Nr. K SimMg den 22. IM .1865. 9. JalilMNF. glätter aus Arain. (Vcilagc zur „Laibachcr Zeitung.") Die „Blätter aus Kraiu" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmcrationöftrcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währ. Sonette aus Vbcrkrmn. V. Anf kahler Höh', wo keine Blumen weilen, Wo nirgend grünt ein lebcntundcnd Reis, Wo dnrch's Gcfclsc schrill die Stürme beulen Und in den Klüften wächst das ew'ge Eis; Wo nur der Geier haust nnd an dem steilen Gehäng die Gemse mir ;u klimmen weiß, Wo mit dem Blitz den Thron die Wolken theilen: Da blüht im Fclscnspalt das Edelweiß. Der kühne Wand'rcr, der'Z vom Felsen bricht, ! Gewahrt es staunend noch nach späten Jahren: Es blühet fort nnd fort und welket nicht! ^ So reift in jeder Brust, von Gott gcsä't, ! Ob sich in ihr auch Haß nnd Wildheit paaren, > Doch Eine edlc That, die nicht vergeht. ! Schwarze Melancholie. ! Das Jahr 1857 hatte den schönsten Sommer, den man sich denken kann. Das Theatervolk in Czernowitz (Bukowina) war auZeinandergegana.cn, die Llliäou inoi'to war da. Ich nahm das Anerbieten eines Grafen Kr. an, mit ihm den Sommer auf dem Lande zuzubringen. Der Graf war ein selt- ! samer Mann. Die Russen, Polen und Rumänen theilen mit ! den Engländern eine seltsame Eigenthümlichkeit: den Spleen — i den Spleen, welcher sich in den Tatri und den Plateauländern ^ EüdrußlandZ in eben derselben intensiven, beinahe düstern Färbung zeigt, wie in England. Dort gibt man dem Nebel Schuld ! und nennt den Spleen „dius äovil"; in Rnßland schiebt man ! ihn dem Schnee in die Schuhe und er heißt da „schwarze Melancholie." Diese schwarze Melancholie nun war noch bei keinem Menschen so seltsam aufgetreten, wie bei dem guten Grafen , George Kr. Er war durch sie zur Berühmtheit geworden. Er ! war erst 45 Jahre alt, aber seit 30 Ialiren hatte er sich von ^ der Welt des Frohsinns und der Lustbarkeiten zurückgczogcu. Er besuchte selten die Stadt, seltener das Theater und noch ^ seltener Gesellschaften — und wenn er es that, so war er ^ düster, 'schweigsam, manchmal boshaft sarkastisch, und vor Allem ^ hatte man ihn seit Jahren nicht lachen sehen. Darin eben be- i stand sein Spleen. Sowie er selbst nicht lachte, so machte ihm auch das fröhliche Gelächter Anderer Nervenzuckungen, welchc ! '-hn mitten im interessantesten Gespräche aus dem Zimmer trieben. ^ Er war sehr sittenstreng, sehr solid und sehr freigebig. An die ^ Table d'Hote unseres Hotels (äs Uoläavis), wo die Cavaliere der Stadt, die zugereisten Gäste und wir Kunstvagabunden ! unser Wesen trieben, kam er nie, obwohl er im Hause wohnte. ! ! Der mystische Schleier, der um den gcheimnißuollcn, sclt- ! samen Cavalicr wogte, hatte mir ihn so interessant gemacht, daß ich mich ihm an einem langweiligen, siedend heißen Tagc in den Weg warf und irgend ein Gespräch mit ihm anknüpfte. ! Da er sehr liebenswürdig und nachsichtig war, fand er bald ! an meinen Plandcrcien Gefallen uud beim Beginn der 83.180N ^ inoi'ts machte er mir den Antrag, die schönen Sommermonate i auf seinem Gute Lapuschna an der Grenze der Moldau zuzu-^ bringen. i „Aber ich muß Ihnen eine Bedingung stellen," sagte er ! mit seinem ernsthaftesten Gesichte, „eine Bedingung, ohne dic ich anf das Vergnügen verzichten müßte, Ihre angenehme Gc-! sellschaft zu genießen." ! , ,,^eo6pt6, 2L06M ä'3.VlM06!" rief ich, ohne die Ve-! dingung hören zu wollen und wandte mich um, um den großen ! Iagdhnnd Quick aufwarten zu lasfcn. Aber