IV. Jahrgang. Nr. 84./ / Zeitschrist str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgebühren: Für die Apaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit de» Post: Für Laibllch sanimt Zustellung: bei Imaligei Einschaltung 6 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Wal 10 kr. Ganzjährig st. 6.— Ganzjährig st. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig „ 2.30 Halbjährig ,3.— Inserate übernimmt Haosenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile 9. Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Die Redaktion befindet sich am alten Markt Nr. 155, I. Stock, Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümer des Blattes. Die Administration in ONotar Klerr's Buchhandlung Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungen nicht Hauptplatz, Nr. 313. berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 19. Oktober 1869. Ein Putsch im Landtag. Unsere Landtagsstube bietet seit Jahren schon das Miniatuibild jener Ereignisse, die wir in größerm Maßstabe täglich, aber immer entschiedener auf dem Schauplätze des Kampfes zwischen Vergewal­tigung und Emanzipation, zwischen dem Drucke der fremden Ferse und nationaler Freiheit sich vollziehen sehen. Trotz der mannigfal­tigsten Hindernisse, welche die Germanisationssucht dem täglich aus­drucksvoller hervortretenden Nationalitätsgefühl in den Weg legte und immer noch legt, trotz der riesigsten, zumeist egoistischen Prin­zipien entspringenden Anstrengungen der deutschthllmelnden Klique, diese durch den Zeitgeist des nationalen Fortschritts hervorgerufene Bewegung zu hemmen oder zum Stillstand zu bringen, wird die Zahl der Gegner dj? sjss, mit Vorliebe eine politische Partei nennen, zusehends geringer, immer mehr schmilzt die verfassungstreue Kohorte — z>»r «xLs1I«iiL6 natürlich — zusammen und dieß im großen wie im kleinen, auf dem erweiterten Terrain im Lande selbst sowohl, als auch im engern Wirkungskreise des Landtagssaales. Einer alten Volkssage zufolge wird die Viper desto gefährlicher und gereizter, je öfter man ihr den Schwanz abschlagt. Die Kohorte unserer „Liberalen" par loro« glaubt daher durch Rumor und ge­räuschvolles Auftreten jene Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, die nur einer imponirenben Zahl gebührt, mit einem Worte, sie will zu einer achtunggebietenden Minoritä t sich emporschwingen. Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, die im Leben immer und immer wieder auftritt, daß kleine Staturen, um groß zu er­scheinen, sich großer Stiefelabsätze bedienen; als ein solcher ist das neulich produzirte Manöver unserer „liberalen" Minorität auf­zufasfen. Die alte Garde als Repräsentantin des durch diese Leonidas­fchaar vertretenen siechen deutfchlhumelnden Elements zeigt eine äußerst zähe Katzennatur, „sie ergibt sich nicht", fondern lauft nach der Niederlage davon, um nicht mit den Wölfen heulen zu müssen. „Wi r wollen uns nicht majorisiren lassen," lautet die mit einem kräftigen Faustschlag auf den grünen Tisch besiegelte Devise des Großdeutschen aus Reifnitz, welcher es mit seiner Oberlandesgerichts­rathswiirde nicht in Einklang bringen kann, ein Slovene zu heißen. Und diese Worte ließ er nicht etwa bei einer Frage um Sein oder Nichtsein erschallen, sondern sie waren der Ausfluß eines lange zurück­gehaltenen Grolls anläßlich eines Antrages auf eine den Verhält­nissen des Landes und dem Bilde des Landtagssaales entsprechende Aenderung der Landesordnung, welche die Wahl des Landeshaupt­mannes, zugleich Präsidenten des Landtages und Landesausschusses, aus der Mitte der Majorität des Landtages zum Gegenstände hat. Würde die Majorität des Landtages noch immer die deutsche sein, würden