Nr. 3«. Mach den 10. September 1864.__________8. Jahrgang. Matter aus Rrain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmcrationsprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Das Hünengrab. Wenn Mitternacht das Glöcklcin ruft Im tiefen Thalcsgrnnde, Und über Berg und Hüncngruft Erwacht die Geisterstunde; Dann tönt und dröhnt im wilden Wald Der Berg vom Waffcnschallc, Und hoch zu Nossc reitet bald Ein Held aus dunkler Halle. Er reitet wild und riesengroß Wie ein Gcbirg' im Thalc, Er reitet ein kohlschwarzes Roß Wie Recken in Walhallc. Sein Auge glüht, wie Fackcllicht Im Glanz der Mondcnscheibe, Es rasselt nicht, nnd blitzet nicht Tie rost'ge Wehr am Leibe. Er reitet wie anf Wolken stumm Dreimal die nächt'gc Runde, Dann tönt und dröhnet wiederum Der Berg im tiefsten Grunde. Und wenn die Glocke wieder ruft, Tann legt der Held sich wieder, Mit Roß und Wehr in seine Gruft Zum Schlaf der Todten nieder. Der letzte Auw'der. Historisch-vaterländische Novelle von Josef Babnic, g. , (S ch l u ß.) Während sich das Vorerwähnte zugetragen, war der Erbfeind nicht müßig geblieben. Ueber die Kulpa eingebrochen, zertheilte sich dessen gewaltiges Heer in mehrere Horden. Seine Vorposten streiften schon nahezu gegen Reifniz, Zirkniz, ringsherum Grauen und Schrecken verbreitend. Eine derselben gelangte auch bis Ainöd und Seisenberg. Ainöd, der Hauptrachepunkt , wurde, weil man das Absein des ehemaligen Burg. Herrn erfahren hatte, vom Feinde ohne alle Mühe erstiegen. Allein, von welchem Grimme solcher befallen war, als er außer einigen Weinfässern und unbedeutenden Zimmermöbeln nichts fand, seinen Raub zu vermehren, läßt sich kaum denken. In wenigen Stunden lag alles in Trümmern, was zu zerstören nur menschenmöglich war, und zogen dann wuthentbrannt von den rauchenden Ruinen mit dem sichern Troste ab, in Laibach den gewünschten Negreß zu finden. Die krainische Ritterschaft setzte jedoch der gewünschten Raubsucht des Erzfeindes bald ein Ziel. Die Tschernembelbrüder Georg und Kaspar, der Niklas Schneeberger, Andreas Hohenwart, Hans Auersperg, Andreas Apfalterer, Erasem von Neuhaus, Iobst von Gallenberg, Georg Lambergcr, Hans Gall von Rudolfseck, Wilhelm Wernecker, Niklas Räuber, Lorenz Paradeiser und Andere mehr schlugen den Feind allenthalben, entrißen ihm einen großen Theil der geraubten Veute und jagten ihn über die hochangeschwollene Kulpa, in welcher Viele den Tod fanden, zurück. Das Land Kärnten, Krain und Steiermark ward durch die Tapferkeit der gesummten Ritterschaft durch einen auf mehrere Jahre geschlossenen Waffenstillstand von dieser furchtbaren Plage befreit, und ^ Alles eilte jubelnd und mit Eichenlaub bekränzt seinem Heimat- ^ lichen Herde zu. Nur Heinrich von Grimschitz tonnte sich von den Ruinen ! Ainöd'Z nicht trennen. Eine unsichtbare Macht hielt ihn mit ^ magischer Kraft zurück, besonders als Wallun von Seisenbcrg, ! dessen kleines Gefolge im Dunkel des nahen Waldes verborgen ! lagerte, sich Plötzlich zu ihm gesellt hat, dem Pater Ubaldus, ! sowie Magdalena Mancbcs mitgetheilt hatten, welches seinen ! Verdacht bestärkte, daß hier ein gräuliches Bubenstück begangen ! worden sein mußte. Ein Individuum von verdächtigem Aussehen kam langsam ! aus dem Gemäuer der in Ruine liegenden Burg Ainöd ge-! schlichen und sah sich sorgsam um, ob auch sein Gang ferner-! hin sicher sei. Sobald er in die Nähe der beiden Harrenden ! kam, fühlte er sich plötzlich von einer kräftigen Hand ergriffen. Es war Walluns, des Seisenbergers Hand. „Was bedeutet hier Dein räthselhaftes Treiben?" donnerte der Ergreifer dem Neberraschten entgegen. „Gnade und