Graf George Kr. ! legte seine Hand auf meine Achsel und schaute mich so ernst an, daß ich meine größten Augen machte. ^ „Nein, hören Sie mich, Mario," sagte er, „mein Haus gehört Ihnen, mein Gut gehört Ihnen, Sie sind als mein Gast Herr von Allem, was Sie da draußen finden werden ... aber unter der Bedingung, daß Sie nie, nie lachen l ! Nie komme ein Lächeln über Ihre Lippen, Ihr Lachen könnte ! mich verrückt machen! Sollten Sie je in meiner Gegenwart, > oder so daß ich es hören könnte lachen, so verlassen Sie angen-! blicklich mein Haus, und wenn es um Mittcruacht wäre und " wcun der Regen vom Himmel strömte und wenn das Land , überschwemmt wäre. Ich wäre Ihnen dann leine Gastfreund-^ schaft mehr schuldig, denn Sie hätten unsern Vertrag gebrochen. Das Lachen macht mich krank, es bringt mich zur Raserei!" Ich bis; dic Lippen zusammen, um nicht jetzt schon lant ! aufzulachen, denn ' das Abenteuer war zu närrisch. Und ich ! schlug ein. „Topp!" sagte ich mit der Miene eines Lcichen-^ bitters, „ich bin'Z zufrieden." ^ Ach, ich wußte nicht, zu was ich mich verpflichtete! Ich ^ war damals kanm 16 Jahre alt und sah die Welt noch im ^ ruhigsten, klarsten, frommsten Sonnenlichte. Ich lachte noch so i gerne und so laut über Alles, worüber andere Leute gähnten. ! Ueber den kleinen Affen, mit dem rothen Jäckchen, der auf ! dem Rücken eines Kamcels saß, ebenso gut, wie über den steifen ^ Vatermörder des Herrn Viccbürgermcistcrs — über das laute ^ Niesen meines Nachbars ebenso gut, wie über den Umstand, ^ daß ich der Länge nach in eine Pfütze fiel ... Ils »ont M88U8, ! 168 Mirs äs löte! O kleiner Affe mit dem rothen Röckchen, ! Du bist derselbe geblieben — aber der tolle Iunqe ist anders «2 geworden: — er weiß jetzt, daß Tu ein verächtliches, plebejisches Geschöpf bist, für Kindermädchen und Tischlerjungcn geschaffen, und daß es eine Schande ist, über Dich eine Miene zu verziehen. Er weiß, daß der Vicebürgermcistcr ein großes Thier ist, und weiß, daß man sich das Rückgrat brechen kann, auch wenn man auf die Nase fällt. So sagt's wenigstens der unsterbliche Goethe. O lieber alter Goethe! Damals kannte ich noch Dein zauberhaftes Citronenland, wo die Goldorangen im dunklen Laube glühen — aber jetzt bin ich schon zum letzten Verse Deines Liedes gekommen, und wenn ich in den Spiegel schaue, da kommt's mir in den Sinn: Und Marmorbildcr stehn und sehn Dich an, Was hat man Dir, Du armes Kind, gethan?" — Das Gut des Grafen George war ein Gut, wie jedes andere in Nußland. Nur reicher, romantischer, wunderbarer. Es war ganz dazu geschaffen, ein Paradies zu sein, aber mir wurde es zur Hölle. Graf George war trotz der wunderbaren Sommerzeit düsterer und schweigsamer als je. Seine Beschäftigung bei Tage bestand darin, auf'seinem Gute herumzugehen und mit den Vanern und Verwaltern zu verkehren. Abends kamen drei oder vier Gutsbesitzer der Umgebung zum Spiele. Sie kannten die schwarze Melancholie und den Spleen des Grafen und hüteten sich ihre essigsauren Gesichter zu decouvrircn. Wenn so fünf oder sechs Schlachtizen um den Spieltisch saßen, sahen sie aus wie liebenswürdige Mörder, die sich in die Vcute theilen, oder wie Vehmrichtcr, welche über das Urtheil eines armen Sünders deliberiren. Was mich betrifft, ich war der Verzweiflung nahe. Ewig allein im Parke herumstreifen, cfscn, trinken, auf dem Teiche herumfahren, auf dem Piano Todtcn-märsche spielen, das wäre schon genug gewesen — aber erst das Verbot