^ Nr. 1. Zeitschrist fnr vaterländische Interessen. jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgrbtthren: Für die Apaltigc Petit-Zeile oder deren R»„m der Post: Für Laibach sammt Zustellung: bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr, Gcmziülmg fi, L, Ganzjährig st. 5. ^ Stempel jedes Mal 3U kr. Halbjährig „3 . Halbjährig , 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. In Wien übernimmt Inserate G. L. Daube N Vomp. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 263, 2 Stock. Geldsendungen find zu richten an den Eigenthttmer des Blattes. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplah, Nr. 313. Manuskripte werden nicht zurückgesendet. Laibach, Freitag am 1. Jänner 1869. Pränumeration^ - Einladung. Ein Jahr ist verstrichen, seit der „li-i^lav" in verjüngter Gestalt wieber vor seine Leser trat. Der soeben seinem Ende zuneigende Zeitabschnitt hat für die Geschichte unseres Volkes, für die Geschichte der österreichischen Slaven überhaupt wahrhaftig nicht sehr viel erfreuliches Material geliefert. Manchen herben Schlag haben wir erlitten in dem Kampfe gegen die herrschende politische Strö­mung, manche bittere Enttäuschung ward uns zu Theil. Mit offenem, vorurtheilfreien Auge verfolgte der „l'riZlav" den Gang der Ereignisse und nahm regen Antheil an dem geistigen Kampfe, den das Recht gegen die Gewalt führt. Wir dürfen wohl behaupten und man wird uns das Zeugniß nicht versagen, daß wir stets und überall das Interesse unserer Nationalität vor Augen gehabt und das Wohl unseres Landes nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern getrachtet haben, überhaupt die uns durch das nationale Programm auferlegte publizistische Pflicht trotz des beispiellosen Druckes, der auf der oppositionellen Journalistik lastet, nach Thunlichkeit mit allen Kräften zu erfüllen bestrebt waren. Die Situation ist heute um nichts besser, als sie im vorigen Jahre um diese Zeit war, ja wir müssen uns gestehen, sie ist nur noch schlechter, und dieß theilweise auch deßhalb, weil sie wenigstens lllller geworden ist. I n diesem Momente von der Wahlstatt zurücktreten, dieß wird wohl Niemand von uns verlangen. Ohne unsere Kräfte und die damit erreichbaren Erfolge zu überschätzen, glauben wir doch, daß ein solcher Schritt sehr zur Unzeit wäre. Mehr denn je bedarf es jetzt aller Anstrengungen, um den übermüthigen Gegner, dem der Kamm unter der Pflege unnahbarer Hände in's Unendliche gewachsen, in die gebührenden Schranken zurückzuweisen. Alle unsere Parteigenossen ohne Ausnahme werden uns beipflichten, daß es nur zu bedauern wäre, wenn sich jetzt die Zahl der Streiter für Recht und Wahrheit vermindern würde, wo man doch alles daran fetzen muß, sie zu vermehren, zu verstärken. Diese Erwägungen haben uns klar gemacht, daß es leider unsere Pflicht sei, auszuharren auf dem dornenvollen Pfade, Den durch die Ungunst der Verhältnisse gesteigerten Anforderungen Rechnung zu tragen, und namentlich in Anbetracht des Umstandes, daß das gegnerische Lager sich bekanntlich in Laibach ein neues Organ geschaffen hat, haben wir uns überdies; entschlossen, den „l'rizlav " von Neujahr an zweimal in der Woche erscheinen zu lassen. Das nähere ist weiter unten mitgetheilt. Angesichts der bedeutenden Opfer von unserer Seite sehen wir uns aber auch gelegentlich der neuen Abonnement-Eröffnung veranlaßt, unsere Gesinnungsgenossen an ihre Pflicht zu mahnen und sie dringend zur ausgiebigen materiellen, wie geistigen Unterstützung unseres Unternehmens aufzufordern. Wir empfehlen unfern Freunden die gepriesene Rührigkeit unserer Feinde zur Beachtung und — Nachahmung. Daß wir treu an unserm Programme halten, nach wie vor für die ewigen, unauslöschlichen Rechte der Nationalität als unser höchstes Gut mannhaft