerungen einen Spielraum gewinnen lassen, welche sich zuletzt auf alle Bronce-Antiken Jnnerösterreich erstrecken müßten, so werden wir über den Judeitburger Fund eine mutierte und so lange fortge- setzte Rücksprache pflegen müssen, als der Sieg einer der beiden widerstrebenden Meinungen nicht zur Evidenz und Gemeingültigkeit gediehen ist.") Greifen wir zunächst die Behauptting auf, die Judenburger Brouce und zumal der Wagen mit der Figuren-grnppe sind ein Erzeugniß der Slaven, so haben wir zu untersuchen, in welche Zeit die Entstehung jener Alterthümer fällt, und ob damals Slaven nicht bloß in der Steiermark bereits eingewandert waren, sondern schon so lange dort feste Wohnsitze und mit ihnen eine solche Cultur erstrebt hatten, daß sie Erzeuger derartiger Producte einer weit vorgeschrittenen Kunstfertigkeit sein konnten? Wir sind genöthigt, die Entstehnngszeit in das 1. bis 4. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung zu setzen, weil die Judenburger Antiken durchgehends Bronce sind, die Bronce-periode aber nur diesen Zeitraum umschließt und keine Erstreckung auf das 5. oder gar 6. Jahrhundert gestattet. Mit dem Verfall des römischen Reiches verfielen auch die Bergwerke, deren Bebauer, wie Ammian Mar cell in ausdrücklich sagt, beim Beginn der allgemeinen Völkcrbewegung die Schachten und Gruben verließen und mit den Barbaren fortzogen. In der nämlichen Umwälzungsepoche aller Verhältnisse geriet!; auch die Kunst und Gewcrbsthätigkeit in's Stocken. Vor dem Sturme der über die Steiermark nach Italien gezogenen feindlichen Völkerschaften flüchteten die bis dahin unter römischem Schutze sicher gewesenen norischen Provinzialen von einem festen Orte zum andern, daher die Städte verödeten und die ftiedlichen Beschäftigungen aufhörten. An Hervorbringungen der Kunst, wie sie in den Judenburger Antiken zu schauen, ist also im 5. und 6. Jahrhunderte nicht zu denken. Selbst die Anlage jenes geordneten „mit mittelgroßen Feldsteinen gepflasterten und mit größeren, mitunter mehr als centnerschweren Steinen ein- *) Wir sind Bereit, Wo Ansichten pro und contra in unserem Blatte zu geben, da nur nach Anhören beider Ansichten die Wahrheit gefunden werden kann. D. Red. gefaßten Begräbnißplatzes" läßt sich von einer flüchtigen Einwohnerschaft, welche dem Andränge raub- lind plünde-rmigssnchtiger Barbaren gerade in den größeren Wohn-plätzen bloßgcstellt war, nicht voraussetzen, während am allerwenigsten die Todtenbccrdigung mit kostbaren Beigaben zu einer Zeit gedacht werden kann, in der von den beutegierigen Feinden selbst die Gräber umgewühlt und ausgeleert wurden. Verträgt die Zeitbestimmung, erstes bis viertes Jahrhundert n. CH., keinen Widerspruch, um so weniger, als analoge andere Bronce-Funde, deren Datum durch Münzen und andere Angaben festgestellt ist, sie vergewissern, so ist, sollen Slaven für die Verfertiger der Judcnburger Antiken gelten, soll jener Begräbnißplatz ihre Anlage sein, sollen sie in dessen Nähe eine Niederlassung gehabt haben, bloß noch einfach nachzuweisen, ob Slaven im 3. oder zu Anfang des 4. Jahrhunderts, in welches wir geneigt sind, jene Alterthümer zn setzen, thatsächlich da waren? Es hieße Allbekanntes und von Julius Cäsar bis Zostmus einstimmig Ausgesagtes unnöthigerweise wiederholen, wenn wir anführten, daß die Noriker und Tauriskcr ccltischcr Ab-stainmung waren *) und sich unter der Nömerhcrrschaft dergestalt unvermtscht erhielten, daß nirgend eine Spur von slavischer oder germanischer Beimischung ju treffen ist. Den Barbarcn-Einbrüchcn in den Provinzen Noricmn und Rhä-ticn steuerten die Römer jederzeit und so lange mit ihrer ganzen Macht, als sie ihre Herrschaft behaupten konnten, also bis zur Völkerwanderung; Ansiedelungen fremder Völkerschaften gestatteten sic in diesen Provinzen grundsätzlich und thatsächlich keine, bis eben dahin. Die Scharen, welche Marbod und Catuald bei ihrer Flucht zu den Römern in das Noricum mitgebracht hatten, verpflanzten die Römer wieder jenseits der Donau zwischen den Marus und Cusus, wofür Tacitus Annate 2', 63, ausdrücklich als Grund angibt: ne (Barbari) quietas provincias hnmixli turbärcnt. Als später Vaninus von seinen Neffen Vangio und Sido und dein Hcrmundurcnfürstcn Vibelliirs entthront wurde, und aus diesem Anlasse eine Friedensstörung zu befürchten war, schrieb K. Claudius an Atellius Histcr, den Befehlshaber in Pannonien: legionem, ipsaque e provincia iecta auxilia. pro ripa components, subsidio viel is, et terrorem adversus vie lores, ne, Fortuna clati, nostrum quo-que padiitn turbarent. Tac. Ann. XII, 29. Marc-Aurel verfolgte seinen Sieg über die eingefallenen Marcomanncn, Ouaden und andere verbündete Barbaren-Stämme sogar mit der Anlage von röm. Waffcn-plätzen auf ihrem Gebiet, während Probus die Sarmaten, *) Tersteiijnk sucht in feinen allerdings werthvollen kritischen Forschungen über die Noriker eben die bis jetzt allgemein geltende Annahme (die Noriker seien keltischer Abstammung) zu widerlegen, und wirerwarten mitSpannung sein dießfälliges Werk, ans dem