des Lachens! Ich und nicht lachen! Eben dieses schrecklichen Verbotes wegen kitzelte mich jede Falte im Gesichte. Die Lachmuskcln um meinen Mund hatten einen förmlichen Krampf und zuckten unaufhörlich. Kein Mensch kann diese Qual nur ahnen. Ich ward durch diesen Zwang so nervenkrank, daß jede Albernheit mich zum Lachen reizte — wenn ein Vlatt vom Vaume fiel, wcnn^ eine Stimme ertönte, wenn cin Pferd sich bäumte, hatte ich einen unwiderstehlichen Lachreiz: und selbst wenn ich mich in mein Zimmer flüchtete und allein war, durfte ich nicht lachen und ucrgrnb mcin Gesicht in die Decke des Bettes und versuchte zu lächeln; aber das war nichts — ich wollte laut lachen und durfte nicht — und meine Nervenüberreizung hatte zur Folge, daß ich laut in meine Kissen hineinweinte. Und über diese Sottise kam mir dann wieder cin unwiderstehlicher Lachreiz an. Hundert Mal hatte ick die Absicht, auf- und davon zu gehen — aber ich scheute mich vor dem Grafen — ich hätte ihm den Grund sagen müssen — es war eine so seltsam? falsche Scham in mir, daß ich beinahe selbst zu dem Glauben kam, es sei eine Schande und eine Albernheit, zu lachen — und all die ernsten Gesichter um mich waren doch so unwiderstehlich komisch! ^ Und dann hatte ich auf dem Schlosse Alles, was mein Herz begehrte. Reitpferde, Hunde, die ich tyrannisircn konnte, eine wundervolle polnische Bibliothek, allwöchentlich 30 komische Journale, prachtvolle Flügel von Vösendorfer und Plcyel, in jedem Zimmer zwei Spiegel, Valcons mit der schönsten Fernsicht auf den Fluß und die Gebirge, ich konnte in alten Etuis und Schmuckkästchen und Necessaires herumwühlen, hatte Kameen, Dosen, Siegel, Perlen, ich konnte in der Küche Speisen Probiren, von denen ich nicht wußte, was daraus werden sollte. Alles das war so hübsch, daß ich mir Gewalt anthat und lieber täglich mit einem Fieber zu Bette ging, als daß ich gelacht hätte. Eines Abends kam ich ganz erhitzt aus dem Garten herauf, lustig wie cin Nothkchlchen, aber natürlich ernst wie eine Essiggurke. Graf Miadzinski, Gabriel Nomanowitsch, Grophonin Voga-tonoff und der Graf saßen beim Tische, eine Crcdenz mit Branntwein, Dulzctt und marinirtcn Fischen neben sich. Ich durfte nicht lachen, aber ich war so glücklich gewesen da unten und die Welt war so schön, so schön, so schön ! Der Abend war prachtvoll ... Ich trug Verlangen nacb einem frischen Nosen-bouauet. Der Part und der Wald lagen im Mondlichte vor meinem Fenster. Ich war durch die großen Alleen gelaufen bis ich müde war, hatte im Schatten der Vaumgruvpcn einen Strauß gebunden und lief nun hinauf, und da ich nicht lachen und fchrcicn durfte und mein Herz doch so voll Jubel und Dankbarkeit war, so schlich ich mich leise hinter den Stuhl des Grafen und wie feine linke Hand auf dem grünen Tuche des Spieltisches lag, beugte ich mich nieder und drückte einen Kuß darauf. Ich hatte nun nichts Anderes erwartet, als daß er mich mit seiner gewöhnlichen mouo anschauen und sagen werde: ,,z)6tit IwMoii!" Aber man denke sich mein und der Gäste Erstaunen, als der Graf bei der unerwarteten Berührung seiner Hand einen Schrei aussticß, einen Schrei, wie ich ihn noch in meinem Leben nicht gehört hatte, einen Schrei, den nur das höchste Entsetzen auspressen konnte. Die Karten fielen ihm aus ! der Hand und er starrte mich mit leichcnblasscm Gesichte an, sein Haar sträubte sich, seine Zähne klapperten und seine Augen schienen aus den Höhlen zn treten ... Ich fuhr