einstehen und kein Haar breit von unfern gesetzlich begründeten Forderungen lassen, — daß wir Recht und Freiheit, d, h. gleiches Recht für Alle und gleiche Freiheit für Alle, auch in Zukunft unerschrocken verfechten weiden, brauchen wir nicht erst zu versichern. Freunde unseres Volkes! Parteigenossen! Streben wir mit vereinten Kräften nach dem großen, gemeinsamen Ziele! Der „l'riAlav" erscheint von Neujahr an Wöchentlich zweimal, und zwar Tinstllgs und Freitags, im vorliegenden Formate, jedesmal wenigstens einen halben Bogen stark. Den Preis haben wir trotz der wesentlich größeren Kosten nur unbedeutend höher gestellt. Das Blatt kostet nämlich Von Neujahr lln: Mit der Post: Für Laibach sammt der Zustellung in's Haus: Ganzjährig fl-tr. Ganzjährig Hfl. — kr. "-^H Halbjährig Halbjährig A „ »HG Jene ?. 1'. Abonnenten, von denen wir das Pränumerationsgeld für den ll. Semester oder das IV. Quartal v. I. noch nicht erhalten haben, ersuchen wir höflichst, uns gelegentlich der Erneuerung des Abonnements auch die rückständigen Beträge zuverlässig einsenden zu wollen. "H M Die Administration Der orientalische Konflikt und die Sllwen. Die Aufmerksamkeit der Presse gilt gegenwärtig fast aus­schließlich der Gährung im Orient und jedes Blatt sucht die dortigen Vorgänge in seinem Sinne auszubeuten. Eine eigenthümliche Er­scheinung ist es, daß die meiste» gegen Griechenland Front machen und den „tranken Mann " in Schutz nehmen, denn dieses Mannöver ist wohl kaum einer Anwandlung der menschlichen Gefühle gegen den Gebrechlichen zuzuschreiben. Die Konfercnzvorschläge werden auf das kräftigste unterstützt, ja einige Blätter sind bereits so weit, die möglichen Resultate der Konferenz jetzt schon bekannt zu gebeu. Wie stehen denn wir Slaven zu diesem Konflikte? Obschon wir keineswegs einen Krieg wünschen, der sich mögli­cherweise zu einem europäischen gestalten tonnte, und daher gegen eine friedliche Lösung der Wirren nichts einzuwenden hätten, wenn durch dieselbe die unfern Brüdern unter der Herrschaft des Islams günstigen Resultate erwachsen, welche durch einen Krieg voraussichtlich erzielt werden, so sind wir doch dafür, daß der durch so viele Jahre unaufgelöste gordische Knoten mit eine m Schlage zerhaut würde. Die unglückliche Vermittlungspolitit der Westmächte, welche die in der Türkei in so großer Anzahl befindlichen Slaven die nationa ­len und menschlichen Rechte rauben half, ist wahrlich nicht der­art, daß sie Vertrauen in uns erwecken könnte. Wozu auf die un­heilbare Wunde schmerzstillende Pflaster legen, wenn man durch einen Schnitt das kranke Glied vom Körper trennen und den letzteren vielleicht noch retten kann? Der Islam ist nicht kulturfähig, dies sollte unfern Kulturträ­gern doch nicht entgehen. Nirgends, außer in Spanien, erhob sich der Türke in geistiger Richtung über den Naturmenschen, und so kommt es, daß die unter den Mohamedanern lebenden Slaven sich von den ersteren durch nichts unterscheiden; sie stehen mit ihnen auf gleicher Bildungsstufe und es ist wahrlich mehr als ein Wunder zu nennen, daß sie noch dem väterlichen Glauben treu blieben. Wenn wir in der Geschichte unseres Landes nachblättern und darin die Leidensgeschichte unseres den Türkeneinfällen besonders ausgesetzten Volkes lesen, so haben wir wahrlich keinen Grund, den Osmanen hold zu sein. Ein beträchtlicher Theil schmachtet uoch jetzt in türkischer Gefangenschaft, wenngleich sein Los gemildert worden; alle diese sehnen sich nach Erlösung, nach Vereinigung mit ihren westlichen Brüdern, um mit ihnen vereint zu höherer Bildungsstufe, zu,» Wohlstande zu gelangen. Daher die Sympathien zu den Grie- Feuilleton. Neujahr. Das Neujahr ist gewiß ein Zeitpunkt, der für jedermann von größerer oder geringerer Wichtigkeit ist, obschon so oft