ARGO. Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 5. Laibach, im Mai 1894. III. Jahrgang. Reiseskizzen ans Italien. Von A. Müllner. (Fortsetzung.) Zur ebenen Erde sind die Ausgrabungsobjecte neueren Datums ausgestellt, welche bei Ve t u 1 o n i a gewonnen wurden. Auch hier finden wir wieder mit Steinplatten gedeckte Gräber mit Urnen, von der auf Taf. I, Fig. 7, abgebildeten Form, mit Schüsseln bedeckt, welche Urnenform vorwiegt. Interessant ist ein Grab mit einer rothen Urne, welche mit einer gehenkelten Schale bedeckt ist; das Grab selbst war mit einer Steinplatte geschlossen, auf welcher ein ovaler Schild roh gemeisselt ist. Taf. IX, Fig. 1, der Schild scheint gallisch zu sein, da wir derselben Schildform im Museo Kircheriano in Kom auf Münzen von Ariminium, auf welchen keltische Waffen abgebildet sind, wieder begegnen werden. In einem hier aufgestellten Grabe, welches ganz ausgehoben wurde, liegt ein weibliches Skelet, welchem acht grosse und zwei kleine Kahnfibeln, Taf. II, Fig. 5, beigegeben sind. Unsere Bogenfibel, Taf. II, Fig. 11, ist hier in drei Exemplaren vertreten. Ebenso traf ich unsere Fibel, Taf. II, Fig. 22. Gold- und Silberfibeln sind häufig, während sie bei uns aus der vorgallischen Zeit fehlen. Die blauen und gelben Glasperlen finden sich hier gleich denen unserer Gräber wieder. Mit einem Worte, auch hier begegnen uns unter den kleineren Sachen, wie Urnen, Fibeln, Perlen wieder Formen, w e 1 c h e m i t denen unserer k r a i n i s c h e n Funde v o 11 k o m m e n über ein stimmen. Wir verlassen das schöne Florenz und wenden uns weiter gegen Süden. Wir berühren nach l3/i-stündiger Fahrt Arezzo das alte Arretium, einst berühmt durch seine Waffenfabriken und rothen Thoüwaaren, welche nach Plinius Zeugnisse 35, 46, in alle Welt versendet wurden. Nach kurzer Fahrt, von Vs Stunde, erblicken wir ostwärts der Bahn auf steiler Höhe Corto na. „Beisender, du näherst dich Cortona! Ehrst du das Alter — jene Fülle von Jahren, die wie Plinius sagt: an einem Manne ehrwürdig ist, an Städten heilig! — Hier ist, was deine Ehrfurcht verlangt. Hier ist, was, als deine Druidenwunderwerke neu errichtet wurden, bereits als graues Alterthum dastand — mit dem Born im Vergleiche nur von gestern ist — gegen das die meisten Städte des Alterthums von Bufe frisch und Neulinge sind. Du magst weit und breit durch Italien gewandert sein — nichts Ehrwürdigeres als Cortona hast du gesehen. Vor den Tagen des Hector und Achilles, bevor Troja selbst erstand — war Cortona. “ So spricht der Engländer Dennis von dieser altehrwürdigen Pelasgerstadt. Wir geben auf Taf. Vili, Fig. 1, eine Skizze derselben, neben welcher in Fig. 2 das Gradišče von Dornegg1) des Vergleiches halber gestellt ist. Die Aehnlichkeit in der Anlage ist überraschend. Cortona ist mit cyklopischer Mauer befestiget, aus Sandsteinblöcken ohne Mörtel. Der ursprüngliche Name Corythus griech. Gortyn, erinnert an das kretische G o r y t n a. Nach Dionys v. Halikarnass soll Cortona lange vor Gründung des etruskischen Staates gross und blühend gewesen sein, eine merkwürdige Stadt der U m b r e r, welchen sie von den Pelasgern entrissen wurde, und Steph. Byzant. nennt sie Mutterstadt von T y r r h e n i e n : Tvy^viag fnjzQonohg. — Sie ist ein ächtes' pelasgi-sches „Gradišče“ von c. 3 km Umfang.2) Wenige Kilometer von Cortona erblicken wir den Spiegel des T r a s y m e n i s c h e n Sees, Fig. 3. Am Fusse des mauerbekrönten Hügels dehnt sich zwischen dem Nordufer des Sees und den etwas zurücktretenden Hügeln eine halbmondförmige Ebene aus, auf welcher 217 v. Ohr. die Legionen des *) Of, Müllner Arehaeol. Excurse in Mittli. d. C. Com. 1880, p. xxvn. -) Unser Dorneggfer Gradišče misst 1000 m im Umfange. Das von St. Michael bei Hrenovitz 1400 m. Flaminius von Hannibal überfallen und 15.000 Römer zusammengehauen wurden. Eine Fahrt von 3U Stunden, zum Theile das IJfer des Laeus Thrasymenus entlang, bringt uns nach Chiusi, dem alten C1 u s i u m, der einstigen Hauptstadt des stolzen Lars Por sena, vordem einst Rom gezittert, denn „so mächtig war damals der Olusinische Staat, so gross Porsena’sName,“ sagt Livius II. 9. Wir sind hier nach Bstündiger Bahnfahrt auf halbem Wege zwischen Florenz und Rom. Auf der Weiterfahrt berühren wir in einer Stunde Orvieto (urbs vctus), deren antiker Name nicht bekannt ist. Ein steil aus der Ebene aufstrebender Tuffelsen trägt die Stadt, Fig. 4. Aehnlich gelegen ist das V, Stunde entfernt Orte, Fig. 5, am Tiber. Auch Orte war eine Etruskernstadt wie das folgende Gallese, Fig. 6, welches ebenfalls auf einer Felsmasse an der Vereinigung zweier Thalschluchten liegt — einer bei den alten Italikern beliebte Terrainform für Städteanlagen. Es folgt Civita Castellana, Fig. 7, im Westen. Nun übersetzt die Bahn den Tiber und zieht an dessen linken Ufer fort. Von Stimigliano hat man weithin über den Fluss die Aussicht auf die schon ernste, man möchte sagen melancholische Landschaft bis