in univerzitetna knjižnica v Ljuijijaiii Erinnerung an den lOOjahrigen Bestand Herausgegeben im Auftrage der Gesellschaft Dr. Johann Burger, Kanzler der Gesellschaft. \ \ * ' ! * i l f X f ' , / ; v ( >■ 1 I / J r I C~> S S. \ zur Erinnerung an dcn lOOjahrigen Bestand der in KARNTEN. Herausgegeben im Auftruge der Gesellschaft von Dr. Johann Burger, Kanzler der Gesellschaft. -oOj^I« Klagenfurt 1865. Drock Ton Joh. & 1'ried Leon. .n 1162H / Z.C Vorw ort. Ker Boden erzeugt ohne Arbeit nnr wenig Nahrung fiir Menschen; ohne Ackerbau waren wir noch immer Nomaden, die mit ihren Herden von einem Weideplatze zum anderu zogen, in ewigen Fehden befangen, Wissenscliaft und Kunst waren ungekannt, das ganze Leben ein blosses Itingen um Nahrung; der Mensch nur wenig iiber dem Tliiere. Der Ackerbau ist die W3ege der Kultur, dieWiege des staatlichen Lebens. Das zweckmassig bestellte Land erzeugt aber bedeutend mehr Nah¬ rung als jene Menschen bediirfen, die zur Bearbeitung des Bodens nothig sind. Von diesem Ueberflusse kann sich jener Theil der Bevolkerung ernahren, der seine Thatigkeit den Gewerben, der Wissenschaft, der Kunst Vtidmet. Der Ackerbau ist die Grundlage der Gewerbe, der Kunst and Wissenschaft. G ege n diese Produkte des Bodens und der tibrigen Gewerbe kbnnen ntitzliche Produkte anderer Lunder eingetauscht werden, wodurch sich die Geniisse des Lebens erhohen. Der Ackerbau ermdglicht und fordert den Handel, der Ackerbau ermoglicht eine wachsende Bevolkerung, erzeugt Liebe zum heimathlichen Boden, er macht den Staat gross, er macht ifrn machtig. Der Ackerbau wird daher mit Recht als die breite feste Grundlage jedes Staates angcsehen und wehe dem Staate, wo diese Fmidamente 2 locker and morsch werden, und ware der Oberbau noch so glanzend, der drohende Einsturz wiirde solcben Bau unwohnlich macben. Der Ackerbau verdient daher unausgesetzte und s org- faltige F It r so r ge einer weisen Regierung. Aber die Forderungen, welche an den Ackerbau gemacht werden, sind, der Art und dem Umfange nacb, nicht immer dieselben. Die Mensclmn wollen mehr, bessere, wobIfeiIere Nahrung, mebr und verbesserte Robmaterialien fur versehiedenc Gewerbe und Fabriken, Tkiere mit Eigenschaffcen fiir besondere Yerwendung und der Landwirth selbst will fiir seine Miihe und Pllege einen steigenden Gewinn. Dies Alles ist nur ermoglicbt durch einen stetigen Fortschritt des landwirfchschaftlichen Gevrerbes, wodurch er befabigt wird, mehr, woblfeiler und aucb Besseres zu erzeugen. Hier tritt dem Landvvirthe die Wissenschaffc belfend zur Seite. Die Wissenscbaft leliret ihm die ewig wabren Gesetze, an vvelcbe das Pflanzenleben gebunden ist, sie zeigt ihm die Bedingnisse, uuter welcben die Kulturpflanzen freudiger gedeiben, sie lebrt dsn Einfluss des Bodens, der Diingung, der Bearbeitung, sie lebrt ibm die Gesetze, an welche das Thierleben gekniipft ist, wie solcbe gepaart, gepflegt, gefiit- tert werden miissen, wenn dies einer bestimmten Absicbt entspreeben soli. Die VVissenscbaft verbessert und erfindet die landvvirthscbaftlicben Geratbe und Mascbinen. Allein das Licht, womit die Wissenseliaft die landwirthschaftlicken Gewerbe erleucbtet, ist der grossen Masse der ackerbautreibenden Be- volkerung zu ferne geriickt, um cin klares Verstandniss allseitig zu er¬ zeugen. Mangel an geniigender Vorbildung, Mangel an Betriebskapital und Vorurtheil sind vorziiglich die Ursacben, dass der Landvvirtb žabe an dem Wirthschaftsbetriebe des Vaters festhalt und gegen Neuerungen miss- trauiseb ist. Nur wenn ibm die Erfolge iiberzeugend vor den Augen lie- gen, wird er sich zu Aenderungen entscbliessen. Es liegt demnach in der Natur dieser Verbaltuisse, dass der Fortschritt im Iandmrthschaftlieken Betriebe iiberhaupt nur ein sehr allmaliger sein, und dass ein solcher weniger auf tbeoretischem Wege durch blosse Belebrung, als vielmehr auf praktiscbem Wege 3 durch Mustervvirthsehaften und praktisehe Ackerbauschulen erzielt werden ko n n e. Dieser Weg ist auch als der riehtigste allgemein anerkannt und land- w i r tb s ol i a f(i i e h c theoretisch-praktische Unterrichts-Anstalten liaben in voller Wiirdigung der riesigen Fortschritte der N atu r wiss en s chaften, insbeson- ders der Chemie, das landwirthschaftliche Gewerbe, bcsonders in den letzten 20 Jahren, auf klare wissensehaftliche Grundlagen gebracht und so demselben einen stettigen Fortschritt gesichert. Aus diesen Anstaiten gehen Manner hervor, die das Erlemte auf eigenem Besitze oder als Wirthschaftsbeamte zur Ausfiihrung bringen und so praktisehe Lehrer ihrer ganzen Umgebung werden. Docb solehe praktisehe Ackerbauschulen und liohere landwirth- schaftliche Lehranstalten sind bisber bei uns in Oesterreich nocb verein- zelt, bestehen seit wenig Jahren und sind fiir das Reich ganz unzurei- chend, und in Karaten noch gar nicht vorhanden. Aber das Bedilrfniss bestand und bestcht noch fort, den Lehren der Wissensehaft die praktisehe Anwendung zu sichem, ntitzliche Pflan- zen und Thiere zu verbreiten, ihre Kultur und Pflege zu lehren, gltick- liche Erfolge tiichtiger, praktischer Landwirfhe aller Lander zur allge- meinen Kenntniss zu bringen; mit einem Worte, man war sich zu allen Zeiten klar, dass es cine hochst wiirdige Aufgabe sei, den Ackerbau mit allen Kraften zu heben, und weil zur Erreichuug jeder Aufgabe ein vereintes Zusatnmenwirken gewisser zum Zieie fuhrt, so wird man den landwirthschaftlicben Vereinen ihre vollste Berechtigung zuerkennen miissen. Landwirthschaftliche Vereine sind daher auch in allen Staaten Europa’s verbreitet und vcrzweigt, werden von den Regierungen unter- stiitzt und erzielen, nach Massgabe der jeweiligen Umstande, grossere oder geringere Erfolge. Die k. k. karntnerische Landwirthschaft-Gesellschaft erfreut sich heuer ihres hundertjiihrigen Bestandesund diirfte vielleicht die alteste Oesterreichs sein, jene Wien's feierte im Jahre 1857 erst ihr fiinfzigjahriges Jubiiaum. Es liegt in diesem so friihen Entstehen dieses Vereines ein ehrenvolles Zeugniss fiir unser Land, dass es schon damals erkanute, dass Hebung der Landeskultur eine der wilrdigsten Aufgaben vereinter Bestrebungen sei. 4 Zur wiirdigen Feier dieses Sekularfestes hat die allgemeine Ver- sammlung der Gesellschaft am 27. Oktober 1864 beschlossen, in einer den Akten zu entnebmenden gesehiehtlichen Darstellung das Wirken des Vereines in dieser Periode der Oeffentlichkeit zu tibergeben und jene Manner nambaft zu machen, die sich durck ihr uneigennutziges, eifriges und erfolgreiches Streben um unser Vaterland Verdienste erworben haben und denen daher der Dank des Landes gebiihrt. Es wurde mir diese Aufgabe zu Theil und ich kann nur bedauern, dass die Akten so vielfache Llicken haben, dass dieser Bericht kein Anrecbt auf Vollstandigkeit machen kann. Moge ich durch diese Arbeit der Absicht der Gesellschaft und den Erwartungen der Leser entspro- chen haben. ISr. JSf. ISur^er, Kanzler der Gesellschaft. I. Gesohiohtliohe Darstellung der Hauptmomente der Thatigkeit d er k. k. Landwirthschaft-Gesellscliaffc in Karaten von ihrer Griindung im Jahre 1764 bis Ende 1864. -»-—o- « - - 5 0)ie Grundung eines landvrirtkschaftlichen Vereines in Karaten fallt miter die Regierung unserer grossen Kaiserin Maria Theresia. Die jilteste Urkunde iiber die Grundung ist folgende Zuschrift des Guberniums zu Graz vom 19. Mai 1763, an die Rom. k. k. apost. Maj. Landeshauptmannschaft im Herzogthum Karnten: „Hoch- und Wohlgeborne, WohIgeborne, Wobledelgeborne — Beson- ders liebe Herren und gute Freunde. Es hat zwar Sie Landeshaupt- mannsehaft sub dato 28. pass. den von dem dortigen Comercial-Consess in Folge clementissimi rescripti vom 28. Februar a. e. erstatteten Be- richt in Betreff des von Comereien-Rath v. Fremont gemachtcn Vorschla- ges zu Errichtung einiger A ckerb au-S o ci etaten eingesendet. Gleicbwie aber in solchem gar kein Personale in Vorschlag ge- bracht worden, wo dock der allerhdchste Hof den Fremontischen Plan zur Adaptirnng auf die Lander vorleget. Also wird Sie Landeshauptmannsehaft das bierzu tauglich und ge- schiekt findende Personale zu benennen und anher anzuzeigen haben. Graz, den 19. Mai 1764. T. der Rom. k. k. Majestat J. O. Gubernium.“ Nacbdcm dieser Anforderung entsprochen war, erfolgte die Geneh- migung der Griindung des Vereines durcb nacbstehendes Hofdekret vom 13. November 1764, Z. 222 —an dasinneriisterreichische Landesgubernium. „Dem etz. k. k. — in Gnaden anzuzeigen — „Man babe auf derselben Bericht vom 20. Oktober in Ansehung des von dem Karntner Comercial-Consess zu einer dortlandigen Agrikultur- Sozietat vorgeschlagenen Personalis nichts zu erinnern und wolle besag- ter Sozietat selbst tiberlassen, sicb selbst einen Prasidem aus ihren Mit- gliedern zu envahlen, auch die Anzabl dieser Letztern nach Willkuhr zu vermehren." pWas tibrigens die Unternehmungen derselben anlange, seie man auch nicht entgegen, zu Veraulassung einiger niitzlicben Proben jabrlieb eine Summe von 200 bis 400 fl. aus den karntnerischen Kameral-Verlags- geldern zu passiren.“ 6 „Dasselbe hatte also besagten Comercial-Consess hiernach and in Folge der diesfalls in Ansehung der iibrigen Comercial-Consessen unter verschiedene Datis festgestellten Massregeln zu verbesclieiden.“ Es verbleibeu iibrigens etz. etz.“ Leider vermissen wir in den Gcsellschaftsakten ein vollstandiges Verzeichniss jener Manner, die ger&de in dem Jabre ihrer Griindung an der Spitze des Vercines standen, nnd es ist rmr aus dem Jahre 1765 eine Spezifikation deren in dem mittleren Creyss sicli befindenden Herren Agrikulturs-Associis, als: Se. Exc. Graf v. Heister, Se. Exe. Graf v. Lodron, Herr 15 enih ar d, Alt zu Viktring; Maria Josef Freiherr' v. Reehbach, Dompropsf zu Gurk; Herr P. Halerstein in Seminario S. Ignaty, Herr P. Wulfen im Collegio S. J., Franz Xaver Freiherr v. Ottenfels, Herr Josef Leopold v. Eggarten, Herr Franz Xaver v. Sehluga zu Tanzenberg, Herr Amadeo v. Sicbl am Lorberkof, Herr Ignaz v. Fres- sacker, Herr Josef Koller v. Jo c h en s tein, Herr Paul v. Dreer, Herr Karl Gottlieb v. Ankerskofen, Freiherr v. Kullmer im Keueuhiller Hauss, vorhanden. Fiinf Jabre spater, namlich im Jahre 1769 , erscheinen namentlich angefuhrt: Franz Freiherr v. Wulfen, J. Maier, Pfarrer in Kupferzell. Johann Freiherr v. Thyss; Gubernialrath Schulz, damals Professor der politischen Wissenschaften in Klagenfurt; Freiherr v. Herbert; Canonicus Melcher, nachmals Propst zu Passau; Freiherr v. Abfaltern; v. Marchcr, nachmals Oberbauamts-Birektor; v. Niederburg, Protomedikus; v. Glau- nach; Freiherr v. Scliluga; v. Vitali, gewesener Btirgeimeister in Kla¬ genfurt und Freiherr v. Sehlangenburg. So gering war die Zakl derjenigen Manner und Freunde unseres Vaterlandes, die unsern Verein begriindeten und aus denen er anfiing- lich auch bestand. Den Charakter und die Anschauungen dieser wiirdigen Miinner be- weisen die vier ersten Punkte jener Bestimmungen, die sie als Norm fiir ihr krinftiges Wirken festsetzten: „1. Die Verbcsscrung des Landbaues und der Kiinste ist die Be- schaftigung dieser Gesellschaft. Jedem Mitgliede wird es also obliegen, sicb auf einen bestimmten Theil derselben rnit besonderem Fleisse zu verwenden. Die dariiber angestellten Beobachtungen und Versuche wer- den den Stoff der Schriften ausmachen, welehe alle Mitglieder in gewis- ser Ordnung, die bestimnit werden soli, der Gesellschaft zu liber- roichen bat. In dieser Absicht wird sich auch jedes Mitglied mit Ausgange des Jahres fiir das folgende anheisehig machen, diesen oder jenen Versuch zu unternehmen und den Bericht davon der Gesellschaft zu erstatten. I 7 2 . Die Gesellschaft wird sich’s vorziiglich angelegen sein lassen, den gegenwartigen Stand des Feldbaues und der Kunste nicht nur iiber- haupt im ganzen Lande, sondern auch in jedem Kreise, ja in jedem kleineren Bezirke, mit aller Genauigkeit in Erfahrung zu bringen, bis auf die Ursacben ihrer Aufnahme oder ihres Verfalles hineinzudringen und endlich auch die wirksamsten Mittel vorzuschlagen, wodurcb man diesem steuern, jenem zu Hilfe kommen konnte. 3. Jedes Mitglied aber insonderheit soli beflissen sein, nicht nur denen, die sich etwa bei ihm Raths erholen, hiulangliche und befriedi- gende Antvvorten zu ertheilen, sondern auch die von der Gesellschaft gut geheissenen Vorsehlage, wo es mbglich ist, zu bewerkstelligen, Freunden und Nachbarn anzuempfehlen, vor Allem aber die Vortheile derselben dem Bauer begreiflich zu machen. Nichts wurde dazu schicklicher sein, als wenn man einen oder den andern Bauer bereden konnte, selbst einen Versueb zu machen, mit der Versicherung ihn sehadlos zu halten, wenn er dabei verlieren solite, oder wenn dies nicht ginge, solite man zum Mindesten den Versuch einer neueren Kultur nicht anders, als unter den Augen eines Bauers machen, damit er nur seinen Augen, nicht aber unseren Worten glauben miisse, da wir ihn durch die Vcrgleicbung der Einnahinen mit den Ausgaben von den Vortheilen dieser Kultur uberfiikren konnten. 4. JQie Gesellschaft soli sich, onne auf den Unterschied der Stande zu sehen, solche Mitglieder wahlen, die griindliche, iiber die gemeinen Vorurtheile erbabene Begriffe vom Feldbaue liaben, die im Stande sind, durch ibre Beispiele das Landvolk zu belehren, oder durch ibre Ent- deckungen den ntitzlichen Kiinsten neue Vortheile zu verschaffen. In dieser Absicht wird die Gesellschaft forthiu Nienianden zu ihrem Mit- gliede aufnehmen, der sich nicht bereits an sie verdient gemaeht bat, entweder durch Abhandlung einer aufgestellten Preisfrage, oder sonst einer okonomischen Materie, oder auch durch Bewerkstelligung ihrer Vorsehlage. “ Endlich konnen wir nicht umhin, des 12. Punktes zu eroahnen, weil er durch seinen Inhalt das Bild des bescheidenen patriarchalisehen Sinnes vor Augen stellt, mit dem unsere Gesellschaft begonnen hat. Er lautet: „Bei den Versammlungen der Gesellschaft wird man keinen Rang beobachten. In dieser Gesellschaft werden alle versammelten Mitglieder um einen runden Tisch herum sitzen, wodurch sie zu gleicher Zeit auch dies erhalten, dass sie Alles, was vorgetragen wird, fiiglicher vernehmen konnen. Der Sekretar wie der Kauzlist werden, an eben dem Tisehe, nahe beim Direktor oder Kanzler sitzen. s Nach Constituirung des Vereines anter dem Titel einer k. k. Ge- sellschaft des Ackerbaues uud niitzlichen Kiinste, wurden demselben gleichzeitig zur Unternehmung niitzlicher Versucbe aus den Comercial-Verlagsgeldern jahrlich 200 bis 400 fl. mit dem Beisatze zu- gestanden, dass, wenn diese Summe zu wohlthiitigen Veranlassungen nicht zureichen solite, die Gesellschaft nur allezeit die gehdrige Anzeige bei dem allerhochsten Hofe za machen babe und es wiirde ibr nach Mass des Erfordernisses die nothige Aushilfe aus der Comercialkasse geleistet werden. Selbst jedes Mitglied solite nach Gestalt des geschaf- ten Nutzens allergnadigst belohnt werden. Zu diesem Ende solite die Gesellschaft you 6 zu 6 Monaten berichtliehe Anzeigen liber ihre Be- schaftigung und deren Erfolge erstatten. Drei Jahre spater, namlich mittelst hdchster Verordnung vom 21. Mai 1767, wurde dem Sekretar der Gesellschaft eine jahrliche Be- lobnung von 200 fl. bewilliget, in dem darauf folgenden Jahre 1768 wurde dem Vereinc gestattet, jahrlich eine Preisaufgabe aufzuwerfen und auf deren Beantwortung den Preis einer goldenen Denkmiinze im Werthe von 150 fl. auszusetzen, doch mit der Bestimmung, vorher drei Preis- aufgaben dem allerhochsten Hofe zur Auswahl und Genehmigung einzu- senden. In Folge einer Verordnung vom 18. Dezember 1769 wurde be- stimmt, dass die Gesellschaft von Niemanden andern ais von der ihr vorgesetzten Landesbehorde unmittelbar abzuhangen und an diese die sechsmonatlichen Protokolle liber ihre Beschaftigung einzuschicken habe. Auch sollten, eben dieser Verordnung gemass, ihre Preisschriften, Ab- handlungen, Vorschliige, Naehrichten u. dgl. alljahrlich in Druck gelegt werden und es wurden ihr gestattet, statt der bisher unbestimmten Summe jahrlich 300 fl. zu Versuchen anzuvraiden. In dieser Zeitperiode war es insbesondero Johann v. Thys, ein Fabrikant und rationeller Oekonom aus den Nioderlanden, cin Mann von seltenen Anlagen und Thatkraft, der nach Oesterreich mit einem bedeu- tenden Kapitale iibersiedelte und in diesem Staatc seine Kenntnisse und Erfahrungen nutzbar zu machen gedachte. Er vvar es, der aus Vorliebe fiir Karaten in Klagenfurt seinen blei- benden Aufenthalt nahm. Vom allerhochsten Hofe unterstUtzt, beschloss er durch Griindung einer Tuehfabrik, so wie durch Forderung des Acker¬ baues den Wohlstand des Landes zu heben. v. Thys war es, der die Kultur des tiirkisehen Weizens anregte und besonders den Anbau des Flachses und seiner weitern Verarbeitung durch verbesserte Spinnereien, wovon mehre am Ijande errichtet worden waren, zu fordern trachtete. I No eh wird zu Gansdorf im Unterrosenthale ein holzernes Wolni- haus mit einer aussergew8hnlich grossen Stube gezeigt, welches er in dieser Absicht erbauen liess. Thys regte auch die allgemeinere Verbreitung des Kartoffelbaues an, wozu er bedeutende Quantitaten Samens aus Biihmen bommen liess nnd denselben an die Bauern, meist eigenhiindig, vertheilte und sie zur Anpflanzung aufmunterte. So sparsam auch die im Archive vorhandenen Naehweisungen liber nne ihres Wirkens tichtung derselben. #5 werden Klagen N ;aldkultur gefiihrt zunachst Untersu- Anmerkung. Die in dem Archive der hierortigen k. k. Landes-BehSrde wahrend des Druckes aufgefundenen Akten der hierortigen Landes- Hauptmannschaft, welche filr die erste Zeit des Bestandes der Ackerbaugesellschaft interessante Thatsaehen enthalten, sind am Sehlusse des Werkes Seite 196 als Nachtrag angefttgt. i sind zur Einfiih- oder durch Pflan- t werden; ickmassigsten vor- i spatern Perioden nwesen der Zaun- Ebenen gewichen ch jetzt nur sehr e Abhandlung liber 'on Anton Karl v. tier grossern prak- tischen Bedeutung sich erhob. Ein Aufsatz liber den Maisbau enthalt den Kaclnveis, dass diese Kulturpflanze, ausser in einigen Gegenden Oberkarntens, nirgendwo im Lande vorkomme. Die Trockenlegung des Moores von der Papiermlihle an der Glan- furt gegen die Sattnitz, deren Akten noch jetzt, nach 100 Jahren, nicht geschlossen sind, beschaftigte sehon damals die Gesellschaft und eine allerhbchste Entscliliessung, Wien am 12. Marž 1768 , bewilligte die Ver- theilung und Verbesserung dieses Sumpfes; doch kam damals wenigstens die Vertlieilung dieser Hutweide durch dic Bemiihungen des Gesellschafts- mitgliedes und Biirgermeistcrs Vitali gllicklich zu Stande. Nach Conslituirung des Vereines unter dem Titel einer k. k. Ge¬ sellschaft des Ackerbaues und niitzlichen Kunste, wurden demselben gleichzeitig zur Unternehmung niitzlicher Versuche aus den Comercial-Verlagsgeldern jahrlich 200 bis 400 fl. mit dem Beisatze zu- gestanden, dass, weim diese Summe zu wohlthiitigen Veranlassungen nicht zureichen solite, die Gesellschaft nur allezeit die gehorige Anzeige bei dem allerhochsten Hofe zu machen babe und es wtirde ihr nach Mass des Erfordernisses die nothige Aushilfe aus der Comercialkasse geleistet werden. I ten Nutzens allerg: Gesellschaft von 6 schaftigung und de Drei Jahre 21. Mai 1767, we lohnung von 200 : wurde dem Vereine auf deren Beantwoi von 150 11. auszusc aufgaben dem aller senden. In Folge c stimmt, dass die 1 vorgesctzten Lande sechsmonatlichen F Aueh sollten, eber handlungen, Vorsc werden und es v Surome jahrlicb 30 In dieser Z( Fabrikant und ratio VVIW11V1U - seltenen Anlagen und Thatkraft, der nach Oesterreich mit einem bedeu- tenden Kapitale iibersiedelte und in diesem Staatc seine Kenntnisse und Erfahrungen nutzbar zu machen gedachte. Er vvar es, der aus Vorliebe fur Karaten in Klagenfurt seinen blei- benden Aufenthalt nahm. Vom allerhdehsten Hofe unterstlitzt, beschloss er durch Griindung einer Tuchfabrik, so wie durch Forderung des Acker¬ baues den Wohlstand des Landes zu heben. v. Thys war es, der die Kultur des tiirkischen Weizens anregte und besonders den Anbau des Flaehses und seiner weitern Verarbeitung durch verbesserte Spinnereien, wovon mehre am Lande errichtet worden waren, zu fdrdern trachtete. 9 Nocli wird zu Gansdorf im Unterrosenthale ein hblzernes Wobn- ihaus mit einer aussergevrohnlich grossen Stube gezeigt, welches er in dieser Absicht erbauen liess. Thys regte auch die allgemeinere Verbreitung des Kartoffelbaues an, wozu er bedeutende Quantitaten Samens aus Bdhmen kommen liess and denselben an die Ban era, meist eigenhandig, vertheilte und sie zur Anpflanzung aufmunterte. So sparsam auch die im Archive vorhandenen Nachweisungen iiber den Umfang der Thatigkeit der Gesellschaft im Begiime ihres Wirkens sind, so geben sie doch interessante Beiege ftir die Richtung derselben. Schon in der Sitzung vom 16. November 1763 werden Klagen iiber Holzverwiistungen, iiber Vernachlassigung der Waldkultur gefiilirt and Besorgnisse fiir die Zukunft ausgesproehen und zunaclist Untersu- chnngen eingeleitet iiber die Fragen: 1. Welche Gattungen von Baume oder Stauden sind zur Einfiih- rung lebendiger Zaune am tauglichsten; 2. auf welehe Art werden die Zaune aus Samen oder durch Pfian- zen gezogen; 3. wie miissen die Zaune angelegt oder gepflanzt werden; 4. wie ist die Anlegung solcher Zaune am zweckmassigsten vor- zunehmen. Obschon diese Fragen damals und wiederholt in spatern Perioden griindlich zur Erorterung kamen, so ist doch das Unwesen der Zaun- Leidenschaft erst in den letzten Dezennien aus den Ebenen gewichen und lebendige Zaune von einiger Ausdehnung sind auch jetzt nur sebr vereinzelt im Lande zu treffen. Aus dem Jahre 1767 liegt eineganze ausfiihrliche Abhandlung iiber die Gewinnung und den Nutzen des Abornznekers von Anton Karl v. Willburg vor, welcher Industriezweig jedoch nie zu einer grossern prak- tischen Bedeutung sich erbob. Ein Aufsatz iiber den Maisban entbiilt den Nachweis, dass diese Kulturpflanze, ausser in einigen Gegenden Oberkarntens, nirgendwo im Lande vorkomme. Die Trockenlegung des Moores von der Papiermtihle an der Glan- furt gegen die Sattnitz, deren Akten nocli jetzt, naeh 100 Jahren, nicht geschlossen sind, beschaftigte schon damals die Gesellschaft und cine allerhochste Entscbliessung, Wien am 12. Marž 1768 , bewilligte die Ver- theilung und Verbesserung dieses Sumpfes; doch kam damals wenigstens die Vertheilung dieser Hutweide durch die Bemiihungen des Gesellschafts- mitgliedes und Biirgermeisters Vit ali gliieklich zu Stande. % Im Jahre 1160 unterm 15. Juni erliess die Kaiserin Maria Theresia an die Landeshauptmannsehaft in Karaten den Befekl, sick mit der Ackerbaugesellschaft daselbst in’s Einverstandniss za setzen, mit ihr za erforschen und den Bericht za erstatten iiber folgende Punkte: 1. Ob, wo und in welcher Lage dcs ibr unterstehenden Landbezir- kes eine bessere Scbafzucht eingeleitet werden komite. 2. Wie selbe sieh zur Befbrderung derselben zu benekmen ge- denke, und 3. Wie viele fremde Widder im Lande mit Nutzen auszutheilen waren, massen solehe mit feiner WoIIe aus der Fremde zu bestellen, der Antrag gemacht werden wurde und kein Aufwand aus denen, der Landes- vertretung gewidmeten Mitteln mit mehrerem Nutzen aufgeopfert wcrden komite, als damals, vvenn er zu so wichtigen Unternehmungen gewid- met wird. Ja, im Eingange jenes Dokumenta heisst es: „Die Regierung finde sieh desswegen zu dem Resultate obiger Fragen veranlasst, weil, wie sie weiss, dass weder die Landeshauptmannsehaft noeli die bereits bestekende Ackerbaugesellschaft diesem Gegenstande die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt babe, der dock in einem Lande, wo Fabriken bliiken, wie in Karaten, und wo man die feinere Wolle stets vom Auslande beziehen miisse, dock von grosser Wichtigkeit sein musse.“ Doch diese kaiserliche Aufforderung scheint keinon nennenswerthen Erfolg gehabt zu haben, denn erst in den Jahren 1820 kis 1830 wurde mit der Zucht feimvolliger Merinosehafe begonnen und solehe Herden auf den Giitern des Grafen v. Goes zu Hungerbrunn, des Grafen v. Dietrickstein zu Finkenstein und HoIIenburg, des Grafen v. Thurn zn Bleiburg, des Baron Sterneek zu Liemberg und des Herrn Sbllner zu Wiesenau gebalten, dock entsprack der daraus erzielte Ertrag den ge- hegten Erwartungen nur einigen Besitzern und so verschwanden vom Jahre 1840 an bis keute naeh und nach sammtlicbe feine Sekafherden aus dem Lande. Der wenig lobnende Ertrag dieses Zweiges der Viehzucht wurde hervorgerufen durcb den grossern Aufvvaiid fiir Wartung und Pflege, das Fleiscb der Thiere war unbeliebt wegen scines mehr siisslicben Ge- sehmaekes und wohl auch dessbalb, weil iibervviegend dock nur altere nicht gemiistete Thiere verspeist wurdeu; in einigen Herden machten Drehkrankbeiten, Egelseuche, Fadenwurmer, Klauenseuche, Lammer- labme etc. ziemlich empfiudliebe Verluste, am meisten abcr diirfte auf die Auflassung feiuwoIliger Schafe der Umstand eingewirkt haben, dass die Preise des Rindviehes eine solehe Ilohe batten, dass Ilindviekzucht eutscbieden einen grosseren und sicherern Gewinn bracbte. 11 Aus dieser ersfen Zeit des Bestandcs der Gesellschaft datirt eine von derselben gekronte Preisscbrift: „Katechismus des Feldbaues“, vom Pfarrer Maier zu Kupferzell; eine Abhandlung iiber die damals gerade neu eingefiihrten Erdapfel, ferner iiber die Kultur der Maulbeerbaume zur Seidenzucht; iiber Griinfuttergewinnung, welcbe Abhandlungen auf Ilech- nuug des Vereines in Druck gelegt iind uneutgeltlich vertheilt wurden. Der Verein war in dieser Zeit aucb vielfaeh bcstrebt, dem Kleebaue eine grossere Verbreitung zu gewinnen und munterte zur Obstbaumzucht, zur Seiden- und Bienenzucbt auf, so ist der spatere Professor und Sehriftsteller iiber Bienenzucbt in Wien „Janscba“ aus dieser Gesellschaft bervorgegangen. Vom Jabre 1770 bis 1784 findet sich eine Lilcke in den Akten, so dass sich Umfang und Riehtung der Vereinsthatigkeit aus dieser Zeit nicbt anfiihren lasst, dass jedoch diese Thatigkeit nicht unterbrochen war, glauben wir aus dem Inhalte einer I. Oe. Gubernial- Verordnung vom 4. September 1784 zu entnebmen, worin von der Gesellschaft die Aeusserung abverlangt wird, ob sie nicbt eine Parthie Lein- od r Fiachs- samen aus Riga ivolle kommen lassen, da der gute Erfolg des ersten Versuches, der vor wenigen' Jahren auf Anhandgebung der f ti r die Verbesserung der Landeskultur mit so riihmlichem Eifer besorgten Ackerbaugesellschaft zu Klagenfurt mit dem so vorziiglichen Flachssamen aus Riga gemaeht worden, den allgemeinen Wunsch erregt, dass diese so nutzbare Kultur erweitert und ein hinlang- licher Verlag von solchem Samen bcigeschafft werden mochte, um die Probe vervielfaltigen und dadnrch die Eigenschaft des Landflachses ver- bessern zu konnen. In einer Sitzung des standisehen Auschusses, die am 3. Sept. 1784 abgebalten wurde, machte der damalige Gouverneur Franz Anton Graf v. Kbevenhiller die Bestimmung, dass die Gesellschaft des Ackerbaues und der Kiinste, so rllhmlich bekannt wegen ilircs Wirkens ; mit dem standisehen Ansschnsse dergestalt vereinigt werden solle, dass jederzeit der alteste Ausscbussrath bei den Versammlungen derselben den bestiin- digcu Vorsitz fuliren, die iibrigen Stellen aber nach den bisherigen bei der Gesellschaft feslgesetzten Massregeln vertheilt werden sollen. Von dem Tage jener Anordnung nannte sich unser Verein aucb k. k. und standische Gesellsichaft des Ajekerbaues und der Kunste. Bei dieser Sitzung wurde aucb Herr Graf v. Khevenhiller er- sucbt, das Protektorat der Gesellschaft zu libernehmen, was er auch annabm. Bei der nun so vereinigten Gesellschaft Mirte am 1. Oktober 1784 Ludwig Freiherr v. Rechbaeh den Vorsitz und als anwesende Mitglieder werden genannt: Se. Excellenz Graf v. Enzenberg, Appellations-Prasident; Josef Aich- walder, Propst in Gurnitz; Franz Josef v. Kocbler zu Jochenstein, Ver- ordneter; Johann N ep. von und zu Lizelhofen, General-Einnehmer; Sig¬ mund Freiherr v. Schoberg, Nik las Freiherr v. Mandorf, Franz Xaver Freiherr v. Ottenfels, Johann Polikarp Graf v. Christallnigg, Freiherr v. Ankershofen, v. Aineeth, Professor Kirchschlager: welcher in Karnten den ersten Blitzableiter auf das v. Kleinmayer’scke Haus setzte; Johann Emerich v. Kulmer, Dr. v. Baumgartner, Graf v. Grottenegg, Propst von Gurnitz; Abt von Viktring, Dr. v. Emperger, Dr. v. Vest, v. Strokien- dorf, v. Pfeilheim, Dillinger, Hohemvart. Bei dieser Gelegenheit vvurden aueh Paul v. Dreer zu Thurnhub fur das ktinftige Jalir 17S-» zum Direktor, Johann Nep. v. Lizelhofen mm Kanzler (und nach dessen baldigem Tode Professor Dr. Pichler); der standisehe Archivar Herr v. Schliisseltkal zum Sekretar und Karl Flo - rentin als Korrespondenzgehilfe vorgeschlagen und laut Dekret, ddo. Graz, 16. Marž 1785, von Seite des Guberniums genekmigt, dass dem Klagenfurter Kameralzahlamte unter Einem verordnet wurde, die jahrlich vermoge allerhochster Resolution der Gesellschaft bevvilligten 300 fl. nebst der ebenfalls passirten Aktuarsremuneration pr. 200 fl. vom 1. November 1784 angefangen in Quartalraten verabfolgen zu lassen, naclidem nach- gewiesen worden vvar, dass laut einem Ausweise der Kaineral-Hauptkasse in Karnten vom 8. Janner 1785 in den vorhergehenden Jahren von der Gesellschaft unmittelbar, theils zu Iianden des gewesenen Sekretars Peintner, als angesprockene Belolinung, theils fur Unterthanen, die ihre Zaune von Stein verfertigt hatten, theils fiir eingelieferte Maikiifer zu 12 kr. pr. Metzen, theils endlieh zu Handen des Freiherrn v. Herbert fiir Einhaltung der von ihm angelegten Maulbeerplantagen die Gesammtsumme von 2212 fl. 28 kr. ausgezahlt worden vvar. Zwei Gegenstande vvaren es vorzugsweise, welche die Tkatigkeit der Gesellschaft fiir die Dauer des Jahres 1785 in Anspruch nahmen: Die Einfiihrung der Sedlmayer’schen Spinnmethode, sogenannt von ihrer Erfinderin, und die Verbesserung des Dienstbotenvvesens. Die erstere bestand namlich darin, mittelst Anwendung zweier Spulen in derselben Zeit cin ungleich grosseres und zugleich schoneres Produkt zu erzielen. Ueberzeugt von den wesentlichen Vortheilen dieser neuen Methode beabsichtigte demnack die Gesellschaft die Einfiihrung derselben in Karnten, stellte den Antrag, zuerst in Klagenfurt eine Spinnschule errich- ten zu diirfen und bat zugleich, dass die fiir dieselbe bestimmte Spinn- 13 meisterin aus Graz, Namens Theresia Posatzin, gegen Entschadigung, auch aufs Land gehen diirfe, welche beiden Ansuchen der Gesellschaft auch bewilliget wurden, und auch die beiden Kreisamter Karntens durch das Gubernium den Auftrag erhielten, zur Verbreitung dieser Spinn- methode durch die Bezirksamter wirksam zu sein. Die Spinnschule selbst befand sich in einem Lokale des Landhauses und iibte durch einige Jahre ihre Wirksamkeit mit giinstigem Erfolge aus, obgleich es hie und da am Lande nicht an Wiederstanden fehlte, das Althergebrachte und Gewohnte gegen eine obgleich niitzliche Neuerung zu vertauschen. Wesentlicher und auch vviclitiger als der eben beriihrte, war bei Weitem der zweite Gegenstand, namlich die Reform des Dienstboten- wesens. Ueberzeugt von dem grossen und wohlthatigen Einflusse, den eine Verbesserung desselben dem Lande Karnten verschaffcn wiirde, richtete die Gesellschaft an 45 Personen, die theils Mitglieder, theils Beamte, Gutsbesitzer, Oekonomen und sonst kenntnissreiche Manner im Lande vvaren, freundschaftliche Ersuchschreiben, worin sie dieselben bat, ihre Meinungen der Gesellschaft schriftlich iiber die Frage: durch vvelche Mittel die Ver¬ besserung der Dienstboten herbei gefiihrt werden konne, einzusenden, damit die Generalversammlung dariiber berathen konne. Dieser Autfor- derung wurde bereitwilligst entsprochen, denn noch befinden sich im Ar- chive iiber 33 Berichte iiber die gestcllte Frage. Indess waren die hieriiber geausserten Ansichten, Meinungen und Vorschlage hochst verschieden und auch entgegen gesetzt, wesswegen man auch nicht zu irgend einem Endresultate gelangen konnte. Die in den Jahren IV87 und 1.188 herrschende Theuerung hatte ihre traurigen Wirkungen nicht nur iiber alle Theile des Landes verbrei- tet, sondern dieselben im erhohten Masse den Berg- und Gebirgsbewoh- nern auf eine gefahrdrohende Weise fuhlbar gemacht. Die Regierung, landesvaterlich besorgt um das Wohl ilirer Unter- thanen, stellte unterm 15. November 1787 die Fragen: a) wie der Landmann in Karnten zur mehreren Beurbarung der gebirgigen Gegenden angeeifert, und wie b) die nicht hinreichende Bevolkerung, die meist daher riihrt, weil die oft sehr weit im Gebirge entlegenen Grlinde, Weiden, Hubenanthcile und Alpen die Pflege aller Hausgenossen fordern, wahrend deren Abwe- senheit die sich selbst iiberlassenen Kinder kriippelhaft werden und die Menge presshafter und blodsinniger Menschen zur Folge haben, durch bessere Erziehung der Jugend von geistlicher und politischer Beli o rde befordert werden konnte. In Folge dessen ersucbte die Gesellschaft jene kenntnissreichen Manner des Landes, von denen sie ein richtiges Auffassen der Verhalt- 14 nisse, so wie ein klares Urtkeil envarten konnte, um die Mittheilung ihrer Ansicliteu und erstattet hieriiber unterm 14. Marž 1788 einen aus- fiibrlichen Bericlit an die Regierung. Der liihalt desselben gibt zugleich eine Schilderung der damaligen Landesverlialtnisse und so mag es nicbt uninteressant sein, einige der wesentlicbsten Punkte desselben hier anzufiihren: „Was von einzelnen Landwirthen wahr ist, kann und muss aucb von einem ganzen Lande gel ten. Unzureichendes Vermogen, oder, um es gerade zu sagen, Armuth zwingen den Landmann ofter, wenn das Leben gefristet und die Steuern bezablt werden sollen, zu Massregeln, die er in seiner innersten Ueber- zeugung verderblich bait, weil sie die Grundfesten seiner ganzen Wirth- schaft untergraben. Unterdessen, die Noth kennt kein Gesetz!“ „Und dass es wirklicb so seie, das beweiset uns der im Lande Karaten betrachtlich verminderte Viehstand, wic cs die Conscriptions- tabellen ausweisen.“ „Was nothwendig daraus hervorgeben miisse, ist klar und halt jeden Widersprucb hintan.“ „Der arme Landmann, gedrangtvon der Noth vvendigkeit: sein en Ver- pfliehtungen als Untertlian nachzukommen, macbt damit den ersten Schritt zu seinem kUnftigen Ruin, dass er sein scbwercs kostbares Vieli iu geringeres und wohlfeileres umsetzt, um von dem Ueberschusse seine Steuern bezablen zu konuen; die nachste Folge davon ist eine niedere Nutzung an Mileh, folglieb aucb an Butter und Sebmalz, aber auch ein scblechterer Diinger und daher aucb eine schlecbtere Bestellung der Fel~ der. Eine weitere Folge ist auch die geringere Beschaffenheit der Nach- zucbt, deren Verkaufsertrag abermals nicbt hinreicht, um die notliigsten Ausgaben zu decken. Dadurch siebt der arme Landmann sieb genotbigt, den zvveiten Schritt zu thun. Er vermindert die Zalil seines Viehstandes. Dadurch entstebt cin grosserer und fuhlbarerer Mangel an Diinger und eben daraus erfolgt eine weniger ergiebige Ernte an Getreide aller Art.“ „Dieser Mangel iiibrt natiirlicb und nothwendig zum dritten Schritte. Der Landmann entlasst einen Theii seiner Dienstlcute. Mit ihrer Entfer- riung wird eine schlecbtere Bearbeitung des Bodens erzcugt. Die Er- tragsfabigkeit desselben wird auf diese Art immer geringcr und so unter- liegt es keinem Zweifel, dass der arme von Notb gedrttckte Landmann mit jedem Jabre der Verodimg seiner Grundstticke und somit aucb seinem giinzlichcu Vcrdcrben immer naher rttckt. An Rliumung der Wie- sen, an taglicbe Leitung und Abanderung der Wasserfurcben kann gar nicbt mebr gedacht werden.“ „Die ungediingten vernaelilassigten Wiesen liefern nun mit jedem Jabre weniger und scblecbteres Heu, man verfallt auf den Gedanken einen 15 Theil davon aufzuaekcrn, man zieht aus diesem Neubruebe zwar eine gute Ernte, man bilft dadurcb allerdings einer dringeaden Notb ab, allein der Vichstanci vermindert sich eben desswegen immer mchr nnd mehr und alle Erzeugnisse mit ihm.“ „Der Einwurf, dass es dessungeachtet in Karaten woblbabende Bauern und Gultenbesitzer gibt, dient vielmehr zur Bekraftigung als Widerlegung des eben Gesagten. Jene, denen noeb ein Uebersehuss in Handen geblieben ist, konnen ibn allerdings, rings umgeben von Diirf- tigen, besser beniitzen, als wenn ringsum solche Nacbbarn waren, die keine Noth drlickt. Der Fali ist nicbt selten, ja nur allzu haufig, dass dcr Aermere, um zu leben, Zeit und Krafte auf dem Felde des Beicheren verscbwendet, die er mit doppeltem Nutzen auf seinem eigenen verwen- den konnte, wenn ihn niebt die Dilrftigkeit dazu nothigte." „Es ist aus diesen tkatsacblichen Bemerkungen leicht zu schliesseu, dass unter solclien Umstanden Wueher und Bedriickung die Stelle der Bewerbsamkeit einnehmen. Die Verminderung des Viehstandes erkobt dcn Preis desselben und der stets wacbsende Mangel an Getreide gibt zu jener miissigen fiilscblicb mit dem Namen Industrie belcgten Spekulation Ver- anlassung, die die Vermehrung der Einkunfte der Reicberen nur auf die traurige Lage des Aermeren grundet. Ilire Kunst bestebt liauptsacklicb darin Vieh, Getreide, ja selbst Futter in jenen Zeiten zu kaufen, wo der Diirftige, um seine Steuern bezablen zu konnen, genbtbiget ist, AHes um einen geringeren Preis hergeben zu miissen, so wie in dem wucberisclien Verkaufe jener Gegenstande in giinstigeren Zeiten.“ „So wird Handel und Wandel, der die belebende Seele des Acker- baues und der Agrikultur sein solite, ihr Tod. Von der wabren Betrieb- samkeit und Thatigkeit, dic nur die Vermebrung und Verbesserung der landvrirthschaftlichen Erzeugnisse zum Gegenstande hat, ist keine Rede, denn sie ist ja mit unausgesetzter Arbeit nothwendig verbunden; jene Spekulationen liingegen konnen unter Miissiggang und Selnvelgerei in der Schenke betrieben werden. Der Feldbau liingegen und die wahre Kultur bliihen endlich bel dem Woblhabenden, so wie sie bei dem Diirftigcn darnieder liegen.“ „Aus dieser Lage der Umstande eutsteben nun die aller Bewerbsam- keit, besonders aber der Agrikultur gefakrliehsten Feinde: Vorurtheile und Unzufriedenheit. Die Zeiten, heisst es, sind nicht wie ehemals. Mein Vater fecbsete an Roggon und Weizen niebt selten 7 bis 8 KSrner, icli drei bbcbstens vier. Mein Vater fecbsete jalirlick 20 bis 24 Komer Heide, icli bochstens aclit und wenn es hocli kommt 10. Ich baue mein Feld doch nait allem Fleisse, besae es gleicbformig, diinge es stark und dennock fallt mir keine Ernte gtinstig aus. Allein bei solchen Klagen bedenkt er 16 nicht, und es kann die Einsicht von irim auck nicht gefordert werden, dass sein Vater mit starkeren Ochsen den Grund tiefer and besser bebaut bat, dass eben diese bessere Bebauungsart durch giinzliche Abfaulung des Wasens das Unkraut vertilgt bat, das bei scblecbterer Bearbeitung einen Theil der Fechsung geraubt bat; er bedenkt nicbt, dass sein Vater das Feld mit tragbarem, gelautertem Samen besaet hat, indessen, dass unter seinem Samen viele taube, aaf scblecht bearbeitetem Boden erzeugte Korner liegen, in denen sogar der Keim des Unkrautes steckt, weil sein Same aus Mangel an Ilanden, die mit noch unvermeidlicheren Arbeiten beschaftiget sind, nicbt gehorig gereinigt werden konnte; er bedenkt nicht, dass sein Vater das Feld mit Diinger bestellt hat, welcher vom Viehe kam, das mit gutem, kraftigem Heu genahrt wurde, wahrend sein Diinger kaum den Namen desselben verdient, da sein Vieh bei unkraf- tigem, oft zur Fiitterang nicbt hinreicbendem Stroh scbmachtet; er bedenkt nicht, dass sein Vater Getreide nicht mir fiir sein Hausvvesen, sondern auch zur Viehmastung und selbst zum Verkaufe hatte, ihm aber oft das Un- entbehrlichste mangelt; er bedenkt nicht den erbeblichen, oft bis zur Ver- dopplung stcigenden Unterscbied, der zwischen dem Diinger des Mast- viehes und dem Diinger alles iibrigen Viebes besteht und endlicb er be¬ denkt nicht, dass sein Vater seine Felder alle vier, vielleicht auch alle drei Jahre frisch, mit ergiebigem Diinger bestellt hat, indessen er mit schlechtem magerem Diinger kaum alle sechs Jahre, vielleicht alle acht und zelm und mehrere Jahre herum kommt.“ „Ein so wenig bcfriedigender Erfolg fiihrt nun den armen Landmann natiirlich zu jenem Unmuthe, der alle Thiitigkeit erstickt und ihn endlich dahin treibt, sein Missgeschick im Trunke zu ersiiufen und alle Schein- griinde aufzusuchen, um sein Benelimen zu rechtfertigen." Ferner heisst es in jenem Berichte: „Eine iveitere Quelle der allent- halben im Lande gesunkenen Agrikultur liegt in dem Unterscliiede der Gesinnungen des Adels und der reicheren Giiltenbesitzer, zwischen einst und jetzt. Ehemals wurden die sogenannten herrschaftlichen Maiereien von ihren Eigenthiimern, und zwar, wie sich leicht erweisen lasst, mit nicht geringem Vortheile, von ihnen selbst betrieben. Nun ist der grosste Theil dorselben, wie es nicht minder leicht zu enveisen ist, zum erheb- lichen Nachtheil des Publikums, theils zerstiickt, theils in Handen solcher Pachter, die nur auf Aussaugung, nielit aber auf Verbesserung be- dacht sind.“ „So verderblich die Pachtung iiberhaupt betrachtet, ihrer Natur nach, fiir die Erlialtung und Verbesserung der Landwirthscliaft ist, eben so nachtheilig ist auch, wo es nicht besondere Umstiinde riithlich machen, die Zerstiickung der Maiereien. Eine griindliche unbefangene Beur- 17 theilung wiirde es nicht n ur in einzelnen, sondern durchgehends in allen dergleichen Fallen nnwidersprectdich darthnn, dass bei allen Tlieilen einer zerstiiekten Meierei nur ein geringerer Viehstand ernahrt wird, als damals, wo diese von iliren Eigenthiimern noch unzerstuckt, selbst bear- beitet und beniitzt vranjem “ ,,Man wird freilich dagegen einwenden: hatten die Eigentblimer bei der Selbstbearbeitung ibrer grossen Meiereien ibre Rechnung gefnnden, so vvftrden sie nicbt diese vvillkiihrlicbe, ihnen niemals gebotene Abande- rung getroffen haben. So anffaliend und so unbeantwortIieh dieser Ein- vrarf beim ersten Anblicke audi seheinen mag, eben so leidit ist der Ungrund derselben darzutbun." „Nicht die Erfahrnng cines Menscbenalters, sondern die ununter- brocben bestatigte Erfabrung von Jabrbunderten lebrt, dass in allen menscblichen Dingen das Vermeiden eines iiberhandgenommenen Uebels, bald spater, bald frtiher, meistens zum entgegengesetzten Uebel fiihrt. Wie konnte wchl sonst der immervvahrende Zirkel, in welchem jede Ver- fassung, jedes Gesetz, nur miter aiidern Schattirungen, fast regelmassig zurtickkehrt und wieder verscbwindet, erklart werden?“ „Der Adel, die grosseren verrnoglieberen Gttterbesitzer verbanden ebemals mit der Landwirthscbaftskunde, wenn aueh nicbt mekr robe, jedoch dem Zeitalter angemessene Sitten, Vorurtbeile, die dem Staate schiid- lich vvaren, einc Anhanglichkeit an Verhaltnisse, die nicbt besteben konnten, nnd einen Mange!, theils an nothigen, theils an gliinzenden Wissenschaften.“ „Um diesem Uebel abzuhelfen, war man, vielleiclit obne Vorhersehung der Folgen auf den Umsehwung der Sitten, auf die Abiinderung einer Deckungsart bedacbt, die im Grunde genom men, nur dem Ganzen, zum Naclitheile der Besten, dienen konnte. Die iippige Pracht, die die Men- scben vom Lande in die Stadte zog und stets der unabanderliche Getabrte der Verfeinerung ist, war ja in allen Zeiten bei abnlieber Absicht als das unfehlbar vvirkende Mittel gevvahlt. Der natiirliche Ilang nacb sich stets vviederbolenden Reizen nnd die Sucbt nach ungeprliftem Neueni, die gevvbhnlicbe Bevranderung leicbterworbener Scbulkenntnisse a. dgl. zogen den Adel und die reicberen Gutsbesitzer ganz von der Babn ibrer Eltern und Grosseltern ab. Was der Nationalgeist durch Ver¬ feinerung und Ablegung wirklicb schadlicher Vorurtbeile auf der einen Seite gewann, verlor er auf der andern durch Liebe zum griindiichen Naclideukcn, zu ernstlieher Arbeit, die erst nach einiger Zeit sicb lohnen konnte. Ausiibung nnd Erfahrnng horten nun auf die Grundlage des Vussens zu sein; man fing an zu lehren, was man nicht gelernt liatte, man bestimmte Verhaltnisse unter Dingen, deren Natur und Eigenschaf- 18 ten kennen zu lernen, man der Milke nicht werth hielt and die nur aaf Ausiibung sich griindende Landwirthschaftskunde, die erste notbvven- digste und edelste aller IVissenschaften, wurde fiir eine Beschaftigung angesehen, unwiirdig des Geistes tief gelehrter Miirmer. Selbst yoI 1 von Vorurtheilen eines iiberfeinerten Wissens, sucbte man die Ursache des mit immer grosseren Schritten sicb nahernden Verfalles des Ackerbaues in den Vorurtheilen der sogenannten Ungelehrten, die doch immer nur die unsehadlicheren waren.“ „War es nun ein Wunder, wenn man bei so gcarteten Ansichten durch die Selbstbeniitzung der Meiereien seine Rechnung nicht fand, deren Grundlage doeli jene Reichthiimer waren, die sieli die kundigeren Voreltern durch Amvendung der ererbten Grundsatze emorben hatten/' „Allerdings musste unter solchen Umstanden die Verpaehtung, sowie die Zerstiiekelung der Meiereien, wenn auch keine Vcrmehrung der Vor- theile, so doch eine Verminderung der Nachtheile fiir den gegenvvartigsn Augenblick herbeifiihren, aber es kam noch der Uebelstand hinzu, dass viele Vemalter und Pfleger ihre Herren in den herrschenden mangelhaf- ten Begriffen bestarkten, um dadurch deren Abvvesenheit zu befdrdern ja, um freie Hande zu baben, Erschwerungen und Einstreuungen kauften > wo die Natur selbst deren nieht hinreichend darbot. Und so wurde end- lich der Adel und die grosseren Giiterbesitzer von der Landvvirthschaft entfernt, deren starkstc Stiitze sie doch sein sollten. „Dic nothwendigen Folgcn davon waren, dass nicht selten Diejeni- gen, welche bei griindlicheren Kenntnissen die Agrikultur befordert haben wiirden, dieselbe durch Annahme falscher, oder durch iible Anwendung echter Grundsatze, vielmehr unterdruckten, so zvvar, dass ofter das grosste Talent mit dem besten Willcn und vereint mit dem unermiidetsten Fleisse durch irrige Begriffe getiiusclit, die Stiitze der schadlichsten Vorschliige wurde.“ Diess ist ungelahr der Geist des ungenannten Verfassers, der leider auch lieute in vielen Pnnkten bei eiuem ahnlichen Berichte vor- herrschen wiirde. In einem Berichte vom Jahre l?88 sagt Herr Sigmund v. Hohen- wart, damals Generalvikar, zugleich mit seiner Danksagung fiir die ehren- volle Aufnahme als Mitglied unter Anderem: „So weiss man z. B., dass der Konig von Spanien vor einigen Jahren der Akademie der Wissen- schaften die Frage vorlegen liess, ob es rathsam wiir.e, eine Art Weizen daselbst einzufiihren, der in den Gebirgen von Ckili entdcekt worden ist^ oder ob es nieht besser ware, den Anbau desselben zu verbieten, weil er den Werth der Landereien verringern wiirde. Die Akademie ertheilte die Antwort, dass die Vcrmehrung der Lebensmittel auch zur Vermeb- rang der Menschen beitragen wiirde, und Spanien durch Einfiihrung jenes Weizens die grosste N ati o n der Welt werden konnte. Die Anpflanzung desselben wurde hierauf crlaubt. Diese Art Weizen ist eine Staude, die bestandig dauert, nnd alle Jahre Saamen im Ueberfiussc triigt. Eine jede indianische Familie liat eine gewisse Anzahl derselben, die hinreichend ist, sie zu ernahren?“ Ebenso maclite der damalige Direktor Paul v. Dreer der Gesell- schaft in einer Note die Bemerkung, dass im Lande Karaten bereits ver- sebiedene Versuche mit dem Mahen des Getreides gemacht worden waren, nnd triigt daraut an, die Gesellschaft selbst moge unter der Leitung eines gewissen Herrn v. Lilienau, der der Sacbe kundig ist, auf ikre Kosten eine Probe dieses Verfahrens vollfiibren lassen, um zu seben, welebe Abanderungen der Einrichtung der Sensenkorbe, je nacb Ver- scbiedenheit der Getreidegattungen, nothwendig sein diirften. Im Laufe des Jahres 17,S D nabmen der Seidenbau und die Verici- nerung des Flacbses die Gesellscbafts-Thittigkeit in Ansprueh. Was nun d en ersteren betrifft, so wurde bereits im Vorhergehenden angedeutet, dass man auf die Verpflanzung von Maulbeerbiiumcn scbon vor einigen Jahren bedacbt gewesen ist, ohne dass ein besonderer Erfolg bemerkbar gewe- sen w;irc. Als aber unterm 9. Dezember 1786 die Allerhocbste Ent- scbliessung erging, die Seidenkultur in Karnten eingefuhrt zu vvissen, und desshalb das Kreisamt mit der Ackerbau-Gesellsebaft sich in’s Einver- nekmen zu setzen liatte, beniitzteri die beiden Seidenband-Fabrikinhaber nnd Handelsleute in Klagenfurt, Dominikus und Peter Moro, die Gele- genheit, und stellten unterm 22. Jiinner 1787 den Antrag: die Direktion der beabsichtigten Seidenkultur in Karnten zu Ubernehmen und verpflich- teten sicb: 1. Einen Platz zu wahien, wo eine Maulbeerbaumschule angelegt werden kbnne, wozu ihnen das Terrain bei dem Kloster Viktring am geeignetsten erschien. 2. Leute-aufzusuchen und zu bestellen, welche der Pfiege des Sei- denbaues kundig sindund 3. alle im Lande erzcugten Galleten gegen einen billigen Preis zu ttbernehmen, sowie auch die Fernelli und Fillatorien dem Allerhocbsten Aerar aus Eigenem zu errichten. Es scliciDt jedocb, dass die von ihnen daftir gestellten Bedingungcn der Regiernng nicht entsprechend waren, wessbalb wahrscheinlich dieser Gegenstand zu keiner Entsebeidung kam. Dessungeacktet ist anzunebmen, dass die Sacbe selbst nicht unbe- acbtet gelassen vrarde, denn man tindet im Jahre 1789 einen Gesell- scbaftsbesehluss der Sitznng vom 13. Juli, demgemass zur Betorderung 20 des bereits im Lande mehr verbreiteten Seidenbaues von dem damaligen Landschaftsgiirtner Namens Josef Kaiser Maulbeerbaume um einen be- stimmten Preis aus dem Landstehaftsgarten anzukaufen seien, um sie unter die Landleute in der Nahe der Stadt Klagenfurt unentgeltlieh zu vertheilen, wenn sie sieb zugleicb verbindlieh machen, dieselben gut zu pfiegen, wozu sie sich um so mehr bereitvvillig finden diirften, da das Dasein einer Seidenbandfabrik ihnen durch den Verkauf der Blatter viele Vortheile bietet, da sonst nicht anzunehmen ist, dass einzelne Landleute mit der Zucht der Seidenwiirmer selbst sich beschaftigen wlirden. Riicksichtlich des zweiten Gegenstandes machte eiu geivisser Franz Pirosini der Gesellschaft den Antrag: ihm gegen cine Remuneration das Gehcimniss einer ihm bekannten Methode, den Flachs und Hanf aus dem Rohprodukte durch eine besondere Bereitungsart auf einen hochst verfei- nerten Grad zu bringen. Die Gesellschaft ging auf seinen Antrag ein. Pirosini legte Proben seiner Verfeinerungsart vor und das Resultat der- selben, sowie des Gespinnstes, das in der damals bestandenen Spinn- seliule zu Klagenfurt erzeugt wurde, war so befriedigend, dass die Ge- sellscliaft keinen Anstand nahra, dem Erfinder nebst seiner Remuneration zugleicb ein selir giinstiges Zougniss zu geben. Leider findet sich in den Akten der Gesellschaft kein Aufschluss liber die Art und Weise, wie Pirosini die Verfeinerung des Rohproduktes vorgenommen bat. Laut Hofdekret vom 1. September 1785 hatte Se. Majestat zur bes- seren Verbreitung der Bienenzuclit in jedem Kreise Karntens zwei Pra- mien durch vicr nacheinander folgende Jahre allcrgnadigst bewilligt. Mit dem Jahre 179© war die Zeit verflossen. Das Gubernium wiinschte nun in Folge erhaltcnen Auftrages unterm 13. Mai 1791 zu wissen: 1. Ob der Zweck, namlich die Verbreitung der Bienenzuclit, bisber schon erreicht wurde. 2. Ob diese Aufmunterung durch Pramien noch auf weitere Jahre nothig seie. 3. Ob Jene, die sieh bis nun mit der Bienenpflege abgegeben haben, sich nicht auch ohne Belohnung hiezu vervrendet liatten. 4. Ob der dem Bienenpfleger abfallende Nutzen nicht schon hin- langliehe Aufmunterung seie. 5. Besonders aher zu erheben, wic der Stand der Bienenzuclit im Jahre 1785 gevvesen und von Jahr zu Jahr zugenommen babe. Iu dem hiertiber erstatteteu Bericbte liussert sieh die Gesellschaft 3792 , dass ihr nicht bekannt geworden sei, wer die Pramien erhalten babe, dass der gliickliche Erfolg der Bienenzucbt eine weit grossere Anregung hiezu gebe, als Pramien, dass solche besser verwendet wiir- den, um durch unentgeltliche praktiscle Belehrung cine zweckmassigere Pflege der Bienen zn erzielen. Ueber den Stand der Bicnenstdclie im Lande koimen keine verlasslichen Daten gegeben werden, indess sei deren merkliche Zunahme ausser Zweifel; ein Haupthinderniss der grosse- ren Verbreitung sei das Vorurtheil , dass die Bienen dem Ertrag der Heide naehtheilig seien. Als jedoch im Jahre 1795 das Kreisamt der Landesstelle einen Vorschlag erstattete, den Weidebesuch der Bienen zn regeln, und hiebei den Grundsatz festhielt, dass der Weidebesucli der fremden Bienen der Heide nicht scbadlich sei, gab Graf Enzenberg, k. k. Appellations-Prasi- dent, ein ebenso geistreicher als eifriger Forderer alles Niitzlichen, sein mehr juridisch als naturhistorisch richtiges Votum dahin ab: Die Ueberfuhrung vou Bienen anf Fremden eigenthiimliche Weide- platze ist: 1. Der Landvvirthschaft scbadlich; 2. unvereinbarlich mit dem dermaligen Begriffe des Eigenthnms- rechtes und 3. unausfiihrhar in Ansehnng einer natiirlichen Billigkcit. Ad 1, Das Ueberfiihren der Bienen ist dort gewiss nicht iiblich, wo die meiste Bienenzueht getrieben wird. Durch das Ueberfiihren gewinnt nur der fremde Besitzer, die Landwirthschaft nichts. Die besten Scbriftsteller empfehlen wobI solebe Bienenstande, wo die Bliitbcn reieb sind, Ueberfluss an Honig- nnd Wachsstoff haben, allein daraus lasst sich nocb nicht auf eine Ueberfuhrung schliessen. Das Ueber- fiihren der Bienen seie der Landvvirfhsehaft scbadlich, denn es rauben die Bienen der Heidepflanze, durch das Entziehen des Honigs, die zur Befruchtung nbthige Feuchtigkeit, welche Befruchtung, wie bekannt, gerade in der Bliithezeit vor sich geht und die allzusehr gehaufte Menge der Bienen zur Zeit des Ueberfiihrens an einzelnen bestimmten Orten raubt der Pflanze nicht blos den Ueberschuss an Honig und Wachs, sondern nimmt auch das zur Befruchtung Nothvvendig-e und schadet daher der Entwicklung des Heidekorns. Man sage nicht, dass man auch eine verhaltnissmassig grosse Menge des Buclnveizens anbaue und damit das Gleicbgewicht wieder herstelle. Wer bat das Ebenmass zwischen Bienen und Pflanzen zu bestimmen gewagt? Oder sind die Bienen die Einzigen, die davon leben. Wenn das k. k. Kreisamt auf die Einfuhrung von 4000 Stocken im Burgfriede von Klagenfurt anriith, so macht diess, bei 30.000 Bienen in einem Stoeke, eine Anzahl von 120,000.000 22 Bienen auf Heidefelder in diesem Burgfried. Was nun mit den eigenen Bienen und andern Insekten? Niemand hat nock liber den Mangel einer guten Heidefechsung geklagt, weil keine Bienen da sind, wohl aber sind Streitigkeiten, ja selbst Klagen und Thatlich- keiten, wegen des Ueberftihrens entstanden. Die Ueberfiihrung der Bienenstocke ist auch der Bienenzucht selbst scbiidlich. Das lobi. k. k. Kreisamt hat fiir bestimmte Bezirke eine gewisse Anzabl Stocke einzufiibren erlaubt. Ist es ein Minimum, so leidct die Vermebrung der Fremden, ist es ein Maximum, so leidet die Vermebrung der Einheimisehen, weil beide den niitzlichen Vorratb sehon aufgezebrt haben. Wollte man aber sagen, diese Zahl konne und miisse alle Jahre abgeandert werden, so sagt man erst wieder nichts damit, weil mit der progressiven Zunahme der Bienenzucht alle Ueber- fiihrung nach und nach aufhoren miisste und eben dieses den Satz bestreite, dass zur Aufnahme derselben die Ueberfiihrung notbwendig sei. Ad 2. Die Ueberfiihrung ist nicht vereinbarlich mit dem Eigentbumsrechte. Ueberall sieht der Mensch in den einzelnen Theilen scines Eigen- thumsrechtes sieb gescbtitzt: in der Fischerei, Jagd, auf seinen Stoppelfeldcrn, in seinem Hause etc., wo der Nutzen doch nicht ein allgemeiner ist, und nur in seinem Heideacker nicht. Dort soli er fremde Bienen dulden miissen. Keine Bitte, keine Vorstellung schiitzt dagegen. Darf Jemand, der eine Wollenmanufaktur besitzt, seine Schafe auf fremden Griinden weiden lassen ? Der Seidenztichter fremde Maulbeerbaume entlaubcn, wegen des allgemeinen Besten? Ad 3. Die Ueberfiihrung der Bienenstocke ist mit einer gevvissen natiir- lichen Billigkeit nicht vereinbarlich. Natiirliche Billigkeit ist es, dass dem Einen unvervvehrt seie, was dem Andern erlaubt ist, wenn nicht bcsondere und dringende Ursachen dagegen streiten. Was nennt man nun fremde Bienen und welche Grenzlinie kann gezogen werden, ohne die Billigkeit zu verletzen? Wird es den Villachern erlaubt, warum versagt man es den Paternionern ? In weleker Ent- fernung sollen die Bienenklitten von einander stehen? Mit vvclchem Gleichheitsrechte vveist man dem A. die Iliitte X., dem B. die Iliitte Y. an? Siud am Ende nicht Beide unzufrieden? Wer zieht den Vortheil aus den Bienenhiitten? Jene nicht, die das • offenbarste Ilecht dazu hatten, d. h. Diejenigen, welche die meisten mit Heidekorn besaten Felder ihrcm Fleisse darbieten, folglieh den grbsstcn Nachthcil wahrscheinlich lciden? Lagerzins! Wie liisst sich dicser bei der Verschicdcnheit des Ackers, bei der Entfernung der Iliitte, bei dem \veiten Fluge der Bienen, ohne Berucksichti- gung des Nahen bestimmen? Jede dureh die BehSrde angetragene Entschadigung der Eigenthiimer der Aecker dureh den Lagerzins setzt ja eine Benachtheiligung voraus. WoIlte man mir das Ueberfiih- ren eigener selbst gezogener Bienenstbcke erlauben, wiirde dadurch nicht die Bienenzucbt selbst in ihrem Fortschritte gehemmt? Was tkut der Anfanger mit wenigen Stbcken, okne einen Wagen? Er darf sie dem starkeren Bienenvater nicht kauflich iiberlassen, sich mit ihm nicht abfinden. Er verliert die Freude, das Interesse u. s. vv. In Folge dieses Separat-Votums wurde dureh Stimmenmehrheit ent- schieden, auf den ganzlichen Verbot der Bieneniiberfiikrung anzutragen, zugleich aber auch fiir den Fali, dass die Landesstelle dieselbe noch ferners erlauben solite, zu bitten, dass dieses nicht ohne Einschrankung stattfinde. InErwartung besonders giinstiger Erfolge ersuchte im Jahre die Gesellschaft liber Antrag des Kanzlers, Dr. Franz v. Emperger, die bobe Landesstelle ihm einen Pass auszustellen, um 12 Metzen einer Gat- tung tiirkischen "VVeizcns, Cinquantin genannt, aus dem Venetianischen cinfiihren zu diirfen, um in verschiedenen Gegenden Karntens Versuche zu machen, oh und in welchen Orten dcrselbe gut fortkomme, wcil dieser Cinquantin von der Eigenschaft sei, dass er in 50 Tagen zu seiner Zei- tigung kommt und eben desswegen, als die zweite Frucht gefechset wer- den konnte. Diese Versuche entspraclien damals und auch in neuerer Zeit den gehegten Ervvartungen nicht, da die Kilhle und Feuchtigkeit selbst un- seres Hoehsommers cine solehe Friihreife dieser Frucht, wie in Italien, nicht zu Stande bringt, ja Cinquantin und gevvohnlicher Mais zu gleicher Zeit, im Mai gepflanzt, fast gleichzeitig zur Keife kommen, ersterer jedoch ein vici geringeres Ertragniss von Stroh und Kdrnern liefert. Eben so entnehmen wir einem Berichte des Generalvikars v. Hohen- wart, die Bemiihungen dem Anbau der Futterkrauter und der Erdapfel grossercn Eingang zu verschaffen; auch wird der grossen Nachtheile er- wahnt, den ein Landvvirth erfahrt, wenn er mehr Vieh halt, als er gut zu ernahren im Stande ist. Interessant ist der Schluss dieses Berichts, vvorin v. Ilohcnvrart sagt: „So sah ich bei meiner Reise in Krain ein Mittel wider den dem Getreide so verderblichen Reif mit vielem Vortheile anwenden, woriiber hier zu Lande wenigstens Versuche ang-estellt werden konnten. Ich bemerkte namlich dort, dass zwei Manner eine Schnur nach der Lange des Getreideackers zogen und mit dieser vor Sonnenaufgang den auf den Halmen klebenden Thau abschuttelten.