Kamstag den 3. NeWtenTbev 1831. Meber vie Väume. s ' i ««^lein Sohn, werfe nicht die Steine auf die »Bäume, sie leben und sind lebendige Zeugen des «Fleißes unferer Ahnen. Es kommt mir vor, du willst «deinen Großvater steinigen, wenn du scin Andenken an dem Baume steinigst, denn er hat ihn ge-»pflanzt.« So hat vor ungefähr vierzig Jahren ein cdler und großer Eigenthümer zu seinem Sohne gesprochen, als er Steine -presse, eine Eiche und eine Ceder gepflanzt, die alle drei zusammengewachsen warcn. Man dcnke! d.cftr zusammengewachsene dreifache Baum soll nachmals zum Bau des Tempels Salomons umgchaucn wl.rden seyn. Isidor, der zu Zeiten Constantms lcble, dc-haupttte, daß cr noch z^,l seiner Zeit die berühmte Eiche im Thale Mamre gesehen, worunter Abraham gc-wohnt haben soll. Das Volk nannte sie dcn heiligen Baum. ^, Auch unsere teutschen Vorfahren hielten die Ha'me und die Väume für heilig. Fast jcder Ort hatte einen merkwürdigen großen Wanm, wo man sich am Sonntag zu versammeln pflegte. Es ist aus der alten teutschen Gcschichttverfassung bekannt, daß die unter freiem Himmel gehaltenen Gerichte gewöhnlich unter einer, von Alters her dazu bestimmten Eiche odcr Linde gehalten wurden. Die Gewohnheit, daß in vielen Dörfern die Baucrn ihre Zusammenkünfte unter der Lindc halten, ist ohne Zweifel noch ein Überbleibsel von !?- Wie soll man solche verschwenderische Erben an: ner alten Grrichtsvnsassung. ___^. l92 »----- Wie war hernach das Abhauen, Beschädigen und Stehlen fremder Baume so scharf und streng bestrast. Unsere gemilderten Landesgesetze bleiben jetzt bei den Geld- und Gefängnißstrafen stehen. Vormals war cs anders,' man verstattete/ogar Staupenschlag, Abhauung der Hand, Festungsbau und Landesverweisung. Aus älteren Zeiten, in welchen die Einfalt der Sitten vielleicht noch weit empfindlicher gegen die Bosheit eines mnthwilligen Baumverderbers war, oder sich vielleicht noch aus den heidnischen Zeiten einige abergläubige Ehrfurcht gegen die Bäume herabgeerbt hatte, finden sich sogar Beispiele von Todesstrafen, welche auf dergleichen Verbrechen gesetzt waren, und bei welcher sich zuweilen die Grausamkeit sehr erfinderisch zeigte. Von. dieser Art ist folgende sonderbare Verordnung aus dem Instt'uinlllll.a Hlurcgs Ilamburgeliäis: — »Es soll Niemand Bäume in der Mark schälen, wer das thut, dem soll man seinen Nabel, aus seinem Bauch schneiden, und ihn mit demselben an den Baum nageln, und denselben Vaumschälcr um den Baum führen, so lange bis ihm seine Gedärme alle aus dem Leibe gewunden sind.« — Garten- und Vaumfrevter! merket darauf, wie euch unsere Vorfahren richten! In der That, ein Mensch, der die Bäume aus Muthwillen beschädigt, muß ein boshaftes Herz haben. Was hat ihm der Baum gethan? Er steht da zur Verschönerung des Landes; er erfrischt die Augen, bringt Früchte und Holz, bedeckt den müden Wanderer mit erfrischendem Schatten, damit er ruhe und sich erhohle. Frevler! was hat dir dieser Vcuim gethan? Aeltern! saget es euren Kindern, was jener Edle seinem Sohne sagte: »Werfe nicht Steine auf die Bäume i sie lebcn und sind lebende Zeugen des Fleißes unserer Vorfahren; cs kommt mir vor, tm willst deinen Nebenmenschen steinigen, der den Baum . gesetzt hat, weil du sein Andenken an dem Baume steinigest.