Donnerstag den 13. Ke^tember i838. Uombarvisch - ^7enetianisches Atmigreich. «"»ailand, den 2. Sept. Der feierliche Einzug Ihrer k. k. Majestäten in diese Hauptstadt fand gestern Mittag Statt. Unter dem geräumigen und kostbar geschmückten Zelte zu Loretto harrten die zum Empfange des erhabenen Herrschcrpaares bestimmten hohen Herrschaften und Würdenträger. Um 10 Uhr Morgens traten Ihre Majestäten in das Gezelt. Zur Rechten Sr. Majestät des Kaisers befand sich der Erz-Herzog Vicekönig, ihm zur Seite die beiden Gouver-rieure; dann der Hofrath des Mailänder Guberniums, vnd die Rälhe der Gubernien von Mailand und Venedig (die Letztern in Deputation); zur Linken standen die Großwürdcnträger des Hofes, die Hauptleute der Leibwache, der Militär-Obercommandanr, der Gene. raladjutant Sr. Majestät, die Großwüidenttäger des iombardisch-venetianischen Königreichs und die Pallastdamen. Nach gnädigst empfangener Huldigung von Seite der Anwesenden, verfügten sich Ihre Majestäten in die eleganten Gemächer des Gezeltes, um der Nuhe zupflegen, während dcr Zug gcreihet wurde, und sich in folgender Ordnung in Bewegung setzte: Eine Abtheilung Cavallecie mit Trompetern,- ein Bataillon Grenadiere mit der Musikdande; zwei k. k. Vorreiter, denen mehrere prächtig gezäumte Pferde, zedes von zwei Reitknechten geführt, folgten; die k. k. Bereiter ^ iu Fuß; die k. k. Hosdicnerschaft zu Fuß; die k. k. ^ .Hoftrompeter und der Paukenschläger zu Pferd; die Herolde der nicht königlichen Städte, welche jedoch eine Munizipalität haben; dann jene dcr königlichen Städte, paarweise nach alphabetischer Ordnung der bezüglichen Städte, mit Ausnahme jener von Mailand und Venedig, welche die Reihe schlössen; die Pvdesia der besagten Städte, jeder mit einem Munizipal-asscssor Zur Seite in gleicher Ordnung, jener von Mailand ausgenommen, der mit den Munizipal-assessoren an dem Stadtthore zum Empfange Sr. Majestät aufgestellt war; die Deputationen der Universitäten von Padua und Pavia, der Akademie der schönen Künste von Mailand und Venedig, und des Instituts der Wissenschaften und schönen Künste: die Deputirten der Provinzial - Congregalionen paarweise nach alphabetischer Ordnung der durch sie vertretenen Provinzen; die Provinzialdelrgation paarweise nach ihrem Dienstesalter, zuletzt die Hofräthe und Plo-vinzialoelcgoten von Venedig und Brescia; die Deputirten der Central-Congregatjonen nach der Anciennitat; die Räthe der beiden Gubernim von Mailand und Venedig, zuletzt der Hofrüth des Mailänder Guberniums; alle diese in zweispännigen Kutschen; derGou-verneur von Venedig, bann jener von Mailand, jeder in sechsspänniger Kutsche; zwel k. k. Hoffourirre zu Pferde; berittene Pagen; zwei k. k. Kammcrfou-riere zu Pferde; der hoffähige Adel einzeln und auch paarweise; die k. k. Stallmeister; die k. k. Kämmerer; die k. k. Geheimräthe, worunter auch die Großwürdenträger des lombardisch . venelianischen Königreichs; der k. k. Oberstkämmerer und der Obcrsthos-marschall in einer sechsspännigen Hofequipage; der k, k. Obersthofmeistcr, ebenfalls in sechsspänniger Hofequipage; an den Wagenschlägen ging die Dienerschaft der bezüglichen Herrschaften in Gala. Se. kaiserl. Hoheit der Erzherzog Vicekönig in sechsspännigem Galawagen, ihm zur Seite sein Obersihofmeister zu Pferde; zu beiden Seiten des Wagens die Hofdie-ncrschaft zu Fuß; Ihre k. k. Majestäten im kaiscrl. Prachtwagcn mit scchs Pferden bespannt, vor welchem scchs Herolde in großem Costume mit dem Barett auf dem Haupte und dem Stäbe in der Hand ritten; der k. k. Oberststallmeister; der Obersthosmei? 