“ 24 In diesem Jahre oder 1795 seheint eine Veranderung in der Ge- sellschafts-Direktion eingetreten zu sein, denn eine in den Akten befind- liche Consignation von diesem Jahre fiikrt folgende Mitglieder der stan- disch vereinigten Aekerbau-Gesellschaft an. Protcktor: Vakat. Direktor: Herr Sigmund v. IIohenwart. Kanzler: Herr Dr. Franz E. v. Emperger. Mitglieder: Die sammtlichen standischen Herrcn Ausschussrathe. Se. Eminenz Herr Franz Josef Graf v. Auersperg, Kardinal nnd Fttrst- bischof zu Passau. Se. Exeellenz Herr Franz Graf v. Khevenhuller, Landmarschall in Wien. Herr Franz Arnold, Weltpriester. „ Clavier de Plaisir. „ Delyeaux de Prešern. „ Franz Xav. Freiherr v. Wulfen, Weltpriester. Se. Excellcnz Herr Johann Polikarp Graf v. Ckristalnigg. Herr Anton v. Glaunacli zu Katzenstein. „ Leopold Schulz, der k. k. Kameral- und PoIizci-Wissensckaften offentlieher Lehrer zu Briinn. „ Johann Friedrich Meier, Pfarrer zu Kupferzcll im Flirstenthumo Hohenlohe. „ Endtner v. Endtnersfeld. „ Johann Michael Freiherr v. Herberth. „ Filipp Melchior, Kanonikus zu St. Andrii, und Propst ausser Passau. „ Leopold Freiherr v. Abfaltern; Wel!priestcr in Krain. Se. Excellenz Herr Johann Jakob Graf v. Gaisruk, Landcshauptmann in Laibach. Herr Franz Anton Marcher, Oberbergamts-Direktor. „ Martin v. Strollendorf. „ Sigmund v. Niederburg, Protomedikus. „ Franz Borgeis Vitali. n Johann Ncp. Freiherr v. Schlangcnburg, k. k. Kreishauptrnann in Villach. „ Josef Graf v. Wurmbrand. Herr Dr. Pichler. „ Paul v. Dreer. „ Michael v. Aineth. „ Stefan Bernhard, Pfarrer im Holze. v Johann Georg Dorrer, Kanonikns in Maria Saal. „ Josef Kazmann, Dechant und Pfarrer zu St. Stefan im Gailthale. „ Leopold v. Thurnau, Oberpfleger in Mooshurg. v Anton Theodor Graf v. Colloredo. „ Franz Sales Freiherr v. Schluga. Se. Excellenz Berr Graf von Enzenherg, k. k. i, ost. Appellations- Prasident. Herr Felix Dillinger, k. k. Berggcrichts-Assessor. „ Josef Freiherr v. Teifenbach. „ Anton Popp, Pfleger zu Waltenstein. n Heinrich Lenz, k. k. Lehrer der Logik und Direktor der Normai- sehulen. n Franz Xav. Jessernigg, btirgS. Kesselbierbrauer. „ Franz Xav. Freiherr v. Ottenfels. „ Karl Graf v. Grotteneg. „ Johann Anton v. Fradenek. „ Karl Graf v. Goes. „ Balthasar von und zu Lizelhofen. „ v. Haihe, Polizeidirektor in Graz. „ Professor Wollstein in Wien. „ Samuel Sachs, Pastor. „ Gabriel VVucherer, Pastor. „ Drage, Anwalt der Graf Egger’schen Herrschaft St. Georgea am Langsee. „ Lirdl, Pfarrer zu Timeniz. „ Franz Xav. Oswalder, k. k. Hofrath. „ Pollen, Rentmeister zu Strassburg. „ Meinrad v. Milesi. „ Andreas Krassnig, Pfleger za Ehrneg. „ Johann Georg v. Wayersperg, Pfleger zu Sonneg. „ Michael Harter, Salzadministrator zu Klagenfurt. „ Pariš v. Giuliani, Wcltprie£ter, Lehrer der Philosophie und Ma- thematik. „ Johann Georg Staudacher, Graf Stampferischer Oberverweser. „ Josef v. Montizironi, Lieutenant. „ Schottelhofer in Krapfeld. » Josef Wandelnig vulgo Jossl zu Rabenstcin. 26 Herr Scbriefl vod St. Kosmas. „ Spitaljabel. „ Mathias Lakonig. „ Schnediz, Gurgerischer Hauspfleger. „ Leopold Pausinger, Polizeidirektor allhier. „ Ignaz v. Rosenfeld, Polizei-Kommissar allhier. „ Stelzhammer, Professor phisieis. „ Josef v. Kulmer. „ Ilolemschnig, Apotheker allda. „ Peter Lassacher v. \Vayersperg zn Gamseneg. „ Ignaz Rauscher, Graf Thurrfscber Inšpektor. „ Friedrich Glanschnig, Holzmagazinenr. „ Knabl, Eigentliilmer des Puzenhofes. „ Holzfeind, Bestandmann zu Emerstorf. Durcb cine Zuscbrift des standiscben Ausscbusses 1795 wurde die Gesellschaft aufgefordert, ihr Gutacbten abzugeben, durcb welche Mittel nnd auf was fiir Weise eine ergiebige Preisverminderung des Salzes, oder die Erleichterung in Herbeiscbalfung dcsselben im ganzen Lande, audi in Rucksicht der eigenen Zufubr konne vorgeseblagen werden, da Se. Majestat sich geneigt zeigen, dem Lande Karaten moglickste Abbilfe wegcn der boben Preise angedeihen zu lassen. Von dieser lang vergangencn Zeit bis heute, durcb 70 Jabre, blieb die Bestrebung der Gesellschaft, dem Landwirthe ein vvohlfeileres Salz zn verschaffen, eine fast unausgesetzte; aber die Erfolge seheiterten vorziig- lieh in dem Ertrage dieses Staatsmonopols, das die Regierung, unge- schmalert nur durcb die hoben Preise des Salzes zu erhalten und in andcrer Weise nicbt Ersatz finden zu konnen glaubt; und so bleibt bis hentc diese Armensteuer aufrecht, denn der Arme und des Armen Vieh kann nicbt. ungesalzene Speisen gut verdauea und der Reicbste und des Reichsten Vieb vertragt versalzene Speisen nicbt, die Armen sind aber in dieser Frage in einer sebr grossen Majoritat, somit die weit iiber- ■vvicgenden Steuertrager. Erst in den letzten 20 Jahren wird sogenanntes Viebsalz, d. h. auf verscbiedene Weise fiir den Genuss des Menscken unbrauchbares Salz, zu herabgesetztem Preise experimentirt. Die im Jahre 1792 ausgebrocbene franzosische Revolution und der mit Frankreich begonncne Krieg mussten notbvvendig liibmend auf die fricdliche Tbatigkeit einer Landvvirthschaft-Gesellschaft wirken. Bei Beginn des Krieges in Italien befanden sich zu Klagenfurt und Villach die Depot’s fiir die italieniscbe Armee und durcb Karaten zogen nach einander die Verstarkungen aus Oesterrcich, Bbhmen und Ungarn; bier vvurden die Einkaufe ari Schlachtvieh und Lebensmitteln gemacbt. 27 Diese Durchmarsehe, Lieferungen nnd Vorspann erschopften die Kraft des kleinen Laudes auf das Aeusserste. Im Jahre i’79'7 war Karaten vom Feinde besetzt und wie es mit den 1 andwirthscliaftlichen Zustanden nach dem Abzug derselben in Folge des Friedens vod Čampo Formio ausge- sehen hat, konnen wir aus dem unterm 28. April 1797 von der Central- Kegiernng des Landes au seine Bevvohner ergangenen Aufrufe sattsam ersehen: „Beinahe ganz Oberkamten ist aufgezehrt, ganze Gegenden und Thaler sind' von Allem und Jedem entblosst, Menschen ziehen den Pflug, geborgter Saame befrucktet sparsam dic unvorbereitete Erde, der Greis, gebiickt am Štabe, harrt der nahen AuHdsung mit Verlangen entgegen und der Sšiugling ziekt vergebens an der trockenen Brust der abge- harmten Mutter, Junglinge und Madchen leben vom kargen Almosen Jener, die kurz vorher im Ueberflusse schwelgten, Pontafel, Tarvis, Malborget uagen am Hungertuche und selbst Villaeh fiihlt sehon machtig den bittern Mangel.“ So ist es erklarlich, dass itber die Thatigkeit des Vereines bis znm Jahre 1808 die Akten sehweigen. Erst in diesem Jalire traten die Mitglieder zu einer Versammlung zusammen, um sicb neu zu konstituiren und eine regelmassige Thatigkeit wieder zu beginnen. Der bisherige Direktor, der Fiirstb. gurltische Generalvikar Sigmund v. Hohemvart hatte, durch andere Berufspflichten gebunden, diese Stelle niedergelegt und der Gesellschafts-Kanzler Dr. Franz v. Emberger war gestorben. Die Gesellschaft ernannte sohin den geistreichen und liebenswiirdigen Herrn Ferdinand Grafen von Egger zum Direktor und den k. k. Kreis- kommissar Adalbert v. Ehrenberg zum Kanzler und entivarf učne Statuten. Noch im selben Jahre 88 batte der damalige Landesbauptmann Peter Graf v. Goes einen Hofbericbt erstattet und in selbem den gesunkenen Stand der landwirtbschaftlichen Zustande tiberhaupt und besonders der Vieh- zucht dargelegt und die Mittel angegeben, vvie die Landeskultur gchoben werden konne. Die hierilber einvernommene Gesellschaft hat nun mit Beziebung auf einen ahnlichen, bereits im Jahre 1804 abgegebenen Bericbt folgende Mittel zur Hebung der Landeskultur in Vorschlag gebracbt: 1. Heimziehung der Meiereienauf den Staatsherrschaften in eigene Iiegic. 2. Aufstcllung und sorgfiiltige Pflege eines nach dein Bediirfnisse der Lokalitat gewahlten trefflicben Viebscblages auf selben. 3. Priimien auf die besten Zucbtstiere, Kuhe und Mastochsen. 4. Strenge Beobachtung auf die in Rucksicht der Viebseuchcn bestehenden vortrelbiclien Gesetze. 5. Verhaltnissmiissige Fleischsatzung zum Preise des Futters. 29 G. Ausfiihrung der bestehenden Gesetze zur Vertheilung der Ge- meinweiden, vorziiglich der Frohnwiesen. 7. Zehentbefreiung der Aecker, welehe als Wiesen oder mit Klee bestellt beniitzt werden. 8. Freier Viehaustrieb. 9. Freier Handel mit Lebensmitteln iiberhanpt. — In RUeksieht auf den Flor der Landwirthschaft ist ca gewiss, dass nichts ibn so sehr befordert, als die Sicherheit des Absatzes der Produkte und dass nur der Flor der Landvvirthschaft die einzige sicbere Grundlage einer bleibenden Wohlfeilheit sei. 10. Verbesserung der Haupt- und Kommunikationsstrassen zur Er- leichterung der Zufuhr und des Absatzes der Lebensmittel 11. Mauthbefreiung fur Fuhr- und Lebensmittel. 12. Zeitliche Befreiung jedes Maier vom Militardienste. Unter diesem verstehen wir den Oberknecht jeder Meierei, deren Besitzer niebt zum Bauernstande gehort. Ein solcher Mensch ist gewiss eben so scliwer zu bilden, und fur den Staat ebenso wiehtig, als irgend ein Fabriksar- beiter. 13. Allgemeine Freiheit, einzelne Grundstiicke und ganze Wirth- scbaften mit Riclitigstellung der darauf haftenden Steuern und Gaben zusammen zu kaufen und auseinander zu tlieilcn. Nur durcb diese Frei¬ heit konnen die Msiereien und Bauernwirthsehaften, die der Zufall oder die Willkiihr eines barbarischen Zeitalters so zusammen stellte, wie sie jetzt sind, zweckmiissig arrondirt und das riehtige Verhaltniss zvrischen Aeckern, Wie.se, Wald und Weide hergestellt werden. 14. Anwendung aller moglichen Mittel, um die Giiterbesitzer zu vermogen, im Lande zu lcben. Nebst dem Vortbeile, der hiedurch dem Lande und den Unterthanen in anderer Rticksicht zuginge, wiirden diese Herren durch den Sommeraufenthalt auf ihren Gutern Neiguug zur Landwirthschaft bekommen und diese miisste in den Handen eines Standes, der Wissen, Bildung und Vermogen verbindet, bald eben so liock sieh erheben, als sie leider durch langere Zeit in ganz entgegengesetzten Handen herabgekommcn ist. 15. Allgemeine Zehentrelution fiirimmer. Ob es gleich ausser dem Wirkungskreise dieser Ackerbaugesellschaft liegt, sei ihr doch wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes erlaubt einige Worte ilber die Ausfiihrung dieses Vorschlages zu sagen. Bei einer Ablosung im Gelde, da die Naturalien im Preise so sehr steigen und fallen, wiire ein oder der andere Theil gefiihrdet. Man stipnlire also die Ablosung in Naturalien. Da es moglieh ist, dass einige Meiereien der Zehentherrn so eingerichtet sind, dass sie des Zehentstrohes nicht entbehren kbnnen, werde das Ablosungsquantum auch in Stroh stipulirt. Man bereclitige die Fideikommisbesitzer mit Einwilligung des k. k. Landrechts, die Frucbtgeniesser geistlicher Pfrtinden, mit Einwilligung des Ordinariates, dergleichen fiir immer geltende Zehentkontrakte zu sehliessen. Man gebe den Zehentherrn einen Termin von drei Jahren, um sich mit ihren Zehentpfiicbtigen giitlicb einzuverstehen. Nacli Verlanf dieses Termins spreche eine von Sachverstandigen zusammengesetzte, ambulirende L f. Commission den Ablosungsbetrag von Amtswegen aus, Die Sache kanu nicht wohl grossen Schvrierigkeiten ausgesetzt sein, da, um nicht viel zu sagen, die Halfte aller Zehentpflicht in Karaten bereits reluirt ist. Der Zehentherr gewinnt, indem er sicher berechenbare Einkunfte erlialt; der Zehentpflichtige gevvinnt alles, was seine Industrie in Zukunft dem Boden mehr abgewinnt, als bisher, und diese wird dadurch machtig bclebt. Leider gibt es nur zu viele Verbesserungen, die durch mehrere Jahre fiir 9 ti. Aufwand kaum mehr als 10 tl. Ertragniss geben. Alle diese miissen unterbleiben, so lange ein Naturalzehent besteht. Endlich ist es zu bckannt, dass die Menschen mehr durch Lcidcn- scbaften und Meinungen, als durch einen berechnenden Verstand sich leiten lassen. Es wird alsogewiss den Landmann sehr zu Verbesserungen aufmuntern, vvenn er sich sagen kanu, Alles, was du nun erzielt hast, ist ganz Dein. 16. Wenn diese allgemeine Zehentablosung nicht zu Stande kame, oder wenigstcns bis sie zu Stande kommt, solite tttrk. Weizen auf 5, und die Erdapfel auf 10 Jahre frei zu geben seiu. Nicht nur die vorziig- liclie Ertraglichkeit dieser beiden Feldfriichte, die beste Beniitzung der Brache mit selben, die treffliche Vorbereitung des Bodens zu kiinftigen Ernten durch sie, sondern der sichere Sclmtz vor Hungersnoth, den sie gevrahren, ist es, vvarum wir auf dieses ausserordentliche Aneiferungs- mittel zur mehreren Verbreitung ihrer Kultur antragen. 17. Endlich glaubt die Ackerbaugesellschaft, das vorziigliehste Mittel, die Landrvirthschaft in Karaten in bestmoglichsten Flor zu bnngen, sei die Erricktung einer offentlichen Lehrkauzel. Die Lehrc der Landwirthschaft ist cine Wissenschaft, und zwar cine vveiter um- fassende, als manche andere, die auf jedem Lyceo eine eigenc Kanzel hat. Chemie, Phisiologie, Botanik, Mechanik, Rechen- und Messkunst, sind nur Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften derselben; ^ie Vicharznei- kunde, auf welche der allerhochste Hof so betrachtliehe Auslagen gemaeht und noch macht, ist nur ein kleiner Zweig davon. 31 Dem Giiterbesitzer, seinen Beamten, dem Pfarrer ist diese Wissen- schaft unentbehrlich; dem Cameralisten, dem politischen Staatsdiener, selbst mancber Branche des Militars, sehr niitzlicb, den ubrigen Menschen- klassen wenigsteii3 niclit uberfliissiger als Naturgeschichte, Aesthetik Filologie u. dgl. So lange die Landvvirthschaft nicbt vvissenscbaftlich betrieben wird, so lange die Praxis den Bauern ihre einzige Lehrerin ist, kann sie kaum in einem Jahrhundert einen Sehritt vomarts machen. Anch diese Acker- baugesellscliaft wiirde ihrer Bestimmung viel wirksamer entsprechen, wenn sie, indessen ihre dermaligen Mitglieder, mit ihrem sonstigen Berufe beschaftigt, sich nur seltene Nebenstudien fur den Zweck der Gesell- sebaft abnothigen konnen, nur einen Mann in ihrer Mitte hatte, der sich diesem Gegenstande ganz widmen kdunte. Die weiteren Pnnkte dieses Berichtes unserer Ackerbau-Gcsell- schaft spreehen von der Grttndung einer okonomischen Zcitschrift fiir Karaten und ihren Vortheilen, ferner von dem Nutzen eincs der Gesell- scliaft angehorigen Agrikultur-Gartens, ebenso von der Notlnvendigkeit ciner Mustervvirthschaft, und zeigen eudlich die Art und Weise, wie ein Lehrer der Landvvirthschaft creirt werden konnte. Diese Vorschlage und Antrage der Gesellschaft erhielten ihre Erle- digung durch die Allerkochste Hofentschliessung vom 14. Janner 1808. Se. Majesiit geruhten hiebei von der Ansiclit auszugehen, dass die eigene Ueberzeugung von dem grdsstmoglichsten Gevvinne den Unterthan in der besseren Bestellung sciner Landwirtkschaft leiten, die Staatsverwaltung hingegen nur dafiir sorgen miisse, dass ihm die Ueberzeugung entweder verschafft oder doch erleichtert werde. Iliezu aber sind Beispiele, Beleh- rungen und Belohnungen die vorziiglichsten Mittel und bestimmte Vor- schriften haben nur dort einzutreten, wo erstere zu wenig oder zu lang- sam vvirken, oder wo gemeinschadliche Hindernisse beseitigt werden mussen. Da nun gnte Beispiele und Ermahnungen von Seite der geistlichen und weltlichen Obrigkeit am besten auf das Landvolk vvirken, so erhielt durch eine Allerhochste Hofentschliessung das Gubernium den Auftrag: beide aufzufordern in Bezug auf den fraglichen Gegenstand allen Uebri- gen als Muster voranzugehen, und zwar in Fdrderung des Guten, sowie in der Vermeidung oder Verbesserung des Schlechten. Die gemeinnlitzigen Belehrungen vverden durch die von Sr. Maje- stat unterm 19. Februar 1807 allergnadigst bcvvilligte okonomische Lehr- kanzel in Graz und Klagenfurt und die dortigen Ackerbau-Gesellschaften am sichersten und zvveckmassigsten bearbeitet vverden, besonders, da die Landvvirthschaftslehre fiir Landbeamte nnd Theologen als Zvrangsstudium erklart worden ist. Belohnungen sind zur Aufmunterung des Landmanns, zu gemein- niitzigen Anstalten mitzuwirken nothvvendig und niitzlicb, und die Erfah- rung lehrt, welchen giinstigen Erfolg die an die Besitzer der schonsten Hengste und Mutterstuten jahrlieh vertheilten Pramien auf die Verbesse- rung der Pferdezucht schon gehabt babe, daber haben Se. Majestat den bierortigen Antrag genebmigt, dass iihnlicbe Pramien auch alljahrlich an die Eigentbiiiner des scbonsten Hornviebes zu vertheilen seien. Fiir beide Provinzen werden zusammen 40 Pramien zu 50, 40 und 30 Gulden jahrlich, fiir das in jeder Biicksicht scbonste Hornvieh ausgesetzt, welche aus dem stand. Fonde angewiesen und vom Kreisamte mit Zuziehung einiger von der Aekerbau-Gesellschaft ernannten Oekonomen, nnter die im Fleisse hervorragenden Landwirtbe vertbeilt werden sollen. Die bestimmten Vorschriften endlich, vvelche zur sogleichen Besei- tigung einiger fiir die Viehzucht besonders scbadlichen Hindernisse zn erlassen sind, bestehen in Folgendem: 1. Dass die noch ungetheilten Gemeinden- oder Hutweiden und Moose naeh den bereits vorlangst erflossenen Vorscbriften unter die Theil- nebmer ordentlicb vertlieilt, und sowie die bereits Vertheilten gehorig zur Kultur gebraeht werden. 2. Dass die sogenannten Frobnwiesen nach Mbglichkeit von der so nachtbeiligen Beniitzungs-Beschrankung bcfreit werden. Hieriiber bat das Gubernium iiber Einvernehmen der Stiinde und der Kreisamter einen wobliiberlegten Vorscblag anber zu erstatten, wie die betreffenden Gemeinden und Unterthanen fiir den Entgaug des Nutzens der diesfalligen Hutweiden billigermassen entschadigct werden konnten. 3. Werden Bestimmungen riieksiclitlicb des kiinftigcn Baues der Meiereigebaude und besonders der Stallungen gemacht. 4. Sind die Vorschriften in Bezug auf die Viehseuchen zu erneuern. 5. Ist griindlich zu erhebcn, wie den ofteren Ueberscbwemmungen durch Bache und Fliisse am zwcckmassigsten und dauerliaftesten abge- holfen werden kbnnte. 6. Um das so nachtheilige friibe Stechen der Kalber hintanzubal- ten ist ein allgemeincs Verbot kund zu geben, dass ausser dem von der Obrigkeit vorber zu beurtheilenden Falle einer ganz beSonderen Nothwen- digkeit kein Kalb gestoeben werden diirfe, vvelcbes nicbt \venigstens vier- zig Pfund im Gcvviehte lialt. 7. Der freie Hornvielibandel im Inlande und den benacbbartcn Pro¬ vinzen ist unter vorgcsehriebenen Vorsicbten aufrecht zu erhalten; in das Ausland aber der Austrieb auf jenes Hornvieh zu beschranken, wovon das Stiick wenigstens 5 Zentrier im Gevvichte bat. Von dieser Vorsebrift sind jedoch die oberkarntnerischen Gegenden, welche von Sr. Majestat wegen des kleinen Schlages die Erlaubniss be- sonders erbalten haben, eine bestimmte Anžah l Hornvieh jahrlich in das Ausland austreiben zu dttrfen, auszunekmen. Das im Jabre 1806 zur allgemeinen Betriibniss erfolgte Hinscheiden des hochgeacliteten Direktors, Herrn Ferdinand Grafen v. Egger, fiibrte in der Sitzung vom 19. Mai 1806 zur Wahl eines neuen Direktors, die einstimmig auf den Bruder des Verstorbenen, Herrn Franz Grafen von Egger fiel, der die Wahl annahm, aucb, um sein Iebhaftes Interesse fiir Hebung der Landeskultur tkatsachlich zu erreicken, das Gut Lindenhaim fiir landwirthschaftlicbc Versuche vvidmete und 300 fl. fiir das niicliste Jahr zu Preisen bestimmte, und zwar: Einen Preis von 100 ti. denke er Demjenigen zu, der auf dem Jobannismarkte kiinftigen Jakres den schbnsten Zuchtstier von 2 bis 3 Jabren vorftthren wird.— Einen zvveiten von 100 ti. Demjenigen, der ervvei- sen kann, dass er binnen Jahresfrist die langste Strecke eines gemauer- ten oder lebendigen Zaunes errichtet babe. Den dritten iiberlasse er der Gesellsckaft zur freien Bestimmung seiner Vervvendung. Im gleichen Jabre vvurden auf der Wirthschaft des Baron Franz Paul von Herbert, Versuche mit einer neu erfundenen Drescb- und Ge- treid-Mahlmascbine, vvie tiber das Uebereggen der Hirse, statt des Jiitens, gemacbt; aucb nicht uninteressant diirfte jene Notiz sein, die Dr. v. Vest bei Gelegenheit einer Sitzung tiber die vortheilkafte Eigenschaft einer Pfianze in Bezug auf Milcbvvirthscbaft offentlich kund gab. Er erzaklte namlioh, der nun verstorbene alte Kaplan von Kotmannsdorf babe im Landgerickte Hollenburg ein getrocknetes Kraut geheimnissvoll vertheilt, das die Eigenschaft besitzt, die Milch scbnell von den Buttertheilcben zu scheiden, vvenn es getrocknet, gepulvert vvird und die Butterriihrge- fasse damit gerauchert vverden. Er, namlick Dr. Vest, babe dieses Kraut fiir das Eupatorium canabinum erkannt, das Einzige seiner Gattung in Deutschland und das Einzige bis jetzt in der Welt bekannte, das die angegebene, nunmebr bcreits durch Versuche in verscbiedenen Gegenden bestiitigte Eigenschaft besitzt. —- Es vvachst im Allgemeinen an den Ufern der Biicbe: in specie an der Glan und Glanfurt, vorzilglich haufig am Gerinnwerke der Mfible zu Stein und am Fusse des Hligels gegen- itber des Schlosses zu Stadlbof. In diesem Jabre macbte sich zuerst Dr. Johann Burger, dieser spater so gefeierte Schriftsteller im Gebietbe der Landvvirtbschaft, bei der Gesellschaft bemerklicb. 34 Er riehtete nainlieh aus Wolfsberg im Lavantthale, wo er sich al g ausiibender Arzt befand, nebstbei aber auch mit landvvirthschaftlichen Gegenstiinden, angeregt durch Freundesbeispiel, sich befasste, an die Ge¬ sellschaft ein Sclireiben, worin er seine Absicht erklarte, tiber die Kultur des, seiner Ueberzeugung uach eiutraglichsten aller Gevvachse, des tiirkischen Weizens, eine vollstandige Monografie zu bearbeiten, und zu diesem Bebufe zugleieh eine bestimmte Anzahl von Fragen stellte, mit der Bitte, ihm dariiber bestimmte, auf Erfahrungen gegriindete Ant- vvorten mitzutheilen. — Ueber dieses Schreiben fasste die Gesellschaft folgenden Beschluss: „Da Herr Dr. Burger in Gesellschaft des verstor- benen Herrn Direktors Ferdinand Grafen v. Bgger bereits zur Sammlung von Noti zen liber den Mais, eine Reise nack Steiermark, Ungarn und Kroatien, und eine spatere zu gleichem Endzvvecke nacb Gorz, Friaul und in das Venezianische imternommen, da er sich ferner durch die Uebersetzung von Sismondi’s Beschreibung des Ackerbaues in Toskana als okonomischer Schriftsteller bekannt gemacht bat, da er endlich mehreren Mitgliedern als einer der denkendsten praktischen Oekonomen bekannt ist, nicht nur seine Bitte zu crfulien, sondern auch seine Ernen- nung zum Mitgliede als eine gltickliche Acquisition zu betrachten. Um daher die von ihm eingeschickten Fragen erscliopfend beantworten zu klini)en, sollen sie vorlaufig sowohl allen praktischen Mitgliedern, als auch den bestehenden erblandischen Ackerbaugesellschaften zugeschickt werden." Die Fragen, welche Dr. Burger rticksichtlich des Maisbaues auf- stellte, vvaren: L In welchen Theilen des Landes wird Mais vorzilglich gepflogen, in welchem Zeitraume, und durch welche Wege fing man an ihn einzuftihren ? 2. Den wievielten Theil des Flacheninhaltes irgend einer Meierei nimmt der Maisbau ein? 3. Ist die Frucht zehentfrei oder gibt man hievon Natural- oder Schutzzehent ? Im ersten Falle, wenn der Anbau dieser Frucht zeheut- frei sein solite, worauf sttitzt sich diese Zehentfreiheit? Ist ein bestimmtes Gesetz hiertiber, oder ist es blosses Herkommen? 4. Wird der gelbe oder vveisse Mais fiir vorztiglicher gehalten? Welcher wird gewbhnlich gebaut? 5. Welcher Grund und Boden wird als der schicklicliste ftir diese Frucht gehalten? 6. Wie oft wird zu dieser Frucht gepflllgt, oder wie wird der Acker zur Saat vorbereitet? 7. Mie stark wird gewohnlich hiezugediingt? Welcher Diinger wird tur den besten gehalten, und wann kaun er ohne Diinger gebaut we rden ? Unter den vielen Beantvvortungen, welche ih m hiertiber eingelaufen sind, wurde jene von dem damaligen Mitgliede Melchior v. Lanner, Besitzer des Gutes Krumpendorf, fiir diesen Zweck gewahlt, weil sie nach dem Urtheile des Gesellschafts-Ausschusses fiir die grtindlichste anerkannt wurde. Im Jahre 1807 erfolgte die allerhochste Entschliessung, dass zu Graz und Klagenfurt Lehrkanzeln der Landwirthschaft errichtet werden sollen, und die Gesellschaft erhielt die Weisung: 3 Kandidaten fiir diese in Vorschlag zu bringen. Znr grossten Befriedigung erfolgte 1808 die Ernennung Dr. Johann Burger’s zurn Professor der Landwirthschaft zu Klagenfurt. Die Ernennung des Dr. Johann Burger zum Professor der neu crei'rten Lehrkanzel fiir Landvvirthschaft in Klagenfurt, hatte auch eine Veranderung in der Stelle des Gesellschaftskanzlers zur Folge Dr. Ba- bitsch trat von seinem nur provisoriscli tibernommenen Posten freiwillig ab, und Dr. Johann Burger wurde am 25. Janner 1808 einstimmig zum Kanzler ernannt, und iibernahm auch bereitwilligst diese Stellung im Vereine. Leider liihmten die unglucklichen Kriegsereignisse des Jahres 1809 die Thatigkeit der Gesellschaft. Die vom Kaiser Napoleon verhangte Continentalsperre zwang die Bevdlkerung fiir die im Preise unerschvvinglichen Colonial-Waaren sich im Inlande nach Surrogaten umzusehen und besonders war man bestrebt den Colonial-Zucker zu ersetzen. Dr. Burger machte aufmerksam, dass man schon in friiheren Jahren mit gutem Erfolge Abornzucker in Kiirnten erzeugt babe, daher dessen Gewinnung in grosserem Massstabe angestrebt vverden rnochte. In Folge dessen erliess die Gesellschaft an alle Freunde des Vaterlandes einen Aufruf, worin sie die Nothwendigkeit, so wie den Nutzen auseinander setzte, der aus dem Betriebe dieses Industriezweiges hervorgehen wiirde. Sie schrieb ebcnfalls an die Ackerbaugesellschaften zu Prag, Briinn, Laibach und Gorz, um zu Versuchen zugleich einzu- laden, mit der Bittc, das Resultat derselben gcfalligst mitzutheilen. Auf diese Art wurde dieser, fiir die damaligen Zeiten wichtige Gegenstand rege gemacht und es fehlte keineswegs an Theilnahme, Bereitwilligkeit und Unterstiitzung, ilm emporzubringen. Die Erfahrung lehrte jedoch. dass der Erfolg den Erwartungen niclit entsprach, obgleich auch die liegierung ihrerseits thatig war, zum Gedeihen mitzuwirken. Als mittelst Allerhbchsten Kabinetsschreibens vom 17. Februar 1811 Se. Majestat geruhten eine genaue Auskunft zu verlangen, welche Fort- schritte die Erzeugung des Zuckers aus dem Safte der Ahornbaume, aus Mais und andern Stoffen in Allerhbchst ihren Staaten gemacht babe, erstattete unsere Ackerbaugesellschaft unterm 9. April den Berickt. dass 36 die Wirkungen ilires Aufrufes, so wie ilirer Belehruug, im Lande bis jetzt nur sehr geringe waren. Bloss Georg Graf v. Thurn zu Bleiburg babe 200 Ahornbaume im Umkreise einer Stunde auf seiner Bergvvirth- schaft am Rischberge gepflanzt, aus denen er den Saft zielie and die Zuckergewinnung etwas im Grossen befreibe. Kleinere Versuche seieu allenthalben mehr als im vergangenen Jahre angestellt vvorden. — Die Zuckererzeugung aus den Stengeln des Mais sei mehr in vvissenscbaft- licher, als in merkantiler Beziehung unternommen vvorden, ebenso seien Versuclie gemacht vvorden, aus Zwetschken einen versiissenden Syrup zu erzeugen, Traubensyrup konne wegen der geringen Quantitat und der uutergeordneten Qnalitat des erbauten Weines in Karaten nicht wohI erzeugt vverden, in gleicher Weise seien auch die Runkelriiben zu ahnlichen Zvvecken versucht worden. Ueber die Frage, welche Zvveige der Landwirthschaft durch Zuer- kennung von Priimien zu heben seien, einigte man sich im Principe dahin, dass hiedurch nur solcke Kulturen zu fordern sich eignen, vvelche entweder noch nicht landesiiblich, oder solehe, zu deren Einftihrung Vorauslagen nothig sind. Sonach wurden 1810 fiir den Klagenfurter Kreis (der Villacher gehorte noch immer zu Frankreick) vier Priimienausgesetzt, wovon zwei fiir die grosste Quantitat und zwei fiir die beste QualitSt des aus inlandischen Samen bis zum 1. November 1811 ausgebrachten Oeles be- stimrat wurde. Zugleich erklarte der Direktor Franz Graf v. Egger zur Erleichterung der Gesellschaftskasse 200 fl. aus Eigenem zu den oben festgesetzten Priimien beizntragen. Die naheren Preisbestimmungen waren folgende: 1. 200 fl. W. W. und die silberne Denkmiinze Demjenigen, der bis zum 1. November 1811 die grosste Quantitžit Oel, die aber nicht geringer als 100 Pfund sein darf, aus solehen Pflanzen erzeugt haben rvird, die er selbst kultivirt und von denen er das Oel selbst gewonnen bat. Nur Sommer- und Winterriibs, Mohn, Leindotter, Sonnenblumeu, Senf, Oelrcttig, scbvvedische Kiibe oder Ruta baga u. s. w. sind es, deren Einftihrung und bessere Beniitzung die Ackerbaugesellsckaft beabsiclitigt. 2. 150 fl. und die silberne Denkmiinze Demjenigen, der bis zum angefiihrten Termine die zvveitgrosste Quantitat von selbst erzeugtem Oele darzustellen vermag. 3. 200 fl. und die silberne Denkmiinze Demjenigen, der bis zur anberaumten Zeit das reinste und schmackhafteste, aus inlandischen selbst kultivirten Pflanzensamen aller Art, ohne Ausnahme, gezogene Oel erzeugt haben vrini. 37 4. 100 fl. und die silberne Denkmiinze Demjenigen, dessen selbst erzeug-tes Oel sich dem besten am meisten nahert. Weim bei der Preisvertheilung mehrere, in Hinsicht des reinen Ge- schmacks sich gleich verhaltende Oele vorkommen sollten, so erhalt Jener die Pramie, der vom gleichen Oele mehr aufgebracht hat, und so kann Einer und der Namliche beide Preise, sowohl den der CJuantitiit als auch den der Qualitat, gewinnen. Uebrigens wurde nocli festgesetzt, dass jeder Preiswerber zugleich einen ausftthrlichen Bericht liber sein ganzes Verfahren zu erstatten habe. Die silberne Medaille hatte auf der Aversseite den kaiserl. Adler mit dem Wappen von Karnten und der Umsehrift: „Societas agraria Carinthiae“• auf der Reversseite war der Caduceus mit vier Aeliren, umgeben von einem Eichenkranze und der Umsehrift: „Agris calendis et artibus.“ Die Akten des Jahres 1811 zeigen uns, dass laut Sitzungs-Beschluss vom 19. Dezember Melchior v. Lanner, Besitzer von Krumpendorf den ersten Preis; Ferdinand Matschnigg von Kreug den zweiten; und Therese Dietrich (Grossnighoferin am Ponfeld) wegen des besten Oel- geschmackes eine Belohnung von 100 fl., jedoch ohne Medaille erhielt. Lanner erzeugte 199 Pfund Dotterol, Matschnigg 130 Pfund aus Lein- dotter und Sommerriibs, Therese Dietrich 52 Pfnnd Oel aus Mohn. Bereits im Jahre 1808 wurden zur Hebung der Viehzucht Pramien von 50, 40 und 30 Gulden Allerhochsten Orts festgesetzt. Laut Gub. Verord. vom 30. Juni 1810 wurde den Standen Karntens mitgetheilt, dass es zu Folge Hofkanzlei-Verordnung vom 14. Juni der Wunsch Sr. Ma- jestat sei, dass Pramien verbaltnissmassig eriioht vverden sollen. Die Stande wurden daher zur Erklarung a.ufgefordert, in vvelehem Masse sie diese Pramien zu erhohen geneigt waren, und ob dieselben sonst wirk- same Vorschlage an die Hand zu geben wiissten, wodurch die Vervoll- kommnung und nach Umstanden auch Vermehrnng 'der Kindviehzucht befordert werden kbnnte. Die Ackerbaugesellschaft, um ihre Wohlmeinung ersucht, erklarte in ihrem Berichte an die starid. Verordnete Stelle, sie erkenne zwar die lan- desvaterliche und edle Absicht Sr. Majestat, halte aber Pramien zu einer Zeit flir unzvveckmassig, wo der hohe Preis, in welchem das Hornvieh damals stand, mehr als alle Pramien dazu beitrage, die Landwirthe auf- zunmntern, diesem Zweig der Oekonomie die grosste Soi - gfalt zuzu- wenden. Doch erachte sie es flir unumganglich nothwendig, dass die Regie- rung die Hindernisse beseitige, welche der Hebung der Viehzucht hin- dernd entgegentreten. Es seien hiezu gesetzliche Bestimmungen notbwendig, u. z.: A. Befreiung aller Futterpflanzen vom Zehent. Obgleich die Hofverordnungen vom 12. Oktober 1769 und 6. Juni 1787, die Kultur der Futterpflanzen oline Ausnahme freisprechen, so gehe doeh die Habsucht der Zehentherren so weit, den Zehent vom Klee noch iiberall anzusprechen. Eine vviederholte landesfiirstliche Vcrordnung, die jede Pflanze, ausser den Getreidearten, die des Samens wegen kul- tivirt werden, welche im griinen oder trockenen Zustande als Viekfutter verwendet wird, ohnc Unterschied zehentfrei erklart, gehore unter die grossten Bedtirfnisse und werde der Viehzucht Iiberall Vorschub geben. Hieher mtissen aber audi die Wurzel- und Knollengewachse, z. B. Moh- ren, Kartoffel, und endlieh auch die Kohlarten gezahlt werden, da es vor- zflglich diese Pflanzen sind, avelche die grosste Quantitat des nahrenden Futters erzeugen. Werden diese Pflanzen von dem ; ihnen olmcdiess mit Unrecht aufgebtirdeten Zehent befreit, so wird die Regierung das Ver- gntigen haben, nicht sowohl der Viehzucht den grossten Vorschub gege- ben zu haben, sondern auch die Brache, wo sie besteht, grosstentheils, wenn nicht ganz, aufgehoben zu sehen. B. Aufhebung und Vertheilung der Gemeindeweiden und Frohnwiesen. Auch diese sind durch landesfiirstliche Verordnungen bereits anbe- folden. Hieher gehoren die Hofverordnungen vom 5. November 1768, vom 24. Marž 1770, vom 14. Marž 1771, vom 17. April 1784, die Gubern. Verord. vom 30. Oktober 1771, vom 4. Janner 1780, vom 5. Juli 1785, und vom 30. Janner 1808, die mit allem Nachdrucke, und oft peremp- torisch die Zertheilung dieser Weiden befahlen. Allein so gross war und ist die Saumseligkeit der damit betrauten Behorden, dass sie die Vor- theile, die aus dieser Massregel fiir das allgemeine Beste nothwendig resultiren mllssten, nirgends den Gemeinden eindringlich erkliirten, und sie zur Theilung dieser Gemeingtiter aneiferten. Der Landmann selbst aber ist zu kurzsichtig, als dass er cin Verfahren, das gegen die be- stehenden Wirthschafts-Verhaltnisso stosst, gehorig wtirdige und die grossen Vortheile gegen die Miihe und Vorauslagen in den ersten Jahren zu be- rechnen yerstunde. Lasst die Kegierung die Aufhebung der Gemeingtiter blos der Willktihr und dem guten Willen der Obrigkeiten und den In- teresseuteu librig, so wird sie iliren Zvveck, wie wir diess doeb sattsam schon genug erfahren haben, nie erreichen. Es ist hiezu eine kraftige, und ihren Endzweck sicher erreiehende Massregel nothwendig. — Werden die aus einem barbarischen Zeitalter herrtthrenden Gemeinvveiden und Frohnwiesen zertheilt, so wird der traurige und unfruchtbare Zustand, 3 » in dem sie sicli beti n de n, und vvodurch ein so grosscr Theil eines, aller Verbesserung fakigen Bodens nur ausserst sclilecbt beniitzt und vervvahr- lost wird, bald verschvvinden, und in kurzor Zeit werden da, wo jetzt magere Kuhe hungern und von Fliegen geplagt werden, schone Wiesen oder reicbe Aecker prangen. Die Stallfiitterung, eine nothwendige Folge dieser Massregel, wird eingefiibrt, und durch diese ein grosseres Quan- tum von Diinger, der jetzt nutzlos auf den Weiden vermodert, den Aecbern zugeweudet werden, die den Ackerbau lohnender und produktiver machen, und so aueh ihrerseits die Unterhaltnng eines grosseren Viehstandes und eine vermehrte Menschenmenge begttnstigen. N ur miissten diese neuen Begilnstiguugcn nicbt etwa fiir 20 oder 30 Jakre, sondern fiir immer zehentfrei erklart vverden, denn nur dadurch wiirden wir die Landvvirthe reizen eine Arbeit zu unternehmen, die mit Gekl- und Arbeitsauslagen verbunden ist. Und welche Ansprtiche konnen denn auch die Zehentherren mit gesunder Vernunft auf ein Ding machen, das noch nicht existirt, und das erst der Fleiss und das Geld eines Britten hervorbringt? C. Freiheit des Viehhandels. Karaten kangt durch grosse, keine Grenzaufsicht gestattende Berge mit Salzburg, Tirol und Krain zusammen. Der Austrieb kanu zwar wohl verboten vverden, man kann aber eine Massregel, die den landvvirthschaft- lichen Interessen so hart widerspricht, nicht handhaben, und verleitet da- her gesetzwidrig zu handeln. Wollen Se. Majestat die Viebzucht durch Priimien befordern, so wird diess viel zvveekmassiger und sicherer geschehen, vvenn man die Landvvirthe nebstdem, dass man den Futtergevvachsbau so sehr als mog- lich erleichtert und vortheilhaft macht, noch besonders zum Anbau aner- kannt vortrefflicher, nur wenig bekannter oder tiblicher Futterpflauzen, z. B. zum Luzerner-Klee-, zum Esparsette-, zum Mohrenbau u. s. w. aneifert. Die Gesellschaft schlagt demnach vor, es mochten drei Preise bestimmt vverden, und zwar fiir jeneu Landvvirth: 1. Wer sich naeli drei Jahren mit der grdssten Fliiche eines mit der Lucerne oder Esparsette gut bevvachsenen Feldes ausvveisen kann? 2. Wer den grossten und zvveckmassigsten Gebrauch von Erdapfeln und Mohren sovvohl zum allgemeinen Viehfntter, als zum Masten des Hornviehes und der Scbafe gemacht bat? 3. Wer die grosste Anzahl von Vieh den Sommer liber vollig im Stalle hat? Mit Beginn des Jahres 1811 ernannte die Gesellschaft den dama- •igen k. k. Professor der Mathematik am Lyceum zu Klagenfurt, Herrn Mathias Achazel, zum Mitgliede. 40 Das Schreiben, womit er die Ernennung angenommen, erscbeint wie ein schones Vorvvort, zu dem reichen Inbalt seines spateren Lebensbuches nnd wir ftihren es bier wortlich an, um die Erinnerung an diesen so edlen, einfacben und originellen Mann, diese Zierde der Gesellschaft, mit einem neuen Zuge seiner Bescheidenheit zu bereicbern. Es lautet: „Jeder Menscbenfreuud macbt sicb die Veredlung des physisehen und moraliscben Zustandes des Menscben und folglich die Beforderung aller zu diesem Ziele ftibrenden Mittel zur angenebmen Pfiicbt; und Un- terzeicbneter, langst iiberzeugt, dass nur von dem Ackerbaue und von den, innigst mit demselben verbundenen Zweigen der Landwirtbschaft, als der ersten Basis, die Veredlung der zablreichsten Klasse von mehr als drei Viertheilen der Menscbheit ausgehen konne und einzig ausgehen mtisse, konnte sich niebt versagen, wenigstens aus Liebbaberei, Zeit und Aufmerksamkeit zur Erwerbung einiger Kenntnisse und Grundsatze jener Wissenschaft zu verwenden, fllr welche er durcb auf rationelle Grundsatze gebaute Beobacbtungen und Versucbe zu wirken, auscr Stand gesetzt war. Geehrt durcb die ehrcnvolle Aufmerksamkeit der loblicben Ackerbau-Ge- sellschaft erklart er liiemit, dass er bereit sei, seine leider in einem zu engen Wirkungskreis eingescbrankten Krafte der Gesellschaft zur Dispo- sition anzutragen und selbe zu versichern, dass sein Bestreben stets da- hin gerichtet sein werde, durch Erweiterung seiner Kenntnisse, und wo moglich aucb seines Wirkungskreises, in jedem Falle aber durch seinen Eifer, sieb der Gesellschaft wurdig zu machen. Klagenfurt, am 3. Februar 1811.“ Um die Verbandlungen der allgemeinen Gesellscbafts-Versammlun- lungen anregender zu machen, beschloss man im Vorbinein bestimmte Fragen an die Mitglieder zu stellen, die dann bei der allgemeinen Ver- sammlung zur Erorterung zu kommen baben, so wurde im Jahre 1811 nebst andern Gegenstiinden, die aucb nocb gegemvartig zeitgemasse Frage gestellt: „Ist die im hohcren Gebirge, so wie in den bober liegenden Tha- lern von Karaten und Steiermark tiblicbe Wecbselwirthschaft: wo nam- licli das ganze Feld 3—4 Jahre lang mit Halmengetreide bestellt, und dann eben so lange als Wiese beniitzt wird, dieser Oertlickkeit wirklich die zutraglichste? Oder vare es den Bewobnern dieser Hoben nicht vor- tbeilbafter, den besehwerlichen und kostspieligen Getreidebau ganz auf- zugeben, die Felder jahrlicb mit dem Wintermiste zu diingen und als Wiesen zu behandehi, das Vieb den Sommer iiber in den Alpen zu wei- den, und im Winter niebt mit Stroh, sondern blos mit dem in vermehr- ter Quantitiit gewonnenen Heue zu flittern ? Es wurde biezu bemerkt, dass die Losung dieser Frage flir alle bocbgebirgigen Lander von der grbssten Wicbtigkeit sei und daber die Aufmerksamkeit der Mitglieder in vorziigliehem Grade verdiene. Es sei keinem Zweifel unterworfen, dass der Bruttoertrag dieser Bewir thschaftung durch eine solche Umanderung der bestehenden Verhaltnisse vielleicht etwas vermindert werden wiirde: dafttr aber diirfte der Nettoertrag vielleicht bober sein, und nar dieser letztere ist das Bestreben des Landwirtbes.“ „Es wiirde vielleicbt kiinftigbin eine ldeinere Menge von Menseben in den Bergen wohnen, weil sie blos Viehzucht and nicht Ackerbaa trei- ben, diese aber waren glticklicher und vrohlhabender, statt, dass sie ge- genwartig im Durchschnitte arm und von friiher und unmassiger Arbeit verkrtippelt sind.“ Ueber die Erfolge der im Jahre 1756 und in den spatern Jahren von weiland Ibrer Majestat der Kaiserin Maria Tberesia angeregten and antersttttzten Seidenzucht, vom Gubernium zur Bericbt-Erstattung aufge- fordert, sah sich leider die Gesellscbaft genothiget zu erklaren, dass der Seidenbau in Karaten, trotz alles plotzlichen Aufscbvvunges zur Zeit der urspriinglichen Anregung, doch niemals so festen Fuss fassen kounte, um daraaf die Hoffnung griinden zu dlirfen, dass das Interesse fur diesen Industriezvreig ein allgemeines und daher auch bleibendes sein werde. Die schbnen Maulbeerbaum-Alleen im Scblossgarten zu Welzenegg und auf den Wallen der Stadt Klagenfurt seien verschrvunden und kaum zeige irgendwo ein bochstammiger Maulbeerbaum von dem einstigen Dasein eines Eifers ftir einen Gegenstand der Landvvirtlischaft, der denn doch in so vielen Landern von so ergiebigen Vortbeilen ist. — Riicksichtlich der Wiederemporbringung der Seidenzucht in Karaten trug die Gesell- schaft auf die Errichtung einer Musterwirthscbaft an, die vom Staate ihre Unterstiitzung tinden solite, um alle nar mogliehen Versuche im Grossen anzustellen und so durch die That zur Nachahmung anzueifern, die durch Wort und Schrift, zumal bei dem minder gebildeten Landmanne, in den seltensten Fallen erreicht wird. Die erste Anregung zu Assekuranz-Anstalten findet sich in dem Berichte der Gesellscbaft an das Gubernium vom Jahre 1811 liber die gesteliteFrage: Wie der bei der Todtung des Viehes in Seuchen v e r u r s a c h t e S c h a d e n z u v e r g ii t e n s e i ? Die Gesellscbaft antwortete: 1. Dass beim Ausbrechen der Loserdurre das Todtschlagen des gesammten Eindviehes im inficirten Orte das einzige Mittel sei die Ver- breitung dieser Viebpest zu hindern und unter der Aufsicht des Bezirks- arztes und der Obrigkeit vorgenommen werden solle. 2. Dass der dadureb, so wie aus den librigen Polizeimassregeln sicli ergebene Schaden von den Einwohnern eines ganzen Kreises nach Verhaltniss ibrer Grundsteuer getragen werden solle. 42 3. Dass der Feuer- uad Wasserschadenfoad*) die Summe, welche die Vergiitung des dnrch diese Massregel verursachten Schadens erkeiseht, einstvveilen vorschiessen und dami zu Ende des Jahres sich von den Kon- tribuenten wieder zuriickzablen lassen soli. 4. Dass die Vergiitung des durch Hagel und Wasserfluthen ver- ursachten Schadens auf dieselbe Weise leiclit vollkommener und mit ge- ringem Beitrage aller Grundbesitzer gescheben kanu. 5. Dass das Gubernium der Hofstelle vorstellen moge, wie noth- wendig es sei, dass in den deutscben Erbstaaten eine Feuer- Assekuranz-Anstalt erricktet vrttrde, dass diese Assekuranz aber nieht in der Bezahlung bestimmter Procente des zu versicbernden ange- gebenen Kapitalswerthes der Gebaude, sondern darin ihre Bedeckung fande, dass der durcb Feuer iu den deutscben Erbstaaten \virklich ver- ursacbte Scbaden nacb Verkiiltniss des Kapitalsvverthes sammtliclier Gebaude auf deren Besitzer vertbeiit werde. Es wurde ferners in diesem Jabre von Seite des Vereines der Anbau des Waids, des Saflars und des Wau anempfoklen, wahrend man den Anbau des Krapps als fiir Karnten weniger angemessen erachtete. Als Preisfragen fiir das Jahr 1812 vvurden ausgescbrieben: 1. Wie tbeuer kdmmt dem Landwirtbe die Arbeit eines Tages bei seinen mannlichen und weiblicben Dienstboten zu steheu? 2. Wie boch kommt dem Laudvvirtke die Arbeit eines Tages mit zwei oder vier Pferden, oder mit zwei oder vier Ocbsen zu stehen? B. Was kann man bei der gewobnlicben roben Bewirthschaftung des gemeinen Landwirthes als Durchscbnittsertraguiss eines Jocbes Acker- land von den verschiedenen Getreidearten wabrend eines Turnus, d. b. bis wieder dieselbe Reihe von Friiebten beginnt, recbnen ? 4. Was ist der wirkliche Ertrag der Wiesen und der verschiedenen Futterpflanzen im griinen und getrockneten Zustande? 5. Welche Wirkungen bringt das Ueberstreuen mit Gips bei den verschiedenen Pflanzen hervor? Nachdem die im Jahre 1810 ausgesetzten Preise einen vermehrten Anbau von Oelpflanzen zur Foige batten, erneuerte man 4 Preise u. z.: 1. 100 fl. W. W. und die silberne Gesellsehafts-Denkmiiuze Dem- jenigen, der bis zum 1. November 1813 die grosste Menge von Oeloder Oelsamen im Verlaufe von zwdlf Monaten erzeugt haben wird, die aber *) Dieser Elementarschadenfond besteht gegen\vartig aus einer 5pere. Obligation pr. 27.675 £L do. do. „ 18.440 n do. do. n 92.192 „ 20 kr. und iat der Ertrag dem Grundentlastungs-Bedurfmsse gewidmet. nicht geringer als 300 Pfund O el, oder einesolche Menge vou Oelsamen sein darf, aus der man erweislich das so eben bestimmte Gevricht von Oel gevrinnen kann. 2. 50 fi. W. W. und die silberne Gesellschaftsdenkmunze Dem- jenigen, der bis zu diesem Termine die zweit grosste Menge von Oel oder Oelsamen erzengt haben wird, die aber nicbt geringer als 200 Pid. Oel oder eine diesem Gewickte entspreckende Menge von Oelsamen sein darf. 3. 70 11 W. W. nnd die silberne Gesellschaftsdenkmlinze Dem- j eni gen. der bis zum 1. November 1813 der Gesellcliaft ein erprobtes Verfahren angibt, wie aus heimischem Oelsamen ein scbmaekhaftes Oel erzengt, oder dem naeb der gewohnlichen Weise gepressten Oele der widerliche Gescbmack benommen werden kbnne ? 4. 50 A. W. W. und die silberne Gesellschaftsdenkmlinze Dern- jenigen, dessen selbst geprcsstes, oder durch Kunst verbessertes Oel sich dem besten am meisten n ah e m wird, ausgesetzt. Die fortdauernden Streitigkeiten, die sich zwisehen den 119 Bauern und Keuschenbesitzern des Maria-Saaler Mooses ergaben, bewogen das Kreisamt Klagenfurt auf die Vertheilung dieser mehr als 200 Joch be- tragenden Gemeinweide mit Nachdruck zu dringen. Dagegen aber, wie es in ahnlichen Fallen beinahe ohne Ausnahme bisher stattgefunden hatto, erhoben sich von Seite der Betheiligten eine Menge Anstiinde ganz gewohnlicher und oft gehorter Art. Man wendete ein, dass diese Hutweide wegen ihrer vertieften Lage keine Trockenlegung zulasse, die Gleba sehr verschieden sei, nur \venige Theile des ganzen Terrains erhaben, diese aber wegen des steinigten Untergrundes sehr schlecht seien. Durch die Vertheilung der besseren Grundtheile wiirde der Antheil jedes Einzelnen ausserst unbedeutend und die Vertiefungen w1irden wegen des dort stelienden Wassers nicht kultivirt werden konnen; eine Vertheilung der- selben wlirde besonders der Pferdezucht hodhst nachtheilig sein, dieeinen Hanpterwerb jener Gemeinde ausmache. Bevor jedoch das Kreisamt irgend einen entschiedenen Beschluss fasste, wandte sich dasselbe an die Ackerbaugesellschaft und er- suchte sie, ihre Meinung iiber die Fragen zu eroffnen: ob das Maria- Saaler Moos troeken gelegt werden kbnne und ob die Zertheilung dieser Gemeinvveidc zum wirkliehen Vortheile der Interessehten gereiehe? Um nun diesem Begehren des Kreisamtes volles Gcniige zuleisten, ordnete dic Gesellschaft drei ihrer Mitglieder ab, namlich Professor Achazel, Dr. Johann Burger, als Professor der Landwirthschaftslehre, und Johann Holentschnig, in technischer Beziehung, um auf dem Orte selbst durch den Augenschein iiber den physischen Zustand dieser Gemeinweide 44 und durck Messvverkzeuge sich iiber die verschiedenen Hohen des Bodens derselben zur Glan und zum Arndorfer Backe genau zu unterriekten und Bericht zu erstatten, ob der gegenvvartige, versumpfte Zustaud eines Theils dieser Gemeinweide nickt vollkomraen gehoben werden konne, vvelche Mittel zu ergreifen waren, diess zu bevverkstelligen und welchen innern Wertk dieser Bodeu besitze? Aus dem Berichte jener Mitglieder nun ging hervor dass neun Zekntkeile jener flutweide in einer solcken Lage sind, dass sie sogleich ohne eine vorkergekende Kulturarbeit, als: Grabenziekung, Baumeaus rotten u. dgl. in Acker oder Wiesen venvandelt werden konnen und dass unter Anwendung der von der obigen Kommission vorgeschlagenen Mittel selbst der tiefere und bis nun versumpfte Theil derselben troeken gelegt werden konne. In Bezug auf die zweite Frage iiusserte sich die Gesell- schaft dahin, dass die Eimvendungen von Seite der Interessenten unhalt- bar, abgeschmackt, lacberlick und selbst umvahr seien. Demungeacktet ist bis lieute ‘(1865) Nickts gesckehen und das schon gelegene Glanthal bis gegen St. Veit einiger vveniger, fast ertraglosen Miihlen wegen der Ueberschwemmung ausgesetzt und Uberwiegend als blos schlechte Gemeinweide beniitzt. Im Jabre 1812 , erneuert vom Gubernium aufgefordert: ihre Wohl- meinung liber die Mittel zur Hebung der Seidenkultur abzugeben, schlug die Gesellschaft vor: 1. Man gewiihre allen Jencn, die sich gegenwartig und in den nacksten zekn Jahren mit der Seidenkultur abgeben, einen sicheren und die Mlike loknenden Absatz der Cocons. Diess ware moglick, wenn die Herren Stande einen ilirer Beamten mit dem Geschafte der Einlosung der Cocons beauftragten, damit die verschiedenen Parteien, die kleine Quantitaten von Scide erzeugen, und mit dem Geschafte des Abkaspelns unbekannt sind, dcssen tiberboben rviirden. Diese Cocons wiirden dann ftir Recknung der Herren Stande abgehaspelt, und die Seide, nachdem sie in Wiener Filatorien zugerichtet worden, au die dortigen Fabrikanten so gut als moglich verkauft. Diese Einlosung miisste jedock mindestens auf 10 Jabre verbiirgt werden, da unter den giinstigsten Umstanden doch nur erst in sechs Jahren die im Jabre 1812 auszusetzenden Maulbeer- baume das niitkige Futter ftir die vermekrten Seidemvtirmer liefern kiinnten. Dass iibrigens diese Einlosung fiir die Herren Stande keine be- sonders grosse Auslage ware, liegt in der Natur der Sache, da die Seidenkultur nur sehr langsame Fortschritte rnachen kann, und gegriindet anzunebmen ist, dass man in den nachsten 25 Jahren nur von der ge- bildeteren Klasse der Einwokner die Seidenkultur betrieben šehen \vird, ja es ist sehr in Zvveifel zu zieken, dass sie je ein Erwerbszweig der 45 gemeinen Classe, unserer Landwirtbe, so wie in Italien, Frankreich und Spanien, werde, weil nickt sovvobl das Klima des Landes, als vielmebr der Mangel an Kultur des Volkes, der Ausbildung der Seidenerzeugung in Karnten sehr grosse Hindernisse in den Weg legen. Indessen kann es vielleicbt docb gescheben, dass aucli kierin der Bauer mit der Zeit seinem Gutsherrn, seinem Pfarrer oder Beamten die Sache nachahmt, wenn er sicli durcb eine lange Ecih e von Jaliren yon dem Gelingen tiberzeugt hat, wie es allentkalben mit den Kartoffeln, dem Klee, dem tiirkiscben Weizen oder Mais u. dgl. gegangen ist. Unsere Generation kann aber keine Rechnung auf sie maclien. 2. Die Maulbeerbaumzucht muss sogleicb und auf das Thatigste befordert werden. 3. Wurde mit der Zeit, wenn sicb die Seidenerzeugung vermebrt babe, die Erricbtung eines Filatoriums unerlasslicb sein, damit die Seide, ohne erst nach Italien oder nacb Wien geschickt werden zu miissen, welches Verfahren offenbar mit vielen Unkosten verbunden ist, sogleicb liier zum Gebraucbe der iniiindiscbeu Fabrikanten zugerichtet werde. Schliesslicb bemerkt die Gesellsckaft, dass sie von ibrer Seite alles Mogliehe thun werde, die Sache zu unterstlitzen, indem sie von sacb- kundigen Mitgliedern eine populare Instruktion verfassen, und alle ihre Mitglieder besonders aneifern wird, entvveder diese Maulbeerbaumzucbt zu betreiben, oder falls Einer oder der Andere scbon erwacbsene Baume dieser Art hatte, sogleich mit der Wartung der Seidenwlirmer der Ge- gend zum Muster zu dienen. Bei den haufigen Streitigkeiten und der verscbiedenen Ansicht, ob der Klee dem Zebent untcrliege oder nicbt, gab tiber Aufforderung des Guberniums die Gesellscbaft ein selir eingebendes Gutachten dabin ab, dass der Klee dem Zebent nicht unterliege, docb glauben wir dies nicbt naber anfiihren zu sollen, als nunmehr diese jedem verstandigen Wirth- schaftsbetriebe scbadlicbste allcr Abgaben auf immer beseitiget ist. Im Jabre 1813 traten die Kriegs-Ereignisse abermals stbrend den Bestrebungen des Vereines entgegen, so dass sich aus diesem Jahre ausser einem Gutacbten liber Reifbeitzen in den Akten keine bemerkens- ■vverthen Verhandlungen vorfinden. Durcb die Wiedervereinigung des Villacber Kreises mit der Provinz Karnten, nacb dem Wiener Frieden, wurde nun aucb der Umfang der Tlnitigkeit des Vereines erboht. Flir das Jalir 1814 und 1815 wurden 3. Gesellschaftspreise aus- gescbrieben: 1. Wer sicb ausweisen kann, in den Jaliren 1814 und 1815 den ver- haltnissmassig grbssten Tbcil seiner Aecker mit Futterpflanzen bestellt, den 46 grossfmoglichen Ertrag liievoii gewonnen im d mit dem grossten Nutzen an das eigene Yieh verfiittert zu haben, soli den ersten Preis erhalten. Er bestebt aus der silbernen Gesellschaftsmedaille, aus einem Anhaufe- pfiug, einer Saemaschine and einem dreischeerigen Exstirpator; der zweite aus der silbernen Gesellschaftsmedaille imd einem Anbaufepflug fiir Denjenigen, der diesem zunachst kommt. 2. Fiir die beste und nmfassendste Erorterung derVortheile des Getreidemabens gegen das Schneiden mit der Sicbel, ebenfalls zwei Pramien, von denen das erste ans der silbernen Medaille und einem An- haufepfluge oder einem Exstirpator bestebt. Endlich 3. Fiir die gelungenste Ermittlung einer wohlfeileren und besseren Art den Klee zu trocknen, als die in Karnten iibliche, durch Aufhipfeln desselben; ebenfalls zwei Pramien wie in Sr. 2. Die in diesem Jahre in das Land durch das fiir die Armee be- stimmte ungarische Schlachtvieh eingescbleppte und ziemlich verbreitete Loserdiirre unter dem Hornvieh bestimmte die Gesellschaft das Guber- nium zu bitten, dasselbe wolle giitigst befiimorten, dass jenen Gegenden, wo sicb die Viehseuehe aussert, das Salz, als ein wicbtiges Praservativ- mittel gegen Krankheiten iiberhaupt, um einen billigeren Preis abgelassen werden moge. Auch maclite die Gesellschaft wiederbolt den Vorscblag, dass die zur Verbreitung der Seuche nbthige Todtung der im Stalle be- findlichen gesunden Thiere gesetzlich angeordnet und den betreffenden Parteien durch Zusammenwirken des ganzen Kreises der Schaden ver- giitet werde. Nocli nicht waren die vom Kriege dem Lande zugefiigten Bescha- digungen gelieilt, als die armen Landwirthe von neuer Noth gedrangt wurden. Allen eingelaufenen Berichten zufolge war niimlicli der Ausfall der Ernte des Jahres 1813 in Karnten von der Art, dass sie unter die schlechten geziihlt werden musste; das Wintergetreide, besonders der Roggen, war ausserst scbiitter; die Hirse, der Mais und der Bucbweizen missrietb vdllig. Ebenso konnte das Sommergetreide der hbheren Gebirge sammt dem Wintergetreide wegen des langen Winters und wegen der friihen, schon zu Ende August eingetretenen anhaltenden Kalte und Niisse nicht zur volligen Zeitigung kommen. Indess hatten die Bcwokner der Ebenen, Thaler und Miltelgebirge, theils Wintergetreide, tbeils aber durch eine reichliche Ernte der Gerste, des Hafers, der Linsen und Erbsen so viel Getreide bekommen, dass sie vor Noth gedeckt warcn, und wenn auch mit schlechterer, dennoch bis zur kiinftigen Ernte hinlanglichcr Nahrung sein kdnnten. Nur den hohen Gebirgsbewohnern und den Bauern im 47 Rosenthale drolite wirkliche Noth; denn die Ersteren hatten im vergan- genen Jahre, der Kalte wegen, schon eine Missernte gehabt, nnd beka- men im Jahre 1814 voii ihren Aeckera nocli weniger; die Letzteren liin- gegen, an und filr sicb immer sehr arme Leute, hatten im verflossenen Herbste durch den franzbsischen Einfall Alles verloren, mussten den gan- zen Winter und Somrner schon auf Borg der diessjahrigen Fechsung, namlich der vom Jahre 1814, leben, die jedoch bei ihnen vollig miss- rieth, wodurch sie in die elendste Lage versetzt wurden, ihr entlehntes Getreide nicht abstatten konnten, und nichts vor sich hatten, wovon sie bis zur ktinftigen Ernte leben sollten. So war der Zustand, in welchem Karaten sich gegen Ende des Jah- res 1814 befand, und es fehlte nicht an gewinnsiichtigen Spekulanten, die aus der allgemeinen Noth strafvvurdigen Nutzen zu ziehen und die Preise aller Getreidegattungen so koch zu treiben bemiiht waren, dass der armere Bewohner ausser Stande war, auch nur das Nothdiirftigste ftir die Sicherstellung seiner Subsistenz sich anzukaufen; es drolite somit Gefahr einer Hungersnoth ftir den Beginn des kommenden Jahres, wenn dem Uebel nicht gesteuert und nicht friihzeitig genug vorgebeugt wiirde. Das Lilnderprasidium, von dieser bedrohlichen Lage unterriehtet, ertheilte dem Kreisamte den naelidriicklichsten Auftrag, Alles aufzubie- ten, um die tiblen Wirkungen zu hemmen und die zvreckmassigen Yor- beugungsmittel unverzliglich in Vorschlag zu bringen. In Folge dessen wandte sich das Kreisarnt an die Ackerbau-Gesell- schaft mit dem Ersuchen, ihm ein Gutachten vorzulegen, um darauf ge- stiitzt, die verlangte Vorlage an das Landes-Priisidium ubergeben zu konnen. Die Gesellschaft entsprach unterm 12. November 1814 diesem Ver- langen und erstattete liber die bestehenden Verhaltnisse ihr Gutachten- Nachdem sie den Zustand der Dinge geschildert hatte, bemerkte sie, dass die Aufmerksamkeit und besondere Sorgfalt der Regierung auf die Be- wohner der hohen Gebirge, und vorzugsweise auf jene des Rosenthales gerichtet sein miisse. Die gewohnlichen Mittel, die der Regierung zu Ge- bote stehen, um eine Theuerung zu mindern und einer drohenden Hun¬ gersnoth vorzubeugen, schafifen jedoch, wic sie meinte, nicht unmittelbar, sondern nur mittelbare Hilfe. Sie konne namlich die Menge des Getreides nur dadurch vermehren, dass sie den Verkehr damit alles Zvvanges ent- bindet, die Einfuhr desselben moglichst erleichtert, und \venn sie vom Lande selbst keine Getreideabgaben fordert, auf allen Getrcidemarkton die grosste Freiheit herrscht; wenn keine lastige Polizeinachfrage iiber das verkaufte und nichtverkaufte Getreide stattfindet, dann wird der Ver- kauf des Getreides am Ilause des Erzeugers vermieden, die Konkurrenz 48 der Verkaufer auf dem Marktplatze befordert, ikre Menge vermekrt und ein minderer Preis ikrer Waare erzielt. Durck die Aufkebung aller Einfukrszolle vom Auslande, sowie jener Mautke, die auf das Verfiikren des Getreides zwiscken den Provinzen des Reickes gelegt sind, ja selbst aller Wegmauthe, wird zweifelsokne auck jeder Metzen um die Summe der auf ikm lastenden Abgabe woklfeiler auf den Platz gestellt werden konnen. Um die Einfuhr von Getreide nack Karaten bedeutender und den Preis desselben niedriger zu macken, sei dieselbe entweder durck eine Priimie noch insbesondere zu begiinstigen, oder rechtliche Manner, die sick mit dem Getreidekandel befassen wollen, mit bedeutenden ; und nack einiger Zeit wieder zurtickzuerstattenden Summen zu untersttitzen, um so die Menge der Verkaufer zu vermekren. Die Missjakre 1803 und 1804 waren bei Weitem geringer , als das Jakr 1814; und dcnnock wurde im Jakre 1805 eingefiihrt: wo von der Menge des eingefiikrten Getreides allerdings anzunekmen war. dass cin grosscr Tkeil desselben nicht im Lande blieb. Aus den Berichten, welckc die Gesellsckaft von der Ernte in den tibrigen Theilen der Monarckie und zunachstjden Nachbarlandern erhalten hatte, liesse sich zwar voraussetzen, dass die karat. Markte iinmer mit Getreide befahren sein vviirden, indess war auck als gewiss anzunekmen, dass der Preis des Getreides bis zur Zeit der niicksten Ernte sekr kock und fiir die vielen Armen unerscliwinglick sein werde. Der Gebirgsbauer kabe zwar Viek und Ivoklen zu verkaufen, um dafiir Getreide einzukandeln, aber der Preis dieser beiden Artikel stand damals in keinem natUrlichen Verhaltnisse zum Getreide, denn wenn er sonet fiir einen Zentner seines Vieh’s 6 Metzen Roggen erkielt, so bekam er im Jahre 1814 nur 3, eben so musste er 7—8 Schafl'Kohlen hingeben, um einen Metzen des- selbeu Getreides zn bekommen, der sonst nur 4 Scliaff kostete. Weil er aber fur dcn verkauflieben Theil seines Viehes und Holzes auf diese Art nur die H alf'te des Getreides bekommt, das er sonst eihalten hatte, bingogen doppelt so vi el als in andern Jaliren braucht, weil er anch das kaufen muss, was er sonst selbst erzengte, so ist zn sckliessen, dass seine Noth und Verlegenheit bald beginneu v/lirde, er sielit sicli gezwungen sein Vieh zu verkaufen, um Getreide dafiir zu bekommen, nnd wird im Frtiblinge, entblbsst vom Zugviebe und Diinger, die Grosse seines Elendes erst am bittersten ftihlen. Darum hielt die Gesellschaft dafiir, dass diesen armen Leuten von Seite der Regierung sowobl, als ihrer Grnndherrsebaften, eine nnmittclbare nnd ausgiebige Unterstlitzung gevvahrt werde, vvenn sie nicht der bittersten Noth Preis gegeben und fur viele Jahre zu Grande gericlitet sein sollten. — Steuernacblass, Reluition des Zins- und Zelientgetreides werden den armen Unterthan mit Trost und Eoffnung erftillen, wcil er darin die Mdglicbkeit erkennt, naeh tiber- standenen Notlijalircn vvieder zu Kraften zu kornmen. Ausser diesen Massregeln, welcbe die Gesellschaft fiir die aus- giebigsien und ausflihrbarsten hielt, glaubte sie auch nocb auf folgende aufmerksam macben zu miissen: 1. Freigebung des Verkaufes von Brot und Fleisch filr Jeder man n, um durcb die Konkurrenz geringere Preise zu er- zielen. Wenigstens fiir die Zeit der Noib solite der Zunftzvvang bei Brot und Fleisch aufgehoben werden. 