wir nur „Auszüge" in der slovenischen Zeitschrift „Novice“ bis jetzt gelesen haben. $>. Red. Bastarner und Cerrpicr durch Ansiedelungen in Mösien und (Thracien mtS Jllyrieu ganz entfernte, und Diocletian, nachdem er die Alemannen ans Rhätien vertrieben hatte, Bastarner, Carpicr, Sarmaten und Gothen in Pannonien und Mösien bändigte, auch die Jazygcn bezwingt und Donau-castcllc in ihrem Lande gegen sie errichten läßt. Von Constantin d. G. werden die Gothen, welche die Donau überschritten hatten, besiegt und ihre Gefangenen in Illyrier colouisirt. Die von ihren Knechten über die Donau lift römische Gebiet vertriebenen 300.000 Vandalen vertheilt Constantin in Thracien, Macedonicn und Italien. Valen-in ian bekriegt die Ouaden von Carnuntum aus in ihrem eigenen Lande und bezwingt sie gänzlich. Bis zum Los-brnchc des Radagais, d. i. bis zu Anfang des 3. Jahrhunderts, währt die Absperrung der Provinz Noricum vom Zugänge fremder Völkerschaften ununterbrochen fort, auch werden dort Ansiedelungen nicht zugelassen. Die Geschichte enthält kein Beispiel davon, und daß ihr solche Thatsachen ; entgangen und irgendwo Slaven eingedrungen seien, sich festgesetzt und unter der Römerherrschaft sich behauptet hätten, das müßte vor allem von denen bewiesen werden, welche, Slaven-Ansicdclüngest in Jnnerösterreich zur Römerzeit behauptend, die Judenburgcr Alterthümer zu slavischen Erzeugnissen stempeln oder nicht-römische Naiiieli auf Inschriften römischer Grab- oder Gelübdcstcinen für slavische ausgeben. Unbedenklich dürfen wir die Unmöglichkeit eines solchen i Nachweises aussprechen (?), denn die Slaven wohnten in bei angedeuteten Periode der norischen Grenze zuverlässig noch sehr ferne und traten erst später ans dem geschichtliche!! Hintergründe hervor, Jazygcn aber und Sarmaten, die stets unruhigen Nachbarn der streng gehüteten Römer - Provinz Noricum, sind, wie die Slaven selbst erkennen, nicht slavischer Abkunft. Schaffarik (Slav. Altcrth.) äußert: „Von der Ansiedelung der Serben und Chrowaten im ehemaligen Jllyricii, d. i. vor 634—638, gab es in Dalmatien und den benachbarten Ländern, nämlich in einem Theile von Pannonie» jenseits der Sawe und in Präwallis, keine festen Slaveii-Nicdcrlassimgcn. Zwar wurden mehrere slavische Einfälle in Jllyricn und Dalmatien vom I. 548, 550, 551 und 532 (Procop I. 29, 38, 40, Strilter IV. 25), nicht aber irgend eine Seßhaftigkeit in diesem Lande erwähnt." Jungmann, ein anderer slavischer Gewährsmann, erklärt sich ganz einverstanden mit Mu char's, wie folgt, lautendem Forschnngs-Ergebniß: „Die Winden, d. h. die Slawen, wurden in der Gegend des heutigen Oesterreichs, Steyermarks, Kärnthcns lind Krams von den Avarcn, nach dem Abzüge der Longobardcn, nach Italien geführt, ah 568. Die Ausbreitung der Slawen bis in's heutige Tirol erfolgte zwischen 592—595.“ Wenn cs nun gleichwohl gelehrte Slaven gibt, welche ihre Voksstämme lange vor dem 6. Jahrhundert nach 311' ncröstcrrcich einführen, sic dort Jahrhunderte festsitzen und in den Judenburger Alterthümern eine hochausgcbildete Cultur darlegen lassen, so dürfte es ihnen doch nicht gelingen, dm natürlichen Zweifel am Dasein eines Volkes zu bannen, welches einerseits in der Alterthumskunde angeblich bedeutend hervortritt, andererseits aber in der Geschichte beständig Verstecken spielt und zwar 2 bis 3 Jahrhunderte hindurch, bis cs endlich quellenmäßig gefunden werden kann. Zwar will Dr. Robitsch den Beweis, daß die Judenburger Antiken slavisch sind, mtS slavischen Ortsnamen der Umgegend von Judenburg herleiten, zu welchem Ende er Kraubat (ohne Angabe der urkundlichen Form), Feistritz, den Möschnitzgraben und Lasnitzbach anführt; allein wann sind diese Namen entstanden? Zur Römerzeit? oder vielleicht gar im vorrömischen Zeitalter, iu der Urzeit? Kann man mit dem Beweise vom Dasein der Slaven vor dem 6. Jahrhunderte nicht aufkommen, so wird man eingestehcn müssen, daß die Winden bei ihrem Auftreten in Jnnerösterreich eine von hunnischem und vielfältig anderem Gräuel bereitete Wüste vorfanden, auf der sic kein Bedürfniß fühlten, irgend einen Luxus, am wenigsten einen Gräber-Luxus, zu entfalten, dort mit dem Metallguß sich zu beschäftigen, wo Schritt und Trümmer zerstörter Wohnsitze wegzuräumen Noth that, oder den Bau arif edle Metalle zu betreiben, wo der Boden auszurcuten und anzubauen war, oder endlich die von den Verfertigern der Judenburgcr Antiken längst erworbenen techrrischen Fertigkeiten in d c r Meisterschaft sich anzueignerr, ivie sie irr den geschmackoollcir Formen uird Verzierungcir sich abspiegelt. Sollten aber die Slaven nicht alsoglcich nach erfolgter Einivandcrnng den Begräbnißplatz daselbst angelegt und mit seinem Broncc-und Goldschmncke gefüllt haben, so kommt man mit jeder beliebigen nachfolgenden Zeitbestimmung zu spät, denn, weder unter beut Avarcndrucke, noch unter der nächstfolgenden Frankcnhcrrschast lebte eine Cultrrr auf, wie sie in jenen Antiken abstrahlt, auch sind Celte, Hafte, Bronce-Vasen, vergoldete Bronce-Schüsseln imb Bronce-Wagen mit