die Herren De^man, Kromer und R. v. Kaltenegger noch immer die Hauptleute spielen, dann allerdings würden wir den Groll des Kromer-Achilles begreiflch finden, obschon er dennoch nach Mlljorisirung röche; in dem Augenblicke aber, wo das deutsche Ele­ment im Landtage so augenscheinlich in den Hintergrund getreten, daß die Fysiognomie des Landtagssaales eine entschieden sl ove­nische ist, erscheint uns dieser Groll, um uns gelinde auszudrücken, unnatürlich; ja noch mehr, der Eindruck desselben wird geradezu komisch, lächerlich. „Wir protestiren und verlassen den Saal," ist der Blitzschlag, doch nur ein Schlag ins Wasser, er macht nur leichte Wellen, zündet jedoch nicht. Sie ziehen fort, einer nach dem andern mit majestätischem Schritt und — werden vom Publikum ausgelacht. Doch hat dieses Manöver, so lächerlich und komisch es auch aussieht, seine ernste Seite, es zeigt uns das Ziel, welches die Ver­ fllsfungsllique unverrückt im Auge hat, und dieses ist: Majorisirung der Gegner, Geimanisirung des Landes; dazu gesellen sich noch egoistische Zwecke, fette Pöstchen u. f. w., welche sie unter dem Deckmantel des Liberalismus verbergen möchten; doch ist dieser schon stark fadenscheinig geworden und kann alle Blößen des durch ihn maskirten Körpers nicht verdecken. Wi r wollen die Behauptung nicht unumstößlich aufrecht erhalten, als ob dem Reifnitzer Großdeutschen die eben angeführten Motive jene Worte ausgepreßt hätten; Herr Kromer ist eben ein alter Bu ­reaukrat und dürfte nicht in alle Pläne der verfassungstreuen Kli­que eingeweiht sein. Deßhalb wollen wir gerne zugestehen, daß er dieselben mehr persönlich genommen und zwar aus Scheu vor Neu­erungen, denen sich sein hinter Akten- und Gerichtstischen ergrautes Gemüth nicht leicht anschmiegen könnte. Dann verlieren sie aber allen Werth, denn der Kampf des Fortschritts gilt auch dem Vureau­lratismus, und wir bedauern Herrn Kromer, daß er sehr bald mit seinen Ansichten allein da stehen wird. Sollte er jedoch als Dolmetsch jener Klique gesprochen haben, zu der er sich im Landtage geschlagen, dann glauben wir deutlicher als je das Sterbensglöcklein dieser Klique zu vernehmen. Slandalsucht. Gewissen Mitgliedern der sogenannten liberalen Partei unseres Landtages scheint es Hauptzweck zu sein, irgend einen Skandal im Landtagssaale zu provoziren, um dann sagen zu tonnen: „Seh't, so treibt es der trainische Landtag, wo die Nationalen in der Majo­rität sind!" So schien es uns schon bei den Debatten über die Sitzungsprototolle, so ist es aber unzweifelhaft in der Freitagssitzung zu Tage getreten. An der Tagesordnung stand Dr. 2arnit' s An­trag auf Aenderung des ß. 4 der Landesordnung zur Begründung, nach welcher der Landtag ohne Debatte zu entscheiden hat, ob der Antrag an irgend einen Ausschuß zur Vorberathung zu verweisen sei. 10 Stimmen der Minorität stimmten dagegen, 17 der Majo­rität dafür. Die Majorität entschied daher für die Ueberweifung des Antrages an einen Ausschuß. Nun klammerten sich die Wortführer der Minorität, die Herren Kromer, DeLman und Kalten­egger an den §. 38 der Landesordnung, wornach zur Beschluß­fassung über beantragte Aendernngen die Zwei­drittel-Majoritä t nothwendig ist. Vergebens bewiesen die Abge­ordneten Dr. Costa und Svetec aus dem Wortlaut dieses Pa­ragrafes und der Geschäftsordnung, daß diese Bestimmung nur auf die Beschlußfassung über den Antrag selbst, nicht aber auf die Abstimmung über die Vorfrage , ob ein Antrag an einen Aus­ schuß zu verweisen sei, Anwendung zu finden habe; vergebens beriefen sie sich auf die allgemeine Parlamentarische Hebung und auf zahlreiche Präzedenzfälle im Wiener Neichsrathe. Für alle sachlichen Gründe schien die