Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag »christleitung und «erwaltung: Preiernova »lica Nr. d. Telephon 21. — Ankündigungen nimmt die B«rwaltung gegen Berechnung billigst» Gebühren entgegen. Bezugspreis: VieNeljährig X I».—. halbjährig K »6.—, ganzjährig K 72.—, Ausland entsprechende Erhöhung. — Einzelne Nummern 70 Heller Nummer 24 Sonntag den 28. März 1920 H 2. [45.] Jahrqang Urbrr Enteignung. Der Berein deutscher Ingenieure und da« Reichs« wirtschaslsamt haben zusammen einen „Ausschuß sür «utschastliche Fertigung" gegründet, welcher Haupt« sächlich die Fragen der Spezialisierung und Typi-simmg der Industrie sowie überhaupt der Verwirt schastlichu-'g der Industrie behandelt. Als erste Druck-schrist deS Ausschusses erschien ein Beitrag des Ja« geuieur« Otlo Schulz-Mehrin: »Sozialisierung und Rätcorganisation als Mittel zur Verbesserung der Gütererze,igung und -Verteilung". Eine höchst merk-würdige Schrist. Schor der Ton, in dem Schulz-Mehrin schreibt, wird viele überraschen. Vollkommen ruhig, in mustergültiger Sachlichkeit setzt er sich mit drr Frage der Sozialisierung auseinander. Er nimmt die Hauptsätze des Erfurter Programm» her und untersucht zunächst, welche Bedeutung der dort ge-forderten Vergesellschaftung der Produktionsmittel zukommen würde. Es zeigt sich, was Kennern schon lange bekannt ist, hier aber deso>.derS deutlich und fessclnd nachgewiesen wird, daß mit der Enteignung nicht» WesemlicheS gewonnen wird. Dieser Gedanke ist noch lange nicht genügend verbreitet. ES nützt allerdings auch nichts, ihn zu verbretten, wenn man nicht gleichzeitig den Interessierten zugibt und klar-legt, daß durch Umwandlung der Produktion für die Gesamtheit unvergleichlich mehr und Wichtigeres erreicht werden kann. DaS tut Schulz Mthrin, der sogar sagt: .Aus die Verbesserung und Verbilliguug der Produktion, der Gütererzeugung wie der «Verteilung, ist also da» Hauptgewicht zu legen. Hierin begegnen sich die Bestrebungen des SozialiSmuS und die unablässige Arbeit der Zndustlie. In dieser Richtung können beide also ohne weitere« zusammen-gehen." Schulz Mehrin untersucht weiter die Formen dieser Umwandlung. In vorzüqlicher Weise erhärtet er die Behauptung, daß der Staatsbetrieb unzugänglich Peistskizzen. II. Santa Cruz de Teneriffa. Von Alma M. Karltn, Silli.*) Et t. gt und mit dem Anbruch de« Tage« welchen die Schleier fetneu Regen« und enthüllen da» steile Gestade der kanarischen Insel«. Rotbraun an ihren kahlen Stellen, nur hie und da von mattgiünea Flecken unterbrochen, fällt die Küste in seltsamen Zer» Nüftungen »um O»ean ab, der hier nicht mehr da« Bioleitblau der hohen See, sondern ein lichte« Blau grün aufweist. Der berühmte Pik trägt eine Wolken-kröne, wie zumeist: aber die Stadt Santa Cruz de Teneriffa liegt klar vor un« mit ihren spanischen und maurischen Bauten, ihren Palmen und Bananen, ihren fliederdlättrige« Koniferen und den sonnendurchgluteten Plätzen. Da« Schiff hält draußen und löscht Schwefel; mich aber lotst ein kleine« Boot an die Reede und zum erstenmal betritt mein Fuß den Boden Afrika«. Im Schatten der JHanai«br«tbäume spielen bunt» gekleidete Kinder oder werfen sich splitternackt in die Meerr«woge» am Strand«. Die Erwachsenen aber reiten auf Maultieren und auf Eseln, wenn sie männ» , *) Die geschätzt« Bersafferin, die eine Weltreise über Mittel-und Südamerito, ^apan und China unternimmt, hat die obenstehende Sbzje al« »weiten Beitrag ihrer Reiseein -drücke der ötltitr Zeitung zur Berstlqung peteilt. Die erste Reisestizze au« Genua t. b;n wir in der Nummer l» vom Ib. Februar l. I. zu« Abdruck gebracht. sei und sein müsse. Daraus leitet er geschickt neun Ursachen sür die Ueberlegenheit deS Privatbetriebes ab. Für sehr stabile, hauptsächlich sür „Betriebs-Unternehmungen" wie Großverkehr, Gasversorgung u. S., läßt er indes auch den Gemeinbetrieb gelten. Für einzelne Unternehmungen empfiehl» er ferner die Organisation der gemischtwirtschastlichen Art oder eine solche nach dem TnpuS des Leiß-WerkeS. Für die Gesamtwirtschaft wacht er den vorsichtigen Vorschlag, H«rstellungS- und VertriebSgemeinschaften zu gründen, nnd darüber hinaus einen viel weiter-gehenden, welcher ein System von wirtschaftlichen ,Maien" enthält: B.tricbsrüte, Fachräte, Einzel-Jndustrieräte (WirtfchaftSrat der Elektrotechnik, der Mafchinenindustrie, der Textilindustrie usw.) Ge-samt.Jndustr!erat (daneben HandelSrat u. a.), Reichs-wiltfchaftSrat. Die Gliederung ist also sachlich, nicht tenitorial gedacht, und darin stimmt Schulz-Mehrin mit allen ernst zu nehmenden WirtschastSpolitikern überein. DaS System erlaubt auch das Weiterbe-stehen der Gewerkschaften und eine weitgehende Mitwirkung der Techniker. Selbstverständlich sind die Arbeiter darin stark vertreten. Auf die Verteilung der Macht und aus andere soziologische Fragen gehl Schulz-Mehrin indes nicht ein, sondern er erörtert alle« nur nach Art eineS vorsichtigen, nüchternen Konstrukteur«, gleichsam unpersönlich, klar, beweis-führend, übrigens knapp und vollkommen allgemein-«t stündlich. Die zweite Druckschrift deS Ausschusses behandelt die Bedeutung der Spezialisierung im Arbeitsplan eines industriellen Unternehmen? und hat ebenfalls Schulz-Mehrin zum Verfasser. Mit Recht sagt er selbst! „Dabei zeigt sich, daß beide Schriften in einem inueren Zusammenhang stehen : Die Speziall-sierung ist ohne Nachteil nur durchführbar, wenn der Grundgedanke der Sozialisierung, die Gemein« schastarbcit, biS zu einem gewissen Grade verwirklicht Itcfeen Geschlechte« sind, oder schlürfen in gelben Pan-toffeln und ohne Strümpfe zu Fuß, wenn sie da« Unglück hatten, als Weib geboren zu werden. Ein schwärze«, fransig«» Tuch ist über Kopf und Schultern geworfen und oft türmt sich d,rüb«r noch ein runder, schmalkrempiger Strohhut. Die Häuser sind niedrig, die Dächer flach, oft mit einem Garten versehen. Kleine Balkon« springen au» den Bauten der Hauptgassen hervor, während die schmalen Gäßch«» häusig nur von einer lange«, fensterlosen Mauer mit einer Holztüre eingerandet wcrden. O«fsnet sich plötzlich die Türe, so taucht augcnblickelaag eine kleine Märchenlanbschaft auf, ein Palmengarten, von Blumen überschüttet, zu der aber Fremden der Eintritt verwehrt ist. Irgend eine ge-biäun te Hand drückt hastig die Pforte in« Schloß. Die Außenseite der Häuser wechselt in bunten Farbe» und über die gelb, rot. braun uud grau getünchten Wände rieseln häufig tiefviolette Blumen hernieder. Kleine Zierpflanzen, die bei un» nur kümmerlich ihr Dasein fristen, erheben fich hier in den Gärten zu mächtige» Sträuchern und über die ganze, den Abhang empor« klimmende Stadt hinweg giüßen die Palmen mit ihren langen biegsamen Wedeln. Selbst die Dattelpalme trägt hi.r schon Früchte. Die Geschäfte