• • FESTSCHRIFT FÜR PAVLE BLAZNIK 8173605060 ,,8Ut70„(fr A6t7>t76 m\\m A90U9A0J5 eüIAOpOßZ UNiAoaooz a f 1IP.IM 090509248 ■ - .■ Vi. ; Mit & w Ü ■Si ■ MUZEJSKO D II O SKOFJA LOKA «sä ZALOŽBA Reihe FESTSCHRIFT FÜR PAVLE BLAZNIK Loški razgledi Doneski II © 2005, ZRC SAZU, Milko-Kos Historisches Institut Redaktion Matjaž Bizjak Übersetzung Niko Hudelja, Jože Lebar Lektorat Mija Mravlja (Slowenisch) Doris Debenjak, Käthe Grah, Gertrud Thoma, Walter Demel, Peter Pfister (Deutsch) Umschlaggestaltung Irena Mandelj Herausgegeben von Milko-Kos Historisches Institut ZRC SAZU (vertreten durch: Darja Mihelič) und Musealverein Škofja Loka (vertreten durch: Alojzij P. Florjančič) Verlag Vertreten durch Chefredakteur ZRC Verlag, ZRC SAZU Oto Luthar Vojislav Likar Graphische Gesamtgestaltung Milojka Zalik Huzjan Druck Littera picta d. o. o., Ljubljana Die Herausgabe des Sammelbandes wurde gefordert durch Ministerium für Hochschulwesen, Wissenschaft und Technologie der Republik Slowenien Gemeinde Škofja Loka Forschungszentrum SAZU Musealverein Škofja Loka Slowenische Post, d.o.o. Erzbistum München und Freising Umschlagbild Ladislav Benesch, Škofja Loka und Ladislav Benesch, Bled (Die Originale befinden sich im Slowenischen Nationalmuseum). C1P - Kataložni zapis o publikaciji Narodna in univerzitetna knjižnica, Ljubljana 929 Blaznik P.(082) BLAZNI KOV zbornik = Festschrift für Pavle Blaznik / uredil, herausgegeben von Matjaž Bizjak ; [prevod Niko Hudelja, Jože Lebar]. - Ljubljana : Založba ZRC, ZRC SAZU ; Škofja Loka : Muzejsko društvo, 2005. - (Zbirka Loški razgledi. Doneski ,11) ISBN 961-6500-80-5 I. Vzp. stv. nasl. 2. Bizjak, Matjaž, 1971- 3. Blaznik, Pavle 219194112 FESTSCHRIFT FÜR PAVLE BLAZNIK Herausgegeben von MATJAŽ BIZJAK In memoriam Pavle Blaznik LJUBLJANA - ŠKOFJA LOKA 2005 Pavle Blaznik, Ölgemälde, Dorn Plestenjak, foto Tomaž Lunder INHALT Zum Gebit 9 Vorwort II Abkürzungen 13 Geographische Namen 15 STANE G RAN DA Der Festschrift für Pavle Blaznik auf den Weg..............................................................................21 MATJAŽ ERŽEN Bibliographie Dr. Pavle Blazniks....................................................................................................23 PAVEL A. FLORJANČIČ Vorgänger des Freisinger Hofes in Altenlack. Aus dem Grußwort...........................................35 PETER ŠT1H Ursprung und Anfänge der bischöflichen Besitzungen im Gebiet des heutigen Sloweniens..37 GIUSEPPE ALBERTONI Die Anfänge des Brixner Streubesitzes in Krain im 10. und 11. Jahrhundert..........................55 DARJA MIHELIČ Der mittelalterliche Besitz des Hochstifts Freising in Istrien.....................................................67 GERTRUD THOMA Die Freisinger Bischöfe und der Bistumsbesitz in Slowenien um 1300.................................... 83 MIHA KOSI Die Anfänge von Bischoflack und die Freisinger Bischöfe als Städtegründer (eine vergleichende Studie über die Stadtwerdung in Krain im Mittelalter)............................93 MATJAŽ BIZJAK Entwicklung, Verwaltung und Geschäftsführung des Freisinger und Brixner Besitzes in Krain im Mittelalter................................................................................................... 125 METOD BENED1K Säkularisation - Untergang der Feudalkirche FRANCE M. DOLINAR Die kirchenrechtliche Lage der Freisinger und Brixner Besitztümer innerhalb des Patriarchats von Aquileja........................................................................................................149 DAMJAN HANČIČ Das Verhältnis Freisings und Brixens zu den Klöstern auf ihrem Landbesitz....................... 155 BARBARA ŽABOTA Die Entwicklung des Protestantismus in den slowenischen Gebieten der Brixner und Freisinger Hochstifte.............................................................................................................. 165 WALTER DEMEL Die Säkularisation in Bayern.........................................................................................................175 PETER PFISTER Die Archive auf dem Freisinger Domberg und ihr Schicksal in der Säkularisation 1802/1803............................................................................................................... 181 JUDITA ŠEGA Durchsicht von Archivgut der Freisinger Herrschaft Lack...................................................... 193 V1NCENC1J DEMŠAR Die Gründung der Stadtpfarrei des heiligen Jakobus 1804 in Bischoflack............................ 197 STANE G RAN DA Das Schicksal des ehemaligen Freisinger Besitzes in Unterkrain.............................................217 MATJAŽ AMBROŽlC Materielle Nachweise der Anwesenheit der Freisinger Bischöfe auf slowenischem Boden . 229 PETER HAWLINA Freising im Gedächtnis der Slowenen 255 ZUM GELEIT Es ist mir eine Ehre, hier meine Freude zum Ausdruck bringen zu dürfen über die Herausgabe der vorliegenden Festschrift, die ein Ergebnis des internationalen Symposiums ist. Besonders erfreulich ist es, dass die wissenschaftliche Tagung, die gerade am hundertsten Geburtstag Dr. Pavle Blazniks in seinem Geburtsort stattfand, die jahrhundertelange Gegenwart des Freisinger Bistums im Raum Bischoflack noch zusätzlich beleuchtet hat. Durch dieses großangelegte Vorhaben wird anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Säkularisation des Freisinger und Brixener Bistums in Slowenien das Lebenswerk Dr. Pavle Blazniks, der einen großen Beitrag zu einer vertieften und fachgerechten Kenntnis der Geschichte der Herrschaft Bischoflack geleistet hat, noch zusätzlich abgerundet. Die beiden altertümlichen Städte Bischoflack und Freising verbinden 830 Jahre gemeinsamer Geschichte, war Bischoflack doch von der Schenkungsurkunde Ottos II. aus dem Jahre 973 bis zur Säkularisation im Jahre 1803 Bestandteil der sogenannten Freisinger Herrschaft. Obwohl die jahrhundertealten Beziehungen durch die Säkularisation der kirchlichen Besitztümer in Bayern abgebrochen wurden, sind wir heute wieder Zeugen einer engen Zusammenarbeit. Das Bewusstsein von einer gemeinsamen Geschichte ist demnach nie ganz verloren gegangen. Ich möchte allen, die in irgendeiner Weise zur Veranstaltung des Symposiums und zur Herausgabe des vorliegenden Sammelbandes beigetragen haben, meinen Dank aussprechen. Mein besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des Historischen Instituts Milko Kos, in dessen Rahmen Dr. Pavle Blaznik beinahe drei Jahrzehnte gewirkt hat, ebenso dem Musealverein Bischoflack, der durch die Herausgabe der Loški razgledi im In- und Ausland berühmt wurde. Igor Draksler Bürgermeister : ■ , :..(•< :■:'■■,.■•; i.-.-.-V i . " ■., i •/ . VORWORT Die vorliegende Ausgabe der Festschrift in einer Reihe, die verdienstvollen slowenischen Historikern gewidmet ist, scheint etwas unüblich zu sein. Es handelt sich dabei eigentlich um einen Sammelband von Abhandlungen eines internationalen Symposiums, das im Dezember 2003 anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Säkularisation der Freisinger und Brixner Besitztümer auf slowenischem Boden in Škofja Loka stattfand. Eine Verknüpfung verschiedener Faktoren - der Schauplatz, der Geburtsort Blazniks, das Tagungsthema, das in beträchtlichem Maß auf der Geschichte der Herrschaft Lack beruht, der Blaznik sein lebenslängliches Forschungsopus geweiht hat, und nicht zuletzt Blazniks hundertster Geburtstag selbst - bewog die Veranstalter des Symposiums, dieses Buch gerade ihm zu widmen. Teilweise als Mitglieder des Instituts, unter dessen Schutz Dr. Pavle Blaznik fast drei Jahrzehnte wirkte, teilweise als Mitglieder des Vereins, den er noch ein Jahrzehnt länger leitete, fühlten wir uns zu dieser Anregung um so mehr verpflichtet. Wie schon gesagt, weicht der Inhalt des Sammelbands einigermaßen von dem für solche Gelegenheiten Üblichen ab. Anstelle von Abhandlungen, für die die Autoren Anregungen in Blazniks wissenschaftlichem Opus gesucht hätten, veröffentlichen wir Abhandlungen eines Symposiums, die mit ihrer Thematik engstens an das Opus anknüpfen. Ich danke allen, die in irgendeiner Weise zur Ausführung des Symposiums und zur Entstehung dieses Buchs beigetragen haben, von ganzem Herzen. Besonderen Dank schulde ich Frau Doris Debenjak, Frau Dr. Gertrud Thoma und den Herren Dr. Walter Demel, Dr. Boris Golec und Dr. Peter Pfister, die mir mit sprachlicher und fachlicher Durchsicht der Texte selbstlos Beistand geleistet, dem Abgeordneten des Europäischen Parlaments, Herrn Lojze Peterle, für seine Unterstützung, und, nicht zuletzt, allen, die das Erscheinen des Sammelbands unterstützt haben. Der Redakteur ABKÜRZUNGEN AES - Acta ecclesiastica Sloveniac AKÖGQ - Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen AMSI — Atti e Memorie della Societr istriana di archeologia e storia patria AS - Arhiv Republike Slovenije, Ljubljana AT - Acta Tyrolensia AUR - Allgemeine Urkundenreihe AUŠ - Arhiv uršulinskega samostana Škofja Loka BayHStA - Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München Br. - Brixen BUB - Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich CDI - Codice diplomatico Istriano ČZN - Časopis za zgodovino in narodopisje DA - Diplomataria et acta DAB - Diözesanarchiv Brixen DD - Diplomata regum et imperatorum Germaniae Fr. - Freising FRA - Fontes rerum Austriacarum GMS - Glasnik muzejskega društva za Slovenijo GV - Geografski vestnik GZL - Gradivo za zgodovino Ljubljane GZM - Gradivo za zgodovino Maribora HA - Hochstiftsarchiv HHStA - Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien HL - Hochstiftsliteralien IMDK - lzvestja Muzejskega društva za Kranjsko JA - Jahresabrechnung KA - Kapitelarchiv KAL - Kapiteljski arhiv LIMA - Lexicon des Mittelalters LR - Loški razgledi MDC - Monumenta historica ducatus Carinthiae MGH - Monumenta Germaniae historica MHVK - Mittheilungen des historischen Vereines für Krain MIÖG - Mitteilungen des Institus für Österreichische Geschichtsforschung MMK - Mitteilungen des Musealvereines für Krain NŠAL - Nadškofijski arhiv Ljubljana RB - Rechnungsbuch SAWK - Slowenische Akademie der Wissenschaft und Kunst (= SAZU) SAZU - Slovenska akademija znanosti in umetnosti (= SAWK) SS - Scriptores StAB - Staatsarchiv Bozen SUB - Salzburger Urkundenbuch TB - Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen Ter. k. - Terezijanski kataster TLA - Tiroler Landesarchiv, Innsbruck TMD - Thesaurus memoriae, Dissertationes UBK - Urkunden- und Regestenbuch des Herzogthums Krain UBSt - Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark ZAL - Zgodovinski arhiv Ljubljana ZČ - Zgodovinski časopis ZIMK - Zgodovinski inštitut Milka Kosa ZRC - Znanstvenoraziskovalni center GEOGRAPHISCHE NAMEN* Ajdiški grad Hohenau Begunje Vigaun Bela Cerkev Weißkirchen Bela Peč/Fusine Weißenfels Beljak/F///ac Vilach Besnica Vessnicz Bistrica (bei Tržič)/Fuislriza (villa) Feistritz Bitnje (auf dem Zeierfeld) Feichting Blagovica Glogovvitz Bled/ Veh, Ueldes Veldes Blejska Dobrava Hart Bodešče Peccaz Bodovlje Wodoule Bohinj/ Vochin, Böchingen, Bochingun 1 Wochein Bohinjska Bela Wocheiner Vellach Bohinjska Bistrica Wocheiner Feistritz Boštanj pri Sevnici Savenstain Brestanica Reichenburg Brezje (bei Radovljica) Nabrezi Brezovica pri Šmarjeti Wresowitz Breže Friesach Brežice Rann Buzet Pinquente Celje Cilli Cerknica Zirknitz Cerkno Kirchheim Crngrob Ehrengruben Cretež Reutenberg Črni grad (Istrien) Schwarzenburg Črnomelj Tschernembel Čušperk Zobelsperg Devin Duino Dobrepolje / Gutenfeld Dobršnikl Tobropolok vv Guotpach Dolenje Mokro Polje Unternassenfeid Dolenjska/A/a/r/»'tf / Unterkrain Dovje/Lenginvuelt Lengenfeld Drava vv Drau Dravinja w Drann " Legende: a - Alm; b - Berg; I- Landschaft; w - Wasser (Flns, See. Bacli); Ortsnamen haben keine besondere Bezeichnung; Quellenbezeichnungen sind kursiv gedruckt. Dravograd Unterdrauburg Dravsko polje / Draufeld Dvorska vas Hofdorf Fara Farra d'Isonzo Godešič Neusäß Golo Gallhof Gorenja vas pri Medvodah (Ober-)Sweinitz Gorenja vas pri Šmarjeti Oberdorf Gorenje Mokro Polje Obernassenfeld Gorenje Vrhpolje Oberfeld Gorenjska / Oberkrain Gorica/Gorizia Görz Goričane Görtschach Gorjanci / Uskokengebirge Gorje Göriach Gornji Grad Oberburg Goslinjsko jezero w Gösseldorfer See Gracarjev turn Feistenberg Gradišče ob Soči Gradišča d' Isonzo Grimšče/Grimizahc Grimschitz Grosuplje Großlupp Hrušica Birnbaum Idrija Idria Izola Isola Jablje Habbach Jelše (bei Šentjernej) Erlach Jesenice Aßling Jeterbenk Hertenberg Kamen (bei Vigaun) Stain Kamen (im Jauntal) Stain Kamnik Stain (in Krain) K\c\evžlChilingenuelz Klingenfels Klopinjsko jezero w Klopeiner See Kočevje Gottsche Konjiška gora / Gonobitzer Berg Koper/lustinopolis, Capris Capodistria Koritno (bei B\ed)/Corithna Koreiten Koroška Bela Karnervellach Kostanje (bei Villach) Köstenberg Kostanjevica 1 Landestrost Landstraß Kostel Grafenwarth Kozjane Gosian Kozje Drachenburg Kranj/Chreina, Kreina Krainburg Kranjska gora Kronau Kras / Karst Krašnja Kraxen Kresinji vrh Kersin Werch Križna Gora Kreuzberg Krka w (Kärnten, Unterkrain) Gurk Krka (Kärnten) Gurk Krmin Cormons Krnica (bei Gorje, Oberkrain) Cornizic Krško Gurkfeld Kubed ICvbida Covedo Kunšperk Königsberg Labin Albona Laško Tüffer Lebek Liebegg Lesce Lees Lese (unter Dobrča) Leschach Lipnica Leibnitz (Mittersteiermark) Litija Littai Ljubelj Loibl Ljubljana Laibach Loga ves Augsdorf Logatec Loitsch Loka Lack Lož Laas Marčana Murzana Maribor Marburg Medvode Zwischenwässern Mekinje Münkendorf Mengeš Mannsburg Milje Muggia Mirna vv Quieto Mokronog Nassenfuß Mokro Polje Nassenfeid Momjan Momiano Mošnje Möschnach Mozirje Prassberg Mura vv Mur Nemški Rovt Deutschgereuth Notranjska / Innerkrain Nova vas pri Lescah Neudorf Novigrad/jV/'vve/;/w/r/j (Istrien) Cittanova Novo mesto Rudolfswert Orehovica Nußdorf Osp/Ozpe Ospo Oštras, Ostraž Hochstras Otočec, St. Peter Wördl Otok (beim Wörthersee) Maria Wörth Otok pri Dobravi Gutenwerth Paka vv Pack Pazin Mitterburg Pečana (unter Ratitovec) a Stainberch Pičan Pedena Pilštanj Peilenstain Piran jPyrian Pirano Pišece Pischätz Planina (bei Rakek) Alben Planina pri Sevnici Montpreis Plomin Podčetrtek Podsreda Polhov Gradec Polhovica Poljane nad Škofjo Loko Poljane (bei Stari trg an der Kolpa) Poljanska dolina / Poljanska Sora w Poljšica pri Podnartu Poreč Postojna Prapreče pri Šentjerneju Predloka ILovnca Preloge (bei Šmarjeta) Prežek Primorska / Ptuj Pula, Pulj Puštal Radovljica Raka Rakovnik Raša w Rečica Reteče Ribnica (beim Wörthersee) /Ribniza Ribno Rihemberk Rijeka/57. Veit am Pflaum Rogatec Rovinj Rožar/Razari Rožek Rudno Ržišče Sava/Somra, Sovva w Sava Dolinka w Savinjska dolina / Seča Sečovlje Selca Selo pri Bledu Selška dolina / Selška Sora Senožeče Sevnica Slape Slepčjek Slovenske Gorice / Snežnik Fianona Windischlandsberg Hörberg Billichgratz Pilchberg Pölland Pölland Pöllander Tal Pöllander Zeier Poglasitz Parenzo Adelsberg Prapratschach Lonche Prielog Preisegg Küstenland Pettau Pola Burgstall Radmannsdorf Arch Kroisenbach Arsa Retschitz (heute innerhalb Veldes) Ratendorf, Rothendorf Reifnitz Reifen Reifenberg Fiume Rohitsch Rovigno Rosariol Rosegg Ruden Raschendorf Save Wurzener Save Sanntal Sezza Sicciole Selzah Zellach Seizacher Tal Seizacher Zeier Senoschetsch Lichtenwald Slapp Plintenpach Windische Büchein Schneeberg Soča vv Sora Sora w Sorica Sorsko polje / Soška dolina / Stara Fužina Stara Loka/Lonca Stari Dvor (bei Škofja Loka) Stari grad (bei Otočcu) Stari grad pod Lubnikom Stari trg pri Ložu Stična Stirpnik Stražišče Suha (bei Škofja Loka) Svibno Sv. Ivan Sv. Jurij Šmarjeta Šmarjetna gora b Šentjernej Šentrupert Škocjan Škofja Loka Štandrež pri Gorici Štatenberk (Unterkrain) Šterna/Sto'«a (?) Št.Vid Šuta Talež a Tolmin Trebnje Truške/7mcv/o Trušnje Tržiška Bistrica/Fuistriza, Vistriza vv Učka b Umag Velikovec Vernek/ Werdeneck Vipava Vipavska dolina / Višnja Gora Vitanje Volavče Vovbre Vrbsko jezero vv Vrh (bei Škocjan) Vrhovo (bei Šentjernej) Zagorice Zagrad Isonzo Zeier Zeier Zarz Zeierfeld Isonzotal Althammer Altenlack Altenhofen Altenburg Wildenlack Altenmarkt Sittich Styrpnik Drasich Zäuchen Scharfenberg (als Familienname: Schärffenberg) S. Giovanni St. Georg St. Margarethen St. Margarethen Berg St. Bartlmä St. Ruprecht St. Kanzian Bischoflack S. Andrea bei Görz Stattenberg Sterna St. Veit Schutt Otales Tolmein Treffen Trusche Trixen Feistritz Montemaggiore Umago Völkermarkt Wem egg Wippach Wippachtal Weichselburg Weitenstain Wallautsche Heunburg Wörthersee Auental Freihof Auritz (heute innerhalb Veldes) Sagrad Zagreb Zapuže (bei Šentjernej) Zasip/Zazip, Zazib Zbure/Rudolfswerff Zgoša/Goscha, Guscha Zidani Most Zabnica (auf der Zeierfeld) w Žalec Žel eče/Zilecca Železniki Žiče Žiri Agram Sapelsach Asp Svvur Sgosch Stainbriick Safnitz Sachsenfeld Schalkendorf (heute innerhalb Veldes) Eisnern Seitz Sairach Der Festschrift für Pavle Blaznik auf den Weg Dr. Pavle Blaznik (geb. am 28. Juni 1903 in Škofja Loka, gest. am 13. Juni 1984 in Ljubljana)1 ist in der slowenischen Geschichtsschreibung ein Synonym für die Erforschung des Freisinger Besitzes in Slowenien. Dieser Problematik widmete er sich bereits mit seiner Dissertation Die Kolonisation des Seizacher Tals im Jahr 1928. Seine weiteren Forschungsergebnisse veröffentlichte er in den Werken Die Grundherrschaften im Bereich des freisingischen Besitzes in Unter-krain (Ljubljana 1958), Die Urbare des Hochstifts Freising (1963), die er durch eine monumentale Monographie Bischoflack und die Lacker Herrschaft (973-1803) (1973) krönte. Außer diesen Monographien gab er noch zahlreiche Abhandlungen heraus, mit denen er die Grundlagen für die ältere Geschichte und für die Kolonisationsgeschichte legte. Mit vollem Recht schrieb sein Mitarbeiter und Freund Sergij Vilfan folgendes nieder:»... - Was den Freisinger Besitz betrifft -so steht der Name von Blaznik an erster Stelle. Seine Erforschung der Quellen hat zu konkreten Vorstellungen gerade über die Herrschaft Škofja Loka geführt, wie man sie für keine andere Territorialherrschaft in diesem Umkreis besitzt. Vor allem geht es hierbei - unter Hinzuziehung von gründlichen Ortskenntnissen - um Kolonisationsgeschichte, einschließlich Flur- und Siedlungsformen, um die Arten und das Ausmaß grundherrlicher Lasten, die Verwaltungsstruktur der Herrschaft und vieles andere mehr.«2 Die Freisinger Studien umfassen einen großen Teil, jedoch bei weitem nicht die ganze Forschungsarbeit Blazniks. Im Hinblick auf seine große Hingabe an die Arbeit mit Quellen kann man nicht umhin, seine Bemühungen um die Umsetzung des Archivabkommens mit Österreich von 1923 und die Restituierung des Archivguts aus den österreichischen Archiven hervorzuheben. Mit genauso großem Einsatz wie den Freisinger Studien widmete sich Blaznik auch den historisch-topographischen Forschungen. Er selbst zählte sich zu den Schülern des größten slowenischen Mediävisten, Ljudmil Hauptmann (1884-1968), und setzte seine Ideen um in der Historischen Topographie Sloweniens II, Historische Topographie der slowenischen Steiermark und des jugoslawischen Teils Kärntens ( I 1986, II 1988). Er wirkte auch bei dem ähnlichen Werk Milko Kos' für Krain und Ivan Zelkos für das Prekmurje (Übermurgebiet) mit. Nach seinem Tod geriet die systematische Arbeit für jenen Teil des slowenischen Territoriums, das nach dem Ersten Weltkrieg Italien zufiel und nach dem Zweiten Weltkrieg zum Teil an Jugoslawien zurückerstattet wurde, ins Stocken, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie fortgesetzt wird. Der dritte monumentale Komplex des Oeuvres von Blaznik umfasst die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Slowenen, Geschichte der Land- und Forstwirtschaft, I. Band: Die Agrarwirtschaft (1970), II. Band: Soziale Verhältnisse und Bewegungen (1980). Dazu steuerte er nicht nur einige grundlegende Stichwörter bei, sondern er war auch der Motor dieses großzügigen Projekts (1450 großformatige Druckseiten). Ohne Blaznik hätte man dieses Werk nie vollendet. Pavle Blaznik war bis 1949 Mittelschulprofessor, eine Zeitlang Gymnasialdirektor, arbeitete dann an verschiedenen Institutionen, auch im zentralen slowenischen Archiv, dem heutigen 1 Bogo Grafenauer, Pavle Blaznik in pomen njegovega dela, Zgodovinski časopis 40 (1986), S. 145-51. 2 Sergij Vilfan, Zur Struktur der freisingischen Herrschaften südlich der Tauern im Frühmittelalter, Karanla-nien und der Alpen-Adria-Raum im Frühmittelalter, 2. St. Veiter Historikergespräche, hg. v. Günter Hödl und Johannes Grabmayer (Wien-Köln-Weimar, 1993), S. 213. Archiv Sloweniens. Von 1957 bis zu seinem Tode war er am Historischen Institut der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Ljubljanas tätig. Gegenüber seinen Mitarbeitern, auf die er uneigennützig seine fachlichen und wissenschaftlichen Kenntnisse übertrug, war er äußerst kollegial. Da die Arbeit an wissenschaftlichen Instituten in der slowenischen akademischen Sphäre »ungefähr um ein Drittel unterschätzt wird« - Institute stellten lange Zeit auch eine Art Abladeplatz für politisch »weniger zuverlässige« Wissenschaftler dar, was im Hinblick auf seine ideologische Überzeugung auch Pavle Blaznik war - wurde er nie jener wissenschaftlichen Anerkennung teilhaftig (Mitgliedschaft in der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste), die er seiner wissenschaftlichen Arbeit entsprechend verdient hätte. Die Festschrift für Blaznik ist daher nicht nur als eine verspätete Ehrung seines 100. Geburtstags und seines 20. Todestags zu verstehen, sondern auch als Anerkennung seiner einmaligen Verdienste für die freisingischen Studien in Slowenien. Zu diesem Anlass könnte man kein geeigneteres Thema finden als das Symposium in Škofja Loka anlässlich des 200. Jahrestags der Säkularisation des Freisinger und Brixner Besitzes in Slowenien. Stane Granda BIBLIOGRAPHIE DR. PAVLE BLAZNIKS* VON MATJAŽ ERŽEN Die Bibliographie Dr. Pavle Blazniks ist zahlenmäßig nicht so reich an bibliographischen Einheiten wie die Bibliographien heutiger Forscher und Wissenschaftler, die zu massenhaftem Publizieren gezwungen sind. Ebenso kann er sich hinsichtlich der Zahl der bibliographischen Einheiten (185 - 161 eigene und 24 Werke über ihn) nicht mit der Bibliographie seines Freundes Prof. France Planina messen. Die Arbeitsmethode Dr. Pavle Blazniks war nämlich anderer Natur. Einerseits war er im Gegensatz zu den heutigen Forschern nicht zur quantitativen Veröffentlichung von Aufsätzen gezwungen, andererseits aber beruhten seine Aufsätze - im Vergleich zu den eher populärwissenschaftlichen, jedoch nicht weniger aufschlussreichen Aufsätzen Prof. Planinas - auf einer Reihe entdeckter und überprüfter Quellen. Jeder Aufsatz ist so wie ein Bild aus zahlreichen Fragmenten zusammengesetzt und immer mit zahlreichen Quellen- und Literaturangaben versehen. Nicht wenige, wenn nicht gar die meisten, entdeckte Dr. Blaznik selbst bei seiner Arbeit in in- und ausländischen Archiven. Eine derartige Arbeitsmethode bringt eben keine quantitativ reiche Bibliographie mit sich, fördert jedoch überprüfbare Tatsachen zutage, die auch dem heutigen Forscher eine Fülle von brauchbaren Angaben bei der weiteren Arbeit in diesem historischen Bereich bieten. Man muss feststellen, dass es in den Loški razgledi kaum einen Beitrag gibt, der sich mit dem von Dr. Blaznik erforschten Zeitraum auseinandersetzt, dessen Autor sich nicht auf seine Aufsätze oder sogar Quellen, die er anführt, berufen hätte. Und hier liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit. Eine derartige Bibliographie zeugt auch von Dr. Blaznik als Mensch und bestätigt das, was diejenigen, die ihn kannten, über ihn als Wissenschaftler und Forscher schrieben und noch immer schreiben. Die Bibliographie ist chronologisch angeordnet, im Rahmen des jeweiligen Jahres wird folgende Hierarchie beachtet: I) selbstständige Publikationen, 2) Abhandlungen, Fachaufsätze und enzyklopädische Stichwörter, 3) Rezensionen und Berichte sowie 4) Redaktionsarbeit. Am Ende sind noch zwei Komplexe angefügt: Unveröffentlichte Arbeiten, wo Manuskripte versammelt sind, die zur Veröffentlichung vorbereitet bzw. vorgesehen waren und in öffentlichen Institutionen zugänglich sind, sowie Blaznik und sein Werk, der Veröffentlichungen anderer Autoren umfasst, die vor allem von Dr. Blaznik handeln oder sein Leben und Werk auf die eine oder andere Weise berühren (durch seine Tätigkeit im Muzejsko društvo Škofja Loka (Musealverein Bischoflack) oder lediglich in den Erinnerungen seiner Zeitgenossen). Für sorgfältige Übersichten und Vorschläge bei der Entstehung dieses Werkes gilt mein Dank Dr. Branko Berčič. 1927 Besprechung: Fran Vatovec, K starejši upravni in gospodarski zgodovini laškega okraja (Zur * Zum Teil umgearbeitete und vom Redakteur (unter Mitwirkung von Drago Samec, dem ein herzlicher Dank gilt) etwas erweiterte Neuauflage aus Bibliografija dr. Pavleta Blaznika 1903-1984, hg. v. Marija Lebar, S. 53-70. Bibliografije pomembnih osebnosti s Škofjeloškega 2, Loški razgledi. Doneski 8 (Škofja Loka, 2003). Die zugefügten bibliographischen Einheiten sind mit ** versehen. Die Titel der fremdsprachigen Zusammenfassungen sind normal gedruckt; falls dieselben fehlen, geben wir eine Übersetzung des Titels in Kursivschrift. älteren Verwaltungsgeschichte des Bezirks Tiiffer), Ljubljana, 1927. - Geografski vestnik 3 (1927), S. 143-145.** 1928 Kolonizacija Selške doline. Inavguralna disertacija (Die Kolonisation des Seizacher Tales). - Ljubljana: Leonova družba, 1928, 118 S. [+ 1 Karte]. Bitenj. Historično-geografska študija (Bitenj. Historisch-geographische Studie). - Geografski vestnik 4 (1928), S. 88-98 [+ 1 Karte]. 1930 Mitverfasser Tine Debeljak: Naša slovenska mesta: Škofja Loka (Unsere slowenischen Städte: Bischoflack). - Ilustrirani Slovenec 6 (1930), Nr. 50 (14. Dez.), S. 393-400.** Besprechung: Fran Zwitter, Starejša kranjska mesta in meščanstvo (Ältere Städte und Bürger Krains), Ljubljana, 1929. - Čas 24 (1929-1930), S. 417-420.** 1933 Besprechung: Rudolf Andrejka, Selški predniki dr. Janeza Ev. Kreka (Die Vorfahren von Johann Ev. Krek aus Salzach). - Glasnik Muzejskega društva za Kranjsko 14 (1933), S. 152-153. 1934 Posestne razmere v Selški dolini (Die Besitzverhältnisse in der Selška dolina [Oberkrain]). -Geografski vestnik 10 (1934), S. 4-66. 1935 Besprechung: Svetozar Ilešič, Kmetska naselja na vzhodnem Gorenjskem (Die ländlichen Siedlungen im östlichen Oberkrain). - Jugoslovenski istoriski časopis 1 (1935), S. 197-198. Besprechung: Anton Melik, Kmetska naselja na Slovenskem (L' habitat rural dans les pays slo-venes). - Jugoslovenski istoriski časopis 1 (1935), S. 198-199. 1936 Škofja Loka in njen okraj v preteklosti (Bischoflack und sein Bezirk in der Vergangenheit). - In: Škofja Loka in njen okraj v luči gospodarskih in kulturnih prizadevanj, hg. v. Rudolf Andrejka und France Planina. Škofja Loka: Odbor za I. obrtno-industrijsko razstavo, 1936, S. 9-17. 1937 Celje v preteklosti (Cilli in der Vergangenheit). - Kres 1937, Nr. 6, S. 103-106.** 1938 Kolonizacija Poljanske doline (Die Kolonisation des Pöllander Tales). - Glasnik Muzejskega društva za Kranjsko 19 (1938), S. 1-62 (auch Sonderdruck, Ljubljana: Muzejsko društvo v Škofji Loki, 1938, 62 S.). Naseljevanje Slovencev (Die Landnahme der Slowenen). - Slovenski dom 3 (1938), Nr. 279, S. 3 (Predavanje 9. Dez. 1938 v Ljubljani).** 1939 Naselitev Slovencev (Die Landnahme der Slowenen). - Vestnik Prosvetnih zvez v Ljubjani in Mariboru 18 (1939), S. 4-13 (auch Sonderdruck, Škofja Loka: Muzejsko društvo, 1939, 11 S.). Besprechung: Milko Kos, Urbarji salzburške nadškofije (Urbaria arehiepiseopatus Salisburgen-sis), Ljubljana, 1939. - Časopis za zgodovino in narodopisje 34 (1939), S. 219-221. Besprechung: Josip Žontar, Zgodovina mesta Kranja (Geschichte der Stadt Kranj), Kranj, 1939. - Dom in svet 51 (1939), S. 563-564. 1940 O cehih na Slovenskem (Die Zünfte im Raum Sloweniens). - Ljubljana: Muzejsko društvo v Škofji Loki, 1940, 16 S. (Sonderdruck aus dem Zbornik slovenskega obrta 1918-1936, der infolge der Besetzung in 1941 nicht erschienen ist). O metodah proučevanja kolonizacijske zgodovine (Methoden zur Erforschung der Siedlungsgeschichte). - Časopis za zgodovino in narodopisje 35 (1940), S. 33-39. Besprechung: Pavle Urankar, Zgodovina trga Motnika in okraja (Geschichte des Marktes Motnik und dessen Bezirks), Ljubljana, 1940. - Glasnik Muzejskega društva za Slovenijo 21 (1940), S. 134-135.** Besprechung: Vinko Mödrndorfer, Slovenska vas na Dolenjskem (Das slowenische Dorf in Unter-krain), Št. Jurij pod Kumom, 1938. - Glasnik Muzejskega društva za Slovenijo 21 (1940), S. 135.** Besprechung: P. Strmšek, Šmarsko-rogaško-kozjanski okraj (Der Bezirk St. Marein, Rohitsch und Drachenburg), Šmarje pri Jelšah, 1940. - Glasnik Muzejskega društva za Slovenijo 21 (1940), S. 135-136.** Besprechung: V. Tiller, Brežice z okolico (Rann mit Umgebung), 1937; Sevnica in okolica (Lichtenwald und siene Umgebung), 1938; Krško in okolica (Gurkfeld und siene Umgebung), 1938; Dekanija Videm v brežiškem okraju (Das Dekanat Videm im Bezirk Rann), 1939. - Glasnik Muzejskega društva za Slovenijo 21 (1940), S. 136.** 1941 O naselitvi Slovcncev (Über die Landnahme der Slowenen). - Slovenčev koledar, 1941, S. 60-62.** 1951 Arhivi v severni Sloveniji v dobi nemške okupacije (Die Archive in Nordslowenien während der deutschen Besatzungszeit). - Arhivist I (1951), Bd. 2, S. 20-26. Besprechung: Milko Kos, O starejši slovenski kolonizaciji v Istri (Sur 1'ancienne colonisation slave en Istrie). - Zgodovinski časopis 5 (1951), S. 367-369. Besprechung: Svetozar llešič, Sistemi poljske razdelitve na Slovenskem (La physionomie parcel-laire des champs en Slovenie). - Zgodovinski časopis 5 (1951), S. 369-372. 1953 Kolonizacija in kmetsko podložništvo na Sorskem polju (Die Kolonisation und das bäuerliche Untertanenwesen auf dem Sora-Felde). - Razprave SAZU, I. razred, 2 (1953), S. 139-242 [ + 1 Karte]. Zemljiška gospostva na besniškem ozemlju (Die Grundherrschaften im Besnica-Gebiete). - Razprave SAZU, I. razred, 2 (1953), S. 243-276. Doneski k historični topografiji ljubljanske okolice (Beiträge zur historischen Topographie der Umgebung von Ljubljana). - Zgodovinski časopis 6-7 (1952-1953), S. 391-397. Gradovi na Loškem (Die Burgen in Raum Bischoflack). - Kronika 1 (1953), S. 97-102. 1954 Loški vitezi in mestni plemiči (Odlomek iz razprave »Kolonizacija in kmetsko podložništvo na Sorskem polju«) (Ritter und Stadtadel in Bischof lack. Aus der Abhandlung »Die Kolonisation und das bäuerliche Untertanenwesen auf dem Zeierfeld«). - Škofjeloški prosvetni list 2 (1953-1954), S. 59-62. Na obisku v Freisingu (Auf Besuch in Freising). - Loški razgledi 1 (1954), S. 55-64. Mitglied des Redaktionausschusses: Loški razgledi (1954-1984). 1955 Arhivi u Sloveniji (Die Archive in Slowenien) - Enciklopedija Jugoslavije 1. Zagreb, 1955, S. 196-198. Freisinška županija Dovje (La communaute de lieu [županija] Dovje). - Zgodovinski časopis 9 (1955), S. 7-25. Pota in vidiki slovenske krajevne zgodovine (Wege und Aspekte der slowenischen Lokalgeschichte). - Kronika 3 (1955), S. 145-150. Prispevek k življenjepisu Primoža Trubarja (Beitrag zur Biographie Primož Trubars). - Slavistična revija 8 (1955), S. 247-248. Upori loških podložnikov konec XV. in v začetku XVI. stoletja (Aufstände der Lacker Untertanen am Ende des 15. und Anfang des 16. Jh.). - Loški razgledi 2 (1955), S. 65-70. Delo Muzejskega društva v lanskem letu (poročilo predsednika na občnem zboru marca 1955) (Tätigkeit des Musealvereins im vergangenen Jahr; Bericht des Vorsitzenden auf der Hauptversammlung im März 1955). - Škofjeloški prosvetni list 3 (1954-1955), S. 27-30. Besprechung: Milko Kos, Urbarji Slovenskega Primorja. 2. del (Urbaria litoralis Slovenici. Pars II). - Zgodovinski časopis 9 (1955), S. 252-255. Mitglied des Redaktionausschusses: Kronika, Zeitschrift für slowenische Lokalgeschichte (1955-1974). 1956 Zgornji stolp na Kranclju in Stari grad pod Lubnikom ter njuni gradiščani (Der Obere Turm auf dem Krancelj und die alte Burg unter dem Lubnik und deren Burggrafen). - Loški razgledi 3 (1956), S. 79-88. In memoriam dr. Janko Polec. - Kronika 4 (1956), S. 47.** 1957 Loško mestno obzidje (Zur Geschichte der Stadtmauer von Škofja Loka). - Loški razgledi 4 (1957), S. 15-24. 1958 Zemljiška gospostva v območju freisinške dolenjske posesti (Die Grundherrschaften im Bereich des Besitzes des Hochstifts Freising in Unterkrain). - Razprave SAZU, I. razred, 4/6 (1958), 94 S. [+ 5 Karten). Freising - Enciklopedija Jugoslavije 3. Zagreb, 1958, str. 393.** Popis kmetij na ozemlju loškega gospostva leta 1510 (Eine Beschreibung der bäuerlichen Güter im Bereiche der Grundherrschaft Škofja Loka). - Loški razgledi 5 (1958), S. 119-127. Leksikon gospodarske in socialne zgodovine Slovencev (Lexikon der Wirtschaft- und Sozialgeschichte der Slowenen). - Naši razgledi 7 (1958), Nr. 16 (23. Aug.), S. 383.** Poročilo predsednika (na občnem zboru Muzejskega društva v Škofji Loki) (Bericht des Vorsitzenden auf der Hauptversammlung des Musealvereins in Bischoflack). - Loški razgledi 5 (1958) - 21 (1974) (18 publizierte Berichte des Vorsitzenden). Slovenski zgodovinarji in strokovnjaki pripravljajo Leksikon gospodarske in socialne zgodovine Slovencev (Slowenische Historiker und Fachleute bereiten ein Lexikon der Wirtschaft- und So-zialgeschichte der Slowenen vor). - Primorski dnevnik 14 (1960), Nr. 225 (21. Sep.).** Historische Bemerkungen zu: Lojze Zupane, Šopek loških pripovedk. - Loški razgledi 5 (1958), S. 204-213. 1959 O podeželski obrti na loškem ozemlju do začetka 16. stoletja (Vom ländlichen Gewerbe im Gebiete von Škofja Loka bis zum Beginne des 16. Jahrhunderts). - Loški razgledi 6 (1959), S. 91-97. O zbirki mikrofilmov v Loškem muzeju (Sammlung von Mikrofilmen im Lacker Museum). - Arhi-vist 8 [recte 9] (1959), S. 61-65. 1960 Obveznosti podložnikov do zemljiških gospostev v območju Kranja (Les obligations des sujets des seigneuries du territoire de Kranj). - 900 let Kranja. Kranj: Občinski ljudski odbor, 1960, S. 84-104. Od kot priimek Tavčar? (Wovon der Name »Tavčar«?). - Geografski vestnik 32 (1960), S. 27-31. O obrti v Škofji Loki v srednjem veku (Vom mittelalterlichen Gewerbe in Škofja Loka). - Loški razgledi 7 (1960), S. 80-87. Poselitev Gorenjske (Die Besiedlung des slowenischen Oberlandes). - Rad kongresa folklorista Jugoslavije. Bled, 6/1959. Ljubljana, 1960, S. 15-18. Besprechung: G. Glauert, Siedlung und Wirtschaft im oberen Sawegebiet (Nordwestslowenien) während des 16. Jahrhunderts und heute. - Zgodovinski časopis 14 (1960), S. 266. Besprechung: S. Ilešič, Die Flurformen Sloweniens im Lichte der europäischen Forschung. -Zgodovinski časopis 14 (1960), S. 264-266. Besprechung: Splošni pregled fondov Državnega arhiva (Allgemeine Übersicht der Bestände des Staatarchivs Sloweniens). - Naši razgledi 9 (1960), Nr. 23 (10. Dez.), S. 547.** 1961 Enote kmetskih gospodarstev na Slovenskem (Bäuerliche Witschaftseinheilen im Gebiet Sloweniens). - Kronika 9 (1961), S. 129-134. Loški meščan Jernej Junaver (Barthel Junaver, Bürger von Lack). - Loški razgledi 8 (1961), S. 83. Trgovske zveze Škofje Loke z Reko v luči notarske knjige Antona de Renno de Mutina (1436-1461) (Les relations commerciales entre Škofja Loka et Reka d'apres le minutier du notaire Antoinede Renno de Mutina [1436-1461]). - Loški razgledi 8 (1961), S. 75-82. France Planina - šestdesetletnik (France Planina - zu seinem Sechzigsten). - Naši razgledi 10 (1961), Nr. 25 (9. Dez.), S. 536-537.** 1962 Ime Puštal in njegov pomen (Der Name Puštal /Burgstall/ und seine Bedeutung). - Loški razgledi 9 (1962), S. 219. Reformacija in protireformacija na Loškem gospostvu (La reforme et la contre-reforme sur le territoire de la seigneurie de Škofja Loka). - Loški razgledi 9 (1962), S. 71-104. Dr. Milko Kos, sedemdesetletnik (Dr. Milko Kos - zu seinem Siebzigsten). - Naši razgledi 11 (1962), Nr. 24 (22. Dez.), S. 475.** Beschprechung: 60 let Mestnega arhiva ljubljanskega (in) Splošni pregled fondov Državnega arhiva LRS (60 Jahre Stadtsarchiv von Lljubljana [und/Algemeine Übersicht der Bestände des Staatsarchivs Sloweniens). - Zgodovinski časopis 16 (1962), S. 277-279. 1963 Urbarji freisinške škofije (Urbaria episeopatus Frisingensis). - Srednjeveški urbarji za Slovenijo 4. Viri za zgodovino Slovencev 4. Ljubljana: SAZU, 1963, 472 S. [+ 4 Karten], K problemu nastanka Bitnja na Sorskem polju (Zum Problem der Entstehung von Feichting auf dem Zeierfeld). - Loški razgledi 10 (1963), S. 215. Odmev velikega tolminskega punta na ozemlju Loškega gospostva (Der Widerhall des großen Tolminer Bauernaufstandes im Gebiet der Herrschaft Škofja Loka). - Loški razgledi 10 (1963), S. 84-96. 1964 Loško gospostvo v času Eggenbergovega najema (1591-1604) (Die Herrschaft Škofja Loka zur Zeit ihrer Verpachtung an Rupert Eggenberg [1591-1604]). - Loški razgledi 11 (1964), S. 43-49. 1965 Struktura agrarne posesti na tleli Loškega gospostva do srede 18. stoletja (Die Struktur des Agrar-besitzes im Gebiet der Herrschaft Škofja Loka bis zur Mitte des 18. Jh.). - Loški razgledi 12 (1965), S. 25-29. 1966 Spremembe v pravnem položaju loškega teritorialnega gospostva v 16. stoletju (Veränderungen in der Rechtslage der Territorialgrundherrschaft von Loka [Oberkrain] im 16. Jahrhundert). -Razprave SAZU, I. razred, 5 (1966), S. 319-341. K problemu nastanka Škofje Loke in njenega notranjega razvoja v srednjem veku (Zur Frage der Entstehung der Stadt Škofja Loka und ihrer inneren Entwicklung im Mittelalter). - Zgodovinski časopis 19-20 (1965-1966), S. 153-160. Posebnosti starejše agrarne strukture na Dolenjskem (Besonderheiten der älteren Agrarstruktur in Unterkrain). - Kronika 14 (1966), S. 1-8. Položaj Visočanov v Loškem gospostvu (Die Lage der Einwohner von Visoko innerhalb der Herrschaft Lack). - Loški razgledi 13 (1966), S. 141-143. Prometne zveze preko Poljanske doline v freisinški dobi (Die Verkehrsverbindungen durch das tal der Poljanska Sora in der Freisinger Zeit). - Loški razgledi 13 (1966), S. 37-43. Topografija vitanjskega urada v luči urbarja iz 1404 (Die Topographie des Amtes Vitanje im Lichte des Urbars aus dem Jahr 1404). - Časopis za zgodovino in narodopisje, N. F., 2 (1966), S. 96-103. Mitredakteur: Hauptmanov zbornik Razprave SAZU, 1. razred, 5 (1966). 1967 Od rever/.a (1589) do transakcije (1637). Borba loških meščanov z zemljiškim gospostvom za utrditev mestne avtonomije (Vom Revers [ 1589) bis zur Transaktion [ 1637). Der Kampf der Bürger von Škofja Loka mit ihrem Grundherrn um die Festigung der städtischen Autonomie). - Loški razgledi 14 (1967), S. 51-60. Chefredakteur: Kronika, Zeitschrift für slowenische Lokalgeschichte (1967-1971). 1968 Das Hochslift Freising und die Kolonisation der Herrschuft Lack im Mittelalter. - Litterae Slove-nicae 5 (1968), 24 S. [+ 1 Karte]. Stare prometne povezave med Škofjo Loko in Freisingom (Die einstigen Verkehrsverbindungen zwischen Škofja Loka und Freising). - Loški razgledi 15 (1968), S. 49-55. Prof. dr. Ljudmil Hauptmann. - Naši razgledi 17 (1968), Nr. 11 (8. Jun.), S. 323.** 1969 Analiza neposredne obremenitve grunta v Krnicah v Poljanski dolini 1630 (Analyse der unmittelbaren Belastung des Baurenhofs in Krnice im Pöllander Tal 1630). - Kronika 17 (1969), S. 20-23.** Topografija srednjeveške ptujske dominikanske in minoritske hubne posesti v jeseniškem uradu (Topographie des mittelalterlichen Hubenbesitzes der Dominikaner und Minoriten von Ptuj in Jesenicer Amt). - Časopis za zgodovino in narodopisje, N. F., 5 (1969), S. 211-216. Zahodna meja loškega gospostva po urbarju iz 1630 in po skici iz 1771 (Die Westgrenze der Herrschaft Škofja Loka nach dem Urbar aus dem Jahre 1630 und einer Skizze aus dem Jahre 1771). - Loški razgledi 16 (1969), S. 105-111. Mitredakteur: Lexicon latinitatis medii aevi Iugoslaviae. Zagreb: Consilium academiarum scien-tiarum et artium SFR Iugoslaviae, 1969-1978, Bde. 1-6. 1970 Enote kmečke posesti (Einheiten des individuellen Besitzes). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 1. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1970, S. 161-184. Kmečka naselja (Die bäuerlichen Siedlungen). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 1. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1970, S. 611-616. Kolektivna kmečka posest (Kollektiver Bauernbesitz). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 1. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1970, S. 149-160. Kolonizacija in populacija od 16. do srede 18. stoletja (Kolonisation und Bevölkerung vom 16. bis zur Mitte des 18. Jh.). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 1. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1970, S. 88-98. Poljska razdelitev (Die Flurformen). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 1. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1970, S. 185-196. Iz življenja loškega plemstva v 17. stoletju (Aus dem Leben des Adels von Škofja Loka im 17. Jahrhundert). - Loški razgledi 17 (1970), S. 33-39. O metodah in nekaterih rezultatih pri ugotavljanju lokalizacij krajevnih imen (Methoden und etliche Resultate der Lokalisierung der Ortsnamen). - Onomastica Jugoslavica 2 (1970), S. 3-11. Lovro Planina - osemdesetletnik (Lovro Planina - zu seinem Achtzigsten). - Loški razgledi 17 (1970), S. 270. Seznam kratic (Liste der Abkürzungen). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 1. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1970, S. XI-XVII.** Mitglied des engeren Redaktionausschusses: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev (Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Slowenen). Zgodovina agrarnih panog (Geschichte der Land- und Forstwitschaft) 1. Ljubljana: Državna založba Slovenije für SAZU, 1970. 1971 Zemljiška gospostva v Ljubljani in njeni okolici (Grundherrschaften in Laibach und Umgebung). -Iz starejše gospodarske in družbene zgodovine Ljubljane (Zbornik razprav). Publikacije mestnega arhiva ljubljanskega. Razprave 2. Ljubljana: Mestni arhiv ljubljanski, 1971, S. 27-96.** Slovenica v arhivalijah freisinškega Loškega gospostva (Slovenica in den Archivalien der Freisinger Herrschaft Škofja Loka). - Loški razgledi 18 (1971), S. 74-79. Škofja Loka. Historija (Bischoflack. Geschichte). - Enciklopedija Jugoslavije 8. Zagreb, 1971, S. 253.** In memoriam prof. dr. Maks Miklavčič. - Loški razgledi 18 (1971), S. 226-227. Profesor France Planina - sedemdesetletnik (Professor France Planina - zu seinem Siebzigsten). -Loški razgledi 18 (1971), S. 229-232. Besprechung: Walther Fresacher, Die mittelalterlichen Urbare des Benediktinerstiftes St. Paul in Kärnten 1289/90 und 1371/72, Wien, 1968. - Zgodovinski časopis 25 (1971), S. 297-300. Profesor France Planina. - Naši razgledi 20 (1971), Nr. 23 (10. Dez.), S. 700-701.** 1972 Ob tisočletnici Loškega gospostva (Anlässlich der 1000-Jahrfeier der Herrschaft Lack). - Glas (Kranj), 1. JuL-29. Dez. 1972 (27 Artikel in Fortsetzungen). Ob loškem tisočletnem jubileju (Anlässlich der 1000-Jahrfeier von Lack). - Mohorjev koledar za navadno leto 1973. V Celju: Mohorjeva družba, 1972, S. 86-91. Zgodovinski razvoj freisinškega Loškega gospostva (Die geschichtliche Entwicklung der Freisinger Herrschaft Škofja Loka). - Loški razgledi 19 (1972), S. 15-47. Akademik Milko Kos. - Delo 14 (1972), Nr. 82 (25. Mär.), S. 3.** V spomin akademika dr. Milka Kosa (Zur Erinnerung an den Akademiker Dr. Milko Kos). - Loški razgledi 19 (1972), S. 417-419. V spomin notarja Steva Šinka (Zur Erinnerung an den Notar Stevo Sink). - Loški razgledi 19 (1972), S. 459. 1973 Škofja Loka in loško gospostvo (973-1803) (Entstehung und Entwicklung der Freisinger Herrschaft Loka [Lack in Oberkrain] bis zur Säkularisation 1803). - Škofja Loka: Muzejsko društvo, 1973, 564 S. [+ 2 Karten], Aljažev stolp na Triglavu - v mejah Loškega gospostva (Der Aljažturm auf dem Triglav innerhalb der Grenzen der Herrschaft Škofja Loka). - Loški razgledi 20 (1973), S. 37-39. Kasarna pri Kapucinskem mostu v Škofji Loki (Die Kaserne bei der Kapuzinerbrücke in Škofja Loka). - Loški razgledi 20 (1973), S. 43-47. Kolonizacija in populacija na Selškem v freisinškem času (Kolonisation und Population im Selza-cher Gebiet zur Freisinger Zeit). - In: Selška dolina v preteklosti in sedanjosti. - Železniki: Muzejsko društvo v Škofji Loki, 1973, S. 81-100. Portret freisinškega škofa Filipa (1498-1541) (Ein Porträt des Freisinger Bischofs Philipp). - Loški razgledi 20 (1973), S. 40-42. Razvoj feudalne rente u slovenskim pokrajinama do 16. stolječa (Die Entwicklung der Feudalrente in den slowenischen Ländern bis zum 16. Jahrhundert). - Radovi Sveučilišta u Zagrebu 5 (1973), S. 127-137. Razvoj fevdalne rente v slovenskih pokrajinah do 16. stoletja (Die Entwicklung der Feudalrente in den slowenischen Ländern bis zum 16. Jahrhundert). - Kmečki punti na Slovenskem. Razprave in katalog dokumentov. Situla 13 (1973), S. 35-44. V spomin častnemu članu Lovru Planini (Zur Errinnerung an das Ehrenmitglied Lovro Planina). - Loški razgledi 20 (1973), S. 303-305. Otvoritev muzejske zbirke v Žireh (Eröffnung der Musealsammlung in Sairacli). - Loški razgledi 20 (1973), S. 315-317. Errata corrige (h knjigi/z«/« Buch/Škofja Loka in Loško gospostvo). - Loški razgledi 20 (1973), S. 338. 1974 Jožefinski kataster v luči jožefinske davčne občine Spodnji Bitenj (Der Josephinische Kataster im Licht der Josephinischen Steuergemeinde Spodnji Bitenj). - Loški razgledi 21 (1974), S. 47-58. 1975 Bitenj in franciscejski kataster (Die Gemeinde Bitenj und der Franziszeische Kataster). - Loški razgledi 22 (1975), S. 83-93. K problematiki loškega grba (Zur Problematik des Wappens von Lack). - Loški razgledi 22 (1975), S. 261-262. Mitverfasserin Darja Grafenauer (verh. Mihelič): Seznam tujih oblik krajevnih imen (Liste der fremdsprachigen Ortsnamenformen). - In: Milko Kos, Gradivo za historično topografijo Slovenije (za Kranjsko do leta 1500) III. Ljubljana: SAZU, 1975, S. 777-881.** Ob 80-letnici prof. dr. Josipa Zontarja (Zum 80-jährigen Jubiläum Prof. dr. Josip Žontars). -Loški razgledi 22 (1975), S. 289-290. Redakteur: Milko Kos, Gradivo za historično topografijo Slovenije (za Kranjsko do leta 1500) (Materialien für die historische Topographie Sloweniens [für Krain bis zum Jahre 1500]). Ljubljana: SAZU, 1975, 881 S.** 1976 Loški deželnosodni protokoli iz 1625-1637 (Die landgerichtlichen Protokolle von Škofja Loka in den Jahren 1625-1637). - Loški razgledi 23 (1976), S. 25-33. 1977 Še k problematiki loškega grba (Nochmals zur Problematik des Wappens von Lack). - Loški razgledi 24 (1977), S. 279. Stoletnik prof. dr. Jože Demšar (Prof. Dr. Jože Demšar - zu seinem Hundertsten) - Loški razgledi 24 (1977), S. 280. Življenje na žirovskem ozemlju v preteklih stoletjih (Leben im Gebiet von Sairach in den vergangenen Jahrhunderten). - In: Alpina, 30 let tovarne obutve Žiri. Hg. v. Viktor Zakelj et al. [Žirij: Alpina, 1978, S. 9-13. Ob štiridesetletnici Muzejskega društva v Škofji Loki (Zum 40-jährigen Jubiläum des Musealvereins in Bischoflack). - Loški razgledi 24 (1977), S. 11-23. Vztrajno delo rodilo bogato žetev. 40 let Muzejskega društva (Beharrliche Arbeit brachte eine reiche Ernte. 40 Jahre des Musealvereins). - Glas (Kranj) 30 (1977), Nr. 74 (27. Sep.), S. 6.** 1978 O virih za freisinško in briksenško posest na Slovenskem (Ober die Quellen für den Freisinger und Brixner Besitz im Gebiet Sloweniens). - Arhivi 1 (1978), S. 17-18. Železniki in franciscejski katastralni elaborati (Železniki und die Franziszeischen Katasterelaborate). - Loški razgledi 25 (1978), S. 11-23. 1979 Etnografski pobirki iz loških deželnosodnih protokolov 17. stoletja (Einige volkskundliche Daten aus den Landgerichtsprotokollen von Škofja Loka [ 17. Jh.]). - Traditiones 5-6 (1976-1977). Ljubljana, 1979, S. 55-58. O preselitvi loških podložnikov (Über die Umsiedlung von Untertanen der Herrschaft Škofja Loka). - Loški razgledi 26 (1979), S. 77-89. Iz mojih spominov (Aus meiner Erinnerung). - Šentpeterski zvon, 1979, S. 6-8. 1980 Podložniškc obveznosti do zemljiškega gospostva (Die Verpflichtungen der Untertanen gegenüber der Grundherrschaft). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 2. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1980, S. 241-278. Žiri v luči franciscejskega katastra (Žiri im Lichte des Franziszeischen Katasters). - Loški razgledi 27 (1980), S. 120-130. Profesor dr. Jože Demšar. - Loški razgledi 27 (1980), S. 297. Stvarni register (Sachregister). - In: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev. Zgodovina agrarnih panog 2. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1980, S. 721-776. Mitglied des engeren Redaktionausschusses: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev (Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Slowenen). Zgodovina agrarnih panog (Geschichte der Land- und Forstwitschaft) 2. Ljubljana: Državna založba Slovenije, 1980. 1981 Rcambulacija v luči katastrske občine Žiri (Die Reambulation im Lichte der Katastralgemeinde Žiri). - Loški razgledi 28 (1981), S. 197-206. Profesor France Planina - osemdesetletnik (Professor France Planina - zu seinem Achzigsten). -Loški razgledi 28 (1981), S. 291-292. 1982 Kolonizacija slovenskega ozemlja s posebnim ozirom na loško in tolminsko gospostvo (Die Kolonisation des slowenischen Raums unter besonderer Berücksichtigung der Herrschaften Lack und Tolmein). - Seminar slovenskega jezika, literature in kulture 18 (1982), S. 207-221. Puštalsko zemljiško gospostvo in njegova posest znotraj loškega teritorialnega gospostva v času rektifikacije (Die Puštaler Grundherrschaft und ihr Besitz innerhalb der Territorialgrundherrschaft Škofja Loka zur Zeit der Steuerrektifikation). - Loški razgledi 29 (1982), S. 11 — 19. Profesor dr. Josip Žontar. - Loški razgledi 29 (1982), S. 141-142. 1983 Gradivo za srednjeveško historično topografijo Žalca (Materialien für die mittelalterliche historische Topographie von Sachsenfeld). - Savinjski zbornik 5. Žalec: Kulturna skupnost občine Žalec, 1983, S. 42-46.** 1984 Gradivo za članek o zemljiškem gospostvu Schrottenthurn (Material für einen Artikel über die Grundherrschaft Schrottenthurn). - Loški razgledi 31 (1984), S. 13-18. 1986 Historična topografija Slovenije II. Slovenska Štajerska in jugoslovanski de! Koroške, do leta 1500 (Topographia historica Sloveniae II. Styriae et Carinthiae partes quae in lugoslavia sunt, usque ad annum MD) 1: A-M. - Maribor: Obzorja, 1986, 574 S. 1988 Historična topografija Slovenije //. Slovenska Štajerska in jugoslovanski del Koroške, do leta 1500 (Topographia historica Sloveniae II. Styriae et Carinthiae partes quae in lugoslavia sunt, usque ad annum MD) 2: N-Ž. - Maribor: Obzorja, 1988, 575 S. Kolonizacija Poljanske doline (Die Kolonisation des Pöllander Tales). - Žirovski občasnik 14 (1988), S. 67-140 (Nachdruck aus dem Glasnik Muzejskega društva za Kranjsko 19 [1938], S. 1-62). 1989 Historična topografija Slovenije II. Slovenska Štajerska in jugoslovanski del Koroške, do leta 1500 (Topographia historica Sloveniae II. Styriae et Carinthiae partes quae in lugoslavia sunt, usque ad annum MD) 3: Darja Mihelič, Seznam oblik krajevnih imen v srednjeveških virih (Index toponymorum in fontibus medievalibus). - Maribor: Obzorja, 1989, 220 S. 1994 O cehih na Slovenskem (Die Zünfte im Raum Sloweniens). - Loški razgledi. Doneski 2. Škofja Loka: Muzejsko društvo, 1994, 15 S. (Nachdruck aus dem Zbornik slovenskega obrta 1918-1938). Nichtpublizicrtc Werke** Izdaja Briksenških urbarjev (Publikation der Brixner Urbare). Studie und Material für den Kommentar (Einleitung) zur Veröffentlichung der Quellen zusammen mit Sach- und Namenregister zur Transkription der Urbare von Milko Kos. Typoskript, 91 + 6 + 14 + 11 S. Zgodovinski inštitut Milka Kosa, ZRC SAZU, Schriftlicher Nachlass Dr. Pavle Blazniks. Loške meščanske hiše znotraj nekdanjega obzidja in njihovi lastniki (Bürgerliche Häuser innerhalb der ehemaligen Stadtmauer von Lack und deren Besitzer). Typoskript, 18 S. ZAL, Nebenstelle Škofja Loka 262, Schriftlicher Nachlass Dr. Pavle Blazniks, Sch. 2. Poskus vpostavitve zveze med srednjeveškimi in novoveškimi merami (Versuch der Herstellung einer Verbindung zwischen mittelalterlichen und neuzeitlichen Maßen). Das für Band 12 der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Slowenen vorgesehene Kapitel: Maße und Gewichte. Typoskript, 25 + 31 S. Zgodovinski inštitut Milka Kosa, ZRC SAZU, Schriftlicher Nachlass Dr. Pavle Blazniks. Priimki in ledinska imena na besniškem ozemlju (Zu- und Flurnamen im Raum von Besnica). Eine Studie mit Quellen- und Abkürzungsverzeichnis. Typoskript, 41 S. ZAL, Nebenstelle Škofja Loka 262, Schriftlicher Nachlass Dr. Pavle Blazniks, Sch. 13. Sikstova Pisma (Briefe Bischof Sixtus). Transkription der Quelle für Drucklegung mit einem kom-binirten [Namen- und Sach-) Register. Typoskript, 54 + 6 S. ZAL, Nebenstelle Škofja Loka 262, Schriftlicher Nachlass Dr. Pavle Blazniks, Sch. 2 u. 16. Škofja Loka v luči zgodovinskega razvoja. (Bischoflack im Lichte der geschichtlichen Entwicklung. Eine Studie mit Inhalts- und Literaturverzeichnis). Typoskript, 60 S. ZAL, Nebenstelle Škofja Loka, 262, Schriftlicher Nachlass Dr. Pavle Blazniks, Sch. 2. Blaznik und sein Werk - Besprechungen und Berichte zu seiner Arbeit, auch Memoiren Sergij Vilfan: Pavle Blaznik, Kolonizacija in kmetsko podložništvo na Sorškem polju (in) Zemljiška gospostva na Besniškem ozemlju (Die Kolonisation und das bäuerliche Untertanenwesen auf dem Zeierfeld [und] Die Grundherrschaften im Raum Besnica). - Zgodovinski časopis 8 (1954), S. 269-276. Bogo Grafenauer: Blaznik Pavel, historičar (Der Historiker Pavel Blaznik). - Enciklopedija Jugoslavije 1. Zagreb, 1955, S. 622 (mit der Bibliographie). France Planina: Počastitev 60-letnice dr. Pavleta Blaznika, predsednika Muzejskega društva v Škofji Loki (Zu Ehren des 60-jälirigen Jubiläums Dr. Pavle Blazniks, Vorsitzender des Musealvereins in Bischoflack). - Loški razgledi 10 (1963), S. 212-215. Primož Kozak: Pavle Blaznik, Srednjeveški urbarji na Slovenskem (Mittelalterliche Urbare im Gebiet Sloweniens). - Delo, 1963, Nr. 312, S. 5. Ivan Dolenec: Profesorski ceh v Škofji Loki (Die Professorenzunft in Škofja Loka). - Loški razgledi 15 (1968), S. 72-77. France Planina: O nastanku in razvoju Loškega muzeja (Naissance et developpement du musee de Škofja Loka). - Loški razgledi 16 (1969), S. 11-17. Ferdo Gestrin: Pavle Blaznik, Urbarji freisinške škofije (Urbare des Hochstifts Freising). - Zgodovinski časopis 24 (1970), S. 307-308. France Planina: Dr. Pavle Blaznik - 70-letnik (Dr. Pavle Blaznik - zu seinem Siebzigsten). - Loški razgledi 20 (1973), S. 306-311. Branko Marušič: Pavle Blaznik, Škofja Loka in loško gospostvo (Bischoflack und die Lacker Herrschaft). - Primorski dnevnik, 1973, Nr. 189 (14. Aug. 1973), S. 4. Vincencij Demšar: Pavle Blaznik, Škofja Loka in loško gospostvo (Bischoflack und die Lacker Herrschaft). - Kronika 22 (1974), S. 69-70. Ferdo Gestrin: Pavle Blaznik, Škofja Loka in loško gospostvo (Bischoflack und die Lacker Herrschaft). - Zgodovinski časopis 30 (1976), S. 169-170. Dr. Pavle Blaznik - znanstveni svetnik. - Biografije in bibliografije znanstvenih in strokovnih sodelavcev SAZU. Biblioteka (Dr. Pavle Blaznik - wissenschaftlicher Rat. Bio- und Bibliographien der wissenscaftlichen und fachlichen Mitarbeiter der SAWK), 5. Ljubljana: SAZU, 1976, S. 12-17 (mit Bibliographie). Branko Berčič: Priznanja ob štiridesetletnici muzejskega dela v Škofji Loki (Anerkennungen anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des musealen Tätigkeit in Bischoflack). - Loški razgledi 27 (1980), S. 301-306. France Planina: Dr. Pavle Blaznik - osemdesetletnik (Dr. Pavle Blaznik - zu seinem Achzigisten). - Loški razgledi 30 (1983), S. 191-195 (mit der Bibliographie). Bogo Grafenauer, Matjaž Cepin, France Planina und Branko Berčič: Pavletu Blazniku v slovo in spomin (Pavle Blaznik zum Abschied und Gedächtnis). - Loški razgledi 31 (1984), S. 9-11, 19-26. Bogo Grafenauer: Blaznik Pavel, zgodovinar (Der Historiker Pavel Blaznik). - Enciklopedija Jugoslavije (slowenische Ausgabe) 2, Zagreb, 1985, S. 30 (mit der Bibliographie). Bogo Grafenauer: Pavle Blaznik in pomen njegovega dela (Pavle Blaznik und die Bedeutung seines Werkes) (Škofja Loka, 28. VI. 1903 - Ljubljana, 13. VI. 1984). - Zgodovinski časopis 40 (1986), S. 145-151 (mit Bibliographie). Branko Berčič: Pobuda za organizacijo muzejske dejavnosti (Ob petdesetletnici) (Die Initiative zur Organisation der musealen Tätigkeit). - Loški razgledi 33 (1986), S. 37-47. Branko Berčič: Snovanje in ustanovitev Muzejskega društva v Škofji Loki (Ob petdesetletnici) (Planung und Gründung des Musealvereins in Škofja Loka). - Loški razgledi 34 (1987), S. 11-25. Bogo Grafenauer: Blaznik Pavel. - Enciklopedija Slovenije 1. Ljubljana, 1987, S. 283. Eva Holz: t dr- Pavle Blaznik - znanstveni svetnik. - Biografije in bibliografije raziskovalcev Znanstvenoraziskovalnega centra SAZU (f Dr. Pavle Blaznik - wissenschaftlicher Rat. Bio-und Bibliographien der Mitarbeiter des Forschungszentrums der SAWK), 2 (1976-1985). Ljubljana: SAZU, 1988, S. 68-69 (mit Bibliographie).** France Planina: Spomini na odprtje Loškega muzeja (Erinnerungen an die Eröffnung des Lacker Museums). - Loški razgledi 36 (1989), S. 11-14. France Planina: Moje minulo službeno delo (Meine berufliche Tätigkeit). - Loški razgledi 38 (1991), S. 11 -27 (auch über der Zussammenarbeit mit P. B.). Bibliografija dr. Pavleta Blaznika (Bibliographie Dr. Pavle Blazniks), hg. v. Marija Lebar. Bibliografije pomembnih osebnosti s Škofjeloškega 2 (= Loški razgledi. Doneski 8). Škofja Loka: Knjižnica Ivana Tavčarja und Muzejsko društvo, 2003, 71 S.** VORGÄNGER DES FREISINGER HOFES IN ALTENLACK AUS DEM GRUSSWORT VON PAVEL A. FLORJANČIČ ... Der Ort Lack (Loka) und seine unmittelbare Umgebung waren schon lange vor der Ankunft der Freisinger Bischöfe und ihrer bayerischen, Kärntner (slowenischer) und Südtiroler Kolonisten in dieser Gegend (um das Jahr 1000) besiedelt. Dies bezeugen die Fundorte Kev-derc und die Lubniker Grotte aus dem Neolithikum beziehungsweise aus der Kupferzeit, eisenzeitliche Fundstücke in Godešič, die alte Burganlage Burgstall (Puštal) oberhalb von Trnje, eine Villa rustica in Safnitz (Žabnica) und anderes spätantikes Fundgut in Binkelj, Osterfeld, Altenhofen (Stari dvor) und anderswo. Leider ist all das zu wenig bekannt und publiziert. Da wir heute vor allem über das Ende einer 800 Jahre währenden Zeitepoche der Freisinger Herrschaft von Bischoflack sprechen, möchte ich gerne auf die Umstände in der Zeit der Ankunft der damaligen Kolonisten und in dem Zeitabschnitt unmittelbar davor hinweisen. Als nämlich die neuen Kolonisten der Freisinger Bischöfe nach Lonca kamen, trafen sie hier bestimmt auf gewisse Verwaltungsstrukturen und auf die Lokalkirche oder zumindest auf deren Reste. Die Ungarn haben davor, während ihrer zerstörerischen Feldzüge unmittelbar vor der Freisinger Kolonisation und noch vor ihrer Niederlage am Lechfeld im Jahr 955, sehr wahrscheinlich auch diese Gegend verwüstet. Etwas blieb allerdings nach ihnen erhalten. In beiden Schenkungsurkunden des Kaisers Otto II. an den Freisinger Bischof Abraham aus dem Jahr 973 werden zwar keine besonderen domjnikalen Besitztümer in Altenlack (Stara Loka), in der ersten Urkunde als Lonca genannt, erwähnt. Ob diese damals vernichtet, verfallen oder absichtlich übersehen waren, wissen wir heute nicht. Kaiser Otto III. mußte allerdings im Jahr 989 zwar auf dem Randgebiet des neuen Freisinger Landbsitzes nachträglich das Eigentum eines gewissen Pribislav in Gosteče herausnehmen, was auf das Bestehen beziehungsweise den Rest einer alteingesessenen gesellschaftlichen Führungsschicht von Landeigentümern deutet. Diese auf den Grundbesitz bezogene Distinktion weist gleichzeitig auf die schon oder immer noch gültige rechtliche Behandlung von Eigentum in dem damaligen ottonischen Reich hin. So blieb also Lonca[ (heutige Altenlack) auch unter dem Freisinger Bistum der Sitz der neu entstehenden Freisinger Grundherrschaft. Die neue Gewalt zog in die Räume des vornehmsten, vielleicht ausgeplünderten und teilweise zerstörten Hofes. Das Suchen nach diesem Vorgänger des Freisinger Hofes in Altenlack ist heute erstrangige geschichtliche Herausforderung. Daß er bestand, ist angesichts der bisher bekannten Daten und hier angeführten Voraussetzungen sehr wahrscheinlich. Von diesem Symposium können wir zwar keine Daten beziehungsweise Informationen über die Grund- und Verwaltungsstruktur in der Gegend von Bischoflack und in diesem Zusamme-hang über die Existenz eines Hofes in Altenlack vor der Ankunft der Freisinger Bischöfe erwarten. Der sogenannte Loški dvor (Lokas Hof) ist im Jahr 1074 zweifelsohne urkundlich nachgewiesen und stand wahrscheinlich in Altenlack, obwohl der Historiker Blaznik2 seine Lokalität in Altenhofen (Stari Dvor) vermutet. Aus dem ersten bekannten Urbar aus dem Jahr 1291 erfahren wir, daß der Hof in der Umgebung der Kirche von Altenlack stand. Im späten Mittelalter, im 14. 1 In den Quellen findet man auch andere Benennungen: Lok, Loah, Laak, Lach, Lakh, Lachkg. 2 Pavlu Blaznik, Hg., Urbarji freisinške škofije (Urbaria episcopalus Frisingensis), Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) 4, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenica-rum) 4 (Ljubljana, 1963), S. 74. Jahrhundert, sollen in Altenlack zwei Höfe und ein Halbhof, ein Schloß, gestanden haben. Das letztere sei auf dem Kirchhügel gewesen, wahrscheinlich dort, wo bis 1912 das Haus Bernaks stand. Einer der Höfe stand vielleicht am Anfang des Osterfeldes, bei Papež. So gehörte dem Hof von Ve'ster (an der Stelle des heutigen Schlosses von Strahl) das westliche Feld von Altenlack, Westerfeld; dem zweiten, dem Osterfelder Hof, gehörte das östliche Feld von Altenlack, Osterfeld, das dritte Schloß auf dem Hügel, das spätere Haus Bernaks, herrschte über den mittleren Teil des Landguts von Altenlack. Gerade dieser Hof auf dem Hügel war wahrscheinlich der älteste, also ein vorfreisingischer Hof. Darauf weist auch die spätere Zugehörigkeit von Bernaks Haus zur Burg von Bischoflack. Man wird auch an das ältere, hypothetisch antike (römische) Verwaltungszentrum, das »Kapital« auf dem Hügel von Altenlack, an das »Castrum« am Fuß des Hügels und an die »Villa rustica« auf der anderen Seite herangehen müssen. Auf dem Vorsprung der einstigen Flußterrasse von Altenlack sollen sich nämlich die Ansätze des Hofes aus der vorfreisingischen Zeit und zweier Höfe sowie des Halbhofes von Altenlack befinden. Dies zu erforschen und abzuklären sind allerdings Herausforderungen für die Zukunft. Aus dem Slowenischen von Jože Lebar Einer der Höfe von Altenlack auf der Reproduktion Valvasors (1679) von Altenlack, Skicna knjiga za topografijo Kranjske, SAZU, Ljubljana 2001. URSPRUNG UND ANFÄNGE DER BISCHÖFLICHEN BESITZUNGEN IM GEBIET DES HEUTIGEN SLOWENIENS VON PETER ŠTIH Das Gebiet der heutigen Republik Slowenien war um 1200 kirchenverwaltungsmäßig unter sechs Bistümer aufgeteilt, die nicht weniger als vier verschiedenen Kirchenprovinzen angehörten. Der weitaus größte und zugleich zentrale Teil des heutigen Sloweniens zwischen Drau (Drava), Sotla und Kolpa gehörte zum Bistum mit Sitz in Aquileia. Der dortige Bischof, der bereits seit der Mitte des 6. Jahrhunderts den Prestigetitel eines Patriarchen trug, übte zugleich die Metropolitangewalt über einen großen Teil Venetiens, über Friaul und lstrien aus. Im Letzteren waren ihm, neben anderen, als Suffraganbistümer Triest und Koper (Capodistria) untergeordnet, deren kleine Diözesen sich auch über das heutige slowenische Gebiet hinaus erstreckten. Außerhalb der Grenzen des Patriarchats von Aquileia befand sich das nordöstliche Slowenien zwischen Drau und Mur (Mura), das unter der kirchlichen Gewalt des Salzburger Erzbischofs stand und somit zur bayerischen Kirchenprovinz gehörte, während Prekmurje (Übermurgebiet) im Rahmen Ungarns kirchenverwaltungsmäßig zwischen die Bistümer Györ und Agram (Zagreb) und somit auch zwischen die Erzbistümer Gran und Kalocsa aufgeteilt war.1 Von dieser kirchenverwaltungsmäßigen Aufteilung des slowenischen Territoriums wich die Besitzverteilung der Bistümer in diesem Gebiet stark ab. Von den aufgezählten Bistümern waren im Hochmittelalter im slowenischen Raum nur Aquileia und Salzburg große (territoriale) Grundbesitzer, während der Besitz der beiden küstenländischen Bistümer klein und im Wesentlichen nur auf den Stadtbereich von Triest und Koper beschränkt war. Die Bistümer Györ und Agram hatten jedoch gar keinen Grundbesitz in Übermurgebiet.2 Als Großgrundbesitzer traten im slowenischen Raum darum drei Bistümer der Salzburger Kirchenprovinz auf, die hier sonst keine kirchliche Jurisdiktion ausübten: Freising, Brixen und Gurk. So besaß - wenn wir uns nur auf den wesentlichen Grundbesitz der einzelnen Bistümer beschränken - die Kirche von Aquileia um 1200 in dem slowenischen Gebiet die sogenannte Prassberg- (Mozirje-) Provinz im oberen Sanntal (Savinjska dolina),3 einen Teil von Unterkrain (Dolenjska) von Zobelsberg (Čušperk) bis zur Kolpa mit Gottschee (Kočevje), Pölland (Poljane) und Grafenwarth (Kostel),4 das östliche Innerkrain (Notranjska) in einem breiten Streifen von Laas (Lož) bis Loitsch (Logatec), einen großen Teil von Karst- (Kras-)Hochlands mit Adelsberg (Postojna), Senoschetsch (Senožeče), Prem und Duino. Weitere Besitzungen des Patriarchen befanden sich im Wippachtal (Vipavska dolina) und Görz (Gorizia/Gorica),5 ihm gehörte ein Großteil des oberen Isonzotals (Soška dolina) mit Tolmein (Tolmin) als Zentrum;6 in das 1 Siehe JoZe Mlinaric, Cerkev na Slovenskem v srednjem veku, in: Metod Benedik et al., Hg., Zgodovina Cerkve na Slovenskem (Celje, 1991), S. 61 ff. 2 Ivan Zelko, Zgodovinski pregled cerkvene uprave v Prekmurju, in: ders., Zgodovina Prekmurja. Izbrane razprave in članki (Murska Sobota, 1996), S. 94 ff. 3 Zuletzt Tone Ravnikar, Savinjska in Šaleška dolina v visokem srednjem veku, Diss., Pedagoška fakulteta Univerze v Mariboru, Typoskript (Maribor, 2003), S. 148 ff. 4 Ljudmil Hauptmann, Krain, Erläuterungen zum Historischen Atlas der österelchischen Alpenländer I. 4 (Wien, 1929), S. 403-4. 