zum Soracte, der sich isolirt erhebt. Die Bahn begleitet längs des Flusses die Via Salaria an Fidenae vorüber, und übersetzt den in den Tiber fliessenden Anio oder Teverone. In der Ferne erblickt man schon die Riesenkuppel von St. Peter: wir nähern uns der ewigen Stadt. Die Bahn schneidet oberhalb der Porta Prae-nestina die Stadtmauer. Hier starren die Pfeiler des Claudischen Aquaeductes in die Höhe. An ihnen und am Minervatempel vorüber rollen wir dahin in den Bahnhof von Rom, gegenüber den Ruinenmassen der Thermen des Diocletianus,1) und etwas westlich vorq Campo militare, den einstigen Quartieren der übermüthigen Praetorianer-garden. Es ist keine Üebertreibung, wenn man ganz Rom ein colossales Museum nennt. Man kann durch Abbildungen einzelner Bauwerke, Ruinen, Kunstwerke etc. sich schwache Vorstellungen von denselben bilden, — einen Begriff von Rom und seinen Museen vermag nichts zu geben! — Man ') Sie wurden im Jahre 305 eröffnet und sollen 3000 Badezimmer enthalten haben. Der grosse 100 m lange Thermensaal ist 1561 von Michael Angelo zu der herrlichen Kirche St. Maria degli Angeli umgeschaffen worden. In den hinter der Kirche liegenden Ruinenmassen ist das Museo Nazionale untergebracht, und wieder in anderen ruinösen Gewölben lagern Stösse von Ficktenbrettern aus den krainisehen Wäldern! — Auf meine Frage nähmlich, woher das Holz stamme, hiess es : da Triest e. muss sie sehen die ewige Roma, wie sie da liegt am Tiber, auf ihren sanften Hügeln in ihrer Grösse und mit ihren Ruinen einer Vergangenheit, welche die kühnste Phantasie bei aller Schulgelehrsamkeit nur ahnen, nie erfassen kann. Dazu kommt noch der Contrast zwischen Stadt und Umgebung. Während Florenz z. B. mitten in ein herrliches Gartenland gebettet da liegt, dessen Reize den nordischen Wanderer berauschen und Eindrücke hervorrufen, welche mit denen, durch die Herrlichkeiten seiner Monumente erzeugten wetteifern, concentrili sich der Geist in Rom, — einzig auf Rom. — Die Herrin des Erdkreises liegt in einer landschaftlichen Öde, der berüchtigten Campagna, einem einsamen Ruinenfelde mit Hirten in Schafpelzen als Staffage, welche grosshörnige graue Rinder, Schafe und Ziegen1) hüten. Einförmig liegt da die Steppe, nur hie und da belebt durch eine Pinie, eine Oypresse, einen Oelbaum oder Ruinen einstiger Villen, einzelne Landhäuser oder einsame mittelalterliche Zwingburgen. Den Hintergrund schliessen ab die schönen Formen der blauen Albanerberge. Für unsere Studien sind drei Museen von Interesse; das Museum Kirch eri an um, das M useum Gregorian um E t r u s c u m und das Museo Italico von A. Castellani im Conser-vatorenpalaste am Capitol. Das erstgenannte im ehemaligen Jesuitencollegium, wurde vom Jesuiten P. Athanasius Kircher (geb. 1601 zu Geisa im Fuldaischen) [gestiftet. Kircher, der grösste Alterthumsforscher j seiner Zeit, war Professor der Mathematik und der hebräischen Sprache in Rom. Es enthielt schon früher einen reichen Schatz etruskischer Alter-thümer und wurde nach seiner 1870 erfolgten Verstaatlichung durch ethnographische und prähistorische Sammlungen erweitert. Es sind hier die verschiedensten Fundstätten Italiens* 2) vertreten, aus welchen wir jene hier herausheben, welche auch Fundstücke geliefert haben, welche denen unseren krainisehen entsprechen. Es sind dies : V e j i, N e p i (Nepete), Civita Castellana (Falerii Veteres), Rom, Vulci, Caere, Siena. Suessola bei Cancello östlich von Neapel. San Roccho di Palestrina Prov. Rom, Ascoli-Pieeno, N o v i 1 a r e (Prov. Pesaro), Mmini (Ariminium), F o r 1 i, Este, Font aneli a in der Provinz Mantua, Monte Soffa, Pro. Verona. Oasteletto Pro. Novara. Das Museum Etruscum Gregorianum bildet einen Theil der ungeheuren Vaticanischen Kunstsamm- q Diese werden kerdenweise des Morgens in die Stadt getrieben, wo sie gewisse Plätze oc-eupiren und gleieli in Gegenwart der ; Kundschaften gemolken werden. — Ein originelles Grossstadtbild ! — 2) Man vergi, das Kärtchen Taf. IX, Fig. 27. langen und füllt eilf Zimmer. Es wurde von Gregor XVI. 1836 gegründet und hauptsächlich durch die Ausgrabungen der drei Gebrüder Campanari in Toscanella zusammengebracht. Carlo Campanai'i bekam von der päpstlichen Regierung eine fixe jährliche Summe für seine Beaufsichtigung. Die Funde wurden in zwei Hälften getheilt, und zwar so. dass Campanari die Theilung überlassen wurde, die Regierung sich aber die Auswahl vorbehielt. Das Ausgrabungsgebiet war das von Videi, und der von der Regierung gewonnene Theil bildet heute den Inhalt des Museo Gregoriano, eine Sammlung ohne ihres Gleichen. Ausserdem kamen hiezu Fundobjecte aus Oorneto, Tarquinii, Cervetri, dem alten Caere, Bomarzo, Toscanella, Chiusi, Todi, Orte, aus der Sabina, Volterra u. a. m. Das Museo Italico füllt den XVIII. Saal des ersten Stockwerkes im Conservatorenpalaste am Capitol.1) Die Sammlung wurde von A. Castellani der Stadt geschenkt und umfasst hauptsächlich Funde aus Rom. Wir wollen nur die