entbehren der Türen nach Art der Basar«. Ptrl« Vogelbauer hängen verk,uf»b«rrit in den engen Gassen und auch schon auf« Schiff brachte man We Kanarienvögel. Sie sind hier indessen lange nicht wird. Umgekehrt ist die Spezialiiierung eines der wichtigsten Mittel, um die mit der Sozialisierung angestrebte Nationalisierung der Produktion zu er» reichen." Schriften wie diese beiden sind leider un-gemein selten. Gewiß bedarf es in einer so leben»-wichtigen Frage wie der der Sozialisierung des Pathos, der Lcisenlchaft, der Agitation, vielleicht a»ch der Demagog'?. Aber ebenso bedarf eS der Aufklärung aller. Dieser dient Schulz.Mehrin in gleichzeitig versöhnlicher und eindringlicher Weise. Die 31 Seiten seiner ersten Schrist könnten Unter» nehmern und Arbeitern, Hunderttaufendeu, zeigen, wieviel trotz alledem gemeinsame Interessen sie haben. Ueber die Enteignung urteilt er, wie solgt: Die Verwandlung des kapitalistischen Privat« eigentumS in gesellschaftliches Eigentum oder die Enteignung der Produktionsmittel soll verhindern, daß die Eigentümer von Produktionsmitteln lediglich auf Grund ihres BesitzrechtS ein arbeitsloses Ein« kommen, den sogenannten jkapitalprofit, beziehen. Diese Maßnahme dürfte kau« die von vielen, inS« besondere unseren Arbeite,n, erwartete Wirkung haben, selbst wenn man annimmt, daß iie völlige Ausschaltung dcS Kapitals ohne Nachteil möglich ist, worüber ja bekanntlich die Ansichten weit auS-einandergehen. Der Sapitalprosit, so groß er im einzelnen Fall und sür sich betrachtet sein mag, ist im ganzen und im Vergleich zum Arbeitslohn fo gering, daß auch seine völlige Beseitigung keine nennenswerte Erhöhung der Arbeitseutlohnung zu bringen vermag. Die völlige Ausschaltung deS Kapitalprofits würde also, wie an mehreren Beispiele« dargetan wird, die ArbeilSentlohnung nur um wenige Prozent, im Höchstmaße um 10 % erhöhen. Berücksichtigt man noch, daß auch in den Materialkosten ein großer Teil Löhne und Gehälter stecken, so ergibt sich ein noch geringerer Vorteil. Der verhältnismäßig geringe fo gelb wi« bri un«, sondern schimmern hellgrün, wie w«nn ein Sonnenstrahl die Ränder d<« Palmenblatte« durchfunkrU. Unmittelbar an di« Stadt schließen sich die selt» samen Felieowohaungen an: Häuser, deren Dach di« üb«rhän^ende Ftlirnwand bildet und deren Fenster wie »erschreckte Augen au« dem Grau de« Berge« tauchen. Schakalähiilich« Hunve streifen müßig umher und über die Wolsmilchgewächse der Abhänge gaukeln rolschwarze Schmetterlinge. Etwa« Schläfrige«, Heiße« liegt Über der Insel, eine Stille, wie sie nur morgenländischen Märchen eigen ist. Felder in unserem Sinne gibt e« nicht, denn die meisten den Berg hinankletternden, kleinen Grund-stücke find alle mit einer meterhohen, au« aufeinander« getürmten Steinen geformten Mauer umfriedet, über welche flinke Eidechflein huschen. Rot», blaue, weihe und violette Schlingpflanzen umkriechen da» Gemäuer und ringeln fich zu den ParadeiSäpfela empor, die unter dem ersten roten Anhauch sanft erglühen. An die Weinberge, in die wuchernder Klee eingedrungen ist, reihen fich wchlgepflegte Bananenpflanzungen. Die großen, lichtgrünen Blätter stehen steif ab und gleichen gespreizten Riesenfingern. die ihre naseweisen Nachbarn auf« eigene Gebiet zurückweisen. Zwischen den Steinen drängen fich die Aloen hindurch und fie, sowie dle zahlreichen Kakteen, verleihen der Landschaft einen Stich in« Graugrüne. Alle« grünt und knospet, nur die nordiichen Obftdäumc, wie Pfirsiche und Birnen, «-!>. 2 S * Lohnantcl steigt bei vielen Erzeugnissen bei Maschinenbaues bis zu 40# det Umsätze« oder verkauf«, preise». Andererseits ist die Dividende der meinen Maschinenfabriken wesentlich geringer; die durch-schnittliche Dividend« i« Maschinenbau betrug vor dem Kriege nur etwa 70# bc« nominellen Aktienkapital« statt 30# in Deutschlaab, sür alle inbu-striellen Aktiengesellschaften gar nur 5,25#. I« Durchschnitt würde also bie Erhöhung de« Arbeit«« einkommen« durch Beseitigung des Kapitalprofil« im Maschinenbau nur wenige Prozente unb in der Gefamtindustrie noch weniger betragen. Im SiemenSkonzern betrugen di, Löhne, Gehälter und WohlfahrtSauSgaben im Jahre 1913 runb 840 Millionen Mark, ber Kapitalgewinn 13,4 Millionen oder 5,6# ber Löhne unb Gehälter. Bei dcr Firma Krupp würbe bie Berteiluug der gefamlen zuletzt gezahlten Dividende an die Be-legfchaft (100.00J Mann) für jeden Arbeiter etwa ISO Mark jährlich ergeben. Nach Berechnungen von Geheimrat Deutsch. Direktor ber A. E.G., würde bei 60 Akliengesell-fchafttn verschiebener Industriezweige, die insgesamt 2,5 Milliarden Mark Aktienkapital besitzen und in den letzten 10 Jahren durchschnittlich 10# Dividende ausschütteten, die V.'rteilung diese« Gewinn« an die Arbeiter nur 11 Psg. aas die Stunde oder 270 Mark auf da« Jahr für jeden Arbeiter betragen haben. Zm Bergbau, einem der ertragreichsten Jndu> stliezwcige, wurde von den etwa 200 Akliengesell-schasten mit eine« Aktienkapital von 1400 Millionen Mark in den letzten Jahren vor dem Kriege durch-schnittlich eine Dividende von 10# oder im ganzen jährlich nind 140 Millionen Mark verteilt. Da die genannten Betrieb« etwa 1 Million Arbeit«r beschäftigen, so würden bei vollständiger Berteiluug deS Kapitalprofits an die Arbeiter auf jeden nur 146 Mark jährlich «»»fallen fein, oder bei 3000 Mark Lohn jährlich ctiva 5# de» Lohn««. Ja England hat man berechnet, daß bei ent-schädigungsloser Enteignung sämtlicher englischer Bahnen, also von Unternehmung«» im Werte vieler Milliarden, und bei Verteilung de« Ertrage» aa olle Einwohner auf jeden nur 18 Mark jährlich entfallen würden. Faßt man di« gesamt« deutsche Wirtschaft in» Auge, so ergibt sich folgende«: Da« Gesamteinkommen de« deutschen Volk«» wurde für da« Jahr 1S18 auf 42 Milliarden Mark berechnet, die Zahl aller Erwerbstätigen aus SS Millionen; da» ergäbe bei gleichmäßiger Verteilung ein Jahreseinkommen von nur 1200 Mark für jeden Erwerbstätigen, ein Ergebnis, da« auch die joziali« stischen Arbeiter kau« befriedigen dürste. stehe« noch kahlhäuptig inmitten drr prangenden Ueppig» kett. Ein« große Belästigung sind die bettelnden Kinder, bie weißen und die braunen, den« eigentlich« Neger steht man »»r selten, di« unaufhörlich herangeschlichen kommen, vielen vo» ihnen fehlen di« Wimpern und die Ränder der Augen ffnd tiefrot. vielleicht leiden sie an ber gefürchtetni ägyptischen Augenkrankheit, jedenfalls «in Vrnnb mehr, fich ihrer listig«« Nähe rasch zu entliehen. Anscheinend wird in Santa ßruj vorwiegend Ziegenmilch getrunken; die Tiere werden gleich auf der Sasse vor dem Käufer gemolken. Pferde sind selten und selbst du» Militär rettet auf Maultieren, während die Straßen von Packeseln wimmeln. Minner, Frauen und Kinder tragen ihre Bürden auf