5 Milko Kos, Hg., Urbarji Slovenskega Primorja (Urbaria litoralis Slovenlci) 2, Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) 3, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenicarum) 3 (Ljubljana, 1954), S. 18 ff. 6 Milko Kos, Hg., Urbarji Slovenskega Primorja (Urbaria litoralis Slovenki) 1, Srednjeveški urbarji za Slovenijo heutige slowenische Gebiet reichten teilweise auch die umfangreichen Besitzungen Aquileias in lstrien hinein, wo Aquileia - ähnlich wie in Friaul - größter Grundbesitzer war.7 Die nördliche Kichenprovinz Salzburg hatte damals zwei Territorialkomplexe im slowenischen Gebiet: der erste befand sich auf dem Draufeld (Dravsko polje) und in den Windischen Büheln (Slovenske Gorice) mit Zentrum in Pettau (Ptuj), der zweite am unteren Save- (Sava-) Lauf, wo die Herrschaften Lichtenwald (Sevnica), Reichcnburg (Brestanica), Rann (Brežice) und Pischätz (Pi-šece) einen geschlossenen Salzburger Territorialkomplex bildeten.8 Weniger bedeutend und umfangreich war der Salzburger Besitz zwischen Großlupp (Grosuplje) und Gutenfeld (Dobre-polje) in Krain, der das Gut Cesta bildete.9 Auch der Besitz des Hochstifts Freising setzte sich aus zwei Hauptkomplexen zusammen. Den Großteil des Freisinger Besitzes bildete ein umfangreiches Territorium in Oberkrain (Gorenjska). Es umfasste 500 km2 und bildete eine einzige Grundherrschaft im Flussgebiet von Pöllander (Poljanska) und Seizacher Zeier (Selška Sora) sowie auf dem Zeierfeld (Sorško polje), ihr Zentrum befand sich in Bischoflack (Škofja Loka).10 Den zweiten Freisinger Besitzkomplex, der bei weitem nicht so geschlossen wie der von Bischoflack war, bildete die Herrschaft Klingenfels (Klevevž) in Unterkrain. Ihr Schwergewicht befand sich im Radulja-Tal am linken Ufer der (Krainer) Gurk (Krka), denn auch am rechten Ufer lag Freisinger Besitz." So wie Freising hatte auch das Bistum Brixen seine Besitzungen in Oberkrain. Am bedeutendsten waren die geschlossenen Besitzungen im Winkel Veldes (Bled) zwischen den beiden Save-Quellflüssen, die sich zum Teil in Richtung Wochein (Bohinj) erstreckten. Zu Brixen gehörte auch ein Teil der südlichen Karawankenhänge zwischen Hrušica oberhalb von Aßling (Jesenice) und Feistritz (Tržiška Bistrica).12 Das fünfte und letzte Bistum mit einem umfangreichen Landbesitz im slowenischen Gebiet war Gurk in Kärnten: Ihm gehörte der überwiegende Teil des Territoriums zwischen Pack (Paka) und dem oberen Drann-Fluss (Dravinja) mit Weitenstein (Vitanje), ferner das Gebiet unterhalb von Boč mit Lemberg, das Sotla- und Kozjansko-Gebiet mit Rohitsch (Rogatec), Windischlandsberg (Podčetrtek), Peilenstein (Pil-štajn), Drachenburg (Kozje), Königsberg (Kunšperk), Hörberg (Podsreda) und Montpreis (Planina)." In Krain hatte das Bistum noch die Lehen Liebegg (Lebek) oberhalb von Littai (Litija), Sauenstein (Boštanj) an der Save sowie das zentrale Mirna-Tal mit Nassenfuss (Mokronog).14 Die Bistümer zählten demnach im Hochmittelalter zu den größten Grundbesitzern im slowenischen Raum und in ihren Händen befand sich nach grober Schätzung mindestens ein Drittel des gesamten Grundbesitzes, obwohl der tatsächliche Umfang zweifelsohne noch höher zu veranschlagen ist und somit der Hälfte nahe kommt. Die Bistümer verwalteten all diesen grundherrschaftlichen Besitz nur zum Teil selbst. Die Grundherrschaften unterstanden entweder ihrer unmittelbaren oder ministerialen Verwaltung. Ein gutes Beispiel für die erste Verwaltungs- (Urbaria aetatis mcdiae Sloveniam spectantia) 2, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenicarum) 2 (Ljubljana, 1948). S. II ff. ' Zu lstrien siehe Peter Štih, Studien zur Geschichte der Grafen von Görz. Die Ministerialen und Milites der Grafen von Görz in lstrien und Krain, MIÖG, Ergänzungsb. 32 (1996), S. 164 und Anm. 1106; zu Friaul: Heinric h Schmidinger, Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft der Patriarchen von Aquileia bis zum Ende der Staufer, Publikationen des Österreichischen Kulturinstituts in Rom 1/1 (Graz-Köln, 1954), S. 22 ff. 8 Milko Kos, Hg., Urbarji salzburške nadškofije (Urbaria archiepiscopatus Salisburgensis), Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) 1, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenicarum) 1 (Ljubljana, 1939), S. 7 ff. ' Milko Kos, Salzburško posestvo Cesta na Kranjskem, Glasnik muzejskega društva za Slovenijo 21 (1940), S. 66 ff. 10 Pavle Blaznik, Škofja Loka in loško gospostvo (973-1803) (Škofja Loka, 1973), S. 11 ff. 11 Pavle Blaznik, Zemljiška gospostva v območju freisinške dolenjske posesti. Razprave 1. razreda SAZU IV/6 (Ljubljana, 1958), S. 5 ff. 12 Andrej Pleterski, Uporaba arheoloških najdišč in zgodovinskih virov pri srednjeveškem zgodovinskem raziskovanju (na primeru Bleda in razvoja tamkajšnjega briksenskega gospostva), Zgodovinski časopis 32 (1978), S. 388 ff.; Ferdo Gestrin. Bled v fevdalnem obdobju - do konca 18. stoletja. Kronika 32 (1984), S. 119 ff. 13 Hans Pirchegger, Die Untersleiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und Märkte, Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission 10 (München, 1962), S. 213 ff. 14 Hauptmann, Krain (wie Anm. 4), S. 392. form sind die Herrschaft Bischoflack und die Gastaldie Tolmein, die die Grundherren - der Bischof von Freising und der Patriarch von Aquileia - durch Pfleger als ihre Stellvertreter verwalteten, die Beamtenstatus hatten.15 Die zweite Verwaltungsform kommt am deutlichsten in den Salzburger Besitzungen in und um Pettau zum Ausdruck, die durch Salzburger Ministerialen, die Herren von Pettau, als Erbburggrafen verwaltet wurden.16 Über einen großen Teil ihres Besitzes verfügten die Bistümer überhaupt nicht selbst, sondern sie gaben ihn weltlichen Empfängern zu Lehen. Mit den am Karst liegenden Herrschaften Duino, Prem und Senoschetsch belehnte das Patriarchat von Aquileia beispielsweise die Herren von Duino.17 Ebenso erkannten die Görzer Grafen Görz, nach dem sie sich benannten als Aquileier Lehen an.'* Die Grafen von Heunburg hatten die »Provinz Prassberg« im oberen Sanntal zu Lehen sowie das Gebiet um Laas in lnnerkrain, das später als Aquileier Lehen an die Grafen von Ortenburg und die Grafen von Cilli (Celje) überging, die schon früh auch einige Gurker Lehen erworben hatten.19 Man könnte an dieser Stelle eine Reihe anderer Fälle anführen, doch wollen wir es bei der Feststellung bewenden lassen, dass alle bedeutenden adeligen Familien, die Besitzungen im slowenischen Raum hatten oder dort sonst aktiv waren, bischöfliche Lehen besaßen. Gerade die Verleihung von bischöflichen Besitzungen zu Lehen hatte weitgehend deren Veräußerung zur Folge. Hochadelige bischöfliche Vasallen, vor allem solche, die Träger der landesfürstlichen Gewalt waren oder diese beanspruchten, wandelten im Spätmittelalter manches bischöfliche Lehen in Eigengut um oder erwarben es auf andere Art und Weise. So verlor etwa Aquilieia auf Kosten der gegen die Adria vorrückenden Habsburger fast sämtliche Besitzungen in Krain.20 Infolge der Machtzunahme der Habsburger, die nach dem Untergang der Grafen von Cilli und dem damit verbundenen Erbfolgekrieg nach 1460 danach trachteten, ihre ausschließlichen landesfürstlichen Rechte in Steiermark, Kärnten und Krain geltend zu machen, erfasste der Prozess der Auflösung des bischöflichen Besitzes auch andere Bistümer. Das Salzburger Pettau, wo die Erzbischöfe die landesfürstliche Richtergewalt und Regalrechte ausübten und das seiner weiteren Bedeutung nach den wichtigsten bischöflichen Besitz in dem slowenischen Raum überhaupt darstellte, blieb nach dem Krieg Friedrichs III. mit Mathias Corvinus, der auch mit dem sogenannten Salzburger Bischofsstreit verbunden war, in Habsburger Hand. Maximilian 1. verkaufte es sogar 1511 zurück an das Erzbistum an der Salzach, bis Ferdinand I. es 1555 entgültig durch Kauf erwarb.21 Auf eine ähnliche Weise brachte Maximilian auch die Salzburger Herrschaften Reichenburg und Rann in seinen Besitz, die er verpfändete und sogar zu Lehen gab, während Rann selbst, das von den Salzburger Erzbischöfen im 14. Jahrhundert zielbewusst zu einer Markt- und darauf Stadtsiedlung ausgebaut worden war, als Habsburger landesfürstliche Stadt dem steirischen Vizedomamt in Cilli unterstellt war.22 Vom ehemals umfangreichen Salzburger Besitz in den slowenischen Landen blieben somit nur noch die Herrschaften Lichtenwald und Pischätz übrig, die das Erzbistum im Jahr 1595 an die Familie Moscon als Erbbesitz verkaufte und zwar derart, dass beide bis zur Säkularisation von 1803 formal als Salzburger Lehen fungierten.2' Bis zur Säkularisation gelang es den Bistümern - wenn wir es richtig sehen 15 Pavle Blaznik, Hg., Urbarji freisinške škofije (Urbaria episcopatus Frisingensis), Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) 4, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenica-rum) 4 (Ljubljana 1963), S. 58 ff.; Kos, Urbarji Slovenskega Primorja I (wie Anm. 6), S. 18 ff. 16 Hans Pirchegger, Die Herren von Pettau, Zeilschrift des Historischen Vereines für Steiermark 42 (1951), S. 3 ff. Nach dem Aussterben der Herren von Pettau im Jahre 1438 änderte sich diese Praxis. Pirchegger, Untersleiermark (wie Anm. 13), S. 52. 17 Štih, Grafen von Görz (wie Anm. 7), S. 52. 18 Peter Štih, Srednjeveške goriške študije (Nova Gorica, 2002), S. 25, 51 ff. " Heinz Dopsch, Die Grafen von Heunburg, Carinthia 1 160 (1970), S. 328 ff.; Stane Okoliš, Izseki iz zgodovine Loža in okolice (1. Teil), Zgodovinski časopis 49 (1995), S. 360 ff. 20 Siehe Hauptmann, Krain (wie Anm. 4), S. 434 ff.; Kos, Urbarji Slovenskega Primorja 2 (wie Anm. 5), S. 54 ff. 21 Heinz Dopsch, Salzburg und der Südosten, Südostdeutches Archiv 21 (1978), S. 29 ff. 22 Pirchegger, Untersleiermark (wie Anm. 13). S. 251 ff.; Dopsch, Salzburg und der Südosten (wie Anm. 21), S. 30. 2J Pirchegger, Untersteiermark (wie Anm. 13), S. 254 ff.; Dopsch, Salzburg und der Südosten (wie Anm. 21), S. 30. - nur noch Reste des ehemaligen Besitzes beizubehalten. Wie außer Salzburg auch das Beispiel des Freisinger und Brixner Besitzes in Oberkrain es zeigt, handelte es sich dabei im Wesentlichen um einen Besitz, der im Mittelalter unter unmittelbarer Aufsicht der Bistümer stand und nicht etwa zu Lehen gegeben oder ihren Ministerialen überlassen worden war. Die Anfange dieser 1803 säkularisierten Reste des bischöflichen Besitzes reichen weit zurück ins karolingische und ottonische Zeitalter. Von den angeführten Bistümern sicherte sich Salzburg als erstes den Grundbesitz im slowenischen Gebiet. Es überrascht nicht weiter, dass Salzburg wegen seiner führenden Rolle bei der Christianisierung in Karantanien und in Panno-nien nördlich der Drau wahrscheinlich bereits vor dem Ende des 8. Jahrhunderts, mit Sicherheit aber im 9. Jahrhundert, mit dem slowenischen Raum in Berührung kam. Es ist durchaus möglich, dass der Salzburger Bischof Arno bereits auf dem Awarenfeldzug 796 durch Pettau gekommen war, das noch im selben Jahr durch die Festlegung der Drau als Grenzfluss zwischen dem Salzburger und dem Aquileier Missionsbereich unter seine kirchliche Jurisdiktion fiel.24 Der erste eindeutig quellenbezeugte Salzburger Erzbischof, der persönlich nach Pettau kam, war Theotmar: Im Jahre 874 hat er dort eine Kirche geweiht, die Chozil hatte bauen lassen.25 In jener Zeit soll Salzburg als Eigentum und Besitz den Großteil von Pettau mit einigen Rechten gehabt haben. Darauf kann man wenigstens aufgrund der Urkunde König Arnulfs von 885 bzw. 890 schließen, mit welcher er Salzburg den gesamten erzbischöflichen Besitz bestätigte, darunter auch zwei Teile der Stadt Pettau, wozu Arnulf noch den dritten Teil mit Umland hinzufügte.26 Wie bereits schon lange Zeit bekannt ist, stellt die erwähnte Urkunde eine schlechte in Salzburg hergestellte Fälschung dar,27 wozu die bekannte Urkunde Ludwigs des Deutschen vom 20. November 86028 als Vorlage diente, durch welche ein gewaltiges Territorium im Raum Donau-Pannonien-Karantanien in das Eigentum des Erzbistums Salzburg übergegangen war. Aus dieser Urkunde wurden das Protokoll und das Eschatokoll fast wortwörtlich übernommen, während der Kontext mit dem Verzeichnis des bestätigten und neuerworbenen Besitzes weitgehend erweitert wurde, unter anderem auch um eine umfangreiche und detaillierte Textstelle über Pettau. An dieser Stelle können wir nicht auf die äußerst komplexe Frage im Zusammenhang mit dem Pseudoarnolfinum und dem »Pettauer Passus« eingehen. Für den letzteren kann hier lediglich festgehalten werden, dass in der Historiographie die Überzeugung von seiner Echtheit vorherrscht, obwohl zugleich kein unumstrittenes Argument für diese Behauptung und bisher 24 Siehe Peter Štiii, Salzburg, Pluj in nastanek štajersko-madžarske meje v današnji Sloveniji, Zgodovinski časopis 50 (1996), S. 538 H. " Annales luvavenses maximi a. 874, hg. v. Harry Bresslau, MGH, SS. 30/2 (Lepzig, 1926), S. 742. Siehe Michael Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten. Fränkische Reichsaristokratie und bayersicher Stammesadel im österreichischen Raum, Archiv für österreichische Geschichte 123 (1963), S. 162 und Anm. 13. Bereits davor, wahrscheinlich in den fünfziger Jahren des 9. Jahrhunderts, wurde in Pettau eine Kirche geweiht, die Chozils Vater Priwina hatte bauen lassen. Diesbezüglich wird in der Conversio Bagoariorum et Carantanorum, c. 11 (hg. v. Fritz Lošek, MGH, Studien und Texte 15 [Hannover, 1997), S. 126) berichtet, dass sie zur Zeit Erzbischof Liuprams und nicht etwa, wie in einigen anderen Fällen, vom Erzbischof selbst geweiht worden sei. 26 Arnolfi Diplomata, hg. v. Paul Kehr, MGH, Diplomata regum Germaniae ex Stirpe Kalorinorum III (künftig MGH, DD. ArnolO (Berlin, 21955), Nr. 184. 37 Vgl. August Jaksch in seiner Einleitungsbemerkung zu den Kärntner Geschichtsquellen 811-1202, MHDC III (Klagenfurt, 1904), Nr. 62, Franz Martin in seiner Einleitungsbcmcrkung zum Saliburger Urkundenbuch II (Salzburg, 1916), Nr. 34; Paul Kehr in seiner Einleitungsbemerkung zu den MGH, D. Amolf (wie Anm. 26), Nr. 184; Hans Pirchegger, Karantanien und Unterpannonien zur Karolingerzeit, MIÖG 33 (1912), S. 311 ff.; ders., Über steirische Diplome, in: Festschrift zur Feier des zweihundertjähringen Bestandes des Haus-, Hof-tind Staatsarchivs I (Wien, 1949), S. 248 ff.; Heinrich Koller, König Arnolfs großes Privileg für Salzburg, Festschrift für Herbert Klein, Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 109 (1970), S. 65 ff.; Heinrich Fichtenau, Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis zum 13. Jahrhundert, MIÖG, Erg. Bd., 23 (1971), S. 122 ff. 25 Ludowici Germanici, Karlomanni, Ludowici iunioris diplomata, hg. v. Paul Kehr, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae ex Stirpe Karolinorum I (künftig MGH, DD. LD.) (Berlin,21991), Nr. 102. noch keine überzeugende Antwort auf die Grundfrage vorgelegt wurden, von der die Authentizität des »Pettauer Passus« in dieser sonst falsifizierten Urkunde abhängt: Das ist eine Frage seiner Vorlage.29 Die Frage, wann und wie Salzburg Pettau und dadurch den Kern seines späteren umfangreichen Besitzes an der slowenischen Drau erworben hat, muss daher noch weiterhin offen bleiben, obwohl man vermuten kann, dass dies bereits vor den Ungarneinfällen im karolin-gischen Zeitalter geschah, und dass die königliche Schenkungsurkunde eine Grundlage für diesen Besitz darstellte, den das Erzbistum durch die Erneuerung der Burg von Pettau, durch die planmäßige Kolonisation und die militärischen Erfolge seiner Pettauer Ministerialen im Kampf gegen die Ungarn im 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wesentlich gegen Osten erweiterte.30 Auch die Anfänge des späteren circa 300 km2 großen geschlossenen Salzburger Besitzes an der untersteirischen Save reichen nach einigen Vermutungen bereits ins karolingische Zeitalter. Einen Beweis dafür sollte das Patrozinium der Rupertskirche in Videm bei Gurkfeld (Krško), dem Urpfarrzentrum für den gesamten Sprengel, liefern.31 Doch die Kirche mit diesem Patrozinium wird erst 115532 zum ersten Mal erwähnt und kann durchaus erst nach den Ungarneinfällen im 11. Jahrhundert errichtet worden sein, in einer Zeit, wo der Salzburger Besitz in diesem Raum bereits überliefert ist. Auch wird der Salzburger Besitz an der Save im karolingischen Zeitalter weder in der großen Schenkungsurkunde Ludwigs des Deutschen von 860 für die Salzburger Kirche noch im Pseu-doarnolfinum von 885/90 erwähnt.33 Mehr noch, gerade die Urkunde desselben Königs Arnulf von 895, mit welcher er Waltuni, einem der ersten bekannten Vorfahren der Hemma von Gurk,34 drei königliche Hufen in Reichenburg am linken Saveufer und das Gut Gurkfeld am anderen Ufer ins Eigen überführte - all das weist daraufhin, dass der Raum an der unteren Save am Ende des karolingischen Zeitalters dem sogenannten Geschlecht der Hemma und nicht Salzburg gehört haben muss. Dabei muss jedoch hinzugefügt werden, dass auch diese Urkunde nicht im Original erhalten, sondern lediglich in einer Abschrift im Kopialbuch des Gurker Bistums aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts überliefert ist, wo sie sich in verdächtiger Gesellschaft mit Interpolationen in Gurk gefälschter Herrscherdiplome befindet, die auch auf sie einen Schatten des Zweifels werfen.15 Der Zweifel, dass es sich gerade beim Passus über Waltunis Besitz an der Save um eine spätere Interpolation in den ursprünglichen Urkundentext handelt, wurde mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit gerade in letzter Zeit bestätigt, als die Urkunde als eine der möglichen Quellen zur Bestimmung der südlichen Grenze Karantaniens wieder Gegenstand einer kritischen Analyse wurde.36 29 Siehe Stih, Salzburg (wie Anm. 24), S. 540. 30 Kos, Urbarji salzburške nadskoßje (wie Anm. 8), S. 7 ff.; ders., Meja proti Ogrski in Hrvatski v štajerskem Podravju, in: Poetovio - Ptuj 69-1969, Zbornik razprav ob tisočdevetstoletnici (Maribor, 1969), S. 80 ff.; Štih, Salzburg (wie Anm. 24), S. 535 ff. 31 Pirchegger, Untersteiermark (wie Anm. 13), S. 251. 32 Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku IV: 1101-1200, hg. v. Franc Kos (Ljubljana, 1920, mit der Jahreszahl 1915), Nr. 358. Siehe auch Dopsch, Salzburg und der Südosten (wie Anm. 21), S. 25 ff. Zum Verzeichnis aller Rupert-Patrozinien im weiteren Ostalpenraum einschließlich Slowenien vgl. Edmund Wa-genhofer, Der hl. Rupert als Patron von Kirchen und Orten, in: Hl. Rupert von Salzburg 696-1996. Katalog der Ausstellung im Dommuseum zu Salzburg und in der Erzabtei St. Peter 16. Mai 1996 - 27. Oktober 1996 (Salzburg, 1996), S. 213 ff. 33 MGH, D. LD. (wie Anm. 28), Nr. 102; MGH. D. Arnolf (wie Anm. 26), Nr. 184. 34 MGH, D. Arnolf (wie Anm. 26), Nr. 138. Zu Waltuni als Hemmas Vorfahr vgl. Ljudmil Hauptmann, Grofovi Višnjegorski, Rad JAZU 250 (1935), S. 237 ff.; ders., Hema i Svetopuk, Rad JAZU 255 (1936), S. 221 ff.; Heinz Dopsch, Die Stifterfamilie des Klosters Gurk und ihre Verwandtschaft, Carinthia 1 161 (1971), S. 110 ff. 35 Zu den Gurker Fälschungen aus dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts vgl. August Jaksch in der Einleitung zu den Gurker Geschichtsquellen 864-1232, MHDC I (Klagenfurt, 1896), S. 7 ff.; Fichtenau, Urkundenwesen (wie Anm. 27), S. 187 ff. 36 Kurt Reindl, Die bayerischen Luitpoldinger 893-989. Sammlung und Erläuterung der Quellen, Quellen und Forschungen zur bayerischen Geschichte, N. F., 11 (München, 1953), S. 6 und Anm. 41; Herwig Wolfram, Salzburg, Bayern, Österreich. Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit, MIÖG, Erg. Bd. 31 (1995), S. 100 ff.; Peter Štiii, Strukture današnjega slovenskega prostora v zgodnjem srednjem Dadurch wurde der Wert und die Aussagekraft dieser Urkunde als Quelle stark erschüttert, und der dortige Besitz von Hemmas Geschlechts wird somit erst durch die beiden Urkunden Heinrichs II. und Konrads II. aus den Jahren 1016 und 1025 eindeutig bestätigt,37 durch die Hemmas Gemahl Wilhelm II. königliche Güter an den beiden Ufern der Save zwischen Sann (Savinja) und der krainischen Gurk erhielt.38 Zugleich geht aus beiden Urkunden hervor, dass Hemmas Geschlecht der ursprüngliche Eigenbesitzer an der unteren Save war und nicht die Kirche von Salzburg, ungeachtet dessen, ob bereits Waltuni oder erst Wilhelm II. diese königlichen Güter erhalten hat. Der dortige Salzburger Besitz kann nur ein sekundärer gewesen sein und seine Anfänge sind ins Jahr 1043 zu datieren. Damals schlossen Hemma, die als Witwe und ohne lebende Kinder das Benediktinerinnenkloster in Gurk in Kärnten gründete, und der Salzburger Erzbischof Balduin einen Tauschvertrag (complacitatio), aufgrund dessen der Erzbischof den Eigenkirchen Hemmas das Tauf- und Begräbnisrecht sowie die Zehenten überließ, im Tausch erhielt er aber »das Gut Reichenburg an der Save«.39 Ähnlich wie Pettau im Draugebiet stellte auch Reichenburg im Savegebiet eine Grenzbefestigung gegen die Ungarn an der unstabilen und gefährlichen Grenze dar.40 Außer Leibnitz und Pettau gehörte es zu jenen drei bedeutendsten Salzburger Grenzbefestigungen, die Erzbischof Konrad II. in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts neu errichten bzw. neu befestigen ließ.41 Konrads Verdienst ist es auch, dass er 1131 mit König Bela II. von Ungarn den Frieden geschlossen hat. Das eröffnete dem Gebiet am Unterlauf der Save neue Perspektiven, und die Herrschaft Reichenburg wurde zum Ausgangspunkt einer planmäßigen Kolonisation, die den Salzburger Besitz der Save abwärts bis hin zur Sotla ausdehnte,42 wo auf kolonisiertem Land im 13. Jahrhundert ein neues Zentrum des Salzburger Besitzes an der Save entstand: Rann.43 So wie der Salzburger Besitz im slowenischen Savegebiet entstammte auch der Besitz des Bistums Gurk in Kärnten einem Besitz, der einst Hemma und ihrem Gemahl Wilhelm II. gehört hatte. Der gewaltige Besitz,44 den das Geschlecht des Markgrafen des Sanngebiets erwarb, ging auf königliche Verleihungen die bis zum Ende des karolingischen Zeitalters zurückreichten. Damit akkumulierte sich im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts in den Händen dieses Geschlechts veku, in: Rajko BratoZ, Hg., Slovenija in sosednje deiele med antiko in karolinško dobo. Začetki slovenske etnogeneie I (Ljubljana, 2000), S. 361 ff.; Hans-Diltrich Kahl, Der Staat der Karantanen (= Slovenija in sosednje deiele med antiko in karolinško dobo. Začetki slovenske etnogeneze, supplementum) (Ljubljana, 2002), S. 324 ff. 37 Heinrici II. et Arduini diplomata, hg. v. Harry Bresslau, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae III (künftig MGH, I). II. II.) (München, : 1990). Nr. 346; Conradi //. diplomata, hg. v. Harry Bresslau, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae IV (künftig MGH, D. K. II.) (Hannover-Leipzig, 1909), Nr. 32. 38 Auch hier war die erste Urkunde von 1016 später in Gurk zu einem Teil gefälscht, dennoch ist sie inhaltlich in Bezug auf den verliehenen Besitz nicht strittig, wird sie doch durch die Originalurkunde Konrads II. von 1028 (MGH, D. K. II. (wie Anm. 37), Nr. 134) bestätigt. Zu den Ursachen zur Fälschung vgl. Dopsch, Stifterfamilie (wie Anm. 34), S. 96 ff. Siehe auch Hauptmann, Grofovi Višnjegorski (wie Anm. 34), die Karte zwischen S. 232-3. 39 MHDC I (wie Anm. 35), Nr. 16. In der bekannten Form stellt die Urkunde ein Gurker Falsifikat dar, das jedoch auf einer originellen Tradition beruht, aufgrund deren der Tausch zwischen Hemma und Salzburg zustande kam. Vgl. Jaksch in der Einleitung zu MHDC 1 (wie Anm. 35), S. 21, sowie in der Einleitungsbemerkung zur Nr. 16. 40 Dazu zuletzt Miha Kosi, ...quae terram nostram et Regnum Hungariae dividit... (Razvoj meje cesarstva na Dolenjskem v srednjem veku), Zgodovinski časopis 56 (2002), S. 43 ff. 41 Vita Chunradi arehiepiseopi Salisburgensis c. 20, hg. v. Wilhelm Wattenbach, MGH, Scriptores U (Stutt-gart-New York,21964), S. 75; Heinz Dopsch, Burgenbau und Burgenpolitik des Erzstiftes Salzburg im Mittelalter, in: Die Burgen im deutschen Sprachraum. Ihre rechts- und verfassungsgeschichtliche Bedeutung II, Vorträge und Forschungen 19 (Sigmaringen, 1976), S. 38. 42 Siehe Kos, Urbarji salzburške nadskoßje (wie Anm. 8), S. 22 ff. 43 Milko Kos, Brežice v srednjem veku, Posavje 1 (Brežice, 1957), S. 7 ff.; Pirchegger, Untersteiermark (wie Anm. 13), S. 253; Božo Otorepec, Srednjeveški pečati in grbi mest in trgov na Slovenskem (Ljubljana, 1988), S. 129. 44 Seine Rekonstruktion S. bei Hauptmann, Grofovi Višnjegorski (wie Anm. 34), die Karte zwischen S. 232-3. ein Besitz, der sich von der oberösterreichischen Donau und Enns im Norden über Mur und Drau in Kärnten bis zum Sann- und Savegebiet einschließlich der unterkrainischen Gurk im Süden erstreckte.45 Den Großteil dieser Besitzungen im slowenischen Gebiet erlangte es aufgrund der Schenkungsurkunden Ottos II.,46 Heinrichs II.,47 Konrads II.48 und vielleicht der bereits erwähnten verdächtigen Urkunde Arnulfs für Waltuni,49 durch welche umfangreiche, durch natürliche Grenzen gesäumte Territorien verliehen wurden. Doch die Familientragödie, die durch den Mord an Hemmas Gemahl Wilhelm II. verursacht wurde,50 hatte zur Folge, dass dieser gewaltige Besitz zerfiel. In einer Situation, wo von der ganzen Familie nur Hemma zurückblieb, waren ihre beiden Söhne doch bereits vor des Vaters Ermordung gestorben, widmete Hemma 1043 einen beträchtlichen Besitzanteil ihrer Verwandtschaft, unter der Asquin hervortrat,51 und wahrscheinlich auch anderen Personen, mit welchen sie verbunden war; einen weiteren Besitzanteil - und zwar Reichenburg an der Save - überließ sie aufgrund eines Tauschvertrags dem Erzbistum Salzburg, den größten Anteil aber ihrer Stiftung, dem Benediktinerinnenkloster in Gurk in Kärnten.52 Außer den umfangreichen Besitzungen in Kärnten verlieh sie dem Kloster alles, was sie im Sanngebiet als Eigentum hatte (omnia que in Sovnital proprie habuerat), ausgenommen waren nur vier Dörfer um Ponikve östlich von Cilli und jener namentlich nicht genannte Besitz, den sie ausdrücklich anderen Personen widmete. Hauptmann, der den Besitz des sogenannten Hemma-Geschlechts rekonstruierte, sah in dieser wirklich fürstlichen Schenkung an das Kloster Gurk eine unvernünftige Entscheidung ihrer Stifterin: »Durch Überlassung ihrer unendlichen Besitzungen an der Sann, Sotla, Save und an der unterkrainischen Gurk an den damaligen Ältesten ihres Geschlechts Asquin hätte Hemma diesen zum unumstrittenen Herrn sowohl Krains als auch der Sannmark gemacht, an deren Seite ein anderer Markgraf undenkbar gewesen wäre. Doch am Vorabend des größten Aufschwungs des Clunyazenser Geistes, an der Schwelle des Investiturstreits und der Kreuzzugsbewegung, waren die Geister der harten Politik des dynastischen Egoismus noch nicht gewachsen. Und so zog es Hemma vor, lieber ihre Stiftung großzügig zu beschenken, als durch Vereinigung des gesamten Erbes ihres Geschlechts feste Grundlagen für eine markgräfliche Macht über ein Großkrain zu schaffen, das bereits am Macelj und am Gonobitzer Berg (Konjiška Gora) angefangen hätte und nicht erst unten an der Save.«53 Ob diese Entscheidung rationell war oder nicht, ist schwer zu entscheiden, auf jeden Fall entsprach sie dem Zeitgeist. Falls sie sich statt für Gurk für Asquin entschieden hätte, dann hätte nicht nur die politische Geschichte des slowenischen Raums höchstwahrscheinlich eine andere Entwicklung genommen, sondern auch der hiesige bischöfliche Besitz hätte anders ausgesehen. Denn bereits knapp dreißig Jahre nach seiner Gründung wurde Kloster Gurk aufgehoben, und zwar durch Erzbischof Gebhard von Salzburg wegen einer angeblich mit dem Benediktiner- 45 Siehe Hauptmann, Grofovi Višnjegorski (wie Anm. 34), die Karte auf S. 216. 46 Oltonis II. diplomata, hg. v. Tiilodor Sickel, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae II/1 (künftig MGH, D. O. II.) (München, 21980), Nr. 235. 47 MGH, DD. H. II. (wie Anm. 37), Nr. 346, 347. 48 MGH, DD. K. II. (wie Anm. 37), Nr. 32, 134. 4' MGH, D. Arnolf (wie Anm. 26), Nr. 138. 50 Hauptmann, Hema i Svetopuk (wie Anm. 34), S. 245, meinte irrtümlicherweise, dass Hemma mit Wilhelm I. verheiratet und dass der 1036 ermordete Wilhelm II. ihr Sohn gewesen sei; siehe Dopscu, Stifterfamilie (wie Anm. 34), S. 102 ff., besonders 104 ff. " Zu seiner Stelle in der Sippe Hemmas siehe Hauptmann, Grofovi Višnjegorski (wie Anm. 34), genealogische Tafel am Ende; Dopscu, Stifterfamilie (wie Anm. 34), S. 111 ff. 52 MHDC I (wie Anm. 35), Nr. 17. In der erhaltenen Form ist auch diese Urkunde zwar eine Fälschung aus der Zeit um 1170, die jedoch auf der Grundlage einer originellen Traditionsurkunde entstanden ist (ebd.). Heinrich Koller, Zur Vorgeschichte der Gurker Bistumsgründung, Carintlua I 161 (1971), S. 62 ff., vertritt dagegen die Auffassung, dass der Kult um Hemma als Stifterin des Klosters erst im späten 12. Jahrhundert entstanden sei. 53 Hauptmann, Hema i Svetopuk (wie Anm. 34), S. 245 ff. 54 MHDC 1 (wie Anm. 35). Nr. 27. orden unvereinbaren Lebensweise der dortigen Nonnen. Mit Erlaubnis von Papst Alexander II.54 und König Heinrich IV.55 gründete er an dessen Stelle 1072 ein Bistum.56 Dem neuen Bistum, dem er zunächst nicht einmal eine eigene Diözese, ebenso kein Kapitel und keine Zehenten gewährte und in dem er sich aufgrund päpstlicher und königlicher Erlaubnis das exklusive Recht vorbehielt, den dortigen Bischof zu wählen, einzusetzen und zu weihen, verlieh Gebhard als Stiftung die Güter des aufgehobenen Klosters, zu denen er jenen Besitz hinzufügte, den Salzburg bereits seit 864 in Gurk innehatte.57 Auf jeden Fall war Gebhards Beitrag zu seiner eigenen Stiftung im Vergleich zu den ausgedehnten Besitzungen des aufgehobenen Klosters sehr bescheiden. Der umfangreiche Besitz, den das Bistum Gurk im Hoch- und Spätmittelalter im slowenischen Raum hatte,58 war ehemaliger Klosterbesitz, der auf einem Eigenbesitz beruhte, der wiederum auf königliche Verleihungen zurückging. Auf eine völlig andere Weise erlangte seinen krainischen und istrischen Besitzungen das Hochstift Freising. Wie allgemein bekannt, sind die Anfänge des Freisinger Besitzes in Krain auf zwei Schenkungsurkunden des jungen Königs Otto II. vom Juni und November 973 für Bischof Abraham zurückzuführen.59 Aufgrund der ersten erhielt das bayerische Bistum das gesamte Seizacher Tal mit Bischoflack und dem westlichen Teil des Zeierfeldes bis zum Bach Safnitz (Žabnica),6" aufgrund der zweiten, die sich zum Teil mit der ersten deckte, wurde diesem Besitz der überwiegende Teil des Pöllander Tals hinzugefügt.61 989 verlieh Otto III. die Schenkung seines Vaters von November 973 aufs Neue bzw. bestätigte sie und definierte die Grenze des Freisinger Besitzes in Bischoflack in Richtung Zwischenwässern (Medvode) eingehender, wo er zwischen 983 und 989 königliches Land an einen gewissen Pribislav verlieh.62 1002, kurz nach seiner Inthronisierung, fügte Heinrich diesem Freisinger Besitz in Oberkrain noch das Gebiet von Stražišče bei Krainburg (Kranj) hinzu, welches das östliche Zeierfeld zwischen Lip-nica, Zeier und Save umfasste.63 Doch diese Schenkung war wesentlich durch die Klausel eingeschränkt, dass das Gebiet von Stražišče nach dem Tod von Bischof Gottschalk, der bereits 1005 eintrat, den Freisinger Domherren, also dem Kapitel, zufallen sollte.64 Das Bistum als ein vom Domkapitel getrenntes Besitzsubjekt, erwarb diesen Besitz zwischen 1024 und 1039 durch den " Heinrici IV. diplomata, hg. v. Dietric h von Gladiss, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae VI/ 1 (künftig MGH, D. H. IV.) (Hannover, 21978), Nr. 253 (DD. H. IV., Nr. 251, 252 sind Gurker Falsifikate!). 56 MHDC I (wie Anm. 35), Nr. 32. Siehe Heinz Dopsch, Hg., Geschichte Salzburgs. Stadt und Land 1/1 (Salzburg, 21983), S. 236 ff. 57 MGH, D. LD. (wie Anm. 28), Nr. 112; Koller, Gurker Bistumsgründung (wie Anm. 52), S. 55 ff., betrachtet diese Urkunde in seinem hyperkritischen Text als Fälschung. 58 Hans Pirchegger, Die Herrschaften des Bistums Gurk in der ehemaligen Südsteiermark, Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 49 (1956), S. 5 ff.; ders., Untersteiermark (wie Anm. 13), S. 213 ff. 5V Dazu Peter Štiii, Diplomatične in paleografske opombe k listinama Otona II. o podelitvi loškega ozemlja škofiji v Freisingu (DO II 47 in DO II 66), Zgodovinski časopis 51 ( 1997), S. 301 ff. 40 MGH, D. O. II. (wie Anm. 46). Nr. 47. 61 MGH, D. O. II. (wie Anm. 46), Nr. 66. 62 Ottonis III. diplomata, hg. v. Theodor Sickel, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae 11/2 (künftig MGH, D. O. lil.) (München, '1980), Nr. 58. 63 MGH, D. H. II. (wie Anm. 37), Nr. 32. 64 Eine ähnliche Klausel enthielt auch D. H. II., Nr. 67 (ebd.), mit der 1004 Heinrich II. dem Bistum Brixen den Besitz in Veldes verliehen hat. Siehe Peter Štiii, Prva omemba Bleda v pisanih virih. Listina kralja Henrika II. za briksenškega škofa Albuina z dne 10. aprila 1004 (D. H. II. 67), Bled 1000 let. Blejski Zbornik 2004 (Bled, 2004), S. 21. 65 Die Traditionen des Hochstifts Freising, II. Band (926-1283) (künftig TF II), hg. v. Theodor Bitterauf, Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, N. F., 5 (München, 1909), Nr. 1420. Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 10), S. 14 (und die Karte auf S. 15), kannte D. H. IL, Nr. 32 lediglich nach einem unvollständigen Regest in Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku III: 1001-1100, hg. v. Franc Kos, (Ljubljana, 1911), Nr. 9, das nicht die Klausel enthält, dass der Besitz Stražišče nach dem Tod Bischof Gottschalks, auf das Domkapitel übergehen solle und meinte daher irrtümlicherweise, dass das Domkapitel damals dem Freisinger Bischofden oberen Teil des Pöllandertals mit dem Gebiet von Sairach (Žiri) überlassen habe. Diese Auffassung trifft nicht zu, denn aus der Traditionsnotiz von 1024-1039 geht deutlich hervor, Tausch zurück, indem es dem Domkapitel einen anderen Besitz in Bayern überließ65 Erst dann konnte das Territorium um Stražišče und jenes auf dem östlichen Zeierfeld in die bischöfliche Herrschaft Bischoflack integriert werden. Auch die Exklave der Lacker Herrschaft in Lengenfeld (Dovje) oberhalb von Aßling ist wahrscheinlich durch einen Tausch mit dem Domkapitel in den Besitz der Bischöfe von Freising gelangt. Aus einer Freisinger Traditionsnotiz, die nur ungefähr in die zwanziger und dreißiger Jahre des 11. Jahrhunderts datiert werden kann,66 geht hervor, dass Graf Adalbero II. von Ebersberg67 damals der (Freisinger) Kirche der hl. Maria und des hl. Korbinian seinen Besitz in locö Lenginvuelt schenkte, das, wenn auch nicht unbedingt, als Lengenfeld,68 betrachtet werden kann.69 Der Empfänger dieser Schenkung war nicht der Bischof von Freising, wie Blaznik meinte,70 sondern der clerus venerabilium fratrum inibi servientium, was wiederum nur die dortigen Domherren sein konnten. Von ihnen muss dieser Besitz, der nicht groß gewesen sein kann (nach dem Urbar von 1160 zählte er nur 4 Huben),71 auf den Bischof von Freising übergegangen und in die Herrschaft Bischoflack inkorporiert worden sein. Auf der anderen Seite ist nicht auszuschließen, dass auch Lengenfeld aufgrund einer königlichen Schenkungsurkunde in den Freisinger bischöflichen Besitz inkorporiert wurde, dennoch scheint diese Möglichkeit weniger wahrscheinlich zu sein. Schumi bringt in seinem krainischen Diplomatarium einen sehr kurzen dass es sich um einen Tausch von jenem Besitz handelt, den das Domkapitel von Kaiser Heinrich II. in Krain erhalten hat {de rebus fratrum in comitatu Carnioia quicquid eisdem fratribus dono et largitate bom; memoria Heinrici imperatoris traditum erat), und das war predium Strasista. Auch Kosi, Razvoj meje cesarstva (wie Anm. 40), S. 50 und Anm. 48, irrt in seiner Interpretation der obigen Stelle der Traditionsnotiz in dem Sinne, dass die Schenkungsurkunde Heinrichs II. für den Kapitelbcsitz in Krain nicht bekannt sei und bringt ihn mit dem Freisinger Besitz in Unterkrain in Verbindung. Vgl. auch den Beitrag von Matjaž Bizjak in diesem Sammelband, Anm. 8. 66 TF II (wie Anm. 65), Nr. 1404, datiert 1022-1031; Gradivo III (wie Anm. 65), Nr. 85, datiert 1029-1045. 67 Dass es sich um den letzten Ebersberger handelte, zeigt vor allem die Tatsache, dass unter den Zeugen an erster Stelle Eparhart comes aufgezählt wird, der mit dem krainischen Markgrafen Eberhard von Ebersberg, dem Bruder Adalberos, gleichzusetzen ist. Siehe Franz Tyroller, Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter, in: Wilhelm Wegener, Hg., Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte (Göttingen, 1962-1969), S. 64 ff. und genealogische Tafel 2; Wilhelm Stürmer, Adelsgruppen im früh- und hochmittelalterlichen Bayern, Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 4 (München, 1972), S. 165 ff. In letzter Zeit stellte Walter Landi, Tra cognalio e agnatio. Sulla provenineza degli Udalrichingi di Bolza-no, conti di Appiano, Geschichte und Region/Storia e regione XI/2 (2002), S. 37 ff., die These auf, die - falls sie stimmt - auch für die slowenische Geschichte des 11. Jahrhunderts von großer Bedeutung ist. Demnach sei das Geschlecht der Ebersberger im Mannesstamm nicht 1045 mit dem Tod Adalberos II. ausgestorben. Die These wird durch weitere Untersuchungen auf ihre Richtigkeit geprüft, es kann jedoch bereits jetzt festgehalten werden, dass die Interpretation des Berichts in der Erbersberger Chronik über die Erbteilung nach Albero II. von Ebersberg im Jahre 1045 auf Schloss Persenbeug im heutigen Niederösterreich einer der kritischen Punkte sein wird. Die Erbteilung nahm ein tragisches Ende, ließ doch der Boden unter dem Gewicht der Anwesenden nach, und die vornehme Gesellschaft mit König Heinrich III. an der Spitze stürzte in das ein Stockwerk tiefer gelegene Schlossbad (Chronicon Eberspergense, hg. v. Wilhelm Arndt, MGH, Scripto-res 20 [Hannover, 1868), S. 14). Im Hinblick darauf, dass sich um das Erbe Adalberos II. von Ebersberg seine Witwe, zwei Schwestern und das Kloster Ebersberg bemühten, kann mit Recht geschlossen werden, dass die Familie ohne direkte männliche Nachkommen blieb (siehe Karl Brunner, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, österreichische Geschichte 907-1156 [Wien, 1994|, S. 184). 68 Siehe Milko Kos, Gradivo za historično topografijo Slovenije (za Kranjsko do leta 1500) I (Ljubljana, 1975), S. 118. " TF II (wie Anm. 65), Nr. 1404, hat Lengcnfeld im Inntal, während sich nördlich von Salzburg Lengfclden befindet, das z.B. 930 als Lenginuelderwähnt wird (Franz Martin, Salzburger Urkundenbuch I [Salzburg, 1910J, S. 146). Das Bistum Freising erwarb ferner schon 856 z.B. villam que dicitur Lenginueld quam veteres Alpuness-teti nominaverunt (Die Traditionen des Hochslifts Freising, 1. Band (744-926), hg. v. Theotor Bitterauf, Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, N. F., 5 [München, 19091, Nr. 758) in der Nähe von Teugen in Bayern. Außerdem befindet sich in Bayern noch ein Lengenfeld im Bezirk Landsberg. Pavle Blaznik, Freisinška županija Dovje, Zgodovinski časopis 9 (1955), S. 7; ders., Škofja Loka (wie Anm. 10). S. 14. 71 Blaznik, Urbarji freisinške škofje (wie Anm. 15), S. 128. Regest, der besagt, dass Kaiser Konrad II. am 9. Mai 1033 dem Hochstift Freising »das Amt Lengenfeld« verliehen habe." Die Urkunde ist nicht erhalten, sie soll sich einst im Archiv von Bischoflack befunden haben und wird im Verzeichnis der dortigen Archivalien von 1798 erwähnt, das 1852 von Klun veröffentlicht wurde.73 Doch über den Bestand dieser angeblich verloren gegangenen Urkunde können ernste Zweifel angebracht werden. Gegen diese kaiserliche Verleihung an das Hochstift von Freising spricht bereits der Umstand, dass dort ein Ebersberger Privatbesitz anscheinend überliefert ist, der auf denselben Empfänger übergegangen ist. Wenn Konrad ferner eine derartige Urkunde tatsächlich ausgestellt hätte, dann würde man erwarten, dass sie - so wie alle anderen Herrscherurkunden, darunter auch diejenigen, die sich auf den Freisinger Besitz in Krain bezogen - beim Empfänger, also im Archiv des Hochstifts Freising und nicht etwa im Archiv der Herrschaft aufbewahrt würde, was in einem krassen Gegensatz zu der üblichen Praxis steht. Außerdem würde man erwarten, dass die Urkunde, sollte sie bestehen, mindestens in einem der Freisinger Kopialbücher verzeichnet wäre, in die im 12. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts einzelne Herrscherurkunden für Freising mehrfach abgeschrieben worden sind.74 Bei dieser Urkunde war das nicht der Fall. Und schließlich kann man sich bei den Schenkungsurkunden, mit denen die Herrscher den Bistümern ganze Territorien verliehen, nur schwer eine solche vorstellen, deren Gegenstand ein so bescheidener Besitz gewesen sein soll, wie Freising ihn in Lengenfeld innehatte. Noch weniger transparent ist der Ursprung des Freisinger Besitzes in Unterkrain. Er wird das erste Mal in einem Zehentrecht-Abkommen zwischen dem Patriarchen von Aquileia und Bischof von Freising aus dem Jahr 1074 erwähnt, in dem Letzterer unter anderem dem Patriarchen zehn slawische Huben in Weinberg (Vinji vrh) oberhalb von Weißkirchen (Bela Cerkev) abtrat, deren Bau im selben Abkommen vereinbart wurde.75 Die nächsten Informationen über den Freisinger Besitz in Unterkrain erreichen uns erst seit dem Ende des 12. Jahrhunderts.76 Sie weisen auf einen relativ geschlossenen Besitz des Bistums im Tal der Radulja hin. Er umfasste den gesamten Flusslauf bis zur Mündung in die krainische Gurk, wo auch der 1251 zum ersten Mal erwähnte Freisinger Markt Gutenwerth (Otok pri Dobravi) lag.77 Das ursprüngliche Zentrum dieses Besitzes war anscheinend Schloss Stattenberg (Štatenberk), wo sich der Sitz des Landgerichts befand.78 Seine Funktion übernahm später das Schloss Klingenfels. Es wurde nach 1265 mit ausdrücklicher Erlaubnis des krainischen Landesherrn Ulrich von Spanheim errichtet,79 der dem Bistum im selben Jahr auch die landgerichtliche Gewalt über die dortigen Freisin- 72 Urkunden- und Regestenbuch des Herzogthums Krain (künftig UUK) I, hg. v. Franz Schumi (Laibach, 1882/ 3), Nr. 164. 73 V. F. Klun, Verzeichniß der aus dem vormals bischöflich freisingen'schen, nun staatsherrschaftlichen Archive zu Lak überkommenen Acten und Urkunden, Mittheilungen des Historischen Vereins fiir Krain 7 (1852), S. 59: »Donations- Instrument, ddo. 9. Mai 1033, vom Kaiser Conrad IL, betreffend das Amt Lcngenfeld.« 74 Über die Freisinger Kopialbücher, in welche auch alle vier oben erwähnten Herrscherurkunden für den Freisinger Besitz in Krain abgeschrieben wurden, sowie beide Herrscherurkunden, die sich auf lstrien beziehen (vgl. Anm. 94, 95), siehe Joseph Zahn, Die freisingischen Sal-, Copial- und Urbarbücher in ihren Beziehungen zu Österreich, AKÖGQ 26 (1861), S. 218 ff. 75 Codex diploinaticus Austriaco-Frisingensis (künftig CDAF) I, hg. v. Joseph Zahn, FRA 31 (Wien, 1871), Nr. 89. Die Urkunde ist auch vom diplomatischen Standpunkt von Interesse, handelt es sich doch um eine im Original erhaltene Siegeltraditionsnotiz in Form eines Zirographen. Eine Abbildung der Urkunde befindet sich in den Dokumenti slovenstva (Ljubljana, 1994), S. 54. 76 Siehe Blaznik, Freisinška dolenjska posest (wie Anm. II), S. 5 ff.; Sergij Vilfan, Lage und Struktur der freisingischen Herrschaften in Krain, in: Hubert Glaser, Hg., Hochstift Freising. Beiträge zur Besitzgeschichte (München, 1990), S. 357 ff. 77 Gradivo za slovensko zgodovino v srednjem veku VI/1: Listine 1246-1255, hg. v. France Baraga (Ljubljana, 2002), Nr. 137. 78 Vilfan, Lage und Struktur (wie Anm. 76), S. 358. 79 CDAF I (wie Anm. 75), Nr. 245. 80 CDAF I (wie Anm. 75), Nr. 244. 1257 hat bereits der Patriarch von Aquileia als formeller Markgraf von Krain dem Bischof von Freising das Landgericht auf den Freisinger Besitzungen in Oberkrain und Unterkrain auf Widerruf überlassen (CDAFl Nr. 188). ger Besitzungen überließ, von der er die schwersten Straftaten (Blutbann) ausnahm.80 Vor allem das (niedere) Landgericht verlieh dem Freisinger Besitz im Radulja-Tal den Charakter einer Territorialgrundherrschaft, die, so wie die Herrschaft Bischoflack in Oberkrain, in die Markgrafschaft bzw. in das Land Krain völlig integriert war.81 Der Besitz des Bistums am rechten, südlichen Ufer der Gurk hatte einen völlig anderen Charakter. Er erstreckte sich bis Schloss Preisegg (Prežek) am Fuße des Uskokengebirges (Gorjanci), das ursprünglich den Herren von Puchs gehörte und zu einem der Stützpunkte des dortigen Freisinger Besitzes wurde.82 Es handelt sich um einen verstreuten Besitz, der durch Schlösser, Höfe und Bauernhöfe charakterisiert wird, die das Bistum zu Lehen gab, während der Urbarialbesitz schwach vertreten war.83 Wenigstens für den Besitz an der Radulja nördlich der Gurk kann festgehalten werden, dass sein Ursprung in den königlichen Schenkungsurkunden zu suchen ist, mit denen Heinrich II. und Konrad 11. Hemmas Gemahl Wilhelm II. fürstlich beschenkten, der 1016 den gesamten königlichen Besitz an der Mirna84 und darauf 1025 noch den königlichen Besitz zwischen Gurk und Save erhielt.85 Auf diesen Ursprung weist auch die Tatsache hin, dass die dortigen Freisinger Landbesitznachbarn die hochadeligen Herren von Puchs bzw. Weichselburg (Višnja gora) waren, die zu Hemmas Verwandtschaftskreis gehörten, sowie das Bistum Gurk, das einst Hemmas Škrljevo in der Nähe von St. Ruprecht (Šentrupert) und Nassenfuß besaß.86 Für den Freisinger Besitz nördlich der Gurk kann mit Recht angenommen werden, dass er, so wie der Salzburger Besitz an der Save und Gurk auch, einst Hemma von Gurk gehörte. Weniger klar ist dagegen, ob er, so wie Reichenburg an Salzburg ging, bereits von Hemma selbst dem Hochstift Freising überlassen wurde, oder ob letzteres ihn später allein von ihrer Verwandtschaft erworben hat. Beides wäre möglich. In der Dotationstradition für die Benediktinerinnen in Gurk von 1043 überließ Hemma nämlich dem Kloster den gesamten Besitz, mit Ausnahme dessen, der in der Urkunde namentlich genannt wird und dessen, von dem sie sagt, dass sie ihn ausdrücklich anderen gewidmet hat, der jedoch nicht aufgezählt ist.87 Zu diesen unbekannten, jedoch ausdrücklich genannten Empfängern, könnte auch Freising gehören. Auf der anderen Seite könnte es ihn auch von den Puchs bzw. Weichselburg erhalten haben, die im Gurkgebiet umfangreichen Eigenbesitz mit zahlreichen Ministerialen hatten.88 Außerdem waren sie auch mit dem Hochstift Freising eng verbunden. Von ihm hatten sie schon seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Vogtei über Katsch in Oberösterreich,8' und - was für uns noch wichtiger ist - von ihm hatten sie Gutenwerth an der unterkrainischen Gurk zu Lehen.90 Hinsichtlich des viel stärker verstreuten " Vilfan, Lage und Struktur (wie Anm. 76), S. 353 ff. 12 Blaznik, Freisinška dolenjska posest (wie Anm. 11), S. 50 ff. Zur Geschichte von Preisegg vgl. auch DuSan Kos, Med gradom in mestom. Odnos kranjskega, siovenješlajerskega in koroškega plemstva do gradov in meščanskih naselij do začetka 15. stoletja, Zbirka ZRC 1 (Ljubljana, 1994), S. 35. 83 Blaznik, Fresinška dolenjska posest (wie Anm. 11), die Karte zwischen S. 48 und 49, die Karte zwischen S. 64 und 65. 84 MGH, D. H. II. (wie Anm. 37), Nr. 346. Die auf den ersten Blick unlogische Beschreibung der Grenzen der verliehenen Besitzungen wird erst dann verständlich, wenn man weiß, dass die in der Urkunde erwähnte Sotla nicht der gleichnamige Grenzfluss zwischen Slowenien und Kroatien ist, sondern der Bach Sotla, ein Nebenfluss der Mirna; siehe Hauptmann, Krain (wie Anm. 4), S. 365. 85 MGH, D. K. II. (wie Anm. 37), Nr. 32. 86 Blaznik, Freisinška dolenjska posest (wie Anm. 11), S. 6 ff.; Hauptmann, Krain (wie Anm. 4), S. 392; MHDC 1 (wie Anm. 35), Nr. 17/11, 58 (zu Škrljevo). 87 MHDC I (wie Anm. 35), Nr. 17/1. 88 Dazu zuletzt Andrej Komac, Formiranje deiele Kranjske in deielnega plemstva v času med 1150 in 1350, Diss., Filozofska fakulteta Univerze v Ljubljani, Typoskript, (Ljubljana, 2003), S. 128 ff. 89 Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark (künftig UBSt) I, hg. v. Josef Zahn (Graz, 1875), Nr. 413. 90 Gradivo VI/1 (wie Anm. 77), Nr. 228; Hauflmann, Krain (wie Anm. 4), S. 396. Dieses Freisinger Zentrum besaßen später als Lehen (oder durch gewaltsame Aneignung) auch die Erben und Nachfolger der Herren von Weichselburg: die Grafen von Andechs, die Babenberger, die Spanheimer, Ottokar II. Premysl und die Habsburger. Siehe: Gradivo VI/1 (wie Anm. 77), Nr. 137; Blaznik, Freisinška dolenjska posest (wie Anm. 11), S. 6 ff. und weniger urbarialen Freisinger Besitzes südlich der Gurk, vertritt Vilfan die Auffasssung, dass er andere Wurzeln habe. Einerseits in den Eroberungen des Grenzgebiets zu Kroatiens Ende des 12. Jahrhunderts, die eher einen kolonisatorischen als gewalttätigen Charakter hatten91 und an denen außer den Herren von Weichselburg und den Spanheimern auch das Hochstift Freising beteiligt war,92 andererseits aber in den Erwerbungen einer Gruppe der ursprünglich Weichselburger (Puchser) Ministerialen (benannt nach Reutenburg (Čretež), Wördl (Otočec), Gutenwerth, Nassenfeid (Mokro Polje), Preisegg, Zalog und die Cliauier, die Ottokar II. Pre-mysl als Erbe der ehemaligen Weichselburger Hinterlassenschaft 1254 dem Hochstift überließ.93 Etwa zur selben Zeit, wo die Freisinger Besitzungen in Unterkrain zum ersten Mal erwähnt werden, erhielt das Bistum eine Schenkungsurkunde von König Heinrich IV., mit der ihm 1067 »um der Verdienste des Bischofs Ellenhard willen« sieben namentlich genannte Dörfer mit Ku-bed an der Spitze im Hinterland von Koper in lstrien verliehen wurden.94 Das war die letzte Schenkungsurkunde des Königs für das Hochstift Freising, die sich auf einen Teil des slowenischen Territoriums bezog. Ellenhard (1052/53-1078), der aus dem Umkreis des kaiserlichen Hofes zum Bischofsamt gelangte und sich durch unerschütterliche Treue zu Heinrich IV. auszeichnete, erwirkte bereits 1062, dass König dem neugegründeten Kloster St. Andreas in Freising Fiskalgüter (nostri iuris proprietas ad flscum nostrum pertinentes) in Piran (Pirano) und Novigrad (Cittanova) verlieh.95 Das Kloster verband mit dem Hochstift Freising nicht nur die Lage auf dem Stadtberg, auf dem auch die Domkirche stand, sondern insbesondere Ellenhard, der das Kloster gestiftet und errichtet hatte, dem Heinrich IV. wegen »ergebener und treuer Dienste« Krongüter in beiden genannten Ortschaften verlieh. Unter deren Pertinenzen werden sogar Schiffe aufgezählt, von den Einnahmen, die aus dieser Schenkung fließen sollten, wird ausdrücklich gesagt, dass sie den Klosterbrüdern Lebensmittel und Kleidung sichern sollten. In den Rahmen des verliehenen königlichen Fiskus in Piran gehörte offensichtlich auch das dortige Bannrecht, das der Bischof von Freising vor dem Ende des 12. Jahrhunderts weiter verlieh.96 Sonst liegen über diesem mit zwei königlichen Schenkungsurkunden verliehenen Besitz keine weiteren Angaben vor, die von der grundherrschaftlichen Präsenz der Bischöfe von Freising auf der istrischen Halbinsel Zeugnis ablegen würden. Daher erwecken die beiden Schenkungsurkunden den Anschein, dass sie - wenigstens was den Grundbesitz anbelangt - tote Buchstaben auf dem Pergament geblieben sind und dass ungeachtet der Familieninteressen, die Ellenahrd vielleicht in lstrien hatte und auf welche Klebel hingewiesen hat,97 nie in die Praxis umgesetzt wurden. Ähnlich unrealisiert blieb in beinahe demselben Zeitabschnitt auch die Besitzverleihung Heinrichs von Eppenstein in und um Görz an das Bistum Brixen.98 " Siehe Kosi, Razvoj meje cesarstva (wie Anm. 40), S. 56 ff. 92 Vilfan, Lage und Struktur (wie Anm. 76), S. 359 ff. 93 Gradivo VI/1 (wie Anm. 77), Nr. 228; Komac, Formiranje dežele Kranjske (wie Anm. 88), S. 130 ff. 94 MGH, D. H. IV. (wie Anm. 55), Nr. 187. 9J MGH, D. H. IV. (wie Anm. 55), Nr. 93. Merkwürdigerweise wird diese Urkunde von Sergij Vilfan, Zur Struktur der freisingischen Herrschaften südlich der Tauern im Frühmittelalter, in: Günther Hödl - Johannes Graumayer, Hg., Karantanien und der Alpen-Adria-Raiim im Frühmittelalter 2. St. Veiter Historikergespräche (Wien-Köln-Weimar, 1993), S. 218, nicht erwähnt. 96 Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku V: 1201-1246, hg. v. Franc Kos - Milko Kos (Ljubljana, 1928), Nr. 250. Näheres zu dieser interessanten Urkunde im Beitrag von Darja Mihelič in diesem Sammelband. 97 Ernst Klebel, Über die Städte Istriens, in: Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, Vorträge und Forschungen 5 (Lindau-Kostanz, 1958), S. 58 ff. 98 Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen (künftig TB), hg. v. Oswald Redlich, Acta Tirolensia. Urkundliche Quellen zur Geschichte Tirols I (Innsbruck, 1886), Nr. 240. Zur Identität Heinrichs vgl. Heinz Dopsch -Therese Meyer, Von Bayern nach Friaul. Zur Herkunft der Grafen von Görz und ihren Anlangen in Kärnten und Friaul, Krain und lstrien, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 65 (2002), S. 351 ff. Dabei muss hinzugefügt werden, dass diese Identifikation auf der unbeweisbaren Prämisse beruht, dass der Heinrich der eben angerührten Traditionsnotiz identisch sei mit einem anderen Heinrich, der ebenso in den Brixner Traditionsnotizen erwähnt wird und eine gewisse Wezala zur Gemahlin hatte. Siehe Štih, Goriške študije (wie Anm. 18), S. 30 ff., 44 ff. Der Empfänger dieses Eppensteiner Erbbesitzes war der Brixner Bischof Altwin (1049-1097), ein Zeitgenosse Ebenhards und ebenso einer der treuesten Anhänger Heinrichs IV. Altwin erwarb sich, neben Albuin, die meisten Verdienste um die Bildung des Brixner territorialen Besitzkomplexes mit Zentrum in Veldes in Oberkrain." Von Heinrich IV. erhielt er 1063 für das Bistum einen ausgedehnten Waldbesitz auf der Jelovica am rechten Ufer der Wocheiner Save100 und 1073 noch das Jagdrecht unter den Karawanken am linken Ufer der Save.101 Was er nicht von der Krone erhielt, versuchte er von privater Hand zu erwerben. Durch Tausch, Schenkung, aber auch mit Gewalt arrondierte und erweiterte der Bischof planmäßig den dortigen Brixner Besitz, erwarb unfreie Mancipien und erweiterte seine Rechte. Von den großen Erfolgen, die das Bistum Brixen in Krain unter Bischof Altwin in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erzielte, zeugen zwei königliche Schenkungsurkunden und nicht weniger als sechsundvierzig Traditionsnotizen.102 Die Anfänge des Brixner Besitzes in Oberkrain reichen bekanntlich in das Jahr 1004, als Heinrich II. auf seinem Italienzug mit einer Schenkungsurkunde an den Bischof Albuin die Grundlagen für den Brixner Besitz im Raum Veldes gelegt hatte.103 Für einen Vergleich mit der benachbarten Herrschaft Bischoflack ist die Tatsache aufschlussreich, dass Freising damals bereits vier Herrscherdiplome für seine Besitzungen in Oberkrain vorweisen konnte. 1011 ergänzte Heinrich II. die Brixen gewidmete Schenkung aus dem Jahr 1004 durch die Verleihung der Burg von Veldes und des übrigen Agrarlandes, das die Krone zwischen den beiden Save-Quellfliissen besaß.104 1040 verlieh Heinrich III. dem Bistum Brixen mit zwei am selben Tag ausgestellten Schenkungsurkunden den gesamten königlichen Besitz samt Wald zwischen Feistritz im Osten und der Save im Westen105 sowie Wälder zwischen den beiden Save-Quellflüssen mit Zubehör und Rechten, die das königliche bannum subsummierte.106 Die Grundlage und den Rahmen des Brixner Territorialbesitzes in Oberkrain bildeten demnach nicht weniger als sechs Herrscherdiplome aus dem 11. Jahrhundert, sein endgültiges Gepräge erhielt er später durch zahlreiche private Traditionen. Als fünftes und letztes Bistum, das über einen großen Besitz im Gebiet des heutigen Sloweniens im Hochmittelalter verfügte, sei noch das Patriarchat von Aquileia erwähnt. Die Kirche von Aquileia gehörte zu den großen und bedeutenden Empfängern königlicher Schenkungsurkunden und Privilegien, die bis zu Karl dem Großen zurückreichen.107 Die großherzige Verleihung von Krongütern und Rechten an das Patriarchat von Aquileia, das zur Zeit des Zerfalls der karolingischen Reichsverfassung und deren Strukturen, der durch die Ungarneinfälle nur beschleunigt wurde, bei weitem die bedeutendste friaulische Institution war, schuf territoriale Vor-rausetzungen und Immunitätsgrundlagen für einen Aufstieg der Aquileier Kirche zum größten 99 Zum Bistum Brixen im behandelten Zeitraum sowie zur Rolle Albuins und Altwins in dessen Entwicklung vgl. Giusfppi; Albertoni, Die Herrschaft des Bischofs, Macht und Gesellschaft zwischen Etsch und Inn im Mittelalter (9.-11. Jahrhundert), Veröffentlichungen des Südtiroler Lamdesarchivs/Pubblicazioni dellarchivio pro-vinciale di Bolzano 14 (Bozen, 2003), S. 77 ff. 100 MGH, D. H. IV. (wie Anm. 55), Nr. 111. Zur Standortbestimmung der verliehenen Besitzungen vgl. Andrej Pleterski, Župa Bled. Nastanek, razvoj in prežitki. Dela 1. razreda SAZU 30 (Ljubljana, 1986), S. 117. 101 MGH, D. H. IV. (wie Anm. 55), Nr. 259. 102 Siehe TB (wie Anm. 98), s. v. Krain auf S. 355. Siehe auch Pleterski, Župa Bled (wie Anm. 100), S. 138 ff.; Gestrin, Bled (wie Anm. 12), S. 119 ff.; Albertoni, Herrschaft des Bischofs (wie Anm. 99), S. 131 ff., 153; Štih, Prva omemba Bleda (wie Anm. 64), S. 28 ff. 101 MGH, D. H. II. (wie Anm. 37), Nr. 67. Zu dieser Urkunde vgl. Štih, Prva omemba Bleda (wie Anm. 64). 104 MGH, D. H. II. (wie Anm. 37), Nr. 228. Die Urkunde, deren Faksimile bei Heinrich von Sybel - Theodor Sickel, Hg., Kaiserurkunden in Abbildungen, Lief. 6 (Berlin, 1885), Taf. 2, veröffentlicht wurde, ist auch in diplomatischer Hinsicht sehr interessant, handelt es sich doch um ein Blankett. 105 Heinrici Hl. diplomata, hg. v. Harry Bresslau - Paul Kehr, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae V (künftig MGH, D. H. III.) (Berlin, 21957), Nr. 22. 104 MGH, D. H. III. (wie Anm. 105), Nr. 24. 107 Siehe Peter Štih, »Villa quae Sclavorum lingua vocatur Goriza«. Studie über zwei Urkunden Kaiser Ottos III. Aus dem Jahre 1001 für den Patriarchen Johannes von Aquileia und den Grafen Werihen von Friaul (DD. O. III. 402 und 412) (Nova Gorica, 1999), S. 15. Grundbesitzer in Friaul und für die Erhebung des Patriarchen zum dortigen Landesfürsten.108 Mit der vermutlichen Ausnahme von Salzburg, das Pettau bereits im karolingischen Zeitalter erworben haben mag, war Aquileia das erste Bistum, das Besitz im heutigen slowenischen Gebiet erlangte. Vielleicht geschah das zum ersten Mal bereits 921, als Kaiser Berengar I. der Kirche von Aquileia das Kastell Puzuolum in Friaul mit dazugehörigem Besitz und Gerichtsbarkeit im Kreis von einer Meile überließ, das mit großer Wahrscheinlichkeit im Raum des späteren Aquileier Lehens und der Burg Duino lokalisiert werden kann.109 Zehn Jahre später folgte eine ähnliche Verleihung des Kastells in Muggia seitens des Königs Hugo von der Provence und seines Sohnes Lothar."0 Zusammen mit dem befestigten Ort erhielt der Patriarch auch den dazugehörigen Besitz samt Immunität und setzte somit einen ersten besitzlichen Schritt nach lstrien, wo er vor April 977 bereits Izola (Isola) erwarb. Damals bestätigte Otto II. bereits diesen Kauf vom späteren venezianischen Dogen Vitalis Candianus,1" dem es 972 von Otto I. geschenkt worden war."2 Durch die Erwerbung von Izola schloss Aquileia, das bereits Muggia besaß, Koper ein und griff bereits dort ein, lagen einige Pertinenzen von Izola doch innerhalb und außerhalb der Stadt Koper. Otto II. überließ ihm darüber hinaus noch die gesamte Steuer, die die Bürger von Izola für die Liegenschaften in Koper an das Ärarium entrichteten. Den bedeutendsten Schritt nach vorn im Rahmen seiner Erwerbspolitik in lstrien tat Aquileia zu Beginn des 12. Jahrhunderts, als ihm Ulrich II. von Weimar-Orlamünde'" mit seiner Gemahlin fast den gesamten allodialen Besitz überließ, den die Familie in lstrien akkumuliert hatte und dessen Kern 20 königliche Huben darstellten, die Ulrichs Vater und zugleich dem krainischen und istrischen Markgrafen 1064 von König Heinrich IV. verliehen worden waren."4 Durch diese fürstliche Privatschenkung von 1102 erlangte Aquileia nicht weniger als 11 Burgen und Kastelle im Gebiet zwischen Mirna (Quieto) und Dragonja, das Gebiet um Buzet (Pinguente) und mit Ausnahme von Roč mit Umland auch das gesamte Gebiet von Buzet bis zum Oberlauf der Raša (Arsa) östlich des Učka (Montemaggiore) und wurde somit der größte Grundbesitzer in lstrien."5 Nördlich davon, am Mittellauf des Isonzo (Soča), erweiterte die Kirche von Aquileia aufgrund der Schenkungsurkunde Ottos I. von 964 ihren Besitz an der Schnittstelle der friulani-schen Ebene und der Coglio (Goriška Brda) an der Burg Cormons,"6 die bereits seit dem 7. Jahrhundert ein Besitz von Aquileia war. Außerdem verlieh der Herrscher 967 Aquileia noch die Burg in Farra d'Isonzo, die den Übergang über die Isonzo beherrschte."7 Seinen ersten Besitz jenseits dieses Flusses erwarb das Patriarchat von Aquileia 1001, als Otto III. diesem die Hälfte des unteren Wippachtals verlieh."8 Die alte Auffassung, nach welcher das Patriarchat von Aquileia auch das obere Isonzo-Gebiet aufgrund derselben Schenkungsurkunde erworben haben soll, wo es später eine besondere Gastaldie einrichtete, trifft mit Sicherheit nicht zu."9 Es kann lediglich 108 Siehe Schmidinger, Patriarch und Landesherr (wie Anm. 7), S. 19 ff. 1091 diplomi di Berengario I, hg. v. Luigi Schiaparelli, Fonti per la storia d'ltalia 35 (Roma, 1903), Nr. 136. Zur Standortbestimmung vgl. Štih, Villa (wie Anm. 107), S. 121 und Anm. 46I; zu Duino als Aquileier Lehen aber Štiii, Grafen von Görz (wie Anm. 7), S. 52 und Anm. 263. I diplomi di Ugo e Lotario, di Berengario II e di Adalberto, hg. v. Luigi Schiaparelli, Fonti per la storia d'ltalia 38 (Roma, 1924), Nr. 28. 1,1 MGH, D. O. II. (wie Anm. 46), Nr. 154. 112 Conradi /., Heinricl I. et Ottonis 1. diplomata, hg. v. Theodor Sickel, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae (künftig MGH, D. O. I.) (München, 21980), Nr. 407. m Bzw. nach Landi, Tra cognatio e agnatio (wie Anm. 67), S. 56 ff., war das Ulrich II. von Ebersberg. Zur Landis These vgl. Anm. 67. 1,4 MGH, D. H. IV. (wie Anm. 55), Nr. 135. 115 UBK I (wie Anm. 72), Nr. 67. Siehe Štih, Grafen von Görz (wie Anm. 7), S. 163 und Anm. 1106. 116 MGH, D. 0.1. (wie Anm. 112), Nr. 271; Donata Degrassi, Cormons nel Medioevo (Monfalcone, 1996), S. 26. 117 MGH, D. O. I. (wie Anm. 112), Nr. 341. Zur Bedeutung von Farra d'Isonzo vgl. Štih, Villa (wie Anm. 107), S. 128 ff. "8 MGH, D. O. III. (wie Anm. 62), Nr. 402. 119 Diese Auffassung wurde bereits von Kos, Urbarji Slovenskega Primorja 1 (wie Anm. 6), S. 11 ff., zurückgewiesen, vgl. auch Štih, Villa (wie Anm. 107), S. 134 ff. festgehalten werden, dass das vor 1063/67 eingetreten sein muss, als Patriarch Rabinger in Tol-mein bereits ein Zehentabkommen mit Bischof Altwin von Brixen schloss,120 wobei nicht einmal klar ist, wann und aus welcher Hand Aquileia das Tolmeingebiet erhielt. Auf keinen Fall reichte der Aquileier Besitz um das Jahr 1000 über das Isonzogebiet hinaus Richtung Osten. Im Jahre 1040 öffnete Heinrich III. durch die Verleihung von 50 königlichen Huben in Zirknitz (Cerknica) und in den umliegenden Dörfern in Innerkrain dem Patriarchen den Weg nach Krain.12' Die Verleihung eines so großen Agrarlandes - es handelt sich um die größte Herrscherverleihung in Form von königlichen Huben im slowenischen Raum überhaupt122 - umfasste nicht nur das engere Gebiet von Zirknitz, sondern die Kirche von Aquileia kam dadurch in den Besitz eines viel umfangreicheren Territoriums, dessen Kern die Felder von Laas, Zirknitz und Planina (Alben) dargestellt haben müssen, die zusammen mit dem weitgestreckten Waldgebiet um den Schneeberg (Snežnik) und auf der Hochebene Bloke den Hauptkomplex des Aquileier Besitzes in Krain bildete.12' In dessen Rahmen nahm die große Herrschaft Laas eine besondere Stellung ein, die die Patriarchen sowohl zu Lehen gaben als auch unmittelbar verwalteten.124 An diesen auf königliche Verleihung zurückgehenden Besitzkomplex schloss sich im Westen Adelsberg (Postojna) an, das das Patriarchat, so wie Wippach (Vipava) auch, aufgrund des Andechser Erbes, also aus privater Hand erwarb.125 Dagegen ist die Herkunft des weiter gegen Westen gelegenen und nicht unbedeutenden Aquileier Besitzes am Karst unklar. Milko Kos vertritt zwar die Auffassung, dass es sich auch dabei um eine königliche Verleihung gehandelt habe,126 doch gibt es dafür keine Bestätigung, vielmehr weist der verstreute Besitz darauf hin, dass er eher schrittweise als auf einen Schlag erworben wurde. Einen solchen Schritt tat Graf Engelbert von Görz im Jahre 1150, als er infolge eines von ihm angerichteten Schadens dem Patriarchen 30 nicht näher genannte Hufen am Karst abtrat, was in jener Zeit nicht wenig war.127 Auch der arrondierte Besitz, den die Kirche von Aquileia im Grenzgebiet Krains Richtung Osten, nämlich im oberen Sanntal besaß,128 stammte aus privater Hand. Er war ursprünglich Bestandteil eines hochadeligen Allods, das die beiden Besitzer 1140 teils ihrer Stiftung, dem Kloster Oberburg (Gornji grad) widmeten, teils dem zweiten Mitstifter des Klosters, dem Patriarchen von Aquileia, schenkten.129 Auf jeden Fall ist von Interesse, dass die Urkunde Heinrichs III. von 1040 die einzige Herrscherurkunde ist, aufgrund deren Aquileia Besitz in Krain erwarb, und in dieser Hinsicht unterschied es sich wesentlich von Brixen und Freising. Dieses Manko kompensierte die Kirche von Aquileia auf gewisse Weise dadurch, dass Heinrich IV. ihr 1077 und darauf noch einmal 1093 die Markgrafschaft Krain verlieh,130 was bedeutete, dass der Patriarch von Aquileia krainischer 120 TB (wie Anm. 98), Nr. 183. 121 MGH, D. H. III. (wie Anm. 105), Nr. 19. 122 Über den Inhalt des Ausdrucks mansus regalis, der gewöhnlich als Maßeinheit kultivierten Landes im Umfang von circa 50 ha postuliert wird und anscheinend irreführend ist bzw. eine falsche Begriffsinterpretation darstellt, siehe Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, Studien und Forschungen aus dem Niederösterreischischen Institut für Landeskunde 28 (St. Pölten, 2000), S. 39 ff. 123 Gradivo V (wie Anm. 96), S. XLVI; Sergij Vilfan, Zemljiška gospostva, in: Gospodarska in družbena zgodovina Slovencev, Zgodovina agrarnih panog. II: Družbena razmerja in gibanja (Ljubljana, 1980), S. 116. 124 Siehe Okoliš, Lož (wie Anm. 19), S. 353 ff. 125 Kos, Urbarji Slovenskega Primorja 2 (wie Anm. 5), S. 53. 126 Ebd., S. 45. 127 MHDC III (wie Anm. 27), Nr. 918. Zum Vergleich soll erwähnt werden, dass diese Zahl mehr als 10% der Hufen bedeutete, die das Hochstift von Freising im selben Zeitraum in der gesamten Herrschaft Bischoflack besaß. Vilfan, Struktur südlich der Tauern (wie Anm. 95), S. 214 ff. 128 Siehe Ravnikar, Savinjska in Šaleška dolina (wie Anm. 3), S. 25 ff. 129 UBSt I (wie Anm. 89), Nr. 180. Zu dieser Urkunde vgl. Günther Bernhard, Die Stiftungsurkunde des Klosters Oberburg, MIÖG 108 (2000), S. 265 ff. 130 MGH, DD. H. IV. (wie Anm. 55), Nr. 296, 432. Zu diesen zwei Verleihungen vgl. Peter Štih, Patriarchi di Markgraf wurde samt Herrscherbann, Rechten und Einnahmen; als Dienstlehen fiel ihm auch der zentrale Ort der Markgrafschaft Krainburg zu.131 Da der Patriarch von Aquileia 1077 auch Graf in Friaul und für kurze Zeit auch in lstrien war,132 stand mindestens zeitweise auch ganz Westslowenien unter seiner gräflichen Hoheit. Demnach nahm die Kirche von Aquileia hinsichtlich der ihr zustehenden Rechte unter allen bischöflichen Grundbesitzern im slowenischen Gebiet die hervorragendste Stellung ein, vereinigte der Patriarch von Aquileia doch in seiner Person die Herrschaftsgewalt, die ihm aus dem Titel des Grundherrn, des lokalen Bischofs und des Markgrafen gebührte. Zum Schluss dieser mehr oder weniger lapidaren Übersicht kann festgehalten werden, dass die Grundlagen für den Grundbesitz der Bistümer im slowenischen Gebiet im Wesentlichen im Jahrhundert zwischen 970 und 1070 gelegt wurden, in einem Jahrhundert, in dem auch anderweitig das Fundament der Grundherrschaften geschaffen wurde und das somit eine Zeit der intensiven Feudalisierung des slowenischen Gebiets darstellt.133 Bezeichnenderweise gehörten sogar vier von fünf Bistümern, die einen Großgrundbesitz im slowenischen Raum hatten, zur bayerischen Kirchenprovinz. Darin ist dieselbe Vorgangsweise zu erkennen, der man auch beim weltlichen Adel begegnet. Wie der Ostalpen-Adria-Raum nach dem Ende der Ungarneinfalle zu einem Gebiet wurde, wo der bayerische Adel die Möglichkeit für seine Prosperität und Affirmation suchte und fand, und bald die führenden Stellungen sowohl im Besitz- als auch im Machtbereich bezog,134 so schlugen diesen Weg auch die bayerischen Bistümer ein, um sich im großen Kolonisationsraum von der österreichischen Donau bis zur slowenischen Save und sogar lstrien durchzusetzen. Die Präsenz des Bistums von Aquilieia als fünften Besitzinhaber im slowenischen Gebiet ist aufgrund der Tatsache, dass es die kirchliche Jurisdiktion über diesen Raum ausübte und dass es sich eigentlich um ein »heimisches« Bistum handelte, leicht zu verstehen. Der besagte Bischofsbesitz entstand sowohl durch die Verleihung von Krongütern als auch von Privatbesitzungen, wobei letztere mancherorts aus den ersteren herrührten. Doch Brixen und Gurk zeigen, dass der Bischofsbesitz auch nur auf die eine oder andere Form der Verleihung zurückzuführen ist. Vor allem, aber nicht ausschließlich, wurden gerade durch Verleihung von Krongütern Grundlagen geschaffen für die Entstehung großer, geschlossener bischöflicher Grundbesitzkomplexe, die sich auch zu Landgerichten entwickelten, wo die Bischöfe die Landgerichtsbarkeit ausübten. Bischöfe, die Krongüter in dem slowenischen Raum erhielten, etwa Albuin und Altwin aus Brixen, Abraham und Ellenhard aus Freising oder die Aquileier Patriarchen Poppo und Sigehard, waren in den meisten Fällen ausgezeichnete Vertreter ihrer Kirchen, die eine bedeutende Rolle auch im weiteren gesellschaftlichen und politischen Geschehen jener Zeit spielten. Durch Güter, die sie im Namen ihrer Bistümer erhielten, wurden ihre Treue, Loy- Aquileia come margraui della Carniola, in: Aquileia e il suo pairiarcato. Alti del convegno inlernazionale di studio, hg. v. Sergio Tavano, Giuseppe Bergamini, Silvano Cavazza (Udine, 2000), S. 369 ff. 131 Wenigstens wurde Krainburg später zusammen mit der markgräflichcn Hoheit über Krain verliehen. Die Kärntner Geschichtsquellen 1202-1262, hg. v. August Jaksch, MHDC IV/1 (Klagenfurt, 1906), Nr. 2761. 