in diesen Aluseen depo-nirten Fundstücke, welche mit unseren krainischen in Beziehungen stehen nach den Fundstätten betrachten und durch Beifügung von Buchstaben ihren Standplatz bezeichnen. Es bedeutet M K: Museo Kirch eri ano, AI G: Museo Gregoriano, und All: Museo Italico. Aus Rom selbst treffen wir im AI. I. gleich unsere Kahnfibel, Taf. II, Fig. 5, theils mit langer theils kurzer Dornhülse an. Sie ist in Gold, in Silber und Bronze eine der gemeinsten Fibelformen Italiens. Sehr häufig ist sie aus V e j i AI. K. vertreten, darunter Exemplare von kaum 2 cm Länge, von ebendort die Rhombenfibel, Taf. II, Fig. 22. Ebenfalls zahlreich und in allen Grössen ist die Kahnfibel aus Nepi, dem alten Nepete AI. K. vertreten. Sie stammen von der Akropolis der Stadt. Aus Civita Castellana dem alten Falerii im AI. K. finden wir wieder die unvermeidliche Kahn- und Rhombenfibel, Taf. II, Fig. 5 und 22. Besonders reich an Formen unserer Gräber ist das Aluseo Gregoriano. Wir besprechen zunächst die Fibeln. Hier kam mir die erste Spiral- oder Brillen- *) Dio Höhe des Capitols bildet heute die Piazza di Campidoglio mit dem antiken Reiterstandbilde Mare Aurels aus einst vergoldeter Bronze. Im Hintergründe steht der Senatorenpalast: das Rathhaus von Rom, rechts der Conservatorenpalast, links das Museo Capitolino, dessen Kern die schon 1471 von Sixtus IV. dem röm. Volke geschenkte Antikensammlung bildet. Hinter diesem erhebt sich die Höhe der alten Arx, der Burg von Rom, wo heute die Kirche St. Maria Alaceli steht, zu welcher man auf 124 Stufen hinauf steigt. fibel, Argo I. Jhrg., Taf. IV, Fig. 4, aus Golddraht gearbeitet vor die Augen. Sie soll aus Vulci stammen. Desgleichen Taf. IX, Fig. 2, in Gold und Bronze. Aus Gold sind hier vertreten Taf. Ill, Fig. 2, und Taf. IX, Fig. 3, 4. Alassenhaft und in allen Grössen aus Gold und Bronze ist wieder unsere unvermeidliche Kahnfibel hier vertreten, Taf. II, Fig. 5. Auf Taf. IX, Fig. 5 —7, gebe ich drei goldene Kahnfibeln aus Caere, über welche wir noch weiter unten handeln werden. Von der knotigen Bogenfibel findet sich hier eine Form mit zarteren rippenförmigen Knoten. Die Rhombenfibel, Taf. II, Fig. 22, findet sich wieder in Gold und Bronze vor. Von unseren grossen gelben Perlen mit blau-weisen Augen1), sind hier 7 Stück vorhanden. Die auf Taf. Ill, Fig. 9—13, abgebildete Helm-form ist im AI. G. durch drei Stücke vertreten.3) Von den abgebildeten ist Fig. 11 im Landesmuseo, in Unterkrain gefunden. Neben dieser Helmform finden sich aber in den Alpenländern und auch in Krain die auf Taf. IX, Fig. 8, 9, abgebildeten Helmformen. Während die Form Fig. 9 auf etruskischen Sarkophagen häufig dargestellt ist (Taf. IX, Fig. 10), ist die Form Fig. 8 mit den zwei Kämmen, welche bei uns aus Watsch und St. Alagda-lena bekannt ist, im Mus. Greg, durch ein Exemplar vertreten, welches wir Taf. IX, Fig. 11, abbilden, das Stück hat im M. G. die Nr. 293 und hängt an der Wand des Zimmers der Bronzen; leider ist sein Fundort unbekannt. Diese Helmform ist übrigens auch aus Griechenland bekannt, wo ein solcher Helmhut in Olympia gefunden wurde. Einer, jetzt in Neapel, stammt aus dem inneren Sam hi um. Einer ist in Wien aus Hallstatt. Drei lieferten die krainischen Gräber: von diesen ist einer in 4ATien, zwei aber bewahrt das Rüdolfinum. Das auch von den Römern geführte Pilum ist ebenfalls aus etruskischen Gräbern (Vulci?) hier vorhanden, Taf. IX, Fig. 12. Bemerkenswerth ist'es, dass die mit Schalen gedeckten Urnen, wie wir sie aus unseren Gräbern so gut, wie aus denen bei Bologna kennen gelernt haben“), auch in Vulci Vorkommen, Al. K Taf. IX, Fig. 13. Allerdings enthält das AI. G. keine dieser rohen Töpfe mit den rohen Schalen, weil in der Zeit als es zusammengebracht wurde, noch der rohe Raubbau in Italien geübt wurde. Das gleiche Vorkommen beobachtet man in Siena, von wo q Z. B. aus St. Magdalena. q Einen solchen aus Oberitalien werden wir im Mus. Kirchc-riano linden. q Cf. Taf. 1, Fig.’7 und 8, in Nr. 3 d. Jhrg. der Argo. im M. K. die Taf. IX. Fig. 13, abgebildete Urne stammt. Auch sie ist einhenkelig, da der zweite Henkel weggeschlagen wurde, wie in Bologna. Aus Siena finden wir in M. K. wieder einige den krainischen gleichende Fibeln. So die Taf. II, Fig. 5, 15, 18 und 22 abgebildeten Formen. Aus den jenseitigen Abruzzen ist im M. K. ein Schwert mit S c li i 1 f b 1 a 11 k 1 i n g e, wie sie im Norden nur aus Bronze Vorkommen, hier aus Stahl, vorhanden. Der südlichste Fundort, den wir zu beachten haben, ist die Necropole von Su es sol a nächst Gance 11 o in der terra di Lavoro c. 6 km östlich von Neapel. Diese Fundstätte ergab unter anderen acht Fi belformten, welche mit unseren krainischen übereinstimmen. Sie sind im Mus. K i r c h er i a h o zu sehen. Vor allem ist zu erwähnen die Taf. IX, Fig. 14, darstellende Schwalbenschwanzfibel nach ihrem ersten Fundorte auch „Loibenbergfibcl“ genannt. (In Krain ist sie von Slepšek bei Nassenfuss und