Beilage zur Kaibacher Zeitung. H 34. Fünfter Jahrgang. 24. August K86R. Venedig. N K»as ist ein märchenhafter, versteinerter Zaubcrwald Voll marmorner Niescnblnmcn in seltsam bunter Gestalt; Ein Wnndcrgarten der Schönheit, wo seliger Lcbensdraug Zeiten- und Völkerblütcn holdselig incinandcrschlang! i Der Goldglanz der Morcskc zeichnet ans schimmerndem Grund ! Phantastische Wnuderfresken; in Bogen, weich und ruud, Schwingt sich die Nosc des Südens; darüber, strebend schier Ins Uncrmcß'ne, hebt sich der nord'schcu Liljc Kroncuzicr! Das Alles lag entschlummert iu schnödem Zauberbann, So lang im Aether lenkte der Tag sein Goldgcsvann: Nun aber sanken die gelben Schleier — in holdem Tand Schlingen die Silberzinnen den Strahlcnreih'n von Strand zn Strand! Es ist, als cnttauchte den Wassern nun eben erst die Pracht , Der schimmernden Paläste, gleich Nixen, die zur Nacht Im blanken Silbersfticgcl der Ströme sich beschau'u, ! Und nur dem wandelnden Auge des Mondes ihren Reiz vcrtrau'n. ^ Aus dem „Schwancnlicd der ^ Romantik" von ^ Gestorben ^— und vergessen. Novelle von F. Vruuold. , (Fortsetzung.) . HI -Tv-nd Wochen sind vergangen! — An dem Fenster, im Hause des reichen Kaufmanns T. . . . sitzen zwei Mädchen. Es ist Eleonore, die einzige Tochter des Hauses — und deren Freundin Brigitte, das liebliche Madonncngesichtchen, die einzige Freude de5 ärmeren Nachbars. Die Beiden haben sich viel zu erzählen, wie dieß unter jungen Mädchen immer der Fall zn sein pflegt. — Brigitte schaut auf, sie sieht den Helden unserer Geschichte, den Soldaten Hilscher vor-^ über gehen, — der aufschauend leicht militärisch sie und Eleonoren gegrüßt, und sagt, leicht crrötheud: „Möcht' schon wissen, wem dieser Gruß eigentlich gehört. Aber gewiß Dir, wird mir doch sonst nie eine Aufmerksamkeit der Art zn Theil, wenn ich einsam daheim an meinem Fensterlein ^ Ntze; — während ich dieselbe hicr, so Dn Dich zeigest, immer empfange. Darum also, Eleonore, schreib' Du ihn Dir nur in Dein Herzensmevkbuch ein. Wird wohl Dir l alkin gehören." ' j Die Genannte schüttelte, wie im Unmuth, das Köpfchen, und sagte mit schneidender Kälte: „Ich wüßte nicht, wie ich dazu kommen sollte, die Aufmerksamkeit eines gemeinen Soldaten zu erregen. „Nun! nun? so sehr unbedeutend muß der Soldat doch nicht sein," lächelte Brigitte; „denn meines Vaters Freund, der Herr Dahl, nennt ihn einen Dichter, auf den das Land, die Stadt stolz sein könnte. Er versteht mehrere Sprachen, kann englisch, italienisch, frcmzöstsch und---------" „Sieh!" fiel die Freundin spöttisch eiu; „meine sanfte Brigitte hat sich ja ziemlich genau nach dem Soldaten erkundigt! Ist Dir Dein Herrchen davon gelaufen?" Die Geneckte glühte auf, sagte aber mit Ernst und Entschiedenheit: „Spotte nicht! — Mich dauert der junge Mann. O, ich habe mir einen Dichter immer ganz anders gedacht! — Es muß schrecklich fein, mit schönen Liedern in der Brust, gebildet, an Kenntnissen reich, in solcher Umgebung, in solchen Verhältnissen zu leben. Auch der Herr Dahl meint, er führe ein erbärmlich Leben. Seine Kamc» radcn, roh und unwissend, spotten seiner — und die Herren Offiziere können in ihm den Untergebenen nicht vergessen. Ich kenne nur eines von seinen Liedern. — Er liebt gewiß Jemand. -— Und ich, ich bilde mir oftmals ein — er liebe Dich, Dich Eleonore. Dir gelte sein oftmaliges Vorübergehen; Dir seien die Lieder gewidmet — Du bist es, die er befingt. — Und ich freue mich dessen.