MM Nutzen mid Verznügen. ----' i5 ^.--------- Freytag, den 12. April 1622. Mil«s Colvine, der Cumberlander Seemann. Ns (Aus dcin Morgenblatte.) ^"f der englischen Seite der Solwaysee erstreckt sil, ">'« lange, ebene Küste, worauf der Seevogel gegen ^n Schuß des Iagerö Schutz findet, und nebst der "lidspitze und der tiefen See nur ein Gegenstand die "»lfniertsamkeit erregt, "nd dieß ist die Hütte des Mi. les Colvine, des Cumberlcmber Seemannes. Der Eigenthümer dieser rohen Wohnung, einst ei.i See» ^>ünn, Soldat, ein gelehrter und gebildeter Main,, landete vor ungefähr dreyßig Jahren an dieser Küste, ^nd war der einzige, welcher dem wüthenden Sturme ^lt dein Leben einging. Das Schiff war von einem Hemden Lande und ein geheimmsivoller Schleyer hatte ^>Mer über dem Schicksal seiner Mannschaft, gehangen. ""as Benehmt» des Mileö Coluine war mehr dazu ge- ^gnet, Verdacht zu erregen, als d«nselben zu besei. !°^n. ^Ne Fragen, hinsichtlich des Schiffes und seiner Satzung, hörte er mit der größten Gelassenheit uud lllle an. und nur ein einziges Mahl gab er eineAnt« ^'t, ^^ ^^, ^, Schäfer fragte: ^war «s dag Blur "»nThieven, daß ich auf dem Verdecke sah?" — „Nein, ^ war von Menschen." Vou diesem Augenblicke an ^ledez, ^i, Landleute seinen Umgang und liesien ihn ^«hindert ein Hüitchen bauen, mit einer Mauer von »s«N Steinen umgeben und »3 friedlich bewohnen. Er ^ schien alle Verbindung mit Menschen zu fliehen ""b suchte und fano feine Nahrung im Busen des MeH° .^' denn er wurde bald als einer der besten un» glücke ^sten Fischer an dieser Küsse berühmt. In dies« Ein. ^^lt, j^edem Land > oder Seescmm ausgesel^t. verlebte er einen Sommer und Herbst, dem Anscheine nach, im grösiren Elend und Mangel: der herbe Win, tcr, welcher folgt,, glaubte man, würde ihn gewiß entweder umbringen odrr von seiner Wohnung wegtreiben ; aber er hielt alle Siürme aus und widerstand allen Ancrbiethungen von Kleidern oder Nahrung, die mitleidige Nachbarn ihm machten. Dieser Winter war besonders streng: der Strand war mit den Trümmern gescheiterter Schisse bedeckt, die Buchten mit den Leich« namen von Ertrunkenen angefüllt, und die See selbst fo wild, daß die Fischer ihre Bore beylegten und mit ihren Familien müßig beym Feuer sasie». Auf Miles Colvme aber schien der unaufhörliche Sturm keinen Eindruck zu machen. Er sammclte am Ufer die Schiffs-trümmer zur Feuerung ; er breitete seine Netze „nd An, geln wie gewöhnlich, und da ihm endlich ein Boot von einem gescheiterten Schiffe in die Hände fiel, bemöckrtgte er sich der Her?schaft über das Element, das ihm am meisten zuzusagen schien, und fuhr TaZ ukd Nacht auf den wilden Wogen umher, mehr wie ein unruhiger Geist, als ein Kind der Erde. AIs die Strenge de> .Winters nachgelassen hatte und die Seevogel anfingen ihre Eyer in den Sand zu legen, gab der Mann seine Seefahrten auf, und begab sich an eine neue Arbeit. Er baute sich ein größeres und bequemeres Haus : errich« tete einen Damm von greßen Steinen gegen die See und pflanzte um seine Wohnung hir einige Blumen, welche am besten von der Seeluft gedeihen. Der Rauch seines Schlots und der Klang seines Hammers, wahrend er daS Innere seiner Wohnung ausbaute, wurden weit umher aesehen und gehört. Als sein HauS vollendet war, ging