132 MGH, DD. H. IV. (wie Anm. 55), Nr. 293, 295. 133 Siehe Vilfan, Zemljiška gospostva (wie Anm. 123), S. 111 ff. 134 Siehe z.B. Heinz Dopsch, Die steirischen Otakare. Zu ihrer Herkunft und ihren dynastischen Verbindungen, in: Das Werden der Steiermark. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum, hg. v. Gerhard Pferschy, Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs 10 (Graz, 1980); Friedrich Hausmann, Die steirischen Otakare, Kärnten und Friaul. Besitz, Dienstmannschaft, Ämter, ebd.; ders., Carinziani e stiriani in Friuli, in: II Friuli dagli Ottoni agli Hohenstaufen. Alti del convegno inlernazionale di studio, hg. v. G. Fornasir (Udine, 1983); Gerald Ganser, Die Mark als Weg zur Macht am Beispiel der »Eppensteiner«, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 83 (1992), 85 (1994): Therese Meyer - Kurt Karpf, Herrschaftsausbau in Südostalpenraum am Beispiel einer Bayerischen Adelsgruppe. Untersuchungen zum Freisinger Vizedom Adalbert, zur Herkunft der Eursaburger in Bayern, der Grafen von Tirol und der Grafen von Ortenburg in Kärnten, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 62 (2000); Dopsch - Meyer, Von Bayern nach Friaul (wie Anm. 98); Peter Štiii, Dve novi notici za najstarejšo zgodovino Ljubljane, Zgodovinski časopis 56 (2002). alität, Dienste u.a.m. belohnt. Konkrete Gründe für die Verleihung bestimmter Königsgüter an die Bischöfe werden in den Urkunden üblicherweise nicht angeführt, vielmehr ist allgemein von treuen Diensten, Verdiensten und ähnlichen Topoi die Rede. Dessenungeachtet sind die Gründe für einige Verleihungen sehr durchsichtig: Albuin erhielt etwa die erste Schenkungsurkunde für den Besitz in Veldes als Belohnung dafür, dass er Heinrich II. auf seinem Italienzug den Brennerpasstraße freimachte, den im Eisacktal das Bistum Brixen kontrollierte, während etwa Patriarch Sigehard von Aquileia, sonst ehemaliger Kanzler des Königs, die gräfliche Hoheit über Friaul, Istrien und Krain auf der Rückkehr Heinrichs IV. von Canossa erhielt, als letzterer schnellstmöglich seine stark erschütterte Stellung zu festigen suchte. Es steht fest, dass hinsichtlich der Entstehung und Anfänge des bischöflichen Besitzes im slowenischen Raum noch viele Frage offen bleiben, die in der vorliegenden Übersicht nicht einmal angeschnitten, geschweige denn beantwortet werden konnten. Organisation und Struktur des bischöflichen Besitzes, der Rechte und Machtbefugnisse der Bischöfe auf ihren Territorien und folglich die Frage ihrer Teilnahme an den gegebenen politischen Umständen, der bischöfliche Besitz und die Einführung des Hubensystems sowie der Kolonisation, die Rolle des bischöflichen Besitzes beim Ausbau der landesfürstlichen Positionen des Hochadels, die Stellung dieser Besitztümer innerhalb der gesamten Besitzmasse des einzelnen Bistums, ihre Verkehrs-, Handels- und allgemeine Wirtschaftslage, ihre geschichtliche Entwicklung und die allmähliche Desintegration usw. - das sind nur einige rasch hingeworfene Fragen, die einer weiteren, komplexeren und vergleichenden monographischen Studie bedürften, die zu besserem Kenntnisstand und Verständnis der slowenischen mittelalterlichen Geschichte beitragen würde. Aus dem Slowenischen von Niko Hudelja DIE ANFÄNGE DES BRIXNER STREUBESITZES IN KRAIN IM 10. UND 11. JAHRHUNDERT VON GIUSEPPE ALBERTONI 1. Bischof Albuin (977-1006) und die Anfange des Brixner Besitzes in Krain Im April 1458 kam der Brixner Bischof Nikolaus von Kues ad Castrum Vels (Veldes/Bled), im heutigen Solwenien, wo seine Kirche seit mehr als vierhundert Jahren wichtige Güter und Rechte besaß.1 In schwierigen Zeiten, als die Brixner Ansprüche nicht nur in Krain umstritten waren, wollte Cusanus durch seine Visitation des Tales Vochin (Wochein/Bohinj) die Rechte seines Stiftes symbolisch betonen. Convocatis omnibus ex valle erzählte er nach der heiligen Messe die Geschichte der Erwerbung der Herrschaft Veldes (historiam donacionis dominii Vels renovavi-mus).2 Um auch eine ewige Erinnerung an seine Visitation zu versichern, schrieb Cusanus danach eine Aufzeichnung seines Besuches auf einer Seite der Brixner Traditionsbücher, in denen die Erwerbungen der Brixner Bischöfe seit dem 11. Jahrhundert sorgfaltig eingetragen wurden.1 Die historia, die Cusanus in Veldes »renoviert«, fing am 10. April 1004 an, als Heinrich II. das prae-dium quod dicitur Veldes an Bischof Albuin übertrug.4 Die erste Nachricht über Bischof Albuin findet sich in einer nicht datierten Notiz der Brixner Traditionsbücher, wo berichtet wird, daß ein junger Diakon namens Albuin in der Amtszeit Bischof Richberts (955-975) von seiner Mutter Hildegard das praedium quod dicitur Stein im Jauntal, im heutigen Kärnten, mit acht slawischen Huben und aliud praedium, das sich vom Bach Vellach (Grimach) bis in die Gegend des Klopeincr und des Gösseldorfer Sees erstreckte, bekam.5 Einige Jahre später wurde Albuin der Nachfolger Bischof Richberts. Mit ihm begann In diesem Beitrag habe ich einige Teile meines Buches Die Herrschaft des Bischofs. Macht und Gesellschaft zwischen Etsch und Inn im Mittelater (9,-II. Jahrhundert), Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs -Pubblicazioni dell'Archivio della Provincia di Bolzano 14 (Bozen, 2003) überarbeitet. Für eventuelle sprachliche Unkorrektheiten möchte ich mich beim Leser entschuldigen, da ich den Artikel nicht in meiner Muttersprache verfasst habe. 1 Zu Cusanus und Krain siehe: Wilhelm Baum, Cusanus als Anwalt der Brixner Kirche in Kärnten und Krain, Der Schiern 55 (1981), S. 385-99; ders., Deutsche und Slowenen in Krain. Eine historische Betrachtung (Klagenfurt, 1981) und ders., Nikolaus Cusanus in Tirol. Das Wirken des Philosophen und Reformators als Fürstbischof von Brixen (Bozen, 1983). 2 Staatsarchiv Bozen, Bischöfliches Archiv Brixen, Codex 146 (Uber traditionum) f. 174', druck in: Wilhelm Baum - Raimund Senoner, Hg„ Nikolaus von Kues. Briefe und Dokumente zum Brixner Streit, Bd. 2, Nikolaus von Kues als Seelsorger. Briefe. Denkschriften (1453-1458) (Klagenfurt, 2000), S. 284 und Nicolaus cardinalis Sancti Petri episcopus Brixinensis manu proprio. Scritti autografl di Nicolö Cusano - Handschriften des Nicolaus Cusanus, Ministero per i Beni e le Attivitä culturali - Archivio di Stato di Bolzano (Bozen, 2001), S. 14-5, mit Abbildung der Handschrift. 3 Staatsarchiv Bozen, Bischöfliches Archiv Brixen, Codices 139 und 146 (Uber traditionum) (wie Anm. 2). Edition: Oswald Redlich, Hg. Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen vom zehnten bis in das vierzehnte Jahrhundert, Acta Tirolensia 1, (Innsbruck, 1886) [künftig zitiert als TB]. Zu den Brixner Traditionen und ihrer Edition siehe: Giuseppe Albertoni, I Libri traditionum dei vescovi di Sabiona-Bressanone. Alcune rifles-sioni su una fönte particolare, in: / registri vescovili nell'ltalia settentrionale (secoli XII-XV). Atti del Convegno di Studi (Monselice, 24-25 novembre 2000), hg. v. A. Bartoli Langeli und A. Ricon, Italia Sacra. Studi e documenti di storia ecclesiastica 72 (Roma, 2003), S. 251-68. 4 Heinrici II. etArduini diplomata, hg. v. Harry Bresslau, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae III (künftig MGH, DD. H. II.) (München, 31980), Nr. 67 (1004 IV 10). s TB (wie Anm. 3) Nr. 5 (vor c. 975). Zu dieser Schenkung und zu dem Besitz des Brixner Hochstiftes im Ostalpenraum siehe Christian Lackner, Der Besitz des Hochstiftes Brixen in Kärnten und Steiermark, Disser- eine neue Politik der Stärkung des Bistums, die er vor allem auf persönlichen und dynastischen Beziehungen aufbaute. Albuin gehörte zur Sippe der Aribonen, die einen erheblichen Teil des nordöstlichen Alpenraumes kontrollierte.6 Er vesuchte selbst durch gezielte Besitzerwerbungen und gestützt auf seine mächtige Verwandtschaft und seine Nähe zum sächsischen Herrscherhaus seine Position zu stärken. 977 nahm er wahrscheinlich an Ottos II. Strafaktion gegen Heinrich »den Zänker« und Herzog Heinrich von Kärnten teil. In diesem Zusammenhang erlangte Albuin von Otto II. am 8. September 977 die umfangreiche, am südlichen Wörtherseeufer gelegene ctirtis Ribniza (Reifnitz).7 Diese Schenkung zeigt Albuins Interesse, seine Position in jener Gegend zu stärken, in der seine Familie ihren Besitzschwerpunkt hatte. 979 erlangte der Bischof eine weitere Bestätigung von Gütern, die er selbst schon früher als Lehen erhalten hatte: die wirtschaftlich wie militärisch bedeutende curtis Fillac (Villach) mit einem castellum und einer Kirche.8 Seine herrscherfreundliche Haltung bewahrte der Bischof auch unter Heinrich II., dem er vom Augenblick seiner Krönung an treu zur Seite stand. Gunstbezeugungen ließen nicht lange auf sich warten. Bereits im November 1002 schenkte ihm Heinrich II. eine wichtige curtis in Regensburg.9 Der auf diese Weise entstandene Besitzkomplex im Raum des Vororts des Herzogtums Bayern sollte über Jahrhunderte zum Bistum gehören. Die Schenkung dieser curtis scheint außerdem die These von einem lehnrechtlichen Verhältnis Albuins zu Heinrich II. zu erhärten. Albuin wird im entsprechenden Diplom als Getreuer (fidelis) bezeichnet, der ergebene Gefolgschaft (devotum obsequium) geleistet hat.10 Die engen Beziehungen zwischen König Heinrich II. und Bischof Albuin wurden zwei Jahre später von einer neuen wichtigen Schenkung bestätigt, die das schon erwähnte praedium Veldes betraf." Diese Schenkung fiel in eine wichtige Phase der königlichen Politik. Im April 1004 zog der deutsche König nämlich zum ersten Mal nach Italien, wo sich nach Ottos III. Tod Arduin von Ivrea als König durchsetzte.12 Am 15. Mai empfing er in Pavia die langobardische Königs- tation zur Erlangung des Doktorgrades, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Typoscript (Innsbruck, 1984), S. 1-8 und Giuseppe Albertoni, Die Herrschaft des Bischofs. Macht und Gesellschaft zwischen Etsch und Inn im Mittelater (9.-11. Jahrhundert), Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs - Pubblicazioni dell'Archivio della Provincia di Bolzano 14 (Bozen, 2003), S. 91-7. 6 Zu Albuins Herkunft siehe Albertoni, Die Herrschaft (wie Anm. 5), S. 92; zu den Aribonen siehe: Gertrud Diepolder, Die Herkunft der Aribonen, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 27 (1964), S. 74-119; Heinz Dopsch, Die Aribonen - Stifter des Klosters Seeon, in: Kloster Seeon. Beiträge zu Geschichte, Kunst und Kultur der ehemaligen Benediktinerabtei, hg. v. Hans von Malottki (Weißenhorn, 1993), S. 55-92; Wilhelm Störmer, Die Aribonen, in: LMA 1 (München-Zürich, 1980), S. 930. 7 Ottonis II. diplomata, hg. v. Theodor Sickel, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae II/1 (künftig MGH, DD. O. II.) (Berlin, M980), Nr. 163 (977 IX 8). 8 MGH, D. O. II. (wie Anm. 7), Nr. 205 (979 X 15). 9 MGH, DD. H. II. (wie Anm. 4), Nr. 27 (1002 XI 16) und 31 (1002 XI 24). 10 MGH, D. H. II. (wie Anm. 4), Nr. 27 (1002 XI 16): [. . .] nos ob interventum devotumque obsequium fidelis nostri Sabienensis venerabili episcopi Albuuini 1. . .]. " MGH, D. H. II. (wie Anm. 4), Nr. 67 (1004 IV 10). Zu dieser Schenkung siehe: Peter Štih, Prva omemba Bleda v pisnih virih. Listina kralja Henrika II. za briksenškega škofa Albuina z dne 10. aprila 1004 (D. H. II. 67), in: Bled tisoč let. Blejski zbornik 2004 (Radlovlijca, 2004), S. 7-34 und Walter Bonell, Kaiser Heinrich II. und seine Schenkungen an die Kirche von Brixen, Der Schiern 57 (1983), S. 348-59. Zur Geschichte der Brixner Siedlung in Krain siehe: Andrej Pleterski, Zupa Bled. Nastanek, razvoj in preiitki, Dela 1. razreda SAZU 30 (» Dela Inštituta za Arheologijo 14) (Ljubljana, 1986) und Wilhelm Baum, Die Kirchen von Freising und Brixen, die Grafen von Görz und die Entstehung der deutschen Sprachinseln in Friaul und Slowenien, Der Schiern 54 (1980), S. 428-40; ders.. Die Brixner Kolonie Deutsch-Gereuth bei Veldes in Oberkrain, Der Schiern 55 (1981), S. 42-4; Elisabeth Goller, Die Herrschaft Veldes 1641 bis 1803, Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Typoscript (Innsbruck, 1984); Anton Rabensteiner, Die Herrschaft Veldes: 1500-1641 Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Typoscript (Innsbruck, 1977). Zu dem Brixner Besitz im Ostalpenraum siehe auch Lackner, Der Besitz (wie Anm. 5). 12 Zur Politik Heinrichs II. im Jahr 1004 siehe: Stefan Weinfurter, Heinrich II. (1002-1024). Herrscher am Ende der Zeiten (Regensburg, 1999), S. 230-1. Zur Lage des Regnum italicum zur Zeit Arduins siehe: Vito krone. Gleich danach kehrte er wieder nach Deutschland zurück, um seinen Feldzug gegen den polnischen Herzog Boleslaw I. Chrobry wiederaufzunehmen.13 Gerade die Verstärkung der Rolle des deutschen Königs in Italien und in der Sclavinia stand wahrscheinlich im Hintergrund der Schenkung des praediums Veldes, die am 10. April 1004 in Trient stattfand. Trient diente damals dem Heer Heinrichs II. als Stützpunkt auf dem Kriegszug gegen den italischen König Arduin von Ivrea. Dort schloß wahrscheinlich Heinrich II. mit seinen Anhängern eine Gebetsverbrüderung.14 Unter diesen Anhängern waren auch die Erzbischö-fe Heribert von Köln und Hartwig von Salzburg, die Bischöfe Udalrich von Chur, Gottschalk von Freising, Burchard von Worms und, natürlich, der treue Albuin, der in diesem Kontext das praedium Veldes empfing. Mit dieser Schenkung konnte Heinrich II. die Beziehungen zu Brixen festigen und sich damit die Kontrolle über die Verbindungswege zwischen dem Regnum teutoni-cum und dem Regnum italicum sichern. Gleichzeitig konnte er auch seine »Ostpolitik« mit der Mitbeteiligung eines treuen Alliierten unterstützen. Laut Schenkungsurkunde stand das praedium quod dicitur Ueldes in pago Creina, in dem Amtsbezirk des Grafen Waltilo.15 Leider wurden seine Ausdehnung und seine Grenzen nicht genau beschrieben; wir wissen nur, daß es sich um ein umfangreiches Gut, das der gräflichen Gewalt entzogen wurde,16 mit Kirchen, Kastellen, Gebäuden, Hörigen und Jagd- und Forstrechten17 handelte. Die Brixner Kirche in honore sancti Ingenuini confessoris et Cassiani martyris constructa bekam das praedium, aber nicht den dazugehörigen Zehnten, der zur Zeit Albuins den fratres sancti Ingenuini - also dem Domkapitel - überwiesen und nur nach dem Tode des Bischofs unter das Domkapitel und die bischöfliche Kirche verteilt werden sollte.18 1011 ergänzte und bestimmte Heinrich II. die Brixner Besitze und Rechte in Krain näher, als er nach Pfingsten eine neue Schenkung zugunsten des Eisacktaler Bischofssitzes in Regensburg machte. Der Empfänger war jetzt der neue Bischof Adalbero (1006-1017), der auch ein treuer Parteigänger des Königs war.19 In seinen Beziehungen zum Reich folgte er den Spuren seines Vorgängers. In diesem Kontext erhielt er am 22. Mai 1011 von dem König das wichtige castellum Veldes und dreißig Königshufen zwischen der Wurzener und der Wocheiner Save (Sava Bohinjka), also in der unmittelbaren Umgebung des praedium Veldes.10 Auch in diesem Fall wird erklärt, daß die Güter in pago Creina waren, das damals in comitatu Ödalrici war. Dieser Ödalricus war Ulrich »von Fumagalli, II Regno italico, Storia d'ltalia diretta da Giuseppe Galasso 2 (Torino, 1978), S. 207-13 und Luigi Provero, Lltalia dei poteri locali. Secoli X-Xll (Roma, 1998), S. 28-30. 13 Siehe Weinfurter, Heinrich II. (wie Anm. 12), S. 213-16. 14 Zu dieser gegenseitigen Gebetshilfe ist die Forschung gespaltet. Siehe dazu: Gerd Althoff, Gebetsgedenken für Teilnehmer an Italienzügen. Ein bisher unbeachtetes Trientner Diptychon, Frühmittelalterliche Studien 15 (1981), S. 36-7; Johannes Fried, Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024 (Berlin, 1998), S. 764, Weinfurter, Heinrich II. (wie Anm. 12), S. 231. 15 MGH, D. H. II. (wie Anm. 4), Nr. 67 (1004 IV 10): [...] quoddam nostri iuris praedium quod dicitur Ueldes, situm in pago Creina nominato in comitatu Uuatilonis supra diclo nomine id est Creina vocitato [. . .]. " Ibid.: [. . .] comitibus sive aliquibus iudicariis personis de publica destricto praeter licentiam episcopi nihil se intromittentibus [. . .]. 17 Ibid.: |. . .] cum omnibus suis pertinenliis, id est aecclesiis caslellis aedißciis mancipiis utriusque sexus terris cultis et incultis silvis venationibus pratis pascuis sive compascuis aquis aquarumque decursibus molendinis pisca-tionibus viis et inviis exitibus et reditibus quesitis et inquirendis seu omnibus que dici vel nominari possunt iuste et legaliter ad supra dictum praedium pertinenlibus (. . .]. 18 Ibid.: |. . .) eo videlicel tenore ut, cuncta decimatione ad opus fratrum sancto Ingenuino servientium reservata, supra diclo episcopo usque ad finem vitae sitae secundum suam dispositionelli alia cuncta deserviant, post finem vero vitae suae lercia pars supradicti praedii ad usum fratrum proprie pertineat, reliquie vero due partes episcopo-rum istius venerabilis viri Albuuini successorum potestati subiaceat. [. . .]. 19 Adalbero stammte wahrscheinlich aus einer bayerischen Adelsfamilie; leider wissen wir sehr wenig über seine Herkunft und Tätigkeit. Siehe dazu Albertoni, Die Herrschaft (wie Anm. 5), S. 96-7. 20 MGH, D. H. II. (wie Anm. 4), Nr. 228 (1011 V 22): |... | castellum Veldes vocatum regalesque mansos XXX in pago Creina in comitatu Ödalrici sitos, videlicel inier diios fluvios maioris et minoris Sovva [. . .]. Sempt-Ebersberg«, Markgraf in Krain.21 Mit dieser zweiten Schenkung verfügten die Brixner Bischöfe über einen relativ kompakten Krainer Güterkomplex. Wie in Stein und in Villach besaßen sie ein wichtiges praedium mit einem castellum, das die Funktion eines caput curtis hatte, und mehrere mansi, die um das praedium zerstreut waren.22 Daß alle diese Güter aus dem königlichen Besitz stammten und daß eine Burg zum Kristallisationspunkt dieser Entwicklung wurde, ist ein klarer Hinweis auf die Organisation der Güter von Anfang an nach Art einer Grundherrschaft.2' Diese war zunächst auf die einzelnen Besitzungen beschränkt, dehnte sich aber mit der Zeit auch auf das Umland aus. 2. Bischof Poppo (1039-1048) und die Verstärkung der Brixner Herrschaft in Krain Nach der zweiten Schenkung von Heinrich II. blieb der Brixner Besitz in Krain für fast 30 Jahre unverändert. In dieser Zeitspanne festigten die Brixner Bischöfe dank der Übertragung an Bischof Hartwig der einst Weif II. anvertrauten Grafschaft Norital (1027) ihre Position im Ei-sacktal und in dem benachbahrten Raum.24 Über diesen Bischof, der der Familie der Sighardin-ger entstammte, ist vor der Übertragung der Grafschaft nur wenig bekannt.25 Er tritt lediglich in acht schwer datierbaren Traditionsnotizen auf.26 Sie betrafen Schenkungen, die bereits vorhandenen Grundbesitz im späteren Osttirol, im Eisacktal und in Bayern vermehrten. Nur ab den Virziegerjahren des 11. Jahrhunderts begannen die Brixner Bischöfe ihre herrschaftliche Position auch in Krain wieder zu festigen. Es geschah zur Zeit Bischofs Poppo, aus der mit den Aribonen verwandten Adelsfamilie der Pilgrimiden, der 1039 zum neuen Brixner Bischof gewählt wurde.27 Die Hintergründe dieser Wahl sind kaum bekannt. Mit Sicherheit pflegte Poppo ausgezeichnete Kontakte zu den Saliern und nahm an mehreren Kriegszügen Heinrichs III. teil. Gleichzeitig zählte er auch zu den Vorkämpfern der von Heinrich III. unterstützten kirchlichen Reformbewegung. Der Brixner Bischof leistete nicht nur militärischen Beistand, sondern unterstützte auch konsequent alle Forderungen Heinrichs III. Wegen seiner besonderen Kaisertreue wurde er als Damasus II. sogar zum Papst gewählt. Schon am Anfang seiner erfolgreichen Karriere erwarb Poppo dank königlicher Schenkungen neue, wichtige Güter und Rechte. Am 16. Jänner 1040 bestätigte ihm Heinrich III. die Grafschaftsübertragung von 1027 samt allen Besitzungen der Brixner Kirche im Eisacktal.2* Am gleichen Tag erwarb er durch zwei verschiedene Schenkungen neue Besitze auch in Krain. Mit einer ersten Schenkung übertrug Heinrich III an die ecclesia in honorem saneti Cassiani martyris constructae ein neues, umfangreiches praedium, das an der einen Seite an das praedium Veldes, an der anderen Seite an den Fluß Feistritz (Tržiška Bistrica) und einen Wald, die Silva Leschach 21 Karl Brunner, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, Österreichische Geschichte 907-1156 (Wien, 1994), S. 167. 22 Wie schon erwähnt, bekam Albuin vor c. 975 von seiner Mutter Hildegard das praedium quod dicitur Stein (TB [wie Anm. 3|, Nr. 5); 993-1000 c. verglich er sich mit seinem Bruder Aribo um das castellum Stein (TB Nr. 28); 995-1000 c. schenkte er das praedium Stein seiner Kirche (TB Nr. 30). Am 15. Oktober 979 erlangte er von Kaiser Otto 11. die Bestätigung von der curtis Fillac (Villach) mit einem castellum cum aecclesia inibi constructa. Siehe: MGH, D. O. II. (wie Anm. 7), Nr. 205 (979 X 15). 21 Als »klassische« Fallstudie zur Rolle der castra für die Entwicklung einer Grundherrschaft siehe: Pierre Toubert, Da IIa terra ai castelli. Paesaggio, agricoltura e poteri nell'ltalia medievale (Torino, 1995), S. 44-98. 24 Conradi II. diplomata, hg. v. Harry Bresslau, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae IV (künftig MGH, DD. K. II.) (München,J1980), Nr. 103 (1027 VI 7). Zu dieser Schenkung siehe Herwig Wolfram, Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche (München, 2000), S. 132, und die dort zitierte Literatur. 25 Zu Hartwig siehe Albertoni, Die Herrschaft (wie Anm. 5), S. 97-9. 26 TB (wie Anm. 3), Nr. 65-72 (1022-1039). 27 Zu Poppo siehe Albertoni, Die Herrschaft (wie Anm. 5), S. 125-7. 28 Heinrici III. diplomata, hg. v. Harry Bresslau - Paul Kehr, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae V (künftig MGH, DD. H. III.) (München, "1993), Nr. 23 (1040 I 16). (Lese), grenzte.29 Mit der zweiten Schenkung bekam Poppo einen aus königlichem Besitz stammenden Wald (nostri iuris saltum), der zwischen der Wurzener (Sava Dolinka) und der Wocheiner Save lag und der vom König »geforstet wurde« (forestavlmus et banni nostri districtu circum-vallavimus).30 Der Wald wurde also in eine Forst (forestum) umgestaltet, in der nur die Brixner Bischöfe das Jagdrecht (potestatem venandi) ausüben konnten.31 Heinrich III. verstärkte also beträchtlich nicht nur den Güterkomplex, sondern auch die herrschaftliche Rolle der Brixner Bischöfe in Krain. Wegen seiner Wahl zum Papst und seines plötzlichen Todes konnte Poppo die Güter und Rechte seines Stiftes im Ostalpenraum nicht weiter ausdehnen. Der Weg, den er vorgezeichnet hatte, wurde aber in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts von seinem Nachfolger, dem Bischof Altwin, vollendet.32 3. Bischof Altwin (1049-1097) und die Ausdehnung des Brixner Streubesitzes Nicht nur in Krain trieb Altwin die von Albuin und Poppo begonnene Politik auf die Spitze. Er konnte das Bistum durch massive Gütererwerbungen auf eine solide materielle Basis stellen und seinen Machtbereich erweitern. Allerdings stellte er sich auch offen gegen die »gregorianische Partei«. Es war kein Zufall, wenn 1080 gerade in Brixen unter Beteiligung des Kaisers eine Synode abgehalten wurde, auf der die Absetzung Papst Gregors VII. und die Wahl eines »Gegenpapstes« in der Gestalt des Erzbischofs von Ravenna Wibert (Clemens III.) beschlossen wurde.33 Über die Herkunft Bischof Altwins ist leider wenig bekannt.34 Seine Güterpolitik, die sich vor allem in den ersten Jahren seines Episkopats auf Kärnten konzentrierte, legt eine Herkunft aus diesem Gebiet nahe. Auch die Bedeutung, die er Stein im Jauntal, dem Güterschwerpunkt von Albuins Familie, beizumessen scheint, könnte auf eine entsprechende Verwandtschaft hinweisen. Erste gesicherte Nachrichten über Altwin datieren aus dem Jahr 1056 und betreffen den Raum der Ostalpen. Damals erhielt er in Mainz von Heinrich III. das praedium Odelisniz (Ois-nitz) und cetera bona in comitatu Otacharii marchionis sita, die einem gewissen Ebbo, maiestatis reus et capitalis pene sententiam subire dampnatus, wegen seiner Teilnahme an einem gegen den 29 MGH, D. H. III. (wie Anm. 28), Nr. 22 (1040 I 16): [. ..) quoddam nostri iuris praedium infra terminum, qui subscribitur: a fiuvio qui dicitur Vistriza usque ad curtem prescripte aecciesiae Ueldes nominatam, cum Silva que Lesclialic nuneupatur In marchia Creina in comitatu Eberhardi marchionis sltum (...) cum areis aedißeiis agris terris cultis et incultis pratis paseuis campis silvis venationibus aquis aquarumve decursibus moiis molendinis piscationibus viis et inviis exitibus et reditibus quesitis et inquirendis sue cum omni utililate, que ullo modo inde poterit provenire [...]. Der marchio Eberhardus war der Markgraf Eberhard II. »von Sempt-Ebersberger«, Sohn des Markgafens in der Krain Ulrich. 30 Ibid., Nr. 24 (1040 I 16): [. . . | quendam nostri iuris saltum inier duo ftumina, que vocantur Stiowa, ab exortu usque ad concursum eorum circumseptum in marchia Creina in comitatu Eberhardi marchionis [. . . ) atque eundem saltum forestavlmus et banni nostri districtu circumvallavimus [...]. 31 Ibid.: |... | ea videlicet ratione ut nulla magna parvaque persona absqtie licentia prenominati episcopi suorumque successorum in eodem foresto potestatem habeat venandi sagittandi pedicas ponendi retia tenendi piscandi aut aliqtia arte feras deeipiendi. Si quis autem huius nostri preeepti temerarius violator extiterit, banni nostri debitum se sciat fore compositum [...]. Zu dieser Schenkung siehe Clemens Dasler, Forst und Wildbann im frühen deutschen Reich. Die königlichen Privilegien für die Reichskirche vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, Dissertationen zur mittelalterlichen Geschichte 10 (Köln-Weimar-Wien, 2001), S. 59 und Sönke Lorenz, Von der »forestis« zum »Wildbann«: die Forsten in der hochmittelalterlichen Geschichte Südtirols, in: König - Kirche - Adel. Herrschaftsstrukturen im mittleren Alpenraum und angrenzenden Gebieten (6.-13. Jahrhundert) (Lana, 1999), S. 166-7. 32 Zu Altwin und seiner Politik siehe Aluertoni, Die Herrschaft (wie Anm. 5), S. 127-30. 33 Siehe dazu: Giuseppe Albertoni, »In loco horrido et asperrimo«. La sede vescovile di Bressanonc tra Papato e Impero nel secolo XI, in: Stadt und Hochslift. Brixen, Bruneck und Klausen bis zur Säkularisation 1803 -Cittä e prineipato. Bressanone, Brunico e Cliiusa fino alla secolarizzazione, hg. v. Helmut Flachenecker, Hans Heiss und Hannes Obermair, Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs - Pubblicazioni dell'Archivio della Provincia di Bolzano 12 (Bozen, 2000), S. 115-29. 34 Albertoni, Die Herrschaft (wie Anm. 5), S. 127-30. Kaiser gerichteten Aufstand entzogen worden waren.35 Auch in diesen kämpferischen Jahren bewährte sich Altwin auf kaiserlicher Seite. Das Herzogtum Bayern, mit dem 1049 Konrad von Zytfen betraut wurde, nachdem es nach dem Tod Heinrichs VII. von Luxemburg zwei Jahre lang vakant gewesen war, stand im Mittelpunkt harter Auseinandersetzungen. Die Krise spitzte sich weiter zu, als nach Heinrichs III. plötzlichem Tod dessen Witwe Agnes in Bayern die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn übernahm. 1057 liß sich Altwin von dem jungen König Heinrich IV. die Güter und Rechte seines Bistums im Eisack- und Inntal bestätigen.36 Altwins politische Loyalität in diesen schwierigen Jahren wurde mit weiteren wichtigen Schenkungen und Übertragungen in Krain und Bayern belohnt. Am 27. September 1063 schenkte Heinrich IV. Bischof Altwin zwei Berge auf der Hochebene Jelovica, Talež und Pečana (Ratitovec), die in der marchia Ödalrici marchionis, also in der Mark, wo ein gewisser Ulrich Markgraf war, lagen.37 Die neue königliche Schenkung erweiterte die Gränzen des bischöflichen Besitzes südlich der Wocheiner Save. Zehn Jahre später, am 23. Mai 1073, bekam der Brixner Bischof vom Kaiser einen wichtigen Wildbann über die praedia, die in einem Gebiet lagen, das »durch Flüsse beziehungsweise Bäche [...], deren Namen auf slawisch-deutsche Zweisprachigkeit unter den Siedlern schließen lassen« abgegrenzt war.38 Wie bekannt, hatte die Verleihung des Wildbannes im 10. und 11. Jahrhundert nicht nur einen reinen wirtschaftlichen Charakter. Der Wildbann war ein »auf der königlichen Banngewalt beruhendes Recht«.39 Wer über ihn verfügte, war in einem bestimmten Gebiet symbolisch dem König gleichgestellt. Exemplarisch, um die herrschaftliche Bedeutung des Brixner Wildbannes in Krain zu verstehen, ist der Fall von drei krainischen nobiles - namens Paulus, Iwan und Tunzo -, die zwischen 1075 und 1090 dem Bistum Brixen in Krain bannum ferarum super praedium illorum in forestis prefalipresuli überlassen mußten.40 Dieses Beispiel bestätigt, daß das 35 MGH, D. H. III. (wie Anm. 28), Nr. 367 (1056 II 20). Die Güter lagen in der heutigen Steiermark, wo Otakar 1. Markgraf war. Was die Konfiskation Ebbos betrifft, handelt es sich wahrscheinlich um den Aufstand, der im Jahr 1055 gegen Heinrich III. im Südosten des Reiches ausbrach. Siehe dazu Brunner, Herzogtümer (wie Anm. 21), S. 160. 36 Heinrici IV. diplomata, hg. v. Dietrich von Gladiss, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae VI/ I (künftig MGH. DD. H. IV.) (Berlin-Weimar-Hannover, 1941-1978), Nr. 5 (1057 II 4). 37 MGH, D. H. IV. (wie Anm. 36), Nr. 111 (1063 IX 27): |... | montes videlicet duos Staeinbercli et Otales dietos inter terminum Linta et flumen Steinpaeh dictum sitos et in marchia Ödalrici marchionis [...]. Zur Identifizierung der zwei Bergen siehe Pleterski, Župa Bled (Wie Anm. 11), S. 117. Ältere Lokalisierung (Stainberch = Kamnik, Otales = Otalež; beide nördlich von Idrija) zuletzt in: Harald Krahwinkler, Der Raum zwischen Adria und Drau im Früh- und Hochmittelalter, in: Deutsche Geschichte im Osten Europa. Zwischen Adria und Karawanken, hg. von Arnold Suppan (Berlin, 1998), S. 25. Tradizionell hat die Forschung der marchio Udal-ricus mit Ulrich I. von Weimar-Orlamünde identifiziert. Seit kurzem hat aber Walter Landi überzeugend vorgeschlagen, daß die Weimar-Orlamünde in den Siebziegenjahren des II. Jahrhunderts noch keinen Bezug zu Krain gehabt hätten und daß dieser marchio sehr wahrscheinlich mit Ulrich II., einem Sohn von dem Ebersberger Eberhard II. identifiziert werden könnte. Siehe dazu Walter Landi, Tra cognatio e agnatio. Sulla provenienza degli Udalrichingi di Bolzano, conti di Appiano, Geschichte und Region - S'.oria e regione 11/2 (2002), S. 37-71, besonders S. 56-60. Nach Landi war Ulrich II. damals auch Graf in Bozen, in einem Raum südlich von Brixen, der aber zu der Diözese Trient gehörte. Landi (S. 71) behauptet auch, daß die: »Erwerbung von Grafschaftsrechten durch Ulrich II. von Ebersberg in der neugeschaffenen Grafschaft Bozen [.. . 1 in die Amtszeit seines Vetters Ulrich auf dem Stuhl des heiligen Vigilius (1022-1055) fallen« dürfte. J8 Krahwinkler, Der Raum (wie Anm. 37). S. 25. Siehe: MGH, D. H. IV. (wie Anm. 36), Nr. 259 (1073 V 23): (...) siqtiidem wihbannum quem super praediis aecclesiae suae petiit concessinnis, quoritm praediorum longitu-dinem seit laliludinem certo rivorttm limite determinavimus, de rivo Tobropotoch quod teutonice Guotpach usque ad flumen Fuistriza et a summo vertice Creinae monlis usque in medium fundum Sovve ßumints, infra quem terminum nulluni homtnum aliquod genus venationis sine praedicti Brixinensis aecclesiae episcopi suorumque successorum licentia exercere bann i nostri obligatione interdieimus [...]. 39 Sigrid Schwenk, Wildbann, LMA IX, S. 113-4. 40 TB (wie Anm. 3), Nr. 305 (c.1075-1090): [. . ,| bannum ferarum super praedium illorum in forestis prefali presidis omni iure ac lege quibus usi sunt tradlderunt, eo tenore, si idem episcopus aut illius successor aliorum bonorum suorum subtrahere voluerit, sua reeipiendi potestatem habeant [. . .]. Wichtig ist auch der Fall eines gewissen Ozi, der zusammen mit einer Salzstelle ein feralem bannum schenkte; TB Nr. 175 (c. 1060-70): [.. .1 bischöfliche forestum sich auch auf fremden Grund und Boden ausstreckte, und zeigt wie der Bischof seine grundherrlichen Prärogativen - in diesem Fall die Jagd - auch auf den Besitz anderer auszudehnen vermochte. Bischof Altwin ergänzte also den Kern des Brixner Güterkomplexes in Krain besonders dank der kaiserlichen Schenkungen, die, wie zur Zeit Poppos, auch die herrschaftlichen Rechte der Brixner Bischöfe verstärkten. Parallel dazu erwarb er Schenkungen oder führte er Tauschgeschäfte mit Personen unterschiedlichen sozialen Status durch. Alle diese Schenkungen und Tausche wurden in den Brixner Traditionsbüchern eingetragen. Unter den 349 Brixner Traditionen der Amtszeit Altwins, die fast alle in der ersten Hälfte des heutigen Codex 146 des Bozner Staatsarchivs eingetragen wurden,41 betreffen nämlich nicht wenige den krainischen Raum. Ab der traditio Nr. 56 des Codex 146 begann sogar die Formel actum Krelne zu erscheinen.42 In den meisten Akten der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, die Krain als »Schauplatz« hatten, waren fast immer die Schenker nobiles, Freie oder Freigelassene, die in Krain ansässig waren und Güter im Raum zwischen Drau und Save besaßen.43 Schon aus einer ersten Lektüre der Notizen, die Krain betrafen, wird es deutlich, daß Altwin die Stützpunkte des Brixner Besitzes in und um Veldes planmäßig auszudehnen versuchte. Diese neue Phase der Brixner Erwerbpolitik begann ungefähr um 1050-60, als Altwin mit einem gewissen nobilis Nebcor einen Acker sub castro Veldes iacens und ein praedium in der Nähe von Veldes gegen andere Güter, die wahrscheinlich in einer schlechteren Gegend - natürlich aus der Sicht des Bischofs - lagen, tauschte.44 In denselben Jahren bekam die Brixner Kirche ein praedium in loco [. . .] summitas campi id est z obinentiges felde, ein in loco Grimizahc und ein sub castello Ueldes von anderen Krainer nobiles.*5 Auch der damalige Markgraf in Krain und Graf in Bozen,46 Ulrich II., schenkte der Brixner Kirche am Anfang der Sechzigerjahre wichtige Güter, nämlich ein curtilem und dimidiam iugeris partem Veldes47 und das praedium Lescah48 mit der Fuistriza villa (Bistrica pri Tržiču).49 Es handelt sich um Liegenschaften, die er vielleicht vom Onkel Adalbero II., der ohne direkte Erben starb, geerbt hatte.50 Besonders mit diesen letzten zwei Schenkungen verstärkte Altwin beträchtlich den Grundbesitz und die herrschaftliche Rolle der Brixner Bischöfe südlich von Veldes, bei der wichtigen silva Leschach. Die steigende herrschaftliche Rolle der Brixner Bischöfe in Krain mußte damals auch von Seiten des Patriarchen von Aquileia Ravenger erkannt werden. Um 1063-68 überließ er Altwin sueepte ecclesiae [... ] den Zehnte tpie ex cuncto einspraedio in Carniolo posito et que in Carintliia quondam saiinam feralemque bannum quibiis hereditario iure usus est, omnium contradictione semota in proprium donavit atque iegavit |. . .]. 41 Staatsarchiv Bozen, Bischöfliches Archiv Brixen, Codex 146 (Liber traditionum). 42 Staatsarchiv Bozen, Bichöfliches Archiv Brixen, Codex 146 (Liber traditionum), f. 18', Nr. 56 = TB (wie Anm. 3), Nr. 126 (c.1050-65). 43 TB (wie Anm. 3), Nr.: 126 (c.1050-65), 137 (c.1050-65), 138 (c.1050-65), 139 (c.1050-65), 145 (c.1050-65), 146 (c.1050-65), 166 (c.1060-70), 175 (c.1060-70), 211 (c.1065-75), 218 (c.1065-75), 219 (c.1065-75), 221 (c.1065-75), 222 (c.1065-75), 223 (c.1065-75). 291 (c.1075-90), 305 (c.1065-75). 306 (c.1065-75), 307 (c.1065-75), 308 (c.1065-75). 309 (c.1065-75), 311 (c.1065-75), 320 (c.1065-75), 321 (c.1065-75), 322 (c.1065-75), 323 (c.1065-75), 324 (c.1065-75), 334 (c.1065-75), 348 (c.1085-1090), 351 (c.1085-1090), 352 (c.1085-1090); 353 (c.1085-1090), 359 (c.1085-1090), 379 (c.1085-1097), 380 (c.1085-97). 44 TB (wie Anm. 3), Nr. 137a (c.1050-65). Nebcor bekam zwei agri und ein praedium. Er kommt in anderen Notizen unter den testes vor: TB Nr.: 138 (c. 1050-65); 145 (1050-65), 146 (1050-65). 45 TB (wie Anm. 3), Nr.: 138 (c. 1050-65); 139 (c. 1050-65); 145 (c. 1050-65). Paulus, Tunzo und Iwan sind dieselbe nobiles, die über das bannum ferarum auf ihren Besitz verzichten mussten (wie Anm. 40). 46 Siehe dazu Anm. 37. 47 TB (wie Anm. 3), Nr. 166 (c. 1060-70). 48 TB (wie Anm. 3), Nr. 74a (vor 1063). 49 TB (wie Anm. 3), Nr. 74b (vor 1063): (.. .| Fuistriza villam [. ..] cum molendinis aliisque appendenlibus [...] hac tarnen conditione, tu si legitim i expers connubii obiret, tum demum eandem ecclesia villam obtineret [. . .]. 50 Landi, Tra cognatio e agnatio (wie Anm. 37), S. 69. ex areis servisque suis proveniunt [... ] und eine halbe Kirche zu Tristach, bei Lienz, gegen den Zehnten von den im Patriarchat gelegenen Brixner Gütern.51 Ab den Siebziegerjahren bis zur Ende des Jahrhunderts vergrößerte Altwin dank weiterer Schenkungen von Krainer nobiles und ingenui planmüßig den Besitz seines Bistums in Krain, immer wieder in und um Veldes, wo er mehrere praedia und vinea erwarb,52 und in anderen Oberkrainer Ortschaften.53 Leider sind die Notizen, in denen die Brixner Erwerbungen registriert wurden, fast immer sehr knapp und geben sehr wenig Aufschluß über den Umfang der Güter. Sicher ist, daß Altwin immer kultiviertes Land erwarb.54 Einige spärliche Hinweise zeigen uns aber, daß die Brixner Erwerbpolitik ab und zu sehr wahrscheinlich auf Widerstand stieß, wie im Fall zweier Freien namens Hademar und Protihc, die nach einer seditio mit Bischof Altwin auf alle Ansprüche auf ein praedium in loco Zazip (Asp/Zasip) bei Veldes verzichteten.55 Ab 1070 mußte auch Altwin mit einigen »Mächtigen« des Ostalpenraums Vereinbarungen treffen, die Krain direkt oder indirikt betrafen. Zu dieser Zeit bekam er zum Beispiel von Weif IV., der damals Herzog von Bayern war und tale bonum quäle hereditario iure partibus Chreine in 51 TB (wie Anm. 3), Nr. 183 (c. 1060-80): [. .. ] decimas que ex cuncto eins predio in Carniolo posito et que in Carinthia ex areis servisque suis proveniunt |. . . | dimidietatem ecclesiae Dristach cum suis pertinentiis |. . . ]. " Zu diesen praedia siehe: TB (wie Anm. 3), Nr.: 218 (c. 1065-75): der libertatem sortitus Tobrogoy schenkte tale praedium quäle venerabilis praesulis Altwinißdelibus loco Veldes est demonstrato, curtifero vineis pratis agris exitibus et reditibus omnibusque appenditiis [.. . ] cum omne iure et usu [...]. TB Nr. 219a (c. 1065-76): der nobilis ex g euere Charilinc schenkte zwei iugera [. . .] loco Corithna, eine Ortschaft die, nach Redlich, mit Koreiten (Koritno) bei Veldes identifiziert sein könnte; TB Nr. 321a (c. 1075-90): der ingenuus Wenzegoi schenkte das praedium quod habere visus est in loco Zilecca (nach Redlich: »dürfte wohl entweder Želeče (Schalkendorf) oder Zelach (Selo), beide südlich von Veldes zu verstehen sein«); TB Nr. 321b (c. 1075-90): der libertate potitus Grifo mit der Frau Gisla schenkte ein agrum in predicta villa; TB Nr. 322 (c. 1075-90): der ingenuus Bondigoiz mit seiner Frau Trepliza schenkte ein praedium [. . . ] in loco Zazip (nach Redlich Asp/Zasip bei Veldes); TB Nr. 323: ein gewisser Prisnullau schenkte ein praedium wieder in villa que dicitur Zazip-, TB Nr. 324a (c. 1075-90): der libertatem sortitus Dobrisco tauschte mit Bischof Altwin ein praedium quäle in villa Veldes possedit quodque Brixinensis ecclesie servienti Altger personato demonstratum est gegen ein praedium in loco Coritno; TB Nr. 334 (c. 1075-90): die ingenui Hademar und Protihc verzichten auf alle Ansprüche auf ein praedium in loco Zazip\ der ingenuus Iwan tauschte ein praedium in loco Zazib gegen ein ähnliches praedium in villa Böchingen, also in der Wochein. Für die Weinberge siehe: TB 221 (c. 1065-75): der libertate potitus Trepina schenkte 1/3 von einer vinea que sibi in partem cessit loco Ueldes-, TB 222a (c. 1065-75): der libertus Bomizlau nominatus schenkte eine portionem in quadam vinea loco Ueldes sita', TB 222b (c. 1065-75): ein anderer libertate potitus schenkte equalem quam in praefata vinea partem-, TB 223 (c. 1065-75): der ingenuus Mazili schenkte eine vineam in loco Ueldes-, TB 352 (c. 1085-90): der ingenuus Marti schenkte einen Weinberg sub urbe Veldes-, TB 379 (c. 1085-97): ein gewisser Mantuuin de familia schenkte mansum unum sibi a quondam ingenuo Prezlau personato legatum videlicet Guscliam situm [...]. 53 TB (wie Anm. 3), Nr. 211 (c. 1065-75): der nobilis exgenere Perechtolt schenkte ein umfangreiches praedium [...]m loco Bochingun nominato, ecclesiis areis edißciis pratis pascuis piscationibus exitibus et reditibus quesitis et inquisitis omnibusque appenditiis (. . . ]; TB 306 (c. 1075-90): der vir ingenuus nomine Adalfrit, Fater von Iwan und Prezlau, schenkte Ii iugera agri loco Zebeinzalo, ii prata loco Polani-, für Redlich sind die beiden Orte »jedenfalls in Krain zu suchen«. Franc Kos, Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku 3 (Ljubljana, 1911), S. 185, loziert den ersten in Sebenje bei Asp, den anderen aber auf Poljane zwischen Gorje und Blejska Dobrava; TB 307 (c. 1075-90): die für uns schon bekannten Paulus, Tunzo und Iwan schenkten zwei mansos loco Guscha (nach Redlich = Sgosch s. Vigaun) sitos) TB 308 (c. 1075-90): ein Gewisser cecus Peringer personatus begibt sich des Nutzen von aream unam et viii iugera que ad eius vitam utendum accepit in einer nicht genau angegebenen Ortschaft; TB 320a und 320b (c. 1075-90): der vir Domozla schenkte einen curti-ferum unum cum duobus edißciis und drei iugera in einer nicht genau angegebenen Ortschaft; TB 348 (c. 1085-90) und TB 353 (c. 1085-90) der ingenuus Wenzegoi schenkte ein praedium in villa Gosclia und ein zweites praedium in loco Creina-, TB 380 (c. 1085-97): die ingenui Gorgius und Domeszlau ein pratum in loco qui dicitur Polan. 54 Daslbr, Forst und Wildbann (wie Anm. 31), S. 63. 55 TB (wie Anm. 3), Nr. 334 (c. 1075-90): die ingenui Hademar und Protihc talis predii inquisitionem quäle Ulis in loco Zazip hereditario iure in partem cessit et de quo inier eos et Brixinensem antistem A(ltwinum) seditio fuit [. . . ] legaliter resignavarunt eiusdemque inquisitionis abrenuntiationem his testibus consignaverunt [. . . J. comitatum quidem Ödalrici marchionis besaß.56 Es ist sehr schwierig, die politischen Hintergründe dieser Schenkung zu rekonstruieren. Wahrscheinlich erklärte sie sich nur auf Grund des Versuchs, den Weif IV. in der kurzen Zeitspanne zwischen seiner Belehnung und seiner Beteiligung an der Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig machte, um die potentes des Ostalpenraums, besonders dießdeles Heinrichs IV., an sich zu binden.57 Ungefähr in derselben Zeit suchte Altwin mehrmals zu einer Übereinkunft mit einem gewissem nobilis prosapie Heinricus nomine zu kommen. Oswald Redlich identifizierte in seiner Edition der Brixner Traditionsbücher fälschlich diesen Heinrich mit dem gleichnamigen Grafen von Istrien, aus der Familie der Eppensteiner.58 Es ist sehr wahrscheinlich hingegen, daß er Sohn des Grafen in Friaul Werehin war, wie schon Ernst Klebel in den 30er Jahren und neulich Peter Štih vorgeschlagen haben.59 Die erste Begegnung zwischen Altwin und Heinrich fand ungefähr um 1065-77 in Lieserhofen statt, wo sie wichtige Güter austauschten. Heinrich mit seiner Frau Wezala gab dem Bischof wichtige praedia, die er hereditario iure in Kärnten besaß, während Altwin Heinrich und Wezala adeorum vitam alles was er in loco Chreina (Krainburg/Kranj) und in comitatu marchionis Adalperonis Visus est habere übergab.60 Einige Jahre später gaben Heinrich und Wezala dem Bischof die munitio und die praedia, die sie in dem locus Chreina bekommen hatten, gegen eine andere munitio in Stein und weitere praedia zurück.61 Kurz danach gab aber Altwin wieder die munitio in loco Chreina Heinrich und Wezala, diesmal aber zur Nutznießung (utenda concessit)-, statt dieser verzichteten Heinrich und Wezala auf die Nutznießung der Güter, 56 TB (wie Anm. 3), Nr. 234 (c. 1070-76). Schon Redlich bemerkte, daß der Hinweis auf das comitatus Ödalrici sehr problematisch war, wenn man glaubt, daß dieser Odalricus Ulrich I. von Weimar-Orlamünde war. Weif IV. wurde nämlich zu Weihnachten 1070 mit dem Herzogtum Bayern belehnt, während Ulrich I. von Weimar-Orlamünde am 6. März 1070 starb. Wie Landi erklärt hat, verschwand dieser Widerpruch, wenn wir annehmen, daß Odalricus Ulrich II. von Ebersberg und nicht Ulrich I. von Weimar-Orlamünde war. Siehe dazu Landi, Tra cognatio e agnalio (wie Anm. 37), S. 58. Zum Versuch der Lokalisierung deiser Schenkung siehe den Beitrag von Matjaž Bizjak in diesem Sammelband, Anm. II. 57 Zu den Beziehungen zwischen den Weifen und dem heutigen Südtirol siehe Thomas Zotz, Die frühen Weifen: Familienformation und Herrschaftsbau, in: König - Kirche - Adel. Herrschaftsstrukturen im minieren Alpenraum und angrenzenden Gebieten (6.-13. Jahrhundert) (Lana, 1999), S. 189-205. 58 Zu diesem Heinrich siehe Brunner, Herzogtümer und Marken (wie Anm. 21), S. 142 und S. 334-5. 59 Siehe dazu Ernst Klebel, Die Ahnen der Herzöge von Kärnten aus dem Hause der Spanheimer, Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 23 (1936), S. 47-66; Peter Štih, »Villa quae Sclavorum lingtia vocatur Goriza«. Studie über zwei Urkunden Kaiser Ottos III. aus dem Jahre 1001 für den Patriarchen Johannes von Aquileia und den Grafen Werihen von Friaul (DD. O. III. 402 und 412) (Nova Gorica, 1999) S. 111-3. »o TB / wie Anm. 3), Nr. 228a (c. 1065-77): Heinrich gab [. . . ] talia praedia qualia in Cliarintanis partibus hereditario iure possedit, in locis quippe Wuistriza (nach Redlich Feistritz im Glanthal) ac ad sanclum Lauren-tium alibi Glana (nach Redlich Glan bei Feldkirchen in Kärnten) nuncupatum et in loco Scalach (nach Redlich Sallach bei Feldkirchen) nominato cum omnibus ad ea loca pertinenlibus mancipils, taliaque praedia quäle in regione Isala (nach Redlich Iselthal, ein Seitental des Pustertales bei Lienz) ac quicquid praediorum aur mancipiorum in praelibatis locis habuit, vi tarnen mansis ac x et vii mancipiis ad praesens nominatim terminatis exceptis, cum manu sue coniugis Wezala personale |. . . ] usu praefatorum praediorum sibi sueque coniugi ad amborum vitam concesso, exceplo usu adlocum Isala (...]; Altwin gab dagegen [... ] ad eorum vilam quicquid in loco Chreina habuit, cum clericorum ministerialiumque beneficiis ac quendam curtlferum loco Linta (nach Redlich Lind s. Sachsenburg, in Oberkärnten) situm ac quicquid in comitatu marchionis Adalperonis Visus est habere [. . . ] utendum concessit, ea tarnen ratione interposita, quod si vel idem episcopus vel suorum qulsquam successorum de supradictis quicquam rebus subtrahere vel minuere lemplaverit, conventione irrita que sua fuere sibi liceat possidere [...]. Der marchio Adalbero war wohl der Traungauer Adalbero, Markgraf der Steiermark zwischen 1075 und 1082. Siehe dazu Brunner, Herzogtümer und Marken (wie Anm. 21), S. 315-6. 61 TB (wie Anm. 3), Nr. 236 (c. 1070-80): Bischof Altwin bekam [... ] qandam munitionem loco Chreine silam talemque praedium quäle ad id loci pro sui praedii conventione a venerabili antistite Ailwino quondam ad utrius-que vitam utendum acceperunt, praelibato episcopo penilus resignando legaliter rediderunt [... ] und gab [... | aliam munitionem Steina nuncupatam cum omnibus sui appenditiis, necnon tale praedium quäle in loco z obi-nenliges sewes possedit, insuper ecciesiam dotatam ac tres mansos ad villam sancti Danielis sitos et unam vineam [. . . j ad amborum vitam utendum pristine convenlionis tenore legaliter concessit [...]. die sie dem Bischof geschenkt hatten, und auf die munitio in Stein.62 Wahrscheinlich im selben Kontext schenkte Heinrich auch alle seine Erbgüter in und um Görz.61 Die munitio in Chreina blieb aber sehr kurz in den Händen des Ehepaares. Vielleicht wegen des Todes Heinrichs gab die matrona Wezala sie um 1075-90 noch einmal gegen andere Güter zurück.64 Die großzügigen Schenkungen von Heinrich sollten den Widerstand seiner Verwandten hervorgerufen haben, besonders seines Bruders Friedrich, der zweimal auf alle Ansprüche auf die geschenkten Güter verzichten mußte.65 Conclusio Altwins enge Bindung an den Kaiser hatte die Verwirklichung seines Vorhabens ermöglicht, war aber auch dessen Schwachpunkt. Als nämlich Heinrich IV. 1097 wieder nach Deutschland zurückkehrte, mußte er mit einigen großen Adelsfamilien Kompromisse schließen. Damit wurde Altwin praktisch seinem Schicksal überlassen. Der Brixner Bischofskatalog berichtet, daß Weif IV. Brixen angriff und Altwin in der Johanneskapelle gefangennahm, dem symbolträchtigen Tagungsort der Synode von 1080.66 Altwin, expulsus de terra, wurde durch einen gewissen marchio Burkhard ersetzt, der sehr wahrscheinlich Sohn des Markgrafen in lstrien Burkhard von Moosburg war.67 Altwin war also politisch gescheitert. Auch in der Geschichte des Bistums ging damit ein Abschnitt zu Ende. Die neuen Bischöfe, die der kirchlichen Reformpartei angehörten, verfolgten zwar weiterhin eine kaiserfreundliche Linie, gaben aber alle Pläne zur Schaffung einer eigenen »Territorialherrschaft« auf. Sie konzentrierten ihr Interesse besonders auf ihre Diözese und versuchten in Bayern, Kärnten und Krain den status quo zu erhalten. 62 TB (wie Anm. 3), Nr. 237 (c. 1070-80): Heinrich |. . . ] usum omnium praediorum ac manclpiorum que post suam sueque coniiigis Wezele vitam sancte Brixinensi ecclesie eiusdem pastori Altvvino legaliter praedestinaverat, ad praesens se penitus denegando ac abrenuntiando praelibato pontißci absque omnium contradictione utenda donaverat, necnon praedictam munitionem Steina quam prius in conventionem alterius munitionis Chreine site recepit, praescripto praesuli raesignando reddidit [...); dagegen Altwin [...]. munitionem quam in loco Chreine possedit, ac praedia mancipiaque ad id loci ad eius flscum pertinentia, insuper unum curtiferum loco Zilinta situm prioris conventione tenore [. . . ] utenda concessit [. . . |. 63 TB (wie Anm. 3), Nr. 240a (c. 1070-80): Heinrich gab Altwin [... ] talia predia qualia regno ltalico comitatu Foriulanense loco Gorizia aliisque locis ibidem circumiacentibus [.. . | hereditario iure areis edißciis vineis agris cultis et incultis pratis pascuis silvis forestis piscationibus venationibus molis molendinis aqtiis aquarumque duc-tibus exitibus et reditibus quesitis et inquirendis possessis et possidendis familiis utriusque sexus omnibusque pertinentiis potenter habuit et possedit, pro redentione |. .. ] cum cespite quodam eiusdem terre [.. . ). 64 TB (wie Anm. 3), Nr. 282 (c. 1075-90): Wezala [. . . ] munitionem loco Chreine sitam taleque praedium . . . resignando legaliter reddidit |... 1 gegen |... ) quoddam praedium Vrezich nuncupatus cum omnibus appenditiis, necnon tale praedium quäle in loco z obinentiges seuues possedit, insuper duo karradia vini ante nativitatem sancti Iohannis Baptiste ad prefate matrone vitam utendum [. . . |. 65 TB (wie Anm. 3), Nr. 253 (1070-80): der quidam nobilis ex genere Friderich nomine (...) inquisitionem talium praediorum ac mancipiorum, qualia suus fialer Heinricus (...) legavit atque donavit, modo diclo advoca-to legaliter resignavit eiusdem inquisitionis abrenuncialionem Iiis testibus consignavit [...); TB Nr. 285 (1075-90): (...) pro denegata lite qua ipse ac venerabilis presul Allvvinus propter quedam sancte Brixinensis ecclesie bona conlendebant, que quidem Heinricus nobili prosapia orlus in mantis (.. . ] in proprium legavit ac tradidit, idem vero Fridericus Allvvini presulis prece necnon precio sepe conductus eadem bona adiunctis simul mancipiis legaliter resignavit eiusdemque inquisitionis abrenunliationem Iiis testibus conßrmavit (. . . (. 66 Anselm Sparber, Der Brixner Bischofskatalog, Mitteilungen des Institutsfiir österreichische Geschichtsforschung 58 (1950), S. 378. 67 Siehe dazu Landi, Tra cognatio e agnatio (wie Anm. 31), S. 63. Beilage: Von den Brixner Bischöfen erworbene Güter in Krain (11. Jahrhundert) Ort (Quellen-bc/.cichnunK) Quelle Erworbene Güter (Qucllcnbczcichnung) Name des Sclicnkcrs /Tradents (Quellenbc/fichnung) Quellcnl>e/x'iclinung des Schenkers / Tradents Bochingun (locus) TB Nr. 211 (c. 1065-75) praedium Perechtolt nobilis Chreina (locus) TB Nr. 236 (c. 1070-80), Nr. 237 (c. 1070-80) u.Nr. 282 (c. 1075-90) munitio praedium Heinricus mit der Frau Wezala nobilis prosapia ortus TB Nr. 353 (c. 1085 90) praedium Wenzegoi quidam Chreina (marchia, pagus) MGH D.H.II. Nr. 228(1011 V 22) 30 regales mansi (inter duosßuvios maioris et minoris Sorna) Heinricus divina ordinante Providentia rex MGH D.H.III. Nr. 24(10401 16) saltus (inter duo Jlumina, que vocantur Suowa) Heinricus divina favente dementia rex MGH D.H.IV. Nr. 259 (1073 V 23) wiltbannum (quem super praediis aecclesiae suae petiit concessimus, quorum praediorum longitudinem seu latitudinem certo rivorum limite determinavimus, de rivo Tobropo-loch quod teutonice Guotpach usque adßumen Fuistriza et a summo vertice Creinae montis usque in medium fundum Sovve Jluminis) Heinricus divina favente dementia rex Coritna (locus) TB Nr. 219a (c. 1065-75) 2 iugera Charilinc nobilis Cornizic (locus) TB Nr. 120 (c. 1050-65) praedium Ozi nobilis Fuistriza (vitla) TB Nr. 74b (ante 1063) villa [Odalricus] comes [= Odalricus marchio] Grimizahc (locus) TB Nr. 145 (c. 1050-65) praedium Winrih, Paulo, Tunzo, Iwan nobilitatem sortiti Guscha/ Goscha (locus, villa) TB Nr. 307 (c. 1075-90) 2 mansi Paulus, Tunzo, Iwan libertate potiti TB Nr. 348 (c. 1085-90) praedium IVenzegoi ingenuus TB Nr. 379 (c. 1085-1097) mansum Mantuuin quidam defamilia Leschahc/ Lescah (praedium, Silva) MGH D.H.III. Nr. 22(1040 1 16) silva que Leschahc nuneupatur Heinricus divina favente dementia rex TB Nr. 74a (ante 1063) Praedium Lescah Odalricus marchio Nabrezi (locus) TB Nr. 146 (1050-65) 2 iugera arabilis terre Orendil quidam Otales (mons) MGH D.H.IV. Nr. 259 (1063 1X27) mons (inter terminum Linta et flumen Steinpach) Heinricus divina favente dementia rex Peccaz (villa) TB Nr. 291 (c. 1075-90) praedium Radegoi libertate potitus Polani (locus) TB Nr. 306 (c. 1075-90) prata Adalfrit mit den Söhnen Iwan und Prezlau ingenuus TB Nr. 380 (c. 1085-97) pratum Gorgius und Domeszlau ingenuus Sleinberg (mons) MGH D.H.IV. Nr. 259 (1063 IX 27) mons (inter terminum Linta et flumen Steinpach) Heinricus divina favente dementia rex summitas campi id est z obinentiges felde (locus) TB Nr. 138 (c. 1050-65) praedium Winrih quidam Veldes (castellum, Castrum, curtis, locus, praedium, villa) MGH D.H.II. Nr. 67(1004 IV 10) praedium quod dicitur Ueldes Heinricus divina favente dementia rex MGH D.H.II.Nr. 228(1011 V 22) castellum Ueldes vocatum Heinricus divina ordinante Providentia rex MGH D.H.III. Nr. 22(1040 1 16) predium (infra terminum, qui subscribitur: a fluvio qui dicitur Vistriza usque ad curtem prescripte aecclesiae Ueldes nominatam) Heinricus divina favente dementia rex TU Nr. 139 (1050-65) praedium sub castetlo Priznozlau ingenuus TB Nr. 166 (1060-70) curtilis dimidia iugeris pars Odalricus marchio TB Nr. 168 (c. 1060-70) vinea Elisabeth matrona TB Nr.218 (c. 1065-75) praedium Tobrogoy libertatem sortitus TB Nr. 221 (c. 1065-75) 1/3 vineae Trepina libertate potitus TB Nr. 222a (c. 1065-75) portio in vinea Bomiziau libertus TB Nr. 222b (c. 1065-75) portio in vinea N. N. alius libertate potitus TB Nr. 223 (1065-75) vinea Mazili ingenuus TB Nr. 324a (c. 1075-90) praedium Dobrisco libertatem sortitus TB Nr. 352 (c. 1085-90) vinea Marti ingenuus Zebeinzalo (locus) TB Nr. 306 (c. 1075-90) 2 iugera agri Adalfrit mit den Söhnen Iwan und Prezlau ingenuus Zazip (locus) TB Nr. 322 (c. 1075-90) praedium Bondigo iz mit seiner Frau Trepliza ingenuus TB Nr. 323 (c. 1075-90) praedium Prisnullau quidam TU Nr. 334 (c. 1075-90) praedium Hademar und Protihc ingenui TB Nr. 359 (c. 1085-90) praedium Iwan ingenuus Zilecca (locus) TB Nr. 321a (c. 1075-90) praedium Wenzegoi ingenuus TB Nr. 321b (c. 1075-90) agrum Grifo mit seiner Frau Gisla libertate potitus DER MITTELALTERLICHE BESITZ DES HOCHSTIFTS FREISING IN ISTRIEN VON DARJA MIHELIČ Einleitende Bemerkungen Im vorliegenden Beitrag wird das Wissen über den mittelalterlichen Besitz des Hochstifts Freising in Istrien beleuchtet bzw. aufgefrischt. Diesbezügliche Quellenangaben sind zwar spärlich, aber inhaltlich aufschlussreich. Von der Historiographie wurden sie etwas unterschiedlich bewertet, einige Sekundärquellen nur zum Teil berücksichtigt. Je nachdem, ob der Freisinger Besitz vom Standpunkt Freisings oder Istriens (und in dessen Rahmen Pirans) aus betrachtet wurde, maß man ihm unterschiedliche Bedeutung zu. Der Beitrag legt zwar keine ganz neuen Erkenntnisse zutage, vielmehr erläutert er - aufgrund von bereits bekannten Tatsachen - Gründe für einige unterschiedliche Deutungen von Angaben aus bereits bekannten Aufzeichnungen, weist ferner auf einige Tatsachen hin, denen in Bezug auf den istrischen Besitz Freisings zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, und versucht, die vielfältige Verflochtenheit der Grundbesitzstruktur (vor allem) im mittelalterlichen Nordwestistrien zu beleuchten. Zwei Erwähnungen der Erwerbung des Freisinger Besitzes in Istrien Es sind zwei Schriftstücke vorhanden, die sich unmittelbar auf die Verleihung von Grundbesitz in Istrien an die dem Hochstift Freising zugehörigen Stiftungen beziehen. Beide stammen aus den sechziger Jahren des 11. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit sind zahlreiche Urkunden und Schenkungsurkunden über königliche Verleihungen in Istrien überliefert. In einigen wird die Bitte des Markgrafen erwähnt. Das Land stand damals der Krone und ihren Räten offensichtlich sehr nahe.1 Die erste bekannte Erwähnung der Freisinger Besitzerwerbungen in Istrien ist in einer am 24. Oktober 1062 ausgestellten Schenkungsurkunde des deutschen Königs Heinrichs IV. (1056-1106) zu finden. Sie ist in Originalabschriften in München erhalten, deren älteste aus der Mitte des 12. Jahrhunderts stammt.2 Der deutsche Herrscher erhörte darin die Bitte und Vermittlung des Kölner Erzbischofs Annon und verlieh aufgrund der treuen Dienste des Freisinger Bischofs Ellenhard dem Freisinger Kloster St. Andreas, das von dem erwähnten Bischof gegründet und errichtet worden war, Fiskalländereien in der Markgrafschaft (marcha) Istrien und in der Grafschaft (comitatus) des Markgrafen U(da)lrichs,3 die sich in den Ortschaften Pyrian und Niwen-burch befanden, samt dem üblichen Zubehör, d.h. mit Untertanen beiderlei Geschlechts, mit Höfen, Gebäuden, mit kultiviertem und unkultiviertem Land, Feldern, Wiesen, Weiden, Wäldern, Gewässern, Furten, Mautstellen, Mühlen, Wegen und Seitenwegen, Ausgängen und Zu- 1 Walter Lenel, Venezianisch-Istrische Studien, Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Strassburg 9 (Strassburg, 1911), S. 118-9. 2 Heinrici IV. diplomata, Dietrich v. Gladiss, Hg., MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae VI/1 (Hannover, 1978) (künftig: MGH DD. H. IV.), Nr. 93. 3 Der Name kommt in den Abschriften in verschiedenen Varianten vor: Odalricus, \Vdaldus .Wodaldus, Udalri-cus, vgl. MGH DD. H. IV. (wie Anm. 2), S. 122. gängen und allen Nutznießungen (cum omnibus utilitatibus ad eas rite pertinentibus, hoc est man-cipiis utriusque sexus areis edißciis terris cultis et incultis agris pratis campis pascuis silvis aquis aquarumque decursibus navitim stationibus theloneis molendinis viis et inviis exitibus et reditibus quesitis et inquirendis cunctisque aliis appenditiis). Dieses Vermögen sollte den Klosterbrüdern den Jahresbedarf an Lebensmitteln und Kleidung sichern. In der zweiten Schenkungsurkunde vom 5. März 1067, deren Original in München erhalten ist,4 verlieh und bestätigte derselbe Herrscher Heinrich IV. der der hl. Maria und dem hl. Korbinian geweihten Freisinger Kirche auf Bitten seiner Gemahlin, Königin Berta, des Naumburger Bischofs Eppon, des Meißener Markgrafen Ekkibert, des Markgrafen Udalrich und aufgrund der treuen Dienste des Freisinger Bischofs Ellenhard, den Dauerbesitz über die Dörfer bzw. Höfe (v///a)5 Kubed (Cvbida), Predloka (Lovnca), Osp (Ozpe), Rožar (Razari), Truške (Trvscvlo), Šterna (Steina ?), Št. Peter (Sanctepetre) in der Distrikt/Grafschaft (pagus)6 lstrien in der Mark (marcha) des Markgrafen Udalrichs mit allem Zubehör, d.h. mit Untertanen beiderlei Geschlechts, Weingärten, Feldern, Wiesen, Weiden, Jagdrevieren und Wäldern, Kirchen, Höfen, Gebäuden, kultiviertem und unkultiviertem Land, Gewässern und Wasserläufen, Mühlen, Fischgründen, Ausgängen und Zugängen, Wegen und Seitenwegen, Märkten, Mautstellen, Münzstätten und allen Nutznießungen (cum omnibus appenditiis suis, hoc est utriusque sexus mancipiis vineis agris pratis campis pascuis silvis venationibus forestis forestariis ecclesiis areis edißciis terris cultis et incultis aquis aquarumve decursibus molis molendinis piscationibus exitibus et reditibus viis et inviis merkatis theloneis monetis quaesitis et inquirendis omnique utilitate), damit kein Herrscher, König, Fürst, Markgraf, Graf sowie keine höhere oder niedere Rechtsperson die verliehenen Besitzungen der Kirche abnehmen, entziehen oder strittig machen könnte, sondern der erwähnte Bischof und seine Nachfolger das völlige Recht besitzen sollten, diese in Lehen zu geben, zu tauschen oder darüber nach Belieben zum Nutzen ihrer Kirche zu verfügen. Die beiden erwähnten Aufzeichnungen wurden bereits 1620 von Wiguleus Hund veröffentlicht,7 sonst sind die Veröffentlichungen so zahlreich, dass die Monumenta Germaniae Historica sie gar nicht alle anführen.8 4 MGH D. H. IV. (wie Anm. 2), Nr. 187. s Zur Frage der Bedeutung dieses Ausdrucks samt Literatur vgl.: Peter Štih, „Villa quae Sclavorum lingua vocatur Goriza». Studie über zwei Urkunden Kaiser Ottos III. aus dem Jahre 1001 für den Patriarchen Johannes von Aquileia und den Grafen Werihen von Friaul (DD. O. III. 402 und 412) (Nova Gorica, 1999), S. 147-8. -Auch im mittelalterlichen lstrien begegnet man zahlreichen Ortschaften, die als villa bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang kann zur Beleuchtung des Inhalts dieses Ausdrucks die Ortschaft Albucan beitragen, die in der Nähe des Klosters St. Onuphrius im Raum Piran lag. Im Jahre 1305 wurde hier eine planmäßige Ansiedlung ins Auge gefasst mit gleichen Maßen für Liegenschaften, Gärten, Weingärten und Felder für Kolonisten. Die Siedlung sollte nach dem Gründer, dem Piraner Podestä, villa Badoarie heißen, dennoch setzte sich später der Flurname villa Albufii durch (Piranski arhiv, Listine, 1305, 13. 10.; Camillo de France-schi, Hg., Chartularium Piranense. Raccolta dei docurnenti medievali di Pirano II: 1301-1350, AMSI 43 |Pola-Parenzo, 1931-1932), Nr. 15). In Gerichtsakten des Piraner Archivs Libriforbanitorum 1, 1302-1568, Band I, Folio 16-17, wird diese Ortschaft in einer Aufzeichnung vom 4. Juli 1367 einmal als villa, ein anderes Mal als cortile (Hof) bezeichnet: die Ausdrücke villa und cortile sind (wenigstens in diesem Fall) gleichbedeutend. 6 Das Wort kann beides bedeuten, vgl. Jan Frederik Niermeyer, Mediae latinitatis lexicon minus, Lexlque iatin medieval-franfais-anglais, A medieval Latin-French-Englisli dictionary (Leiden-New York-Köln, 1997), S. 753. 7 Wiguleus Hund, Metropolis Salisburgensis Tomas Primus, continens primordia christianae religionis per Boja-riam et loca quaedam vicina; Catalogum videiicet et ordinariam successionem Archiepiscoporum Salisburgensi-um, et Coepiscoporum, Frisingensium, Ratisponensium, Pataviensium, ac Brixinensium (Monachii, 1620), S. 151-3. 8 MGH DD. H. IV. (wie Anm. 2), Nr. 93, 187. Unterschiede in der Datierung der Veröffentlichungen, inhaltliche Ähnlichkeiten der Schenkungsurkunden Hinsichtlich der Unterschiede in den Hauptangaben der Veröffentlichungen sei erwähnt, dass Pietro Kandier9 die Urkunde aus dem Jahr 1067 nicht mit dem 5., sondern irrtümlicherweise mit dem 7. März datiert, was nicht mit der Datierung im Inhalt des Schriftstücks übereinstimmt, das er selbst veröffentlicht. Der Text enthält die Angabe, dass die Urkunde am 3. Tag vor den März-Nonen ausgestellt wurde (Pietro Kandier, CDl, Nr. 105: 3 Non. Mart. bzw. MGH, D. H. IV., Nr. 187: III non. mar.). Nach dem römischen Kalender waren die Nonen im März (Mai, Juli und Oktober) am 7. Tag im Monat, der dritte davor liegende Tag ist der 5. März. Kandier zählte bei der Berechnung des Datums den März irrtümlicherweise zu den Monaten, bei denen die Nonen auf den 9. Monatstag fielen (Januar, Februar, April, Juni, August, September, November, Dezember), deswegen datierte er das Schriftstück fälschlicherweise auf zwei Tage später. In seiner Veröffentlichung führt er an, dass ihm die Urkunde von der Direktion des »Historischen Provinzial-Vereins di Lubiana« zur Verfügung gestellt wurde. Die erwähnten Schenkungsurkunden zugunsten der dem Hochstift Freising zugehörigen Stiftungen sind sich - außer durch die Tatsache, dass sich die verliehenen Besitzungen in Istrien befinden - auch durch einige auftretende Personen und die Freisinger Zugehörigkeit der erwähnten Stiftungen, die Diktion und inhaltliche Aussagekraft ähnlich. Die auftretenden Personen Als Schlüsselfigur tritt in den beiden Aufzeichnungen als Stifter der deutsche König Heinrich IV. auf, der sonst allgemein bekannt ist für seine Rolle im Streit um die Investitur zwischen sacerdocium und imperium. Er war der Herrscher, der sich in Canossa vor Papst Gregor VII. erniedrigen und den Letzteren bitten musste, den über ihn verhängten Kirchenbann zu widerrufen. Zur Zeit der ersten Schenkungsurkunde war er noch minderjährig, kaum 12 Jahre alt. Sein Vormund und Regent war damals der Kölner Erzbischof Anno: Als Stellvertreter des Herrschers folgte er 1062 (bis 1063) auf Heinrichs Mutter Agnes von Poitou, in dieser Rolle folgte ihm 1065 der Erzbischof Adalbert von Bremen, bis Heinrich 1065 volljährig wurde und selbst die Regierungsgewalt übernahm. Gerade Anno war es, der bei seinem Schützling die erste Schenkungsurkunde für Freising erwirkte. - In der zweiten Schenkungsurkunde werden unter den Bittstellern, die den Herrscher zur Verleihung des Besitzes veranlassten, die Gemahlin des Königs, Königin Berta, der Naumburger Bischof Eppon, der Meißener Markgraf Ekkibert sowie der istrische Markgraf Udalrich angeführt. Auf Udalrichs Namen trifft man in den beiden Schenkungsbriefen auch im Zusammenhang mit der Ortsbestimmung der verliehenen Fiskalländereien. Der Markgraf U(dal)rich stammte nach der allgemein verbreiteten Überzeugung der Historiker aus dem Haus Weimar-Orlamünde. In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre des 11. Jahrhunderts soll er die Nachfolge des Markgrafen Eberhard aus der bayerischen Familie Sempt-Ebersberg in der krainischen Mark angetreten haben, spätestens 1061 wurde er noch Markgraf in Istrien (bis 1070), wo er umfassende Besitzungen von Graf Wezelin, dem Großvater mütterlicherseits erhalten haben soll.10 - Nach einer anderen These, die vom italienischen Histo- 9 Pietro Kandler, Hg., CD! 1 (Triestc, '1986). Nr. 105, S. 220. 