dem Haupte und schweben im südlich schwankenden, anmutigen Sänge dahin. Ueber den Ozean kriechen die langen Wellenkimme' heran, gleichwie züngelnde, ringelnde Schlangen und immer tiefer senkt sich die Sonne hinter der Wolken-bank, die den berühmten Pik unseren Blicken entrückt. Traurig stößt die Schifftsirene ihr Warnungtslgnal au«; sie ruft ua« alle zurück zur großen Fahrt über den Ozean, zu elfligigem Schaukel» zwischen Himmel und Wasser. Und ihrem Rufe gehorsam, nehme ich Abschied von Teneriffa. DaS Lebe» ist «in ewige« Scheiden . . Eillier Zeitung Diese verschiedenen Zahlen beweisen jedenfalls, daß durch eine« rein mechanisch-n Ausgleich unb lediglich burch Ausschaltung d«S Kapitalprofil« keine nennenSwcrte Besserstellung ber Arbeiterklasse unb keine »höher« Wohlfahrt- für di« Gesamtheit zu er« warten ist. Womit aber nicht gesagt sein soll, daß bie Beseitigung deS arbeitslosen Rentenemkommen» zugunsten der arbeitenben Gesamtheil nicht weiter erstrebt werden soll. Nur Wunberwirtungen soll man davon nicht erhoff««.' Deulschösterreich und die deutsche Krise. AuS Wien wirb u»S geschrieben: In d«r Bevölkerung sind bie Nachrichten über die Entspannung in der b«uts men, al« daß man hier mit solchen Mittel», wie «8 «in« Koalition ist, di« unS gewiß nicht sympa-th'sch sein kann, gerade nur die äußer« Ruhe und Ordnung aufrecht erhält. Wir verhüllen un» in-dessen auf der anderen Seite zwei Wahrheiten nicht: ES müßte nicht so sein, eS hätte auch ander» kom-men können und e« wird der gegenwärtige Zustand nicht immerwährende Dauer haben. Wenn er allzu lauge Dauer haben sollte, dann würde un« auch der gegenwärtige Zustand, den «an so oft, vielleicht mit einiger Uebertreibung, aber nicht ohne Grunb den schleichenden Bolschewismus genannt hat, ganz und gar zugrunde richten. Die Hauptschuld, daß e« so ist, trägt unsere bürgerliche, bodenstän-dige Wiener Bvölkeruug selber, da sie bei der letzten Wahl ihrer Ausgabe riicht bewußt war und un« damit diese Koalition aufzwang. Wenn nicht ganz besondere Umstände eintreten, werden wir diese Politik noch «ine Zeitlang fortsetzen müssen. Wir Verden mit allen Mitteln dahin wirken, baß unser« koostitui«r«nde Nationalversammlung die eine große Aufgabe, di« sie noch zu erfüllen hat, bald verwirklicht, nämlich unferem StaatSwefen bie de-finitive Verfassung zu geben. Daß man da» nicht zu lange hinausschiebt, dafür sprich» die Ersahrunp, Der Leuchtturm. von Alm« M. K a r l i n, Silli. SS winket vom einsamen Turm« Ei» nebelverschleterteS Licht. Da« Schtfflei» im brausenden Sturme Umtosen die Wogen so dicht. Leb' wohl, an der fernen Küste, Du einsamer. lenkender Schein l Dn bist, »a« un» in der Wüste De» Leben» — ein Mütterlcin. Wir ziehen in ferne Lande, Zu suchen Wissen und Glück, Und lassen am Heimatstrand« Ein einsame« Lichtlein zurück. Da« spähet hinaus in die Ferne Und fragt die Wogen, den Wind, Und fragt die blinkenden Sterne, Wo heute da« einzige Kind. Santa Cruz de Teneriffa, 1. Mir, 1S20. Nummer 24 die man in Deutschland jetzt macht. Die deutsche Nationalversammlung in Berlin hat ihre Aufgabe erfüllt, sie hat im August 1919 bereits die nebe ReichSversassung vollendet, sie ist Gesetz geworden, aber di« Nationalversammlung besteht weiter. Man hat sich aus verschiedenen Gründen nicht entschließen könne«, da» Volk neuerdings spreche» zu lassen. Di« Wirkung davon ist, daß sich d«r Unwille de« Volk«« dann in solche» AuSbrüchen Luft macht. E« wird die« hoffentlich ein« Warnung für diejeuigen fein, die etwa in unserem Staat« gerne hätten, ich weiß nicht au« welchem Grunde, ihre Mandat« der immer-hin kritischen Ueb«rprüsung durch da« Volk nicht auSzufktzen. sondern Lust haben sollten, btefe Neu-wähl üd«r Gebühr hinauszuschieben." Di« Stellung der christlichsozialen Partei zu den Ereignissen in Deutschland ist damit sehr klar gekennzeichnet, den gleichen Standpunkt nehmen die Großdeutschen ein. Entspricht dem auch die Haltung der Parteipresse In Wien und in der Provinz, die in der Verständigung der KoalitionSparteiea mit der Opposition einrn Si«g deutschen GemeingeisteS erblickt, fo feiert die Arbeiter-Zeitung anderseits in dem Rücktritte Kapp« einen Sieg des Proletariat«, während die liberal-demokratische Presse, plötzlich er-schreckt durch die steigend« bolschewikijch« Gefahr, ihren kompromißfeindlichen Standpunkt aufgrgeben hat und den Rücktritt Kapp» im Sinne der vo2-zogenen Einigung d«r Parteien auf eine mittler« Linie bespricht. _ Politische Rundschau. Zntand. Allgemeine Demobilisierung. Die Regierung hat die allgemeine Demobili-sierung angeordnet. Verkehr zwischen Jugoslawien und England. In London wurde der Berein Jugoslavija ge-gründet, der den unmittelbaren Verkehr zwischen unjerem und dem angelsächsischen Staate herstellen wird. Der erste Dampjer soll End« März aus London abfahren. Ein päpstlicher Nunzius in Belgrad. Zum diplomatischen vertretet de« Vatikan« in Velgrav wurde der päpstliche Nunziu» Eherubini ernannt, der von Rom bereits abgereist iit und in nächster Zeit in der jugoslawischen Hauptstadt ein-treffen wird. Das Schicksal von Werschetz und Ung. Weihkirchen. Einer rumänischen Meldung zusolge hat der Oberste Ral Werschetz und Ung.-Weißkirchen dem Königreich Rumänien zugewiesen. Die Gemeindewahlen in Kroatien und Slawonien. Di« Semeindewahlen, di« vor kurzem in Kro-atien und Slawonien vorgenommen wurde», brachte« ber sozialdemokratischen und kommunistischen Partei ansehnlich« Erfolge. In «gram gingen die Kommu, nisten mit 20 Mandaten al« stärkste Partei au» dem Wahlkampfe hervor. Auch d«r den Kommunisten nahestehende vauernführer Stephan Radi! wurde in de» Gemeinverat gewählt. — Sobald un« die genauen Daten über sämtliche Ergebnisse der Ge» meindewahlen in Kroatien und Slawonien zugäng-lih sein werden, werden wir eine zusammenfassende Darstellung der Wirkungen aus die Innen- und Außenpolitik bringen. Der Fall Radi«. Da die Demokraten eine Versammlung de« Stephan Radic in Sissck verhinderten, b«ruf er feine Anhänger in «in« Ortschaft nah« d«r Stadt. Dort hielt er eine aufwieglerische Red«. Er ver-kündete, daß Kroatien keinen König habe und sich nach dem vorbilde Rußland« in «in« Räte-Republik umwandeln müsse, in welcher der Bauer über di« Arbeiter und Bürget herrschen werde. Er forderte sein« Anhänger aus, für diese Herrschaft Knute und Karbatfche bereit zu hatten. Den Regierung»!»