er wieder zur See, und bald war «5 von der Muli osn Gallmay bis am Fuß 0es An«n-Water be« kannt. — Ich sah ihn zum ersten Mahl auf dem Markte zu Dumfrus: sein Bart schien ein Iahr lang gestanden zuhaben, seine eheuiahls reichen und vornehmen Kleider waren an verschiedenen Stellen gestickt und über dem Ganzen nug er eine Art von Bootmantel, wel» cher um den Hais befestigt/ ihm bis zu den Füßen herab' hing; aber alle diese Armuth konnte den Anstand voriger und besserer Zeiten nicht verbergen. Selten sah er einem ins Gesicht; die Männer schien er mit Verachtung, selbst mit tiefem Hoffe zu betrachten; aber auf die Frauen blickte er mit Milde und Achtung, und begegnete er einer Mutter mit ei^em Kinde, so starrte er sie mit einem Gemisch von Liebe und tiefem Schmerze an. Ein Mahl blieb er plötzlich vor einem schönen vier, jahrigen Mädchen stehen, welches am Rande des N ith-ftromes Blumen sammelte, und starrle es an; das Kind, erschrocken über sein wildes Ansehen, schrie laut und fi«l in den tiefen Strom; mit einem Gatze war der Seemann bey ihm, rettete das Kind, legte es in die Arme seiner Mutter und setzte seinen Weg fort, als wenn nichts geschehen wäre. Seitdem liefen ihm im. mer die Kinder zuAumfries nach und riefen.: «Seht da den wilbbartigen Mann, der Maria Lawsen aus dem Waffer zog !" Ein anderes Mahl sah ich ihn am Fuße des schottischen Berges Crissel unbeweglich, wie todt im hohen Grase liegen. Ich trat ihm näher; er schien meine Gegenwart nicht zil bemerken, sondern hielt seine Augen fest auf der Solway geheftet und murmelte »or sich hin, so lange ich auf dem Berg« blieb. Wo er ging und stand murmelte er vor sich, und so viel man aus seinen abgebrochenen Reden schließen konnte, schwur er, daß gewisse Leute das Unrecht, das sie einem Frauenzimmer gethan, mit dem Leben bezahlen sollten. Zu andern Zeiten sprach er zu seinen Seeleuten alj zu Geistern, welche er in di« Hölle hinabgesandt/ um da für Verbrechen zu leiden, die sie im Fleische begangen, und zu seiner Geliebten als einem verklärten Engel, welcher noch immer seine Phantasien am Tage und seine Träume bey Nacht besuchte. In allem alier hörte und verstand man deutlich das Geschrey der Rache «nd das Gefühl einer tiefen Krankung. Als MileS Colvine seine neue..Wohnung gänzlich vollendet hatte und BlltMsü und BZum» in BlüHt standen, sah man ihn eines Tages sein Boot in die See stoßen. Dieß war ein gewöhnliches Er,igniß; aber ei» kleines Bündel Schaffelle, ein Krug Wasser u>'d etwas getrockneter Salm deuteten auf eine längere Reise. Bcym Sternenlicht fuhr er gegen Süden und für eine geraume Zeit wurde nichts von ihm gehört oder gesehen. Ein Tag nach dem andern verging, sel' ne Thüre blieb verschloss«,,, kein Rauch kam aus se'° nem Schlote und unbenutzt hingen seine Netze da. Zuletzt verbreitete die Mannschaft eines Mautdschiffei des Geruch«: :im Mitternacht sey ein Gcist«bc»ot mlt einem bartigen D«m»nen in demselben mit übernatürlicher Schnelligkeu vor ihnen vorbeygeschosseii. Die>e Erzählung mit allen den Veränderungen, welche D von bcn dichterischen Landleuten erwarten ließen, verbreitete sich schnell durch die Gegend und erregten N<"" gier und Furcht. Ungefähr vierzehn Tage nach di«s^ Begebenheit hatte ich mit ein Paar