« ------------»«»»------,—^ Ver Asch unv vcr Apotheker. (Ein Gcsprach,) Koch. Gut, daß ich Sie treffe. Sie haben sich jüngst irgendwo mit vornehmer Empfindlichkeit ausgesprochen, daß ich bei einem Kindstaufschmause. nebst Ihnen zn Gast geladen, und sogar neben Sie gesetzt worden bin. Was haben Sie gegen mich und mein Gewerbe einzuwenden? Apoth. Ich bin Apotheker. Koch. Apotheker? Das kommt von dem griechischen Wort Avodyky her, welches eine Bude, Boutique oder Laden bedeutet Was wird denn in dielem Laden verkauft? Apoth. Wie dumm Sle fragen. Arzneyen, welche schon in frühester Zeit sehr hoch gehalten wurden. In Loretto war eine Apotheke, wo die Büchsen mit Zeichnungen von Raphael geziert waren. Koch. Gab es denn damals schon so viele Kranke, oder gar die Pest? Apoth. Das nichti aber die ausgekünstelten Bequemlichkeiten, die Unmäßigkeit und der Mangel an Bewegung haben das menschliche Geschlecht besonders in den Städten sehr geschwächt. Die Arzneyen sind auch meistentheils nichts anders, als die Ersetzung der unterlassenen Leibesübung oder der überschrittenen Mäßigkeit. Wenn die Menschen in einer beständigen ordentlichen Gewohnheit der Leibesübung und Mäßigkeit lebten, so würde man die Arzneyen weniger brau« chen. Man findet auch, daß diejenigen Theile der Welt die gesündesten sind, wo die Menschen von der Arbeit leben, und ihre Nahrung einfach ist. Spanische Fliegen, Schröpfen und Aderlassen werden sonst selten gebraucht, als nur von faulen unmäßigen Leuten, wie denn auch die Laxierpuluerchen, die Pillen, Tinktu-ren, welche man mit Widerwillen einnimmt, nichts anders sind, als Hülfsmittel, wodurch man die Natur zwingen will, daß, die Schwelgerei mit der Gesundheit bestehen könne. Der Apotheker wird beständig gebraucht, dem Koch und Weinschank entgegen zu arbeiten. Nögcl, Fische, Fleisch, Essig, Oehl, Wein, Gewürze, Ragouts, Fricaudeaus, Brühen von zwan« zig Kräutern,, Sulzen von hundert Sachen, Confecc, Früchte und eine Verschiedenheit von ^Weinen werden täglich hinuntergeschluckt. Was für unnatürliche Bewegungen und unordentliche Gährungen muß solch ein unmäßiges unnatürliches Mischmasch im Menschen hervorbringen. Wenn ich so e.ine Tafel sehe, scheint es mir immer, ich sehe zwischen den Gästen auch das Fieber, die Wassersucht, den Schwindel, das Faulste-ber, das Podagra und den Schlagstuß zu Gaste sitzen, und ihr,en auserlesenen Günstlingen und Candidaten vorlegen und einschenken. Statt der Aufwärter, dünkt mich, sehe ich lauter Krankenwärter, und statt des Hausmeisters den Todtcngräber. Koch. Das heißt verächtlich von der edlen Kochkunst gesprochen, welche in den alten Zeiten besser als die Apothekcrkunst belohnt wurde. Die Römer bezahlten einen Koch mit jährlichen h Talenten, also mehr als 9000 rheinländischen Gulden. Antonio gab seinem Koch für das Mahl, zu welchem er die Cleopatra eingeladen , eine ganze Gtadt mit ihrem Gebiete. Apoth. .Die Zeiten sind für euch vorüber. Das-weibliche Geschlecht bemächtigt sich der Kochkunst, und weiß zarter und schonender mit Nahrungsmitteln und Menschen umzugchen. ' Koch. Charlatane, Pedanten und alte Weiber bemächtigen sich auch der Arznepkunde, und ordiniren und fabriziren die Mittel selbst. Apoth. Nach den einfachen Bedürfnissen des menschlichen Lebens könnte jeder Mensch sein eigener Koch ftpn. K o ch. Und aus eben dem Grunde jeder Mensch . sein' eigener Arzt und Apotheker. Apoth. Ich sehe wohl ein , daß ich mich gegen mein Interesse versündige, die Kochkunst zu verachten. K o ch. Lassen Sie ihr immer die Ehre. Sie ist auch Chemie. Welche Destillationen, Vermischungen, Saftauspressungen, Neutralitäten und Netorten. Apoth. Welche den Aerzten so viele Patienten und uns so viele Kunden liefern. Topp! Stoßen Sie an, wir wollen gute Freunde werden. Koch. Seyn Siegegen uns Köche gerecht, wie jener Hausarzt, der jedesmal