Erbarmen! Lasset uns diesen Ort fliehen, in dem der Hülle würdigster Diener hauset. Monden lang habe ich schon eine Gelegenheit zur Flucht gesucht, und da sich heute eine solche durch die kurze Abwesenheit des ehemaligen Vogtes ergeben —" „Rede, was ist Dir vom Vogte so Entsetzliches bekannt; doch die reine Wahrheit gebe uns an, sonst bist Du dem unvermeidlichen Tode verfallen!" siel Heinrich von Grimschitz hastig ein. „Der Vogt ist ein vielfacher Mörder," begann der Angeredete, „und ein ehemaliger Genosse einer großen Räuberbande aus Italien. Seine Thaten müssen gräßlich sein, denn 142 er sprach vielmals von ihnen des N^M in bangen Träume«. ! «Er ist der Mörder beider hoffnungsvollen Söhne Ainöds. Er ^ ließ solche durch seine Helfer in der Schlacht meuchlings er- ! schlagen, um sich die Burg Ainöd zuzueignen. Tiefes und noch -viel Gräßlicheres erwähnte er im Absein, seines Geistes. Die ^ Besitzer dieser Vurg, Iobst und dessen Gattin Katharina, sind ! seine Gefangene und befinden sich in einem der innern Felsen- j räume dieser Vurg. Er selbst trägt ihnen allnächtlich die Nahrung , zu, und zwar auf einem Gange durck die zerstörte Vurgcapelle, ! den Niemand zu betreten wagt, und Alle, welche ihm zu seinen ! Thaten behilflich waren, mußten bei einem Gelage, das er ! ihnen in einigen Tagen nach vollbrachter That gab, durch das ! Gift sterben, damit ihn Niemand verrathen würde." „Wir wissen genug," sprach Wallun von Scisenberg, ! „führe uns eilends zu dem Aufenthalte der ehemaligen Besitzer ! dieser Burg." l „Unmöglich! Der Weg dahin ist nur dem Vogt bekannt, ^ welchen er allnächtlich zur MitternachtZstunde dahin zu machen ! Pflegt." ! „Gut, bishin bleibst Tu uns zum Pfande, doch wehe ! Dir, wenn Tu gelogen," fügte ernsthaft der Ecisenberger ! hinzu. > Mitternacht erschien, mit ihr auch der Vogt auf dem angegebenen Wege. Die Rächer folgten mit leisen Schritten ihm nach, bis sich in der Tiefe der Vurg eine geheime Thüre , Öffnete, zwischen welcher auch der taum durch dieselbe getretene Vogt zu Boden geworfen darnieder lag. Der gefangene Diener hatte wahr gesprochen. Iobst und Katharina von, Ainöd waren ! in dem betlagenswerthesten Zustande gefunden. Letztere hatte seit der Angabe des Vogtes, daß die beiden Söhne, welchen ! die Eltern zu lange lebten, ihre Gefangennehmung veranlaßt und ihren Tod beschlossen Hütten, den Verstand verloren. Unterdessen war auch des Scisenbergcrs Gefolge nachge- z kommen. l „Traget behutsam diese Jammergestalten nach Scisenberg, diesen aber," auf den Vogt weisend , „werfet in mein tiefstes .Verließ, wo er den Hungertod erleiden soll," herrschte Wallun seinem Gefolge zu. Es geschah, wie befohlen. In der wohlbcfcstigten, mit einem tiefen Wallgraben umgebenen Vurg Eciscnbcrg eifuhr erst Iobst die gräßlichen Thaten und das schändliche Vorhaben seines bösen Vogtes aus Mag-dalenens und Pater Ubaldus Munde. Er vernahm auch, daß Heinrich von Grimschitz der edle Netter seines Kleinodes, seiner Magdalena war, überzeugte sich dann auch, daß er der Letzte seines Stammes sei, nachdem dessen Ehegattin kurz nach der Ankunft auf Seisenderg das Zeitliche gesegnet habe und schloß auch, trübe und ernst gestimmt, daß auch ,'cin Ende nicht mehr ferne sei. Er ergriff schweigend Magdalcnens Hand und legte solche in jene des edlen Grimschitz. Die Ucberglüälichcn sahen sich einen Augenblick unter dem lieblichen Erröthcn ihrer Wangen an. Ihre Herzen verstanden sich, und beide stürzten zu den Füßen des zitternden Ainöders hin, der segnend seine langen hagern Hände auf ihr Haupt legte. „Iä, habe das Meine gethan, thun Sie das Ihrige und ersetzen Sie noch das