293 ster Ihrer Majestät der Kaiserinn, dle Hauptleute der Leibwache, alle beritten, folgten unmittelbar Ihren Majestäten,- der Militär-Obercommandant ritt zur Rechten und der Generaladjulant Sr. Majestät zur Linken des Wagens; an jedem Wagenschlage gingen k.k.Hofdediente; derHofequipageninfpeclor warrechts etwas vor dem Wagen,' sechs lombardisch-venetiauische Ebelgarden zu Fuß, und außerhalb derselben sechs Trabantengarden bildeten die Flügel und die Pagen im Dienst folgten der kaiserl. Equipage^ die Oberst-hofmcisterinn Ihrer Majestät der Kaiserinn , dann 12 Pallasidamen im Dienst, alle in sechsspännigen Hof-kutschenj die lombardisch: venetianische Edelgarde zu Pferd,' der Postdirector von Mailand mit einem Di-rectionsbeamten, die Postmeister und zwci Postoffiziere ritten zur Seite der Reisewägen Ihrer Majestäten; ein Grenadierbalaillon mit der Mustkdande; eine Ca-vallerieabtheilung. — Um halb 12 Uhr kam der feierliche Zug an der Porta Orientale an, wo der Po-desta von Mailand Sr. Majestät mit kurzer Anrede die Schlüssel der Stadt überreichte, die ihm mit Huld? vollen Worten wieder zurückgestellt wurden. Am Thore des Doms harrten Ihre k. k. Hoheiten die Erzherzog« und Erzherzoginnen mit der gesammten Geistlichkeit auf Ihre Majestäten. Der Cardinal-Erzbischof reichte Höchstdcnselben das Weihwasser, worauf Si« nah« am Hauptaltare unter einem Baldachine Platz nahmen , und dem Absingen der Ambrosianischen Hymne beiwohnten. Nach Beendigung derselben verfügte sich der feierliche Zug in den k. k. Pallast, wo er sich, nachdem sich Ihre Majestäten in die innern Gemächer zurück gezogen hatten, auflöste. — Die ganze lange und reizende Allee, welche von Loretto nach der Porta Orientale führt, war zu beiden Seiten mit verzierten Grrüsten voll Zuseher bedeckt. Auch in der Stadt, wo es der Raum nur immer gestattete, waren solche er-richtetworden. Eine ungeheure Menschenmenge drängte sich auf den Straßen; alle Fenster , alle Balköne waren angefüllt, und überall bewunderte man Pracht und Eleganz. Der außerordentliche Glanz des Hof« zuges both dem erstaunien Publikum ein ganz neues und ungewohntes Schauspiel. Auf der ganzen Weges-strecke wurden Ihre Majestäten von den getreuen Unterthanen mit dem lärmendsten Beifall begrüßt. Nicht der geringste Unfall trübte die Feier des glücklichen Tages. Abends war die ganze Stadt prächtig beleuchtet, und der allgemeine Jubel gab sich durch den außer« ordentlichen Reichthum derIllumination und die vielen Sinnbilder und Transparent« in allen Straßen zu erkennen. Als sich Ihre Majestäten in prachtvollen Hofequipagen und mit glänzendem Gefolge in Mitte der treu ergebenen Bevölkerung zeigten, um dl> Beleuchtung zu besehen, erschallte unaufhörlicher enthusia< stischer Beifall aus dem Munde des hochbeglückten Volkes. Unter den beleuchteten Sinnbildern zeichneten sich vor Allen zwei au«, die der reiche Mailänder Handelsmann, Hr. Jacob Mendel, zu Ehr«n Ihrer Majestäten hatten verfertigen lassen. W»dec in