2. Strenge Handhabung der Miillerordnung. Trotz der besten Gcsetze ist das ganze Land mit Ausnahme der einzigen Backer von Klagenfurt der Willktibr und der scbamlosen Ueber- voriheilnng der Mtiller Preis gegeben, die jefzt 1814 bei den ausser- ordentliehen Preisen des Getreides, empfindlicher als sonst vverden, und sieberer hintangehalten werden, vvenn man die Miibloranungen von 1754 und 1788 in Ausfiihrung brachte, oder vvenn man diess nicbt thun kanu oder \vill, den Zunftzvvang, das Monopol der Mulile aufhebt und die Vermablung des Getreides frči gibt. 3. G e n a n e A u f s i ch t a u f B a ck e r und F1 e i s c h er. Gevvinnsucht verleitet die ersteren das vorgesebriebene Gevvicht des Brotes zu vennindera und die letzteren, ilire Kaufer beim Gewichte ebenfalls zu verkiirzen. Endlich am Schlusse ihres Gutachtens bemerkte die Gesellschaft: „Dass ein Verbotk der Ausfulir der Lebensmittel aus einer Provinz des Reiches in die andere ungereclit, in das Ausland aber uberfiiissig sei, weil es dort jetzt vvohlfeiler ist, als bei uns und vvir nur die Einfuhr von daher begiinstigen sollen, dass ein Verboth der Verwendung des Getreides zu Bier und Branutwein nicht befolgt werden wiirde, weil beide Getranke dem Bedttrfnisse des Volkes unentbehrlich sind und dass diese Verbothe iiberfliissig seien, wcil der hohe Preis dieser Getranke ihren Verbrauch olmediess sehr beschrankt, dass ferner die Getreideein- kaufe vom Auslande fiir Rechnung der Regierung, Magazinirung des- selben u. s. w. nirgendwo Nutzcn fiir das Land liervorbrachten und aueh bei uns den Zweck verfehlen und nur die Unternehmer bereichern, das Land aber in Sehulden versetzen wiirden, sind Satze, von denen die Gesellschaft glaubt, dass sie keines weiteren Beweises bedurfen.“ Gegen Ende des Jabres 1814 gab die Gesellschaft iiber die in der Wiener Zeitung publicirte neue Milller-Ordnung vom 2. Dezember 1814 an das Gubernium ein Gutachten ab, wobei sie aufmehrere Unklarheiten dieses Gesetzes aufmerksam macht, sah sich jedoch unterm 28. Oktober 1815 gezvvungen in einem anderen Berichte an das Gubernium zu be- merken: „Sechzig Jahre sind verflossen, seit die MiUlerordnung fiir Karaten vom Jahre 1754 gegeben und 26 Jahre, als sie im Jahre 1784 neuerdings anbefohlen ward, aber niemals wurde sie befolgt. Klagte eine Partei iiber Betrug, so konnte der Miiller jederzeit leicht wieder- sprechen, da keine Aufschreibung des Gevvichtes des Getreides vor dein Vermahlen statt fand, die Klager hatten stets Unrecht und wurden fiir ihre Kiihnheit vom Miiller fortwahrend geneckt. Im Jahre 1815 gab die Gesellschaft an die politische Behorde ein Gutachten iiber die Grundsatze bei einer einzuftihrenden Biertaxe, und macht hiebei auf die Nothwendigkeit aufmerksam, jene Gevverbe frei zu geben, die sich mit der Versorgung des Volkes mit Lebensmitteln be- fassen; sie sagt hieriiber : „Der Grundsatz, dass die grossere Konkurrenz der Verkaufer den goringsten Preis nacli sich ziehe, und dass hievon und von der Menge und dem Vorrathe der Waaren selbst der natiirliche Preis derselben ab- hange, ist allgemein anerkannt. Man hat es noch nie gevvagt, die Urpro- dukte der Erde, Getreide und Wein, oder das Vieh zu taxiren, weil man einsah, dass diess wider das allgemeine Interesse des Volkes sei, seiner Industrie und seinem Handel nachtheilig ware; aber mit dem Verarbeiter dieser Produkte: dem Miiller, Biicker, Mehlhandler, Brauer, Fleischer liegt man im ewigen Zwiespalt, ohne dass es noch jemals gelungen ware, ihre Uebervortheilungen zu hindern, oder einen billigen Preis ihrer Waaren hervorzubringen. Oder solite man wirklich glauben, eine Waare nach Belieben taxiren zu konnen, wenn die Verkaufer das Recht des Monopols haben, und diese Waare iiberdiess das tagliche Bediirfniss des Volkes ist? Wiire es nicht zweckmassiger, wenn wir uns, auf das Bei- špici fast aller andern Staaten gestiitzt, mit Fleisehern, Bačkem und Brauern liber den Preis ihrer Waaren eben so wenig stritten, als mit den Wein- und Gastvvirthen und allen ubrigen Handwerkern, und ruhig diesen Handel dem frcien Verkehr iiberliessen, fest iiberzeugt, dass der Beiz des Gewinnes genug Fleischer und Backer erzeugen wird, und dass aus ihrer Konkurrenz der natiirlichste Preis ihrer Waaren erfolgen iniisste.“ „Das Monopol, namlich das Zunftwesen muss aber hiebei zuerst aufgehoben werden. Die Versorgung des Volkes mit Lebensmitteln muss frči sein, und vvenn die Irinungen hei andern Gewerben einige Grtinde fiir sich hab e n, so lasst sich hier nichts Verniinftiges zu ihrer Beibehal- tung anfiihren. — Wenn wir die Aufhebung des Zunftwesens als eine der Gesellschaft niitzliche Massregel vorschlagen, so sind wir nicht ge- meint, dass man den bestehenden Gewerbsbesitzern ihr Recht ohne Ent- gelt wegnehmen diirfe. Es Hesse sich wohl ein Fond ausmitteln, dass ihnen nacli und nach ihr Kapital zuriickgezahlt wiirde, wie wir diess erst neulich in Preussen gesehen haben.“ Mittelst Verordnung, ddo. Graz, am 30. August 1815, wurde die Gesellschaft durch das Gubernium in Kenntniss gesetzt, dass Se. Majestat der besten Bearbeitung eines fasslichen und zweckmassigen Unterrichtes liber die Konstruktion der Miihlen an Biichen und Fliissen mit Riieksicht auf die Vermahlungs-Manipulation und die dabei zu bcobachtenden Vor- sehriften, welcher Unterricht als Lehrbuch und zugleich als eine Anlei- tnng fiir Zimmerleute und Miiller zu dienen hiitte, zu einer Preisaufgabe fiir das In- und Ausland mit einer Priimie von 100 kaiserlicben Dukaten zu bestimmen geruht haben; und dass Allerhochst dieselben iiberdiess noch reife und wobliiberdachte Vorschlage dariiber: wie, worin und auf Tivelche Art der Mtihlenbau zu verbessern und durch welche Massregeln die Bildung und Erhaltung besserer und ganz geeigneter Werkmeister zu erreiehen waren, abzufordern befunden haben. Hieruber iibergab nach Autforderung des Guberniums die Gesellschaft unterm 28. Oktober 1815 folgendes Gutachten: „Dass der Mtihlenbau nur durch ein zweckmassiges und popular verfasstes Lehrbuch iiber diesen Gegenstand zu verbessern sei, bat die hohe Regierung durch die Preisbestimmung von 100 Duka¬ ten selbst ausgesprocben. Dessungeachtet steht zu envarten, dass sie diesen Zweck nur zum Theile erreiehen vrerde, indem die wenigsten Zimmermcister unseres Landes des Lesens, Schreibens und Rechnens kundig sind, ihre Gebaude nur nach bestehenden Mustern oder nach einem dunklen praktischen Gefiihle auffiihren und eben desswegen von jcnem bcabsicldigtcn Lehrbuche keinen Nutzen werden schiipfen konnen.“ T« „Die Ackerbaugesellschaft ist daher der Meinung, dass nur dadurch allein eine grossere Anzabl von sachverstandigeh Zimmermeistern erhal- ten werden konne, wenn ein Hauptbinderniss dor Ausbildung jedcs Ge- werbes. namlich die Verordnung aufgehoben sein wird, dass kein Gesell wandern darf, und es ilirn daber aucli unmoglich gemacht wird, ehvas Neues und Besseres zu sehen, und wenn ferner dsn Bezirksobrigkeiten das Redit benommen wird, Zimmermeister zu ernennen und nur Jene das Meisterrecht erlangen, welche sich beim Kreisamte iiber ihre erfor- derlicben Kenntnisse ausgevvdesen babe« werden, die im Lesen, Scbrei- ben, Rechnen und Aufzeicbneu der gewohnlicbsten Gebiiude naeb dem Massstabe, bestehen.“ „Dieselbe Massregel, auf die Miiller angevvendet, wiirde dieselben niitzlichen Folgen baben, so zwar, dass wir kiinftigliin nicbt gar so viele hockst unwissende und bei der schlechten Besebaffenbeit ibrer Werke das Publikum arg bevortbeilende Miiller haben wiirden.“ „Nach der Meinung der Gesellschaft miissten aucli dadurch verstiin- digere Miiller und Werkmeister erhalten werden, vvenn man keinen als Werkfiihrer bei einer Mauthmuble zuliesse, der sicb nicbt beim Kreis¬ amte liber die Kenntniss des Lesens, Scbreibens und Recbnens, so wie des Mechanismus der Miihle, der Art, sie zu verschiedcncn Erfordernissen gemass zu stellen und liber die Quantitat der* manchcrlei Mehlsorten, welche von einer gegebenen Menge Getreide hervorgebracbt werden konnen, ausgewiesen haben wiirden.“ „Wenn wir aber auch besser gebaute Mtiblen und verstandigere Miiller baben sollten, so werden die Klagen des gesammten Publikums gegen die Miiller doch nicbt eter aufhoren, bis nicht die Miillerordnung nicht blos publizirt, sondern auch gebandhabt wird. Schon sind 9 Mo- nate verflossen, seitdem die jiingste Miillerordnung erlassen worden, allein noch ist keine einzige Miihle im Lande, die eine Wage aufgericbtet und den Wi)len gezeigt hiitte, die Anordnung zu befolgen. Ueberall ist der Mahlgast noch der schreiendsten Willktirlichkeit der Miiller Preis gege- ben, die nie scbonere Zeiten gebabt baben, auf Kosten der Armut scbnell reich zu werden, als jetzt, wo das Getreide einen so erstaunend boben Wertli liat.“ Fiir das Jabr 1816 vrarden folgende Preisfragen ausgescbricben: 1. Ist es moglich den sich taglich mebrenden Klagen iiber das Ver- derbniss der Dienstboten durcb eine strenge Handhabung unserer be- stehcnden Dienstbotenordnung zu steuern, oder gibt es nicht andere, bis- her ausser Acht gelassene Massregeln, wodureh wir bei dem Dienstvolke melir Gehorsam, Flciss und Sittlicbkeit einzufuhren im Stande iviiren V 2. Welche sind die Ursachen, dass die Zertheilung der Gemeinweiden allenthalben so viele Schvrierigkeiten findet oder gar unterbleibt ? Sind Eimviirfe, die man dagegen erhebt, alle ni eh lig ? Und welche Massregeln waren die zweckmassigsten, die Zertheilung schleunig und zur Zufrieden- heit der Theilnehmer in Ausfiihrung zu bringen. 3. Wie verhalten sich, genau angestellten Erfahrungen gemass, griine und getrocknete Pflanzen bei der Mastung des Hornviehes gegen Korner ? Und welcher Untersehied findet hiebai statt zwisehen roben und gesottenen Wurzel- und Knollengewaehsen, die man zu diesem Behufe anvvendet ? Der Preis der besten Beantvrortung einer jeden einzelnen Frage bestebt in zweihundert Gulden und der grossen silbernen Gesell- schafts-Denkmlinze. Die gekrontc Preissehrift bleibt ein Eigenthum der Gesellscbaft und wird ibren Denkschriften einverleibt. Die Betheilung an der Beantwortung dieser Fragen war eine iiber- rascbende, da bis zum November 1816 nicht sowohl aus den siimmtli- ehen Provinzen des osterreicbiscben Kaiserstaates, sondern aucb aus be- nachbarten deutschen Staaten Antworten einliefen. Ueber die erste Frage: Wie das Dienstbotenwesen zu verbessern ware und wie man mebr Treue, Fleiss und Sittlicbkeit in diese Klasse von Menscben wieder bringen konnte ; waren 57 Antworten eingegangen. Unter ibnen erhielt den ersten Preis die Schrift des Franz Josef Beyer, damals Eeferenten mebrerer Herrsebaften, wobnhaft zu Eggenburg in Unterosterreich. Seine Abhandlung zeiobnete sich ganz besonders durch einen wohlgeordneten Vortrag und eine umfassende lichtvolle Darstellung und Untersuchung der Klagen liber das Dienstvolk und der dagegen in Vorscblag gebracliten Hilfsmittel aus. Der Verfasser bewies, dass die herrsekenden Klagen liber Dienstboten nur in den Zeitverhaltnissen und in dem Zeitgeiste liegen, dass einigen derselben wobl durcb cinzelne, auf einen kleinen Bezirk beschrankte Anordnungen, schwerlich aber durch Gesetze abgebolfen werden konne und dass die grosste Hille nur von der mehr sittlichen und intellektuellen Bildung der Dienstgeber erwartet werden mlisse. Als Antvvort auf die zweite Frage, welche die Ursaeben der Sckwie- rigkeiten bei Gemeinweiden-Vertheilungen seien, liefen 19 Scbriften ein, von denen dic Ackerbau-Gesellschaft jener des Dr. Johann Burger, damals Kanzler der Gesellschaft, den Preis zuerkannte, weil sie auf die verstand- lichste und griindlichste Art, die gegen die Theilung der Gemeinwei- den erbobenen Eimviirfe untersucbte, die Falle wohl untersehied, onter welche die Theilung nlitzlich und ausfiihrbar ist, und wo sie nocb unter- bleibeu miisse, und weil sie endlieh solehe Mittel in Vorscblag bracbte, 54 welclie ohne Gevvalt und Einmengung der Regierung, sovvie ohne Gefahr- dung des Eigcnthums die Theilung der Gemeinvveiden und ihre Um- staltung in Aecker oder Wiesen ganz sicher, wenn auch niclit plotzlich, zur Folge haben milssten. Auf die dritte Frage endlich, welche die Mastung des Ilornviehes betraf, sind nur seelis Antvvorten eingelaufen, wovon aber keine der Gesellscliaft Geniige geleistet hat. Hier sclieint es niclit uninteressant zu scin, Dasjenige anzufiihren, was der Kanzler Dr. Johann Burger bei dieser Gelegenheit der Gesell- sebaft in Vorscldag brachte: „In Bezug auf die Prainien fiir die beste Beantvvortung der von uns aufgcstellten Breisfragen haben wir aber auch Verpflichtungen gegen den Staat, der uns in den Stand setzt, diese Prainien aussetzen zu kon- nen, und der mit Recht von uns ervvartet, dass wir nicht nur allein im Stillen zur Befbrdcrung der inneren Wohlfalnt unserer Provinz beitra- gen, sondern, dass wir auch offenllich Rechenschaft ablegen von unserm Thun, und von der Venvendung eines Theiles der uns anvertrauten Gel- der. — Es diinkt mir daher an der Zeit ; der ldblichen Gesellschaft einen Plan vorzulegen, dessen Realisirung jedem Einzelnen von uns zur Ehre der Gesellschaft, zur Vermehrung und Befestigung ihres Ruhmes, und unsern Mitbiirgern zum grdssten Vortheile gereichen musse. Er be- steht im Wesentlicken darin, dass wir die gekrdnten Prcisschrif- ten in extenso abdrucken lassen, von den ubrigen Schriften aber einen kritischen Auszug liefern .' 4 „Wenn wir diesen Arbeiten etwa noch eine oder die andere der im Archive vorfindigen Elaborate liber interessante landwirthschaftliche Gegenstande beifiigen, so gibt diess einen ansehnlichen Band, der unter dem Ramen: „Yerhandlungen der karntneris’chen Ackerbau- Gesellschaft 44 nicht ohne Ruhm in der literarischen Welt auftreten vviirde . 44 „Ich zvveifle keinen Augcnblick, dass die verehrte Gesellschaft mit meinem Vorschlage einverstanden sein vverde, nur sehe ich schon auf der Zunge einiger der Herren die Frage: „„Wer die Miihe der damit verbun- denen Arbeiten iibernehmen soli ? 44 44 Ich antvvorte darauf: „Wir!“ Einer nimmt die erste, der Zvveite die andere, ein Dritter die letzte der Preis- fragen zum Gegenstande seiner Untersuchungen, exeerpirt sie, stellt sie in ein Ganzes und kommentirt sie. Wer aber diese Arbeiter sein sollen, hiingt theils von der freivvilligen Erklarung der Herren Mitglieder, theils von der Bestimmung der Gesellschaft ab. — Es ist kaum anzunehmen, dass nicht cine sehr ansehnliche Zahl der Herren Mitglieder sich fiir ein bestimmtes Geschaft sogleich anbieten vverden, denn, da Jeder von uns mit den Uebrigen in gleicher Lage sich befindet, Jeder selbst Geschafts- mann ist, und nur die Stunden seiner Mnsse den Geschaften der Aeker- bau-Gesellschaft widmen k arin, so giit kein Unterscbied der Personen; und da jeder der Herren Mitglieder durch die Aufnahme in die Gesellschaft auch die Pflichten, die damit verbunden sind, eingegangen ist, so wiirde diess einen, von meiner Seite straflichen Zweifel in den Patriotismus der Herren Mitglieder verratben, wenn ieb an ihrer \Villfah rigkeit z weifeln wol!te. £1 Als das Mitglied unserer Gesellschaft Georg Graf v. Thurn nach St. Petersburg als Legations-Sekretar kam, beniitzte diese Gelegenheit Johann Sbllner, Besitzer der Herrschaft Wiesenau, den Grafen zu er- suehen, ihm von frtthreifendem Getreide aus Bussland Samereien gefal- ligst zu verschaffen, um damit in den hoheren Gebirgsgegenden Karntens Versuche anzustellen. — Ueberzeugt von dem Vortheile, die aus dem Gelingen derselben fiir unser Land hervorgehen konnten, suchte Graf Thurn diesem Wunsche auf das Eifrigste zu entsprechen; glaubte aber hiebei, sich nicht auf Gctreide-Samen des europaischen Eusslands be- schranken zu sollen, sondern trachtete vielmehr Samereien aus den Gebirgsgegenden Sibiriens zu erhalten. Da dieser Versuch fiir die karntnerisehen hoher gelegenen Gcgen- den von grosser Wichtigkeit sein konnte, so wandte er sicli mit diesem Ansuchen an die dortige okouomische Gesellschaft. Der bestandige Sekre¬ tar derselben, der geheime Eath von Fuss nahm sein Ansuchen mit Ver- gniigen, und zugleich unter der Voraussetzung an, dass unsere Gesell¬ schaft in vorkommenden Fallen gegenseitig Gefiilligkeiten ervveisen werde, und verschrieb die gewiinschten Samen aus dem Gouvernement Perm und dem nordlichen Theile von Novgorod. Als sie eingelangt waren, iiber- sandte sie Graf Thurn im Namen der dortigen Gesellschaft an die karnt- nerische, und bemerkte dabei, dass der Anbau der sibirischen Heide oder des sibirischen Buchweizens fiir Karaten vorziiglich niitzlich sein diirfte, indern sie dem Eeife besonders widerstehen soli, wesswegen sie auch mit Vortheil seit Kurzem in Sclnveden eingefuhrt wurde. Es ist zu bedauern, dass iiber den Erfolg dieses Anbau-Versuches in den Akten nichts aufzufinden ist. Die Stiinde von Steiermark machten unterm 8. Mai 1817 dem Gubernium eine Vorstellung iiber die starke Bskostigung des Beschell- Wesens und iiber die Nothwendigkeit diese Anstalt zu sistemi s ir en, da die Ausgaben fiir sie auf das Land umgelegt wurden. Diese Vor¬ stellung wurde von der Hofkanzlei unterm 21. August dem Horkriegs- rathe zur weitern Amtshandlung mitgetheilt, und sonaeh vom Eemontirungs- 66 Inšpektor Grafen von Hardegg nachstehende zwei Gegenstiinde mit der Landesstelle in Berathung gezogen: 1. Die stabile Sistemisirurig der Beschell-Anstalt in Steiermark nnd 2. die provisorische Aufstellung der Besclieller und die Ausmitt- lung der Unterktinfte ftlr selbe wahrend der nachsten Beschellzeit im Jahre 1818. Da man nun eine gleiche Einriclitung in Karnten beabsichtigte, so wurde unterm 28. Janner 1818 dieser Gegenstand von Seite des Guberniums in Graz der hiesigen Ackerbangesellschaft yorgelegt, um dartiber ibr Gutachten vorzulegen. In jenem Vortrage nun, den Graf Hardegg bei der hieriiber abge- haltenen gemeinschaftlichen Commission liielt, stellte er seine Ansicht daliin auf, dass die Sistemisirurig der Bescbell-Anstalten wesentiicb von der Erorterung nachstebender Punkte abhiinge: a. Ist zur Aufrecbterbaltung und Verbesserung der Landespferde- zucbt eine eigene Landes-Beschellanstalt fortdaucrnd notbwendig? b. Welcben Stand an Personale und Pferden und welehe Dislocation in und ausser der Bescbellzeit bat die militarische Bescbellanstalt ftir Karnten gegcmvartig, und wie waren ersterer und letztere fiir die Zukunft festzusetzen! c. Welcbe Unterktinfte waren fiir den ncu angetragenen Stand nack seiner Dislocation entweder zu repariren, oder neu berzustellen und nach welchen Grundsatzen ware biebei zu verfabren? d. Durch welche Mittel komite auf die Verbesserung der Nach- zucbt von jenen vielen Stuten eingewirkt werden, deren Bau und Eigen- scbaftcn rock nicht so beschaften sind, um solcbe mit ararischen vor- zliglichen Hengsten befruchten lassen zu konnen? e. Wie wiire den scbadlichen Gebrecben der bei den Landes-Ein- wohnern vorhandenen Pferdezucbt in Absicbt auf die Behandlung und den Gebraucb der ausgewacbscnen Pferde und riicksicbtlich der Eollen- erziebung zu begegnen? Die Aeusserung der Gesellschaft liber diese angeregten Fragen ist sebr bemevkenswertb und ist im Auszuge folgende: „Von den obigen fiinf Fragen ist die crste die vvichtigste und sie ist es vorztiglieb, mit deren Untersucbung sicb die Gesellscbaft befasst bat, die vierte und ftinfte steben in unmittelbarem Kapporte mit der erstcn und waren dahcr auch Gegenstiinde der Berathung. 1 ' „Die erste Frage wird von dem Herrn Remontirungs-Inspektor be- jaliend beantvvortet, vvcil der Nutzen einer guten Landespferdezucbt un- ■widersprecblicb sei, weil eine schlccht betricbcne Pferdezucbt keinen Nutzen, sondern nur Scbadcn bringe, und weil der Zustand unserer Landespferdezuebt in der ganzcn Monarchie and so auch in nnserer Provinz nocli anf einer sehr niedern Stufe der Vollkommenbeit steht. Da nun die wcsentlichste Einwirkung zur Verbesserung der Race nur mit angeinessenen Hengsten bewirkt werden konne, die inlandischen Vaterpferde aber durch vernacblassigte Erziehung und friihzeitiges Be- legen verkrtippelt, den Leuten vvenig Vortbcile brachten, die sich lieber Stuten bieltcn und da aucb die meisten Privatgestiite eingegangen seien, die sonst vorzfigliche Hengste lieferten, so ware es nothwendig, dass der Bedarf an denselben in den MilitžLrgestliten grOsstentheils selbst er- zeugt vvilrde, und da man derlei Hengste keinem Privaten anvertrauen konne, so sei eine eigene ararisebe Beschell-Anstalt unerlasslich noth- vvendig. Weil endlich die Leitung der Landespferdezuebt mebrere Kennt- nisse voraussetzt, die sicb nur die militarische Administration durcb die lange Vcrwaltung dieses Zweiges erworben bat, und da es erwiesen ist, dass die Beschellanstalt unter der bisberigen militarischen Administration dem Staate grossen Nutzen gevvahrt babe und mit dem geringsten Kostenaufwande betrieben wurde, so eracbtet es der Herr Remontirungs- Inspektor fiir raiblicb, dass die Beschellanstalt foitvvahrend unter der militariscben Administration verbleibe." Dagegen meint die Ackerbaugesellschaft: „Dass zur Aufrecliterbaltung und Verbesserung der Landespferdezuebt eine eigene ararisebe Beschell¬ anstalt nieht nur allein nicbt nothvvendig, sondern dem gemeinen Besten selbst nacbtbeilig sei.“ „Nicht nothwendig, weil die Erzeugung der maneberlei Haustbiere sich nicbt nach dem einseitigen Wunsche eines Dritten, sondern nur nach dem Verbaltnisse ibres Bedarfes ricbtct, insoferne sie zum Betriebe des Hausbaltes nothwendig sind, oder als Gegenstande des Handels dienen. — Wenn man noch so viele und schone Hengste in jene Gegen- den stellte, die ilire Wirtbsebaften mit Ocbsen bestellen, so vviirde man desvvcgen nicbt ein Follen mehr erzeugen, indem die Plornviebzucbt den dortigen LokalverbSltnissen mebr entspriebt, als die der Pferde, und wenn man heute mit allen Srariscben Hengsten abzoge, so vviirde des- vvegen nicbt eine Stute vveniger belegt vverden, weil der Vortheil, der den Hengstenbaltern dadureb zuflosse, sie auf der Stelje bewegen wiirde, vveniger davon zu versebneiden, und mebr davon zum Gebrauche der Paarung aufzustellen. Unsere Hornviehzueht, unsere Schafviebzuebt nimmt alljabrlacb zu an Umfang, sovvohl in der Menge der Tbiere, als in ibrer * VcrziiglicLkeit, obne dass man ararisebe Stiere und Widder bat, ja obne dass man ihre Zucbt oder die Verbesserung ibrer Race in irgend etwas Ton Seite des Staatcs l egi r.stigt Latte, dcr.n seit zvvci Jaliren erstwerden Priimien auf die Hornviebzucbt gesetzt, iiber deren Nutzlosigkeit sicb 58 die Gesellschaft friiher schon binlanglich erklart hat, vvozu also ararische Hengste, da die inlandischen, den Privaten gehorigen, dasselbe und un- gleich wohlfeiler leisten? -—Man antvvortet hierauf: „„weil unsere Landes- pferdezuckt nocli auf einer niedern Stufe der Vollkommenheit steht und verbessert werden muss, unsere Hengste aber niebts taugten, zu frtib springen, in Folge dessen verkriippeln und daher fremde oder in ara- rischen Pflanzscbulen gezogene Hengste hiezu vervvenden miisse, die man ihrer Kostbarkeit wegen nicbt obne Gefahr und Nachtheil denen Privaten anvertrauen diirfte.““ „Dass unsere Landespferdezucbt noch auf einer niedern Stufe der Vollkoramenheit stehe, bezweifelt die Gesellschaft und vvare diese Be- hauptung wabr, so lieferte sie nur einen Bevveis, dass die Beschellanstalten niebts taugen, da sie in 34 Jahren nicbt im Stande vvaren, den Schlag zu verbessern, die Race der Pferde in Karaten und Steiermark ist aber gut und sie hat von jeher den Ruf gehabt, nacb den bblimisehen die besten Wirthsckaftpferde zu besitzen und nur derlei Pferde will der Landvvirth, nicbt aber Kutschen- und Jagdpferde, ftir die er nur vvenige Kaufer findet und sie nie so leicbt und gut verkauft, als Wirthschafts- und Fubrpferde, um die er tiigliche Nacbfrage hat. Unsere Pferde vor dem Jahre 1784, wo man anfing ararische Hengste aufzustelien, waren nicht schlechter, als die gegenvvartigen. Vielleicbt nur besser, weil unsere Landleute immer bedacbt waren nur solebe Hengste aufzustelien, die dem Bedarfe des Landes entsprecben, die ararisehen aber bis vor Kurzem grosstentheils vom Reitscblage vvaren und einen grossen Tbeil unserer Pferde offenbar nur verscblecbterten.“ „Dass die Hengste der Landleute kriippelig sind und niebts ntitze seien, vviderspricht die Gesellschaft. Auch stebt dieser Vorvvurf in einem seltsamen Kontraste mit der Ansicht des H. Inspektors, dass man den Besitzern inlandischer guter Hengste die Erlaubniss ertbeilen solle, sie zur Paarung zu vervvenden, ja sie dureh Pramien aufmuntern solle, Hengste zu halten, indem die ararisehen nicbt hinlanglich seien ftir den Bedarf des Landes. — Also gibt es doeh gute inlandisebe Hengste und nur einige davon sind kriippelig und seklecht? Zu einem schlechten Hengste fiibrt JSTiemand seine Stute, und wenn die Landleute, wie jetzt bei den Stieren, die Ausvvabl haben, ihre Stuten binzufiibren, vvobin sie vvolien, so vverden sie solehe sicher zu jenem fiihren, dessen Bau ihnen am besten zusagt, vvahrend sie jetzt bei der Beschellstation einen annehmen milssen, der gerade an der Tour ist oder vvolil keinen bekommen, vveil sebon zu viele Stuten vorgemerkt sind.“ Die Furcbt, es diirften zu vvenig Hengste vorbanden sein, vvenn die ararische Besckellanstalt aufhorte, ist ebenfalls iiberfliissig. So wie gegen- 59 vvartig der giosste Theil der Stuten nur von Privathengsten belegt wird und vor 30 Jahren weder ein ararischer Hengst bekannt war, so wie jetzt kein ararischer Stier oder Widder bekannt ist, so wtirde auch in Zukunft Alles wieder in seinen naturlichen Gang kommen, so bald sich der Staat mit diesem Geschiifte nicht mehr befasste. Dass jetzt wenigerHengste vorbanden seien, die springen, wie vormals, ist sicber, weil die ararischen Hengste vorbanden sind, and man nicbt sicber vveiss, auf wie viele Stuten man Rechnung macben kanu in seinem Umfange. Wiirde aber die Bescbell- anstalt aufgehoben und die Zucht dieser Thiere, so wie der iibrigen dem Ermessen und eigenen Vortheile des Landwirthes tiberlassen, so wiirde die geringe Zabl der fehlenden Hengste bald ersetzt sein. Privatgestiite hatte man in Karaten nur zwei unbedeutende: in Grniind und Wasser- leonburg. In Obersteiermark bestand eines in Murau; es verdienten aber alle diese kaum dcn Namen davon, weil sie so geringfiigig und grossten- tbeils nur berecbnet waren, Kutschen- und Reitpferde hervorzubringen. Ihre Aufkebung batte auf diese Lander nicbt den geringsten Einfluss.“ „Den innern Werth der ararischen Vollpferde will die Ackerbau- gesellschaft nicbt in Abrede stellen. Es sind meistens Tbiere, von denen jedes die raeistcn Vollkommenheiten seiner Race in sich vereinigt; aber es sind Pferde von sehr verschiedener Race und da eine Paarung von 3o Hengsten mit 1811 Stuten im Verlaufe von zwei Monaten unmoglich so vorgenommen werden kamp dass nur homogene Racen zusammen kamen, so erhellet bieraus, dass der Zweck, eine bestimmte korperliche Form hervorzubringen, nicht auf diesem Wege, sondern nur durch Privat- hengste erreicbt vverden konne, indem nur der Privat die Paarung in der Familie erbaltcn kann und jede fremdartige Kreuzung vermeidet.“ „Dass aber die ararische Beschellanstalt dem Lande selbst nach- tbeilig sein konnte und musste, ging aus dem Umstande bervor, dass ibr moglieber Vortheil durch die Kosten, die sie verursachte, beinabe ganzlich aufgehoben wurde, die theils aus dem Militarzinsfonde, grossten- theils aber aus dem standischen Domestikalfonde bestritten werden soll- ten. Aus einer einfacben Uebersicbt derselben ging bervor, dass die Her- vorbringung eines einzigen Follens dem Lande 129 fl. kosten wtirde, was den absoluten Werth eines solchen Thieres offenbar iibersteigt, den es bei der Geburt bat.“ Ein mebr bistorisches Interesse biethet das Gutacbten der Gesell- schaft iiber die vom h. o. Kreisamte angeregte Frage: „Wie und nacli \vclchem Massstabe die Dominikalisten und Berg- holden zn Halb- oder Viertel-Bauern u. s. w. zu vergleichen waren.„ Der Massstab, nach welchem in Karaten bisher die relative Wich- tigkeit einer Baucrnrealitat ausgedriickt, Vortheile und Lasten in der 8 *' Gemcinde vertheilt wurden, war theils gcvvohnheitsrechtlieb, theils nach positiven Vorschriften fast durchaus von der in den Steuerbiichern aus- gedriickten Beansagung nach Viertel-, Halb- und Ganz-Huben hergenom- rnen. So z. B. pflegt man bis zum heutigen Tage: bei Vertheilung der Gemeindeweiden etc. die Antheile, die ein Berechtio-tcr emptangt, nach der erhobenen Hubcnbeansagung zu bemessen, ebenso war und ist es zum Theil noch jetzt b. die Natural-Vorspannsrolle nach der namlicken Beansagung ver* tbeilt und bei allen Gemeinderoboten, als Strassen-, Schulhauserbau etc. wird der Ganzhiibler zur Halfte mehr belegt, ais sein, nur mit einer Halbhube beansagter Nachbar. Endlich gibt c. das Steuerbiichel und die darin vorkommende Beansagung den Ausschlag bei der Subskription, ob niimlich der Besitzer als Ganz-, Halb- oder Viertelhtibler unter die Rubrik: der „Bauern“ eingetragen oder bei dem Mangel einer solclien Beansagung \vohl gar unter die „Anwend- baren“ verzeichnet und zum Rekruten aufgerufen werden soli. Nun gibt es aber hier und aucli anderswo eine Menge von Rustikal- besitzern, deren Eigenschaft, ob sie namlich Viertel-, Halb- oder Ganz- bauern sind, weder aus iliren Steuerbiicheln, noch sonst aus einem hokeren Merkmale ersichtlich ist; darunter gehbren: 1. Jene, welche grossere oder kleinere herrschaftliche Hbfe, Vor- werke, Keuschen etc., theils in zeitlichem, theils in lebenslang- lichem Pacht, theils als wirkliches Kaufrecht inne haben. 2. Die Bergholden, welclic ikre Weingarten zwar von jeher als ein Rustikalgut in Eigenthum besitzen, von denselben aber kein Pfundgeld» d. i. keine Kontribution, entrichten. Endlich S. Jene zahlreichen, meistens kleineren Realitatenbesitzer in Kara¬ ten, die zwar mit einem Pfundgelde, d. i. mit der nach Pfunden, Schil- lingen, Pfennigen berechneten „ordinari contribution“ und Steuer belegt ; dennoch aber mit keiner Hube, Zulehen oder Keusche beansagt, folglich mit dem sogenannten Riistgeld und Remontenbeitrag nicht belastet sind. Zu dieser Klasse gelioren im Bande jene zerstreuten landsehaftlichen und steueramtlicken Eigenthiimer, bei denen sich aus ihren Steuerbiicheln und Zahlungsbogen ikre Beansagung nicht erheben lasst. Soli nun die Beantwortung obiger Frage moglick sein, so muss vor Allem der Begriff eines Ganz-, Halb- oder Viertelbauern tcstgesetzt wer- den. Die Erfabrung zeigt jedoch sowokl in Karaten als aucli in Steicr- mark, dass derselbe in doppelter Bedeutung genommen wird: niimlich einmal nach der extensiven Grosse der Besitzung, die jedoch sovvohl im All°-emeincn, als aucli in Beziehung auf die ortlichen Verhaltnisse stets relativ ist, und beruht in ihrer Vulgar-Benennung auf lceinen allgemein giltigen Bestimmungsgrundsatzen, sondern ist selir willkiirlich, nach den verschiedcnen Lokali taten sehr verschieden und daher nur ein Massstab, der fiir einen gegebenen begranzten Bezirk gilt, und taugt daher durch- aus nicht zum Bekufe der Parificirung. Die zweite Bedeutung kann man die amtliche oder Kanzlei-Bedeu- tung heissen, weil sie nur in den BUehern derselb.en zu finden ist, und schreibt ihren Ursprung aus dem 16. Jahrhundert her, wo eine Art Steuer- Kektifikation veranlasst wurde, wornach die Pfundgeld-Tertheilung be- stimmt wurde. In Karaten blieb man jedoch nicht dabei stehen, blos den Quotienten zu erhdhen, wie diess in Steiermark stets der Fali ist, son¬ dern man suchte die Ungleichkeiten, welche theils in der ersten Pfund- umlage, theils in Folge der Zeit eingesehlichen waren, zu verbessern. Man beschloss eine neue Rektifizirung und verfiel auf die bekannte Beansagung nach Iluben, Zulehen und Keuschen, die aber keineswegs nach selbst- standijfen Grundsatzen vertheilt, sondern blos als Ausfiillungsmittel fiir die Lticken der Pfundbegiiltung beniitzt vvurde. Wir finden Unterthanen mit folgenden auffallenden Differenzen, als : liltere Pfundbegiiltung .... 3 Pfd. 3 j3 : — neuere Beansagung.'/a Keusche dagegen altere Begiiltung.6 j3 neuerer Beansagung .. l f / 2 Hube und man verfuhr, wie die Erfahrung es bewiesen hat, mit ganz eigen- machtiger Willkiir. So hat Karaten Besitzungen mit Pfundgeld und konnen dennoch als Huben nicht ldassifizirt werden, weil diese Klassifikation hier nicht so wie in Steiermark, durch das Mass der Pfundbegiiltigung, son¬ dern nur durch die rektifikatorische Hubenbeansagung bestimmt wird. Es liegt ausser allem Zvreifel, dass in Steiermark und in Karaten die alte Pfundbegiiltung und eben so in Karaten die Hubenbeansagung mit dem effektiven Zustande der Besitzungen in den auffallendsten Wider- spriichen stelit, daher eine vollig ideale Norm sei, nach der man die Wichtigkeit einer Bauernrealiifit, es sei nun in Riieksicht auf die Militar- widmung oder zu anderen Zwecken, nicht beurtheilen kann; demnach auch eine Vergleichung in dem Sinne der obigen Ffagen nicht stattfiu- den kann. Die Bestrebungen der Gesellsckaft, dass fur Karaten ein k. k. Lan- des-Thierarzt angestellt werde, scheiterten, weil Se. Majestat die Anstel- lung eines eigenen Thierarztes in jedem Gubernial-Gebiete bereits zu bewilligen geruht liatte, iiberdiess jeder Kreis- und Distriktsvrundarzt iiber das zuriickgelegte Thierarzenei-Studium sich auszuweisen liatte, und bei dem Lyceum zu Klagenfurt ohuehin ein eigener Professor der Thier- arzneikunde (in Verbindung mit Landwirthschaftslehre) besteht. 62 Unterm 10. November 1819 zeigt die steiermarkische Gesellschaft ihre Koristit,uirung ari, und ersuclit rim freundnachbarliches Zusammen- wirken, auch wird der Direktor Franz Graf v. Egger, Kanzler, Dr. Joh. Burger nnd die Herren: Dr. Josef Babitsch, Johann Sbllner und Josef Grundner ersuclit, als correspondirende Mitglieder eintreten zu wollen. Im Laufe des Jahres 1819 zeigten sich in mebreren, besonders hoher gelegenen Gegenden Karntens sebr bedeutende Zerstorungen der Saatfelder, die, allen eingegangenen Nachrichten zufolge, von einer Art Eaupen herbeigeftihrt wurden, die als kleine Wurmer von 1 oder iy a Linie Lange und von der Dicke eines feinen Bindfadens im Friikjakre die Pflanzen der Kornerfrtichte aufsuchen, sich in deren llalmen und Blattsclieiden ausbildeten, darin verpuppen und vor der Ernte aus- fliegen. Die Wirkungen dieses Insektes \varen so gross und verheerend, dass im Jahre 1819 der Getreidebau in Karnten auf eine grosse fetrecke zerstort wurde. Es scbien dasselbe Insekt zu sein, welches im Jabre 1814 bei Konstanz die Gerstenfelder zerstčirte und von Dr. Santer Tipula eerealis (Getreidescbander) benannt vvurde und somit eine Miickenlarve war, wakrscheinlich die Hessenfliege (Cecidonva distructor Say.) Als vvirks^mes Mittel gegen dieses Debel scblug die Gesellschaft folgenden Turnus der Feldbearbeitung offentlicb vor, nacbdem sie friiher die einzeln zerstreuten Erfabrungen beniitzt hatte. Fiir die hochstgelegenen Felder, wo der Klee nicht gut fortkommt: 1. Jahr: Hafer ohne Diinger; 2. Jabr: Kartoffeln mit Diinger; 3. Jabr: Wickengemenge zu Futter; 4. Jabr: Sommerroggen, Gerste oder Hafer; 5. Jabr: Wintcrroggen, gedtingt; 6., 7. und 8. Jabr: Egarten. Fiir die etwas niederer gelegenen Gegendeu aber: 1. Jahr: Hafer ohne Diinger; 2. Jabr: Kartoffeln mit Diinger; 3. Jabr: "VFickengemenge mit Klee, griin gemaht; 4. und 5. Jahr: Klee; 6. Jahr: Hafer; 7. Jahr: Winterroggen mit DUnger; 8., 9. und 10. Jahr Egarten. Weitere Verhandlungen aus dem Jahre 1820 bezieben sich auf die Befiirvvortung der Zebentfreiheit fiir Neubriicbe und Kartoffelfelder. Beziiglicb der Wirkung der Hornvieh-Pramien aussmf sich die Ge- sellscbaft gegeniiber der stiind. Verordneten Stelle: Seit ein paar Jahrzehenden sei ein sicbtbares Abnehmen des Horn- viehes in Karnten erwiesen, besonders in den letzten Jahren. — Ur- sacben: 1. Fcindliche Invasionen — durch o Jahre Theilung des Gebietes und Aussaugung der Ertragsquellen durch die Eroberer. 63 2. Beispielloser Misswachs in den Jahren 1813—1818. Die Nah- rungsmittel aus dem Pflanzenreiche waren nicht ausreichend, man griff den Vielistand an. 3. Ein kleiuerer Viehstand macht bei gleich grosser Arbeit grosse- ren Kraftaufwand nothwendig, dahcr kein Gedeiben selbst bei hinreichen- dem Futter; dalier vielleicht erklarbar, dass wiihrend im Jabre 1815, 76 Sttick Hornvieh zur Pramien-Vertheilung vorgefiihrt wurden, im Jabre 1816 nur 32, 1817 nur 24 und 1818 gar nur 18 erscbienen,, und zwar von einer Qualitat, dass man in den letzten zwei Jahren nur 7, statt 12 Pramien austbeilen konnte. 4. Zwei bis drei Jabre sind nieht vermogend, ein so tief begriin- detes Uebel zu beben. Drei bis vier Jabre machen erst aus dem Kalbe ein brauchbares Nutz- oder Arbeitstbier, und es bedarf gleiche Zeit bis eine zweite Generation heranwacbst. Das Zusammemvirken dieser und vieler anderer ungUnstiger Ver- baltnisse macht es schwer, den Antheil der Vcrbesserung zu bestimmen, den Pramien erzeugt habeii. Daber mag es gut sein, die gegenwartigen Pramien bestehen zu lassen, und es konne auf eine Zertbeilung in kleinere nicht eingerathen werden, da mebrere kleinere Pramien keinem Theile eine Entschadigung gevvahren, weil die Unkosten zu gross sind, ein Thier preisvviirdig zu erziehen. Nur dann, wenn zwei gleich preisfabige Thiere vorgefiihrt wiir- den, mag ein grosserer Preis zu gleichen Theilen auf beide vertheilt werden. In der Sitzung vom 5. Juli 1830 kiindigte der Kanzler der Gesell- scbaft, Dr. Johann Burger, der Versammlung an, dass ibn Se. Majestat zum Gubernialrathe und okonomiscben Keferenten bei dem kiistenlandi- schen Gubernium zu ernennen gerubt babe, wesswegen er genothigt sei, nebst seinen ubrigen Berufspflicbten, die er bisher zu erfllllen hatte, auch das Amt eines Kanzlcrs der karnt. Ackerbau-Gesellschaft niederzulegen. Die Gesellschaft driickte ihr lebbaftes Bedauern aus: ein so ausge- zeichnetes Mitglied zu verlieren, und sagt dem scbeidenden Kanzler den Dank der Gesellschaft fiir sein segenreiches Wirken. Die hiedurch erledigte Stelle desselben wurde dem Prof. Matbias Acbazel zunachst provisorisch ilbertragen. 64 S t a t u s der k. k. und stand. Ackerbau-Gesellschaft in Kiirntcn im September 1820. Protektor: Se. Excellenz Herr Christian Graf v. Aicholt, Sr. k. k. Majestat geheimer Katk, Kammerer und Landergouverneur in Stciermark und Karnten. Direktor: Der Hockgeborne Herr Franz Graf v. Egger, Sr. k. k. Majestat Kam¬ merer, Ritter des Leopoldordens, Herr der Herrscbaften und Giiter: St. Georgen am Llingsee, Weyer, Rainhof, Rosenbickl, Hardegg, Lebmach, Wuelross, Piehlhof und Lindenheim, zugleick Mitglied der k. k. Landwirtbscbafts - Gesellschaften zu Wien, Graz und Laibach. K a n z I e r: Vakat. (Provisorisch): Mathias Achazel, Professor der Matkematik und prov. Professor der Landvvirthsckaft. E kr e n-Mitglieder (nach alphabetiseher Ordnung.) Sammtlicke stiindisclic Aussckussmanner und Verordnete: Herr Johann Bogner Ritter zu Steinburg, Herr auf Hungerbrunn und Kreug. „ Johann Kep. Freikerr v. iiusset, k. k. Gubernialratk in Laibach. „ Johann Duglos Graf v. Dietrichstein, k. k. Kammerer und Ritter des Leopoldordens, Herr der Herrschaften Hollenburg, Finkcnsteic, Landskron und Vclden. „ Sigmund v. IIokenwart, Bischof zu Linz. „ Franz Freih. v. Koller, Ritter des Lcopold-Ordens. „ Sekastian Josef v. Pobeheim, Ritter des Lcopold-Ordens. „ Georg Graf v. Thurn-Vallesassina, k. k. Kammerer und Oberst- wachtmcister, Ritter mekrerer Ordcn, osterreickiscker Gesandter in Stuttgart, Herr der Herrsckaft Bleiburg. Ordentlicke wirkende Mitglieder: Herr Mathias Ackazcl, ordentl. offentlieker Professor der Matkematik, Fried. Edelmann, Besitzer der Giiter Feuerspcrg und Gamscncck. Se. Excellenz Herr Franz Graf v. Enzenberg, k. k. geheimer Rath und Kammerer, Grosskrenz des Stephansordens, Prasident des inner- dsterr. Obergerichts za Klagenfurt. Herr Franz Grundner, graflich Ferdinand Egger’scher Inšpektor, auch Mitglied der steiermarkischen Ackerbau-Gesellsehaft. „ Paul Haaser, v. Dickmann’scher Inšpektor. „ Johann Holemschnig, Apotheker. „ Johann Gottfried Kumpf, der Heilkunde Doctor. „ Heinricb Lenz, der Weltweisheit Doctor, Direktor der deutscben Musterschulen. „ Simon v. Milessi, stand. Verordneter in Karaten. „ Jakob Ortner, Domdechant zu Gurk. „ Adam Rabitscb, der Recbte Doktor. „ Josef Rabitscb, der Recbte Doctor, grafi. Franz Egger’scher Inšpek¬ tor, auch Mitglied der steiermarkischen Ackerbau-Gesellsehaft. Ausuartige korrespondirende Mitglieder: In Kar n ten: Herr Josef Freiherr v. Aichelburg zu St. Stefan im Gailthale. „ Johann Felix Knafl-Lenz, Kammeral-Verwalter in Maria Saab „ Kuess, Pfarrer zu Keutschach. „ Melchior v. Lanner zu Krumpendorf. „ Johann Liegl, Pfarrer zu Reichenfels. „ Johann Sollner, Herr auf Wiesenau im Lavantthale, auch Mitglied der steiermarkischen Ackerbau-Gesellsehaft. In Steiermark: Herr Thomas Foregger, „ Karl Freih. v. Mandeli, k. k. Kammerer, „ Joh. Nep. Neuhold, Advokat „ Ignaz v. Pehali, Staatsguter-Administrator, „ Karl Schmutz, Steuerkontrollor, „ Franz Treffenschedl, Verwalter in Kleinstatten. Lorenz v. Vest, der Heilkunde Doctor, Professor der Chernie und Botanik am Johanneum zu Griitz. „ Kajetan Wanggo, Sekretar der steiermark. Ackerbau-Gesellsehaft. Ausschussrathe der steiermarkischen Ackerbau- Gesellsehaft. In Krain: Herr Karl Werner, Professor der Landwirthschaft zu Laibach und Mit¬ glied der krainerischen Ackerbau-Gesellsehaft. Im Litorale: Herr Johann Burger, der Heilkunde Doetor, k. k. wirklicher Gubernial- rath, aucli Mitglied der Landmrthschafts-Geeellschaften m Wien, Prag, Briinn, Laibach und Miineben. In Tirol: Herr Johann Jenull, der Rechte Doetor, Appellationsrath in Innspruck. In Oesterreich: Herr Franz Josef Bayer, Revident mehrerer Herrsehaften zu Eggenburg. „ Ferd. Bertholi, Grosshandler in Wien. „ Adalbert Vollkamer v. Ebrenberg, k. k. Gubernialrath in Wien. „ Franz Ritter v. Heintl, der Rechte Doetor, Ausschussrath der Land- wir th schafts - G e s el 1 s cl i aft in Wien und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften. „ Andreas Kario, grafi. Kohary’scher Vervralter zu Walterskirchen. „ Johann Georg Megerle v. Miihlfeld zu Wien. „ Leopold Pausinger, k. k. Rath in Wien. „ Dr. Franz Sartori, k. k. Regierungssekretar und Biieherrevisions- amts-Vorsteher. „ Josef Anton Schachermayer zu St. Georgen. „ Theobald v. Wallberg, fdrstl. Lichtensteinischer Hofrath. In Bohmen: Herr Mathias Eissel, Wirthschaftsverwalter zu Niemen in Bohmen. In M ahren: Herr Christian Karl Andree, grafi. Salm’scher Wirthschaftsverwalter und Sekretar der k. k. mahr. schles. Aekerbau-Gesellschaft in Briinn. „ Karl Pleininger, Oberamtmann in Mahren. In Schlesien: Herr Ferdinand Blumenwitz, fiirstl. Lichtensteinischer Kammergraf zu Jagerndorf. „ Anton v. Wittmann, Regent der Herrsehaften Sr. konigl. Hoheit des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen. In Ungarn: Herr Dr. Julius Liebbald, Professor am Iandwirthschaftlichen Institute zu Kesthely, mehrerer gelehrten Gesellschaften Mitglied. 67 Herr Dr. Karl Rumy, Schulendirektor zu Karlowitz und Mitglied mebre- rer gelehrten Gesellschaften. Im Auslande: Jobann Karl Leuchs zn Niirnberg. D. M. Majer zu Augsburg. Johann Melsheimer zu Heilbronn. Die sfeten Besorgnisse der Besitzer der Eisen- und Bleigevverke, es werde durch Mangel an Holz diese Industrie in wenig Jabren gefahr- det sein, und es sei somit niithig, durcb gesetzliche Bestimmungen und durch Beihilfe der Regierungsorgane eine bessere Waldwirthschaft einzu- fiihren, veranlasste schon im Jahre 1818 Herrn Inšpektor Grundner in dieser Richtung Preisfragen vorzuschlagen. Er begrundete diesen Vor- schlag, indem er anfiihrt: „AlIe Volker, die nicbt ganz im rohen Natur- stande leben, und vvdche mehr als Wurzeln und Krauter geniessen, brauchen zur Bereitung ihrer Nalirung, zur Erwarmung ilirer Korper- und zur Hervorbringung sonstiger Bediirfnisse — Holz, oder ein Material, das ihnen als Brennstoff dient.“ „Das Quantum desBedarfes wird leider von der Indolenz, von alten Gervohnheiten, von Vorurtheilen aller Art bestimmt, ja selbst eine falscb verstandene Politik, oder eine widernatiirlicke Gesetzgebung iiben darauf einen bedeutenden Einfluss." „IJnsere grosse Lehrmeisterin — die Nolh — stellt uns zwar in ein- zelnen Gegenden und ganzen Landern Beispiele auf, wie sparsam man sich hierin behelfen, wie man wochenlang mit einer Quantitat Brennstoff auslangen konne, welclie bei uns kaum den Bedarf von ein paar Tagen deckt. Indessen scheint doch iiberall ein gekoriges Mass von diesem Material vorhanden sein zu mlissen, wenn der Woklstand einer gegebenen Provinz oder Gegend erhalten, befordert, oder auf jene Stufe der Voll- kommenheit gebracht werden soli, deren sie vermdg ihrer Lage und physischen Beschaffenheit faliig ist.“ „Das Klima, die Produktionstfihigkeit des Bodens, gevvisse nnver- tilgbare Eigenbeitcn der Bewohner, die Schatze, welclie die Natur nur bie und da in den Schoos der Erde begraben bat, endlich der vvichtige Umstand, dass sich Surrogate des Holzes nicbt iiberall auffinden und nur selten mit Vortheil von fern beziehen lassen, scbeinen die Wahrheit zu bestatigen, dass — so wie es einzelne Hofe oder Gegenden gibt, wo man die Viehvvirthschaft der Ackervvirthschaft oder umgekebrt diese jener vorziehen muss, es eben so auch Gegenden oder Provinzen geben L Herr 8 » 68 kontie, welche die Holzkultur, selbst auf Kosten der Acker- und Vieh • wirthschaft, aus allen Kraften befdrdern sollen.“ „Ich verstehe hier unter Holz- oder Waldkultur nicht blos jene Regeln, welche uns die Forstvvirthschaffc fiir die Pflege und Behandlang der Walder vorsehreibt, auch nicht jene Forstpolizei, oder iiberhaupt jene Waidordnungen, welche iiberall — selbst in solchen Provinzen be- stehen miissen, wo es noch heut zu Tage iiberfliissige — zur Ausrottung geeignete "VValdstrecken gibt, — sondern ich verstehe, wenn ich mich so ausdrucken darf — eine eigentliche Holzwirthschaft, welche nicht allein auf den allermoglichsten, nachhaltigen Ertrag der schon vorhaudenen Waldungen sieht, sondern auch — selbst mit Beseitigung andervveitiger temporarer Vortheile, auf Erweiterung des Waldgrundes und auf eine besondere Pflege des Iiolzes beflissen ist.“ „In unserem lieben Vaterlande Kiirnten besteht selbst unter Leuten von entschiedenen Kenntnissen, in Bezug auf das Waldwesen eine alte Streitfrage. Die einen jammern iiber das sichtbare Auslichten der Wal- dungen, iiber die jahrlich zunehmende Beengung des Waldgrundes, iiber die allseitige Unwirthschaft und ungeahndet freie Gebahrung mit dem Holze; sie beliaupten: „„Karnten producira seinenndthigen Bedarf an Ge- treide, seie aber vermbg seiner Umgebung nicht in der Lage, je einen Aktivhandel mit Getreide naeh auswarts, und sehwerlich einen vortheil- haften Viehaustrieb zu etabliren, sein einziger Reichthum, ja die cinzige Quelle, aus der Karaten sein Geld zur Contribution fiir Saiz, Wein, Tabak und tausend andere Bediirfnisse erhalt, seie der Bergsegen : — seie Blei und Eisen. Wer — geblendet von cinem zeitlichen Vortheil und angereizt durch die in den letzteren Jahren herrschenden Getreid- und Viehpreise — zu Gunsten der Getreid- und Vielmirtkschaft, die Waldungen iibersah, vernaclilassigte oder verwii,stote, der hat mit zum Ruin des Landcs beigetragen, die iiblen Folgen werden zwar spater, aber unvermeidlieh, kommen und es wird uns gehen, wie der Krote in der Fabel, die sich hochmiithig aufblies, um zu plat.zen!““ —- So klagen die einen und — wie mirscheint — sie haben eben nicht Unrecht!“ — „Die andern wendenein: „„dieses Klagen seie schon mehr als 60 Jahre alt, von jeher schreie man iiber den Abbau des Holzes, profezeie den Gewerken den gewissen Tod in langstens 15—20 Jahren, allein solche 15 —20 Jahre seien schon viermal voriiber gegangen, Holz seie noch immer genug vorhanden, die Gewerke seufzen wohl iiber den Mangel an Absatz ihrer Produkte, aber keineswegs iiber wirklichen Mangel an Brennstotf. Das Holz in Karaten stehe noch immer unter allem Werthe, und der Grund, worauf ein Waldbau steht, trage weniger, sal gar nichts, weil — wenn der Bauer die Baume abschlagt, und als 69 Brennholz selbst in die Hauptstadt fiihrt — ilirn nicht einmal die billigen Scldag- nnd Fuhrkosten bezahlt werdeu. Die Umvvandlung eines solchen WaldgrUndes — seie es nun zur Weide, Wiese, oder zum Acker — gebe einen sicheren Ertrag, befbrdere die Produktion, mit dieser das Wohl des Einzelnen, und sie konne — und miisse daher in staats- wirthscbaftlicher Hinsicht dem Ganzen nicht anders, als gedeihlich sein.“ “ „So sprecben diese und — wer kannleugnen — die Tkatsachen bestatigen grosstentheils diese Behauptungen!“ „Welche von denbeiden — sich selir wiedersprechenden Parteien bat nun Recht? — Oder ist es gleicbgiltig fiir das Wohl des Landes, dass eine so wicbtige Frage nicht blos unentschieden, sondern sogar un er o rt ort da liegt; indess im Konflikte beider Meinungen und je nachdem die Sprecher in der Regierung zu dieser oder jener Partei gehoren, unsere Waldungen bald uuter einer Widmung seufzen, bald vollig frei gegeben, bald mit einem kostspieligen Heere von Forstbeaniten iiberschwemmt werden, welcke eben darum, weil man liber jene Ilaupt- frage — liber die Grundsatze ibres Benebmens nicht einig ist, und eigentlicli selbst nicht weiss, was man will, auch gar nichts Gedeihlicbes zu wirken vermogen und dem Staate mit dem, was sie kosten, ganz iiberfllissig zur Last fallcn.“ Dieser Antrag erfubr vom Herrn Kanzler, Professor Dr. Burger, eine Entgegnung, die vollinhaltlich anzufilhren vom grossen Interesse scheint. „Unser verehrtes Mitglied, der Herr Inšpektor Grundner, bat die Ansichten der beiden Parteien, welche verschiedene Meinungen iiber die Vortheile des Waldbodens in Karaten haben, eben so kurz als treffend einander gegeniiber gestellt und ich wlisste nichts denselben beizusetzen. Nur will es mir nicht einleuchten, wie man zweifelhaft sein kiinnc mit der Entscheidung, ob das Interesse der Walder, die den meisten Besitzern keinen Ertrag geben, dem Interesse der Aecker, Wiesen und Weiden, von denen wir Alle leben, und von dcnen bei weitem die grosste Anzahl der Landvvirthe Alles bestreiten muss, vorgesetzt werden soli. Man sagt, dass die Erzeugung, und Verarbeitung der Metalle den Reichthum des Landes ausmache, und dass ohne dieser Erwerbsquelle die Landwirth- schaft im Gebirge sich nicht aufrecht erhalten kčinne. Ich glaube es nicht, denn da es erwiesen ist, dass dem Bauer fiir sein IIolz nichts gezahlt wird, und dass er von der Kohlenerzeugung nichts gevvinnt, als einen sehr kargen Arbeits- und Fuhrlohn, indem den Gewerken die eigene Erzeugung des Kohlens bei einem Kohlzinse von unbedeutendem Werthe fast iiberall hiiher, oft doppelt so lioch zu stehen kornint, so 70 verliert er mehts, \venn er das Kohlmachen aufgibt, das ihn nothigt mehr Leute zu halten, als er zum Betriebe seiner Wirthsehaft nothig bat, das ihn hindert der Wartung seiner Wirthscbaft selbst mehr obzu- liegen nnd das sein geringes Betriebskapital vom Hauptzvvecke zimi Theile ablenkt. Icb sehe auch nicht ein, dass jene Bergvvirthschaften im Lande, die nicht Kohl machen, das Lessachtlial, das obere Drau- nnd Molltlial u. s. w. armer waren, wie die Bergwirthscbaften in der Um- gebung unserer Haupteisenwurzen.“ „Wenn wir aber mehr Getreide erzeugen, wer soli es uns abnehmen, wenn uns die Hiitten- und Bergarbeiter fehlen? Fiihren wir nicht selbst dadurck einen dauerndern Unwerth der Lebensmittel herbei?“ — „Ich glaube das steht noch lange nicht zu befiirchten, denn wenn wir im Gebirge, wie es die Natur der Lage gcbietet, die Viehzucht ver- grossern, und die Ackerwirthschaft vermindern, die so viele Menschen erfordert, so beschwerlich und so hoch gefahrdet ist, so haben die Ge- treidewirthschaften der Ebenen und Thaler genng Abnehmer fiir ihre Erzeugnisse an den Bergbewohnern." „Indessen sei es fern von mir zu behaupten, dass es dem Lande zutraglich sei, die Metallerzeugung und Verarbeitung aufzugeben, nur glaube ich, dass sie in der Reihe der Gewerbe keineswegs den ersten Rang einnehme, sondern, dass sie der Erzeugung der Lebensmittel naehstehe." „Karntenist ein Land, wo beide Gewerbe sehr fuglieh nebenein- ander bestehen konnen, denn es hat unser Land hohe Berge, die keiner Kultur fahig oder ihrer nicht werth sind, und die sich von selbst mit Holz bekleiden und es hat Thaler und Ebenen, die uns mit Lebens- mitteln versorgen, wo der Wald vertilgt gevrorden und in fruchtbaren Gegenden noch mehr ausgcrottet zu vrerden verdient. Wo es nicht Vor- theil bringt, der anwachsenden Bevblkerung vregen, neue Urbarungen anzulegen, da fallt es olinediess Niemandem ein mit grossen Anstrengungen und Auslagen Walder auszurotten, wo es aber Nutzen bringt, warum wollen wir es da hindern?“ „Was urspriinglich Wald war, ist jetztAcker, und was heute noch Wald in der Ebene ist, muss unter gtinstigeren Umstiinden, als die gegenvvbrtigen sind, auch Acker werden. Es ist daher thoricht und ein Eingriff in das Eigenthum, auf die Widmung des Bodens zu Wald zu bestelien.“ „Sagt man, dass dieWiilderin den eigentlichen Waldgegenden ver- wlistet werden, dass dadurch der Bedarf an Holz — nicht tur den biir- gerlichen Gebrauch, denn das wagt Niemand in Karaten zn behaupten n — sondern fttr die Gewerke verkiimmert werde, so frage ich: worin besteht die Venviistung der Walder uud wo sind sie verwttstet? „Die Verwiistung der Walder besteht darin, dass aus einem grossen Tlieile derselben das Hochliolz weggescldagen and nur junges nicht immer dicbt genug stehendes Holz vorhanden ist, und wenn man sicb umsieht, wo sie am meisten gelichtet sind, so sieht man diesen Erfolg in der nachsten Umgebung der Schmelz- und Hammenverke. Also haben nur die. welche das Holz geschont wissen wol!en, die Wiilder verniehtet und wenu wir die Walder gedeihen sehen wo!len, so miissen wir dea Holzbedarf dieser Konsumenten beschranken. Andersvvohin ist kein Holz gekoinmen und nur sie allein sind es, die kein Ersparniss kennen und tiberall Holzsparung p redigen. “ „Die Kultur der Walder ist tiberall im Grossen nur eine negative. Sobald wir den Waldboden unangetastet lassen, so vvachst das Holz tiberall im Ueberflusse hervor.“ „Alle Massregeln. welche direkt auf die Kultur des Holzes abzielen, sind daher iiberfliissig, und die indirekten, d. h. die politischen, worunter die Aufstellung einer Walderpolizei gehort, worin der Dienst des kost- spieligen Forstpersonals ganz allein besteht, sind eben so drtickend filr den Waldeigenthtimer, als lastig fiir das Landd' „Wie Jeder mit seinem Eigentlium gebahrt, wenn einem Britten dadurch kein Nachtheil zugeht, geht Niemanden etwas an, und die zweckmassigste Yerwendung seines Vermogens muss man den Einzelnen iiberlassen, denn es ftthrt die Bevormundung desselben von Seite des Staates zu keinem Nutzen und vervvickelt bloss die Regierung in štete Handel mit den Btirgern, erniedrigt diese und verleitet sie zu Ueber- tretungen solcher anmasslichen Gesetze." „Alle Furcht, dass es den Leuten au Holz mangeln moge, vvomit sie ihre Speisen koclien und ihre Han de warmen mogen, ist eitel.“ „Weniger tibertrieben scheintdie Furcht, dass eine Zeit kornmen diirfte, wo man in Karaten nicht mehr 8 Millionen Metzen Kohlen zu verbrennen haben diirfte, wie jetzt, und diese gefiirchtete Zeit mocbte man gerne abvvebren. — Wahrscbeinlich ist’s, dass man in der Folge der Jabre weniger Holz uberhaupt verbrennen wird, wie bisber,. weil unser Eisen und Blei nicht mehr jenen grossen Markt haben wird, vvie friiher. Die Metallerzeugung bat in anderen Bandera auch Fortscbritte, vielleicht grdssere, wie bei uns gemacht, und solcbe Vdlker, die sonst blos von uns ihr Eisen und Blei bezogen, erhalten es aus eigenen Fabriken, oder von den Nadihani um bessere Preise.“ „Der Drang, mit denEnglandern uud Rasen konkurriren zu miissen, wird unsere Gewerke ndthigen, auf Ersparungcn beim Verbrauch des 72 Feuermaterials zu denken, was jetzt bei der Wohlfeilheit des Holzes ansser Acht gelassen wurde.“ „Spater werden die Steinkohlen, die vvir so haufig im Lande haben, wohl audi zum Verbrauch des Schmelzens beim Blei und Warmen des Eisens auf Streckwerken in Gebrauch kommen, und wir werden dadurch vici Holz er1ibrigen.“ , ,Wir werden aber immer viel Iiolz haben, denn was sollen vvir aus unseren weit ausgedehnten Waldstrecken machen?“ „Von selbst erhalt sich der grosse Waldstand, weil die meisten Hochvvalder ein Eigenthum des Staates oder des Adels sind, die ihn auf andere Art nielit hbher zu beniitzen vermogen, als dass sie seine theilvveise Abstockung verpachten und der Gebirgsbauer seinen Wald nicht abtreibt, weil ibm dieser wenigstens zum grossen Tbeile noth- wendig ist.