Fehlende," sagte er, zum Pater gewendet. Verklärten Antlitzes trat jcht Pater Ubaldus hinzu, segnete das entMte Brautpaar nach den Sakungen der Kirckc ein, und besiegelte damit den Bund für Zeit und Ewigkeit. Aber auch Iobst von Ainöd war nach dieser feierlichen Handlung und im vollen Bewußtsein, seine väterliche Pflicht erfüllt zu haben, plötzlich stille geworden und sank ruhig in die Lehne seines Stuhles zurück. Seines ehemaligen Vogtes bösc Thaten und die Ereignisse der letztm Zeit haben tieferschütternd auf sein ohnehin schwaches Leben gewirkt. Des Stammes Letzter verschwebtc- wie ein sanfter Maienhaich in ein besseres Leben. So endete der Letzte von Aniöd, mit iw ein Geschleckt, das durch beinahe achthundert Jahre in unserm Vaterlande ge lebt. Von dessen einstigem Dasein sprechen lnir noch die Ruinen die unerschütterlichen Worte zu der fernen Nachwelt: daß ein gewisses Ende das unabänderliche Geschick alles Irdischen ist. Eine Hlarthie anf den Dlegaä. Von Jakob Al 6 5 ovc. Die Gebirge im Nordwesten Krams erreichen wohl hie und da eine bedeutende Höhe, sind jedoch größtentheils nicht steinig und unfruchtbar, sondern geben selbst im ungünstigsten Fallo noch vortreffliche Weideplätze ab. Dieß ist namentlich bei der Gebirgsmasse der Fall, welche sich, bei Lack beginnend, zwischen dem Pöllandcr und Selzacher Thale bald in größerer, bald in geringerer Ausdehnung gegen Westen zieht und ihre größte ssöhe in dem 4913'hohen VlcgaZ erreicht. Ueber den Ursprung des Namens dieses Vcrges weiß man noch nichts Bestimmtes zu sagen; mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch läßt sich annehmen, daß er von einer altslavischen Gottheit, dem „weißen Gotte," , dem Gotte des Lichtes, der oben seinen Wohnsitz gehabt habe, oder oben verehrt worden sei, abzuleiten wäre. Jetzt ist er deßhalb merkwürdig, weil man von seiner Spitze aus eine herrliche Aussicht genießt, und diese: Umstand war es auch, der mich veranlaßte, am 6. August l. I. von Eisncrn aufzubrechen, um ihn zu ersteigen. Einer früher getroffenen Verabredung zn Folge sollte mich ein dort wohnender Freund, von dessen Angehörigen ich sehr gastfreundlich aufgenommen worden war, begleiten, allein eine Unpäßlichkeit hielt ihn davon ab und so mußte ich mich mit seiner mit großer Genauigkeit gegebenen Beschreibung des Weges begnügen. Da hier ein Führer äußerst schwer aufzutreibcn, der rechte Weg aber ans dem Umstände, weil man den Berg selbst nicht im Auge hat, nicht leicht einzuhalten ist, so lasse ich im Interesse reiselustiger Touristen eine ausführlichere Beschreibung desselben folgen. Etwa zwei Büchsenschüsse unterhalb des Dorfes 22.U 1oF kommt ein Flüßchen aus einem engen Thale: längs desselben zieht sich ein ziemlich ausgetretener Fußweg durch Erlengebüsch z hin, auf den man über einen Steg gelangt. Nach einer halbstündigen Wanderung erreicht man eine Sägemühle: nun verläßt man, wieder den Fluß überschreitend, das Thal und be- , tritt einen rechts sich zeigenden, mäßig sich hebenden Fußweg, der sich bald südlich wendet und nun erst den herrlichen Anblick des Vlega3 zeigt. Tief unten schäumt ein Gebirgsbach in mächtigen Cateracten über riesige Felsen stürzend und treibt die ! Räder zweier Sägemühlen, die man etwa nach einer halben ! Stunde erreicht. Immer hart am Vache sich haltend gelangt man bald in das kleine Gebirgsdorf Potok, das seinen Namen , dem Vache (potok) verdankt. Trotz der hohen Lage ist hier ^ der Boden dennoch sumpfig. Da der Gipfel des Blegaß, bei dem , obigen Vach seinen Ursprung hat, bereits sehr nahe zu sehen z ist, so kann ein unerschrockener Tourist nun den Pfad verlassen