— Du bist schön, Du bist reich! —und nicht wahr? Eines Dichters Braut, eines Dichters Frau muf; schön sein; schön, wie das Bildiuß des Naphael uns die Madonna zeigt. — Auch reich muß die Erwählte sein — reich, damit er leben könne, unbekümmert, sorgenlos, wie die Lerche, die aus dem Saatengrün steigt, im Lliftmecr sich wiegend; wie die Schwalbe, die gegen Süden zieht: wie die Nachtigall, die, in verschwiegenem Busche, von Schmerzen der Liebe klagt.---------Und alles Dieses köni'test Du dem Unglücklichen sein und gewähren. — Eleonore! wie schön, wclch' ein köstliches Gcsühl muß es sein, einen Mann ganz glücklich gemacht zu haben. —Ach, möchte er Dich lieben — u»d Du ihn wieder!" — Brigitte schwieg erschöpft, während Eleonore sinnend vor sich nieder schaute. Endlich sagte Letztere: „Sind wir nicht rechte Thörinnen, solche Gespräche zu führen? Ich kann mich nie als die Frau ei»cs Mannes denken, mit dem ich gezwungen wäre, in beschränktci: Vcihällnisscn leben zn 134 muffen — oder der von meinem Gelde zehrte. — Auch in unserem Hause ist von dem Genannten einige Mal gesprochen worden; ich kenne selbst Einzelnes von dem, was er geschrieben, ohne jedoch ein besonderes Interesse dafür zu empfinden. Man lobt namentlich seine Übersetzungen; und ich selbst besitze die hebräischen Gesänge des Lord Byron, die er verdeutscht >— und hier im Orte drucken ließ. Baron W. . . . brachte sie mir. Als Kuriosität, daß ein gewöhn-licher Soldat so etwas zn machen verstehe. — Offen gesagt, ich habe sie noch nicht gelesen! — Wozn? — später — bei Gelegenheit. Dn schaust mich fragend an. — Nun ja, es würde mich freuen, wenn ein solcher Mann mir seine Lieder sänge; ich würde sie vielleicht auch lesen; aber ihn deßhalb lieben; oder je sein Weib werden, fiele mir nimmer ein. -— Ich habe es gern, wenn man mir huldigt."--------- „Aber selbst lieben magst Du nicht," siel Brigitte unmuthig ein. „Gebe die heilige Jungfrau, daß Du Deine hentigen Worte, die Dir gewiß nicht aus dem Herzen kommen, nie bereuen mögest. Du wirst von vielen Männern ausgezeichnet, mögest Du dereinst einen Würdigen finden — und wählen.^ Veidc schwiegen. Eine kleine gegenseitige Mißstimmung machte sich bemerkbar.--------- Und er, dem alle diese Worte gälte», er schritt dahin, der Kaserne zn, den Himmel im Herzen, den Frühling in der Vrust. Er hatte Sie ja gesehen; Sie, die er seit Jahren siill verschwiegen liebte, deren Bildniß er immerdar im Herzen trug. Ihr Auge hatte einen Augenblick auf ihm geruht; sein Gruß war leicht erwiedert worden. Konnte es da anders sein, als daß Sonnenschein in ihm und um ihn ;var? Die Liebe lebt ja nur von solchen Kleinigkeiten, sol> chcn Zufälligkeiten, die eben für die Liebe nur Bedeutung haben. Des Mannes Brust wird ein Eden, wenn der Geliebten Auge ihm gelacht, wenn ihr Mund zum Gruße sich geöffnet, wenn ihres Kleides Saum ihn leicht berührt. Des Mannes Vrust wird einer Hölle gleich, wo alle Qualen, wie sie Dante nur einst schildern konnte, sich breit machen — wesin Liebe Abschied nimmt, — auf Nimmerwiedersehen! Er aber, dem dieses galt, er schritt dahin freudig, glücklich. Er