St. Magdalena bekannt.) Ferner die Hackenfibel, Taf. IX, Fig. 15, und die Serpegiantefibel, Fig. 16, erstere von Podzemel letztere von St. Magdalena b. Marein. Ausser diesen, hier zuerst beobachteten krainischen Formen treffen wir wieder die Spiraloder Brillenfibel, Argo I, 1892, Taf. IV, Fig. 4. Die K ali n fi bel, Taf. II, Fig. 5,2) die Bogenfibel, Taf. II, Fig. 11, die Chamäleonfibel, Taf. II, Fig. 15, und die Bhombenfibel mit 2 Knöpfen, Taf. II, Fig. 22. Häufig sind auch die bei uns nicht seltenen Thier-fibeln. Bemerkenswerth ist eine Legierung, welche in Suessola als Fibelmetall vorkam, — das s. g. „Metallo Spinelli“. Es. besteht aus Gold, Silber und Kupfer, und zwar in dem Verhältnisse, dass in 3'466 gr, 0-235 gr Gold, 0’705 gr Silber und 2'526 gr Kupfer enthalten sind.3) Von As co li-Pi ceno M. K. sind vertreten Pferdchen als Fibelanhängsel, ferner dreieckige Anhängsel wie sie an der grossen Kahnfibel, Taf. Ill, Fig. 6, an den Ketten hängen, endlich hohle linsenförmige Anhängsel aus Bronzeblech, gleich denen auf Taf. IX, Fig. 17, aus der Wochein, abgebildeten ; von Perlen sind solche unseren gelben mit blauen Augen gleiche, hier ebenfalls vertreten. Aus der Nekropole von No vi lare, Provinz Pesaro, ist im M. K. ein mit Urnen umstelltes Skelet aufgestellt, welchem Bogenfibeln, Taf. IX, Fig. 4, und Biesenexemplare der Fibel, Taf. II, Fig. 22, beigegeben sind. Aus Forli (Comune di *) Loibenberg östlich v. Videm in Untersteiennark. 2) „Argo“, Jkrg. 111, Nr. 3. 3) Cf. Dukn im Bull, d. Inst. 1878, p. 142 ff. Man hält diese Legur für korinthisch, da nach Lampros derartige Bronzen nur in Korinth gefunden wurden. Verucchino) treffen wir im M. K. wieder die Fibel-dioskuren, Kahn- und gekriimte Bhombenfibel, die so häufig zusammen auftreten ; Taf. II, Fig. 5 und 22. Hiermit stehen wir wieder vor Bologna, dessen Funde wir oben behandelten und überschreiten den Po. Hier ist wieder zunächst Este für uns von Interesse. Hier sind im M. K. die bekannten glänzend rothen, schwarz gebänderten Gefässe ebenso vertreten, Taf. IX, Fig. 18, 19, wie in unserem Bu-dolfinum, Fig. 20, 21, letztere von St. Magdalena. Dieses Geschirr ist im Osten Norditaliens verbreitet, bei uns in Istrien, Görz und Krain, ausserdem reichte sein Import bis Hallstatt. In Italien unterscheidet man in Este drei aufeinander folgende Oulturperioden : eine s. g. „italische“ mit Grabbeigaben vom Villanova-Typus ; eine „vene tische“, welcher unsere Urnen angehören, und welche ihre Erzeugnisse in die Alpenländer absetzte; endlich die „gallische“ mit den s. g. La Téne-Formen, ihr folgt die römische,Culturepoche. Von unseren Fibeln sind hier vertreten, die Fibeln, Taf. IX, Fig. 22 und Taf. II, Fig. 18 und 19. Aus den Nekropolis von Fontanella, Provinz Mantua finden wir wieder unsere Chamäleonfibel Taf. II, Fig. 15 M. K. — Von Monte Soffa, Comune di Breonio, Provinz Verona, sind hier M. K. Funde aufgestellt, welche beweisen, dass die Localität von der Steinzeit bis in die Zeit der römischen Herrschaft, fortwährend bewohnt war. Von unseren Fibelformen sind hier vertreten die Oertosafibel, die Schlangen- oder Serpegiante- und Blutegelfibel1). Von Oasteletto sopra Ticino, Provinz Novara, sehen wir M. K. wieder die Formen Taf. II, Fig. 5, (Kahnfibel), Fig. 14, (Schlangenfibel) und 22. Aus Oberitalien, ohne nähere Angabe des Fundortes, stammt ein Helm aus Bronze im M. K. von der Taf. Ill, Fig. 9—13 abgebildeten Form. Nicht unerwähnt kann ich die Händler lassen. Bei einzelnen derselben fand ich ganze kleine Museen von Kleinzeug aufgehäuft, welches in Born bei den Kunstliebhabern eben keine Beachtung findet und um wenige Lire gerne losgeschlagen wird. Die Sachen werden meist von den Bauern dahergebracht. Ich erwarb nun in Born nebst andere schon besprochene Formen die Fibeln Taf. IX, Fig. 23 und das Fragment 26. neben welche ich des Vergleiches halber die Fibel 24 von Zirk-nitz und das Fragment 25 von Podzemelj (In. Nr. 225o) beifüge. (Fortsetzung folgt.) >) Cf. Taf. II, Fig. 21, 12, 13, 14, 19. Johann Weichard Valvasor Freiherr. Piir das krainisehe Landesmuseum modellirt von Josef Miiliner aus Seisenberg 1891 Tet/: VISI. Bell 7' « A retò' 7 j/yjr. Jè HA. /rUtcUtwY) J{lel//i ed M’a vete/ JLìIA, A-rvitcc/i v. cfùi&ùrx e?òo?Ù!