“ „Der grosse Waldstand Karntens gilt aber nur im Allgemeinen nicht im Besonderen. Die Umgebungen der Eisenvvurzen, so wie jene des Bleiberges werden immer einen kleineren Waldstand haben und jtingeres Holz \vird da unter die Axt genommen, weil der Vortheil des Holzverkaufes die Menschen im Nothstande reizt, lieber das Holz als ein anderes Inventar zu verkaufen, wodurch ihr Waldgrund allgemach in Weiden umgewandelt wird.“ „Sollten wir aber desswegcn, weil diese verkaltnissmassig kleinen Fliichen des Landes schlecht, nach der Meinung der Gewerke, und doch nur von ihnen hiezu verftihrt, vvirthschaften, sollen \vir dcsswegcn das ganze Land in einen w.iderlichen und unntitzen Zwang versetzen und neue und verscharfte Polizeimassregeln von Seite des Staates begehren, die wir im Voraus als unniitz ansehen? — Denn was kbnnen wir von der Kegierung begehren, als dass sie die Waldeigenthtimer in Vormund- schaft nehmen und jedem nur so viel davon abzuschlagen gestatten soli, als der Bedarf des Landes erheischt?" „Was ist aber der Bedarf, wer ermisst die Grosse und Nothwendig- keit desselben? — und wird jetzt mehr verbrannt, als der Bedarf erheiseht?“ „Es golit mit den Regulirungen der Wirthschaft, wenn man sich anmasst, den Landwirthen vorzuschreiben, wie viel sie Erdapfel und Baume setzen sollen, eben so, wie mit den Taxirungen der Lebensmittel. Die Mittel sind zur Erreichung des Zweckes entvvedcr nicht zureichend miichtig, oder was fast immer der Fali ist, ihre Kosten und die Placke- reien, die sie verursachen, sind des Erfolges nicht werth.“ „Ich glaube daher, dass es besser sei, wenn wir obigen Gegenstand nicht zum Objekte einer Preisfrage wiihlen, weil vvir nichts erfragen 73 konnen, was wir iiicht schon wiissten, nnd weil das Uebel, wortiber ge- klagt wird, mehr relativ als allgemein ist . u Von den Verhandlungen der Gesellsckaft aus dem Decennium 1820—1830 glaube ich aus den Akten folgende berausbcben zu sollen, die auch noch gegenwartig, theils geschichtliches, theils faehliches In- teresse haben: Unserer Ackerbau-Gesellschaft und in specie ihrem frtiheren Kanz- ler, Dr. Johann Burger, gebiihrt das Verdienst und die Ehre, in der oster- reichischen Monarcbie die Ersten gewesen zu sein, die einen Plan zur gegenseifigen Brandschaden-Versicherung entworfen, mit Benutzung der anslandischen Anstalten dieser Art ausgearbeitet und in Vorschlag ge- bracht haben. Dieser Plan wurde im Jabre 1815, sowohl von einem Aussehusse der Gesellschaft, als auch von der betreffenden politischen Oberbehorde und mehreren dazu deputirten Bezirks-Kommissionen in allen seincn Punkten mit prlifender Umsicht und sorgfaltiger Berticksichtigung aller Umstande genau erwogen und in einzelnen Theilen modifizirt. Sein vvesentlichster Vortheil bestand darin, dass er keinen eigentlichen Geld- fond, fiberhaupt keine Verwaltungskosten erforderte, und die Mitglieder daher nur den reinen Brandschaden zu ersetzen hatten. — Dessungeach- tet stiess dcrselbe bei den Versuchen seiner Einftlhrung auf ganz uner- wartete Hindernisse und fand zum Behufe seiner Kealisirung niclit die nbthige Untersttitzung, selbst von Seite Derjenigen, von dcnen sie mit vollem Reehte zu erwarten stand. Viele Jabre spiiter revidirte und modifizirte die Landwirtbschaft- Gesellscbaft in Steiermark den von Professor Kudlcr entworfenen Plan zn einer gegenseitigen Brandversicherung, war bemiiht, eine Anstalt nach diesem Plane in’s Leben zu rufen nnd lud dem zu Folge auch unsere Gesellschaft ein, ihr beizutreten. War es dieser auch nicht gegonnt, ihren friiher selbst entworfenen Plan zur Ausfubrung gebracht zu sehen, ■ so hatte sie docli Unbefangen- heit genug, ihrer Schwestergesellscbaft in Steiermark den Rubin der Grtindung eines Werkes mit Freuden zu gonnen, das in tausendfach wiederholten Fallen des Lebens ftir die Menscbheit so segensreich wer- den musste. Von diesen Ansichten geleitet, fiihlte sich daher dieselbe in ihrer Enviederung vom 21. April 1825, als Folge der erbaltenen Einladung, zn der Aeusserung verpfliehtet, dureh Wort und Schrift, durch Belehrung und Aufmunterung, so ^vie durch das Vorangehen mit ihrem Beispiele eine Anstalt in’s Leben rufen zu helfen, die bereits ein so dringendes Bedtirfniss geworden war. — Gleiclizeitig wurde beschlossen, eine eigene Aufiforderung und Belehrung liber diesen Gegenstand im Drucke heraus- 10 zugeben und zu verbreiten, so vvie 100 Exemplare des Assekuranz-Planes nachdrucken und vertheilen zu lassen; endlich auch die Consistorien auf- zufordern, dass sie durcb die Geistlichkeit die Gemeinden iiber die Ge- meinniitzigkeit des Planeš belebren lassen. Siebzebn Jalire waren seit der Griindung der Lehrkanzel fiir Land- vvirthschaft am Lvceuui zu Klagenfurt verflossen, als von Seite aller- lidehsten Ortes von unserer Gesellsehaft die Aeusserung abgefordert wurde, ob am Lyceum zu Klagenfurt und in specie, aus welcben Griinden, eine eigene Lehrkanzel der Landvvirthschaft, deren Professor systemmassig auch die Naturgeschichte zu lehren hatte, beizubehalten ware. Die Gesellsehaft befiirvvortete auf das Warmst,e den Fortbestand dieser Lehrkanzel, indem sie: 1. " zeigte, dass die Anzahl Derjenigen, welche die Laadwirthsehafts- kunde horen, in Klagenfurt immer grosser war, als sie, mit Ausnahme der grossen Universitaten, auf irgend einem anderen deutscherblandischen Lyceo zu sein pflegte; 2. sich auf die Eigenthiimlichkeit des Landinannes berief, der in der Regel nieht durch Biieher belehrt \vird, da er nicht liest, wohl aber jene Handlungen nachahmt, von denen er einen unzvveifelhafteu Vortheil erblickt. Dem zu Folge sei es sebr wiinschenswerth, dass solehe Land- \virthe in verschiedenen Gegenden vertheilt seien, deren rationelle Be- wirthschaftung dem Landmanne iiberzeugend vor Augen liegt. Diese aber konne nur von grossern Giiterbesitzern und vorziiglich von den Geistlichen erwartet werden, deren grosster Theil mit ihrem Unterhalte auf Grund und Boden angcwiesen ist, auch ist er wegen des Zutrauens, das ihm seine Gemeinde schon seiner Stellung halber sebenkt, melir als irgend ein Anderer fakig, auf sie vortheilhaft einzuvvirken. Endlich brachte die Gesellsehaft auch noch 3. den moralischen Grund in Anregung, vvessvvegen es wiinschens- werth bleibt, dass gerade die Horer der Theologie, wie es in Klagenfurt thatsachlich der Fali ist, wo bisher 2 /a der landvvirthschaftlichen Schiiler aus Theologen des 4. Jahres bestanden, das Studium derselben sich angelegen sein lassen mochten, da sie durch das luteresse, das ihnen durch den Reiz eines rationellen Wirthschaftsbetriebes eiugeflosst wird, alf jenen verderblichen Einfliissen und ihren Nacbtheilen entgehen, vvelche die Einsamkeit ihres Wohnortes, zu der sie ihr Beruf in den Hbhen der Gehirge zuweilen zwingt, so wie die ganzliche Trennung von den Wirkungen eines gebildeten Umganges so hiiufig erzeugen. Unterm 11. August 1825 erhielt die Gesellsehaft die Zuschrift, dass die Studien-Hofkommission die von ihr vorgelegten Griinde fdr hin- 75 langlich befunden habe, mn seiner Zeit den gestellten Antrag aller- bochsten Ortes unterstiitzen zu konnen, damit am Klagenfurter Lyceo der Unterricht in der Landwirthschaftskunde noch ferner beibebalten werde. Die Staatsvemaltung liatte bei der Organisirung des osterreickischen Konsularwesens den vveisen Zweek, die k. k. Konsuln nebst ihrer Bestim- mung in Riicksicht auf das Handelsinteres.se, auch zur Beforderung anderer vvissenscbaftlicher Zwecke bentitzen zu konnen, ja es war nicht zu zweifeln, dass in botanischer, mineralogischer, zoolog-ischer, antiquarisch- historischer, technischer, kommerzieller, statistischer und anderer Hinsicht durch die Mitwirknng der k. k. Konsulate sehone Erfolge erzielt wcrden wlirden. Da es jedoch bei dem besten Willen und den schatzbarsten Kenntnissen der Konsuln immerhin sclmierig, ja beinalie unmoglich sein mtisste, eine solche Mitwirkung zvveckmiissig zu leisten, wenn sie nicht mit den Bedtirfnissen der Anstalten vertraut gemacbt wlirden, so vvurden von Seite des boben Finanzministeriums die k. k. Lžinder-Prasidien aufgefordert, alle ihrem Wirkungskreise nnterstehenden wissenschaftlichen Institute anzngehen, die diessfalligen Ansichten zu erbffnen, und die Bunkte zu bezeiobnen, auf welche es bei der oben beriikrten Mitwirkung vorzliglich ankomme und worauf yon Seite der k. k. Konsulate RUek- sicht zu nekmen sein wtirde. Eine solclie Aeusserung wurde nun 1825 auch von unserer Acker- baugesellscbaft abverlangt und in selbem bezeichnete sie als Aufgabe far die k. k. Konsulate: mbglickste Emeiterung des Terrains fiir den Absatz der osterreiehischen Produkte, besonders dort, wo Sicbeln, Sensen Pflugschaaren, Nagel, Werkzeuge, Waffen u. dgl. derzeit entvveder gar nicht oder doch nicht in hinliinglicher Menge erzeugt werden, ferner trug sie darauf an, die k. k. Konsuln mogen dafUr sorgen, dass von allen Waaren, die in diesem oder jenem Handelsplatze abzusetzen sein mochten, die Formen oder Modelle, sei es in Holz oder in natura, oder in einer hinreichend deutlichen Zdchnung eingeschiekt vviirden, damit die Eisen- und Stahlwaaren genau nach jenen Mustern geformt werden konnen, um ihnen in jenen Gegcnden mebr Eingang zu ver- schaffcn, ferner empfahl sie der Beachtung der Konsuln, dass sie alle Hindernisse und Stockungen im Handel, Einfubrverbote, so wie einge- tretenen neuen Konkurrenzen. fremder Staaten so gescbvvind als mbglich anzeigen, endlich wurde als vortlieilbaft angedeutet, wenn jene Handels- und Landvvirthschaftsartikel eines' fremden Landes, die in Karaten nicht produzirt werden, die sicb aber dennoch fiir die biesigen Verbaltnisse eignen kbnnten, mit einer kurzen Beschreibung ihrer ErzeugiiDgs- und Behandlungsart hieher bekanht gemacht werden wiirden. 10 * 76 Schon im Jahre 1816, und selbst noch friiher, hatte unsere Gesell¬ sehaft Gelegenheit, ihre Meinung iiber die Nothwendigkeit, den N ut zen und die Anwendbarkeit des sogenannten Reifheitzens auszusprecben und auch im Jahre 1825 kam in Folge geschehener Anregung von Seite der Maria-Saaler Bezirksobrigkeit, welche ein allgemeines Reifheitzen zum Schutze der Heidebliithe in der ganzen Ebene von Klagenfurt in Vor- schlag braehte, dieser Gegenstand abermals zur Sprache. Die Gesellsehaft wiederholte in ihrer Aeusserung an das k. k. Kreisamt zu Klagenfurt, dass das Reifheitzen allerdings unter bestimmten Verhaltnissen zor Hintanhaltung des Reifes dienlich sein konne, indem durch den Rauch ein kiinstlicher Nebel erzeugt wird, der, so wie der natiirliche, die kalte Temperatur in Etwas mildert und das Gefrieren des Thaues, d. i. die Entstehung des Reifes, hindert. Dem zu Folge wurde auch das Reifheitzen in mehreren Gegenden von Deutschland, selbst in einigen Orten von Steiermark, Salzburg u. a. in Anwenduug gebracht. Die Be- dingungen jedoch, unter denen die Reiffeuer vor dem Reife schiitzen i konnen, soheinen nach der Ansicht unserer Gesellsehaft folgende zu sein : 1. Ein geschlossenes Thal von massiger Ausdehnung. 2. Ein leicht zu habender, hinliinglicher Vorrath von grtinen, nassen und halbfaulen Brennmaterialien und ein nicht unbedeutendes Quantum von trockenem Brennstoff zu einer langen Unterhaltung zahlreicher Feuer in eng neben einander stehenden Punkten des ganzen Thales. 3. Niedriger Barometerstand, damit der Rauch nicht siiulenartig in die Hohe steige, sondern sich auf 'die Erde lagere und ein giinstiger, sanfter Luftzug, der diesen Rauch ausbreitet. 4. Gemeinsame Uebereinstimmung aller Insassen des Thales, um die hinlanglichen Brennmaterialien an sehicklichen Punkten zusammen zu bringen und diese Feuer in den kritischen Nachtstunden fleissig zu un- terhalten. • Im Verfolge ihrer Aeusserung erklarte die Gesellsehaft, dass die Ebene von Klagenfurt keineswegs geeignet sei, dem Inhalte dieser Be- dingungen zu entsprechen und stellte demnach die Anwendbarkeit des Reifheitzens in derselben als erfolglos in Abrede. In den Jahren 1826 bis 1827 wurde von der Regierung die Erdrtcrung angeregt, ob es ftlr Innerosterreich und speciell filr Steier¬ mark und Karaten nicht von grossem Vortheile wiire, filr das ausgezeich- nete Hornvieh dieser Provinzen, und besonders ftlr Kuhe, einen Absatz nach der Lombardie zu versuchen und den Import des Schweizerviehes zu verdrangen, welches gegen unsere Thiere um 25% theuerer, und nicht im gleiehen Verhaltnisse schoner, oder als Melkvieh besser sei. Eine Absendung von sieben Ktihen nach Lodi war in so ferne ein ge- 77 lungener Versucb, als diese Thicre den dortigen Verhaltnissen sich leicht anpassten und in Sckonheit und Milchergiebigkeit mit den Schweizer- kiihen die Konknrrenz, besonders mit Riicksicht auf den viel geringeren Preis, auszuhalten scliienen. Unsere Gesellsehaft glaubte liber diese in Aussicht gestellte Er- werbsquelle keine grossen Ervvartungen aussprecben zu konnen, denen besonders nachstekende Ervviigungen entgegen tretcn: 1. Die Gewohnheit der Lombarden, ihr Milchvieh von jeher aus der Sehvveiz zu beziehen. Form und Farbe des Schweizerviehes, an wel- ches sie gewoknt, seien anders als bei unserem Viehschlag. Vorurtbeile, das hartnackige Kleben an dem Herkommlichen, vorziiglich dann, wenn die Menscben dabei sicb gut befunden, dllrften wesentliche Ilemmnisse bei den Lombarden sein, da sie bei dem boben Preise des Kases und der Butter nocb irnmer bedeutenden Gewinn inackten, obgleicb sie die Schweizer Melkkiihe theuer hezablten. 2. Die Milchergiebigkeit der Scbweizerkiibe ist in der Lombardie schon erprobt, fiir die gleicbe Eigenscbaft der innerosterreickischen Kube spracbe ein einziger Versucb mit sieben Kiiben. Ueberhaupt sei fiir den Land\virtb ein einzelner Versucb nicbt genugend; er will eine Reihe gelungener Versucb e und iibenviegender Vortheilo vor sicb sehen, bevor er sich zur Nackahmung eines neuen Verfahrens entscbliesst. 3. Die Scbvveiz liegt der Lombardie sebr nahe und in ihren Grenzgebieten berrscbt die italienische Spracbe, vvodurch der Verkehr sebr erleicbtert wird. Steiermark und Karnten, wo besserer Viehschlag ist, liegen weit entfernt und sprechen deutsck, das der Italiener weder verstebt, nocb sonst liebt und was den Verkehr offenbar erschweren muss. Aus diesen Ursachen kommen die lombardischen Viebbandler niebt nacb Innerosterreicb, um da Melkvieh einzukaufen und die Inner- osterreicher konnen sicb aucb mit ihrem besten Melkvieh nicbt auf einen so langen Weg machen, blos wcgen der sebr zweifelbaften Aussicht, um selbes in der Lombardie wirklick so gut anzubringen, damit der An- kaufspreis, die Transportskosten und ein angemessener Gevvinn gedeckt werden. Der Bauer selbst kann eine solcbe Lieferung nicbt auf sicb neh- men; der spekulirende Viebbandler vvtirde es nur dann thun, wenn er sicb einen gewinnreicben Absatz mit Zuverlassigkeit versprecben darf, denn auf irgend eine Ungevvissheit bin wird er ein bedeutendes Kapital nicbt wagen. Von Seite der Staatsvenvaltung kann zur Bevverkstelligung des Verkebres ebenfalls keine positive Einleitung getroffen werden, da sich Se. Majestat bestimmt ausgesprocben liaben, dass ein solcher Ver- kehr aus freiem Antriebe der Interessenten hervorgerufen werden solite, und dass von Seite der Staatsverwaltung nur durch indirekte Mittel, wie sie oben bezeichnet wurden, einzuwirken sei. Unsere Gesellscbaft erkennt kein wirksameres Mittel, als die Ge- w i n n s u c k t, als den maehtigsten Hebel fiir die Emporbringung eines jeden Gewerbes und Industrialzweiges, und schlug vor, ausser dem ersten angeftthrten Versuche, noeh eine grossere Eeihe von Versuchen in meh- reren Ortschaften der Lombardie mit innerosterreichiechem Melkviehe anzustellen, um die Brauclibarkeit der hierlandigen Kiihe mclir und melir zn verbreiten, und eben dadurch den Lombarden die volle Ueberzeugung zu verschaffen, dass das Beziehen ibrcs Melkviehes aus Innerosterreich ilinen einen grbsseren Gewinn versehaffte, als das Schweizer Vieh. Aus einem Bericbte der Gesellschaft vom 28. Janner 1880 , in Be- zug auf obigen Gegenstand erfahren wir, dass im Jahre 1829 vveder Melk- noeli anderes Hornvieh gevvohnlicher Art, in die Lombardie aus Karaten unmittelbar ausgetrieben worden sei. Nur Mastochsen waren der Gegenstand des Austriebes, ihre Anzahl betrug in dem gonannten Jahre un- gefahr 2000 Stiicke. Allcin der Preis derselben ging eben damals auf den niedersten Stand herunter, denn er sank auf 13—14 fl. CM. pr. Zentner desswegen bat sicb aucli die Zalil der ausgetriebenen Stiicke Schlacht- ochsen in den Jahren 1828 und 1829, welcbe unter sicb wenig differir- ten, gegen die Jabre 1824—1827 bedeutend vermindert, wo die Preise noch bober standen. In den letztgenannten Jabren vvurde der Zentner dieser Waare nocb mit 16 — 18 fl. bezablt, und die Zalil der ausgetrie¬ benen Stiicke belief sich auf 2600—2800. Im Jahre 1824 wurden auch nocb 40 Stiick Melkktilie und 20 scbone Zuchtstiere an die Hauptabneh- mer zu Gorz und Udine verkauft. Im Jahre 1826 fiel der Preis des Mastviehes pr. Ctr. auf 15 fl. im Durchschnitte und die Zalil der ausge¬ triebenen Stiicke auf 2400; das Jahr 1827, in welchem der Preis bis auf 14 fl. und nocb darunter sicb gesetzt hat, gibt nur nocb 2200 Stiicke als das ausgetriebene Gesammtquantum an. .,Diese vollig regular gewordene Verminderung des Viehpreises“, heisst es scbliesslicb in jenem Berichte, „muss um so mehr auffallen, wemi man die Bemerkung wiirdigt, dass sicb in unsern zwei Kreisen in derselben Zeit von secbs Jabren auch die Mcnge des verkauflichen Schlachtviehes beinabe in der namlichen Progression vermindert hat, so wie die Mittel, diese Thiere aufzuziehen, und fiir Fleischcrvvaaren zu masten, bei dem gemeinen Landbauer allmahlig versiegcn ; denn nur eine klcine Zalil grosserer Gutshesitzer, welche mit grosserer Intelligenz und mit einem angemesseneren Fonde ausgestattet, mit dem Ackerbau irgend einen anderen Zweig ]andwirthscbaftlicher Industrie vereinigt betreiben, 79 nar diese siud es, bei denen man in den letzten Jahren eine erhebliche Anzahl flir den Austrieb brauchbarer Schlachtochsen finden komite; bei dem gemeinen Landbauer, bei deren grosserem Theile in unserm Lande der fundus instructus schon lange mangelt, kann man keinen Mastoeh- sen suchen. viel weniger finden, wahrend bei denselben noch im Jahre 1758 der einzigc Hauptlieferant v. Milesi, blos flir Venedig allein, 3400 Stiick grosse schwere Schlachtochsen ohne Miihe ankaufte, und mit hoch- ster Bewilligung ausgetrieben hat, und ausserdem die Lessachthaler noch 500 Stfick geringeres Hornvieh blos in den drei Landgerichten Pater- nion, Gmiind und Millstatt aufkaufen und ins Ausland treiben durften.“ Ein klares Bild fiber den tief gesunkenen Wohlstand der landwirth- schaftlichen Bevolkerung Karntens gibt ein Bericht der Gesellschaft an die st and. Verordnete Stelle im Jahre 1827. Die Gesellschaft ergeht sich in diesem Berichte in die Erorteruug dreier selbst gestellten Fragen: A. Ist der Zustand der Urproduzenten in Karaten wirklich so Yer- schlimmert, dass das Stammkapital oder der fundus instructus angegrif- fen werden musste? Ist die.se Terminderung der zur Ausiibung der Land- wirthschaft nothigen Betriebsmittel nur bei cinzelnen Gruudbesitzern oder allgemein anzutreffen? Und bis zu welcliem Grade geht diese Vermin- derung? B. Durcli vvelche Ursachen ist fiir den bejahenden Fali dieser Zu¬ stand herbeigefiihrt worden? C. Welche Mittel und Massregeln waren anzurathen, durch deren Anwendung eine Verbesserung dieses Zustandes erzielt werden konnte ? Nachdem sicli nun die Gesellschaft liber den Begriff eines noth- wendigen fundus instructus, als Inbegriff der zur Ausiibung der Land- wirthschaft absolut erforderlichen materiellen Mittel ausgesproehen, stellt sie nun die Behauptung auf, dass dieser fundus instructus in Karaten nicht etwa blos bei einzelnen Urproduzenten, sondern allgemein und in allen seinen Zweigen angegriffen sei, und bevveist diess: a. durch den jiihrlich verminderten und verschlechterten Viehstand, b. durch den elenden Zustand der Wohn- und Wirthschaftsgebaude, c. durch die schlechte Besehaffenhe.it der Wirthschaftsgerathe, d. durch die unverhaltnissmassige Beniitzung seines Waldstandes, und e. durch den ganzlichen Mangel eines Getreidevorrathes zur Saat und Fiirsorge wegen eines mbglichen Misswachses im nachsten Jahre, so wie der nothigen Baarschaft zur Bestreitung der wahrend des Jahres nothigen, kurrenten Auslagen und stiitzt sich hiebei auf das wirklich Bestehende, von dessen Beschaffenheit der eigene Augenschein die voll- gliltigste Ueberzeugung gibt. §0 In Bezug auf den zweiten grossen Fragepunkt gesteht sie zwar, dass es schwer h alte, alle Ursachen und Umstande aufzufinden, durch welche diese Verarmung und der Nothstand der Ackerbau treibenden Klasse in Karaten herbeigefiihrt wurde, nocli schwerer aber zu bcmessen, in welchem Masse jede dieser Ursachen zur Erzielung eines so traurigen Resultates beitragen konnte. Indem sie jedoch die allgemeineAnsicht aufstellt, dass jede Wirthsehaft' in Verfallgeratken mtisse, wenn 1. die Auslagen sich vergrossern, oline dass die Einnahmen wachsen, 2. die Einnahmen sich vermindern, ohne dass die Ausgaben sich verandert haben, und 3. dann am allermeisten, wenn beide Falle zugleich eintreten, namlich bei Ver- grosserung der Ausgaben zugleich eine Vcrminderung der Einnahme stattfindet, zeigt sie, dass die Landwirthschaft Karntens zu damaliger Zeit in diesem letzt genannten Zustande sich befinde, und beweist, dass gegen eine Zeit von 30—40 Jahren bci der Landwirthschaft sich alle Auslagen vermehrt und zwar in specie: a. die Auslagen an Dienstboten und Taglohner, beinahe doppelt so hoch sfehen und zwar wegen der fortschreitenden Demoralisation der- selben; b. die Auslagen auf die unproportionirt hohen Forderungen der- jenigen Gewerbsleute, welche fitr die Bedtirfnisse des Landwirthes ar- beiten und denen auszuweichen er nicht im Stande ist, ebenfalls min- destens um 50 Prozent lioher stehen, und endlich c. die Steuern aller Art, die auf Grund und Bodcn haften, besonders im Missverhaltnisse gegen die fruhere Zeit stehen. Aber nicht blos die Ausgaben der Urproduzenten sind, wie die Gesellschaft ferner zeigt, viel grosser, alle ihre Einnahmen sind viel ge- ringer, als vormals, und diess gilt sowohl von den Einnahmen aus den Ackerprodukten, als auch von jenen aus der Viehzucht, jenen aus der Waldbenutzung und jenen aus den Nebenverdiensten, was sie sammtlich auch aus den vorlicgenden Verhaltnissen der damaligen Zeit zu beweisen bemiiht ist. Am Schlusse des Berichtes erkennt sie zwar die Schwierigkeit, solche Mittel aufzufinden, durch welche allen diesen Uebeln gesteueft und den Urproduzenten geholfen rverden konnte; legt aber dessungeaclitet verscliiedene Punkte der moglichen Abhilfe der karat, stitndischen Ver- ordneten-Stclle zur Beurtheilung und Wiirdigung vor, und scldiesst init den Worten: „bedenkliche Krankheiten lassen sich ohne bittere und un- angenehme Mittel kaum heilen, und da clocli der Urproduzent die eigent- liche Basis aller Staats- und Privatvvohlfahrt ist, so nlitzt die Verbesserung seines Zustandcš zuletzt allen andern Standen.“ Dem Zustand der Bienenzucht Karntens im Jahre 1827 entnehmen wir einen Bericht iiber die von der Regiening gestellte Frage: Ob die Bienenzucht in Karaten einer Aufmunterung durch Pramien bediirfe? Wie viel und wie holie Pramien flir jeden Kreis Karntens festzusetzen waren? u. s. w. Es war nattirlieh, dass die Gesellschaft vor Allem die Ursaehen des Verfalles der Bienenzucht in Karaten, die seit beilaufig 20 Jahren anfing Btlckschritte zu machen, aufzusuchen bemiiht war. Nach ihrer Ansicht vvaren es folgende: a. Hatten die durch Allerhdchste EntschliessuDg vom 1. September 1785 festgesetzten Bienenpramien (namlich ftir jeden Kreis 2 aber von 1787 angefangen nur durch 4. Jahre) \venigstens nocli einige Jahre fortdauern sollen, bis die Bienenzucht in aile Gegenden dos Landes sich mehr verbreitet haben wiirde. b. Nachdem im Jahre 1794 bei Gelegenheit der aus Oberkarnten aut’ die Heidemveide in die Umgebung von Klagenfurt aufgefahmen Bienen wegen der durch Beif zerstorten Beidenbltithe Eaubbienen die eiuhcimi- schcn Stbcke arg beschadigten, und es desswegen zwischen den Parteien zu Gewaltthatigkeiten und Anzlindung einer Bienenhtitte kam, wurde das Auffahren anf die Heidenbliithe untersagt. Die Folge war, dass die aus- gebreitete Bienenzucht des Gail- und Kanalthales und anderer Gegenden Oberkarntens in Verfall gerieth. Spiiter wurde zwar eiue beschrankte Aufiuhr auf die Heidenvrcide in die Ebene von Klagenfurt und in andere Thaler erlaubt (niimlich, wie bereits im Vorhergehendcn gezeigt wurde, ftir jeden Bezirk oder Burgfried nur eine bestimmte Zahl, wozu die Bienenzlichter die obrigkeitliche Bewilligung sclion vorher einholen mussten), allein dessen ungeachtet woll(e sich die Bienenzucht nicht bedeutend heben. c. Wahrend der zwei letzten Invasionen und wahrend der starken Anstrengungen des letzten Befreiungskrieges, \\o ein bedeutender Theil der Kleinhausler und landlichen Gevverbsmanner, vvelehc eigentlich die Bienenhalter am Pande sind, entiveder als eigentliche Soldaten oder als Landwehrmanner miter die Waffen gerufen wurde, musste die Bienen- zucht abermals sehr leiden. d. Audi waren die, seit dem Jahre 1813 eingetretenen, zusammen- hSngenden flinf IMissjahre nieht blos Missjahre flir die FeldfrUchte, son- dern noeh beinahe in hiiherem Masse flir die Bienenzucht. Die Mehrzahl der Stbcke wurde durch Hunger aufgerieben und der Futterhonig war ungeachtet seines, auf 45 kr. und 1 fl. C. M. gestiegenen Preises in meh- reren Gegenden gar nicht mehr zu haben. Nebstbei hat auch der Um- stand, dass durch den vermehrten Anbau des Maises und der Kartoffeln 11 82 der Heiden- oder Buchweizenbau, uud folglich die reichste Honigweide abgenommen hat, einen wescntlich nachtheiligen Einfluss auf die Bienen¬ zucht auszutiben angefangen. e. Aber aller dieser Umstande ungeachtet vviirde sioh die Bienen- zucht in besseren Jabren doeh wieder bedeutend geboben haben, wenn nicht ein Haupttibel, namlich die Preislosigkeit des Honigs, sie niedergedriickt batte. Der geineine Brutto- oder Lebzelterhonig, der in friiheren Zeiten wenigstens gleiche Preise mit dem Scbmalze, meistentheils aber liohere batte und der Zcntner 20—28 fl. C. M. kostete, kostet jetzt in besseren Bienenjahrcn kaum 10—12 fl. nnd im Jahre 1825 standen die Preise nocb niedriger. Solcbe Preise nun konnen die, bei der Bienenzucht nothigen Auslagen und niebt unbedeutende Miibe selten corn- pensiren, weit \veniger aber einen Gevvinn verscbaffen. Auf die Frage, wie es wohl komme, dass der Preis des Bruttohonigs so niedrig sein konne, da doeh das Wachs, als ein Bestandtheil desselben, wegen seines baufigeren Verbraucbes im Preise bober stebt, als friiher, ergibt sicli di« Antwort von selbst, wenn man betracbtet, dass das Wachs nur einen kleinen, aliqnoten Tbeil des Bruttohonigs, etvva 4—5 Prozent, betriigt und dass wegen des ganz vcranderten Geschmackes der Lente, der reine Honig beinabe ganz aufgehdrt bat ein Konsumtionsartikel zu sqin, vvic er es vor der grossen Verbreitung des Zuckors war. Da nun der Wachsbedarf vor Allem zu beriicksichtigen sei und seine Deckung durcb das Inland selbst, von unbestreitbarem Vortheile fur dasselbe ist, wenn es nicht auch in dieser Hinsicht vom Auslande abhangig sein wolle, so sprach sicb die Gesellschaft im Verfolge ibrer Aeusserung allerdings ftir die Festsetzung von Priimien auf eine bestimmte Anzahl von Jabren aus, um dadurch die Bienenzucht in jenen Gegenden Karntens, wo sie schon jetzt ziemlich gesunken ist, neu zu beleben und emporzubringen, hielt aber nicht dafiir, die Preise als permanent zu er- klaren. Ferner scblug sie mehrere kleinere fur wenigere grosse Preise vor, da es iiberhaupt fiir die Bienenzucht vortheilhafter zu sein scheint, wenn sie von Vielen in kleinerem, als von Wenigen in grosserem Massstabe betrieben wird, wozu besonders die Kleinbesitzer, namlich Keuschler, sogenannte Giistlcute u. dgl. geeignet sind. Bei dieser Ge- legenbeit konnte sie nicht umbin, die Bemerkung zu macben, dass die allergeeignetsten Bienenzlicbter vorzuglicb die Seelsorger auf dem Lande seien. Ihr hoherer Bildungsgrad und der Umstand, dass sie ibrer Amts- pfliehten wegen grosstentheils zu Hause seien und sicb rucksicbtlich der Wlirde ihres Standes mit niedrigen Handarbeiten nicht beschiiftigen sollen, lenke sie auf die zwei ehrenvollen Industrialzweige, die Bienenzucht und die Baumzucht ganz natiirlieh hin, mit welchen sic jene Zeit, die ihnen die rein geistlichen Amtsgesehafte tibrig lassen, auf die unschuldigste, beste und angenehmste Art ausfiillen. Bereits 1810 wurde von dem damaligen Gartner G. Wurm an die Behorde ein Plan zur Erricbtung einer Landes-Obstbaumsehule in Kla- genfnrt in Vorschlag gebracbt. In Folge erhaltenen Auftrages batte sich schon damals unsere Gesellscbaft dabin geaussert, dass sie von der Ntitz- liclikeit und Zweckmassigkeit einer solchen Anstalt vollkoinmen tiber- zeugt sei, dass aber die Tendenz einer solchen Baumschule, wenn sie von ausgiebigem Nutzen sein solite, vorzitglich auf die Realisirung fol- gender Punkte gericbtet sein mlisse, namlich: auf Ertheilung des dabei notbigen theoretisch-praktischen Unterrichtes in der Erzieliung, Veredlung und Behandlung der Obstbaume, auf Weckung des Sinnes und der Vor- liebe zur Obstkultur, und endlich auf Verbreitung einiger vortreffiicher Obstsorten, die in Karnten entwcder noch gar nicht, oder wenigstens nicht so stark verbreitet sind, als sie es zu sein verdienen, vorausge- setzt, dass sie ftir Kiimtens Klima, Boden und die Ubrigen Verhaltnisse desselben passen und sieb mchr durch ikren reelen Werth, als durch glanzende pomologiscbe Namen auszeichnen. „Wollte man sich,“ biess es damals ferner, „die Anlegung einer solchen Landes-Obstbaumsehule vorziiglich zum Zwecke machen, das ganze Land mit veredelten Obstbaumchen zu versehen, so wiirde eine Obstbaumschule von sehr grosser Ausdehnung angelegt werden mUssen, zu deren Zustandebringung unter den bestehenden Umstanden keine grosse Aussicht vorhanden ist.“ Von diesen und mehreren anderen dort angetlihrten Grundsatzen ausgebend, schlug demnach die Ackerbaugesellschaft damals vor, dass das dem "VVaisenfonde gehorige Staatsgut Zigguln an den Studienfond abgetrcten, und zu einem Experimentalwirthschaftskofe ftir den Ackerbau und zugleich zur Anlegung einer Musterobstbaumschule verwendet werden mbehte. Anderweitige Verhaltnisse liessen jedoch jenen Vorschlag nicht zur Ausfiihrung kommen. Dieser Gegenstand nun wurde im Jahre 1828 durch den llerrn Pfarrer Michael Kopreinik abermals, und zwar von seinerSeite mit sehr lebhaftem Interesse, ftir die allerdings und unbestreitbar gute Sache in Anregung gebracht. Die Gesellschaft liess zwar seinem sehr verdienst- lichen Eifer volle Anerkennung zu Theil werden, hielt jedoch an der Ansicht fest, dass, soli die Obstkultur allgcmein verbreitet undgemein- nUtzig vverden, so muss sie zur Sache des Volkes und des gemeinen Maunes werden. Der Landmann muss sie befbrdern wollen und befbr- dern kbnnen. Wollen Vfird er aber nur dann, wenn er durch Am schauung der reichen Obsternten eines Nachbars daftir interessirt wird, 84 und k o nne n wird er nar d um, vvenn ihm die nothig-en Handgriffe bei der Erziehung, Veredlung und Pflege der Obstbaurne ebenfalls nur anf dem Wege der Anschauung und Manipulation cmpjriscli eingetibt werden. Da aber das Alter gewohnlich mehr unbeug3am, den Vorurtheileu und dem Herkommen mehr anhangig ist, und vvenigstens nickt so gerne etvvas Neues lernt, als die Jugend, — da nebstbei wegen des langsamen Wachsthums der Biiume die Aussichten auf einen Genuss derselben bei dem Alter notbvvendig geringer sind, so muss das Hauptaugeumerk vor- ztiglicb auf die Jugend gericbtet werden. Die Jugend aber kann den techniscken Unterricht in der Obstkultur am natlirlichsten von jenen Persouen selbst erhalten, die ihr den moralischen und intellektuellen er- theilen und diese sind die Seelsorger und Lehrer. Da nun die Theologen nacli ilirem Austritte aus den Studien, mit den nothigen Kenntnissen in der Landwirthschaft und Obstkultur be- reichert, in ikre verschiedenen Berufsamter treten, fiir die Scbullehrer hin- gegen, besonders auf dem Lande, in dieser Hinsickt bisher nocb nicht gesorgt wurde, so trug die Gcsellsciiaft darauf an, dass allen Denjeni- gen, veelche den Praparandenkurs boren, um sick fiir das Schullehrerfach zu qualifiziren, zur Pflickt gemackt witrde, sich wahrend dieser Zeit auch die nothwendigsten Kenntnisse in der Obstbaumzuckt zu erwerben, und dass in Zukunft keiner als Scbullehrer angestellt vverde, der in dieser Beziebung ein giltiges Zeugniss beizubringen nickt im Stande ware. Um nun diesen Zweck nacb Moglichkeit zu befbrdern, erklarte sich der damalige provisorische Professor der Landwirtkschaftslehre und Kanz- ler der Gesellsckaft, Mathias Achazel bereit, 2 bis 3 Monate vor Ostern einen popularen theoretiscken und eben so lange Zeit nach den Ostern den praktischen Unterricht in seinem Garten auch fiir Jene zu ertheilen, die nicht die nothigen Vorkenntnisse besitzen, um eines mehr \vissenschaftlicken Unterrichtes fahig zu sein. •— Ferner brachte die Gcsellsciiaft in Antrag, dass iiberall, wo eine Schule ist, auch eine kleine Baumschule, sei es auch nur von 100 Stammchen, entstehe, damit die Lehrer die praktischen Manipulations-Handgriffe an denselben zeigen konnen. Alsdann erst, wenn Allcs diess vorausgegangen, wird eine Central- Landes-Obstbaumschule ein vvahres Bediirfniss sein, um alle diese klei- nen Baumschulen mit den nothigen besseren Obstsorten zu versehen. Im Jahre 1828 unterzog die Gesellschaft ihre (seit dem Jahre 1765 fast unveranderten) Statuten einer Kevision, wobei die Statuten der steiermarkischen, mahrischen und krainerischeu Gesellschaft als Grund- lage dienten; auch setzte sie, statt ikres alten Titels: „GeselIschaft des Ackerbaues und der Ktinste" den veriinderten Titel: „ Gesellschaft des Ackerbaues und der Industrie", zu welcher Aenderung sie sich dadurch bereehtigt glaubte, weil der lndustrialzvveig, namlieh die Montan-Industrie fiir Karaten fast von gleieher Wichtigkeit, als der Ackerbau s p. Ib,st ist, und sie unter iliren Mitgliedern mehrere Manner ziiblt, die entvveder durch ihr Besitzthum oder durcb ibr Amt. dem montanistisehen Fache an- gehoren. Da endlicb die Statuten unserer Ackerbau-Gesellschaft bisher nur von der karat. Landesstelle approbirt wurden, und niemals die Aller- hfjchste Sanction erhalten hatten, so vvurde das Landes-Prasidium ersucht, sich wcge7i der Allerhochsten Sanction derselben bei Sr. Majestat dem Kaiser zu verwcnden; auch wnrde kurze Zeit vorher Se. Excellenz, der damalige Gouverneur des Konigreiches Illvrien, Josef Camillo Freiherr v. Scbmidburg, gcbeten, das Protektorat unserer Gesellschaft zu iiberneh- men, um durch die oberste Leitung desselben auf die Bcfbrderung des Ackerbaues und der Industrie, und somit auf das GesammtwohI des Lan- des Karaten giinstig einzuvvirkcn. Se. Majestat der Kaiser Franz gerukte im Jahre 1830 die vorge- legten Statuten nicht nur zu gcnebmigen, sondern auch eine Dnterstutzung von jahrlichen 500 fl. C. M. vom Miiitarjahre 1830 anfangend, zur Be- streitung der Auslageu huldreicbst zu bewilligen. Da durch obige AUerbochste Entschliessung der Gesellschaft frei- gestellt wurde, sich: „k. k. Gesellschaft zur Forderung der L a n d w i r t h s c h a f t und Industrie in Karaten 1 '; oder: „karntneri- rische standisebe Gesellschaft" etc. zu nennen, so bat die Vcrsammlung einstimmig er st er e n Titel und Bonennuug vorgezogen und fUr die Zukunft statuirt. Die fortgesetzte Bemtthung der Gesellschaft den Obstbau Karntcns zu heben, erhellet aus versebiedenen Bericliten, so vvurden einem Aus- weise zu Folgc im Jahre 1827 im Villacber Krcise 2668 Wildlinge und eben so viele veredelte Obstbaume gesetzt, und auch im Klagenfurter Kreise war die Obstkultur noch immer im Fortscbreiten begriffen. Die von Professor Achazel liber Obstbaumzucht unentgeltlich ge- haltenen popularen VortrSge fanden bereits im Jahre 1829 von Seite des Publikums šehr viel Beifall. Einen Beweis fiir die zugenommene Liebe. zur Obstbaumzucht liefert der Umstand, dass im Jahre 1829 im Klagenfurter Kreise 24.644 Obst¬ baume gepflanzt und 7186 veredelt wurden. Dass die Vereins-Thatigkeit in den letzteren Jahren nachgelassen habe, entnimmt man einer Rede des Kanzlers, Professor Acbazbl, in einer allgemcinen Versammlung der Gesellschaft, im Jahre 1828, worin er bemerkt, dass schon seit einer geraumen Reihe von Jahren kcine all- gemeine Vcrsammlung unserer Gesellschaft stattgefunden habe, und er- Tvahnt als Griinde: Den friiheren Kriegszustand, die immer mehr and mehr verminderte AnzahI der Mitglieder darch Todesfalle und andere Verhaltnisse, besonders jener Mitglieder, die zugleich praktische Land- wirthe sind; ferner den Mangel an einem hinlanglichen Fonde, mit wel- chem die Gesellschaft gemeinniitzige landwirthschaftliche Versuche and Unternehinungen hatte untersttitzen und belohnen konnen, endlich das allgemeine Loos alier menschlicben Satzungen, so wie den gewbhnlichen Naturgang, nacb welchem auch die moralischen Korper, so wie die phy- sichen, nach und nacb altern und ihre Krafte nur durch neue Impulse von Aussen vvieder geweckt, verjtingt und zu intensiverer Wirksamkeit potenzirt werden konnen. Diess sei die Geschichte alier Institute, beson¬ ders aber derjenigen, die nur auf das lockere Band einer freiwilligen und uneigenntitzigen Wirksamkeit zusammen hiingen. Professor Achazel fiihrt ferners an: „Der Zustand der Landwirtbschaft ist tast iiberall, flir uns aber am bemerkbarsten in Karnten, sehr beklagenswerth, und der Menschen- freund sieht es mit Webmuth, wie der Landmann nicbt durch Mangel an Fleiss oder durch unzweckmassige Amvendung seiner Krafte, sondern durch die Preislosigkeit seiner Produkte und durch die unverhaltniss- massige Grosse der Auslagen, die mit der Erzeugung seiner Produkte direkte oder indirekte in Verbindung stehen, ganz lierabgekommen ist und wie seine Realitaten beinahe keinen Werth mehr liaben." Achazel zeigt, welcher Art die Thatigkeit der Gesellschaft sein miisse, um die Uebelstande zu heben oder doch zu massigen, und hebt am Schlusse die Wichtigkeit der Gaubezirke der Gesellschaft hervor, weil man nur auf diesem Wege zu einer genauen Kenntniss der landwirth- schaftlichen Zustande alier Orte in Karnten gelangen kbnne. In Folge allerhochsten Handbillets erhielt die Gesellschaft durch das Landesprasidium im Jahre 1829 den Auftrag, Mittel vorzuschlagcn, durch deren Anwendung den Verheerungen der Obstbaume und Garten- frttchte durch Baupen Einhalt gethan werden kbnne. Die Meinung der Gesellschaft uber diesen Gegenstand war und ist auch noch gegenwartig folgcnde: „Es gibt mehrere Raupenarten, welche den Obstbiiumen mehr oder minder nachtheilig sind; aber hier, in dem etvvas rauhcren Klima von Karnten sind es vorztiglich nur zwei Arten von Raupen, welche unsere Obstgarten, die davon nicht gereinigt vverden, ganz kalil abnagen und so grosse Verheerungen anrichten. Dadurch geht nicht nur die Frucht eines Jahres verloren, sondern die Obstbaume krankelri und gehen bei Wie- derholung des Raupcnfrasses wohl gar zu Grande." „Die bei uns flir die Obstbaume allerschadlichste and haufigste ist die Raupe des Goldafterspinners (Liparis chey sorrhaea). Eine zweite bei uns sehr schadliehe ist die Ringelraupe (Gastropacha neustria).“ „Die erste ist in ihrem ursprtinglichen Gespinnste (Neste) leicht sichtbar und leicht vertilgbar. Im Spatherbste, nachdem die Baume ihre Blatter verloren haben, bemerkt man an denselben die diirren, zusammen- gewickelten, mit seidenartigen Fiiden oder Gewebe an Zweige befestig- ten, inwendig mit einem rothbraunen Filze erfiillten Blatter. Diese be- herbergen die schon im Herbste aus den Eiern ausgekrochenen, aber kaum sichtbaren Ran peli en, die ohne Nahrung, bei der heftigsten Kitite, bis in den Frilhling ausdauern, beim Aufbrechen der Knospen und bei schonem Wetter auseinander steigen, die jungen Blattchen abfressen, Abends und bei sebleehter Witterung vvieder in ein gemeinschaftliches Nest znsammen kriechen.“ „Diese leicht sichtbaren Raupennester konnen vom Spatherbste bis z um Friihlinge hin, in einer Periode, wo der Landwirth mit der Feld- arbeit ohnehin nichts zu thun bat, ganz leicht von den Baumen gelesen und verbrannt werden. Doch darf man die Nester nicht blos auf den Boden vverfen, weil die Raupen im Friihlinge tvieder an den Baumstam- men hinaufkriechenA „Schwerer ist die Vertilgung der Ringelraupen. Diese kriechen erst im Friihlinge aus den Eiern. Das Eiergehause ist ein gewohnlich nicht ganz federkieldickes Kohrchen, welches aus 200 bis 300 spiralformig an einander gekitteten, perlfarbigen, glanzendcn Eierchen zusammen gesetzt und um einen diirren Zweig herumgesehlagen ist. Seine Oberflache ahnelt der Oberflache eines Fingerhutes. “ „Diese Raupeneiergehause sind selbst dem gelibten Auge des Obst- giirtners schwer bemerkbar. Mancher fleissige Obstziichter, der die sicht¬ baren Nester des Goldafterspinners sehr fleissig vertilgte, ist oft erstaunt, wenn er im Mai scine Obstbaume mit zahlreichen grossen Beuteln dieser verheerenden Raupen behangen sieht und sicli nicht erklaren kann, wo- her diese gekommen sein mochten. Ihre Vertilgung kann daher erst vor- genommen werden, wenn sie ausgestiegen sind und sich durch das Ab- nagen der Blatter bemerkbar gemacht haben.“ „Da sie gesellige Raupen sind und daher Abends, so wie bei trUbem regnerischem Wetter in ein gemeinschaftliches Nest, gewohnlich in eine Astgabel zusaminensteigen, so konnen sie in dieser Zeit mit einem schlechten Lappen mechanisch zerdrllckt werden. Beim warmen Sonnen- schein hingegen geht ihre Zerdrtickung auf diese Art nicht an, weil sie entweder auseinander gestiegen sind, oder wenn sie auch beisammen sind, bei der Annaherung eines Gegenstandes instinktmassig vom Aste abscbnellen und dann von der Erde vvieder an dic Biiume kriecben.“ „Da aber niclit alle Raupen zu gleicher Zeit aus allen Ringeln aussteigen, so mnss man in der letzten Hiilfte des Aprila und den gan- zen Mai hindureh alle zwei oder drei Tage die Untersuchung im Obst- garten anstellen, wenn man ibn von Raupen frei erhalten will.“ „Allgemeine Keinigung der Obstbaume von Seite der Gemeinde- glieder oline Ausnabme, und im Unterlassungsfalle selbst auf Kosten der Saumseligen, kann Abbilfe bringen. Die Seelsorger und Schullebrer hatten vorziiglich die Schuljugend iiber die Schadlichkeit und Vertilgungsweise der Raupen zU belebren, und sollcn Diejenigen, welche sicli hiebei vor- ztiglich bervortbun, offentlieb lobend genannt werden.“ „Endlicb sei es wtinschenswertli und den Zweck sebr befordernd, wenn der Fang und die Todtung jener Vogel, die sich in der Vertil- gung der Raupen, der Schmetterlinge und ihrer Eier so tbatig beweisen, vvie z. B. die Grasmiicken, die Rotbkehlchen und die Meisen, untersagt vriirde. Die Schwalben, die Bachstelzen und die Scbvvurzkehleben oder Rothsehwanzchen halte der gemeine Mann ohnehin sehon aus Gewohn- heit in Ehren, betrachte sie gleiehsam als gottgewerhte Tliiere und miss- billige das Fangen und Tbdten derselben“. Nacbdem der bisberige Direktor der Gesellseliaft, lierr Franz Graf von Egger im Jalne 1829 seine Resignation auf diese Stelle, die er seit dem 19. Mai 180G mifbin durch eine Reihe von vollen 2,1 Jabren mit rUbmlicliem Eifer bekleidete, erklart hatte, vvurde in der allgemeineu Versammlung am 19. Mai 1829 Herr Georg Mayr, Furstbischof von Gurk, einstimmig zum Direktor der Gesellschaft ervrahit, und es \vurde diese Wald unterm 16. November 1829 von Sr. Majestat dem Kaiser allergnadigst bestaliget. In der Antrittsrede am 14. Janner 1830 bezeiehnet der Flirstbischof als Direktor die Aufgabe der Gesellschaft, den Zustand und die Bediirf- nisse der landwirthschaftlichen Bevolkcrung zu erforseben und beantragt schliesslich: die Gesellschaft moge zu ihrer Ebre und Frommen Se. kais. Hoheit den Merrn Erzberzog Johann von Oesterreich ersuchcri, das oberste Protektorat des Vcreines huldreicbst anzunebmen. Laut Erdtfnung ddo. Vordernberg den 3. April 1831 vvurde von Seite Sr. kais. Hoheit mitgetheilt, dass Allerbocbst Sc. Majestat der Kaiser dentselben die Annahme des obersten Protektprates der karntn. Ackerbaugesellsehaft zu bevvilligen geruht haben, Zugleieh drlickte Se. kais. Hoheit dic Bereitvvilligkeit aus, dem gestellten Ansinnen der Gesellschaft zur Reorganisation derselbeu mit Vergniigen mitzuwirken. Wciter heisst es vvilrtlicb: „ Soli die klimi. A ek er h uu- G os e H s chaft kraftig auf Verbesserung des Landbaues in allen jenen Zweigen, welche dem Lande frommen, eimvir- ken, so mnss ihr Streben dahin gerichtet sein, ohne Vernachlassigung der Wissenschaft selbst, die Klasse der Landwirthe in der Provinz zn belehren, und sie mit allen bewahrten Erfabrungen und Entdecknngen in ihrem Facbe bekannt zu machen." ,,Damit jedoch diese Einwirkungen fruclitbringende Folgen lmben, ist es unerlasslicb, der Gesellschaft .Liebe nnd Zuneigung bei allen Klassen der Bevblkerung zu verschaffen, die nur aus der allgemeinen Ueberzeugung hervorgeht, dass die Zweeke der Landvvirthscbaft-Gesell- s chaft auf die Beforderung des Wohles des Landes abzielen, nnd dass die Mitfel zu deren Errcickung einfach, frei von allem Zwange, mit kei- nen Lasten verbunden seien, und dass Jeder, der den Willeu bat, auch dazu mitwirken kann.“ Se. kais. Hokeit trug ferners darauf an, das Land Karaten, nach dem Muster von Steiermark, in mebrere landwirthschaftliche Unterabthei- Iungen (D el c gat ion en oder Gane genannt) zu bringen, und tbeilte zu diesem Zwecke einen Entwurf derselben zur vorlaufigen Beratbung des Ausscbusses mit, wornach es dann die weitere Sorge desselben sein •ffUrde, in jedem Gaue tangliche Mitglieder zu Delegaten aufzulinden und der allgemeinen Versammlung in Vorscblag zu bringen. Der Status der Gesellscliaft im Jahre 1831 war: Oberster Protektor: Se. kaiserl. Hoheit der durcblauehtigste Prinz und Herr, Johann Baptist, kais. Prinz und Erzherzog von Oesterreicb, kijnigl. Prinz von Ungarn ete. etc. Protektor: Se. Excellenz Josef Camillo Freiherr v. Sehmidburg, Erbschenk von Trier, k. k. wirkl. geheimer Eath und Kainmerer, Gouverneur im Konig- reiche 11! vri en etc. etc. Direktor: Se. flirstlich Gnaden der hoehwtirdigste Herr Georg Mavr, k. k. Guber- nialrath und Flirstbischof von Gurk etc. Kanzler: Herr Mathias Acbazel, Professor der Mathematik, prov. Professor der Landwirthschaftslehre nnd Haturgeschichte etc. L la 00 Mitglieder des best&ndigen Ausschusses (in alphabetischer Ordnung): Herr Hauser Paul, Inšpektor und 6ewerk. „ Herbert Albin Freiherr v., Fabriken-Besitzer. „ Kumpf Johann Gottfried, Med. Doktor und ziveiter Stadt,-Physiker in Klagenfurt. „ Scheliessnigg Jakob, Ferd. grafi. Egger’scher Inšpektor. „ Stadler Josef, k. k. Gubernialrath und Oberbergamts-Direktor in Klagenfurt. „ Volleritsch Anton, grafi. Franz v. Egger’scher Inšpektor zu Kla- genfnrt. Bi bi io t hek ar: * Herr Hcinrich Hermann, Bisthum Gurkischer Konsistorial-Sekretar. Ausserdem ziihlt die Gesellschaft noch 213 wirkende, 22 korre- spondirende und 25 Ehrenmitglieder. Die Thatigke.it des Vereines unter der Direktion des Fiirstbischofs von Gurk, Georg Mayr, war eine sehr lebendige und nach allen Rich- tungen zeigte sieh die Bemiiluing, Niitzliches anžuregen oder Ilemmnisse der landwirthschaftliohen und industriellen Wohlfahrt zu beseitigen. Aller- dings war auch der FUrstbisckof als Direktor, sowoh! durch seine hohe Stellung, als auch durch die Gunst der Umstande, mehr als irgend einer seiner Vorganger oder Nachfolger in der Lage, eiue allseitige Thatigkeit der Vereinsmitglieder anžuregen. Fast siimmtliche Gcistlichkeit des Lan- des war dem Vereine beigetreten und gerne bereit, die Bestrebungen ihres Oberhirten auch in dieser Richtung kriiftigst zu unterstutzen und auch noch heute, wo dieser letzte Bevveggrund fehlt, ist es der Klerns, der ftberwiegend die Intelligenz der landwirthschaftliehen Bevolkerung und die grbsste Stlitze des landwirthsehaftlichen Vereines repriisentirt. Aber auch zu keiner Mheren oder spateren Zeit waren so viele durch Kenntnisse, Stellung, Vermbgen und Lust fiir die Landwirthschaft aus- gezeichnete Manner bemiiht, durch praktische Versuche, durch Wort und Schrift, Landeskultur und Industrie zu heben und zu fordern. Wir wollen von den vielen ausgezeichneten Mitgliedern jener Zeit hier nur einige in dankbarer Erinncrung anfiihren, von den wir gegenwilrtig leider sehon Alle zu den Todten zalil en, als: Thaddaus v. Lanner, Johann Sbllner, Eduard Ritter v. Moro, Albin Baron v. Herbert, Adlassnig, Professor Achazel, Pfarrer Caspitz, Thomas Khakhcl. Wir vverden von der Thatigkeit des Vereines aus dem Dezennium 1880 -- 1840 nur das Wesentlichste bervorheben : Franz Ritter v. Moro war es, der die Erzeugnng des Zucker« aus Runkelrtiben zuerst 1830 in Anregung brachte. Gesttitzt auf die Fort- sehritte, welcbe dieser Zweig der landwirthschaftliehen Industrie, beson- ders in Frankreich machte, konnte er nicbt iimbin, denselbcn der Auf- inerksamkeit der karntnerischcn Lan.dwirthe nachdrltcklich zu empfehlen. Zwar liatte die Zuckerfabrikation aus Runkelriiben aucb in Frankreicb das gemeinsame Schicksal mit so manchen Neuerungcn, sie wurde nam- licb bei ihrer ersten Einfiihrung wobl mit allcr Begeisterung sanguinischer Hoffnungen aufgenommen, aber nach den ersten misslungenen Versuchen eben so schnell wieder verlassen. Den machtigsten Irnpuls erhielt dieser Industriezweig in Frankreicb im Jabre 1812, wegen der Riickwirknng, welcbe die damals mit allcr Strenge durcbgeftihrte Kontinentalsperre auf Frankreich selbst ausserte. Darum wurde die Errichtung einer Runkel- rtiben-Zuckerfabrik auf Staatsunkosten angeordnet und liberhaupt Alles getban, um derselben allgemeinen Eingang zu verscbaffen. Docb das Jahr 1814 war vvieder das Ende dieses nothgedrungenen Eifers, und mehr oder minder kamen alfe damals bestandenen Zuckerfabriken wieder in’s Stocken. Unterdessen wagte es dennoch scbon im Jabre 1815 eine Geseil- schaft mit grossen Fonds, ein Etablissement gleicher Art zu errichten und den aus Runkelriiben erzeugten Zucker mit dem der Einfuhr wieder frei gegebenen Kolonialzueker in Konkurrenz zu setzen. Sie siegte und seit jener Zeit vermekrtcn sich diese Fabriken in Frankreicb mit jedem Jahre, so dass im Jahre 1829 bereits 2,500.000 Zentner Runkelrtiben erbaut wurden. Dass nicbt der stidlicbe, sondern der nordlicbe Theil von Frank¬ reich cs ist, der sicb liiezu besondcrs gceignct zeigt, war es, \vas Herrn Franz Ritter v. Moro iiber die ZulSssigkeit der Zuckererzeugung aus Runkelrtiben in Karaten iiberzeugte. Herr v. .Moro beantragte, die Land- wirthe Karntens aufzuforderu, mit den« Baue der Runkelriiben Vevsucbe anzustellen, die in keinem Falle nacbtbeilig ausfallen konnen, da bekanut- lich diese Riibe ein gutcs Viehfutter abgibt; nur sollten die beabsicktig- ten Versuche mit jener Varietat der Runkelriibe gemaebt werden, die in den bereits bestchenden Zuckerfabriken am meisten geschatzt wird, zu welcbem Ende sicb aucb bereits das Haus Moro naeh Frankreich gewen- det hatte, um von dort her den nothigen Samen zu erbalten, und sich aucb bereit erkliirte, so bald dieser hier angelangt sein werde, jenen Landwirthen, welcbe Versuche damit machen wollen, davon zu verab- folgen. Beinahe gleichzeitig mit diesem Vertrage des Herrn Franz Ritter von Moro wurde mittelst Gubernial-Verordnung uusere Ackerbaugesell- 18 * sehaft intimirt, dass Se. Majestat mit Allerchbehster Entschliessung vom 11. Janner, als Ausnahme von dem Gesetze allergnadigst zu gestatten geruhten, dass jene industriellen Untcrnehmungen, die auf die Erzeugung des Zuckers aus inlandisehen Urprodukten gerichtet sind, durch 10 Jahre von der Ervverbsteuer losgeziihlt bleiben. Solite jedoch mit diesen Unter- nehmungen zugleicb die Raffinerie des Zuckers oder cine Branutwein- brennerei aus den Abfallen in Verbindung gesetzt \verden, so hatte nur in Ansehung dieser Nebenfabrikation und des aus soleher hervorgeheuden besonderen Gewinnes, die ordnungsmassige Einbeziehung zur Erwerb- steuer einzutreten. No eh im selben Jahre vvurde in Viktring 1 Joch mit verschiedenen Arten von Runkelrilben bestellt. Bei Beurtlieilung des aus den zu Viktring erbauten Runkelriiben sicb ergebenden Zuckergehaltes zeigte es sieh bei Anwendung des Braumei’scben Syrupinessers, dass der ausgepresste Saft bei allen Gat- tungen 7 Grade enthielt, mithin dem in Frankreich bestehenden Durch- schnittsverhiiltnisse gleich kam, daher dieser Versuch binreiebend auf- munternd fitr die Einfiihrung dieses Industriezweiges in Karaten genaunt werden konnte. Es wurden ferner in Viktring, spater in Krumpendorf und\Vasser- hofen nicht blos Zuckerriiben in grdsserem Massstabe erbaut, soudern dieselben auch zur Zuckergevvinnung verwendet. Allein dieser fur andere Lander so wichtig-e Industriezweig hatte hier nicht nur keine Ausdehnung und Verbreitung gefuuden, sondern ist nach wenig Jahren wieder in ganz Karaten verschvvunden. Das Auflassen dieses landwirthscbaftliehen Industrieztveiges hatte ihre tibenviegenden Grlinde darin, dass die grosse Menge von Handarbeit welcbe der Riibenbau benothiget, schwer oder zu kostspielig aufzubringen und vornehmlich dariu, dass in jener Zeit das Brennen von Branntwein aus den Kartoffeln und die mit diesen Brennereien in Verbindung ge- setzten Mastanstalten einen ungleich grossern Gewinn abvvarfen, als die Zuckererzeugung, auch wurde seit dem Jahre 1840 nirgend wo in Karaten bis heute ein weiterer Versuch mit Zuckererzeugung gemackt. Der Forderung der Obstbaumzucht war Seitens der Gesellsehaft auch in dieser Periode recht vicle Thatigkeit zugewendet. Herr Johann Sollner griindete und unterhielt auf seinern Gute Wiesenau im Ober- Lavantthale eine ausgedelmte Baumschule, von wo aus jahrlich 1000 - 2000 junge Obstbaume im ganzen Lande zur Anpflanzung kamen, die liohe Lage dieser Baumschule (daselbst gedeiht kein tiirk. Weizen und kein Nussbaum) und die sorgfaltige Aufzucht liess diese Baume allenthalben gut gedeihen und der nicht unbetraehtliche Nutzen, den eine Baumschule 93 abwirft, wareu dieUrsache, dass dann spater ahnliche Baumschulen zu Lichtengraben, St. Paul, Meiselberg uud Bleiburg entstanden und zum Theile noch jetzt bestehen. Der unermiidlich thatige Professor Achazel betrieb die Obstkultur mit besonderer Vorliebe, er ertbeilte in seinem -eigenen Garten fortan praktischen Unterricht in allen Zweigen der Obstkultur, an vvelehcm Unterrichte nicht blos die Horer der Landwirthschaftslehre, sondern aucb die Zoglinge des Schullehrer-Praparanden-Institutes mit Interesse und gutem Erfolge Theil nahmen. Ueber seinen Antrag ting man bereits im Jahrc 1832 an Edelreiser der besten fiir Karaten passenden Obstsorten im Friihjahre ohnc irgend einen Entgelt im ganzen Lande zu versenden, theils um gute Sorten zu verbreiten und aucb um eine gleiche Benennung des Obstes zu erzielen. Ebenso wurde durch Acbazel die Einleitung getroffen, dass an vielen Orten durch die Geistliehkeit oder durch die Schullehrer Unterricht in der Baumzucht ertheilt und kleine Gemeindebaumschulen angelegt \vurden. In diesem seinem loblichcn bis an’s Ende seines Lebens fortge- setzten Bestreben wurde er auch thiitigst durch Herrn Inšpektor Sche- liessnigg, Eduard Ritter v. Moro, die Herren Pfarrer Caspitz und Mever und Baron Albin Herbert unterstlitzt. Der Betrieb einer Feintuchfabrik lenkte die Herren v. Moro auf den Versuch Krapp und Weberkarden in Karaten anzubauen. Diese von den Herren v. Moro 1832 bis heute fortgesetzten Kulturen haben den Beweis geliefert, dass die Krappkultur fiir Karaten sehr lohneude Erfolge versprach, da der Krapp sehr gut gedeiht, einen ziemlich l^ichlichen Ertrag abwirft, und die vom Karntner Krapp erzeugte Rothe an Schbn- heit der franzbsischen und scldesischen nicht nachsteht. \Venigcr Empfehlung verdient der Aubau der Weberkarden, als diese Pflanzen leider nicht selten durch die Strenge des Winters oder durch die Ungunst des ersten Frtihlings zu Grunde gelien, und auch das Produkt, die Distelkopfe, fiir die Tuchfabrikation dadurch minder werth- voll sind, als die Hoekchen zu wenig elastisch sind und sclmeller als die franzbsischen zu Grunde gehen. Im Jahre 1832 stellte llerr Katastral-Schatzungskommissar Schmutz in einer Sitzung des Gesellschafts-Ausschusses einen Antrag fiir Dienst- boten-Pramien. Derselbe fand eine so giiustige Aufnahme, dass gleich von Seite der Sitzungsmitglieder 180 fl. C. M. als freiwillige Beitrage subscribirt wurden. Die Versammlung war ganz dariiber einig: a. dass sie die Dienstboten-Priimien iiberhaupt sehr niitzlich und zvveckmassig erkenne; b. dass die Pramienbetrage nicht gross (keineswcgs liber 10 H. C. M.), sondern klein und mehrere sein sollen, damit man auch mehrere Dienstboten betheilen konne, indein die Ehre des Pramiums mehr das Ehrgeftihl, als der grosse Betrag die Gewinnsucht anrege; e. dass die in jedem Gaue subscribirten Beitrlige als Pramien der Dienstboten desseiben Gaues vervvcridet werden, dass aber die Gaue auch einen Zuschuss von den im Gaue Klagenfurt eingegangenen Geldern er- balten sollen, da hier die Subscriptions-Beitrage nacli der Zahl und den Vermogens-Verhaltnissen der Mitglieder grosser sein dilrften. Endlich d. dass die Dienstboten sieh nicht selbst in Kompetenz setzen diir- fen, sondern passiv abwarten mlissen, vvelche man als wiirdig erkennen werde. Nicht so tibereinstimmend \varen die Ansichten iibcr die Frage, vvelche Eigeuschaften der Dienstboten entscheidenden Bestimmungsgrund fiir die Pramiums-Wiirdigkeit abgeben sollten. Die Einen wollten blos die langen Dienstjahre; Andere mehr die Intelligenz und Geschicldichkeit, noch Andere aber den Fleiss, den Gehorsam und die Sittlichkeit znm Massstabe dafttr gewahlt wissen. Bei so bewandten Umstanden war es tur den Gesellschafts-Aussehuss immerhin eine sehwierige Aufgabe, zwischen den getheiltcn Meinungen die wahre Mitte zu treffen, Das sichcrste Mittel, moglichen naehtheiligen Folgeu vorzubeugen, be- stand darin, dass der Ausschus in der allgemeinenVersammlung den Vorschlag machte, fiir die erste Dienstboten-Pramienvertheilung keine eigcntlichcn Statuteii aufzustellcn, sondern es den Korrespondenten und Mitgliedern jedes Gaues zu iiberlassen, einverstandlich mit den gcistliehen und welt- lichen Ortsbehorden, diejenigen Dienstboten mit Pramien zu betheilen, die sieh nach ihrer und der verniinftigen Volksmeinung fiir die verdienst- vollsten halten, und dariiber dann der Gesellschaft einen motivirten Be- rieht zu erstatten, welcher Vorschlag auch mittelst Beschluss der ganzen Versammlung genehmigt wurde. Die Beurtheiier der Pramiumswiirdigkcit vvurden blos darauf auf- merksam gemacht, dass sic keinen Dienstboten, der sieh durch Unsitt- lichkeit, durch