beim Eintritt in das Haus Z eines Vornehmen den Koch als seinen besten Freund'und Lieferanten der Patienten umarmt hat. Apoth. Wobei der Apotheker auch wohl zu Theil kam. K o ch. Leben und leben laffen. Apoth. Das Sprichwort dürfte auf uns nicht so aanz anwendbar seyn. Wir leben gut, ob aber Diejenigen gut leben und lange gut leben können, welche die Neize der Kochkunst allzu lüstern genossen haben, und zur Apotheke die Zuflucht nehmen müssen, das kann ich Mcht behaupten. , Koch. Unter uns gesagt, wenn nur das Beispiel deb'Fürsten von E... nicht zur Mode wird, der seinen Tisch m!t den höchst einfachen Speisen eines Hand-werksmannes, mit Suppe, Fleisch und Gemüse decken läßt, und dem reichsten Male, das er oft geben, muß, - ohne etwas zu genießen, beiwohnt. Apoth. In solchen Beispielen ahmet man den Vornehmen nicht gerne nach. Wer Mittag nuf vem Schisse. Gegen 7 Uhr Morgens (nach der Schiffsglocke, halb zwölf Uhr gewöhnlichen Stpls) sind Ossiziere und Schiffskadetten mit hölzernen Quadranten und messingenen Sextanten in der Hand auf dem Verdecke beschäftigt, die Breite aufzunehmen. Der heiterste Humor geht sonnenhell in jederSecle an Bord auf, je näher die Stunde heranrückt, die vi-. Johnson «das große Geschäft von eines jeden Engländers Tag" (tlie Zlnat bn5ine88 ol evei^ Nnßllö^man'5 cla)) nennt, und manch scharfes Auge bewacht jede Bewegung des Schiffskoches, der mit der größten Gemüthsruhe bald an langen Gabeln das Rind- oder Schweinefleisch aus den Kesseln heraussiicht, bald die Erbsensuppe durch einen Hahn in einen tiefen Zuber laufen laßt. Endlich sieht man die Küchenjungen aus den Vor- und Haupt-luken heraufkommen, die Portionennäpfe in der Hand, an dcnen die Reifen so glänzend wie Silber gehalten sind, und das Holz so sauber und weiß als die Milcheimer der niedlichsten Milchmagd. Zu gleicher Zeit wird aus dem Halddeck in einem, beträchtlichen Zuber der Grog durch die Schiemänner der untern Wache gemischt, unter Beihälfe anderer verantwortlicher Ob, männer des Schiffsvolkes, und unter strenger Aufsicht des Maat des Kielraumes, damit nichts von dem gebrannten Wasser bei Seite geht, während der Pro-viantmeister das Maß angibt, in welchem die Mischung des Wassers und Branntweins vorzunehmen ist. Lange vor t2 Uhr ist dieß Alles, so wie eine oder d!e andere kleinere Vorbereitung geschehen, so zwar, daß bevor noch der wichtige Augenblick des Mittags er; scheint, im ganzen Schiffe eine merkwürdige Stille herrscht. Der Hochbootsmann steht an der Bank mit seiner glänzenden silbernen Pfeife in der Hand, die er jeden Augenblick an die gespitzte Lippe setzt, entweder um die Brodsamen auszublasen, die seinem Pfiffe hin» derlich seyn könnten, oder um durch ein leises zu schnell! zu schnell! die Bootsmannsgehülfen aufmerksam zu machen, die gleichfalls wie ihr Herr und Mcisier mit Pfeifen versehen auf dem Hauptverdecke in gleichen Zwischenräumen von einander entfernt stehen, um das Echo der Hochbootsmannspfeife zu seyn. Der Hochbootsmann hä'lt seinen Vlick unvcrwen-bet auf die Gruppe der Beobachter gerichtet, und wenn die Sonne im Zenith steht (tlie 5un Is up), so de< merkt er es auf der Stelle, theils an dcr Bewegung unter den Astronomen, theils daran, daß der Schisssmeister an dem ebenholzer,en Rande seines Quadranten oder auf der Leiste des Hangemattengciändcrs mit ei-nem Stifte die Breite anstreicht; doch wenn er einer der neun niedlichen Schiffer ist, so führt er zu diesem Zwecke ein eigenes kleines Buch. Sobald er nun gefunden, daß die Sonne dtn Scheitelpunct erreicht hat, begibt er