entsetzt zurück und war mit einem Sprunge znr Thür hinans. Ich liatts i ein Grauen vor diesem Wahnsinnigen, der mich angestarrt hatte, ^ als ob er mich todten möchte. Ich ließ Alle in ihrer Verwirrung zurück und schloß mich in mein Zimmer ein und schloß ! das Fenster, denn er konnte aus dem Garten hcreinspringcn — und wickelte mich in den Vorhang meines Bettes und schwur mir, daß ich mein Lebelang keine schwarze Melancholie mehr, bravircn wollte, und mein Herz klopfte mir bis in den Hals hinauf. Am andern Morgen hatte Alles sein gewöhnliches Gesichi. l Ich frühstückte in meinem Zimmer, der Graf arbeitete mit seinem Verwalter, die Gäste waren nach Hause gefahren. Beim MittagZ-tifch waren zwei junge Offiziere aus Votuschani da. Ich sprach kein Wort und fürchtete mich beinahe, den lieben Grafen an- ! zufehcn, vorzüglich so oft er cin Messer in die Hand nahm. ! Der Graf ritt Nachmittags mit den Offizieren weg, um ihnen das Gut zu zeigen. Als ich über die Terrasse in den Garten hinabging, kam mir Iendrek, der erste Diener des Grafen, nach und übergab i mir ein Buch. ,,(iu'68t-os?" fragte ich. „Der Herr Graf ! schickt Ihnen das Buch, damit Sie keine Langeweile haben, während die Herrschaften fort sind." Ich blickte erstaunt auf Iendrek und auf das Vuch, nahm es aber nichtsdestoweniger und ging in den Part hinab, und nachdem ich mich nach Herzenslust mit den Hunden gebalgt, Vlumew abgerissen, im Grase gelegen und Siesta gehalten hatte, schlug ich unter dem Schatten des dichtesten AkazienbaumeZ das erste Vlatt des Buches um und las den Titel desselben. Das Vuch war interessant. Vei der sechsten Seite war ich von Neuem eingeschlafen. (Fortsetzung folgt,) Ncber versteinerte Wälder"). Wenn schon die in verschiedenen Seen des europäischen ContincntcZ aufgefundene Neste der Pfahlbauten über eine sehr ferne Zeit Kunde bringen, deren nun zu Tage geförderte Räthsel nur mehr der Geologe uns zu lösen im Stande ist, welcher da zum Geschichtsforscher wird, wo keine Tradition mehr etwas zu erzählen weiß; um wie viel mehr werden jene geologischen Funde unser Interesse erregen, welche aus einer noch weit ferneren Zeit des Lebensalters unseres Planeten Zeugniß ablegen, wenn wir die in Versteinerung übergegangenen Wälder der Urwelt in den Kreis der Betrachtung ziehen. Jedenfalls datirt sich die Zeit, als noch in den Holzarten, welche wir jetzt auf unserem Erdball als versteinert finden, der Lebenssaft auf- und abstieg, aus einer um viele Jahrtausende früheren Periode als die Pfahlbauten der Schweizer, baierischen, Kärntner Seen, welche uns vom Dasein des Menschen die erste stumme Zeugenschaft bringen. Ja, es dürfte die Zeit der europäischen Pfahlbauten — wie Professor Hochstetter, der auf diesem Gebiete die eingehendsten Forschungen machte und noch Macht, ebenfalls auch meint, nicht gar fo alt sein und etwa in die Periode fallen, wo bereits die Egyptier hoch in ihrer Cultur standen und das Neich der Mitte lange schon cristirte. Co alt also, als man vornherein zu glauben geneigt war, sind die Pfahlbauten der europäischen Seen nicht. Tiefes sei nur lm Vorübergehen und im Vergleiche des unendlich höheren Alters der versteinerten Wälder bemerkt. Wir folgen nun, auf das eigentliche Thema der „versteinerten Wälder" übergehend, einem interessanten Berichte und Vortrage unseres heimischen Geologen , Nr. Madelung in Wien, welcher im heurigen Jahre zum Behufe eingehender Forschungen über Versteinerungen und insbesondcrs