Minorilät kein Verständniß zu besitzen, und es folgte eine leidenschaftlich aufgeregte Szene, wie sie nur einmal erst in unserm Landtage vorfiel, als der Landeshauptmann nämlich im Jahre 186? den Ausdruck „polnischer Landtag" gebrauchte. — Die Minorität gefiel sich in einem solchen Lärmen, daß Herr Svetec nicht zu Worte kommen konnte, Herr Kromer stampfte mit den Füßen und schlug mit geballter Faust auf den Tisch, und endlich verließen sie alle unter Kromer's Anführung, welcher rief: „Wi r lassen uns nicht majorisiren " (das also ist des Pudels Kern!), den Landtagssaal. Und warum das alles? Weil ein Antrag an einen Ausschuß ver­wiesen wurde, der bei der definitiven Berathung noch immer abge­lehnt werden kann, und wenn er auch angenommen würde, der kaiser­lichen Sanktion bedarf. Zugleich hatten aber die Herren von der Minorität vollständig Unrecht, und bewiesen eine Ignoranz in parlamentarischen Dingen, die in Erstaunen setzt. Zum Beweise dessen wollen wir auf die Präzedenzfälle im Neichsrathe hinweisen. Die Neichsverfassung (Februarstatut Z. 14, Dezemberverfassuug Z. 15) enthält die gleiche Bestimmung, wie unsere Landesordnung: „Anträge auf Aenderungen in diesem Grundgesetze erfordern eine Mehrheit von wenigstens zwei Dritteln Stimmen." Nun brachte der Abgeordnete (jetzige Minister) Dr. Giskra im Jahre 1861 Antrage ein zur Aenderung der §Z. 9, 12 und 13 der Neichsver­fassung, welche mit einfacher Majoritä t zur Vorberathung zugelassen, und mit einfacher Majoritä t an den Ausschuß gewiesen wurden (Stenograf. Protokoll S. 231, 273.). Keinem Men­schen fiel es ein zu behaupten oder zu verlangen, daß Zweidrittel Majorität hiezu nothwendig sei, obwohl die Rechte und ein Theil des Zentrums gegen die Giskra'schen stimmten. Damals waren auch die Herren Deöma n und Krome r Reichsrathsabgeordnete. Haben die Herren so ein kurzes Gedächtniß? oder haben sie absichtlich eine so unsinnige Behauptung aufgestellt, welche einen solchen Skandal in unserm Landtage provozirte? Ebenso hat der Abgeordnete 2iemialkowski am 30. Jänner 1869 die polnische Resolution bezüglich der Aenderung einiger Be­stimmungen der Staatsgrundgesetze als Antrag im Neichs­rathe eingebracht, und auch diese wurde mit einfacher Majori ­tä t dem Verfassungsausschusse zugewiesen (Stenograf. Protokoll S. 4885.). Und dießmal war Dr. Klu n Reichsrathsabgeordneter, welcher die Berufung der Abgeordneten Dr. Costa und Svete c auf die Präzedenzfälle im Neichsrathe mit einer verschwommenen Er­klärung Lügen strafen wollte, aber — selbst in die Grube fiel. Bei einem anderen Anlasse (27. Juni 1867 Stenograf. Pro­tokoll S. 267, 269) stellten die jetzigen Minister Giskra und Herbst die Behauptung auf, daß die Zweidrittel Majorität nicht einmal bei der zweiten, fondern nu r bei der dritten Lesung nothwendig sei, welcher Ansicht jedoch der Reichsrath, indem sie auch entschieden unrichtig ist, nicht beitrat. Der Tiroler und der Krämer Landtag. Die „Politik" widmet den Vorgängen in unserm und dem Tiroler Landtag, welche, die nationalen Fragen ausgenommen, der Negierung gegenüber den gleichen Standpunkt einnehmen, folgende Betrachtungen: „Es herrscht unter den Profeten und Heiligen des Zisleilhanismus in diesem Augenblicke ein großes Leidwesen. Ein böser Sciroccowiud streicht über die Blumenbeete ihrer Vergewalti­gungshoffnungen dahin und eine ganze Heuschreckenschaar böser, un­heimlicher Gedanken bekümmert ihr Gemüth. Sic sehen einander an und zählen sich noch, wie es die Kinder Israel jedesmal thaten, bevor eine Pest ausbrach. Und in der That, noch ist niemand von ihnen zu seinen Vätern versammelt worden, noch eristiren sie alle, aber die Freude an der süßen Gewohnheit des Daseins wird