mythologischen Vorstellungen nicht mehr Gebrauchsgegenstände des 8., 9. und 10. Jahrhunderts. Da man weder so hoch damit Hinaustücken, noch sie in das Broncc-Zcitaltcr versetzen kann, so ergibt sich vor-läufig schon alls denl Anstoße mit der Zeitbestimmung, daß von Slaven, als Hervorbringern der in Frage stehenden Alterthümer, die Rede nicht sein laim. Forscht man weiter, nämlich ob die Kulturstufe, auf welcher die Winden bei ihrer Einwanderung standen, der m diesen Antiquitäten sich offenbarelldcn vollendeten Kunstfertigkeit entspricht, so kanl: wegen gänzlicheil Abgailges von anerkannt slavischen, zur Vergleichung sich eignenden, gleichartigen Producten, nur eilt verneinendes Urtheil und selbst »priori kein günstiges gefällt werden, weil den in den Völ-kcrstürnlen auftretenden, hinter den Germanen, und wie diese, als Eroberer vorrückenden Slaven der Barbarismus, im Gegensatze zur römischen und celtischen Civilisation, ebenso gewiß als bezeichnendes Merkmal aufgedrückt war, als dieß von den Germanen bei ihrer Einwanderung in die südlichen Donauländer gilt. Hatten aber beide Völker in dieser Beziehung vor einander nichts voraus, so gestalteten sich die Culturverhältnisse für die Slaven vollends dadurch ungünstig, daß sie zuerst in die Abhängigkeit der Avaren und später in die der Franken geriethen, unter welchen sie bei der nachfolgenden Einwanderung deutscher Colonisten in einzelnen österreichischen Ländern, namentlich in Riederöstcrreich, ganz untergingen, in Jnnerösterreich aber mindesten Abbruch erfuhren und zurückblieben. Bleibt man der Geschichte treu, so muß man den Widerspruch cingcstehen, in welchen man mit ihr in der Anwendung auf die Alterthumskunde der innerösterreichischen Länder und speciell mit der auf die Judenburger Antiken gerätst. Dazu kommt, daß einzelne derselben nicht Gebrauchs-gcgenstände der Slaven waren. Der Celt war ihnen weder als Waffe noch als Bergbauinstrument eigen, und wo ist die Andeutung gegeben, daß die Slaven die Bergwerke Jn-nerösterreichs in Betrieb setzten, wie vor ihnen die Celten cs gewiß gethan hatten? Die Bronce-Ringe, welche unter jenen Alterthümern zahlreich vorkommen, werden nicht den Slaven zugeeignet, dagegen macht man geltend, daß Celte in „anerkannt slavischen Gräbern in den Ostsee-Provinzen gefunden worden sind." Darauf ist nun wohl nicht das mindeste Gewicht zu legen; denn, rührten selbst, wie Herr Pratobevera annimmt, jene Gräber von Celtenbewohnern der dortigen Gegenden nicht her, so folgt daraus deßhalb nicht, daß der Celt eine slavische Nationalwaffe war, sondern lediglich, daß der Zufall, der so viele heterogene Alterthümer zu-samnienwürselt, ein Paar Celte in Slavengräber getragen hat, wie man in der Schweiz, in Tirol, in der Steierniark und selbst in der Wallachei Etruskisches vereinzelt gefunden hat, oder, wie ganz neuerlich Celte in Toscana aufgegraben wurden, von deren Vorkommen deßhalb doch nicht aus einen nationalen Gebrauchsgegenstand bei den Etruskern geschloffen wird. Für vollständig vergriffen muß der Einwurf betrachtet werden, daß bei jenen Antiken an Celten nicht zu denken sei, weil diese die Leichen nicht verbrannten, sondern beerdigten, auf dem Begräbnißplatzc nächst Judenburg aber nur Leichcnbrand wahrgenommen wird. Pratobevera berichtigte zunächst die Berufung ans Schreiber, der nicht gesagt hatte, daß die Celten ihre Todten überall nur begruben und nirgend verbrannten, indem er anführt, daß Schreiber nur „in den von ihm am Oberrhein untersuchten Hügeln keinen Leichenbrand entdeckte." Wir beseitigen diesen Einwurf gänzlich mit Anführung der die Leichcnver-brcnnung der Celten verbürgenden Stelle aus Cäsar's Werk „De bello Gallico", wo es, VI. 19, heißt: „Funera sunt pro cultu Gallorum magnifica et sumtuosa; omniaque quae. vivis cordi fuisse arbitrantur, in ignem inferunt, etiam animalia, ac paullo supra hanc memoriam, servi et clientes, quos ab iis dilectos esse constabat justis fune-ribus confectis, una cremabantur.“ Andere Einwürfe gegen den celtischcn Charakter als die hier angeführten, und andere Gründe für den slavischen als die ebenfalls angegebenen, sind in Dr. Robitsch Bericht über die Judenburgcr Alterthümer nicht enthalten; wir gehen also zur Rücksprache über die Beweisführung des Herrn Archivars Pratobcvcra über. Er macht zunächst geltend, daß „celtisch-germanische Völkerschaften seit der Zeit zuverlässiger Geschichtskunde Stciermarks Urbewohner seien." Bei dieser Zusammenstellung sind die Germanen jedenfalls abzuziehen, da ihre Einwanderung eben auch erst 400 Jahre nach Chr., die der Celten hingegen mehr als ebenso laug vor Chr. stattfand; auch würde bei einer zweifachen Urcinwohnerschaft der nächstfolgende Satz: „Wir werden also in Betreff dieser Antiken auch die Celten als die Urbewohner Noricum's annehmen können", nicht ausschließend richtig sein können, wenn eine germanische Concurrenz nebenher. ginge. Der wahre Sachverhalt ist, daß die Steiermark in der Urzeit nur von Celten bewohnt war, und das regnum noricum eben dort bestand. Herr Pratobevera