des versteinerten Holzes in unserem Kaisersiaate die nördlichen Grenzgebiete Böhmens in der östlichen Ausdehnung des Niesengebirges bereiste und hier einen ergiebigen, den bisher bekannt ergiebigsten Fundort Europa's in Bezug auf versteinertes Holz auffand. Derselbe liegt hart an der prcußisch-schlesischen Grenze. Wenn man die Pardubitz-Neichenberger Bahn in der Station Iosesstadt verläßt *) Nus dem „Telegraf". und von hier das Aupaflußthal entlang nach Nordosten sich dem Markte Eypel und von hier an in ein kleines Vachgebiet nach dem Torfe Schwadoviz zuwendet, so ist man bereits in das Gebiet des versteinerten Urwaldes gekommen. Von Schwadoviz dann nach den noch weiter nördlich gelegenen Dörfchen Rado-venc zu, unter den hier ausgeschlossenen reichen Kohlenlagern findet man über einem kleinen Bergrücken, den ein Plateau krönt, hinüber bereits Spuren von versteinertem Holz an der Ober-! stäche, welche der Vermuthung Naum geben, daß der verschüttete, versteinerte Wald sich nicht sehr tief unter der Erdrinde finden dürfte, um eine reiche Fundgrube solcher vorwcltlicher Steindentmäler zu liefern. Man fand hier sogar Stämme von vier Fuß Dicke. Allerdings darf man Nicht große Stämme mit Wurzeln und Aesten :c. zu finden hoffen; nur wer mit be-fcheidenen Ansprüchen Hieher kommt, wird zufriedengestellt werden können. Bruchstücke des verkicscltcn Holzes finden sich reichlich, und im geologischen Museum zu Wien sind bereits viele und ! schöne Exemplare solchen Holzes aus dem Nadovencer Walde ! zu sehen. Wäre ein Steinbruch da, fo würde man sicherlich ! auf größeren folchcn Waldbcstand stoßen; allein bei der vorzüglichen und gewissenhaften Wald- und Vodenwirthschaft der Eingebornen ist von einem derartigen Vodenaufschluß noch lange Nichts zu hoffen. Man dürfte alsdann wohl auch auf ganz ^ aufrechtstedende Bäume im Walde treffen, wie sie Levingston ! im Innern Afrika's gefunden haben soll. ! Die bisher gefundenen Stücke von versteinertem Holz zeigen, ! keine Spur einer Abrollung in Vergleich anderer in anderen ' Welttheilcn gefundenen Stücke, sind also nicht von wo anders ! hierher geschwemmt worden. Sie sehen ganz aus — sogar die Ninde kann man deutliH unterscheiden — ähnlich wie das versteinerte Birkenholz aus Vandiemensland, an dem man die ! quer gestreifte Zeichnung der Ninde noch deutlich an vielen ! Stellen wahrnehmen kann. 5 Das versteinerte Holz des Nadoucncer Waldes zeigte sich ! bei näherer Untersuchung als ein weiches, einer Nadelart angehöriges, welche Art nur mehr auf der südlichen Hemisphäre vorkommt. Zwischen den riesigen westlichen Kohlenlagern und dem Nothliegenden östlich findet es sich und dehnt sich zehn , Meilen in der Länge und drei Meilen in der Breite an der preußisch-schlcsischen Grenze aus. Achnlich findet man versteinertes Holz bei der alten Kaiser-! bürg der Kicfhäuser am Harz. Eine Treppe im alten Nath-haus zu Nordhausen ist aus solchem versteinerten Holz, und ! wer sich zweier Säulen im Vorhause des alten Liechtenstcin'schcn Palais auf der Landstraße in Wien erinnert, möge wissen, ! daß diese nichts anderes als Stämme vom versteinerten Holze sind. In jüngeren Formationen als zu Nadovenc und gut erhalten findet man versteinertes Holz noch in Oesterreich bei ^ Tokay und Eperies in Ungarn, Vilin in Böhmen. Die polirten i Holzopale von Tokay sind ja schon lange bekannt. Sie gehören ! mit wenig Verschiedenheiten der tertiären Formation an. ! Außerdem ist zu erwähnen