ihnen durch ein fatales luemLuto llwri, das ihnen irgendwoher, sie wissen selbst noch nicht genau woher, entgegentönt, vergällt, und all ihre Bonzen und Ulemma's streuen sich bereits Asche auf's Haupt und studiren emsig „das vergilbte Pergament" des Klageliedes Ieremiä. Auch aus Tirol und Krain ist böse Post für die Herren Zis­leithanier eingelaufen. Es donnert dort in den Landtagen wie kurz vor dem Eisbruch. I m Tiroler Landtag, diesem alten Ehrenwächter einer so oft ruhmvoll verdienten und blutig erstrittenen Autonomie, hat man zuerst nach einer Revision der durch den Wiener Reichsrath über die einzelnen Länder gebrachten Gesetze gerufen und bereits eine Kommission zu ihrer eingehenden Prüfung eingesetzt. Jetzt hat,aber auch im Laibachcr Landtag Dr. Vleiweis die Niedersetzung eines Ausschusses zur Prüfung allgemeiner Gesetze und ihrer Rückwirkung auf das Landeswohl beantragt. Diese beiden Nachrichten sind von schwerwiegender, weitgreifen­der Bedeutung. Durch sie wird dargethan, daß man jetzt auch in Tirol und Krain mit Macht und ganz auf legitimem Boden stehend, am Baue der Dezemberverfassuug zu rütteln beginnt. Die Länder, wo diese Verfassung noch ungerupft eristirt, lassen sich daher leicht an den fünf Füngern herzählen, es sind dieß nur noch Unter- und Oberösterreich, Salzburg und Theilc von Kärnten und Steiermark, was darüber hinausliegt, ist eitel verfassungsantipathisch, um uns sehr gelind auszudrücken. Freilich aber ist in Innsbruck und Laibach jetzt erst ein An­fang gemacht, und wenn damit sowohl den einzelnen respektive« Län­dern, wie der Gesammthcit der „vereinigten Staaten von Oester­reich" genützt werden soll, muß auf der dort eingeschlagenen Straße rasch und energisch fortgeschritten werden. Vor allen Dingen möge man sich nicht davon erkränkeln lassen, in der sachten Manier des galizischen Landtages vorzugehen. Das Recht der Landtage, dasjenige entschieden zurückzuweisen, was ihnen von einer Versammlung, wie der Wiener Reichsrath, oft zum offen­barsten Nachthcile der betreffenden Länder aufoktroyirt wurde, muß mit aller Energie und Rücksichtslosigkeit gewahrt werden. Der Wege freilich, wie dieß zu thun, lassen sich zwei denken. Der erste wäre, nach eingehender Revision der Legislation der Dezemberverfassung die Bitten und Beschwerden des Landes in einer Adresse an den Stufen des Thrones niederzulegen. Der zweite Weg aber wäre, die Gravamina gegen die Dezemberverfassung in einer energischen Reso­lution detaillirt zum Ausdruck zu bringen und dieser Resolution dann mit allen nur anwendbaren Mitteln die nothwendige Kraft zu ver­leihen, um damit zum Ziele zu kommen. Von dem Tiroler Landtage sind wir überzeugt, daß er mit der seinem Lande eigenen Unerschüttcrlichkeit vorgehen und „fest wie seine Berge" auf seinem unantastbaren Rechte bestehen wird. Was dann den Krainer Landtag anbelangt, so hegen wir die­selbe Ueberzeugung auch von ihm, daß er sich mannhaft zum Exe­kutor der slovenischen Volkswünsche machen wird, wie sie auf un« zähligen Meetings in bündiger, klarer Weise zum Ausdrucke kamen. Es tritt aber dabei an ihn die besondere Aufgabe heran, nicht bloß für Krain, sondern im Namen des gesammten slovenischen Volkes zu reden, das in ihm seinen bisher einzigen legitimen parlamenta­rischen Anwalt besitzt. Er muß ebenso für die Slovenen Steiermarks eintreten, denen man im Grazer Landtage nur zwei Abgeordnete vergönnt, die dort zur Zielscheibe zisleithanischen Frevelmuthes die­nen und vergeblich da um Gerechtigkeit für ihr Volt rufen, wo man statt des Brodes nur Stein, statt des Fisches nur eine Schlange bieten will. Aber die krainische Volksvertretung muß sich bewußt sein, auch für Kärnten das Mandat zu