weiset demnächst nach, daß die Broncc in den Celtengräbcrn vorherrscht, und daß die von Dr. Gottlieb mit den Judeu-burger Broncen angestellte chemische Untersuchung ein mit den chemischen Analysen des englischen Chemikers Arthur Phillipp's an englischen Bronccn übereinstimmendes Resultat gibt, wodurch er zu der von uns nicht getheilten Ansicht gelangte, daß „die Bronce der Figuren auf dem Wagen jedenfalls vor Christi Geburt zu setzen sei." Er macht ferner geltend, daß der in jenem Grabfelde gefundene Celt „ein bestimmtes Merkmal des Eeltenthums" abgebe, was heutzutage um so weniger in Abrede gestellt werden kann, als cs sich bei der erhöhten Aufmerksamkeit für Gräber-Funde immer deutlicher herausstellt, daß dieß Instrument den Celten allein zukömmt. Er beruft sich sodann kurz auf „die Menge von Bronce-Ringen, welche bei dem Funde vorkommen", womit ebenfalls ein starkes Beweismittel geboten ist, und stützt sich, unter Berufung auf die allgemein anerkannten Anzeichen von Celtengräbcrn, nämlich auf das Vorkommen von Bronce. Gold, wenig Eisen und gar kein Silber, auf das Zutreffen derselben bei den Judenburger Antiken, so wie auf den Bau des Grabes, der ganz den keltischen Charakter an sich trägt. Alle diese Gründe sind richtig und vertragen keine Einwendungen, denn sie haben eine große Summe Erfahrungen für sich und bewähren sich immer mehr. Pr atoll evera's Abweisung der Slaven - Ansprüche beruht hauptsächlich auf der im Allgemeinen ausgesprochenen Ansicht, daß die Slaven nach ihrer Einwanderung den Erzguß gewiß nicht so verstanden, um ihnen die Hervorbriugung jenes Wagens mit der Figuren - Gruppe zuschreiben zu können, später aber schon deßhalb nur geringe Cultur-Fortschritte machen konnten, weil sie durch ihre Zwingherren, die Avalen, unaufhörlich in Kriege mit aller Welt, mit den Byzantinern, Langobarden und Bojoariern verwickelt waren; auch bemerkt er trefflich, daß, während der Wagen slavisch gemacht wird, die übrigen Fundstücke für ccltisch gehalten werden. Das ist allerdings ein greller Widerspruch, denn bet Wagen ist Broucc unter Bronccn, und ein zufälliges Hi„-cingcrathen in jene Gräber, als ein nicht dazu gehöriges slavisches Product, läßt sich deßhalb nicht wohl annehmen, weil ihm das ccltische Gepräge 51t deutlich aufgedrückt ist, ncbstdcm aber kein slavisches Seitenstück aufgebracht werben kaun, um seine Identität zu beweisen. Herr Pratobevera schließt jene Gegenbeweisführung mit der nicht minder richtigen Bemerkung, daß „die Periobe zwischen der Besitznahme Stciermarks durch die heidnische» Slaven bis zur Christiauisirung nur eine kurze war, und daraus der Umstand sich erkläre, daß in diesem Lande noch keine entschieden slavischen Grab- oder sonstige Alterthümer gefunden worden sind." Da wir seine Ansichten, so weit sie hier entwickelt sind, theilen, und für den celtischen Charakter sämmtlicher Judenburgcr Funde uns aussprcchen, so sei zur Begründung unserer Meinung bemerkt, daß Jedem, welcher Vergleichung celtischer Gräber-Ausbeuten sich zum Geschäfte gemacht und dadurch ein geübtes Auge erworben hat, jene Alterthümer beim flüchtigsten Anblick durchgehends als ccltische erscheinen müssen, weil ihnen der ccltischc Typus so deutlich aufgedrückt ist, daß weder ein Zweifel noch ein Verkennen stattfinden kann. Besondere Kennzeichen sind die mit andere» celtischen Bronccn gemeinsamen Verzierungen und Formen, wie sie bei den Abbildungen Fig. 3, 4, 5, 6, 8 it, erscheinen, sodann die Gemeinsamkeit mit anderen celtische» Gebrauchs-Gegenständen. Die Spiralen, das Amulet (Fig. 4), der zum Ringe doppelt gewundene Golddraht der Strcitmeißcl, die Broncc-Urne, das Pferdegeschirr kommen in anderen Sammlungen von celtischcn Alterthümer» ebenfalls und häufig vor. Am Bronce-Wagen bezeichnen die unförmlichen Figuren (Idole) den ccltischcn Charakter ebenso verläßlich, als der auch auf celtischcn Münzen erscheinende, von Martial 1, 64, 14, 128, uns genannte ßardocucullus, d. i. die Filzmütze, welche die Kopfbedeckung der Reiter bildet. Wie diese auf dem Wagen bloß mit dieser Kopfbedeckung versehen sind, im Ucbrigen aber nackt auf den Pferden sitzen, ganz ebenso trifft man sic auf der vom Professor Seidl aus dem k. k. Mürrz- und Antiken-Cabinete genommenen, in seiner „Chronik archäologischer Funde", IX. V. des Archivs, abgebildeten Münze. kann der ganzen Figuren-Gruppe auf dem Wagen in A tikem-Sammlungen, z. B. im Ferdinandeum zu Innsbruck im Münchener königl. Antiquarium, in Klcmm's ethnographischer Sammlung in Dresden u. s. w. begegnen, itnb die das Beil schwingende Figur 3 sogar in der nämlichen Attitüde wiederfinden. Ueberall bezeichnet diese Idole ihr absichtlich gewähltes fratzenhaftes Aussehen. Sollen sie fl1' vische Götterbildnisse sein, so erklärt es sich schlechterdings nicht, daß sie auch in Ländern vorkommen, wo es SlaB nie gegeben hat. Bei dem Wagen handelt es sich nun noch um eine Deutung der durch die Figurcn-Gruppe ausgedrückten Vorstellung iiitb um eine Gebrauchserklärung von demselben. Herr Pratobevera stellt die Ansicht