Freunden "«< Spatzierfahrt auf dem Soloway beym Mondschein ut<< ternommen , und wir ließen uns bey «nserer Rückkehr durch die austretende Fluth bis g'gen Miles Colvin^ Wohnung längs der Küste »on Cumberland fühlt"' Als wir landeten, bemerkten wir Licht in dem Hsuse des Seemannes, und als wir naher traten, fth^ wir deutlich die Schatten einer mannlichen und tilttl weiblichen Gestalt, welche sich in demselben an der Wand hin und her bewegten. Bald erhielt ich «'^ bessere Allsicht. Ich sah den Seemann selbst; sts" seiner ehemahligen armlichen Kleidung trug er ein Kleib/ zwar vom gröbsten Stoffe, aber äußerst rein, s"" Bart war verschwunden und sein sonst wildes, «ng^ kammtes Haar hing jetzt ordentlich um Nacken u"" Schlafe. Seine natürliche Farbe war schwarz, ^ meisten Locken aber hatten sich grau g-efärbt; sein A^ sehen war gesund «ber schmerzlich, und er schien u"' gefähr vierzig Jahre alt zu seyn. Die Gestalt d^ weiblichen Geschöpfes, w/lches er bey sich hatte, >^ viel zu zart und schon, nm lange in einer so rohell/ unbeschützten Hütte, als die des Fischers, ausdaltt'^ zu können. Es war ei» Mädchen i>, einer Kfeidut^ die von großer Wohlhabenheit zeugte, und von so au'" nehmender Schönheit und imgemeiner Liebe»swürdlA* keit und Anmuth, daß eS der ärmlichen Umgebu^ lncht bedürfte, um sie mir als das herrlichste Frauen-i'mmer erscheinen zu lassen, da« mir je vorgekommen war. Sie schwebte in der Hütte umher, ordnete und lewigt« mit ihren schneeweißen Handen das rohe Ge-räch, und warf ieden Augenblick «inen Blick auf den Allen, als suche sie in allen ihren Bewegungen nuc ^n zu gefallen. Dieß erreichte sie. Er lächelte, und ni« vorher hatte man ihn lächeln sehen; er ftlyr mir ber Hand über die reichen Haarlocken desMadch«nS; ^ß sie neben sich niedersitzcn und sah ihr mit einem Abdruck der Liebe, Achtung und Freude in das jugendliche Gesicht. Ich war in Gedanken üher die Ge-s°!'stände vor mir vertieft und suchre ein Mittel, wie ^ mit dem unglücklichen Seemann und seiner schö« "tn Tochter (wofür ich sie erkannte) bekannt werden möchte, als sie aus einer Kiste ein kleines wohllöni-Ües Instrument hervornahm, worauf sie mit leichten ^mgern mehrere der einfachen, traurigen Melodien spielte, welch« bey Bauern an den schottischen und ^glischt,, Küsten fo gemein sind. Nach einer kurzen ^ause „ahm -sie das Instrument wieder und sang zu °^cr äußerst wilden und traurigen Melodie «ine Bal» ^be, welche von ihres Vaters und ihrer Mutter un. glücklichem Schicksal handelte, ade» mit einer Dun« ^lhett, welche eher Verdacht erregte, als die Neu, gi«rde befriedigen konnte. Das Lied war noch nicht ^ Ende, als sieben schottische und irländische Schmug-^", wahrscheinlich von der einsamen Küste und dem "Um' stehenden Hause, wo sich Beute ohne Wider« ^"b erwarten ließ, angezogen, wnüeten und, nachdem ^ über die äußere Mauer gesprungen, die Hausthüre ^fcig zu schütteln ansingen und laut Einlaß forderten, ^"'er öesy„ders schmus mir einem breiten irländischen Accent, er wolle ihnen die ^ une über dem Kopfe an> iUnden, wenn sie nicht sogleich aufmachten. Ein Schott-läuder ermahnce ihn herauf, hübsch gemach zu thun ""d listiq ^u Werke zu gehen, wenn sie einmahl ^'""en >v«en, könnten sie ja doch thun, was sie ^Uten. Als