besitzen, wo unerhörte Pression das slovenische Volt noch zu gar keinem Vertreter kommen ließ. Hierdurch eben gewinnt der Landtag in Laibach eine so hohe Bedeutung und wird seine Initiative, hinter der ein in mehreren Kronländern wohnendes, aber mit einem einzigen Herzschlag fühlen­des Volk steht, von so großem Werthe für die föderalistische Ge­fammtbewegung der österreichischen Länder. Es ist der Augenblick größerer Entscheidungen vielleicht jetzt nicht mehr fern. Er wird aber um so früher eintreten, je mehr alle jene Faktoren, die ihn herbeiführen helfen müssen, von ihrer hohen Mission durchdrungen sind und muthig und fest entschlossen, ohne irgend eine ängstliche Rücksichtnahme auf eingebildete Gefahren vorgehen. Eine jede Gefahr läge hier nur in der Säumigkeit, in der Unentschlossen­heil, in der Halbheit. Faßt man den Gegner, den man jetzt endlich in allem Ernste anzugreifen hat, gleich fest und sicher iu's Auge, ist man sofort dabei, ihm ohne viel Federlesens an den Leib zu gehen, so ist der Sieg im großen und ganzen wie im einzelnen sicher. Ma n wähne nicht, daß ein Landtag, wie der in Laibach, zu wenig bedeutend sei, um sich geltend zu machen. Wi r haben schon dargethan, daß er mächtig ist durch das Bewußtsein, ein ganzes Volk hinter sich zu haben. Er ist aber auch deßhalb wichtig, weil er, nun gar vereint mit dem Tiroler Landtage, den Gegner in seiner Flanke bedroht. Von allen Seiten angegriffen, von der positiven und von der negativen Opposition zu gleicher Zeit bedrängt, vermag der Zislei­thanismus unmöglich noch lange zu bestehen. Sollte es ihm selbst vergönnt sein, noch einen allerletzten Kehraus spielen zu dürfen, so hat das für ihn keinen praktischen Werth mehr. Was würde es ihm eintragen, wenn er den Krainer Landtag aufzulösen noch im Stande wäre? Das slovenische Voll hat ein Beispiel vor Augen, das es mit bewundernswerther Geschicklichkeit und seiner sich so schön manifesti­renden Energie und Aufgewecktheit nachahmen würde. Eine Gefahr läge also selbst in einem solchen Schritte nicht etwa für Krain, son­dern lediglich für die Bannerträger des Zisleithanismus. Sie würden furchtbar vor ganz Europa zugerichtet dastehen, wenn sie auch mit dem kleinen Tirol und mit dem kleinen Krain im Wahlkampfe durch­aus nicht fertig werden tonnten. Es kracht schon jetzt an allen Enden, aber dann — dann würde es brechen!" „Österreichisches." (Fortsetzung.) Eine ganz unösterreichische Idee müssen wir es nennen, wenn man diesem österreichischen Patriotismus plötzlich ein anderes Objekt unterschieben will ; wenn man in der Absicht, dem Dualismus ge­genüber „zu retten, was zu retten ist" den österreichischen Völkern plötzlich zumuthen will, sie sollen ihren österreichischen Patriotismus, der ja seiner Natur und seinen Vorbedingungen nach nur dem ganzen, großen Oesterreich gelten kann, auf eines seiner Trümmer übertra­gen, sie sollen sich patriotisch dafür begeistern, daß — wie die selbst­ironische Redeweise lautet — doch „wenigstens" Zisleithanien bei­sammen bleibe. O ihr Herren! mit Administrations-Maßregeln, mit politischen Ländereintheilungen, mit Gesetzen und Durchführungs-Ordonnanzen, ja selbst mit papiernen Charten könnt Ih r experimentiren, aber mit den heiligsten Gefühlen der Völker könnt Ih r nicht erperimentiren; verletzen könnt Ih r sie, kranken, gewaltsam auf eine Zeit zum Schwei­gen bringen, vielleicht da oder dort ersticken; umformen, umwandeln könnt Ih r sie nicht; und den österreichischen Patriotismus der Völker Oesierreichs von Oesterreich auf Zisleithanien zu übertragen, das wird Euch nicht gelingen, weil Zisleithanien diesen Völkern und ihren Ländern nie das werden kann, was ihnen Oesterreich war und sein