i und in gerader Richtung auf die Spitze lossteuern: den minder ! kühnen aber führt ein links sich abzweigender, kaum bemert-licher Pfad zwar auf Umwegen, aber doch zum Ziele: und diesen Pfad wählte auch ich. Hatte ich bisher nur niedriges ! Gebüsch angetroffen, hier fand ich bereits mächtige Buchen- ^ stamme, ja an einer Stelle zog sich beinahe die ganze Höhe ! hinauf ein Lerchenwald und bildete so einen ziemlich breiten ! Streifen, dessen mattgrüne Färbung einen fremdartigen, aus- ! ländischen Anstrich zeigte und in die Einförmigkeit des übrigen ! Waldes eine angenehme Abwechslung brachte. Wegen der zuge- ! nommenen Hitze sah ich mich genöthiget, meine Schritte zu mäßigen und erreichte deßhalb und weil ich oft längs der Bergwand über tief ausgehöhlte Rinnen setzen mußte, in denen das Wasser zur Negenszeit hineingeworfene Baumstämme ins Thal hinabtreibt, erst nach einer Stunde einen bequemeren Weg, der vom Pöllander Thale heraufführt. Hier gesellte sich ein Mann, seiner äußeren Erscheinung nach ein Köhler, zu mir, und da er mir sehr redselig erschien, so knüpfte ich mit ihm ein Gespräch an. Im Weiterschreiten bemerkte ich, daß er einen am Boden liegenden dürren Zweig aufhob und dann auf einen Haufen warf. Als ich ihn fragte, was hier geschehen sei — denn es herrscht in Kram überall die Sitte, an der Stelle, wo jemand erschlagen wurde, dürres Reisig anzuhäufen, das dann angezündet wird — begann er, obwohl sichtlich ungerne, folgende Geschichte zu erzählen. „Zur Zeit der Franzosenkriege — es ist schon lange her — als überall eine allgemeine Unordnung herrschte und viele Deserteure sich in diesen Gebirgen aufhielten, weil sie vor jeder Verfolgung sicher waren, von den Köhlern aber auch nicht verrathen wurden, stand hier oben eine Hütte, bewohnt von einem Köhler, über den Niemand viel wußte, weil er sich nur selten sehen ließ, und selbst dann nie gerne sprach. Zu ihm kam oft ein Deserteur aus dcm Görzer Gebiete und pflegte bei ihm zu verweilen. Eines Abends, während sie eben beim frugalen Mahle saßen, klopfte es an der Thüre und als der Köhler öffnete, erschien an der Schwelle ein städtisch gekleideter, noch ziemlich junger Mann, ließ einen forschenden Blick durch den Raum gleiten und bat dann in schlechtem Deutsch um ein Obdach für die Nacht, da er sich verirrt habe und mit der Gegend nicht vertraut, unmöglich weiter könne. Der Deserteur — der Köhler war nämlich der deutschen Sprache nicht mächtig — antwortete ihm, er könne wohl bleiben, allein auf ein gutes Lager dürfe er nicht rechnen, sondern müsse sich mit Heu begnügen. Der Fremde, damit zufrieden, setzte sich an den rvh gezimmerten Tisch, zog sein Notizbuch Heralls und begann zu schreiben, an den Deserteur dann und wann eine Frage richtend. Als er unterdessen einmal seine Tasche öffnete, bemerkte der Ausreißer, daß er Geld, viel Geld haben müsse ; in diesem Glauben bestärkte ihn noch die goldene Uhrlette und die vielen goldenen Ringe an den Fingern. Am meisten jedoch elektrisirte ihn der Klang der Gold- und Silbcrmünzen, als der Fremde in seiner Reisetasche nach etwas suchte; zugleich aber bemerkte jener auch zwei schöne Pistolen unter dem Rocke des Fremden. Sofort schlich er zum Köhler hin, der eben mit der Vereitung des Bettes beschäftiget war, und überredete ihn, mit ihm draußen bei dem brennenden Kohlenhaufen die Nacht zuzubringen, wozu sich der Köhler bereit erklärte. Bevor der Fremde Zur Ruhe sich begab, erklärte ihm also der Deserteur, er möge sich's in der Stube bequem machen, da er selbst mit dem Gefährten draußen bleiben werde." „Während nun das Paar beim Kohlenhaufen lagerte, suchte