oei- Seemann dieses Gespräch horte, be° lenece er sich zum Widerstand, wie einer, der mir ^''gleichen Anfollen vertraut war. Mit einem Säbel "l der eineu Hand, einer gespannten Pistole in d,r ^N'n und einem Paar im Gürtel, stellte ev sich bl'Uer ^e Thür, und dach sein« Tochter leis«, sich in ihre Kammer zu begeben. Mer sie flehte mit zittern, der, jedoch lieblicher Stimme, sie doch Hep sich bler? ben zu lassen. / (Die Fortsetzung folgt.) Kurze N o t i tz e n. (Aus der Schweih,), Z« Capelle, einem Dorfe im Kanton Waalwyk, unweit Herzogenbusch, ist eine auffallende Entdeckung gemacht worden. Man fand beym Ausgrabcn eines Fundaments den Rumpf eines Schiffes, dessen Vor-dersteven zuerst sichtbar wurde, und das mit dem Hin« tersteven in den Grund gesunken zu seyn scheint. BiK heute ist r« völlige Ausgrabung, welche mit vieler Mühö und Kosten verknüpft ist, noch nicht geschehen. Es soll mehr alt 60 Fuß lang und über 16 breit seyn, und ist großentheils mit Moorerde angefüllt. Die Bauart des Schisses wissen Kundige nicht zu be« nennen. Es ist schwer zu errathe», wie dieses Schiff Hieher gekommen ist, und obgleich alles annehme»! laßt, daß es lange unter der Erde verborgen gewesen, möchte es doch zu viel gewagt seyn, zu sagen, daß es in Folge der schrecklichen Fluch, vom 16. N»e vember 142», also seil vier Jahrhunderten, hier versunken sey. Auf jeden Fall muß die Sache das lebhafteste Interesse der Geschichtskundigen erregen. (Aus Aschaffe nb urg vom 10. März.) Ein junges Mädchen höheren Standes gerieth, bey einem kleinen Zwiste mit einem hiesigen Forststu» denten, in eiue so leidenschaftliche Nui>ung, daß sie in der Hitze des Gesprächs, Stand, Geschlecht un> Erziehung vergaß, und dem jungen Manne ein bit» telbösesSchimvf'uorthinwarf; dieser, von seinen Com« wiliconen aufgercitzt, forde/rt das Mädchen zu,m Zwey« Kampf«, und stellt ihr dle Wahl der Waffe frey, welche das zum Abwäschen dieseS Ehrenfteckes erforder« liche Blut verschaffen soll. Die junge Schöne wählt Plstolen, erbittet sich einen Forstatademisien zum Se« cundanten, und erscheint, in höchst geschmackvoller schwarzer Kleidung, ein federngeschmückles Sammt-barel auf dcm 5opse, zur bestimmten Stunde auf dem besprochenen Platze. Im edel» Rittergeiste ooch Her, Gegner ihr, als Dame, den «rsten Schufi; al. lein sie weigerte sich dessen, meinend, das; die Rücksicht auf Geschlecht die uralten Duellgesetze nicht aufheben könne, und gab ihm, als dem Beleidigten.. daß Recht des ersten Schusses zurück. Die Schritte wurden abgemessen; sie stond und both mit vielerRuhe und besonne-iec Fassung, der Mündung des auf sie angelegten mörderischen Feuergewehrs die schone Brust. Dianens Priester schost und fehlte. Jetzt legte sie an, zielte, schoß und fehlte. Die Secundanten waren klüger gewesen als beyde; sie hatten diesi Mahl die Kugeln weggelassen. Man gab, nach rühmlich überstan-dener Todesangst, die Fortsetzung des Duells auf, versöhnte sich, und ging vergnügt nach Hause. (Aus El, qland.) In ei,ner bedeutenden Stadt Englands hat man ^wie eine englische Zeitschrift berichtet) xachstehende Zeichen durch eine Art stillschweigender Übereinkunft angenommen: „Wenn ein Mann ssch verheirathen will, so tragt Gedruckt bey Ig,n az Nloys Edtltr5.Kl«inma.yr.