hatte Alles um sich her vergessen; er dachte an sie; er dachte seiner Liebe, seiner Dichtung Vlüthenkränze — und war glücklich. Ihu kümmerte nicht das kahle Heut seiner Umgebung; zufrieden saß er bald darauf daheim in seinen Manuskripten blätternd. Und die Hoffnung flüsterte: Sich' dieß Ge.dicht fleht dort gedruckt; es gefällt allgemein; Viele lesen es — und gewinnen es lieb. Es kam vom Herzen — und gehl ;u Herzen. Eine Melodie findet zu demselben sich, wie von selbst; bald wird es hier. bald dort — bald allgemein gesungen. — Es ist zum Volksliede geworden. Was ist ein Lied?! Ein Nichts, eine Blüthe des Herzens, eine Perle der Seele; erzeugt aus Lust und Qual — und darum das Schönste auch, was ein Gott dem Menschen geben kann. Jeder Mensch ist wohl ein Mal ein Dichter — und der Augenblick, wo er es war, ist vielleicht der herrlichste seines Lebens. Weiter, weiter träumte der emsig Blätternde, der sin» nend Lesende. — In diesem Augenblicke legte eine männliche Hand sich auf seine Schulter. Hilscher blickte auf, uud Dahl erkennend, sagte er freudig: „Willkommen!"—Und dem Freunde ein Journal hinreichend; sagte er: „Nehmen Sie! — Es ist die Wiener Zeitschrift des liebenswürdigen Withauer. Wie finden Sie das Gedicht in derselben? __ Ist es gut? Es gilt Ihr! Ihr! die ich heute gesehen!" „Ach, die Gedanken fliegen nur so; ich glanbe, iä) könnte gegenwärtig in lauter Liedern sprechen. — Ich zvill arbeiten, steißig sein, damit ich es abschütteln kann, dieß Joch, das mich zu erdrücken droht! Ob Sie das Lied wohl liest? Ob Sie es ahnt, daß es für Sie gesungen? Aber sehen Sie nur diese Mauuskripte! Hier Byrons Manfred, ist beinahe vollständig übersetzt. Ach, das ist ein köstliches Stück, das ist mein Herzensdnch. — Dann kommt der Korsar an die Ncihe — und dann die andern Sachen des göttlichen Vritten. Anch Thomas Moore wird verdeutscht — dann kommen die Franzosen — und Italiener. Nicht wahr! ich bin fleißig? ich werde mich losmachen können von diesen Fesseln, von diesem Leben, das mich langsam tödtet?-------- Aber, mein Gott, Sie sagen Nichts; Sie sagen mir Nichts von dem Liede! Gefällt es ihneu nicht?" Dahl lächelte; und dem Dichter das Ionrnal zurück« gebend, sagte er freundlich: „Ob's mir gefällt? — Gcwiß: es muß Allen gefallen. — „Auch Ihr?" „Auch Ihr!" entgegncte Dahl voll Ueberzeugung; „so ^ sie anders Gefühl hat. Wo wäre ein Mädchen, dem eines Dichters Blumen nicht Frende brächten? Sie wäre mehr zu beklagen, als die elendste ihres Geschlechts; denn eines Dichters Lied gilt mehr als Stein und Erz. Stolze Monumente vergehen — aber nie des Dichters Lied. Es bleibt ewig frisch im Munde seines Volkes. Ein Mädchen, das eines Dichters Lied geschmäht, verachtet hat, das eines Dichters Herz leichtsinnig brach— es bleibt geächtet, so lang des Dichters Name lebt, so lang sein Lied gesungen wird. — Mein junger Freund, wie glücklich sind Sie heut, wie ver« schönt die Freude heute Ihr sonst so bleiches, trübes Gesicht. — Gebe der Himmel, daß es so bleibe — lange, lange Zeit; bis Ihr Herz, durch das Glück gestählt, gekräftigt ist — neues Leid, nencö Unglück zu ertragen." „Unglück?" hauchte der noch immer träumende Dichter; „Unglück? — War's dessen nicht genug bis jetzt? Nicht genug für dieses Leben?" Dahl schüttelte ernst das Haupt