10 Franc Kos, Hg., Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku lil: 1001-1100 (Ljubljana, 1911), S. XL, Nr. 105; Lenel, Venezianisch-Istrische Studien (wie Anm. 1), S. 118-9; Heinrich Schmidinger, Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft der Patriarchen von Aquileia bis zum Ende der Staufer, Publikationen des Österreichischen Kulturinstituts in Rom 1/1 (Graz-Köln, 1954), S. 68; Peter Štih, Kranjska v času andeških grofov (Krain in der Zeit der Grafen von Andechs), Grofje Andeško-Meranski. Prispevki k zgodovini Evrope v visokem srednjem veku (Die Andechs-Meranier. Beiträge zur Geschichte Europas im Hochmittelalter). Zbornik razprav mednarodnega znanstvenega simpozija, Kamnik 22.-23. september 2000 (Ergebnisse des internationalen Symposiums, Kamnik, 22.-23. September 2000) (Kamnik, 2001), S. 18-9. riker Walter Landi vertreten wird, soll er mit Ulrich I. von Bozen aus der Familie Sempt-Ebers-berg identisch gewesen sein." Da diese These (noch) nicht Gegenstand einer eingehenden Sachkritik war, werde ich mich in meinen weiteren Ausführungen an die bisher geltende Standardgenealogie der istrischen Markgrafen halten. Der Freisinger Bischof, dessen ergebene und treue Dienste bzw. Verdienste als Grund für die beiden Verleihungen angeführt werden, war Ellenhard. Als 19. Bischof folgte er 1052 oder 1053 im Hochstift Freising (bis 1078) auf seinen bischöflichen Vorgänger Nitker. Karl Meichelbeck12 vertritt die Auffassung, dass er vielleicht zur Familie gehörte, aus der später die ersten Tiroler Grafen stammten, was jedoch fraglich ist. Er soll mit Kaiser Heinrich III. verwandt gewesen sein, der ihn als Bischof eingesetzt oder wenigstens vorgeschlagen hatte. Nach dessen Tode erwirkte er - wahrscheinlich in enger Zusammenarbeit mit Kaiserin Agnes, die die Vormundschaft über den Kaiser hatte - dass der minderjährige König Heinrich IV. im Jahre 1057 dem Hochstift Freising alle Rechte, Privilegien und Vermögen bestätigte. Als er volljährig wurde, blieb die enge Bindung Heinrichs IV. an Ellenhard aufrecht erhalten.11 Dieser ließ aus seinem Eigen- und Erbvermögen 1062 außer seinem Bischofspalais die berühmte Kollegiatskirche St. Andreas errichten und mit 21 Präbenden und Offizialen versehen. Wegen Ebenhards Verdienste verlieh der Kaiser dieser Kirche 1062 einen Besitz in Istrien: Das sollte ein Beweis dafür sein, dass die Kirche, wie es bei Meichelbeck heißt, die der Kaiser in der Urkunde Kloster nenne, tatsächlich etliches Jahr älter sei. - Der Empfänger der zweiten Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1067 war die der hl. Maria und dem hl. Korbinian geweihte Freisinger Kirche. Auch bei dieser Verleihung werden Ebenhards Verdienste erwähnt. Der Name Ellenhard ist sehr selten. Diesen trug auch der beinahe zur selben Zeit amtierende Bischof von Pola (Pula) in Istrien (1072-1118), der bayerischer Abstammung war. Ernst Klebel sieht in ihm einen Verwandten »unseres« Freisinger Bischofs Ellenhard. Zwischen 1141 und 1153 wird im Kloster Neuburg als Zeuge auch ein gewisser Ellenhard aus Albona (Labin) erwähnt. Klebel vermutet aufgrund des Tätigkeitsbereichs bzw. der Herkunft dieser zwei Namensbrüder des Freisinger Bischofs, dass Letzterer eine expansive Familienpolitik in Istrien betrieben habe.14 Die räumliche Abgrenzung der dem Hochstift Freising verliehenen Besitzungen Hinsichtlich einer approximativen räumlichen Abgrenzung der ersten dem Hochstift Freising in Istrien (1062) verliehenen Besitzungen kann zunächst festgehalten werden, dass sie sich in der Markgrafschaft Istrien und in der Grafschaft des Markgrafen Udalrichs befinden (in mar-clta Histria cl comitatu marchionis Ödalrici), hinsichtlich der anderen aber, dass sie in der Distrikt/Grafschaft Istrien, in der Mark des Markgrafen Udalrichs (in pago Istria in marcha Ödalrici marchionis) liegen. Die mehrfache Bezeichnung Istriens als Grafschaft und Mark riefen wiederholt Diskussionen hervor.15 Im Hinblick darauf, dass die Reihenfolge der Erwähnungen des Charakters der Territorialeinheiten im ersten Fall »in der Mark (Istrien) und in der Grafschaft (des Markgrafen Udalrichs)«, im zweiten aber »in der Distrikt/Grafschaft (Istrien) in der Mark (des Markgrafen Udalrichs)« ist, können wir Franc Kos zustimmen, dass die Grenzen der Mark- " Walter Landi, Tra cognatio e agnatio. Sulla provenienza degli Udalrichingi di Bolzano, conti di Appiano, Geschichte und Region - Storia e regione 11/2 (2002), S. 37-72. 12 Carolus Meichelbeck, Historia Frisingensis 1/1 (Augustae Vindcl. et Graecii, 1724), S. 249-75 (Caput III. Ellenhardus, XIX. episcopus Frisingensis). 15 LMA III (München-Zürich, 1986), Kol. 1847. 14 Ernst Klebel, Über die Städte Istriens, Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, Reichenau-Vorträge 1955-1956, Vorträge und Forschungen IV (Sigmaringen, 1975), S. 58-9. 15 Lenel, Venezianisch-Istrische Studien, (wie Anm. 1), S. 171-3. grafschaft lstrien und der Grafschaft lstrien übereinstimmten.16 Der Inhalt der Termini comita-tus und pagus haben nichts an ihrer Aktualität eingebüßt." Welche konkreten Ortschaften werden in den beiden Schenkungsurkunden erwähnt? In der ersten bezieht sich die Verleihung der Fiskalländereien auf die Ortschaften Pyrian und Niwen-burcli, in der zweiten aber auf die Dörfer bzw. Höfe (villa) Kubed (Cvbida), Predloka (Lovnca), Osp (Oipe), Rožar (Razari), Truške (Trvscvlo), Šterna (Steina ?), Št. Peter (Sanctepetre). Die beiden Ortsbestimmungen aus der ersten Schenkungsurkunde wurden von den Historikern unterschiedlich gedeutet. In einer Abhandlung über Podgrad na Krasu18 begründete Simon Rutar seine Behauptungen über das Alter der Ortschaft Castelnuovo mit der Schenkungsurkunde Heinrichs IV. aus dem Jahre 1067 (?!); bei dieser Erwähnung berief er sich auf das Werk Pietro Kandlers »Annali dell' Istria« (?!).19 Heinrich IV. soll nach Rutars Überzeugung aufgrund dieser Schenkungsurkunde dem Hochstift Freising Besitzungen auf königlichen Domänen bei den Ortschaften Pirian und Niwenburg verliehen haben. Pirian stehe hier, so Rutar, irrtümlicherweise für Pirpan bzw. Pirpam (für Birnbaum). Es soll sich dabei um die Urpfarre Birnbaum (Hrušica) nördlich von der Ortschaft Castelnuovo handeln, die in den Akten des Triestiner Bistums so geheißen habe. In diesem Sinne sollte nach Rutars Rat Schumis »Urkun-denbuch« auf Seite 324 korrigiert werden.20 - Bernardo Benussi setzte Rutar entgegen, bei den Standorten Pyrian und Niwenburch handle es sich um Piran und Novigrad (Cittanova) und nicht um Birnbaum und Castelnuovo.21 Er berief sich auf das Zitat einer Niederschrift vom Beginn des 13. Jahrhunderts in dem Werk Notizie storiche della ciltä di Pirano von Luigi Morteani,22 das besagte, Freising hätte das comitatum des Piraner Castrums vom Kaiser erhalten. - Aufgrund derselben Aufzeichnung - des Piraner Originals - schlussfolgerte Camillo de Franceschi in seiner Begleitstudie zum Piraner Kartularium mit Recht, dass sich die Schenkungsurkunde von 1062 nicht nur auf die Umgebung von Piran bezog, sondern auch innerhalb der Mauern des Piraner Castrums ihre Rechtswirkung hatte.23 Auch die Standortbestimmung der Dörfer bzw. Höfe in der zweiten Schenkungsurkunde ist nicht endgültig geklärt. Bernardo Benussi schrieb (1897) nieder, es handle sich um Ortschaften (mit italienischen Namen) Covedo, Lonche, Ospo, Rosariol, Trusche, Sterna und S. Pietro, bei Letzterem fügte er in der Klammer »bei Buje« hinzu.24 Franc Kos deutete im dritten Teil von Gradivo (1911) die Ortsnamen in Übereinstimmung mit seinem Vorgänger (in slowenischer Form): 16 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), S. XXVII-XXIX. " Vgl. Giuseppe Albertoni, Die Herrschaft des Bischofs. Macht und Gesellschaft zwischen Etsch und Inn im Mittelalter (9,-II. Jahrhundert), Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs (Pubblicazioni dell'Archivio pro-vinciale di Bolzano) 14 (Bozen/Bolzano, 2003), S. 81-5. I! Simon Rutar, Newhaus-Castelnuovo am Karste, Mittheilungen des Musealvereines für Krain 3 (1890), S. 192: »Castelnuovo, der Nachfolger Carstbergs, ist jedoch viel älter, als man aus der Erzählung Valvasors entnimmt. Denn nach Kandier (Annali dell' Istria) soll schon Heinrich IV. im Jahre 1067 dem Freisinger Bischof Besitzungen auf dem königlichen Boden zu Pirian und Niwenburg geschenkt haben. «Pirian» ist nur verschrieben für Pirpan oder Pirpam (Birnbaum), und wir wissen, dass in den bischöflichen Acten von Triest die uralte Pfarre Hrušica, nördlich von Castelnuovo, immer mit diesem Namen bezeichnet wurde... In diesem Sinne ist Schumi's Urkundenbuch p. 324 zu korrigieren.« Da Rutars Abhandlung in deutscher Sprache abgefasst ist, soll die Verwendung deutscher Ortsnamenformen nicht weiter verwundern. " Rutar ging in der Datierung der Schenkungsurkunde fehl: Niwenburch wird in der ersten Freisinger istrischen Schenkungsurkunde von 1062 erwähnt und nicht in der zweiten von 1067. Um welche Publikation es sich bei Kandlers »Annali dell' Istria« handelt, ist nicht klar. Es steht jedoch fest, dass in Kandler, CD11 (wie Anm. 9), Nr. 105, S. 220, die zweite Schenkungsurkunde (von 1067) veröffentlicht wurde und nicht jene von 1062 (in der Niwenburch erwähnt wird). 20 Es handelt sich um ein Ortsnamenregister in Franz Schumi, Hg., Urkunden- und Regestenbuch des Herzogthums Krain II: 1200-1289 (Laibach, 1884 u. 1887), S. 324. 21 Bernardo Benussi, Nel medio evo, Pagine di storia istriana (Parenzo, 1897), S. 285. 22 Luigi Morteani, Notizie storiche della cittä di Pirano (Trieste, 1886), S. 11. 23 Camillo de Franceschi, Origini e sviluppo del comune di Pirano, AMSI 36 (Parenzo, 1924), S. XXIII-XXVI. 24 Benussi, Nel medio evo (wie Anm. 21), S. 284-5. Kubed, Predloka, Ospo, Rozarijol, Truške, Šterna und Št. Peter und fügte nähere Standortbestimmung hinzu: »Kubed, Predloka und Rozarijol sind Dörfer in der Gemeinde Dekani nahe Koper (Capodistria). Nördlich von Rozarijol befindet sich Ospo. Südwestlich von Kubed liegt Truške. Šterna und Št. Peter sind Dörfer im Bezirk Buje.«25 In den Monumenta Germaniae Historica (1978) sind in der Zusammenfassung der Veröffentlichung der Urkunde von 1067 zwei von den aufgezählten Standorten als ungelöst deklariert, nämlich Steina (Benussis und Kos' Šterna) sowie Sanctepetre (laut Benussi und Kos Sv. Peter in der Nähe von Buje). Im Kommentar zur Veröffentlichung in den Monumenta Germaniae Historica findet man die Erklärung, dass Sanctepetre identisch mit einer der beiden Ortschaften mit dem Namen S. Pietro in der Grafschaft Görz oder mit Sv. Peter bei Adelsberg (Postojna) sei.26 Tatsächlich tritt eine Ortschaft mit diesem Namen hervor, die man infolge ihres Standortes sinnvoll in die Gruppe anderer sechs in der Schenkungsurkunde vorkommenden Ortschaften einfügen könnte: Sv. Peter (San Pietro dell' Amata, das heutige Raven) nördlich (!) von Buje. Die gesellschaftlich-wirtschaftliche Aussagekraft der Schenkungsurkunden In Schenkungsurkunden wurden die Besitzungen mit entsprechendem Nutznießungen verliehen, die Untertanen beiderlei Geschlechts umfassten, ferner Kirchen, Höfe, Gebäude, Mühlen, kultiviertes und unkultiviertes Land, Weingärten, Felder, Wiesen, Weiden, Wälder und Jagdreviere, Wasserläufe, Fischgründe, Furten, Mautstellen, Märkte, Münzstätten. Die Verleihung von Wald- und Wasserrechten, die zum königlichen Regal gehörten, weist darauf hin, dass sich die Schenkungsurkunden auf den ursprünglichen Besitz des Königs in Istrien beziehen. Außer den Landwirtschafts- und Gewerbeflächen und Anlagen (Mühlen) sind auch die verliehenen Segmente der Verkehrsinfrastruktur (Furten) von Interesse, aber auch Elemente von Handel (Märkte, Münzstätten, Mautstellen), was sowohl die Art und Weise der Verleihung von Besitzungen als auch das wirtschaftliche Bild des damaligen Istriens deutlich zum Ausdruck bringt. Der Besitz der Patriarchen von Grado und Aquileia in Istrien Von den geistlichen Herren besaßen im 11. Jahrhundert außer dem Hochstift Freising auch die Patriarchen von Grado und Aquileia umfassende Ländereien im nordwestlichen Istrien, was (neben anderen weniger hervortretenden Nutznießern [von Einnahmen aus dem Titel] der Liegenschaften) das Bild der dortigen Besitzverhältnisse nur noch bunter und komplizierter erscheinen lässt. Ende April 1012 verlieh der deutsche König Heinrich II. dem Patriarchat von Aqulieia und dem Patriarchen Johannes IV. die Städte Pičan (Pedena) und Mitterburg (Pazin) in der Grafschaft Istrien sowie die beiden Flussufer am Hafen in Plomin (Fianona).27 Der erwähnte Patriarch von Aquileia war darum bemüht, Grado zu erwerben.28 Eine expansive Politik gegenüber Grado setzte auch der nächste Patriarch Poppo von Aquileia (1019-1042) fort. Das Clironicon patriarcharum Aqitileiensium alterum berichtet, dass er sich auf den Synoden in Rom und Raven-na bei Papst Johannes XIX. und bei Kaiser Konrad II. über den Patriarchen Ursus von Grado (1017-1045) beschwerte. Er erwirkte, dass die Pfarre von Grado der Kirche von Aquileia zugesprochen wurde. Der Papst übertrug ihm die Metropolitangewalt über sechzehn Bistümer, u.a. 25 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), S. 150, Nr. 251. 26 MGH DD. H. IV. (wie Anm. 2), S. 243-4, Nr. 187. 27 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 31; Heinrict II. et Arduini diplomata, H[arry) Bresslau, H[ | Bloch u. A., Hgg., MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae III (München, 21980), Nr. 243. 28 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 40. über die Bistümer Triest, Novigrad, Pola, Poreč (Parenzo) und Koper, was auch der Kaiser selbst bestätigt haben soll.29 Im Sommer 1024 (nach dem Tode von Papst Benedikt VIII. und Kaiser Heinrich II.) war der Bruder des Dogen, Patriarch Ursus von Grado, gezwungen, wegen Parteizwist Zuflucht in lstrien zu suchen. Diesen Umstand machte sich Patriarch Poppo von Aquileia zunutze, nahm Grado ein, beraubte und verwüstete es, um aufgrund dieser Unterwerfung, die Verleihung der Insel und Kirche von Grado durch den Papst zu erwirken.30 Der Papst holte sich noch im selben Jahr auch Berichte von der anderen Seite ein.31 Die Urkunde von 1024, die Julius v. Pflugk-Harttung in den Acta pontißcum Romaiwrum inedita mit September datiert, Franc Kos im dritten Teil des Gradivo und Harald Zimmermann in den Papsturkunden 896-1046 aber mit Dezember,32 besagt, dass der Patriarch Ursus von Grado den Papst Jahannes XIX. gebeten habe, die Besitzungen seiner Kirche in Venetien, im Königreich Italien und in der Grafschaft lstrien (in comitatu Istriensi) zu bestätigen, wobei bei der letzteren Besitzungen in Triest, Koper, Piran, Novigrad, Poreč, Rovinj (Rovigno), Pola sowie im Kastell St. Georg (Sv. Jurij) und anderswo (in Istria, in Tergeste, in lustinopoli, Pirano, Ciutate noua, Paren-tio, Ragunio, Pola atque castello sancti Georgii ac reliquorum locorum) namentlich erwähnt werden. Der Papst ordnete an, dass der Patriarch und seine Nachfolger auf den Besitzungen der Kirche von Grado, insbesondere in den Pfarren Piran, Umag (Umago) und Sečovlje (Sicciole) (in plebibus precipue Piriani, Humagi scilicet et Sitiole) von keiner Seite beeinträchtigt werden dürfen. Dem Patriarchen bestätigte er die Besitzungen in Triest, Koper, in den Pfarren Piran, Umag und Sečovlje sowie in anderen Ortschaften, die zu diesen Pfarren gehörten, ferner die Zehenten und anderen Stiftungen in der Burg Sipar (in Tergeste, lustinopoli seu in predictis plebibus, Pirani scilicet, Humagi, Sizole, vel in locis ad easdem plebes pertinentibus, decimas ac primitias ceterasque offersiones in Ulis oblatas vel in Sipariensi Castro). Der Papst forderte Poppo auf, dem Patriarchen Ursus von Grado alle Güter zu restituieren, die er ihm entwendet hatte.33 Der Streit und die Rivalität zwischen den Patriarchen setzte sich fort. Auf der Synode in Rom am 6. April 1026 entschieden Papst Johannes XIX. und der deutsche Kaiser Konrad II. in Ursus Abwesenheit wieder zugunsten von Aquileia und unterstellten Grado als Pfarre der Jurisdiktion des Patriarchats von Aquileia.34 Der Papst bestätigte im September 1027 die Rechte Aquileias auf die Insel Grado mit Zubehör.35 Im März 1034 bestätigte auch Kaiser Konrad II. dem Patriarchen von Aquileia die Pfarrei Grado, die die Venezianer Aquileia absprachen.36 Dieser Umstand diente dem Patriarchen von Aquileia im Jahr 1042 nur als Vorwand, um im Jahr 1042 Grado wieder einzunehmen, es auszuplündern und zu zerstören.37 Nach Poppos Tod berief Papst Benedikt IX. 1044 eine Synode ein, auf der beschlossen wurde, dass dem Patriarchat von Grado und dem Patriarchen Ursus alles restituiert werden müsse, was ihm durch ge- 29 Ebd., Nr. 43. 30 Ebd., Nr. 60, 61; Harald Zimmermann, Hg., Papsturkunden 896-1046. Zweiter Band: 996-1046, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 177 (Wien, 1985), Nr. 560. 31 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 65; Zimmermann, Papsturkunden II (wie Anm. 30), Nr. 561. 32 Julius v. Pflugk-Harttung, Hg., Acta pontißcum Romanorum inedita II. Urkunden der Päpste vom Jahre c. 97 bis zum Jahre 1197. Zweiter Band (Stuttgart, 1884), Nr. 101; F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 66; Zimmermann, Papsturkunden II (wie Anm. 30), Nr. 562. 33 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 67. 34 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 74; Zimmermann, Papsturkunden II (wie Anm. 30), Nr. 576. 35 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 76; Zimmermann, Papsturkunden II (wie Anm. 30), Nr. 578. 36 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 89; Conradi II. diplomata, Harry Bresslau, Hg., MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae IV (München, 1980), Nr. 205. Auch das Bistum Triest hatte Besitzungen in lstrien. Auf Vermittlung des Patriarchen von Aquileia bestätigte sie ihm der damalige deutsche König Heinrich III. und verlieh ihm auch Umag (F. Kos, Gradivo III [wie Anm. 10], Nr. 103; Heinricii III. diplomata, Harry Bresslau - Paul Kehr, Hgg., MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae V (München, 1980), Nr. 12). 37 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 121. schickte Machenschaften des Patriarchen Poppo von Aquileia entwendet worden war. Den Patriarchen von Grado wurde der Besitz in Istrien, Triest, Koper, Piran, Novigrad, Poreč Rovinj, Pola, im Kastell St. Georg (in Istria, in Tergeste, Justinopoli, Pirano, item in Ciutate noua, Parentio, Ragunio, Pola atque in castello sancti Georgii) und anderswo bestätigt.38 Doch diese Entscheidung war nicht von langer Dauer: Der deutsche König Heinrich IV., Stifter der beiden erwähnten Verleihungen an Freising, kam - fast gleichzeitig mit der ersten Freisinger Schenkungsurkunde - am 16. Dezember 1062 der Bitte des (neuen) Patriarchen Godebold von Aquileia nach und bestätigte der Kirche von Aquileia, dem Patriarchen und seinen Nachfolgern das Eigentumsrecht auf die erwähnte Pfarre Grado (Gradensis plebs), die laut Behauptungen des Bittstellers dem Patriarchen Poppo von Papst Johannes XIX. und Kaiser Konrad II. verliehen worden war (die einschlägige Schenkungsurkunde ist nicht erhalten). In der Bestätigung dieses Besitzes an Aquileia wird angeführt, dass die Pfarre von Grado Besitztümer im Gebiet von Pola, Piran (Pirianum), Koper (Capris), in der ganzen Grafschaft Istrien (in omni Histriensi comitatu) und anderswo inne hatte.39 Das Patriarchat von Aquileia erwarb umfassende Besitzungen in Istrien, vor allem durch die Schenkungsurkunde Ulrichs III. von 1102, des Sohnes des istrischen Markgrafen Ulrichs II. von Weimar Orlamünde (nach Landi ist dieser Stifter Ulrich II. von Ebersberg, Graf von Bozen).40 Das Patriarchat herrschte über den größeren Teil des nördlichen und nordöstlichen Istriens sowie über zahlreiche Kastelle und Dörfer. Unter den Letzteren gilt unsere Aufmerksamkeit vor allem Šterna (Cisterne), Kubed (Cavedel) und Št. Peter41 mit dem Kloster der hll. Petrus und Michael: Die Dörfer mit diesem Namen erhielt nämlich 1067 aufgrund der Schenkungsurkunde Heinrichs IV. die der hl. Maria und dem hl. Korbinian geweihte Freisinger Kirche! Sowohl die Schenkungsurkunde für Aquileia von 1062 als auch die Letzte von 1102 werfen wegen der benachbarten Standorte der an die Freisinger Stiftungen verliehenen Besitzungen (das Kloster St. Andree und die Freisinger Kirche der hl. Maria und des hl. Korbinian) und wegen der Besitzungen von Grado bzw. Aquileia die Frage auf, wie die Bischöfe von Freising die Besitzungen ihrer beiden Empfänger verwalteten: entweder unmittelbar durch den eigenen Vizegrafen bzw. Gastalden, oder sie gaben ihre Einnahmen geistlichen oder weltlichen Herren zu Lehen. Konkrete Angaben über diese Besitzungen kommen in den veröffentlichten Originalurkunden nicht vor. Gut hundert Jahre später, 1173, verlieh der Patriarch Ulrich von Aquileia, der nach wie vor einen großen Teil Istriens beherrschte, der Abtei in Beligna bei Aquileia einen Hof (curia) zwischen Seča/Sezza, Sečovlje und Albucan (in der Nähe des Klosters St. Onuphrius) im Raum Piran.42 - Er oder seine Vorfahren hatten diesen Besitz entweder vom Hochstift Freising erhalten oder auf Intervention des Herrschers durch die Patriarchen von Grado geerbt.43 38 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 128; Zimmermann, Papsturkunden II (wie Anm. 30), Nr. 618. 39 F. Kos, Gradivo III (wie Anm. 10), Nr. 225; MGH D. H. IV. (wie Anm. 2), Nr. 98. 40 Franz Schumi, Hg., Urkunden- und Regestenbuch des Herzogthums Krain I: 777-1200 (Laibach, 1882/3), Nr. 67; Franc Kos, Hg., Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku IV: 1101-1200 (Ljubljana, 1920, mit der Jahrzahl 1915), Nr. 5. 41 Benussi, Net medio evo (wie Anm. 21), S. 304; F. Kos, Gradivo IV (wie Anm. 40), S. 3; Peter Štih, Studien zur Geschichte der Grafen von Görz. Die Ministerialen und Milites der Grafen von Görz in Istrien und Görz, M1ÖG, Erg. B. 32 (Wien - München, 1996), S. 164, lozieren dieses St. Peter nordwestlich von Buje (wo sich auch tatsächlich eine Ortschaft mit diesem Namen befand). 42 Kandler, CDl 1 (wie Anm. 9), Nr. 153, S. 291; F. Kos, Gradivo IV (wie Anm. 40), Nr. 536; Camillo de Franceschi, Hg., Chartularium Piranense. Raccolta dei documenti medievali di Pirano I: 1062-1300, AMSI 36 (Parenzo, 1924), Nr. 2. 43 De Franceschi, Origini e sviluppo del comune di Pirano (wie Anm. 23), S. XXV. Die mittelbare Erwähnung der Freisinger Kompetenzen im Kaum Piran Die Schenkungsurkunden an die beiden Freisinger Stiftungen von 1062 und 1067 sind allgemein bekannt und werden im Zusammenhang mit dem Freisinger Besitz in lstrien regelmäßig angeführt. - Keine neue, dennoch von den bisher behandelten Schenkungsurkunden wesentlich weniger bekannt und noch weniger zitiert sowie von der Literatur bei der Behandlung des Freisinger Besitzes in lstrien selten herangezogen ist dagegen eine mittelbare Erwähnung der Kompetenzen des Hochstifts Freising im Raum Piran vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Sie kommt in einem Schriftstück im Zusammenhang mit einem Vorfall vor, der mit Freising in keinerlei Verbindung steht. Es handelte sich um das Verhältnis des »geistlichen« und »weltlichen« Piran und seiner Bürger gegenüber dem Bistum Koper, das die kirchliche Jurisdiktion über Piran ausübte. Zwischen dem Piraner Klerus und den Bürgern einerseits und dem Bistum Koper andererseits kam es zu einer Auseinandersetzung, die in erster Linie durch materielle Forderungen und Interessen ausgelöst wurde. Aufsehen erregte der (auch in der Fachliteratur mehrfach erwähnte)44 langjährige Streit der Bürger von Piran mit dem Bistum Koper wegen des Piraner Olivenöl-Zehcntrechts zwischen 1201 und 1207.45 Der Bischof von Koper Adalgerius wollte sich die Einnahmen aus der Piraner Olivenölproduktion sichern. Er belegte Piran, das die erwähnte Abgabe nicht abzuliefern bereit war, mit dem Interdikt, also mit dem Verbot aller kirchlichen Amtshandlungen. Den Bitten der Einwohner von Piran, er möge die Strafe aufheben, wurde nicht Folge geleistet. Infolge Beschwerden an den Papst46 wurden kirchliche Schiedsrichter ernannt, die über den Streit entscheiden sollten. Tagelang folgten Vernehmungen von Zeugen auf beiden Seiten.47 Vielen Zeugenaussagen anhand der Eidschwuren vom 14. Dezember 1201 ist hinsichtlich des Olivenölzehents zu entnehmen, dass der Piraner Notar Dominik, der zwei Vollmachtsurkunden über die Vertreter des Piraner Klerus und der Pfarrangehörigen in diesem Streit abgefasst hat, vor etwa einem halben Jahr (also im Sommer 1201) vom Piraner Grafen bzw. Podestä Berthold als Notar eingesetzt worden war. Laut Aussagen von zwei Zeugen soll Berthold diese Machtbefugnis und die Grafenwürde von Graf Meinhard erhalten haben, dieser (oder Graf Berthold unmittelbar, wie acht Zeugen aussagten), wiederum vom Freisinger Bischof, letzterer vom (deutschen) Kaiser (imperator).48 44 Luigi Morteani, Sulla lite per la deeima dell' olio tra i vescovi di Capodistria ed il clero e popolo piranese, Arclieografo Triestinu, N. F., 21 (1896-1897), S. 249-65; Darja MiheliC, Piransko olje in koprska škofija (začetek 13. stoletja), Acta Histrlae 9/2 (Koper, 2001), S. 311-20. 45 Chartularium Piranense I (wie Anm. 42), Nr. 11-65, 65 a. 46 Chartularium Piranense I (wie Anm. 42), Nr. 16. 47 Der Schiedsspruch fiel zugunsten der Piraner Kirche aus, und der Olivenölzehent - auf den das Bistum Koper nie ein Anrecht besaß - wurde der Piraner Kirche zugesprochen, der Bischof von Koper erhielt dagegen andere Einnahmen: das Vierzehntel der Armen und das Vierzehntel zum Kirchenbau und eine stattliche Entschädigungssumme von 278 Libre als Ersatz für den verlorenen Rechtsstreit. Im Jahre 1206 (1207) wurde der Schiedsspruch auch vom Papst bestätigt. (Chartularium Piranense I [wie Anm. 42), Nr. 65 a). 41 Die dreizehn vernommenen Zeugen, von denen lediglich der Letzte den Standpunkt des Bischofs zu verteidigen suchte, gaben Folgendes an: 1 ... dictus Domlnlcus fecit iuramentum tabellionalus coram comite Bertoldo, qui est potestas lllius loci per episcopum de Frisengo, qui liabuit hanc potestatem ab imperatore et coram gastaldione et populo terre. Et dictus comes investivit dictum Dominicum de tabellionatu cum lampulo mantelU ... 2 ... Domlnlcus tabellio fuit factus tabellio a Bertoldo comite ipsius castri, et ipse habuit hanc potestatem et commita- tum istum a commite Mainardo, et iste Mainardus habet commitatum istum ah episcopo de Frisengo, et ille habuit ab imperatore. 3 ... dixit de tabellione, silicet quod sit factus tabellio a Bertoldo potestate Pirani, qui habet hanc potestatem ab episcopo de Frisingo ... quod sit circa medium annum quod fuit creatus tabellio. 4 ... Dominicus tabellio fuit factus tabellio a Bertoldo comite de Pirano, qui habet hanc potestatem ab episcopo de Frisengo, et episcopus habuit eam ab imperatore. 5 ... dixit de tabellione quod sit creatus tabellio a Bertoldo qui est comes eorum, qui habet hanc potestatem a comite Mainardo, qui Mainardus habet hanc potestatem ab episcopo de Frisengo, qui episcopus habet hanc potestatem ab imperatore. Der erste vernommene Zeuge, der Geistliche Venerius, gab an, Notar Dominik sei vereidigt worden als Notar von Graf Berthold, dem Podestä des Freisinger Bischofs in dieser Ortschaft (Piran), wobei Letzterer diese Machtbefugnis vom Herrscher erhalten habe. Auch laut Behauptung des dritten Zeugen, des Pförtners Johann, soll Berthold, der Podestä von Piran, die Einsetzungsbefugnis unmittelbar von Freising innegehabt haben. Ähnlich war auch die Aussage des vierten Zeugen, des Piraner Richters Tiso, der Berthold als Graf von Piran bezeichnet. Die Behauptung dieses Zeugen wurde auch vom neunten Zeugen, Laurentius aus Marcana (Marzana) bestätigt, während der elfte und zwölfte Zeuge (Johann Corvello und Albin von Donada) die Aussage des ersten Zeugen bestätigten, der die Vermittlerrolle Meinhards bei der Übergabe der Rechte von Freising an Berthold ebenso nicht erwähnte. Nur zwei (!) Zeugen (der zweite und der fünfte) erwähnten bei der Schilderung der Befugnisübergabe auch den Grafen Meinhard. Der zweite Zeuge, Johann von Valtram, ein Candelarius, behauptete, Berthold, dem Grafen des Castrums, sei diese Machtbefugnis und die Grafenwürde von Graf Meinhard verliehen worden, dieser wiederum habe den Grafentitel 6 ... dixil de crealione labellionis facta a Bertoldo, et loco et tempore, et a quo alio a quibus hec potestas emanaverit in Bertoldum ... 7 ... dicit de creatlone tabellionis facta a Bertoldo co- mite eorum et loco et tempore et de personls per quas hec potestas evenit in Bertoldum ... Dicit tarnen quod investivit eum Bertoldus cum ciroteca. 8 ... dicit de creatione Domlnici in tabellionem facta a Bertoldo, et loco et tempore et de personis per quas et a quibus potestas pervenit in Bertoldum ... Et dicit quod fuit investitus per lampulum pellium Bertoldi. 9 ... De personis a quibus hec potestas defluxit in Ber- toldum concordat cum Tisone (der vierte Zeuge). 10 ... dixil de creatione tabellionis facta a Bertoldo comite terre et loco et personis a quibus hec potestas pervenit in Bertoldum ... 11 ... dixit de creatione labellionis, et loco, et de persona a qua fuit creattis, et de personis, a quibus persona creans habuit poteslatem ereandi, et de investilura tabellionatus facta per clamidem commitis ... Idem quod Venerius presbiter (der erste Zeuge). 12 ... dixit de crealione tabellionis facta a Bertoldo comite lerre, et de loco, et de personis a quibus et per quas iurisdictio illa venil in commite Bertoldo ... idem quod presbiter Venerius (der erste Zeuge). 13 ... dicit de facto tabellionis Dominici... dicit sc nescire an sit tabellio vel non; credit tarnen quod Bertoldus, qui eum dicitur fecisse tabellionem, non potuerit eum facere quia non habet Italic auctoritatem. £ .g [Z i—* a - -ž -S -ž S •s -a •3 o Q .g .G .S u 8 .s .es .S .•a s .C, d .ta ,s T. 1 i *8 =1 Ij § sS O o ta -s> c> -S -a -Ss <0 -a -Si ■fi Z -5 -s -s -a -a -a 'G -S 2 o .s 1 | 5 £ S5 S £ s g g — u ■o. 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Georg, Sieger über das Heidentum, in der Kirche in Altenlack, deutet auf Alter und zweckmäßige Einrichtung eines kirchlichen Mittelpunkts wahrscheinlich bereits zur Zeit der freisingischen Erwerbung der Herrschaft im 10. Jahrhundert hin. Die regelmäßige Kirchenfunktion hatte jedoch eine starke Gravitationswirkung auf das alltägliche Leben der Herrschaft, aber auch auf andere Aktivitäten. Kirchtage und andere Feste, die Menschenmengen anzogen, förderten den Handel 17 Codex diplomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 89; UBK I (wie Anm. 77), Nr. 50; Gradivo III (wie Anm. 78), Nr. 284. und führten zur Errichtung von periodisch abgehaltenen Märkten.88 Dabei stößt man auf die Frage der Herausbildung jener nichtagrarischer Funktionen, die eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung der künftigen städtischen Siedlung darstellten.89 Man ist sich zu wenig bewusst, dass ein mehr oder weniger regelmäßig funktionierendes Handelszentrum bereits im Frühmittelalter eine soziale Notwendigkeit darstellte. An einigen Erzeugnissen, etwa Salz oder Eisen, bestand ständiger Bedarf bei weiten Bevölkerungskreisen, und dieser Umstand führte schon früh zur Entstehung ständiger lokaler Verteilerzentren. Bei Bischoflack muss noch ein Moment hervorgehoben werden: Die zentrale Rolle der intensiven Kolonisation einer ausgedehnten Grundherrschaft. Der geschlossene Freisinger Besitz, der zwei Täler mit einem umfangreichen dazwischen liegenden Bergland umfasste, wurde vom II. Jahrhundert bis Ende des 13. Jahrhunderts systematisch und intensiv kolonisiert. Einzelheiten über die technische Ausführung der Rodung und Ansiedlung liegen uns so wenig wie in den meisten anderen Ländern vor. Dass das Zentrum der Herrschaft in Bischoflack als Ausgangspunkt und Koordinator eine ausschlaggebende Rolle in dem ganzen Prozess spielte, steht außer Frage.90 So entstand am Zusammenfluss der beiden Zeier-Quellflüsse in einer günstigen geographischen Lage im Mittelpunkt der Herrschaft der Zentralort Lack mit einer Wirtschafts-, Verwal-tungs-, Gerichts-, Kirchen- und wahrscheinlich auch Marktfunktion. Der aus der Geographie übernommene Terminus »Zentralort« ist sehr geeignet und angebracht bei der Bezeichnung solcher Siedlungen für die Zeit, in der ihr städtischer Charakter noch nicht mit Quellen belegt ist.91 Nun sind wir an einem Punkt angelangt, wo wir den Kern des Problems berühren: Hat die zentrale Siedlung Altenlack bereits einen hohen Entwicklungsgrad nichtagrarischer Aktivitäten erreicht, hat sie bereits eine besondere Rechtsstellung erlangt, und wann wurde sie an den neuen Standort am Zusammenfluss der beiden Flüsse verlegt? Dieses Problem ist auch in anderen europäischen Ländern in vielen Fällen kaum zu lösen, denn in der Regel steht kein einschlägiges Quellenmaterial zur Verfügung. Die erwähnte Urkunde für Laas ist diesbezüglich einmalig, bestätigt sie doch die bürgerliche Stellung der Einwohner und der Siedlung vor ihrer Verlegung, sie entstammt jedoch einer viel späteren Epoche.92 Zweifellos erlangten einige Zentralorte bereits in einer vorurbanen Phase einen ausgeprägten nichtagrarischen Charakter. Die zum Großteil untertänige Bevölkerung spezialisierte sich auf bestimmte nichtagrarische Aktivitäten, der Ort wurde zu einem Versorgungsmittelpunkt für das weitere bäuerliche Umfeld (siehe oben das Beispiel Gurks). Eingehende Studien für Bayern bewiesen eine Art gemischter agrarisch-urba-ner Zentren noch vor Beginn der planmäßigen Gründungsphase.93 Wahrscheinlich war ein Teil der Untertanen bereits in die Transport- und Handelstätigkeiten für den Grundherrn eingespannt.94 Als die vorurbane Siedlung bis zu einem gewissen Grad herangereift war, kam es zu einer entscheidenden Maßnahme des Grundherrn: der Verlegung der Siedlung an einen neuen Standort, " Vgl. Mittlrauer, Typen (wie Anm. 35), S. 279; Katzinger, Die Märkte Oberösterreichs (wie Anm. 9), S. 102. 89 Vgl. Katzinger, Die Märkte Oberösterreichs (wie Anm. 9), S. 102 ff. 90 Zur Freisinger Kolonisation siehe Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 27), S. 20 ff.; ders.. Das Hochslift Freising und die Kolonisation der Herrschaft Lack im Mittelalter, Litterae Slovenicae V (München, 1968); Gertrud Thoma, Zur Grundherrschaft des Bistums Freising im Hochmittelalter: Organisation und Nutzung der Besitzungen in Bayern und im Ostalpenraum. Ein Vergleich, in: Querschnitte. »...Der wissendlich Romanen für Historien ausgibt ...«. Deutsch-slovenische Kultur und Geschichte im gemeinsamen Raum, hg. v. Krista Zach und Mira MiladinoviC Zalaznik, Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks B 80 (München, 2001), S. 21-61, hier 33 ff. 91 Vgl. Stürmer, Präurbane Siedlungen (wie Anm. 7), S. 106 ff.; Kiessling, Zwischen Stadt und Dorf? (wie Anm. 17), S. 124. 92 Siehe Anm. 74. 93 Bosl, Städtepolitik (wie Anm. 7), S. 228, 231; Störmer, Präurbane Siedlungen (wie Anm. 7), S. HO ff. 9,1 Dass auch bereits erfahrene Kaufleute unmittelbar der bäuerlichen Bevölkerung entstammen konnten, zeigt das Beispiel der Brixner Untertanen der Herrschaft Veldes (Bled) in Oberkrain, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Cividale Handel trieben und Handelsgeschäfte abschlossen. Kosi, Potujoči srednji vek (wie Anm. 61), S. 251, Anm. 274. der Verleihung des freien Status und der freien Erbleihe an die Einwohner, die sich mit nichtagrarischen Aktivitäten befassten, und der planmäßigen Anlage einer neuen, bereits in ihrem Grundriss funktionaleren Siedlung - dadurch wurden die Voraussetzungen für den eigentlichen Beginn der Urbanen Entwicklung geschaffen. Ob forum oder civitas, wie immer die neue Siedlung bezeichnet wurde, dies scheint mir das wichtigste Entwicklungsmoment zu sein, die eigentliche »Gründung der Stadt«,95 und nicht etwa die Erhebung durch einen Formalakt, die man in den späteren terminologischen Varianten der städtischen Bezeichnungen sucht. Der große Bedarf an gewerbefähigem Personal bereits zu Anbeginn, beim Aufbau einer neuen Siedlung, lässt den Schluss zu, dass bereits in der ursprünglichen Siedlung (oder den Siedlungen) eine gewisse Tradition nichtagrarischer Aktivitäten vorhanden gewesen sein muss. Vom Standpunkt des Stadtherrn und der Bevölkerung war das wesentliche Moment für die Verlegung der Siedlung die utilitas - der Nutzen, wie er in der Urkunde für Laas erwähnt wird, der für die nichtagrarischen Tätigkeiten aus einer funktionaleren Anlage der neuen Siedlung mit einem zweckmäßigen Marktplatz, für den Stadtherrn aber aus verschiedenen Einnahmen entsprang. Der Grundherr konnte durch die Befreiung aus dem untertänigen Status die Entwicklung der neuen Siedlung wesentlich beschleunigen, wobei bei den städtischen Siedlungen geistlicher Herren mit einer beträchtlichen Zahl an Zensualen zu rechnen ist, die manchmal bereits in der vorurbanen Siedlung ansässig gewesen waren, und in der Stadtbevölkerung aufgingen. Eine erfolgreiche Entwicklung dürfte früher oder später auch Berufskaufleute, vielleicht reisende Händler dazu veranlasst haben, sich in dem Urbanen Zentrum niederzulassen. Dennoch war die Mehrzahl der Bevölkerung auch in den späteren neu gegründeten Urbanen Siedlungen in der Frühzeit wahrscheinlich lokalen oder regionalen Ursprungs, einen Teil davon stellte immer aucli die Untertanenschicht dar. Vor allem in der Frühzeit war die soziale Zusammensetzung der Einwohner zweifelsohne sehr vielfältig.96 Die Bevölkerung der Stadt Bischoflack entstammte in erster Linie gewiss der heimischen Freisinger Herrschaft und den benachbarten Herrschaften. Einen Hinweis auf dieses Vorgehen gibt die Urkunde des Kärntner Herzogs Ulrich III. von Spanheim für das Zisterzienserkloster Sittich (Stična) in Unterkrain aus der Zeit um 1256, wo verfügt wird, dass die Untertanen des Klosters nicht ad oppida nouiter constructa aufgenommen werden dürften.97 Einige Quellen aus Krain aus dem 13. Jahrhundert beweisen, dass die frühen städtischen Siedlungen auch von der hörigen Bevölkerung bewohnt wurden. Herzog Ulrich III. verpflichtete sich in einem 1265 geschlossenen Vertrag mit dem Patriarchen Gregor von Aquileia dazu, den Einwohnern tarn libe-ros quam servos et ancillas, also den freien und den hörigen, die früher in dem Aquileier Markt Wernegg (Vernek) an der Save ansässig gewesen waren (qui liabitaverant in foro Werdenech), zu ermöglichen, in den Markt, der durch Kriegswirren zerstört worden war, zurückzukehren und sich dort wieder niederzulassen.98 In einem anderen Vertrag aus demselben Jahr sind Herzog Ulrich und der Freisinger Bischof Konrad übereingekommen, noch weiterhin Einnahmen von ihren Untertanen zu erheben, die in Märkten und Städten (in foris sev civitatibus) des einen oder des anderen leben.99 Die Herstellung von geregelten Rechtsbedingungen hinsichtlich des Grund- 95 Vgl. Schwineköper, Problematik (wie Anm. 8), S. 116 ff.; Koller, Hochmittelalterliche Siedlungsplanungen (wie Anm. 9), S. 1; Opll, Das Werden (wie Anm. 3), S. 136 ff.; Bosl, Städtepolitik (wie Anm. 7), S. 228 ff., 231; Stürmer, Präurbane Siedlungen (wie Anm. 7), S. 110 ff. 96 Schwineköper, Problematik (wie Anm. 8), S. 130 ff., 165; Bosl, Städtepolitik (wie Anm. 7), S. 225, 228, 231; Knittler, Städtewesen (wie Anm. 7), S. 490; Opll, Das Werden (wie Anm. 3), S. 139; ders., Stadtgründung (wie Anm. 7), S. 19 ff.; Zwitter, Starejša kranjska mesta (wie Anm. 6), S. 24 ff. Zur sozialen Herkunft der Einwohner bayerischer Bischofsstädte siehe Dopsch, Zur Struktur bayerischer Bischofsstädte (wie Anm. 9), S. 89 ff. 97 ... ac desuper inliibet, ne colonl ac subditi ad oppida noviter constructa ab aliis reeipiantur, verum recepti quanto-cyus dimittantur et redeant. Leider nur in einem kurzen Regest aus dem 18. Jahrhundert erhaltene Urkunde in: Pavel Pucelj, Idiograpliia sive rerum memorabilium monasteril Sitticensis descriptio (1719), AS, Handschriftensammlung I48r, S. 31; UBK II (wie Anm. 1), Nr. 220, Anm. I; vgl. Zwitter, Starejša kranjska mesta (wie Anm. 6), S. 20, 25. 98 UBK II (wie Anm. 1), Nr. 345, S. 269; MDC IV/2 (wie Anm. 32), Nr. 2863, S. 623. 99 Codex dipiomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 247; UBK II (wie Anm. 1), Nr. 352. besitzes in der Siedlung, der Stellung ihrer Einwohner und die Verleihung wirtschaftlicher Begünstigungen für nichtagrarische Aktivitäten seitens des Stadtherrn übten zweifelsohne jene Gravitationswirkung aus, die künftige Bürger, auch aus entfernten Orten, anzog.100 Eine der bedeutenden topographischen Voraussetzungen für die Verlegung einer Siedlung war die Existenz einer Burg, ein häufiges Merkmal mittelalterlicher Städte im slowenischen Raum (Laibach, Stein [Kamnik], Cilli, Pettau, Görz usw.). Die neue urbane Siedlung entstand häufig am Fuße der Burg und ist mit dieser funktional verbunden, in der Endphase, nach Errichtung der Mauer, sogar zu einem einheitlichen Abwehrsystem (wie in Bischoflack, Laibach, Pettau).101 Die Burg als Ausdruck der herrschaftlichen Macht bot der städtischen Siedlung und ihren nichtagrarischen Aktivitäten, vor allem dem Handel, der dort stattfand, Schutz und Schirm. Die Burg in Bischoflack ist seit dem Ende des 12. Jahrhunderts als Castrumßrmissimum quellenmäßig nachzuweisen (vor 1202).102 Sie erhob sich oberhalb des Zusammenflusses der beiden Zeier-Quellflüsse, und das Gelände an ihrem Fuß bot außerordentlich gute Bedingungen für die Gründung einer neuen Siedlung. Die ausgezeichnete Abwehrlage am von der Burg dominierten Zusammenfluss eignete sich dazu, einen einmaligen strategischen Stützpunkt zu errichten. Wenden wir uns nun der Frage der Freisinger Bischöfe als Städtegründer zu: Die Bischöfe hatten von Bayern her hinsichtlich nichtagrarischer Zentren zahlreiche Erfahrungen und Vor-bilder.'03 Die nahe gelegene bayerische Residenzstadt Regensburg war ein uralter urbaner Mittelpunkt mit einem starken Einfluss auf die Entwicklung der Städte auch in der Mark Österreich.104 Für Freising selbst erlangten die Bischöfe bereits im Jahr 996 von Kaiser Otto III. ein Privileg für die Abhaltung eines täglichen Marktes (mercatum omni die legitimum) mit Zoll- und Münzrecht (Prägung nach dem Regensburger Münzfuß) - Voraussetzung für eine schrittweise urbane Entwicklung des Kirchenzentrums.105 Auf eine verbreitete Entstehung neuer Marktzentren auf dem eigenen Gebiet in Bayern schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhundert deutet das Privileg König Konrads III. aus dem Jahr 1140 hin, in dem er omne novunt forum in eodem episcopatu verbietet, außer denen, die mit einem Königsprivileg ausgestattet sind, der Stadt (civitas) Freising aber das Recht auf Abhaltung eines Jahrmarkts (annale forum) verleiht.106 Berühmt ist auch der Streit mit Herzog Heinrich dem Löwen von 1158 hinsichtlich der Gründung Münchens als Konkurrenz für den Freisinger Markt Föhring, in den Kaiser Friedrich Barbarossa aktiv eingriff.107 Nach Absetzung Heinrichs des Löwen und des Kaisers Schiedsspruch von 1180 gelangte 100 Vgl. Scuwineköper, Problematik (wie Anm. X), S. 130 IT.. 164; Opll, Das Werden (wie Anm. 3), S. 139. Die Namen der ersten bekannten Lacker Bürger sind deutsch - Berthold, Ulrich, Bernhard, Gotfrid, Wülfing, Richer, Leutold, mindestens einer - Osridich - ist slowenisch (Codex diplomaticus 1 [wie Anm. 1), Nr. 232; UBK II [wie Anm. I ], Nr. 326). Drei Jahrzehnte später befand sich unter ihnen auch schon ein Lombardus (Urbarji freisinške škofije [wie Anm. 33], S. 137, 186; Codex diplomaticus 3 [wie Anm. 33], S. 181). 101 Vgl. Scuwineköper, Problematik (wie Anm. 8), S. 122 ff., bes. Anm. 50a; Reichert, Geschichte (wie Anm. 32), S. 156. 102 Codex diplomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 126, S. 125. I0J Vgl. Scuwineköper, Problematik (wie Anm. 8), S. 133. 104 Dopsch, Zur Struktur bayerischer Bischofsstädte (wie Anm. 9), S. 63 ff., 73 ff., 90 ff.; Opll, Stadtgründung (wie Anm. 7), S. 22 ff. 105 Ottonis III. diplomata, hg. v. Theodor Sickel, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae 11/2 (München, 21980), Nr. 197. Vgl. Rudolf Schieffer, Das Freisinger Marktprivileg vom 22. Mai 996, in: Freising als Biirgerstadt. Festschrift zur Tausendjahrfeier, hg. v. Hubert Glaser (= 35. Sammelblatt des Hist. Vereins Freising) (Regensburg, 1996), S. 17-28; Dopsch, Zur Struktur bayerischer Bischofsstädte (wie Anm. 9), S. 88 ff., 93 ff. 104 Conradi III. et filii eins Heinrici diplomata, hg. v. Friedrich Hausmann, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae IX (Wien-Köln-Graz, 1969), Nr. 46; Codex diplomaticus I (wie Anm. 1), Nr. 100. 107 Friderici l. diplomata, hg. v. Heinrich Appelt, MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae X/l-4 (Hannover, 1975-1990) (künftig MGH DD. F. I.), Nr. 218, 798. Vgl. Eugen Pitzer, Der Föhringer Streit im Lichte des Rechts und der Politik, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Freising 25 (Freising, 1965), S. 17-66; Doris Hagen, Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel: Die Bischöfe von Freising in salisclier und friihstaufischer Zeit, Europäische Hochschulschriften, Reihe 111/634 (Frankfurt am Main-Berlin-Bern-New York-Paris-Wien, 1995), S. 2 ff., 173 ff. das Bistum sogar für 60 Jahre in den Besitz von München, das sich bereits zu einem bedeutenden Urbanen Zentrum entwickelt hatte.'08 Die Bischöfe hatten somit einen guten Einblick in die Vorzüge und Vorteile städtischer Siedlungen. Zweifelsohne war der wirtschaftliche Nutzen von großer Bedeutung - Einnahmen aus dem Zoll (von Handel und Transport von Handelswaren), aus der Stadtsteuer sowie aus der Gerichtsbarkeit zählten zu bedeutenden Einkünften des Stadtherrn.109 Für Bischoflack wurden sie in den bischöflichen Einnahmen als besondere Posten (theloneum, slevra civitatis, iudicium civitatis) zum ersten Mal im Jahr 1310 und im Urbar von 1318 erwähnt."0 Es lag im Interesse des Stadtherrn, dass die neue Siedlung so schnell wie möglich aufstieg und Einnahmen abwarf, darum förderte er die Entwicklung durch verschiedene Maßnahmen und wirtschaftliche Vergünstigungen zugunsten der Bürger. Auf der anderen Seite handelte es sich auch um das militärisch-strategische Moment der Städte, das oft übersehen wird - mit der festen Mauer, der großen Anzahl von Stadtbewohnern mit Wach- und Wehrpflicht sowie der Konzentration des wirtschaftlichen Potenzials stellten sie einen außerordentlich starken militärischen Stützpunkt des Stadtherrn dar.1" Zur Zeit der militärischen Auseinandersetzungen bedeutete gerade die Eroberung einer Stadt als Zentrum politischer und wirtschaftlicher Macht das Hauptziel und zugleich die härteste Herausforderung für den Angreifer. Der böhmische König Ottokar II. Premysl, zum Beispiel, musste 1270 bei der Besetzung Krains Laibach, das dem letzten Spanheimer Philipp treu blieb und sich nicht ergeben wollte, in einem Sturmangriff erobern."2 Wenden wir uns nun dem verfassungsrechtlichen Aspekt der Gründung von städtischen Siedlungen zu: Im Rahmen des mittelalterlichen deutschen Reichs setzte sich unter den Ottonen im 10. Jahrhundert das Marktregal durch, die Zuständigkeit des Königs zur Verleihung von Marktrechten als einer der wesentlichen Voraussetzungen für die Entwicklung nichtagrarischer Siedlungen. Aus dem 10. und 11. Jahrhundert sind gut 100 Herrscherprivilegien über die Gründung von Marktzentren erhalten."3 Vor allem im Laufe des 12. Jahrhunderts ging das Markt- sowie das Mautregal zunehmend in die Zuständigkeit einzelner Landesfürsten über, die keine Sanktion des Herrschers zur Gründung von städtischen Siedlungen mehr suchten."4 Als Beispiel für 108 Lorenz Maier, Vom Markt zur Stadt. Herrschaftsinhaber und Führungsschichten 1158 bis 1294, in: Geschichte der Stadt München, ed. Richard Bauer (München, 1992), S. 13-60; Pitzer, Föhringer Streit (wie Anm. 107), S. 42 ff. 109 Zu den Motiven der Gründer siehe Opll, Stadtgründung (wie Anm. 7), S. 21 ff., 23 ff.; Koller, Hochmittelalterliche Siedlungsplanungen (wie Anm. 9), S. 62 ff.; Knittler, Städtewesen (wie Anm. 7), S. 483 ff.; Schwineköper, Problematik (wie Anm. 8), S. 164 (bes. Anm. 141); Auge, Stadtwerdung (wie Anm. 7), S. 349 ff.; Katzinger, Die Märkte Oberösterreichs (wie Anm. 9), S. 103 ff.; Reichert, Geschichte (wie Anm. 32), S. 157 ff., 180. 110 Codex dipiomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 125, 128 ff., 229 ff; Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 33), S. 213. 111 Schwineköper, Problematik (wie Anm. 8), S. 122 ff.; Koller, Die mittelalterliche Stadtmauer (wie Anm. 43), S. 16 ff.; Opll, Stadtgründung (wie Anm. 7), S. 21 ff.; Carl Haase, Die mittelalterliche Stadt als Festung, in: Die Stadt des Mittelalters I (wie Anm. 3), S. 377-407; Monika Porsche, Stadtmauer und Stadtentstehung: Untersuchungen zur frühen Stadtbefestigung im mittelalterlichen Deutschen Reich (Hertingen, 2000); Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, hg. v. Gabriele Isenberg, Barbara Scholkmann, Städteforschung, Veröffentlichungen des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster, Reihe A/45 (Köln-Weimar-Wien, 1997). 112 Ottokars Österreichische Reimchronik, Joseph Seemüller, Hg., MGH, Deutsche Chroniken V/1 (Hannover, 1890), 10571 ff. 113 Vgl. Schlesinger, Der Markt (wie Anm. 3), S. 271 ff.; Friederun Hardt-Friederichs, Markt, Münze und Zoll im ostfränkischen Reich bis zum Ende der Ottonen, Blätter für deutsche Landesgeschichte 116 (1980), S. 1-31, hier 18 ff., 21 ff.; Opll, Das Werden (wie Anm. 3), S. 135; Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte III (Berlin, 1984), S. 325. 114 Opll, Das Werden (wie Anm. 3), S. 135 ff.; Pitzer, Föhringer Streit (wie Anm. 107), S. 20 ff., 28 ff., 58 ff.; Helmut Flachenecker, Die Städte- und Märktegründungspolitik bayerischer Bischöfe im 13. Jahrhundert, in: 1204 und die Folgen (wie Anm. 7), S. 151-66, hier 152. Koller meint, dass allgemeine Verhältnisse herangereift seien und dass die Landesfiirsten die Regalrechte zur Gründung von städtischen Siedlungen erst nach der Mitte des 12. Jahrhunderts erlangt hätten. Koller, Hochmittelalterliche Siedlungsplanungen (wie Anm. 9), S. 62 ff. äußerst fähige und wirkungsvolle Fürsten in unserer Nachbarschaft seien die Otakare, Markgrafen und spätere Herzöge von Steiermark zitiert, die ihre Herrschaft bereits im 12. Jahrhundert auch durch die Gründung von Urbanen Siedlungen, ohne besondere Herrscherkonzessionen, abgerundet haben. Das Bewusstsein der zentralen Bedeutung von Urbanen Zentren geht aus der Urkunde Otakars IV. für die untersteirische Kartause Seitz (Žiče) von 1185 deutlich hervor. Es ist von seinen civitates, oppida et alia loca principalia die Rede, zugleich befreit er die Klosteruntertanen vom Mauer- und Grabenbau sowie vom Kalkbrennen (operas in muris.fossatis uel calce coquenda), was sich wahrscheinlich gerade auf den Bau von städtischen Siedlungen bezieht."5 Zu den neuen Stiftungen der steirischen Herzöge gehören Fischau, Hartberg, Fürstenfeld, Leoben, Graz, Marburg und wahrscheinlich Tüffer (Laško) in der Untersteiermark, die in ihren Urkunden oder in der frühen Herrschaftsperiode der Babenberger als forum, oppidum oder civitas vorkommen."6 Auf einen intensiven Prozess der Entstehung neuer städtischer Siedlungen und auf die dabei auftauchenden Probleme weist eine Reihe von Gesetzen Kaiser Friedrichs II. und seines Sohnes Heinrichs VII. aus den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts hin, die natürlich die mancherorts bereits bestehenden Zustände lediglich kodifizierten, häufig auf die Initiative der Fürsten selbst."7 Sie setzten sich mit der Abgrenzung der Rechtskompetenzen zwischen dem Bereich der städtischen Siedlung und dem höheren Landgericht auseinander (1218), mit der Siedlungsverlegung (1224) und mit dem Straßenzwang - Zwangsumleitung des Handelsverkehrs von öffentlichen Straßen auf »private« Märkte (1236)."8 Die Confoederalio cum principibus ecclesiasticis von 1220 verbot die Errichtung neuer Burgen und Städte auf den Territorien der geistlichen Fürsten ohne ihre Erlaubnis,"9 das Gesetz König Heinrichs VII. von 1231 gewährte allen Fürsten das Recht zur Befestigung ihrer Städte,120 die Constitutio in favorem principum von 1231 (1232) setzte sich sogar in mehreren Artikeln mit den neu entstandenen städtischen Siedlungen auseinander: - verboten wurde die Errichtung neuer Burgen und Städte zum Schaden der Fürsten; - neue Märkte durften in keinerlei Hinsicht den bereits bestehenden schaden; - niemand durfte zum Besuch eines bestimmten Marktes angehalten werden; - verboten wurde die Umleitung alter Straßen (zweifelsohne im Zusammenhang mit neuen städtischen Siedlungen); - die Untertanen eines Fürsten durften in Zukunft in den königlichen Städten nicht mehr aufgenommen werden; - niemand durfte zu öffentlichen Arbeiten in der Stadt angehalten werden, wenn er nicht dazu verpflichtet war.121 Reichsfürsten erlangten somit auch formalrechtlich »exklusive« Zuständigkeit zur selbstständigen Gründung und Entwicklung von städtischen Siedlungen. Das theoretisch noch weiterhin bestehende oberste Regalrecht kam gewöhnlich nur anlässlich der Verleihung von besonders priviligierten Jahrmärkten oder bei persönlicher Anwesenheit des Herrschers in einer Region 115 UBSt I (wie Anm. 41), Nr. 644; Gradivo IV (wie Anm. 78), Nr. 705. 116 UBSt 1 (wie Anm. 41), Nr. 484, 499, 546, 550, 555, 619, 642, 653, 698, 707. Vgl. Karl Spreitzhofer, Die Union von 1192 und die »Mitgift« der Steiermark, in: 800 Jahre Steiermark und Österreich 1192-1992: Der Beitrag der Steiermark zu Österreichs Größe, hg. v. Othmar Pickl (Graz, 1992), S. 52; Herbert Knittler, Städte und Märkte, Herrschaftsstruktur und Stündebildung, Band 2 (Wien, 1973), S. 72 ff., 78 ff. 117 Vgl. Katzinger, Die Märkte Oberösterreichs (wie Anm. 9), S. 118 ff., 126 ff.; Flachenecker, Städte- und Märktegründungspolitik (wie Anm. 114), S. 152 ff. 118 Constitutiones et acta publica imperatorum et regum II, hg. v. Ludwig Weiland, MGH, Leges IV/2 (Hannover, 1896), Nr. 61, 203, 286. 119 Constitutiones II (wie Anm. 118), Nr. 73. 120... quod quilibet... princeps imperii cMtatem suam debeat ...fossatis, muris et omnibus munire. Constitutiones II (wie Anm. 118), Nr. 306. 121 § 1 ... nulluni novum Castrum vel cMtatem in preiudiclum principum construere debeamus; § 2 ... nova fora non possint antiqua aliquatenus impedire; § 3 ... nemo cogatur ad aliquod forum ire invitus; § 4 ... strate antique non declinentur; § 12 ... principum ... homines proprii in civitatihus nostris non recipiantur; § 21... ad opera civitatum nullus cogatur, nisi de iure teneatur. Constitutiones II (wie Anm. 118), Nr. 171, 304. zum Ausdruck, wenn sich vor allem kirchliche Institutionen (Bistümer, Klöster) wegen Bestätigung von - meistens schon bestehenden - städtischen Siedlungen an ihn wandten. So bestätigte Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1170 anlässlich seines Besuches in Kärnten dem Kloster St. Paul die Marktrechte im bereits existierenden Markt Völkermarkt, dem Kloster St. Lambrecht aber das Recht auf die Gründung des Marktes in Köflach.122 Kaiser Otto IV. verlieh 1210 den Grafen von Görz das Wochenmarktrecht für ihren Markt Görz,123 Kaiser Friedrich II. im Jahr 1225 dem Bamberger Villach den privilegierten Jahrmarkt.124 In der Tat pendelte sich das Recht auf Gründung von städtischen Siedlungen - so wie das Zollrecht auch - in der alltäglichen Praxis im Spätmittelalter auf dem Niveau der Grundherrschaften ein, und der potenzielle Stadtherr war nicht unbedingt von fürstlichem Rang. Märkte und sogar Städte als patrimoniale Einrichtungen wurden außer von weltlichen und geistlichen Fürsten auch von Grafen, Klöstern und sogar von mächtigen Ministerialen gegründet.125 Sehr aufschlussreich ist der Fall der Babenberger Ministerialen von Kuenring, die im 13. Jahrhundert in Niederösterreich nicht weniger als fünf Städte gründeten.126 Im slowenischen Raum liefern ein gutes Beispiel dafür zwei Ministerialen des steirischen Herzogs aus Trixen in Kärnten, die vor 1177 auf dem Grundbesitz des Klosters St. Paul die Burg Unterdrauburg (Dravograd), eine Kirche, einen Markt und eine Brücke über die Drau errichteten.127 Das ist die älteste dokumentierte planmäßige Gründung einer städtischen Siedlung im heutigen slowenischen Gebiet. In diesem verfassungsrechtlichen Rahmen beteiligten sich die Freisinger Bischöfe als Reichs-fiirsten vornehmlich auf ihren Besitzungen in den Ostalpenländern aktiv an der Entwicklung von Urbanen Zentren, waren sie doch in Bayern - infolge der starken Konkurrenz der Herzöge von Wittelsbach - daran gehindert worden.128 Waidhofen an der Ybbs forum um 1197, civitas 1273129 Aschbach forum 1236130 Bischoflack forum 1248, oppidum 1274, civitas 131013' Gutenwerth forum 1251132 Obcrwölz forum 1256, civitas 1305133 Großenzersdorf forum 1277, Stadt 1396134 Randegg forum 1293135 Probstdorf forum 1296136 St. Peter in der Au forum 1298'37 Innichen oppidum 1303138 Ulmerfeld forum 1316139 Hollenburg Markt 1359140 Taf. 2. Die Ersterwähnungen der Freisinger städtischen Siedlungen. 122 MGH DD. F. I. (wie Anm. 107), Nr. 562, 564; UBSt I (wie Anm. 41), Nr. 513; MDC III (wie Anm. 81), Nr. 1140. 123 Peter Štih, Podelitev tržnih pravic Gorici leta 1210, in: ders.. Srednjeveške goriške študije: Prispevki za zgodovino Gorice, Goriške in goriških grofov (Nova Gorica, 2002), S. 54-9. 124 MDC IV/1 (wie Anm. 32), Nr. 1892. 125 Reichert, Geschichte (wie Anm. 32), S. 180; Mitterauer, Typen (wie Anm. 35), S. 263 ff., 269. Gutkas, Bedeutung (wie Anm. 13), S. 48 erwähnt, dass zwei Drittel der Städte und nicht weniger als 90% der Märkte in Niederösterreich Gründungen einzelner Grundherren seien. 126 Siehe Reichert, Geschichte (wie Anm. 32), S. 144 ff. 127 MDC III (wie Anm. 81), Nr. 1257; MDC Ergänzungsheft I, August von Jaksch, Hg., (Klagenfurt, 1915), Nr. 1274a. Über die Ministerialen von Trixen siehe Friedrich Hausmann, Die steirischen Otakare, Kärnten und Friaul, in: Das Werden der Steiermark: Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum, hg. v. Gerhard Pferschy (Graz-Wien-Köln, 1980), S. 228 ff. 128 Yg[ Flachenecker, Städte- und Märktegründungspolitik (wie Anm. 114), S. 156, 159 ff. 129 Codex dipiomaticus 1 (wie Anm. I), Nr. 126, 295; Österreichisches Städtebuch, 4. Band: Niederösterreich, 3. Teil R-Z, hg. v. Alfred Hoffmann (Wien, 1982), S. 219-38; Weigl, Zur Geschichte Waidhofens (wie Anm. 30), S. 15-30. Als Reichsfürsten nutzten sie ihre Stellung zur Förderung der Urbanisierung. Souverän organisierten sie ihre Marktsiedlungen nach dem Burgrecht, regulierten die nichtagrarischen Tätigkeiten und bezogen Einkünfte. Für die meisten Freisinger städtischen Siedlungen liegen keine besonderen Konzessionen seitens des Herrschers oder einzelner Landesfürsten vor. Nur in einigen Ausnahmefällen, wahrscheinlich in Abhängigkeit von der jeweiligen politischen Situation 130 Codex dipiomalicus 1 (wie Anm. 1), Nr. 135, 136, 137. 131 Siehe oben im Text. 132 Codex dipiomalicus 1 (wie Anm. 1), Nr. 157; Baraga, Gradivo (wie Anm. 1), Nr. 137. 133 UBSt III, hg. v. Joseph Zahn, (Graz, 1903), Nr. 206; Codex diplomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 324; Österreichisches Städtebuch, 6. Band: Steiermark, 4. Teil M-Z, hg. v. Othmar Pickl (Wien, 1995), S. 97-116. 134 Codex diplomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 333; Österreichisches Städtebuch, 4. Band: Niederösterreich, 1. Teil A-G, hg. v. Othmar Pickl (Wien, 1988), S. 273-85. 135 Codex diplomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 407, 408; Codex diplomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 501 (im Jahr 1316). 136 Codex diplomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 568. 137 Der Markt St. Peter in der Au war keine Freisinger Gründung, sondern ein Besitz des Klosters Admont. 1298 verpfändete ihn Herzog Albrecht mit Zustimmung Admonts an Bischof Emicho und danach war der Markt im 14. Jahrhundert im Fresinger Besitz (Codex diplomaticus 1 |wie Anm. 1), Nr. 423, 424). Die Einnahmen von dem Markt werden 1316 im Freisinger Urbar (in foro ins ciuile) sowie im »Notizbuch« Bischof Konrads erwähnt (stevra). Codex diplomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 100, 103, 505 ff. 138 Codex diplomaticus 2 (wie Anm. 57), Nr. 451. Codex dipiomalicus 3 (wie Anm. 33), S. 491 ff. 140 Codex diplomaticus 2 (wie Anm. 57), Nr. 734. und von der Lage der Freisinger Besitzungen innerhalb der einzelnen Region, wurden besondere Privilegien seitens der höheren Instanzen verliehen, und zwar bezeichnenderweise einer bereits bestehenden und die Funktion eines Urbanen Zentrums ausübenden Freisinger Siedlung. Im Jahr 1303 verlieh König Albrecht das Wochenmarktrecht an Innichen, an opido et opidanis in Innichingen, wie es im Urkundentext heißt. Bürger und eine aktive städtische Siedlung müssen bereits vorhanden gewesen sein.141 Ein ähnliches Beispiel stellt das Freisinger Ulmerfeld dar, dem die Landesfürsten im Jahr 1337 den Wochenmarkt und die Marktrechte verliehen, wie sie die landesfürstlichen Märkte besaßen142 - ungeachtet dessen, dass der Ort bereits nach dem Freisinger Urbar von 1316 ein Markt {forum) mit Marktverfassung (ins civile) war.143 Hollenburg, ein Dorf, das nach verschiedenen Aspekten als Markt- bzw. Zentralort fungierte, wurde von Herzog Rudolf IV. im Jahr 1359 zum Markt »erhoben«, den Bewohnern wurden die Marktrechte wie in anderen österreichischen Märkten verliehen.144 Die Freisinger Bischöfe erwiesen sich auch in Krain dem Zeitgeist entsprechend als aktiver Faktor bei der Entwicklung von städtischen Siedlungen. Die Mark Krain entwickelte sich seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und im 13. Jahrhundert im Zeichen einer starken Konkurrenz zwischen den dynastischen Familien der Grafen und Herzöge von Andechs-Meranien, der Spanheimer Herzöge von Kärntnen, der österreichischen Babenberger, den Patriarchen von Aquileia, den Bischöfen von Freising und Gurk sowie den Grafen von Ortenburg und Heun-burg.145 Erst nach der Mitte des 13. Jahrhunderts gelang es dem letzten Kärntner Herzog aus dem Geschlecht der Spanheimer, Ulrich III. (t 1269), die Entwicklung zum Land Krain erfolgreich abzuschließen.146 Die Gründung von städtischen Siedlungen als Hauptstützpunkte bei der Festigung von Territorialherrschaften stellte ein bewährtes Mittel dar, vor allem in Zeiten des Fehlens einer zentralen landesfürstlichen Gewalt in der Mark. Alle von den genannten Akteuren hinterließen deutliche Spuren bei der Entstehung des Netzes der städtischen Siedlungen in Krain. In diesem Zusammenhang ist die Feststellung von Interesse, dass die Andechs-Meranier, so wie die Bischöfe von Freising, unter dem heftigen Druck der Herzöge von Wittelsbach in Bayern den Schwerpunkt in ihre Randgebiete verlegten und dort städtische Siedlungen zu gründen begannen: in Tirol (Innsbruck), in Franken (Bayreuth, Scheßlitz, Lichtenfels, Kulmbach).147 Hierzu müssten zweifelsohne auch Kärnten und Krain gezählt werden.148 141 Ibid., Nr. 451. 142 Ibid., Nr. 663. 143 Codex dipiomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 491. 144 Codex dipiomaticus 2 (wie Anm. 57), Nr. 734. Bereits für die Zeit um 1300 sind Einkünfte des Freisinger Bischofs aus dem Grundbesitz in der Siedlung und deren Umgebung überliefert, den die Einwohner nach dem Burgrecht (iura civilia) innehatten. Für das Jahr 1314 wird ein ehemaliger Richter erwähnt - anliquus iudex in Holenburch. 1330 wurde ein obstagium in Hollenburg festgesetzt, ein Hinweis auf die zentrale Stellung des Ortes, und der Bischof kaufte Haus und Hofstatt im Ort mit allen zugehörigen Rechten (mit alle dem reht). Codex dipiomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 20 ff., 74; Codex dipiomaticus 2 (wie Anm. 57), Nr. 597, 601. I4i Siehe Peter Štih, Krain in der Zeit der Grafen von Andechs, in: Die Andechs-Meranier. Beiträge zur Geschichte Europas im Hochmittelalter, Ergebnisse des internationalen Symposiums Kamnik, 22.-23. September 2000, hg. v. Andreja Eržen, Toni Aigner (Kamnik, 2001), S. II-37; DuSan Kos, Die geschichtlichen Beziehungen Sloweniens zu Bayern im 13. Jahrhundert: Die Andechs-Meranier, in: Bayern und Slowenien in der Friili- und Spätgotik: Beziehungen, Anregungen, Parallelen, hg. v. Janez Höfler, Jörg Traeger (Regensburg, 2003), S. 19-39. 146 Siehe Andrej Komac, Formiranje dežele Kranjske in deželnega plemstva v času med 1150 in 1350 |Das Werden des Landes Krain und des Landesadels zwischen 1150 und 1350], inaug. Diss., Typoskript (Ljubljana, 2003; wird für die Drucklegung vorbereitet). 147 Siehe Flachenecker, Städte- und Märktegründungspolitik (wie Anm. 114), S. 160; Ludwig Holzfurtner, Burg und Markt. Vorstufen der Residenzbildung in hochmittelalterlichen Adelsherrschaften, in: 1204 und die Folgen (wie Anm. 7), S. 143 ff. Zu den Andechser Städtegründungen Günther Dippold, Die Städtegründungen der Andechs-Meranier in Franken, in: Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Mittelalter, Ausstellung in Bamberg vom 19. 6. bis 30. 9. 1998 (Mainz am Rhein, 1998), S. 183-96; Erwin Herrmann, Zu den Stadtrechtsverleihungen der Grafen von Andechs, Oberbayerisches Archiv 107 (1982), S. 179-84; Franz-Heinz Hye, Innsbruck. Geschichte und Stadtbild bis zum Anbruch der Neuen Zeit, 800 Jahre Stadt Innsbruck, Tiroler Heimattblätter, Sonderband (Innsbruck-Wien, 1980), S. 10 ff. Wann haben die Bischöfe von Freising das neue Bischoflack gegründet? Als Orientierungspunkt bei dieser Frage dienen uns die Angaben über einen anderen, weniger bekannten Freisinger Markt Gutenwerth (Otok pri Dobravi) am Fluss Gurk (Krka) an der kroatischen Grenze in Unterkrain. Als forum wird erzum ersten Mal im Jahr 1251 genannt, aus dem Urkundenkontext geht jedoch hervor, dass der Markt Mittelpunkt eines Besitzes war, mit dem bereits der istrische Markgraf Heinrich von Andechs (t 1228) und der österreichische Herzog Friedrich II. (f 1246) von den Freisinger Bischöfen belehnt worden waren, worauf er vom Kärntner Herzog rechtswidrig besetzt und anschließend von Freising wieder zurückgewonnen wurde.14'' Offensichtlich fungierte die Siedlung damals bereits als nichtagrarischer Mittelpunkt mit einer Andechser und später Babenberger Münzstätte der Friesacher Pfennige, die auf dem Handelswege bis tief in das ungarische Gebiet verbreitet wurden.150 In Gutenwerth befand sich der Sitz des Landgerichts, Zollstelle, Pfarrei, der Sitz der Freisinger Ministerialen und Burggrafen sowie das Haus des Freisinger Bischofs, wo Urkunden ausgestellt wurden.151 Der Markt wurde zweifellos vom Freisinger Bischof auf seinem Besitz gegründet, und zwar spätestens im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, worauf er bereits vor 1228 zu Lehen vergeben wurde. Da der bischöfliche Besitz in Unterkrain von geringerem Umfang und weniger geschlossen als der bei Bischoflack war und der Markt Gutenwerth von mehr oder weniger lokaler Bedeutung war, liegt die Vermutung nahe, dass der Mittelpunkt des Freisinger Krainer Besitzes in Bischoflack vor dem sekundären in Unterkrain gegründet wurde. Wir stellen die Hypothese auf, dass das forum in Bischoflack spätestens bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden war. Auf welcher Entwicklungsstufe befand sich damals die Urbanisierung in Krain und welche Zentralorte könnten als Konkurrenz und Vorbild für die Freisinger Gründung eine Rolle gespielt haben? In der Tabelle 4 sind die wichtigsten Merkmale städtischer Siedlungen im weiteren Gebiet Krains und der Nachbarländer zusammengefasst, deren Anfänge als urbane Siedlungen in der Überlieferung vor 1250 belegt sind. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts weisen mindestens zehn Siedlungen eine urbane Entwicklung in Richtung einer ausgebildeten Stadt 148 Vom starken politischen Gewicht der Andechser im Südosten des Reichs zeugt auch der Vertrag zwischen Herzog Berthold IV. und Bischof von Gurk von 1197, der sich auf die Heiraten der beiderseitigen Ministerialen bezieht: ... ministeriales prefali dueis quos habet in Karinihia et Windissgraze ae per totam Karniolam (MDC I [wie Anm. 83], Nr. 369; UBK I |wie Anm. 77], Nr. 162). 149... forum Gvtenwerde... et alias possessiones dieto foro et monti Weinpereh attinentes et cetera videlicel loca ... que quondam nobilis et illustris Heinricus marchio de Andess et Leupoldus inclitus duxAustrie nee non et Fridericus eiusdem filius piae memorie iurefeodali ah ecclesia frinsingensi a multis retroactis temporihus quiete ac paclßce possederunt... Codex diplomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 157; UBK II (wie Anm. 1), Nr. 180; Baraga, Gradivo (wie Anm. l)v Nr. 137; BUB IV/2, Oskar Mitis, Heide Dienst, Christian Lackner, Hg. (Wien-München, 1997), Nr. 1120. iso Pi£tlr Kos, Der Friesacher Pfennig und seine Nachpriigungen im slowenischen Gebiet, in: Die Friesacher Münze im Alpen-Adrla Raum, hg. v. Reinhard Härtel, Grazer grundwissenschaftliche Forschungen 2, Schriftenreihe der Akademie Friesach (Graz, 1996), S. 157-90, hier 167 ff. 151 Codex diplomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 162, 163, 171, 172, 188, 207,244, 272, 387; Codex diplomaticus 2 (wie Anm. 57), Nr. 443, 455, 456; Codex diplomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 53, 59, 150, 151, 243, 246; Urbarji freisinške škofje (wie Anm. 33), S. 176, 178, 223, 243, 245, 262, 263. Der Sitz der Pfarrei wird zum ersten Mal durch die Erwähnung des Pfarrers (pharrerze Gütenwerd) von 1320 belegt (Originalurkunde in AS, 1320 März 20, s. 1., Abschrift von Božo Otorepec, ZIMK ZRC SAZU). Gutenwerth blieb der urbane Mittelpunkt des Freisinger Besitzes in Unterkrain bis Ende des Mittelalters. Im Jahr 1473 wurde es während eines größeren Türkeneinfalls eingeäschert und blieb seitdem eine Wüstung. Davon zeugt ein weniger bekannter Brief des Freisinger Bischofs Johannes an Sigismund von Tirol vom 3. November 1473:... Turcken disen vergann-gen sumer als ewr genad wol angelanngt sein mag, die vorbenannt vnnser herschaft Klingenfels ganntz verderbt vnd ze ödung gebracht haben auch ainen marckt daselb Guetenwerd genannt mit ernstlichem sturem gewannen vnd all die so darin gewesen sein vnd man auf drew tausend mensch shatzet, gemordet, verprennt vnd enweg zu irer jämerlichen dienstperckait gefurt haben (Original im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck, Sigmundiana I, 75, Abschrift von Božo Otorepec, ZIMK ZRC SAZU). Der Standort wurde zwar zu Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts teilweise archäologisch erforscht, dennoch wurden die Ergebnisse der Ausgrabungen leider noch nicht entsprechend veröffentlicht. auf. Die Anfänge einer planmäßigen Urbanisierung in den südöstlichen Marken des Reichs, in Krain, und in der Untersteiermark, sind mit Sicherheit mindestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts, vielleicht sogar noch etliche Jahrzehnte früher anzusetzen. Würde man noch städtische Siedlungen des benachbarten Kärnten mit etwas besserer Quellenlage einbeziehen (Völkermarkt, St. Veit, Klagenfurt, Friesach, Villach), die vorwiegend dieselben Stadtherren wie in Krain hatten, dann wären unsere Behauptungen noch zusätzlich bekräftigt. Die festgestellten Charakteristika stimmen mit der Entwicklung in anderen südlichen Ländern des Reichs (Bayern, Tirol, Österreich, Steiermark) überein, wo dieser Prozess ungefähr nach 1180 bzw. 1200 voll einsetzt."2 Die Stadtherren der frühen städtischen Siedlungen im slowenischen Gebiet sind vorwiegend angesehene Reichsfürsten, die viele Erfahrungen mit der Entwicklung von Urbanen Siedlungen bereits in anderen deutschen (oder italienischen) Gebieten gesammelt haben: die Andechs-Meranier, die Spanheimer, die steirischen Otakare und Babenberger, die Salzburger Erzbischö-fe, die Patriarchen von Aquileia. Als aktive Gründer können auch zwei Grafenfamilien hervorgehoben werden, die Grafen von Görz und die Kärntner Grafen von Heunburg. Zur Zeit der Ersterwähnung von Bischoflack als Markt im Jahr 1248 sind einige städtische Siedlungen in der Nachbarschaft - Krainburg, Stein, Laibach - sogar schon ummauert, besitzen eine dokumentierte Bürgerschicht und werden bald allgemein als civitas bezeichnet. Außer ihren Erfahrungen in Bayern fanden die Bischöfe von Freising auch in Krain selbst Vorbilder und Anregungen für eine urbane Entwicklung von Bischoflack. An dieser Stelle muss auch auf Civi-dale in Friaul, eine Stadt der Patriarchen von Aquileia, hingewiesen werden, den Haupthandelspartner von Bischoflack im ganzen Mittelalter.151 Patriarch Ulrich II. bestätigte der Siedlung im Jahr 1176 ein echtes Stadtprivileg, das ihr bereits seitens des Patriarchen Peregrin (also zwischen 1132 und 1161) verliehen worden war.154 Die allgemeine Entwicklung der Urbanisierung, des Verkehrs und des Handels in Krain155 in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeigt, dass die Urbanen Anfänge von Bischoflack viel früher als die Ersterwähnung des Marktes (1248), etwa zu Beginn des 13. Jahrhunderts, anzusetzen sind. Angesichts der starken Konkurrenz der benachbarten Herren, der Andechs-Meranier in Stein und Krainburg, der Spanheimer in Laibach, sahen sich die Bischöfe geradezu gezwungen, einen eigenen Urbanen Mittelpunkt zu gründen, der für eine so große und geschlossene Grundherrschaft, wie es die von Bischoflack war, eine gesellschaftliche und strategische Notwendigkeit darstellte. Die planmäßige Konkurrenzgründung von städtischen Siedlungen als Mittelpunkte der wirtschaftlichen und militärischen 152 Bosl, Städtepolitik (wie Anm. 7), S. 223; Auge, Stadtwerdung (wie Anm. 7), S. 322 ff, 349 ff.; Opll, Stadtgründung (wie Anm. 7), S. 24; Knittler, Städtewesen (wie Anm. 7), S. 481 ff; Haase, Stadtbegriff (wie Anm. 3), S. 82 ff.; Katzinger, Die Märkte Oberösterreichs (wie Anm. 9), S. 101 ff.; Holzfurtner, Burg und Markt (wie Anm. 147), S. 143. 153 Bereits im Jahr 1252 schlossen Patriarch Gregor de Montelongo und der Freisinger Bischof Konrad I. ein Abkommen über Handel und Vertragsschlieüungen zwischen ihren Leuten - super umni genere empeionis et vendicionis et aliorum contractuum que suborari poterunt per homines nobis attinentes in utriusque nostris dis-trictibus constitutos. Codex dipiomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 160; UBK II (wie Anm. I), Nr. 188; Baraga, Gradim (wie Anm. 1), Nr. 163. Zweifelsohne handelte es sich dabei in erster Linie um den Handel zwischen der Freisinger Herrschaft Bischoflack und dem benachbarten Aquileier Besitz in Friaul. Die gegenseitigen Handelsbeziehungen setzen die Existenz von zentralen Marktorten bzw. Urbanen Mittelpunkten voraus und weisen mittelbar auf eine bereits entwickelte Marktfunktion von Bischoflack hin, die auch durch den zehn Jahre später erwähnten Zoll bestätigt wird. 154 Das Privileg enthielt alle grundlegenden Rechtskategorien einer ausgebildeten städtischen Siedlung: Bürgergemeinde (universi cives Austriae Civitatis), Marktrecht (forum publicum), besondere Rechtsverfassung (Jura fori), gesicherte freie Erbleihe von Grundbesitz in der Stadt gegen den jährlich zu entrichtenden Census, wirtschaftliche Privilegien (Zollbefreiung für Bewohner - habitatores), dem Patriarchen war lediglich die richterliche Gewalt (iuslltla) über die Einwohner vorbehalten. Monumenta ecclesiae Aquilejensis, hg. v. M. De Rubeis, (Argentinae, 1740), S. 597 ff.; Die Rcgesten der Grafen von Gör: und Tirol, Pfalzgrafen in Kärnten, I. Band: 957-1271, hg. v. Hermann Wiesflecker, (Innsbruck. 1949), Nr. 264; Gradivo IV (wie Anm. 78), Nr. 571 (nur knappes Regest). 155 Siehe Kosi, Potujoči srednji vek (wie Anm. 61), S. 32 ff. Macht und als Mittel zur Formierung und Festigung der Landesherrschaft (»Städtegründungspolitik«) stellte in jener Zeit ein stark verbreitetes und gängiges Phänomen dar.156 Der frühe Freisinger städtische Mittelpunkt in Krain zu Beginn des 13. Jahrhunderts würde demnach keinerlei Neuheit bedeuten, vielmehr könnte er als Ausdruck der allgemeinen Entwicklung jener Zeit bezeichnet werden. Es würde sogar verwundern, wenn die Bischöfe angesichts ihrer bayerischen Erfahrungen und Vorbilder, aller gegebenen Voraussetzungen und einer sowieso großen Konkurrenz städtischer Siedlungen in Krain, die Gründung noch weitere Jahrzehnte hinausgezögert hätten. Die Ersterwähnung einer bereits bestehenden städtischen Siedlung in Bischoflack im Jahr 1248 ist demnach lediglich als ein ungefährer terminus ante quem, keineswegs als eigentliches Gründungsjahr zu verstehen.157 Bischoflack war eines der bedeutendsten Freisinger Urbanen Zentren außerhalb Bayerns, wo sich die Bischöfe auch selbst oft aufhielten.158 Es erlangte neben Waidhofen, Oberwölz und Großenzersdorf den Status einer Stadt und somit einer in allen Aspekten entwickelten Urbanen Siedlung. Laut Angaben über die Größe bzw. Häuserzahl in der nachstehenden Tabelle, die auch die Bedeutung und eine gewisse wirtschaftliche Prosperität widerspiegeln, ist Bischoflack mit Oberwölz vergleichbar, lediglich Waidhofen übertraf es wesentlich. Jahr Häuserzahl Waidhofen159 1316 1590 150 312 Bischoflack160 1660 110 Oberwölz161 1316 1798 ca. 99 areae 110 Häuser Großenzersdorf62 1590 1795 82 95 St. Peter in der Au163 1316 um 1500 76 84 Aschbach164 1316 1590 63 75 Hollenburg165 1590 53 Ulmerfeld166 1305 1590 41 46 Probstdorf67 1296 1590 52 38 Randegg168 1316 1590 12 18 Gutenwerth169 - - Taf. 3. Die Größe der Freisinger Städte und Märkte im Ostalpen-raum. 156 Vgl. Auge, Stadtwerdung (wie Anm. 7), S. 349; Holzfurtner, Burg und Markt (wie Anm. 147), S. 144; Flachenecker, Städte- und Märktegründungspolitik (wie Anm. 114), S. 152 ff.; Franz-Heinz Hye, Städtepolitik in Tirol unter Meinhard II. und seinen Nachfolgern (bis 1363), in: Eines Fürsten Traum: Meinhard II. -Das Werden Tirols, Tiroler Landesausstellung 1995 (Innsbruck, 1995), S. 274-7. 157 Eine stichhaltige Analogie zur dieser Behauptung stellt das Freisinger Waidhofen dar, das bereits am Ende des 12. Jahrhunderts zum ersten Mal als forum erwähnt wird. Danach geben uns die Quellen darüber keine Auskunft bis zu den 1260-er Jahren, als uns plötzlich eine in allen Aspekten entwickelte Stadt begegnet. Siehe Weigl, Zur Geschichte Waidhofens (wie Anm. 30), S. 19 ff., 22 ff., 24 ff, 27. 158 Vgl. Gertrud Thoma, Bischöflicher Fernbesitz und räumliche Mobilität. Das Beispiel des Bistums Freising (12. bis 14. Jahrhundert), Zeilschrift für bayerische Landesgeschichte 62 (1999), S. 15-40, hier 31 ff., 34. Österreichisches Städtebuch 4/3 (wie Anm. 129), S. 224, 232; Kurt Klein, Siedlungswachstum und Häuserbestand Niederösterreichs im späten Mittelalter, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 43 (1977), S. 18, 27. 160 Blaznik, Škofia Loka (wie Anm. 27), S. 316. Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich, änderte sich die Häuserzahl in den städtischen Siedlungen und somit die Einwohnerzahl in den meisten Fällen zwischen dem frühen Trotz der Entfernung von Freising besaß Bischoflack samt Herrschaft offensichtlich eine große Bedeutung für die Bischöfe, was mittelbar durch die Tatsache bestätigt wird, dass Freising es bis zur Säkularisation im Jahr 1803 in seiner Hand behielt. Die Herrschaft gehörte zu den größten, jedenfalls war sie die ertragsreichste von allen Freisinger Besitztümern außerhalb des heimischen Bayern.'70 Die Größe der Herrschaft und verschiedene wirtschaftliche Tätigkeiten -außer der Landwirtschaft ist vor allem das Hüttenwesen im Seizacher Tal seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zu nennen - wirkten sich aus auf die Vielfalt der Funktionen und die Bedeutung des Urbanen Mittelpunkts in Bischoflack (Entwicklung von Hüttenwesen, Schmiedehandwerk und Eisenhandel). Die Stadt erlangte in gewisser Hinsicht eine überregionale Rolle. Es sei besonders auf die intensiven Handelsbeziehungen mit dem benachbarten Friaul (Cividale) und den Küstenstädten an der Nordadria (vor allem mit Piran und Rijeka [Fiume/Sankt Veit am Pflaum]) hingewiesen, die von Bischoflack mit Eisen und Eisenerzeugnissen versorgt wurden und dorthin Öl, Wein und Salz transportierten.171 Die Freisinger Stadt in Krain zog aber auch aus einem Teil des Transithandels Nutzen, der von Ungarn über die Untersteiermark (-Pettau-Cilli-Stein-) auf der kürzesten Route durch Bischoflack Richtung Friaul abgewickelt wurde.172 Abschließend kann festgehalten werden, dass sich die Bischöfe von Freising als typische Vertreter des Feudalsystems ihrer Zeit als aktive und sehr erfolgreiche Gründer urbaner Siedlungen in den Ostalpenländern Geltung verschafften. Mit Bischoflack hinterließen sie auch in Krain ein einmaliges architektonisches und urbanistisches Denkmal. Aus dem Slowenischen von Niko Hudelja 14. und dem späten 16. Jahrhundert nicht wesentlich, deswegen kann auch die Angabe für Bischoflack als approximativer Wert für das Spätmittelalter betrachtet werden. 161 Österreichisches Städtebuch 6/4 (wie Anm. 133), S. 102-3. 162 Österreichisches Städtebuch 4/1 (wie Anm. 134), S. 277; Klein, Siedlungswachstum (wie Anm. 159), S. 30; Gutkas, Bedeutung (wie Anm. 13), S. 61. 163 Klein, Siedlungswachstum (wie Anm. 159), S. 18, 27. 164 Ebd., S. 18, 27. ,6S Ebd., S. 26. 166 Ebd., S. 27; Gutkas, Bedeutung (wie Anm. 13), S. 64. Klein, Siedlungswachstum (wie Anm. 159), S. 30. 168 Ebd., S. 45; Gutkas, Bedeutung (wie Anm. 13), S. 63. 169 Für Gutenwerth gibt es leider keine Angaben. 170 Matjaž Bizjak, Ratio facta est: Gospodarska struktura in poslovanje poznosrednjeveških gospostev na Slovenskem, Thesaurus memoriae, Dissertationes 2 (Ljubljana, 2003), S. 264. 171 Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 27), S. 60, 83 ff., 88 ff., 93 ff. Mitte des 15. Jahrhunderts folgten die Kaufleute aus Bischoflack ihrer Präsenz in Rijeka nach zahlenmäßig unmittelbar auf jene aus der Landeshauptstadt Laibach. 172 Kosi, Potujoči srednji vek (wie Anm. 61), S. 60, 243 ff., 249 ff. Gründer forum Kaiiinik/Stcin Andcchscr 1188-1204" Kranj/Krainburg Andechser, Aquileia - Slovenj Gradec/Windischgraz Andcchscr (1188-1204)' 12511 Ljubljana/Laibach Spanheimer 1243" Kostanjeviea/Landstraß Spanheimer 1249" Maribor/Marburg Otakare, Babenberger 1209JJ l.aSko/Tüffcr Babenberger 1227kk Žalee/Sachsenfeld Babenberger 1279°" Škofja Loka/Bischofslack" Freising 1248 Gutenwert h Freising 1251" l'tuj/Pettau Salzburg - Breiice/Rann Salzburg 1315bbb Vcrnek/YVcrncßg Aquileia I265888 Lož/ Laas Heunburger, Aquileia ,237hhh Celje/Cilli Heunburger 1323mmm Gorica/Görz Görzcr 1210""" Planina Görzcr 1217m Dravograd/Unterdraubur); Trixener 1180-1192"' Taf. 4. Die Hauptmerkmale der frühen städtischen Siedlungen im slowenischen Gebiet um 1250 (Ersterwähnungen). • UBSt I (wie Anm. 41), Nr. 718. Im Kloster Seitz falsifizierte Urkunde Herzog Bertholds IV. (1188-1204) über die Verleihung der Zollfreiheit in Stein (in foro Stenn) und Windischgraz. Stein war die Residenz der Andechser in Krain, nach dem sich bereits Berthold II. zwischen 1143-47 als comes de Stein bezeichnete (MDC III [wie Anm. 8l|,Nr. 770, 1377/1; UBKl [wie Anm. 77], Nr. 113). Bereits vor Ende des 12. Jahrhunderts wirkte hier die Münzstätte der Friesacher Pfennige (Kos, Der Friesacher Pfennig [wie Anm. 150], S. 161 ff.). Von einer bürgerlichen Verfassung zur Zeit der Andechser legt die Urkunde Tür das Kloster Oberburg (Gornji Grad) von 1260 Zeugnis ab:... ut habeant domum et aream prefatam in ea libertate, qua possident aream et domum in Steyn, quam diclo monasterio olim predecessores suiprincipes Meranie contulerunt (UBSt IV [wie Anm. 30], Nr. 21; UBK II [wie Anm. 1 ], Nr. 275). 6 MDC IV/2 (wie Anm. 32), Nr. 2930; UBK II (wie Anm. 1), Nr. 372. c MDC IV/1 (wie Anm. 32), Nr. 1960. * Božo Otorepec, Listina iz 1232 in starejša zgodovina Kamnika, in: Kamnik 1229-1979: Zbornik razprav s simpozija ob 750-letnici mesta (Kamnik, 1985), S. 23-32 (Veröffentlichung der Urkunde). In diesem Dokument wird auch das Stadtspital zum ersten Mal erwähnt, das zwischen 1228 und 1232 gegründet wurde. c Otorepec, Srednjeveški pečali (wie Anm. 11), S. 54. ' MDC IV/1 (wie Anm. 32), Nr. 2632; UBK II (wie Anm. 1), Nr. 225. Krainburg war vermutlich ein Andechser Lehen von den Patriarchen von Aquileia. « MDC IV/1 (wie Anm. 32), Nr. 1829; UBK II (wie Anm. 1), Nr. 42. h Die Stadtmauer wird erst in der Urkunde 1431 Juli 16, Innsbruck, zum ersten Mal ausdrücklich erwähnt (Original in AS, Abschrift von Božo Otorepec. ZIMK ZRC SAZU). ' Otorepec, Srednjeveški pečali (wie Anm. 11), S. 70. J Aufgrund der Urkunde von 1188-1204 wird dem Kloster Seitz die Zollfreiheit bei Kauf und Verkauf in Windischgraz verliehen, was die Existenz einer Marktsiedlung voraussetzt (siehe Anm. a). Die Herrschaft der Andechser in Windischgraz wird zum ersten Mal durch eine Urkunde von 1174 nachgewiesen (UBSt I [wie Anm. 41], Nr. 554, 675). 1 Im Jahr 1251 verlieh Patriarch Berthold von Aquileia, der Letzte aus dem Geschlecht der Andechser, vor seinem Tode seiner Kirche in Aquileia omnem proprietatem, quam habebat in prouincia Windisgraz tam in Castro, quam in foro et aliis locis ad dominium eiusdem prouincie pertinentibus, cum omnibus iuribus lam in iudicio, muta, quam etiam in moneta et cum omnibus ministerialibus suis ... (UBSt III [wie Anm. 133], Nr. 88; Baraga, Gradivo [wie Anm. 11, Nr. 132). Über den Zeitpunkt der Siedlungsverlegung und den neuen Planentwurf, der durch einen regelmäßigen Grundriss gekennzeichnet wird, bestehen unterschiedliche Meinungen in der Forschung, auf jeden Fall kani es dazu zur Zeit der Andechser Herrschaft. Siehe Norbert Weiss, Das Städtewesen der ehemaligen Untersteiermark im Mittelalter: Vergleichende Analyse von Quellen zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark XLVI (Graz, 2002), S. 9, II, 22 ff. 1 MDC IV/2 (wie Anm. 32), Nr. 2930; UBK II (wie Anm. I), Nr. 372. m MDC IV/1 (wie Anm. 32), Nr. 2761, S. 573; UBK II (wie Anm. I), Nr. 290, S. 227. civitas, Stadt, oppidum cives, burgenses Mauer Sicuel 1267" 1229' 1232" 1309 (aus dem 13. Jh.)c 1256' 1221g 143 1315 (aus dem 13. Jh.)' 1267' 1261m auf dem Siegel aus dem 13. Jh., 1350" 1336 (aus dem 13. Jh)u um 1220 auf den Münzen", 1243' 1280" 1243' 1280" um 1210 auf den Münzen\ (1243y), 1252' (1243)", 1288bb - 1286" um 1190 (oppidum)", 1254 (civitas)" 1202 1 2208® auf dem Siegel aus 1271"", 1305" 1271" - 1320" - 16. Jh.""" auf dem Siegel aus dem 13. Jh.°" 1256[>p 1346, 1347l,q 1346 (aus dem 13. Jh.)" 1274 (oppidum), 1310 (civitas) 1262 vor 1286 14. Jh. 1315 (opidum)"" 1290vv - - 1178, 1202" vor 125 lyy vor 1251" 1273"" 1322ccc 1309 13./14. Jh.™ - - - - - 1317'" 15. Jh. uu" - n Die Stadtmauer ist auf dem Siegel aus dem 13. Jahrhundert abgebildet, in der Urkunde ausdrücklich im Jahr 1350 erwähnt. Weiss, Städtewesen (wie Anm. k), S. 32. 0 Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 180. " GZL VII (wie Anm. 42), Nr. I. " CIVITAS LEIBACVN auf den Münzen Herzog Bernhards um 1220. Kos, Der Friesacher Pfennig (wie Anm. 150), S. 164. ' UBSt Ergänzungsband (wie Anm. 42), Nr. 53, 57; GZL I (wie Anm. 42), Nr. 1. ■ GZL I (wie Anm. 42), Nr. 4. ' Wie Anm. r. u Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 78. v UBK II (wie Anm. 1), Nr. 162; Baraga, Gradivo (wie Anm. 1), Nr. 86. * Kos, Der Friesacher Pfennig (wie Anm. 150), S. 165. y Der Kärntner Herzog Bernhard von Spanheim verlieh 1243 dem neu gegründeten Zisterzienserkloster fontis sancte Marie apud Landestrost die Zollfreiheit in civitatibus nostris, was sich zweifelsohne in erster Linie auf das nahegelegene Landstrass bezieht, das als forum bzw. civitas ausdrücklich bereits einige Jahre später bezeichnet wird. In der Urkunde werden auch cives nostri erwähnt. Abschriften der Urkunden des Klosters Kostanjevica, AS, Handschriftensammlung, Dolski arhiv, Sch. 179. 1 UBK II (wie Anm. I), Nr. 193; Codex dipiomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 166; Baraga, Gradivo (wie Anm. 1), Nr. 170. " Wie Anm. y. bb Abschriften der Urkunden des Klosters Kostanjevica, AS, Handschriftensammlung, Dolski arhiv, Sch. 179. cc Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 65. M BUB I (wie Anm. 40), Nr. 169; UBSt II, hg. v. Joseph von Zahn (Graz, 1879), Nr. 98; GZM I (wie Anm. 41), Nr. 47. Die im Jahr 1164 zum ersten Mal erwähnte Marchpurch der Markgrafen der Steiermark war bereits 1182 Sitz des landesfürstlichen Amtes (UBSt I |wie Anm. 41 ], Nr. 482, 620). Zur Entstehung der Stadt siehe Weiss, Städtewesen (wie Anm. k), S. 6, 9, 22 ff.; Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 145. " UBSt I (wie Anm. 41), Nr. 707; GZM I (wie Anm. 41). Nr. 27. " MDC IV/1 (wie Anm. 32), Nr. 2580, 2581; UBSt III (wie Anm. 133), Nr. 155, 156; GZM 1 (wie Anm. 41), Nr. 85, 86; Baraga, Gradivo (wie Anm. 1), Nr. 252, 253. M MDC III (wie Anm. 81), Nr. 1514; UBSt II (wie Anm. dd). Nr. 137; GZM I (wie Anm. 41), Nr. 43. hh Auf dem ältesten Siegel auf der Urkunde von 1271 ist bereits die Stadtmauer abgebildet. Weiss, Städtewesen (wie Anm. k), S. 29; Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 150 ff. u GZM II (wie Anm. 41), Nr. 109; GZM III, hg. v. Jože Mlinaric (Maribor, 1977), Nr. 36, 73; Weiss, Städtewesen (wie Anm. k), S. 11, 29 ff. s Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 146. " Herzog Leopold VI. verlieh 1227 in foro nostro Tyuer der Kartause in Gairach (Jurklošter) die Einküfte zum Einkauf von Salz (BUB II [wie Anm. 411, Nr. 267; UBSt II [wie Anm. dd], Nr. 245; GZM I [wie Anm. 41 ], Nr. 60). Bereits 1182 war hier der Sitz des landesfürstlichen Amtes des steirischen Herzogs Otakar IV. (UBSt I [wie Anm. 411, Nr. 620). " Diplomataria sacra ducatus Stvriae II, hg. v. Sigismundus Pusch, Erasmus Froelich (Wicn-Prag-Triest, 1756), S. 144 (Urkunde 1320 Jan. 13). Siehe auch BoZo Otorepec, Grb trga Laško, ČZN, N. F., 12 (1976), S. 292-307, hier 296. mm Otorepec, Grb (wie Anm. II), S. 302. nn 1279 zum ersten Mal ausdrücklich als forum bezeichnet (MDC V [wie Anm. 48], Nr. 406). Dennoch war die Siedlung bereits zur Regierungszeit der Otakare ein bedeutender Zentralort, zum ersten Mal 1182 als Sachsenvelde erwähnt (UBSt 1 [wie Anm. 41], Nr. 620). Das Babenberger Urbar aus der Zeit um 1220-30 weist Einnahmen aus Regalien de Sachsenvelde aus, im Ottokarischen Urbar von 1265-67 sind die Einnahmen aus dem Titel des iudicium in Sachsenvelde erwähnt, was die Existenz einer nichtagrarischen bürgerlichen Siedlung voraussetzt. Die landesfürstlichen Gesamturbare der Steiermark aus dem Mittelalter, hg. v. Alphons Dopsch, Österreichische Urbare I. 2. (Wien und Leipzig, 1910), S. 49, 60. 00 Die Aufschrift S CIVITATIS SACHSENVELD auf dem Siegel aus dem 13. Jahrhundert. Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 194 ff. " UBK II (wie Anm. 1), Nr. 221. « Franc Kos, K zgodovini trga Žalca, ČZN 14 (1918), S. 57-71, Nr. 2, 3 (Veröffentlichung der Urkunden); Otorepec, Srednjeveški pečali (wie Anm. 11), S. 194. " Otorepec, Srednjeveški pečali (wie Anm. 11), S. 194. " Über Bischoflack s.o. im Text. " Codex dipiomaticus 1 (wie Anm. 1), Nr. 157, 207; UBK II (wie Anm. I), Nr. 180, 282; Baraga, Gradivo (wie Anm. 1), Nr. 137. uu Im »Notizbuch« Bischof Konrads von 1315 opidum Gütenwerd. Codex dipiomaticus 3 (wie Anm. 33), S. 59. ™ Urkunde 1290 s. d„ Abschrift von Bo2o Otorepec, ZIMK ZRC SAZU. " Pettau wird als civitas schon 1178 in der erneuten Bestätigung des alten Privilegiums König Arnulfs seitens Kaiser Friedrichs Barbarossa erwähnt. MGH D. F. I. (wie Anm. 107), Nr. 732. Civitas auch in der Urkunde von 1202 (UBSt II [wie Anm. dd], Nr. 48). Im Jahr 1222 kommt es in der Urkunde des Papstes Honorius III. als burgus vor, erwähnt werden aber auch prouentus Petouie in theloneis uel moneta seu iurisdictionibus consis-tenles (UBSt II, Nr. 196; BUB IV/2 [wie Anm. 1491, Nr. 1071). n In der Chronik des Dominikanerklosters in Pettau aus der Zeit um 1272 werden cives erwähnt, die zur Zeit Hartnids von Pettau (t 1251) über den Verlauf der neuerbauten Mauer entschieden. Gl. Weiss, Städtewesen (wie Anm. k), S. 26. " Wie Anm. yy. Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 168. bbb Rann stellte den Mittelpunkt des Salzburger Besitzes inmitten eines jüngeren Kolonisationsgebiets am Fluss Save und an der kroatischen Grenze dar. Zum ersten Mal wird es 1241 zusammen mit Ministerialen erwähnt, 1248 das Amt (officium), 1249 die Burg (Castrum Rayne), 1252 die Münzstätte bzw. die Münzen (moneta de Rein), 1268 der Sitz des Landgerichts (iuditio noslro Rayn). Die Siedlung mit einem Zentralfunktionenbün-del und einem planmäßig angelegten Grundriss mit Burg war zweifellos vom Anbeginn als ein urbaner Mittelpunkt konzipiert, wo sich der Salzburger Erzbischof bereits in den Jahren 1241, 1246, 1248, 1249 aufhielt. Salzburger Urkundenbuch III, hg. v. Willibald Hautaler, Franz Martin (Salzburg, 1918), Nr. 966, 967, 1095; UBSt III (wie Anm. 133), Nr. 4, 29, 43, 51; UBK II (wie Anm. 1), Nr. 111, 138, 197; Baraga, Gradivo (wie Anm. 1), Nr. 17, 58, 75, 88, 185; UBSt IV (wie Anm. 30), Nr. 286. Dennoch wird der Ort erst 1315 zum ersten Mal ausdrücklich als Markt erwähnt. Regesien des Herzogtums Steiermark I, hg. v. Annelies Redik (Graz, 1976), Nr. 714. Vgl. Weiss, Städtewesen (wie Anm. k), S. 10, 12 ff., 24; Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11). S. 129 ff. ccc Urbarji salzburške nadškoftje (Urbaria archiepiscopatus Salisburgensis), hg. v. Milko Kos, Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) I, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenicarum) I (Ljubljana, 1939), S. 112. ddd Ebenda, S. 76. Ebenda, S. 118. m Otorepec, Srednjeveški pečali (wie Anm. 11), S. 130. m Das Aquileier forum et Castrum Werdenech an der Save verdankt seine Entstehung wahrscheinlich in erster Linie der Binnenschiffahrt. Es war Sitz des Aquileier Vizedoms (UBK II [wie Anm. 1 ], Nr. 270). Der Kärntner Herzog Ulrich III. verwüstete den Markt während eines Krieges um 1258. In einem mit dem Patriarchen geschlossenen Vertrag verpflichtete er sich dazu, den Markt wiederaufzubauen, doch der Markt wird später nicht mehr erwähnt. MDC IV (wie Anm. 32), Nr. 2684, 2761, 2863. hhh Die Burg Laas samt Markt sowie die gesamte Provinz war ursprünglich ein Besitz der Grafen von Heunburg, die sich zeitweise danach als comes de Los benannten (UBK II |wie Anm. 1 ], Nr. 41, 120). Das Privilegium für die Ministerialen von Laas wurde von den Grafen 1237 in foro ausgestellt (UBK II, Nr. 96). Als Pfand ging der Besitz 1244 bzw. 1245 an den Patriarchen von Aquileia über (MDC IV/1 [wie Anm. 32], Nr. 2285, 2320, 2457; UBK II, Nr. 128, 134, 177). Er blieb im Besitz des Patriarchats und wird als forum 1275, 1297 usw. erwähnt. Thesaurus ecclesiae Aquilejensis opus saeculi XIV, hg. v. Giuseppe Bianchi (Udine, 1847), S. 148, 163. Kaiser Friedrich Iii. erhob 1477 Laas auch formell zur Stadt. Siehe Janez Kranjc, Privilegij mesta Loža iz leta 1477, in: Notranjski listi 1 (Stari trg pri Ložu, 1977), S. 41-64, bes. 54 ff.; Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 98. 111 Originalurkunde in AS, 1327 Dez. 10, Laas (Abschrift von Božo Otorepec, ZIMK ZRC SAZU). Franz Komatar, Das Schloßarchiv in Auersperg, MMK 19 (1906), S. 118 (Urkunde 1380 Nov. 5). 111 Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. 11), S. 100. mmm pür £j||j ejnen Markt der Grafen von Heunburg, ist für die Frühzeit eine äußerst spärliche Quellenlage charakteristisch. Dennoch weisen verschiedene Merkmäle auf eine frühe zentrale Siedlung hin (s.o. im Text Anm. 15). Parallelen sind in anderen Heunburger Zentren zu finden: in Laas in Krain sowie in Bleiburg in Kärnten, wo die Anfänge der städtischen Siedlungen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts überliefert sind. Bleiburg war bereits 1228 ein forum Pliburch mit Marktrichter - iudex illius fori (MDC IV/1 [wie Anm. 32], Nr. 1946). """Štih, Podelitev (wie Anm. 123), S. 54-9 (Veröffentlichung der Urkunde 1210 Juni 24). Die planmäßige Frühentwicklung von Görz hat Parallelen im Görzer Lienz, das in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine dynamische urbane Entwicklung erfuhr. Auge, Stadtwerdung (wie Anm. 7), S. 337 ff. 000 Ebenda. murus fori, erwähnt in einer Urkunde 1288 März 17, Görz (Zitat nach Otorepec, Srednjeveški pečati [wie Anm. 11], S. 223, Original in Kärntner Landesarchiv in Klagenfurt). ,qi1 Otorepec, Srednjeveški pečati (wie Anm. U), S. 223 ff. "' Graf Engelbert III. von Görz verlieh 1217 dem Kloster Sittich (Stična) die Zollfreiheit in foro meo in Alben. Milko Kos, Doneski k historični topografiji Kranjske v srednjem veku, ZC 19-20 (1965-1966), S. 146 (Veröffentlichung der Urkunde). Der Görzer Markt in Alben funktionierte weiter als Marktsiedlung das ganze Mittelalter hindurch; siehe die Erwähnungen in: Gradivo za historično topografijo Slovenije (Za Kranjsko do leta 1500) II, hg. v. Milko Kos (Ljubljana, 1975), S. 428. •" MDC III (wie Anm. 81), Nr. 1257, 1426; MDC IV/1 (wie Anm. 32), Nr. 2137. MDC VIII, hg. v. Hermann Wiessner (Klagenfurt, 1963), Nr. 366; GZM III (wie Anm. ii), Nr. 47. uuu Jože Curk, Trgi in mesta na slovenskem Štajerskem (Maribor, 1991), S. 84. O <«-i . pfister: die archive auf dem freisinger domberg und ihr schicksal in der säkularisation ... Freising von Süden mit Isarbrücke und Floß. Kupferstich von Franz Xaver Jungwierth nach einem Gemälde von Johann Baptist Deyrer, um 1772 (Ausschnitt) gelt ... Von den Registraturen werden diejenigen, welche die zum Betriebe der currenten Geschäfte nöthigen Papiere und Akten enthalten, den Registratoren gegen Angelobung, nichts davon ab Händen zu bringen, zurückgegeben; die Archive aber bleiben unter Siegel und speciel-ler Aufsicht der Commissarien, um aus denselben bei Ausrichtung ihres Auftrages die nöthigen Data nehmen zu können. Die Versiegelung geschieht mit könig. [preußischen] Siegeln;... Eben so werden die Commissarien die Versiegelung an allen Orten selbst vorzunehmen nicht im Stande seyn, daher sie sich in besagtem Falle an die commandirende Offiziers zu wenden haben, welche durch Offiziers da, wo es von den Commissarien nicht geschehen kann, das Erforderliche besorgen lassen.«33 Der Generalkommissar hatte sogar eine große Anzahl von »gestochenen Signeten« mitbekommen, um die Versiegelung im Auftrag des bayerischen Kurfürsten und zugleich in dessen Namen vornehmen zu können. Die tatsächliche Übernahme der Archive auf dem Freisinger Domberg erfolgte im Auftrag des Generalkommissars durch den kurfürstlichen geheimen Landesarchivar Franz Joseph Sa-met.34 Näheres berichtet das Tagebuch der Zivilbesitznahme vom 28. November 1802, das der Kommissionssekretär Joseph Anton Eisenrieth führte: »Dem churfrt'cn geheimen Landesarchi- 33 BayHStA Generalkommissariat Freising und Mühldorf 4, Prod. 7. - Götz, Katalog (wie Anm. 1), S. 110. 34 Zu dieser bedeutenden Archivarspersönlichkeit siehe: Jaroschka, Reichsarchivar Franz Joseph von Samet (wie Anm. 1). var Sammet wurde die Vollmacht ertheilt, sich zu dem fürstbischöflichen Archivar tit. [Johann Baptist] von Braun zu verfügen, von demselben die Schlüßl und Verzeichnüße zu dem seiner Aufsicht anvertrauten Archiv abzuverlangen, das Archiv selbst aber in dessen Gegenwart zu versiegeln. Die nemliche Vollmacht wurde dem obigen churfrt™ geheimen Landesarchivar rücksichtlich des domka-pitlischen Archivs und Bibliothek, welches der Aufsicht des domkapitlischen Archivars und Bibliothekar [Simon] Raßhofer übergeben ist, ertheilt.«35 Die Übernahme der Archive auf dem Freisinger Domberg wurde also dadurch vollzogen, dass Samet sich zunächst Schlüssel und Findbücher aushändigen ließ Das kurfürstliche Archivsiegel - es war das seit 1799 verwendete Siegel des kurpfalz-bayerischen geheimen Landesarchivs, das 1799 gegründet worden war - wurde auch an der Tür zum ehemaligen Archiv des Domkapitels angebracht. Damit war das äußere Zeichen für die Übernahme der bayerischen Herrschaft in Freising gesetzt. Diese Versiegelung ist bis heute erhalten und bildet so ein ganz seltenes Zeugnis unmittelbar aus der Zeit der Inbesitznahme Freisings. Auf sehr verschiedenen Wegen sind ausgewählte Freisinger Archivalien nach 1802 in die verschiedenen Münchener Archive gekommen:36 In das kurfürstliche Geheime Landesarchiv (heute Bayerisches Hauptstaatsarchiv München) kamen 1804 die Urkunden, Siegel, Amtsbücher und Akten von hohem Alter und von Bedeutung für die Sicherung von Rechten und Besitz sowie für die Erforschung der Landesgeschichte. Zugleich kam in das Reichsarchivkonservatorium (heute Staatsarchiv München) die große Masse minder wichtiger Akten. Von der Säkularisation unberührt blieben die Akten der Freisinger Bistumsverwaltung, die bis 1821 in Freising weiter amtierte unter Leitung von Joseph Jakob Heckenstaller (1748-1832).37 Er, der letzte Hochstiftsarchivar, wurde nun der Verwalter des Bistums Freising und Retter zahlreicher Freisinger Geschichtsquellen. Bei der Auflösung der Freisinger Archive konnte er viele als unwichtig zurückgelassene Dokumente vor Vernichtung und Verschleuderung bewahren. Die »Heckenstaller-Sammlung« - zu der u.a. das eingangs bereits erwähnte Notizbuch und das Prädialbuch Bischof Konrad des Sendlingers mit ihren zahlreichen Einträgen zu Bischoflack gehören - bildet heute einen Kernbestand des Archivs des Erzbistums München und Freising in München. Das Konkordat von 1817 (Art. II) verlegte den Bischofssitz von Freising nach München unter gleichzeitiger Erhebung zum erzbischöflichen Sitz. Die Festlegung des neuen, um ehemals salzburgische Gebiete erweiterten Jurisdiktionssprengeis erfolgte durch die Zirkumskriptions-bulle vom 1. April 1818. Sie wurde jedoch erst am 23. September 1821 verkündet, nachdem durch die so genannte Tegernseer Erklärung, in der der König versicherte, dass sich der Verfassungseid des Bischofs nur auf die bürgerliche Ordnung beziehe und zu nichts verpflichte, was den göttlichen Gesetzen und den Satzungen der Kirche entgegenstehe, die Spannungen zwischen Staat und Kirche vorübergehend beigelegt waren. Am 28. Oktober 1821 wurde das Metro-politankapitel München installiert; am Allerheiligentag empfing Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel (1821-1846) aus der Hand des päpstlichen Nuntius in der Münchener Michaelskirche die Bischofsweihe und am 4. November das Pallium, das Abzeichen des Erzbischofs. Tags darauf ergriff Gebsattel vom Liebfrauendom und vom Erzbistum feierlichen Besitz. 35 BayHStA Generalkommissariat Freising und Mühldorf 4, Prod. 9. - Götz, Katalog (wie Anm. 1), S. 112. 36 Götz, Katalog (wie Anm. 1), S. 120-36. 37 P fister, Diözesanarchivare (wie Anm. 1), S. 141-9. Das Kurfürstliche Archiv-Siegel an der Tür zum ehemaligen Archiv des Domkapitels Im Gefolge dessen zogen auch die Bistumsverwaltung und die Akten derselben in diesem Jahr von Freising nach München um." Der Registrator Martin Deutinger (1789-1854) organisierte den Aktenumzug: Er besorgte die Neuordnung und Registratur in München und fügte die hinzugekommenen Akten aus dem ehemals Salzburgischen Bistumsteil hinzu.'9 Die erste, bald als unzureichend beklagte Unterkunft der Bistumsverwaltung und ihrer Akten in München war der ehemalige Dekanatshof des Kollegiatstifts Zu Unserer Lieben Frau.40 Später zog die Bistumsverwaltung in einen Teil des ehemaligen Karmeliterklosters. Hier wurde erst in den 1860er Jahren innerhalb des Ordinariatsschriftgutes eine Trennung zwischen den historischen Beständen des Archivs und den aktuellen Beständen der Registratur vorgenommen. Archiv wie Registratur waren weiterhin gemeinsam im Ordinariatsgebäude an der Pfandhausstraße im Zentrum Münchens untergebracht. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Archiv weitgehend ausgelagert. Leider verbrannten die zurückgebliebenen Teile des Archivs und die Registratur des Generalvikariats beim Bombenangriff auf München am 25. April 1944. Nach dem Krieg kam das Archiv in das vorläufige Ordinariatsgebäude, das Montgelas-Palais am Promenadeplatz. Seit 1958 sind die Verwaltung, der Benutzerraum und die Magazine des Archivs des Erzbistums München und Freising umgezogen in den Ostteil der ehemaligen Karmeliterkirche. In der früheren Kirchengruft wurden die Magazine zuletzt 1999-2000 in Blick auf Brandschutz und Klimatechnik modernisiert. Wichtigste Bestände sind heute im Archiv des Erzbistums u.a.: — ca. 1500 Urkunden aus der zeit von 1147 bis 1934 — die Heckenstaller-Sammlung zur Geschichte des Bistums Freising (mit vielen Hochstiftslite-ralien und insbesondere Archivalien, die das Gebiet von Bischoflack betreffen) — Akten und Protokolle des Erzbischöflichen Ordinariats (ab dem 16. Jahrhundert). Im ehemaligen fürstbischöflichen Marstall- und Galeriegebäude in Freising sind seit 1994 wiederum archivische Bestände untergebracht. Dort befindet sich das Depot des Archivs des Erzbistums mit etwa 80 Pfarr- und Kuratiearchiven sowie einige Dekanatsarchiven, deren Vorlage im Lesesaal des Archivs des Erzbistums in München erfolgen kann. Die Hauptaufgabe ist hier, Archive von Pfarreien und Kuratien aufzunehmen, die sie selbst nicht mehr sachgerecht aufbewahren können, oder die nicht mehr besetzt sind.41 Dadurch gibt es 200 Jahre nach der Säkularisation wieder ein diözesanes Archiv auf dem Freisinger Domberg. 38 Peter Pfister, Das Erzbistum München und Freising, in: Leben aus dem Glauben IV (Straßburg, 1991), S. 11. 39 Pfister, Diözesanarchivare (wie Anm. 1), S. 149-56; Götz, Katalog (wie Anm. 1), S. 128 f. 40 Peter Pfister, Das Kollegiatstift Zu Unserer Lieben Frau in München, in: Monachium Sacrum, Festschrift zur 500-Jahr-Feier der Metropolitankirclie Zu Unserer Lieben Frau in München, Bd. I, hg. von Georg Schwaiger (München, 1994), S. 291-473, hier 429 f; Götz, Katalog (wie Anm. I), S. 130 f. 41 Diese immer wichtiger werdende Aufgabe ergibt sich aus der Archivordnung für die Seelsorgsstellen in der Erzdiözese München und Freising, § 1 Abs. 5, in: Amtsblatt für das Erzbistum München und Freising Nr. 6 vom 13. februar 1989, S. 131-9, hier 132. DURCHSICHT VON ARCHIVGUT DER FREISINGER HERRSCHAFT LACK VON JUDITA ŠEGA Im vorliegenden Beitrag wird das Projekt der Durchsicht des Archivguts der Freisinger Herrschaft Lack (Loka) vorgestellt, das seit 1997 vom Zgodovinski arhiv Ljubljana (Historisches Archiv Laibach) im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München durchgeführt wird. In den ersten zwei Jahren wurde Dr. Matjaž Bizjak vom Zgodovinski inštitut Milko Kos ZRC SAZU (Historisches Institut Milko Kos des Wissenschafts- und Forschungszentrums der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste) in Laibach zur Realisierung des genannten Projekts herangezogen, in den letzten Jahren werden unsere eigenen Fachkräfte damit beauftragt. Bevor auf die Ergebnisse der bisherigen Durchsicht eingegangen wird, sollen das Entstehen und das spätere Schicksal des Archivguts der Freisinger Herrschaft Lack kurz beleuchtet werden, das anlässlich der Säkularisation im Jahr 1803 in seiner Gesamtheit beschlagnahmt wurde. Das galt sowohl für das Archivgut, das in dem Schicksalsjahr in der Lacker Kanzlei aufbewahrt wurde, als auch für jenes in Freising. Der Großteil der Akten befand sich in den beiden Kanzleien. In die Lacker Kanzlei gelangten die Schriftstücke des Grundherrn aus Freising an seine Beamten, zugleich blieben in Bischoflack (Škofja Loka) Kopien von Originalschriftstücken, die die Lacker Beamten in Gegenrichtung abschickten. In der Freisinger Kanzlei passierte eben das Umgekehrte. Außer verschiedenen Schriftstücken, waren die für die Informiertheit des Grundherrn auch Rechnungsbücher und Urbare von wesentlicher Bedeutung. Sie gewährten Einsicht in die Einnahmen der Herrschaft. Über ein Exemplar des Urbars verfügte man daher stets in Freising, das andere diente aber den Bedürfnissen des Lacker Kastners.1 Bei der Säkularisation der Herrschaft wurde das gesamte Archivgut beschlagnahmt. Sein weiteres Schicksal war sehr unterschiedlich, dies gilt besonders für das Archivgut der Kanzlei in Bischoflack. Die neuen Machthaber hielten von der Dokumentation ihrer Vorgänger nicht viel. Größeres Interesse galt nur den Pergamenturkunden, die vom Historischen Verein für Krain systematisch gesammelt, auf Schloss Bischoflack verwahrt und darauf nach Laibach überführt wurden. Anderes Archivgut (verschiedene Schriftstücke, Urbare) wurde dem Schicksal überlassen, und es hätte ein böses Ende genommen (als Einpackpapier bei den Görzer Kaufleuten), wenn Dr. Franc Kos nicht durch Zufall davon gehört hätte. Welch nicht wieder gutzumachender Schaden dadurch entstanden wäre, kann man feststellen, wenn man das Werk von Franc Kos Doneski k zgodovini Škofje Loke in njenega okraja (Beiträge zur Geschichte von Bischoflack und seiner Umgebung) zur Hand nimmt,2 wo er die Regeste zu den im letzten Moment geretteten Dokumenten veröffentlicht hat. Ihre Originale werden heute im Arhiv Republike Slovenije (Archiv der Republik Slowenien) aufbewahrt. Ein besseres Schicksal erlebte jener Teil des Archivguts, der sich in der Freisinger Kanzlei befand und heute vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv und vom Archiv des Erzbistums München und Freising in München aufbewahrt wird. Im Hinblick auf die Tatsache, dass das Hochstift Freising nach der Säkularisation der Lacker Herrschaft nur das Archivgut geistlichen Inhalts behalten sollte, würde man erwarten, dass sich im erzbischöflichen Archiv nur derartiges Schriftgut, im staatlichen Archiv aber alles Andere befinde. Doch die Dinge liegen anders. Die Ursache dafür ist in einer inkonsequenten Teilung dieses Archivguts zu suchen, die zur Folge hatte, dass manche Archivalien dort gelandet sind, wo man sie nicht erwarten würde, ebenso ging die ursprüngliche Ordnung des Bestandes dadurch verloren. ' Pavle Blaznik, O virih za freisinško in briksenško posest na Slovenskem, Arhivi 1 (1978), S. 17-8. 2 Franc Kos, Hg., Doneski k zgodovini Škojje Loke in njenega okraja (Ljubljana, 1894), S. IV-V. Über das einschlägige in dem einen oder dem anderen bayerischen Archiv aufbewahrte Archivgut schrieb Dr. Pavle Blaznik ausführlich in den Fachzeitschriften Arhivist3 und Arhivi.* Dabei soll lediglich daraufhingewiesen werden, dass sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv jetzt auch jener Teil des Archivguts befindet, der zur Zeit von Blazniks Sichtung im Staatsarchiv München aufbewahrt wurde. Blaznik sichtete das gesamte Archivgut der Freisinger Herrschaft Lack in München im Jahr 1954 und ließ es zum Teil auf Mikrofilm aufnehmen. Die umfangreiche Sammlung mit insgesamt 2978 Aufnahmen befindet sich heute in der Zweigstelle des Historischen Archives Laibach in Bischoflack und ist im Inventar zur Gänze verzeichnet. Zur Sammlung gehören auch gut 2000 Fotokopien von Mikrofilm-Aufnahmen. Über den Inhalt dieser Aufnahmen hat Blaznik in der oben genannten Fachzeitschrift Arhivist geschrieben.5 Infolge des umfangreichen Archivguts und der begrenzten finanziellen Mittel war Blaznik damals nicht in der Lage, das gesamte die Herrschaft Lack betreffende Archivgut auf Mikrofilm aufnehmen zu lassen. Mit der Absicht, die bestehende Mikrofilm-Sammlung zu vervollständigen und genauere Angaben über das Archivgut der Herrschaft Lack im Bayerischen Hauptstaatsarchiv zu erlangen, nahm sich das Historische Archiv Laibach vor, dieses Archivgut genauer zu erfassen. Bei seinem ersten Besuch in München sah Dr. Matjaž Bizjak alle Findmittel (Repertorien, Inventare, Verzeichnisse) durch und schrieb jene Teile ab bzw. ließ sie kopieren, die sich auf die Herrschaft Lack beziehen. Dadurch erlangte das Historische Archiv Laibach eine umfangreiche und sehr genaue Evidenz, die uns als Führer durch verschiedene Archivgutserien dient, in denen die Dokumente der Herrschaft Lack versammelt sind. Die älteren Urkunden, die auch die ältesten Aufzeichnungen umfassen, die sich auf die Herrschaft Lack beziehen, werden in zwei Serien aufbewahrt: - HU Freising (Hochstiftsurkunden 891-1400) - KU Freising (Domkapitelsurkunden 906-1400) In diesen zwei Serien sind in chronologischer Reihenfolge und nach laufenden Nummern alle Urkunden versammelt, die vor 1400 entstanden sind. Die meisten von ihnen (aus der Zeit vor 1365) wurden in den Jahren 1870-1871 von Joseph Zahn veröffentlicht6 und sind den Forschern in Buchform zugänglich. Wer das Quellenstudium aufgrund der im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrten Originalurkunden betreiben will, der wird sich zunächst einen Überblick mittels der Inventare beider Urkundenserien aus der Zeit vor 1400 verschaffen. Die Urkunden sind chronologisch verzeichnet und enthalten Angaben über die laufende Nummer, das Entstehungsdatum, den Aussteller, den Siegelinhaber, die alte Signatur und eventuelle Veröffentlichungen. Die Urkunden, die nach 1400 entstanden sind, sind noch nicht klassifiziert, sondern lediglich nach chronologischer Reihenfolge gesammelt.7 Das Verzeichnis enthält dieselben Angaben wie bei den älteren Urkunden. Außer diesen Verzeichnissen besteht noch eine besondere hand- und maschinegeschriebene Regestensammlung aller Freisinger Urkunden,8 aus der wir Inhaltsangaben zu den einzelnen Urkunden schöpften. Für die Urkunden bis 1500 verfügen wir lediglich über kurze Zusammenfassungen, für die nach 1500 über integrale Übersetzungen von Regesten. Bei unserer Durchsicht wurden alle noch nicht veröffentlichten Urkunden erfasst, die nach 1300 entstanden sind und sich auf die Freisinger Herrschaft Lack beziehen. Aus der Zeit bis 1400 gibt es 37 derartige Urkunden. Alle sind in Form von Kopien in der Zweigstelle des Historischen Archivs Laibach in Bischoflack zugänglich, auf Mikrofilmen aber in der Zentrale des Archivs in Laibach. Aus dem 15. Jahrhundert gibt es 45 solche Urkunden, dann bis 1734 noch weitere 43. Fotokopien dieser Urkunden stehen nicht zur Verfügung, wohl aber Mikrofilme in J Pavle Blaznik, O zbirki mikrofilmov v škofjeloškem muzeju, Arhivist 8 (1959), S. 61-5. 4 Wie Anm. 1. 5 Wie Anm. 3. 6 Joseph Zahn, Hg., Codex dipiomaticus Austriaco-Frisingensis. Sammlung von Urkunden und Urbaren zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in Österreich (I) u. II, FRA, DA 31 u. 35 (Wien, 1870, 1871). 7 Matjaž Bizjak, Evidentiranje virov za freisinška gospostva na Slovenskem v miinchenskem BayHStA, in: Evidentiranje virov za zgodovino Slovencev v tujini. 18. zborovanje Arhivskega društva Slovenije (Ljubljana, 1999), S. 11-5. 8 Die Sammlung heißt Freisinger Urkunden-Regesten (Urkunden C). Laibach. Die Urkunden sind inhaltlich sehr unterschiedlich. Nicht wenige beziehen sich auf die Verleihung von Lacker Lehen und auf die Verwaltung der Herrschaft oder der einzelnen Schlösser (Lack, Altenlack [Stara Loka]). Pergamenturkunden enthalten ferner aufschlussreiche Daten über die Verhältnisse zwischen der Herrschaft und den Bürgern. Letztere trachteten danach, ihre Rechte abzusichern, und zwar dadurch, dass sie sie beim Antritt jedes neuen Bischofs erneut bestätigen ließen. Es kommen auch Dokumente vor, die von Streitigkeiten zwischen der Stadt Bischoflack und den Lacker Untertanen handeln sowie von den Streitigkeiten zwischen der Lacker Herrschaft und den benachbarten Herrschaften und Städten. Wegen der Fischereirechte und Fischereireviere gerieten sie in Streit mit der Herrschaft Görtschach (Goričane), wegen der Holzgerechtigkeit mussten sie mehrmals Vergleiche mit der Stadt Krainburg (Kranj) schließen. Einzelne Aufnahmen beziehen sich auf die Verleihung bzw. Übernahme von Herrschaftsämtern (Hauptmann, Kastner, Gegenschreiber) und auf die Zehent-und Zolleinnahmen. Zur Erforschung von kirchlichen Fragen kommen Urkunden in Betracht, die die Einsetzung von Geistlichen und einzelne Benefizien betreffen. Mehrmals werden das Benefizium von Schwarz und jenes der hl. Katharina erwähnt. Außer den Originalurkunden wurden auch alle jene Freisinger Urkunden erschlossen bzw. deren Regeste verzeichnet, die mittelbar durch spätere Urkunden oder Abschriften erhalten geblieben sind. Wir verfügen über Angaben über fünf solche Urkunden, alle aus dem 17. Jahrhundert. Außer auf Urkunden konzentrierte sich die Erschließung des Archivguts auch auf andere Quellenaufzeichnungen. Durchgesehen und auf Mikrofilm aufgenommen wurden auch alle Rech-nungsbücher (25) zwischen 1476 und 1504. Ebenso wurden verschiedene Urbare neueren Datums erfasst und für das Mikrofilmen vorgesehen, die in Edition Blazniks9 nicht veröffentlicht wurden. Auf Mikrofilm aufgenommen wurden etwa die Urbare der Lacker Herrschaft aus den Jahren 1587 und 1666 sowie die Urbare für Lengenfeld (Dovje) aus den Jahren 1590 und 1648, ebenso zwei Lehensbücher aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, während die Aufnahmen des älteren Lacker Lehensbuchs vom Ende des 14. und Beginn des 15. Jahrhunderts bereits Blaznik besorgt hat. Durchgesehen und auf Mikrofilm aufgenommen wurden die Registraturbücher, Rechnungen und Abrechnungen der Herrschaften Bischoflack und Klingenfels (Klevevž) sowie verschiedene andere Schriftstücke, überwiegend vom Ende des 15. Jahrhunderts und aus dem 16. Jahrhundert. Unter den Letzteren befinden sich etwa Instruktionen für die Abgesandten des Freisinger Bischofs in den Herrschaften Lack, Klingenfels und Oberwölz vom Ende des 16. Jahrhunderts, das die Reformation im Raum Lack betreffende Schriftgut aus dem 16. Jahrhundert, das Verzeichnis der Rodungen im Bereich der Freisinger Herrschaft Lack aus dem 17. Jahrhundert, Schriftstücke über Gerichtsstrafen und Fischereigewässer usw. Der Großteil des aufgezählten Schriftguts befindet sich in der Serie HL-310 und in den einzelnen Faszikeln der Serie HL-4" und HL-Freising.12 Besonders interessant ist der Bericht des Pfarrers von Altenlack über seine Pfarrei und Gläubigen aus dem Jahr 163913 sowie eine teils in deutscher teils in lateinischer Sprache verfasste Sammlung von Urkundenabschriften für die Herrschaft Lack aus der Zeit 974-1540. Die Sammlung wurde höchstwahrscheinlich 1706 angelegt und stammte aus der Feder eines Abschreibers.14 In der Serie HL-Freising befindet sich auch ein umfangreiches Buch über die Freisinger Besitzungen in Krain, das nach einzelnen Ämtern (Feichting [Bitnje], Newsass [Godešič], Styrpnik [Stirpnik], Ruden [Rudno], Seirach [Žiri], Pölland [Poljane], das Kärntner und Gadmar Amt und andere) abgefasst wurde.'5 9 Pavli: Blaznik, Hg., Urbarji freisinške škofije (Urbaria episcopatus Frisingensis), Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) 4, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenica-rum) 4 (Ljubljana, 1963). 10 Serie HL-3, Rep. 53, Fasz. 295, 299 u. HL-3, Fasz. 184, 373, 432. 11 Serie HL-4, Fasz. 36, 40, 45, 47, 55. 12 Serie HL-Freising, Nr. 367"3, 519-521, 541-543, 545, 689. 13 Serie HL-Freising, Nr. 367"3. 14 Serie HL-Freising, Nr. 517. 15 Serie HL-Freising, Nr. 542. Wenn für das Schriftgut der Herrschaft Bischoflack aus der Serie HL-3, insbesondere für jenes aus dem Repertorium 53, gilt, dass es überwiegend systematisch geordnet ist, kann man das für die Serie HL-4 nicht behaupten. Hier befindet sich das Schriftgut für die Herrschaft Bischoflack in den Faszikeln 27-49 und 157-161 thematisch und chronologisch stark vermischt. Es scheint, dass das Schriftgut ohne jede Ordnung in einzelne Faszikel, die im Durchschnitt ca. 40 cm umfassen, zusammengeschnürt wurde. Diesen Eindruck konnten wir schon bei der Sichtung des Inventars gewinnen. Das genannte Schriftgut entstand im Zeitabschnitt von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis zum Jahr 1803. Bei der Durchsicht der mit einer dünnen Schnur zugebundenen Bündel stießen wir auf eine Reihe von Angaben über die Lage der bäuerlichen Untertanen, die sich ununterbrochen über Hauptmänner, Pfleger, Kastner und andere Amtleute beschwerten, ferner gegen Robotpflichten, Steuern und Zehenten. Auf der anderen Seite klagten auch Hauptmänner über unruhige und streitsüchtige Lacker Untertanen. Überraschend groß ist die Zahl der Schriftstücke, die sich auf Bauangelegenheiten beziehen. Erhalten geblieben sind Unterlagen über Verbesserungsarbeiten am Schlossgebäude, an der Schlossmauer und an der Pfarrkirche, über den Bau der Straße durch das Pöllander Tal (Poljanska dolina) und eine Straßenreparatur bei Eisnern (Železniki). Für die Kirchengeschichte sind Angaben im Visitationsprotokoll des Triester Bischofs anlässlich seines Besuchs der Lacker Pfarreien im Jahr 1700 von Interesse, ferner Aufzeichnungen über die Gründung der josephinischen Pfarreien, über die Reparatur der großen Glocke bei der Georgskirche in Altenlack und über verschiedene Benefizien (Pušar in Selzach [Selce], Hl. Dreifaltigkeit und Hl. Anna in Bischoflack). Die Akten spiegeln verschiedene Naturkatastrophen wider, vor allem Feuersbrünste, in deren Folge Ende des 18. Jahrhunderts mehrere Grundbesitzer im Pöllander Tal von Robotpflichten befreit wurden, durch Feuer wurde im Jahr 1789 das Stadttor stark beschädigt. Deutliche Spuren in den Quellen hinterließen auch die Lacker Zünfte und Brüderschaften. Mitte des 17. Jahrhunderts folgten Metzger-, Bäcker- und Siebmacherordnung aufeinander. Ein ertragreiches Gewerbe war die Müllerei. Der Grundherr gab die herrschaftlichen Mühlen und Sägen immer in Pacht. Auch über deren Reparaturen und Pachtverträge gibt das Freisinger Archivgut Auskunft, ferner über ein Gesuch der Einwohner von Ratendorf (Reteče) und (Ober-) Sweinitz (Gorenja vas pri Medvodah) zur Errichtung einer neuen Mühle unterhalb des Dorfes. Auch Abgaben, Steuern, Mautge-fälle und verschiedene Grenzstreitigkeiten fanden dort ihren Niederschlag. Erhalten geblieben sind auch Angaben über die Einführung des Grundbuchs um 1780 und über die Seelen- und Zugviehbeschreibung zur Zeit Maria Theresias. All diese Dokumente und manch anderes werden auf Mikrofilmen im Historischen Archiv Laibach aufbewahrt. Parallel zur Durchsicht des Archivguts wurden Blazniks Mikrofilni-Inventare mit dem Originalarchivgut verglichen. Wir versuchten den Anteil an Archivgut herauszufinden, der sich tatsächlich auf Mikrofilmen aus dem Jahr 1954 befindet. Es wurde festgestellt, dass es sich um größere oder kleinere Bruchstücke handelt - vor allem um wichtigere Schriftstücke, die mittelbar im Buch Škofa Loka und loško gospostvo (Bischoflack und Lacker Herrschaft) eingeschlossen sind.16 Da die Mikroverfilmung lediglich der fehlenden Schriftstücke aus einzelnen Faszikeln physisch undurchführbar ist, entschieden wir uns dafür, die meisten Faszikel in ihrer Gesamtheit auf Mikrofilm aufzunehmen, ungeachtet der Tatsache, dass wir bereits über einzelne Aufnahmen verfugen. Blazniks Mikrofilme werden somit nichts an ihrem Gebrauchswert einbüßen. Vielleicht werden die Schlüsseldokumente in seinen Inventaren und seiner Mikrofilm-Sammlung noch schneller zugänglich sein als in der Fülle von Mikrofilmen, die wir in den letzten Jahren in München bestellten. Dazu trug auch Dr. Bizjak bei, der Blazniks Inventare mit originalen Archivsignaturen und einer Konkordanztabelle ergänzt und somit den Nutzern der alten Mikrofilm-Sammlung ein korrektes Zitieren ermöglicht hat. Aus dem Slowenischen von Niko Hudelja 16 Pavle Blaznik, Škofja Loka in loško gospostvo (973-1803) (Škofja Loka, 1973). DIE GRÜNDUNG DER STADTPFARREI DES HEILIGEN JAKOBUS 1804 IN BISCHOFLACK VON VINCENCIJ DEMŠAR Aus der für die ganze Herrschaft Lack (Loka) gegründeten Urpfarrei entstanden bis zu den Josephinischen Reformen nur vier Pfarreien, mehrere der heutigen Pfarreien wurden erst Ende des 18. Jahrhunderts gegründet. Eine Ausnahme bildet die Stadtpfarrei von Bischoflack (Škofja Loka). Der Klerus von Altenlack (Stara Loka) konnte keineswegs auf die finanziellen Einkünfte verzichten, die der Urpfarrei aus den Rechten über das Vikariat des heiligen Jakobus zuflössen. Wenn in anderen Fällen auf dem Lande in kurzer Zeit nach bekannten Kriterien neue Pfarreien gegründet werden konnten, brauchte man in Bischoflack dafür nicht weniger als 20 Jahre. Bereits aus den ersten achtzig Jahren des 18. Jahrhunderts sind verschiedene Berichte über die Einnahmen der Urpfarre aus einzelnen Tätigkeiten und dem Vermögen erhalten. Die Berichte entsprechen nicht immer dem wahren Stand der Dinge, sondern mindern die tatsächlichen Einnahmen. Die Analyse dieser Berichte sollte bei der Durchführung einer entsprechenden Teilungsbilanz helfen. Eine wichtige Zuständigkeit fiel dabei der Herrschaft Lack als dem Schutzherrn zu, während das Präsentationsrecht hinsichtlich des Stadtvikars dem Pfarrer von Altenlack zustand. Eine nicht unbedeutende Rolle spielte daher die Säkularisation der Herrschaft durch den Staat, dem es als neuem Besitzer noch leichter fiel, ins Geschehen einzugreifen. Eine gewisse Rolle spielte auch das kaisertreue Ordinariat der Laibacher Diözese, so dass der Klerus von Altenlack eigentlich ohne »Schutz« blieb. Das Ergebnis dieser Entwicklungen war das von der Krainer Landeshauptmannschaft ausgearbeitete Gründungsdokument, manchmal als Gründungsurkunde bezeichnet (Urkunde, auch Stiftungs-Urbarium, das so genannte Urbar). Nachstehend der vollständige Originaltext:1 Urbarium Uiber die mit Begnehmigung der Hochloblich k. k. Landeshauptmannschaft in Krain aus dem Stadt-vikariate Lack, und den dortbestandenen einfachen Beneßzien fundierte Stadtpfar, und drey Kaplä-nen unter dem Patronate, und Vogtay der Herschaft Lack im Kreise Laibach. Nachdem die Hochlöbliche K. K. Landeshauptmannschaft in Krain die unterthänigste Vorstellung der Stadtvikariatsgemeinden über die Notwendigkeit einer ordentlich zu besetzenden Pfarr in der Stadt Lack über Einratlien des Hochwürdigst Fürsterbischoflichen Ordinariats gegründet befunden hat, wurde mit Hoher Verordnung von 16"" %er 1803. und 14"" März 1804. bewilligt; daß 1 Die Urkunde ist im Nadškofijski arhiv Ljubljana (Erzbischöflichen Archiv zu Laibach; künftig: NŠAL) im Fond Župnijski arhiv (Pfarrarchiv; künftig: ŽA) Škofja Loka II, Akten, Faszikel 3, Jahrgang 1804 aufbewahrt. Erhalten sind das Original und mehrere beglaubigte Abschriften. Das vollständige Original umfasst elf Seiten von ungefähr A3 Formatgröße, geschrieben in gotischer Schrift und deutscher Sprache, ergänzt mit einigen lateinischen Zusätzen. Die Währungseinheiten sind gemäß der Vorlage abgekürzt geschrieben (der Gulden bzw. Florin mit//;., der Kreuzer mit xr. und der Pfennig mit d.; 1 fn. = 60 xr. = 240 d.). Die Quelle kennt zwei Währungen; die offizielle, die »deutsche«, und die etwas niedrigere »Krainer« oder »Landes«-Währung. A: zur Bewohnung der Stadtpfarrgeistlichkeit: fn. xr. 1 teils das Demscherische Haus2 in der Stadt Lack um den Ausboth mit erkauft, dagegen 4605 — 2tens das Haus des Beneßziums SS"we Trinitatis zu Lack3 per 1410 jenes des S. Catharinae4 Beneßzums mit 927 das alte Meßnerei Haus No 89. mit 355,30 und das sogenante Städische Schergenhaus No. 88/ mit__ 303,34 zusammen also um 2996____4_ verkauft, hieraus der obige Kaufschilling bestritten, und der Abgang per 1608 56 3tens von dem dermaligen Pfarrvikär zu Lack Barthelme Klememtschitsch6 so, wie er sich unterm 15"" May 1803 reversierte, gegen unbenohmenen Einbringung durch freiwillige Beiträge ergänzet, das bisherige Vikariatshaus7 aber zur künftigen Bewohnung des Stadtpfarrmeßners verwendet werde. B: zur Dotirung des Stadtpfarrers und der 3 Kapläne aber wurde 4tens bewilligt:" a.) die Benefiziumsgült SS. Trinitatis per b:) jene des Benßziums S. Annae per 650 -112 - 2 France Štukl, Knjiga hiš v Škofji Loki II, Gradivo in razprave Zgodovinskega arhiva Ljubljana 7 (Škofja Loka, 1984), S. 66. Das Haus Demšars ist nach seinem damaligen Besitzer Joseph Demšar genannt. Dieser kaufte das Haus im Jahr 1794. Die heutige Adresse lautet Mestni trg 38. 3 Über den Standort dieses Baus wissen wir nur, dass er an das Haus Demšars auf dem Stadtplatz festhielt und wurde baulich in das heutige Pfarrhaus auf dem Stadtplatz im Jahr 1737 eingeschlossen. Darüber berichtet das Pfarrbestandverzeichnis aus dem Jahr 1838. 4 Das Benefizialhaus bei der hl. Katharina, damals Mesto 92, heute Cankarjev trg 2, wurde auf der öffentlichen Auktion im Oktober 1803 an Georg Werdnig zum angegebenen Preis verkauft. Ins Urkundenbuch des Grundbuches der Munizipalstadt Bischoflack, Zgodovinski arhiv Ljubljana, Enota Škofja Loka (künftig: ZAL Škofja Loka). Buch L, S. 471 wurde es erst am 6. April 1805 eingetragen. Aus dem II. Buch, S. 180, erfährt man jedoch, Georg Werdnig hat es am 2. November 1806 an Anton Tavčar, den Feilenhauer (Feilhammermeister), zu 1.100 Gulden Landeswährung verkauft. In die Urkundensammlung wurde der Verkauf erst im Jahr 1808 eingetragen. Das Haus war unter der Urbarnummer 21 dem Pfarrhaus in Altenlack als */ Hube Untertan. 5 ZAL Škofja Loka, Das Grundbuch der Munizipalstadt Bischoflack, Buch L, S. 472. Beide Häuser wurden auf der öffentlichen Auktion am 8. Oktober 1803 zum erwähnten Preis dem Meistbietenden verkauft, obwohl aus der Niederschrift nicht ersichtlich ist, dass es mehrere Bieter gegeben hat. Das Haus in Mesto 88, heute Cankarjev trg 6, kaufte Lukas Polenc aus Puštal. Schon nach acht Tagen verkaufte er es an Jakob Ziherl aus Zäuchen (Suha) zu 700 Gulden Landeswährung, für sich und seine Frau behielt er jedoch das Recht, im Haus bis zum Tod wohnen zu dürfen. 6 FranCiSek Pokorn, Sematizem duhovnikov in duhovnij v ljubljanski nadškofiji leta 1788 (Ljubljana, 1908), S. 122. Im Buch ist Barthel Klemenčič als Einwohner von Lack beschrieben; er wurde 1765 zum Priester geweiht. Er studierte in Görz (Gorizia, Gorica), wo er zuerst sein Amt ausübte. Danach war er drei Jahre in Pölland (Poljane) und sechs Jahre Kaplan in Eisnern (Železniki). In Altenlack sei er 15 Jahre Kaplan gewesen und dann von 1793 bis 1804 Stadtvikar. Schließlich war er Pfarrer in Bischoflack bis zu seinem Tod 1823. Nach Angaben, die ich in NŠAL, Župnija (künftig: Ž) Škofja Loka, Faszikel. 390, Aktenmappe 1788, gefunden habe, unterschrieb er sich schon 1788 als viear eivitates Loeapoli. Dieser Angabe zufolge war er Stadtvikar schon fünf Jahre früher als von Pokorn vermutet. 7 Štukl, Knjiga hiš II (wie Anm. 2), str. 118-9. Das frühere Haus des Vikars hatte die ursprüngliche Adresse Mesto 40; heute ist es Cankarjev trg 12. 8 Die Benefizien bei der hl. Anna und der hl. Dreifaltigkeit sind in der Fortsetzung dieser Abhandlung vorgestellt. Für das Benefizium bei der hl. Anna auf dem Schloss von Bischoflack gab der Lacker Hauptmann Wangneroekh im Jahr 1651 Anregung. c:) die dem bisherigen Stadtvikär aus der Religionsfonde9 bemessene Stollgebiihrenbeschrärkungs'0 Vergütung per d:) die sonstig bisherigen Einkünfte desselben aus der Getreid Kollektur per aus der Heu Kollektur im Geld per und der noch bestehenden Stollgebiihr im Durchschnit per e:) das Johann Thomas Jugovizische Benefizium" per 7500fn. a 3 pro cento f) das Kaspar Alois Zewall, und Thomas Prevodnikische Benflzium'2 per 5000fn. a 4 pro cento g:) die bei der Stadtvikariatskirclie Lack, und zugörigen Filialen bis nun zu schon bestanden Stift und Komunitätsmessen, und die dafür eingehenden Stipendien als Bei der bisherigen Vikariats, künftigen Stadtpfarrkirche St. Jacobi in der Stadt Lack Messen fn. xr. für Mathias Sluga jährlich 5 2,30 Maria Tscherin 8 4,32 Georg Schiffrer 32 18,08 Michael Puschar und dessen Gattin 8 8 Lorenz Glauna 8 4,32 Jakob von Jenkenslieim 2 1,08 Jeremias Grundler 1 0,48 Anna Margareth Dinzel von Angerburg 2 2 Andreas Dollenz, dessen Gattin; und Befreundte 2 2 Maria Glaunin gebohrne Koßin 1 0,34 Agnes Puschar 40 40 Michael Puschar 1 1 Mathias Sluga 3 3 Maximilian Oblak 1 1 Markus Hotnann 1 1 Michael Schiffrer 2 2 Bei der Spitalkirche in der Stadt Lack für Lorenz Feichtinger jährlich 200 20 Georg Schiffrer 2 2 Maximilian Semen 6 6 Malheus Klementschitsch 6 6 Mathias Debelack 1 1 Michael Wogathay 1 1 Ursula Moscliina 1 1 Agnes Puschar 6 6 9 Die Stolagebühr ist Taxe für eine kirchliche Handlung. 10 Der Glaubensfonds entstand durch die Verstaatlichung des Kirchenvermögens unter Joseph II. in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts. Durch ihn wurden diejenigen kirchlichen Ämter dotiert, die weniger als 400 Gulden eigene Einkünfte aufwiesen. " Das Benefiz Jugovics ist auf der Seite 210-1 eingehender vorgestellt. 12 Das Zeball Benefiz ist auf der Seite 210 dieser Abhandlung dargelegt. 13 Auf Kalvarien, heute auf Hribec. fn. xr. 53 28 70 - 19 14 39 36 225 - 200 - Auf dem Kalvariberg" zu Burgstall für Maximilian Oblack von Wolkensperg Michael Murre die Nachbarschaft am Kreuzhochungstag detto am 14"" 7ber Michael Vodnig Bei St. Johann Baptist in Zäuchen für Mathias Sluga jährlich Gregor Sluga Georg Starmann die Nachbarschaft Stephan Jenko Valentin Voltschitsch, und Befreundte Thomas Jenko Kaspar Telban Messen fn. xr fn. xr. 66 66,08 3 2,33 1 0,51 1 0,51 1 0,47 5 3,24 1 0,51 1 1,08 1 0,48 1 0,51 I 1,08 1 0,34 1 0,41 Bei St. Nikolai in Neusäß fiir Mathias Sluga jährlich 5 3,24 die Nachbarschaft am 6"" und 14"" Februar 2 1,21 Johann Schneider 1 0,51 die Nachbarschaft am 17"" July 1 0,40 detto 6"" lOber 1 0,51 7 Bei St. Johann Evanealist in Rothendorf für Mathias Sluga jährlich 5 3,24 die Nachbarschaft 2 1,42 4 6 Bei St. Peter in Wodoule für Mathias Sluga jährlich 5 3,24 Agnes Hartmann 1 0,40 Urban Omann und Befreudte 1 1 die Nachbarschaft 1 0,50 Mathäus Omann 1 1 Michael Puschar 1 0,41 7 36 Bei St. Thomas in Brod fiir Mathias Sluga jährlich 5 3,24 N. Kokel 1 1,18 die Nachbarschaft 1 0,51 5 33 Bei St. Andree na Konz fiir Mathias Sluga 3 3 die Nachbarschaft 1 0,51 3 51 Bei St. Oßwald für Mathias Sluga 3 3 Georg Allitsch 2 2 die Gemeinde oder Nachbarschaft 1 0,51 5 51 Messen fn. xr fn. xr. Bei St. Barbara für Mathias Sluga 3 3 Johann Koschuch 1 0,51 die Nachbarschaft 1 1,42 Kaspar Telban 1 0,51 Georg Pepeu 1 1,32 Bei St. Florian für Mathias Sluga 3 3 die Nachbarschaft 1 0.34 Michael Murre, und seine Gattin 1 1,08 Sebastian Dollenz 11 5 42 Bei St. Lorenz in Wresniza für Mathias Sluga 3 3 die Nachbarschaft am 25"" Jäner 1 0,34 detto am 10"" August Partocinium 1 2,18 Georg Trepal 1 0,51 6 43 Bei St. Philipp und Jakob im Gebire für Mathias Sluga 3 3 die Nachbarschaft 1 1,08 Paul Kokel 1 1.35 5 43 Bei St. Xaveri für Franz Schneider 1 1,08 1 8 Die ausser den Messen Verbindlichkeiten der Beneß- zien bei den Kirchen zu verrichtenden heiligen Messen 314 belaufen Sich daher auf und die gesammte Bedekung der künftiger H. Seelsorger zusammen auf 1646 17 Hieraus sind aber 5tens zu bestreitten, und daher in Abzug zu bringen einzelen zusum. Für das bisherigen Stadtvikarial die Pension14 zur Pfarrr Altenlack samt den Kirch- weiclibeitrag 9,30 der geistliche Fortißkationsbeitrag 5,07 die geistliche Erbsteuer mit 1,30 die Kollektur" Einbringungskösten sind schon bei dem Ertrag abgerechnet 14 Für die Erziehungsbedürfnisse. 