der Deserteur seinen Kameraden zu überreden, den Fremden, der sehr viel Geld besitze, zu ermorden, ein Vorschlag, den der Köhler anfangs mit Entrüstung zurückwies, allein theils die Macht des versprochenen Geldes, theils die z Ueberredungsgabe des Genossen wirkten der Art auf ihn ein, ! daß er nicht mehr widerstehen konnte. Nun wurde der Plan ! entworfen: offene Gewalt half nicht, weil der Fremde Waffen besaß, also Hinterlist. Der Deserteur sollte sich in der Früh zeitig fortmachen, während der Köhler den Fremden unter dcm Vorwande, ihm den Weg zu zeigen, in einen Hinterhalt führen ! sollte, wo ihn dann jener unversehens mit der Axt überfallen würde. Der teuflische Anschlag gelang, der Fremde siel mit gespaltenem Kopfe lautlos zusammen und starb, während sich die Verbrecher des Geldes, einer bedeutenden Summe, der Uhr und ^ der Ringe bemächtigten, die vorgefundenen Papiere aber, sowie die ! Tasche wurden aus Vorsicht verbrannt. Nun ging's ans Theilen: ^ da aber beanspruchte der Deserteur den größeren Theil, weil er ^ der größeren Gefahr sich ausgesetzt habe. Im Streite darüber ! kamen sie an eine Stelle, wo der Pfad sie hart am Abgrunde i vorbeiführte. Plötzlich verrieth dem voranschreitenden Köhler der Schatten, daß sein Gcfübrte einen Anlauf nahm, um ihn meuchlings hinabzustürzen. Blitzschnell sich umdrehend, faßte er des andern Aermcl, um nicht hinabgcschleudert zu werden. Nun begann ein fürchterliches Ringen: tief unten der Abgrund, l oben eine senkrechte Wand, daneben der Pfad, auf dem nur Einer fortkommen konnte, wahrlich, die Situation war fürchterlich! Jeder fühlte, daß er verloren sei, sobald er nachgäbe, deßhalb strengten sie sich über alle Kräfte an und schon schien es, als ob der gewandtere Deserteur siegen sollte, als plötzlich ein Stein unter seinem Fuße sich loslöste, mit einem fürchterlichen Schrei stürzte er jählings in die Tiefe, seinen Gefährten mit sich reißend. Am folgenden Tage fand ein HolzschläZer, 144 seinem Hunde nachgehend, die beiden Unglücklichen, den Köhler noch lebend, aber schrecklich zerschlagen, seinen Gefährten jedoch todt und furchtbar zerschellt, so daß der Leichnam eine formlose Masse bildete: jener erzählte nun unter Gewissensbissen die furchtbare That, bei der er mitgewirkt und verschied, ehe noch der Holzschläger an Hilfe denken konnte. Den Fremden fand mau an der bezeichneten Stelle in seinem bereits geronnenen Blute liegen, doch konnte man über seine Person nichts Näheres erfahren, da alle Papiere, mit Ausnahme des Tagcsbuches, fehlten, dieses aber in einer eigenen Ziffernschrift geschrieben war. Deßhalb dürfte die Vermuthung, daß er ein französischer Spion gewesen sei, nicht ganz unbegründet sein. Wohin das vorgefundene Geld kam, vermag ich nicht anzugeben, weil mein Vater, der mir. dieß erzählte, nie etwas davon erwähnte. Die Hütte verfiel nach. und nach von selbst, heute findet man leine Spur von ihr, und, die Geschichte ist in Vergessenheit gerathen , so daß kaum j^nand außer mir noch davon etwas weiß. Nur der Neisighaufen bezeichnet noch die Stelle, wo das fcbauerliche Verbrechen begangen wurde. Doch nun muß ich hier vom Wege abbiegen, junger Herr, mein Lager liegt hier abfeits', leben Sie wohl!" (Schluß folgt.) Entstehung der Frauen. In einigen Theilen der hindostanischen Halbinsel hat sich folgende, dem schönen Geschlechte gewiß sehr schmeichelhafte und wohl hochpoetisch zu nennende Sage erhalten. Zuerst entstand das Flüssige und in diesem ein von Gold glänzendes Ei (Vrahmanda), in dem Brahma, der schöpferische Weltgeist, geboren wurde. Sein Wille zersprengte das Ei, und aus dessen Stücken