auf, dieser Wagen habe auf Hochzeitsfeierlichkciten Bezug und sei ans dem Tische des Hochzcitmahles verwendet worden. Wir stimmen weder mit dieser Ansicht überein, noch können wir von den dafür gewählten Gründen überzeugt werden. Ganz deutlich, ja handgreiflich stellt die Figurcn-Gruppe einen — Opferzug vor. Voran der Hirsch, von zwei, zur Rechten und Linken gestellten Führern feierlich geführt; hinter dem Hirsch ein Mann mit dem geschwungenen Celt oder Beil, dann an beiden Seiten des Zuges Reiter, zum Schirm oder zur Begleitung dem Zuge beigegeben. In dieser Grup-pirung läßt sich, meinen wir, doch nicht verkennen, daß der Hirsch bestimmt war, einer Gottheit zum Opfer zu fallen, das Ganze also einen Opfcrzng andeutet. In der alle übrigen Figuren überragenden, eine Schale über dem Haupte emporhaltenden weiblichen Mittelfigur, vom Prof. Terstenjak für die flavische Göttin Lada gehalten, erkennen wir ganz einfach eine Sklavin oder Karyatide, welche eine zu einer Libation bestimmte Schale mit beiden Händen emporhält. Wahrscheinlich zündete der Eigenthümer dieses Libations-Gefäßes Weihrauch in der Schale an, denn zu einem Trankopfer war sie zu klein. Es mag also als Rauchfaß, entsprechend etwa der römischen Acerra oder dem Thuribulum bei häuslichem Gottesdienste gedient und ein Wagcngcstcll mit Rädern erhalten haben, damit cs von einer Stelle zur andern geschoben werden konnte. Der Hirsch war der gallischen Göttin Bclisana, der Diana der Trcvircr und aller Australier") heilig. Am Schluffe des ihr gewidmeten heiligen Jagdfestes wurde ihr ein Wild zum Opfer gebracht""). Hieraus folgt, daß die Opfer-Vorstellung auf dem Wagen auf oen Cult der Beli-sana sich bezicht. Als Dca Vesunna war die Bclisana zugleich Todcsgöttin, und dadurch dürfte sich das Auffinden des Wagens im Grabe erklären. Da, wie weiter oben gezeigt worden ist, den Slaven derJudcnburgcr Funv aus geschichtlichen Gründen nicht beigcmcssen werden kann, und nun auch durch archäologische Merkmale sein celtischcr Charakter bestimmt ist, so erachten wir diese Frage für den Fall erledigt, als von der Gegenpartei eine Widerlegung oder underwrite Meinungsbegründung unterbleiben sollte. *) Greg. Turoii, pag. 387. **) Mcmoires de V academie celtique II. 81. Historische Miscellen von Anton Jellouschek. Bericht des Laibachcr Bischofes Thomas Chrön an den Papst Paul V., enthaltend den Zustand, besonders aber eine ausführliche Beschreibung des Laibachcr Bisthums, ddo. Graz am 25. August 1616. (Schlu ß.) In Steiermark: Oberburg, einst ein im I. 1140 gestiftetes Kloster der Benediktiner. Run ist dort, nach dein Absterben der Benediktiner, zufolge des Stistbriefes des Bisthums, ein Semi-narium für Cleriker der ganzen Diöccse, und die bischöfliche Residenz, gleichsam im Mittelpuncte des ganzen Bisthums, gelegen. Hier werden die Novizen und Cleriker im Ma-rianischen Collegium in den heil. Ceremonien und Gesängen unterrichtet und zur Ausübung der Seelsorge vorbereitet. Die Zahl der Seelen beträgt 3500. Gleichsam zwischen den Ringmauern von Oberburg sind folgende 5 Filialkirchen, als: des heil. Apostels Paul, - der heil. Maria Magdalena, der heil. Jungfrau Margaretha, der heil. Ursula liebst ihren Gefährtinnen, und des heil. Apostels Thomas; ferner auch die Capellen des heil. Apostels Andreas und Mariä Verkündigung, mit der Bruderschaft des heil. Altar-sacramentes. Hier ist auch ein Hospicium für die nach Graz oder Cilli durchreisenden Capuziner. Der hier eingesetzte Pfarrer ist in Abwesenheit des Bischofes Reformations-Commissär, Vorsteher im Collegium Marianum, und . hat unter sich folgende 5 Vicare: 1. Der heil. Maria in Sulzbach, wohin aus den benachbarten Gegenden Kärntens häufige Wallfahrten stattfinden, mit 400 Seelen und 100 fl. Einkommen; 2. des heil. Lorenz in Leytsch, mit 500 Seelen; 3. der heil. Elisabctha in Lauffen, mit 500 Seelen; 4. der heil. Märtyrer Cantius, Cantianus und Cantia-nilla, mit 560 Seelen; 5. des heil. Georg in Prasbcrg, mit 600 Seelen. Hier bei Oberburg, auf den Hügeln Tyrossik, wurde vor 60 Jahren durch Beiträge von Christgläubigcn eine Kirche der heil. Jungfrau Maria begründet und neu aufgebaut, zu welcher aus den benachbarten Gegenden von Steiermark, Kärnten und Krain häufig Wallfahrten stattfinden. Sie wird aus den Beiträgen der Wallfahrer erhalten. In dem Städtchen Windischgräz ist die dem h. Märtyrer Pancratius geweihte Pfarrkirche, an welcher, zur Zeit Kaiser Friedrich's, Aeneas Sylvius von Piccolomini Pfarrer war, welcher nachmals unter dem Namen Pius II. Papst wurde, und als solcher das Bisthum in Laibach gestiftet hat. Hier sind 3 Kooperatoren; die Zahl der Seelen beträgt 2500, die Einkünfte an Getreide- und Weinzehenten betragen aber 400 fl., von welchen 110 fl. an den Bischof entrichtet werden. Dieser Pfarre unterstehen folgende Vicariatskirchen: des heil. Aegydius in dem Thale bei Windischgräz, mit 300 Seelen und einem Einkommen an Zehenten von Fcldftüchten von 100 fl.; des heil. Georg in Schallach oder in Scalis, mit 900 Seelen und einem Einkommen