15 Die Kollektur (Kollekte) ist eine Gebühr zugunsten der Kirchenpersonen. Slovar slovenskega knjižnjega jezika (künftig: SSKJ) II (Ljubljana, 1975), S. 368. einzelen zusanu fn. xr. Für das Benefizium SS. Trinitatis die dominical Contribution mit 54,45 der Mil. Qurt. Beitrag pro dominicali 0,54Vi der geistliche Fortifikalions Beitrag 5,07 die geistliche Erbsteuer mit 1,53 die Zeliendeinbringungs, und sonstige Regiekosten mit 70 die Pension an der Pfarer von Altenlack mit 0,34 133,133A Für das Benefizium S. Annae die dominical Contribution mit 13,05Vi der detto Mil. Qurt. Beitrag 0,13 der geistliche Fortißkations Beitrag 0,38 die geistliche Erbsteuer 0,26 14,22'A Für das Jueovizische Benefizium Der Spitalkirche zu Lack vermög Stiftbrief de dato 25"" July 1738für die Paramenten,'6 und Opferwein jährlich 25 25 Für das Zewall. und Prevodnis. Benefizium auf Beischafung der Kristenlehrgeschenke vermög Stiftbrief de dato 19'" 7ber 1735, § 4 jährlich. 15 § 6 der Spitalkirche für die Beleuchtung 12 § 7 jedem zeitlichen Hernn Hauptmann, das ist Oberbeamten der Herschaft Lack 4 der geistliche Fortißkations Beitrag 0,22 'A dem Meäner der Vikariats, künftigen Stadtpfarrkirche 0,51 32,13 'A Auf allgemeine pfarrhöfliche Auslasen Zur immerwährenden Unterhaltung eines Versehepferdes für sämentliche vier Seelsorger ausgemessen: ermassen samt Knecht 150 Auf die jährliche ordinär Steuer, und Gaben für das zum neuem Pfarrhof erkauft Demscharische Haus in der Stadt samt den jährlichen Reparationskösten 25,203A 175,203A Die sämmentlichen Abzugsposten betragen sonach 396,17 396 17 und nach Abrechnung diser von den der Stadtpfarr zugewisenen Einkünfte erübrigen zur Dotirung der gesamten vier Seelsorger rein 1250 wovon dem jeweiligen Sdadtpfarrer für sich und jeden der 3 Kapläne 250fn. zusamen also 500 und in allen vorige 750_ normalmäßig bemessen sind. 1250 Gegen dise Dotierung ist die Stadtpfarrgeistlichkeit 16 Das Parament ist ein liturgisches Gewand, ein Tür den kirchlichen Brauch bestimmter Gegenstand aus Stoff. SSKJ III. (Ljubljana, 1979), S. 527. 6tens vebunden die Seelsorge in dem gesamten dermaligen Vikariats, künftigen Stadtpfarrbezirke nach dem Bedarf der Pfarrgemeinde, und ihrer Lokalität gemeinschaftlich, und eifrig in allen ihren Theilen auszuüben, der Stadtpfarrer die Aufsicht über die ihm von Ordinariate zugegebenen Kapläne17 zu tragen, die erwinsclite Eintracht, und Ordnung zur Erbaung der Pfarrkinder stätt zu bezielen, und die Käplene haben sich der Leitung ihres vorgesetzten Pfarrers berufmäßig zu unterziehen, die Normalschulkatecheß in der Stadt nach Anordnung des Fürsterzbischof liehen Ordinariats mesigst abzuhalten, und die auf ihrer Dotierung haftenden Messen, und andere Stiftungsverbindlichkeiten so, wie sie von jeden Stießer angeordnet, und späterhin von dem Fiirsterzbischößichen Ordinariate näher bestimmt worden sind, genau zu persequiren, und zwar jmo jn j4nsehung der pfarr selbst ist alle Sonn, und Feyertäge eine Messe pro populo zu appliciren, ausser dem aber sind 2J" bei der Pfarr, und ihren Töchterkirchen die vorne bei der Dotierung ausgewiesenen Messen 31 zu lesen 3"° für Wolfgang Schwarz, und seine Gattin, als Stiffter des SSmae Trinitatis Benßziums nach Reduzirung der verstifteten Anzahl von Seite des Fiirsterzbischößichen Ordinariats nur Aemter 6 und Messen 104 4"' fiir den unbekannten Stifter des Benefizii S. Annae vermag Ordina- riatsbestättigung de dato 28"" lOber 1785 52 5'" fiir Johann Thomas Jugouiz Stifter des Benfiziums seines Namens nach Fiirsterzbischöflicher Ordinariats Reduktion wöchentlich 2 Messen 104 6"' für Kaspar Alois Zewqll Stifter des gleichbennanten Benefiziums nach Redukzion des Ordinariats wöchentlich 1 Messe 52 ■jmo ßlr (jen Zustifter dises Benefizium Thomas Prevodnig nach gleichen Reduktion 20 8"' Die auf dem mit der Pfarr Altenlack vereinigten S. Chatarinae Benefi-zio haftenden, in der Vikariatskirche S. Jacobi zu Lack zu lesenden wöchentlichen Frühmessen 52 Weil das zu disem Beneßcio gehörig gewesten St. Chatarinae Haus zu Lack zu leichter Erkaufung eines neuen Pfarrhofgebaudes veraussert, und zur Entschädigung des Pfarrers in Altenlackder Uibergang dieser Verbindlichkeit an der Stadtpfarrgeistlichkeit zu Lack unterm 19"" 9ber 1803 N" 6128 verordnet worden ist. Die Messen Verbindlichkeiten belaufen sich daher auf 704 Von diesen Anzahl der Messe Verbindlichkeiten trefen nach den Verhältnisse der Einkünfte eines jeden Seelsorgers an der künftigen Stadtpfarr den Pfarrer selbst 281 Dann jeden der 3 Kapläne 141 zusammen 423 Summa 704 Die Bedeckung aller diser Stiftungen und Verbindlichkeiten bestehet 7tens a.) in den Beneflziumsgiilten SSmue Trinitatis und S. Annae zu Lack, wie sie im Landes Kataster beansagt sind, b.) in dem Johann Thomas Jugovizischen Stiftungs Kapital per 7500fn. 17 Weil es in Bischoflack auch andere Priester gab, ist es genau festgelegt, dass der Pfarrer nur Tür die Priester einzustehen hat, die vom Ordinariat eingesetzt waren. welche auf der Herschaft Lack a dato 25"" July 1738 a 3. pro cento anliegen, und a dato 31"" März 1789 landtäflich intabuliert sind, c:) in dem Kaspar Alois Zewall, und Thomas Prevodnigischen bei der Landschaft in Krain sub dornest. N" 3692 von 1"" Februar 1791 a 4 pro cento anligenden Kapital per 5000fn. d:) in dem ebenfalls bei der löblichen Landschaft in Krain anliegenden Vermögen der Acker Vikariatskirche S. Jacobi, und dahin gehörigen Filialen, aus derer Einkünften die ausgewiesenen Stipendien der Geistlichkeit jährlich bei der Kirchenrechnung richtig bezahlt werden. Daher verbinde, und reversire 8ten ich Bartholome Klementschitsch bisheriger Stadtvikär zu Lack mich für mich, und meine Nachfolger an der Pfarr in der Stadt Lack die in diesem Urbario, und respective Fundazi-onsbrief der Stadtpfarr Lack enthaltenen Verbindlichkeiten zu übernehmen, und genau zu befolgen, über die pfarrlichen Rechte, und Einkünfte sorgsamst zu wachen, und sie aufrecht zu halten. Uiber dieß verbinde ich mich aber aus eigenem Antriebe bewegnen, jedoch nur mit Genehmigung des Hochwürdigst Fiirsterzbischöflichen Ordinariats, dann der löblichen Vogt, und Patronatsherschaft Lack ebenfalls für mich, und meine Pfarrnachfolger jedem der drey sistematisirten Kapläne an der Stadtpfarr Lack die Verpflegung mit Mittags- und Nachtmal, wozu sie nur den Wein allein sich selbst beizuschafen haben, dann mit der erforderlichen Bedienung, so lang sie im Pfarrhofe mit dem jeweiligen Pfarrer gemeinschaftlich, und einträchtig leben, gegen Abzug von 90 fn. Das ist neunzig Gulden dw. von ihrer Dotation pr 250fn. für jeden, allen dreyenfolglich für 270fn. dw. zu vepjlegen, alle in diesem Urbario ausgewiesenen Lasten, und Abzüge ohne einer neuere Abrechnung an ihrer Congruls selbst zu bestreitten, folglich jedem noch jährlich hundert sechszig Gulden dw. das ist 160 fn. in viertel, oder halbjährigen Raten baar, und unaufgehalten, oder unweigerlich gegen jedesmalige Bescheinigung vorabfolgen, dagegen aber auch die Einhebung der Pfarrgefälle, sie mögen in Naturalien, oder Interessen, und Kirchen beiträgen bestehen, immer nur selbst, und auf eigene Kosten einzuheben. Lack am 18"" May 1804 Barthelme Klementschitsch m.p. Stadt Pfarr Vikär Von Seite Patronats und Vogtherschaft Lack wird vorstehendes Stadtpfarr- Stiftungs Urba-rium nach dem vollen Inhalte als verbindlich anerkant, genehmiget, und ratißciret. Datum ut supra. D. Joseph Lusner19 m.p. Inspektor der Herschaft Lack Von Seite des Fürsterzbischöflichen Ordinariats wird vorstehender Fundations Brief, welcher in Folge der am 30"'" April letzhin gehaltenen Concertation entworfen worden, nach dem ganzen Inhalte genehmiget, und ratiflzirt. Ex offoicio Arcliiepiscopali Laibach am lm July 1804. Georg Gollmayer m.p. General Vikar Joseph Mammen Kopeineck m.p. K: K: SUatsbuchhaltungs Reitoffizier 18 Die »Kongrua« ist eine Ergänzung der Einkünfte aus dem Religionsfond; der priesterliche Gehalt. Anton A. Wolf: Deutsch-slovenisches Woerlerbuch 1 (Ljubljana, 1860), S. 310. " Der Verwalter während der Säkularisation der Herrschaft von Lack hieß Inspektor. Gegenvertiges Urbarium, respeclive Fundazions Urkunde wird von dieser k. k. Landerstelle hiemit bestätigt. Laibach den 20"'" Juny 1804. Graf Trautmansdorf m.p. Ex Cons. Caes. Regii Supremi Capitaneatus Ducatus Carniolae, ac Comitatum Goritiae et Gradiscae. Lorenz Kaiser m. p. Aus dem Text am Anfang des Urbars ist nicht ersichtlich, wann ein Vermögen verkauft wurde; aus dem alten Grundbuch in Bischoflack erfahrt man jedoch, dass der Verkauf bereits im Jahr 1803 zu genau demselben Preis wie hier erwähnt und zwar gegen Höchstgebot getätigt wurde. Dasselbe geschah mit dem Ankauf des neuen Pfarrhauses, des sogenannten Demšar-Hauses.20 Aus dem Text kann man die Erhabenheit der weltlichen Landesgewalt ersehen. Nach dem Verkauf des Großteils von Kirchen- beziehungsweise Benefiziatsliegenschaften heißt es in der Einleitung, den Stadtpriestern sei es gestattet, im Demšar-Haus zu wohnen, das größtenteils durch den Verkauf der ehemaligen Kirchenbesitze bezahlt wurde. Die Fehlsumme wurde jedoch nicht durch den Staat beziehungsweise das Land beglichen, sondern musste von den Pfarrkindern durch freiwillige Gaben aufgebracht werden. Die Erhabenheit zeigt sich auch in der Anschaffung des Hauses für den Stadtklerus im Wert von mehr als zehn gewöhnlichen Häusern. Aus dem Vergleich der Preise von Häusern in Bischoflack zu der Zeit ist ersichtlich, dass jene auf dem Stadtplatz am teuersten waren, aber keines von ihnen wurde für mehr als 2000 Gulden verkauft. Der fehlende Betrag von 1608 Gulden für den Ankauf des neuen Pfarrhauses war beträchtlich. Der Vikar verpflichtete sich, die fehlenden Geldmittel mit freiwilligen Spenden aufzubringen. Das Originalurbar wird samt einigen Abschriften im Erzbischöflichen Archiv in Laibach (Ljubljana) aufbewahrt. Die Abschriften unterscheiden sich in einigen winzigen Einzelheiten an mehreren Stellen vom Original. Der Hauptunterschied ist allerdings bei der Filialkirche des heiligen Franz Xaver verzeichnet, welche in den Abschriften mit der Filialkirche des heiligen Nikolaus in Godešič verwechselt wird. In ihnen sind auch die Messen für die Nachbarschaft in Godešič (Neusaß) angeführt, die im Original nicht zu finden sind. Auf einer der Kopien verzeichnete jemand später an einigen Stellen die Höhe des Gründungskapitals für Messen und den Vorschlag, die Zahl der Pflichtmessen zu reduzieren. Für einige Stipendien ist auch die Protokollnummer des Gründungsbriefes eingetragen. Zu erwähnen ist noch die Reihenfolge der Messen. Für Mathias Sluga wurden Messen in allen Filialkirchen mit Ausnahme der Spitalkirche und auf Hribec gelesen. Für die einzelnen Nachbarschaften wurden Messen in allen Filialkirchen gelesen, ausgenommen in Spital und in der Kirche des heiligen Jakobus. Auf Hribec wurden pro Jahr 66 Messen für die Familie Wolkensperg gelesen. Die Höhe des Messstipendiums war von der Entfernung von der Stadt, von der Lage (Ebene oder Hügelland) und der Art der Messe (einfach oder gesungen) abhängig. Wie waren die gesellschaftlichen Verhältnisse zur Zeit des Entstehens des Urbars? Nach der Verstaatlichung des weltlichen Kirchenbesitzes durch Kaiser Joseph II. waren Ende der achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts auch die Voraussetzungen für die Änderung der Kirchen- und Diözesangrenzen und damit für die Einrichtung einer Reihe von neuen Pfarreien gegeben. Auf Grund verschiedener Entwürfe lässt sich feststellen, dass zu Beginn der achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts für das Gebiet von Bischoflack viele neue Pfarreien vorgesehen waren. Der Großteil von ihnen wurde auch tatsächlich gegründet, unverändert geblieben ist jedoch die engere Umgebung von Bischoflack. Im Verzeichnis »Die Konzentration der Bistümer«21 sind die Grenzen der heutigen Stadtpfarrei im Jahr 1784 im heutigen Umfang vorgesehen. Es heißt, dass die 20 Siehe Anm. 2. 21 NŠAL, Konzentration von Bistümern 1784, Akten II, Faszikel 44. Spitalkirche und die Kapelle der hl. Dreifaltigkeit dem Stadtvikariat unterstehen, während die Schlosskapellen auf dem Schloss und jene in Burgstall (Puštal) von den Eigentümern selbst versorgt werden. Die Angelegenheit wurde zwischen Oktober 1783 und dem Jahresanfang 1784, konkret für die Stadtpfarrei am 7. Januar 1784, schriftlich vorgelegt. Angeführt sind die städtische Pfarrkirche, alle Filialkirchen samt ihren Patronen beziehungsweise Beschützern. Aus den späteren Jahren ist »Die Regulation der Pfarreien 1782-1785«22 aufbewahrt, in der sogar eine selbstständige Pfarrei Brode mit der Kirche des hl. Thomas vorgesehen ist. Zu ihr sollten die Dörfer Brode, Gabrk, Na Logu (Nokias ?), Staniše und Sopotnica gehören. Einbezogen ist auch die Filialkirche des heiligen Florian in Sopotnica. Es waren damals insgesamt 545 Einwohner. Interessant ist dabei die Tatsache, dass zum Beispiel Valterski vrh und die Gemeinde der hl. Philippus und Jakobus zur Pfarre des hl. Jakobus gehören sollten. Dies stünde nämlich im Gegensatz zum Grundsatz der Pfarreiregelung, dass die Gläubigen nicht durch die Nachbarpfarrei in die eigene Pfarrkirche gelangen sollen. Durch die Trennung der Pfarrei von Kirchheim (Cerkno) sollte auch die eigenständige Pfarrei Davča gegründet werden. Für alle Siedlungen und Weiler ist angegeben, zu welcher Filialkirche sie gehören. Diese Urkunde unterscheidet zwischen dem Pfarrvikariat, zum Beispiel Zali Log, und dem Vikariat, zum Beispiel Zarz (Sorica). In Bischoflack wird das Stadtpfarrvikariat (Stadtpfarrvika-riat Lack) erwähnt. Worin genau der Unterschied zwischen diesen Vikariaten lag, ist es schwer abzuklären. Die Lacker Stadtpfarrei entstand in der Tat fast 20 Jahre später. Warum? Es gab mehrere Ursachen. Die erste steckte im Indienstnahmerecht des Stadtvikars, das der Pfarrer von Altenlack innehatte (ebenso wie diesen der Freisinger Fürstbischof einstellte; oder der Kaiser den Pfarrer in Lučine, Gorenja vas und Zali Log einsetzte) und das im Falle der Gründung der Stadtpfarrei verletzt würde. Es ging allerdings auch um Vermögen und Prestige. Für die Gläubigen der neuen Pfarrei änderte sich in Bezug auf den Glauben kaum etwas, denn die Vikare verfügten schon zuvor über bedeutende Vollmächte (Führung von Personenstandsbüchern und Verrichtungen in Verbindung mit ihnen). Die Messen in den Filialkirchen, die in die neue Stadtpfarrei gehörten, wurden schon davor von den Stadtpriestern gelesen. Gerade den neuen Pfarrgrenzen im Gebiet von Bischoflack kann man sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart entnehmen, wie sehr die Leute traditionell eingestellt und ungefügig sind, so dass es manchmal ein ganzes Jahrhundert dauert, bis sie sich den Neuigkeiten anpassen.23 Seit den Josephinischen Reformen legte der Staat noch mehr Interesse an Vermögen und Einkünften der einzelnen Institutionen an den Tag. Die Hauptleute beziehungsweise Pfleger von Bischoflack zu jener Zeit, Johann Edling und nach ihm Leopold Paumgarten, manchmal als Administratoren unterzeichnet, schrieben selbst eine Reihe von Berichten über die einzelnen religiösen Institutionen oder ließen sie zusammenstellen. So kann man in einem Schreiben aus dem Jahr 1778 lesen:24 Lobl. Kay. König. Kreysamt! Durch ein näclisthin per Cirkulare ergangenen Befehl wurde denen Vogtherschafien aufgetrat-gen, von denen Messnern, Schulmeistern, Organisten, und andern Kirchen Dienern ein genaues Verzeichniä aller ihrer Einkünfte abzufordern, und einem Löbl. Kayl. Königl. Kreyßamte gehör-samm einzuschiken. Ich befehl alsogleich dem in hiesiger Munizipal Stadt wohnenten Schul, und Untermeister, Orga-niste, Meäner, und Kirchen Dienern, ihre unter was immer für einen Vorwand [sie!] zufliissende 22 NŠAL, Konzentration von Pfarreien 1782-1785, Akten II, Aktenmappe Verzeichnis der Pfarreien und deren Filialkirchen im Laibacher Bistum mit Seelenzahl und Einkünften nach dem Jahr 1788. 21 Vgl. die Regulation der Pfarrgrenzen für die Pfarre Zali Log bei ihrer Gründung und die Veränderung der Pfarrgrenze zwischen den Pfarreien Eisnern und Selzach (Selca) vor 30 Jahren. 24 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1778. Einkünfte, nach aller Genauheit zu verfassen, und einzulegen, die ich Einem Löbl. Kay. König. Kreis Amthe gehorsamen einsende. Ich verharre mit voltkommesten Hochachtung. Eines Löbl. Kay. König. Kreyßamths! Herrschaft Lack den 26"" gehorsamer Jänner 1778 Jofhan Jn [.../ Edlig m. p. als Administrator Nach diesem Auftrag schrieben tatsächlich alle Erwähnten unverzüglich ein Verzeichnis ihrer Jahreseinkommen nieder:25 Solarium des Vntermeister T. W.: fn. xr. d. Von der Stadt Jährlich 10 17 - Von Maria Ehren Gruben 5 9 — Von der Pfarr Kirchen 5 52 2 Von Rosarij- Bruderschaft26 4 15 - Von Corp. Xristi Bruderschaft 4 15 — Von Spitall Kirchen 4 - - Von Nep. Bruderschaft 2 34 - Von der Stadt Kirchen St. Jacobi 2 4 1 Vor die Noven im Advent 1 42 - Von der Capelen SS"" Trinitatis - 56 - Vor 6 Slugische Meeßen 1 6 - Von allen Zünften vor die gesungenen Meeßen 2 6 - Von allen Verichtungen Procesionen, Filial Kirchen, Amptern, das ganze Jahr hindurch 2 38 — Nebst bey hat der Untermeister die frein Kost bey dem Schulmeister und das Quartier 46 54 3 Specification der Organisten Einkünften in Laak L. IV.: M kr. d. 1. das Hochfürst. Freysingische Gnaden Geträide 3 Staar Roggen - - - 2. von der Pfarr Kirche St. Georgi in Altenlaak 36 - - 3. von der Stadl 20 - - 4. von Ehrengruben 20 - - 5. von der Corporis Christi Bruderschaft 12 - - 6. von St. Jacobi Kirche 7 48 2 7. von der Rosenkranz Bruderschaft 7 - - 8. von der Hl. Dreyfaltigkeith Koppele 5 - - 9. von der Spital-Kirche 3 - - 10. von der Johanes Bruderschaft27 4 — — " Wie Anm. 24. " France Štukl erwähnt, sie sei im Jahr 1654 gegründet worden (France Štukl, Knjiga hiš v Škofji Loki III. Stara Loka in njene hiše, Gradivo in razprave Zgodovinskega arhiva Ljubljana 17 [Ljubljana - Škofja Loka, 1996), S. 6), Fr. Pokom datiert sie jedoch in die Zeit um 1650 (Fr. Pokorn, Loka [Škofja Loka, M995), S. 52). 21 Der hl. Johannes Nepomuk; siehe auch die Einkünfte des Mesners beim hl. Jakobus. Im Original ist nur die Bruderschaft des hl. Johannes eingetragen. L. W: fn. kr. d. 11. vor die Novem in Advend 3 — — 12. vor 6 gestiften Messen 2 - - 13. die Zünften zusammen bezahlen von die Jahrtäg-Aemter 5 30 - 14. Gestifte Aemter und Umgänge werden bezahlt zusammen mit 5 45 — Summa 131 27 2 Bey Conducten, wo keimte Aemter gehalten werden hat der Organiste hier Ortes keine Dienste, und ween sich inseltener Zeith was ereignet so ist sein Verdienste unmasgäbig. Anmerkung dem dem Messner der Stadt Kirchen St. Jacobi alda zu Luuck Jahrlich eintragenden ein KünJ'ten. L. W.: fn. xr. d. Erstlich werden Hinte von der Stadt Jahrlich gereicht 8 32 - Item zalt demselben die Kirchen St. Jacobi Jährlich 10 — — Mehr zalt iltme die bruderschaft SS'"' Corporis Christi 8 40 - Dan die Bruderschaft S. Joanis Nep. 1 40 - Mehr bekomt Jahrlich aus dem Hochfürst. Gethraidt Kasten 6 Mernig Kohrn a 51 Xr. 6 - - Item bringt ihme die getraidt Collectur Järlicli 4 Mernig Hirsch a 51 Xr. 4 - — Dan 4 Mernig Itaiden 4 — — Mehr wird ihme von ein Kindts taufbezalt 6 soldi, und Betragt ein Jahr in das andere 5 — — Item von dem Geleit ein Jahr in das andere 5 — — Ingleichen von Versechen 5 - — Dan von Einer Copulation 12 Soldi, ein Jahr in das andere 5 — — Fehrens 673 Bürgler Kääss a 5 Soldi 3 30 - Item yberkomt zu Weynachten von Besprengen Beyleifig 8 — — Summa L. W. fn. 74 22 — oderT. W.fn. 63 12 xr. 2 d. Specifikation der jährlichen Ertragen des Messners von der Spital Kirchen zu Laack. fn. xr. d. Erstlich werden ihme Jährlich von der Kirchen gereicht 10 - — Item bekomt Jahrlich von denen Wohltliätern von anzindung deren 8 Ampel 3 — - Dan von allen gestifften H. Messen 1 12 - Mehr von geleit, und ziigen Kloken ein Jahr, in das andere 6 - - Fehrer von wether Leithen zeit die Stadt 1 20 — Summa L. W. fn. 21 32 - Verzeichniß Der jährlichen Einkünften des Kapellen Messners der Heil, dreifaltigkeit in Lack fn. xr. Von dem Herrn Beneßcianten 6 47 Von dem Kapellen Syndico 4 15 Dann von Aufsetzung des heil. Grabes, und der Kirchenmäs 2 33 Summa 13 35 14 27 8 30 5 57 28 54 Zudeme bezieht er Messner, wenn einer mit Conduct begraben wird, Welches aber sehr selten geschieht, von der Geleiith 34 kr. Pauli Petschnick Beziecht Jährlich pro Solario. A Iß SS""' Rosary Bruderschaft in der Kirchen St. Georgi zu Alten Laack Messner, und ansager T. W.:fn. item als Messner, vnd ansager der Bruderschafft SS"" Corp. Xti. in der Stadt Kirchen St. Jacobi in Laack Dan zalt diese Bruderschaft ihne bey versechung, von Tragung __________________________________des Waldahins Jahrlich Suma T. W.: fn. Es war nicht genau festzustellen, wann das Dokument mit dem Titel »Ausweis der Einkünfte des Vikariats in der Stadt Bischoflack vor der Gründung der Pfarrei«, ohne Datum und Unterschrift, entstand.211 Es handelt sich offensichtlich um ein offizielles Schriftstück, das entweder vom Vikar oder einem anderen, jedoch mit Hilfe des Vikars oder des Pfarrers von Altenlack abgefasst wurde-, das Vikariat von Bischof lack gehörte nämlich zur Pfarrei Altenlack. Specialer Ausweis des vorhin bestandenen Vikariats in der Stadt Laak, vor errichtung der Stadt Pfarr. fn. xr. Itens die TaufStoll war gewönlich mit 30 xr. verabfolgt, diese Stoll hat im Durchschnitt Eingebracht jährlich 65 - 2tens die Einsengung Stoll a 4 xr. do. jährlich 8 40 3tens für die Copulation mit Verbindung des Mess Stipendi von jährlichen 30 Copulationen 1 fn. 8 xr. 34 — 4tens die Versehe stoll war üblich in der Stadt, und Vorstädten, dann in Burgstal, et Weinzerl a 17 xr. Diese Stoll hat jährlich im Durchschnite von 60 derlei besuchen 17 - Diese Gebühr in den Nachbarschaft in den Ebene als Zäuchen, Godeschitz, Retezhe, Gorrenavas samt Ober Seniza, dann Wodolle, et Brodech, jährlich im Durchschnitt von 40 besuchen a 34 xr. 22 40 Eben diese Stoll von den geburgs Nachbarschaften Set. Barbara, Set. Andree, Set. Oswaldi, Set. Lavrentii, Set. Floriani, et SS"1 Fhillippi et Jakobi im Durchschnitt von 30 besuchen a 51 xr. 25 30 Stens Die begräbniis Stoll war (ausser einen Conduct von H. Pfarrern) durchaus nur mit 10 xr. bezahlt, und diese mag im durchschnitt jährlich von 120 Begräbnisen betragen 20 - Die dabei abgehaltenen Octaven beiläufig 60 fälle a 10 xr. 10 — 6tens Die Paractions Gebühren waren bei den Filialen in der Ebenen (wie oben bemerckt) von Mess et Predigt a 1 fn. T. W. 15 — Und in den Gebiirgs Nachbarschaften deto. a 1 fn. 25 xr. 21 15 7lens In der Filial Kirche Sc" Crucis am Bergl, waren Jährlich 10 Paractionen a 31 xr._8 30 Summa 147 35 Interessant ist der Vergleich mit einem ähnlichen Verzeichnis unter dem Titel »Einnahmen von Stolgebühren«, das am 14. Juli 1785 vom Pfarrer Matthäus Pavlin in Altenlack verfasst wurde.29 28 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe Ältere Urkunden. 29 NŠAL, ŽA Stara Loka, Akten II, Fasz. 2, Aktenmappe Štolnina. Unter der Nummer 3 wird die Beerdigung mit Trauerzug (Leiclibegaengnus) erwähnt, unter den Nummern 4 und 5 ist jedoch von dem Conducl, also von Zug, Begleitung, die Rede. Der Schreiber unterscheidet offensichtlich den einen Trauerzug von dem anderen, wahrscheinlich nicht nur hinsichtlich der Zahl von Priestern. In diesem Verzeichnis fallen die verhältnismäßig hohe Taufgebühr, 37 Kreuzer, die Taufscheingebühr, 2 Gulden, und das Versehen mit der Krankensalbung, was in den Bergen 41 Kreuzer kostete, aus dem Rahmen. Wie war es mit den Armen und den Familien mit vielen Kindern? Haben sie den Priester zu Sterbenskranken in die Berge gerufen? Aus dem Jahr 1778 hat sich auch der Adressat (Titiilus) der Kirche des heiligen Jakobus (des Älteren) in der Stadt Bischoflack erhalten.10 Die Filialkirchen samt den Nachbarschaften sind folgenderweise aufgezählt: 1. hl. Kreuz auf Hribec: Burgstall und Dobrava, 2. hl. Johannes der Täufer: Zäuchen (Suha), Hosta, Lipica und Trata, 3. hl. Petrus: Bodovlje, Zminec, Pulferca, St. Peter in den Bergen, 4. hl. Nikolaus: Godešič, 5. hl. Johannes, Ap. u. Ev.: Reteče, Gorenja vas und Senica, 6. hl. Thomas, Ap.: Brod, Gabrk, 7. hl. Andreas, Ap.: Na Koncu, 8. hl. Barbara: Sv. Barbara, verstreut in den Bergen, 9. hl. Laurentius: Breznica und Suša (Susha), 10. hl. Florian: Sv. Florjan und Sopotnica, 11. hl. Oswald: V Hojah, Sv. Ožbolt, 12. hll. Philippus und Jakobus, Ap.: Polterski vrh (!), Staniše und Na Logu. Es ist interessant, dass das Vikariat laut dem Urbar von 1501 die gleiche Zahl und dieselben Kirchen hatte, aber in jenem Fall ist von der Propstei, später jedoch vom Vikariat die Rede.31 Erwähnt waren die Einkünfte aus den Benefizien. Und welche Verpflichtungen gab es? Im Jahr 1782 verfasste der Administrator der Herrschaft Lack Leopold von Paumgarten mehrere Berichte über die Benefizien.32 Für das Benefiz von Kaspar Zeball bei der Spitalkirche, gestiftet im Jahr 1727 und im Jahr 1735 mit dem Kapital von 4000 Gulden, davon 160 Gulden Kapitalzinsen jährlich, musste der Stadtvikar für den verstorbenen Stifter zwei Messen pro Woche lesen; mittwochs für ihn, samstags für die Diözesangeistlichen und die Lokalbewohner. Sonntags musste er in der Kirche des hl. Jakobus Religionsunterricht halten, in Altenlack hingegen jeden vierten Sonntag um 2 Uhr nachmittags für die armen Seelen predigen. Für die Beleuchtung in der Spitalkirche wurden 12 Gulden, für den Hauptmann von Lack 4 Gulden und für die Kinder als »Katechetengabe« (mittlem catelietica) 15 Gulden aus dem Benefiz ausgeschieden. Dieses Benefiz hatte kein Besitztum. Das Präsentationsrecht gebührte dem Pfarrer von Altenlack. Das Benefiz wurde gemäß dem Testament aus dem Jahr 1779 von Matthäus Prevodnik dem Pfarrer in Möschnach (Mošnje) um 1.000 Gulden augnientiert, vermehrt. Einkünfte und Verbindlichkeiten hatte auch der Stadtvikar. Sonn- und feiertags musste er die Frühmesse für den Spender und seine Freunde lesen. Das Kapital brachte soviel Zinseinnahmen, dass dem Wunsch des Erblassers zufolge eine fromme, vorbildliche und unvermögende Braut aus der Stadt jedes dritte Jahr Heiratsgut (Hayratliguet) erhalten konnte. Das Benefiz Jugovics bei dem Spitale mit dem Kapital 5.500 Gulden und von 3% Zinsen wurde 1738 von Johann Thomas Jugovic, dem einstigen Mitglied des inneren Rates in Bischoflack gestiftet. Seine 5 Söhne vermehrten es noch um 2.000 Gulden Kapital, das jährlich 80 30 Wie Anm. 24. 31 Urbarji freisinške škofije (Urbaria episeopatns Frisingensis), Pavle Blaznik, Hg., Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) IV, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Sloveni- carum) IV (Ljubljana, 1963), S. 359-60. 32 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1782. Urkund dessen meine hierunter gesezie fertigung Pfarrhof Alten Laack den 14"'" Julij 1785. Verschiedene Stollabnahms Gatungen Dem Pfarrer Den zw eien Kaplänen Dem Messner Dem Schulmeister Der Betrag fn. xr. fn. xr. fn. xr. fn. xr. fn. xr. 1. für jede Taufe 24 10 3 37 2. das furseegnen 3 3 6 3. ein leichbegängnus mit 1 geistlichen 10 7 17 4. ein detto mir 3 Geistl. samb der ?Nova 1 56 1 56 40 4 32 5. ein Conduct mit 5 oder mehren Geistlichen sambt der dreitägigen todten Vigil seilen Ambt und Messen 4 15 4 30 2 2 16 16 43 6. das dreymalig Verkünden der Brauttigte 2 2 7. die Traung derselben 17 4 21 8. ein Verkündungsschein 30 30 9. ein Traungsschein 30 30 10. ein Taufschein 2 2 II. ein Todtenschein 30 30 12. das Versehen sambt lezter ölling in heimischen Dorf 20 3 23 13. das detto sambt detto in den entfertneten Dörfern und gebiirge 34 7 41 Matthäus Paullin m.p. Pfarrer Gulden Zinsen brachte. Das Präsentationsrecht gebührte dem Freisinger Bischof. Für den Stifter wurden 5 Messen in der Woche gelesen." Bei der Kapelle der hl. Anna auf dem Schloss gab es zwei Benefizien. Das eine wurde 1758 von Lukas Pušar, dem einstigen Pfarrer in Selzach, mit 2.000 Gulden Kapital gestiftet, das jährlich 80 Gulden Zinsen brachte. Das genügte für 5 Messen in der Woche, je 17 Kreuzer für ein Messestipendium; es blieb noch etwas für die Herrschaft von Lack übrig.34 Das zweite Benefiz bei der Kapelle der hl. Anna hieß »ohne Seelsorge«. Das dazugehörende Besitztum bestand aus vier Huben und einer Wiese in Altenlack sowie einer Keusche in Trata. Das jährliche Einkommen betrug 55 Gulden und 3 Kreuzer. Dafür wurde jeden Freitag Messe gelesen, ausgenommen am Karfreitag, als die Messe am Tag zuvor gehalten wurde. Auch hier hatte der Freisinger Bischof das Präsentationsrecht.35 Das Benefiz von Wolfgang Schwarz und seiner Gemahlin Dorothea wurde im Jahr 1516 bei der Kapelle der hl. Dreifaltigkeit gestiftet und von Kaiser Maximilian bestätigt. Der Patron war der Freisinger Fürstbischof. Die Realitäten waren auf 9.663 Gulden geschätzt. Das Benefiz umfasste 7 '/3 Huben, drei Zehente, eine kleinere Wiese und das Haus, in dem der Benefiziat wohnte. Paumgarten teilte in Beantwortung eines Schreibens einer Untersuchungskommission, im Jahre 1788 hinsichtlich der Kapelle der hl. Dreifaltigkeit mit, sie besitze eine Glocke, Kirchenbänke, einen Schrank und etwas Baumaterial.36 Eine genaue Übersicht aller Benefizien beziehungsweise Stiftungsmessen wurde am 26. März 1784 abgefasst. Die Liste enthält die Namen der Stifter, Benefiziaten, und Patrone; die Höhe des 33 Wie Anm. 32, Aktenmappe 1782, 1788. 34 Wie Anm. 32. 35 Wie Anm. 32. 36 Wie Anm. 32, Aktenmappe 1781, 1788, Ältere Urkunden. Die Angaben für dieses Benefiz, wenn sie in Bezug Stiftungskapitals, die Einteilung von Einkünften und Pflichten sowie Angaben über die Aufbewahrung der Stiftungsurkunde. Das Verzeichnis wurde von Leopold von Paumgarten, dem Hauptmann der Herrschaft Lack, Matthäus Pavlin,37 der Pfarrer von Altenlack, und Ignaz Anton Pren-ner als Vorsteher der Bruderschaften38 unterzeichnet. Über die Beziehungen zwischen der Geistlichkeit zu jener Zeit erfährt man einige Einzelheiten aus dem Brief des Vikars Barthel Klemenčič im Jahr 1798 an das Ordinariat. Er klagt darin über seine Belastung, er habe eine große Zahl von Gläubigen und er brauche daher mehr Einnahmen, die vom Benefiziat Zeball gewonnen werden könnten. Das bischöfliche Ordinariat richtete also eine Bitte an den Bcnefiziaten dieser Stiftung und den Katecheten Johann Cegner,39 er sollte die Belastung eines jeden beschreiben. Cegner antwortete am 30. August 1798,40 seine Arbeit sei nicht leicht, sein Benefizium sei zum beneßcium curatum geworden und er müsse jeden Sonntag Religionsunterricht geben und Litaneien beten. Wenn der Vikar abwesend ist, müsse er die Frühmesse abhalten und habe auch noch andere Vikarspflichten. Manchmal müsse er zwei Kapläne von Altenlack ersetzen. Er behauptete, die Benefiziaten mussten zwanzig Jahre lang in den Filialkirchen um fünf Uhr predigen, aber sie klagten nie. Er habe dem Vikar auch viel geholfen, zum Beispiel beim Predigen und Kindestaufen, auch wenn der Vikar die von dem Religionsfond erhaltenen 53 Gulden Stolagebühr für sich behielt. Ein Beweis für seine Arbeitsamkeit sei die Anerkennung seiner Tätigkeit von Seiten des Pfarrers, der Bürger und der Gläubigen. Er sagte noch mehr: er habe durch das Gebirge von Bischoflack und zu den Filialkirchen dem Vikar zu Fuß nachlaufen müssen, während dieser ein Pferd ritt oder gar bequem zu Hause blieb. Er sei im Priestertum bereits 25 Jahre lang tätig und nicht mehr so bei Kräften. Trotz der bescheidenen Einnahmen habe er nie geklagt, weder zuvor über die Görzer noch später über die Laibacher Diözese. Er war sich im Klaren darüber, dass ihn nur der Vikar einschränken könne. Obwohl nur ein Vikar, ist er jedoch primus cooperator parochiae locopolitana. (Den Text unterstrich Cegner selbst). Ferner schreibt er, er erhalte aus dem Benefizium 200 Gulden im Jahr, wovon er 15 Gulden für die Paramente zu bezahlen habe, das gleiche für die munera catehetica, 20 Gulden für die Wohnung und 4 Gulden der Herrschaft Lack. Er stellt sich eine rhetorische Frage: »Wo findet man einen so stark mit Arbeit belasteten, in Einnahmen aber so begrenzten Kooperator: ohne Kost und Logis, Stolagebühren, Heizung, Kollekte und in einem so gebirgigen Gebiet und bei solchen Entfernungen ohne Pferd?« Er schlug vor, den unbedachterweise erhobenen Einspruch des Vikars zurückzuweisen. Ähnlich antwortete zwei Tage zuvor, am 28. August 1798, Joseph Feichtinger, der Benefiziat Jugovics auf die Klagen des Vikars. Er führt an, der Vikar habe seine Einkünfte um 65 Gulden aus dem Benefizium Wolkensperg und um 55 Gulden aus dem Religionsfond erhöht.41 Zwischen 1795 und 1803 gab es einen regen Briefverkehr zwischen dem Bistum, dem Vikariat, den Benefiziaten und dem Pfarrer von Lack in Bezug auf die Einverleibung - Inkorporation - der Benefizien in die Stadtpfarrei. Sehr eindeutig äußerte seinen Wunsch nach Benefizien der Vikar Klemenčič, als am 9. Juni 1800 der Benefiziat simplex bei der hl. Anna auf dem Schloss Lukas Gašperšič verschied.42 Nach einer Beratung (mit wem? - Anm. V. D.) machte der Vikar Klemenčič bereits am zweiten Tag nach dem Tod von Gašperšič, also am 10. Juni 1800, dem Bistum den Vorschlag, dieses Benefizium solle mit allen Rechten und Pflichten dem Stadtvikariat auf die Hubenzahl und das Zehnt verglichen werden, stimmen nicht völlig überein. Auch die den Ertrag betreffenden Daten stimmen nicht überein; sie liegen zwischen 415 und 450 Gulden. 37 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1784. Ignaz Anton Prenner war Eigentümer von mehreren Häusern in Bischoflack und hatte bedeutende Ämter inne; er war auch der Stadtrichter. Dazu Štukl, Knjiga hiš II (wie Anm. 2), S. 62, 66, 119. 38 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1781, 1797. 39 Pokorn, Šematizem (wie Anm. 6), str. 125. Johann Cegner wurde nach dem Studium in Görz im Jahr 1773 zum Priester geweiht, und zwar zur Mensa der Herrschaft Lack. Er war in Bischoflack von 1787 bis 1802 tätig und starb ebenda am 28. Februar des Jahres 1802. 40 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1798. 41 Wie Anm. 40. einverleibt werden. Das Patronat über das Benefizium gebühre der Herrschaft von Lack. In seinem Schreiben heißt es auch, das Vikariat zähle 4.047 Seelen.43 Zu der Zeit wurden in der Spitalkirche 877 Messen zu 30 Kreuzer im Jahr gelesen. Im Jahr 1802 richtete der Vikar an die Diözese eine Bitte, die Messenzahl in der Spitalkirche zu mindern und das Messstipendium auf 1 Gulden zu erhöhen, was auch für die Kapläne in Altenlack und andere Priester in der Stadt vorteilhaft wäre. Sein Schreiben unterzeichnete er als Stadtvikar und Administrator der Pfarrei.44 Der Vikar bemühte sich um dieses Amt bei der Herrschaft Lack auch nach dem Tod des Benefiziats bei der Kapelle der hl. Dreifaltigkeit, Joseph von Jenkensheim, am 3. Oktober 1802.45 Für die Einsetzung von Katecheten in den Schulen war das Bistum zuständig. Als die Stelle an der Normalschule von Bischoflack frei geworden war, entstand die Frage, wer unter den elf Priestern für die Stelle geeignet sei. Der Vikar Klemenčič hat am 15. März 1803 dem Ordinariat nur zwei von ihnen besonders empfohlen, den Beichtvater bei den Ursulinen, Franz Svetic,46 und den Stadtkaplan Joseph Zorre. Er fügte hinzu, Svetic könne nicht zum Katecheten werden, denn er habe bereits solch ein Amt bei den Ursulinen inne, während Zorre der Benefiziat des Benefiziums Zeball und Prevodnik bei dem Spitale sei. Er habe sich als Kirchenkatechet bewiesen, der seine Arbeit mit Freude verrichte und bereit sei, die Katechetenstelle an der Normalschule zu übernehmen. Dieses Empfehlungsschreiben wurde vom Ordinariat als Anlage an die Landeshauptmannschaft gesandt.47 Kleinere oder größere Spannungen zwischen der Pfarrei von Altenlack und dem Vikariat von Bischoflack gab es ständig. Wegen einer Feierlichkeit bei den Kapuzinern legte die Pfarrei am 4. Oktober 1803 an das Ordinariat eine Beschwerde gegen den Vikar ein, weil dieser am 9. Oktober bei den Kapuzinern eine Feier zum Fest unserer lieben Frau Maria Helferin zu leiten beabsichtigte.48 Als Prediger wurde der Einheimische, der einstige Kaplan Lukas Karlin, ein ausgezeichneter Prediger und der Nonnenbeichtvater, bezeichnet als päpstlicher Herr, auserwählt.49 Die Messfeier fand zur selben Zeit wie der Gottesdienst in Altenlack statt. Das Unangenehme dabei war, dass das Volk damit einverstanden war. Bereits am 9. Oktober, genau am Festtag, erhielt der Vikar vom Ordinariat den Auftrag, den Vorfall abzuklären. Nach zwei Tagen antwortete er, bei den Kapuzinern habe es tatsächlich solch eine Feier gegeben. Er habe der Einladung Folge geleistet, weil er von einer Sonderdelegation der Bürger von Bischoflack darum gebeten worden sei. Solche Feierlichkeiten finden übrigens bei den Kapuzinern schon seit 9 Jahren statt, sagt er. Sie seien mit einem Marienbild auf einem der Altäre verbunden. Das Ordinariat gab dem Vikar am 8. November 1803 einen schriftlichen Rat, er sollte die Zwischenfälle meiden und die Feierlichkeit sollte lieber in der Stadtkirche stattfinden; was aber die Prediger betrifft, hätten auch die Kapuziner genügend tüchtige Männer, heißt es im Schreiben.50 Es scheint üblich gewesen zu sein, dass den Pfarrer von Altenlack den Stadtvikar bei dessen längeren Abwesenheit ersetzte. So begab es sich auch, als der Pfarrer Matthäus Pavlin für länge- 42 Pokorn, Šematizem (wie Anm. 6), S. 125. Lukas Gašperšič war gebürtig aus Bischoflack, nach dem Studium in Ljubljana 1747 zur Mensa der Herrschaft Habbach (Jablje) geweiht. Fünfzehn Jahre war er in der Steiermark tätig, danach wirkte er von 1771 bis 1800 in Bischoflack; er starb am 9. Juni 1800. 43 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1800. 44 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1802. 45 Wie Anm. 44. 46 Pokorn, Šematizem (wie Anm. 6), S. 129. Franz Svetic studierte in Graz; geweiht wurde er 1772 und nach fünfzehn Jahren seiner Tätigkeit als Kaplan kam er 1788 als Beichtvater zu den Ursulinen nach Bischoflack und blieb hier bis zu seinem Tod 1829. Das heilit, dass er trotz der Empfehlung von Seiten des Stadtvikars nicht zum Katecheten an der Schule ernannt wurde. 47 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1803. 48 Wie Anm. 47. 49 Pokorn, Šematizem (wie Anm. 6), S. 130. Lukas Karlin wurde in Bischoflack geboren, studierte in Laibach und wurde im Jahr 1753 zur Mensa der Stadtgemeinde von Bischoflack geweiht. Als Kaplan war er in verschiedenen Orten auf dem Gebiet von Bischoflack tätig. Er war längere Zeit Beichtvater bei den Nonnen und starb 1809. 50 Wie Anm. 47. re Zeit erkrankte und im Jahr 1799 seinen Dienst völlig aufgeben musste. Das Ordinariat bestimmte für die geistliche Betreuung in Altenlack den Stadtvikar Barthel Klemenčič. Am 12. April 1802 wurde die Vollmacht verlängert und die übrigen Stadtpriester zur Hilfe aufgefordert. Der erkrankte Pfarrer wollte offensichtlich nicht alles dem Stadtvikar überlassen, daher ermahnte ihn die Diözese von neuem an die früheren Dekrete. Erwähnt im Schreiben ist auch die Frage der Einkünfte des Stadtvikars, die mit der neuen Stadtpfarrei geregelt werden müsste.51 Aber der Pfarrer Pavlin wollte nicht nachgeben, sondern ging noch weiter. Als am 5. Mai 1803 der Stadtvikar als Administrator der Pfarrei von Altenlack entlastet worden war und Altenlack Franz Petrič als Kaplan erhalten hatte, ernannte ihn Pavlin zum ersten Kaplan und zu seinem Nachfolger. Dies war nun für Barthel Klemenčič als Stadtvikar zu viel, denn Pavlin ermahnte ihn in seinem Schreiben, der Stadtvikar werde in der Zukunft Franz Petrič als seinem Bevollmächtigten unterstehen. Klemenčič wandte sich nun an das Bistum mit der Frage, ob dem Pfarrer von Altenlack tatsächlich das Recht zustehe, den Kaplan über den Vikar zu stellen.52 Die Verwicklungen nahmen noch immer kein Ende. Im Herbst (am 14. September 1804) sandte das Ordinariat dem Stadtpfarrer - um die Verwicklungen beizulegen und die Beziehungen zwischen der alten und der neuen Pfarrei zu bessern - eine längere Anweisung in fünf Punkten. Der Stadtpfarrer musste dem Pfarrer von Altenlack alle Geburtenbücher und Trauregister bis einschließlich 21. Juli 1804 zur Aufbewahrung überlassen. Dem Stiftungsurbar gemäß hatte der Stadtpfarrer in der Zukunft die übliche Pension (die ganztägige Verpflegung) in Höhe von 8 Gulden und 30 Kreuzer sowie 34 Kreuzer vom Benefizium bei der hl. Dreifaltigkeit an Altenlack abzuliefern. Er war aber nicht mehr verpflichtet 34 Gulden Landeswährung zu zahlen, denn wegen des Ankaufs des neuen Pfarrhauses wurde das Haus des Benefiziums bei der hl. Katharina in der Stadt, Nr. 92, verkauft. Die Landeshauptmannschaft regelte nämlich unter der Nr. 8 des Stiftungsurbars die Angelegenheit so, dass die Pflichten von diesem Benefiz von den Priestern der neuen Pfarrei übernommen wurden. Die Pfarrer von Altenlack würden beim Verscheiden eines Bauern oder einer Bauerin je 25 Vi Kreuzer bekommen, auch in den Ortschaften, die nun der neuen Pfarrei angehörten. Für das dreifache Aufgebot erhielten sie 2 Gulden. Im vierten Punkt ist es genau bestimmt, wie die Beerdigungen zu behandeln sind, wenn mehrere Priester an ihnen teilnehmen. Die Kreisobrigkeit schlug auch vor, man sollte mit der Anlage des neuen, den beiden Pfarreien gemeinsamen Friedhofs beginnen. Im letzten Punkt steht auch die Bestimmung, dass die Kapläne von Altenlack von der Beerdigung in der Stadtpfarrei die Stolagebühr von 10 Kreuzer nur dann verlangen dürfen, wenn keiner der vier Kuraten den Ritus abhalten könnte. Alle Stiftungsmessen in der neuen Pfarrei, sei es in der Pfarrkirche sei es in den Filialkirchen, durfte nur die Stadtgeistlichkeit abhalten.53 Etliches war noch nachträglich abzuklären. So schickte der Dechant aus Krainburg (Kranj) vor der Firmung in Bischoflack im Juli 1804 eine Sonderanweisung, die städtischen Firmlinge dürften nicht anderswo, sondern nur in ihrer Pfarrei das Firmungssakrament empfangen.54 Der Stadtpfarrer bittet bereits im Oktober 1804 das Ordinariat, die Pflicht der Stiftungsmessen in seiner Pfarrei zu mindern. Er sandte ein genaues Verzeichnis von Stiftungsmessen, den Standort, die Entfernung von Bischoflack und die Höhe des Messstipendiums für die einzelnen Messen. Jemand von der Diözese gab nach einem guten Monat auf dem gleichen Dokument dem Wunsch statt und minderte die Zahl der Stiftungsmessen von 105 auf 53.55 Es kam auch zu Reibungen zwischen dem Stadtpfarrer und den Kapuzinern wegen der dreitägigen 40-Stunden-Andacht vor dem ausgesetzten Allerheiligsten bei den Kapuzinern in der Vorfastenzeit. Der Stadtpfarrer war auch deshalb dagegen, weil seine Pfarrkinder viel zum Kerzenlicht bei den Kapuzinern, nicht aber in ihrer Heimkirche beisteuerten. Der Brief wurde von !l Wie Anm. 44. 32 Wie Anm. 47. 53 NŠAL, ŽA Škofja Loka, Fasz. 6, Akten 71. 54 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1804. 55 Wie Anm. 54. einer Reihe von Einwohnern von Bischoflack verschiedener Berufe und Stände unterzeichnet.56 Das Ordinariat ermahnte das Kloster, es sei nicht zum ersten Mal vorgekommen. Es hat insbesondere daraufhingewiesen, dass um zehn Uhr, wenn in der Kirche des hl. Jakobus Messe gelesen wird, bei den Kapuzinern keine feierliche Messe abgehalten werden sollte - außer an besonderen Ordenstagen.57 Die Ursulinen werden im Brief des Pfarrers ans Ordinariat vom 22. Januar 1805 erwähnt. Bei ihnen fand an Sonn- und Festtagen die erste Morgenmesse mit Segen (Segenmesse) und Predigt um sechs Uhr statt. Nachmittags wurden vor dem Allerheiligsten Litaneien gebetet. Am Lichtmess-Fest (Maria Licht) begannen die kirchlichen Feierlichkeiten um zehn Uhr, danach wurde die hl. Messe zelebriert.58 Am 27. Mai 1805, ein Jahr nach der Unterschrift der Gründungsurkunde, beschwerte sich der Stadtpfarrer in Laibach, dass einige Gläubige und Mesner der Filialkirchen wie die zu seiner Pfarrei gehörenden Gemeinden der neuen Pfarrei keine Kollekte abliefern wollen. Die Herrschaft Lack drohte ihnen mit Strafe und Gefängnis; es war jedoch alles umsonst. Auch mit Kirchenfahnen wollten sie nicht an der Prozession teilnehmen, besonders am Fronleichnamsfest. Die Pfarrei von Altenlack widersetzte sich insgeheim auch die ganze Zeit mit der Kreuzfahne. Darum wurde ein Sonderprotokoli ausgefertigt, wo und wie die Prozession stattfinden sollte. Am 20. Mai 1805 kam es zum Treffen einer aus Vertretern der beiden Pfarrhäuser zusammengestellten Sonderkommission. An der Sitzung nahmen teil: der Vertreter des Kreisamts, der Inspektor der Herrschaft Lack und der Vertreter der Verwaltung der Herrschaft Lack. Es wurde verabredet, am Fronleichnamsfest und ebenfalls am Sonntag innerhalb der Oktave sollte jede Pfarrei ihre eigene Prozession abhalten. Die Kommission befasste sich auch mit Unklarheiten in Bezug auf Kommunion, Taufe, Beerdigung und Matrikeln. Die Stadtkapläne müssten der Bestimmung aus dem Jahr 1804 zufolge der Pfarrei von Altenlack weiterhin, den zehnjährigen Durchschnitt berücksichtigend, 10 Kreuzer für jede Beerdigung entrichten.59 Auch im Weiteren war das Leben abwechslungsreich. Welche Zustände während der Illyrischen Provinzen herrschten, geht aus einem Schreiben des Stadtpfarrers Klemenčič ans Ordinariat aus dem Jahr 1808. Er fragte um Rat, was mit einem Expauliner, dem in Pöllander Tal (Poljanska dolina) geborenen und um 80 Jahre alten Pater Johann Tušek zu tun wäre. Er war nämlich Haushirt (Viehhalter) in Brode, in einem von Bischoflack anderthalbe Stunde entfernten Dorf, und lebte als Einsiedler, sprach nur kroatisch, und war untauglich sowohl für die Predigt wie auch für die Katechese; morgens las er zwar die Messe, obwohl er dafür selten ein Messstipendium bekam. Von den zuständigen Angestellten erhielt Klemenčič die Antwort, dieser Zustand sei nicht gut, aber der Pater dürfe bei verschlossenen Türen Messe lesen, jedoch ohne Geläut.60 Aus dem gleichen Schreiben des Stadtpfarrers erfährt man, dass Georg Gaber sonntags und feiertags Messen für Wolkensperg in der Kapelle zu Burgstall las, Anton von Jenkensheim dagegen in der Kapelle auf dem Schloss. Der Pfarrer Klemenčič hatte jedoch auch mit seinen eigenen Kaplänen Schwierigkeiten. Als er im Jahr 1808 den Kaplan Kaeser zum ersten Kaplan (primaer Kaplan) erhob, widersetzte sich der zweite Kaplan Fink. Das Ordinariat forderte vom Pfarrer eine Stellungnahme zu dessen Behauptungen.61 Im Jahr 1825 hatte die Stadt immer noch drei Kapläne. Die Einkünfte des Pfarrers und der Kapläne sanken tatsächlich von den im Stiftungsurbar zugesicherten 250 Gulden auf 150 Gulden. Positiv war die Tatsache, dass im Jahr 1820 die Ablieferung eines Teils der Stolagebühren und der sogenannten Pensiongebühr an die Urpfarre aufhörten.62 56 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1805. 57 Wie Anm. 56. 58 Wie Anm. 56. 59 Wie Anm. 56. 60 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1808. 41 Wie Anm. 60. 62 NŠAL, ŽA Škofja Loka, Fasz. 6, Akten 69. Aus zeitgenössischen Archiven erfahrt man, daß Johann Linthenthal, ein Meister für Stuckarbeiten aus Goerzah (Goričane ?), im Jahr 1750 für 73 Gulden den Altar der hl. Notburga in der Kirche der hl. Barbara, außerdem noch vier Statuen und etwas Vergoldung ausfüllte.6' Beim hl. Andreas baten die Gläubigen 1803 um die Erlaubnis, in der Kirche einen neuen Kreuzweg zu bestellen. Ihre Bitte begründeten sie mit der Tatsache, es sei nach Bischoflack vor allem für ältere Leute, zumal im Winter, sehr weit. Ihrer Bitte wurde die apostolische Genehmigung von Papst Klemens XIV. vom 26. Januar 1773 beigelegt, die Ablässe in Verbindung mit dem Kreuzweg bestimmte. Den Antrag unterzeichneten die Beschließer Johann Polanc und Matthäus Ru-par." Abschließend noch einige Daten über das Pfarrhaus. Bereits im Jahr 1788 bestellte die Kreisuntersuchungskommission eine genaue Durchsicht der Kapelle der hl. Dreifaltigkeit und deren Mauer. Sie wurde von dem Baumeister Anton Lipovec und einem Maurermeister am 6. Mai 1788 durchgeführt. Die beiden stellten fest, dass es um 30 Kubikklafter Mauer geht, deren Vorsprünge auf beiden Seiten des Hauses stehen. Die Beseitigung dieser Mauer und das Abtragen des Baumaterials samt der Arbeit würden 27 Gulden 54 Kreuzer kosten.65 Die folgende Bauangelegenheit ist auf den 6. April 1803 datiert, als das Kreisamt ans Bistum schrieb, man müsse -vor dem Ankauf des Hauses Demšar auf dem Stadtplatz - genau überlegen und abmessen, ob nicht für die Bedürfnisse des Pfarrhauses etwa das Haus des Benefiziums bei der hl. Katharina eingerichtet werden könnte. Die Landeshauptmannschaft forderte einen genauen Grundriss des Benefizialhauses und eine Bewertung des Hauses des damaligen Vikars und des Hauses des Benefiziums bei der hl. Dreifaltigkeit. Eine der Kombinationen sah auch vor, das Haus des Benefiziums Jugovics in eine Kaplanei umzuwandeln.66 Das Kreisamt schrieb am 8. Juli 1803 auch an das Herrschaftsamt in Bischoflack hinsichtlich der Einrichtung des neuen Pfarrhauses. Das Steueramt und die Provinzialstaatliche Buchhaltung forderten in Bezug auf die Lösung dieser Problematik, das heißt des Ankaufs des Demšar-Hauses, eine aktive Zusammenarbeit der Herrschaft Lack und die Kommissionsversteigerung der Benefizialhäuser bei der hl. Dreifaltigkeit und der hl. Katharina, der Mesnerei und des städtischen Büttelhauses. Bei der Auktion sollte ein Versteigerungsprotokoll geschrieben und dem Kreisamt vorgelegt werden.67 Im November 1803 bestätigte das Kreisamt den Verkauf der erwähnten Häuser und den Ankauf des Hauses Demšar für das neue Pfarrhaus. Es wurde auf die neuen Verpflichtungen hingewiesen, welche die neue Pfarrei von den verkauften Benefizialhäusern übernahm, insbesondere auf die Pflicht der Stiftungsmessen. Sobald noch das Benefizialhaus bei der hl. Katharina und die Mesnerei verkauft sind, soll die Herrschaft es genau protokollieren und die Niederschrift zur Bestätigung ans Kreisamt in Laibach schicken.68 Aus dem Vermögensverzeichnis der Stadtpfarrei des Jahres 1838 lässt sich schließen, dass das Pfarrhaus im Jahr 1837 endgültig erweitert wurde, wobei nun das frühere Pfarrhaus wie auch die anschließende vormals leere Kapelle unter einem Dach standen.69 In den Archiven ist noch vieles aufbewahrt, was für die Entstehung der Stadtpfarrei und auch deren Wirkung von Interesse wäre. Für auf die 200-Jahr-Feier habe ich mich jedoch nur auf die Anfänge der Geschichte der Pfarrei des hl. Jakobus beschränkt. O.A.M.D.G. Aus dem Slowenischen von Jože Lebar 63 NŠAL, ŽA Škofja Loka, Akten, Fasz. 8, Aktenmappe: hl. Barbara, Bauangelegenheiten. 64 NAŠL, ŽA Škofja Loka, Akten, Fasz. 8, Aktenmappe: hl. Andreas, Bauangelegenheiten. 65 NŠAL, Ž Škofja Loka, Fasz. 390, Aktenmappe 1788. 66 Wie Anm. 47. 67 NŠAL, ŽA Škofja Loka, Akten, Fasz. 7, Aktenmappe 101. 68 Wie Anm. 67. 69 NŠAL, ŽA Škofja Loka, Akten, Fasz. 3, Aktenmappe 34. DAS SCHICKSAL DES EHEMALIGEN FREISINGER BESITZES IN UNTERKRAIN VON STANE G RAN DA Die slowenische Geschichtsschreibung widmete der mittelalterlichen oder besser gesagt feudalen Problematik in der Vergangenheit außerordentlich große Aufmerksamkeit, jedoch auf eine den Slowenen eigene deformierende Art und Weise, und zwar im Sinne der Beweinung des tragischen historischen Schicksals, das sie daran hinderte, auf der sozialen Skala aufzusteigen, ein eigenes Bürgertum und einen eigenen Staat herauszubilden.1 Sie proklamierten sich als ein Volk von Bauern, die allein die slowenische Sprache folgerichtig verwendeten und in der kommunistischen Ära in eine Art permanenter bäuerlicher Rebellen umgewandelt wurden - die Revolution war eben der Höchstwert - kurzum ein Volk, dem es beschieden war, von anderen beherrscht zu werden. Darum müsse dieses keinen eigenen Staat anstreben, sondern lediglich um die Erhaltung der eigenen Sprache und um die auf ihr beruhende Kultur bemüht sein. Gerade aus diesem Grund tauchten die Ideen von einem eigenen slowenischen Staat unter den Slowenen so spät auf. Es liegt klar zutage, dass diese von keiner Staatsgemeinschaft gebilligt wurden. Bis zur slowenischen Unabhängigkeit mussten derartige Gedanken streng geheim gehalten werden. All das hatte tiefe Folgen für die slowenische Geschichtsschreibung, die in inhaltlicher Hinsicht nie in dem Maße politisch wie bei anderen Nationen, sondern vor allem kulturgeschichtlich und sozial ausgerichtet war. Erst in den letzten Jahren, nach dem Durchbruch neuer Historikergenerationen, kam es in der slowenischen Geschichtsschreibung zu grundlegenden Veränderungen. Noch nie gab es so viele Mittelalterexperten, noch nie bisher setzte man sich so sehr mit Adel und Grundherrschaft auseinander. Große Verdienste um neue und modernere Deutungen der slowenischen Vergangenheit, vor allem der älteren, haben sich die leider verstorbenen Historiker Ferdo Gestrin2 und Sergij Vilfan3 erworben. Ihnen folgte eine Reihe jüngerer, zum Teil im Ausland ausgebildeter Historiker, die heute die Hauptlast der mittelalterlichen Studien in Slowenien tragen. Angesichts solcher Umstände ist es umso ungewöhnlicher, dass die Freisinger Besitzungen bereits seit einigen Jahrzehnten, also schon seit der Zeit, wo man für derartige Studien in Slowenien kein besonderes Verständnis hatte, zu den am meisten erforschten zählten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der erste ist zweifelsohne in der Person Dr. Pavle Blazniks zu suchen, der aus Bischoflack (Škofja Loka) stammte und seiner Stadt mit seiner Forschungsarbeit Ehre erweisen wollte und dem es auch gelang, eine gewisse (politische) Unterstützung zu gewinnen, die sich auch in der Möglichkeit manifestierte, in nichtslowenischen Archiven arbeiten zu dürfen, wovon andere slowenische Historiker damals nur träumen konnten. Der zweite Grund liegt in der Erhaltung der Freisinger Archive, der dritte, auch nicht unwichtig, in der Tatsache, dass der Freisinger Grundbesitz als das geschlossenste slowenische feudale Territorium Einblicke in einzelne wirtschaftliche und soziale Prozesse ermöglichte. Wie und wann das Hochstift Freising seinen Besitz in Unterkrain (Dolenjska) erlangte, ist noch nicht geklärt. Seine Ersterwähnung ist mit der Jahreszahl 1074 verbunden. Auf der Suche 1 Peter Štih, Die slowenischen Vorstellungen über die slowenisch-deutschen Beziehungen im Mittelalter. Buchreihe der Südostdeutschen historischen Kommission, Bd. 38 (München, 2002), S. 1-19. 2 Zur Bibliographie vgl. Olga JanSa Zorn, Bibliografija prof. dr. Ferda Gestrina za leta 1946-1976, Gestrinov zbornik, hg. v. Darja Miiielič (Ljubljana, 1999), S. 25-32; NataSa Stergar, Bibliografija akademika prof. dr. Ferda Gestrina za leta 1977-1996, ibid., S. 33-42; Drago Samec, Dodatek k bibliografiji akademika prof. dr. Ferda Gestrina, ibid., S. 43-4. nach den Ursachen für diese am Bach Radulja gelegene Erwerbung ist vielleicht eine spätantike und frühmittelalterliche Straße in Betracht zu ziehen, die durch die Entdeckung einer spätantiken Befestigung und frühmittelalterlicher Funde zwischen Schloss Stattenberg (Štaten-berk) und Schloss Klingenfels (Klevevž) bestätigt wird.4 Auch sonst ist die Bedeutung dieses Besitzes nach Ansicht Sergij Vilfans ebenso in geostrategischer Hinsicht viel größer, sollen seine Besitzer doch auch an der Verschiebung der krainischen Grenze von der krainischen Gurk (Krka) an die heutige slowenisch-kroatische Grenze beteiligt gewesen sein.5 Der Besitz in Unterkrain6 war für das Hochstift Freising nie von so großer Bedeutung wie der von Bischoflack.7 Es scheint, dass dessen Übernahme durch das Bistum Freising mehr dem Übergeber als dessen neuem Besitzer nutzte. Der Besitz war nämlich ständig den Angriffen verschiedener Feudalherren ausgesetzt, die durch dessen Übernahme ihre Machtposition im Lande zu festigen, oder von Nachbarn, wie etwa der Herren von Reutenberg, die sich seiner Teile zu bemächtigen versuchten. Sergij Vilfan schrieb diesbezüglich folgendes nieder: »Im Allgemeinen gewinnt man den Eindruck, dass das Bistum seinen Unterkrainer Besitz weniger konsequent an sich band und auch schwerer behalten konnte, daß es ihn mitunter zu finanziellen oder auch politischen Transaktionen nutzte und daß daher die Struktur des Hubenbesitzes sehr wechselvoll war.«8 Das Land eignet sich zum Obstbau, mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau, allem Anschein nach war für Freising - nachdem geostrategische Gründe entfallen - der Weinbau am bedeutendsten. Die stichhaltigsten Argumente für diese Behauptung sind zum einen die besondere Sorge für das Kastanienholz im Allgemeinen9 und für den Bereich des Kastanienwaldes jenseits der Radulja hinter Klingenfels im Besonderen, woraus man Rebenpfähle und Weinbehälter anfertigte, zum anderen aber das sogenannte »Laibacher Fuhrgeld«. Hinsichtlich des Weinbaus, insbesondere der Weinqualität, liegen keine näheren Angaben vor, so dass diesbezüglich keine Behauptungen getroffen werden können. Der heute charakteristische trockene Wein, der in den letzten Jahren hochgeschätzte .cviček', ist höchstwahrscheinlich neueren Datums. Der damalige »Markwein« war saurer, wahrscheinlich handelte es sich dabei um einen Weißwein. Es trifft 3 Zur Bibliographie vgl. Drago Samec, Bibliografija akad. prof. dr. Sergija Vilfana, Vilfanov zbornik. Pravo -zgodovina - narod, hg. v. Vincenc RajSp und Ernst Breuckmüller (Ljubljana, 1999), S. 55-77. 4 Dragan BožiC, Slavko CigleneCki, Zenonov tremis in poznoantična utrdba Gradec pri Veliki Strmici. Arheološki vestnik 46 (1995), S. 247-77. 5 Sergij Vilfan, Zur Struktur der freisingischen Herrschaften südlich der Tauern im Frühmittelalter. Karantanien und der Alpen-Adria-Raum im Frühmittelalter 2. St. Veiter Historikergespräche, hg. v. Günter Hödl und Johanes Grabmayer (Wien-Köln-Weimar, 1993), S. 219. 6 Pavle Blaznik, Zemljiška gospostva v območju freisinške dolenjske posesti, Razprave I. razreda SAZU IV/6 (Ljubljana, 1958). 7 Sergij Vilfan, Lage und Struktur der freisingischen Herrschaften in Krain, Hochstift Freising. Beiträge zur Besitzgeschichte, hg. v. Hubert Glaser (München, 1990), S. 357ff. 8 Ebenda, S. 358. 9 Z.B. anlässlich des Streites mit den Brüdern Rudolf und Friedrich von Plintenpach (Slepčjek) (Blaznik, Zemljiška gospostva [wie Anm. 6], S. 8). Die älteste bekannte Darstellung von Klingenfels, Johannes Clobucciarich, (bald nach 1600). Ministrstvo za kulturo Republike Slovenije, INDOK center. stgustfels Johann Weichard Valvasor, Topographia Carniolae modernae, 1679. sonst zu, dass Klingenfels als Verwaltungssitz des Freisinger Besitzes in Unterkrain die besten Weingärten in diesem Teil Unterkrains, wenn nicht in der ganzen Region, hatte. Sergij Vilfan10 stellte fest, dass der Unterkrainer Wein erst im 16. Jahrhundert zum Merkantilwein in Laibach (Ljubljana) wurde, dass er nicht so geschätzt und vor allem für die unteren Schichten bestimmt war. Preislich erlangte er ungefähr ein Drittel des Wertes des in Krain am höchsten geschätzten Rotweins (.črnikalec1) aus Istrien. Trotz allem lässt die Erwähnung des »Laibacher Fuhrgeldes« in den Urbaren für die Herrschaft Klingenfels, wo unter den Leistungen auch die Fuhren nach Laibach aufgezählt werden, an den obigen Behauptungen Zweifel aufkommen, weil man sich nur schwer vorstellen kann, dass so viele Bauern nur Getreide gesäumt hätten. Aufgrund des Berichtes J. W. Valvasors vom Ende des 17. Jahrhunderts" kann vermutet werden, dass gerade in diesem Gebiet, das Freising in Unterkrain beherrschte und heute in den Katastralgemeinden Weißkirchen (Bela cerkev), Oberdorf (Gorenja vas), Kersin Werch (Krsinji Vrh), Sagrad (Zagrad) und Swur (Zbure) liegt, schon damals ausgezeichneter Wein angebaut wurde. Er erwähnt näher Malkovec und Telče, wo es einen guten Rotwein gebe, jenen von Bojnik bezeichnet er als »Fröhlichmacher«. Für den engeren Bereich von Klingenfels erwähnt er den Weingarten Mevce, wo ein guter, herzhafter Wein, ein Feind der Trübsal, wachse. Der Vinji vrh, den er Vineuerch nennt, »giebt einen köstlich guten Wein«. Der Wein wird in diesem Gebiet auch im Zusammenhang mit Schloss Reutenberg erwähnt, das hinter dem Steinbruch von Dolenšek in Srednje Lakence liege, in dessen Nähe auch ein ausgezeichneter Wein angebaut werde.12 Auch die Zister-zen Sittich (Stična) und Landstraß (Kostanjevica), das Kollegiatkapitel in Rudolfswert (Novo mesto) sowie einige Schlösser wie Altenburg (Stari grad), Wördl (Otočec), Nassenfuß (Mokronog) und Kroisenbach (Rakovnik) hatten keinen schlechten Wein in ihren Weinkellern. Mehr noch, gerade die Bestrebungen zahlreicher Feudalgeschlechter wie der Auersperg und anderer weisen daraufhin, dass der dortige Weinbau hochgeschätzt wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, dass der Unterkrainer Wein, den Vilfan erwähnt, tatasächlich nicht der beste war, sondern es sich um den .cviček' im alten Sinne handelte. Das war eigentlich kein echter Wein, sondern eine Weinsorte, die gewonnen wurde, indem man auf die bereits 10 Sergij Vilfan, Mestne računske knjige kot zgodovinski vir, Zbornik ob devetdesetletnici arhiva, Zgodovinski arhiv Ljubljana. Gradivo in razprave 8 (Ljubljana, 1988), S. 19ff. " Johann Weichard Valvasor, Die Ehre deß Herlzogthums Crain (Laybach, 1689), Buch III, S. 324-5. 12 Ebenda, Buch XI, S. 469-70. gepressten Trauben Wasser goss und sie nachgären ließ. Dieser Wein wurde nach seiner Gewinnung als Tresterwein, Nachwein, seinem Geschmack nach als »ein sauerer Wein überhaupt«13 bezeichnet. Das moderne deutsche Wörterbuch gibt zum Stichwort .Tresterwein' folgende Bedeutungserklärung: »durch Zuckeraufguß und Nachgärung aus Trester gewonnener Wein.« Der Freisinger Besitz in Unterkrain kann praktisch in keiner Hinsicht mit jenem in Bischoflack verglichen werden. Er wurde nicht einheitlich, sondern von verschiedenen Pächtern und Pfandnehmern auf den Schlössern verwaltet. Aus diesem Grunde entwickelte sich unter den Untertanen wahrscheinlich nie das Bewusstsein von einem eigentlichen bzw. gemeinsamen Besitzer. In Unterkrain trifft man in der Nähe von Klingenfels ziemlich oft auf Zunamen, die an ehemalige Grundherren erinnern, etw. Auersperg, Moscon, Barbo, Strasberger, Gal..., es gibt dagegen keinen, der auf die ehemaligen Bischöfe hindeuten würde. Den Verkauf des Unterkrainer Besitzes im Jahr 1622 haben die Untertanen wahrscheinlich überhaupt nicht wahrgenommen. In den darauffolgenden Jahrzehnten erfuhr Klingenfels bedeutende Veränderungen. Obwohl Schloss Klingenfels auch im darauffolgenden Zeitabschnitt das bedeutendste Schloss blieb, wurden einzelne Höfe ausgesondert und in kleinere Schlösser umgewandelt, etwa Swur und Šuta (Schutt) bei Strelac. Nachdem Schloss Klingenfels sieben Jahrzehnte in der Hand weltlicher Herren geblieben war, ging es 1693 wieder in den Besitz geistlicher Herren über, und zwar der Mönche des Klosters Sittich, und 1719 in den ihrer Ordensbrüder von Landstraß. Außer dem physischen Besitz zog die weißen Mönche vor allem die Thermalquelle am Fuße von Schloss Klingenfels an, die als Heilbad lange Zeit von größerer Bedeutung war als Šmarješke Toplice. Die Mönche konsolidierten den Besitz und erwarben auch jenen Teil, der entfremdet worden war. Auch für sie war der Besitz von Weinbergen von großer Bedeutung. Die slowenischen Rechtshistoriker zeigten in der Vergangenheit reges Interesse für die sogenannten »Bergrechtsbüchel«, die wegen der Verwendung der slowenischen Sprache eine außerordentlich reiche terminologische und zivilrechtliche Problematik enthalten.'4 Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1794 gelangte es vorübergehend in Besitz und Verwaltung des Religionsfonds, im Jahr 1808 kauften es Angehörige der Familie der Barone Schweiger Edle von Lerchenfeld, die sich im 18. Jahrhundert in einem steilen Aufstieg befanden, deren Geschlecht jedoch infolge des Fehlens männlicher Erben, vielleicht auch infolge wirtschaftlichfinanzieller Probleme, auch schnell unterging. Das Schloss wurde 1825 auf einer Lotterie verkauft und gelangte in die Hände der französischen Familie Jombart aus Sedan, die sich offensichtlich auf der Flucht vor der Revolution befand. Mit den Zisterziensern und wahrscheinlich auch mit den französischen Besitzern sind auch einige Architekturverbesserungen des Schlosses und der nahen Marienkirche in Slape sowie einige Kunstwerke in Verbindung zu bringen, unter den letzteren das größte Barockgemälde in Slowenien: Die Kreuzigung nach dem Vorbild eines Gemäldes von B. Luini in der Kirche Santa Maria dcgli Angeli in Lugano, das sich jetzt in der Pfarrkirche St. Margarethen (Šmarjeta) befindet, sowie Die Heimsuchung, die dem französischen Künstler C. Le Brun zugeschrieben wird. Die Jombarts übernahmen die Herrschaft, als die feudale Gesellschaftsordnung des Österreichischen Kaiserreichs dem Untergang geweiht war. Im Gegensatz zu einigen anderen Feudalherren, die an der alten Ordnung festhielten und diese auch mit Gewalt zu verteidigen bereit waren, versuchten sie diese durch Reluition und Abolition von Naturalabgaben zu mildern. Laut Angaben Anton Krošls hatte Klingenfels im Jahr 1848 keine Kaufrechtspflichtigen mehr, d.h. alle Mietrechtsgüter waren bereits in Kaufrechtsgüter umgewandelt, in Swur gab es noch 5, das Grundentlastungskapital aus dem Titel des Kaufrechts war unbeträchtlich: 389,35 Gulden.15 Aus den Reihen der Bauern, die ihren Verpflichtungen regelmäßig nachkamen, wurden etliche 13 Oswald Gutsmann, Deutsch-wtndusches Wörterbuch ... (Klagenfurt, 1786); siehe auch: Anton Alois Wolf, Deutsch-slovenisches Wörterbuch (Laibach, 1860). 14 Metod Dolenc, Pravosodstvo klevevške in boštanjske graščine od konca 17. do začetka 19. stol., Zbornik znanstvenih razprav 5 (1926), S. 1-95. 