Paris noch in London war je etwas Ähnliches gesehen worden. Es waren zwei Gemälde aus Brillanten, Rubinen, Smaragden und andern Edelsteinen, dann aus großen Perlen verfertiget; das eln» stellte den kaiserl. Adler mit dem lombardischen Wap« pen in der Mitte, und die Namenschiffre Sr. Majestät vor, das andere bildete die Namenschiffre Ihrer Majestät der Kaiserinn in Blumengewinden von Genien gehalten. Si» waren 2 */z Elle hoch und ein» breit. Folgende zwei Inschriften: „Nonori imp.Rt.I^eßlu H'. l. ^. I^ollzol). VenetosH. Leanti«. und llonori. Im^i. Nt. Ae^ln. HI. ^. <^. I>lenti85i,m36 ^.ußu-5tao," bestanden aus halbellenlangen Buchstaben, geformt durch lauter 5 jour gef«ßte Brillanten» worunter prachtvolle Solita'rs prangten. Die Genien aus Diamanten hielten «ine Perlenschnur, in deren Mitte sich eine runde Perl« von ?9 Gran Gewicht befand; die mindestschweren hatten 28 Gran, und alle zeichneten sich durch Glanz, Weiße und Nundung aus. Der ganze kostbare Schatz darf ohne Übertreibung auf mehr als zwei Millionen Lire im Werthe angeschlagen werden, und die künstlich« Fassung so vieler Edelsteine, welche der Eigenthümer von den ersten Meistern in Paris, London, Petersburg, Wien, Mailand und Venedig bewirken ließ, muß ihm wenigstens 6 bis 7uao Thaler gekostet haben. —Die heutige Mailänder Ztg. enthält den Prospect der Feste und Ceremonien, welche während, dem Aufenthalte der allerhöchsten Herrschaft?« in der Hauptstadt der Reih« nach folgen werden. (B. v. T.) Die Gazzetta bi Milano vom 3. September meldet: »Gestern um 11 Uhr Vormittags g«. ruhten Ihre Majestäten die Individuen, welche oi« Repräsentation des Königreichs bilden, zu empfangen, bei welchem Anlasse, die Cenlralcongregationen die ehr: furchtsvollste Bitte vortrugen, Se. Majestät möchten allerhuldreichst geruhen, als Geschenk zur Krönung die Errichtung einer lombardisch,Venelianischen Nobel-garde anzunehmen. — Se. Majestät der Kaiser, in gerechter Würdigung der Gesinnungen der Anhänglichkeit und Treue, aus denen dieses Vorhaben entsprungen, haben das Anerbieten und die Errichtung eines Instituts zu genehmigen geruht, welches der adeligen Jugend des lombardisch ° venetianischen Königreichs 299 eine glanzende Laufbahn eröffnet und diese Proving zen der Ehre beigesellt, die geheiligte Person Sr. Majestät bewachen zu dürfen. — Am nämlichen Tage geruhten Ihre Majestäten die k. k. Generalität und das Offiziercorps, die Behörden und die Geistlichkeit, dann die k. k. geheimen Räthe, Kammerherren, Ordensritter und den hoffähigen Adel zu empfangen. — Mittag« war große Tafel bei Hofe, nach deren Aufhebung Ihre Majestäten mit einem glänzenden Gefolge auf dem Corso erschienen. — Eine unermeßlich« Menge von Zuschauern war sowohl auf dem Corso als in allen Straßen, durch welche Ihre Majestäten fuhren, versammelt, und eine große Zahl eleganter Equipagen folgte dem kaiserlichen Zuge. Der Monarch und Seine erlauchte Gemahlinn wurden allenthalben mit dem lebhaftesten Applaus begrüßt. Abends beehrten Ihre Majestäten, in Begleitung der durchlauchtigsten Erzherzoge und Erzherzoginnen und der erlauchten Gaste, die sich gegenwärtig in unserer Stadt befinden, das ?