dagewesen, daß man ihn fast nicht mehr beachten sollte. Das Neujahr sollte etwas neues bringen, aber leider bleibt bei uns so ziemlich alles beim alten. Das „Tagblatt" lügt nach wie vor, die „Laibacher Zeitung" fahrt fort, sich in ihren Inseratenthcil und offiziöses Schweigen zu hüllen, unsere „Freunde" schreien nach wie vor und niacbcn Spektakel, nur der „Triglav" nimmt ein neues Kleid an und erscheint zu nicht geringem Aerger des „Tagblatt" von nun an zweimal in der Woche, sonst bleibt er der alte in Bezug auf seine Tendenz und Gesinnung und fordert das „deutsch thümeln de" Volk von Laibach und Umgebung in die Schranken. Wollte man die Ereignisse des alten Jahres Revue Yassiren lassen, so wäre dies allerdings mehr lehrreich, als interessant; manche traurigen Erinnerungen kämen da zum Vorschein, manche gesunkene Hoffnung liegt am Boden, doch sind auch einige Errungenschaften zu verzeichnen. I m Lager unserer „Freunde" sahen wir manche tragi­komische Szene, ja einige recht empfindliche Blamagen, deren Spuren auf dem verlängerten Antlitze sichtbar. Zwar erlebten sie auch an­scheinend einige Triumphe (Sotolprozeß und Ie^ica-Nffaire, beide recht ergiebige Goldlager für unser Federvieh, vul^ a Zeitungs­skribler), aber im ganzen können sie sich keiner bebeutenden Erfolge rühmen, was bei der pompösen Bezeichnung „Fortschrittspartei" allerdings nicht zu übersehen ist. Dagegen gelangen ihnen einige Arrangements von politischer Tragweite, als: Konstitutioneller Verein, „Tagblatt", das „Vürgerfest" auf den Ruinen des Schlltzenvereines, in einem Saale, wo sich tanzlustige Kommis herumtummeln. Das chen und zum nördlichen Nachbar. Zwar scheint es, als wollten die Donaufürstenthümer, vor allen Serbien, dessen Negierung einem stark verbreiteten Gerüchte zufolge, von den Ungarn gewonnen sein soll, im Falle des Kriegsausbruches ihre Neutralität bewahren, aber es ist mehr als gewiß, daß das Volk bei dem ersten Kanonenschusse auf der griechischen Halbinsel sich sofort offen für die Griechen er« klärt und dieselben auf jede mögliche Weife nachdrücklichst unterstützt. Einem Privattelegramme der „Politik" aus Neusatz zufolge for­dert General Stratimirovio das serbische Volt auf, ungesäumt die Waffen zu Gunsten Griechenlands zu erheben. Wird es diesem Rufe Folge leisten? Nach dem jetzigen Stand der Dinge ist daran wohl kaum zu zweifeln. Auch in den suzeränen Ländern zeigt sich der Zwiespalt zwi­schen Voll und Regierung. Die Slaven streben nach Vereinigung unv dieses Streben wird nicht etwa genährt durch- russische Emis­säre, sondern es entspringt dem inneren Triebe, der Stammesge­nossen zu einander zieht; sie begrüßten mit Freuden die russische Intervention, weil sie nur durch diese die Befreiung ihrer Brüder hoffen können und dürfen; gelingt diese, so sind die Slaven nach Ost und Süd hin abgerundet. Diese Möglichkeit scheinen die sla­venfeindlichen Blätter vorauszusehen, daher ihre Sympathie für die Pforte, der sie sonst nicht hold zu sein pflegten, Beweis dessen die vielfachen gräulichen Schilderungen der Zustände im Orient, worin sie sich seinerzeit zu überbieten suchten. Wir wünschen denjenigen Zeitungsschreibern jene Epoche zurück, wo die wilden und blutgieri­gen Osmanenscharen das halbe Europa sengend und mordend durch­zogen, und sind überzeugt, daß sie ihre Lobreden zu Gunsten der­selben sogleich einstellen. Für die Slaven in der Türkei ist der Krieg jedenfalls von Bedeutung. Unter dem Szepter des Isla m kann ihnen niemals die Sonne der Freiheit und nationaler Entwicklung aufgehen, sie müßten ewig auf der niedrigen Kulturstufe bleiben, auf der sie, Dank der Politik der Westmächte, jetzt stehen, denn selbst ein für sie günstiger Friedensschluß bietet ihnen keine Garantien. Sie entbehren nach wie vor jeglicher