«, mifsär, der ihn zur Mäßigung mahnte, drohte Radi! zu lynchen. Di« aufgestachelten Bauern über-sielen nach der Versammlung di« anwesenden Demo« traten. Einer der Angegriffenen sah sich genötigt, zu« Schutze de« eigenen Leben« einige Schüsse in die Lust abzugeben. Stephan Radii, dessen Geiste«-zustand Besorgni« erregt, soll in ein Sanatorium für Geisteskranke gebracht werden. Borläufig wurde et in Haft gefetzt. Nimmer 24 Jugoslawischer Kulturverein. Am 22. März wurden in Laibach und in Marburg Versammlungen abgehalten, in welchen die Gründung von Ortsgruppen deS Jugoslawischen Kulturvereine« (JngoflovanSta Matica) beschlossen wurde. An den Versammlungen, welche in beiden Städten zahlreich besuch! waren, hielten die Vertreter politischer Parteien, nationaler und kultureller Or« ganisationen dem Anlaß angemessene Ansprachen. Hernach veranstalteten du Versammlungsteilnehmer einen öffentlichen Umzug. Bolschewikischc Umtriebe in Slowenien. Wie SlovenSki Narod meldet, treiben sich in der Laibacher U-og,dung dunkle Elemente herum. Vor einigen Tagen tauch»« ein elegant gekleideter Mann auf, der unter den Bauern Propaganda für den Volschew! muS machte. Er erklärte, die Tage Jugoslawiens seien gezählt und die Ardeiter und Bauern würden schon in einigen Tagen die Regie-rung in die Hand nehmen und eine Räte-Herrschast nach russische« Muster ausrichten, die alle Gegner aushängen und erschlagen lassen werde. Reformistische Strömungen in der katholischen Geistlichkeit. In der Zeitung Preporod richteten 83 reformistisch? Geistliche an den Agramer Erzbischhos Dr. Bauer einen offenen L.ies, worin sie ihr? Förde-rangen in acht Punkten zusammenfassen. Sie verlan-gen die Bereinigung aller slawische» christlichen Kir-che» im Staat und die Einsetzung eine« selbständig?« Primates; die Autonomie der Kirche aus demokra-tischen Grundsätzen; den Gebrauch der Volkssprache bei der Messe, den Sakramenten und Zeremonien; die unverbindliche Lesung dtS Breviers; die Reform der theologischen Studien; die Aushebung des Ehe» losigkeitSgeboteS und die materielle Sicherstcllung der Geistlichkeit. Die Uutersertigten erklären, daß der Glaube nnd die Moral die Einführung der ge-fordklttN Reformen erheischen, und kündigen sür den Fall, daß irgend einer von ihnen wegen der Unter-schrist versolgt würde, ein gemeinsames Vorgehen an. Ausland. Klärung in Deutschland» Die Ruhe und Ordnung ist in den meisten Teilen deS Deutschen Reiche» wieder hflichtet, die in den besetzten Schielt» zirkulierenden Noten zu 60 Prozent einzuwechseln. 40 Pioz.nl wurden bereite im April voiigu, Jahre» Cillier Zeitung ausbezahlt und vom 25. Februai 1920 sollten den Inhabern der anläßlich der ersten Umwcchflung auS. gestellten AffidavitS die restlichen 20 Prozent nachgezahlt werden. Nlinnuhr wird die Flüssigmachung dieser Nachzahlung an den Nachweis der Heimat-Zuständigkeit in fcen besetzten Gebieten geknüpft. Das gilt aber nur sür Dcutfchsiidtirol. während sich da« italienische Schatzamt wohl hütet, in Trient den Nachwels der «StaatSzugehöri^keit z» verlange». Wa« daS für ein Attentat auf das Deutichtiroler VolkSvermöge» darstellt, wird »ist deutlich, wen» man bedenkt, baß ein nicht zuständiger Bürger feine Üronenverbindlichleitrn zu «(»Prozent einlösen muß. sür sein Bargeld aber nur 4t) Prozent erhält. Die Deutschen SüdllrolS sind, wie die Meraner Zeitung erkenne» läßt, entschlossen, dem durch die Wort-drüchigkeit der italienischen Regierung iu jeder Hin» sicht unhaltbar gewordenen Zustande ein E»de zu bereite», und werden es auch auf einen offenen Kampf ankomme» lasse», wenn sich Italien dauernd über die berechtigten Ansprüche der Deutschsüdiiroler hinwegsetzt. Italienische Auhenpolitik Ministerpräsident Nitti erklärte in der Kaminer,' daß Europa sich in einer wirtschaftlichen Krise befinde. Der europäische Kontinent bilde eine Wirt schaftliche Einheit und könne da« gestörte Gleichge wicht nur durch Ausnutzung der Rohstoffe Ruß land« und durch Hera, Ziehung der Arbeitskräfte Deutschland« zurückgewinnen. Gewalttätigkeit und Unterdrückung führen zum Untergänge, nur die Erneuerung im Geiste des Friedens verbürge den Aufstieg. Nach Festsitzung der Grenzen werde Italien mit Handelsverträgen und kulturellen Beziehungen ein freundnachbarliches Verhältnis zu Jugoslawien anbahnen. Die deutsche Sozialdemokratle in der Tschechoslowakei. DaS Wahlprogramm der deutschen Sozialdc-mokraten Tichechoflowakien« fordert die Seldstver-waltung aus dem G.biete dcr sozialen Fürsorge und des Schulwesens und erklärt, daß sie sür da« volle Recht der nationale» Selbstverwaltung im Rahmen veS tschechoslowakischen Staates kämpfen werden. Die Wahlen in der Tschechoslowakei. Nach einer Prager Meldung haben sich die Sozialdemokrateu in der Slowakei der tschechisch fozialdemokratijchen Partei angeschlossen und gleich zeilig von der Prager Regierung die Bewaffnung der Arbeiterschaft der Grenzstädte behufs Verhinderung deS „vorbereiteten monarchistischen Putsches" gefordert. Demnach sch-iut <8, daß die Wahl.» in der Slowakei mit Maschinengewehren gemacht werden sollen. Tschechische Kritik des Gewaltfriedens. Im Pravo Lisu spricht der sozialdemokratische Abgeordnete Stivin über daS Gewaltwerk der Frie-denSverträge und führt unter anderem aus: Im vorigen Jahre wurde jede kritische Be merkung über die Entente und über die Friedens-konferenz von den BourgeoiSblättern an den Pran-ger gestellt. Heute wird allgemein die Richtigkeit un-sereS zurückhaltenden Standpunktes den Friedens-vertilgen gegenüber anerkannt. Im vorigen Jahre gebärdete sich das nationalistische Paris und mit diesem auch das chauvinistische Prag wie wahnsinnig. Heute liegt Clemenceau aus dem Schlachtfelde als politische Leiche und die Entenlestaate» sende» ihre Manifeste in die Welt, in welcher sie zugrben, daß ter Frieden schlecht gemacht wurde. Ruhe und Frie-den haben die Fiiedcnsu.acher in Europa nicht ge-schassen. Der Völkerbund blieb nur ein Lchlag.vort. Erregung im Hultschiner Ländchen. DaS durch den FnedenSvertrag von Versailles auS dem Deutschen ReichSvcrbande euSgesch edene und an die Tschechoslowakei angegliederte Hultschiner Lälidchon lernt frühzeitig die Folgen dcS Staats-Wechsels kennen. In der Prag« Naiionalverfamm-lung wurde ei» Antrag auf Errichtung einer tsche-chischen Lchrerinnenbildungsan stall in Troppau ein-gebracht, um, wie es in der Begründung heißt, den gioßen Bedarf an tschechischen Lehiperkonen im Hultschiner Gebiet zu decken. Inzwischen hat die tschechische Regierung bereit« mit der Auswechsln»? deutscher Lehrer du-ch tschechische in Klein Hcschitz begonnen. Die Bevölkerung dies?