und sagte: „So lang der Mensch noch athmet, so lange lauert auch das Leid, uw einznschlüpfcn — um Freud' in Schmerzen zu verkehren. Behüt' Sie Gott! — Ihr armen dichterischen Seelen seid stets die Sklaven Eurer Phantasie. Ein Nichts, ein Traum, hebt Euch zum Himmel empor; ein jah' Erwachen stürzt ! Euch in die Hölle. Die Dichtkunst ist ein Vampyr, der die 135 Flügel leise regend, Euch in Schlummer wiegt— bis auch ! der letzte Tropfen Blut aus Euren Adern wich. Behüt' Euch Gott, Hilscher! Wir haben beide ein tlübcs Los gezogen. — Euch bleibt das Lied — mir die Erinnerung. O, diese ! Rückblicke!" — Und der starke, kräftige Mann schüttelte sich ! wie im Fieberfrost. Dann sagte er dumpf, wie zn sich selber ! redend: „Ich bereue nicht; aber immer, immer steht der Henker, seit jener Zeit, wo ich den liebsten Freund aus! solche Weise verlor, mir zur Seite. — Und in der Nacht ist's mir oft, als ob das Nichtschwert klinge zu meinen ^ Häupten, als wolle es sprechen: Auch Dn bist mir verfallen. ! — Sie kennen wohl die Sage, die da spricht, daß des Hen- ^ kers Schwert von selbst zu klingen beginne, wenn Jemand nahe, der mit seiner Scharfe einst Bekanntschaft machen solle. — Mir tönt das Schwert in jeder Nacht. Damals hätte ! ich müssen das Opfer sein; ich mußte fallen; aber ich floh! — Doch der Erinnerung kann ich nicht entfliehen. Des Dichters Wort bleibt ewige Wahrheit, daß das Böse Böses ! muß gebären." —- Abbrechend fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, , gleichsam als wolle er alles Trübe von sich scheuchen — und sagte gedehnt: „Was auch kommen mag, —verachten Sie mich nicht, und denken Sie, daß es Stunden gibt, wo ! man selbst Böses thut — um größeres Unglück zu verhüten; ! daß man in den Augen der Welt als Uebelthäter sich brandmarken läßt — um in seinem Innern zufrieden wie vor Gott treten zu können." Doch gewaltsam abbrechend, lachte er gezwungen: „Welch' ein Narr ich bin mit meinem Unkenruf! Wir wollen von etwas Anderem sprechen. — So eben hörte ich, daß Ihr Trauerspiel, Friedrich der Schöne, das Eie der hiesigen Bühne eingereicht, in den nächsten Tagen zur Aufführung kommen wird. Wie freu' ich mich darauf. Also Muth! Muth! Der Lorber grünt für Sie — und die Myrthe wird der Braut nicht fehleu! — Glück auf!" — Und ohne eine Antwort abzuwarten, ohne Gruß, schritt er zur Thür hinaus. (Fortsetzung folgt.) Sitten«. Gebräuche der Pöllander inNnterkrain. Von Leopold Kordcsch. (Schluß.) Bei Begräbnissen hat man in dieser Gegend lioch Klageweiber. Die Leiche wird unter großem Geläute zum Grabe gebracht und man gibt dem Todten, besonders einem Ledigen, immer sein bestes Gewand mit in die Grube. Die Todtenmahlc sind abgekommen, nur am Armenscelen-Tage wird am Friedhofe Brot unter die Armen ausgetheilt. Bei Taufen herrscht die sonderbare Sitte, daß die Pathin ein weißes Brot mitnimmt, und zwar für die Kinder, die ihr am Wege begegnen, welche ihr in dem Falle, als sie ihnen nichts gäbe: „Der Wolf fresse Dir das Kind auf! (Volk li zwxri llülo!) nachschreien würden. Zu Weihnachten, im Fasching, wie am Ostertage sind Tänze mit Begleitung des Dudelsackes und eigener Pfeifen, die das Landvolk selbst verfertigt, im Gebrauche. Den Heren- und Aberglauben laßt sich das Volk nicht ganz nehmen, weil es hie und da noch