Unterstützung von Seite der Negierung. Befreiung von türkischem Joch und Vereinigung mit dem übrigen großen Körper ist ihr Heil und dieses können sie nur dann erreichen, wenn Osma­nien ihnen Selbständigkeit auf Grundlage einer gerechten Verfassung gewährt oder — in die Brüche geht. Dieser Fall wird sicher früher oder fpäter eintreten trotz der Bemühungen der westlichen Aerzte, welche durch allerlei Mittel aus letztere bestand vorwiegend aus Bürgern, denn Bauern waren dabei nicht vertreten und was — nach dem Sinne des „Tagblatt" -— nicht Bauer ist, muß Bürger sein, wenn auch ein „k. k." davor steht. Wer lacht da? Eine Blumenlese aus den dort gehaltenen Reden wäre aller­dings sehr interessant, weil das „Tagblatt" dieselben zum Theile — verschweigt; doch da wir nicht zu den Bürgern zählen, so würde uns als Unberufenen der Eintritt verweigert worden sein; auch ver­gaßen wir eine Karte zu lösen und so kamen wir um den Genuß des Abends. Wie man Tags darauf sprach, war das Bier dort — süperb, denn unsere Vaterlandsfreunde glauben zur Hebung unserer heimischen Industrie am besten beizutragen, indem sie — Grazer Vier trinken. Doch wer kennt ihre geheimen Zwecke? Ma n muß gestehen, unsere „Freunde" entwickeln eine Ameisen-Nührigteit. Die Wahlagitationen sind im besten Zuge, ja noch mehr, sie sind vorbei, denn unlängst wählte eine Gesellschaft in einem Gasthauslotale, sich über die Gemeinderathswahlen hinwegsetzend, allen Ernstes den neuen Bürgermeister. Ob derselbe die Wahl an­nimmt, ist vorläufig noch unentschieden. Wahrlich ein energisches und schnelles Vorgehen, würdig der „Fortschrittspartei". Wenn es in dem Tempo fortgeht, so sind in einem Jahr die Häupter des konstitutionellen Vereins Minister und ihr Führer zeichnet sich durch eine fulminante Thronrede fchreckenerregend aus und versetzt ganz Europa in Bestürzung. Armes slovenisches Volk! Du erhältst dann im Welttheater den Sitz auf der letzten Gallerie, wenn Dir über­haupt der Eintritt gestattet wird. Wenn übrigens die Zustände dieses Theaters nicht besser sind, als in Laibach, dann soll es jedermann leid thun um den Eintritts^ preis. Unlängst hörten wir von einem Fremden, also jedenfalls einem Unparteiischen, ein Urtheil, welches wir unfern Lesern nicht vorent­halten zu dürfen glauben. Es war gelegentlich der politischen Efpek­ gegenseitigem Mißtrauen densiechen Leib noch zu erhalten versuchen, weil sie einander die Erbschaft mißgönnen. Politische Revue. Die Vorgänge in Ungarn ziehen die Aufmerksamkeit der Wie­ner und Pester Blätter auf sich. Ein ungarisches Blatt gab nämlich, angeblich inspirirt von Andrassy, die bestimmte Erklärung ab, Un ­garn werde keinen Kreuzer und keinenMann bewilli­gen, wenn Preußen die Mainlinie überschreiten und auch die süddeutschen Länder dem Nordbunde einver­leibe n sollte . Der Eifer, womit die „Debatte" diesen Artikel des ungarischen Blattes zu bekämpfen sucht, läßt erkennen, wie unange­nehm ihr derselbe sei. Sollte jedoch der Ausspruch wirklich aus dem Munde Andrassn's herrühren, dann ist das Freundschaftsband der beiden Minister bereits gelockert und Graf Veust steht nicht auf so festen Füßen, als es deutsche Blätter so gerne glauben. Als De» mentirung des Gerüchtes, Andrassy wolle die Stelle Beust's ein­nehmen, bringt die „Debatte" die Erklärung, Andrassy sei in Pest eine Notwendigkeit und werde keinesfalls nach Wien gehen. Die Zustände in Böhmen haben sich keineswegs geändert, das Christkindlein brachte nicht die Aufhebung des Belagerungszustandes, wie man erwartet hatte. Ueber den Ausgleich mit Böhmen schreibt man der „Zukunft" aus Prag: „Der Obmann des deutschen Kasi­no's, Dr. Schmejkal, war vor kurzem in Wien und besprach mit den zisleithanischen Ministern, namentlich aber auch mit dem Preßmini­ster