« OrteS ist über diese Maßnahme derart ausgebracht, daß sie mit dem Schulstreik droht, falls die Beifügung nicht rück-gängig gemacht wird. Seite 3 Die Einverleibung Bessarabiens in Rumänien. Die rumänische Kammer hat einstimmig be-schlössen, Bessarabien rndgültig mit Rumänien zu vereinigen. Meldung über amerikanische Sonder friedensabsichten. AuS Washington wird berichtet, Präsident Wilson beabsichtige, mit Deutschland und Deutsch, österrcich in Verhandlungen wegen Abschlusses eine« Sonderfriedens einzutreten. Diese Absicht stoße aber, einer andere» Meldung zufolge, aus den Widerstand de« ameritanischl-n Senat«, obwohl dieser durch die Ablehnung der Pariser Friedensverträge die Regie-rung in eine unerquickliche Lage versetzt habe. Den einz g gangbaren Ausweg au« dieser Klemme bietet die Revision deS DiktatsriedenS. Aufstand der Muselmanen. Ja Thrakien, Anatolien und Arabien ist ein paniSlaminscher Aufstand auSqebrochcn. Der türkische Obrrst Jasser-Tayer ütei siel die verbündeten Truppe» in Makedonien, wurde aber von den griechischen Abililungr». die Thrakien besetzt halten, am weiteren Vorrücken verhindert. I» Anatolie» hat Mnstapha Kemal die italienischen Truppen bi« zur Küste zu-rückgctrieben. Die französische- Truppen kämpfen in Kilikien und in Nordsyrien gegen die türkischen Na-lioiu.liiten uad haben von ihrer Regierung Ber-stärkungen erbeten. Au» Älaftt tiuft lauft. Iagaball Nachfeier. Samstag, den 27. März, »im 8 Uhr abend« findet im kleine» Saale de« Hotels Union eine Nichfeier sür die beim Iagaball beschäftigten Männergefangvcreinsmitglieder und deren Angehörige statt, wobei auch Frcnn): des Mäunergesangvereines, welche durch Mitglieder eingeführt werden, willkommen sind. Besondere Ei.i-ladungen ergehen nicht. Steirertracht erwünscht. Evangelische Gemeinde. Palmsonn-tag, den 23. d. M, findet um 10 Uhr vor-mittag« in der evangelischen ChristuSkirche ein öffent-licher Gottesdienst statt. Predigt: Senior May: „Ein ernster Appell." Uhrendurcheinander. Wir haben jetzt iu Cilli keine öffentliche Uhr, welche mit der andern über« einstimmt. E« sind vielmehr die Unterschiede schon so bedeutend geworden, daß darunter da« Wirt-ichastsleben und die Sicherheit einigermaßen Schaden leiden können. 33 wäre unserer Ansicht nach Pflicht der Behörde, auf eine Regelmäßigkeit in dieser B-ziehung zu dringen; man darf doch nicht da« Sprichwort: „Zeit ist Geld" al« arithmetische Gleichung festlegen in dem Sinne, daß auch die Zeit unsicher sein muß, weil da« Geld unsicher ge-macht wurde. Futzball Wettspiel. Donnerstag, 25. März, fand in Marburg auf der Thesen da« erste Wett-spiel de« neugegründetu Fußballklube« „Sooboda II Es in der Tschechoslowakei taisäch-lich großen Umfang annimmt, fo müssen auch un-feie Lieferanten von Fleisch od^r Getreide der Lieser-Pflicht von SiaaiSwegen enthoben werden, soferne die Preise seit «auiabschluß gestiegen sind. Wir hoffen deinuach, daß die amtlichen Stelleo mit den Seite 4 eutsprechenden Maßnahmen nicht allzulange zögern werden. Die Lehrbefähigungsprüfungen für allgemeine Voll«. und Bürgerschulen mit slowenischer bezw. slowenischer und deutscher Unterrichtssprache beginnen im FrühjahrStermin am 23. April 1920 unb werden an ber Staat»ie spätestens am 15.April der Prüfungskommission zu Handen kommen. Die Studenten Unterstützungen, die bereit« genehmigt, aber noch nicht rierliehe» sind, wurden, einer Verordnung deS Unterrichtsministeriums zufolge, eingestellt und dürfe» nicht mehr ausgegeben werden. DaS Ministerium sür VollSg«su»dl>cit wird keine Stipendien mehr verleihen und von der Ent-seudung von Studierenden inS Ausland Abstand nehmen. Die Stipeiidienverleihnii,» soll überpiüft werden, weil es sich herausgestellt hat, daß auch solche Studentrn mit Stipendien bedacht wnrden, die sie nicht verdienen oder zum Stipendienbezuge überhaupt nicht befugt sind. . Ein angeblich französischer Offizier, der sich seit Mitte Jänner in Graz aufhielt, wurde von der Stadipolizei als Abentenrer entlarvt. Er h.me sich den Nrmen eineS Grafen de Montmorency beigelegt und sich als Chef der französische,, Militär« mtfiion in S:eiermark ausgegeben. Er beschäftigte sich mit Kettenhandel und fiönte nebenbei dem Laster des ß 129 St. G. Als er die Gefahr wittert«, flüchtete er auS Graz, wurde aber in Leoben dingfest gemacht und dem Grazer LanveSgericht eingeliefert. Ez ist derselbe Hochstapler, der vor einiger Zeit in Salzburg als französischer Offizier einen Svnderzug naß) Wien bestellte und bei der Gelegenheit einem M»treisendkn 60.000 Kranken herauslockte. Moriz Benedikt, dcr langjäh i^e Heraus-geber und Ehesrrdatleur der Neuen Kreien Presse, >>t vor einigen Tage» in Wien im Älter von 71 Jahren gejlvrben. Er hat sich von ganz kleinen nu,ängeu durch ungewöhnliche Intelligenz auf einen Posten emporgeschwungen, von dem auS er die größten Wirkungen hätte erzielen können. Denn kaum jemand im alten Oesterreich hat so vielen Menschen täglich feine Meinung sagen können wie er. In fast beisp'el-los.r «rbeitSlust hat er Tag für Tag seine Leharukel selbst geschrieben und einen givßen Teit seines Blaues selbst redigiei t. Wenn aber die unzähligen Leser der Neuen Freien Pulse da? Bild, da« ihnen Moriz Benedikt in seinen Leitartikeln vom alten Oesterreich entworfen hat. in den Rrhmen der hemigen Zeit-er« ignisse einfügen, so müssen sie zum Urteile gelangen, daß seine Täiigkeit auf Schein, aus Phrase und au> Täuschung aufgebaut war. Durch einen gefälligen, ja bestechenden Siil, durch eine bilderreiche Sprache hat er es verstanden, in der Bevölkerung de« alten Oesterreich ein durch nicht« begründetes Krasibewußtseiu zu erweck,n und dos Gesühl deS Wohlbehagens in alle Schichten der Staatsbürger auszustrahlen. Er hat seinen Lesern die Ansicht eingeimpft, daß im alten Oesterreich große Energie und überragender Verstand die treibenden und erhaltenden Kräfte deS SiaatsgefügeS feien. Mit Moriz Benedikt ist der alte Oesterreich«? der vergangenen zwei Jahrzehnte dahingegangen. Wenn es mit dem deutschen Volke draußen vsrwärt« gehen soll, so dürfen seine Epi-gonen nicht in seine Fußstapsen treten, sondern sie müssen sich zu der tieferen Erkenntnis der BvlkS« Notwendigkeit durchringen und ehrliche, phrafenlose Arbeit leisten. Moriz Benedikt hat sich in der Neuen Freien Presse selbst ein publizistisches Denkmal ge> setzt, in welchen unauslöschlich der Spruch vermerkt ist. daß auch er seine Mitschuld am V.rfall des alten Ö sterreich trägt. Caoe canem l Ja unserer Nummer vorn 11. Jänner führten wir in unserem Leitaujsatz, betitelt,Die Ausgaben der heimischen Presse*, »• a. auS, daß die slowenische Presse, nachdem bie nationale Eigen-staailichkeit erreicht sei, von der kleinliches zuweilen in persönlichen Anrempelungcn sich erschöpfenden AtUagSpolitik sich abkehren und sich großzügigen «ebeiten für Volk und Siaal zuw.nieii müsse. Un« feie sachlichen Bemerkungen sind von einer gewissen extremen Presse recht mißsSllig ausgenommen und in drr üblichen, im ttaditonellen Geleise sich bewe geuden Touait beaniworiet weroea. Wie recht wir aber Mit unserer Kritik hatt«», beweist ein unter drr Ucberschrist „Erve canem I' (Hü:e dich vor dem Hunde!) im Slovei Ski Narod vom 21. Mäiz ver-dffentlichtee und mit —r (Taveai?) gezeichneter Artikel, worin es wörtlich heißt.