> k. neu restaurirte Theater alla Scala, welches aufs glänzendste beleuchtet war, mit Ihrer Gegenwart. — Als Ihre Majestäten gegen halb 9 Uhr in der großen Hofloge erschienen, ertönte einstimmiger, lange fortgesetzter Beifallruf. Ehe das Schauspiel begann, wurde die Vo lkS.H y mn e, von den unmuthigsten Tänzen durchwebt, mit Begleitung von Chören und entsprechenden Decorationen, angestimmt, unter welchen diejenige, die den nunmehr vollendeten FriebenSbogen (^rcn liclla I^ce) vorstellte, mit besonderem Beifall aufgenommen wurde. —> So oft im Volksliede I''erc1in2ln1c Imperuwr ausgesprochen wurde, erhob sich das ganze Auditorium, das zahlreichste, welches sich wohl je im Theater alla Scala eingefunden hatte, sowohl im Parterre, als in den Logen, von seinen Sitzen, verneigte sich gegen Ihre Majestäten und brach in unbeschreiblichen Jubel aus. — Nach Beendigung der Volkshpmne verließen Ihre Majestäten das Schauspielhaus unter erneuertem Iubelrufe des versammelten Publicums." (Ost.B.) V e u t f ch I a n o. Augsburg, 2. Sept. Gestern haben Se. Maj. der König so wie Se. Maj. der Kaiser von Rußland unsere Stadt wieder verlassen, nachdem sie noch Vormittags einem großen Feldgoltesdienst im Lager beigewohnt, so wie mehrere Merkwürdigkeiten und öffentliche Gebäude, namentlich das Militärspital und Vie Gieß» und Bohranstalt besucht hatten. (Allg.Z.) Belgien. Brüssel, 2?. Aug. Der König hat am 22. d. M. von Ostende aus auf der Eisenbahn die Brücke von Tronchiennes besucht, bei der kürzlich der Unfall pafsirte. Den Anordnungen Sr. Majestät zufolge, soUdie Passage baldmöglichst wiederhergestellt, und in Zukunft die größte Vorsicht bei jener Brückenüberfahrt angewandt werden. Am folgenden Tage hat der König die Truppen im Lager von Beverloo gemustert. (Prag. 3.) Frankreich. Paris, 20. August. Ein Journal sagt, die hay-tische Regierung sep gesonnen, einen bevollmächtigten Gesandten nach Paris zu schicken. Dieß wäre der erste Versuch regelmäßiger Repräsentation dieser Republik in Europa, die bisher nur Consuln in einigen Handelsstädten zur Vertheidigung ihrer Interessen halte. Interessant ist bei der jetzigen Lage der äußern Angelegenheiten Frankreichs folgende genaue Notiz über die Vertheilung der sämmtlichen französischen Truppen. In diesem Augenblick sind «6 Regimenter in Afrika, eines in Ancona, 1? bewachen ;di« südliche Gränze, 52 die nördlichen und östlichen von Dünkirchen biß Nizza, 23 sind in Garnison in Paris und in den Umgebungen; Slraßbürg ist von 5 Regimentern besetzt, Lyon von 6j 40 Regimenter endlich stehen im Centrum deß- Landes. (Allg. Z.) In RheimS haben die dortigen Weber am 20. August in der Kirche des heil. Jacob »in Fest zum Andenken Iacquarts, des Erfinders deS nach ihm benannten Webestuhls, gefeiert. Früher verdienten di« Weber in dieser Stadt täglich nur 20 bis 25 Sous: allein seit dem vor 2 bis e» Jahren die Iacquan'schen Scühle eingeführt sind, ist ihr Verdienst bis zu 5 bis 6 Fr. gestiegen. Es ist .noch nicht lange her, daß die Arbeiter die neuen Iacquart'schen Stühle zertrümmerten, und jetzt feiern sie bereits Feste zum Andenke« ihres Erfinders. (W. Z.) W?e bei der Armee, so halten auch bei de« Marine aus Anlaß der Geburt des »Grafen von Paris« eine Anzahl Beförderungen Stgi«. Wir nennen die des Lonlreadmirals Hugon zum Viceadmiral. Dagegen haben in der Ehrenlegion bis jetzt keine Beförderungen und Ernennungen S