eine umvirthschaftiiche Lebensweise, oder durch solche Eigenschaften hemerkbar macht, die ihn in den Augen der bessern Ge- meindeglieder herabsetzt, unter die Pramiumswurdigen aufnehmen, wenn er auch in andern Be/iehungen darauf Anspruch machen kbnnte, so wie sie die langen Dienstjahre, die entwedcr aus Verwandschafts-Verhaltnissen oder andern partheiischen Ursachen herrlihren, unherticksichtigt lassen sollen. Die erste auf diese Art eingeleitete Dienstboten-Pramienvertheilung konnte dann gleiehsam als eine Probe angesehen vverden, bei welcher die Gesellschaft erkcnuen ko n n te, wie sie sicb. bei eiuer zvveiten, die jedoch vor Verlauf von drei Jahren nicht wiederholt werden solite, zu benehraen liaben werde. Dieser Vorschlag, den die Gesellschaft auch \virklich in Ausfiihrung brachte, schien so einfack, so human und der Gesellschaft so iviirdig, dass er bei seiner offentlichen Kuudmachung all- gemeinen Anklang, grosse Theilnahme nnd so bedeutende Geldbeitrags- erklarungen fand, dass sie gleich Anfangs die Summe von 900 fi. C. M. betrugen. Aber die Ausfiihrung der beabsiehtigten Pramien-Vertheilung stiess auf grosse Scbwierigkeiteh. Zuerst waren die Mitglicder der verschiodenen Gaue tiber das, was als Verdienst belohnt werdcn solite, nicht einig. Die Gesellschaft beseitigte diese Schwierigkeit dadarch, dass sie jedem Gaue Uberliess, das Verdienstliche nach seiner Einsicht festzusetzen und die Vertkeilung darnach vorzunehmen, wobei die geistliehen und \velt- lichen Obrigkeiten hilfreich mitwirken sollten. Dessungeachtet blieb es jedem Korrespondenten sehwer, in 10 bis 15 Pfarreien scines Gaues jene Dienstboten herauszufinden, die gevvisse gute Eigenschaften besassen und von gewissen schlcchten frei waren. Ware irgend einer belohnt worden, der in den Augen der andern nicht besser erschien, so ware aucli der Zweek der Priimien verfehlt worden, aber selbst fiir den gilnstigen Fali, als man ganz wiirdige be- lohnte, vvussten die schlcchten sie desswegen dermassen za spotten und hiimisch zu behandeln, dass jene es bereuten eine Belohnung angenommen zu haben. Bei so bevvandten Umstiinden geschah, dass bis zur Mitte des Jahres 1834 erst drei oder vier Gaue die Pramienvertheilung vorgenom- men hatten, und selbst dort, wo es geschah, die Betheilung keine guteu Wirkungen geaussert hatte. Durch diese unerwarteten Resultate wurde der Gesellschaft klar, dass mit Dienstbothenpramien eine nennenswerthe Verbesserung dieser Arbeiterklasse nicht erreicht werde und dabei auch kaum zu libenvin- dende Schwierigkeiten sich der Ausfiihrung entgegenstcllen. Es wurde somit diese ganze Idee fallen gelasson und seit der Zeit nicht mehr iu Anregung gebracht. Am 4. Juli 1836 vvurde die erste Versammlung abgehalten, bei welcher Se. kais. Hoheit Erzherzog Johann, als oberstcr Protektor der Gesellschaft, den Vorsitz fuhrte und bei vvelcker 80 Mitglicder der Ge¬ sellschaft aus allen Gauen anvvesend waren. Bei dieser Gelegeuheit, \vie auch bei friiheren und spateren Ver- sammlungen wurden Klagen geflihrt liber Devastation unserer Waldungen, liber die Notlnvendigkeit einer neuen Waldordnung, aber alle Vorscbliige fiihrten zu keinem Resultate. Um jedoch ftir den Waldbcstand dureh Vermindcrung des Be- darfes und Iiintanhaltung v on Verschwendung zu sorgen, hatte die Ge- sellschaft Verbesserungen in der Verkohlung angestrebt und beantragt (1835), dass den Koldern formlicher Unterricht zu ertheilen ware. Zur Deckung der Unkosten wurde unter den Gewerken eine Sub- skription eioffnet, fulirte jedocb zu keinem Resultate, eben so war man genothiget, die Anfrage des Guberniums „ob es nicbt ratksam sei, die Verkohlung in Meilern nur gelernten Koldern zu gestatten“ abrathend zu beantworten. Einige Verschvvendung des Ilolzes wurde liber Einratben der Ge- sellsebaft dadurch abgehalten, dass am liierortigen Lendplatze nur mit der Sage verkieinertes Holz zuln Verkaufe zugelassen wird; und dass auch die Gewerken tbiitig bemliht waren, Holzersparnisse einzuftthren, zeigt ein Vortrag des Herrn Inspektors Scbcliessnigg 1835, worin er die Versuche mit Aimendung erwarmter Luft beim Eisenfrisch-Prozess zu Feistritz beschreibt, wiihrend die vortheilhafte Anwendung mit envarmter Luft bei Hoebbten damals ftir Karaten schon entscbieden war. Von lohnendem Erfolge waren die Bestrebungen der Gesellscbaft aut die Pferdeprhmien-Vertheilung. Wenn auch die bisberige (1838) Mo- dalitiit der Pferdepramien-Vertheilung die Pferdezucht allerdings aufmun- terte, so trug sie doch mittelbar dazu bei, dem Lande Kiirnten die schonsten Mutterstuten zu entftihren. Der fremde Kaufer konnte sich bei der Preisvertbeilung auf den richtigen Ausspruch der Preisrichter ver- lassen. Fast jedes pramirte Pferd vvard daher sogleich aufgekauft und in die Fremde geftthrt. Daher die alte, aber nie berticksichtigte Klage liber die Ausfuhr der schonsten Mutterstuten. Hr. Michael Eothauer schlug vor, dureh drei Jahre mehrere Preise im Gesammtbetrage von 100 Duka- ten boi der Pramien-Vertheilung an die preiswiirdigsten Mutterpferde zu vertheilen, welche bereits mit einem schonen Follen bei der Pramien- Vertheilung erschienen. Der Antrag fand allgemeinen Bcifall und die Subscription vom Antragsteller selbst am reichlichsten ausgestattet, kam schnell zu Stande, und so entstaud ein Privatverein mit einer Subscription von mehr als 110 Dukaten zu Pramien fiir ausgezeichnete Stuten mit Follen, wcnn die Besitzer sich verbindlich machen, selbe dureh vier Jahre zur Zucht zu behalten, wodnrch dem Lande die Nachzucht der schoneren Pferde er- halten wird. Die Bekanntmachung des Programmes flir diese Privat-Pra- mien-Vertheilung, die im September 1838 stattfand, machte im ganzen Lande die angenehmste Sensation, und selbst das k. k. Gubernium, der k. k. Hofkriegsrath, die Hofkanzlei und die Remontirungs-Kommission i 97 hatten diese Massregel als eine sehr zweckmassige, der Nachahinnng in anderen Provinzen wiirdige anerkannt nnd sanktionirt. Im Oktober 1841 , nachdem bereits zwei Vertbeilungen stattgefunden hatten, wurde die dritte und letzte Privat-Pramien-Vertheilung vorgenom- men, nnd bei dieser Gelegenheit in Klagenfurt 81, in Villach 52 Duka- ten vertbeilt. Einen Beweis, wic zweckmassig und die gute Sache im hohen Grade fordernd diese Einrichtung war, gibt der Umstand, dass dieselbe von allen betreffenden boheren Behbrden mit besonderen Lob- spriichen anerkannt wurde, und selbst Se. Exeellenz der Herr Feldmar- schall-Lieutenant und Remontirungs-Inspektor Graf v. Hardegg, ohne von der Gesellschaft hiezu aufgefordert vrorden zu sein, jahrlich 10 Dukaten dazu beitrug. Ja, selbst das Gubernium driickte das Wohlgefallen liber das Ntttzliehe dieses Vereines aus, und filgte den Wunsch binzu, derselbe mochte fortbesteben. Diesem konnte aber nicbt entsprocken werden, theils, weil man die zahlenden Mitglieder in der Llinge der Zeit nicbt in An- sprucb nehmen konnte, tbeils, weil das Lob, welcbes man der Zweck- massigkeit dieses Gesellschaftsplanes spendete/dadurch den grbssten Theil seines Gewichtes verlor, weil man es nicht fiir gut fand, die Aerarial- Pramien naeh demselben Plane einzurichten, was theilweise erst mehrere Jahre spater stattfand. Schon bei der allgemeinen Versammlung im Jahre 1837 schloss der hoehgeachtete Direktor FUrstbiscbof Meyer seinen Administrations-Bericht mit den Worten: „Mein weit vorgeriicktes Alter und die nicbt geringen Arbeiten meines eigenen Berufes mahnen mich macbtig daran, wenigstens den ablehnbaren Theil meiner Gesckiifte kraftigeren Handen abzutreten. Wenn man sieh den Siebenziger Jahren nabert, verschwindet die zu siner solchen Leitung nothige Energie. Ich werde iibrigens nicbt aufho- ren, Mitglied dieser mir so lieb gewordenen heimatlicben Gesellschaft zu bleiben und immer bereit sein, zum Wohle derselben, so weit es meine schvvacben Krafte gestatten, mit bereitwilligem Eifer mitzmvirken. Dem allgemein ausgesprochenen Wunsche willfakrend, behielt der hocbwttr- digste Fiirstbischof zwar noch die Direktion, aber leider batte die Ge¬ sellschaft schon im Jahre 1840 seinen Tod tief zu beklagen. Unter dem Vorsitze Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs Johann erfolgte bei der allgemeinen Versammlung am 4. Juui 1840 die Wahl des Herrn Karl Grafen von Christallnigg zum Direktor der Gesellschaft. Allein ein sich entwickelndes Augenleiden, das mit Starrblindheit endete, nothigte den Herrn Grafen Christallnigg seine Stellung als Gesellschafts- Direktor zu resigniren, und es wurde sohin in der allgemeinen Versamm¬ lung im Jahre 1843 Herr Thomas liitter v. Moro zum Direktor erwahlt und von Sr. Majestat dem Kaiser als solcher bestiitiget, welcher seither 13 bis heute, durch 22 Jahve, die Direktion fiihrt, indem bei den alle vier Jahve stattfindenden Neuvvahlen Herr Thomas Ritter v. Moro immer wie- der ersucht wurde, die Direktion fortzufiihren. Obschon die Herausgabe einer regelmassig evscheinenden Zeit- schvift wiederholt angeregt wurde, so kam eine solche doch erst im Jahve 1844 als Monatschrift mit dem Titel „Mittheilungen liber Gegen- stande dev Landwivthschaft und Industvie Karntens 4 ' z« Standen. Bis dahin wav es die „Klagenfurter Zeitung“ und die Wochenschrift „Carinthia“, in welchen die Mitgliedev dev Gesellschaft auf das land- wirthschaftliche Publikum helehrend zu wirken tvachteten, und es ist be- sonders die „Carinthia“, die einen reichen Schatz interessanter laudwivth- schaftlichev Erfahrungen enthalt. In den Jahven 1831, 1833, 1837 und 1839 sind zwangslose Blatter fiir Landvvirthschaft und Industrie Karntens von dev Gesellschaft heraus- gegeben worden, aber vielleicht eben weil sie zwangslos waren, nicht weiter evschienen. Der Herr Professov und Kanzler M Achazel iibernabm bereitvvilligst die Redaktion dieser „Mittheilungen K und fand so Gelegenheit seinen reichen Schatz landvvirthsc.haftlicher Erfahrung in leicht verstandlicher Form zum Gemeingut Aller zu machen. Naehdem von diesem Jahve 1814 an bis heute diese Zeitschvift regelmassig ohne ivgend eine Untevbrechung herausgegeben wird und in selber .Allcs niedergelegt ist, was die Gesellschaft angestvebt oder erreicht bat und somit die Geschichte der Gesellschaft von diesem Jahre an schon veroffentlieht ist, so glauben wir fiir die Periode von 1844 bis heute nur mebr die vvichtigsten Momente herausheben zu sollen, vvahrend von der friiheren und besonders ersten Zeit auch das Mindervvichtige mittheilenswerth erschien. Schon den ersten Heften der Mittheilungen entnehmen wir die in- teressante Thatsache, dass Herr Thadaus v. Lanner auf seinem Gute Krumpendorf und besonders zu Drasing 8000 Stilck Maulbeerbaume ausgesetzt bat, und die Envartung ausgesprochen wird, dass hiedurch dieser Industriezvveig dem Lande wieder erstehen werde. Eben so wird der Baumschule zu Wiesenau im Ober-Lavantthale Ervviihnung gethan, von vvelcher im Jahre 1843 iiber 1000 veredelte Baume in alle Gegen- den Karntens abgesetzt wurden. Achazel, der sich mit besonderer Vorliebe mit der Zuclit der Obst- baume befasste, schricb 1845 fur die Vereins-Zeitschrift einen sehr empfehlenswerthen Aufsatz: „Ueber zvveckmassige Behandlung und Ver- edlung der Obsthiiume" mit 2' lithographirten Tafeln. Herr Eduard Ritter von Moro machte im Jabre 1844 Versuche mit dem Anbau des Farbeknoterichs (Polygonum tinctorium). Es wurden von einem y 4 Joch 8505 Pfund Blatter sammt Stengel gewonnen ; aus denen 8'/4 Pfund Indigo bereitet wurde, der znr mindern Sorte ziihlt und mit Beriicksichtignng der Cultur-Kosten wurde der Anbau dieser Pflanze nicbt als empfeblensvrertb erkannt. Ein Vortrag des um die Gesellschaft sebr verdienten Wirthschafts- Yerwalters zu Hunnenbrunn im Jabre 1845 gibt ein gutes tibersichtliebes Bild der damaligen Wirthschafts-Verbaltnisse in Karnten. „Noch im Jabre 1794 betrug nach dem damaligen Zoll-Register vom Getreid die Einfubr. 27.450 Metzen die Ausfuhr. 19.800 „ mitliin mebr Einfuhr um . 7.650 Metzen, und obscbon sich seit dieser Zeit das Ackerlabd vergrbssert bat, und mit mebr Intelligenz bevvirthschaftet wird, so mtissen wir doch annehmen, dass jetzt mebr Getreide in Kornern und Mehi eingefilbrt wird, als da- mals. UnwillkUhrlich fragt man dabei um dieUrsache.“ ,,Karnten besitzt nach den Resultaten der Katastral-Vermessung an wirklichen Aeckern, an darauf reducirten Wecbselackern und Trisch- feldern zusammen 215.507 Jocb, welckes Ackermass, wenn das Joch durchschnittlich nach Abzug des Samens 11 Metzen gibt, eine gesammte Getreideernte von 2,370.577 Metzen, oder, auf die dermalige Bevdlkerung von 305.000, pr. Kopf alt und jung 7’7 Metzen darstellt.“ „Vom gesammten Ackerlande pr. 215.507 Joch werden aber a) wegen der starken Viehzucht ungefabr der eilfte Theil mit Klee und Gemengfutter bebaut mit b) bestehen in Karnten dermalen 32 Kartoffel- Branntweinfabriken mit einer Erzeugung von 30.600 Eimer Branntwein, wozu sie 7 Siicke oder Ztr. pr. Eimer, an Kartoffeln, und 5 Prct. Malz bedtlrfen. Zu den erforderlichen 214.200 Siicken Kartoffeln sind bei einem Jochertrage von 250 Siicken nothig, und fiir die 5 Prct. Malz 10.710 Zentner oder 13.387 Metzen Roggen und Gerste bei einem Ertrage von 14 Metzen pr. Joch. c) wird in Karnten der Hafer grosstentbeils ver- futtert und ausgeflihrt. Nach den Josephinischen Erhe- _ Fiirtrag . 21.403 Joch 19.591 956 „ 100 Uebertrag . 21.403 Joch bungen betrug die damalige Haferernte 821.168 Metzen, vvelches auch dermalen so sein dttrfte.“ „Bei einem Joehertrage von 20 Metzen sind zu seiner Erzeugung erforderlicb. 4.158 „ mithin absorbirt der Futter-, Kartoffel- und Haferbau . 25.561 Joch und so verbleiben zum Getreidbau nur noch Ubrig . 189.946 „ Geben diese 189.946 Joch einen durchschnittlichen Ertrag an Weizen, Roggen und Gerste von 11 Metzen nach Abzug des Saraens pr. Joch, so entfallen als Gesammtertrag an diesen drei zur Verzehrung bestimm- ten Kornergattungen 2,089.406 Metzen, oder pr. Kopf 6*8 Metzen.“ „Da nach offizionellen Erhebungeu in Nordfrankreich, wo ebenfalls Viehzucht betrieben wird und starke Getreidnahrung stattfindet, fiir Alt und Jung der jahrliche Bedarf an Getreid 6 Metzen betragt, ebensoviel auch die Statistiker in ihren Berechnungen anzunehmen pflegen, so reicht das Ackerland in Karnten nicht nur hin, das ndthige Getreide zu liefern, sondern gibt uns noch einen Ueberschuss von 0 - 8 Metzen pr. Kopf oder im Ganzen 244.000 Metzen.“ „Auffallend bleibt aber dieser bedeutende Ueberschuss, da wir doch wissen, dass in neuerer Zeit sehr viel Getreide und Mehi eingefiihrt wird. Es diirften also in Karnten fiir den Futterbau und andere nicht zum Getreid gehorige Friichte, noch grossere Fliichen, als angegeben, ver- wendet werden, auch miissen die Fremden, als Italiener, Krainer, welche natiirlich unter der angefiihrten Volkszahl nicht begriffen sind, und an der Verzehrung Antheil nehmen, eine nicht unbedeutende Anzahl aus- machen und fiir das Vieh bedeutende Quantitiiten Getreides verfiittert werden.“ „Hiernach sind die bestehenden Kartoffelbranntvreinfabriken fiir den Zebrstand von keinem Naclitheile, vielmehr sie verschaffen dem Lande, abgesehen von den nachtheiligen Wirkungen des Branntweins auf Ge- sundheit und Moralitat, grossen Nutzen.“ „Noch im Jahre 1794 wurden nach dem damaligen Zollregister 25.600 Eimer eingefiihrt und vielleicht eben so viel eingeschmuggelt, mithin bleibt fiir uns einerseits die Beruhigung, dass die Branntweinpest doch nicht so sehr zugenommen hat, da wir von uusern in Fabriken erzeugten 30.600 Eimern auch einen grossen Theil tiber unsere Grenzen schaffen, andererseits ersparen wir durch die eigene Erzeugung die vorige Einfuhr im Werthe von . 102.400 fl. werden nach meinen Erhebungen in den 32 Fabriken 1000 Stiick Ochsen ausgemastet, indem der Raum eines Eimers Maisch ein Stiick Vieh auszumasten gestattet, 101 wodurch an Zunahme an Fleisch und Preisdifferenz ein Betrag sich zu Gunsten der Fabriken herausstellt von 47.250 fl. und uberdiess wird an das landesfdrstlicbe Gefall an Yer- - zehrungssteuer die namhafte Surnme abgefiihrt von circa 36.720 „ wobei angcnommen wird, dass aus einem Eimer Maiscli saramt Steigraum 5 Mass Branntvvein zu 20° erzeugt werden kbnnen, soniit ist der Gevvinn fiir das Land und die Staatskasse. 186.370 „ daher Fluch dem Branntwein, aber dankbare Anerkennung unsern Fabrikanten.“ „Hunnenbrunn am 12. Mai 1845.“ Nicht minder Iehrreich i.st ein Vortrag des Oberbergamts-Assessors Gussmann aus demselben Jahre iiber „Karntens Waldwirthschaft, er sagt: „Wenige Lander des kultivirten Europa’s liaben im Verhaltnisse ihres Gesammtumfanges eine reichlicliere Waldarea, als unsere heimat- licbe Provinz Karaten; da dieselbe von 180 26 Q Meil. 72 derselben, oder 2 Fiinftel des ganzen Flacheninhaltes, betragt; und docli \vlirde dieselbe selbst dann kaum zureichen* den doppelten Anforderungen, namlich des Hausbedarfes und der Montan-Industrie zu geniigen, wenn diese Wald- area im besten Kulturszustande sein wiirde.“ ,.Es stellen sicb namlich folgende Ergebnisse des im Jahre 1848 stattgefundeuen Holzverbrauches dar, und zwar: die Montan-Industrie im Geldwerthe von 4,943.074 fl. consummirte nebst 534.463 Ztr. Steinkohlen. 137.755. Kub. Klftr. Holz, die Hausnothdurft fiir 305.044 Einvcohner, die a 5'5 Individuen 55.462 Familien bil- den, verbrauchten a 3 Kub. Klafter fiir die Familie. 166.386 ,, „ „ die sonstigen Industriezweige und Gewerbe der Provinz. 32.978 „ „ „ endlich der unmittelbare Bedarf des Berg- baues fiir Baulichkeiten u. dgl. . . . 24.022 „ „ „ Zusammen . 361.141 Kub. Klftr. Holz.“ „Wie ervvahnt, betragt die gesannnte Waldarea der Provinz Kiirnten 72 □ Meden, die a 10.000 Joch pr. Meile 720.000 Joch Waldgrund geben.“ „Wurde nun angcnommen, dass der gesammte Waldgrund im besten Kulturstande ist, und im nur 80jahrigen Turnus 40 Kubik-Klafter pr. Joch, und daher den gewiss nur selten erreiehbaren Jahresertrag von einer halben Kub. Klafter Holz pr. Joch gibt, so wlirde der llolzbestand von 28,800.000 Kub. Klafter, dividirt durch 80 halbe Kub.Klftr. pr. Joch, oder, was hier dasselbe ist, durch dcn SOjahrigen Turnus, den wirklichen Holzbedarf von 361.141'Kub. Klafter bis auf ein Deficit von 1141 Kub. Klaftern, fiir evvige Zeiten nachhaltig zu decken vermogen." ,,Nun aber hatte schon im sechzehnten Jabrbundert der gesammte Waldstand, gcgenliber seines naebhaltigen Ertrages fiir den Verbrauch, nicht nur seine natttrlichen Grenzen erreicbt, sondern scbon jene Besorg- nisse erregt, dass vom Staate aus Schutzgesetze fiir die Erhaltung der Wiilder gegeben vverden mussten.“ „Eine grosse Anzahl von Allerbochsten und hohen Erliissen, welche die Beschrankung der vvillkfihrlichen und verderblichen Gebabrung mit dem Waldvermbgen zum Zvvecke hatten, beurkunden, dass diese Besorg- nisse im siebzehnten Jabrbundert sicb bedeutend steigerten und im acht- zehnten auf solche Weise zunabmen, dass, um das Fortbestehen der fiir das Land so segensreicben Montanindustrie zu sicbern, durch die karnt- neriscbe Interims-Wa!dordnnng vom 21. Juni 1745 und die im Jahre 1759 eingefiihrte Widmung, vveitere, die verderbliche Waldgebabrung bescbran- kende Massregeln aufgestellt vverden mussten; und obgleich diese letz- tere im Jahre 1783 in mehreren Beziehungen vvieder aufgehoben vvurde, so liefern doch eine Reihe von Gesetzen und hohen Anordnungen bis in die jiingste Zeit den Bevveis, wie es die hohe Staatsvervvaltung fortan fiir nothvvendig fand, der Erhaltung des Waldstandes, diesem Nationalvermč)- gen, die besondere Obsorge zu widmen.“ „Es sei mir gestattet, hier nocli einen Auszug aus dem Protokolle liber die, wegen der nothwendigen Erricbtung eigener landesfiirstlichen Waldamter zur Rettung des in den aussersten Verfall gerathenen Wald- standes in Innerosterreich, abgehaltene Zusammentretung der commissio- nellen Mitglieder vom 18. Oktober 1806 beizufiigen." „Daselbstheisst esw8rtlich:“ „„Der Waldstand in Innerosterreich ist vvirklicb im Verfalle: Bei einem fliichtigen Ueberblick aus der Ferne erscheint zwar Karaten noch immer mit Waldungen gleichsam iiberdeckt zu sein^ in grosser Entfer- nung von Stiidten und Gerverkschaften gibt es aucb noch hie und da be- traclitliche Waldungen; allein bei ortlicher Bereisung und Besichtigung der Berge und Thaler, findet man, mit ausserst geringer Ausnahme, nur schvvache Hoffnung zu einem ergiebigen Nachvvuchs: jungen Anflug, von vvilden und zabmen Thieren beschiidiget, — vervvorrenes Gebiisck mit Ilolz von aller Art und Alter bewachsen, das sicli gegenseitig im Auf- kommen hindert, — 40 bis oOjahrige Holzer durch das verderbliche Schnatten der Taxenstreu verkUmmert, — leere Waldplatze, unaufgear- beitete Windwiirfe, Stocke und Wipfeln ftillen jene Strecken aus, die von ferne die sehonsten Waldungen zu sein scheinen, wahrend sie in der That nur den taglich zunehmenden Verfall des Waldstandes bezeugen.““ „Wird nun beriicksichtiget, dass seit J ah rhunderten mit seltener Ausnahme, die jedoch um so ehrenvoller anerkannt zu werden verdient, fiir die Schonung und Kultur des gesammten Waldvermogens beinahe gar nielits geleistet vvurde, dass man aber ununterbrochen die Waldschwen- dungen ttberhaupt und insbesondere die Usurpationen des Waldbodens zur Vergrbsserung der Alpen, Weiden und anderen Kulturen auf eine so verderbliehe Weise fortgesetzt, hat, dass die dadurch herbeigefiihrten nach- theiligen Folgen auf die klimatischen Verhaltnisse der Provinz, .so wie auf die Siclierlieit der Gebirgsbevrohner und ihrer wenigen, aber desto miihevollercn Kulturen, welche dnrch die rilcksichtslose Lichtung der Walder selbst his zu jenen boheren Punkten, wo sie die natiirlicben Schutzmauern bilden sollen, den Calamitaten der Erd- und Sckneelarvinen, so wie der Vergiissung immer mehr blossgestellt werden, — unverkenn- bar fortan im Zunehmen sind und ebenso verderblich auf Aekerbau und Viehzucbt riickwirken mitssen." „Beachtet man ferner, dass die Anspriiche auf das Waldyermč5gen bedeutend zugenommen haben, und zvvar durcb den vermehrten Haus- bedarf fiir den Zuwachs der Bevolkerung, insbesondere aber durch den grosseren Begebr fiir die Montan-Industrie; da zur Zeit der Widmung, im Jahre 1759, in Folge der gleichzeitig in Wirksamkeit get-retenen Rauh- eisen-Magazin-Verlagsordnung im ganzen Lande nur 84.060 Zentn. Roh- eisen erZeugt werden durften, die mit ihrer weiteren Verarbeitung als Masimum 378.270 Schaff Kohl oder 44.502 Kub. 'Klafter Holz verbrauch- ten, wahrend im Jahre 1844 441.991 Zentner Roheisen erzeugt worden sind, welche mit Einschluss ihrer vveiteren Verarbeitung 1,065.475 Schaff Kohl und eigentlich 137.755 Kub. Klftr., also um 93.253 Kub. Klafter, oder zwei Drittthei} mehr Holz konsurnirten, als die schon damals wegen Mangel an nachhaltigem Brennstoffe Besorgniss erregende Eisenerzeu- gung im Jahre 1759 benbthigte; und werden hiernach die Zustande der Forste, wie sie im Jahre 1806 kommissionell erhoben vvorden sind, mit Rttcksicht auf die weiteren Kalamitafen, die sie bis zur Jetztzeit in wei- teren 40 Jabren unausgesetzt erfahren hatten, ervvogen, so diirfte die Behauptung nicht tibertrieben erscheinen, dass gegenwartig kaum ein Zvranzigstel der gesammten Waldarea in jenem bllihenden Kulturstande sich befinde, wie derselbe zur Basis der vorbesproehenen Berechnung der nachhaltigen Ertragsfiihigkeit angenommen wurde, dass ungefahr neun Zvvanzigstel durch Usurpirungen und Schwendungen jeder Art fast ausser allen Forstertrag gekommen sind, und etwa die andere Halfte der Wald- area in einem hochst mittelmassigen Kulturstande sich befinde." 104 „Und doch sind diesc Anforderungen auf den Waldsfand keine vor- libergehenden, sonderu ziemlich konstante Grossen, und es wird dadurch ausser Zweifel gestellt, wie der wirkliche jahrliehe Holzverbrauch von wenigstens 361.141 Kub. Klafter, nicbt mehr als ein geregelter nachhal- tiger Forstertrag, sondern grosstentheils nur auf Kosten des eigentlichen Forstkapitals erhalten wird.“ „Aus dem Vorausgelassenen wiirde es nicht so schwierig sein nach- zuweisen, dass das angenommene Waldvermogen von 26,800.000 Kub. Klafter Holz weit unter die Halfte herabgekommen ist ; so wie es sicli auch annaherungsweise ermitteln Hesse, in welchem Verhaltnisse das ver- bleibende Stammkapital iiber den nacbbaltigen Ertrag angegriffen werden muss, um der jahrlichen Verbrauchs-Anforderung zu geniigen, und wie sonach der Zeitpunkt nicbt mehr gar zu ferne ist, wo das Verhaltniss zwischen dem nocli vorhandenen Wohlstand und dem jahrlichen Holz- bedarf auf eine so traurige Weise gestort sein muss, dass die Montan- Industrie grosstentheils zu Grunde gerichtet, aber auch der Hausbedarf mit Holzmangel schwer zu kampfen haben wird.“ „Nur wenige Worte zum Schluss iiber den Esport des Merkantil- holzes, welcher nach meiner vollen Ueberzeugung fiir die wahren Inte- ressen der Provinz Karnten fast in allen Fiillen hoclist nachtheilig sein muss, obgleich der lukrative Gewinn dort, wo bei einer geregelten Forst- bewirthschaftung Ueberschuss an Holz ist und sonst die ortlichen Ver¬ haltnisse sich giinstig darstellen, nicht in Abrede gebracht wird.“ „Hierlands haben wir vrahrhaftig keinen Ueberschuss an IIolz, aber auch nur wenige Punkte, die fiir den Holzexport giinstig sind; wo aber die Kosten fiir die schwierige Bringung und den weitern Transport, ins- besondere auf der Achse so gross sind, dass sie den grossten Theil der Preisdiiferenz zwischen deinIIolzwerth an Ort und Stelle, und jenen am Ab- satzorte aufwiegen und selbst dem gewohn!ich fremden Unternehmer kaum einige Prozente Gewinn lassen, kann fiir den Waldeigenthiimer kein Vor- theil bleiben.“ „Dass dieser Fali hier eintritt, lasst sich durch die herabgedruckten Stammpreise, welche die Ilandler zahlen, leicht nachweisen und der Ex- port des Merkantilholzes bleibt daher, wenige Ausnahmen abgerechnet, sicher ein positiver Schadcn, aber auch ein unverantwortlicher Verlust fiir das Land Karnten, weil bci einer nicht strcngen forstwirthschaftlichen Gebahrung durch den Akt der Ausplenterung des Merkantilholzes der im Waldo verbleibcnde Holzbestand in den meisten Fiillen einen bei weitem grosseren Scliaden erleidet, als demselben durch den Entgang des wirk- lich herausgeholten Merkantilholzes zugefiigt wird.“ Am 23. November 1845 verlor die Gesellschaft zu ihrem grossten Leidwescn ihren so hocbgeachteten Kanzler, Professor Mathias Achazel, durch den Tod nach kurzem Krankenlager. Er sclienkte testamentarisch der Gesellschaft ihren gegenvvartigen Gartenbesitz und die dankbare Anerkennnng der Gesellschaft wird durch ein steinernes, in Mitte des Gartens gesetztes Denkmalauch den spateren Generationen erhalten. Dr. Johann Burger Ubernahm nach dem Tode Aehazel’s die Re- daktion der Mittheilungen, vvelches Geschaft er bis gegenvvartig mit nur kurzer Unterbrechung fortfuhrt. Bald nach Achazel verlor am 25. Dezember 1845 die Gesellschaft auch ihren Kassier, den um den Verein sehr verdienstlichen Herrn Josef Adlassnig; Herr Johann Pr e tt n er, Freiherr v. Herbert'scher Fabriks- beamfer, ubernahm die Kassier-Geschafte, wie er auch nach dem Tode Achazehs es Ubernahm, die meteorologischen Beobachtungen desselben fortzusetzen, das von Achazel vorbereitete Material zusammen zu stellen und ein Netz von Beobachtungs-Stationen uber ganz Karaten auszubreiten. Diese Beobachtungen vrerden bis heute mit allen Anforderungen der Wissenschaft fortgesetzt und vvenige Provinzen konnen sich rUhmen in dieser Richtung eine grossere Thatigkeit zu entwickeln. Der vom Herrn Kanzler Professor Achazel ererbte Garten wurde mit nicht unerheblichen Kosten hergerichtet und erhielt die Bestimmung als Baumsehule, theils um fUr den praktischen Unterricht in der Obstbaum-, zueht zu dienen, theils sollten von da aus durch die abgegebenen Bapme und Pfropfreiser die fur Karaten wichtigsten Obstsorten allgcmein ver- breitet vverden. Die erste Absicht wurde erreicht, aber die Baumsehule selbst entsprach nie den Ervvartungen, da der tiefe Gerollboden aller Mtihe und Pllege spottete, auch alle Jahresberichte bis 1864 Uber den Gesellscbaftgarten voli der Klagen Uber erlebte Missgeschicke waren und vvohl auch noch kiinftig sein werden. Im Marž des Jahres 1846 hatte die Gesellschaft den Verlust des Herrn Eduard Ritter v. Moro zu betrauern, der sich durch seine vielenmit grosster Genauigkcit geftihrten landwirthschaftlichen Versuche und besonders dadurch verdient machte, dass er eine Maschine zur Trennung der Raden (Agrostema quitago) vom Getreide erfand und eine solehe Maschine dem Gaue Griffen zur unentgeltlichen Benutzung Ubergab. Im Jahre 1846 trat zuerst die Kartoffelfaule im ganzen Lande auf und erregte bei der Gesellschaft das Iebhafteste Bestreben, den Ver- heerungen an einer so nUtzlichen Pflanze, die man bereits gewohnt vvar, als Retterin vor jeder Getahr einer Hungersnoth anzusehen, Schranken 106 zu setzen. Leider blieb hier, vrie anderswo, jedes dagegen angewendete Verfahren mehr oder minder erfolglos. Im Jahre 28-47 gevrinnen die Bestrebungen der Gesellschaft, eine Sammlung von Kiirntens Naturprodukten zu Stande zu bringen, dadurch einen bedeutenden Vorsprung, dass es dem Mitgliede Herrn Paul Frei- herrn v. Herbert gelang, durch eine Subscription den Beitrag von 517 fl. zur Griindung und 211 fl. als Jahresbeitrage zu erzielen. Die Grtindung des gegenwartigen naturhistoriscben Museums wnrde aber erst mit Anfang des Jahres 1848 dadurch zur Thatsache, dass sicli Herr Gustav Graf v. Egger bewogen fand, seine sebr reiche in St. Georgen am Lttngsee befindliclie Sammlung dem zu errichtenden karnt. naturhistorischen Museum sammt allen Kiisten und Behaltnissen. zum Gescbenke zu maclien; und in einer eigenen mit der Landvvirthschaft- Gesellschaft vereinbarten Widmungs-Urkunde wurde festgestellt, dass diese Sammlung uuter keinem Vorwande ausser Land kommen diirfe. Die Gesellscbaft bestellte sobin ein Comite zur Besorgung samint- licher Gesehtifte des. naturhistoriscben Museums, welckes sicb unter dem Vorsitze des Paul Freihcrrn v. Herbert constituirte und in einem eigenen in Miethe genommenen Lokale die Aufstellung der Naturalien und alle iibrigen Geschafte besorgte. In dem ersten Jahre war es aucb die Gesellscbaft, die einen grossen Theil der Auslagen dieser jungen Anstalt trug und erst als der Land- tags-Ausschuss im Jahre 1860 dem Museum die NaturahWohnung un- entgeltlicb im Landhause und eine Jahres-Unterstiitzung von 1000 fl. 6. W. angewiesen, ferner der Landtag im Jahre 1862 diesen Verein, als unter seinem Schutz stehend, erklart hatte, bedurfte das naturhistorisehe Museum von Seite der Gesellscbaft keine weitere materielle Unterstiitzung, und es besteht heute nur noch mit selbem in so wcit eine Verbindung, als die Gesellschaft noch immer die Aufgabe hat, das Museum nach Aussen zu vertreten. Jedenfalls aber gebiihrt der Landwirthsckaft-Gesellschaft das Verdienst, dieses schone und niitzliche Institut dem Lande geschaffen zu haben. Als erstes Resultat des politischen und socialen Umschwunges ini Jahre 1848 ist ein Aufruf des Aussehusses an die Mitglieder und Gau- Vereine, die freie Presse und das Associations-Recht, als miichtige Hebel zur Hebung der Bildung und des materiellen Wohlstandes der Landes- Bevolkerung, zu beniitzen; aucli glauben wir den Standpunkt der Regie- rung, gegeniiber der Ackerbaugesellschaft, im Jahre 1848 dadurch zu kenn- zeichnen, dass wir hier das Manifest des Ministeriums fiir Landeskultnr und Bergwesen vom 22. Dezember 1848 an unsere Gesellschaft wbrtlieh anluhren: „Die Interessen der Landwirthschaft, worunter alle Arten der Boden- beniitzung verstanden werden, sind in jedem geordneten Staate eineHaupt- aufgabe der Flirsorge flir die Regierung. Selbst in Staaten, deren Indu¬ strie und Handel auf der bochsten Stufe steht, bildet die Landvpirthschaft den vrichtigsten Tbeil des Gesammt-Einkommens, sind die agrarischen Zustande die Hauptgrundlage des staatlicben Gedeihens. In Staaten aber, welebe vorwaltend Landbautreibende sind -— und darunter gehort Oester- reich — gibt es keinen Zweig, der einer sorgsamen Fflege wttrdiger ist, als die Landwirthscliaft. Der Betrieb derselben ist in Oesterreicb im AI1- gemeinen noch jange nicht so ausgebildet, als in andern Landern, und die plotzliche und tiefgreifende Veranderung hat, so wohlthatig ilire weiteren Folgen sein werden, eine wesentlicbe Storung in die friiheren Betriebs-Verhaltnisse gebracbt, welche den National- und Privatwohlstand in der Gegemvart mit empfindlichen Verlusten bedrobt, wenn nicht rasch, zweckmassig und kraftig in die neue Bahn eingelenkt wird,“ „Einseitig kanil weder die Staatsvemaltung, noch ein Verein von Landwirthen, mit ganzem Erfolge darauf einwirken. Es mussen solche Einleitungen und Massregeln in’s Leben gerufen werden, welche vom Ein- zelnen bis zur obersten Gesammtheit ein ttichtiges und ineinander greifendes Bestreben zu begrunden im Stande sind. Es muss dem Land- wirtlie Gelegenbeit verschafft werden, sieh in jedem Zvreige seiner Wirth- schaft gentigend unterriebten zu konnen. Es miissen da, wo nocli keine oder nur wenige, auf zu grosse Raume ausgedehnte, Vereine von Land- wirthen bestehen, solche in einer Stufenfolge ansgebildet werden, um nicht blos durch Schriften, sondern vorziiglicb durch lebendigen mlindlichen Verkebr der Mitglieder, und durcb nahe Beispiele, bewabrte Erfahrungen sclmell zu verbreiten, und zu besserer Bewirthscbaftung wirksam aufzu- muntern. Es miissen endlich alle Organe des Staates, die venvaltenden wie die gesetzgebenden, welche sieh mit landwirthschaftlichen Interessen zu befassen haben, unter sieh selbst und mit den landwirthschaftlichen Vereinen in eine organische Gliederung gebracbt werden. Von der Land- gemeinde bis zum Ministerium, bei administrativen Verfiignngen, wie bei Gesetzentwiirfen, sollen die die Landwirthscbaft betreffenden Beschliisse und Antrage mit den Landwirthen selbst berathen und vorbereitet werden.“ Die Landvrirthschaft-Gesellschaften in Steiermark und Niederoster- reich haben bereits, jene durch Filiale, diese durch Delegationen, diesen Weg angebabnt. Ihre Wirksamkeit konnte sieh aber nicht allseitig geltend machen, weil die politischen Beziehungen, welche so vielfaltig in Anschlag kommen mussen , von ihren Verbandlungen ausgescblossen waren, die Staats-Verwaltung auf die yorgelegten Gutachten zu wenig Gewieht legte, 108 und es als Eingriff in ihren Wirkungskreis ansali, wenn die Vereine unaufgefordert ans dem engen Kreise der strenggewerbliehen Verbandlungen heraustraten.“ „Die Regierung fasst jetzt ihre Stellung in anderem Geiste auf: sie ist sicb klar bewusst, dass sie in der Mitwirkung der Betheiligten die kraftigste Hilfe und Beforderung der Staatsinteressen finden werde.“ „Das Ministerium dcs Ackerbaues halt es fur scine erste Aufgabe, die freie Thiitigkeit der landivirtbscbaftlicben Vereine zu ermuntern, und mit denselben zu berathen, durch wclche organiscbe Einrichtungen die Regierungsorgane mit den Iandvvirthschaftiicben Vereinen in regelmassige Verbindung zu setzen seien, damit auf kurzem und einfachem Wege eine Verstandigung erzielt vverde, welcbe vordem, trotz langvvierigen Schriften- wechsels, nicbt zu Stande kam.“ „Bei einigem Zusammcmvirken wevden die administrativen Mass- regeln der Regierung zweckentsprecbeud seiu und richtig vollzogeu werden.“ „Der gcsetzgebenden GcvvaU konnen auf diesem Wege Antrage iiber Gesetze, welche die vvabren Interessen der Landivirthscbaft fordern, erfolgreicb vorgelegt werden.“ „Das Ministerium des Ackerbaues lebt der Ueberzeugung, dass der patriotische Eifer der hocbgeehrten Gesellscbaft freudig mitlieifen werde, an der in diesem Augenblicke doppelt wiehtigen und scbweren Aufgabe der Regierung, und ersucbt Antrage und Bescbliissc: 1. tiber die weitere Verzweigung der Iandwirtbsehaftlichen Vereine, und 2. liber die Verbindung dcrselben mit den Behorden baldigst an das Ministerium gelangen zu lassen.“ „Wien am 22. November 1848.“ „Fiir den Herrn Minister der Ministerialrath: Kleyle “ Unterm 15. Janner 18'li) wird von Seite des Ministeriums fllr Landes-Kultur und Bergvvesen die Bescbickung eines laudvvirthschaftli- eben Congresses zu Wien angeordnet, und vverden als Beratbungs-Gegen- stande bezeichnet: 1. Organisirung der Landeskultur-Behdrden. 2. Landvvirthschaftlicher Unterricht. 3. Wald-Ordnung. 4. Wasser-Ordnung. 5. Bestimmung iiber Zerstlickung und Zusammenlegung der Grund- stlicke. Von den in einer allgemeinen Versammlung am 22. Februar 1849 gewahlten Mitgliedern ttbernahraen die Herren Th. Khackhel, Franz Rosthorn, Hieron. Mttnichsdorfer die Aufgabe, diesem Congresse beizuvvoh- nen, welcher vom 19. bis 31. Marž stattfand. Leider hatte dieser Congress, der die Grundlagen fiir erst zu er- lassende Gesetze feststellen solite, keine bemerkbaren. Erfolge, denn erst im Jabre 1852 erschien das Forstgesetz und iiber alle iibrigen Fragen sind noch gegenwartig gesetzliehe Bestimmungen niclit erflossen. An der Commission zur Verfassung der Durchflihrungs-Verordnung des Gesetzes vom 4. Marž 1849 in Betreff der Ablosung der Holzungs- und Weide-Rcchte betheiligte sicb die Gesellscbaft durch ibren Abgeord- neten Herrn Th. v. Lanner, und erstattete unaufgefordert an diese Commission ein eigenes Gutachten durcb ein aus den Herren Hermann, Ritter v. Jacomini, Dr. Burger, Dr. Koller, Dr. Heinricli und Baron Cresceri zusammengesetztes Comite, bei welchem Dr. Heinrich als Bericht- erstatter fungirte. In Verbindung mit dem bierortigen Industrie-Vereine und unter- stiiztvom naturhistorischen Museum, war schon im Vorjahre ein auf zwei Kurse eingericbteter Lehr-Kurs in’s Leben getreten, um durch Vortrage liber matbcmatiscbe und Natur-Wissenschaften jungen Leuten eine tecbnisclie Vorbildung mit besonderer Beziebung auf die fiir Karnten wichtigeren Gevverbe zu ertheilen, ura so den lebhaft gefiiblten Mangel einer tecbniscben Schule theils zu ersetzen, tbeils thatsaehlich zu zeigen, dass hiefiir wirklich ein lebhaftes Bediirfniss vorhanden sei; die Gesell¬ scbaft widmete 200 fl., um fiir mittellose Schiller das Honorar zur Anbb- rung dieses Privat-Knrses zu bestreiten. Am Vortrag betbeiligten sich die Herren Simony, Canaval;, Dr. Heinrich, Dr. Jansecovib, Hauser und Fuchs. Ueber Aufforderung der Gesellscbaft wurde vom Herrn A. Herrmann eine gemeinfassliche Erklarung der Grundentlastungs-Patente vom 4. Marž 1849 verfasst und spater veroffentlicbt. Ueber die Vor- und Nacbtheile der Fleiscbsatzung und jene Mangel, welche deren Ermittelung nach dem beobachteten Verfabren mit sich bringt, erstattet die Gesellschaft 185 » ein von Herrn Th. v. Lanner mit aller Griindlichkeit verfasstes Gutachten anden Herrn Stattbalter von Karnten. Unterm 13. August 1850 theilt das Ministerium ftlr Landeskultur und Bergwesen der Gesellscbaft mit, dass der Verschleiss von Viehlccksalz bereits erbffnet sei und solebes aus Ebensee oder Gmunden bezogen werden konne. Die Gesellscbaft ttbergab das Salz zur Untersucbung an Herrn Canaval, der selbes mit Enzianpulver sehr ungleicb gemengt und iiber- diess fand, dass dessen Gehalt an Koehsalz zwischen 80—90% sclmankte und der Rest aus Timu, Kiessand, Gyps etc. bestehe, welche Uebelstande durch die Zvvischenhandler leicht vermehrt werden kbnncn, so dass leicht Naebtheil fiir das Vieh entstebe, jedenfalls aber der Absatz solchen Salzes in Frage sei, wornach dem Ministerium die angefiihrten Uebel¬ stande mit dem Nacliweis vorgelegt wurden, dass Karaten von allen Pro- vinzen die hochsten Salzpreise babe und doch als Gebirgsland fast ganz auf Viehzucbt angevviesen, seine 20 Quadratmeilen grossen Alpenweiden nur bei gehorigen Salzgaben an das Weidevieh geborig ansniitzen konne. Allcin alle diese und spatem Vorstellungen an die Regierung batten keinen, das landwirtbschaftlielie Publikum befriedigenden, Erfolg. Unterm 2. August 1850 wird vom Ministerium fiir Landeskultur und Bergweseu die Eroffnung der boheren landwirt]ischaftlLehen Lehr- anstalt zu Ungariscb-Altenburg bekannt gegeben. Ara 22. August 1850 wird unter dem Vorsitze Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzberzogs Johanii eine allgemeine Vcrsammlung abgehalten, wobei ein Bericht des Herrn Thaddaus v. Lanner: tiber Theilung der Gemein- weiden und ein Bericht v. HumelauePs: liber den Einfluss der Viehpra- mien zur Hebung der Viehzucht in Verhandlung kommen. Ebenso wurde beschlossen: eine Petition um Fiihrung einer Eisenbahn und Erricbtung einer tecbnischen Schule in Kiirnten dem Ministerium als dringlichste Bediirfnisse des Landes vorzulegen, indem die Gesellsekaft geradezu .erklart, dass alle ikre Bemliliungen, Ackerbau und Industrie zu fbrdern nicht nur ganz unzureichend, sondern geradezu vergeblich seien, wenn der Hauptnerv der Thatigkeit, Verkehrsmittel und Sclmlen, wie bisher dem Lande entzogen bleiben. Vom April 1851 angefangen bis heute wird die Monatschrift „Mit- theilungen liber Gegenstande der Landwirthschiift und Industrie Karntens“ gemeinscbaftlicb von der Landvvirtbscbaft-Gesellschaft und dem Industrie- Vereine berausgegeben. Mit Ministerial-Erlass vom 14. Mai 1851 wird die Errichtung einer Unter-Realschule von drei Klassen zu Klagenfurt bekannt gegeben, und angeordnet, dass die bisherige von der Gesellschaft unterhaltene techni- scbe Vorschule nur noeb bis Schluss dieses Sehuljabres fortzufiihren sei. Das von der Gesellschaft ernannte Comite, bestehend aus den Iler- ren: Oberlandesgcrichtsrath Baron Cresceri, Landes-Baudi rektor Kink, Th. v. Lanner und Albert v. Humelauer als Referenten tibergibt sei- nen Entvvurf eines Wasser-Benlitzungs-Gesetzes. Ebenso wird der Comitd- Entwurf einer Dienstbothen-Ordnung fiir das flache Land Karaten vom Referenten v. Lanner schr beifiillig angenommen und beide Entwiirfe dem Ministerium vorgelegt. Bei Gelegenheit der XIV. Versammlung der deutschen Land- und Forstvvirthe im Monate September 1851 zn Salzburg hatte sich ein Forst- verein der osterreichisehen Alpenlander gebildet, und es wurde dessen erste allgemeine Versammlung am Pfingstdinstage 1832 zn Klagenfnrt abgehalten. Der Winter vom Jahr 1851 auf 1852 war den Saateu des Winter- getreides so verderblich, dass fast im gatizen Lan de diese FrUcbte abge- baut und mit Sommerfriiehten bestellt werden mussten, wegen des Wie- derbesaens der abgebauten Wintersaatfelder stieg, ans Anlass des grossen Bedarfes, der Preis eines Vierlings Sommerkoras in manchen Ganem auf 8—8V 2 tl, Gerste auf 6—7 fl., Hafer auf 3—3% fl., Kartoffeln auf 2—2 l / a fl. C. M. Seit Menschengcdenken, selbst nicht 1815, war eiae so allgemeine Ab\vinterung bemerklich, und die Gesellschaft sah sich desshalb veran- lasst, der Regierung dringlichst Vorstellungen zu machen und za bean- tragen, dass es sehr vvflnschensvverth erscheine, den Grundbesitzern Steuer-Nachsichten und Fristen an den riiekstandigen Jahresrenteu der Grundlasten-Ablbsungs-Kapitalien zu gewiihren. In der allgemeinen Versammlung des Jahres 1838 wird der vom Kanzler Dr. Burger redigirte und schon vor 2 Jahren der Gesellschaft Torgelegte Entvrurf neuer Statuten, welche den neuen staatlichen Ver- haltnissen angepasst vvurden, angenommen und znr sieheren Genehmi- gung vorgelegt. Ueber Aufforderung des' karntnerischen provisorisehen Landtags- Ausschusses, sich liber wiinschenswertbe Aenderungen in der bisherigen Art und Weise der Vertheilung der Pferdepramien zu anssern, vverden vom Herrn Referenten Th. v. Lanner folgende Antrage gestellt, von der Gesellschaft angenommen und weiter vorgelegt: 1. Dreijahrige Stut- und Hengstfollen sollen klinftigbin nicht mehr mit Pramien bethcilt. werden. 2. Mit Pramien sollen betheilt vverden : die schSnstcn Sluten bis inclusive zu ihrem 6. Lebensjahre, vvenn sie mit einem von ihnen abstammenden Follen vorgefiihrt vverden, und eine Stute, vvelehe bereits ein Pramium erhalten bat, kann noch einmal ein Pramium erhalten, vvenn sie bis zu ihrem 8. Jahre (inclusive) mit einem zvveiten Follen vorgefiihrt wird. 3. Junge Hengste bis inclusive zu 6 Jahren konnen auf je einer Statiou mit einem Pramium von 40 Dukaten betheilt vverden, vvenn der Eigenthiimer dagegen die Verpflichtung eingeht, fiir denselben die Sprunglizenz zu envirken und denselben durch 2 Jahre als Boschaler vervvendet. Von dieserti Pramium erlialt der Eigenthit- mer nach Ablauf des ersten Jahres gegen ein von dem Gemeinde- Vorstande und dem Bezirks-Vorsteber ausgestelltes Zeugniss, dass der Ilengst mit Erfolg und anstandslos zu beschalen vemendet wurde, die Halfte des Pramiums, und nacb Ablauf des zweiten Jalires unter gleicben Modalitiiten die andere Halfte. Zeigt sich der pramirte Hengst im 1. oder 2. Jabre zur Fortpflanzung wie immer unfahig, oder findet sich auf einer Station kcin preisvrttr- diger Hengst, so ist der bieftir entfallende Pramienbetrag zur Ver- mehrung des Pramienfondes zu vervvenden. 4. Die Abkommlinge der licenzirten Ilengste sollen in Beziebung yon Anspritchen auf Pramien jenen gleich gestellt sein, welche von Aerarialhengstcn abstammen. 5. Die Pramienvertheilungs-Stationen sollen vermebrt werden. 6. Pferdezticbter, welcbe zur Klasse der sogenannten Honoratioren gehoren, sind kiinftigbin von dem Anspruch auf Pramien ftir ihre Pferde nicht ausgeschlossen. Ueber Antrag des Herrn v. Humelauer lasst die Gesellschaft zur Hebung der Seidenkultur bohmische Spinnrader sammt Handhecheln kommen, und vverden solche dem hierOrtigen Ursulinen - Convente zum Unterricbte ftir die Dienstbotben-Zbglinge, wie auch andervvarts im Lande vertbeilt und auch ftir Unterricbt gesorgt, allein alle Bemiibungen waren vergeblich, das verbcsserte Spinnrad beliebt zu machen. Ebenso liess die Gesellschaft eine Getreide-Saemaschine vom Schlosser Fohnike in Graz kommen; es wurden hiemit reebt gelungene Saatem gemacht, . abcr auch diese Maschine fand keine allgemeine Nachahmung. Ueber Antrag Dr. Burgers wird bescblossen, die Regierung zu er- suchen, dem Vogel fartg tlberbaupt, besonders aber in unserem Italien eine Bescbrankung aufzucrlegen. Leider hattc diese Bestrebung kcinen andern Erfolg, als dass die darliber bestehenden gesetzlichen Bestimmungen republizirt wurdcn. Dem Herrn Loscbnigg wird wegen seiner grossartigen und muster- haften Anpflanzung von Maulbeerbaumen die silberne Gesellscbafts-Ver- dienst-Medaille z u er kan n k Am 25., 26. und 27. Oktober 1853 fand zu Klagenfurt eine Aus- stellung von Obst und andern Gartenfritcbten statt. Im Frubjahr 1853 wird eine Parzelle des Gesellscbaftsgartens den Lebramts-Zoglingen der Klagenfurter Musterhauptschule tibergeben, um daselbst in der Baumzucht praktisch unterrichtet zu werden. Ueber Anregung der Gesellschaft erliisst die Statthalterei vom 6. Dez. 1853, Nr. 11.301 an sammtliche Bezirkshauptmannschaften die Ver- ordnung: „Aus Anlass der sich jahrlicli mehrenden Klagen liber die bedeu- tenden Beschadigungen, welche durch die Maikafer, Engerlinge und Raupen an den Saaten, Obstanlagen und Wiesen bevvirkt werden, finde ich mich iiber Anregung der biesigen Landwirthsebaft-Gesellschaft be- stimmt, die Aufmerksamkeit der Bezirkshauptmannschaften auf diesen, die Cerealien in hohem Grade bedrobenden Uebelstand zu lenken.“ „Es ist in der Mogli cbkeit gelegen, den grossen Sebaden, welchen diese Thiere bevvirken, aaf ein sehr geringes Mass mit der Zeit zurttck- zufiihren, wenn allenthalben im ganzen Lande ohne Ausnabme die Mai¬ kafer und Raupen, von letzteren vvenigstens jene, welche den Obstbaumen sehadlich sind, dureh die Gemeinden jahrlicli vertilgt wurden. Die Ver- lilgung dieser Thiere ist cine leicht mogliche, da die Maikafer in der Ktihle des Morgens zum Fliegen unfabig sind, und mithin, ganz einfacb von den Baumen abgeschiittelt, zu Tausenden durch siedendes Wasser getodtet nnd als‘guter Diinger verwendet werden konnen.“ „Ebenso h alt es nicht scliwer, in den Wintermonaten die auf den Obstbaumen zuruckbleibenden Blatter, welche gewohnlich Eier oder junge Raupen zuTausenden entbalten, von den Baumen abzulosen und zu verbrennen, so wie es keine grosse Scbvvierigkeit darbiethet, im Fruhjahre die bereits ausgekroebenen Banpen zu zerstoren, indem sie Abends und Morgens zu ganzen Klumpen zusammenkriechen.“ „Nachdem jedtfeh der Fleiss des Einzelnen durch die Unthatigkeit des Nachbars fruehtlos geniacht wird, indem die Maikafer und Schmetter- Iinge ihre hundertfaltigen Eier allenthalben im Lande verbreiten, so stellt sieli die Nothwendig-keit beraus, dass durch gesetzlicbe Bestimmungen den Landwirthen ein Zwang auferlegt wird, zu ihrer eigenen Wohlfabrt thiitig zu sein.“ „Die Bezirkshauptmannschaft wol!e demnacb durch die Gemeinde- Vorstande und unter MiLvirkurig der Ortsgeistlichkeit die geeigneten Verfiigungen treffen, dass die Maikafer und Raupen in jenen Gegenden, »o sie sicb in grosseren Massen zeigen, von den Gemeinden moglickst vertilgt werden.“ ,,Gegen die Fabrlassigen wiire entweder mit angemessenen Strafen vorzugehen, oder es waren auf ihre Rechnung Arbeiter aufzunehmen, welclie die ihnen zugewiesenen Strecken von diesen schadlicken Insekten befreien.“ Indess die Envartungen, dass hiernach durch die Thatigkeit der Gemeinden und Bezirks-Vorstande diese Landplage sicb yermindern wurde, sind aus dem Grunde nicht erfiillt worden, als eben eine solche Thatigkeit der genannten Korperschaften in dieser Riehtung nie ein- getreten ist. In dem von der Regierung nnterm 2. Februar 1834 abverlangten Gutacbten iiber Commassation der Grundstaeke, spricbt sicb die Gesell¬ schaft dahin aus, dass eine solche eigentliche Commassation fiir KSrnten kein Bedilrfniss, ja kaum ausfiihrbar sei, dass jedoch Vorschriften wiin- schenswerth seien, welehe den Austausch von Grundstiicken erleicbtern. Die allgemeine Versammiung der Gesellschaft im Herbste 1854 fand unter dem Vorsitze Sr. kais. Hoheit des Erzberzog Johann statt, wobei bei Gelegenbeit des Bericktes liber die stattgebabte Erzeugnng von Drainrohren Se. kais. Hobeit die Gesellschaft aufmerksam machte, dass in Steiermark nicbt nur reichere Gutsbesitzer, sondern auch Bauern, ihre Felder, Wiesen, selbst Weingarten drainiren und der hiedurch er- zielte Mehrertrag die Unkosten reichlieh lohne. Indess blieben die Bemlibungen unserer Gesellschaft, diesem so wichtigen Verbesserungs-Mittel des Bodens Eingang zu verscbaffen, bisher leider vergeblicb, und nur zu Wolfsberg und Wiesenau, auf den Giitern des Grafen Henckel, zu Ossiach vom Militararar, auch in letzter Zeit zu Freudenberg yom Herrn Stockert wurdeuDrainirungs-Arbeiten, tbeilweise in hiezu wenig geeignetein Boden, daher mit nicbt allseitig gutem Er- folge vorgenommen. Unterm 13. Oktober 1851 Nr. 9070 gibt die Landes-Regierung der Gesellschaft bekannt, dass Herr Franz Struzmann zu Wien laut bei- gelegter Testaments-Abschrift eine Agrikultur-Stiftuhg fiir Karaten ge- griindet habe. Der diesbeziiglicbe Punkt des Testaments lautet: „Mein Sobn Josef Vinzenz Struzmann hat zwar auch die nacb Abzug des Witwengehaltes und des erwiihnten Fruchtgenusses erttbrigenden Nutzungen lebenslang- lich zu geniesen, jedoch die Substanz dieser Erbschaftshalfte muss un- geschmalert erhalten werden; zu den Nacherben meines Sohnes Josef Vinzenz Struzmann in Betreff dieser Erbschaftshalfte ernenne ich die einstigen eheliehen Kinder ersten Grades meines Sohnes Josef Vinzenz Struzmann, welche hievon ebenfalls nur die Nutzungen zu geniessen haben, weil ich fiir den Fali, dass mein Sohn Josef Vinzenz Struzmann entvveder keine eheliehen Kinder hinterlasst, oder seine Kinder ersten Grades zwar die Wirksamkeit der Substitution erleben, nach deren Tode die erwahnte Erbschaftshalfte zu einer eigenen Stiftung unter dem Na¬ men: „Struzmann’s Agrikulturs-Stiftung“ fiir mein gelicbtes Vaterland, namlich die Landschaft des Herzogthums Karaten, in der Art bestitnme, dass davon nie der Hanptstamm angegrilfen werden soli, sondern die Nutzungen hievon, doch ein pro cento dieser Nutzungen soli jahrlich wieder zum Kapital geschlagen und fruchtbringend angelegt vverden, doch moglichst sicher, das iibrige Interesse zur Hebung der Urproduk- tion, z. B. durch Entsumpfung der Moosgegenden, Urbarmachung der Haiden vemendet vverden soli und zwar nach den Bcschliissen der Ge- neral-Versammlung der karntn. Landwirthsehaft-Gesellschaft mit den Herren Landstanden Karntens. “ Um nun keine Scbritte zn versaumen, welche zur Sicberstellung des Substitutions-Vermogens nothwendig erscheinen durften, batte die Ge- sellschafts-Direktion das damalige Mitglied Herrn Hof- und Gerichts- advokaten Dr. Job. Gaggl bevollmaehtigt, die Gesellschaftsrechte zu ver- treten, weleher diessfalls auch sogleicli die genaue Information einholte, die erforderlicben Scbritte einleitete, und dann zur Kenntniss der Gesell- scbaft brachfe, dass dieses Substitutions-Vermogen 168.547 fl. 46 kr. betrage und bereits beim Bezirks-Geriehte Wieden deponirt sei. Durch dieses bedeutende Kapital wird einst die Landwirthschaft- Gesellschaft Karntens in der angenehmen Lage sein, Institute in’s Leben zu rufen, welche segenreich auf die Agrikultur-Verbaltnisse Karntens wirken werden und ohne die Gefiihle des Dankes damit abschliessen zn wo!len, beschloss die Gesellschaft dem einzigen Sobn des Wokltha- ters den Antrag zu stellen, einer Gesellschaft, als Mitglied beizutreten, welcher der Vater das Vertrauen šchenkte, dass sie in seinem Sinne und Geiste ftir das Vaterland sein Geschenk zweckmassig vervven- den werde. Unterm 26. Juni 1855 wird der Begierung ein vom Kanzler Dr. Bur¬ ger verfasster Entwurf eines Landesgesetzes, wodurck das Reifheitzen in allen jenen Gemeinden Karntens, in welehen der Heiden (Buchweizen) laiidesublicli als zweite Frucht gebaut \vird, zur Pflicbt gemaeht wird, vorgelegt. Dieser Vorscblag erhielt von Seite der Begierung unterm 10. Juli 1856 eine mehr ablehnende Erledigung, indem selbe melir belehrend als befeblend vorzugehen eracbtete. Dem zu Folge wurde vom Kanzler Dr. Burger eine solcbe gemeinfasslicbe Belehrung liber den Reif und das Reifheitzen als Mittel gegen dessen Schadlicbkeit verfasst und der Re- gierung iibergeben, wornach selbe unterm 2. Marž 1857 folgenden Erlass an sammtlicbe Bezirksamter ergeben liess: „Der haufig wiederkehrende Scbaden, welcben der Reif an ver- scbiedenen Feld- und Gartenfrtichten bewirkt, ist so bedeutend und in den allgemeinen Wohlstand des Volkes so eingreifend, dass es im boben Grade wimschenswerth ist, diese unheilbringende Erscheinung hintan- zuhalten." „Das sogenannte Reifheitzen ist ein durch Theorie und Praxis gleicji zweckmassig erkanntes Mittel, sowohl die Bildung des Reifes, als auch die Folgen desselben abzmvehren. Dasselbe kann jedoch seine wohl- thatigen Folgen nur bei gemeinschaftlichem und energischem Zusammen- wirken der betheiligten Grundbesitzer aussern.“ „Um nun die Anwendung dieses, bereits in einigen Gegenden Kara- tens mit giinstigem Erfolge in Uebung stehenden Mittels allenthalben, wo es Noth thut und Erfolg versprickt, zn befordern, wird von der k. k. Landesregierung auf Grund eines von der k. k. Landvvirthschaft-Gesell- schaft gestellten Antrages hiermit empfohlen: das Reifheitzen in jenen Gegenden, wo solches bisker mit Vortheil und Erfolg angewendet wurde, oder wo dasselbe aus gleichen Ursachen nothwendig oder zweekdienlich erscheint, als eine Gemeindeanstalt mit den angemessenen Modalitaten und nack Bedarf und den Verhaltnissen entsprechend, unter der Ueber- wachung der k. k. Bezirksamter und unter Anvvendung der in der a. h. Vdg. v. 20. April 1854 (L. G. B. I. Abth. VI. St. Nr. 96 S. 176.) vor- gezeiclmeten Strafsanktion ins Leben zu rufen und durchzufiihren.“ „Damit den Gemeinden die Einfiikrung dieser Massregel erleickterf. werde, erhalt das k. k. Bezirksamt anruhend •/. Exemplare einer vom Kanzler der k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft, Hrn. Dr. Burger, verfassteu Belebrung zur Betheilung der unterstekenden Gemeinden. Der dieser Be- lehrung beigeftigte Entwurf einer Gemeindereifheitzordnung gibt nur bei- spielweise die allgemeinen Grundziige zur Einfiihrung derselben als Ge¬ meindeanstalt an und lasst somit den einzelnen Gemeinden geniigenden Spielraum, solchen ihren Bediirfnissen anznpassen.“ „Uebrigens ist nicbt ausser Acbt zu lassen, dass diese Massregel nicht etwa zum Vorvvande eines forstwidrigen Holzverbrauckes genommen, oder dadurch Anlass zur Entstehung von Wald bran den oder anderen Ungliicksfallen gegeben werde.“ Es ist seither nicht bekannt geworden, dass irgend wo im Lande auch nur der Versuch gemacht wurde, dem hautigen Reifsebaden durch das Reifheitzen zu begegnen; ja im Lavanttkale, wo dieses Verfahren vor dem Jahre 1848 allgemein tiblich war, wird es nun viel lassiger betrieben. Von Seite der franzosischen Regierung wurde ftir das Jahr 1856 eine allgemeine Ausstellung zu Pariš fiir Vieh, Ackergeratke und Acker- produkte mit Staatspreisen ausgeschrieben. An dieser Ausstellung betheiligten sich nun Hugo Graf Henčke! v. Donnersmark mit 2 Stiick Kiihen, Lavanthaler Race, und Peter Stuller (vulgo Anko) mit 4 Stiick Landschafen, Seelander Race, und erkielten eisterer die Preismedaille aus Bronce und 350 fl., letzterer dieselbe Me- daille und 150 fl. Die Erfolge der Bemiikungen der Gesellschaft, die Obstbaumzuchl zn forder, nwerden ersicbtlich aus folgendem Regierungs-Erlasse vom 13. April 1858 an die k. k. Bezirksamter: ,,Nacli den Beriehten iiber die bisher in Karaten erzielten Re- sultate der Obstbaumzucht befinden sich in unmittelbarer Verbindung mit der Volksschule, und ausschliesslick diesem Zwecke gewidmet, in 21 politischen Bezirken laut auliegender Uebersiekt 84 Baumschulen, nnd zwar: 4402 2 / a n Klafter, es ist jedoch bei 9 Stationen dessen Grosse noch nicht bestimmt.“ „Die Mebrzahl dieser Baumschulen wurde erst im Jakre 1856 an- gelegt, indess gibt es deren schon 41, welche namhafte Erzeugnisse nachweisen.“ „So wurden aus Samen gezogen 12490 veredelt. 1159 versetzt. 459 zusammen.'14108 Baumchen.“ „Ihrer Pflege und der Untervveisung der Jugend in derselben haben sich: Ortsseelsorger . . 13 Schullehrer ... 47 Private . . . . 6 zusammen ... 66 Individuen gevvidmet und die damit verbun- denen Kosten: 7 Seelsorger, 20 Schullehrer, 7 Privateund 31 Gemeinden tibernommen.“ „Nur bei Wenigen ist, aus Mangel an sachkundigen Personen, die sich dazu berbeigelassen hatten, •vveder eine Anpflanzung erfolgt, noeh Unterricbt ertheilt worden.“ „Am meisten wurden Obstbaumchen und zwar: Aepfel, Birnen, Zwetschken, Pflaumen, Kirschen, auch einige Aprikosen- und Maulbeer- baumchen, geflanzt. — Es finden sich darunter jedoch auch Kastanien, Linden, Akazien, Buchen, Eichen, Birken und Larehen.“ „Dieses ist um so beaclitenswerther, als das Vorurtheil, dass die Forstbaume von sich selbst wachsen, noch gar zu sehr verbreitet ist, und sogar einzelne der vorgelegten Berichte noch Spuren davon an sich tragen.“ „Werden Kinder schon zurEinsicht gebracht, dass die Natur auch hierin die Mitwirkung des Mepschen verlangt und dann angeleitet und angehalten, Samen auch von Waldbaumen zu schatzen und zu sammeln, — so diirfte nach einigen Jahrzehenden mancher Hiigel und mancher Platz, der jetzt ode liegt, wenigstens Waldbaume tragen.