>vOmz'. Kleinere Mittheilungen. Ein Denkmal für den Freilierrn Johann Weicliard Yalvasor. (Mit Bild.) Im Jahre 1889 waren es 200 Jahre, seit das Montimeli talwerk Yalvasor’s: „Die Ehre des Herzogthums Krain“ erschienen war, und 1893 waren es 200 Jahre, dass der Verfasser aus dem Leben schied. Diese Momente veranlassten den Gefertigten im Jahre 1891 die Idee anzuregen, diesen verdienstvollen Sohn Krain’s durch ein Denkmal zu ehren, und damit eine schon lange dem Lande obliegende Pflicht zu erfüllen. Diese Erwägungen regten im Gefertigten den Gedanken an, den Entwurf eines Denkmales zu verfassen, und ein Sohn unserer Heimat, Bildhauer Josef Müliner aus Seisenberg, derzeit seit fast dreissig Jahren in Salzburg thätig, war es, welcher den Gedanken verkörperte und eine überlebensgrosse Büste Valvasor's schuf, welche am 27. April 1891 im Lesesaale des Museums Eudolfinum enthüllt und dem Lande übergeben wurde. Aufrichtige Eeligiosität, treue Anhänglichkeit an das erlauchte Erzhaus Habsburg, persönliche Tapferkeit, eifriges wissenschaftliches Streben, klarer Verstand, scharfer Blick und eine wahrhaft rührende Liebe zur Heimat sind die Grundzüge des Wesens dieses wackeren Mannes. ' Die Büste Müllneris ist in etwa 1ji über Lebensgrösse, nach dem Stahlstiche in der „Ehre des Herzogthums Krain“ ausgeführt, und im Saale III des Eudolflnums aufgestellt. Die beiliegende Tafel X gibt die Eeproduction einer photographischen Aufnahme derselben. Dieser erste Appell fand allerdings keinen Wiederhall, da die Kostenfrage im Wege stand, um so freudiger musste eine Nachricht berühren, welche die amtliche „Laibacher Zeitung“ vom 7. Mai d. J. veröffentlicht; diese lautet : „Wie uns aus verlässlicher Quelle mitgetheilt wird, ist das Ministerium für Cultus und Unterricht bereit, auf Becli-nung des diesfälligen, ihm zur Verfügung stehenden Credites durch einen heimatlichen Künstler eine Statue des als Geschichtsschreiber und Topographen Krain’s sowie als Patrioten gleich in Ehren stehenden Freiherrn Johann Weikard von Valvasor hersteilen zu lassen, welche bestimmt wäre, einem öffentlichen Platze in Laibach zur Ausschmückung zu dienen. Wir sind überzeugt, dass die Idee dieser Denkmalerrichtung sowie die Munificenz der Unterrichtsverwalt'üng in allen Kreisen der Bevölkerung mit Freude begrüsst werden wird und dass die localen Faetoren, voran die Stadtgemeinde Laibach, gerne bereit sein werden, die Kosten für die Fundierung des Monumentes und für den architektonischen Unterbau zu übernehmen.“ Damit ist ein grosser Schritt gethan und wir sind überzeugt, dass die Stadtgemeinde Laibach mit Freude den hochherzigen Intentionen des hohen Unterrichtsministeriums nach Kräften entgegenkommen wird. Für die Aufstellung des Monumentes soll der Platz vor dem Eudolfinum in Aussicht genommen worden sein, ein Gedanke, dem wir voll und ganz zustimmen ; nur würden wir den Gedanken aussprechen, das Standbild nicht auf die schmale Zufahrtstrasse vor das Portal des Eudolflnums zu postiren, sondern dafür die bereits fertig gestellte nördliche Garten-Babatte zu wählen; die gegenüberliegende südliche aber, welche später denn doch einmal ebenfalls bei der endgültigen Ee-gulierung des Platzes zur Ausführung kommen wird, für ein Standbild Herberstein’s, dieses als Staatsmann und Schriftsteller so hochverdienten krainischen Edelmannes, zu reservieren. Müllner. Zur Glasperlen - Frage. In den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie von 1893, p. (612), bespricht Herr Staudinger eine Halskette von Glasperlen vom Nyassa-See, und bemerkt dort Folgendes: „Neben einer Anzahl auch hier gebräuchlicher Sorten findet man bei den Eingebornen Afrika’s, namentlich bei einigen westafrikanischen Stämmen, Perlen, Walzen und Glaszierrathstücke, die beinahe genau in Form und Farbe mit denen übereinstimmen, die in etruskischen, kaukasischen und anderen alten Gräbern gefunden sind. Diese nur für den Afrikahandel bestimmten Perlen werden in Venedig, Böhmen oder dem Fichtelgebirge angefertigt. Es ist möglich, dass die Vorbilder dazu schon im Alterthum e durch den Handel nach Innerafrika eingeführt wurden, und bei dem starren Festhalten der Neger an alten Formen, in gewisser Hinsicht immer wieder dieselben Muster verlangt wurden, wodurch die Wiederherstellung der antiken Form hervorgerufen wurde.“ Fund von Abbasideii-Münzeii bei Frasslau. Herr Eichard M i c h e 1 č i ö in Sagor besitzt bei Kitžđorf nördlich von Frasslau, im Sannthale in Untersteiermark, einen Steinbruch, welchen er im Jahre 1893 in einem Wäldchen erschliessen liess. Im Herbste des genannten Jahres fand man in den Spalten des Gesteines, 15 m unter Terrain, zwei gleiche Silbermünzen von ,25 mm Durchmesser, im Gewichte von 2'49 gr pr. Stück, und von guter Erhaltung. Der Güte des Herrn Begierungsrathes Dr. Friedrich Kenner, Directors der kunsthistorischen Sammlungen des A. H. Kaiserhauses, danke ich die Bestimmung der Stücke Q Cf. A. v. Morlot: Spuren eines befestigten römischen Eisenwerkes in der Wochein im Jahrb. d. k. k. Geolog. Beichsanstalt, Wien 1851, p. 199 ff. durch den Herrn Custos-Adjuncten Dr. A. Dedekiud in Wien. Dieser bestimmte dieselben als Abbasiden-Münzen von Harun er-Easchid(786—809n.Chr.). DieMünzen, s. g. Dirham, stammen aus dem Jahre 171 der Hegira oder 79B n. Ohr. Beschrieben ist diese Präge in Stanley Lane Poole: The coins of the Eastern Khaleefehs in the British Museum; —London 1875. Vol. I, p. 74 sub. Nr. 185, und abgebildet ebendort, Taf. IV, Nr. 185. Milliner. Ein slow enisches bibliographisches Unicum auf der königlichen Bibliothek in Kopenhagen. Mitgetheilt von P. v. Radies. Kopitar schreibt in seiner „Grammatik der Slavischen Sprache in Krain, Kärnthen und Steiermark“ : „Dobrowsky“J) sah in den Katalogen der Thottischen (nun königl.) Bibliothek in Kopenhagen verzeichnet: 1) Joh. Hebermanni (Habermanni) preces croaticae Lublanae 1579, 2) Cathe-chismus et Hymni per Primum Trübemm, ibid, eod., 3) Salomonis Proverbia, ibid, eod. Dobrowsky sah die Bücher selbst nicht; das Gebetbuch Nr. 1 kann auch krainisch sein, u. s. w., u. s. w.