Dr. Berger die „brennende Nationalitätenfrage". Weiter heißt es, daß in Regierungskreisen die Ansicht vorherrschend ist, es müsse, ehe offiziell an einen Ausgleich mit den Czechen gegangen werden tonne, zuerst eine Verständigung zwischen den beiden gegnerischen nationalen Elementen der czechischen und deutschen Partei platzgrei­fen. Zu dem Ende wurde eine Konferenz in Prag zwischen den Füh­rern beider Parteien in Vorschlag gebracht und sollen die Resultate dieser Konferenz der Regierung als Maßstab für eine an den Reichs­rath zu leitende Vorlage dienen. Diese Vorlage wird ein Natio ­nalitätengeset z sein, bestimmt, den Grundsatz der Gleichberech­tigung der Nationalitäten durchzuführen. Zu dem Ende soll aclkoo der Reichsrath einberufen werden, und man gibt sich der Hoffnung hin, daß die czechischen Abgeordneten dann in der Versammlung er­scheinen weiden und daß auf verfassungsmäßigem Wege die Natio­nalitätenfrage gelöst werden könnte." (???) torationen des Wichsier in „Flotte Bursche", wo sich derselbe er­kühnte, Glossen über die spanischen Zustände vor und nach der Er­hebung zu machen — ein Extempors, das sogar unsere Tagblattler kühl ließ. Unser Fremde drehete sich um und verließ das Lokale. Später trafen wir ihn im Kaffeehause und als das Gespräch auf das Theater kam, äußerte er: „Ich bedauere die arme Königin aus dem Grunde, weil sich jetzt jeder hergelaufene Mensch erkühnt, sie zur Zielscheibe seiner fa­den Witze zu wählen. Mi r dürfte man nicht so spielen und ich be­greife nicht, warum ein Theater, wie das hiesige deutsche, ans Lan­desmitteln eine Subvention erhält. Wäre es denn nicht möglich, daß die Nationalen dasselbe in die Hand nehmen? Haben sie auch noch keine geschulten Darsteller, so würden sie dennoch diese Leistungen erreichen, in moralischer und ästhetischer Beziehung sie aber jedenfalls übertreffen. Besser gar kein Theater, als ein solches." Wir stimmten ihm bei, wendeten aber ein, daß dieses Theater unserer deutschen Partei gefalle. „Dann spricht dieselbe ihr Urtheil selbst." Wie dieser, denken viele andere, welche nicht mit DeLman'scher Blindheit geschlagen sind. Und dann trinken die Herren „Verfassungs­treuen" Toaste auf die Volksbildung! Kann es einen drastischeren Kontrast geben? Wenn sie solche Inkonsequenzen begehen, dann sind sie lächerliche Pagoden, wir brauchen sie nicht zu fürchten, nicht ein­mal zu bekämpfen, sondern nur die Hände in den Schoß zu legen und ihre Auflösung ruhig abzuwarten. Doch der Feuilletonist überschreitet seine Grenzen und versteigt sich in den ersten Stock. Je nun, die Neugierde trieb ihn höher, im neuen Jahr wird er sich hübsch Parterre halten und nur heitere oder belehrende Geschichten erzählen. Um sich bei seinen Lesern in Gunst zu setzen, ruft er zum Schlüsse seines Feuilletons und zu Anfang des neuen Jahres: krosit Neujahr! So das Blatt. Wir zweifeln übrigens, daß diese Hoffnung je in Erfüllung geht. I n Serbien gährt es gewaltig. Die serbische Thronrede ist schlicht und einfach und wenn das gelingt, was sie verspricht, so ist das serbische Volk glücklich zu nennen. Weit entfernt, die Nation auf die Stufe der höchsten Vollkommenheit in jeder Hinsicht erheben zu wollen, strebt sie vorläufig nur den ihr erreichbaren Standpunkt des Fortschrittes an, und gewährt daher der LKupöiuÄ,, welche bisher nur eine konsultative Stimme hatte, nun auch die Würde eines legislative n Körpers; ferner wird die Ministelverantwortlichkeit eingeführt, ein Preßgesetz entworfen, das bestehende Wahlgesetz revi» dirt und eine Reihe anderer Reformen vorgenommen. Auf diese Art ist dem serbischen Volke der Weg zu einer Verfassung geebnet, welche seinem Geiste entspricht. Doch dürfte der Krieg die Ausfüh­rung obiger Reformen mindestens verzögern. Der „Zukunft" gehen