“ „Daher ist dieser Unterricht, selbst fiir Gegenden, wo dasObstnicht mehr gedeiht, in Hinsicht auf Landeskultur von grosser Tragweite. Welche Gegenden dahin gehoren, ist in dem anliegenden Berichte des Pfarrers Anton Maier mit vieler Umsicht und richtiger Sachkenntniss dargethan.“ „Gelegenheit, mit der Obstbaumzucht bekannt zu werden, findet zwar die Jugend iiberdiess : a) in der Baumschule des Benediktiner-Stiftes St. Paul, wo sich liber 2500 aus Samen gezogene Aepfel- und Birnbaumchen befinden, von denen im verflossenen Jahre 1500 veredelt, 20 verschenkt, und an 100 Stiick verkauft worden sind, und der Gartner Unterricht zu ertheilen bereit ist; — b) im grafi. Gustav v. Egger’schen Garten zu St. Georgen am Langsee, wie auch nach den Berichten von Eberndorf und Bosegg, in den Garten anderer Privaten insbesondere einiger Pfarrhofe; c) im ganzen Lavantthale, wo bekanntlich die Obstkultur eine der reichhaltigsten Quellen des Einkommens und herrschenden Wohlstandes bil- det, wo die Ilubengriinde bis ins hohe Gebirge mit Obstbauinen besetzt sind und fast jeder Grundbesitzer eine eigene Baumschule hat.“ „Allein vrie anerkennensvverth es auch ist, dass einzelne Landbesitzer den bereits im vorigon Jahrhunderte von Seite der Staatsvervvaltung aus- gesprochenen Wiinsehen und diessfalls angewcndeteu Bemiihungen eifrig zu entsprechen fortfahren, und so auf die kommende Generation ermun- ternd einwirken; so findet sieli doeh die k. k. Landesregierung durch gewichtige Grtinde bestimmt, die Einrichtung eigener Baumschulen Behufs der Untemeisung der Jugend in diesem Zweige der Landeskultur aller Orten mit Nachdruck anzustreben.“ „Man ist iiberzeugt, dass das, was in einzelnen Bezirken und bei einzelnen Schulen gelungen ist, dass namlieh die Volksschule sich dieses Unterrichtszweiges bemachtige und ihn praktisch in die Hand nekme, — nach und naeh iiberall werde emirkt werden.“ „Dazu ist seitens des k. k. Bezirksamtes selbstverstandlich kein im- peratorisches Vorgehen, wohl aber unermiidliche Belehrung und nnab- lassiges energisches Einwirken auf die Orts- und Schulgemeinde-Vorstande nothwendig. Vor allem ist ein besonderes Gewicht auf das fleissige Sammeln von Obstkernen und Waldsamereien zu legen und den Schul- lebrern im Wege der Distriktsscbul-Aufsichten die Nothwendigkeit, sich die Baumzucbt im eigenen Interesse, so wie im Interesse der Gemeinden eigen zu rnachen, ernstlich zu empfehlen, zudem aber sind von den h. o. diessbezuglichen Weisungen die Ortsgem ein de- Vo r s tlinde rechtzeitig in Kenntniss zu setzen und die vorgeschriebenen Ausweise itber den er- zielten Erfolg, worin auch die Gattung und Menge der gesammelten Samereien aufzufuliren sein wird, ordnungsmassig abzuverlangen und anher vorzulegen.“ „Da nicht nur das hohe k. k. Unterrichtsministerium mit Erlass vorn 11. Marž 1856, Z. 3344 (intimirt ddo. 8. April 1856 Z. 4440), sich iiber die Bemiihungen zur Forderung dieses Zweiges des Volkssehulunter- richtes sehr befriedigend ausgesprochen, sondern auch das hohe k. k. Ministerium des Innern aus dem hoclidaliin erstatteten Beriehte laut Er- lasses vorn 11. April 1856, Z. 5476: „mit Vergniigen die in dieser wich- tigen Angelegenheit entwickelte anerkennensvverthe Thatigkeit ersehen und die Anzeige iiber die diessfalligen bereits erzielten Resultate znran- genehmen Kenntniss genommen liat“, — so fallt einerseits die Besorg- niss, als ob fiir die holien Behorden in der auch in die kleinlich erschei- nenden Umstande eingehenden Durclifiihrung ihrer Auftrage eine Be- helligung lage, von selbst; — andererseits ist wobl zu erfassen, dass es sich hiebei nicht um blosse periodisehe Berichtseinlagen handelt, sondern dass es um die wirkliche und redliche Forderung einer allseitig aner- kannt guten Sache zu thun ist, welcher jeder Menschenfreund, nament- licb aber der strebsame seelsorgliche Klerus gewiss gerne die Hand 120 bietlien, und die warmste Theilnalime schenken diirfte, wenn er von den diessfalligen Wiinscben und Anordnungen der hohen Staatsvervvaltung in geeigneter Weise in Kenntniss gesetzt und um tbatige Mitwirkung er- suckt wird.“ Vom Prasidium der k. k. Landesregierung zu Klagenfurt wurde nnterm 16. Mai 1856 eine provisorische Dienstboten-Ordnung fllr das flacke Land erlassen, welche vom Landtage in der Session des Jahres 1864 mit geringen Abanderungen, das gegenwartig bestehende Gesetz bildet. An der im Monat Mai 1857 in Wien zur Feier des fiinfzigjabrigen Jubilaums der Landwirthschaft-Gesellschaft stattgehabten Ausstellung hat sicb auch Karaten betheiligt und es wurden nachfolgende Aussteller mit Medaillen ausgezeicbnet: 1. Mit der grosson silbernen Medaille: Herr Hugo Graf Henckel von Donnersmark fiir zwei Kalbinen. 2. Mit der kleinen silbernen. Medaille: a) Das Stift St. Paul fiir einen Stier. b) Die Landvvirtbscbaft-Gesellscbaft als Collectiv-Aussteller fllr das Modeli einer Eisgrube, fiir Scbwarzgesehirre, fiir Zwilch aus Rosegg, braunen Loden aus dem Mollthale, grauen Loden und Holzscbuhen, fiir Wein, Most, Waehholder-Oel, Branntwein, Brote vom Lesach- thale, Kaše, Hafergriitze. c) Die Herren Gebriider Ritier v. Moro fiir Krapp. d) Die Frau Grafin Laura Henckel von Donnersmark fiir Cochinchina und sckottiscbe Zwerghiibner. 3. Mit der grossen Bronce-Medaille: a) Die k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft fiir Flacbs und Hanf. b) Herr Franz Grillitsck zu KIeinwinklern fiir eine Kuh. c) Herr Graf Gustav v. Egger fiir Seide. d) Derselbe fiir eine Kalbin. e) Die Frau Karolina Steiger, Edle v. Amstein, fiir Seide. f) Die k. k. Landwiitbscbaft-G'esellsebaft fiir Forstprodukte. 4. Mit der kleinen Bronce-Medaille: a) Das k. k. Forstamt Sacbsenburg fiir Forstprodukte. b) Das k. k. Forstamt Arnoldstein fiir Forstprodukte. c) Herr Sporrer fiir den Dendrometer. 5. Lobende Ervviihnungen: a) Frau Grafin Laura Henckel von Donnersmark fiir 4 Ktihe Puster- thaler Race. b) Jobann Wutte in St. Veit fiir Hopfen. c) Herr Loscbnigg zu Klagenfurt fiir Hopfen. 121 d) Die k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft fiir Enzian. e) Herr Thomas Ritter v. Moro fiir Mehi. f) Die k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft fiir Spiritus. g) Herr Strohmaier fiir Loden. h) „ Hugo Graf Henckel von Donnersmark fiir einen Pflug. G Herr Franz Ritter v. Moro fiir einen Pflug. j) Herren Gehriider Ritter v. Moro fiir Waid. k) Die k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft fiir Haushaltungs-Gegenstande. Dcn Stand der Bienenzucht zeigt ein aus den Eingaben der Gau- Korrespondenten zusammengestellter Bericht des Kanzlers Dr. Burger im Jahre I§!58. „Hiernach befinden sich gegenwiirtig in Karaten circa 34.000 Bie- nenstbeke, in der liierlands allgcmeinen Form als Lagerstocke, aus vreichen, abgehobelten Brettern, 36" lan g, 6" hock und 12" breit. Korbe und neuere zerlegbare Stbcke kommen nur bei vereinzelten Bienenziichtern vor. Diese Form der Bienenstocke ist auch bei der liierlands nothwendi- gen Wanderwirthschaft bei vreitem die bequcmste.“ „Kamten ist fiir die Bienenzucht ganz geeignet, indem diese Thiere vom Ende Marž bis gegen Ende September abwechselnd in den Voralpen und in den Kiedeiuiigen reichliche Nahrung finden ; und die zu geringe Ausdehnung der Bienenzucht findet ihre Erklarung tlieils in den mangelhaften Kenntnissen der Bienenwirthe, theils in dem zu grossen Schwanken des Ertrages, da in einzelnen unglinstigen Jahren nicht blos kein Ertrag, sondern oft ein direktor Schaden envachst. Demungeachtet verdierit dieser Wirthschaftszweig, hierlands die grosste Beachtung und Unterstiitzung.“ „Bei den geringsten "VVerthannahmen, den Bienenstock zu 4 fl., und das Durchschnitts-Ertragniss eines Stoekcs jahrlieh zu 30 kr. gerechnet, repriiseniircn die von den Gauen angefiihrten 34.410 Stocke ein Kapital von 137.640 fl. mit einem Jahresertrage von 17.205 fl., woraus sich er- gibt, dass sich dieses Kapital etwas liber llpCt. verzinst, \vahrend es anderseits keinc Vermehrung der Arbeitskriifte und nur geringe Voraus- lagen nothwendig macht,“ „In Oberkiirnten scheint die Bienenzucht im Zunelnnen, in Unter- kiirnten im Abnehmen begriffen." Am 11. Mai I83?> verliert durch den Tod die Gesellschaft den thatigsten Forderer aller Iandwirthšchaftlichen Interessen, ihren obersten Protektor, Se. kais. Iloheit, den Erzherzog Johann von Oesterreieh. Seither hat die Gesellschaft keinen obersten Protektor ervvahlt. Herr Prof. Ritter v. Gallenstein,Conventual des Benediktiner-Ordens zu St. Paul, iibergibt dem Gesellschafts-Ausschusse im Jahre den 16 122 Entwurf eines Landesgesetzes liber Vertilgung der Maikafer, welches Gesetz um so rnehr auch berechtiget schien, als sieli fast alle Gaue fttr die Erlassung eiues solclien aus dem Grande ausgesprochen, da die Ver- heerungen dieser sehadlielien Insekten, besonders in den letzten Jahren, eine bedetikliche Hohe erreickten. Aueh war auf die Willfahrigkeit der Gemeinden um so rnehr zu rechnen, als es sieh ja um cine Anordnung in ihrem eigeuen wohlverstandenen Interesse handelte, und bereits eine solche Einfuhrung zu Millstatt durch den dortigen Bezirksvorsteher, lira. Wenzel Bittner bestand. Letzterer bericlitete niimlich: „Schon Anfangs des Jalires 1858 wurden im Bezirke hie und da Klagen liber die Schiiden an Obstbaumen, Wiesen und Feldfriichten laut, welcbe theils durch den Frass der Maikafer, theils durch die Engerlinge herbeigefuhrt werden. Diess veranlasste mich, die Gemeindevorstande vor- zuladen, und mit ihnen zu berathen, wie diesem Uebel kraftigst vorge- beugt werden konnte.' 1 „Ueber erfolgte Einigung ih den Ansichten wurde nun beschlossen, die Maikafer durch die ganze Dauer deren Forlbcstandes in den betref- fenden Ortsgemeinden unter Leitung und Aufsieht mehrerer Gemeinde- mitglieder durch die Hauseigenthiimer und Inwohner unter Vorschreibung einer Quantitat bei Strafe von 1—10 fl. oder Arrest von 12—48 Stunden einzusammeln, diese taglich an die bestcllte Aufsieht zu tibergeben, wo die abgegebene Quantitat vorgemefkt, und diese Insekten in siedendem Wasser umgebraeht und in eine mit Kalk versehene Grabe gesebiittet, und so vertilgt worden sind. Das Bezirksamt fiihrte hiebei die Oberauf- sicht und hatte die Renitenten zu bestrafen. u „Das Resultat dieser Einsammlung war als glanzend zu bezeichnen, denn es wurden gesammelt und vertilgt. Durch versuehte Abzahlung der einzelnen Kafer ergab sieh, dass 1 Massl 1500, 1 Schaffl 9000 und ein Vierling 36.000 Stiick enthielten, daher sieh das Gesammtquantum auf 9,982.500 Stiick Kafer bereclmete.“ „Die Leute waren bei dieser Einsammlung. willig, und so ergab sieh gar kein Anstand, weil jeder die Woblthat von selbst eingesehen hatte. Von den fieissigen Grundbesitzern werden bcim Umbauen der Aecker 123 die Ergerlinge gesammelt und vertilgt. Allcin, wenn diess auch niclit allge- mein gešchieht, so karm cine allgemeine Veriilgrmg niclit erzielt werd.en.“ Unterni 21. Oktober 18(JO ci scliien folgcnderLandesregierungš-Erlass: „Vorschrift z ur Ervvirkung d er Vertilgung d er Maikafer Iaut h. k k. Landesregierungs Erlass vodi 21. Oktober 1860.“ „Fast in allcn Gcgendcn des Landcs \viederliolen sicli Jahr filr Jahr die Klagen iiber Vcrvvtistungen der Obstbaume, Wiesen nnd Feldfrucbte Tvelche tbeils durch dcn Frass des Maikiifers, tbcils durcb seme Larvcn (Ergerlinge) hervorgerufen werden.“ „Zur .Sieueiimg dieser Landpiage wurde es als das wirksamste Milici Iczeichnet, die Ganeindcn zu verlialtcn, die Maikafer allentbalben, \vo sie sicli in gibsscren Masscn zeigen, sorgsamst zu vertilgen, indem bitdnrcb in siclerc Aussielit gestellt sei, dass derem Venvlisfungen in Zukunft kein beunrubigendes Mass erreicben.“ ,.Man f.r.det dalicr .liber Antrag der k. k. kiirnt. Landwirlbschaft- Cesellscfcaft anzuordnon: a) g.cbald sicli iigcr.dvvo in eincr Goneiude Maikafer-Sclnvarme zei¬ gen, liat der Biirgefmeistcr das Redit und die Verpflichtung, von jedem Grtind- nnd Rcalitaten-Besitzer fiir die Bauer der Flugzcit oder des Bedarfes die Beisteilung zweier Kinder von 8—12 Jah- ren, ivenn dadureb der Sdiulbesueh njeht gehindert wird, oder eir.es cnvadisenen targlidien Aibeiters zur Einsammlung ur>.d Ver- tilgnng der Maikfifer anzufordern. b) Die Arbeitszeit ftir diese Dienstleistung danert nach Vcrbaltnišs von spatčsfens 5 bis lahgsfens 9 Ulir Morgens. c) Es ist traehe des Etiigcimeisters, diese Arbeitskrafte nacli Massgabe des Bcdfivtnisscs in den versebiedenen' Gegcnden der Gemeinde, ivo miiglieh nad) Ortschaftcn zu vertbeilcn. d) Jede' soldic Abibeilnrg ist unter die Leitung und Aufsidit eines Gcmeindegliedes zu stellen. e) Jeder Aibeitcr bat mit cincm zum Einscmmeln der Kafer geeigne- ten Gefiisse zu ersebeinen. f) In der Niibe des Aibeitsplafz.es ist cin gGeigneter Ort zu bezeich- neig wo die Maikafer allsogleich enhveder in einem lebliaften Feuer veibrannt, oder anf andere sieberc Weiso vertilgt werden. g) Das mit' der Beaufsiehtignng und Leilung der einzelncn Arbeitcr bcanftragtc Individuum bat dem Riirgermeister milndlieh zu bcrich- ten, Etivolil liber den Forfgang der Aibeit und liber die beilaufige GiPssc der Vertilgtirg, als auch liber den Zcilpunkt, wann diese Aibeit einzustdlen ist, und dieser hat hievon, sewie liber allfallige Ecnitenzen das Bczirksamt in Kenntniss zu setzen. 124 h) Die Beaufsichtigung und Durcbftihrung dieser Vorschrift Iiegt den k. k. Bezirksamtern ob. Dieselben haben von Grand- und Realitatenbesitzern, vvelche ent- weder gar keinen, oder zu dieser Arbeit ungeeignete Individuen bei- stellen, fiir jeden derselben pr. Tag den Betrag eines vollen Taglohnes gevrohnlicher Handarbeit, von jenen aber, welche einen zu spat erschei- nenden Arbeiter beistellen, den Betrag eines balben Taglohnes, nothigen- falls mittelst Exekution einzutreiben, ebenso von Biirgermeistern, welche es unterlassen, bei Erseheinen von Maikaferschwarmen die Vertilgung derselben nach dieser Vorschrift einzuleiten und durchzufilbren, eine Strafe von 10—20 fl. einzufordern. Siimmtliche Strafgelder fallen an die Kasse des Armenfondes der Gemeinde. i) Gegen die Straferkenntnisse muss der Rekurs binnen 24 Stundea angemeldet und binnen 3 Tagen eingebracht werden. k) Das Einsammeln der Engerlinge nach dem Pfluge ist den Grund- besitzern dringend zu empfehlen.“ Die von dieser Regierungs-Vorsehrift crvvarteten wohltliiitigen Folgen sind jcdoch nicht eingetreten, da dieselbe, so weit wir vzissen, nirgendvzo gehandhabt wird, und die landwirthschaftliche Bevolkerung gegen ihr eigenes Iriteresse passiven Widerstand leistet. Unterm 30, Jiinner 1860 erscheint die Verordnung der Ministerien des Innern und der Justiz, betreffend die Bestellung eines beeideten Feld- Schutzpersonales und das Vcrfahren iiber Feldfrevel. Allein dieses Gesetz ist bisber, wenigstens in Karaten, olme Erfolg geblieben und es wurde nicht bekannt, dass irgendvvo beeidete Feld- htither bestellt \vorden seien. Eine statistische Uebersicht der landwirthschaftlichen Verhiiltnisse als Ergebniss der Zahlung des Jahres 1857 wurde von Th. Khackhel 1880 veroffentlicht. Hiernach betragt die Zahl 125 Nicht unirt griechisch . .. 1 armenisch ....... — Evangelisch lutheriseh ....... 16.666 reformirt. 13 Unitaričr ... . — Israeliten . — Sonstige Glaubensgenossen. — II. Nach dem Berufe, Erwerbe oder der Unterhaltquelle. Geistliche.. . 701 Beamte...1498 Militar, nicht, aktives. 917 Literaten und Ktinstler. 194 Rechtsamvalte, Notare.. . . .. 54 Sanitatspersonen. 278 Grundbesitzer .. 28718 Haus- und Rentenbesitzer .............. 1793 Fabrikanten und Gevverbšleute.5160 Handelsleute. 257 Sehiffer und Fischer. 95 Hilfsarbeiter. Bei der Landwirthschaft. 81404 Bei den Gewerben.i. 14488 Beim Handel . 653 Andere Diener. 4399 Tagldhner... 19838 Sonstige Manner tiber 14 Jahre. 10640 Frauen und Kinder unter 14 Jahren .. 153268 III. Nach deni Alter. Mannlich Weiblich Bis 21 Jahre ... 66.210 Ueber 21 bis 60 Jahre. 88.813 Weibliche bis 60 Jahre. 169.602 IV. Nach dem St and e. Mannliche Weibliche Ledig.. 111.945 121.893 Verheirathet.. 37.462 37.637 vervvitvret ... . 5315 10.672 126 V. Na c k dem Au fen tkal te. Mannlich Weiblich Anvveserd . 135.074 152.002 Abvvcscnd.. 19.649 17.540 Hauptsumme. Der anvvcscr.den Einheimischen. 287.136 „ abvvesendcn n .37.189 „ ganzen einlieimisclien Bevolkerung . ..324.325 „ Frcmdcn... 45.320 „ ganzen anvvesenden Bevolkerung . ... 332.456 „Vou beri nderrn Infcrcsse ist die vcrgleiebcnde Ucbersiclit." „Naeh dieser sind vom Jabrc 1787 bis 1857 dic Stiidte, Markte and Ddrfcr gleitb giblicbcn, die BS.us.er liaben sieh in diesern Zeitraumo von 70 Jafarcn rin 65 veitnitdorf, dic AVoknparlcien um 6204 vermehrt. Die cinhcimische Bevlilkerung bat im Jalne 1787 betragen 296.636 und da die Bcvoikerung jm Jahve 1857 324.325 sieh ausvveist, so bat sie um 27 689, miiliin im Durchsclinitto des Ja h fes nur um 395 Kiipfe zuge- nemmen. Karaten geldirt sonaeh zur Gmppc jener Kronlander, in vvclchen die Bevolkerung nin vvcnigsten zugenoinmen bat. Zu den Ursacken, vvelehe zu diesem Missverliiiltniss im Vergleich anderer Lander beitragen, sind zu zalilen, dass Karaten cin Band ist, ciessen Bevvohner grossten- (Ucils vom Ackcibaiic und der Vielizuclit leben, in vieien Gegendcn sogur dem Komer- und Futterbaue untergeordnet sind die liauser sich sogar gegen das Jalir 1787 tan 65 vermindert liaben, dass, nacbdcm in Karaten 238.1C8 Jocli an Aeckcrn vorliandcn sind, von diesen auf den Kopf der gcsammten Bevolkerung aueli nur 1146 Quad. Klali er entfallen; Fabriken, vvelch.c betrieben vverden, vvenig zablen; in neuester Zeit die Hammeivveike aufgelasscn \viuden ; lluben vielfaeb als Zuleben bcnlitzt vverden; Besnite, Handvveiker, selbst Grundbesitzer den ledigen Btand vorzieben; dic vieien K ringe einen grossen'1 beil der laugliebsten Miinner in Anšpruch genommeri liaben; endlich die Hindernisse, vvelehe den Heiratbslustigen cnfgogengestellt \verden.“ ,,Zr.dc ih baben \vir unsii bor Mangel an Beamten, Handvverkcrn und Ililfsarbeitern mit Ausnahmc von Mabrern und Ziegclstreičbern niebt zu beklagen. Jeder, der aibeiton kamr und ivill, findet Arbeit, jeder Grund- besitzer bei anstaiidiger llaltung aueli seine Leute. \Volltc man den Wolil- stand fines Laiulcs aber naeb alter Art, naeli Kbpfen bereclmen, so Jiegt nnser Karaten im Argon, vvas aber docli niebt der Fali ist, denn vvir gobcu noch immer dem Kaiser, vvas des Kaišers ist.“ 127 Viehstand. „E)urch die neue Volkszahlung im Jahre 1857 hat auch die land- wirthscbaftliche Statistik einen Fortschritt d ari n gemacht, dass sonstnicht conscribirte Hausthiere aufgenommen worden sirni, vvoraus man mit Zu- hilfnahme der absoluten Bevolkerung und des Flachenmasses den Betrieb und Stand der Landvvirthschaft beurtheilen kann, mit vvelchen Zugkraften der Boden bearbeitet wird; ob dazu hinlanglich vorhanden sind; ob sich die Bevolkerung mehr mit Bodenfriichten als thierischen Produkten nabrt; ob der Boden mehr fiir Huf- als Klauenthiere geeignet ist, endlich ob auch zur Dungererzeugung fiir den lcultivirtcn Boden hinlanglich Thiere vorhanden sind.“ „Nach der im Jahre 1857 erfolgten Zlili lun g sind in Karnten vor¬ handen : Pferde: Hengste . 1974 Stuten ......... 13.102 Wallachen ........ 4005 Follen bis 3 Jahre ..... 4056 Zusammcn 23.737 Maulthicre und Maulesel 71. Rindvieh: Stiere ......... 1707 K tihe. r . . . . 89.710 Ochsen ......... 47.714 Kalber bis 3 Jahre . . . .. 90.983 Zusammen 230.114 Esel . 190 Schafe . .. 152.993 Ziegen .. 34.232 Sehvveine.129.127 „Vergleicbungen des gcgemvartigcn Viehsfandes vermag ich nicbt anzustellen, es fehlen mir dazu die friihem Anhaltspunktc; was aber die vorhandenen Thiergattungen betrifft, so zeigt sich, dass Hengste und Wallachen dort ara meisten vorfindig sind, wo sie als Zug-pferde beim Bergbau Beschaftigung linden; Stuten und Follen dort, wo saureWiesen und Weiden bestehen. Ein Krebsscbaden in unserer Vielizucht ist nicht blos die geringe Zalil Zuchtstiere, sondern auch ihre unverhaltnissmassige Vertheilung, wodurch viele von den entlegenen Wirtiiscbaften gar nicbt benlitzt werden konnen und dadurch die Klage liber das Geltbleiben der Ktilie gerechtfertigt erscheint. Nach der Zahlung vom Jahre 1857 kommen auf einen Stier 52 Kuho, welche Zalil mir bei einer gehbrigen Vertbei- lung genngen Nvttrde. Vom gesammten Homvieh zu 230114 entfallt auf das Joch Acker 1 Stiick und genUgt auch fiir seine Instaudhaltung; 128 auf 100 Menscken kommen 26 Kuhe, diese im grossen Durchscbnitte mit 800 Mass Milch angenommen, entfallen pr. Kopf 208 Mass Milch. Die Zakl der Schafe ist im Vergleick der Vorjahre in rascher Abnahme, weil man die Waldungen mehr zu sehonen verstebet. Ziegen trifft man nur dort in Menge an, wo sterile Weiden vorkanden sind, welche fiir andere Thiergattungen schwer oder gar nicht zn beniitzen sind. Auf die Quadratmeile von der vorhandcnen Bevolkerung und den vorziiglichsten Ilausthieren entfallen: Die vergeblicben Bestrebungen der Gesellschaft zur Errichtung einer Leliranstalt filr Hufschmiede, wie die Veranderung in der Pferde- Pramienvertheilung erheilet aus dem Regierungs-Erlasse vom 23. Marž 1860 , Zabl 3648: „Nachdem die triih er aus dem Kameralfonde bestrittenen, seit dem Jahre 1858 bereits sistirten alteren Pferdezuchts-Pramien pr. 104 Stiick Dukaten auf den ohnehin stark in Anspruch genommenen karntneri- schen Landesfond nicbt ohne Schwierigkeit Ubernommen werden kon- nen, und eine Reaktivirung dieser alteren Pramien mit Riicksickt auf die mit diescn Pramien erzielten Erfolge dermalen um so weniger noth- wendig erscheint, als der angestrebte Zweck auch mit den in Folge der a. h. Entschliessung vom 9. Februar 1. J. auf die Dauer von weiteren sechs Jabren bewilligten neu sistemisirten Pferdezuchts-Pramien allein crreicht werden kann, so fand das h. k. k. Ministerium des Innern laut Erlasses vom 15. Marž 1. J. Z. 5020 die obervvalmten alteren Pferdezuchts-Pramien pr. 104 Stiick Dukaten fiir die Zukunft definitiv und bleibend aufzulassen." „Was die weiteren aus dem karntn. standischen Domcstikalfonde bestrittenen Pferdezuchts-Pramien im Betrage von jahrlichen 102 Stiick Dukaten anbelangt, deren Vertheilnng gleichfalls seit dem Jahre 1858 in Folge der mit dem hohen Ministeral-Erlasse vom 25. Jšinner 1858, Z. 29.285 (hieramtliche Intimation vom 31. Janner 1858, Z. 1386) an- geordneten Sistirung derselben nicbt mehr stattgefunden hat, so bat das h. Ministerium bemerkt, dass laut des Staatsvoranschlages pro 1860 fiir die karntn. Landstande ein Erforderniss von 70.149 fl. und dagegen eine Bedcckung von 63.212 fl., sohiu ein Passivum von 6937 £1. Oe. W. ausgewiesen ist, welches aus dem Staatsschatze gedeckt werden muss.“ „Bei diesen Verhaltnissen war das hohe k. k. Ministerium nicbt in der Lage, auf den von der k. k. karntn. Landvvirthschaft-Gesellschaft gestellten Antrag, wornach diese Pramien kiinftighin der fiir Karaten zu errichtenden Leliranstalt zur Ausbildung geschickter Hufschmiede zu- gewendet werden sollen, einzugeben, und es hat sohin in Gemassheit der h. Anordnung die Vertheilnng dieser Pramien oder ikre andervvei- tige Vervvcridung zu Landeskultur-Zwccken in so lange zu unterbleiben, als der stiind. Domestikalfond nicbt im Stande ist, seme eigenen Aus- lagen durch die eigenen Einkiinfte zu decken.“ In den letzteren Jahren (1857-58-59), als die Seidenzucht in Italien wegen sehr verderblichen Seuchen unter den Raupen so miss- liche Resultate liefertc, waren die benachbarten Italiener bemiiht, durch Einfiihrung frischen Samens den Seuchen Einhalt zu thun. Der in dieser Absicht aus Karaten bezogene Same hat sowokl in Friaul als in Siidtirol gunstige Resultate hervorgebracht, und daher ist es erklarlich, H 130 dass schon 1859 und noch mehr 1860 eine grosse ZahI italieniseher Seidenziichter hieher kamen, um Cocons zur Samengevvinnung anzukau- fen. Diese Konkurrenz bewirkte ein bedeutendes Steigen der Preise, so dass 1859 das Pfund Cocons um 6 fl., und 1860 sogar bis zu 10 fl. gekauft wurde. Blos in der Umgebung von Klagenfurt diirften in letzterem Jahre 800 Pfund Cocons fiir Italien und Tirol zur Samenge- winnung verkauft worden sein. Diese ausserordentlieh giinstigen Ab- satzverhaltnisse haben nicht verfehlt, der bisher in Karaten wcnig beach- teten Seidenzucht einen grosseren Aufschming zu geben, indem nun die Erfahruug feststeht, dass das Klima von Karaten dem Gedeihen des Seidenspinners giinstig scheint, auch haben gerade die letzten Jahre den Beweis geliefert, dass die Maulbeerbaume viel minder emptindlich fiir die grosse Kake des Winters seien, als die Nussbaume, von welchen letz- teren durch die Strenge des Winters von 1858 auf 1859 gewiss 10% der schbnsten und kraftigsten Baume ganz abgestorben sind, wiihrend von den Maulbeerbaumen in ganz gleicher Lage nur einzelne zu Grunde gingen. Es wurden daher in den Jahren seit 1860 viele Tausende von Maulbeerbaumen aus dem benachbarten Friaul bezogen, Baron Theophil v. Ankershofen errichtete nachst Klagenfurt eine sehr umfangreiche Baum- schule, tiberwiegend fiir Maulbeerbaume; uborall im Lande, bis liber die Region des Nussbaumes hinaus, wurden grossere Anpflanzungen gemacht, und um diesem so allgemein lebhaften Bestreben, die Seidenkultur in Karaten zu einer bleibenden Quelle des Wohlstandes zu machen, und helfend und lehrend den Landwirthen an die Hand zu gehen, bat sich im Jahre 1864 ein eigener, von der Landwirthschaft-Gesellschaft getrenn- ter Seidenbau-Verein gebildet. Leider zeigten die letzten Jahre, dass auch in Karaten die Rau- pen nur zu leicht verderblichen Krankbeiten unterliegen, auch die Preise der Cocons und des Samens (Eier) waren so gesunken, dass leider zu fiirchten ist, dass die Lust an diesem unsicheren Gewerbe abermals erlosche. Mit 4. Februar 1861 wurde Constantin Graf v. Wickenburg zum Minister fiir Handel und Volkswirthschaft ernannt und unter 29. Marž 1861 hat Se. Majestat die Errichtung einer selbststiindigen Landesbe- horde fiir Karaten angeordnet. Das allerhochste Diplom vom 20. Oktober 1860 und das Patent vom 26. Februar 1861 gaben dem Gesellschaft-Ausschusse Veranlassung, die verehrten Mitglieder zu erhohter Thatigkeit aufzufordern und be- sonders auf die Wichtigkeit und Niitzlichkeit der Gauversammlungen hinzuweisen. Am 13. Oktober 1861 verliert die Gesellschaft dureh den Tod das sicher auch liber die Grenzen Karntens dureh seine landvvirthschaftli- chen Kenntnisse und Erfabrungen riihmlichst bekannte Mitglied, Herrn Thaddaus v. Lanner. Von ihm spricht Herr Direktor Thomas Ritter v. Moro bei der allgemeinen Versammlung am 22. Oktober 1861. „Er war es, der trotz seiner vielen eigenen Geschafte, die ihm von unserer Gesellschaft zur Beautwortung iibertragenen, auch sehr zeitrau- benden und wichtigen Fragen stets mit Bereitwilligkeit tibernahm. Mit welcher Umsieht und Griindlichkeit er ali’ diesen Anforderungen ent- sprach, beweisen die vielen in nnseren Mittheilungen enthaltenen dies- falligen Akten. Wenn es galt, unsere Gesellschaft bei auswartigen Vereinen zu vertreten, so scheute er weder Zeitverlust, noch die Kosten, um unsere Gesellschaft auf eine wiirdige Weise zu vertreten, und mit Stolz nannten wir ihn den Unsern, wenn wir horten, wie auch fremde Notabilitaten seine kundgegebenen vielseitig niitzliehen Erfabrungen und wohlbegrtindeten Ansichten wurdigten. Der unsere Gesellschaft dureh den theuren Heimgegangenen getroffene Verlust ist unersetzlich, denn Manner, die sich so wie unser unvergesslicher Freund Lanner mit soleher Aufopferung und ungetriibter Ausdauer dem allgemeinen Wohle vvidmen. diese Manner werden leider von Tag zu Tag immer seltener.“ Ueber Beschluss der allgemeinen Versammlung des Jahres 1860 wurde unter den Mitgliedern der Gesellschaft eine Sammlung veranstal- tet, deren Ertrag zum Zwecke hat: 1. ein wiirdiges Portrat Sr. k. Hoh. des seligen Erzherzogs Johann, als obersten Protektors der Gesellschaft? anfertigen zu lassen, und 2. nach Massgabe des Ertrages einen Jabres- preis unter dem Titel: „Erzherzog Johann-Preis“ jahrlich auszu- schreiben, dessen Zuerkennung unter Vorsehlag des Ausschusses der all¬ gemeinen Versammlung zusteht. Die diesfalls eingeleitete Subscription ergab den Ertrag von 351 fl. 65 kr. im Baren und 230 fl. in Staatspapieren. Das Portrat wurde von dem anerkannt tiichtigen Maler, Herrn Prinz- hofer, sehr gelungen ausgeffihrt. Fiir den auszuschreibenden Preis beschloss die Gesellschaft, dass vom nachsten Jahre angefangen jenen Volksschullehrern Karntens, welchc sich dureh ihre Bestrebungen zur Hebung der Obstbaum-, Seiden- oder Bie- nenzucht dureh eigenen Betrieb und Unterrieht besonders hervorgethan haben, drei Preise im Betrage von 25 fl., 15 fl. und 10 fl. als „Erzher- zog Johann-Preise“ von der nachsten allgemeinen Versammlung liber Vor¬ sehlag des Ausschusses zuerkannt werden sollen. Am 12. Marž 1862 starb das durch seine praktiseben Kenntnisse und schriftstelleriscben Arbeiten nnd durch seine langjahrige Thatigkeit um die Gesellschaft hochverdiente und allseitig geacbtete Mitglied, Herr Thomas Khackbel zu Hungerbrunn. Vom Jabre 1862 an vverden an den Beschellstationen allgemein Sprunggelder eingefiihrt. Vom 12. bis 16. Oktober 1862 fand zu Klagenfurt eine Ausstellung fiir landwirthscbaftliche und Gartenprodukte statt; zur Deckung der Auslagen und der Preise gaben die Gau-Mitglieder 430 fl. 80 kr. und ausserdem wurden Prhatpreise gegeben, als: 4 Napoleond’or, 3 Duka- teu, 17 Thaler, 10 fl., eine Mais - Eiffel - Maschine, ein Garten-Etui und ein Pflng. An der Ausstellung betheiligten sicb 89 Aussteller und das Publikum zeigte grosse Theilnahme fiir dieses Forderungsmittel land- wirthschaftlicher Strebsamkeit. 1863. An der Berathung des von der k. k. Landesbehorde im Entwurfe mitgetheilten Wassergesetzes betheilt sicb die Gesellschaft durch Hrn. v. Humelauer und Stockert als Vertrauensmanner. Das k. k. Kriegsministerium ordnet an im Einverstandnisse des k. k. Handelsministeriums den Verkauf der ararischen Landes-Beschel- ler der Pinzgauer Bače — und wurde die Veniusserung bereits bewerk- stelliget; daber die Stationen Bleiburg, Weitensfeld, St. Andra, Sachsen- burg, Margarethen, Afritz, Paternion, Spittal, Greifenburg, Reisach, Ober- vellacb, Hermagor, Feistritz und Arnoldstein, welche mit Beschellern die- ser Race besetzt waren, nicht mebr bezogen wurden. Deber Ersucben der Gesellschaft werden die Ursachen dieser Anord- nung durch das Hengsten-Depot in Graz naher erbrtert: „Der Verkauf der im Stande des Klagenfurter- und Grazer-Postens des diesseitigen Depots befindlich gewesenen Hengste der Pinzgauerraee, wie die Auflassung der Aufstellung derselben auf iirarische Unkosten fiir die Folge, wurde boben Oris beschlossen und angeordnet, weil notorisch diese Pferderace in Karaten und Steiermark eine solcbe Konstanz erreicht bat, dass die Dnterstiitzung der Zucht derselben auf Staatsunkosten nicht mehr unbedingt nothwendig erscheint.' 4 „Den Beweis hiefiir liefert der Umstand, dass die, seit einer Reihe von Jahren aufgestellt gewesenen ararischen Hengste der Pinzgauerraee fast ganz ausnabmslos in den beiden genannten Provinzen angekauft, daber Produkte der dortigen Landeszuebt waren.“ „Diese Hengste wurden zum grossten Theile als 1- bis 2jabrige Follen im Lande gekauft, in dem aufgelassenen Militar-Gestiite Ossiach und in Piber bis zum vollendeten 4. Jahre erzogen und dann wieder mehr 132 oder wemger in derselben Gegend zur Landespferdezucht verwendet, wo sie selbst dieser entsprossen waren.“ „Da nun durcli den Ankauf, die Aufzucht und die Ernahrung der Hengste, ferner durcli die Unterbaltung und Bekleidung der nothigen Wartmannschaft und Unteroffiziere als Stationsleiter, dem Staatsschatze selil' bedeutende Auslagen emuchsen, welclie fiir den Zweck, dieVerbes- serung der Zucht der Pinzgauerraee, nicht mehr unbedingt gebothen er- sckienen, so wurde bei der dringenden Nothvvendigkeit, wie in jedem andern Zweige der Staatshaushaltung, so aucb in dem Aufvvande fiir die Militar-Gestiits-Branche, jede mogliche Ersparniss zu erzielen, dieAuflas- sung der ararischen Hengste der Pinzgauerraee in jenen Provinzen hohen Orts bescblossen, wo die Zucht derselben auf einer soleben Hohe steht, dass sie sicb durcli sick selbst zu erhalten im Stande ist, von vvelcher Massregel nicht nur die Provinzen Karaten und Steiermark, sondern auch Oberosterreich, Salzburg und Tirol betroffen wurden.“ „Die Besetzung der, in der diesseitigen Zuschrift vom 25. Novem¬ ber v. J. Nr. 1071 an die hohe Landesstelle in Karaten nicht bezeich- neten Beschellstationen des dortigen Kronlandes, in denen aucb Gestiits- hengste in Vemendung gestanden, blcibt selbstverstandlich insoweit unverandert, als durck den Abgang der Pinzgauer Hengste eine Reduzi- rung der Zahl nicht zur unbedingten Nothwendigkeit wurde.“ „Eine Dotirung mit Gesttltshengsten in solchen Gegenden des Kron¬ landes, wo ausschliesslich die Zucht der Pinzgauerraee, und zwar mit bestem Erfolge, betrieben wird, kanu natiirlich weder stattfinden noch ge- •vviinscht werden, da dieselbe den Verlust der Reinzucht der Pinzgauer- Race, die grossten Riickschritte in der Pferdezucht iiberhaupt und die baldige Vernichtung einer der ersten Erwerbsquellen der Bevvohner Ober- kiirntens zur unvermeidlichen Folge haben wiirdc.“ „Es bleibt somit in den Gegenden, wo fast ausschliesslich die Zucht, der Pinzgauerraee betrieben wird, der Privat-Spekulation iiberlassen, fiir eine hinreichende Zahl rein gezogener Hengste zu sorgen, wozu nach vielfiiltig gemachten Verlautbarungen und Aufforderungen, durch den im Monat August v. J. zu Klagenfurt und Villach stattgefundenen Verkauf sammtlicher ararischen Hengste der genannten Race, geniigende Gelegen- heit geboten wurde.“ „Die Priifung und Uebenvachung lizentirter und nicht lizentirter Privathengste auch in solchen Gegenden, wo keine ararischen Beschellsta¬ tionen sich belinden, wird, um den schiidlichen Einfluss zur Zucht unge- eigneter Hengste nach Thunlichkeit hintanzuhalten, in der Folge nach bedeutend strengeren Normen stattfinden als bisher, woriiber indess den beziiglichen hohen Verordnungen erst demnachst entgegen geseken wird.“ 134 ,,Anruhend beehre ich mich, einen Prospektus tiber die demnach- stige Vertheilung ararischer Hengste im Kronlande Karaten beizuschliessenV Summa 41 Um den Seidenbau schneller im Lande zu verbreiten, iibergibt Hr. Theophil Baron Ankersbofen 6000 Stiick einjahrige Samenpflanzen, und ebenso sendet Hr. David Pichler aus Pussarnitz 1000 Stiick chinesiscbe Lou-Stecklinge, welche gleichmassig an alle Gaue vertheilt wurden. Die Gesellschaft beschliesst am 9. April den lOOjahrigen Bestand der Gesellschaft dadurch zu feiern, dass im Jahre 1865 eine allgemeine Ausstellung stattzufinden babe, und soli in einem Album eine aktenmassige Darlegung der Thatigkeit des Vereines dargelegt werden. Z ur Durchfuln ung der Ausstellung wurde ein Comite gevvahlt aus den Herren: Dr. Arnold Freiherr v. Aichelburg, Baron Ankershofen, Auer, Dr. Edlmann jun., Gutsverwalter Hauger, Gustav Hock, Holzer, La n d es b a u a m ts- Vo rsteher v, Huber, Dr. Alois Hussa, Direktor Prettner, Gberforster Schauta, Gutsbesitzer Stockert, Tarmann, Josef Ullepitsch und Dr. Weil. Die Verfassung des Albums wurde dem Kanzler Dr. Burger iiber- tragen. Der Landes-Ausschuss von Karaten gibt der Gesellschaft bekannt: „Der hohe Landtag von Karaten hat in der 41. Sitzung d. J. am 27. Marž beschlossen, in das Praliminare des Jahres 1864 die Summe von 2000 tl. ost. Wahr. einzustellen, und zwar als Beitrag zur Hebung der Viehzucht im Lande, und es wurde der gefertigte Landes-Ausschuss beauftragt, dass er im Einvernehmen und mit allfalliger In- tervenirung der karntnerischen Landwirthschaft-Gesell- sehaft dafiir s org e, dass die aus dieser Widmung erwachsenden Vor- theile dem ganzen Lande zufliessen. 1 ' 135 „Indem man sonach die Ehre hat, eine lobliche k. k. Landvvirth- schaft-Gesellschaft von diesem Landtags-Beschlusse in Kenntniss zu setzen, wird gleichzeitig das Ersuchen gestellt, iiber die Art und Weise der filr die Landes-Viehzucht erspriesslichsten und nacbhaltigsten Verwendung dieser Summe im Jahre 1864 die Wohlmeinung anber vorzulegen, w o- bei man jedoch so frei ist, aufmerksam zu machen, dass die Vervvendung dieser Summe z ur Fei er des im na ch ste n Jahre eintretenden Jubilaums-Festes der Gesellschaft gegen die Absicht des boben Landtages ware.“ Dieser Aufforderung wurde in nacbstehender Weise entsprochen: „Mit geehrter Note vom 11. Mai 1863, Nr. 1232, wurde hieher bekannt gegeben, dass der karat, Landtag 2000 fl. Oe. W. zur Hebung der Viehzucht in ganz Karaten bestimmt babe, und selbe im Jahre 1864 in Venvendung kommen diirfen; zugleieh wird die Gesellschaft aufge- fordert, iiber die Art und Weise der Yerwendung dieser Gelder zu dem genannten Žwecke ihre Wohlmeinung abzugeben.“ „Die hieriiber auch von den Gau-Vereinen der Gesellschaft einge- holten Ansichten liefen im iiberwiegenden Masse dahin, dass die gewid- mete Summe auf Pramiirung der schonsten Thiere verwendet werden m8ge.“ ,,Die Gesellscbafts-Direktion fand es weiter fiir zweckmassig, diesen Gegenstand bei der vorjšikrigen allgemeinen Versammlung am 27. Okt. 1863 in Verhandlung zu bringen, wobei derselbe eine eingehende Eror- terung erfuhr.“ „Auf Grundlage dieser im angedeuteten Wege gewonnenen vielseiti- gen Beleuchtung der Frage hat man nun die Ehre seine Wohlmeinung abzugeben.“ „Zur Verbesserung der Viehzucht im Lande fiihren zwei Wege: 1. der direkte, a) durch Pramiirung der schonsten Thiere, wodurch eine Aufmunterung zur besseren Pflege und Wartung, zur uberlegten, passenden Paarung gegeben wird; b) durch Einfiihrung ausgezeichneter fremder Racen, mit denen bei sorgfaltiger Kreuzung mit den einheimischen Thieren eine Veredlung der- selben und somit eine Werthserhohung bewirkt werden kann. 2. Der indirekte, durch Vermehrung und Verbesserung des Vieh- futters, wodurch die Zahl, die Schdnheit und der Werth der Thiere er- hoht wird. (1 a) Pramiirung ausgezeichneter Thiere einheimischer Racen wurde vielseitig von den Gauvereinen und auch bei der allgemeinen Versamm¬ lung als ein empfehlenswerthes Mittel zur Hebung der Viehzucht ausge- sprochen.“ 136 „Im Allgemeinen lasst sich auch in Karaten das Streben nicht ver- kennen, moglichst viel und schones Vieh zn ziichten, weil der Landwirth gar wohl erkennt, welch’ grosse Vortbeile er aus seinem Viehstande durch den erhohten Erlos fur verkauftes Vieh und durch Vermehrung des Diin- gers erreicht und diess besonders im Gebirge, wo vom Viehstand auch der Wohlstand schon immer abhangig war.“ „Doch kann man bei naherer Betrachtung nicht iibersehen, dass der Viehstand auch bei derselben Race, ja seibst dort, wo sich zwei kleinere Wirthschaften desselben Zuchtstieres bedienen, oft sehr ungleich und nur dort von vorziiglicher Schonheit ist, wo mehr und besseres Futter er- zeugt wird. In diesem und sehr haufigen ahnlichen Fallen wiirde somit durch Pramiirung nicht die sorgfaltigere Wartung und Pfiege, die zweek- massigere Paarung, sondern nur die bessere Beschaffenheit der Wiesen und Weiden belohnt werden.“ „Es ist ferner bekannt, dass alle kleineren Wirthschaften, und diess sind der grossere Theil der Wirthschaften, keine eigenen Stiere halten, hiemit hangt bei diesen die Fortbildung eines schonen Viehschlages nicht mehr vom Willen des Ztichters, sondern von jenem Besitzer grosserer Realitaten ab, der einen Stier halt und somit bald vortheilhaft, bald nachtheilig auf die Thierzucht seiner ganzen Umgebung einwirkt, daher auch eine Pramiirung nur dem Stierhalter zvveckmassig zugesprochen vrerden konnte.“ „Die im Vorjahre angestellten Erhebungen haben auch gezeigt, dass in Karaten zu wenig Zuchtstiere im Verhaltniss der Kube vorhanden sind, und dass selbe durch Grosse, Sehvvere und Racenversctiiedenheit oft sogar nachtheilig auf den Viehschlag ruckwirken, und daher eine angemessene Abanderung in dieser Richtung sehr wiinschenswerth erkannt wurde, allein die Aufstellung einer grossern Zahl sorgfaltig ausgewablter und gut gepflegter Stiere ist mit so grossen Auslagen verbunden, dass nicht abzusehen ist, dass mit Pramien diesem Uebelstande abgeholfen werden kann, es miissten denn selbe sehr bedeutend und auch fiir eine lange Reihe von Jahren gesichert sein, und solche zu ertheilen ist die Gesellschaft nicht in der Lage und auch im Landtagsbescblusse ist eine solche Absicht nicht zu erkennen. Pramien hingegen, die nur in kleiuen Betriigen oder nur fiir wenige Jahre, oder gar nur einmal gegeben wer- den, werden fiir die dauernde Verbesserung der Viehzucht des Landes spurlos vortibergehen.“ „Dafiir spricht auch die Erfahrung frtiherer Jahre, wo Viehpramien in kleineren Betriigen gegeben wurden und die endlich aufhorten, da vriederholt beim Akte der Pramiirung kein preiswtirdiges Thier sich vorfand und eine Wirkung zur Ilebung der Zucht nicht zu erkennen war.“ 137 „Die Vervrendung der vom Landtage gewidmeten 2000 fl. zur Ein- fiihrung fremder, ausgezeichneter Viehracen (1. b.) kann, vrenigstens be- ztlglich des Hornviehes, als dem wichtigsten Zweige der Viehzucht, aueh nicht befiimortet werden, denn wirbesitzen in der Lavantthaler- wie in der Hornviehraee des Moll- und Gmiindnerthales ausgezeichnet schone Tbiere, die den Verhaltnissen des Landes durch ein paar Jabrbunderte angepasst wurden.“ „Die Schonheit und Gtite dieser Thiere ist tiber das Land hinaus recbt gut bekannt und im Lavantthale und Oberkarnten werden jahrlich von Fremden eine grosse Anzabl junger Tbiere zur Zucht in die Nach barpro vi n z cn angekauft. Fremde Racen, wenn sie aucb an sich vielleicht nocb scboner und werthvoller waren, nach Karaten einzufiihren, miisste sogar widerrathen vverden, denn eine Verbesserung des Vieh- schlages mit fremden Racen durch Kreuzung kann nur dann zur wirk- lichen Verbesserung fiihren, wenn durch eine lange Reihe von Jahren ununterbrocben die einheimiscben Tbiere mit dem Original fremder Racen gepaart werden, wozu grosse Auslagen und Ausdauer erforderlich sind. Solche Durchfiihrungen sind im Wege der Pramiirung, oder durch zeitweilige Ansehafifuug von einzelnen Original-Tbieren nicht zu bewirken und nur allein vermogliehern Gutsbesitzern moglicb, werden daher fiirs ganze Land nur selten zuganglich sein.“ „Kreuzungen bingegen, die nur fiir kurze Zeit bestehen, verscbleeb- tern nur die einheimische Race, wie diess bei den mehrfachen Kreuzun- gen bei unserer Pferdezucbt vielfacb beklagt wird.“ ,,Durch diese Ervraguugen geleitet hat sich beztiglich der Verwen- dung der 2000 fl. die allgemeine Versammlung dabin entschieden, dass durch selbe auf indirektem Wege (2.), namlich durch Vermehrung und Verbesse¬ rung des Viehfutters, dieMengeund derWerth des Viehes erhoht werde. u „Unter allen deutschen Landern Oesterreiclfs ist Karaten in Draini- rungsarbeiten am meisten zuriickgeblieben und darin sogar yon Ungarn und Galizien uberfliigelt worden.“ „Die Widmung jener Summe zu dem angetragenen Zwecke konnte ganz wohl den ■wiinschenswerthen Anlass geben, um auf diesem Felde landwirthschaftlicher Thatigkeit unsem Kachbarlandern naehzueilen und wiirde gleichzeitig die Absichten der Hebung der Vieb zucht in Karaten verairkliehen, wenn man bei Verwendung dieses Fondes ganz besonders die Verbesserung der natiirlichen Grasflachen im Auge behalt, womit auf die Mittel der Viehzucht eingewirkt und diese selbst aucb unliiug- bar gehoben wtirde.“ ,,Damit dieser Fond auch wirklich seiner Bestimmung ohne Miss- brauch fiir andere Zwecke zugeflihrt werde, miisste die Landwirthscbaft- 18 138 Gesellschaft eine KontroIIe liber die Vervvendung der Summe ausiiben und zugleich die Rathlichkeit und Ausfiihrung der Arbeiten selbst iiberwachen, um zu verhindern, dass nicht anfanglieh aus Unkenntuiss der Sache er- folglose Arbeiten vorgenommen \verden, welcke bei deni bekannten Miss- trauen der kleinen Landwirthe gegeu alle Neuerungen nur zum Stoffe dienen miissten, um die gute Sache zu diskreditiral. — Dieser Einfluss, die KontroIIe und Ueberwachung, welche die Landwirthschaft Gesellschaft auf alle Draiuirungen ausiiben soli, welche mit Hille von Unterstiitzungen aus dem proponirtea Fonde hergestellt wiirden, hiitten ia folgenden Massregeln zu bestehen: 1. Miisste sieh die Landwirthschaft-Gesellschaft angelegen sein lassen, durch Einwirkung ihres Aussehusses, durch die Filial-Vereiue und Mitglieder, dann durch ihre Mittheilungen dahin zu wirken, dass die Landwirthe wiederholt auf die grossen Vortheile aufmerksam gemacht wiirden, welche sie durch Drainirungen erlangen konnten. Sie miissen iiber die wahrscheinliehen Kosten soleher Arbeiten aufgeklart und ihnen die Mittel erlautert werden, welche ihnen hiebei zu Gebote stehen. Solite diese allgemein ausgeiibte Anordnung olme die gewiinsehte Wirkung bleiben, was iminerhin moglich ist, so sollten in der Umgebung von Klagenfurt, als dem Sitze des Landwirthschaft-Gesellschafts-Aus- schusses, einzelne der Drainirung bediirftige Grundstucke aufgesueht und ganz besonders auf deren Grundbesitzer eingewirkt vverden, um sie zur Vornahme soleher Arbeiten zu vermčigen, vrezu ihnen alle Unterstiitzung und der Rath der Gesellschaft angeboten werden miisste. Die grossere Intelligenz der Bewohner der Umgebung von Klagen¬ furt lasst das Gelingen soleher Versnehe hoffen und aus diesen Bei- spielen um so mehr anregende Naeheiferung erwarten, weil durch die Beziehungen des Landes zu dessen Ilauptstadt fortwahrend Bewohner entfernter Gegenden herbeikommen und die Gelegenheit, solehe Meliora- tionen zu seli en, nicht verfehlen wird, belehrenden Einfluss auszuiiben. 2. Diirften keine Vorschiisse ertheilt werden, bis man sieh nicht Ueberzeugung verschafft hat, dass die Situation des Grundstiickes aus den vorzunehtnenden Drainirungen guten Erfolg envarten lasst. 3. Werden Geldvorschiisse an Grundbesitzer ertheilt, bei welchen die Verwendung des Geldes zu dem bestimmten Zwecke zweifelbaft ware, so liesse sieh der angesprochene Vorsohuss sehr leieht fiir seine Bestimmung sichern, wenn derselbe dem Grundvvirth nicht in Baarem in die Hand gegeben, sondern als offener Kredit verwendet wiirde, um die Auslagen fiir die Drainrohren und zur Bezahlung der Teichgraber nach vollbrachter zweckentsprechender Ausfiihrung der Arbeit hievon zu Handen des Grundbesitzers zu berichtigen. 139 Diese Vorsicht scheint geboten, damit aus der kleinen Summe ein bemerkbarer Erfolg erreicht und nicht etwa die uri ter diesem Vorwande erreicbbare S um m e vou bedrangten Wirthschaftsbesitzern anderweitigen Zwecken zugewendet wiirde. 4. Die Kiickzahlung der ausbezahlten Vorschtisse solite in zwei, oder bei grosseren Betragen in drei Jahresraten erfolgen nnd die erste Bate am En de des auf Erledigung der Arbeit folgenden Jabres zablbar sein, um den Fond in mogliehst kurzer Zeit abermals nutzbringend rouliren zu lassen. „Diese fragliche Summe ist zwar nur ein kleiner Fond fiir den vor- gesetzten Zvveck, indess bandelt es sich vorerst bauptsachlich um einen ersten Impuls, und um belehrende Beispiele, der guten Sache Eingang zu versehaffen. Aucb lasst sich nicht zweifeln, der holie Landtag werde, wenn er nur iiberbaupt den Vorschlag adaptirt, gewiss noch ahnliche Mittel fiir den guten Zweck fliissig machen, um den Fond wenigstens so lange in gleicher ilulte zu erhalten, bis die ersten Riickzahlungen flussig werden, damit die rege gewordene Unternehmungslust nicbt unter- brochen werde.“ Der Landes-Ausschuss stellte beim Landtage in der 11. Sitzung der III. Session 1864 einen mit den Ansicbten der Gesellschaft nahe tibereinstimmenden Antrag; aber leider wurde derselbe nicht nur allein nicht angenommen, sondern die bereits fiir Hebung der Viehzuckt bewil- ligten 2000 tl. wurden ganz zurtickgezogen. Die Ortsgcmeinde Metnitz beschloss zur Hebung der Hornviehzucht jabrlich am 29. September eine Hornvieh-Ausstellung abzubalten und hie- bei 5 Preise aus Gemeindemitteln mit drei. mit 2 und mit 1 Stiick k. k. Dukaten und mit 2 und mit 1 Stiick Vereinstlialer zu vertheilen. Vom Gaue Oberrosentbal wurde beschlossen: durch unbestimmte Zeit jabrlich blos fiir die Viehziichter des Gaues zwei Hornvieb-Pramien' Vertheilungen zu veranstalten. Die Gesellschaft bescbliesst: den Kandidaten der Theologie, welche den Vortragen iiber Landwirthscbafts-Lehre beiwohnen, je ein Exemplar eines popularen Werkes iiber Obstban, Bienen- und Seidenzucbt alljahr- lieh zu iibergeben, und so auf Hebung jener Nebenzvveige der Landwirth- schaft hinzuwirken, die der Thatigkeit der Landgeistlichkeit am nacksten zuganglicb sind. Im Jalire 1864 werden mehrere Pfund Baumwollen-Samen zum Anbau-Versucbe an die Mitglieder vertheilt. Der Herr Stiftsabt von St. Paul, Ferdinand Steinringer, welcber mit besonderer Vorliebe Obstbaum-Zucht betreibt, und eine sebr ausge- dehnte Baumscbule unterbalt, berichtet an die Gesellschaft: 18 * „Bisher vvurden die Aepfel theils frisch, theils getrocknet, als soge- nannte Spalten zum Genusse verwendet, grosstentheils jedoch zu Most gepresst, ohne dass bisher irgend ein bedeutender Handel damit getrie- ben worden ware.“ „Dieses Jahr aber eroffnete sich ganz unervvartet dem Gane fiir friscbes Obst eine hochst ervviinschte Geldeinnahme. Von Ungarn erschie- nen mebrere Obsthandler, die selbst ganz gemeine Aepfelsorten aufkanf- ten und in Sebeicken, d. s. bedacbte Platten, liings der Drau ete., wie man wiederbolt betbeuerte, bis nach Essek zum grossen Markte, am 18. Oktober d. J., verfiibrten. Es lasst sich leicbt nachvveisen, dass durch diesen Obsthandel 11—12.000 fl. in den Bezirk einflossen. Denn pr. Star- tin a 7 Vierlingsacke bezahlten die Kaufer 7—8 fl. (das Stift verkaufte nur 15 Startin a 8 1, obwohI die Kaufer deren bis 40 gewiinscht hat- ten) und fiillten jedenfalls damit 25 in Facher getheilte Scheicken, je mit 50 Startin, verluden also im Ganzen wenigstens 1250 Startin, durcb- scknittlich zu 7 fl., was eine Summe von 8750 fl. betragt. Na el i dem in reichen Jabren der balbe Startin Aepfelmost 4—5 fl. kostet (Birnmost, recht gut, pr. Startin 20—25 fl.), jetzt aber der Startin Aepfel, = 7 Vier- ling, mit 7—8 fl. bezablt wurde, und zu einem halben Startin Most zwolf Vierlinge Aepfel erforderlich sind, so ergibt es sicb, dass der Landmann bei dem jetzigen Obstverkauf aucb dann noch ein gutes Geschaft ge- macbt, wenn nachstes Jabr, wie zu ervvarten steht, der halbe Startin Most selbst 10—12 fl. kosten wurde. Zu den Sebeicken wurden die noth- wendigen Bretter im Bezirke aufgekauft und von den dasigen Zimmer- Ieuten nach Wunscb der Kaufer gezimmert; fiir je eine Scheicke wurde 120 fl. bezahlt, somit fiir sammtliche 25 — 3000 fl., was mit der Verkaufs- summe der Aepfel selbst einen Gesammtbetrag von 11.750 fl. fiir den Bezirk eintrug, ohne den Taglobn fiir das langere Zeit dauernde Verladen mit in Rechnung zu bringen.“ „Dieser Erfolg erregte im Gaue die freudigste Stimmung, weil durch diese unerwartete Geldeinnahme die Steuerpflichtigen in die Lage kamen, ihre Riickstande schnell berichtigen zu konnen, und aucb den lauten Wunsch, erprobte Aepfelsorten alsbald anpflanzen zu kdnnen.“ Der Landes-Ausschuss iiberlasst der Gesellschaft iiber ihr Ansucben einstweilen zur Beniitzung die Lokalitiiten der landschaftlichen Burg, die zur Aufstellung der Bibliothek und als Kanzlei zur Abhaltung der Sitzungen des Ausschusses dienen, und als Lesezimmer den Mitgliedern der Gesellschaft sowohl, als auch Fremden regelmassig geoffnet sind. R ti c k b 1 i c k. vv er mit einiger Aufmerksamkeit diese skizzenhafte Darstellung der Thatigkeit der k. k. karntnerischen Landwirthschaft - Gesellschaft durchblickt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass dieser Verein, sei- ner hoheu Aufgabe bevvusst, stets bemiiht war, selbstthatig Mittel und Wege zu suchen und durchzufiihren, um das Wobl der landwirthscbaft- licben Bevolkerung zu beljen, anderseits, mit aller Offenheit der Regie- rung berathend an der Seite st and, damit Gesetze und Anordnungeu zu Stande kommen, die bestehenden Uebelstanden Abbilfe bringen, oder eine ntitzliche Thatigkeit anregen sollten. Die Glesellschaft hat zu keiner Zeit verkannt, und verkennt es auch gegenwartig nicht, dass die durch selbe bisher erzielten Resultate weit hinter ihren Wtinschen und Hoffnungen geblieben sind. Wir woIIen gerne gestehen, dass dieses Misslingen der Bestrebungen nicht manch- mal hatte bei richtigerer Wahl der Mittel verhindert werden konnen, dass nicht manches unterlassen wurde, was einen gedeihlichen Erfoig gehabt hatte, allein, man wolle anderseits in Erwagnng ziehen, dass der Fort- schritt des landwirthschaftliehen Gewerbes in seinen riesigen Dimensio- nen seiner Natur nach uberhaupt nur ein langsamer sein konne, dass der Gesellsckaft immer nur sehr kargliche Geldmittel zu Gebote stehen, und dass im ganzen Lande keine praktische Schule fiir Landwirthe besteht, und nur wenige grbssere Wirthschaften, zum Beispiel fiir Andere, muster- haft bewirthschaftet werden. 142 Blicken wir aber auf unser ganzes schdnes Land, und wandern wir dann durch Alpenlander in iihnlicher Lage, wie Karaten, so werden wir gewiss den Trost nach Hause bringen, dass wir im Betriebe des landwirthschaftlicben Gewerbes nicbt die letzten geblieben sind, dass die scbone Bestellung unserer Felder den tbatsachlichen Beweis grosserer landvvirthschaftlicber Intelligenz gibt, und dass man die Landwirthschaft- Gesellscbaft nicbt unbescheiden nennen konne, wenn sie sicb bievon einen kleinen Tlieil dieses Verdienstes zuscbreibt. Im Anbange glauben wir die Erinnerung an jene vier Mitglieder der Gesellscbaft wachrufen zu sollen, die ihre Zierde waren, und gerech- ten Anspruch auf den Dank des Landes und dieser Gesellscbaft baben. 143 II. A h h a n g. Biographien: a) Dr. Johann Burger, b) Fiirslbischof Meyer. c) Mathias Achazel d) Thaddiius v. Lanner. ■ I ■ 145 D°. r Johann Bu «; o ti a n n Burger war geboren zu Wolfsberg in Karaten am 5. Au. gnst 1773. Sein Vater, aus St. Blasien im Schwarzwald stammend, batte sich in jener Stadt niedergelassen, und war daselbst seit 1769 Burger und Wundarzt. Der Kapuziner P. Marian unterrichtete den hoffnungsvollen sechsjahrigen Knaben in den ersten Elementen des Lesens, wo er dann in den Jabren 1780 und 1781 die dortige Trivialscbule besuchte, und in dem Minoritenkloster, wenn aucb dtirftig, Latein lernte. Im Herbste 1783 dem Benefiziaten zu Waldenstein zum weitern Privatstu- dieren anvertraut, nahm er in dieser einsamen (legend, wo ihm nebenbei nur die so anziehenden Facher der Geografi e und Geschichte eiue Er- holung gewahrten, im Jabre 1787 an der Vermessung bebufs der Steuerregulirung zu Waldenstein Antheil, ni elit alinend, dass einst dieses Gescbaft die Aufgabe der zweiten Halfte seines Lebens werden wiirde. In den Jabren 1788 und 1789, tbeils zu Hause und in St. Andrii als Gehilf in der Chirurgie, tbeils im Scblosse Wolfsberg und bei dem Sin- dikus zu St. Leonhard im Schreibfache verwendet, batte er den Schmerz, seinen Vater viel zu frtih, am 29. September 1788, dureb den Tod sich entrissen zu sehen. Um nun das vaterliche Gewerbe fortzubetreiben, begab er sich nach Klagenfurt in die Lebre zum Chirurgen Brukner, wurde mit Scbluss des Jahres 1790 freigesprocben, von wo an er zu Hause thatige Aushilfe leistete, und dann im Jabre 1792 in Aussee bei seinem Vetter, dem Chirurgen Weber, diente. rser. 19 So scheinbar bedeutungslos die Jahre seiner Kindheit und Jugend dahinflossen, legte er docb mit jedem Emerbe von Kenntnissen in irgend einem Fache den Gr und zu seiner kiinftigen, mehrseitigen Brauchbar- keit, welehe ihn, dem keine aussern Verhaltnisse Vorscbub auf der Babn des Gliickes gaben, das, was er war und leistete, aus eigener Kraft er- ringen liessen. Noch eine Stlitze solite ihm brechen, aucb die liebe Mutter ikm ge- nommen werden. Nach ihrem Hinscheiden im Spatkerbste 1793 begab sich Burger nach Klagenfurt, um die chirurgischen Vorlesungen zu horen. Die Priifung am 11. Janner 1794 errang ihm das Magisterium und gab ihm den Antrieb, nach Wien zu reisen, um die Josefs-Akademie und das Spital zu besuchen. Ein neuer Schlag traf ihn mit dem Tode seiner ihm so theuren Schwester Regina, welche das Gewerbe am va- terlichen Hause betrieben hatte. Er tibernahm nun dieses und blieb bis zum Jahre 1797 Wundarzt iu Wolfsberg. Anfangs gefiel er sich in diesem seinem Wirkungskreise, und trotz seiner Jugend und seiner ge- ringen Hilfsmittel machte er nicht unbedeutende Fortschritte in rnehre- ren Zweigen der Naturwissenschaft und Arzneikunst, wozu ihn beson- ders sein GonnerBaron Franz Paul Herbert und seine Freunde Doktor Pičli le r und Fabriks-Direktor Soli n er, vorztiglich Letzterer, aneiferten. Den ersten Beweis der Fortschritte seiner Studien gewahrte ein Aufsatz in Hufelands Journal, worin er die Entstehung und den Ver- Iauf eines Osteosteatoms in dem rechten Kiefer eines Weibes, und die Zerstorungen der Knochenmasse des Kopfes beschrieb, welche durch diese Krankheit bewirkt wurden. Der Schadel dieses Weibes befindet sich seit, dem Jahre 1797 in dem pathologischen Museum der Universitat in Wien. Audi analysirte er im Jahre 1796 die Sauerbrunnen seiner Um- gebung und gewann eine besondere Vorliebe ftir chemische Arbeiten, darin vorztiglich durehSollner ermuntert und unterstiitzt. Eine vollige Gleichfonnigkeit der Gesinnungen und Neigungen, welehe die engste Freundschaft zwischen Burger und Sollner begriindeten, machte, dass immer einer, wie man sagt, das Steckenpferd des andern ritt. Was damals besonders den wechselseitigen Ideenaustausch und manch’ un- schuldige hausliche Freuden veranlasste, war die Nelkenzucht, wodurch Burger immer mehr Geschmack an der Botanik gewann. So beseligend der Umgang mit diesem obgleicb alteren Freunde und andern Jugendgenossen war, fiihlte doch Burger seine Beschranktheit, die, ihm mangelnde Weltkenntniss; und eine geheime Stimme, welche seine Freunde billigten und kraftigten, trieb ihn fort in die Ferne. Diesen Wunsch zur Ausftihrung bringend, begab sich Burger an¬ fangs 1797 nach Wien, um das Studium jener Gegenstande nachzutra- 147 gen, die er bisher verabsaumt hatte, oder die zu wiederholen es ihn be- sonders anzog. Unter die letzteren gehorten die klinischen Vortrage des berlihmten Frank. Kaum war er einige Wocben in Wien, so drangen die Franzosen iiber Karaten gegen Oesterreich vor und brachten dort alles zum Widerstande in Bewegung. Die Gefahr war baldigst ver- sehwunden und nnn beim rlickkehrenden Frieden gewann Burger wieder Muse, um fortzustudieren. Es kam nur noch darauf an, semen bisheri- gen Bemiihungen die Krone aufzusetzen und den Doktorirat zu erringen. Mit keinem seiner Collegen so eng dureh Herz und Geist verbunden, als mit dem nacbmaligen Guberaialrathe, Doktor Lorenz Cbrisant Edlen v. Vest, gewann ibm dieser den Entschluss ab, Tor dem Beschreiten des Berufsweges sich in die vaterliche Heimat, in das Breisgau zu be- geben, und an der Hochschule zu Freiburg zu promoyiren. In den fol- genden Ferien reisten Beide dureh ibr Vaterland iiber Tirol und die Schweiz dahin zu Fusse ab, nicht ohne sich dabei schatzenswerthe Orts- und Menschenkenutnisse zu erwerben, Professoren von Ruf, die sie dort kennen lernten, waren Hugund Jakobi; Mitschiiier, welche nachhin eine so bedeutende Celebritat ervvarben, Eotteck und Isfordink. Bereits im April 1798 wurde Burger daseibst zum Doktor der Medizin graduirt, wo er dann zur ferneren Belehrung auf dem weiten Umwege iiber Strassburg, Mainz, "VVurzburg, Regensburg und Wien in seinen Geburtsort sich zuriick begab. In WoIfsberg als praktischer Arzt sesshaft, verehelicbte sich Bur¬ ger, am 22. Jani 1801, mit Josefine Sttimpfl, welche ihn zum Vater einer zahlreichen Fatnilie machte, der nun die Miihen seines Lebens galten, wenn auch die Liebe zu seinem Berufe und hohere Rucksichten ihn nachhin so oft und lange aus ihrern Kreise hinaus stellten. Bisher hatte Burger sich ausschliesslich mit medizinischen Studien befasst, allein nun wurde er allgemacli auf die Landwirthschaft geleitet. Hatte einst die Kultur der Blumen ihn zur sorgfaltigen Pflege seines Gartens veranlasst, so fiihlte er sich bei Durchlesung der Einleitung „Thaer’s zur Kenntniss der englischen Landwirthschaft“, \velche ihm sein Freund S oll n er, ein wissenschaftlich gebildeter Oekonom, empfohlen hatte, Yon dem Grossen und Wiehtigen dieses ersten menschlichen Be- rufszweiges machtig angezogen und er wendete yon da an alle Aufmerk- samkeit auf den Zustand der Landwirthschaft in seiner Umgebung. Er pachtete daher im Jahre 1804 den Spitalhof bei Wolfsberg mit einem Flachenmasse von 20 Joch. Burger war es, der zuerst den Mais mit einer Saemaschine in Reihen setzte und in seiner Gegend mit einem Extirpator Bohnen, Erb- sen, Mais und Kartoffeln behackte. In dieser Zeit besckaftigte er sich 19 » 148 nebenbei mit der Uebersetzung von Sismondi’s Werk iiber den Aeker- bau in Toscana. 