NUMMULITEN AUS POLJŠICA (SLOVENIEN) von Adolf Papp Palaontologisches Institut der Universitat, Wien Mit 2 Textabbildungen Einleitung Im Zuge der Kartierungsarbeiten von Herrn F. Cimerman wurden Nummuliten-Vorkommen in der Umgebung von Poljšica (Pol-schitza). etwa 10 km NW von Kranj (Krainburg) gelegen, neuerdings in den Blickpunkt geriickt. Bei einer gemeinsamen Exkursion mit Herrn F. Cimerman konnte der Verfasser an 2 Stellen Material sammeln. 1. An dem siidschauenden Hang des Poljšica-Baches sudlich der Ortschaft Poljšica. 2. 3,3 km westlich Poljšica am nordschauenden Abhang wenige Meter fiber dem Poljšica-Bach an der Strafie zur'Ortschaft Rovte. Herrn Prof. Dr. I. R a k o v e c ebenso wie Herrn F. Cimerman erlaubt sich der Verfasser fiir die zuvorkommende Hilfe auch an dieser Stelle zu danken. Nummulitenfuhrende Schichten aus der Umgebung von Poljšica wurden von Kinkelin 1890 erwahnt und ein Profil von dem unter 2 angefuhrten Fundort gegeben. Oppenheim 1896 erwahnt von dem gleichen Fundort N. fichteli de la H a r p e und N. boucherii de la H a r p e. Die Bearbeitung des Fossilmaterials fiihrte Oppenheim zur An-sicht, dafi es sich um Ablagerungen des unteren Oligozans handeln soli. Bei Bearbeitung vorliegenden Materials wurde besonders auf Schnitte megalospharischer Formen Wert gelegt, welche im Medianschnitt fiir Ver-gleiche wertvolle Messungen erlauben. Es finden folgende Abkiirzungen Verwendung (val. auch Papp 1958): W Quotient Windungszahl: Radius. Der Radius wird vom ^ = Mittelpunkt des Protoconchs uber den Deuteroconch zum Rand des 3. Umganges gemessen. M = GroBe der Megalosphare. P = Dicke des Dorsalstranges im Verhaltnis zur Kammer-hohe am 2. Umgang iiber dem Deuteroconch. Dm = Durchmesser des Gehauses. Di = Dicke des Gehauses. S , S , S Septenzahl der jeweiligen Umgange. 1 U = Hohe deš 1. Umganges 2 U = Hohe des 2. Umganges minus Hohe des 1. Umganges 3 U = Hohe des 3. Umganges minus Hohe des 1. Umganges. Aus den verschiedenen Moglichkeiten die zur nomenklatorischen Charakteristik von mikrospharischen (A-Formen) und megalospharischen Exemplaren (B-Formen) vorgeschlagen wurden wahlen wir jene, beide Namen mit Bindestrich anzufiihren. Der erstgenannte bezeichnet die A-Form, der folgende die B-Form. Beide Formen wurden erst die biolo-gische Art bezeichnen. Abb. X. Nummulites fichteli aus Poljšica Fig. 1. Ansicht des Zwischengeriistes Fig. 2. senkrechter Schnitt Fig. 3. wagrechter Schnitt Charakteristik der Nummuliten Nummulites intermedius-fichteli de la H a r p e An beiden Fundorten wurden A- und B-Formen eines Nummuliten mit netzformig gestaltetem Verlauf der Suturen bzw. des Zwischengeriistes beobachtet. Bezeichnend ist ihre geringe Dicke. Millimeter A-Formen = N. intermedins Relativ grofie, diinne, schmal-discusformige Gehause Dm = 8,8—9,8 mm, Di = 1,8—2,0 mm. An der AuBenseite ist bei angewitter-ten oder angeschliffenen Exemplaren die netzformige Verzweigung der Suturen zu sehen. Das Netz tritt im Zwischengeriist mit annahernd recht-eckigen Formen deutlich hervor (Abb. 1, Fig. 1). Der senkrechte Schnitt zeigt, entsprechend der Kammerlage senk-rechte Pfeiler. Die Windungen sind sehr schmal besonders im zentralen Gehause, sie werden von dem pfeilerartigen Gefiige senkrecht gekreuzt. Im Zentrum befindet sich meist ein kleiner Zentralpfeiler. Wachstums-UnregelmaBigkeiten sind haufig, wodurch die meisten Gehause etwas verzogen oder gebogen sind. B-Formen = N. fichteli Das Gehause ist jenem der A-Formen ahnlich jedoch etwas kleiner: Fundstelle 1, Dm = ± 3,0 mm, Di = ± 1 mm. Fundstelle 2, Dm = 2,0—5,0 mm, Di = 1—1,2 mm. Der wagrechte Schnitt wird durch die geringe Zunahme der Umgange und die langen niedrigen Kammern charakterisiert. Die Zunahme des 6. Umganges (Hohe 0,3 mm) gegeniiber dem ersten liber dem Protoconch (Hohe 0,18 mm) ist dementsprechend gering. MaBe der zentralen Partien von N. fichteli Nummerdes Exemplares W R M S2 1U 2U 3U 2193 2192 2191 1,64 3 0,98 3 0,08 0,24 0,23 0,19 10 16 13 17 12 i 16 0,18 0,17 0,00 0,07 0,01 ! 