des versteinerten Holzes, welches ! man in der Gegend von Kairo gegen Memphis zu gefunden 64 hat, und welches ebenso lange bekannt sein dürste — wenig- ^ stens der Neuzeit — als das von Nadovcnc durch Professor Göppcrt. Den Blicken der alten Egypticr werden diese interessanten Steine gewiß nicht entgangen sein. Oestlich von Kairo, einige Meilen gegen die Wüste und an das niedrige Gebirge Elen Mokhata zu, stößt man schon auf zahlreiche Stücke. Professor Unger hat uns in einer ausführlichen Abhandlung seiner Neise in den Orient darüber Mittheilung gemacht. ^ Unger glaubt jedoch nicht, daß der Fundort die eigentliche Wachsthumsstclle des versteinerten Holzes, sondern daß es daher geschwemmt worden sei, entweder durch das Meer oder von ! anderen Wassern und nur da vom Sande bedeckt liege. Eine merkwürdige Eigenschaft dieses Holzes bleibt jedenfalls die Lager- ^ statte im tertiären Sandstein, und daß es an der Oberfläche, ob Splitter oder Stamm, ganz glatt wie mit einem Firniß überzogen aussieht. Am frischen Bruch ist es aber nicht glän- ! zend. Die äußere Ursache dieser Erscheinung dürfte daher weder Wasser noch ein Abrollen sein, sondern einfach die, daß der Wüstensand hier als Polirmittel wirtte. ! (Schluß folgt.) Für Kohlenbergwerke. Langjährige Beobachtungen über die mit der Krast der ! Endosmose und Exosmose verbundenen Erscheinungen haben ! Herrn G. F. Anscll (einem Vcamtcn der königlichen Münze in London) zu einer Entdeckung geführt, welche für Kohlenbergwerke eine große Bedeutung zu erlangen verspricht. Durch einen einfachen Apparat wird es möglich sein, die Gegenwart von > Kohlenwasserstoff zu erkennen, ehe die Ansammlung des gefähr- ! lichen Gases Tod und Vernichtung droht. Der Apparat hat ! verschiedene Formen. In der einen Gestalt ist es ein dünner ! Kantschukball, welcher mit gewöhnlicher atmosphärischer Luft gc- j füllt und auf einem Stand befestigt ist. Auf dem Balle liegt, die Oberfläche um ein Weniges eindrückend, der Arm eines Hebels auf, welcher mit einer Feder in Verbindung steht. Wird ! der eine Arm des Hebels irgendwie gehoben, so löst der andere Arm die Feder, und eine von der letzteren bisher in Nuhe gehaltene Klingel oder Glocke setzt sich läutend in Bewegung. Nieser Apparat ist in ein Gefäß gestellt worden, welches nur fünf Pclcent des gewöhnlichen Kohlengascs enthielt, und die Erscheinungen der Endosmose traten fast sofort zu Tage. Das Gas dringt in den dünnen Kautschulball ein, erhebt den aufliegenden Hebel, und die Klingel beginnt zu läuten. Erpcri° mente mit dem leichten Kohli'nwasscrstoffgas der Kohlenbergwerke haben das gleiche Resultat ergeben. Die kleine Vorrichtung, deren Herstellungskosten schr gering sind, kann in irgend jedem Platze angebracht werden nnd wird die Anwesenheit böser Luft, selbst wenn sie noch in winziger Quantität vorhanden ist, früh genug anzeigen, damit der Gefahr vorgebeugt werden könne. Statt mit der Glocke kann die Feder auch, indem sie die Verc bindung herstellt oder abbricht, mit einer elektrischen Batterie in Conununication stehen und durch Lcitungsdrähtc das Signal der heranziehenden Gefahr ;u dem Bureau oder irgend einer andern Localität über der Erde befördern. Eine andere Form des Apparates ist mehr dem Barometer ähnlich. Eine in Gestalt eines II gebogene Glasröhre, deren einer Arm mit einer dünnen Schichte von Graphit oder poröser Thonmasse geschlossen ist. enthält ciniqe Zoll Quecksilber in ihrem unteren Theile. Sobald