von 300 fl.; des heil. Michael in Schönstem, mit 300 Seelen und einem Einkommen von 100 fl.; des heil. Johann Bapt. in Vinetis, mit 300 Seelen, und ist auf die Collcctur angewiesen; des heil. Aegydius bei dem Schlosse Schwarzenstein, mit 400 Seelen, ist auf die Collectur angewiesen; des heil. Martin bei dem Schlosse Schallek, mit 300 Seelen und mittelmäßigen Einkünften. Ueber diese will, gegen die bestehenden Canoncn, der Patriarch von Aguilcja eigenmächtig Gerichtsbarkeit ausüben, und ich bitte daher demüthig Eure Heiligkeit um wirksame Abhilfe. ' Hier in der Nähe ist auch unter dem auf einem Berge gelegenen Schlosse Wöllan die Kirche der heil. Jungfrau Maria. Dieser haben sich die Ketzer mit Gewalt bemächtiget, und es haben ihre Prediger dieselbe durch 29 Jahre besessen; ich habe aber dieselbe im I. 1600 wieder in Besitz genommen und den bei dem Altare des heil. Franzis-cus bestatteten Lcichnani der Gattin eines Predigers aus-grabcn lassen. So wurde der Altar unter großen Lobpreisungen Gottes wieder hergestellt und eingeweiht. Der Reformations - Commissär und Archidiacon im Sannthale ist zugleich Vicär an der Kirche des Erzengels Michael in der Grafschaft Cilli. Die Zahl der Seelen beträgt 2000, die Einkünfte an Wein- und Getreidezehenten aber 300 fl., wovon 24 fl. an den Bischof zu entrichten sind. Die ihm unterworfenen Curatkirchen sind: des heil. Anton in Mötnik, mit 150 Seelen; des heil. Pancratius in Greiß, mit 150 Seelen; der heil. Jungfrau Maria in Fraßlau, mit 900 Seelen und einem Einkommen an Getreide- und Wein-zchenten von 200 fl.; des heil. Apostels Paul, neben dem Schlosse Pre-balt, wo sich vormals viele Ketzer aufgehalten haben, und wo es nun, nach deren Vertreibung, 400 Katholiken gibt; des heil. Martin in Tryffail, wo es nun, nach Vertreibung der Ketzer, 350 Katholiken gibt. Unterhalb Cilli ist das Archidiaconat und die Pfarre des heil. Michael in Pailenstein, mit zwei Coopcratoren, tct werden. Die diesem Archidiaconate untcrthänigcn Cnrat-und Vicariatskirchen sind: des heil. Veit, bei dem Schlosse des Städtchens Landspreis, mit 500 Seelen und einem Einkommen i>, Getreide- und Wcinzchcnten von 200 fl. In dieser Pfarre ist das vormalige Carthäuserkloster Gayrach, welches nun, mit Bewilligung des apostol. Stuhles, für die Seckaucr Diöcese als Alumnat verwendet wird; des heil. Jacob, unter dem auf einem Berge gelegenen Schlosse Süßcnhcim, mit 100 Seelen und geringem Einkommen; des heil. Lorenz, unter dem Schlosse Herberg, zum Theile noch von Ketzern bewohnt, mit 150 Seelen; des heil. Petrus, unter dem Schlosse Königspcrg, am Flusse Sotla in Steiermark, auf der Straße gegen Agram, mit 1500 Seelen, 2 Kooperatoren und einem Einkommen in Getreide- und Weinzehcnten von 350 fl., wovon 60 fl. au den Bischof entrichtet werden. In Laibach gibt es zwei Bruderschaften: die eine, des heil. Sacramentes, an der Cathedralkirche des heil. Nicolaus, welche sich an die Römische Erzbrudcrschast zum heil. Lorenz in Damaso anschließt. Diese allein hat vormals , als die Stadt Laibach noch von vielen Ketzern bewohnt war, die christliche Liebe und Barmherzigkeit beim Begraben der Verstorbenen und feierlichen Versehungcn ju Kranken bezeugt, indem das sonst Niemand gethan hätte. Die andere Bruderschaft ist die von Maria Himmelfahrt, am Collegium der Jesuiten. Eine dritte Bruderschaft ist zu Oberburg, unter dem Titel des heil. Altarsacramentes. Am 6. Februar jeden Jahres, d. i. am Festtage der heil. Dorothea, wird, nach vorläufiger Einbcrufting, in der bischöflichen Residenz zu Oberburg eine Diocesan - Synode abgehalten. Das neue bischöfliche Archiv ist bei der Domkirche üt Laibach, das ältere aber in der bischöflichen Residenz z» Oberburg. Gefängnisse sind sowohl zu Laibach im bischöfliche» Gebäude, als zu Obcrburg, und werden auch in vorkommenden Fällen in Anwendung gebracht. Außer der Stadt Laibach sind in dieser Diöcese die vorzüglicheren Städte: Krainburg, Radmannsdorf, Blcibcrg, Windischgräz und Oberburg, wo die bischöfliche Residenz ist. Die Anzahl aller Pfarren der Diöcese beträgt 60. Mönchsklöster gibt es 6, Caplannien und einfache Beneficien 15, Hospitäler 5, Archidiaconate 2; die Ge-sammtzahl der Seelen beträgt 60.608. In verschiedenen Orten habe ich 28 Kirchen neu,3 aber wieder eingeweiht; ferner 5 Friedhöfe und 84 Altäre Für 8 neu aufzubauende Kirchen habe ich den Grundstein eingeweiht und gelegt. Die Anzahl der von mir geweihten 1200 Seelen und einem Einkommen an Getreide- und Wein- j Glocken, Kelche, Monstranzen, Corporalicn und zum Gottes-zehenten von 300 fl., wovon 40 fl. an den Bischof entrich-i dienste bestimmten Geräthschaften ist überaus groß. n Ordinationen habe ich nur im Falle einer Krankheit vorzunehmen unterlassen; bis jetzt habe ich 1341 Cleriker und Priester geweiht. Das Sacrament der Firmung habe ich häufig und an verschiedenen Orten ertheilt; bisher habe ich schon bei 70.000 gesinnt. Eine neue Pfarre habe ich zu Pctrinia, an der Grenze von Kroatien, lit. St. Laurentü, Aehatii und deren Martergefährten, errichtet, rmd