15 Anton KroSl, Zemljiška odveza na Kranjskem (Ljubljana, 1941), S. 74. Klingenfels auf der Franziszeisehen Kataste rauf nähme. AS 176, N296A05. am Kaisergeburtstag ausgelost und ein Jahr lang sogar davon befreit. Aus diesem Grund gab es im Revolutionsjahr 1848/49 in diesem Gebiet keine Unruhen. Klingenfels zählte damals 429 Untertanen, die jährlich zu 26.821 Frontagen verpflichtet waren, und 1.160 Winzer. Gemessen an der Zahl der Frontage stand Klingenfels an dritter Stelle im Lande. Zbure hatte 168 Untertanen, die zu 8.255 Frontagen jährlich verpflichtet waren, 31 Zehntpflichtige und 93 Winzer, hinsichtlich der Fronpflicht lag es im oberen Drittel der Herrschaften im Lande.16 Bei der Grundentlastung stellte man fest, dass Klingenfels 35 Ganzhuben oder mehr hatte, 4 Dreiviertelhuben, 154 Halbhuben, 31 Drittelhuben, 49 Viertelhuben, 19 Sechstelhuben, 6 Achtelhuben, 6 Dreiachtelhuben, 1.286 Huben waren kleiner als ein Achtel. Urbariale Steuern und Zehnten wurden auf 52.810,20 Gulden (Klingenfels stand hierbei an 38. Stelle im Lande), die Laudemien auf 21.557,10 Gulden veranschlagt. Swur hatte 23 Ganzhuben, 2 Dreiviertelhuben, 78 Halbhuben, 13 Drittelhuben, 18 Viertelhuben, 2 Sechstelhuben, 4 Dreiachtelhuben, 120 Huben waren kleiner als ein Achtel. Der Höhe des Grundentlastungskapitals und der Zehnten betrug 26.835, jene der Laudemien aber 1.849,50 Gulden.17 Zum leichteren Verständnis sei an dieser Stelle angeführt, dass der Wert eines Kalbes auf 1 Gulden 27 Kreuzer veranschlagt wurde, ein Halbmetzen Getreide auf 2 Gulden 15 bis 45 Kreuzer, im Schnitt auf 2 Gulden 30 Kreuzer, ein Ei auf 'A Kreuzer. Im Hinblick darauf, dass das Ablösegeld in Raten abgezahlt wurde, war die Entschädigung nicht so hoch, dass sie eine wesentliche Modernisierung des Großgrundbesitzes ermöglicht hätte. Über die Wirtschaftslage der Jombarts liegen für die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs keine konkreten Angaben vor, man kann jedoch vermuten, dass sie nicht rosig war, lagen ihre Besitzungen doch ziemlich abseits von den Verkehrswegen. Die Lage verbesserte sich einigermaßen, als 1862 die Bahnstrecke Steinbrück (Zidani most)-Agram (Zagreb) erbaut wurde, wohin Getreide und Wein befördert wurden. Unterkrain mit Rudolfswert, zu dem sie gravitierten, erhielt erst 1894 Bahnverbindung. Für die Herren von Klingenfels und ihren Waldbesitz 16 Ebenda, S. 59. 17 Ebenda, S. 78-81. klevevž Klingenfels vor dem Brand. Ministrstvo za kulturo Republike Slovenije, INDOK center. trat eine wesentliche Verbesserung der Verkehrslage ein mit dem Ausbau der Bahnstrecke Treffen (Trebnje)-Tržišče im Jahr 1908, die jedoch erst 1938 an die Save-Strecke angeschlossen wurde. In der Tat ermöglichte erst die Eisenbahn den Verkauf von Holz, eines der größten Reichtümer der Herrschaft Klingenfels. Nach dem Ausbau der Bahnstrecke Tržišče-Lichtenwald (Sevnica) konnte das in Klingenfels in großen Mengen vorkommende Kastanienholz an die 1924 in Lichtenwald gegründete Tanninfabrik verkauft werden. Die Jombarts fanden, so wie die meisten Großgrundbesitzer - die ehemaligen Grundherren - keinen kulturellen und politischen Anschluss an die slowenische Nationalbewegung. Ludwig Julius Jombart, der Sohn des ersten Besitzers des ehemaligen Freisinger Besitzes, wurde bei den allgemeinen Wahlen am 28. März 1861 zum Abgeordneten der Großgrundbesitzer in den Krainer Landtag gewählt. Die Landtagsperiode dauerte sechs Jahre.18 Im Jahr 1888 starb die französische Großgrundbesitzerfamilie in ihrem Mannesstamm aus. Der Besitz wurde von der Tochter Gabriele verh. Ulm übernommen. Auf ihren Mann Anton übertrug sie, zehn Jahre nach der Heirat, Swur. Die Modernisierung der ehemaligen Herrschaft Klingenfels setzte ein, als der Steirer nichtadeliger Herkunft Anton Ulm in die Familie einheiratete. Seine Vorfahren stammten aus Zavrč in der Steiermark und sollen durch die Post zu großem Vermögen gelangt sein. Anton Ulm überwand mit Erfolg die langdauernde Krise der ehemaligen Grundherrschaften, die durch die Abschaffung der feudalen Gesellschaftsordnung im Jahr 1848 herbeigeführt worden war. Er begann die »Herrschaft« in einen modernen Großgrundbesitz umzuwandeln und stellte auch einen geschulten Ackerbauexperten ein, der als erster in diesem Gebiet Kunstdünger verwendete. Sein Wissen kam besonders zur Zeit der Reblaus, als die Weinberge nicht nur relativ schnell erneuert, sondern auch mit einigen Rebsorten bester Qualität bepflanzt wurden. Das Schloss erhielt in der Zwischenkriegszeit sogar internationale Auszeichnungen für seine Weine. Auch seiner Rinderherde zollte man Lob. Nach der Zunamensänderung der Eigentümer und Modernisierung sollte man auch eine 18 Vasilij Melik, Wahlen Im alten Österreich. Am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung, Anton Gindely Reihe 3 (Wien-Köln-Weimar, 1997), S. 357. Verbesserung in den Beziehungen zur slowenischen Bevölkerung der Umgebung erwarten, zumal sie ständig oder zeitweise eine bestimmte Zahl der Anrainer beschäftigten, die in diesem Landstrich, wo große Geldnot herrschte, wegen ihrer Verdienstmöglichkeit hervorragten. Dennoch entfremdeten sie sich in zunehmendem Maße der einheimischen Bevölkerung. Anton Ulm wiederholte den Fehler der Jombarts und ließ sich im Jahr 1901 zum Landtagsabgeordneten der Großgrundbesitzer wählen, die zu den meisten Slowenen in politischer, nationaler und sozialer Opposition standen." Während des Ersten Weltkriegs bewiesen die Eigentümer von Klingenfels ein großes Maß an österreichischem Patriotismus. Der Bruder des Eigentümers wurde sogar an der italienischen Front gefangen genommen. Die Lombards versuchten, den österreichischen Mangel an Buntmetallen dadurch zu mildern, dass sie beide Glocken der Schlosskapelle spendeten.20 Offensichtlich konnten sie sich den Untergang der jahrhundertelangen Monarchie unter dem Habsburger Zepter nicht einmal im Traum vorstellen. Etwas Ähnliches könnte man auch von dem damaligen Pfarrer von St. Margarethen (Šmarjeta) behaupten, der das Königreich der Karad-jordjevič nicht akzeptieren konnte. Als treuer Anhänger der Habsburger wurde er anlässlich der Proklamation Jugoslawiens verspottet, die Fensterscheiben seiner Wohnung eingeschlagen. Im Vergleich zum ehemaligen Österreich-Ungarn betrachtete er das neue Königreich Jugoslawien als einen kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Rückschritt. Bei jeder Gelegenheit demonstrierte er sein Missfallen. Im Jahr 1921 hängte er am Kirchenfest, am Margarethensonntag, eine weiß-rote Fahne im Kirchenturm aus. Er deklarierte sie als Pfarrfahne, in Wirklichkeit handelte Das niedergebrannte Schloss Klingenfels nach dem zweiten Weltkrieg. Ministrstvo za kulturo Republike Slovenije, INDOK center. 19 Ebenda, S. 360. es sich um die Freisinger Fahne. Der Gendarm beschlagnahmte sie, der Pfarrer wurde mit einer Geldstrafe und Übernahme der Gerichtskosten belegt. Freilich legte er Beschwerde ein, der stattgegeben wurde. Der Gendarm musste ihm die beschlagnahmte Fahne zurückerstatten. Dann forderte er die Behörden mit seinem Stempel heraus: Noch im Jahr 1932 verwendete er ihn nur mit der Aufschrift Parochia S. Margarethen Klingenfels, was nicht unbemerkt bleiben konnte. 1934 belegte die Behörde dessen Gebrauch mit einem offiziellen Verbot. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Teil des Schlossbesitzes enteignet und im Rahmen der Bodenreform an die Bauern verteilt. Die Bauern erhielten tatsächlich etwas Acker- und Wiesenland. Im Hinblick auf die verteilte Fläche (ca. 0,6 ha) kann festgehalten werden, dass es sich mehr um eine politisch-demagogische als sozial-wirtschaftliche Maßnahme handelte, die man anderthalb Jahrzehnte lang durchführte. Dieser widersetzten sich Anton Ulm und sein Bruder und Verwalter mit allerlei Mitteln, wählten jedoch nicht das »Richtige«: Weder traten sie auf die Seite der Slowenen oder Jugoslawen noch verbanden sie sich mit der klerikalen Partei. Sie scheiterten, obwohl sie die 1929 eingeführte Königsdiktatur auszunutzen versuchten. Sie schlossen sich den königstreuen Liberalen und ihrem Kampf gegen den Pfarrer an. Aus nicht näher bekannten Ursachen, vielleicht auch aufgrund der oben beschriebenen Umstände, verbot das Bistum Laibach im Jahr 1934 den Gottesdienst in der Schlosskapelle am Ursulensonntag. Die Gegenmaßnahme ließ nicht lange auf sich warten: Das Schloss lieferte im darauffolgenden Jahr keine Fichten für Maibäume bei der Fronleichnamsprozession. Der Eigentümer der ehemaligen Herrschaft Klingenfels, nunmehr eines Großgrundbesitzes, war sehr um dementsprechende Erträge bemüht: Er baute ein kleines Wasserkraftwerk mit einer Kraft von 35 HP, mit dessen Strom einige Maschinen, vor allem die Säge, angetrieben und das Schlossgebäude versorgt wurden. Alle Verbraucher nutzten nur 12 HP, die Umgebung war zu arm, um eine Stromleitung zu legen. Die Struktur des Großgrundbesitzes ermöglichte dem Eigentümer nicht, sich zu spezialisieren, sondern lediglich Viehzucht, Weinbau und Forstwirtschaft zu kombinieren. Bei der Bewirtschaftung des Großgrundbesitzes arbeiteten der Eigentümer und sein Bruder zusammen. Letzterer starb an den Verletzungen, die ihm ein Sägeriemen zufügte. Die Wirtschaftskrise, die sich besonders nach 1931 zuspitzte, setzte dem Schloss stark zu. In der Pfarrchronik kann man lesen, dass die üblichen Käufer von Agrarprodukten en gros ausblieben, dass man die Ware auf dem zwanzig Kilometer entfernten Viktualienmarkt in Rudolfswert wie andere Markthändler verkaufte. Die Umwandlung in einen modernen kapitalistischen Betrieb wurde durch den Zweiten Weltkrieg verhindert. Es liegen sonst - außer bei der Säge - keine Angaben vor über eine geplante Verarbeitungsindustrie. Da sich die Eigentümer als Deutsche deklarierten, verkauften sie das Schloss infolge der Drohungen und angerichteten Schäden seitens der Partisanen an die italienische Immobiliengesellschaft »Emona« und wanderten im Frühjahr 1942 aus. Schloss und Gut wurden auf 7.933.519 Lire geschätzt, davon der Grundbesitz in einem Umfang von 441 ha 80 a (Wälder 353 ha 61 a, Äcker und Wiesen 39 ha 39 a, Obstgärten 5 ha 11 a, Weingärten 4 ha 16 a ...) auf 3.611.601 Lire, das Holz in den Wäldern auf 2.262.468 Lire, das Schloss auf 850.000 Lire, Ställe, Mühle, Säge und andere Wirtschaftsgebäude samt Wasserkraftwerk auf 910.000 Lire, 6 Häuser in Swur, 3 in Čelevec, 2 in Sela, 2 an der Radulja und 1 Haus in Dol samt Wirtschaftsgebäuden auf 299.450 Lire. Die Ulms zogen sich zurück, bevor die Partisanen das Schloss in Brand setzten. Es dauerte lange (2-3 Wochen), bis es niedergebrannt ist. Die unmittelbare Umgebung von Schloss Klingenfels, genauer das Amtsgebiet der Pfarrei St. Margarethen war während des Zweiten Weltkriegs ein eigenartiges Laboratorium der kommunistischen Revolution in Slowenien. Infolge der Aversionen, die die Slowenen gegen die italienische Besatzungsmacht wegen des gegen ihre Landsleute in Küstenland (Primorska) gerichteten faschistischen Terrors hegten, genossen die Partisanen die massive Unterstütztung der Bauern. Die große Begeisterung ließ nach, als es im Jahr 1942 zu einer offenen Revolution kam, die sich vor allem in 20 Die Pfarrchronik der Pfarrei St. Margarethen, Pfarrarchiv St. Margarethen. der Einschüchterung und Liquidierung all jener manifestierte, die nicht bereit waren, die kommunistische Führung anzuerkennen. In den Räumen des Schlosses amtierte ein Partisanen-»Gericht«, in der unmittelbaren Umgebung des Schlosses und in Schlossgebäuden wurden Menschen gefoltert und hingerichtet. Auch nach dem Brand des Schlosses im Jahr 1942 wurde der Terror fortgesetzt, als Basis verwendete man die relativ neuen Ställe und andere Wirtschaftsgebäude. Auf Gut Klingenfels, in der unmittelbaren Umgebung des Schlosses, wurde im Jahr 1942 auch die erste kommunistische Bodenreform in Slowenien durchgeführt, die noch einen bürgerlichen Charakter hatte, es wurden nämlich Nutzflächen unmittelbar den Bauern überlassen und nicht etwa Produktionsgenossenschaften nach sowjetischem Vorbild geschaffen. Dachlos blieb das Schloss nach dem Zweiten Weltkrieg wegen des unbeständigen Baumaterials (Mergel), das darüber hinaus von »beflissenen« Bauern weggetragen und als Baumaterial verwendet wurde, wobei die neuen Machthaber diese geradezu ermunterten und somit ihre eigene Einstellung zum »feudalen« Kulturerbe klar zutage legten. Heute kann man seine Grundsteine eher erahnen als sehen. Noch schlimmer erging es Swur, wo diese nicht einmal erahnt werden können. Ihr Verschwinden ist in großem Maße auch den Ulms selbst zuzuschreiben. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg brannten die Ställe nieder (vielleicht hatte dabei auch irgendein »Revolutionär« die Hand im Spiel), das Schloss wurde bald darauf von den Ulms aufgelassen. Die Bodenreform nach dem Zweiten Welkrieg brachte den Bauern noch weitere Nutzflächen und andere Landstücke, sogar einige Schlossweingärten. Bald wurde der Großteil des im Zuge der Bodenreform verteilten Grund und Bodens eingezogen, Weingärten, Wälder, Acker-und Wiesengründe an staatliche landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften verteilt. Durch Misswirtschaft und Zerstückelung wurde der ehemalige Großgrundbesitz als Ganzheit vernichtet. Da er verkauft wurde, bestehen keine rechtlichen Grundlagen für eine Rückerstattung des enteigneten Besitzes. Heute befindet sich in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Schlosses eine große Anpflanzung von Apfelbäumen, die Ställe stehen leer. Die Weingärten gingen zum Großteil in private Hand über. Ihren besten Teil bewirtschaftet der Gastwirt Dev im Nassenfuß, der auf seinem Bauernhof auch Fremdenzimmer eingerichtet hat. Obwohl in den Weinbergen, wo auch Klingenfels seinen Besitz hatte, wahrscheinlich der beste .cviček' der Region angebaut wird, sind seine Hersteller bedauerlicherweise nach wie vor nicht in der Lage, sich zu vereinigen und ihren Wein dem Ansehen und dem Preis entsprechend zu vermarkten, von dem man einst nur träumen konnte. Nach dem Brand verfiel das Schloss zusehends. Das meiste Baumaterial wurde, wie oben erwähnt, von Bauern aus der Umgebung weggetragen. Einige anspruchsvolle Bauelemente wurden aus den Trümmern vom Direktor des Unterkrainer Museums (Dolenjski muzej) Janko Jarc gerettet, der bis zur Einrichtung des Denkmalschutzamtes auch um die Erhaltung des Kulturerbes bemüht war. Lange Zeit blieben die Steine auf dem Museumshof liegen, später wurden sie in den Depots des Denkmalschutzamtes verwahrt. Die Schlossruinen sind praktisch verschwunden und nur noch einige Steinreste erinnern an das Schloss. Vom ehemaligen Wasserkraftwerk gibt es keine Spur mehr. Das »Maschinenhaus« wurde in ein Wohngebäude umgebaut, die berühmte Mühle unterhalb der Thermalquelle eine Ferienanlage für politische Prominenz umgewandelt. Als sein Bauherr sie zum Verkauf anbot, wurde als möglicher Käufer auch der jetzige Präsident der Republik Slowenien Dr. Janez Drnovšek erwähnt. Von den anderen Freisinger Schlössern in Unterkrain sei noch Preisegg (Prežek) erwähnt. Dieses ist der slowenischen Öffentlichkeit besser bekannt als Klingenfels, jedoch nicht wegen der Geschichte, sondern durch die Literatur. Sein Eigentümer war von 1833 bis 1840 Andrej Smole,21 einer der größten Bonvivants seinerzeit in Krain. Auf sein Schloss lud er mehrmals auch seinen Freund, den größten slowenischen Dichter France Prešeren ein, und beide sollen 21 Majda Smole, Graščine na nekdanjem Kranjskem (Ljubljana, 1982), S. 394. Die Ruine Klingenfels in 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts. dort ausgiebig gezecht haben. Für solche Behauptungen gibt es keine sicheren Beweise, und es ist durchaus möglich, dass diese Geschichte von einem großen slowenischen Erzähler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden wurde, als dieser die Dörfer, aber auch einige Schlösser und ihre Besitzer unter dem Uskokengebirge (Gorjanci) besuchte, um Stoff für seine Geschichten zu sammeln. Auf jeden Fall war seine Einbildungskraft so groß, dass er dazu durchaus in der Lage gewesen wäre. Das Schloss Preisegg wurde auch wegen seines Wandfreskos berühmt, das nach Ansicht des Amateurhistorikers Ivo Pirkovičs, eines großen Phantasten, aber auch sehr gebildeten Mannes, den ehemaligen Freisinger Markt Gutenwerth (Otok pri Dobravi) darstellen sollte. Der angesehene Kunsthistoriker Emilijan Cevc machte der Phantasterei bald ein Ende, indem er daraufhinwies, dass dort an der Wand Köln abgebildet sei, denn er erkannte gleich den Dom. Im Allgemeinen kann festgehalten werden, dass die ehemaligen Freisinger Schlösser, mit Ausnahme von Swur, das selbst verfallen ist, traurige Ruinen sind. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg von den Partisanen, 100 Jahre nach dem Untergang des Feudalismus, in Brand gesetzt -als deklarierte Symbole der sozialen Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung und als Denkmäler einer den Slowenen feindlichen Kultur. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Kulturerbe einen immer höheren Stellenwert einnahm, rechtfertigte man die blinde gegen die Schlösser gerichtete Zerstörungswut während des Zweiten Weltkriegs mit planmäßigen Maßnahmen, durch welche verhindert werden sollte, dass sich die Besatzer dort einquartieren würden, die von dort aus den Befreiungskampf und die Revolution bedrohen und verhindern könnten. Es steht fest, dass der ehemalige Freisinger Besitz in Unterkrain nicht im Bewusstsein der Zivilgesellschaft lebt. Zum einen trug außer der zeitlichen Distanz auch der mangelhafte Geschichtsunterricht dazu bei - die Schuld liegt bei den Unterrichtsplänen und kaum bei den Lehrern - zum anderen aber die vernichteten Kulturdenkmäler. Anders liegen die Dinge bei den kirchlichen Kreisen, wo dank ehemaliger Pfarrgeschichten und -Chroniken das Wissen über die ehemaligen Bezie- hungen dieses Gebiets zu Freising weiterlebte. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die einschlägigen Pfarreien kirchenverwaltungsmäßig nicht zu Freising, sondern zu Aquileia, später zum Bistum Görz bzw. Laibach gehörten. Soviel dem Autor des vorliegenden Beitrags bekannt ist, stellte nur die Pfarrei St. Kanzian (Škocjan), dank dem ehemaligen Pfarrer Jože Zrim, sehr gute Beziehungen zu dem Erzbistum München und Freising her. Davon zeugen die Kirchenglocken und andere Schenkungen des Bistums an die Pfarrei auf dem ehemaligen Freisinger Besitz. Die meisten Symbole des ehemaligen Freisinger Besitzes in Unterkrain haben im Zweiten Weltkrieg stark gelitten, wurden die Kulturdenkmäler doch Opfer der Revolution. Wiederhergestellt wurde das feudale Schloss Wördl, auch Auental (Vrh), das eigentlich kein Schloss war, steht noch. Einige Anlagen wurden auch vom Blitz getroffen, etwa Reutenberg und die Kirche des hl. Wolfgang in Veliki Vinji vrh. Eigentlich werden die ehemaligen Freisinger Besitzungen am häufigsten bei verschiedenen Ortsjubiläums- und Kirchentagen erwähnt, weil die Ersterwähnung der einzelnen Ortschaften gewöhnlich gerade wegen verschiedener Beziehungen zu Freising erfolgte. Viel interessanter ist das wissenschaftliche Geschehen im Zusammenhang mit dem ehemaligen Freisinger Besitz, an dem Historiker, Kunsthistoriker, Archäologen und in letzter Zeit auch Biologen teilnehmen. Unter den historischen Werken sei an erster Stelle die Monographie Pavle Blazniks Die Grundherrschaften im Bereich des Freisinger Besitzes in Unterkrain und die Abhandlung Sergij Vilfans über Lage und Struktur der freisingischen Herrschaften in Krain erwähnt. Letzterer stellte einige neue Thesen auf im Zusammenhang mit Herkunft und Umfang des Besitzes und mit der Beteiligung der Bischöfe an der Verschiebung der krainischen Grenze. In einem persönlichen Gespräch äußerte er später mir gegenüber, dass er dabei vielleicht zu weit gegangen sei und dass er diese These nicht aufs Neue aufstellen würde. Am meisten setzte man sich mit der Standortbestimmung von Gutenwerth auseinander, das einige Historiker nach Hrvaški brod verlegten. Das Suchen dieses mittelalterlichen Marktes ist heute schwer verständlich, bestanden doch genug Indizien dafür, wo sich dieser Ort befand. Nicht zuletzt erinnert auch die Toponomastik daran. Um die Lösung der Frage der Mikrolozierung erwarb sich der Amateurhistoriker und in einigen Fällen Wissenschaftsfantast Ivo Pirkovič große Verdienste, der den Archäologen Vinko Šribar dazu veranlasste, mit archäologischen Ausgrabungen zu beginnen und seine Vermutungen zu bestätigen. Später schloss sich ihm noch der Historiker Ferdo Gestrin an. Es bestanden auch megalomanische Ideen von einer Denkmalschutzvorstellung bzw. Konservierung der Funde in situ, die jedoch nur im Falle der Fundamente der Katharinenkirche realisiert wurden, die an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert noch existierte. Von Interesse waren auch die Funde in der noch bestehenden Nikolaikirche. Die Archäologen erforschten auch die unmittelbare Umgebung des Schlosses und entdeckten in den nahegelegenen Karsthöhlen menschliche Reste aus der Steinzeit. Janez Dular erstellte auch die archäologische Topographie der weiteren Umgebung von Klingenfels und wies auf einige kostbare Funde hin von der urgeschichtlichen Zeit bis einschließlich der Antike. Ein Ergebnis seiner Arbeit war auch die bereits erwähnte Entdeckung der Reste einer spätantiken Befestigung in der Enge des Baches Radulja oberhalb des Schlosses.22 Außer dem Schloss, das nach dem Zweiten Weltkrieg von Ivan Komelj erforscht wurde, galt besonderes Interesse der Marienkirche in Slape mit dem größten Barockgemälde in Slowenien und einem Gemälde des französischen Meisters Le Brun. In den letzten Jahrzehnten wurden auf dem ehemaligen Freisinger Besitz an der Radulja umfangreiche Regulierungsarbeiten durchgeführt, deren Ziel es war, das Sumpfgebiet auszutrocknen. In der Umgebung von Klingenfels konnten die Arbeiten nicht in Angriff genommen werden, weil die Gefällstrecke des Baches nicht erfasst werden konnte. Dem Vorhaben widersetzten sich auch Naturschützer, die erwirkten, dass dort ein Naturschutzgebiet eingerichtet wurde. In letzter Zeit, nach dem Krieg in Kroatien, siedelten sich dort 22 Die Radulja aufwärts, in der Nähe der Mühle in Podhum auf einer Anhöhe links vom Bach. Biber an, eine Tatsache, die schon allein viel über den ökologischen Wert des ehemaligen freisin-gischen Besitzes in Unterkrain aussagt. Letzterer erlangte in den letzten Jahren neue Bedeutung, wobei im Gegensatz zur Zeit, als Freising den hiesigen Besitz innehatte, die Nord-Süd-Richtung verkehrsmüßig von größerer Bedeutung wurde als die Ost-West-Richtung. Aus dem Slowenischen von Niko Hudelja MATERIELLE NACHWEISE DER ANWESENHEIT DER FREISINGER BISCHÖFE AUF SLOWENISCHEM BODEN VON MATJAŽ AMBROŽIČ In der vorliegenden Abhandlung versuche ich die Spuren der Anwesenheit der Freisinger Bischöfe auf dem Gebiet des heutigen Slowenien nachzuweisen und darzustellen. Bei der Datensammlung bediente ich mich der Quellen, der Bibliographie und des persönlichen Wissens. Inhaltlich will die Abhandlung auf die folgenden greifbareren Beweise für die Freisinger Anwesenheit bei uns aufmerksam machen: — die Bischöfe als Feudalherren der Herrschaften von Lack (Loka) und Klingenfels (Klevevž), - die Kolonisation, — Familien-, Haus-, Orts- und Flurnamen, — die Aufteilung des Ackerlandes, — die Förderung der Eisenverhüttung, — die Stadt Bischoflack (Škofja Loka), — Burgen und Schlösser in den beiden Herrschaften, — den schriftlichen bzw. archivalischen Nachlaß, — Gestaltung von Pfarreien innerhalb des Grundbesitzes, interessantere Kirchen und Patrozi-nien, — Denkmäler. Der Freisinger Grundbesitz auf slowenischem Gebiet Das Bistum Freising spielte im Mittelalter im bayerischen Raum eine bedeutende kulturelle und wirtschaftliche Rolle. Seine diesbezügliche Tätigkeit ist auch auf den Besitzungen im heutigen Slowenien erkennbar, denn die Freisinger Diözese war in der Rolle eines bedeutenden Landbesitzers von 973 bis zur Säkularisation 1803 bei uns anwesend. Auf die Wurzeln bayerischer Anwesenheit auf slowenischem Boden stößt man bereits im späten 8. Jahrhundert. Unser Gebiet nördlich der Drau wurde kirchenrechtlich nach dem Jahr 796 (811) dem Salzburger Erzbistum, südlich des Flusses Drau dem Patriarchat von Aquileja untergeordnet. Durch die Gründung des Klosters Innichen (769) auf dem slowenischen ethnischen Grenzgebiet war Freising auch schon früher in die Missionsaktion eingeschlossen. Als der Abt Atto zum Freisinger Bischof (783-811) geworden war, kam das Kloster an Freising, das damit auch für die Missionstätigkeit zuständig wurde. In der Rolle des Grundherrn erscheint die Freisinger Diözese zum ersten Mal im Jahre 822 bei Trixen in Kärnten. Bis Ende des 9. Jahrhunderts (Bischof Waldo, 884-906) hatte Freising neben der Kirche in Maria Wörth am Wörthersee zumindest noch drei weitere Kirchen um das Lurnfeld herum. Einige ihrer Besitzungen waren verstreut um den Wörthersee herum, im Norden von Köstenberg bis St. Martin bei Klagenfurt, im Süden aber bis Augsdorf und Rosegg.1 1 Vgl. Boc.o Grafenauer, Freising, Enciklopedija Slovenije 3 (Ljubljana, 1989), S. 156. Die Herrschaft Lack2 Den weitesten Landbesitz hat Freising in der sogenannten Herrschaft Lack nach dem Jahr 973 auf Grund der Schenkungen Ottos II. an den Freisinger Bischof Abraham (957-993/994) ausgebildet.3 Anfangs gehörten zu ihr das Zeierfeld (Sorsko polje), das Tal der Seizacher Zeier (Selška dolina), der Ort Lonka, das heutige Altenlack (Stara Loka) und das untere Tal der Pöllander Zeier (Poljanska dolina). König Heinrich II. schenkte 1002 den Freisinger Bischöfen Stražišče und das ganze Gebiet zwischen Save (Sava), Zeier (Sora) und Lipnica.4 Um das Jahr 1030 erwarben sie das obere Pöllander Tal und die Umgebung von Sairach (Ziri). Ihre Besitzungen rundeten sie auch durch Ankäufe in der Umgebung ab. Im Jahr 1215 kauften sie Gosteče und Pungert,5 im Jahr 1263 schenkte ihnen König Ottokar Premisl Okroglo bei Naklo - den einzigen Besitz auf dem linken Saveufer. Die Herrschaft erstreckte sich schließlich über das Flußgebiet beider Zeierfliisse und das Land von Kropa bis Mavčiče. Wegen geringer Siedlungsdichte kolonisierten die Freisinger Bischöfe ihren Landbesitz planmäßig mit slowenischen Kärntner Einwanderern und Bayern, an die heute noch Familien-, Haus-, Orts- und Flurnamen erinnern. Die erste Ansiedlungswelle dauerte bis ins 14. Jahrhundert; zu der Zeit wurden die Haupttäler und die sanft ansteigenden Sonnenseiten besiedelt. Die Kolonisation vom 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts bezog das schattenseitige Bergland ein, wo Einzelhöfe vorherrschten. In der Umgebung von Zarz (Sorica), die im Jahr 1283 von Tirolern aus dem Pustertal (Umgebung Innichens) besiedelt worden waren, bewahrte sich bis zum Zweiten Weltkrieg der ursprüngliche Dialekt der einstigen Zuwanderen Das Gebiet von Bischoflack, das der Oberkrainer Mundart angehörte, entwickelte sich unter dem Einfluß der neuen Siedler zur Gereutier Mundartgruppe.6 Den Beweis für die planmäßige Besiedlung findet man auch in der ziemlich systematischen Feldeinteilung, die auf Grund der Katasterkarten studiert werden kann. In Bezug auf das Relief lassen sich in der Herrschaft Lack Einteilungen von regelmäßigen Gewannfluren bis zu geschlossenen Blockfluren erkennen.7 Es sei erwähnt, daß sich in der Herrschaft neben der Landwirtschaft auch die nicht agrar-wirtschaftlichen Tätigkeiten entwickelten. Auf allen Freisinger Besitzungen im heutigen Slowenien wurde die Eisenverhüttung betrieben. Die Bischöfe kümmerten sich offensichtlich um diesen Erwerbszweig besonders, denn Bischof Konrad II. erwarb 1277 von Rudolf von Habsburg das Bergregal für alle Freisinger Besitzungen.8 Die Bischöfe wollten später auf dieses Regal um keinen Preis verzichten, denn gemäß der Bergbauordnung Maximilians aus dem Jahr 1517 gehörte dises Regal dem Landesfürsten.9 Bei der letzten Zuwandererwelle vom 14. bis zum 16. Jahrhundert standen gerade die Hammerwerksarbeiter, vor allem diejenigen aus Friaul Pate.10 2 Eine neuere Analyse der Herrschaft Lack siehe bei Matjaž Bizjak, Ratio facta est. Gospodarska struktura in poslovanje poznosrednjeveškili gospostev na Slovenskem, Thesaurus mcmoriae, Dissertationes 2 (Ljubljana, 2003), S. 178-89. 3 Mehr über ihn in Karl Meichelbeck, Historia frisingensis 1/1 (Augustae Vindelicorum et Graecii, 1724), S. 173-89; Franz Schumi, Hg., Urkunden- und Regestenbuch des Herzogthums Krain I (Laibach, 1882-1883), S. 10-6. 4 Ebd., S. 22. 5 Franz Schumi, Urkunden- und Regestenbuch des Herzogthums Krain II (Laibach, 1884-1887), S. 22. 6 Pavle Blaznik, Hg., Urbarji freisinške škofije (Urbaria episcopatus Frisingensis), Srednjeveški urbarji za Slovenijo (Urbaria aetatis mediae Sloveniam spectantia) 4, Viri za zgodovino Slovencev (Fontes rerum Slovenica-rum) 4 (Ljubljana, 1963), S. 40-2. Mehr über die Mundarten in Francka Benedik, O nastanku škofjeloškega govora, Loški razgledi 31 (1984), S. 29-32; dies., Narečja na Loškem, Loški razgledi 37 (1990), S. 61-8; France Jesenovec, Škofjeloško narečje, Loški razgledi 8 (1961), S. 124-35. 7 Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 46-8. 8 Pavle Blaznik, Škofja Loka in loško gospostvo (973-1803) (Škofja Loka, 1973), S. 17. 9 Ebd., S. 176. 10 Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 42. An die Eisenverhüttung wird der Ort Eisnern (Železniki) mit seinem Namen für immer erinnern." Die Herrschaft Lack wurde zum Sprungbrett für späteren Besitzerwerb in Unterkrain und lstrien.12 Lengenfeld Einen zweiten Besitzkomplex haben die Freisinger Bischöfe von Kaiser Konrad II. im Jahr 1033 in der Umgebung von Lengenfeld (Dovje)" geschenkt bekommen. Ein Teil der Umgebung war damals Eigentum der süddeutschen Familie der Ebersberger. Diesen Besitz schenkte Graf Adalbero dem Vogt der Freisinger Kirche Odalschalk zwischen 1029 und 1045.14 Den Freisinger Bischöfen gelang es, ein einheitliches Amt zu schaffen, das sie verwaltungsmäßig in die Herrschaft Lack einbezogen. Das obere Savetal war im Mittelalter mit Wäldern bewachsen. Gemäß der Überlieferung waren die ersten Ansiedler von Lengenfeld Kärntner Schmiede. Um das Jahr 1160 sollen hier erst vier Huben gestanden haben. Das Urbar spricht im Jahr 1291 schon von 28 Huben, erwähnt aber nur einen Ortsnamen - Lengenfeld. Den Kern der heutigen Ortes Mojstrana bildeten 5 Bauernhöfe aus dem Jahr 1317. Die größte Besiedlungswelle fand hier um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert statt. Die Zuwanderer aus den Freisinger Besitzungen kultivierten das heutige Feld von Lengenfeld zwischen der Mlinca und dem Bach Sedučnik, auf dem rechten Saveufer aber das heutige Feld von Mojstrana. Im nächsten Jahrhundert kultivierten die Keuschler das restliche Gelände. Vor dem 16. Jahrhundert kamen in das Gebiet von Lengenfeld einige Untertanen aus der Herrschaft Klingenfels.15 Das Urbar aus dem Jahr 1291 erwähnt in der Nähe von Mojstrana 4 Untertanen, die ihre Verpflichtungen in Eisen zahlten. Wegen der neuentstandenen Hammerwerke verdoppelte sich die Bevölkerung im 16. Jahrhundert, gefördert durch den Zufluß der italienischen Hammerschmiede aus Brescia. In den nächsten Jahrhunderten kultivierten die neuen Zuwanderer (die Keuschler) neue Gebiete um Bistrica, auf Mežaklja und Bor. Gerade die Zahl der Keuschler war im Amt Lengenfeld ungewöhnlich hoch. Das Eisen verkaufte man nach Italien. Die Hammerwerke wurden um das Jahr 1888 aufgelassen. Die Freisinger Amt Lengenfeld hatte zwei Nachbarn: die Herrschaft Veldes (Bled) und die Herrschaft Weißenfels (Fusine/Bela Peč). Im 15. Jahrhundert und Anfang des 16. Jahrhunderts kam es zu Streitigkeiten unter ihnen.16 Was die Verpflichtungen dem Grundherrn gegenüber anbelangt, waren die Bewohner von Lengenfeld am Anfang in anderer Lage als die Untertanen der Herrschaft Lack. Nach dem Jahr 1291 zahlten sie all ihre Verpflichtungen in Geld. Die Verpflichtungen zu Verpflegung begli- " Mehr darüber in France Štukl, Prispevki k zgodovini železarstva v Železnikih, Loški razgledi 32 (1985), S. 63-92; über die Schlösser der Hammerwerksbesitzer siehe Ivan Stopar, Grajske stavbe v osrednji Sloveniji. Gorenjska - Tretja knjiga. Med Polhovim Gradcem in Smlednikom (Ljubljana, 1998), S. 132-5. 12 In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erwarben die Bischöfe und das Domkapitel einige Landgüter in Nordistrien und in der Mark des Markgrafen Udalrik. Im Jahr 1062 schenkte König Heinrich IV. dem Kapitel Güter in Piran und Novigrad, im Jahr 1067 in der Umgebung von Koper: Kubed, Predloka, Osp, Rozari-jdol und Truške; nahe von Buje dagegen Št. Peter und Šterna. Schumi, Urkunden- und Regestenbuch I (wie Anm. 3), S. 49-50, 56-7; Josef Mass, Das Bistum Freising im Mittelalter (München, 1986), S. 135, 141. Vgl. den Beitrag von Darja Mihelič in diesem Sammelband. 13 Pavle Blaznik, Freisinška županija Dovje, Zgodovinski časopis 9 (1955), S. 7-25; Schumi, Urkunden- und Regestenbuch I (wie Anm. 3), S. 146. 14 Laut Schumi ist die Urkunde um das Jahr 1015 zu datieren. Schumi, Urkunden- und Regestenbuch 1 (wie Anm. 3), S. 145. 15 Blaznik, Urbarji freisinške škofje (wie Anm. 6), S. 49. 16 Ebd., S. 32. chen sie in Naturalien. Bezüglich der Verpflichtungshöhe waren sie mit der am wenigsten belasteten Untertanengruppe im Pöllander und Seizacher Tal (Poljanska und Selška dolina) fast gleichgesetzt. Den Zehnt zahlten sie den Lambergen in der Burg Kamen bei Begunje und der Pfarrei von Lengenfeld, deren Pfarrer und Mesner auch die Kollekte erhielten. Im Jahre 1754 zählte das Lengenfelder Amt 121 Hofgüter mit 926 Einwohnern, also durchschnittlich 7,6 Menschen je Hofgut. Auf dem Gebiet von Lengenfeld weisen zwar einige Familiennamen der Hofbesitzer und der Keuschler auf die fremden Kolonisten hin, aber es muß hervorgehoben werden, daß die nichtslowenischen Zuwanderer eine verschwindende Minderheit bildeten. Bischoflack Der greifbarste materielle Rest der Anwesenheit der Freisinger Bischöfe auf slowenischem Gebiet ist zweifelsohne Bischoflack, denn einen halben Teil ihres Namens verdankt die Stadt den Bischöfen. Sie gehörte in die Reihe grundherrschaftlicher Städte. Ähnlich wie die übrige Herrschaft war sie Eigentum des Freisinger Bischofs, dem die Bürger unterstellt waren. Ihre Verpflichtungen waren zum ersten Mal im Urbar des Jahres 1318 vermerkt und sie waren eher gering. Die Stadt entstand auf einem Vorsprung am Zusammenfluß der beiden Zeierflüsse. Es handelt sich um eine interessante Stadtanlage mit Oberem und Unterem Platz, den Kirchen, zwei Klöstern und der Burg." Ursprünglich bewachte die Siedlung eine Festung auf dem Hügel Kran-celj - der Obere Turm über der Burg von Bischoflack.'8 Die Burg selbst spielte eine zentrale Rolle in der Stadtverteidigung und verkörperte das Verwaltungszentrum der Herrschaft. Im Jahr 1286 sind die Stadtfestungen zum ersten Mal erwähnt, 1314 die Stadtmauer," die mit Graben, Türmen und vier befestigten Stadttoren auch den Unteren Platz umfasste. Bischof Konrad III. (1314-1322) ließ 1321 die Mauer zum Preis von 156 Aquilejer Mark20 vervollständigen. Die Bürger ließen sich im Laufe der Jahrhunderte Häuser mit Gärten anlegen.21 Den gemauerten Turm in der Stadtmauer des Unteren Platzes (heute der »evinger« [Zwinger] an der Spitalkirche) verlieh 1352 Bischof Albert II. (1349-1359) als Lehen an Nikolaus von Lack.22 An einen zeitgemäßeren Umbau der Stadtmauer ging Bischof Berthold (1381-1410) heran. Die Stadtmauer erhielt ihre endgültige Gestalt an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. Als Markt wird Bischoflack 1248 erwähnt, als Stadt 1274. Beide Benennungen waren noch im 14. Jahrhundert gebräuchlich. Die Stadtverwaltung leitete der Richter, dem der Rat und die Vertreter der Gemein zur Seite standen. Die Bürger befassten sich mit Handel und Gewerbe. Die Zünfte bestätigten die Bischöfe bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Bischof gab bereits im 13. Jahrhundert einige Huben nahe der Stadt an die Bürger aus und regelte die Weiderechte und die Versorgung mit Brennholz. Im Jahr 1803 wurden die bischöfliche Herrschaft Freisings und die Stadt säkularisiert.23 Unter den Sakralbauten sei die städtische Pfarrkirche St. Jakob genannt, deren erste Erwähnung in das Jahr 1271 zurückgeht. Das heutige Heiligtum gehört dem spätgotischen Typus der Hallenkirchen an. Das Schiff, eine Nachahmung der Pfarrkirche in Krainburg (Kranj), stammt " Mehr über die Stadtanlage in Cene Avguštin, Zgodovinsko-urbanistična in arhitekturna podoba Škofje Loke, Loški razgledi 23 (1976), S. 15-23; ders., Tlorisni značaj Škofje Loke, Loški razgledi 24 (1977), S. 46-50. Vgl. auch den Beitrag von Miha Kosi in diesem Sammelband. 18 Der obere Turm wahrte seine Schutzfunktion bis zum Erdbeben des Jahres 1511, als er wegen Schäden niedergerissen werden mußte. " Mehr über ihn in Pavle Blaznik, Loško mestno obzidje, Loški razgledi 4 (1957), S. 15-24. 2U Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 286; Blaznik, Škof/a Loka (wie Anm. 8), S. 55-6. 21 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofje (wie Anm. 6), S. 26-8. 22 Ebd., S. 33. 23 Vgl. Škofa Loka. Zgodovina, Enciklopedija Slovenije 13 (Ljubljana, 1999), S. 51. aus dem Jahr 1471, das Presbyterium von 1524 (Meister H.R.),24 der Glockenturm von 1532. An Freising erinnern die Schlußsteine mit Wappen der Bischöfe Johannes und Philipp beziehungsweise der Schlußstein mit dem Wappen der Stadt Bischoflack.25 In den Quellen wird der Vikar erwähnt; die Pfarrei bei St. Jakob wurde übrigens erst 1804 gegründet.26 Der ursprüngliche Pfarrsitz befand sich außerhalb der Stadtmauer. Auf dem Unteren Platz wurde in den Jahren zwischen 1723 und 1729 die Spitalkirche erbaut. Die Schloßkapellc hatte schon Anfang des 14. Jahrhunderts ein Benefizium des Freisinger Bischofs. Neu erbaut und eingeweiht wurde sie 1393 im Auftrag des Patriarchen in der Zeit des Bischofs Berthold (1381-1410).27 Nach dem Erdbeben 1511 wurde sie in den Turm verlegt, den Bischof Philipp (1498-1541) im Jahr 1527 erbauen ließ. In Burgstall (Puštal) ist die Kapelle des dortigen Schlosses mit dem die Kreuzabnahme darstellenden Fresko, einem Werk von Giulio Quaglio, aus dem Jahr 1706 nennenswert. Über Burgstall steht die barocke Kapelle Hl. Kreuz. Leider ist seit 1863 die spätromanische Pfarrkirche St. Georg in Altenlack nicht mehr erhalten.28 Die dreischiffige Pfeilerkirche basilikalen Typus hatte ursprünglich eine Decke aus Holz, drei Apsiden (später einen langen gotischen Chor) und einen Chorglockenturm. Sie wurde an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert erbaut.29 Die Stadt prägten auch die beiden Klöster. Am Fuße des Schloßhügels steht die frühbarocke Nonnenkirche der Unbefleckten Emfängnis Mariä, gebaut nach dem Brand des Jahres 1660. Neben ihr stand früher das Klarissinnenkloster, eine Stiftung von Otakar, Pfarrer in Stein (Kamnik) aus dem Geschlecht der Ministerialen von Glogowitz (Blagovica) aus dem Jahr 1352. Otakar von Glogowitz ersuchte den Freisinger Bischof Albert um den Bau, und dieser kam seiner Bitte nach, teilte ihm mit, er könne über sein Landgut in Lack frei verfügen und versprach ihm Hilfe und Schutz bei der Klostergründung.30 Die Kirche weihte der Freisinger Bischof Berthold 1393 im Auftrag des gleichnamigen Patriarchen von Aquileja. Im Jahre 1782 wurde das Kloster aufgehoben und noch im selben Jahr zogen die Ursulinerinnen ins Kloster. Jenseits des Flußes Zeier wurde in den Jahren 1707-1713 das Kapuzinerkloster mit der Kirche St. Anna erbaut. Burgen, Türme und Schlösser in der Herrschaft Lack Die Freisinger Bischöfe waren auf dem umfangreichen Gebiet von Bischoflack die einzigen größeren Grundbesitzer. Sie hinterließen die Spuren ihrer Anwesenheit in Burgen und Schlössern. Auf Grund der Quellen und der Literatur läßt sich ihre Namensliste zusammenstellen. Der obere Turm auf dem Hügel Krancelj wurde schon im 12. Jahrhundert gebaut; bis Ende des 14. Jahrhunderts verwalteten ihn als Freisinger Ministerialen die Ritter von Lack,31 der letzte von ihnen war Christoph von Burgstall ( 1509-1511 ).32 Im Jahr 1315 wird die Festung als alter 24 Ein ähnliches Presbyterium aus gleicher Zeit hat die Kirche in Ehrengruben. 25 Mehr über die Kirche in Emilijan Cevc, Novi podatki o stavbni zgodovini in stavbarju prezbiterija in zvonika loškega sv. Jakoba, Loški razgledi 8 (1961), S. 84-91; France Štukl, Iz zgodovine cerkve sv. Jakoba v Škofji Loki, Loški razgledi 44 (1997), S. 36-68. 26 Vgl. den Beitrag von Vincencij Demšar in diesem Sammelband. 27 Blaznik, Škofa Loka (wie Anm. 8), S. 106. 28 Emilijan Cevc, Umetnostni pomen škofjeloškega okoliša. Loški razgledi 1 (1954), S. 67. 29 Vgl. Cene Avguštin, »Zgornji stolp« na Kranclju in nekdanja župna cerkev v Stari Loki, Loški razgledi 1 (1954), S. 115-20; ders.. Zaključek izkopavanj na Kranclju, Loški razgledi 2 ( 1955), S. 100-4; ders., Škofja Loka. Umetnostni spomeniki, Enciklopedija Slovenije 13 (Ljubljana, 1999), S. 52-3. 30 Mehr darüber in France Golob, Stavbni razvoj in zgodovina nunskega samostana v Škofji Loki, Loški razgledi 28 (1981), S. 152-71. 31 Die Ritter von Lack bedrohten einst sehr gefährlich die Interessen der Freisinger Bischöfe, denn sie entfremdeten den Bischöfen etliche Huben. Blaznik, Škofa Loka (wie Anm. 8), S. 52. 32 Mehr über den Turm und die Ausgrabungen im Jahr 1954 in AvguStin, »Zgornji stolp« na Kranclju (wie Anm. 29), S. 107-14. Turm erwähnt.33 Er zerfiel nach dem Erdbeben von 1511. Der Vierkantturm aus Quadern war mit einer 25 x 29,2 x 25,5 x 29,2 m großen Mauer und 5 m tiefem Graben eingefriedet. Er war 30 m hoch, die Ausmaße der Seiten betrugen 13 m und die Wände waren 2,5 m dick.34 Das Erdgeschoß war höchstwahrscheinlich gewölbt. Die Stockwerke waren durch Holzböden abgetrennt, das Licht drang durch winzige Öffnungen ins Innere. Auf den Turm wurde ein Pyramidendach aus Holz aufgesetzt.35 Unter den Fundgegenständen des 1954 ausgegrabenen Turms sticht eine kleine, einen Edelknaben darstellende Bronzestatue heraus (wahrscheinlich bayerischer Herkunft), der in der rechten Hand einen zweiarmigen Leuchter hält, was auf seinen bayerischen Ursprung hinweist.36 Der älteste Teil der Burg von Bischoflack war ein quadratischer Turm aus dem frühen Mittelalter, der aber im Jahre 1892 abgetragen wurde.37 Er war sogar 35 m hoch, die Seiten maßen 18 m, die Wände waren 3 m dick. Um ihn herum wurden zweigeschossige Trakte mit Türmen angelegt. Im oberen Teil des Turms befand sich das Bischofszimmer mit dem Archiv, unter ihm das Arsenal, die Zimmer von Pfleger und Kaplan sowie die Gefängnisse. In der Burg gab es eine Kapelle (erwähnt 1315), eine Küche mit dem Speisesaal und mindestens zwei Keller. Nahe dem Marstall stand noch ein Wohnhaus. Wertvolle Angaben über die Burg bieten die Notizen des Bischofs Konrad III. aus den Jahren 1315-1321.38 Die Burg wurde vom Erdbeben des Jahres 1511 schwer beschädigt. Bischof Philipp (1498-1541) erneuerte sie. Im Jahr 1527 erbaute er die Schloßkapelle und den mächtigen Rundturm, woran heute noch die zwei Inschriften am Portal und im Schloßgang erinnern.39 Die Burg wurde wiederum nach dem Erdbeben des Jahres 1691 und noch gründlicher nach dem Jahr 1716 erneuert.40 Die Burg wurde zunächst von den Rittern von Lack, danach aber von verschiedenen Burgvögten und Hauptleuten verwaltet. Sie wurde 1803 verstaatlicht. In ihr haben dann das Gericht, das Finanz- und Grundbuchamt Platz gefunden. Im Jahr 1870 kaufte Fidelis Terpinc von Fužine die Burg, 20 Jahre später erwarben sie die Ursulinerinnen, die in ihr eine Schule einrichteten. Heute befindet sich in ihr das Stadtmuseum.41 Das Schloß von Altenlack wird als Freisinger Hof im Jahre 1392, im Lehensbuch aber 1423 erwähnt. Zumindest seit 1296 hatten es Ministeriale, die Ritter von Altenlack inne, nach ihnen seit 1423 die Liemberger und nach dem Jahr 1447 die Lamberger von Stein (Kamen) bei Vigaun (Begunje). Im Jahr 1521 verlieh es der Bischof Philipp zu Lehen an Balthasar von Sigersdorf, zwischen den Jahren 1534 und 1561 kaufte Wilhelm von Rasp die Anteile der Erben auf, seine zwei Enkel haben sie aber in den Jahren 1595 und 1618 dem Rat Michael Papier aus Bischoflack verkauft. Im Laufe der Jahre wechselte sich eine Reihe von Eigentümern ab.42 In dem ziemlich umgebauten zweigeschossigen Gebäude rechteckigen Grundrisses mit kleinerem Innenhof und dem angebauten dreigeschossigen Rundturm ist heute die Blindenanstalt und das Postmuseum untergebracht. Erhalten blieben auch die runden Wehrtürme und ein Teil 33 Mehr darüber in Pavle Blaznik, Zgornji stolp na Kranclju in Stari grad pod Lubnikom ter njuni gradiščani. Loški razgledi 3 (1956), S. 79-80. 34 Vgl. Ivan JakiC, Vsi slovenski gradovi (Ljubljana, 1997), S. 172. 35 Vgl. Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 8), S. 42; Stopar, Grajske stavbe. Gorenjska - Tretja knjiga (wie Anm. 11), S. 19-22. 36 Avguštin, Zaključek izkopavanj (wie Anm. 29), S. 101. 37 Mehr über die Burg in France Štukl, Gradivo za stavbno zgodovino loškega gradu, Loški razgledi 14 (1967), S. 61-7. 38 Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 8), S. 43. 39 Ebd., S. 158. 40 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 328-9. 41 Mehr darüber in Doroteja Gorišek, Škofjeloški grad. Samostan uršulink v Škofji Loki 1890, Loški razgledi 40 (1993), S. 15-30. 42 Mehr darüber in Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 8), S. 328-9; Majda Smole, Graščine na nekdanjem Kranjskem (Ljubljana, 1982), S. 458-60. der Mauer, der ehemalige Wassergraben wurde indessen zugeschüttet. Es geht um die von Eduard von Strahl 1856 vorgenommene Umgestaltung.43 Am Fuße des Berges Lubnik, oberhalb der Schlucht Vincarje (Vincarška grapa) stand die alte Burg Wildenlack (Stari grad), die den Eingang ins Seizacher Tal beherrschte. Die Ausmaße des Grundrisses betrugen 40 * 18 m, die engeren Seiten gegen Osten und Westen waren keilförmig eingeknickt. Heute noch sieht man das mächtige romanische Mauerwerk aus Bruchstein. Vielleicht war das sogar die erste Freisinger Festungsanlage innerhalb der ganzen Herrschaft Lack, deren Anfänge zumindest in das 12. Jahrhundert zurückreichen. Für ihre Erneuerung und die Mauerbefestigung wandte Bischof Konrad III. in den Jahren 1317-1320 über 400 Aquilejer Mark auf.44 Bischof Berthold (1381-1410) verpfändete die Burg wegen einer Zahlung von 4.000 Gulden päpstlicher Gebühren an den gefährlichen Nachbarn, den Grafen Friedrich von Ortenburg und seinen Bruder Albrecht.45 Nach Valvasor sei hier die Abstammung der Ritter von Lack zu suchen,46 die bis 1367 als Burggrafen im Turm auf dem Krancelj und Pfleger von Lack auftreten.47 Nach ihnen verwalteten die Burg verschiedene Burggrafen, zuletzt Balthasar Siegersdorfer bis zum Erdbeben des Jahres 1511, als die Burg verlassen wurde.48 Die Spuren auf dem Aussichtspunkt am Ende des Dorfes Dvor bei Zgornja Besnica zeugen von einem Turm, der zuerst ein Lehen der Ortenburger, später aber der Freisinger war. 1421 hatte Hans von Lack den Turm Vessnicz zu Lehen,49 danach waren die Eigentümer die Hallek-her, seit dem Jahr 1450 die Ritter von Lamberg.50 Das geheimnisvolle Castrum Bosisen wird in den Schenkungsurkunden Ottos II. aus den Jahren 973 und 989, mit denen der Kaiser dem Freisinger Bischof Abraham das Gebiet der Herrschaft Lack geschenkt hatte, erwähnt. Nach einer Theorie soll es auf den Bergrücken oberhalb des rechten Ufers des Flusses Zeier, wahrscheinlich auf dem Gebiet von Osolnik gestanden haben. Für diese Vermutung sprechen die Reste eines antiken Festungsbaus mit mutmaßlicher Kontinuität auf Gradišče oberhalb der Kirche St. Andreas in Gosteče. Das Dorf war bis 1215 im Besitz der Spanheimer Ministerialen der Herren von Zeier (Sora); danach kauften es die Freisinger Bischöfe und schlossen es in ihre Herrschaft ein.51 Anderer Meinung ist Rajko Brank, der argumentiert, das Burg Bosisen liege in Burgstall, in der Nähe der heutigen Kirche Hl. Kreuz auf dem Hügel Hribec. Diese Gegend gehörte einst dem Pribislav, weshalb das Freisinger Eigentum dieser Burg laut Brank fragwürdig sei.52 Branko Berčič verlegt die Burg ins Dorf Pozirno unterhalb des Hügels des hl. Hermagoras' im Seizacher Tal.53 Unterhalb des St. Margarethen Berges (Šmarjetna gora) entstand das Gut Schrottenthurn. Der Ort St. Peter wurde den Bischöfen schon sehr früh entfremdet, so daß die Urbare es nicht einmal erwähnen.54 Im 15. Jahrhundert wird es als Peissers Hof genannt, den die Freisinger Bischöfe 1537 zu einem kleineren Wohngut umbauten. Bald danach wurde er von Schrotten 43 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 313-4; Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Tretja knjiga (wie Anm. 11), S. 92-107. 44 Blaznik, Zgornji stolp na Kranclju (wie Anm. 33), S. 80. 45 Vgl. Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 8), S. 79. 46 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 27, 33. 47 Mehr darüber in Blaznik, Zgornji stolp na Kranclju (wie Anm. 33), S. 82-5. 48 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 86-7; Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Tretja knjiga (wie Anm. 11), S. 115-9. 49 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofje (wie Anm. 6), S. 34. so Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 53; Ivan Stopar, Grajske stavbe v osrednji Sloveniji. Gorenjska - Prva knjiga. Ob zgornjem toku Save (Ljubljana, 1996), S. 9. !l Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 53. 52 Rajko Brank, Castrum Bosisen po listinah najstarejši grad na Gorenjskem, Loški razgledi 19 (1972), S. 48-57. 53 Branko BlrCiC, Castrum Bosisen: kje in kaj je bil?, Loški razgledi 48 (2001), S. 21-6. 54 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 37. gekauft, im Jahr 1573 verkaufte ihn der damalige Eigentümer Christoph Teuffenpach an Philipp von Sigersdorf. Dann wechselte sich eine Reihe von Eigentümern ab.55 Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gut verstaatlicht und zu Wohnzwecken umgebaut und dadurch zum Verfall verurteilt. Neben dem Gut steht die berühmte Kapelle St. Peter. Die Burg Wartenberg auf dem Nordwestrand vom St. Margareten Berg wurde Anfang des 12. Jahrhunderts von den Ortenburgern erbaut, deren Besitz bei Besnica und Stražišče in den Freisinger Besitz hineinreichte. Der Freisinger Bischof Otto IL (1184-1220) kaufte zwischen den Jahren 1192 und 1197 die Burg mit den dazugehörenden Huben und Benefizien und ließ sie niederreißen,56 aber die Ortenburger hielten die Verabredung nicht ein. Das umstrittene Gebiet mit der Burg kam in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts endgültig in Freisinger Hände, und damals wurde die Burg wahrscheinlich auch in der Tat zerstört. Der Burgturm war quadratisch. Der innere Graben trennte den Turm von einem kleineren Vorbau, zwei Verteidigungsgräben trennten aber den Schloßberg vom St. Margarethen Berg. Aus den Resten kann man schließen, daß es um eine romanische Festung ging.57 Unter den Wirtschaftshöfen ist Stari dvor (Altenhofen) zu erwähnen, der zumindest bis 1291 nach Altenlack verlegt wurde. Bitenski dvor (der Hof von Feichting) befand sich in der Nähe von Stražišče. Žabniški dvor (der Hof von Žabnica) stand vielleicht in Dorfarje. Godeški dvor (der Hof von Godešič) erstreckte sich wahrscheinlich zwischen dem Ort Godešič und dem Fluß Zeier. Die letzten drei Höfe waren schon 1291 verlassen, während der Hof von Altenlack sich bis 1318 erhalten hat.58 Der Frauenhof (Fravnof) ist vielleicht einer der Höfe in der Nähe der Kirche in Altenlack, die Ende des 14. Jahrhunderts im Lehensbuch genannt sind. Er ist vor dem ersten Weltkrieg abgebrannt.59 Es sind noch zwei Höfe der Ritter von Burgstall zu erwähnen, die freisingische Burggrafen auf Krancelj waren. Spätere Quellen sprechen nur von einem Hof.60 Das Schloß Burgstall ist indirekt schon im Jahr 1214 erwähnt, ausdrücklich aber im Jahr 1392. Nach dem Aussterben der Ritter im Jahr 1598 folgten bis heute mehrere Eigentümer.61 Die kleine Herrschaft von Burgstall war Freisinger Lehensgut. Neben den Schlößchen waren Zeugen der Wirtschaftskraft Freisings auch die Kästen und andere Wirtschaftsgebäude. Der Kasten in Bischoflack war nach dem Erdbeben des Jahres 1511 sehr baufällig. Die an seiner Wand angebrachte Gedächtnisplatte besagt, daß er von Bischof Philipp erneuert wurde.62 Zu den materiellen Beweisen der Freisinger Anwesenheit gehören noch Huben, Mühlen, Häuser, Felder, Weiden, Weinberge (auch der heutige St. Margarethen Berg), Gärten, Weinbergrechte und Zehnte, die alle mit der Herrschaft verbunden sind. Die Kirchenordnung der Herrschaft Lack Die Spuren der Anwesenheit der Freisinger Bischöfe lassen sich auch auf kirchlichem Gebiet auffinden. Es ging um das Zusammenwirken mit den Patriarchen bei der Entstehung des Pfarrnetzes, die Übernahme einiger charakteristischer Patrozinien und Kunstanregungen, die aus Bayern zu uns übertragen wurden. Kirchenrechtlich gehörte das Gebiet der Herrschaft Lack bis 1751 zum Patriarchat von Aqui- 55 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 323; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 477-8; Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Prva knjiga (wie Anm. 50), S. 144-7. 56 Schumi, Urkunden- und Regesten buch II (wie Anm. 5), S. 2. Vgl. Josip Žontar, Zgodovina mesta Kranja (Ljubljana, 1939), S. 27. 57 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 379; Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Prva knjiga (wie Anm. 50), S. 157-8. 58 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofje (wie Anm. 6), S. 75; Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Tretja knjiga (wie Anm. 11), S. 132. leja, dann war es bis 1787 der Erzdiözese Görz untergeordnet und schließlich dem Bistum Laibach (Ljubljana) einverleibt. Der erste Pfarrsitz in der Herrschaft wurde in der Zeit zwischen den Jahren 973 und 1002 die Eigenkirche St. Georg in Altenlack (erwähnt 1074)." Die Urpfarrei von Lack na Fari (zu Pfarre) entwickelte sich für die Bedürfnisse der Freisinger Herrschaft. Es soll noch einmal hervorgehoben werden, daß die Freisinger Bischöfe in diesem Fall nur die Grundherren und keineswegs Seelsorger waren, die die Kirchenjurisdiktion über ihre Untertanen ausübten. Diese hatte noch lange Jahrhunderte hindurch der Patriarch von Aquileja inne, der sich auch für die Gründung der Pfarrei einsetzte, um bei der Ausübung seiner Rechte in der Regelung des Pastorallebens nicht von seinen Freisinger Kollegen überholt und gestört zu werden. Der Gründungsurkunde der Pfarrei Weißkirchen aus dem Jahr 1074 entnimmt man, daß der Patriarch die Priester in den Kirchen von Lack einsetzte und daß sie seiner vollen Jurisdiktion unterstanden. Die Lage hat sich teilweise im Jahr 1141 geändert, als der Freisinger Bischof laut einem Genehmigungsbescheid des Papstes Innozenz II. das Patronat über die Pfarrei samt Präsentationsrecht erhielt, während das Konfirmationsrecht weiterhin dem Patriarchen vorbehalten blieb.64 Die Pfarrei wurde mit ihren Vikariaten als Mensalbesitz der Freisinger Diözese inkorporiert, zugleich aber erteilte Papst Klemens VI. dem Bischof Albert II. das Recht, vom Kirchenbann loszusprechen.65 Der Freisinger Bischof wurde somit zum Pfarrer von Altenlack, der hier seinen Vikar einsetzen sollte, obwohl dies vom Beweismaterial nicht bestätigt wird. Den Bischöfen fiel der Zehnt zu; der Pfarrkirche schenkte Bischof Berthold 1389 einige Huben und Zehnte, wobei er zur Pflicht machte, daß in ihr jeden Tag für ihn die hl. Messe gelesen werde.66 Dem »Pfarrer« von Lack trat der Bischof zeitweise das Recht ab, daß er allein die Priester innerhalb der Pfarrei einsetzen durfte. Später noch zeigte sich die Verbindung mit der Mutterpfarrei und deren Pfarrer seitens der abgetrennten Pfarreien in verschiedenen Abgaben.67 Im Osten und Nordosten deckten sich die Pfarrgrenzen mit jenen der Herrschaft. Eine Ausnahme stellten dar; die im Jahr 1002 erworbenen Besitztümer in der Umgebung von Stražišče und Besnica, die kirchenrechtlich der Urpfarrei St. Martin unterstellt waren; die im Jahr 1215 erworbenen und zur Urpfarrei Zeier gehörenden Gosteče, Pungert und Osovnik; der der Urpfarrei Krainburg unterstellte Ort Okroglo. Eine Besonderheit bildete das Gebiet der Gereutier von Nova Oselica und ein Teil von Davča, das bis zu den Josephinischen Reformen der Urpfarrei Cerkno (damit dem Archidiakonat Tolmein [Tolmin] untergeordnet war. Die Pfarrzugehörigkeit einer Siedlung stand in einem bestimmten Verhältnis zum Kolonisierungsablauf. Obwohl in den ersten Schenkungsurkunden keine Kirchenbauten erwähnt sind, darf man jedoch schließen, daß die eine oder die andere von ihnen bereits gestanden hat, denn sie werden in der Urkunde des Jahres 1074 (in genere) erwähnt. Deren eine ist gewiß die Pfarrkirche von Altenlack, die übrigen waren die sogenannten Taufkirchen und die ersten Filialen. Janez Höfler nennt als erstere die Kirchen in Suha, in Trata im Pöllander Tal (beide St. Johann der Täufer) und in Goropeke bei Sairach, als letztere indessen die Kirchen in Safnitz (Zabnica), Selzach (Selca), Feichting, Pölland, Godešič und Reteče. Die Urpfarrei Altenlack wurde bald in Vikariate mit dem Patrozinium des hl. Martin in Pölland (1296), in Sairach (1384) und des hl. Petrus in Selzach (1346) aufgeteilt. Ein ewiges Vikariat wird 1391 bei der Kirche des hl. Johannes des Täufers in Zäuchen (Suha) genannt. Im 15. Jahrhundert wurden die Vikariate vermutlich in selbständige Pfarreien umgestaltet. Im Jahr 59 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Tretja knjiga (wie Anm. 11), S. 18. 60 Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 34. 61 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 269-70; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 397-9; Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Tretja knjiga (wie Anm. 11), S. 59-64. " Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 8), S. 157. 63 Sie ist in Verbindung mit der Gründung der Urpfarre in Weißkirchen erwähnt. Mehr über die Urpfarre Altenlack in Janez Höfler, Gradivo za historično topografijo predjožefinskih župnij na Slovenskem. Pražupniji Stara Loka in Šentpeter pri Ljubljani, Acta Ecclesiastica Sloveniae 20 (1998), S. 312 f. 1622 gelang dies auch Eisnern; im Jahr 1656 entstand in den abgelegenen Gebieten das Vikariat Zarz. Die sonstigen Vikariate stammen erst aus dem 18. Jahrhundert, denn deren einige wurden durch die Josephinischen Reformen in selbständige Pfarreien umgestaltet. Nach dem Jahr 1788 wird im Rahmen der Laibacher Diözese auch Nova Oselica erwähnt.68 Dabei sind freilich auch zahlreiche Messbenefizien zu nennen. Die ersten Filialkirchen wurden noch in romanischer Tradition gebaut. Erwähnt werden sie im Urbar aus dem Jahr 1291. Der Großteil von ihnen entstand im 14. Jahrhundert; ihrer Abstammung nach gehören fast alle noch dem Mittelalter an. Überraschend sind deren Zahl und Standorte. In der Pfarrei Altenlack gab es 22 Filialkirchen, 6 Kapellen und 2 Klosterkirchen. Die Pfarrei Selzach hatte 13 Filialkirchen, Pölland 16 und Žiri II. Eine barocke Filialkirche wurde im Jahr 1733 auch in Eisnern erbaut.69 Als eine Merkwürdigkeit soll erwähnt werden, daß die Stadtkirche St. Jakob erst im Jahr 1804, also gleich nach der durchgeführten Säkularisation zu Pfarrei wurde.70 Bei den Kirchen in den Herrschaften von Lack und Klingenfels heben sich folgende Patrozi-nien ab: verschiedene Patrozinien Mariens (6 pfarrliche), des hl. Johannes der Täufer (4 pfarrliche), des hl. Nikolaus (4), des hl. Martin (3), des hl. Ulrich (3); je zwei Patrozinien weisen auf den hl. Jakobus, den hl. Andreas, den hl. Petrus, den hl. Thomas, den hl. Georg (1 pfarrliches), den hl. Leonhard (1), den hl. Ägidius, die hl. Primus und Felicianus. Zu den mehr »deutschen« Patrozinien können noch der hl. Wolfgang und der hl. Oswald gezählt werden. Eine zweite bedeutende Urpfarre, die die Freisinger Untertanen betreute, war die von St. Martin. Sie dürfte vor dem Jahr 1002 im Rahmen der Krainburger Urpfarre enstanden sein, die bis zu den Josephinischen Reformen eine Enklave in Žeje besaß. Das Alter der ursprünglichen Kirche bei der Savebrücke bezeugt auch ein altslawischer Friedhof, obwohl die Kirche mit dem Pfarrer indirekt erst 1163 erwähnt wird. Die Kirche stand wahrscheinlich unter dem Patronat der Ortenburger, die in der Nähe ihre Burg Wartenberg besaßen. Seit dem 13. Jahrhundert wurde der Pfarrer durch die Freisinger Bischöfe präsentiert, im Jahr 1319 übte Beatrix, die Gräfin von Görz-Tirol, das Präsentationsrecht aus. Die Pfarrei gehörte bis 1448 zu Aquileja, als Papst Nikolaus V. das Patronat an Kaiser Friedrich III. übertrug. Mit der Gründung der Laibacher Diözese wurde sie Mensaleigentum des Bischofs mit allen Rechten. Als Kaiser Heinrich II. 1002 den Freisinger Bischöfen den Grundbesitz von Stražišče samt dem heutigen Gebiet von Mitter- und Oberfeichting sowie Besnica geschenkt hatte, wurde dieses Gebiet kirchenrechtlich der eben genannten Pfarrei untergeordnet. Sehr wahrscheinlich ging es auch hier um die gleiche Entwicklung wie 30 Jahre zuvor im Falle von Altenlack: der Patriarch gründete bei der Eigenkirche eine Pfarrei für die neu erworbenen Freisinger Besitzungen, die jedoch im Gegensatz zu der Pfarre von Altenlack auch die nichtfreisingischen Besitzungen einschloß (Mavčiče, Podreča, Breg, Žeje). Den Ort Okroglo erwarben die Bischöfe erst 1263.71 Die Pfarrei St. Martin zählte nicht weniger als 17 Filialkirchen. Die kirchliche Zugehörigkeit der Pfarrei von Lengenfeld Lengenfeld gehörte kirchenrechtlich zuerst zur Urpfarre Rodine, später zu Radmannsdorf (Radovljica), denn der Pfarrer von Radmannsdorf übte im Namen des Patriarchen das Konfir- 64 Schumi, Urkunden- und Regeslenbuch I (wie Anm. 3), S. 94-5. 65 Vgl. Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 265. 66 Vgl. Blaznik, Škofja Loka (wie Anm. 8), S. 104-5. 67 Ebd., S. 335. 68 Vgl. Höfler, Gradivo za historično topografijo (wie Anm. 63), S. 312-6. " Für Liste der Filialkirchen siehe Höfler, Gradivo za historično topografijo (wie Anm. 63), S. 316-28. 70 Vgl. den Beitrag von Vincencij Demšar in diesem Sammelband. 71 Vgl. Janez Höfler, Gradivo za historično topografijo predjožefinskih župnij na Slovenskem. Pražupniji Radovljica in Kranj, Acta Ecclesiastica Sloveniae 10 (1988), S. 230, 234. mationsrecht aus, das mit der Gründung der Laibacher Diözese 1461 an den Laibacher Propst beziehungsweise den Bischof überging. Der Freisinger Bischof behielt Patronat und Präsentationsrecht, das er zeitweise dem Pfarrer/Vikar von Altenlack abtrat. Die Kirche ist ohne Patrozi-nium 1291 im Urbar des Freisinger Bistums erwähnt, ihr Patrozinium des hl. Michael ist altehrwürdiger Abstammung." Dies bezeugen auch die neuerlich entdeckten mittelalterlichen Fresken in der Sakristei - an der einstigen südlichen Außenseite des gotischen Presbyteriums. Bei dem Kirchenneubau gründeten die Freisinger 1362 auf Aufforderung des Patriarchen Ludovico das Vikariat.7-' Lengenfeld soll im Jahr 1491 zu einer selbständigen Pfarrei geworden sein.74 Mit eigenartigem Patrozinium rühmt sich aber die Filialkirche des hl. Klemens in Mojstrana. Noch im Jahr 1631 handelte es sich um eine Kapelle aus Holz, die auf Antrag des Bischofs Scarlichi vor dem Jahr 1640 niedergerissen wurde, wofür die heutige Kirche gebaut wurde. Der Überlieferung nach machten bei der Kapelle die Hl. Cyrillus und Methodius halt, die hier mit den Reliquien des heiligen Papstes auf dem Weg nach Rom waren.75 Der Freisinger Landbesitz in Unterkrain Die deutschen Könige erstrebten die Aufsicht über die wirtschaftlich und militärisch wichtigen Wege im Grenzraum. So erwarb Freising in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts einen bedeutenden Landbesitz am Unterlauf des Flusses Gurk (Krka) in Unterkrain und in Nordistri-en. An der Gurk war die Eisenverhüttung entwickelt, das Hügelland war für den Weinbau, das flache Gelände aber für die Landwirtschaft geeignet, die vorwiegend Getreide anbaute, also die »mittelalterliche« Nahrung für Menschen und Pferde. Die Freisinger Bischöfe erwarben in Unterkrain zuerst den Grundbesitz um das Flüsschen Radulja, wo später die Burg Klingenfels entstand.76 Es ist heute schwierig, den ursprünglichen Umfang zu bestimmen; sehr wahrscheinlich erstreckte sich aber der Besitz um die Gurk bis zur heutigen Stadt Rudolfswert (Novo mesto); bei den Burgen Preisegg (Prežek) und Feistenberg (Gracarjev turn) reichte er auch auf das rechte Ufer der Gurk hinüber. Das läßt vermuten, daß die Freisinger Bischöfe bei der Verschiebung der Landesgrenze an das Hügelland Gorjanci und den Fluß Kolpa mitwirkten. Ihr Landbesitz war zwar auf dem linken Ufer der Gurk abgerundet, auf dem rechten dagegen zersplittert. Es kann wohl gesagt werden, daß die Herrschaft Klingenfels mit der von Lack in Umfang, Bedeutung und Organisation nicht zu vergleichen war. Auf die erste schriftliche Spur des Freisinger Besitzes stößt man in einer in Aquileja verfassten Urkunde über die Pfarreigründung von Weißkirchen, datiert vom 15. Juni 1074.77 Die Freisinger Bischöfe hatten den Markt Gutenwerth (Otok pri Dobravi) und folgende Ortschaften zu eigen: Zagrad, Klenovek, Hrastnik, Draga, Loknica, Male und Velike Poljane, Stari grad, beide Deutschdörfer (Kolonisierung), die Fähre in Breg, Struga,78 Breznik, Gaber und die Ortschaften um den Vinji vrh herum. Sie wurden von den Bischöfen zu Lehen verliehen, zuerst dem Markgrafen von lstrien, Heinrich, im Jahr 1229 dem Herzog Leopold von Österreich.79 Nach dessen Tod erhielt sie sein Sohn Friedrich, um das Jahr 1232 verlieh sie Bischof Konrad dem Kärntner 72 Ebd., S. 213. 73 Ebd., S. 209, 213. 74 Josip Lavtižar, Zgodovina župnij in zvonovi v dekaniji Radoiica (Ljubljana, 1897), S. 52. 75 Ebd., S. 53. 25 km tiefer in Rodine steht die Kirche des hl. Klemens, die zumindest ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Pfarrsitz war, der vor dem Jahr 1296 nach Radmannsdorf übertragen wurde. 76 Eine neuere Analyse der Herrschaft von Klingenfels in Bizjak, Ratio facta est (wie Anm. 2), S. 190-6. 77 Schumi, Urkunden- und Regestenbuch I (wie Anm. 3), S. 60-1. 78 Das Schloß Struga, der einstige Hof der Kartause Pleterje, war nie Freisinger Besitztum. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 318. 79 Schumi, Urkunden- und Regestenbuch II (wie Anm. 5), S. 50-1. Herzog Bernhard.80 Sein Sohn Ulrich gab den Besitz am 15. Juni 1251 den Bischöfen zurück.81 In der dortigen Umgebung entstanden die alten Burgen: Modruše, Orešje (Orišek), Zalog, Gradec nad Orešjem und Straža.82 Es muß auf die Tatsache hingewiesen werden, daß die Unterkrainer Herrschaft kaum mit bayerischen Untertanen kolonisiert wurde und daß diese wenigen bereits im 15. Jahrhundert slowenisiert wurden.83 Eine genauere Vorstellung über den Umfang des uneinheitlichen Freisinger Besitzes in Unterkrain bekommt man auf Grund der Angaben in den Urkunden aus dem Jahr 1251, der beiden Urbare um das Jahr 1306 und 1318 sowie des Rechnungsbuches aus den Jahren 1395/96. Der Grundbesitz wurde von den Spanheimern und Weichselburgern, später aber von den Grafen von Andechs und ihren Ministerialen bedroht. Heinrich von Andechs vergrößerte seinen Besitz durch den Erwerb einiger Freisinger Lehen in Unterkrain, als Landesherr prägte er Münzen im Freisinger Markt Gutenwerth. Nach seinem Tod ließ sich Leopold von Babenberg die erwähnten Lehen 1229 wegen der wirtschaftlichen Verlegenheiten der Freisinger Bischöfe selbst verleihen. Friedrich von Babenberg vereinigte durch seine Heirat mit Agnes von Andechs die Freisinger Lehen mit dem Großteil des angeheirateten Andechser und des einstigen Weichselburger Erbes. Nach dem Tod Heinrichs von Andechs bewarben sich um die Freisinger Lehen auch die Spanheimer. Bernhard von Kärnten als Freisinger Vogt bereitete den Bischöfen unaufhörlich Schwierigkeiten. In Landstraß (Kostanjevica) besaß er eine Münzstätte; nach dem Tod Friedrichs von Babenberg ergriff er mit Gewalt Besitz von den Freisinger Lehen in Unterkrain. In die Angelegenheit mischte sich Papst Innozenz IV. ein und der Streit wurde 1253 beigelegt. Ottokar von Böhmen als Erbe eines Teiles des Babenberger Krainer Grundbesitzes erstattete diese ein Jahr später dem Freisinger Bischof wieder, aber Bischof Konrad I. (1231-1258) gab die Schenkung Ulrich von Kärnten zu Lehen; Konrad behielt dennoch seinen alten Unterkrainer Grundbesitz, den Ulrich ihm rückerstattete.84 Wir haben gesehen, daß der Kirchenbesitz sehr oft der Gewinnsucht der einzelnen Feudalherren ausgesetzt war (der Grafen von Andechs, der Babenberger und Spanheimer), die ihn zu Lehen empfingen. Er interessierte auch die habgierigen Vögte, Pächter und Verwalter. Im Jahr 1270 endlich empfing Ottokar von Böhmen einen Teil des Freisinger Unterkrainer Besitzes zu Lehen, 1277 die Habsburger. Um das Jahr 1306 entstand auch das Urbar, aber die Zersetzung von Grundbesitz war nicht mehr aufzuhalten. Am meisten nach dem Besitz zu greifen versuchten die Reutenberger und verschiedene Ministeriale. Als die Habsburger 1335 sich Krain angeeignet hatten, riß Rudolf IV. mit Gewalt die Herrschaften Lack und Klingenfels an sich. Nach seinem Tod haben die Bischöfe 1365 durch Vergleich ihre Gewalt wiederhergestellt, aber wegen Geldmangel die Herrschaft 1412 an die Grafen von Cilli (Celje) verpfändet. Der Grundbesitz zerfiel weiterhin, die Lage verschlechterte sich durch die Einfälle der Ungarn, die Klingenfels 1489 an sich rissen. Am Anfang des 14. Jahrhunderts hatten die Freisinger Bischöfe in Unterkrain drei Verwaltungszentren: Klingenfels auf dem linken Gurkufer, den Markt Gutenwerth an der Gurk und Preisegg unterhalb des Hügellands von Gorjanci. Nach dem Jahr 1335 griffen die Habsburger als Landesfürsten in der Rolle von Vögten nach dem Freisinger Besitz und verpachteten ihn. Die Bischöfe erwarben ihn schrittweise wiederum für sich, aber wegen ständiger Geldschwierigkeiten waren sie gezwungen, ihn zu verpachten, was neue Veräußerungen zur Folge hatte. Im 15. Jahrhundert kamen noch die Streitereien im Bistum und die Türkeneinfälle hinzu (1473 wurde Gutenwerth vernichtet), die den Untertanen das Leben schwer machten. Darüber schickte der 80 Ebd., S. 59-60. 