- Unter dieser allrömischen Ansschrist brachte ein slowenisches Blatt einen hcf. tigen persönlichen Angriff gegen eint» Manschen, Cillier Zeitung der in Jugoslawien Verdienst sucht, wahr scheinlich deswegen, weil er nichts zu essen hat. Da» wird ihm verübelt »nd er wird mit eineu Hunde ver« glichen, wa» ein Zeichen der Roheit ist In der Außenwelt schaden unS solche AnSbrüche, wenn sie bekannt werden. Wir Menschen sind doch nur Men. scheu und der Mage» hat überall die gleichen Rechle. Wenn wir aber in dieser Weise vor der eigenen Schüs« sel knurren werden, sind wir in dcr Tat nicht« andere« als Bestien, welche sich gegenseitig jeden Bissen mißgönnen. Der Artikel „Cave canem!" entstammt angeblich einer halbamtlichen Seite und konnte des. halb anch in unser Blatt geschmuggelt werden, ob-wohl er schon einige Tage vorher in einer anderen Zeitung veröffentlicht war, mit dcr SlovmSki Narod »ich! wctteisern will. Deshalb bitten wir, »uS solche Berichte, welch« im Widerspruche st-he« mit der un-entwickeltste Menschenliebe und auch gegen den Frie-densvertrag von Zaint-Gerinain verstoßen, sürderhin nicht mehr einzusenden. In derselben Nummer war eine M-ldung veröffentlicht über den Vorstand des KurvrtcS Rohilsch Sauerbrunn. Es war zwar kein Name ang.sührt. doch war die Spitze gegen eine be-stimmte Perlon nicht zu verkennen. Wir haben schon «eh«such erklärt daß wir un) sür Personen nicht erhitzen und daß unser Blatt nicht die Unratsam-mclstelle werden kann, wo die Machwerke privater Feindschaft und persönlichen Hasse« abgelagert wer-de» dürfen. Wenn jemand gegen eine Person etwas einzuwender hat, so zeige er eS b:i der zuständigen Behörde an. Im Blatte wird nichts erreicht, wohl aber läßt sich durch eine ehrliche und offene Be« fchweide bei der betreffenden Amisstelle oft manches durchsetzen. Deshalb ersuchen wir, u»S mit ähnli» chcn Berichten künftig zu verschonen, weil wir sie nicht mehr veröffentlichen werden. — Wir haben ZlovenSki Narod ausführlicher zitiert, weil sich im Aufsatz dcr redliche Wille kundgibt, sich zu einem sachlich und würdig geleiteten Blatte umzugestalten, »nd weil ber Abstand gegenüber jener nenzeitlichen Press«, die diesen Versuch bisher noch nicht nntcr-nommen hat, infolgedessen umso deutliche hervortritt. MrlschiM und verkehr. Zum Verbot der Lebensmittelausfuhr schreibt daS Agramer Tagblatt: Die kroatische und slowenische Landesregierung haben die AnSfnhr von Fleisch und Fett auS ihrem Gebiete in« Ausland verboten. Die Ausfuhr in die übrigen Gebiete unseres Staates blecht aber frei. DaS will also durch« auS nicht besagen, daß die LebeuSmittelauSs ihr aus dem SöS Staate damit eingestellt warde. Denn vorerst können die übrigen Provinzen unsere« Staates ungestört weiter ausführen, sofern sie dazu Au«> fuhrbewilliguugen vom HanbelSminister erhalten. In Kioaiien und Slowenien werden die Aussuhr nach dem Auslande eben Slrohmünner bewerkstelligen u.id difür von hier da» Vieh beziehen. Cs ist also nicht richtig, daß die Ausfuhr eingestellt wird, was umso klarer ist, al« derHandelSM'nister eigen« wie« der individuelle AuSsuhrbewilligunzen eingeführt hat. Wohl nicht darum, um die Ausfuhr vollkommen ein« zustellen? Daß dies in der Tat nicht so ist. beweist am besten d^r Umstand, daß AÜSsuhrbeivilligunzen nach dem neuen Rezepte bereits erteilt werden. Neugründungen in Jugoslawien. „Chemische FabrikS-A. G." in Esset mit einem Aktienkapital von K. 1,600 000 —; „Spiritus-raffinerie Cadiz, Skala A. G." ln Pozöga. Aktien« kapital 4 Millionen Kronen. Eine Flugpost in Jugoslawien will die Agramer Judustriebank einführen. Einführung der Sommerzeit inDeutfch Österreich. Der KablnettSrat hat eine Verordnung erlassen, l,ut welcher sür die Zeit vom 5. April bi» 13. September durch Verlegung der Zeit um eine Stande die Svmpierzeit angeführt wird. Die Uebernahme der Kriegsanleihe in Deutschösterreich. Wie aus Wien gemeldet wird, soll in der Nationalversammlung ein Gesetz über die Uebernahme der KljkaSernleihtn durch die Republik Deuilchösterreich eingebracht werden. Da« G.setz soll die Ane»kenn,mg von Schuldverschreibungen der dcutschösterreichischen KriegSanleihen al« eme Schuld der Rcpublk Deuischösterreich auSsprechen. Zm Siuue de« FriedenSvertrogeS ist die Republik Dentich österreich dazu nicht gezwungen, sie Int es aber im Interesse ihrer Ztaatsbürger. Bereit« im vergangenen Jahre ha« die deuischösterreichischc R-gtkeung die Kvntrollbe^eichnuug j'ner Obligationen, welche sich „achgewicsener noßen ,ni Beütze eigener Sia rtSbürger befandcn, durchgeführt. Nun wird die Regierung, welche nur die Krieg«rnlelheobligationen ihrer Bürger Nummer 24 überiiimmt, diese bezeichnete» Siücke ohneweitereS anerkennen; für jene Stücke aber, welche nicht be-zeichne! sind, um die aber angesucht wurde, muß der Besitzer das Heimatsrccht in Deutschöfterreich haben oder es bi« zur Genehmigung lie« Friedens Vertrages erwerben Bei Staatsbürgern, welche Ber-mögen in einem dcr Nrtionalstaaten haben, wird ermittelt werden, weicher Teil seine» KcicgSar,leihe besitze« auf sein iu Deutschösterreich befindliches Vermögen oder seine dortige Interessensphäre eutsällt, und für diesen Teil wird die Kriegsanleihe vom deulschösterreichifchen Staate übernommen werden. Auch in anderen berücksichtigungswerten Fällen wird die Finanzverwaltung ermächtigt werden, die Ueber« nahm« der Kriegsanleihe auszufpreche». so beispielsweise, wenn ein Bürger der neuen Nationalstaaten seit vielen Jahren in Deutschösterreich lebt und dort sein Geschäft betreibt. Wa« die Ausländer (nicht jene der Rationalstaaten) betrifft, so müssen deren KciegSanleihen im sinne des FriedenSvertrageS an-erkannt werden ES wird jedoch nachgewiesen werden müssen, daß diese Effekten nicht in neuester Zeit erworben wurden. Die österreichische Länderbank wird bekanntlich In ein französische« Institut umgewandelt. Nunmehr verlautet, daß zum Präsidenten Jules Cambon ausersehen sei. Die Schiffahrtstarife auf der Donau haben |ich gegenüber dem S.ande vom 15. April 1910 auf das Zehnfache erhöht, wie aüs einer Kundmachung der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft zu entnchmen ist. Dadurch ist dcr Verkehr auf dcr Donau teurer alS auf der Eisenbahn geworden. Die deutschösterreichifchen Staats bahnen und die Hüdbahn werben voraussichtlich Mitte April die Erhöhung der Personentarise um 50# und die der Gepäckiarife um 100% in Krast treten lassen. Die Verfremdung des deutschöster reichischen Grundbesitzes. Sine hollänvische Gruppe hat kürzlich erst im Salzkammergut bedeutende Holelanlagen erworben und nunmehr ist ein Sana« torinm in Jschl an einen Schweizer übergegangen. Anläßlich der bevorstehenden Bank, noten Abstempelung in Ungarn hat der