Illyrisch es Blatt z u m Nutzen und Vergnügen. Nro. !0. Freitag den 5. März 1L19. ^>as kaiserliche Kleeb.latt im Salfeloe, ftlsi ,H> Hornung 1819, M ""'it Stolz und Freude sieht Vcr Kärntner auf seinen bemoosten, uralten Herzogsstuhl. Kein Land der Wclt hat etwas Ähnliches aufzuweisen. Dieser wahre Solnär untcr allen Denksteinen des chri st« lichen Mitteleuropa ist in seiner historischen Klarheit als das sprechende Symbol deä auf den Grundsätzen des Christenthum's ruhenden Urver« träges zwischen Volk und Fürst anzusehen, der " der altergrauen Zeit noch vor Karl des Groc ken Kaiserthum geschlossen, von den sclbstherrscken-^ en, einbeimischen Karantaner; Fürsten mit dem Nern ihres Volkes treu bewahrt, den spatern, unter Zänkischer Oberherrschaft waltenden, Herzogen überliefert, und auch von den spatern Herrschern aus "kutschen Stammen sorgfaltig beobachtet wurde. Selbst des herrlichen Habsburger's Nu< volphi. furchtbarster Gegner, jener löwcnkühne böhmische Ottokar,als cr vom letzten Orten-burger, Ulrich III., Kärnten als erkauft es Erbe überkam, untcrwarf sich der althergebracht ten Form jenes grauen Vertrag's, nach welchem Kürst und Volk in persönlicher Wechselwirkung an jenem Stuhle mit feierlichem Eioc und volksthüm-l'chcr Pracht d5s älte ste Herzogthum unseres Staa, les in stets verjüngter Lebenökräftigkcit fortpfia..zten. Es kam die neuere, mildere Zeit. Das Faust: lecht sank, die rauhen Formen wurden glatter, humanere Ideen und Gesinnungen kamen auf. Nach der taiscrlosen, schrecklichen Zeit, die Rudolph ge^ endet, war Kärnten dem wiederhergestellten deuV fchen Kaiserreiche mit Fug und Necht — denn de« heimische Negentcnstamm war erloschen — anheimge-' fallen. Doch blieb die althergebrachte, theuere Form ' des Vcfthergrcifungsaktes ungeändert, ein roher Edel» stein, noch ungeschliffen. Vom schncllverloschnen neuen j Hcrzogsstamme aus Tyrol kam Recht und Besih in alter Form an die, durch mildes und sanftes Wal« i tcn sich und ihre Völker vcrherrlichendenHa bs bur; g: r. Auch sie blieben treu dem alten Worte, der alten Sitte. Alle saßen sie auf unserem bemoosten ! Steinsche b,ö auf Er nst den Eisernen, den Va, < ter Kaiser Friedrich's IV. zi Seit dieser Zeit — vierhundert Jahre sind's — , wandelte sich die altere rauhe Form, und die Ehr- -furcht gegen das Haupt ihres erlauchten Herzog's, welches zugleich die höchste Krone der Christenheit trug, ließ die Dynasten Karntcn's ein her-! kömmliches. ergrautes Vorrecht vergessen, welches ursprünglich dem Volke nur, und nur seinem Schn- ^ he zugedacht, und von den allcraltcsten Herzogen — « wenn von Voruth nicht (732), doch sicher von W a l^ chun (772) — eingeführt, im Laufe der Zeit und im ^ Geiste derselben sich zu einer.Vortheilswehre der Op/i timatcn atter adelicher Stamme umgestaltet hatte,' während die Kaiser - Herzoge durch umständliche Re- ' verse, welche Kärnten's Landhandveste h<-wahrt, die Befreiung von der last.gen Form erkauften. Ka.ser Fried r,ch's iV.rittcrlicher Sodn, Ma-^ 5>m,l,anl.. d.cscr glühende Verehrer alter Ncchte ^ und S.tten, hatte eine so erhabene Ansicht der alten ^ Huldlgungsfcier, daß er an nnsern Landcsbauvtman» 