0,12:0,06 0,06 I 0,17:0,07 0,18 ! 0,01 0,02 0,14:0,05 Nummulites riitimeyeri-chavannesi de la H a r p e Vorliegende Art ist seltener als N. intermedins fichteli, vom Fundort Poljšica 2 liegt nur ein mikrospharisches Exemplar vor, die megalo-spharische Form dagegen ist von beiden Fundorten gut belegt. Geologija V. — 3 33 A-Formen = N. riitimeyeri Gehause relativ grofi, im Zentrum erhoben, Dm = 8,0 mm, Di = 3,1 mm. Die Suturlinien stehen eng und verlaufen geschwungen vom Zentrum zum Gehauserand. B-Form — N. chavannesi Die Gehauseform gleicht jener mikrospharischer Formen weitgehend nur sin d sie bedeutend kleiner. Dm = 2,5 mm, Di — 1,2 mm. Im Zentrum ist bei den meisten Exemplaren ein deutlicher Zentralpfeiler entwickelt, die Suturen verlaufen von ihm leicht geschwungen und im letzten Drittel meist fast gerade zum Gehauserand (Abb. 2, Fig. 1). Der 7-pntralpfeiler tritt im senkrechten Schnitt besonders deutlich in Erscheinung (Abb. 2, Fig. 2). Millimeter Abb. 2. Nummulites chavannesi aus Poljšica Fig. 1, Ansicht eines mittelgroBen Exemplars von AuGen Fig. 2. senkrechter Schnitt Fig. 3. wagrechter Schnitt Der Medianschnitt zeigt eine gleichmaBige Zunahme der Umgange. Die Kammern sind in der Kegel hoher als lang und etwas nach ruck-warts gebogen. Die gro!3ten Exemplare haben fast 5 Umgange (Dm = 2,8 mm). Der Spiralstrang ist bei einigen Exemplaren relativ dick, bei anderen dtinner. MaBe von N. chavannesi aus Poljšica Nummerdes Exemplare s W R M Si s, s, 1U 2U 3 U P 2291 3 018 8 14 17 0,21 0,05 0,06 0,21:0,05 0,94 2292 3 0,19 8 14 18 0,20 0,05 0,08 0,20:0,05 1,02 2293 3 0,?0 8 15 18 0,19 0,01 0,11 0,16:0,04 0,91 2296 3 0,17 8 14 17 0,17 0,10 0,08 0,21:0,06 1,03 2294 3 0,21 7 16 18 0,20 0,08 0,04 0,19:0,09 98 Nummulites boucherii aus Biarritz 2080 3 0,23 7 13 19 0,25 0,10 0,12 0,28:0,07 1,31 2089 a 3 0,23 9 16 19 0,22 0,09 0,09 0,22:0,09 1,25 Die hier beschriebenen Exemplare von N. riitimeyeri-chavannesi sind etwas plumper als der von de la Harpe 1883 beschriebene Typus. Anderseits bestehen auch Differenzen zur oligozanen Art N. vascus-boucherii. Letztere Art wurde von Oppenheim 1896 aus Poljšica angefiihrt. Unsere Exemplare unterscheiden sich allerdings von N. bou-cherii aus Biarritz durch den starken Zentralpfeiler, die plumpere Ge-hauseform (N. chavannesi, aus Poljšica Dm = 20: 0,7) im wagrechten Schnitt ist der Radius (R) und die GroBe des Deuteroconchs (M) bemer-kenswert niedriger als der Exemplare aus Biarritz. Aus diesen Griinden wahlen wir fiir die Exemplare aus Poljšica eine Zuordnung zu N. riiti-meyeri-chavannesi. Stratigraphische Schlusse Das Vorkommen von Nummulites intermedius-fichteli in typischer Entwicklung kann als entscheidender Hinweis auf oligozanes Alter der Fund-Schichten gewertet werden. Das Vorkommen von Nummulites riitimeyeri-chavannesi ist aus dem Ober-Eozan und Oligozan bekannt. Obwohl es dem Autor nicht moglich erscheint eine praeziese Definition der oligozanen Stufen mit Nummuliten zu geben, so konnen doch fcl-gende Hinweise versucht werden: 1. Die Beziehungen der als N. riitimeyeri-chavannesi bestimmten Nummuliten zu solchen aus dem obersten Eozan sind relativ eng, was fur alteres Oligozan (= Prae-Rupel) sprechen wiirde. 2. Das Vorkommen typischer Formen des Nummulites intermedius-fichteli stellt oligozanes Alter der Fundschichten sicher, doch auch ihr Vorkommen wird in Europa vorwiegend im alteren Oligozan beobachtet (zB. Biarritz), weshalb eine Altersstellung im unteren Oligozan bzw. Lattorf angenommen werden kann. SCHRIFTTUM Harpe, C. de la 1879, Description des Nummulites appartenant k la zone superieiire des Falaises de Biarritz. Bull. soc. de Borda a Dax. K i n k e 1 i n , F., 1890, Eine geologische Studienreise durch Osterreich-Ungarn. Ber. Senkenberg'sche Naturf. Ges. Frankfurt/M. Oppenheim, P., 1896, Die oligozane Fauna von Polschitza in Krain. Ber. Senkenberg'sche Naturf. Ges. Frankfurt/M. P a p p, A., 1958, Vorkommen und Verbreitung des Obereozans in Oster-reich. Mitt. geol. Ges. Wien.