schuf er den Himmel und die unsterblichen Geister, die Deptas, die mit ihm in jenem wohnen und ewige Jugend und Glückseligkeit genießen sollten. Dann fuhr er, auf seinem Lieblingsuogel, dem Schwane Hamsa reitend, aus seinem Paradiese Vrahmaloga auf dem Berge Moru in die Tiefe hinab und schuf die Erde. In seiner Abwefenheit kam Uebermuth in einen Theil der unsterblichen Dcptas, und sie empörten sich wider ihn. Da kehrte der allmächtige Gott zornglühend zurück, warf die strafwürdigen nieder und hielt ein strenges Gericht über sie. Die Anstifter des Aufruhrs verbannte er m die Körper von wilden und giftigen Thieren, und schleuderte sie auf die Erde, die Verführten und minder Schuldigen wurden Männer der Erde und ihnen ein kurzes Leben voll Mühe und Sorgen zu Theil. Wenn die Thiere sterben, wandern ihre Seelen stufenweise in edlere Körper über, bis sie Menschen werden ; die Letzteren können wieder zur ewigen Glückseligkeit der DeptaZ gelangen, wenn sie ein Brahma wohlgefälliges Leben geführt haben, sonst fährt ihre Seele in Thier-körpcr zurück. Nun weinten aber viele der treugebliebencn DeptaZ über das Unglück ihrer gefallenen Brüder, und fühlten tiefes Mitleid mit ihrem Elende auf der Erde; da flehten sie zu Brahma, ! er möge auch sie zur Erde niedersenden und ihnen erlauben, ^ den unglücklichen Verbannten einen Theil ihrer Last abzunehmen, und sie mit mildem Troste über den dornenvollen Weg ihrer irdischen Wanderung zu geleiten. Und der allgütige Brahma, , gerührt von dieser edlen Opfcrbercitwilligkeit, gab den treuen Deptcrs die schöne Gestalt der Frauen und ließ sie herabgchen zur Erde, damit sie das Elend der Männer versüßten. Das Cisteddvod. In dem Fürstcnthum Wales hat man wieder das alljährlich statthabende Vardenfeft, das „Eisteddvod," gefeiert. Das Fest ^ ist schon 1200 Jahre alt und dauert jedesmal mehrere Tage. z Hunderte von Harfnern spielen dann „Wette." Preise für ! Poesie und Musik weiden vertheilt. Alles wird in wälscher Sprache vorgetragen, welche dort der englischen keineswegs ge- > wichen ist, denn in manchen Grafschaften wird die letztere nur von den höheren Ständen gekannt und gesprochen. Auch Vorlesungen über die alten Sitten, Kunstdenkmäler und die Literatur von Wales reihen sich an die Tagesordnungen, deren jede ein „Gcrsodd" genannt wird. Der dießjährige Vardenvräsident trug den fast unaussprechlichen Namen Gwalchmai ap Pwlddrdwdr. Die „Wclshmen" oder Cymri, Eimbern u. s. w., wie sie sich nennen, haben meist zwei Namen, einen ihrer alten Sprache entnommenen GeburtZnamen und einen anderen englischen „für ! das tägliche Leben im Auslande," d. h. England. Jedes Iahresfest beginnt mit einer großen Procession von vielen Tau- ^ senden nach dem „Cylch," einem alten zwölfstcinigen Druiden-cirkel an der See bei Llandudno. Es gibt dabei Barden, Ovates, Druiden und Minstrels und andere Grade. Es ist jedenfalls ein eigenthümlicher Rest uralter Romantik, der sich in jene entlegenen Thäler gerettet hat. Wigrammatiscyez. ' Die Weltcnharmonic wird nicht gestört, Wenn Dir die Lust und mir das Leid gehört; In dem Concert voll ticf crhab'ucr Schöne Sind wir die Träger nur vcrschicducr Töne. Wie glücklich, daß Fortuna blind, So braucht sie's nicht mit anzusehen, Wie schlecht so manche Menschen sind, Die sich in ihrem Glanzc blähcn. Die selbst ein Stückchen Weltgeschichte Am Wcbcstuhl der Zeit gemacht, Habcn am seltensten Berichte Von ihrem Wirken uns gebracht; Doch die, so nur Handlanger waren Beglücken gern uns mit Memoiren. Verantwortlicher Redacteur I. v. Meinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayv 35 F. Bamberg in Laibach.