immer Gaukler gibt, die es zum eigenen Vortheile in den Meinungen bestärken. Auch der Glaube an das Wiedererscheinen der Todten erhält sich. Unter Anderm glaubt man in diesen Gegenden, daß ein am Schlangenbiß Gestorbener oder vom Blitz Erschlagener nicht selig werde und daß ein am Dinstag oder Freitag Ertränkter nicht aufkomme ic. n-. Für Krankheiten hat man sehr viele, zum Theil auch recht zweckdienliche Hausmittel. Die Männer stricken im Winter, die Weiber spinnen und weben, aber nur für den eigenen Hausbedarf und verfertigen den Hausgenossen Kleidungsstücke. Im Sommer besorgt man die Feldarbeit gemeinschaftlich. Das Hausrecht übt patriarchalisch der Aelteste im Hause und seinen Befehlen wird pünktlicher Gehorsam stets willig geleistet. Die Gastfreundschaft ist hier zu Lande so groß, daß sie oft die Schranken der Klugheit überschreitet; die nachbarliche Eintracht aber wird hingegen öfters durch gegenseitig vertretene Interessen gestört. Bevor wir unsere kulturhistorische Skizze schließen, wollen wir noch von einem Gebrauche Erwähnung machen, der in dieser Gegend zu Weihnachten stattfindet. Bei Möttling werden nämlich zu Weihnachten in jedem Hanse vier Brotlaibe gebacken und zwar mit ganz besonderer Sorgfalt. Das eine besteht aus Weizen, die andern drei aber ans gemisch-! tcm oder Kornmehl. Man pflegt das Weizenbrot i'iberdieß mit verschiedenen Verzierungen, als Geflechten, Kränzen, kleinen Vögeln, Blumen (alles aus feinem Teig und von Mädchenhä'nden geformt) sinnreich auszuschmücken, und der Hausfrau liegt die besondere Sorge ob, daß es gut aufgehe, recht schön aussehe und daß es wenigstens eine Spanne hoch sei. Dieses Weihnachtsbrot wird in der Landessprache ^U'^iönik genannt und hat eine zirkelrunde Form von dem. breiten Neise des Siebes, in welchen man es hineinzwängt, bevor es in den Ofen geschoben wird. Die anderen drei Brote werden auf ganz gewöhnliche Weise bereitet. Sobald die Weihnachtsbrote auZ dem Ofen genommen werden, trägt sie die Hausfrau in die sogenannte Kammer oder auch in den Keller. Am Weihnachtsabende, wenn sich schon Alles zur Nuhe begeben hat, bringt die Hausmutter die Brote in die Stube und legt sie auf den reinlich abgescheuerten, ganz leeren massiven Eßtisch dergestalt, daß das weiße in der Mitte, die anderen aber um dasselbe herum zu liegen kommen. Am Morgen des heiligen Christtages werden die Weihnachtsbrote unangeschnitten wieder m die Kammer oder in den Keller getragen. Am Vorabende des heiligen Stefans und des Neujahrsfestes wird diese Zeremonie wiederholt. Wenn dann am Neujahrsmorgen das ganze Hausgesinde und alle Glieder der Familie von der Morgenandacht aus der Kirche nach Hause gekommen sind, versammeln sich Alle stehenden Fußes un, den Tisch, worauf die Brote liegen, wobei nur der Hausvater das Recht hat, bei Tische zu sitzen. Da der Glaube herrscht, daß diese Brote an den drei heiligen Abenden von der Allgegenwart Gottes gesegnet worden sind und nach einer frommen Annahme daS weiße Brot das neugeborne Christkindlein, die schwarzen Brote aber die drei Weisen aus dem Morgenlande bei dem Volke bedeuten, so werden sie auch mit der größten Ehr-furcht von dem Hausvater behandelt und in drei Theile getheilt. .Ein Theil davon, und zwar der größte, wird unter die Hausleute, der