1 ) Der Mais erregte seines Ertrages und seiner mebrfachen Verwen- dung wegen hauptsachlich seine Aufmerksamkeit und er unterliess nickts, um sich nicht iiber seine Kultur und Pflege alle mogiichen Aufklarungen zu verschaffcn. Er pflegte in seinem Garten und auf seinen Feldern mehrere Jahre lang davon alle Varictaten, die er sich aus Italien, Tirol etc. verschaffcn konnte, studierte alle neuen Werke, die darliber er- schienen, reiste nach Wien, um in der kaiserl. Bibliothek die alten von der Entdeckung Amerikas und sonin auch von diesem von dort ker nach der alten Welt iiberbrachten Produkte handelnden Sckriftsteller nackzu- schlagen, nach Ungarn, Kroatien und Italien, um da den Maisbau selbst zu beobachten und gab dann im Jahre 1808, als das Resultat seiner mehrjahrigen Studien und Erfahrungen, das in seinem Fache Epoche machende Werk iiber den Maisbau heraus, 2 ) nicht ohne die Aufmerk¬ samkeit vorzilglicher Agronomen, wic T h a e r und Jordan, auf sich zu ziehen. Regierungsrath Jordan, dieser eigentliche Griinder des okonomi- schen Studiums in Oesterreich, lernte ihn personlick kennen und die Folge davon war, dass Burger noch im Jahre 1808 zum Professor an der neu gegriindeten Lehrkanzel der Landwirthschaft am Lyceum zu Klagenfurt ernannt wurde. Burger begann seine Vorlesungen im November 1808. Manner hohen Ranges und jeden Standes suchten dabei Platze und das Fach, welches man im AUgemeinen friiher nur einer gewissen Menschenklasse, als den blossen Ervverb der Noth, iiberlassen zu korinen glaubte, gewann nun das Interesse der Gebildeten, wie nicht minder der vvissbegierigen Jugend. Wer BurgeFs Schiiler war, wird sich mit Vergniigen seiner logisch geordneten, lichtvollen und, bei der scheinbaren Trockenheit des Gegenstandes, anziekenden Vortrage erinnern. Burger wurde nebstbei von der karntnerischen Landwirthschaft-Gesellschaft, der iiltesten in der Monarchie, zum Kanzler gewahlt und ihm auch das Lehrfach der Thier- Arzneikunde am Lyceum anvertraut. Um seinem Fache vollkommen zu geniigen, Versuche zu machen und sich wie seinen Schiilern praktische Belehrungen zu verschaffen, kaufte er im Jahre 1812 das, eine halbe Stunde von Klagenfurt gelegene Gut *) Uebersetzung des Werkes: ,,Tablea,u de l’agriculture toscane 11 , von Sismondi. 1805, bei Cotta in Tiibingen, unter dem Titel: ,,Gemalde der toskanischen Lan5wirthschaft.“ Aus dem Franzosischen iibersetzt \und mit Anmerkungen begleitet von J. Burger. 2 ) ,,VollstSndige Abhandlung iiber die Naturgeschichte, Kultur und Beniitzung des Mais oder tiirkischen Weizens.“ Wien 1809. Bei Geistinger. ,,Der Mais als Futterpflanze. 11 Thaer’s Anualen. Berlin 1812. 3. Band. Harbacb, das mit allen Kulturarten eine ihm gentigende Flache von 80 Joch mass. 1 ) Die Ereignisse des Kriegsjahres 1813 und dev darauf folgenden Notbjabre nahmen Burger’s Thatigkeit auf eine eigeneArt in Anspruch. Wahrend der Handelssperre durdi Napoleoni Verfiigungen batte Bur¬ ger vorzilglicb die Erzeugung des so nothwendigen Zuclcers aus ein- heimischen Pflanzen und Bitumen: Mais, Zwetscbken, besonders auch Acbhornbiimnen, so wie des Oeles aus hierlandigen Substanzen, worauf eigene Pramien ausgesetzt waren, beschaftigt; jetzt solite er als Arzt und Menschenfreund wirken. Der Krieg war plotzlicb ohne Vorbereitungen, die man an der Grenze bei noch winkenden Friedenshoffnungen aucb nicht machen durfte, ausgebrocben. Das Wetter war abscheulich; Menscben und Thiere muss- ten Tag und Racbt auf freiern Felde unter dem furcbtbarsten Regen lagern. Unter den Tausenden von Oclisen, welche den Truppen nacbge- trieben wurden, bracb die Lbserdiirre aus und bald theilte sicli diese Binderpest aucb dem umliegenden Lande mit. B u r g e r, Mitglied der Kom- mission, vrelebe dagegen Abhilfe sebaffen solite, bat die Erfahrungen jener Zeit in einem eigenen Aufsatze niedergelegt 2 ). ’) Aufsatze Burger’s, welche in diese Periode fallen, sind : „Versuehe liber die Darstellung des Zuckers aus dem Safte inlandischer Pflanzen." Wien 181G. „Ueber die Theilung der Gemeinden"; eine gekronte Preisschrift. Pest 1816. Sehreiben des Professors Dr. J. Burger zu Klagenfurt an den H. F. von Ilopfen zu Wieu, „den Diingerstand der belgisehen Landivirthschaft betretfend. 11 Annalen des Ackerbaues von Tliaer, 1809. „Landwirtbschaftliche Bemerkungen auf einer Reise von Klagenfurt durch das Gurkthal, nach Kleinkirchheim und Feldkirchen“, Carinthia, Jahrgang 1813. „Uober die Vortlieile und den Schaden, die aus der landesiiblicben Bereitung des Mistes in den Stallen hervorgehen.“ Carinthia, Jahrgang 1814. „Wieviel Samen soli auf gegebenes Flaehenmass ausgesaet \verden.“ Carinthia Jahrgang 1815. r Ueber die Kultur des Bucliweizens,“ Ebendasolbst. „Uel>er das gegenwiirtige Klima von Karaten im Gegensatze jenes der Vorzeit." Carinthia, Jahrgang 1816. „Ueber den Anbau und den Ertrag der Erdapfel." Ebendaselbst. „Ueber die Kultur der Stoppelriiben" detto. „Geschiclite der Pest zu Breitenegg in Karaten im Jabre 1680.“ Carinthia, Jahr¬ gang 1818. „Von der Kultur der Esparsette und von den Vortheilen, ivelche Karaten von der Einfiihrung dieser Futterpflanze haben wiirde.“ Carinthia, Jahrgang 1819. „Von den Eigenschaften des Gypses und seiuer Wirkung auf die Pflanzen." Ca¬ rinthia 1822. „Einige Beobachtungen iiber die Holzconsumtion in der Kiiche und iiber das Werthsverlialtniss unserer Steinkohlen gegeu das Holz.“ Karntnerische Zeitschrift. IV. Band 1823. 2 ) „Geschichte der Entstehung und des Verlaufes derLoserdiirre hei dem Schlachtviehe der Armee in Karaten 1813." In der kiirntn. Zeitschrift I. Band 1818. 150 Da in Klagenfurt, als dem Hanptqnartier der italienischen Armee, sieh eine bedeutende Truppenmasse concentrirte, so war, bei obigen der Gesundheit ausserst nachtheiligen Verhaltnissen, der Zudrang zu dem in aller Eile erricbteten Spitale, sowohl an Blessirten als Kranken unge- heuer. Die vorhandenen Lokalitaten reicbten nieht mehr hin, sie imterzu- bringen. Ein Theil davon wurde nacb Judenburg iiberfuhrt; aber- unter den Rtickgebliebenen steigerte sich das Uebel trotz aller angewand- ten zweekmassigen Mittel zu einem verheerenden Typhus, vvelcher oft manehen Tag bis zu hundert Kranke hinraffte. Da die Armee inzwischen vorrilckte, und das arztliche Personale bei dieser seine Yerwendung fand, iibernahm im Monate Marž 1814 Burger mit Aerzten vom Civile das Armee-Spital. Auf das Freigebigste von der Allerbochsten Regierung unterstiitzt, gelang es ibm, bei dem nun verminderten Krankenzuwachse durcb Zuhilfenahme einer hinlanglichen Žabi von aufgebotenen Kranken- wartern beiderlei Geschlechts und die angewandten Eeinigungs- und Heilmittel dem Uebel zu steuern, und als nach vier Monaten sich die Anstalt aufloste, wurde ihm die A. h. Anerkennung mit der grossen golde- nen Ehren-Medaille zn Theil. Es braucht kaum der Erwahnung, dass dieser Krankendienst, tvelcher allein vier Seelsorgern der Stadt das Leben kostete, die entschlossenste Resignation forderte. B u r g e r, welcker nach- hin die Geschichte jenes schauderhaften Typhus 3 ) ebenso belehrend fixr Feldherren als Aerzte beschrieb, erholte sich nach den Tagen der Prtlfung auf einer Reise, die er im Herbste 1814 nach Miinchen maehte, nicht ohne sieh mit neuen Ideen zu bereichern, um diese fiir das Wohl des Vaterlandes in Anwendung zu bringen. Er war es, welcher bereits im Jahre 1815 zuerst in Oesterreieh den Plan einer gegenseitigen Feuerversicherungs - Ordnung ver- bffentlichte, so wie das Jahr darauf den wegen Ha g e 1 s eh ad en * 2 ). Das so segenreiche Empovkommen, besonders ersterer Anstalt, in fast allen osterreichischen Provinzen, war eine schone Ernte seiner Aussaat. Als 1817 nach mehreren Missjahren die Hungersnoth im Lande die hochste Spitze erreichte, waren es in Klagenfurt Burger und Gottfried v. Ebner, in deren Hiinde die WohIthatigkeit der Stadtbewohner ihre Spenden niederlegte, um ihre Armen zu nahren. Sie errichteten eine Armen-Suppen-Anstalt, "ivelche durch sieben Monate vvahrte und taglich liber 500 Portionen unentgeltlich vertheilte. ') »Geschichte des Tvphus in den Militarspitiilern von Klagenfurt im Winter 1813 und 1814.“ Erschien in den Wiener Jahrbiiehern der Medizin, 1824. 2 ) ,,Plan einer gegenseitigen Feuerschaden-Versichernngs-Ordnung.“ In den vaterlandi- schen Blattern, 1815. ,,Plan einer gegenseitigen Hagelschaden-Versicherungs-Ordnung.“ Detto 1816. 151 Wenn tibrigens Burger gleicli beim Beginn seiner Vortrage das Be- diirfniss eines brauchbaren Lehrbuclies fur das Studium der Landvvirth- schaft fiihlte, so binderten obige Ereignisse ihn vielfacb an dem Ordnen und der Iierausgabe seiner durcb Jahre gesammelten Materialien. Nach mancben Umstaltungen in der Form brachte er es endlich im Jabre 1819 zu Stande und es erschien in zwei Banden'). Wenn je ein Werk des nur zu oft verkannten Ileimatiandes in Oesterreich, ja inganz Europa, Beifall fand, so war es Burger’s Land- vvirthsehaftslehre. Die okonomischen Neuigkeiten von A n d r &, die M 6 g e- linischen Annalen, die Gottingischen gelehrten Anzeigen, 185. St. vom 19. November 1839, ausserten sich dariiber auf die vortkeilliafteste Art, sowohl vvegen des Reichthums und der Vollstandigkeit der darin zusam- mengestellten Erfahrungen, als wegen der logischen Anordnung, Grtind- lichkeit, Deutlicbkeit und Pracision des Ausdruckes. Des Staatsratbes Tliaer, des Meisters in diesem Faehe, Urtheil, dass er kein Lehrbuch der Laudwirthscbaft kenne, vvelches ihn so befriedigt babe, als dieses, wie- derballte bald von allen Lehrstiiklen und bis 1838 folgten sich vier starke Auflagen, so wie man davon in Wiirtemberg einen Nachdruck machte. Im Jahre 1834 erschien davon durcb Lundequist eine sclrvvedisehe IJebersetzung in Stockholm, so wie durcb No ir o t eine franzosische im Jahre 1836 in Pariš. (DasMehrere dariiber in derVorrede BurgePs zur 4. Auflage.) BurgePs Agronomie erhielt ausserdem eine polnische Ueber- setzung mit Anpassung auf das nordliche Klima von Michael Oczapowski, dann die dritte Auflage zu Wilna von Josef Zavvuzki, 1831 und 1832, so wie schon friiher und zwar bereits im Jahre 1821 zu Przemysl eine IJebersetzung in das polnische von Dionys Zabrzycki erschien. Das Gleiche geschah, nach der Versicherung des kaiserl. russischen Staats- rathes Mas sl o ff beider grossen Versammlung der Land-und Forstwirthe im Jahre 1840 in Briinn, damals in Russland. Im Jahre 1820ward Burger von der a. h. Regierung mit dem Range als Gubernialrath nach Triest angestellt, um in dem osterreichischen Kiistenlande die Grundschatzuugen zum Behufe des Steuerkatasters zu leiten. Nachdem er 12 Jahre in Klagenfurt Landvvirthschaft gelehrt und mehr als 300 Schuler gebildet hatte, vvelche ihm als Staatsmanner, Seel- sorger, Bcamte und Geschaftsleute jeder Art eine gediegenere Ansicht liber den Landbau, das Wirthschaftfach und damit die Anleitung zu selbst- eigenem Fortschreiten verdanken, verliess er nicht ohne Wehmuth, im Gefiihle der Verantwortlichkeit und der Miihen seines Amtes, die freund- ') ,,Lehrbuch der Landwirthschaft.“ Erste Auflage, 1819, Wien. Bei Gerold. Zvreite 1823, dritte 1308 und Aierte 1838. 2 Bande. 152 lichen und angenebmen Verhaltnisse, mit welchen Vaterland, Familie und so viele warme Verehrer ihn an sich gekntipft hatten. Der neue Wirkungskreis war nicht ohne Reiz fiir ihn, denn weni- ger der Genuss des Lebens, als seine Erscheinungen im Grossen, fessel- ten seine landwirtbscbaftlichen Kenntnisse, mnssten sich notbwendiger- weise sehr erweitern, da es zu seinen Angelegenbeiten gehorte, die Wirthscbaftsweise der kiistenlandischen Provinzen im genauesten Detail kennen zu lernen. Mebr als einmal durchreiste er alle Gcgenden der- selben, die frucbtbare Ebene zwischen Aquileja und Gorz, das Thal des Isonzo und Wippach, die steinigen und dttrren Ilochebeneu des Karstes, die Halbinsel Istrien sammt den Inseln des Quarnerischen Meerbusens. Welcbe Verschiedenbeit im Weinbau, in der Kultur des Oelbaumes, des Mais und so vieler andern Bodenerzeugnisse batte er da zu beobachten Gelegenheit! Im Jabre 1825 war Burger nach Graz beordert, wo er wahrend desselben vemeilte, um aucb da die Grundscbiitzungen einzuleiten, und wo er, von der steiermarkischen Landwirthscbaft-Gesellscbaft zum Aus- schuss gewahlt, sein Interesse fiir die schone Steiermark bei jeder Ge¬ legenheit bethatigte. 1 ) In diese Zeit fiillt der Verkauf seines Gutes Harbach, welches er in der Ferne nicht mebr mit Vortheil bevrirthschaf- ten konnte, und die Vereinigung seiner Familie in Graz. Da das Gruudschatzungsgeschaft im Ktistenlande nocb nicht vol- lendet war, kehrte Burger im Jabre 1826 wieder nacb Triest zuriick, unablassig damit beschaftigt. Im Jabre 1828 erbielt er die Mission in das lombardisch-venetianische Konigreich, um in Mailand die Construirung des alten Mailandischen Catasters und seine gegenwartige Einricbtung zu studiren und den Gang der in den friiheren venetianischen Provinzen stattfindenden Catastralschatzung zuinspiziren. Burger reiste im Mai von ’) „Aufforderung an die Landwirtbe, vergleichende Versuche iiber den positiven Werth des Dungers anzustellen. a Graz 1825. „Ueber die Einricbtung und den Nutzen der Milcligesellschaften in der Schweiz. u Verhandlungen und Aufsatze der steierm, Landwirtlischaft-Gesellschaft. Graz 1828. ,,Wie ist die Wirkung des sogenannten mineralischen Dungers zu erklaren?“ „Abhandlung liber den besten Zeitpunkt den Gyps auszustreuen.“ Ebendaselbst. ,,Von den Krankheiten, Beschadigungen und Feinden des Weinstockes.“ Ebendaselbst. „Mitt.el, den reinen Ertrag der Landwirthschaft durch Verminderung der Kultur- kosten zu erhoben.“ Verhandlungen und Aufsatze der steierm. Landwirthscbaft-Ge- sellschaft. Graz, 1826. „Ueber die Ursachcn des geringen Ertrages der \Veingarten in Steiermark.“ Eben¬ daselbst, 1829. Bruchstucke aus der Schrift: ,,Ueber den gegenwartigen Zustand der Landwirth- scbaft in Ober-Italien. a Ebendaselbst, 1830. Ausserdem schrieb er wiihrend dieser Zeit: „Die 8eidenraupenzucht auf Baumen, welche mit einem Hause iiberdeckt sind.“ Gewidmet der k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft in Gorz 1832. ,,Eecension des Werkes von Petri iiber seine priv, Diingerbereitung,“ 1825. Triest nach Venedig und Mailand and vollzog den ih m zu Theil ge- wordenen Auftrag, nicht ohne dabei eine genauere Kenntniss der dortigen ortlichen sowohl als landwirthschaftlichen Verhaltnisse zu gewinnen. Dieser Wanderung verdanken wir Burger’s Werk: „Reise durch Ober-Italien mit vorziiglicher Riicksicht auf den gegenwartigen Zustand der Landwirthschaft“ ete. '). Burger wusste mit seinen Beobachtungen iiber das Niitzliche so manche gesunde Ansichten iiber Natur, Kunst und Lebensweise auf eine Art zu verweben, dass man gerne den Faden der eben so natiirlichen als mitunter humoristischen Erzahlung verfolgt. Gewiss jeder Reisende, vvelcher nur einigermassen Sinn nicht blos fiir die pittoreske, sondern fiir die sieh fortwahrend reproduzirende nšihrende Natur hat, wird, wenn er dieses Buch zur Hand nimmt, die Poststrassen weniger eintonig finden, und nicht einzig nach Stadtegeniissen haschen, denn sicherlich wird ihn dann auch des Weges Umgebung ansprechen. Als im Herbste 1830 die Schatzungen im Kiistenlande zu Ende geftihrt worden waren, wurde Burger nach Wien iibersetzt, um die Cata- straloperationen in Niederosterreich zu Ende zu bringen. Hier in Oester- reich eroffnete sich fiir ihn ein neues Peld zu Beobachtungen. Die unge- heure Ausdehnung des Ackerbaues, die fast allgemein eingefiihrte Drei- felderwirthschaft und die Wechselweingarten waren ihm zum Theil neue, theils bisher nur selten beobachtete Gegenstande. Vorziiglich war es die Rebenkultur, die hier seine Aufmerksamkeit anzog * 2 ). Eine Reihe seiner ') „Reise dureh Oberitalien, mit vorziiglicher Riicksicht auf den gegenw;irtigen Zustand der Landwirthschaft, die Grosse der Bevolkerung, Bodenflache, Besteuerung und den Kauf- und Pachtwerth der Griinde." Wien, Gerold, 1831. 2. Bande. ’) Werke und Aufsatze Burger’s wahrend dieser Zeit: „Sistematische Classification und Beschreibung der in den osterreichischen Wein- giirten vorkommenden Traubenarten.“ Wien, 1837. Bei Gerold. „Beitrage zur Kenntniss des gegenwartigen Zustandes des Weinbauesin Oesterreich.“ Wien, 1839. Bei Ferd. Ullricb. „Ueber den Pflug-Vcrsuch in Ober-Dobling am 31. Mai 1831.“ Vortrag als Ausschuss- Mitglied in der Sitzung der k. k, Landw.-Gesellscbaft in Wien am 5. Juni 1831. „Ueber den Nutzen der Pramienvertheilungen," Vortrag daselbst am 7. Juni 1832. „Von den versebiedenen Mitteln, die Pflanzen gegen die Wirkungeu des Reifes zu scliiitzen.“ Verhandlungen der k. k. Landwirtbschaft-Gesellschaft in Wien. 1. Band. Wien, 1832, So die folgeuden Aufsatze: Von der Kultur und dem Nutzen der in Italien kultivirten Abart des englischen Raigrases.“ 1. B. 1832. „Ueber die Form des Seharreisens nnd Streichbrettes, welche den abgeschnittenen Erdstreifen am leichtesten und ohne schadliche Reibung umlegt.“ Detto. 1. Band, 2 Hft. 1833. „Bemerkungen iiber einige Gegenstande der Landwirthschaft in Nieder- osterreich.“ Ebendaselbst. „Ueber die Vortbeile der Vergrosserung der Kultur des Weizens und Anwendung der Sehaufelpfluge.“ Detto. 2. B. 1833. „Reise nach Ungariseh-Altenburg.“ Ebeudaselbst. „Bericht iiber das Ergebniss der mit dem Pfluge des Grange in Breitensee ange- stellten Yersuche.“ 2. B. 1834, und sonderheitlich abgedruckt. 154 Aufsatze, welche mit andern so wie dieBerichte liber die Verhandlurigen der k. k. Landwirtbschaft-6esellschaft in Wien jahrlich auf Kosten der- selben in Druck erschienen, beurkunden seine Thatigkeit als Mitglied des bestandigen Ausschusses und seit 1838 als Sekretar der Gesellschaft. Wie gekannt die Bemiihungen derselben und Burger’s Verdienste selbst im fernen Auslande seien, beweist das uns durch den Karntner, Doktor Welwich, vom 10. September 1839 aus Lissabon zugekommene Sehreiben, wornaeh si eh Mače do, der Sekretar der dortigen konigl. Akademie, ausserte, wie sehr erwiinscht der Akademie die Verbindung mit oster- reichischen Instituten, besonders aucli mit der k. k. Ackerbau-Gesellschaft in Wien, ware, wo er dann Veranlassung nahm, viel Riihmliches nicht nur in Bezug auf Burger’s letztvollendete Werke liber die Traubensorten und den Zustand des Weinbaues in Oesterreich, sondern selbst liber dessen friihere noch in Karnten herausgegebene Aufsatze zu sagen. Burger’s Lebenskraft erschopfte sich zusehends durch so viole Studien, Geschaftsreisen und Arbeiten, aber ehe sie noch versiegte, solite seine schnell sinkende Lebenssonne noch die Werke seiner Hande, die durchlaufenen Lebensbahnen alle tiberstrahlen, solite er die Beweise der allgemeinen Achtung der Fachgenossen, seiner Landsleute und einer, der dankbaren Nachvvelt vorauseilenden Gegenwart empfangen. Es war das Jahr 1840, welches solche OeIzweige um das Haupt des Greises schlang, ihm den blumenreichen Kranz der Vergeltung reichte. „Tragen Ackerbau-Gesellschaften wirklich zur Beforderung (ler Kultur des Landes bei und auf welche Art?“ 3. B. 1835. „Ueber die Vortheile der Amvendung der Diimpfe des siedenden Wassers zur Vor- bereitung des zur Viehfiitterung bestimmten Hackerlings.“ Ebendaselbst. „Darstellung der Beweggriinde, welehe den Ausschuss der k. k. Landw.-Gesellschaft in Wien bestimmt haben, eine Rebenscbule anzulegen.“ Ebendaselbst. „Von dem gegemvartigen Zustande der Rebenschule im k. k. Augarten.“ 4. B. 1836. „Ueber die Verhandl. bei derallg. Versammlung der k. k. Landvr.-Gesellschaft in Karnten am 19. Mai 1835.“ Ebendaselbst. „Ueber die Ernahrung der Pflanzen und die Vortheile der griinen Diingung.“ 7. B. 3.838. „Ueber die Nothwendigkeit und die Mittel, die Seidenerzeugung in Niederosterreich zu befordern.“ 8. B. 1839. „Ueber den verhaltnissmassigen Werth der Runkelriiben als Nahrungsmittel der Thiere.“ 9. B. 1840. ,,Ueber die Vortheile vergleiehender Versuclie in der Landwirthschaft und die Noth- 'vendigkeit, dass sich die Mitglieder der k. k. Landvrirtkschaft-Gesellsehaft zu deren Anstellung herbeilassen. 11 9. B. 1841. „Bericht liber die allgemeine Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe zu Briinn, im September 1840.“ 10. B. 1841. „Ueber die Fortschritte der Bodenkultur in den letzten 50 Jahren und liber die Vortheile der Maiskultur fiir die sich imrner vergrossernde Menge der kleinen Grund- besitzer. 11 Vortrag Burger’s bei der Versammlung der deutschen Land- u. Forstvrirthe in Briinn, im gedruckten Amtsberichte. Olmiitz, bei Skarnitzl, 1841. „Ueber Classification der Traubenarten.“ Ebendaselbst. / 155 Burger besuchte in diesem Jahre seine Heimat. In Klagenfurt, als ahnete man es, dass man ihn bald, sebr bald verlieren solite, feierte man bei einem grossen Diner, an dem die ersten Notabilitaten und seine zahlreichen Verehrer auf Veranstaltung zweier seiner Freunde Tbeil nahmen, Burger’s Anwesenheit, dieErinnerung seines einstigen Wirkens '). War dieses Fest ein herzliches, so erwartete ihn in Brilnn, wobin die grosse Versammlung der deutschen Land- und Forstwirtbe verlegt wor- den war, eine Auszeichnung, wie sie nur Wenigen zu Tbeil wird. Es erscbienen 383 Mitglieder, wovon 313 aus den dsterreicbischen Staaten, 70 aus den ubrigen europiiischen Landern. Am 21. September 1840 wurde die Sitzung von dem Vorstande Grafen von Zierotin feierlich er- offnet und nacb dem kaiserl. russischen Staatsrathe Mas slo ff und Grafen von Colloredo, weleher dieGosellschaft mit einerEinleitungsrede bewill- kommte, traf unsern Burger die Reibe zum Vortrage. Besser als jede Bescbreibung dienen die Worte des Amtsbericbtes: „Vorstand: Ich achte unsern Altvater Tbaer ausganzem Herzen — ich achte unsern greisen Schwarz zuKoblenz, denGriinder derHobenheimer-Scbule, aus ganzem Herzen, aber — es regt sich der Oesterreicher in mir und es drangt mich, hier ebenfalls meine volle Achtung fiir unsern osterreichischen Thaer, fiir unsern Johann Burger, bffentlich auszusprechen. — Selbst an der Schwelle des Greisenalters — wird mir die grosse Ehre zu Theil, den gefeierten Veteran am Abende seines niitzlichen Lebens hieher ein- zuladen und auf die Rednerstelle zu geleiten.“ Aller Anwesenden Blicke sind nach Burger gewendet; Aller Hande sindin lebhaftester Bewegung, um ihn nach Herzenslust zu bewillkommen. Unter anhaltenden Zeichen der Freude lasst sich der Wtirdige auf dem Armstuhl nieder, der ihm vom Professor Nestler angebothen wird und liest, nicht ohne Besorgniss seiner Verehrer fiir seine Gesundheit, mit mdglichster Anstrengung der Stimme: „Ueber die Fortschritte der Bodenkultur in den letzten 50 Jahren, und liber die Vortheile der Maiskultur fiir die sich immer ver- grossernde Menge der kleineren Grundbesitzer.“ Unter denselben Zeichen der allgemeinsten Theilnahme begleitet den Gefeierten Professor Nestler, vollErfurcht fiir den Lehrer derLehrerauf den Sitz zurlick. ') Sem Ietzter Aufsatz, so wie einst sein ersfer, ersehien im Blatte Nr. 1 der Carinthia des Jaliresl842: „Uebcr die Hdhe des Bodens iiber dem Meere, bis zu welcher man in Karaten und Tirol noeb Mais baut . u Vorbereitet binterliess erdas Manuscript zur zweiten Auflage des Werkes: „Ueber die Naturgeschicbte, Kultur und Beniitzung des Mais,“ dessen Herausgabe um so mebr ein Denkmal fur den Hingesebitdenen sein Krurde, als es sein Lieblingstbema betrifft. 20 » 156 Ebenso lebhafte Acclamationen, besonders auch vom kais. russischen Staatsrathe M a s s 1 o ff, empfrag B u r g er bei dem am 27. September im a. h. Auftrag Sr. Majestat veranstalteten Festmahle. Das Wochenblatt „Moravia“ vom 24. September 1840, Nr. 77, wid- mete diesem, jeden Menschenfreund erhebenden Auftritte einen eigenen Aufsatz von J. Oheral, mit der Ueberschrift: „Dr. Johann Burger, k. k. Gubernialrath“, dessen trefflichen Inbalt wir nurgeben konnten, wenn wir ihn wortlich wiederholten. Auch iu Frankreich dachte man gleichzeitig Burger’s. In der am SO. November 1840 von der Akademie der Wissenschaften in Pariš ab- gebaltenen Sitzung wurde die Wahl eines korrespondirenden Mitgliedes fiir die Sektion der Oekonomie in Vorschlag gebracht und bei dem darauf folgenden Skrutin einzig Burger in Wien fiir Deutsehland als solches beantragt. Einen Beweis mehr, wie sehr man Burger’s Leistungen elirte, liefern folgende Daten, welche wir hier in Kiirze zusammenstellen. Burger wurde Mitglied der karntnerischen Landwirthschaftgesellsehaft im Jahre 1806, der in Wien 1808, in Gorz 1809, in Prag 1812, in Laibach 1815, in Briinn 1818, in Graz 1819, in Innsbruck 1835, in Moskau 1840. Im Jahre 1814 Mitglied der gesammten Mineralogie zu Jena, 1817 des landwirth- schaftlichen Vereins in Baiern, 1823 der okonomischen Gesellschaft in Sachsen, 1823 der markischen okonomischen Gesellschaft in Potsdam, 1834 des hessischen landwirthschaftlichen Vereins. Diese Genugthuung Ieistete Burger’s Verdiensten die Welt, er selbst verschaffte sie seinem Herzen in seinem am 27. April 1840 verfassten Testamente, worin er nicht liber sein Vermbgen, denn er hatte sich keines erworben, wohl aber liber die Zukunft seiner Familie, welcher Burger als treuer, liebvoller Gatte und Vater vorstand, disponirte, sie, in so weit sie noch unversorgt war, der Grossmuth des a. h. Landesfiirsten, dem Schutze und der Vervrendung zweier seiner thatigsten Freunde empfahl. Am Schlusse des Jahres 1841 erkrankte Burger an einer tjphosen Lungen-Entziindung. Die Sorgfalt seiner Gattin, welche ihm sein miihe- volles Leben durch unbegrenzte Hingebung verschonert hatte, war ver- gebens, nichts vermochte mehr seine sinkende Lebenskraft zu lieben, sie schwand allmahlig dahin, obwohl sein Geist bis auf die letzten Stunden noch thatig war und er noch wahrend der Krankheit an den offentlicken Angelegenheiten, indem man ihm die Zeitungen vorlesen musste, den ge- wohnten Antheil nahm. Schneller, als man es dachte, endete er den 24. Janner Morgens mit jener Hingebung in den h. Willen der Vor- sehung, welche ihn durch seine irdische Laufbahn geleitet hatte. Burger’s aussere Verhaltnisse, sein Wirken in der literarischen Welt, haben in- und auslandische Encyklopadien zu beschreiben sich znr Auf- gabe gemacht, doch gescbali die Losung mit nocb kargerer Ausstattung als kier. Damals jedoch, als dieses gescbali, hatte er nocb nicht vollen- det, noch war man nicbt in der Lage liber ihn, liber sein inneres Leben, seine Personlicbkeit mit Auffassung der Motive nnd seiner geistigen Elemente ein Urtheil auszusprechen. Wir sollten es nun! aber wenn wir ferne davon sind, aucb nur die Umrisse seiner Gestalt gegeben zu baben, wo dlirften wir nacb dem Prometheusfunken langen, um sie zubeseelen? darum vergebe man das Unvollkommene, weil docb der Embrjo gebotben sein muss, um zu vollenden. B u r g e r’s Streben pragte die tiefste Realitat aus. Er war kein Lieb- haber blosser Lehrsatze, unfruchtbarer Theorien, scbongeisterischer Er- findungen und Empfindeleien, er wollte iiberall eine gegebene feste Grundlage, ein Weiterscbreiten durcb sicbere Erfabrungen, ein wirkliches Resultat und praktischen Nutzen. Mathematik war ibm daher die vor- ziiglichste aller Aufgaben fur den Menschengeist, der Massstab, auf den er alles reduzirte, Pbilosophie die Wissenscbaft, die in ihmEinheit schuf, und die Erscbeinungen des Lebens erklarte. Schiller, der grosse Denker, der die innere Wabrbeit, das reine Menscbliche in so herrlicbe Gestalten zu kleiden wusste, der die Forderungen der moraliscben Natur iiberall geltend machte, galt ibm alles, nicbt so Goetbe, der Grossmeister des Scbonen, dessen Poesie, dieses Gotterkind, auf Erden niederstieg, um mit dem Menscblicben zu spielen. Wabrend ihn bei Tage die Anschauung der scbaffenden, wiedererzeugenden und erhaltenden Natur unablassig bescbaftigte, so war Nachts, wo die Sternenwelt ibm aufging, Astronomie der Gegenstand seines Nachdenkens, sein Freund, der beriihmte Gestirn- kundigeBiirg sein Fiihrer. Sein Geist verlor sich da in den unermessenen Spharen, deren nacbste Ringe jedocb der Menscb mit sicberer Hand erfasst. Arzt aus innerem Berufe, mit einer gliicklichen Auffassung der Zu- stande und richtigem Takte im Verfabren, erkannte er docb bald das Unsichere einer Kunst, auf welche man so oft weit iiber menscbliche Krafte und Mittel gebende Anforderungen macht. Er verliess daber diesen Beruf, nicbt ohne zu ibm, wie wir seben, da zuriickzukehren, wo es das offentliche Wobl forderte. Einfach in seinenBed urfnissen, opferte er Alles der Wissenscbaft, seiner Pflicht, selbst wenn sie ihn von glucklichen Familienverhaltnissen ab und in die Ferne zog. Sein hochster Genuss war, zu neuen Beobachtungen zu eilen, die Natur in ihrem Wirken zu erforschen und der Mittel babhaft zu werden, womit sie sich fortbildet. Der Mais, das erste Kind seiner Laune, gewahrte ihm, wo er seiner im iippigen Wachsthume ansicbtig wurde, das grbsste Vergniigen. 158 In seinem Umgange war Burger einfach, gerade und nie heiterer als da, wenn unter gleicbgesinnten Freunden wissenschaftliche Gegen- stande, ntitzliche Erfahrungen, die Ursaehen und Folgen der Weltbegeben- heiten und Zeitereignisse zur Anschauung gebracht, dariiber mit Offen- heit abgesprochen wurde. Immer nur Ein Ziel verfolgend, kannte er keine krummen Wege, kein Aushangscbild eigenniitziger Absicbten, er wurde das, wozu man ihn berief, ohne dass er darnach strebte. Was er schien, war er ganz und es war wobl sein herrlickster Lobn, zu wissen, dass die Arbeit des Lebens Friichte getragen, dass der gestreute Samereich- lieh aufsprosse im Vaterlande, seine Berge und Thaler, Wiesen und Fel- der mit kraftigem Griin und rcichen Aehren bekleide, das Korn der Wissenschaft, die er gepflegt, in Skandinaviens Boden, in Russland’s Steppe falle und diese befruchte. 159 Georg M a y r, FSrstbischof tod Cork. ffieorg M a y r, war am 11. Juli 1768 zu Treffen in Oberkarnten geboren, Sohn eines wenn auch nicht unbemittelten Gastwirtbes; doch mehr war es als irdische G ti ter, was ihm seine 'Eltern spendeten; ein christlich frommer Sinn, eine scblichte einfache Erziehung, deren erster Grundsatz, Filgung in den beiligen Willen Gottes ist, der allein den Lei- denschaften machtig gebiethet, die Thranen trocknet und das Herzweh stillt. Wahrend sich der Vater durcb Redlichkeit und Rechtlichkeit im Handel und Wandel, im Ratkgeben und Ausgleichen unter den nahen und fernen Bewobncrn der heimathlicben Berge Glauben und Zutrauen erwarb, blickte die gutmtithige Hausmutter auf ihren lebbaften, wiss- begierigen Knaben, welcher sich stets vor seinen Mitschulern durch unge- meine Fassungsgabe und Leiehtigkeit, das Verstandene zu behalten, aus- zeichnete, mit innigem Wolilgefallen herab, und gleich Samuel’s Mutter dachte sie ihn dem Herrn darzubringen, worin sie manch’ aufmunterndes Wort und das sckdne Beispiel mehrerer nacbbarliehen Seelsorger be- starkten. Georg betrat, von ihr gesegnet, die Laufbahn der Studien an dem Gymnasium zu Klagenfurt als Kostnehmer in schlichten ehrsamen BUr- gershausern. Seine Fortschritte waren in allen Zweigen des Wissens reissend und hervorstechend, so dass, wahrend man seinen Sehul- gespann und Namensgenossen, und nachherigen Propst zu Unterdrauburg 160 den schonen Mayr nannte, unser Mayr der Gelehrte Liess. Als Horer der Philosophie und guter Mathematiker nahm er an der damaligen Lan- desvermessung Theil, wo ihm insbesonders die obere Gegend der Pfarre Kbttmannsdorf, das Wurdach, zur Aufnahme zu Theil wurde. Da sein Beruf langst gewahlt war, begab er sich in das Grazer General-Seminarium, wo er die Theologie horte. Hier zog er durch seine Geschickliehkeit und Kednergabe die Aufmerksamkeit der Zoglinge meh- rerer Diozesen auf sich, und gewann die allgemeine Werthschatzung sei- ner Vorgesetzten. Mit kaum 22 Jahren stand er am Ziele seiner Wiinsche und am 22. August 1790 ertheilte ihm Fiirstbischof S a lm, mit dessen sterblicher Hiille nun die seine in der Gruft unter dem Hochaltare der Kollegiat- Stiftskircke zu Strassburg ausschliesslich ruht und dem grossen Auf- erstehungstage entgegen harrt, die Priesterweihe. Am 1. September 1790 trat er als Kaplan zu Malborgeth in die Seelsorge. Es ware zu weitlaufig, sein heilbringendes Wirken in allen den ver- schiedenen Zweigen dieses hohen Berufes zu schildern. Wir wollen uns daher begniigen, einige der auffallendsten Thatsachen und Ziige heraus- zuheben, welche die Grundlagen seines Lebens charakterisiren. Zu Sirnitz, wo er im Jahre 1793 als Kaplan diente, war eine gefahrliche und ansteckende Krankheit ausgebrochen. Ermattet von den vielfaltigen Strapatzen, sehr unwohl und weit mehr krank als gesund, wurde ihm wieder ein Versehgang angemeldet. Es galt den letzten Trost eines Sterbenden, das Heil einer unsterbliehen Seele; olmc mindestem Bedenken schleppte er sich fort, verrichtete das heilige Werk der Liebe und nur mit grosster Muhe kam er noch nach Hause, um sich auf das Krankenlager zu werfen, wo er dem Tode nur wie durch ein Wunder, durch der guten Mutter sorgsame Pflege, entging. Als er von da wieder nach Malborgeth zuriickkehrte, nahm ihn sein friiherer Pfarrer, der nachmalige Dompropst Ortner, mit herzlicher Freude wieder auf. Wie einst Ein Streben, Ein frommer Sinn sie ver- einigte, solite sein ehemaliger Pfarrer, der ihn zuerst geleitet, am Altare dem Bischofe assistiren, und das letzte Lebevvohl, welehes der langsam, aber zuletzt bewusstlos Dahinscheidende der Welt und seinen Amtsbrii- dern sagte, von dem Munde des Sterbenden empfangen. Als Ortner dem Rufe zum Spatpredigeramte nach Klagenfurt nachkam, folgte ihm Mayr als Pfarrer zu Malborgeth. Vom Jahre 1796 bis zu jenem schicksalsvollen von 1809 blieb er allda Pfarrer in einer unheilvollen Periode, bezeichnet durch drei feindliche Einfalle, wo- von der letzte Malborgeth’s Einascherung herbeifiihrte, zugleich aber auch den Wendepunkt von Mayr’s Schicksalen bildete. Als Ortspfarrer, 161 als erfahrener Geschaftsmann, als Freund und Rathgeber seiner Gemeinde nahm er den lebhaftesten Antheil an ihren Gefahren, Bedrangnissen und Leiden, und seine Vervvendung, seine kraftige Feder, der Einfluss, welchen er auf Gemiitlier iibte, griffen oft lenkend in das Gemeinvvesen ein, um es vom nahen Untergange zu retten. Wohl mag es den Malborgetbern unvergesslich bleiben, wie M ayr mitten unter dem Granaten- und Kar- tatschenhagel, der sicb vou dem Blockhause am 17. Mai 1809 auf die aus dem Markte anstiirmenden Feinde ergoss, in die Kirche drang, um das Heiligste zu retten, wie er seiner vergessend, das letzte Hemd mit einem der unglUeklichen Bewohner theilte. Es war der letzte Tag jenes Heldenhiiufleins gekommen. Malbor- geth ieuebtete zu dem grossen sclibnen Opfer der Liebe ftlr Monarch und Vaterland; es blieb nicbts als die kahlen Wande, denn der Feind hatte, was den Flammen geborgen, gepliindert. Als der Friede wiederkehrte, aber damit niclit Oesterreich’s schlitzendcr Aar, indem das Kanalthal bald Illyrien angehorte, dann zu Italien geschlagen, den franzosischen Legionen den freien Eingang in das fast ganzlich untcrjochte Deutschland bilden solite, vrollte Mayr, so tlieuer selbst das Unglilck ibm seine Gemeinde gemacht hatte, unter dem Fremdlingsjoche sieh nicht beugen, sondern der Einladung in das oster- reichisch gebliebene Unterkarnten folgen, wo sich ihm ein Asyl bis zur Wiederkehr besserer Tage bot. Die damals ledige Stadtpfarre St. Veit wnrde trotz der vielen Kompetenten dem verliehen, welcher ausgehalten hatte, mitten in Noth und Tod, und am 23 . Juni 1810 nahm Mayr Be- sitz von seiner neuen Pfrilnde, an welcher man ihm zugleich das einfluss- reiehe Amt des Dechants eines der wegen Volksmenge und Schulen be- deutendsten Distrikte tibertrug. Damit hatte sich der Kreis seiner Wirksamkeit sehr erweitert, und seincn Talenten ward Gelegenheit gegeben, sich zu entfalten. Diese konnte bei dem bald darauf beginnenden Freiheitskampfe des Jahres 1813, den darauf folgenden Jahren einer in neuerer Zeit beispiellosen Hungers- und Finanznoth nicht fehlen. Bei so vielen Anlassen, wo guter Eath tlieuer war, holte man hohe- ren Ortes sein Gutachten ein; er war der kraftige Verfeehter manches Bedrangten, das Beispiel dessen, was man in diesen schvveren Tagen zu tliun hatte, um den nach Brod sich ausstreckenden Handen zu helfen, besonders durcli den jenen Gegenden zum Muster betriebenen rationellen Anbau des tiirkischen Weizens. Diese Bestrebungen entgingen den hoeh- sten Behorden nicht, und er wurde als der Mann bezeiehnet, welcher fahig sei, bei der Eegierung an dem Wohle von zvvei Provinzen mitzu- arbeiten. Seine Majestat Kaiser Franz I. ernannte ibn unterm 28. No¬ vember 1818 zum Gubernialrathe in Laibach. Den 15. Janner 1819 schied Mayr von St. Veit, dessen Bewohner ibm die unzvreideutigsten Bevreise ibrer Aclitung, Liebe und Dankbarkeit gaben, mit den Worten, es werde sein Herz nie von der Gurk er Diocese scheideu, der er durch beinahe dreissig Jabre angebort habe. Worte, die sich bald erfiillten, nnd die ihm Klerus und Diocese mit treuer thatsach- licher Liebe zuriiek gaben. Was Mayr als Geistlicher und Studien-Referent zu Laibach von da bis zu seinem Austritte mit Ende Marž 1828 fiir das Gemeinwohl beider Provinzen, fiir die Kegulirung der Diocesen, Herstellung des Pfriinden- und Kirchenvermogens und so vieles Andere that, was in dem traurigen Zeitraume feindlieher Occupationen und der darauf eintretenden Provi- sorien ungemeiu gelitten batte, davon liegen in den Registraturen und Archiven die iiberzeugendsten Beweise, die beredteren aber in den Ge- sinnungen und Iloffnungen seiner Landsleute, die ihm bei der Erledigung des biscboflicben Stubles zu Klagenfurt freudig entgegen riefen, und deren Hoffnungen und Wiinsche, die am 31. Marž 1828 durch den hohen Metro¬ politan zu Salzburg erfolgte Ernennung M a v r’s zum Fiirstbischofe von Gurk erfiillte. Am 20. April erfolgte die feierliche Consecration des Neuernannten zu Salzburg und am 25. darauf dessen Einzug zu Klagenfurt, welcher durch Herzlichkeit des Empfanges, durch die lautesten Freuden-Aeusse- rungen einer ungernein zahlreich herbeigestromten Volksmenge und den Aufwand alles dessen, was Liebe und Ehrerbietung ersinnt, wohl wenig seines Gleichen hatte. Wie bald sind die Jahre seit dem voriibergeschwunden, und wie kurz diinkt Demjenigen, der dieses mitansah, der Raum zwischen dem ersten Besteigen des Hirtenstuhles und dem Hinabsteigen in die Gruft, zwischen dem Glanze eines hoffnungsvoll anbrechenden Morgens und der Dammerung des sinkenden Abends. Er ist gekommen, wie so unerwar- tet friih, mitten im Wirken, so unbefriedigend fiir alle Diejenigen, welche von dem noch kraftig scheinenden Manne die Vollendung so manch’ Be- gonnenen ervvarteten; doch es war ja des Herrn heiliger, ewig weiser Willet Wer die Umstande erwhgt, unter welchen Mayr das Bisthum Gurk antrat, dem die Verwicklungen nicht fremd sind, in welche die Tempo- ralien dieses zwar reich dotirten, aber allen Wechselfpllen des Handels und der Industrie ausgesetzten Bisthums gekommen sind, der mag die Thatkraft dieses Mannes bewundern, welcher mit schon alternden Handen das Steuerruder des lecken Schiffes da ergrilf, wo es noch gegen vvidrige Elemente zu kampfen hatte. 163 Filrstbischof nnd Kardinal Salm hatte sich seiner Gtiter entschla- gen nnd arm, doch mit dem Bewusstsein seines edlen Herzens, verliess er eine Welt, welcher Hoeliderselbe noch zuletz das schonste Beispiel frommer Besignation gegeben liatte. Fiirstbischof Paulitsch tibernahm das Bistbum als hochbejahrter Greis; Sorgen trlibten seine Ietzten Tage und er hinterliess nach kurzem Walten eine sehone Erinnerung anf sechzig Jahre, in welchen er Kla- genfart als hochverehrter Seelsorger der Diozese, als weiser Leiter und grlindlicber Gottesgelehrter vorstand, so wie er den Armen seiner ersten und Ietzten Heimat sein ganzes bedeutendes Vermogen binterliess. Fiirstbischof Mayr batte als Referent den Stand der Dinge ken- nen zu lernen Gelegenheit; allein die traurigen Verhaltnisse, welche den karntnerischen Eisenbandel bis zum Jabre 1833 niederhielten, verei- telten zum Theil seine scbonen Plane oder verschoben sie doch auf eine fernere bessere Zeit. Indessen er hatte diese vorbereitet; er fubrte einen grossen Theil der bisthiimlichen Werkgebaude neu auf, verbesserte die bestehenden, wirkte auf gute Erzeugung der Waare, bffncte neue Han- delswege. Dieser Kampf, diese Sorgen, die nngeheure Schuldenlast, welche das Bisthum niederdriickte, wie mussten sie oft das Gemiifh des Mannes nmdustern und aufregen, welcher so mit vollem Herzen die Fussstapfen eines Salm als Mensebenfreund und frirstlicher Spender betrat, aber auch sein Schicksa! zn theilen bedroht war. Er hat es bestanden; ein grosser Theil der Passiven wurde getilgt und die von allerhocbster Gnade erhaltenen Vorschbsse zur Restauration des Bisthums ver- wendet. Wir kebrten uns zuerst dieser Seite zu, wir wogen im Voraus diese Hindernisse, weil sie die gewichtigsten sind, auf der Wagschale mensch- licher Bestrebungen, eine Blirde, die den mit dem Hirtenstabe Einher- schreitenden, dem der gottliche Meister keine Last weltlieher Sorge zu- dachte, schwer darnieder driieken. Ftirstbisebof Mayr fubrte ihn dessen nngeachtet mit einer Kraft und Ausdauer, welche der lauteste Beweis der in ibm wohnenden Geistcsanlagen, des reich begabten Gemuthes und der ausgebreftetsten Erfahrungen waren. So wie er zu Hause unausgesetzt nm das Wohl der Diozese bekiimmert war, den Rathssitzungen prasidirte, nnd sich besonders um die Heranbildung seiner Alumnen, deren Prbfun- gen er in der Regel beiwohnte, besorgt war, nahm er Jahr auf Jabr die canonisehen Visitationen in den einzelnen Dekanaten seiner Diozese vor, oft auch mehrere nacbeinander. Ru s ti g und stets wohlgemuth ertrug er alle Beschwerden und nicbts uberraschte so sehr als seine Rednergabe, mit welcber er in frliheren Jabren oft Tag fiir Tag Vortrage an die Ge- 1 164 meinden, gleich Fen elon, n a eh einer sehr knrzen Vorbereitung hielt, voli Warme, praktischer Anwendung und gerniithlicher Beziehungen. Schade, dass sie als eztemporirt nicht za Papier gebrackt wurden, so wie er denn einen grossen Tbeil seiner Anreden in kurzgefasstem Latern concipirte. Eben so trugen jene Predigten, welebe er bei ausserordentli- chen Anlassen in unserer Mitte hielt, jenes Geprage wahrer Kanzelbered- samkeit. Im Geschaftsfache von jeher bewandert und als Gubernialreferent vielseitig ausgebildet, liebte er erschopfende Darstellung und Begriindung. Unter ihm wurden der Diozese, sowobl bei einzelnen Pfriinden und Kir- chen als bei ganzen Korporationen, wichtige Kechte und Vortheile gesi- ehert und dem bistkiimlichen Patronate manche schwere Lasten abgenom- men. In seinem Style herrschte die seinem Temperamente eigene Lebhaf- tigkeit, welche sieh nicht selten zu demosthenischer Glutb steigerte. Un- gemein schnell im Auffassen verbreitete er sich mit vieler Sachkenntniss und Scharfsinn iiber die verschiedenartigsten Zvveige des praktischen und Geschaftslebens, eine Gabe, welche ihn an die Spitze so mannigfaltiger Vereine stellte. So wie sich Furstbischof Mayr in hoheren Zirkeln mit Leichtig- keit bewegte, konnte es ihm bei seinem richtigen Takte nicht fehlen, die Verhaltnisse von der Seite zu nehinen, wie sie es sollteu. Seinem Vaterlande mit ganzer Seele zugethan, Nutzniesser einer der grossten Entitaten, daher eingeweiht in das Triebwerk des bkonomisch-industriellen Lebens, vertraut mit der grossen Bedeutung des Bergwesens, vertrat er Karntens Interessen mit aller der ihm eigenen Energie, sovvohl als stan- discher Ausschuss, als in der Eigenschaft als Direktor der nun k. k. karntnerischeu Gesellschaft fiir Ackerbau und Industrie. In dieser Eigen¬ schaft war er in der Lage, durch das Vertrauen und die Gunst hochge- stellter Personen fiir Karaten eingreifend zu wirken ; und von ausge- zeichneten intellektuellen und praktischen Kraften der Gesellschaft unter- stiitzt, Karntens Bestrebungen zuin Aufschwunge der Landwirthscbaft und besonders der Montanindustrie auswarts in ein vortheilhaftes Licht zu stellen. Die landwirthschaftlichen Vereine in Oesterreich, Bohmen, Steiermark, Krain und Gorz ernannten ihn zu ihrem Mitgliede, eine ehrende Anerkennung, sowohl seiner Personlickkeit, als der trefflichen Leistungen einer Gesellschaft, welehe er leitete. Durch seineii Tod hat dieselbe einen grossen Verlust erlitten! Schade nur, dass sein zu friihes Ende es ihm nicht mehr erlaubte, der Armen-Instituts-Kommission zu Klagenfurt, als Prases, eine gleiche Sorgfalt zuzuvrenden. Wie sehr er es wiinschte, beweist sein Testament, in dem er die Armen seiner Diozese als Universalerben einsetzte. 165 In seinem Leben galt der Wahlspruch aus unserem Motto: Omnis in hoc fuerat prudentia et ardor honesti, cura locuturi pectoris ante Deum. Strenge in Beobachtung kirchlicber Vorschriften, Klugheit und Anstand stets beriicksichtigend, war der Hochselige im Leben sehr tolerant und vorsicbtig in Beurtheilung und Behandlung fremder Ver- haltnisse, so wie seine Verfiigungen als Oberhirt die Erhaltung des Frie- dens der Gemiither beabsiebtigten, wenn er gleich seiner Stellung zu Kirche und Staat nie was vergeben wollte und konnte. 166 lathias A c h a z e 1, k. k. Professor ant lycenm zn Klngenfurt and Hanzlcr de? k. k- karat. landwirthsckaft -Gesellschaft. Hie Jugendgeschichte des Professors Achazel verdankt man einer in seinern Nachlasse vorgefundenen, von ih m selbst verfassten Lebens- skizze; sie enthalt eine Reihe von Entbebrungen und Hindernissen, unter deren Einfluss nnd Uebemindung sich seine Kraft stahlte, sich sein edler, gerader, anspruchsloser und gediegener Charakter heranbildete. Matbias Achazel ist im Dorfe Gorintschach, Pfarre St. Jakob, Be- zirkes Roseck, im Villaclierkreise am 24. Februar 1779 geboren. Sein Vater war Besitzer einer kleinen untertkanigen Realitiit von geringem Grundbesitze. Als achtjahriger Knabe begann er seinen Schuibesuch; er mnsste wegen Mangel einer Sckule in der Pfarre St. Jakob im Win- ter in die, eine Stunde von seiner Heimat entfernte Trivialsckule zu Ro¬ seck geken, bis im zweiten Semester der damalige Kaplan von St. Ja¬ kob ihm und fiinf anderen Knaben in seinem Zimmer unentgeltlicken Unterricht ertkeilte. Nackdem er kernack die kurz darauf in St. Jakob erricktete Trivialsckule durch zwei Jalire besuekt katte, wurde er im dritten Jahre schon als Stellvertreter des Lehrers vervvendet. Seinen Eltern, welehe ikri zur Fortsetzung des Schulunterricktes nach Klagen- furt zu senden wtinschten, mangelte hiezu das Vermogen. Die edle Haudlung des damaligen Kaplans in St. Jakob, Franz Hudelist, gab seinem Leben die gewiinschte Richtung. Dieser Priester, die leichte Auffassungsgabe Aehazels erkennend, liatte d en Edelmuth, fiir ihn das erste Jahr das Quartiergeld in Klagenfurt aus eigenen Mitteln zu be- zahlen. So in die zweite Normalschulklasse eintretend, die Mittagssuppe bei den damaligen Franziskanern holend, spater mit der kleinen Taxe als Schulfamilias sich durchhelfend, vollendete er den Normalschulunterricht mit Vorzugsklassen, unter Entbehrungen, wovon sicb mancher Studie- rende nichts traumen Iasst. In der ersten lateinischen Scbule erhielt er ein landesftirstliches Stipendium von 50 fl., womit er, nach seiner eigenen Angabe, vollauf zu leben gehabt hatte, wenn er nicbt seinen Vater, der an langen Krankheiten litt, hatte unterstiltzen mlissen. Von der dritten Grammatikalklasse an gab er haufige Instruktionen, manch- mal bis an sieben Stunden taglich ; diese vrohlthatige Aushilfe fiir so manchen armen Studierenden. setzte ihn in den Stand, nebenbei franzo- sisch zu lernen, seinen ebenfalls studierenden Bruder und seinen Vater zu unterstiltzen. Wahrend seine Mitschtiler sich der Ferien erfreuten, instruirte Achazel als ihr Substitut, so sich die Erfiillung obiger Zwecke durch freiwillige Entbehrung seiner Jugendfreuden moglich machend. Im Oktober 1801 solite Achazel in die Theologie eintreten, und abermals trat, durch seine Tiichtigkeit und das dadurcli errungene Wohl- wollen herbeigefiihrt, ein zweiter Wendepunkt seines Lebens, durch den ohne sein Vorwissen an die Landesstelle gestellten und von hochselber genehmigten Antrag seines wahrend der Ferien erkrankten damaligen Professors der Mathematik, Pariš v. Giuliani, ihn als dessen einst- weiligen Supplenten anzustellen, ein. Nach der 1806 erfolgten Jubila- tion seines Vorgangers wurde Achazel anfangs 1807 als wirklicher Professor der Mathematik dekretirt. Aus Vorliebe zur Landwirthschaft besuchte er von 1809 bis 1811 die offentlichen landvvirthschaftlichen Collegien als Gast, unter dem damaligen Professor der Landwirthschafts- lehre, nachherigen Regierungsrathe Doktor Burger, nach dessen Ab- gange er 1820 auch diese Lehrkanzel tibernahm. Bereits 1811 Mitglied unserer Landwirthschaft-Gesellschaft, wahlte ihn diese 1820 zum Kanzler. Nachdem 1825 die Naturgeschiehte mit der Landwirthschaftslehre ver- einigt wurde, iibernahm er auch diese und die Schriften, nach denen er docirte, wurden liohen Orts beifallig censurirt und als Leitfaden appro- birt. Als Senior der Professoren, stand er viermal bei dem Wechsel der Direktoren dem philosopliischen Studien-Direktorate, einmal durch funf Jahre (1820 bis 1825) vor. Im Jahre 1835 vermahlte er sich mit der verwittweten Frau Čarobna Hub er, einer gebornen von Plat z er n. Unermtidet bestrebt, das Wohl seines Vaterlandes befordern zu helfen, suchte er sich stets mit dessen Zustanden, besonders denen der 168 Landwirthschaft und der Industrie, vertraut zn maehen, bot tlberall, so weit es seine Krafte gestatteten, bereitwillig seine Hand, nnterstiitzte mit Ratli und That. So verbreitete er auf die mannigfaltigste Weise, durch Aufsatze, mlindliche Unterweisung, Beispiel und Beibilfe eine Menge landwirthscliaftlicber Kenntnisse unter die verschiedenartigsten Stande. Wobl wissend, dass man in Verbreitung ntitzlicber Begriffe und um guten Sachen allgemeinen Eingang zu versehaffen, besonders auf die Jugend wirken miisse, gab er sich alle Miihe, angehenden Lehrern und Theologen in der Pomologie, in der Veredlung und Pfiege der Obst- baume, tbeoretischen und praktischen Unterricht zu geben, damit sie einst diese hochst nittzlichen Kenntnisse auf die Jugend ihrer Schul- und Pfarrsgemeinden iibertragen mogen. So wie er einerseits als Pro- fessor thatig, billig und gerecht war, und durcb seinen leichtfasslichen, klaren, mitunter praktischen Vortrag seinen SchUlern den vorgetragenen Gegenstand angenehm zu maehen und das Auffassen desselben zu er- leichtern wusste, war er stets ein vaterlicher Freund derselben. Seine Wohlthatigkeit gegen Arme, besonders in dem Mangeljahre 1816, wo er nebst bedeutenden Geldbeitrkgen besondere Dienste in deren Verkostung mit Rumford’scher Suppe leistete, ist bekannt. Allem, was er fiir die asthetische Bildung oder das materielle Wohl seines Vaterlandes als niitzlich hielt, schenkte er seine Theilnahme, seinen Beistand, seine Mithilfe, und scheute, ungeachtet seiner ohnehin so sehr in Anspruch genommcnen Zeit, selbst in der letzten Zeit seiner Kranklichkeit, nicht die daraus hervorgehende Arbeit. Jede vaterlan* disclie Tendenz war dem echten Patrioten eine neuc unabweisliche Auf- forderung zu thatiger Mitvvirkung. Was der Šelige als Lehrer in diesen drei wichtigen Lelirfachern leistete, wie viol des Guten er verbreitete, kanu und wird seine grosse Anzahl Schiiler freudig bezeugen. Wie praktisch seine Vcrtrage waren, wie gross seine Bereitvvilligkeit war, jeden Fragenden zu belehren, wie auffallend seine Einfachheit und Be- scheidenheit bei so grlindlichem und viol umfassendem Wissen, bedarf nicht erst einer Anpreisung, da es in den dankbaren Herzen seiner Zeit- genossen unausloschbar eingepriigt, und am deutlichsten aus den Friich- ten zu erkennen ist, wozu er den Samen gestreut und fortvvahrend an dem Gedeihen der Pflanzen gearbeitet hat. Was Achazel in der okonornischen Literatur leistete, bezeugt die „Carinthia“ in allen ihren Jahrgangen, in vvelchon er seine vielen Erfahrungen und Belehrungen zuerst bekannt maclite, bis im Jahre 1844 die karntnerische Gesellschaft zur Beforderung der Landvvirthschaft und Industrie, deren Kanzler der Šelige seit 1820 war, ihre eigene Zeitschrift herausgab, deren Redaktion auch ihm oblag, und 169 worin er mm eben so thatig seine letzten Aufsatze, deren Žabi nicht gena g war, niederlegte. Ungeheuchelte Frbmmigkeit, unbegrenzte Wohlthatigkeit, besonders gegen arme Studierende, Offenheit bis in das Kleinste, treue Freundschaft, Tbeilnahme |durch Wort nnd Tbat an allen gemeinniltzigen Anstalten, vorztiglich jenen, die seinem beiss geliebten Karnten zum Kutzen und zur Ehre gereicbten ; unermudete Thatigkeit (obschon sehr leidend, gab er drei Tage vor seinem Tode noch Vorlesungen), Uberbaupt ein edles, biederes Herz, in dem kein Falsch, kein Hass Wurzel seblagen konnte, und welcbes besonders mit Liebe gegen AHe, die einst seine ScMiler waren, erfiillt war, waren die Hauptziige seines Charakters, und liessen Jeden in ihm einen Mann lieben, der das Muster eines praktisehen Lehrers, eines treuen Staatsdieners, tiberbaupt eines wahrbaft e dl en Mannes war. So scbenkte er der karntnerischen Landwirthschaft-6esellscbaft den dermalen ibr eigenen Gesellschaftsgarten sammt Stadel und Grundstiieken, welches Opfer ihm aliein fiir den Ankauf des Grundes 1700 11. C. M. kostete. um dadurch die Gesellsckaft selbst in den Stand zu setzen, Ver- suche zu maclien, Baumschulen anzulegen etc.; so ivurde er Mitgriinder der kaintnerischen Sparkasse, Mitglied der Handelskommission , des Musikvereins; so nahm er thatigen Antheil an den miihsamen Vorarbeiten zum Entsumpfungselaborate des Waidmannsdorfer Mooses; so war er eines der tbatigsten Mitglieder der karntnerischen Abtbeilung des Industrie- Vereines, in welchem er nun schon im dritten Jabre unentgeltlich Vor¬ lesungen liber Meebanik gab, so stellte er in der Absicht, die Originalitat und den Bilderreicbthum der slavischen Dichtkunst zu zeigen, seine Sammlung karntnerisch-slaviseher Volkslieder zusammen, wovon zwei Auflagen ersebienen sind; so batten seine vielfachen Aufsatze in den Heften der Landwirthschaft-Gesellschaft, in der „Carinthia“, seine hiiu- figen Vortrage bei den Sitzungen unseres landwirtbscbaftlicben Vereines, stets eine vaterlandische, gemeinntitzige Tendenz. No eh in der letzten Zeit, als seine Kranklichkeit Erbolung und Bewegung erheischt hatte, mit welcher Vorliebe widmete er sich nicbt der Bedaktion des von der Landvvirthschaft-Gesellschaft seit Juli 1844 herausgegebenen periodischen Blattes, welches so viele niitzlicbe Auf- satze von ihm entbalt. Seine ausgebreiteten Kenntnisse fanden auck auswarts Anerkennung. Ungesucht wurde er von den Landwirthscbaft-Gesellschaften zu Wien, Graz, Laibacb, Gbrz und von Tirol zum Mitgliede ernannt. Wahrend er dureb seine edle Einfachbeit, seine gerade Biederkeit, seine Sittenreinheit Jedem, der mit ihm Umgang pflog, lieb wurde, er- s* vvarben ihm seme Einsicht, sein Wissen, sein echter Biirgersinn die all- gemeine Achtung; ohne den Anstand im Umgange je zu verletzen, die Kenntnisse eines Gelehrten in si eh vereinend, klar und reich in seinen Begriffen, nnd in der Gabe, sie wieder zu geben, bewahrte er jedoeh in Allem eine solehe edle originelle Einfackkeit, welche stets in gewinnender Weise durchschimmern Hess, wie sehr er dem Stan de, aus dem er ab- stammte, in Liebe ergeben vvar, so wie er gerne jede iibrige Zeit, vvelche ihm zur Erholung hlieb, mit laudlichen Beschaftigungen ausfiillte. Mit Bangen sahen wir ihn von einer Krankheit befallen werden, deren Erscheinen schon bedeutende Storungen in den zum Leben rnoth- wendigen Organen voraussetzte. Kurz vor seinem Tode fiihlte er, dass seine Tage gezahlt seien und riihrende Anklange dieser Ahnung kamen iiber seine Lippen, welche seine philosophische Gefasstheit, seine Reli- giositat und seine Mensckenfreundlickkeit zugleich beurkundeten. Bedeu- tend krank, besuchte er fortwahrend seine Coliegien. Nack kurzem zvvei- tagigen Krankenlager verschied er am 23. November 1845 Nachts um 2 Uhr, eines sanften Todes. Das Hinsckeiden weniger Menschen wird eine solehe allgemeine Theilnahme erwecken! — sein Leiehenbegangniss war der Bevveis, welcher hohen Achtung und Liebe der Šelige unter allen Klassen der Bewokner von Klagenfurt und ganz Karaten sich zu erfreuen hatte. In Klagenfurt war nur jenes des grossen Botanikers, einstigen Pro- fessors der Mathematik und Ex-Jesuiten Baron Wulfen, im Jahre 1805 damit zu vergleichen. Alle Dikasterien, sammtliche Schulen, der ganze Klerus, ein grosser Theil des Offizier-Corps vom vater- landischen Regimente und viele Seelsorger vom Lande, die sich gliieklich schatzten, seine Schiiler gewesen zu sein, fanden sich dabei ein. Alle, die einst seine Schiiler waren, und wie viele waren es nicht durch sein vier und vierzigjahriges Wirken als Professor! so wie die Mitglieder der Landwirthschaft-Gesellschaft begleiteten mit breunenden Kerzen den Geliebten auf seinem letzten Wege. Man sah auf den ersten Blick, dass die so zahlreiche Versammlung etwas Hoheres, als die blosse Form, zusammenrief; Trauer, Ergriffensein sprach sich allgemein aus, Thranen flossen reichlich, man sah, die irdiseken Reste eines Mannes wurden zurRuhe gesenkt, dessen Leben