soll und sein kann — der Schutz und Hort ihres Bestandes, ihrer Wohlfahrt, ihres Rechtes. Das sind österreichische Ideen. Das dritte Kapitel der Broschüre, „Experimente" über­schrieben, behandelt die seit 1848 angestellten Versuche, Oesterreich zu konstituiren, die sämmtlich mißlungen sind, und charakterisirt die seit dem Sturze Belcredi's inaugurirte neue Aera. Wi r können über diesen retrospektiven Theil der Broschüre hinausgehen; nach dem Vorausgesendeten ist natürlich, daß in demselben sowohl die Golu­chowski'schen, als die Schmerling'schen Statute, sowie der Zisleitha­uismus verurtheilt werden. Die positiven Folgerungen, die aus den ersten drei Kapiteln gezogen werden, enthält zunächst das vierte Kapitel: „Vo n Expe ­rimenten zur Lösung," Nach einer Apostrofe an die gegen­wärtig herrschenden Staatsmänner, die voll bitterer Wahrheit ist, wendet sich die Broschüre zu folgenden Vorschlägen: „Es bleibt nichts übrig, als auf dem Irrwege zurückzugehen bis zu jenem Punkte, wo sich die Wege getrennt haben, und von neuem vorwärts zu schreiten auf dem rechten Wege. Dieser Punkt ist für uns der Oltobergedante. Wir sagen nicht das Oktoberdiplom, wir sagen noch weniger die Ottoberstatute, wir sagen: der Ottobergedanke, der Standpunkt des Ottoberdiploms. Vieles ist seitdem geworden, vieles verschwunden. Was lebensfähig ist am gewordenen, wir wollen es nicht verkennen und nicht leugnen; — was überlebt und lebensunfähig war am verschwundenen, wir wollen es nicht aus dem Grabe rufen. Was bei der Interpretation des Oktobcrgedankens fälschlich und irrthümlich hineingelegt worden, wir wollen es gern über Bord werfen. Aber der Grundgedanke des Ottoberdiploms: das eigene, nicht gleichartige, aber gleichgewichtige Recht der österreichischen Lander, ihr geschichtliches Rechtsbcwußtsein, ihre bestehende Verschiedenheit, ihre ererbten Institution anzuerkennen und zu gewährleisten, und den alten, freien Bund der selbstberech­tigten Länder zu einem großen staatlichen Organismus unter den Formen der neuen Zeit zu verjüngen, — dieser wahrhaft und einzig österreichische Gedanke ist der Punkt auf dem rechten Wege, zu dem wir zurückkehren müssen, um von ihm aus zum Ziele zu gelangen. Es ist aber auch der einzige Punkt, auf den wir unter den gegebenen Verhältnissen und dem seither gewordenen gegenüber zu­rückgehen können. Zwei Momente sind es im Entwicklungsgange der letzten Jahre, welche die unmittelbare Aktion des Monarchen bezeichnen; diese zwei Momente müssen durch die Aktion jeder österreichischen Partei ge­deckt sein, sie gelten wenigstens uns — die wir uns zu Sr. Ma­jestät allergetreuesten Opposition zählen — als heilig und unan­tastbar. Das eine dieser zwei Momente ist der aus freiem Willen gefaßte und aus kaiserlicher Machtvollkommenheit ins Leben getre­tene Entschluß, der durch die Wirren der Zeit entstandenen absoluten Herrschaft zu entsagen und die Rechtsansprüche Seiner Königreiche und Länder anzuerkennen; das andere ist die Versöhnung Ungarns. Das sind Ergebnisse der unmittelbaren Aktion des Monarchen und uns darum heilig und unantastbar. Auf der ersten dieser beiden Aktionen beruht die erneuerte Anerkennung des Eigenrechtes aller Königreiche und Länder; auf der zweiten das erweiterte Recht Un­garns. Auf diesen beiden Pfeilern ruht heute das öffentliche Recht in Oesterreich, Diesen beiden Beziehungen muß die Form gerecht werden, in welcher die Rekonstruktion Oesierreichs gelingen soll. Der Dualismus kann seiner Wesenheit nach nicht gerecht weiden dem alten, vom Monarchen anerkannten und neu gewährleisteten Rechte aller Königreiche und Länder; er ist ein Irrweg. Also zurück! Die sogenannte Septemberpolitik hätte einst der richtige