andere unter das Hansvieh vertheilt, der l 13« dritte hingegen für Verwandte, Freunde, Bekannte und ^ Nachbarn aufbewahrt, welche zu dieser Zeit einander be- ! suchen und sich wechselweise mit den Weihnachtsbroten zu ! beschenken pflegen. Diese Vechrung mit den gesegneten Broten ist immerhin ein Beweis von Liebe und Achtung, die man gegen ein- ! ander hegt, und es kann als ein untrügliches Zeichen dienen, daß zwischen Familien, welche das Weihnachtsbrot unter ein- ^ ander theilen, kein Haß, sondern die innigste Freundschaft be» steht. Der Weihnachtsabend ist dem Volke gleichsam ein Bote des ^ Friedens und ein Zeuge der Versöhnung. Auch die Haus« ^ thiere, mit Ausnahme des unreinen Schweines, sollen Theil ^ daran haben, da sie einst Zeugen von der beglückenden Geburt ^ des Weltheilands waren; daher betheisen die Unterkrainer > in frommer Erinnerung an die heilige Zeit auch diese mit ! dem Wcihnachtöbrote. ' Die Tligenden der Kulpa^Auwohner sind: Gast freund« ! schaft, Leutseligkeit, Genügsamkeit, Artigkeit und Gehorsam gegen die Obrigkeit; ihre Fehler: Fluchen, Mißtrauen und Unmäßigkeit. Literatur. Deu Totaleindruck, den Hamerlings „Schlvanenlied der Nomantik" auf uns nach dem erstmaligell Lesen gemacht hat, ! haben wir bereits beschrieben; wir Wolleu nun, wie wir versprochen haben, auch etwas in's Detail geben. Das Schwanenlicd, die Threnodie, wie es der Dichter nennt, besteht aus 263 Nibelungenstrophen in (50 Abschnitten. Hamer« lings Verse sind der Wohllaut selbst; wie Musik tönen seine zarten Lieder, und auch die Nibelungenstrophe des vorliegenden Poems tönt lieblich und sanft, selbst dort, wo dem Mund des Dichters Worte des Zornes entquellen uud er nach Kraft des Auödrucks strebt. Die Bilder, deren Hamer-ling sich bedient, sind alle poetisch und treffend; die Gedanken edel, ihr Gang, ein idealer; besonders wohlthuend ^ aber ist sein Streben nach Formenschöne, und hierdurch kann ! er zum Reformator der durch Heiue'sche Saloperie vcrdor« ! bellen Geschmacksrichtung werden. ^ Der Inhalt des „Schwanenliedes" ist nun folgender: ', Al:s Veuedig, „der lockend süßen Lorelei des Meeres" läßt ! sich der Dichter in einer Gondel Abends ins Meer Hinallsrudern. Da taucht das Zaubcrweib, Romantik, aus der See, umschlingt ihn mit ihrem Lilienarm, und sagt: „nicht < in die Ferne hin, nach rückwärts nende Vlick und Sinn." ! Er thut's, und wie er Venedig im Abendsonuenglanz pran« ! geu sieht, ist es ihm das Bild der hinter uns liegenden ^ romantischen Zeit, mit ihren Märchen und Sagen, mit ! ihrem Minnegcsang, mit ihren ins ewige Vlau aufstreben« den Domen. Da kommt ein scharfer Windhauch von Osten, das Zauberwcib Nomantik verschwindet, und die Stimme j der Gegenwart weckt den Dichter aus seinen Traumen: Hinfahre bcs Schönen Zauber, uns bleibt dcö Wissens Macht! ! Weiche der Fackel dcS Tages, traumberauschte Nacht! ! Nicht länger wird genügen der Künste Gaukelspiel: ! Es lockcu neue Bahnen, es winkt ein frisch gestecktes Ziel'. ! Uud diese Bahnen sind die Naturwissenschaften, Schiff« > fahrt, Haüdel, Eisenbahn und Telegraph, Besitz und Genuß ' :c,; die Empfindung, der Wahn des Herzens muß weichen , vor der Macht dcs Gedankens, des Geistes. Da sieht der z Dichter im Geiste die schrecklichen Folgen dieses SUebens. ! Alles Edle