nun daselbst schon deir zweiten Pfarrer aus dem Marianischen Collcgiuin eingesetzt. Drei durch ihre Bauart und Malerei ausgezeichnete Capellen habe ich eingeweiht, als: Mariä Vcrkündigrmg, des heil. Thomas in der bischöflichen Residenz zu Ober-burg, und in der Cathcdralkirche zu Ehren des heil. Florian und aller Heiligen, wo ich auch den Thurm und die Sa-cristci neu herstellen ließ. Zn Laibach habe ich die Cathcdralkirche und die außer dm Stadtmauern gelegene Pcterskirche, sowie auch zu Ober-burg mehrere Kirchen theils mit Malereien auszieren, theils vom Grunde aus neu herstellen lassen. Ich ließ fünf kostbare Inseln machen, stiftete mehrere Studenten-Stipendien, ließ im Collegiuni der Gesellschaft Jesu eine Buchdruckern und zu Oberburg durch venetianischc Meister eine kostbare Orgel zur großen Erbarumg des christ-gläubigen Volkes errichten. Das Schloß Altenburg, im Gebiete von Oberburg, welches beständig ein Gegenstand des Streites zwischen vornehmen Ketzern war, habe ich — um cs gänzlich niederreißen zu lassen — mit Einwilligung des drwchlaucht. Erzherzogs Ferdinand, um vieles Geld (welches ich noch schulde) gekauft. Wenigstens zwei Mal im Jahre nehme ich Kirchen-visitatioucn vor, und bemühe mich bei dieser Gelegenheit zugleich, die Ketzer in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen, wobei ich mit Hilfe unseres Herrn Jesu Christi und unter Mitwirkung Euer Heiligkeit ein günstiges Resultat erwarte, indem ich übrigens E. H. mein noch so bedrängtes Bisthum fußfällig und demüthig anempfehle. lilploaeaatarimsa Casmiolicttsn. Franz Adam Graf v. Lamberg stiftet das Stcrbc-glöcklcin in der Domkirche St. Niclas in Laibach. (Wörtlich nach der in beglaubter Abschrift vorgefundenen Stiftungs-Urkunde.) Von «Boltami Slcsslta. Zwischen dem Hochwürdigst und Hochgcbohrncn Herrn Herrn Franz Carl des Heil. Römischen Reichs fürsten und grafen von Kauniz Bischöfen zu Laybach, Dombherrn des ^rzbistunrbs Salzbrirg und Passari, Probsten der Uralten Stift alt Otting, für sich selbst und dessen Nachkommen am Bistumb: dann dem Hoch- und Wohlgebohrncn Herrn Herrn Franz Adamen grafen von Lamberg, Freiherrn zu Stein und guttenberg, Herrn auf Weissenstein, Ncidegs und Der-mitsch. Erb Land Stallmeistern in Crain, und der Win-dischcu March, Einer Löblichen Landschafft in Crain der Landes und hofrcchten Beysitzern ist nachfolgende abrcd und Verbündnus geschlossen und aufgcricht worden. Erstlich cn. Nachdem gedachter Herr grafvon Lamberg in reife erwegung gezogen, daß an den ntontet des Menschen heil oder Verdorben, mithin die glückselig oder unglückselige Ewigkeit hanget. Diesemnach Er Herr graf von Lamberg zu Trost der Sterbenden sich resolviret eine sogenannte zögen glücken aus eignen Mitteln machen, und solche auf vorhin erhaltene einwilligung hochgcdacht Jhro fürstliche gnaden Unsers gnädigen Herrn Ordinarii in dem Thurn der alhistgen Domb Kirchen S. Nicolaj zu dem Ende aufrichten zu Lassen, damit so oft ein oder andere Mannsoder Weibs Persohn in zögen greifst, auf ewige zeitcn jedesmal geleitet werden möge. Dahingegen und fürs Änderte zusagen und Versprechen Hochgedacht Se. fürstl. gnaden die Veranstaltung dahin zu thun, daß obbesagte Glocken auf jedes Begehren und dieses auf ewige zeiten, so oft cs vonnöten sein, und obbesagtermasscn cin-oder andere Person mag sein wer da immer will, reich oder Arm, Edl oder UnEdl in zögen greifen, und derentwillen die anmeldung bei den zu diesen Ende bestellten Mesner geschehen wurdet, alsoglcich und zwar sowol Bei Tag als Bei der Nacht mit Haltung dreyer absaz Von ein guten Vattcr Unser und Ave Maria Lang ohne die geringste Be-zallung geleitet werden solle, auf daß jedermau auf Vernehmung des klanges 3 Vattcr Unser und 3 Ave Maria um eilt glücksclliges End der in zügen liegenden Persohn sprechen könne. Weillen aber Drittens erforderlich ist, daß zu Lcittuug erjagter glocken ein Mesner bestell, und besoldet werde, als obligiret sich gedachter Herr gras von Lamberg Bei Einer 8561. Landschaft allster 600 fl. T. W. ewiges Capital zu 6°/0 anzulegen , von welchen Interesse dem Mesner jährlich 24 fl. besagter wchrung vor die Besoldung gereicht, die übrigen 12 fl. aber die Domb Kirchen vor das orth in dem Thurn, wo diese zügen glocken aufgericht worden, zu einer crgez-lichkeit zu genössen haben solle, welches Interesse Jhro fürstl-gnaden aus dem General Eiucmbcr Amt gegen Quittung Jährlich entweder Baar erhöben oder aber an ihrer zu raichen habenden Steuer abraitten werden können. Da hingegen verreversiren und obligiren sich mehrgedacht Se. Fürstl. Gnaden gemelthes orth, wo die glocken hanget, allezeit in guten Baulichen stand ohne cutgelt des bcrrn grafen v. Lamberg erhalten und wan an der glocken äusserlich, das ist an dem Klachel, Stricken oder an den bcschlacht etwas ermangeln wurdet, solche Unkosten ex redditibus Ecclesiae Bcstreitten zn Lassen. Viertens und Schlicßlichen Versprechen und obligiren sich Hochgedacht Se. Fürstl. gnaden, daß ersagte glocken mit dm anbrat Kirchen gele ich nie und zu