Gouverneur der österreichich-ungarijchen Bank Dr. Sp tzmüller den GeneralsekretÄistelloertreter des Ro-ieulnstituleS Dr. G^mperling beaufiragt, sich nach Bu,apest zu begeben, um dort die Abstempclung vom Stanbp.inkte dcr österreichisch ungarischen Bank zu fördern. Ein äußerst reger Bedarf an land wirtschaftlichen Maschinen zeigt sich m Ungarn. Jnsolge des mangelnden Angebolcs stiegen die Preise, so daß «in Pflug nicht unter 1000 Kronen zu haben ist. Das fremde Kapital in Italien ist, wie die Agentur Slefani meldet, keinerlei Steuer unterworfen. , Vermischtes. Ein Dieb schlich in einer Nacht in die Woh-tiung des französischen Romanschriftstellers Balzac und suchte daselbst den Schreibtisch aufzubrechen, wurde aber bei dieser Beschädigung durch ein laute« Gelächter unterbrochen, da« au« dem Schlasgemach de» Schriftstellers herausschallle. Er drehte sich um und sah im schwache» Mondlichte d«i dicken Herrn von Balzac im Bette sitzen, der sich vor Lachen di« Hände in die Seite stemmte. Der Dieb, der fich er» tappt sah, faßte sich ein Herz und fragte, warum der Herr so außerordentlich lache. „Ich kache," ant« wortete dcr Schriftsteller, „darüber, daß Sie in der Nacht und ohn« L'cht da Geld zu sin?n» glauben, wo ich bei hellem Tage nichts zu e>blicken vermag.^ Die Dame im Restaurant. Au« Lon-dou wird un« berichtet: Es wird S't'e, daß die Dame« im Restaurant ihren Anteil an der Mahl-zeit selbst bezahlen. Bor fünfzehn Jahren konnte ein jung« Mädchen kein Restaurant mit einem Herr» aufsuchen, falls der Herr k«in Verwandter von ihr oder ihr Bräutigam war. Und e« war da-mal« selbstverständlich, daß der Heer bezahlte — es war, wie ein Londoner Blatt behauptet: „sein Lorrecht und sein Vergnügeu". Die Dame hätte im übrigen schwer ihren Anteil zu bezahlen vermocht, denn damals waren junge Mädchen auf ihr bißchen Taschei'g'l!» angewiesen. Heutzutage dagegen verdient manche Frau m-hr al» ein Mann, und mit ihrer wirtschaftlichen U-iabhänzigkeii hzben die Frauen sich zugleich die soziale Selbstindigkeit erkämpft. Und sie ziehen daraus nur die logische Folgerung, wenn sie höflich, aber entschieden, verlangen, im Nummtr 24 Restaurant, wie anch im Theater, sür sich selbst zu bezahlen. — Zu den gutsituierten Leuten in Wien gehören die Bettler. Bettelkinder „verdienen" durch-schnittlich «. bO. Erwachsene Bettler gewöhnlich ebensoviel, zum Teile jedoch bi« zu St. 100. Mitleid erregende» Aenßere« besonders hiezu befähigter Kärntnerstraßenbettler steigert da» Tage«einkommen bi«z«K. 300. In Ringstraßen-Zlancchänsern bettelnde Kriegskrüppel erzielen durchschnittlich pro Kaffeehau« K. 40. Natürlich spiel« dabei auch die Valuta ihre Rolle, im großen und ganzen aber handelt es fich um eine Erscheinung, die fich au« der Bettlerexistenz deS ganzen in Saint-Germain geschaffenen „Staates" erklärt. Man schiebt oder bettelt, da« Einzige, wa» Hunderte und Tausende auf der «ehernen" Grund-läge diese« Frieden« tun zu können vermeinen. Da» paradoxe Wegemaß China». Ueberall auf der Erde mit alleiniger Ausnahme de» weiten .Reiche» der Mitte' ist e» von A-Dors nach B-Dorf ebenso weit wie von B Dorf nach A-Dors. Jedem Chtnarei^enden fällt die Tatsache auf, daß, wenn ihm in einem bestimmten Orte Auskunft erteilt wurde, der nächste sei 20 Li ent-fernt, ihm in diesem nächsten gesagt wird, er müsse, um an den ersten Ort zurückzukehren, e!wa 24 Li zurücklegen. Damit gibt dcr Chinese nicht etwa willkürlichen Schätzungen Ausdruck, sondern auch die . Rene« und Frachtkosten sind zwischen zwei Orten, je nach ber R chlung, in der die Fahrt zurückgelegt wird, verschieden. Diese Tatsache gilt gleicherweise für Land und Wasserreise-t. Die gleiche Strecke 21) (Nachdruck verboten.) U)er war es? Griginalroman von Erich Lbenstein. Indem er ihn trotz vorliegender BerdachtSgründ« bloß al« Zeugen berief, wollte er sichtlich beweisen, daß -er ganz voraiiS^etzungSlo«, ohne vorgefaßte Mei-nung an den Fall herantrete . . . All die« fuhr Hardq durch den Kopf, während er nun vor dem Untersuchungsrichter stand und die üblichen Formfragen über feine Person beantwortete. Vielleicht »achte auch Dr. Wa«mut daran. Denn seine Stimme klang außergewöhnlich freund» lich und die Fragen wurden geradezu vorsichtig gestellt, um nur ja nicht deu Boden völligster Sachlichkeit zu verlassen. „Schön, Herr Doktor, Sie machten also an jenem Sonntag nachmittag« einen Besuch im Hause de« Herrn ObergeiichtSralS von Troll. Darf ich fragen, wann Sie besten Wohnung verließen?* „Auf die Minute kann ich e« nicht angeben, aber e» wird gegen 6 Uhr gewesen sein. Zwischen halb und dreiviertel aus sechs." „Begaben Sie sich sogleich nach Hause?" „R«in. E« war ein sehr schiner Tag und ich empfand da« Bedürfnis, mir noch etwa« Bewegung zu machen. Ich schlenderte durch die Straßen bi» gegen Dornbach und kehrte erst um, al» irgendwo eine Uhr sieben schlug und ich mich erinnerte, daß ich noch packen wollte." „Wann kamen Sie in Ihrer Wohnung au?' »Genau ein viertel vor acht. Ich sah auf die Uhr, al« ich da« Hau«tor betrat." „Dann sind Sie also zwei Stunden lang — spazieren gegangen! Trafen Sie Bekannte unter-weg«?" fragte der Untersuchungsrichter kopfschüttelnd. „Ke.ne Seele, so viel ich weiß." „Auch nicht, al» Sie heimkamen? Ich »eine, sah jemand Sie da« Hau« in der Enderstrabe betreten?' Cillier Zeitung stromabwärt« w»rd billiger befördert al« ström-aufwärt«. Dabei beruht dieser scheinbare Wider-sprach auf einem «»«geprägt logischen Denken und auf physikalischen Grundsätzen. Der Chinese mißt räumliche Entfernungen nicht nach Längeneinheiten, sondern nach Einheiten der Arbeitsleistung. Der Lohn de« chinesischen Wagenführer« oder Gepäck-träger» ist nach der Arbeitseinheit tarfiert, die geleistet wird, wenn man einen Pecul (etwa 125 Pfund) einen Li weit auf ebener Bahn vorwärt« bewegt. Läuft nun ein Weg bergab, so rechnet man den Li entsprechend länger, geht er bergauf, so ist ein Li entsprechend der pro Längeneinheit erhöhten Arbeitsleistung kürzer. Beträgt die Entfernung zwi-schen zwei festen Punkten einmal 20 und dann — in umgekehrter Richtung — 24 Li, so besagt da«, daß die beiden Orte verschieden hoch liegen und daß man in der ersten Richtung bergab, in der zweiten bergauf seine Reise zurücklegt. Schwester Agathe Bon K. v. 81., Cil«. Dir, Schwester Agathe, will ich diese« bescheidene Denkmal setzen sür oll die selbstvergeffende und opferbereite Liebe, welche Du au« dem unversiegbaren Born Deine« gütigen Herzen« allen Mühseligen uud Beladenen in reicher Fülle gespendet hast. Beschienen von dir Sonne irdischen Glückes, wäre e« Dir gegönnt gewesen, im Lichterglanze frohen GenuffeS über daS glänzend« Parket des Leben« zu schreiten; dcch Du n ähltest den steilen, „So viel ich weiß, niemand. Nur jener Herr, dem