“ Wie recht Kopitar vermuthet hatte, dass die in Dobrowsky’s Aufzeichnung nach den genannten Bibliothekskatalogen zu Kopenhagen als kroatische bezeichneten Gebete eigentlich krainische (slovenische) Gebete sind, beweist schon der Umstand, dass sie bereits des P. Marcus Pochlin bibliographischer Sammeleifer in dessen 1805 zu Wien zuerst in Druck erschienener „Bibliotheca Carnioliae“2) als Preces Oarniolicae declarirt hatte und dann 1838 Safafik, nachdem ihm der Titel des Buches — durch Vermittlung des Laibaeher Bibliothekars Gop — genauer bekannt geworden, dieselben in seiner damals in Manuscript vollendeten Geschichte des südslavischen Schriftthums 3 * VI.) unter die Werke slovenischen Schriftthums eingereiht, als: Kerfzhanske leipe molitve . . . v nemfhkim jesiki fkusi Janfha Habermanna pitana v flovenfzhino ftolmazhene fkusi Tulfzhaka. V Lubljani fkusi J. Mandelza 1579. Auf diese Andeutungen hin und nachdem das für die Kenntniss der heimatlichen Litteratur und als Laibacher Druck aus dem 16. Jahrhunderte doppelt interessante Buch in andern Bibliotheken nicht erforscht werden konnte, sich also als ein bibliographisches Unicum Krains darstellt, verwendete sich Schreiber dieser Zeilen im Herbste des Jahres 1884 an die Leitung der königl. Bibliothek in Kopenhagen um *) Laibach 1808, pag. 449. a) Besprochen in den neuen Annalen der Litteratur des österr. Kaiserstaates, Wien 1807, p. 173. (Die Bibliotheca Carnioliae wurde durch den bestandenen hist. Verein für Krain 1862 neuerdings nach dem M. S. der hiesigen k. k. Studienbibliothek herausgegeben. 3) Herausgegeben von J. Jireèek als I. Band von Paul Josef Safarik's Geschichte der siidslav. Litteratur. Prag 1864, p. 140. freundliche Mittheilung des Buches selbst, zum Zwecke der Copierung desselben. Diesem Ansuchen wurde in der entgegenkommendsten Weise willfahren und ich hatte Gelegenheit, dasselbe in den Bäumen der hiesigen k. k. Studienbibliothek durch die Zeit vom 2. Oktober bis 2. Dezember 1884 zu dem angedeuteten Zwecke zu benützen. Und welcher Zufall! — durch die freundlich gewährte Entlehnung dieses Buches aus Kopenhagen anher, entgieng dasselbe dem Schicksale der Vernichtung, indem eben in der Zwischenzeit, als es hier weilte, die königl. Bibliothek zu Kopenhagen ein Eaub der Flammen wurde und so das dann heimgekehrte Werk unter den wenigen durch Ausleihen Geretteten erschien ! Indem ich mir Vorbehalte, das nach Aussage meines verstorbenen Freundes, des k. k. Scriptors Herrn Franz Levstik auch sprachlich keineswegs uninteressante Buch, nach meiner getreuen Copie gelegentlich unter Beihilfe eines heimatlichen Linguisten des Näheren zu behandeln, will ich an dieser Stelle und für heute nur im Allgemeinen darüber sprechen. Es bietet, wie schon gesagt, ein doppeltes Interesse, einmal als eines der Erzeugnisse der slovenischen Litteratur des 16. Jahrhunderts, beziehungsweise seines (slovenischen) Verfassers recte Uebersetzers, des „evangelischen Laibacher Praedicanten“ Hanns Tulščak, dann als eines der wenigen Producte der in jenen Tagen in Laibach bestandenen Buchdruckerei des Johann Al an de lc (Joannes Manlins, Hanns Mannei), der ersten urkundlich nachweisbaren, den Titel und Namen einer Buchdruckerei verdienenden typographischen Anstalt. 2) Vorerst vom Buche selbst, wTie es sich in dem uns zu Gebote gestandenen Exemplare darstellt. Dasselbe prä-sentirt sich als ein klein Octavband in Leder gebunden, 145 (recte 141) Blätter zählend: Slovenisches Titelblatt (1 Bl.) deutsche Widmung (2 BL, fehlt inzwischen 1/i Bogen), slovenische Vorrede (8 Bl., 2 Bl. fehlen), slovenischer Text 131 paginirte Blätter. Das Titelblatt lautet : Kerfzhanske / Leipe Molitve sa/ vfe potreibe inu Stanuve na vfa/ki dan skusi ceil Tieđan poprei v Bu/kouskim inu Nemshkim Iesiki sku/si Iansha Habermana piffane, Sdai/pak tudi pervizh v Slovenf/zhino ftolmazhene / Skusi / Jansha Tulzhaka/. Es folgt eine kleine typographische Verzierung. V LVBLANI /Skusi Iansha Mandelza, v tim/ Leitu M. D. LXXIX. Auf der Eückseite des Titelblattes steht mit Tinte geschrieben: Johannes Ostami eck Labacensis Carniolanus Anno Domini Nostri Jesu Christi 1594, Hanns Ostannekh von Laybach Im Kernten ! Im 1594. (Der Name des Besitzers dieses Buches vor eben 300 Jahren). (Schluss folgt.) 