Nachrichten sehr ernster Natur zu. Die Pforte hat an die westlichen Mächte eine sehr energisch gehaltene Mittheilung zugehen lassen, in welcher sie detaillirt nachzuweisen sich bemüht, daß zwischen den ihr entgegenstehenden beiden Großmächten und den suzeränen Fürstenthümern ein definitives Bündniß eristirt, dessen Abschlußtag und Ort das türkische Kabinet genau angibt und dessen an den Wortlaut streifenden Inhalt sie wiederzugeben, in der Lage zu sein behauptet. Es sollen in Folge dessen alsbald neuer­dings 10.000 Chassepots nach der Levante abgegangen sein, die für Omer Pascha bestimmt wären, welcher für den Moment außer Stande ist, vorwärts zu gehen. Er fürchtet nämlich, daß nach feiner Ent­fernung sich sofort ganz Thessalien hinter seinem Rücken erheben und er abgeschnitten sein würde. Er lenkt daher seinen Vormarsch längs der Seeküste. I n dem bevorstehenden Kriege der Griechen gegen die Türkei hat auch Amerika sich eine Rolle vorbehalten. Es will sich näm­lich im griechischen Meere eine Insel als Hallstation erwerben. Tagesneuigkeiten. Laibach, 1. Jänner. — (Die ordentliche Iahres-Versammlung des Sokol) findet Samstag den 2. d. M. um halb acht Uhr in der Turnhalle statt. Auf der Tagesordnung stehen die Berichte des Se­kretärs und des Kassiers, die Neuwahlen des Vorstandes, seines Stellvertreters und der 7 Ausschüsse, endlich Anträge einzelner Mit ­glieder. Nach der General-Versammlung vereinigen sich die Mitglieder des Sokol zu einer geselligen Abendunterhaltung im „Hotel Elefant". — (Dramatischer Verein.) Die letzte Vorstellung am Stcfanitage war sehr zahlreich besucht und ging trotz der Hinder­nisse, die sich aus der Notwendigkeit einer iheilweise neuen Rollen­besetzung bei dem einen der Stücke ergeben hatten, durchweg sehr gut von Statten. Wir erwähnen an erster Stelle die letzte Num­mer des Programms, die den meisten Beifall erntete und diese Aus­zeichnung auch vollkommen verdiente. Die vorzüglichen Leistungen der Herren V. Valenta und V. Coloretto in den „Advokaten" sind zur Genüge bekannt; letzterer war diesen Abend leider stimmlich nicht gut disponirt; den Tenorpart hatte dießmal Herr St. Fila ­piö inne, der zum ersten Male in einer selbständigen Partie auf­trat, sich aber vortrefflich bewährte; er errang einen so vollständigen Erfolg, daß er sich dazu mit Grund gratuliren kann. — Die Solo­szene „6-08paä rLAisZeur" ist ein schweres Stück Arbeit, das so recht geeignet ist, dem Akteur Gelegenheit zum „Paradiren" zu ge­ben, aber auch bedeutende Routine erfordert; Herrn Noll i gelang es, die vielen Schwierigkeiten glücklich zu überwinden und sich mit Anstand aus der heillichen Affaire zu ziehen. — I m zweiten Stücke konzentrirte sich das allgemeine Interesse in Herrn E. Ho rat, den wir bisher noch in keiner größeren Partie gesehen haben; sein „Martin " war eine köstliche Figur, der Charakter richtig aufgefaßt und maßvoll durchgeführt. Uebrigens lösten alle Mitwirkenden ihre Aufgaben in sehr befriedigender Weise; Frl. Minni H orak erwarb sich zudem ein besonderes Verdienst und einen erhöheten Anspruch auf die Dankbarkeit des Vereines fchon bloß dadurch, daß sie so freundlich war, die Rolle der älteren „Lodrovslia" zu über­nehmen; die verehrten Dilettantinen des dramatischen Vereines ma­chen nämlich mit den sog. „alten" Rollen unseren armen Regisseuren gerne graue Haare, weil sie selbst nichts davon, nämlich von grauen Haaren, wissen wollen. — Das Wirken des dramatischen Vereines fand diesen Abend eine sehr schmeichelhafte Anerkennung; es wurde uämlick dem Vereine ein schöner Kranz mit trikoloren Bändern ge­spendet. — (Die General-Versammlung der hiesigen <üi­talnica) fand am 26. Dezember v. I. unter lebhafter Beteiligung von Seite der Vereinsmitglieder statt. Dem Berichte des Vereins