ein mit schwerem oder leichtem Kohlenwasseistoffgas gemischter Luftzug über die Graphit- oder Tbonwand hinfährt, wird das Quecksilber in dem einen Arme gedrückt, in dem andern folglich in die Höhe getrieben Vermittelst ähnlicher Vorrichtung wie beim Nadbarometer wird dadurch ein Zeiger auf einer Scheibe in Bewegung gesetzt, welcher den geschehenen Zutritt gefährlicher Gase auf'Z Genaueste anzeigt. Der Erfinder hat sich seine Apparate patcntircn lassen. Eine elektro-magnetische Lscomotwe. Ein bedeutendes Aufsehen erregt gegenwärtig eine elektromagnetische Locomotiue in Paris, welche dort ausgestellt ist. Sie ruht auf 4 Nädern,- jene am Vordcrthrile sind klein, die rückwärtigen — die Triebräder — sind groß, ans Kupfer angefertigt und enthalten jedes 20 Hufciscn-Elcktromagnete, die in der Richtung von Radien angebracht sind und deren Pole durch die kupfernen Nadjchicnen gehen, so daß sie mit dem-äußern Umkreise gleich hoch zu liegen kommen. Der elektrische Strom wird von einer Batterie erzeugt, welche auf einer Station angebracht ist, und wird der Locomotivc durch zwei wohliso-lirtc Drähte zugeführt und von ihr zurückgesandt, welche zwischen den Vahnschicncn laufen. Ein sehr sinnig constrnirter Kommutator vertheilt ihn auf die Elcktromagncte, sie successive mag-netisircnd und entmagnctisirend. In dem Augenblicke, als einer derselben magnctisirt wird, wird er von der Vahnschiene angezogen , die wie eine Armatur wirkt, und das Rad dreht sich auf diese Weise herum, die Locomotive in der einen Richtung oder in der entgegengesetzten fortbewegend, wie man es haben will. Vci der gegenwärtigen Einrichtung geht die Elektricität von einem Elektromagnet auf der einen Scite der Locomotive auf einen auf der andern Seite über, das ist beiläufig cm Viertel des Umkreises vorwärts. Um die Maschine zum Stehen zu bringen, braucht man natürlich nur den Strom zu unterbrechen. Diese Locomotive hat einen großen Vorzug — sie taun die Schienen nicht verlassen, oder wenn sie es thut, bleibt sie doch augenblicklich stehen; doch die Kraft ist sehr unbcoeu-_ tcud und viel von ihr geht durch die indirecte Wirkung des Magnets auf die Schienen verloren. Nichtsdestoweniger glauben die Erfinder, Louis Bellet und Eharlcs Nouvre, daß sie zum Transporte von Briefen und leichten Paöcten vollkommen hinreiche, und hoffen sogar, die gewöhnliche Locomotiue zu verdrängen. Sie rechnen auf eine Geschwindigkeit von beiläufig 30 Meilen iu der Stunde, und ihr Modell erreicht in der That eine beträchtliche Geschwindigkeit. Doch gesetzt dcn Fall, eine solche Locomotive entspreche selbst im höchsten Grade allen ! Erwartungen, so bleibt doch schon der großen Kosten balber unwahrscheinlich, daß sie sich mit Erfolg mit der gewöhnlichen werde messen können. Neue Anwendung des Petroleums. Es gibt wohl wenig Stoffe, die in so knrzer Zeit eine so vielfache Bedeutung in den Gewerben und der Hauswirthschaft erlangt haben, wie das Petroleum. Eine ncne Verwendung desselben ist folgende: Wcißcs Schreib- oder Zcichenpapier wird mit Petroleum getränkt, wodurch man ein sehr durchscheinendes Kopirpapicr erhält. Ueber Kohlenfcuer oder eine erwärmte Herdplatte gehalten, verdampft das Ocl sogleich, das Papier hat wieder seine frühere Farbe und Undurchsichtigkeit, und gestattet jede beliebige Behandlung mit Farben. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Truck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr b» F. Bamberg in Laibach.