23 Veit Welzer, am Palmsonntags i5a« schrieb, er wolle die Huldigungsgebrauche auf dem Salfelde persönlich erneuern, und die Velehnung von dem Hcrzogbauer an einem bestimmten Tage (am Sonntage nach Ostern) empfangen, obschon er sie be» reits durch den Markgrafen Christoph zu Baden, und den Grafen Eitel frled von Zollern, zwölf Jahre zuvor, (^94) eingenommen hatte. Doch änderte er feinen Entschluß, wahrscheinlich in Erin» nerung an seine Kaiserwürde« in einem neuen Schrei« ben (29. Dezember i5os) dahin ab, daß er zwar gesinnt sey, den alten Gebrauch, die Lehen von dem Bauer auf dem Salfelde zu empfangen : wieder auf: zurichten; doch wolle er nicht in eigner Person schwören, sondern durch einen Stellvertreter schworen lassen. Im Wechsel von Form und Sinn in der alten Sitte unterblieben nun in der Folge der Zeit bald die alten Gebräuche, späterhin auch der persönliche Eid vorder Huldidung, deren Rechte Erzherzog Karl II. und sein Sohn Kaiser Ferdinand II. ebenfalls durch Reverse (Klagcnfurt 17. Aprill 1664, und 26. Jänner 1697) sicherten, so wie Leopold I. (2. Sept. »66a>und Karl VI. (22. August 1728). Die rauhe, dem Volke ohnehin unnütz gewordene, Form ist nun im vorigen Jahrhunderte ganz erster« hen. Veränderte Ansichten dcr Zeit, andere Sitten «nd Verhaltnisse, die daraus hervorgingen, vor allem aber die angestammte, und in allen Beziehungen treu bewahrte, Humanität, dcr H ad s bu rg «L 0 t h-»inger, haben sie entbehrlich gemacht, nachdem bereits seit Jahrhunderten ihre innerste Bedeutung, durch die vollendete Bildung der Fürsten und Völ; ter zum Christenthum, realisirt und gesichert worden war. Hat er den wahren (christlichen) Glauben? — Ist er ein Vater dcr Wittwen und Waisen? — Wird er Recht und Gerechtigkeit üben, und das Wohl des Landes fördern? — Dicse drei gewichtigen Fragen richtete der auf dem Hcrzogsstuhle sitzende Bauer an den bereits anerkannten Landesfnrsten im Namen des ganzen Volkes in slavischer Spra» He, aus der ältesten Zeit her den schönen Sinn des Christenthuwshmübertragend in die Brust seines neuen Beherrschers. Was in der alten, rauhen Zeit, wo der das Christenthum liebende und bekennende Landmann dem Übermuthe seiner heidnischen Dyna» sten fast erlag, vom neuen Fürsten gefodert und bedungen werden mußte, hat die Cultur dcr Menschheit in der spätern, durchaus milderen Zeit treu und ohne Nöthigung erfüllt. Überdieß haben die Nachkommen des guten, weisen und frommen Rud 0 lph' s von Habs bürg, seit seiner, auch von unsrem größten Dichter *) hochgefeierten, und folgenreichen Begegn nung des Priesters mit der heiligen Wegzehrung, bis zur Begründung des heiligen Fürstenbun» des durch seinen Enket, unsern erlauchten Herrsche», ununterbrochen jene großen Fragen so würdig zu be» antworten sich bestrebt, daß selbst nach einem zweiten dreißigjährigen Völkerkriege, dessen Schauplatz unser Herzogthum viermal gewesen, die Summe dcS Familicnglücks in ihm dennoch unbezweifelt dcr jedes andern Landes an die Seite gestellt, ja vielen, nur im falschen Schimmer glänzenden, vorgezogen wer» den kann. Jeder der edlen Habsburger hat sie gclöset die wichtigste Aufgabe: Er