entnehmen wir, daß er im abgelaufenen Jahre im ganzen 16 Unter­haltungen gegeben hat. Zum Vorstande wurde mit Akklamation wieder Herr Dr. I. Nleiweis, zum Kassier Herr Karl Cv ajar, endlich in den Ausschuß die Herren Dr. Karl Bleiweis , Kaufmann Anton Icnt l und Advotaturskonzipient Emil Guttma n neugewählt. — (Die öitalnica in Krainburg) veranstaltet nächsten Sonntag Abends eine große Veseda, deren Ertrag zur Beischaffung von Winterkleidern für fleißige, arme Schulkinder bestimmt ist. Das Programm ist fehr anziehend und besteht aus folgenden fünf Num­mern: 1. „I°uA2,", Solo mit Klavierbegleitung von Lisinsti; 2. „Na i-Ä-lioäu", Männerchor von Nihar; 3. Lemoch's dritte Fantasie für Pillnoforte; 4. „Domovilla", Männerchor von Nedvtzd; 5. „86rvu3 ?6i6liuö6k!", Schwank in 1 Akt von M. Vilhar. Den Schluß bildet eine Tombola mit werthvollen Gewinnsten. Das Entree beträgt 30 kr. für die Person. Ebenfalls am 3. Jänner u. z. um 4 Uhr Nachmittags findet die Generalversammlung der Krainburger Üitalnica statt. — (Der Centralausschuß der Landwirthschaft-Gesellschaft) hat in seiner letzten Sitzung die Normen ent­worfen, nach welchen im Monate Mai die Hornviehprä mie n-Verth eilung und nach erfolgtem Ankaufe die Zuchtsticre den Gemeinden oder einzelnen Landwirthen zum BeHufe der Hebung der Viehzucht in Kram überlassen weiden. Der Entwurf dieser Statuten ist dem h. Ackerbauministerium zur Genehmigung vorgelegt worden. Damit auch die kleineren Grundbesitzer das Rind der Mürzthaler-, Mariahofer-, Möllthaler- und Pinzgauer-Race kennen lernen, beab­sichtiget der Ausschuß eine Belehrung über das Exterieur dieser Racen, wo möglich mit Abbildungen, in Druck zu legen und im Lande zu vertheilen. — (Das Gesetz über die Schulaufficht) hat in der Art, wie dasselbe im trainischen Landtage beschlossen wurde, nach der „Oesterr. Correspondenz" wenig Aussicht auf die Sanktionirung. — (Dem „Tagblatt" geht der S to ff aus.) Es scheint, daß die vorräthig gewesenen fünfzig Leitartikel des „Tagblatt" nun bereits „alle" sind und daß auch im Skandaltästchen nachgerade Ebbe einzutreten beginnt; glücklicherweise gibt es flovenische Jour­nale, durch deren eifrige Lektüre es sich Stoff sammelt. I n feiner letzten Nummer vom 30. Dezember wirft es dem „8Iov. uaroä" IeLica-Fiebcr vor, wahrscheinlich gestützt auf die Diagnose des be­kannten Doktors. Wir unsererseits glauben jedoch vielmehr, das „Tagblatt" werde von jenem Fieber geschüttelt, welches ihm ganze Artikel herausschüttelte und es in einen derartigen Zustand des Deli­riums versetzte, daß es allerlei unsinniges und verworrenes Zeug sprach, Beweis dessen jede beliebige Nummer. Uebrigens scheint ihm der „81ov. nai-oä" sehr viel zu thun zu geben, da es dessen Artikel wörtlich übersetzt und natürlich sein Kommentar dazu gibt. Die flo­venische Presse muß also nicht so schlecht sein, als es den Anschein hat, denn: Die schlechtesten Früchte sind es nicht, an denen die Wespen nagen. — Der heutigen Nummer unseres Blattes liegt die Pränu-merations-Einladung der Wiener Zeitschrift „Zukunft" bei. — („Lerliveus psäini") von Fr. Gerbic, Op. 8., soeben erschienen, bilden eine sehr brauchbare, nette Sammlung von Kirchenliedern. Wir finden da vorerst zwei „Weihnachts­lieder" für Solo- und Chorstimmen mit Begleitung eines Ta­steninstrumentes, gleich zweckmäßig, obwohl an einigen Stellen die kurzen Akkordenanschläge am besten von einem Pianoforte zu hören, daher auf der Orgel lieber zu überhatten sind. Beide Lieder, fowie das folgende Sololied „Noiitsv", von welchem das eben Gesagte im gleichen Grade gilt, sind Kompositionen guten Geschmacks, solid gearbeitet und für Sänger, die felbe mit Gefühl zusingen verstehen, sehr dankbar. Noch höher aber müssen wir die fünf vierstimmigen Gesänge, nämlich die