und Schöne geht unter, der Mensch verlernt ^ schön zu denken, edel zu fühlen, Schönes zu schaffeu und ! --------kommen wird die Stuud', ^ Wo, wie des Mondes Scheibe, der Erde wüstes Rund, Als ansgcbraimtc Schlacke dahin im Acthcr rollt. Nun erwacht der Dichter aus seinen finstern Traumen und wehmüthig klagend gcdeukt er seines Dichtens und Slrcbens. Er kann sich von der Nomantik nicht losmachen, das Reich der Schönheit bleibt das Ziel seiner Sehusucht. Er blickt sich um, und gewahrt die Fortschritte des Geistes auf Kosten der Kunst, der Schönheit. Die Ideale sind der Menschheit abhanden gekommen, darum versteht sie auch ihn und sein Schaffen nicht; sie hat die Parole von der Seine erhalten, und die lautet: Geld und Genuß. Der Dichter beklagt, daß er diesem Geschlechte seine zarten Lieder, seine „Venus im Eril" gegeben, an dem man nichts zu loben gefunden, als die Formenschöne; er fühlt sich einsam und verkannt, will dem Blumenstrand der Dichtung Lebewohl sagen — da tönt ein Name an sein Ohr: Wohl rührt ein Klang wie Zauber mich hier am fremden Straud, T>as ist Dciu Name, Heimat! Dein Name, Vaterland! Ihm sei fortan alles Hoffen, alles Sinnen, alles Streben geweiht. -------------uud bricht die Nacht herein, Auf deinen Bergen säume dcs lctzteu Tages Schein; Die letzte aller Blumen, sie blühe auf deinem Ried, In deinen Hainen flöte die Nachtigall ihr letztes Lied! Die Perle dcs himmlischen Scanis, die irdische Blütcu netzt, Von deiucn Blütcu, o Deutschland, wcgtrockuc sie zuletzt! Zuletzt dir schwinde dcr Zcitcn verglimmendes Abcudroth: Du bist das Herz Europa's, so lahme dich zuletzt dcr Tod! Musikalisch e 3. Vei dcr für die Verbreitung klassischer Musik unverkennbaren Wichtigkeit des Stuttgarter Unternehmens: Hallberger's Pracht-Ausgabe der Klassiker Beethoven, Clementi, Haydn, Mozart in ihren Werken für das Pianoforte allein. Neu heraus»-gegeben mit Bezeichnung des Zeitmaßes und Fingersatzes von I. Moscheles. Vollständig in 396 Notenbogen elegantester Ausstattung in 87 lvöchentlichen Lieserungen im Subskriptionspreis zu nur 1 Sgr., oder 3^ kr. rhein. für den Musikbogen. (Einzelne Piecen nur V4 Sgr. oder 1 kr. pr. Bogen theuerer.) Stuttgart, Eduard Hallberger, erachtet es die Redaktion d. I. im Interesse der Klavierspieler ihres Leserkreises, hin und wieder von dem Fort« gang dieses Werkes zu berichten. Es ist uns angenehm, über die vor uns liegende neue Neihe von Lieferungen dieselbe Befriedigung auszusprechen, welche sämmtliche früher erschienene hervorriefen. Die größte Sorgfalt ist darauf verwendet. Jedes neu erscheinende Heft befestigt in uus mehr uud mehr die Ueberzeugung, daß dieses Unternehmen nicht nur die billigste, sondern auch die schönste Ausgabe der klassischen Sonaten unserer großeu Tonmeister ist, und sollte sich daher Jeder, dcr Sinn für bessere Musik und Streben nach höherer Ausbildung im Klavicrspiel hat, in den Besitz dieses unter so erleichternden Bedingungen erscheinenden Werkes setzen. Die moderne Musik ist doch wahrhaftig nicht geeignet, VeNiedigung zu erregen; schöpfe man daher lieber aus dem ewig frischen Geistesquell eines Beethoven und Mozart. Es sollte uns freuen, wenn recht Viele aus dieser Anregung Nutzcn zögen. « F. Bambcra in Laibach. - VcranNvortlichn- N.dackur ss. ,^5aml'crg.