hat den heiligen Glauben! Aber die theuersten und reichsten Erinnerungen aus seiner Geschichte knüpft der Kärntner noch immer an seinen alten, bemoosten Herzogsstuhl, dcr es woh seit Jahrhunderten verdient hätte, daß die ihn frul)^ umstehenden, dort ihre Rechte bewahrenden rechen Dynasten unseres Landes ihm Zierde und Sä)"'" gegeben hätten, und es giebt mKärnten keinen Punkt, von dem seinem Herzoge und Kaiser auch M noch die Huldigungen eines ebenso schlichten, als herz» lichen und treuen Volkes würdiger dargebracht werdett könnten, als eben dicscn. . Und von diesem heiligen Punkte aus wurde oa ") Schiller's Ballade. Rüde lph «on Habs-b urH. 39 kaiserliche Kleeblatt auf seiner Reise nach Italien auch wirtlich vom treucnKärn tn ervo lke herz» lich begrüßt, und zwar am zwei und fünfzigsten Gc-burtstage des Kaiser's. Für diesen feierlichen Tag hatte,der k. k, Kamcral: Pfleger, Aelix Knaffl- Lenz, den Herzogsstuhl Mit Blumengewinden geziert,, durch eine Fichtenallce nnt der nahe vorbeilaufcnden Strasse verbunden, und vor ihm die Schuljugend mit ihrer Fahne, und die Landleute der nächsten Umgebung zu einem freudigen Willkommen versammelt. Iahrszeit, Ort, und jedes Verhältniß 'geboten bei diesem Feste die schmuckloseste Einfalt, wenn es seinem Zwecke würdig entsprechen sollte. Umfünf Uhr Abends kam der Kaiser; in demselben Wagen mitlIhm unsere erhabene Landes-Muttcr und die Prinzessin Karoline. Landliche Musik «scholl von mehreren Seiten; die ehrwürdigen Canonici von Maria Salmit ihrem Dcchante im Ornate, der kühne Türk in seiner Militärnniform, und mit seincn Ehrenzeichen geschmückt, traten vom Herzogsstuhle heran; das Volk voll freudiger Ehrfurcht bildet einen weiten Kreis umher, und indem die M «je-Häten huldreich zu beiden Seiten die Wagenfenstcr öffneten, trat der Pfleger Knaffl »Lenz als Sprecher Vor, den Sinn dieses einfachen Bewillkommungsfcstcs 'n folgenden, an die Majestäten gerichteten Worten andeutend: »Ärmlich, aber treuherzig, zierten wir treue Körnt-, »»n e r den tausendjährigen Hcrzogsstuhl. auf welchem »Eurer Majestät erlauchte Vorfahren Gott und »>dem Lande Glauben und Treue geschworen haben. >Vei diesem heiligen Stuhle bewillkommnen wir Eure '»Majestät cm Ihr cm, für uns so festlichen, Ge; »burtstage, der unsere Herzen mit Segnungen und »Gebet erfüllt. Wir beglückwünschen diesen Tag in "dem unerschütterlichen Glauben, in der festesten Hoff; . -nung, und in der heißesten Liebe zu Gott, Kai-. »>ser und Vaterland. — Es lebe der Kaiser ^nd unsere Landesmutter!" — Sie leben! Sielebenhoch! schallte es tau« sendfach aus Herz und Munde des Volkes; der stille ^gen der Priester stieg zum Himmel empor, und der. feierliche Schall der Glockenmatrone vom alte«. Salerthurme drang mit den Iubeltönen verhallend in die Ferne. Der Kaiser schien gerührt, nicht überrascht, va« . dieser so herzlich gemeinten Huldigung, die Ihm da5 ^ treue Kärntnervolk an dieser bedeutungsvollen Stelle darbrachte, und sprach mit Seiner gewöhn-, ten Huld wiederholte freundliche Dankesworte dafür aus. In der Geschichte und in den Gebräuchen semee Völker wohlbewandert, machte Er die erlauchte Witte ls b ach er