beiden „Kommunion lieber" und die drei „Jesus! ieder" anschlagen; es sind Kirchengesänge reinsten Wassers, Sprößlinge einer gesunden Phantasie, keineswegs kränklich sentimentale Fakturen, wie ihrer leider genug in unserer Heimat zu Papier gebracht worden. Wir können allen Freunden einer guten Kirchenmusik dieses Opus unseres talentirten Landsmannes auf's wärmste anempfehlen. Oeffentlicher Dank. Allen ?. ?. edlen Wohlthätern und Wohlthäterinen, insbesondere dem verehrten Üitalnica-Damen-Komits, welches auf eine wirtlich großmülhige und menschenfreundliche Art für die Bekleidung von 32 armen Schulkindern unserer Schule Sorge getragen hat, spricht hiemit den verbindlichsten Dank aus die Direktion der städtischen Knabenhauptschule zu St. Jakob in Laib ach. Berichtigung. An die löbliche Redaktion der Zeitschrift „Triglav" hier. Die in der letzten Nummer der Zeitschrift „Triglav" unter der Aufschrift: „Ein Epilog zur Affaire in der k. k. Landeshauptkasse« gebrachte Notiz ist dahin zu berichtigen, daß zur angegebenen Zeit in der fürstbischöflichen Kanzlei vor dem hochwürdigen Herrn f. b. Rechnungs-Revisor ein Soldat erfchien und ihn um ein Darlehen mit dem Beisätze bat, er brauche das Geld zur Rechnungslegung, müsse es bis zum andern Tage haben, und sei bereit, einen Schuld­schein auszustellen. Bei seinem Ansuchen erlaubte sich der Bittsteller nicht die ge­ringste Drohung und sein Benehmen war in keinem Falle derart, daß es geeignet gewesen wäre, dem Herrn Revisor, wenn er sich mit dem Soldaten auch allein befand, irgend eine Furcht einzuflößen. Laibach, am 27. Dezember 1868. Der Magistratsvorstllno: O u t t m a n. Die seit acht Jahren im Baue begriffene, aus 200 zum größten Theile beweglichen Figuren bestehende Krippe, welche alle Haupt­ereignisse aus deni Leben Jesu von der Geburt bis zum Kreuztode darstellt, ist in meiner Wohnung, am alten Markt, Weber'sches Haus, Nr. 167, täglich von 2 bis 7 Uhr Abends zu sehen. 2-1 . ^lnllÄNN I'enn. Einladung zur Pränumeration auf das in Wien erscheinende politische Wochenblatt ^ 3ZSK «b8tG«". Mit 1. Jänner 1869 beginnt ,Des Osten" einen neuen Jahrgang. Durch sein muthiges Eintreten für die wahrhaft öster­reichischen Interessen und für die Gleichberechtigung aller Völker hat er sich fchon bisher einen großen Leserkreis erworben. „vei- Osten" bringt überdies die interessantesten politi­schen und diplomatischen Nachrichten, welche aus seinen Spülten die Runde durch alle Journale machen, und namentlich hat er die besten und verläßlichsten Mittheilungen aus dem Oriente. ,,Nes Osten " kämpft mit Entschiedenheit für den Ausgleich und für die Verständigung mit den Böhmen und Polen, und für die nationalen Rechte der in Ungarn lebenden nicht-Mllgh arischen Völker. Er bringt politische Artikel und Feuilletons, Original-Cor­respondenzen aus allen Hauptorten des In - und Auslandes, sämmt­liche in- und ausländischen Nachrichten, volkswirthschaftliche Mitthei­lungen, Börsenberichte, Cours-Notirungen, Literatur- und Kunst-, Theater- und Sport-Nachrichten, so daß derjenige, der den „Osten " abonnirt, ebenso gut und noch besser unterrichtet ist, als wenn ei mehrere Tagesblatter abonnirt hätte. Endlich beginnt im neuen Jahre die Veröffentlichung von fehr spannenden Novellen und von Biographien hervorragender Persönlichkeiten unseres Vaterlandes. Bei all' dem kostet ,Ner Osten" schon mit Postzusendung blos 1 fl, 50 kr. vierteljährig, 3 fl. halbjährig, 6 st. ganzjährig! MV ^ Wer für uns Abonnenten sammelt, erhält für 6 Abon­nenten 1 Gratis-Abonnement. Wien , im Dezember 1868. Die Administration des ..Osten". 1 — 1. Wien, Parkring, im Gebäude der t. k. Gartenbau-Gesellschaft. Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: ketsr Grazsslli. — Druck von ^osel Llasuil: in Laibach.