81 Vgl. Josip Volčič, Zgodovina Šmarješkefare pri Novem mestu (Novo mesto, 1887), S. 37-8; Schumi, Urkunden-lind Regestenbuch II (wie Anm. 5). S. 60-1. 82 Volčič, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 81), S. 73, 77. 83 Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 57. 84 Ebd.. S. 50-1. Pfleger von Klingenfels einen Bericht nach Freising.85 Die Herrschaft reizte aber auch den König von Ungarn, Matthias Corvinus, sowie den Kaiser Friedrich III. Erst 1494 gelang es dem Bischof Sixtus (1473-1494), seine Gewalt über die Burg wiederherzustellen.86 Die Zersplitterung des Grundbesitzes und die Hubenteilung führten zum wirtschaftlichen Defizit; auf der anderen Seite wurden dadurch die Eigentumsrechte der Bischöfe gelockert. Im 17. Jahrhundert versuchte der Freisinger Finanzexperte Georg Puecher die wirtschaftliche Lage zu sanieren. Der Erfolg blieb aus. Die Freisinger Burgen und Schlösser in Unterkrain Gerade wegen der Zersplitterung der Klingenfelser Herrschaft entstand hier eine Reihe von Burgen, Schlössern und Höfen, unter denen die Sitze der einstigen Weichselburger Ministerialen von Bedeutung waren. Ihr Grundbesitz hat sich tief in die Freisinger Herrschaft eingeschnitten.87 Wegen Geldschwierigkeiten verpfändeten die Bischöfe ihren Besitz. Das war eine der Ursachen für ihre immer geringere Organisiertheit und Übersichtlichkeit. Vor allem anderen drohte die Gefahr, daß sich die Rivalen der Bischöfe den Besitz endgültig aneigneten. Um die Verhältnisse in Ordnung zu bringen, erbauten sie bis 1265 die Burg Klingenfels.88 Es ging anfangs um einen mächtigen Turmbau mit ummauertem Hof, den der Freisinger Bischof Konrad II. mit Genehmigung des Kärntner Herzogs Ulrich erbaute. Die Burg verwalteten zahlreiche Pfleger. Der erste - Leonhardus - wurde am 20. September 1267 ernannt.89 Die Burg wird 1306 als Castrum Chilingenuel: erwähnt. Seit 1301 war der Burggraf und Pfleger Klingenfels', Preiseggs und Gutenwerth Rudolf von Schärfenberg (Svibno), der die Burg 1315 an sich riß und große Verwüstung anrichtete. Der Bischof ließ sie zwei Jahre später erneuern und die ganze Burganlage ausweiten.90 Die Burg war noch zur Zeit von Bischof Berthold (1381-1410) befestigt.91 Um das Jahr 1425 gelang es dem Bischof Nikodemus (1422-1443), die Burgen Klingenfels und Preisegg wieder anzukaufen.92 Der älteste Burgteil war - ähnlich wie in Bischoflack - der hohe quadratische Turm. Im Jahr 1449 wurde an der östlichen Seite ein Wohntrakt hinzugebaut, später aber die Wohnräume innerhalb der ursprünglichen Mauer. In der Barockzeit wurde der Großteil des Innenhofs, in dessen Mitte ein Springbrunnen stand, mit eingeschossigen Arkaden umgeben. In der Burg befand sich eine gotische, mit Fresken ausgemalte Kapelle, über die ein Türmchen hinausragte.93 Die Bischöfe haben 1622 die Burg Klingenfels samt Grundbesitz verkauft; danach war sie Eigentum verschiedener Familien (Moscon, Paradaiser). Im Jahr 1693 wurde sie vom Zisterzienserkloster in Sittich (Stična)94 und 1719 von jenem in Landstraß95 gekauft. Nach den Josephi-nischen Reformen wurde sie 1807 als ein Teil des Religiösen Fonds an Baron Franz Xaver Schweiger von Lerchenfeld aus Wördl (Otočec) verkauft. Im Jahr 1824 wurde die französische Familie 85 Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 332. »6 Ebd., S. 333. 87 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 53. 88 Am 22. Juni 1265 erlaubte der Kärntner Herzog Ulrich dem Freisinger Bischof Konrad, in Slape oder in einem anderen Ort der Slowenischen Mark eine Burg zu errichten. 89 Mehr über die Pfleger und Eigentümer von Klingenfels siehe VolCiC, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 81). S. 57-62. 90 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 157. 91 Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 286. 92 Ebd., S. 298. 93 Ivan Komelj, Srednjeveška grajska arhitektura na Dolenjskem, Zbornik :a umetnostno zgodovino I (1951), 37-85. 94 Mehr über das in Jo2e Mlinaric, Stiska opatija 1136-1784 (Novo mesto, 1995), S. 662 f. 95 Mehr über das in JoZe Mlinaric, Kostanjeviška opatija 1234-1786 (Kostanjevica na Krki, 1987), S. 424 f. Jombart ihr Eigentümer. Die letzten Eigentümer, bevor die Burg in Brand gesetzt wurde, war die Familie Ulm.9" Die Trümmer der durch die Partisanen niedergebrannten Burg (1942) bei Slape bei St. Margarethen (Šmarjeta) oberhalb des Baches Radulja zeugen von dem Mittelpunkt des Freisinger Landbesitzes in Unterkrain. Die Burg Praunsdorf oder Prunsdorf (Štrlek oder Stralek) nahe dem Kurort Šmarješke toplice erbauten die Brüder Rudolf und Friedrich aus Plintenpach (Slepčjek) Anfang des 13. Jahrhunderts gegen den Willen des Bischofs. Sie wird zum erstenmal am 25. Januar 1223 erwähnt, als unter den Zeugen ein gewisser Henricus Sterlac angeführt wird. Die Freisinger Bischöfe hatten zuerst die Absicht sie niederzureißen, danach aber gaben sie sie dem Herzog Ulrich von Kärnten zu Lehen, der jedoch am 24. September 1247 auf das Lehen verzichtete.97 Die erwähnten Brüder baten nun Bischof Konrad II. um die Lehensrechte und sie erhielten sie am 20. September 1267 im Tausch gegen das Dorf Nemška vas. Sie verpflichteten sich, die Burg zerstören zu lassen, wenn sie dem bischöflichen Besitz einen Schaden zufügten. Das Freisinger Urbar bezeugt, daß die Burg nach dem Tod Stralekars wieder in die Hände des Bischofs kam, zumindest in den Jahren 1291-1315 beanspruchte sie Berthold von Reutenberg (Čretež). Neben ihm lebte einst in der Burg auch die Frau Alla, die von den Bischöfen 5 Vi Huben in Sela bei Klingenfels, einen Kastanienwald und das Bergrecht hatte.'8 Im Jahr 1318 gab der Bischof die Burg den Reutenbergern. Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie aufgelassen. An die vormalige Burg erinnern eine einige Meter hohe Wand des Palatiums, bescheidene Mauerreste und ein halbrunder Wehrgraben. Es ging um eine kleinere Burg mit Umfassungsmauer.99 Die Burg Orishek wird um das Jahr 1215 erwähnt, als der Freisinger Bischof Otto von Otto aus Mokronog und dessen Frau 60 Bauernhöfe in der Mark ankaufte. Franc Kos setzt sie in die Nähe von St. Margarethen, einige neuere Historiker setzen sie mit der Burg Preisseg unterhalb von Gorjanci gleich.100 Pavle Blaznik deutet den Namen Orishek mit »Burg von Nußdorf (Oreho-vica)«; sie heiße so nach dem nahen Dorf dieses Namens und lasse neben der Burg Preisegg auch die Lokalisierung in dem nahen Feistenberg zu.101 Die Burg Reutenberg wird erst im Jahr 1228 erwähnt, obwohl sie etwa 100 Jahre zuvor erbaut wurde. Anfangs gehörte sie den Weichselburgern, später den Andechser Ministerialen. Danach, bis 1246, waren die Babenberger ihre Eigentümer, nach ihnen der böhmische König Ottokar, der sie 1254 den Fresinger Bischöfen als Ersatz für den von den Ungarn zugefügten Schaden verlieh. Der Bischof gab sie dann den Spanheimern zu Lehen. Die Herren von Reutenberg bereiteten den Bischöfen immer wieder Schwierigkeiten, denn sie drängten sich gesetzwidrig in ihren Besitz. Im Jahr 1309 kam es zu einem schweren Zusammenstoß. Mit den Herren von Reutenberg und ihren Verbündeten setzte sich im Namen der Bischöfe Wilhelm von Schärffenberg auseinander. Die Reutenberger haben ihn gefangengenommen und Bischof Emicho zahlte für ihn gar 600 Mark Lösegeld. Im Jahr 1487 haben die Herren von Kraig die Burg inne, nach ihnen kommen die Lamberger von Savenstein (Boštanj pri Sevnici), die im Jahr 1697 den Grundbesitz ans Kloster in Sittich verkaufen. Das Schloß, vom Blitz getroffen, brannte 1770 nieder.102 96 Vgl. Ivan Stopar, Grajske stavbe v osrednji Sloveniji. Dolenjska - Prva knjiga. Porečje Krke (Ljubljana, 2000), S. 110-24; Peter Hawlina, Loka in zamore s krono (katalog k razstavi) (Škofja Loka, 1997), S. 10; JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 157. 97 Vgl. Schumi, Urkunden- und Regestenbueli II (wie Anm. 5), S. 112-3; VolCiC, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 81), S. 79. 98 VolCiC, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 81), S. 80. 99 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 338; Stopar, Grajske stavbe. Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 294-5. 100 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 168. 101 Pavle Blaznik, Zemljiška gospostva v območju freisinške dolenjske posesti, Razprave I. razreda SAZU IV/6, S. 6. 102 Ebd., S. 21-9. Auf dem Križni vrh oder in Straža bei Nassenfuß (Mokronog) stand die Burg Plintcnbach (Slepčjek bzw. Slepšek), die ein Freisinger Lehen der Grafen von Weichselburg und später der Andechser war. Es wurde von Ministerialen, den Rittern von Plintenbach verwaltet, Ende des 13. Jahrhunderts lebten auf der Burg zeitweise einzelne Angehörigen der Reutenberger. Das Turmgebäude wurde von den späteren Eigentümern Minndorfer zu einem Hof umgebaut. Nach verschiedenen Verwaltern wurde es 1634 zum Eigentum von Jurij Novak. Es wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum letzten Mal erwähnt; heute ist nicht einmal sein genauer Standort bekannt.103 Neben Reutenberg erstanden auf dem Freisinger Boden links von der Gurk noch weitere Höfe: in Kozjane, Mevce, in »Jezero«, in Slape, Preloge, Swur und in Šuta. Deren einige werden in den Quellen nur vorübergehend genannt.104 Nahe bei Klevevž stand noch vor dem zweiten Weltkrieg das verfallende Schloß Swur (auch Rudolswerff; Zbure), der Nachfolger des Freisinger Guts Guett zu Schyur, das zwischen den Jahren 1454 und 1561 erwähnt ist. Das eigene Gebäude erbaute Franc Bernard von Pulmburg aus Klingenfels vor dem Jahr 1668. Baronin Felicita Schweiger von Lerchenfeld ließ den ursprünglichen Bau niederreißen und ein neues Gebäude quadratischen Grundrisses mit einer Kapelle der hl. Anna und turmartigem Anbau am Eingang errichten. Auch Swur samt Klingenfels gewann der Franzose Jombart in einer Tombola; im Jahr 1893 erheiratete Swur Anton Ulm.105 Über den Hof Brczovica auf dem Freisinger Grundbesitz bei St. Margarethen weiß man fast nichts. Der erste Hofbesitzer wird erst in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts erwähnt.106 Die Ritter von Reuttenbcrg bei Nassenfuß rissen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Freisinger Hof Gosian (Kozjane) nahe bei Bad St. Margarethen an sich. Sie dehnten den Grundbesitz so aus, daß er in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts umfangmäßig den eigentlichen Landbesitz von Klingenfels übertraf. In Gosian soll noch Ende des 19. Jahrhunderts eine Schloßmeierei gestanden haben.107 Nahe bei Klingenfels stand einst der Hof Slape. Das Dorf wird im Jahr 1265 erwähnt, der Hof aber vor dem Jahr 1406, als ihn Katherein von Slappen besaß.108 Der Seehof (Dvorec na jezeru) stand auf heute unbekanntem Standort nahe der Radulja. Auf der josephinischen Militärkarte wird er zusammen mit Dobrava bei Landstraß erwähnt.109 Der Hof Preloge stand Anfang des 14. Jahrhunderts in Čelevec nahe bei Klingenfels, sein genauer Standort ist jedoch nicht bekannt. Als Freisinger Lehen hatten ihn zuerst die Herren von Landstraß inne.110 Das Schlößchen in Koglo nahe bei Sele bei Swur, das im 19. Jahrhundert noch stand, war sehr wahrscheinlich ein Nachfolger von Hof Mevce. Im Jahre 1399 und 1400 wird es als hof an dem Milczberg erwähnt.111 Das Dorf Sela wird zwischen den Jahren 1291 und 1318 in den Freisinger Dokumenten erwähnt.112 Den Hof Šuta im Weiler Strelac bei St. Margarethen hatte im Jahre 1392 Jakob von Šuta als 103 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 300-1; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 104-5. 104 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 53. 105 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 385; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 563-4; Stopar, Grajske stavbe. Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 318-9. 106 Vgl. Stopar, Grajske stavbe. Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 21. 107 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škof je (wie Anm. 6), S. 53; JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 170; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 133. 108 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 300; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 238. 109 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 167. 1,0 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 260; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 207. 111 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 211; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 133. 112 VolCiC, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 81), S. 87. Freisinger Hof zu Lehen. Im Jahr 1456 hatte ihn als Freisinger Vasall Jakob Gumpler aus Kom-polje bei Glogowitz inne, dann Mitte des 16. Jahrhunderts Wilhelm Villanders von Wördel, nach ihm aber Erasmus Frigkch. Im Jahr 1565 wurde Baron Johann Lenkovič sein Besitzer, später wechselte der Hof mehrmals seine Eigentümer. Seit längerer Zeit ist er zu einem eingeschossigen Bauernhof quadratischen Grundrisses umgebaut worden; er gehört heute der Familie Potokar."3 Das Freisinger Besitztum auf dem rechten Gurkufer löste sich allmählich auf. Auf diesem Gebiet war der bedeutendste Freisinger Stützpunkt die Burg Preisegg (Prishek, Preiseck; Prežek). Ihre zugeschütteten Grundmauern in der Nähe von Cerov Log bei St. Bartlmä (Šentjernej) zeugen von dem ehemaligen Sitz des Freisinger Grundbesitzes zwischen Gurk und Gorjanci. Das ursprüngliche Gebäude entstand sehr wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und gehörte den Herren von Pris. Die Burg wird zum ersten Mal 1215 erwähnt. Um das Jahr 1200 erbten sie die Grafen von Weichselburg, nach ihnen die Grafen von Andechs, seit dem Jahr 1254 war sie Eigentum der Freisinger Bischöfe. Ab 1301 sitzt dort als Burggraf Rudolf von Schärfenberg; dieser verwüstet die Burg, aber der Bischof läßt sie nach zwei Jahren wieder herstellen und erweitern. Zwischen den Jahren 1381 und 1410 wird sie mit Wehrmauer und Wehrtürmen umgeben."4 Verschiedene Burggrafen verwalten sie. In der Burg befand sich die dem hl. Pankratius geweihte Burgkapelle. Das Erdbeben von 1511 beschädigte sie so sehr, daß sie aufgelassen wurde."5 Das heutige Schloß steht unterhalb der alten Burg. In der Nähe von Preisegg bei Mihovo bei St. Bartlmä"6 stand das Schloß - der Hof Hohenau (Ajdiški grad). Der Hof kam aus dem Weichselburger Besitztum in Freisinger Eigentum. Der Bischof gab ihn bis zum 15. Jahrhundert zu Lehen aus, danach verzichtete er auf ihn. Er wird indirekt bereits im Jahr 1180 erwähnt, der Freisinger Lehnsherr von Preisegg Mainhard von Hohenau aber 1270. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatten ihn die Ritter von Sicherstein zu Lehen. Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Schloß durch einen Hof ersetzt, den der Freisinger Bischof den Grafen von Cilli zu Lehen verlieh. Später erwarb ihn der Graf Hermann und schenkte ihn der Kartause von Pleterje. Von dem Hof unterhalb des Hügellands Gorjanci ist heute keine Spur aufzufinden."7 Damit ernicht in Vergessenheit gerät, soll an dieser Stelle der Freisinger Markt Gutenwerth (Otok pri Dobravi) mit Schloß und Kirchen erwähnt werden. Er wurde von den Türken 1473 erobert und in Brand gesetzt. Der sehr einträgliche Freisinger Besitz wurde nie wieder erneuert. Die archäologischen Ausgrabungen wurden in den Jahren zwischen 1967 und 1984 durchgerührt.1111 In den Urkunden wird der Markt 1251 zum ersten Mal erwähnt, fast 200 Jahre nach dem Entstehen des Freisinger Landbesitzes in Unterkrain. Es geht um den ältesten Kern ihrer Unterkrainer Grundherrschaft, denn Klingenfels entstand erst im Jahr 1265. Die ursprünglich turmartige Burg wurde zumindest vor dem Jahr 1261 erbaut. Der Markt hatte seinen eigenen Richter, seine Mautstelle und sogar seine eigene Münzstätte;"9 mit seinem entwickelten Eisen-, Töpfer- 113 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 340; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 296-8. 114 Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 286. 115 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 262-3; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 207-8. 116 Vermutlich auf der Flur Za gradeem. 117 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofije (wie Anm. 6), S. 54; JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 132; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 105-6. "8 Mehr über den Markt und die angeführte neuere Bibliographie in Katarina Predovnik, Arheološke raziskave najdišč mlajših obdobij v Kostanjevici in okolici, Vekov tek. Kostanjevica na Krki 1252-2002. Zbornik ob 750. obletnici prve listinske omembe mesta, hg. v. Andrej Smrekar (Kostanjevica na Krki, 2003), S. 41-3; Vinko Šlibar - Vida Stare, Otok pri Dobravi, Arheološka najdišča Dolenjske (Ljubljana, 1990), S. 117-20. "' Andrej Rant, Pfenig freisinškega škofa Otona II. iz kovnice Gutenwert in problematika loškega grba, Loški razgledi 26 (1979), S. 33-6. und Gerberhandwerk hatte er mehr als lokale Bedeutung. Als Freisinger Lehen wurde er von den Guttenwerthern und den Herren von Arch (Raka) verwaltet.120 Spätestens im 13. Jahrhundert wurde bei der Kirche St. Katharina eine Pfarrei gegründet, der auch St. Canzian (Škocjan) unterstellt war. Neben der Pfarrkirche gab es noch die Friedhofskirche St. Nikolaus und die neulich ausgegrabene Kirche, vielleicht sogar aus dem 11. Jahrhundert, die dem hl. Michael gewidmet gewesen sein dürfte.121 Das ursprüngliche Gebäude der Burg VVördl (Otočec) stand vielleicht schon im 12. Jahrhundert auf dem rechten Gurkufer. Später wurde ein künstliches Flußbett ausgegraben und so entstand die Insel. Die Burg wird in den Quellen zum ersten Mal im Jahr 1252 als Werde erwähnt. Verwaltet wurde sie von den Rittern von Wördl, den Ministerialen der Grafen von Weichselburg und denen von Andechs, die die Lehnsleute der Freisinger Bischöfe waren. Diese verliehen sie im Jahr 1277 den Habsburgern zu Lehen. Vor dem Jahr 1343 erwarben die Auersperger einen Teil der Burg, diese verkauften sie 1348 den kroatischen Feudalherren Babonič-Krupski, die es als Lehen von Freising anerkannten. Das Palatium bewohnten die Ritter von Wördl, den Turm daneben aber die Auersperger. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts war sie das Lehen von den Grafen von Cilli, danach wechselte eine ganze Reihe von Eigentümern ab. Die heutige Gestalt erhielt die Burg nach dem barocken Umbau.122 Auf dem rechten Gurkufer - ähnlich wie auf dem linken - entstanden zahlreiche Schlösser mit größerem oder kleinerem Besitz: Vrhovo, Golo, Volavče, Hochstras (Oštras oder Ostraž), Brezovica, Vrhpolje, Jelša, Žapuže, Polhovica, Prapreče und Raschendorf.123 Für das Schloß in Gutenwerth vermutet man, es sei der Rechtsnachfolger des mittelalterlichen Freisinger Hofes. Die Ritter von Gutenwerth werden seit 1261 als die Freisinger Ministerialen erwähnt, als Feudalstützpunkt aber indirekt erst 1320. Das Schloß mußte nach dem Erdbeben des Jahres 1895 abgerissen werden.124 Das Schlößchen Gallhof (Golo) in der Nähe von Dolenji Maharovec bei St. Bartlmä ließen die Kärntner Herzöge von Spanheim erbauen. Es wurde von den Rittern von Sicherstein als Ministerialen verwaltet, dann von den Herren von Preisegg. In den Auseinandersetzungen zwischen den Ungarn und Kroaten wurde es im Jahr 1305 zerstört. Ende des 14. Jahrhunderts stand dort eine Mühle, später wurde an deren Stelle ein Hof gebaut, auf dem sich dann eine Reihe von Verwaltern und Eigentümern abwechselte. Im Jahr 1519 empfing ihn der Domherr Jakob Slatec von Rudolfswert zu Lehen, der den Freisinger Bischöfen dafür jedes Jahr 6 Kapaune schicken mußte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er niedergerissen.125 Der Hof Blato wird 1392 im Freisinger Urbar als aufgelassen genannt. Bis 1421 wurde er wieder aufgebaut, samt sieben Bauernhöfen ist er noch im Jahr 1575 urkundlich nachgewiesen.126 Den Hof Erlach (Jelša) in der Nähe von Dolenje Vrhpolje bei St. Bartlmä besaß Gotfried von Auersperg. Wo er gestanden hat, ist nicht bekannt.127 Der Hof Oberfeld (Vrhpolje) nahe bei Dorf Oberfeld unterhalb von Gorjanci stand auf Freisinger Besitz, denn die Bischöfe besaßen hier im 13. Jahrhundert 19 Huben. Im Lehensbuch des 120 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 234; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 340. 121 Mehr darüber in Vinko Šlibar, K problemu urbanistične zasnove Otoka pri Dobravi - freisinškega trga Gutenwerth, Loški razgledi 22 (1975), S. 24-46. 122 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 234; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 338-9; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 170-99. 123 Vgl. Blaznik, Urbarji freisinške škofje (wie Anm. 6), S. 56. 124 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 82-3. 125 VolCiC, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 82), S. 60; JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 112; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 157; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 39-40. 126 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 14. 127 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 144; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 106. Jahres 1423 wird dieser Besitz nicht mehr angeführt, denn auf diesem Gebiet erscheinen schon die Grafen von Cilli.128 Der Hof Nassenfeid (Mokro Polje) bei St. Bartlmä sollte eigentlich ein Freisinger Lehen sein, das die Ministerialen von Weichselberg beziehungsweise die von Andechs an der unteren Gurk hatten. Der böhmische König Ottokar erstattete den Rudolf von Nassenfeid 1254 samt einer Reihe anderer Ministerialen von diesem Gebiet dem Freisinger Bischof als Schadenersatz zurück. Um das Jahr 1400 hatten den Besitz Greif und Gestel von Turn zu Lehen. Der im Jahr 1929 abgerissene Hof stammte aus der Neuzeit.129 In der Nähe von Nußdorf bei St. Bartlmä stand bis zuitf Anfang des 20. Jahrhunderts der Hof Hochstraß (Oštras oder Ostraž), im Jahr 1421 erwähnt als hof ze Wolffstrazz; zu ihm gehörten eine Mühle und sechs Huben. Den Hof bewohnte der Freisinger Lehnsherr Ulrich Porger, nach ihm zahlreiche andere. Ende des 17. Jahrhunderts brannte er nieder, wurde jedoch erneuert. Der letzte Eigentümer war die Familie Jelovšek von Fichtenau.130 Der Hof Pilchberg (Polhovica) bei St. Bartlmä war im 13. Jahrhundert ein Freisinger Lehen. Sein genauer Standort nahe bei Unternassenfeid (Dolenje Mokro Polje) ist nicht bekannt.131 Der Freisinger Hof Prapreče stand sehr wahrscheinlich nahe bei Gallhof bei St. Bartlmä. Anfang des 14. Jahrhunderts hatten ihn die Auersperger, danach aber die Ritter von Sicherstein inne.132 Der Freihof (dvor Vrhovo) aus dem Randgebiet des Freisinger Unterkrainer Besitzes erkannte noch im 18. Jahrhundert den Bischof als Eigentümer an.133 In den Quellen wird er im Jahr 1389 erwähnt. Das Geschlecht von Freihofer besaß in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zahlreiche Freisinger Lehen in der Umgebung. Über seinen Standort sind sich die Historiker nicht einig.134 Baron Hans Wernegkh errichtete 1533 einen neueren Hof in der Nähe von Nußdorf bei St. Bartlmä. Das Turmgebäude wurde von einer niedrigen Mauer umgeben, neben ihm legten die Burgherren einen kleineren Park mit Gärten an.135 Der Hof Auental (Vrh) auf dem Gebiet des Freisinger Besitzes wird spät erwähnt, auch Valvasor kennt ihn nicht. Bis 1768 gehörte er zu Klingenfels.136 Den heutigen Hof Volavče in der Nähe von Obernassenfeld (Gorenje Mokro Polje) bei St. Bartmä erbaute Franc von Sigersdorf Mitte des 17. Jahrhunderts aus der einstigen Meierei. Er wechselte oft die Eigentümer. Valvasor bildete ihn als einen Bau mit vier Trakten ab; das heutige Gebäude ist in umgebauter Form erhalten.137 Die beiden verschwundenen Höfe Ostrog standen im späten Mittelalter bei Dolnja Prekopa westlich von Landstraß. Der Freisinger Hof war Anfang des 15. Jahrhunderts schon aufgelassen.138 Der Hof Sapelsach (Žapuže) stand wahrscheinlich nahe bei Preisegg. Im Jahr 1423 ist bei ihm der Freisinger Lehnsherr Hans von Auersperg angegeben, vor ihm hatten ihn aber die Leng-haymer inne.139 128 Vgl. Stopar, Grajske stavbe. Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 316. 129 Ebd., S. 161-2. 130 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 232; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 337; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 169-70. 131 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 253; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 206. 132 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 257; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 206. 133 Hawlina, Loka in zamore (wie Anm. 96), S. 10. 134 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 308-9. 133 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 375; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 541-2; Stopar, Grajske stavbe. Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 309-15. 136 Vgl. Stopar, Grajske stavbe. Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 302-4. 137 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 372; Smole, Graščine (wie Anm. 42), S. 535-6; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 298-303. 138 Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 168. 139 Vgl. JakiC, Vsi slovenski gradovi (wie Anm. 34), S. 390; Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 317. Der Hof Rasehendorf (Ržišče) stand an unbekanntem Ort nahe bei Landstraß. Er wird in den Freisinger Lehnsbüchern Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts angeführt.140 Die Kirchenordnung des Freisinger Landbesitzes in Unterkrain Das Gebiet des linken Gurkufers deckte in pastoraler Hinsicht die Urpfarrei in Weißkirchen ab, die der Patriarch von Aquileja Sigehard (1068-1077) im Jahr 1074 auf dem Freisinger Besitz gründete, wobei er sich alle Jurisdiktionsrechte vorbehielt. Der Freisinger Bischof Ellenhard (1053-1078) erkannte in der Gründungsurkunde alle Zehnten der Freisinger Diözese in Krain dem Patriarchen von Aquileja, namentlich dem Patriarchen Sigehard zu. Für den Zehnt verlieh er zwei slowenische Huben bei seinem Hof in Loka (bei St. Bartlmä) und zehn Besitztümer in Vinji vrh. Sie einigten sich, der Freisinger Bischof sollte auf dem Besitz in Vinji vrh, wo immer es der Patriarch verlangen würde, eine Kirche errichten und der Patriarch sollte sie weihen. Es ging fast sicher um die Urpfarrkirche St. Andreas in Weißkirchen, denn sie erhielt das Patrozinium eines Freisinger Kanonikerstiftes.141 Ähnlich wie Altenlack war auch diese Pfarrei eine der ältesten auf ihrem Gebiet, was vermuten läßt, daß sowohl die Patriarchen als auch die Bischöfe auf ihren Gebieten umgehend an die Herstellung eines geordneten religiösen Lebens herangingen. Die Pfarrei hatte Vikariate und Viakriatspfarren in St. Peter (heute Otočec), St. Margarethen, St. Canzian und Arch. Das Vikariat von St. Margarethen wurde wahrscheinlich noch im 14. Jahrhundert und zwar für die bayerischen Zuwanderer errichtet, das ursprüngliche Vikariat von St. Peter hatte seinen Sitz im ehemaligen Freisinger Markt Gutenwerth.142 Im Jahr 1454 schenkte Ludovico Trevisan, der Patriarch von Aquileja, die Pfarrei Weißkirchen dem Kloster Sittich, was auch Papst Nikolaus V. bestätigte. Auf diese Weise ging sie aus der Gewalt der Freisinger Bischöfe in die der Zisterze Sittich über und wurde ihr pleno iure einverleibt.143 In St. Margarethen soll die vorherige Kirche bereits zwischen den Jahren 1346 und 1349 gestanden haben, denn in jener Zeit wurde der Seitenaltar durch den Abt von Sittich geweiht. Sie war schon damals wahrscheinlich eine Pfarrkirche und ebenfalls dem Kloster in Sittich einverleibt.144 Auch der Ort St. Margarethen selbst wurde nach der Kirchenpatronin, der Hl. Margarethe benannt; die Kirche trägt damit ein altes Patrozinium. Das Pfarrgebiet befand sich zuerst innerhalb der Grenzen der Urpfarre Weißkirchen. Der Turm der Filialkirche Maria vom Berge Karmel in Slape birgt in seinem Erdgeschoß wahrscheinlich einen Teil der ursprünglichen Kirche mit dem Chorglockenturm. Im Giebel des Hauptaltars steht eine Statue des hl. Georg. Der Freisinger Bischof Otto II. kaufte um das Jahr 1215 von Otto von Nassenfuß und seiner Frau für 300 Mark 60 Huben in Slape und im Dorf Loka, nahe der Gurk unterhalb der Burg Orisliek,145 Historisch bedeutend ist die Filialkirche St. Joseph in Vinji vrh, denn die Besitztümer der Bischöfe in ihrer Umgebung werden von verschiedenen alten Urkunden genannt; die erste stammt aus dem Jahr 1074. Der Freisinger Bischof Emicho (1283-1311) kaufte 1290 in Vinji vrh von Nikolaus aus Reutenberg für 12 Aquilejer Mark ein Drittel der Gerichtsbarkeit.146 Am 2. Februar 1306 verkauften der Ritter Konrad aus Loka und sein Bruder Nikolaus Krainer dem Bischof 140 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Dolenjska - Prva knjiga (wie Anm. 96), S. 237. 141 Das Patrozinium des hl. Andreas hatte auch das zu der Zeit gegründete Freisinger Domkapitel. Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 135. 143 Vgl. Janez Höfler, O prvih cerkvah in pražupnijah na Slovenskem. Prolegomena k historični topografiji predjožeflnskih župnij, Razprave Filozofske fakultete (Ljubljana, 1986), S. 36. 143 Vgl. Ivan ŠaSelj, Zgodovina Šempeterske fare pri Novem mestu (Ljubljana, 1886), S. 12. 144 VolCiC, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 81), S. 39. I4i Schumi, Urkunden- und Regestenbuch II (wie Anm. 5), S. 22. Vgl. Blaznik, Zemljiška gospostva (wia Anm. 101), S. 5 und oben S. 242. 146 VolCiC, Zgodovina Šmarješke fare (wie Anm. 81), S. 67. Emicho zwei Huben und das Bergrecht.147 Am 3. August 1309 verzichteten die Brüder Heinrich und Weigant aus Massenberg zu Gunsten des Bischofs Emicho auf alle Rechte der dort gelegenen Lehen.148 Der Brief von den Bischöfen, datiert in Bischoflack vom 25. Juni 1313, spricht von 10 Huben in Nemška vas und in Vinji vrh.149 Der Brief mit dem Datum 27. November 1358 erwähnt den ganzen Besitz, den »Chunrat der Payer« und vor ihm »Nikel der Gaul« zu Lehen hatte.150 Die Untertanen des Freisinger Landbesitzes auf dem rechten Ufer der Gurk wurden von der Urpfarrei in St. Bartlmä geistlich versorgt. Ursprünglich soll sie sich auch auf Landstraß erstreckt haben.151 Ihr Entstehen ist mit der Verschiebung der Landesgrenze auf Gorjanci durch die Erwerbungen der Weichselburger und Spanheimer, die in St. Bartlmä eine Eigenkirche gehabt haben sollen, verbunden.152 Die Pfarrei mit ihrem Pfarrer wird am 8. Mai 1249 zum ersten Mal erwähnt, als Herzog Bernhard von Kärnten das Zisterzienserstift in Landstraß erneuern ließ.153 Im Jahr 1401 sollte sie dem dortigen Kloster einverleibt werden, dies geschah jedoch vorübergehend erst 1460. Nach einem guten Jahr wurde sie bei der Gründung des Laibacher Bistums dem Domkapitel in Laibach inkorporiert.154 Der ursprüngliche Umfang der Pfarrei ist heute schwer genauer zu bestimmen. Sie deckte sich wahrscheinlich mit dem Besitz der Spanheimer zwischen Gurk und Gorjanci. Die Pfarrgrenzen wurden erst von Bischof Thomas Chrön näher festgelegt.155 Die Widerspiegelung der Freisinger Anwesenheit auf slowenischem Boden in Schriftqucllcn Die kulturelle Bedeutung Freisings in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts spiegelt sich in der Liste von 42 Handschriften (biblische Fragmente, Missale, Lektionare, Gradualien, Offi-ziale und Heiligenleben) der Pfarrei Maria Wörth am Wörthersee.156 Einen besonderen Platz unter ihnen nehmen allerdings die erhaltenen Freisinger Denkmäler - die älteste Niederschrift in slowenischer und auch der slawischen Sprache überhaupt ein. Sie zeugen von der Freisinger Sorge um das Seelenheil ihrer slowenischen Untertanen. Es geht um drei Texte in Verbindung mit der Beichte beziehungsweise dem Bußgottesdienst. Das erste und das zweite Denkmal enthalten eine allgemeine Beichtformel, während das dritte eine in kunstvollem Stil erstellte Predigt über Sündenbekenntnis und Buße darstellt. Die Texte entstanden wahrscheinlich nicht in Freising und sie gründen sicherlich auf älteren Vorlagen. In ihnen ist jedoch ein Hinweis auf die Bekehrung und Taufe, im zweiten Denkmal auf die Missionstätigkeit unter den Slowenen zur Zeit Bischof Abrahams zu erkennen, der seine Untertanen in ihrer Muttersprache anreden wollte.157 Unter den bedeutenderen Literatur- und überhaupt Schriftdenkmälern der Freisinger Epoche auf dem Gebiet von Bischoflack ist die Handschrift von Bischoflack, in der die ältesten slowenischen Benennungen für Monate erscheinen. Sie wird in der Österreichischen National- l4' Ebd., S. 68. 148 Ebd. 149 Ebd. 150 Ebd. 151 Jože Mlinaric, Župnija sv. Jakoba v kostanjeviškem mestu do konca 18. stoletja, in: Vekov tek (wie Anm. 118), S. 133-4. 152 Vgl. Höfler, O prvih cerkvah (wie Anm. 142), S. 38. 153 Schumi, Urkunden- und Regestenbuch 11 (wie Anm. 5), S. 128. 154 France M. Dolinar, Drobne zanimivosti iz starejše zgodovine šentjernejske župnije, in: Zbornik župnije Šentjernej, hg. v. M. DraZumerič - Stane Granda (Šentjernej, 1999), S. 184. 155 Ebd., S. 181. 156 F. Pagitz, Die Geschichte des Kollegiatstiftes Maria Wörth, Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 56 (Klagenfurt, 1960). 137 Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 116-7. bibliothek in Wien aufbewahrt.158 Die Beichtanweisungen Bertholds aus Freiburg wurden im Jahr 1466 von Martin aus Lack in ihr aufgeschrieben.159 Wesensmerkmal der Stadt war jedenfalls die Aufführung der Passion von Bischoflack, verfaßt vom Kapuzinerpater Romuald aus St. Andreas (bei Görz; Štandrež pri Gorici), die zwischen 1721 und 1751 alljährlich am Karfreitag in Szene gesetzt wurde; das Passionsspiel wurde in der letzten Zeit wiederbelebt. Die Handschrift befindet sich in der Bibliothek des Kapuzinerklosters.160 Außerdem haben sich in den Diözesanarchiven sowohl in Freising (heute teilweise in AEM, vor allem aber in BayHStA) wie auch in Bischoflack (heute in AS) unbeschreibliche Mengen von Archivalien (Urkunden, Urbare, Lehns- und Rechnungsbücher, offizielle Korrespondenz ...) erhalten, die die Verwaltung und die Verhältnisse des Freisinger Besitzes auf dem slowenischen Boden betreffen.161 Literarisch hat der Schriftsteller Ivan Tavčar das Freisinger Zeitalter auf dem Gebiet von Bischoflack in seinen Werken verewigt.162 Das Wappen von Bischoflack Das Wappen von Bischoflack mit der Mohrengestalt ist etwas Besonderes. Über sein Entstehen erzählen mehrere Sagen. Tatsache ist, daß es sich auch in den Wappen anderer Freisinger Städte findet, denn es wurde sozusagen ihr Erkennungsmerkmal. Die Gestalt taucht zum ersten Mal im Urbar des Bischofs Konrad aus dem Jahr 1316 auf. Den Mohren tragen die Siegel wie auch einer der Schlußsteine in der Kirche des hl. Jakobus aus dem Jahr 1471. Es soll erwähnt werden, daß sich auch das große, um das Jahr 1300 entstandene Stadtsiegel erhalten hat, dessen erster bekannter Abdruck aber erst aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt. Das kleine Siegel mit dem gleichen Motiv folgte ihm 250 Jahre später.163 Die Abbildung des Wappens aus dem Jahr 1513 ist in eine Platte eingemeißelt, die in die Außenwand des Hauses des Stadtbürgers Wolfgang Schwarz auf dem »Plac« eingemauert ist. Das Wappen fand seinen Platz auch in Valvasors Buch der Wappen aus 1688, ein Jahr später aber in seiner Ehre des Herzogtums Krain.164 158 Mehr darüber in Jože Stabej, Ob petstoletnici škofjeloškega zapisa slovenskih imen za mesece, Loški razgledi 13 (1966), S. 72-86. 159 Vgl. Branko BerCiC, Škofjeloška mesečna imena 1466, Loški razgledi 13 (1966), S. 143-4; Stabej, Ob petstoletnici imen (wie Anm. 158), S. 72-86; Marijan Smolik, Škof eloškirokopis, Enciklopedija Slovenije 13 (Ljubljana, 1999), S. 55-6. 160 Anton Koblar, Pasijonske igre na Kranjskem, Izvestja Muzejskega društva za Kranjsko 2 (1892), S. 110-25; Jože Faganel, Besedni slog v Romualdovem Škofjeloškem pasijonu. Razprave 2. razreda SAZU XIV (1991), S. 261-70. 161 Von den Freisinger Quellen, die sich auf das slowenische Gebiet beziehen, wurden nur einige der ältesten veröffentlicht: Urkunden bis 1365 (Joseph Zahn, Hg., Codex dipiomaticus Austriaco-Frisingensis. Sammlung von Urkunden und Urbaren zur Geschichte der ehemals freisinglschen Besitzungen in Österreich I, II, Fontes rerum Austriacarum, DA 31, 32 [Wien, 1870-1871)); Urbare und Lehnsbücher bis Ende des 15. Jahrhunderts (Blaznik, Urbarji freisinške škofje, [wie Anm. 6|); Rechnungsbücher - als Muster, 3 Abrechnungen aus den Jahren 1395-6, 1396-7 und 1437-38 (ebd.); Korrespondenz - teilweise, 16,-19. Jahrhundert (Franc Kos, Doneski k zgodovini Škofe Loke in njenega okraja [Ljubljana, 18941). Zu den Freisinger Archiven und Archivalien für das slowenische Territorium allgemein siehe die Beiträge von Peter Pfister und Judita Šega in diesem Sammelband. 162 Mehr darüber in Jeja Jamar Legat, Literarna podoba freisinške dobe, Loški razgledi 14 (1967), S. 92-7. 163 Alojzij Pavel FlorjanCiC, Veliki pečat mesta Škofja Loka na Cebalovi ustanovni listini, Loški razgledi 47 (2000), 11 ff. 164 Mehr über das Wappen in Hawlina, Loka in zamorc (wie Anm. 96). Die Aufenthalte der Freisinger Bischöfe auf ihren slowenischen Besitzungen Ein besonderer Beweis für die Anwesenheit der Freisinger Bischöfe in Bischoflack ist der Tod von zweien von ihnen. Im Sommer 1381 besuchte Bischof Leopold (1378-1381) die Besitzungen in Krain. Am 5. August stürzte er von der Brücke in die Selzacher Zeier hinunter und ertrank. Es bleibt jedoch fragwürdig, ob der Chronist über dieses Ereignis alles gesagt hat. Veit Arnpeck vermerkt das Ereignis später; es ging um die neue Brücke, die der Bischof erbauen ließ. Vielleicht war sie noch im Bau. Gemäß dem damaligen Brauch in solchen Umständen wurde der Freisinger Bischof in der nahen Klosterkirche der Klarissinnen von Bischoflack bestattet.'65 Der Gegenpapst Johannes XXIII. ernannte am 23. März 1411 den vorherigen Gurker Bischof Konrad von Hebenstreit zum Freisinger Bischof. Das Kapitel widersetzte sich. In der ersten Hälfte des Jahres 1412 weilte Bischof Konrad V. (1410-1412) in der Lacker Burg, wo er zwei Bürger von Bischoflack freundlich empfing. Der erste war Gertl, der zweite Goltschmit. Der Bischof griff zu einer List und entfremdete ihnen die Steuer. Noch im selben Jahr wurde er von einem seiner Kammerdiener erdolcht, denn der Bischof soll 5.000 Dukaten bei sich gehabt haben. Dem toten Bischof drückte er das mörderische Messer in die Hand. Bei Tagesanbruch verbreitete sich unter dem Volk das Gerede, der Bischof habe Selbstmord begangen. Dem abscheulichen Mörder glaubten sowohl die Priester als auch die Leute. Der »Selbstmörder« wurde dann im oberen Garten bei der Burg von Lack beigesetzt. Im Jahr 1433 schrieb der päpstliche Vizekanzler an den Freisinger Bischof Nikodemus (1422-1443), der verschiedene Bischof sei von der Hand eines anderen ermordet worden. Danach ließ ihn Bischof Nikodemus mit allen Ehren ausgraben und in der Pfarrkirche von Altenlack feierlich beerdigen.166 Zum neuen Freisinger Bischof wurde Hermann von Cilli (1412-1421), der jedoch das fiir die Bischofsweihe vorgeschriebene Alter von 30 Jahren noch nicht erreichte. Sein Vater Hermann II. stand dem unehelichen Sohn in der Fastenzeit des Jahres 1417 mit 10.000 Gulden für die päpstliche Abgabe zur Seite, aber der Bischof mußte ihm für vier Jahre die Herrschaft Lack verpfänden.167 Da die Kartause Pleterje eine Familienstiftung war, weihte Bischof Hermann in ihr am 27. Oktober 1420 die noch heute bestehende gotische Kirche.168 Nach der Bruchoperation an der Familienburg starb er in Cilli am 13. Dezember 1421 und wurde in der Kirche St. Daniel bestattet.169 In Bezug auf die Verkehrsverbindungen sollen die Besuche der Freisinger Bischöfe beziehungsweise ihrer Gesandten erwähnt werden. Anläßlich des Besuches von Bischof Konrad wurde im Jahr 1315 das Burginventar in der Alten Burg aufgeschrieben.170 Wir haben bereits gesehen, daß zwei von den Bischöfen in Lack den Tod fanden. Für das 15. Jahrhundert sind die Besuche in folgenden Jahren dokumentiert: 1449, 1454, 1458 und 1475. Der Aufenthalt der Bischöfe dauerte höchstens einen Monat; in der Zeit überprüften sie die Verwaltung des Landbesitzes.171 Der Weihbischof Bartholomäus Scholl war im Jahr 1587 zu Besuch.172 Sehr kostbar ist die Schriftquelle aus dem Jahr 1698, die den Besuch von Bischof Johannes Franziscus (1695-1727) schildert. Die Reise über Salzburg, Mauterndorf, Oberwölz, Friesach, Klagenfurt und Loibl (Ljubelj) dauerte 20 Tage. In Bischoflack, wo er sich eine Woche aufhielt, wurde er überaus festlich empfangen.173 165 Vgl. Mass, Das Bistum Freising (wie Anm. 12), S. 275. 166 Ebd., S. 291. 167 Ebd., S. 292. 168 Jo2E Mlinaric, Kartuzija Pleterje 1403-1595 (Ljubljana, 1982), S. 114. 169 Vgl. Peter Pfister, Die geschichtlichen Beziehungen des Bistums Freising zu Slowenien in der Spätgotik im Lichte der Archivbefunde in Bayern, in: Bayern und Slowenien in der Friilt- und Spätgotik, hg. v. Janez Höfler - Jörg Traeger (Regensburg, 2003), S. 65. 170 Vgl. Stopar, Grajske stavbe, Gorenjska - Tretja knjiga (wie Anm. II), S. 115, 120-3. 171 Vgl. MatjaZ Bizjak, Die geschichtliche Beziehungen slowenischer Länder zu Bayern, in: Bayern und Slowenien (wie Anm. 169), S. 44. 172 Pfister, Die geschichtlichen Beziehungen (wie Anm. 169), S. 76. 173 Mehr über das in Pavle Blaznik, Stare prometne povezave med Škofjo Loko in Freisingom, Loški razgledi 15 (1968), S. 49-55. Eine besondere Art der Verbindung der Freisinger Bischöfe mit unserem Gebiet waren auch die Beförderungswege bis Freising. Die Bischöfe versorgten sich mit Hilfe der Saumfahrt aus unserem und über unser Gebiet mit den mittelmeerischen Lebensmitteln von Prestige. Die Gedenktafeln und Schlußsteine Bischof Philipp verewigte seine Bautätigkeit nach dem Erdbeben mit Gedenktafeln. Die erste unter ihnen (mit lateinischer Inschrift) stand an dem niedergerissenen Turm. Heute ist sie im Parterregang eingemauert. Die zweite (mit Inschrift in deutscher Sprache) ist über dem einstigen Haupteingang in die Burg angebracht. Dem Inhalt nach sind sie ähnlich. Nach der Meinung des Kunsthistorikers Dr. Emilijan Cevc »wurden beide von einem spätgotischen Bildhauer hergestellt. demselben, der das Wappen Philipps an dem Kasten von Lack, die Platte für Wolfgang Schwarz an dem ehemaligen Pfarrhof von Lack und die Grabplatte für Schwarz in der Pfarrkirche von Altenlack schuf. Diese Denkmäler gehören stilmäßig der Spätgotik und zwar den Jahren 1513-1517 an.«174 Der Bildhauer »latinisierte« die Buchstaben an der lateinischen Tafel stärker als an der deutschen. »Beide Gedenktafeln sind längsrechteckig, mit einem geraden Rahmen eingefaßt, über den die aus der Gotik übernommene und im Renaissancestil stilisierte Ranke sich ausbreitet. Die beiden Wappen gleichen jenem an der Gedenktafel Philipps am Kasten, es fehlen jedoch die bischöflichen Requisiten. Die Wappen sind hier selbständig über der Schrifttafel eingemauert.«175 Die größte und die schönste Tafel mit heraldischem Relief erblickt man an der Wand des runden Südturms. »Dieses Denkmal meißelte die Hand eines anderen Bildhauers und zeigt schon den Sieg des Renaissancegeschmacks [...]. Der Wappenschild ist in vier Felder eingeteilt: im ersten und im vierten ist das gekrönte Haupt des Freisinger Mohren dargestellt, im zweiten und dritten Feld kreuzen sich Schlüssel und Schwert. In der Mitte vervollständigt ein kleines Wappen das große; es geht um das persönliche Wappen Philipps mit dem aufgebäumten Löwen im ersten und vierten Feld und die schrägen Rauten im zweiten und dritten Feld. Auch dieses Wappen hat noch ein kleines, aber leeres »Herzschildchen«, das ursprünglich wahrscheinlich nur mit Farbe erfüllt war. Das große Wappen ist von der Bischofsmitra mit zwei flatternden Bändern bekrönt, im Hintergrund sind zwei diagonal gekreuzte Bischofsstäbe zu sehen.« Die Inschrift lautet: Gepawt vnd vollendet durch den hocliwirdigen durcldaichtigen vn hochgeporn fiirstn vnd lierr, ich Philip bischoff zu Freising, administrator zu Numburg, pfalzgrafbei Rein, liertzogen in Bairn etc. Anno domini mdxxvii,m Das Relief aus dem Jahr 1513 an der Südseite des Kastens ist mit einem geraden Rahmen mit der Inschrift umrandet, die dem Freisinger Bischof Philipp gewidmet ist. Der Kunsthistoriker Cevc schildert es folgendermaßen: »Zwei junge Wappenträger in langen Überröcken mit aufgeblasenen Ärmeln und dem reichen Lockenhaar halten gemeinsam das Wappen des Bischofs Philipp; darüber erhebt sich die Mitra, im Hintergrund schräg angelehnt befindet sich der bischöfliche Stab. Unten unterstützt das Wappen ein stilisierter, hockender Löwe mit seinen vorderen Tatzen. Heraldisch gesehen nimmt das rechte obere und das linke untere Wappenfeld der Kopf des gekrönten Mohren (das Freisinger Wappen) ein, im linken oberen Feld reckt sich der Pfälzer Löwe, das rechte untere Feld deckt das bayerische Rautenwappen. Am inneren Reliefrand strebt aus den prismatischen, mit Nischen belebten Basen an jeder Seite je ein astloser Baumstamm auf, der die Säule ersetzt, um die sich eine Schlange windet; über den niedrigen, mit Blätterwerk überdeckten Kapitellen schwingen sich in einem Bogen zwei Äste ohne Zweige, 174 Emilijan Cevc, Renesančna reliefa v Škofji Loki in na Turjaku, Loški razgledi 26 (1979), S. 37. 1,5 Emilijan Cevc, Mojster Filipove plošče in problem Jakoba Sehnitzerja iz Loke, Loški razgledi 12 (1965), S. 34. 176 Cevc, Renesančna reliefa (wie Anm. 174) S. 37-9; ders., Kiparstvo na Slovenskem med gotiko in barokom (Ljubljana, 1981), S. 43. die sich an der Spitze kreuzen. In den Ecken zwischen diesem eingedrückten Bogen und dem Außenrand sind zwei Vögel zu sehen: der sich im Feuer verbrennende Phönix und der Pelikan, der mit seinem eigenen Blut den Jungvogel im Nest ernährt.«177 Ähnlich wie die vorherige ist auch die desselben Jahres entstandene Tafel von Schwarz: »Der Innenrand gleicht der Tafel Philipps; es fehlen nicht einmal der Phönix und der Pelikan, nur die »Säulen« an den Seiten sind nicht nur astlosen, sondern auch die schneckenförmig gewundenen Rippenstämme; die zweiglosen Äste des verkrümmten Bogens werden nicht gekreuzt, sondern kommen gleichlaufend zusammen und sind in der Mitte verbunden. Die innere Relieffläche ist mit drei Wappen ausgefüllt. Das obere ist das von Philipp und gleicht dem an dem Kasten, nur die Mitra über ihm hat an den Seiten flatternde Bänder; das Pastorale ist ausgebildet - ähnlich wie am Kasten - aus dem eingerollten zweiglosen Ast. Unten ist das Stadtwappen von Bischoflack mit dem Freisinger Mohren unterhalb des Rückens und mit zwei Türmen mit pyramidalen Dächern zu sehen, der Turm in der Mitte hat aber an der Spitze nur Festungszinnen. Das zweite Wappen ist das von Schwarz: verzweigtes Stengelchen mit zwei Blüten.178 Dr. Pavle Blaznik hat über den Bischof folgendes geschrieben: »Als großer Kunstfreund hinterließ Philipp dauerhafte Spuren auf dem Gebiet von Bischoflack. Es ist kein Zufall, daß gerade in den Jahren seiner Regierung bei der Kirche St. Jakob in Loka das Presbyterium und der Glockenturm neu errichtet wurden. Daß der Bischof dabei auch als Förderer mitwirkte, bezeugt sein Wappen, das im Presbyterium über dem Hauptaltar abgebildet ist. Ähnlich setzte sich Philipp für den Bau der Kirche in Ehrengruben (Crngrob) ein, woran wiederum sein Wappen an dem Gewölbe erinnert.«179 Unter den Schlußsteinen der Kirche in Ehrengruben stößt man im Stern im mittleren Streifen der Gewölbe auch auf einen, der als Wappen dem Gedenken des Bischofs Philipp gewidmet ist. Franc Stele schreibt: »Im Wappen ist das Negerlein aus dem Freisinger Wappen mit dem persönlichen Wappen Philipps vereinigt, das in einem Feld Löwen, im anderen Rauten zeigt.«180 Die Errichtung des bischöflichen Wappens bestätigt auch der Vertrag mit dem Baumeister (vielleicht auch dem Steinmetz), dem Bürger Jurko von Lack.181 Die Kunsthistorischc Verbindung mit Freising und Bayern Auf die Verbindung mit Bayern weisen die im 15. Jahrhundert errichteten Hallenkirchen in Krainburg, Bischoflack, Radmannsdorf, Zirknitz (Cerknica), St. Ruprecht (Šentrupert) und das Saalpresbyterium in Ehrengruben hin. Es ging um die Verwirklichung des Ideals der Hallenkirche, nach dem die Spätgotik strebte und das von Baumeister Hans in Landshut geschaffen wurde. Das Gewölbe der drei gleich hohen und breiten Schiffe wird von schlanken, polygonalen Säulen getragen, zwischen denen der Raum ungestört ineinanderfließt, das Gewölbe selbst besteht aber aus sternartigen quadratischen Gewölbefeldern.182 Von einer besonderen Verbindung zwischen Freising und Bischoflack sprechen die Fresken in der Filialkirche Hl. Kreuz auf Kreuzberg (Križna gora).183 Bis 1867 war sie dem hl. Ulrich 177 Cevc, Mojster Filipove plošče (wie Antn. 175), S. 30-1. 178 Ebd., S. 32. 1,9 Pavle Blaznik, Portret freisinškega škofa Filipa (1498-1541), Loški razgledi 20 (1973), S. 40-2. 180 France Stele, Crngrob, Spomeniški vodniki 3 (Ljubljana, 1962), S. 22. 181 Mehr darüber in Emilijan Cevc, Poznogotski stavbenik Jurko iz Loke, Loški razgledi 11 (1964), S. 50-61. 182 Vgl. Cevc, Umetnostni pomen (wie Anm. 28), S. 68; Wolfgang Schöller, Eine slowenische Variante der Sondergotik?, in: Bayern und Slowenien (wie Anm. 169), S. 93-104; Samo Štefanac, Die Pfarrkirche des hl. Kanzian in Kranj und ihre Stellung in der spätgotischen Architektur Mitteleuropas, in: Bayern und Slowenien (wie Anm. 169), S. 105-14. 183 Mehr darüber in Emilijan Cevc, Odkod je doma mojster križnogorskih fresk?, Loški razgledi 10 (1963), S. 104-12; Janez Höfler, Die Gotik in Slovenien, in: Bayern und Slowenien (wie Anm. 169), S. 17; Gerald geweiht. Janez Höfler schreibt: »Unter den Bögen der Nord- und Südwand befinden sich je zwei Darstellungen aus der Legende des hl. Korbinian184 (der Bär greift das Maultier des Heiligen an, der verzauberte Bär trägt statt des Maultieres das Gepäck des Heiligen) und des hl. Ulrich185 (der Gesandte des Kaisers beim Abendessen der hl. Ulrich und Konrad, der Gesandte vor dem Kaiser beziehungsweise die wunderbare Verwandlung des Huhnschenkels in einen Fisch) [...]. Die markanten Gesichter auf den Darstellungen aus der Legende Ulrichs und Korbinians und der ausgesprochen kontrastvolle Faltenvorschub in der nördlichen spätgotischen Stilisierung weisen in die Richtung der bayerischen, konkret Münchnerischen Malerei des späten 15. Jahrhunderts, wie sie vom Maler des Herzogs Sigismund, Jan Polack, dargestellt wird.«'86 Es ging um zwei typische bayerische Heilige: den hl. Korbinian, den mutmaßlichen Gründer der Freisinger Diözese, und den berühmten Augsburger Bischof St. Ulrich. Der Autor dieser Fresken ist der bei Jan Polack ausgebildete Maler. Sein Werk läßt sich durch die Verbindungen der Herrschaft Lack mit der Diözese Freising erklären, der damals auch München unterstellt war; Polack war ansonsten auch in Fresing bekannt.187 Der Chor wurde 1502 ausgemalt. Aus dem Slowenischen von Jože Lebar Dobler, Die Werkslütte des Jan Polack in München lind die Freskenzyklen von Jezersko und Kriina Gora, in: Bayern und Slowenien (wie Anm. 169), S. 221-5. 184 Erna und Hans Melchers, Das grosse Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf (Bonn, 1978), S. 755. 185 Ebd., S. 411-2. 186 Janez Höfler, Srednjeveške freske v Sloveniji L Gorenjska (Ljubljana, 1996), S. 114-5. 187 Michael Hartig, Die Ikonographie des hl. Korbinian, in: Wissenschaftliche Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian, hg. v. J. Schlecht (München, 1924), S. 164-5. FREISING IM GEDÄCHTNIS DER SLOWENEN VON PETER HAWLINA Die mir angebotene Mitarbeit an dem Symposium verstehe ich in dem Sinn, daß ich als Laie eine allgemeine Vorstellung von Freising in der slowenischen Geschichte skizzieren soll. Ich hatte Gelegenheit, einige Hunderte von Adressaten anzusprechen, die zeitweise die Informationen des Slowenischen Vereins für Familienkunde empfangen. Kaum fünf der Angesprochenen haben geantwortet. Im allgemeinen hieß es, Freising errinnere sie an die Freisinger Denkmäler. Der hier beschriebene Versuch war zwar kein ernsthafteres Feststellen der allgemeinen Kenntnis der Rolle Freisings in der slowenischen Geschichte. Aber von den Hunderten von Angesprochenen hätte ich dennoch mindestens ein paar Antworten erwartet, die die Handvoll oberflächlicher Mitteilungen übertreffen sollten. Auch ich selbst kann mich erinnern, daß der Unterricht in den Fächern Geschichte und slowenische Sprache in der Mittelschule die Frage kaum noch streifte. Die Einwohner von Bischoflack (Škofja Loka) wissen darüber zwar bedeutend mehr als die Einwohner anderer Teile Sloweniens. Etwas mehr wird in der Schule gelehrt, gelegentliche Ereignisse erwecken das Gedächtnis an Freising im Unterbewußtsein. Mittelbar errinnert uns an Freising das Wappen, ein Rest geschichtlicher Verhältnisse. Die Gestalt des Mohren und das Wort Freising selbst erscheinen in den Bennenungen von Gaststätten und wirtschaftlichen Unternehmen. Das Gedächtnis ist in Werken der Literatur und sogar in der Mythologie erhalten. Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist die Legende über die Entstehung des Wappens von Bischoflack. Sie scheint mir ein guter Ausgangspunkt, um einige Tatsachen darzulegen und Hypothesen aufzustellen, die sich dabei anbieten. Das Wappen von Bischoflack 1 »In Bischoflack wird erzählt, daß der erste Landbesitzer, der mit seinem krummen Stab seine Leibeigenen bändigte, Abraham hieß. Vor vielen Jahren aus Bayern nach Bischoflack gezogen, war er auf seiner Burg so lange zu Gast, bis er die slowenische Sprache beherrschte. Überglücklich, daß er sich nun mit seinen Untertanen und Fronarbeitern in derer Sprache verständigen konnte, begab er sich an einem Frühlingstag nach dem fernen Ort Idria (Idrija). Er wurde von einem Mohren begleitet, den der Herr von Bischoflack von der reichen Stadt Aquileja als Geschenk erhalten hatte. Sie reisten durch das Pöllander Tal (Poljanska dolina). Dieses war zu der Zeit mit Gehölz verwachsen und es lebten dort so viele Bären, daß man sie nicht einmal zu zählen vermochte. Weh dem Reisenden, der sich ohne Waffen auf den Weg durch die Wälder begab! Aber der Mohr, der seinen Herrn begleitete, war ein scharfsinniger Mann; er rüstete sich mit einem Bogen aus und steckte Pfeile in seinen Köcher. Als die beiden so über den weichen Waldbodcn schritten, stießen sie plötzlich auf einen riesengroßen Bären. Fürst Abraham hielt erschrocken an und zitterte vor Furcht am ganzen Leibe, sein Diener aber, nicht faul, spannte seinen Bogen und schoß einen 1 Aus der Legendensammlung von Škofja Loka, die Lojze Zupane unter dem Titel Kamniti most (Die Steinbrücke) veröffentlichte (Lojze Zupanc, Kamniti most [Ljubljana, 1973|, str. 12). spitzen Pfeil ins Herz des Bären. Das Untier brach tot auf der kühlen Erde zusammen. Der Herr umarmte seinen Retter und sagte: 'Du hast mir das Leben gerettet, du treuer Diener, ich werde dich für deine Heldentat belohnen, so daß die kommenden Geschlechter sich errinnern werden, was für ein Held du warst'. Als die beiden auf die Burg lebend zurückgekehrt waren, ließ Abraham unverzüglich in seinem Wappen, das nun durch Jahrhunderte die Größe der Fürsten von Bischoflack rühmen sollte, den Kopf seines Retters abbilden. Seit dieser Zeit befindet sich im Wappen von Bischoflack der Kopf des schwarzen Mohren«. Leider können wir Lojze Zupanc nicht mehr die Frage stellen, ob er den Inhalt der Legende der Volkserzählung, ohne eigene Zutaten, entnahm. Es ist zwar wohlbekannt, daß Bischof Abraham etliche Jahre im Exil in Kärnten und Krain verbrachte. Er soll damals in Maria Wörth am Wörthersee und in Lack (Loka) gelebt haben. Es gab im 10. Jahrhundert zwar kein Bischoflack, es gab aber Lack. Wie diese Siedlung aussah und wie groß sie war, können wir heute kaum erraten. Auch die heutige Stadt Aquileja zeigt, von außen gesehen, nicht ihre geschichtlich erwiesene Bedeutung. Von Lack, wie es vor 1000 Jahren aussah, gibt es kein Bildmaterial. Dieses wird erst einige hundert Jahre später entstehen, als am Zusammenfluß von Seizacher und Pöllander Zeier (Selška und Poljanska Sora) eine Stadt und über ihr eine Burg gewachsen waren. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wohnte der Bischof sehr wahrscheinlich in Lack, das heißt in jenem Ort, der heute Altenlack (Stara Loka) oder auch Fara genannt wird, denn die »Mutterpfarrei« des heiligen Georg erstreckte sich über den ganzen Grundbesitz der Herrschaft von Bischoflack in der Zeit ihrer größten Ausdehnung. Die Stadtpfarrei des heiligen Jakobus wurde erst vor 200 Jahren gegründet. Abraham wohnte also in Lack. Er verfügte über keine Kirchengewalt. Es kann die Frage gestellt werden, was er in dieser Zeit trieb. Ich werde nicht versuchen zu klären, wie er von Lack aus das Bistum Freising verwaltete. Wir können dennoch der Legende Glauben schenken, daß er auch Reisen unternahm. Nicht unmöglich, daß er in der Tat einen schwarzen Diener hatte, um so glaubwürdiger klingt es, daß er ihn vom Bischof von Aquileja zu Geschenk bekommen haben soll. So erscheint das Erlebnis mit dem Bären weniger abgedroschen. Nebenbei gesagt: Die Fabel vom Bischof und dem Bären ist auch aus anderen, ähnlichen Geschichten bekannt. Vielleicht am bekanntesten ist jene über den Bischof Korbinian, der auf seiner Romreise einen Bären belud, nachdem dieser ihm den Esel und das Maultier erschlagen hatte. Interessant an der Legende erscheint die Erwähnung, daß der Bischof Slowenisch erlernte. Auch dies ist nicht zu bezweifeln. Die beiden Länder, Krain und Kärnten, waren zu dieser Zeit von einer slowenischsprachigen Mehrheit besiedelt. Die Wörter slowenisch und Slowene waren damals zwar nicht bekannt, auch Slowenien konnte niemand vorausahnen, aber es ist bei uns üblich zu sagen, daß die Sprache der damaligen Einwohner auf diesen Gebieten die slowenische war. Abraham beherrschte also die Sprache der Einheimischen. Wer versucht zu erraten, wie Loka vor der Ankunft Abrahams aussah? Wieviel Einwohner lebten hier? Ich wage nicht einmal, diese Fragen in Ansätzen zu beantworten. Es ist nur bekannt, daß sich hier zwei bedeutende Wege kreuzten. War dies der Anlaß, daß Loka bekannt wurde? Sowohl Abraham, der Beschenkte, wie auch der damalige Kaiser Otto IL, der Schenker, müssen Lack gekannt haben. Kannten sie Lack etwa von früher? Abraham und Otto waren Freunde. Was für Freunde und seit wann, das weiß wahrscheinlich niemand. Es ist bekannt, daß Otto sehr jung den Thron bestieg. Er kämpfte viel und es ist leicht möglich, daß der eine oder der andere Feldzug ihn über Krain führte. Reisten sie zusammen? Otto heiratete die byzantinische Prinzessin Theophanu. Hat er sie sich am byzantinischen Hof aus der Nähe angesehen oder hat man das aus der Ferne für ihn erledigt? Haben Otto und Abraham Lack unter allen anderen Orten auf gut Glück oder als Kenner ausgewählt? In der Urkunde ist auch die Mutter Ottos, Adelheid von Burgund, erwähnt, die bei der Schenkung Pate gestanden haben soll. »Auf Empfehlung unserer Mutter ...«, heißt es in der Schenkung. Man könnte diesen Text auch so verstehen, daß die Mutter die Bedeutung von Lack kannte und daher ihre Empfehlung abgab. Tatsache ist, daß der Grundbesitz von Lack in »unserem Lande« das erste Beispiel solcher Schenkungen darstellt. Andere Gebiete werden später interessant sein. Abraham hatte keine Kirchengewalt, weder auf dem Herrschaftsgebiet von Lack noch auf anderen Landbesitzen, er hatte aber bestimmt mit den Kirchenangelegenheiten zu tun. Von freundschaftlichen Beziehungen zu Aquileja spricht sogar die Legende. Warum werfe ich die Frage nach der Pastoraltätigkeit auf? Teilweise aus dem Grund, weil das Christentum in unserem Lande damals noch jung war und das Staatsinteresse nach seiner Stärkung verlangte, vor allem aber deshalb, weil Texte in slowenischer Sprache in Abrahams persönlichem Nachlaß gefunden wurden. Abraham kehrte nach dem Tod Ottos II. nach Freising zurück und starb dort. Sein Nachlaß wurde im Archiv aufbewahrt, wo er wahrscheinlich unberührt auf die Zeit vor 200 Jahren wartete, als wegen der Säkularisationsmaßnahmen das Freisinger Diözesanarchiv nach München verbracht werden mußte. Bei der vorgenommenen Überprüfung und wahrscheinlichen Auswahl des Archivmaterials wurde man auf die Texte aufmerksam, bei denen die Sprachwissenschaftler slowenischen Ursprung feststellten. Drei Pergamentblätter gehörten zum Reiseritualbuch Abrahams. Wozu sollte der Bischof ein Rciseritualbuch mit sich führen, wenn er keine Pastoraltätigkeit ausübte? Wozu sollte er Texte in slowenischer Sprache bei sich haben, wenn nicht deshalb, weil er sie bei dieser seiner Tätigkeit gebrauchte? Man könnte kaum ein deutlicheres corpus delicti finden als die slowenischen Texte bei einem Bischof, der einen beträchtlichen Teil seiner Verbannungszeit in Lack verbrachte. Deshalb sollten die Slowenen etwas von Freising wissen, auch wenn die erwähnten Texte sich dort nur dank der glücklichen Umstände erhalten haben. Die Säkularisation war Anlaß zum »Aufräumen« des Archivs und somit ist der 200. Jahrestag der Säkularisation auch ein Tag der Erinnerung an die Entdeckung der für die Slowenen so kostbaren Dokumente - Dokumente, die wir wirklich Denkmäler nennen dürfen. Texte in slowenischer Sprache gab es zu der Zeit, wie auch früher und später, Gott weiß wieviele. Erhalten haben sich aber eben diese, nach ihnen erst einige Jahrhunderte später die Handschriften von Udine und Cividale. Ich habe zwei kostbare erhaltene Dokumente erwähnt, beide aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts: die Schenkungsurkunde und die Freisinger Denkmäler. Beide sind unmittelbar mit dem Bischof Abraham verbunden: das erste errichtet das Besitzverhältnis zwischen dem Grundbesitz von Loka und der Freisinger Diözese, das andere wird durch das Ende dieses Verhältnisses der Vergessenheit entrissen. An die Zeit der besitzrechtlichen Unterordnung Lokas unter die Diözese Freising errinnert in hohem Maße das Wappen von Bischoflack, das heute noch in Gebrauch ist. Die Mohrengestalt im Wappen war und ist immer noch Gegenstand vieler Mutmaßungen und Deutungsversuche. Keine von ihnen ist wissenschaftlich allgemein akzeptiert, und immer geringer wird die Möglichkeit, daß wir je zu einer eindeutigen Auslegung gelangen. Die Freisinger Bischöfe führten den Mohren in ihrem Wappen seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Aus der Zeit stammt die älteste Darstellung des Mohren im Wappen des Bischofs Emicho. Es gibt keinen Beweis für die Erscheinung der Mohrengestalt aus der Zeit davor. Ungefähr 300 Jahre sind also nach der Rettung Abrahams durch seinen schwarzen Diener verstrichen. Sind die 300 Jahre etwa zu lang, um das Gedächtnis an dieses Ereignis zu bewahren? Mag sein. In Freising gibt es aber noch ein Wappenmotiv: den beladenen Bären des Heiligen Korbinian. Dieser lebte einige Jahrhunderte vor »unserem« Abraham, der im Jahr 957 zum Bischof geweiht wurde und am 7. Juni 994 starb. Korbinian pilgerte nach Rom, wo er von Papst Konstantin I. zum Bischof ernannt wurde. Es war um das Jahr 710, das Wappen mit dem beladenen Bären erscheint jedoch erst 1340, also gut 600 Jahre später (http://www.ngw.nI/int/dld/f/freising.htm). Beide Legenden mögen Lügengeschichten sein, obwohl Begegnungen mit einem Bären in jener Zeit alles andere als eine Seltenheit gelten dürfen. Die Protagonisten der einen und der zweiten Begegnung be- kommen aber nach einigen hundert Jahren in der Orts- und Diözesansymbolik ihren Platz. Die Legende über die Entstehung des Wappens verliert in diesem Zusammenhang ihre Trivialität. Im Gegenteil, sie fällt überraschenderweise in allen wesentlichen Elementen mit den geschichtlichen Tatsachen zusammen. Nach der Säkularisation wurde der Bischofssitz nach München verlegt und dabei kämm auch der alte Wappen außer Gebrauch. Etwa zwanzig Jahre lang suchte man nach einem neuen Wappen, bis zu dem Entschluß, daß der Mohr weiterhin im neuen Wappen dem neuen Erzbistum regieren sollte. Es wäre schwierig festzustellen, was für ein Schicksal die Mohren traf, die in die Wappen zahlreicher Freisinger Besitztümer eingefügt waren. Nach der Säkularisation könnte man erwarten, daß auch die Wappen dieser Orte sich wandeln würden und daß der Mohr mit der Krone aus diesen Ortsymbolen verschwinden würde. Das geschah aber nicht! Warum? Wer weiß es? Vielleicht wegen mangelnder Bewußtwerdung, vielleicht aus Bequemlichkeit, um den Kosten auszuweichen? Auch der Markuslöwe ist auf fast allen Eingangstoren in die Städte, die einst der Republik Venedig gehörten, zu sehen. Würde heutzutage jemand in sein Stadttor den venezianischen Löwen einbauen? Würde jemand den Mohren mit der Krone einfügen? Diese Fragen möchte ich aus eigener Erfahrung beantworten. Bei der Reorganisation der Lokalselbstverwaltung entstanden auf dem Herrschaftsgebiet von Lack vier Gemeinden. Nur die Gemeinde von Bischoflack behielt das Wappen mit dem Mohren, was ein entsprechender Erlaß auch wiederum so bestimmte. Den anderen drei Gemeinden - Sairach (Žiri), Eisnern (Železniki) und Gorenja vas - Poljane/Pölland - wurde zwar eine Systemlösung an Gemeindesymbolik mit übereinstimmenden Fahnen und dem Mohren im Wappen angeboten. Der Vorschlag wurde aber überall entschieden zurückgewiesen. Mit der Freisinger Geschichte ist auch die Kolonisation der Gebiete von Zeierfeld, Selza-cher und Pöllander Tal eng verbunden. Die Einwanderer sprachen Deutsch und Slowenisch. Wahrscheinlich stammten aus Freising nur sehr wenige von ihnen, obwohl viele Einwohner von Bischoflack glauben, daß ihre fernen Vorfahren aus Freising stammten. Unter den Zuwanderern gab es zwar viele aus Bayern, mehr jedoch noch aus Tirol und Kärnten. Der Sprache nach standen diese den Slowenen näher als den Deutschen. Aus dem Slowenischen von Jože Lebar HKHk ■