in und Karolinen aufmerksam auf das ehrwürdige Denkmal des karsntanischen ^ Herzogsstuhles nnd auf seine Bedeutung, und IhDl thcilnchmendcr Blick ruhte sinnvoll auf dieser seltne» Trümmer grauer Heldenzeit, welche auch WittelsW bachs' Annherrn, als mächtige Grafen im Lande lgeM bietend, einst bei der HuldigungHfcier umstanden. M Ob der Herzogbauer nicht gegenwärtig sey?» wo scine Hubc liege? in welcher Lage er selbst be» findlich? waren die fernern Erkundigungen des Ka i< se r s. Daß der Stamm derEdlinger hcrabgckom» men, in» Verlöschen begriffen, und nur noch ei« al» ternder, kinderloser Mann davon übrig sey, vernäh» men Seine Majestät mit j encm Seelenauödrucke,D der ein Bürge ist, daß Seinem großen Herzen da«» Verhältniß keines Seiner Unterthanen fremd odee« gleichgültig erschein. « Das vortreffliche Gedächtniß unsers Kaisers ijM bekannt, dem Alles eingeprägt bleibt, was S eine nM erhabenen Blick einmal auf sich zog. So wurde auch» dem eifrigen Patrioten Türk die Freude hoher Er,W innerung mit der Frage um seinen jetzigen Wohnort» (Töltschach) zu Theil, von desse« Anhöhen die aller»» höchsten Reisenden fortwährend durch zahlreiche W Pöllerschüsse begrüßt wurden, unter deren Wiederhall » und lautem Volksjubel über die rührende Huld undM Gnade, womit dieMajestät e n diese Huldigung auf- W genommen harten, dic Reise nach Klagenfurt fort» > gesetzt wurde. > Ha Don Carlos Infant von Spanlen. (Beschluß.) Wie der Prinz Diese Nachricht hörte, befahl er, den Nruder Diego von Chaves, seinen gewöhnlichen Beichtvater, kommen zulassen. Seine Befehle wurden den «in und zwanzigsten Juli vollzogen. Carlos beauftrage te diesen Mönch, seinen Vater in feinem Namen um Verzeihung zu bitten. Der König ertheilte sie ihm »on ganzem Herzen, auch seinen Segen, und hoffte, daß seine Reue sie auch von Gott erlangen werde. ^Denselben Tag empfing er die Sakramente, machte «uch mit des Königs Einwilligung sein Testament, das Martin dc Gaztcla, sein Sekretär, niederschrieb. Den zwey: und drey und zwanzigsten rang er mitdcm Tode, während er ruhig die Ermahnung des Bruder Hicgo von Chaves, und des Doktor Suarez vonTo; ledo, seines ersten Almosenpflegers, anhörte. Die Minister schlugen dem König vor, seinen Sohn zu besuchen und ihm zu größern Trost im Tode, nochmals persönlich seinen Segen zu geben. Der König fragte zwey Geistliche um Rath. Diese meinten, da Don Beispiele, von Güte erheitern und ergehen überall in der Geschichte, in Romanen und in Theaterstücken, und es wird einem ehrlichen Herze i gar wohl zu M^ the, Züge der schönsten Menschlichkeit zu lesen oder z" hören. Die natürliche Güte, und nicht eine scheinbare künstliche, fügt sich in alles; sie giebt der Einbildungskraft mehr Lebendigkeit und Wahrheit, und jeder Hand^ lung mehr Anziehungskraft. Ein beredter Redner >!» größtentheils ein guter Mensch, dem die Gabe des Gutsprechens eigen ist. Güte schließt nicht Vorsicht aus, aber eine TD' gend ist sie erst geworden, seitdem das Mißtrauen auf-' gehört hat, cin Laste, zu seyn. Man beklagt sich ohne Aufhören über andere Mcn. schen, und dieß wäre verzeihlich, wenn man steto nM sich selbstzufrieden warc. ^