Aus­gangspunkt sein können; sie kann es heute nicht mehr sein und bereits unter bestimmten Formen vollzogene Versöhnung Ungarns, und das ihm gewährte erweiterte, neue Recht haben die Lage der Dinge ge­ändert. Also weiter zurück! Die Zentralisation der Februarpolitik ist eben so wenig mit dem neuen Rechte Ungarns zu vereinen, als sie den Rechten der an­deren Königreiche und Länder gerecht werden kann. Also weiter zurück! Der Ottobergedanke: in ihm findet jedes gute Recht seinen Platz. Der Ottobergedanke allein, als Grundlage einer vermittelnden stalltsmännischen Aktion, wäre im Stande, die drei distinkten Postu­late mit einander zu versöhnen, welche, wie die Dinge heute stehen, vor allem versöhnt werden müssen: das Postulat Ungarns, die errungene Rechtsstellung zu behaupten; das Postulat derjenigen Länder, welche kraft historischen Rechtes und thatsächlichcr Verhältnisse politische Individualitäten sind, und sich als solche fühlen, — insonderheit alfo der Länder der Krone Böhmen und Tirols — diese ihre Individualität anerkannt und ge­währleistet zu sehen; endlich das Postulat eines großen Theiles der deutschen Länder nach einem parlamentarischen Vertretungstörper in Wien. Der Oktobergedankc, und nur der Oltobergedante vermag — indem er und nur er diese drei Postulate gewahren kann — auch die Differenzen dieser Postulate auszugleichen, sie mit einander zu versöhnen; — nur er, der alle Königreiche und Länder zu befriedigen vermag, kann die befriedigten Königreiche und Länder zu einem neuen Bunde froh und frei vereinen; nur er kann Oesterreich retonstruiren. (Fortsetzung folgt.) Taaesneuigkeiten. Laibllch, 19. Oktober. — (Landtagswahl.) Bei der gestern stattgefundenen Wahl eines an die Stelle des Grafen Coronin i zu tretenden Abgeord­neten aus der Kurie der lrainischen Großgrundbesitzer ging Graf Auersperg , Vezirkshauptmann in Littai, als Gewählter aus der Wahlurne hervor. — (Die letzte Landtagssitzung) war ungewöhnlich stür­misch, wie aus den beiden ersten Artikeln der heutigen Nummer un­seres Blattes zu ersehen ist. Die Minorität, Herr Kromer ander Spitze, protestirte auf ganz falscher Grundlage gegen die Zuweisung des bekannten Dr. 2arnit'schen Antrages und verließ in sehr erregter Stimmung den Saal und zwar nach einer Szene, wie man sie in Parlamenten nicht leicht erlebt. Ganz vorzüglich zeichnete sich Kromer aus durch — feine Manieren. — (Aus der Handels- und Gewerbekammer.) Die Wahl des Präsidenten und Vizepräsidenten wurde wegen eines an­geblichen Formfehlers nicht bestätiget und muß daher neuerdings vorgenommen werden. Das Resultat wird unzweifelhaft dasselbe sein, nämlich: Präsident Herr V. C. Supan, Vizepräsident Ioh. Nep. Hoiak. — (Der rühmlichst bekannte Sänger Herr Grbec) ist in Agram als Opernsänger engagirt. — (Ian c^iö-Stiftung.) Der slovenische Linguist Herr D. Trstenjak regt im „8Iov. naroä" den Gedanken einer dau­ernden Ianeöiö-Stiftung an. Nach seinem Plane soll jedes Mitglied des Mohorvereines einen Beitrag von nur 10 kr. jährlich beisteuern. Die auf diese Art gesammelte Summe von 1300 fl. soll derart ver­wendet weiden, daß 300 st. davon auf ein passendes Denkmal ent­fallen, 1000 aber als Prämie für die besten slovenischen Werte aus­gesetzt werden. — Wir stimmen dieser Idee vollkommen bei und empfehlen das Werk allen Freunden der slovenischen Nation zur Förderung, damit auf diese Art unserm gefeierten Schriftsteller ein bleibendes Denkmal gesetzt werde. — (Feucrsbrunst.) Aus Bisch oflat wird uns geschrieben: Am 3. d. M. brannte die Villa des Herrn A. Gerbec, Bürger­meisters in Vischoflal ab. Der Schade beträgt mehr als 1000, und die Versicherungssumme des Objektes nur 500 fl. Die Entstehungs­ursache