0 Sieh meine : Geschichte des deutschen Buchhandels in Krain im „Archiv“ für die Geschichte des deutschen Buchhandels Leipzig, VI. Band, p. 72 bis 93. Krain in J. Gr. Keyssler’s lieisewerke y. 1741. Wir haben in der letzten Nummer der „Argo“ eines Urtheiles über Valvasor Erwähnung gethan, welches sich in einem Reisewerke des vorigen Jahrhundertes findet. Johann Georg Key ss ler beschreibt in 99 Briefen seine Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen, welche vomì. Mai 1729 bis 24. Juni 1731 datirt sind. Gedruckt erschienen sie 1740 und 1741 in zwei Bänden in Hannover. Krain wird in drei Schreiben behandelt. Im 78. erwähnt Keyssler der Adelsberger Grotte, der Burg Lu eg, des Gestütes Prestranek, von dem er sagt, dass viel neapolitanische Pferde dort gehalten wurden. Ferner nennt er die Magdalenengrotte, das Schloss Hasberg, endlich beschreibt er ausführlicher den Zirknitzer See nach Steinbergs Führung, den er in Idria kennen lernte und als einen „in der Mechanik geübten Mann“ lobt. Der Brief ist von Planina 5. Juni 1730 datirt. Das 79. Schreiben d. d. Oberlaibach 8. Juni 1730, behandelt das Bergwerk Idria. Im Eingänge des Briefes klagt er, dass er statt von Loitsch, erst von Oberlaibach aus nach Idria reisen musste. Hierzu zwang ihn theils die Furcht für sich und seine Gesellschaft in Loitsch keine Pferde zu bekommen, „theils auch die Unwissenheit der sclavonischen Sprache, weil ich in dem letzten Orte, wie in vielen andern Dörfern, keinen Menschen würde gefunden haben, der Teutsch verstanden.“ Von Oberlaibach musste er nach Idria reiten, „weil man über die steinigten Gebirge mit keinem Wagen kommen kann.“ Herr von Steinberg, der bekannte Erforscher des Zirknitzer Sees, war damals Verweser,. „Er . hat vor Ihro Kayserliche Majestät eine curieuse Maschine verfertigt, welche Idria, wie es aussen und in seinen unterirdischen Werken beschaffen ist, sehr aceurat vorstellet, also dass man alle Gänge, Schachte und Lagen, Wassergänge, Ein- und Ausfahrten und was an jedem Orte von Erz gefunden wird, deutlich sehen kann. Es ist dieses Stück jetzt in der Kayserlichen Bibliothec zu Wien, und verdient von allen Liebhabern der Wissenschaften gesehen zu werden.“ Der 80. Brief ist datirt Wien den 20. Juni 1730. Er beginnt mit „Oberlaubach“, welches er einen kleinen Ort nennt, der drei Stunden von „Laubach“ entfernt ist. „Auf dem dahin gehenden Canal, (so nennt er den Laibachfluss), braucht man vier Stunden, und gibt man vor eine lange Barque, Storia genannt, 17 Kreuzer und vor jeden Ruder-Knecht eben so viel.“ Keyssler lobt die Fruchtbarkeit der Gegend insbesondere von Wippach, wo das Jahr vorher eine Forelle von 50 Pfund Gewicht gefangen worden sein soll. „Bei aller Fruchtbarkeit aber mangelt es dem Lande an baarem Gelde, weil man die Lebensmittel nicht hoch verkaufen kann.“ Nun folgt das in der vorigen Nummer, p. 86, citirte Urtheil über Valvasor. Von unserem Laibachflusse sagt Keyssler: „Der Canal von Ober-Laub ach bis Stadt-Laubach riechet gar übel.“ Es folgt eine kurze Beschreibung der Stadt-Lage, des Domes und Bemerkungen über die übrigen Kirchen Laibachs. Bei der Frohnleichnamsprozession bemerkte Keyssler, dass die Bauernweiber beim Singen die flache Hand an die Seite des Mundes hielten, theils um den Schall in ihren eigenen Ohren zu vermehren, „theils um die vielen meist messingenen Ringe, womit alle ihre Finger bedeckt sind, sehen zu lassen.“ Bemerkenswerth ist die Notiz, dass die 1724 gebaute, 545 Schritte lange Eichenbrücke über die Save (bei Cernire) durch eine Steinbrücke hätte ersetzt werden sollen, und zwar in der Art, dass „vonJahre z u J a h r e e i n B o g e n v'on Quadersteinen ausgeführt werden sollte, und ist der Anfang schon mit einem Pfeiler gemacht.“ Er scheint der einzige geblieben zu sein. Schliesslich lobt Keyssler die trefflichen Landstrassen in Krain, deren Herstellung er sogar beschreibt. Seine Reise ging von Laibach über Trojana nach Cilli, von dem er sagt, es sei „ein schlechter Ort, liegt aber in einer angenehmen Gegend über dem Flusse Saan.“ Beachtenswerth ist die Bemerkung, welche Verfasserin der Vorrede über 11 a 1 i e n macht, indem er warm empfiehlt lieber Italien als Frankreich zu besuchen, „da es sich dann bald zeigen wird, was vor Nutzen in Ansehung der Alterthümer, des bürgerlichen und geistlichen Rechtes, der Teutschen-, Staats- und Lehen-Verfassung. Profan-, Kirehen-und Naturgeschichte, Mathematik, Mechanik, Bau- und Bildhauer-Kunstmalerei und anderer Wissenschaften, davon zu hoffen sind.“ Müllner, Litteratur. Die basko-slavische Spracheinheit. Von Johann Topolovšek, I. Band, Wien 1894. In der Einleitung lässt Verfasser die mittelländische Race sich in vier Stämme differenzieren: 1. den baski-schen, 2. den kaukasischen, 3. den hamitosemitischen und 4. den indoeuropäischen. Als erste Gruppe, die sich aus dem Verbände des indoeuropäischen Gesammtvolkes löste, bezeichnet Verfasser die „Ibero-Keltische“. Die Iberer hätten das mittlere und südwestliche Europa besetzt, die Kelten den Norden. Iberer sind mit den Basken identisch, wie dies schon ältere Philologen festgestellt. Ueber die Natur der iberisch-baskischen Sprache aberstellt sich Verfasser gegen die diversen bisherigen Anschauungen in Gegensatz und erklärt §. 