ich dann half, deu Koffer herabtragen, konnte bestätigen, daß ich um diese Zeit erst heimkam.' „Wer ist jener Herr?" „Ich kenne ihn nicht. Er stellte sich mir als ein »Herr Wiedemann, Agent ip. Ledersachen" vor und behauptete, die Wohnung neben der meinigen inne zu haben. Aber nach dem, wa« ich inzwischen erfuhr, werden wohl beide Angaben falsch sein. Wenigstens behauptet Frau Grangl, daß die Nebenwohnung an einen alten Herrn namens Lnd> wig Sparbach vermietet se>, der SamSlag, den 27. April, verreiste und seitdem nicht wiederkam. Der Herr mit dem Koffer aber war höchsten» 88 bis 40 Jahre all." „Wie war das mit dem Koffer? Erzählen Sie mir die ganz? Geschichte noch einmal genau." „AIS ich heimkam, sand ich den Zugang zu meiner Wohnung duich einen Koffer versperrt, neben dem ein mir unbekannter Herr stand und ziemlich ratlos dreinblickte —" „Warten Sie einen Augenblick: Wo stand der Koffer? Nahe bei Ihrer WvhnunzStüre?' «Knapp davor. E« wäre unmöglich gewesen, die Türe zu öffnen, ehe der Koffer beiseite geschoben war . .* „Danke. Wa« geschah weiter?" „Der Herr grüßte, entschuldigte sich wegen de» Koffer« und stellte sich dann vor. „Ludwig Wiedemann, Agent in Lederwaren." Er behauptete, nebenan auf Nr. 10 zu wohnen, uud erklärte, in größter Verlegenheit zu sein. Er müffe zur Süd-bahn fahren, sein Wagen warte bereit« unten, aber er könne niemand auftrelbe», der ihm behilflich sei, sein Gepäck hinabzuschaffen, den Koffer hier und ein« kleine Handtasche, die obenauf lag. Der Kut-scher behauptete, fein Pferd nicht ohne Aufsicht laffen zu können, und im Hau« sei kein Mensch zu finden. Wenn er aber den Schnellzug nach G. versäume, bedeute die» einen ungeheuren Verlust sür ihn. Er schien mir so ernstlich in Sorge, daß ich mich schließlich lachend erbot, ihm zu helfen." War da« nicht eine ungewöhnlich weitgehende Ge-fälligkeit, einem gänzlich fremden Menschen gegenüber?" Seite 5 dornenvollen Pfad, der zur LeidenSstation der selbst-verleugnenden Liebe himmelan führ«. Grausig fegte der Tod über die schneebedeckte» Gefilde der sarmatifchen Tiefebene und über jene gesegneten Fluren Italien«, die einst nur in Froh-sinn und Anmut lachten. Und in dieser von unend« liehen Weh durchbeblen Welt legt« sich sanft nnd liebevoll Deine weiche Hand auf da» brechende Auge de» sterbenden Krieger«. Den bedeutendsten Werten de» Christentum« gabst Du im heißen Toben der Schlacht die edelste Weihe. Da« Evangelium der Liebe war kein leerer Schall au« Deinem Munde, e» war die zur Tat gewordene sittliche Kraft Deine« eigenen Ich«. Zn ihr fandest Da den Mut, durch ein Meer von Leid und Elend watend, da« göttliche Gesetz de» allgütigen Erbarmen« zur Wahrheit werden zu lassen. Wohl Dir, Schwester Agathe, die Du den rechten Weg erkanntest, da« Kreuz der Selbstauf-opserung auf Deine Schultern zu nehmen, zum Wohle der Betrübten, deren tröstender und rettender Engel Du in schicksalsschwerer Stunde warst. Nun ruhst Du au« von den Sorgen freigewählter schwerer Pflicht! Die schlanken Pinien in den fernen Landen hallen Zwiesprach m!t den H-ldengräbern; sie wiegen sich im lauen Abendwindc und raunen lispelnd ein erhabene« Gebet herüb-r zi den dunklen Tannenforsten in Cilli« herrlicher Umgebung, wo die edle Tote schlummert: „Dank, vielen Dank sür all die Liebe und Aufopferung, Dir, o gute Schwester Agothe'." „Gewiß. Aber schließlich — der Mann tat mir leid, ich war in übermütiger Stimmung und nahm die Sache scherzhaft." „WaS weiter geschah?" „NichtS. Wir trugen den Koffer die Treppe hinab und bi« an den Wagen, wo ihn der Kutscher auflud. Dann kehrte ich in meine Wohnung zurück und dacht«^ nicht weiter an die Geschichte, bi« — ich heute von dem Mord hörte." Hardy« Ton war bei den letzten Worten be-klommen geworden und ein unruhige« Flimmern trat in seinen Blick. Dem Untersuchungsrichter entging beide« nicht. Stumm sah er vor sich hin, da« Gehörte noch einmal durchdenkend. Zwei Punkte verdienten jedenfalls Beachtung. Erstens, daß Hardy über die Zeit von «in Viertel vor 6 bis ein Viertel vor 8 Uhr kein Alibi nach-weisen konnte. Zweiten«, daß er sozusagen alle Verantwortung aus Herrn Wiedemann üderwälzte. Existiert di«s«r Mann überhaupt, oder war er nur der große Unbekannte, der so ost eine Haupt» rolle in der Verantwortung de« wirklichen Täter« spielte? 7 Dr. WaSmut richtete sich plötzlich straff auf und faßte den Zeugen scharf in« Auge. „Sie haben mir noch nicht gesagt, wa« Sie später in ihrer Wohnung taten 7 Fiel Ihnen nicht« aus dort?" Wieder ging eine Veränderung in HardH« Gesicht vor. Die Unruhe in seinem Blick verstärke sich, während eine leichte Bläffe die Wangen über- zog. Sein Ton klang merklich unsicher. „Doch, e« siel mir mancherlei auf. Zuerst — schon, al» ich da» Borderzimmer betrat; ein starker Geruch von Narzissenparfüm, der mich stutzig «achte. Im Wohnzimmer war er noch stärker. Ich konnte kaum atmen. Eine große Unruhe erfaßte mich. — Dann wollte ich Licht machen und sand die Streich-holzschachtel nicht am gewohnten Ort, obwohl ich sie beim Verlassen der Wohnung vor Tisch bestimmt noch dort gesehnt hatte. (Fortsetzung folgt.) Das allgemein beliebte ... J Th. GÖTZ im MABIBOB:: gelangt heuer wieder zur Oaterzeit in vorzüglichster Qualität zum Ausschank. IIIUI Stile 6 Nummer 24 W Bei: Zuckerharnruhr, Magen- und Darmkatarrhen, Magen- und Darmgeschwüren, Hämorrholden, Bright*ohen Nierenentzündung, Leberleiden (Gelbsucht), Gallensteinen, Verdauungskrankheiten helfen nachweislich: R OHITSCHER natürliche tuiiiunitiiiMiiiimiiiiiiiiitniii viiiiiimHiiiiMiiiimiiiimiiMiiiiiiiHiiHtiiiiniHiuiimniiHniiiiiiiiii ROGASKA SLATINA (ROHITSCH — SAUERBRUNN) iniMiiuuiiMiMiiiimHMmiiwuiiimmimMmimnnmMiwwiiniiiiwiiimiHHiHiiiUHinHiiiiuiiiriiniiiisi modernster Kurort mit erstklassigem Komfort W»» Hydro- und Elektrotherapie, Inhalato- WM» — rium, grosser Zandersaal für schwedische ■■ — Massage und Heilgymnastik, Kohlensäure- — W» bäder, Sole-, Heissluft- and Sonnenbäder. »V» MiliUrmunik (42 Mann, grösstenteils Konserratoristau), TanxkrSnxchen, Fremdenklub, Iteunioncn, crstklasslgo Küruitlerkonierte, Ausflüge, Theatervorstellungen, Kino n. ■. w. ii Saison vom I. Mai bis 15. Oktober :< DIE DIREKTION. 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Suche im Sanntale oder in der Umgebung von Celje grösseie Besitzungen, W aldgut oder Herrschast gegen gute Zahlung. Realitäten- u. Hypo-thekenbslro Zagorski, Maribor, Färbergasse Nr. 3. Malzkafl'ee Marko ,/tardiir" Fabrikat der Ersten jugoslawischen MalzkafTeefabrik Jovo Gigoviö, Nova Gra-diSka, in Paketen zu 200 u. 500 g, verpackt in Orig -Kisten zu 50 kg netto liefert zu billigsten Tagespreisen franko jede Bahnstation Jovo Gigovi6 Maribor TUT., Glavnt trg 21. SWit»«. D.«, «» «tat*: i. d.lK. - Sra.n~r.a4n MM