konnte bisher nicht ermittelt weiden, dürfte aber, der allge­mein herrschenden Meinung nach in persönlicher Rache gegen den strengen Bürgermeister zu suchen sein. — (Dr. Klun) hat zwar sein Mandat immer noch nicht nie­dergelegt, ist jedoch nach Wien abgereist, um der allgemeinen Ver — eh­rung zu entgehen, der er in Laibach überall begegnete. Vor seinem Abgänge soll er sehr angelegentlich mit Herrn Detzman tonferirt und dieser ihm schließlich zugerufen haben: „Öobro «e ärZi, Oene!" Durch seine Abreise ist die Stelle eines durch einen Polizeiposten zu bewachenden Volksmannes erlediget worden. — („Brencelj" Nr. 17) ist, mit gelungenen Illustrationen ausgestaltet, soeben erschienen. Besonders trefflich figurirt darin Dr. Klun als fliegende Schnepfe. Das Blatt ist in Ottokar Klerr's Buchhandlung um den Preis von 10 lr. zu haben. — (Die Unruhen in Cattaro), anläßlich der Durch­führung des neuen Wehrgesetzes hervorgerufen, nehmen so große Dimensionen an, daß bedeutende Truppenkörper — angeblich über 16,000 Mann — zur Dämpfung des Aufstandes beordert wurden. Kürzlich wurde ein griechisches Schiff, welches Munition nach Dal­matien führte, durch österreichische Schiffe weggenommen. — Die Aufständler follen in Bergen verschanzt sein und es dürfte theures Blut vergossen weiden, ehe es gelingt, die Ruhe wieder herzustellen, — allerdings ein trauriger Beleg für die Vortrefflichkeit östeireichi­scher Einrichtungen. Die Journale des In - und Auslandes widmen den Begebenheiten große Artikel, ein Beweis, daß dieselbe eine grö­ßere Tragweite haben dürfte. — Freunden des Gesanges bringen wir die angenehme Nach­richt, daß zu dem (186? erschienenen) eisten Theile des „^ratek navoä 2» noäuk v netji" unseres bestens bekannten Choimeisters und Domorganisten Herrn Anton Förster soeben der zweite (Schluß«) Theil aus der Eger'schen Offizin erschien. Handelte der erste Theil von den Grundbegriffen des Gesanges, so enthält der zweite Theil das Wissenswürdigste aus der Harmonielehre in ebenso bündiger als klarer Form. Wir heben aus dem Inhalte hervor: Verschiedenheit der Intervalle und ihre Umkehrung, Uebersicht der enharmonischen Töne, Aufbau der Mollskala und ihre Dreiklänge, Quintenzirkel. Als Beispiele dienen die schönsten Lieder aller slavi­schen Zungen und bilden (S. 40—49) ein wahres Schatzkästchen slavischer Mollmelodien. Die Verzierungen des Gesanges, Vorschlag, Triller, Akzent u. dgl. fanden natürlich alle ihren Platz. Auch eine Tabelle der alten Kirchentonartcn ist beigegeben, ein Vorzug, dessen sich nicht jede Gesangsschule erfreut. Die „Lese^a o petji" ent­ hält eine ganz treffliche Anleitung zur Ausbildung der Stimme und zum kunstmäßigen Gesänge, zu welchem Zwecke auch eine Suite täg­licher Uebungen (Solfeggien) beigegeben ist. Den Schluß bildet ein reichhaltiger „Imeuil: tujin de8eä". — Das Wert ist zu haben beim Verfasser und beim Buch- und Musikalienhändler I . Giontini in Laibach. F?» . Mii«»« u. 8. -l?. (viäe Nr. 73 t?.) Vi 6 6?8t6 KlN1I118ll6 I^6ic;Il6Ild63ta.ttNI1A8­ beelirt 8ien niermit 2ur öitentlienen Xenntni88 2U bringen, äas8 äie8elbe «lie LezolßUUß 2llei 2Ul Ü28 I.eiebeuve8eu beiüßliellell I>ei8tuu8eu übernimmt, uuä 2-^ar: «. lila»«« nbuv ^nld»brnnK ü. ^V.tl. 200, »uit ^utbabrnu^ N. 2«0, ». „ «lett» „ „ l50, tlettn „ 200, >U. „ 6ettn „ „ ?0, llettu „ ltttt, IV. „ eu; äaun übernimmt äieLslbe I.eiellellti2U8puite naeb, »Hell liiebtuugen äs» In- unä ^U8lanäe8 2U billigten kreisen. Le8onäer8 erlaubt 8iob äie gefertigte Hn8talt äaraukautmerl:8am2u maeb6n, äa88 8ie aueb l.ejc!leu­be8i2ttUllZeil 2U8V2lt8 auf asm I_,anäe übernimmt Ulla 8olebe möglioll8t billig bereebuet. 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