sich auf das Schiffshintertheil zu dem Ossi? zier der Wache und rapportirt zwölf Uhr, und die Grade und Minute der gefundenen Breite. Der Lieutenant geht sofort zu dem Kapitän, derselbe mag sich befinden, wo immer er will, und wiederholt, daß es zwölf Uhr und so und so viel Breite ist. Dieselbe Formalität wird beobachtet, selbst wenn der Kapitän auf dem Verdecke ist und Wort für Wort gehört hat, was der Schiffsmcister sagt, oder wenn er sogar bei der Beobachtung selbst mitgeholfen hat. Der Kapitän sagt hierauf zu dem Offiziere der Wache: »Laßt zwölf schla- gcn!« Der Offizier ruft nun d?iu Maalcn auf der Wache : »Laßt zwölf schlagen!" Der schon darauf gefaßte Maate singt nun dcm Schiemann zu: «Schlagt <^cht Glockenstreiche!" Der altc Scluemann steigt die Treppe hinab und brummt der Schildwache an der Kajütenthüre zu: »Stürz das Glas um und rühr die Glocke!« Während dessen hat der Hochbootsmann bereits die Pfeife an den Mund'gesetzt, den Ellbogen in der Lust und den Finger auf der Klappe, bereit das ersehnte Zeichen zur Mahlzeit zu geben. Nicht minder schnell haben sich die Gruppen des horchenden Volkes Anten an ihren schneeweißen Tisch von Fichtenholz gesetzt, wahrend die andern um die Kessel gereiht vor Ungeduld auf den hölzernen Speisenäpfen mit dcnFin-Hcrknöcheln trommeln. Bei dem ersten Glockcnschla-<;e, der allezeit mit größerer Lebhaftigkeit vl^!<, so nennt die Matrosentcchno-logie ihre Portion Grog), beneidet er keinen Menschen auf Gottes Erdboden, und würde den weinerlichen Philantrophen unter die Nase lachen, die sein Leben als, eine unglückliche Sclaverei beklagen. So viel ist gewiß, daß es keine Menschenclasse auf der Welt gibt, für die besser gesorgt ist, als das Schiffsvolk; man muß aber auch fagen, daß es keine gibt, die im Ganzen glücklicher wäre, als dieses. M i s c c l l e n. Um sich nach Iomnalistenpflicht durch eignen Augenschein zu überzeugen, hatte dcr Mitarbeiter einer Zeitung von Bordeaux den dort anwesenden beiden Menschenfressern aus der Südsee einen Besuch abgestattet, der aber beinahe sehr schlimm für ihn ausgefallen wäre; während er sie nämlich neugierig betrachtete, siel einer derselben über ihn her, und nur die Dazwischenkamst eines ehrlichen Mauthbeamten rettete ihn aus der Gefahr. Hr. Veyrat, einer der französischen Aerzte in Warschau, hat sich am i6. Juli die Cholera einimpfen lassen, und spürte noch am 28. keine Anfälle dieser Krankheit. Anagram m. Hier, Leser, hast Du eine Nuß, Die ich Dir biete zum Genuß, Ihr Kern wird Dich erfreuen. Zwar scheint das Früchtchen sonderba?. Doch theil' cs nur, wird hell und klar Dir bald sein Inhalt seyn. — Zwei Sylben hat mein Räthsel nur. Doch siehst Du eines Sinnes Spul In ihnen einzeln nicht; D'rmn sag' ich Dir, ihr Kopf und Fusi Ist sich ganz gleich, und dieses lnust Dir gcben Spur und Licht! Vereint sind sie die Wissenschaft, Die bald durch Klugheit, bald durch K^ft, Führt «nd entscheide» kann Dcn Streit, der Mäuuerkräfto probt; Wer ihn durch sie gewinnt, dcn lobt Die Welt ajs großen Mann. G Vcltmst die Sylben rückwärts Dn, So rufen sie Dvnc!! lien 7. ll. HI. >v!r6 cloi- ,)IiiIIil>i-mc>ni5c^<:n (^oLclläckalt mit hinein ^e- v. O, Hanges ei'ällnet N6rd«n'. Vie5L5 wil-ci älimmilicn^n (?. I'.) verelirlel <^L5c!ll5<'kl»l't5-IVIitgüe^ei-n un6 goi2c^««en <^ü5tcr mit clem sii5uclit:n 7.nr Ivenninisz Ze^iacnt, äic! l:il'riu clei- in Il'ünc^n liildc^ncien ^inliillzliIitel ^el'ä!!i'Z5t l)c6ic?ns>n xu ^vollen. Von l^r Dii-ecNoii clor ^Iiilliai-monigiue! Nevacttur: Fr. Lav. MeinriO. Verleger: MmZ Al. Gdler b. Rleinmayr-