keiner andern erdenklichen sub qüocunqim praetextu anziehlcnden Function gebraucht, sondern diese alleinig und präcise zu einer zügen glockcn applicirt und Vorbehalten bleiben softe. Alles treulich und ohne gefährde, auch mit und bei Verbündung des allgemeinen Landschadenbnnds in Crain. Zu Urkund dessen seynd zwei gleichlautende Exemplaria ausgcricht, und jeden Theilt eines unter Becdcr Conttahcn-tcn Fertigung zugestclt worden. Datum Lahbach den ersten Jenner 1712. L. 8. Franz Carl Bischoff zu Laibach. L. 8. Franz Adam graf von Lamberg. Vaterlandsknnde — et memiuissc juvat. Vaterlandskunde und Vaterlandsliebe sind unzettrenn-lich, wie Sonnenlicht und Warme, und weil die Vaterlandskunde jedes Herz zur beseligenden Vaterlandsliebe zu erwärmen vermag, so scheint cs Pflicht zu sein, Alles, was dazu wie immer beitragen kann, und sei es noch so gering, zu veröffentlichen, weil nicht Jeder Gelegenheit, Zeit und Lust hat, selbst Forschungen anzustellen. Diese Anschauung hat mich veranlaßt, meine «Reiseerinnerungen aus Krain“, und seit Jahren in verschiedenen vaterländischen und fremden Journalen meine «Vaterländischen Erinnerungen", die Frucht meiner Mußestunden, mit dem Motto: «— et meminissc juvat“, zu veröffentlichen, und ich wäre nicht abgeneigt, einen ganzen Band «Vaterländischer Erinnerungen“ erscheinen zulassen, wenn meine verehrten Landsleute es wünschen. Dieser Band würde enthalten: 1. Vaterlandskunde. — 2. Den Freunden der Geschichte Krain's. — 3. Jllyricn. — 4. Geschichte des Handels von Jllyricn, von den ältesten Zeiten bis auf die Unterjochung durch Rom. — 5. Die Grenzen des Hcrzog-thums und Kronlandes Kram. — 6. Feierlicher Empfang Kaiser Karl VI. zu Laibach, am 26. August 1728. — 7. Der Fasching in Kram 1683. — 8. Der Lchenochse, welcher zu Laibach bei jedmaliger a. h. Erbhuldigung in die kaiserliche Küche gestellt werden mtißte. — 9. Ausgrabung von Alterthümern bei Laibach. — 10. Ein antiquarischer Schatz, welcher noch im Schoße der Erde ruht. — 11. Die jährliche Aepfel-Kanonadc am Osterntontage auf der Türken-schanzc bei Laibach. — 12. Erbauung der landesfürstlichen Stadt Weixelburg. — 13. Kaiser Ferdinand's Rettung durch die Slaven. — 14. Höchst ehrenvolle Ausspruch des Kaisers Franz I. über die Laibacher. — IS. Die ehemalige Stadtmiliz der Hauptstadt Laibach. — 16. Ehrenvoller Ausspruch eines Hoheit Generals über das vaterländische Regiment Hohenlohe-Langcnburg. — 17. Revers, welchen jeder neu ernannte Landstand der Grafschaft Görz vormals abgeben mußte. — 18. Die Grafen von Ortcnburg j„ Kram. —■ 19. Otto Friedrich Graf von Buchheim, Fürstbischof von Laibach. — 20. Die Apfaltcrcr in Krain. — 21. Die Herren und Grafen von Hohenwart. — 22. Die Kofiak und Sauer zum Kosiak. — 23. Die Herren, Freiherren und Grafen von Saurau in Krain. — 24. Kram und die Welsberge. — 25. Ignaz Cajetan von Buset zu Feistenberg, Bischof von Triest. — 26. Josef Camillo Freiherr von Schmidbtirg, Landes - Gouverneur von Jllyrieit. — 27. Josef Calasantius Likawetz. — 28. Michael Friedrich Hiller. — 29. Entsumpfung und Austrocknung der Sümpfe bei Monfalcone und Aquileja. — 30. Zur Geschichte der Seidcncultur in Krain. — 31. Zur Charakteristik der Krainer. — 32. Beschreibung der Friedeusfeier zu Laibach im I. 1814. Die eben genannten «Vaterländischen Erinne-rungen“ würden einen Band, beiläufig vom Umfange der «Retseerinnerungen aus Krain“ geben, und würde daher das Exemplar nicht über einen Gulden kosten; ich aber bin, wie gesagt, bereit, denselben erscheinen zu lassen, wenn meine geehrten Landsleute cs wünschen, welches mir int Wege des Buchhandels und durch die P. T. Herren Mandatare des histor. Vereiites, die sich für die Sammlung der größtmöglichen Anzahl der Theilnehmer gewiß gefälligst interesstren werden, bis Ende d. I. bekannt gegeben werden wolle, um die etwaige Auflage und deren Stärke bestimme» zu können. Von der sich zeigenden Theilnahme wird cs abhängen, ob ich dem ersten Bande einen zweiten mit einein ausführlichen Tagebuche des Congresses in Laibach, welches zum Drucke fertig ist, folgen lasse; diese Theilnahme aber dürste um so mehr zu verhoffcn seilt, da patriotische Schriften dem Lande auch einen materiellen Nutzen bringen können, denn es haben z. B. die «Reiseerinnerungen“ bereits manchen Fremden in unsere schöne Heimat geführt, und die jetzige Jnhabung des Bades Veldes, nach ihrer eigenen Versicherung, veranlaßt, das Bad anzukaufen und das gegenwärtige schöne und comfortable Badhaus daselbst zu erbauen. Einen dritten Band der «Vaterländischen Erinnerungen“ könnte eine Geschichte der höchst wichtigen Periode der französischen Zwischenrcgierung in Krain (1809—1813) bilden, wozu das Materiale, so wie zur Geschichte des Jahres 1848 so vollkommen vor mir liegt, wie es sich schwerlich irgendwo vorfinden dürfte; aber — alles dieses hängt von der Theilnahme ab, welche die beabsichtigte Herausgabe des ersten Bandes der «Vaterländischen Erinner»»-gen“ in der Heimat findet. II. Costa. Druck von Jgn. v. Kleinmayr 8S Fedor Bamberg in Laibach.