5: die Basken als sprachliche Verwandte der Slaven. „Die vornehmste und eigentliche Quelle des Baskischen ist die slovenische Vulgar spräche, wie sie heute in Krain, Untersteiermark, im südöstlichen Theil Kärntens, in Görz, im Gebiete von Triest,“ etc. gesprochen wird. Doch findet Verfasser im Baskischen auch „russische, polnische, čechische und serbische Wörter, die wir im Slovenischen gar nicht finden, ein Beweis, dass jene Völker einst mit den Basken vereinigt waren.“ Sie wurden von den Kelten verdrängt. „Die Slovenen bildeten mit den Basken am 1 ä n g s t e n im südwestlichen Europa gleichs am ? den Völker-grundstock.“ Dafür spricht, meint Topolovšek, die vollständige Verwandtschaft der baskischen mit der slovenischen Sprache.!'? Als vorzüglichen Beweis für sprachliche Zusammengehörigkeit hält Verfasser die Zahlwörter; er behandelt die Grundzahlen, z. B. : Bask. 1, b-at = slov. eden. — Bask. 2, bi = slov. dva. —Bask. 3, h-iruund hirur = slov. tri. — Bask. 4, lau und laur = slov. štiri. — Bask. 5, bortz und bost = slov. pet. —■ Bask. 6, sei und seier = slov. šest. —Bask. 7, zazpi = slov, sedem. — Bask. 8, zortzi = slov. osem. —Bask. 9, bederatzi == slov. devet. ■—Bask. 10, amar = slov. deset, etc. Im §. 7 postulirt Verfasser überall slavische Sprachreste, wo einst Iberer wohnten. Dies wäre 1. in Irland, 2. auf der pyrenäischen Halbinsel, 8. in Frankreich, 4. in der Schweiz, 5. in einem Theil Baierns, 6. in Tirol, endlich 7. in Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Obersteiermark, Kärnten der Fall?? — Nun dass in den sub 5—7 angeführten Ländern einst Slaven sassen, ist ja doch schon lange bekannt und urkundlich erwiesen, aber dass hier auch einst Basken lebten, ist neu, und durch Herrn Topolovšek’s einfache Behauptung denn doch zu wenig begründet, daher nur durch seine Gleichung: Basken = Slaven, zu erklären. Die Kelten erklärt Verfasser mit Holzmann (Stuttgart 1855) für Deutsche, deren Sprache aber eine Mischsprache aus. Deutsch, Slavisch und Romanisch ist. Natürlich denkt Verfasser unter Keltisch an das Irische, Confische, Bretonische, etc., welche Dialekte ihm als directe Abkömmlinge der Sprache der alten Kelten gelten; (von deren Sprache uns übrigens nur etwa 40 Worte in griech. und röm. Schriftstellern erhalten sind, welche Holzmann 1. c. als deutsche nachgewiesen haben will). Es folgt nun von p. 1—246 eine „vergleichende Lautlehre der basko-slavischen Sprache“, deren Beurtheilung wir natürlich Sprachgelehrten überlassen. An diese schliesst Verfasser einen Anhang: „Ir o- sla vi sch es“, den er als Probe seines Gesammtmateriales bezeichnet, welches er demnächst zu veröffentlichen droht. Es werden hier irische mit slov. Worten verglichen, z. B.: Ir. abait = slov. govoriti, sprechen. — Ir. aille = slov. hvala, Lob. — Ir. ait — slov. kraj, Ort. — Ir. bith — slov. svet, Welt. — Ir. budichass = slov. belolas, blondlockig. — Ir. er car an = slov. škorenj, Stiefel, etc., etc. Müllner. Mittheilungen aus dem .Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1894. I. Geschenke. Die löbliche G r o 11 e n v e r w a 11 u n-g i n A d e 1 s b e r g spendet : Die photographische Reproduction der markscheiderischen Aufnahme der Adelsberger Grotte durch den k. k. Obermarkscheider Josef Schmid in Pribram, in zehn Blättern, nebst der photographischen Aufnahme des Marktes Adelsberg und des Einganges zur Grotte. Eine sorgfältige Arbeit von hohem Werthe für die Topographie der Grotte mit genauer Angabe der Nomen-clatur, welche sich in der Grotte an den verschiedenen bemerkenswerthen Objecten herausgebildet hat. Frau Margareth Jamšek, Hausbesitzerin in Laibach : Sieben Stück Banknoten von 1848. Herr Alois Jenčič in Sittich : Zwei mittelalterliche Wasserleitungsröhren, gefunden bei Sittich 2 m tief. Herr Johann Kosler sen.RealitätenbesitzerinLaibach: Eine räthselhafte Falle, gefunden im Torfe auf seinem Grunde am Moraste westlich der Strasse von Laibach nach lg, zwischen Kožuh und Schwarzdorf. Franz Kristan, Grundbesitzer in Veldes: Die Hälfte eines Bronzedolches, gefunden in der Alpe Lipanca. Herr Karl Luekmann, Landtagsabgeordneter: Wiener Bankozettel per 5 fl. Herr Richard Michelćič, Kaufmann in Sagor: Eine Silbermünze vom Khalifen Harun er-Raschid (786 — 809 n. Ohr.), gefunden bei Ritzdorf im Santhale in Steiermark. Herr Gustos Müllner: Bergkrystalle von der Aidušina bei Lustthal. Frau Peyer in Laibach: Statuette des Hans Sachs und eine Chatouille. Barth. Pečnik: Einen Ofenkachel mit dem kais. Doppeladler, gefunden bei Čatež, und einen Ziegel mit dem Wappen der Cillier Grafen von Hl. Kreuz bei Landstrass. Fräulein Chiestine Roblek in Görjach: Zwei Hauben, Oberkrainer Tracht. Dieser Nummer liegen 2 autografirte Tafeln und 1 Bild bei. "JJHl Das Blatt erscheint monatlich 1—11/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Bedakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.