ein Ckarakterbild von seltener Vortrefflich- keit und Ehrenhaftigkeit war, dessen Vv r irken Vielen gentitzt hatte, dessen Tugenden allgemein anerkannt waren. Der Staat verlor an ilun einen biederen, seinem Fiirsten und Vaterlande treu ergebenen Burger, Kiirnten einen wahren, das ist, werk- thatigen Patrioten, die kiirntnerische Landvvirthschaft-Gesellschaft einen umsichtigen, vielseitig gebildeten Kanzler, die Mitglieder des Ausschusses 171 der Gesellschaft einen verefcrten Freund, seine Schliler einen vaterliehen, gcliebten Lehrer. Dankbar weiht der Gesellsebafts-.Ausscliuss diese kurze Darstellung dessen, was er war, seinem tlieuren Andenken, mbgen diese Reminis- cenzen aus dem Leben des Edlen eine Blume sein, niedergelegt von Freundesband auf seinem Grabcshiigel, in lauterer Wahrheit und obne Scbmuck vor nnsercm Karaten, vrelcbes das Gcdachtniss an den Hingescbiedenen gcwiss treu und lange bewahren wird. it* 172 Thaddaus v. Lanner. Ibaddaus v. Lanner wurde arn 17. Dezember des Jahres 1790 zu Eberndorf geboren, wo sein Vater Melchior an der damals bestehen- den Staatsherrschaft als Kontrollor bedienstet war. Intelligenz und ge- meinniitzige Wirksamkeit scheint sicb in seiner Familie wie ein Fami- lienerbgut von Vater auf Solin fortgeerbt zu baben; denn wie schon Melchiors Grossvater Andreas von Kaiser Karl VI., wie es in dem am 23. Marž 1733 ausgestellten Adelsbriefe heisst, wegen seines und seines Vaters gemeinntitzigen Wirkens in den osterreiehiscben Adelstand erho- ben wurde, so machte sieb auch Melchior durck ahnlicbe Bestrebungen bemerkbar; wir finden seinen Namen in den Akten der karntnerischen Landwirthschaft verzeichnet, indem ihm diese wegen Oelerzeugung aus inlandischen Pflanzen den ersten ausgesehriebenen Preis von 200 fl. und die Gesellsehaftsmedaille zuerkannte; auch erhielt er eine Konzession auf eine nach einern von ihm erfundenen Mechanismus konstruirte Ge- treidemiikle. Lanner verlebte seine erste Knabenzeit theils in seinem Geburts- orte, theils in Kleinkirchkeim, wohin sein Vater als Hofrichter, theils zu Portschach, wohin dieser als Kamera!vervvalter befordert worden war. Schon im Jahre 1797 aber kam er nach Krumpendorf, dem Schauplatze seiner ganzen folgenden Lebensthatigkeit, indem sein Vater diese Herr- schaft vom Freiherrn v. Schluga erkaufte und mit seiner Familie dort seinen Wohnsitz nahm. Hier hatte die Familie in den darauf folgenden 173 Kriegsjahren vielfache Plakereien, Schreeken und nicht unbetrachtlichen Schaden, bei den immerwahrenden Durchzligen der feindlichen Heeresab- theilungen zu erleiden. Nach einem solchen riiuberisehen Ueberfalle ma- rodirender Franzosen im Jabre 1809 starb Lanners Mutter Helene (eine geborne Valland aus Wolfsberg), vor deren Augen ein Knecbt erschossen wurde, an den Folgen des erlittcnen Schreckens. Den ersten Jugendunterricht erhielt Lanner an der Normalschule und gpater am Gymnasium zu Klagenfurt, ging jedoeh bald von diesem zur Handlung liber, fiir welche ihn sein Vater bestimmt hatte. Tndess verliess er den Handelstand schon im Jahre 1812 wieder und kehrte nach Krumpendorf zuriiek, um die dortige Wirthsehaftsleitung zu iiber- nehmen. Sein Vater war namlich durch allerlei Unglticksfalle, die ihn in den Kriegsjahren getroffen, vorziiglich aber durch einen Rechtsstreit, den er gegen die Stande Karntens ftihren rnusste und schliesslich ver- lor, in einen stark en Passivstand gerathen, so dass Krumpendorf in Gefahr war, im Exekutionswege verkauft zu werden. Der junge Lanner, obwohl erst 22 Jahre alt, iibernahm dennoch das Gut mit seiner Schul- denlast, und so sehr hatts sieh bereits die Verstšindigkeit und Verlass- lichkeit seines Charakters ausgebildet, dass die Stande ihm bei der Uebernahme zutrauensvoll die Abzahlung der in Folge des verlornen Prozesses schuldigen Summen in Raten bewilligten und melirere Freunde ihn grossmilthig unterstiitzten. Im Jahre 1815 wurde mit Eintritt seiner Grossjiihrigkeit Krumpendorf auf seinen Namen umschrieben. Noch im namlichen Jahre vermahlte er sich mit Uršula Ulbing, aus welcher Ehe ihm 6 Tochter und 1 Sohn hervorgingen. In den folgenden Jahren sehen wir Lanner unterstiitzt von dem fleissigen sorglichen Walten der emsigen Hausfrau, seltene Intelligenz, rastlosen Fleiss und eine umsichtige, alle Umstande klug beniitzende Thatigkeit entwickeln, dass es ihm in kurzer Zeit gelang, nicht nur den ihn von allen Seiten umringenden Verlegenheiten sich zu entwinden und in kurzer Zeit den Grund zu seinem spatern Wohlstand zu legen, sondern auch sich die Achtung und Zuneigung seiner Mitburger in solchem Masse zu erwerben, wie sie nur den Besten eines Landes zu Theilwird. Schon nach zwei Jahren war er im Stande, die in der Kotli der Ueber¬ nahme verpachteten Griinde wieder zurtickzunehmen, uud das zur Bezah- lung der dringendsten Forderungen verausserte Inventar wieder beizu- schaffen. Im Jahre 1819 errichtete er die Bierbrauerei, ervvirkte die damals untersagte Biereinfuhr nach Klagenfurt und erweiterte bedeutend den ganzen Wirthsehaftsbetrieb zu Krumpendorf. Wahrend aber so unter seinen kundigen, rastlos fleissigen Hauden sein ausgedehnter Wirthschaftsbetrieb sichtlich gedieh, vermochte er auch anderen Unternehmungen seine Anfmerksamkeit und Tbatigkeit zuzuwen- den und es ist kcin Zweifel, dass er auch diesen einen grossen Theil seines spatern Wohlstandes zu verdanken hatte. Er pachtete niimlich die Einhebung der Verzehrungssteuer, Daz (dazio), wie diese da- mals genannt wurde, und zwar im Jahre 1820 von den nabeliegenden Bezirken, dehnte diese Pacbtung jedoch sebon im folgenden Jabre auf mebrere Bezirke in Oberkarnten und hinsicbtlich des Bieraufscldages auf den Judenburgerkreis und bald darauf in Verbinduug mit Herrn Mandl in Moosburg liber ganz Steiermark a us, zu welchem Zwecke er diess Land mehrmals bereiste; diese Steuerpachtungen setzte er in den fol¬ genden Jahren in versebiedenen Bezirken abwechselnd ununterbrochen fort und erbielt endlicb im Jabre 1831 den Gesammtpacht der Biersteuer im ganzen Konigreiche Illyrien um den Betrag von 70.000 fl., im fol¬ genden Jabre aber, der drohenden Cholera-Epidemie wegen, um 49.000 fl. Das Jabr darauf wurde Lanuer von der Kameralgefallen-Verwaltung in Laibacb in sebr schmeichelhaften Ausdriicken aufgefordert, an der Ver- steigerung derselben Steuer theilzunehmen und erbielt die Pacbtung um 65.000 fl., obwohl Michael Fischer in Wien um 2500 fl. mehr geboten batte und als 1834 die Regierung die Einhebung dieser Steuer in eigene Yerwaltung nahm, wurde Lanner von den Behdrdcn die Zufriedenbeit mit seiner Geschaftsfiihrung ausgedriickt uud sein Verfahren als nacb- ahmungsvvurdig bezeicbnct. Mitten miter diesen ausgebreiteten und wie wir voraussetzen miissen, eben so beiklichen als mlihevollen Unternehmungen war Lanner doeh unablassig darauf bedacht, seinen grossen Wirthschaftsbetrieb zu ver- bessern, zu erweitern, neue Industriezweige mit demselben zu verbinden, jedwede neue Erfindung auf seinem Grunde einzubiirgern und sich nutz- bar zu machen. Nacbdem er, wie wir oben erwahnt, sebon 1819 Bierzu brauen angefangen, baute er 1822 zuKrumpendorf eine neue Brauerei, 1825 den grossen Bierkeller, umstaltete 1823 das Meierhaus zur Brannt- weinbrennerei und begann gleicbzeitig eine Viehmastung im Grossen, zu welchem Zwecke er bis 1829 den grossen Stali, auf 124 StiickVieb, erbaute. Gleicbzeitig erbaute er die iibrigen Wirtbschaftsgebaude vom Grunde auf neu oder umstaltete sie zweckentsprechend, kaufte die zur Abrundung seines Betriebes dienenden Wertnigg- und Piberhuben und 1825 die Herrsckaft Rottenmann, die er jedoch zwei Jabre darauf wieder ver- kaufte, nacbdem sein Vater, der sie venvaltet liatte, gestorben war. Lanner ubernahm 1828 die Abstoekung des Biirgerspitalberges in Dobein bei Keutschah; er und Ebner waren die ersten, vvelche 1830 auf Abbau des Turier Steinkolilenlagers sich belehnen liessen. Im Jabre 1833 begann er in Krumpendorf die Zuckerfabrikation aus Runkelriiben and als diese 1840 aufgelassen wurde, die Sehnell- essigfabrikation. Sehon um diese Zeit begann er aueh ausgedehnte Maulb eerpflanzungen und Wiesenbewasserung und voileudete den Bau des Schlossesin Drasing, was er im Jahre 1832 als Ruine ge- kauft hatte. So hatte L a n n er, seitdem er das vateriiche Gut iibernommen, fast 3 Jahrzehende in rastloser Arbeit und unternehmungsvoller Thiitigkeit zugebracht; es hatte seinem verstandesklaren WolIen, seinem nie ermttden- den Streben aueh immerdar die Sonne des Glitckes geliichelt, allenti)alben war allen IJnternehmungen der giinstigste Erfolg zur Seite gestanden; aber aueh im enggezogenen Kreiseseiner Hauslichkeit wa.r Lanu er gliicklich im Anblick seiner Kinder, die er im vollsten korperliehen, wie geistigen Wohlsein heranwaehsen und gedeihen sah. Doch aueh sein bisher so gluekerfiilltes Leben solite nieht frei von herben Priifungen sein, ja Lanu er hatte die harteste zu bestehen, die ihm die Vorsehung aufer- legen konnte. Von seinen 7 Kindern war nur das drittgeborne ein Sohn, der in korperlicher wie geistiger Beziehung in vollster Gesundheit sich ent- wickelt hatte. Mit Leichtigkeit erlernte der Knabe die Anfangsgrimde des Wissens und tiberflligelte sein reich begabter Geist in den Gymna- sialstudien die rneisten seiner Mitschiiler, er war ebenso der geliebte Freund seiner Jugendgenossen wie der bevorzugte Liebling seiner Lehr er. Musste ein so liebenswiirdiger Jiingling mit so warmem Iderzen und so ungewohrdiehen Fahigkeiten, wozu eine ausgesprochene dichterische Be- gabung gehorte, die Freude und der Stolz jedes Vaters sein: so ist es selbstverstandlich, dass aueh Lanncr’s vateriiche Liebe, die er zu seinen Kindern hegte, in dem einzigen hoffnungsvollen Sohne sich gipfelte, in ihm die reich en Hoffnungen des Vaterherzens sich concentrirten und die Eadien seiner Wiinsche und Erwartungen, die er nach allen Richtungen in den weiten Kreis seines Schaffens und Wirkens ausgedehnt, in dem Sohne, dem dereinstigen Erben und Vollender seiner Bestrebungen, wie in einem Brennpunkte zusammenliefen. Der junge Eduard hatte bald das 20. Lebensjahr vollendet und studierte eben im Elternhause die Eechtswissenscbaft, als er an Gehirnentziindung erkrankte und am 26. Dezember 1840 in den Amen seines Vaters verschied! Der Schlag, der eine so reiche Saat vollberechtigter Hoffnungen vollig zerstorte, war filr LanneFs tiefes Gemiith ein fast verniclitender, er verfiel alsbald in eine lange und dauernde Krankheit, von der er sich nur langsam erholte, naehdem er im nachsten Jahre die Kur zu Karls- bad und in den beiden darauffolgenden die zu Eohitsch gebrauchte, und kleinere Eeisen in Begleitung seiner Tochter gemacht hatte. Kehrte abcr auch allmahlich die Gesundheit vvieder, so konnen wir d o eh nicht verkennen, dass der belebende Nerv seiner Thatigkeit, der Muth and die Freude gebrochen war, init der er friiher neue Arbeiten begonnen, die alten Unternehrnungen fortgesponnen und erweitert hatte. So schen wir Lan n er, der auch bereits im 50. Lebensjahre stand, als er in seinem Sobne die schonsten Lebenshoffnungen begrub, keine neuen vveitaus- sehenden Unternehrnungen mehr beginnen, aber ganz erstorben war sein Thatigkeitsdrang nocb lange nicht. In dem Masse als mit der wiederkehrenden Gesundheit sein ge- beugter Geist sich rvieder erhob, kam auch die alte Lust des Scha/ffens und der Arbeit vvieder und vvahrend er scinen Wirthschaftsbetrieb zu verbessern und was Erfahrung und Wissenschaft Neues foiderte, dem- selben anzupassen bemiiht war, liess ftir dic Arbeit seiner letzten Lebens¬ jahre in seinem Gemiithe die vvarme Liebe zu seiner Ileimat einen sanften Abendschimmer jenes Sonnenglanzes auflcuchten, der mit seines geliebten Sohnes Hinscheiden erloschen war. Wo es zum Frommen der Heimat zu schaffeu. und zu vvirken galt, fchlte Lanner’s immer bereite Hilfe, sein einsichtsvoller Ratb, seine hingebeade Thatigkeit nie, sein Name ist mit dem Werden und Gedeihen aller heimisclien Institute innig verflocbten. Zwanzig Jahre. noch, nachdem ihm seine grbsste Lebens- freude genommen, wirkte und schuf Lanncr’s Liebe zu seiner Heimat ftir dieselbe, bis sic mit seinem Leben erlosch. Wir miissen uns begniigen, hier seine rastlose Thatigkeit nur an- deuten, ohne in die Bedeutung und Erfolge derselben eingehen zu konnen. Sehon im Jahre 1828 wurde Lanner Mitglied der heimisclien Lan dwirthschaft-Gesellschaft, 1835 Aussehuss derselben und blieb es bis zu seinem Tode. Im Jahre 1831 wurde er Mitglied der damals bestehenden Handelskommission, der er unter mehrfacher Anerkenuung treffliche Arbeiten lieferte. Im Jahre 1835 war er mit unter den Griindern der karntnerischen Sparkasse und wurde in der Stifter-Versammlung zum Direktor derselben gcvvahlt. 1836 wurde er vom illyriscben Gubernium zum okonomischcn Beisitzer bei den Be- rathungen des neuen Katasters erwahlt, im folgenden Jahre ward er, nachdem er dem niedcrosterreichischen Industrie-Vereine beige- treten war, zum Dele g ations aussehuss ervvahltund hielt als soleher bei der allgemeinen Versammlung in Graz einen Vortrag. Bei der 1838 zur Feier der Anwesenheit Sr. Maj. Kaiser Ferdinand veranstaltetcn Industrie- Ausstellung war L a n n e r in der A u s s t e 11 u n g s - und B e u r t h e i- lungs-Commis sion, er ward 1841 von der Landwirthschaft-Gesell¬ schaft zum Direktors-Stellvertreter und Gaukorrespondenlen Yon Krumpendorf und Glanthal gevvahlt, besuohte 1846 die Versammlung 177 der deutschen Land- und Forstwirthe zu Graz und hielt dort semen Anfseben erregenden Vortrag itber Hornviehernabrung. Als im Jahre 1847 auch in Karnten das Bediirfniss politischer Re¬ formen gefiihlt wurde und die Stiinde Karntens, diesem Bediirfniss ent- gegenkommend, eine Neugestaltung der offentlichen Zustande herbeizu- fiihren anstrebten, ward Lanner in den zu diesem Zvveeke gebildeten verstarkten standiscben Ausschuss berufen und arbeitete in dem aus demselben bervorgegangenen Comite, den von diesem dem Landtage vorgelegten Gesetzentwurf zur „Ablt>suug der Natura 1- leistungen“, so wie in einem andern Comite einen Entwurf einer im boben Grade entsprecbenden und freisinnigen Gemeinde-Ordnung aus und war tiberhaupt einer der eifrigsten nicht n ur, sondern gewiss auch keDntniss- und erfahrungsreicksten Mitglieder des genannten Aus- sehusses. Dieser seiner politischen Tbatigkeit ward 1848 ein nocli grbsserer Spielraum geoffnet, als er als Mitglied des Landtages von Karnten und zu dem im Juli eroffneten Reicbstag und zwar in Volkermarkt und Klagenfurt zugleich als Abgeordneter gewablt vrurde undletzteren Wablbezirk zu vertreten annabm. Lanner sass im Reicbstag im linken Centrum, ging mit der an Kaiser Ferdinand nach Innsbruck ent- sendeten Ergebenbeits-D eputation, interpellirto das Ministerium wegen der Salzpreise in Karnten, sass im Verfassungs- und Grundent- lastungs-Ausschuss, verblieb daselbst auch wahrend und bis zum Schlusse der Oktoberereignisse und Lielt seine Mission erst fiir beendet, als der Reichstag am 4. Marž 1849 zu Kremsier aufgelost wurde. Damit aber war Lanner’s offentliches Wirken nicht beeDdet, indem er zu mehreren vom Ministerium Stadion eingesetzten Vorberatbungs-Kom- missionen beigezogen wurde. Bei den 1850 angeordneten Gemeindewablen wurde Lanner Biir- germeister in Krumpendorf und blieb es bis zu seiner Uebersied- lung nach Klagenfurt (1860). Als 1861 die Februar-Verfassung ins Leben trat, ward er vom Wahlbezirk Umgebung Klagenfurt in den Landtag von Karnten gewahlt, wohnte jedocb nur der ersten kurzen Sitzungspenode desselben Jahres, in vvelcber er zum Landesaus- schuss-Stellvertreter gevvablt ward, bei, indem ihn noch in dem¬ selben Jabre der Tod von seiner irdischen Tbatigkeit abrief. Was Lanner der karntn. Landwirtbschaft-Gesellschaft gevvesen, was er ibr und durch sie geleistet, konneu wir gleiehfalls nur andeutend erwabnen, miissen aber vorausschicken, dass bei aller und jeder Tbatigkeit derselben, bei so vielen Versuchen, Vorschlagen, Gut- ackten, Verbesserungen u. dgl. die Yon ibr ausgegangen, Lanner’s ge- 23 diegene Kenntnisse und reiche Erfahrung, verbnnden mit seiner steten Bereitwilligkeit zu nlitzen und zu arbeiten, fast immer vvesentlicben An- tlieil hatten. Bald nacbdem er 1841 Ausschuss derselben geworden, suchte er das Leben und die Thatigkeit derselben anzuregen and zu regeln, indem er den Vorschlag machte, fiir die einzelnen Zweige des landwirthschaft- lichen Wissens und Betriebes aus den Mitgliedern Fachreferenten zu erwahlen, in den Gauen auf dem Lande Gauv ersammlnn gen abzubalten u. s. f. In den Jabreu 1845, 1846 und 1847 Ieitete Lan n er, der mit dem lebhaftesten Interesse die Ansichten und Theorien Liebigs „1iber Ernahrung der Pflanzen und darauf zu griiridenden rationelien Feldbau" studierLhatte, die in ausgedebnter Weise angestellten D ii n g u n gs- versucbe mit mineraliscbem 1)iinger; wenn Liebig tiber den Eigensinn und Beschranktheit der Landwirthe Klage zu fiihren glaubt, finden \vir in der Geselischaft weder, noch weniger in Lanu er, einige Berechtigung dazu. — Im Jahre 1846 und 1847 veroffentlichte er in den „Mittheilungen“ der Geselischaft eeiue vortreffiiche Arbeit iiber „Horn- viehernahrung und den Werth der Futt.erstoffe“, welche bei der Versammlung der deutschen Landwirthe in Graz, 1846, verdiente Wurdigung und in den meisten landwirthscbaftlichen Fachblatttern Platz gefunden haben. Im Jahre 1847 machte er mit Prettner und v. Humelauer den Vor¬ schlag zur Einfuhrung rationeller Witterungsbeobachtungen in Karaten, der ausgeftihrt, den Grund zu dem noch bestehenden Beobachtungssistem legte und zur Folge batte, dass Karaten besser, als vielleicht irgend ein Land, klimatologisch erforscht ist. — Noch in dem- selben Jahre 1847 liielt er spiiter veroffentlichte Vortrage uber „Noth- wendigkeit von Salzgaben bei Viehmastung“ iiber „LimitosaIz“, „Kartoffelfiiule“, wurde in das standige Comite der Geselischaft zur ErSrterung der Robotfrage gevviihlt u. s. w. Im Jahre 184S war er im Comite zur Griindung des Mu se um s, iibernahm interimistisch die Kedaktion der „Mittheilungen.“ Im folgenden Jahre wurde er von der Geselischaft als Vertrauensmann in das vom Mini- sterium aufgestellte Comite fiir Vorberathung der S er v it u ten - Ab lo¬ su n g gewahlt; 1850 lieferte er ein Gutaehten liber „Aufkebung der Flcischsatzu ng“, 1851 eines iiber „Gemeindeweiden-Verthei- lung“, wurde in das Comitb zur „Entsumpfung des Waidmanns- dorfer Moores" und in das vom Landes-Ausscbusse aufgestellte zur Berathung der Eisenbahnfrage, ingleichen in das Comite fiir Errich- tung einer teehniscben Schule gcvvahit und lieferte noch den Ent- wurf einer Dienstbothen-Ordnnng und den eines Geseizes fiir Wasserbenutzuug, sowie einen Bericht iiber Erdapfelkrankheit und die angewandten Gegenmittel. In den nachsten Jahren arbeitete er in den Comitč’s fiir „Forstkultur“ und liber „Comassation der Grundstiicke", iieferte Gutachten liber „Wald ver wii stung“, „Pferdepramienvertheilung“, „Striekweiden“, „Dtingung mit Knoch eumehl", „Pferdezucht‘ < u. a. Im Jakre 1857 Iieferte er einen Bericht liber den damaligen Futtermangel, ein Gutachten dariiber an die Landesregierung und d.as- Gesuch um Bewilligung von Liinito- salz, 1858 berichtet er iiber eine Hufbeschlaglehranstalt und Thiersp ital, beantragt 1859 ein Gesetz zur Ablialtung desWeide- viehes von Feldern und liefert 1860 seinen letzten Bericht liber Seidenkultur in Dr a sin g. Dass so nachhaltige, ebenso inhaitreiche als umfassende Thatigkeit der verdienten Anerkennung theilhaftig werden musste, war eben so na- itirlieb, als dass er die vielen reiehen Auszeiclinungen, mit denen er all- mahlig liberhauft wurde, obwohl er keineswegs unempfindlich daflir war, doch weder suchte, noch tiberschatzte. — Sclion im Jahre 1825 besuchte Graf Firmian, Erzbischof von Wien, in Begleitung des Grafen Dietrich- stein, Lanner in Krumpendorf, um seine Iandwirthschaftlichen An- stalten zu besehen, im Jahre 1830 Kaiser Franz in Begleitung seiner Gemahlin, 1834 Erzherzog Rainer mit Gemahlin, 1838 Graf Wilt- scheck, Prasident der Holkammer, und Graf Hammer-Bnrgstall, 1842 Graf Weingarten, Gouverneur von Illyrien, und 1843 Graf Peter Goes; Erzherzog Johann aber kam nie nach Klagenfurt, ohne Lanner zu besuclien, (so 1832, 1834, um die Riibenzuckerfabrik zn sehen, 1845 mit Frau und Solin, 1850 zum letzten Male.) Schon im Jahre 1828, im Marž, wurde Lanner von der L and' vvirthsehaft-Gesellschaft in Steiennark in Folge eines an sie gesandten Aufsatzes zum Mitglied envahlt, im August von der heimi- schen, 1834 sandte ihm der landvvirthschaftliche Verein von Ilessen- Kassel das Diplom, 1840 wurde er von der Landwirthschaft-Gesell- echaft in Gorz, 1841 von der zu Wien zum Mitglied, 1849 vom land- wirthschaftlichen Verein fttr Baiern zum Ehrenmitglied, 1852 vom mah- risch-schlesischen Verein fiir Landeskunde zum korrespondirenden Mitglied ernannt. Bei der Industrie-Ausstellung 1838 erhielt er die sil beril e Medaille fiir Rilbenzucker, sowie eine Anerkennung fttr Bologneser Hanf. Von der Regierung wurden ihm viele Anerkennungen zu Theil. Schon 1835 wurde ihm dnrch Hofkammerdekret ihre Belobung in An¬ erkennung seiner Leistungen als Landvvirth ausgedrttekt, ebenso wurde er 1834 fttr seine Arbeiten in Catastral-Angelegenheiten, 1835 fttr Lei- 180 stungen als Handels-Kominissions-Mitglied u.s.f. belobt, 1850 aber durch das Ritterkreuz des Franz Josef-Oraens ausgezeichnet. Dass Lanner, so oft Wahlen zu reprasentativen Korperschaften stattfanden, immer, urn! zwar mit liberwiegender Stimmenmehrheit, ge- wahlt wurde, ist eine auszeichnende Anerkennung seines Wissens und seines Charakters von Seite seiner Mitbširger. Lanner war aber auch in der Tkat zu einem Volksvertreter wie gemacht, er hatte dazu die umfassendsten Kenntnisse, reiche Erfahrung und festeu Charakter. Er war durch und durch liberal, das Robotablosungs-Gesetz, die Gemeindeord- nung, die er, der Herrschaftsbesitzer, fur den Landtag entvvorfen, bezeu- gen die Art seines Liberalismus, dieser war nieht jener wohlfeilen Sorte, die auf Phrasen basirt oder in einseitigen Doktrinen verrannt ist, er war hervorgegangcn aus seiner Erfahrung, seiner Kenntniss des Landes, dessen Bewohner und ihrer Bediirfnisse, die er durch seinen Aufenthalt am Lande, als Landwirth, „Pfleger“ der Herrscliaft, Steuerpacbter und Gemeinde-Vorstand kennen gelerntund mit warmem theilnahmvollen Herzen wahrgenommen hatte. Lanner hatte den Grund zu seiner BiIdung nicht in langem regel- rechtem Studiengange legen konnen, er musste selbst sein Lehrer sein und mitten in einer sorgenvollen, weitgreifenden Geschaftstliiitigkeit Zeit zu miihsamen Studicn finden, um nicht nur eine griindliche Lekre des Landbaues, sondern aueh die Elemente jener Wissenschaften sich eigen zu machen, auf welchen jene beruht. Mag man auch vielleicht zuweilen ihm den Autodidakten abgemerkt haben, die Griindlichkeit seines Wissens verrieth ihn nie, vielleicht aber die Begierde, die emsige Freude, mit der er Belehrung aufsuchte, wo er sie zu finden hoffte, mit der er sein Wissen zu befestigen oder zu erweitern bemiiht war. Rastlos war er bemiiht, den Kreis seiner Kenntnisse zu ervveitern, und so kam es, dass Lanner zuweilen bei den Vortragen Jiingerer als Zuborer zu sehen war, wabrend er lebhaften Briefverkehr mit anerkannten Fachmannern (Pabst u. a.) unterhielt, Besuche ausgezeichneter Manner empfing, um seine Anstalten zu zeigen, und junge Leute aus fernen Landern bei ihm weilten, um von ihm Praxis und Theorie des Landbaues und Thierpro- duktion zu lernen. Unablassig ging sein Bestreben dahin, sein Wirken und Sckaffen auf wissenschaftliche Grnndsatze zu griinden (seine Be- stimmung der Futtervverthe), den Land- und Feldbau vrissenschaftlich zu erkennen und daher blieb Liebig, der ihm eine solche Erkenntniss both, immerdar sein Idol. Suchte er aber auch gerne seinen Studien eine praktische Richtung zu geben, das was ihm die Wissenschaft both, in seiner Praxis anzuwenden, fiir das Leben nutzbar zn machen, so schiitzte er doch das Wissen nicht nach dem Vortheil allein, den es ihm brachte, 181 er hegle vor der Wissenschaft, als solcher, eine tiefe Verehrung und konnte mit gleichem Eifer auch liber einem Bache studieren, das ihn weit ab von Thier- und Pflanzenernahrung, vielleicht in die vervvorre- nen Kreise dcr Sternbahnen, fiihrte. Die grossen Resultate der neuern Wissenschaft wusste er alle verstandnissvoil aufzunehmen in sein reiches, nimmer rastendes Geisterlcben. Aber nicht der kalte Verstandcsmensch, der wissenschaftliehe Prak- tiker war Lanner, der er Manchem seheinen moclite; in ihm lebte im seltenen anziehenden Vereine mit verstandesklarem Wollen docb auch ein poetisches Empfinden und phantasicvolles Ahnen, ein tiefes, warmfiih- lendes Gemiiih! In seinem Bilcherschrauke standen neben den Fachvver- ken die deutsehen Diehter alterer und neuerer Zeit, und in freundschaft- lichem Gedankentausehe, da blitzten, wenn auch nicht haafig, die Perlen poetischer Begeisterung auf, und da konnte Lanner oft lange Strophen seiner Lieblingsdiehter recitiren, welche Einblicke in sein tiefes Gefiilds- leben gestatteten. Oft waren es herrliche Ankliinge des Ahnens eines hoheren Lebens, die da iiber seine Lippen kamen, von ihm da oder dort, meist altern Dichtern, ausgelescn und in seinem Gedenkbuche gesam- melt wurden. Wie gross und innig war daher seine Freude, als er in sei¬ nem Sohne das aufkcimende dichterische Talent bemerkte, \vie wclr muthsvoll ihr Nachklang, als er die vergilbten Biatter seiner poetischen Blilthen sammelte und herausgab und die schonen Punkte in Drasing und der „Eduardhohe“ mit Stellen aus denselben schmiickte, Alle diese Ziige seines Wesens erhielten aber erst ihren Werth durch die Festigkeit, Soliditat uud strenge Ehrenhaftigkeit seines Cha- rakters. Wie die Stande Karntens grosse Summen dem Jiinglinge auver- traut hatten, so galt durch ein langes Gesehaftsleben sein Wort so viel wie Schrift und Pfand; auf ihn setzten seine ehemaligen TJnterthanen, seine Nachbarn und Freunde unbedingtes Vertrauen, alle liebten und ver- elirten ihn wie einen Vater. So mussen wir es anerkennen, dass Lanner einer der edelsten Sohne unserer Heimath war. Als Lanner im Jahre 1860 sein siebenzigstes Lebensjahr iiberschrit- ten, hatte er seine Besitzungen Iirumpendorf und Drasing zweien seiner Tbchter abgefreten, und zog sich nach Klagenfurt in das von ihm erbaute Hauschen im Ochsengarten. Zu den Entitaten, die er sich noch vorbehalten, gelmrte auch sein Steinkohlenbau bei Keutschach und in gewohnter Tha- tigkeit vvar er bemiiht, ihn zu verbessern und Absatzquellen zu finden. Ende September 1861 war sein grosses Schiff, das er zum Kohlen-Trans- port sorgfiiltig gebaut, durch Nachlassigkeit der Schiffer nahe am Lan- duugsplatze in den Grund gesunken. Lanner nahm den Unfall besonders schwer. „Es ist, als ob mein Leben daran hangc", sagte er zu einem Freunde und macbte grosse Anstrengungen, um das Schiff wieder zu iieben • sie waren vergeblich — aber von ibnen leitete man eine Lungen- und Rippenfell-Entziindung ab, die ibn bald daratif befiel. Wohl schien seine kraftige Natur die Krankbeit bewaltigen zu wolien, docb am 13. Oktober, Abends 8 Ubr, verschied er sanft an eingetretener Lungen- labmung. Tief und innig beweinten den Heimgang dcs seltenen edlen Man- nes seine Angeborigen, seine Freunde, das ganze Land! Die Landwirthschaft-Gesellsehaft aber muss, indem sie eine hun- dertjahrige Wirksamkeit abschliesst, mit tiefer Trauer auf das friscbe, kaum mit neuen Rosen iiberzogene Grab eines Mannes deuten, der durch ein Menschenalter ihr eifrigstes, treu ergebenes, aufopferndes Mit- glied war. ra. V e r z e i c h n i s s der wirklichen Mitglieder der Gesellsehaft am Sehlusse des Jahres 1864. „ . . . Momft 19J) flaifoiMf • 185 Oberster Protektor: Vacat. Protektor: Franz Freikerr v. Sehluga, k. k. Landeschef von Karaten. Direktor: Moro Thomas Ritter v., Gutsbesitzer. Kanzler: Bnrger Johann, Dr. der Med. nnd Chirurgie, k. k. Gymnasial-Direktor, Landes-Aussehuss. Ausschuss-Mitglieder: Achatz Michael, inful. Dompropst. Wallner Masimilian, Ehrendomherr, Stadthanptpfarrer. Prettner Johann, Fabriks-Direktor. Moro Franz Ritter v., Fabriksbesitzer. Rosthorn Franz v., Priisident der karat. Handelskammer. Hummelauer Albert v., Privat. Dietiker Kaspar, Baron Dickmann’scher G liter- und Werks-Inspektor. Moro Leopold Ritter v., Feintuchfabriks-Theilhaber. Stockert Karl, Gutsbesitzer. Winter Josef, k. k. Realschul-Professor. Mitteregger Josef, Dr. der Chemie, k. k. Realschul-Professor. Vacat. | Gau-Vorstande: Obermbllthal vacat. Alleseh Eduard, Pfarrer zn Obermiihlbach fiir St. Veit. Deutschmann Lorenz, Pfarrer zu Sclnvabegg, flir Unterjaunthal. Egger Anton, Handelsmann und Realitiiten-Besitzer zu Obervellach flir Obcrvellach. ■ Erschen Anton, Stifts-Kapitular zu St. Paul, fiir St. Paul. Gelbfuss Karl, Realifatcnhesitzer zu Tarvis, fiir Arnoldstein nnd Tarvis. Harimann Josef v., grafi., Henckel’scher Oberforster zu St. Leonhard, fiir Ober-Lavantthal. Herbert Paul Freiberr v., Fabriks- und Gutsbesitzer fiir Wolfsberg. Jessernigg Johann, Handelsmann zn Feldkirclien, fiir Feldkirchen. Jeretin Josef, Realit žiten-Besitzer zu Friesach, fiir Friesach. Kaltnigg Josef, k. k. Oberforster zu Millstatt, fiir Millstatt. Kohlmayer Paul, Pfarrer zu Maltein, fiir Lieserthal. Levitschnigg Barthlma, Dechant zu Hermagor, fiir Obergailthal. Liaunig Primus, Realitiiten-Besitzer zu Feriach, fur Unterrosenthal. 24 Millesi Johann v., Gutsbesitzer zu Volkendorf, fiir Villach. Nischelwitzer Osw., Fiirst Porzia’scher Vicedom zu Mauthen, fttr Kotschach. Pichler Josef, Realitaten-Besitzer zu Spittal, fiir Spittal. Poltnigg Josef, grafi. Egger’scher Forstmeister in Griffen, f. Volkermarkt. Pretfner Johann, wie oben, fiir Klagenfurt. Pucher Josef, k. k. Bezirks-Vorsfeher zu Košek, fiir Oberrosenthal. Rabitseh Nikolaus, Dechant zu Guttaring, fiir Krapffeid. Rosraann Anton, k. k. Notar zu Greifenburg, fiir Untergailthal. Schellander Gregor, Dechant zu Gurk, fiir Gurkthal. Schluet Josef, Pfarrer zu St. Kanzian, fiir Jaunthal. Schvvarz Jos., Hauptgevverk u. Realitatenbesitzer zu Patemion, f. Paternion. Umfahrer Thomas, Pfarrer zu Tigring, fiir Krumpendorf. Wirkliche Mitglieder:*) Abraham Georg, Rb. Adler Job., Rb. Aichelburg Arnold Freib. v., Med. Dr. Aichelburg Franz Freib. v. Aichelburg Hugo Freib. v., Dech. Aichelburg Joh. Freib. v., Pfr. Aichelburg Tbeod. Freih. v., Gewerk. Aicbinger Jos., Baumeister. Alber Karl, k. k. Strassenassistent. Alliantscbitsch Andr,, Dech. Alesch Lorenz, Pfr. Alescb Nik. Pfr. Alleman Karl, Schmiedmeister. Altherr Konrad, Stiftskapftular. Ambrusch Jos., Rb. Ankershofen Tbeopb. Freih. v. Andreasch Jos., Pfr. Andreasch Vinz., Verweser. Assam Jos., k. k. Steuereinnehmer. Aste Pri m us, Rb. Auer Ant., Handelsgartner. Aufmutb Joh., Rb. Augustin Peter, Wundarzt. Baildon Robert, Dr. der Medizin. Baildon Wiliam, Werksdirektor. Balbinger Albert, Gastgeber. Barth Jos., Biirgermeister. Bartlma Mathias, Gastgeber und Rb. Bauer Karl, pfr. Baumeyer Vinz., Rb. Breitensteiner Seb., Pfr. j Baumgartner Egid, Rb. j Baumgartner Fr.,k. k. jtib.Waldm. j Bayer Jos., Werksbeamter. Beivreiss Joh., Rb. BenedikterLudvv., k.k. Bez.-Gericbts- Adjunkt. Benisch Joh., k. k. Normalhauptschul- Direktor. Berger Ant., Rb. Bergmanu Val., Pfr. Bernold Ant., Rb. Beukner Ant., Oberforster. Birnbacher Jos., Wundarzt und Rb. Bittner Wenzl, k. k. Bez.-Vorst. v. Blumfeld Leop., k. k. Landesge- richtsrath uud Bez.-Vorst. Bogensberger Ferd., Hdlsm. Bbhm Jos., Pfr. Breiner Job., Gasfabrikant. Brettner Blasius, Rb. Brugger Joh., Verweser. Bruk Oswald, k. k. Ingeiiieur. Brukmann Karl, Fabriksbesitzer. Bruner Blasius Rb., Bucher Ferd., Pfr. Buchwallner Jos., Gastgeber. Buffa Karl Freih. v., pens.Oberlan- desgerichts-Priisident. Burgstaller, Gastwirtb. Burgstaller Franz, Gb. Burzini Jos., Holzagent. Buzi Albin, Gb. *) Erkliiruilg dcr Alikarsailgea: Dech. Dechant. — Gb. Gutsbesitzer. — Hdlsm. Ilandelsmann. — Pfr. Pfarrer. — Eb. Realitatenbesitzer. 187 Canaval Leodegar, Handelskammer- sekretar. Christalnig Karl Graf v., Gewerk. Christofitsck Malh., Pfr. Cnobloek Karl Freih. v,, k. k. Major in der Armee. Dagner Fedor, Huttenmeister. Dermouz Lukas, Kb, Dermutz Joh., Lehrer. Dickman Sech. Alb. Frb. v., Gewerk. Dickman Secb. Oskar Frh.v., Gewerk. Dobeiniger Simon, Pfr. Dobnik Franz, Musterlebrer. Dollinger Daniel, Cbirurg. DollingerGottf., k. k. Gymnasialprof. Domaingo Anton, k. k. Postmeister. Dorer Math,, Pfr. Ddrflinger Andr., k. k. Steuerein- nehmer. Douschan Job., Pfr. Dragatin Filipp, Lehrer. Dragatin Thomas, Kb. Drasch Job., k, k. Landesgerichts- sekretar. Dworak Franz, Dr. d. Med. Eberwein Georg, Gb. Ebner Alex, Apotheker. Ebner Andreas, Rb. Eder Franz, Kb. Eder Georg, Farbermeister und Rb. Eder Job,, Farbermeister. Eder Igriaz, k. k. Landtafeladjunkt. Edlmann Ernst, Dr. der Rechte. Dr. Edlmann Fried., Iiof- und Ge- riehts-Advokat und kais. Ratb. Edlmann Jos., k. k. Baudirektions- Beamter. Eggarten Job., R. v., Gb, und pens. k. k. Major. Eggarten Wileh., Ritter v. Egger Georg, Gb. Egger Gottlob, Gastw. und Miiller. Egger Gustav, Graf v., Gewerk. Egger Paul, k. k. Steuereinnehmer. Ehrlich Andreas, Pfr. Ehrlich Martin, Lehrer. Endelweber Math., Wundarzt. Erlacher Albrecht, Gb. Erlacher Ambros, k. k. Bez.-Vorst. Erlacher Joh., Eb. Erlacher Jos.,Werksbeamter. Erlacher Ludwig, Braumeister. Erlich Mart., Kormalhauptschullehrer. Ester Simon, Chirurg. Feichtinger Franz, Pfr. Fercher Jak., jub. Oberhutmann. Fercher Jos., Eb. Fercher Jos., Hdlsm. Ferrnan Val. Pfr. Feuerschiz Klemens, Rb. Fiala Job., Hdlsm. Fischer Ant., k. k. Forster. Fischer Joh., k. k. Statthaltereirath, Fischer Karl, grfl. Henckel’scher Hlittenverwalter. Fischer Math., Gastg. u. Rb. Fleiss Christof, Rb. Fleiss Jos., Eb. Fleiss Max., Lederermeister. Forster Julius, Hdlsm. Fortschnig Ferd., Privat. Dr. FradenekKonst., k. k. Medizinalr. Fradenek Otto v., k. k. Bezirksadj. Frenzl Jos., k. k. Bez.-Vorst. Friz Karl, Gutsvemalfer. Funder Math., Gastg. Oallenstein Meinrad Ritter v., Gym- nasial-Professor. Galler Sim., Rb. Gantschnigg Eduard, Gutsbesitzer. Gantschnigg Mathias, Privat. Gasser Joh., Braumeister. Gasser Jos., Pfr. Gasser Jos., Verweser. Gasser Math., Rb. Geimsperger Sim., Gb. v. Gindra, Freih. v. DickmanAscher Oekonomie-Vervvalter. Glanznig Joh., Rb. Glasser Thom., Gastgeber. Globotsclmig Joh., _ pens. Pfr. Gobanz Andr., Bleigewerk. Goberndorfer Joh., Rb Goea Ant. Graf v., Landeshauptm, 24 *' Goffizer Jos., Rb. v. Golling Ant., Fab. Dir. Adj. Gorgey Arthur v. Gorton Job., Hdlsra. Goetzhaber Jos., Kb, Gotschner Aug., Werksbeamter. Gradnitzer Peter, Kb. Graf Keiner, k. k. Gym. Prof. Grafenauer Jos., Orgelbauer a. Rb. Grasser Ignaz, Hdlsm. Grasse Ignaz, Wundarzt. Grath Jos., Pfr. Grawein Math., Eb. Gregoritsch Jos., k. k. Adjunkt. Greiner Josef, Rb. Gridl Ignaz, Hiittenmeister. Grillitsch Alois, Rb. Grillitsch Franz, Gtsb. Gross Jos. jun., Gewerk. Gross Reirn., Beamter. Grossing Math., Dech. Gruber Jos., pens. k. k. Rittm. u. Rb. Gruber Peter, Musterlehrer. Grud Peter, Rb. Griimvald Franz, Lehrer. Gunzer Leonh., Lederermeister. Gussenbauer Jos., Kunstgartner. Gussenbauer Rud., Deeh. Haberl Anton, Rb. Hakhofer Job., Hdlsm. Hakl Ferd., Hdlsm. Hafner Joh., Pfr. Heing Kaspar, Cbirurg. Hauser Joh., Notar. Hardt Anton, Markscheider. Haring Anton, Yerwalter. Harnisch Alois, Kaufmann. Harrison Markuš, Werksdirektor. Hartmanu Jos., Gastgeber und Rb. Dr. Hartmanu Vinz., k. k. Profes- sor der Oberrealschule. Hartweger Michael, Rb. Hasfield Franz, k. k. Ingenieur. Hattler Mathias, Benefiziat. Hauger Joh., Gutsverwalter. Hauser Eduard, pens. Cameral-Ver- walter. Hauser Ferd., k. k. Rath. Hauser Paul, Apotheker. Hautmann Ferd , Masehinenmeister. Hauz Heinrich, Gb. Heiss Andreas, Rb. Heiss Andreas, k. k. Postmeister. Heiss Joh , Pfr. Hermann Alex., k. k. Bez.-Vorst. ! Hermaniz Gottf., Gutsverwalter. ! Hermaniz Thomas k. k. Beamter. | Henčki v. Donnersmark Hugo, Graf : v., Herrsch.- und Werksinhaber. i Herzog Robert, Werksverwalter. | Herzig Franz, Wundarzt. Hild Julius, k. k. Bezirksarzt. Hild Martin, k. k. Bezirksarzt. Himmelbauer Isidor, k. k. Notar. Hochreiter Val., Bergverwalter. Hofbauer Alois, Bergbeamter. Hofbauer Clemen.s, tVerksbeamter. Hoffmana Franz, k. k. Professor der Oberrealschule. I Hoffmann Kasp.Fleischhauer und Rb. S Hoffmann Sigmund, Rb. Hofferer Michael, Hofbesitzer. Hofmaier Michael, Pfr. Ilolbling Jakob, Rb. Holenia Romuald, Gewerk. Holler Jakob, Sparkassebeamter. Holler Josef, Rb. Holliber Michael, Pfr. Holzer Josef, Gb. Hopfgartner Joh., Gb. Hopfgartuer Joh., k. k. Bez.-Vorst. Homer Anton, Biirgermeister. Hrovat Anton, Biirgermeister. ' Huber Alois, Rb. Huber Anton, Dech. Hudelist Anion, Rb, Hueber Leopold v,, Landesbauleiter. Ilungerlander Job., Gastgeb. und Rb. Hussa Alois, Med. Dr. Hutter Johann, Pfr. Jabornegg Altenfels M., F. v., k. k. Oberlandesgeriektsrath. JaffernigLambert, Gemeindebeamter. Jager Math., emir. Domkooperator. Jaggl Franz, Wundarzt und Rb. Jakomini Arm. Reichsrit. v., Gewerk. 189 190 Kuschei Math., Rb. Kuster Val., Pfr. Laggner Math., Gastg. u. Rb. Lakner Fried., k. k. Landtafeldir. Lakner Job., Rb. Lakner Jos., Rb. Lakner Max, Brauer. Lakner Mich., Rb. Lampersberger Ant , Gb. Lanipersberger Ignaz, Rb. Lassnig Lorenz, Rb. Laufenberger Joli., Rb. Laussegger Thom., Lehrer. Lax Franz, Rb. Lax Job., Rb. Lax Jos., Gb. Lax Pet., Rb. Lebitscb Karl, k. k. Grundbuchs- fiihrer. Lederitseb Andr., Rb. Leitgeb Jak., Rb. Leitgeb Joh., Rb. Lemisch Joh., Venvalter. Lemisch Jos., Rb. Lemisch Peter, Rb. Lengauer Jos., k. k. Lieut., Rb. Leobeneg Jos. Bar. v,, Gb. Leon Job., Buchd. n. Buchh. Lescb Leopold, Kunstgartner. Levitscbnig Sim., Pfr. Lessiak Thomas, Lehrer. Lessiak Val., Pfr. Lessnag Jos. Gasthofb. Letschnigg Joh., Gb. Liannig Job., Propst. Lichteneger Wilh. Stiftpfr. Liegl Eduard, Buchhandl. Lici) d n er Ferd., Garf Henckel’scher Forstmeister. Lierzer v. Zehentthal Franz, Forstm. Lippitz Rupert, Rb. Lodron Konstantin, Graf v., k. k. Kammerer, Gewerk. Lbfier Eduand, Gewerk. Lohner Albin, Gb. Longo Liebenstein Felix Freih. v., LandesgericbtsprSsident. Loschnig Karl, Gb. Loschnig Karl, Dr., Adv. u. Notar. Lutschounig Simon, Rb. Maicher Bartbl., Pfr. Maier Alois, Rb. Maier Andr., Rb. Maier Bartbl., Grundpacbter. Maier Christ., Gastg. Maier Georg, Werksverweser. Maier Joh., Pfr. Maier Jos., Gb. Maier Sim. Mart., geistl. Rath. Maierhofer Pet., Sensengewerk. Maisternig Sim. Manhardt Jak., Lehrer. Mardaunig Franz, Rb. Martin Pet., Rentmeistcr. Martinz Franz, Dr. d. Med. Martischnig Dav., Rb. Martischnig Jos., Gastg. Marx Franz, Venveser. Matschnig Eduard, Pfr. Matschnig Filipp, Pfr. Br. May de Madies Schbftland Ed., Gb. Mayer Ant., Pfr. Meier Jos., Gewerk. Melcher Sim., Venveser n. Rb. Melling Franz, Privat. Menner Karl, Ildlsm. n. Biirgerm. Merkul, Rb. Mertlitsch Heinr., k. k. Notar. Mertlitsch Herm., k. k. Notar. Mertlitsch Vitus, Tkierarzt. Messiner Ant., Rb. Messiner Jos. Math., Rb. v. Metniz Gustav, Gb. v. Metniz Karl, Bleigewerk. Millesi Joh. Rittcr v., Gb. Mischiz Jos., Pfr. Mischiz Rupert, Fleischhauer und Gastgeber. Dr. Mittelberger Franz. Dr. Mitterdorfer Wi!helm, Hof- nnd Gerichts-Advokat. MittereggerTh , k. k Steuereinnehm. Mittinger Fried., Kaufmann. Mlaker Max, Stiftsbkonom. Mlatnig Joh., Rb. Morkagen Adolf, pens. Major. Moro Dom., Hdlsm. Moro Franz, Hdlsm. und Badinhaber. Moro Fried, Notar. Moro Jos., Ritter v., Fabriks-Gesell- schafter. Morokutti Karl, Rb. Moscbiz Anton, Hdlsm. Moser Alois, Oberforster. Moser Franz, Rb. Moslacher Joh., Rb. Mtihlbacher Ferd., Rb. Miiller Franz, Rb. Miiller J., Pfr. Miiller Ignaz, Hdlsm. und Rb. Miiller Job., Rb. Miiller Joh., Gastgeber und Rb. Miiller Roman, Miillermeister. Miinichsdorfer Fried., Berg- und Hiittenvemalter. Muschka Wenzl, Verweser. Naebtmann Jak., Apotheker. Nagele Jos., Gastgeber. Nagele Jos., Gb. Nagelle Kajetan, Rb. Nagelle Georg, Hdlsm. Nagelle Guido, Gb. Nekermann Aug,, k. k. Bez. Vorst. Nesle Fried., Pfr. Neumayer Franz, k. k. Bezbmtr. Niederrist Jos., k. k. Bergrath. Nimiz Filipp, Hdlsm. Novak Franz, k. k. Bez. Vorsteber. Novak Jos., Hdlsm. u. Landtags- Abgeordneter. Novak Thom., Propst. Nussdorfer Bartblma, Rb. Oberessel Franz, Bez. Wundarzt. Obermoser Math., Pfr. Obersteiner Thom., Bergvervvalter. Obieltsebnig Gregor, Grundbesitzer. Oblasser Franz, Yerweser. Oblasser Jos., Rb. Ofner Alois, Gewerk. Oliva Franz, Gb. Olsacher Franz, Gastg u. Rb. Oman Franz, Pfr. Oppelt Joh., Gb. Orrieschnig Val., Pfr. Ortner Peter, Gstgb. Oschgan Franz, Pfr. Ottitscb Jos., Biirgermeister u. Land- tags-Abgeordneter. Paeher David, Pfr. Pacher Job., Beamter. Paeher Job., Vervvalter. Paeher Jos., Lehrer. v. Pantz, pens. Vervveser. Panz Adolf Ritter v., Werksverw. Panz Emil v., Hiittenverwalter. Pappler Jakob, Pfarrvikar. Pappenmaier Math., Gstg. u. Baekm. Partseh Job., Hausbesitzer. Paternusch Jos., Pfr. Paulez Micb., Werksbeamter. Paulitsch Job., Rb. Payer Jos., Dir. der Oberrealscbule. Perscha Math., Bez. Wundarzt. Peruci Jak., Rb. Petschar Jos., Verweser. Petscbnig Job., Pfr. Petschnig Micb., Lehrer. Petschnik Joh., Bergschalfer. Petritsch Math., Gb. Pfandl Franz, Dr. d. Med. Pteffer Alois, Gb. Pfeifer Mark., Pfr. Pflegerl Joh., Rb. Pichs Joh., Rb, Pichler Ant., Gastg. Pichler Aug., grafi. Thnrn’seherBerg- verwalter. Pichler Mark., Gb. Pichler Pet., Alumnatsdirektor. Pichler Pet., Pfr. Pichler Thom., Braumeister. Piech Ant., Wa!dbereitcr. Piki Micb., Gewerk. Pirker Ant., Kunstgartner. Pirker Franz, Rb. Pirker Franz jun,, Besitzer d. Meisel- bofes. PirkerSim.,Wundarzt und Rb. Pirker Val., Kunstgartner. v. Pirkenau Bened., Gb. Planegger Andr., Rb. Plappart Leop. Rit. v., Gb. Platner Pet., Biirgerm. Plasch Karl, k. k. Steuereinnehmer. Pleschiutschnigg Job., Land- und Gastwirth. Pliemitscher Georg, Gastgeber. Pocheim Ignaz, Pfr. Podjorek Paul, k. k. Bergschaffer. Pogatscbnig Jos., Zimmermeister. Pogantsch Karl, Rb. Polenat Georg, Rb. Pollak Mathaus, Pfr. Posehinger Filipp, Rb. Possegger Benedikt, Rb. Potutschnig Gregor, Hauptpfarrer. Prettner Raimund, k. k. Bez.-Vorst. Prinzhofer Karl, Hausbesitzer. Prinzbofer Wilb., Graf Eggerscher Bergverwalter. Prohaska Karl, Apotheker. Prohazko Karl, k. k. B. G. Adjunkt. Protman Job., k. k. Bez.-Vorst. Pucher Anton, Rb. Pucher Ferd., Pfr. Pucher Th., pens. Hofrichter. Pucher Viktor, Pfr. Puntschart Franz, Rb. Punzengruber Gottf. Werksverwalter. Rabitsch Korist, k. k. Steuereinn. Rainer Georg, Rb. Rainer Gottb., Gb. Rainer Job., k. k. Oberreal. Prof. Rainer Jos., Grundbesitzer. v, Rainer Jos., Gb. Rainer Aug. Ritt. v., Fabriksb. Rainer Jul. R. v., Grosshandler und Fabriksbesitzer. Ranner Josef, Lelirer. Raschka Peter sen. Rascbl Alex., Rb. Rathbauer Ant., Farbermeister. Raunig Job., Braum. u. Rb. Ranpl Thorn., Rb. Rauscber Fried., Prir at. Rauscber Job., Propst u. Decb. Rauter Midi., Rb. Rebernig Jak., Dompfr. Regensberger Jos., Hdlsm. Reichman Sim., Pfr. Reiner Joh., Rb. Reiner Jos., Rb. Reiner Jos., Radgewerk. Ressler Ant., Briiurneisfer. Ressmann Franz Dr., Privat Ressmann Job., Rb. Rinkisch Math., Rb. Rippert Julian, Hdlsm. Rippert Theod., k. k. St. Contr. Riser Peter, Rb. Rissy Joh., Oberforster. Robida Karl, k. k. Gym. Prof. Romer Max, Vcrwalter. Ronacher Cbristof, Biirgerm. Rossbacher Moriz, Dekan. Rossbacber Peter, Rb. Roschanz Franz, Landwirth. r. Rostborn Adolf, Administrator. Rothauer Mich., Hdlsm. RuckgaberFranz, k. k.Landesg. Adj. Rudi Jos., Rb. Rušitzka Franz, grafi. Henckl’scher Obergartner. Russbeim Karl, pens. k. k. Schulrath. Russheim Kari, k. k. Bez. Arzt. Safran J. Pfr. Salcher Pet., Lehrcr. Sallagar Franz, Bez.AVundarzt. Samiz Simon, Wundarzt. Sandbichlerlgn., Hdlsm. u.Wundarzt. Santncr Job., Wundarzt u, Rb. Scbambcrger Jos., Bleigewerk. Scbauta Franz, Oberforster. Scbeidtenberger Pet., Rb. Sebeidlin Aug. v., k. k. Major. Scheiz Adolf, Gewerk. Sclieliessnig Jak., Inšpektor. Schellander Jak., Gb. Schellander Jos., Hdlsm. Sclicrl Th , Br. HerberfscbcrFabriks- di rektor. Schenvitzl Mattli., Rb. Scberzer, Gastg. u. Rb. v. Scheuchenstuel Vikt., Gif. Henckl’- scher Forstrneister. Scbiessler Wilb., Gb. Sehiffer Franz, inful. Propst. 193 Schindl Joh., Forstmeister. Schluet Joh., Rb. Schmid Franz, Gb. Schmid Jos., Chirurg. Schmolzer Math., Ildlsm. SchnableggerLeop., Werkstheilbaber. Schneeberger Mich., Rb. Schneider Karl, k. k. Steueramts- kontrolor. Schnerich Joh., k. k. Rez.-Vorst. Schnerich Jos., k. k. Notar. Schnerich Wilh., Gb. Schober Jos., Privat. SchOffmann Prim., Rb, Sckbfman Jos., Rb. Schonberg Fr., Dr., H. u. Gerichtsadv. Schrekenfux Aug., Rb. Scbriefl Karl, k. k. Notar. Schrikel Ferd., Graf Henckl’scher Generaldirektor. Schvvarz Ant., Rb. Schwarz Fried., Administrator. Schvcarzl Math., Branmeister. Schweighart Jos., Dcch. Schvcernfeld Eduard v., Privat. Seebacher Jak., Kaplan. Seeland Ferd., Br. Dic-kmann’sclier Verweser. Seibiz Franz, Landvvirth. Seibiz Jch., Gastg. nnd Rb. Seierl Franz, pens. Anwalt v. Gurk. Seiser Joh., Rb, Seisser Joh. F., Rb. Semen Ign., Rentmeister. Sereinig Lorenz, Pfr. Seunik Leop., Pfr. Seyerl Moriz, Direktor derRauscher’- schen Radgewerksckaft. Sibitz Jak., Pfr. Sieherer Math., Lchrer. Sientschnig Anton, Rb. Silbernagl Jul. Freih. v., Gewerk. Skrutl Franz, Rb. State Severin, Propstciadministrator. Slavik Math., Pfr. Smerezek Fil., k. k. Hauptmann. Smotnig Ant ,Handl.-Geschaftslcitcr. v. Socher Karl, Vervveser. Sblimann Ferd , Rb. Sonberger Peter, Handelsmann. Sonnberger Peter, Rb. Sorgo Johann, Rb. Sorgo Josef, Bleigewerk. Sorgo Josef, Gb. Sormann Rudolf, k. k. Gvmn.-Prof. Spari Roman, Novizenmeister. Spek Urban, Kunstgartner. Špenko Matthaus, Pfr. Spiess Andreas, Rentmeister. Spiess Franz, Rb. Spiess Moriz, Gb. Spitaler Franz, Rb. Spitaler, Ledererm. nnd Rb. Spnlak Josef, Bergverwalter. Staber Johann, Gastgeber nnd Rb. Stanger Franz, k. k. Rittmeister. Stangl Lor., Pfr. Starre Job., Rb. Stefan Georg, Werkszimmermeister. Steiger Edi. v. Amtsein Hermann, k. k. Gensdarmerie - Oberlieut. v. Steinberg Ang., k. k. Bez.-Vorst. Steinbichler Job., Rb. Steiner Mathias, Ledererm. nnd Rb. Steinringer Ferd., Abt. Steinvvender Joh., Gb. v. Stenizer Gottf., k, k. pens. Berg- raih und Rb. v. Stenizer Karl, k.k. pens.Hptm.u. Rb. Sternath Joh., Rb. Sternbach Karl Baron v., Gb. Sternek Daublebsky Karl, Freih. v., k, k. Major. Sternek Otto Frh. v., Kreisrath u. Gb. v. Sternfeld Joh., Gb. Stiebler Jos, Rb. Stieger Gregor, Gartner. Stiker Peter, Rb. Stiker Primus, Rb. Stocklinger Alois, k. k. Postm. Storf Joh. Georg, Hdlsm. Stornig Franz, Dech. Stotter Joli., Rb. Stramer Jos., Forstm. Strarnmer Anton, grafi. y. Egger- scher Waldmeister. Stranig Jos., Spediteur. Strasser Jos., Veterinararzt. v 194 Werzer Karl, k. k. Landesgerichts- rath u. Bez.-Vorst. Westermaier Jak., Dech. Vfidermann Matk., Gb. W ieSer Ckrist., Prediger. Wiery Joh., Verwalter. Dr. Wiery Val., Fiirstbischof. Wigisser Urb., Pfr. Willroider Joh., Zimmermeister. Winkler Franz, Braumeister. Winkler Jos., Kapiteldech. Winkler Jos., Bb. Winlder Sim., Bb. Winkler Stef., Pfr. Wissiak Ant., Lekrer. Wittling Leop., k. k. St. Contr. Wittmann Ant., k. k. Strassenbau- Assistent. Wohlgemuth Franz, Bb. Woklgemutk Jos., Gastgeber. Wolf Ant, k. k. Bez.-Vorst. Wolf Franz, Bb. Wornig Jos., Pfr. Wostian Jok., Bb. Wran Fil., Biirgermeister. Wra,n Georg, Bb. Wriessnig Fil., Bb. Wrissnegger Georg, Grundb. Wriz Jok., Bb. Wriz Jos., Bb. v. Wueherer Franz, Gb. Wurmizer Jak., Bb. Wurzer Math., Bb. Wiister Tkom., Pfr. Wutte Tkom., Bb. Wuzella Isidor, Kurat. Zegner Jok., Bb. Zeman Ernst, Bez.-Wundarzt. Zewedin Alois, Bb. Zimmermann Georg, Bb. Zunzer Jos., Privat. Zusner Peter, Pfr. Zuvvatsch Wzl., k. k.Steuereinnehmer. Ekrenmitglieder ... 2 4 Correspondirende . . 29. Wutte Anton, Gartner. 196 Nachtrag zn Seite 8. O ic Bestrebungen der grossen Kaiserin Maria Theresia nnd ihrei weisen Regierung: den Ackerbaa in ikren Reichen zu beben, finden in den nacb.stehenden, theihveise wort!ich angcfiibrten Bofdekreten ihren klarsten Ausdruck, audi wird aus dem Hofdekrete vom 18. Dezember 1769 ersicht- lich, dass in diesem Jahre bereits Agrikultur-Gesellsekaften in Nieder-Oester- reieb, Steiermark, Krain, Giirz und Tirol bestanden. K. k. L Oe. Landcs-Gubernium Gratz de dato 2. Jdnner 1765 an die Landes-Hauptmannschaft, dass mit Allerhochstem Rofdekret vom 18. De¬ zember 1764 anbefohlen sei , dass von dem Commercial-Consess jedes Landes iiber den Fortgang der dortigen Agrilailtur-Gesellsrhaft alle 6 Monate bericht- liche Anzeige gemacht, von besagter Gesettschaft alljahrlkh eine Frage zur Ausarbeitung aufgeivorfen und auf die boste Ausarbeitung derselben ein Prd- mium ., cine Medaille von 150 fi. nach dem Beispiele anderer derlei Socie- tdten gesetzt und aus der Commerzial-Cassa abgereicht w er den soli. Laut Gubern. - Verordnung Gratz den 18. Mai 1765 an die Landes- Hauptmannschaft wird mitgetheilt, dass Se. Majestdt far dieses Jahr die Erorterung der Frage „ Wie der gegermdrtigc Stand des Vieh - Ziegel in Kdrnten, wie selbe vor 50 Jahren bestanden, was die Ursachen des Verfalles und was fur Ansiande oder Hindernisse aessen Aufndhme entgegen, und welche Mittel zur Wieder-Emporbringung anzuwendeu seien “, angeordnet habe. Laut Referat des Mittels Rathes Johann v. Thys wurde dieser Preis einer Abhandlung des Anton Carl v. Wilbourg, Graf Lodron’schen Chirurgen zu Gmiind, zuerkannt. Fur das Jahr 1767 wurde in Vorschlag gebracht, Demjenigen, uielcher in jedem Kreise die genaueste ivirthschaftliche Buchhaltung nach einem Jahre erreichen uiiirde, ein Pramium zu ertheilen. Fur das Jahr 1768 wurde von l.hrer Majestdt der Kaiserin die ange- tragene Preisfrage genehmiget: „Welche Art die beste sei das Vieh im Stalle zu futtern, und wie diese unter dem Landvollc einzufuhren ?“ Von der Rom. Kags. zu Hungarn und Boheim Konigl. Apostol. Maj. Erzherzogin zu Oesterreich Unserer Allergnddigsten Frauen wegen: Dero Landes- 197 hauptmannschaft in Ihro Erbherzogtkum Kdrnten hiemit in Gnaden anzuzeigen : Ilire Kays. Konigl. Apostol. May. haben iiber einen allerunterthdnigsten geschehenen Vortrag, wie die Ausarbeitungen, Vorschlage und Kulturs- Verbesserungs- Unterrichte der Ackerbau-Gesellschaften kunftighin lebhafter, als bisher geschehen, in dasWerk gesezel werde,n rndgen, allergnddigst resolviret, dass es bei derbisherigenVerfassung zwar sein Verbleibm habe, dahingegen aber zu Ausiveichung vieler Sehreibereien, und folgbahrer Befdrderung des Agriculturs-Geschdftes , die Gesellschaft von Nie- mand anderen, als der Landes-Stelle selbst unmittelbahr abhangen, audi alle ihre Protocollen, Ausarbeitungen, und Vorschlage an Niemand anderen, als diese ein- reichen solle, ivelche sodann das Vorgetragene in Ueberlegung zu nehmen, und mil ihren dabeg Jindenclen Anmerkungen allenfalls wenn die Sache in anderweg ihren guten Gang nicht nehmen konnte, nach Hof zu befordern, immittelst aber mit kainer widrigen Erledigung fiirzugehen habe. Wie dann sie Landes- Stelle fernershin sich bei den Landes-Standen dahin zu venvenden hdtte, dass selbe nicht nur cillein zu den abhaltenden Ackerbau-Gesellschafts-Versamm- lungen jezuiveilen ein- oder anderes Individuum, von dem Standischen Ausschuss oder der Verordnelen-Stelle abordnen, sondern auch die Unternehmungen erstgedachter Societiit nach Befund krdftigst unterstutzen sollen. Und zumahlen verschiedene Agrikulturs-Gesellschaften in den Erblanden ihre eigenen Protec- tores bereits liaben , so wird auch allenfalls die dortlandes bestehende einen erivehlen, und nach Hof zu allerhochster Bestdttigung anzuzeigen haben. Da nun Ihre Kaiserl. Konigl. Apostol. Mag. iveiters allergnddigst ertvogen , dass bei verschiedcnen Agricultur-Gesellschaften in N. Oe., Steger , Karnten, Krain, Gorz, dann Tgrol , in Aufsezung der Preis-Fragen man oft ctuf die nami. Gegenstande verfalle , oder aber einerleg Materien in die Behandlung nehme , ohne von der Verschiedenheit, oder Uebereinstimmung der Umstdnde in den Erblanden benachrichtiget zu segn, wodurch aber die wechselweise Beghil/e, zu Erreichung des ruhmlichern Absehens mit Zeit-Verlust nicht erhalten iverde; als befehlen allerhochst Dieselbe , dass jede Gesellschaft beg Verlaufe des Jahrs, sovoohl die Preises w'urdig erkannte Schrift, als jene, so den access erhalten , letztere jedočih allenfalls nur extractive , sammt den — binnen solchar Zeit vorgekommenen wichtigeren Abhandlungen, oder Anleitungen eben so, wie die Nachriclit von gemachten Proben, und anderen bei der Gesellschaft sich ereignenden merkiviirdigen Vorfallenlieiten in eines zu fassen, und nach geschehe- ner Censur unter der Aufschrift: Sammlung der — — — — Agrilculturs- Gesellschaft fiir das Jahr 1770 zum Beispiele in Druck legen zu lassen, davon einige Exemplaria nach Hof einzusenden, und andere den iibrigen G esellschaften mitzutheilen , den Pest aber mittelst eines Verlegcrs sonst in das Publicum zu bringen, sich befleissen solle: Und gleichivie sich Ihre Mag. allergnddigst versehen , dass selbe dabeg der nothigen reifen Ueberlegung, und aller Bescheidenheit in einem — in der o fen en Welt erscheinerulen Werke sich 198 gebrauchen , auch jenes , so der Politischen Verfassung zu nahe tretten komite, oder nicht auf den allgemeinen Nutzen gerichtet ivare , geflisse.ntlich beseitigen werde, also gehet die weitere allerhdchste Gesinnung dahin, dass audi ausser dem sie Gesellsdiaften sich unter einander Bestandig in nahere Corre- spondenz zu sesen, sich die verhandlende Gegenwurjfe mitzutheilen , und, wo es ndfhig, die erforderl. Nachriditen geben, folgl. sich allen wech- seliveisen Begstand, und Mitwirkung zu dem gemeinen Besten zu leisten sich unermudet beeiferen icerden. Ilire Mag. geben zugleich den Landes-Stellen soiuohl, als den Ackerbau - Gesellsdiaften zu erkennen, dass sie mit weit grosserer Gnade damals ihre Amvendungen betrachten werden, wenn sie die- selbe nicht nur auf umviirksame Speculationes besdirdnken, sondern auch das nuzlich Befundene in die Ausubung sezen zu lasse/i, besorget segn ivurden. In Belracht dessen der iveiteren Ueberlegung der Landes-Stellen , und der Gesellsdiaften iiberlassen icird, ob , und ivenn der jahrliche Preis auch auf die Be- stimmung der durch Schriften genugsam erleuterlen roiditigsten Vorschlage , folgl. auf die standhafte Proben in Grossen zu sezen komme. Dieses nun sind die wesentl. Grundsdze, mit ivelchen die Landes-Stellen, und die Gesellschaften die Geschafte mit vollkommener Eintradit und gleicher Belebung fur den allgemeinen Wohl- stand der Provinzen des — nur eines ausmachenden Staates zu leiten haben. Und es verbleiben allerhodist-gedadit Ihre Majestat mit Kagser- Konig- und Erzherzoglichen Gnaden derselben ivohlgeivogen. Signatum Wienn, unter allerhbdist-voiederholt Ihrer Mag. aufgedruckten Secret-Insiegl den 18. Xbris im siebenzehn Hundert neun und sechzigsten Jahre. Von der Rom. Kagserl. zu Ilungam ; und Bdheim Konigl, Apostol. Magst. Erzherzogin zu Oesterreich Unserer allergnadigsten Frauen ivegen : dero Landeshauptmannschaft in dem Erb: Herzogthum Karaten hiemit in Gna¬ den anzufilgen / Aus der Nebenlage ist zu ersehen , ivas fur Pramien in den Konigl. Preussisch. Landen fur jene ausgesetzet ivorden, ivelclie die darinnen enthaltene Artickula beiviirken vourdeiv, Dieser Aufsatz wird lhr Landeshaupt¬ mannschaft mit dem Auftrag zugesendet , dass Selbte die Agriculturs-Gesell- schaft darob: ob es nicht rathl. icdre, auch dortlandes statt bisherig. okonomisch. Theoretischen Pregssfragen, practische Pregss-Aufgaben dem Puhlico zur Erdr- terung vorzulegen ? folgl. souiolil uber die Frage selbst, als liber die etwa zu bestimmen segn durfende Articuln, in so iveit solche die Activitdt & Agricul- turs-Gesellschaft angehen, mit ihrer standhaften Wohlmeynung vernehmen, sodann solche mit Bcgfiigung Ihres statthaften Gutachtens uber vorerivalint. ein: und anderen Gegenstand anliero einbericlitm solle. Und es verbleiben Ihre Majestat mit Kags. Konigl. und Erzherzoglichen Gnaden derselben wohlgewogen. Signatum Wienn unter allerhochst: uiiederholt: Ihrer Majestat aufgedruckten Secret-Insiegel den 25. April im. Sieben Zehen Hundert Ziveg und Siebenzigsten Jahre. 199 Nach Inhalt der neuen Berliner Berichte sind unterm 13. hujus Pra- mien ausgesetzt ivonlen, um ivelche sich diejenigen, die solche zu verdienen sich gefasst machen , und davauf Anspruch zu machen gedenken, bis auf den Ilerbst des nachstkunftigen Jahres beg der k. Kriegs- und Domainen-Kammer ihrer respectiven Provinz zu melden haben. 1. Diejenigen vier Gemeinden, die ihre Gemeinheiten von selbst 200 10. Denjenigen Fahrikanten, der zum erstenmal filr rvenigstens 1000 Rthlr. wollene Waaren von eigener Verfertigung ausser 40 Rthl. Landes abgesetzt, cine Pramie von 40 Rthl. 125 50 100 ,, 20 „ 120 „ 50 1420 Rthl. oder 2130 fl. Mit Ilofdekret vom 29. August 1772 wird von Ihrer Majestat angeord- net, dass die bisherigen theoretisch okonomischcn Fragen beseitiget und fur das kuvftige nur praktische Preis-Aufgaben zur Erorterung vorgelegt werden sollen, als solche iverden fur das Jahr 1772 folgende 3 vorgelegt: 1. Von den meisten gepelzten guten Obst-Baumen und icenigstens in ciner Zcihl von 50 Stuck gepflanzet; 2. der den meisten und schonsten Flachs mit Besdmung, icenigstens 2 Joch Aecker, erbaut. 3. Welcher die meisten Felber und Weiden, jedoch in einer Arizahl von uber 100 Stuck, gepflanzet haben iverde. Leider findet sich die Beantuiortung weder der theoretischen Fragen in den Akten, noch wird Enodhnung gemacht, tvelchen Landwirthen die Prcis« zuer- kannt icorden sind. 11. Denjenigen , welche das feinste TVollengarn aus inlandischer Wolla , und in der grossten Quantitat werden verfertigt und vorgezeigt haben, eine auf 3 zu vertheilende Pramie von 125 Rthl. 12. Demjenigen ; der den JValdbau mit dem grossten Vortheile wird betrieben haben, eine Pramie von 50 Rthl. 13. Denjenigen, welehe eine Plantage von ivenigstens 50 Stiiclcen sechsjdhrigen laubbaren Maulbeerbdumen, G Fuss unter der Krone iverden gezohen haben, eine auf 4 Impetranten zu vertheilende Pramie von 100 Rthl. 14. Derjenigen Person, die ein Stuck Spitzen , so an Feinheii und Dessein den von Briissel gleichkommen wird, verfertigen und sich dazu am besten legitimiren Jconne, eine Pramie von 20 Rthl. 15. Denjenigen G Woll-Fabric.anten , so das feinste Stuck Zeug iverden verfertigen und vorzeigen konnen, jedem ein Pramie von 20 Rthl. 16. Demjenigen Gerber, der ein Kalbfell von seiner Arbeit vor¬ zeigen kann, welches dem Engl. Kalbleder an Giite gleich leommt, eine Pramie von 50 Rthl. I n h a 11. Seite I. Geschichtliche Darstellnng der Hanptmomenta der Thiitigkeit der k. k. Landwirthschaft - Gesellsehaft in Kamten von ihrer Griindung im Jahro 1764 bit: Ende 1864 .. 5 II. A uhan g, Biograpbien: a) Dr. Joliann Burger, b) Furstbischof MayT, e) Matbias Aehazel. d) Thaddaus v. Lanner.143 Ul, Verzeichniss der wirklichen Mitglieder der Gesellschaft am Scblnsse des Jahres 1864 .. 183 / \ v / \ H V> ' X 9 ■ w 'l / y’ t / /