01934 Laudon und das Land Krain. Von P. v. Radics. Wie nur Wenigen ausser ihm —Erzherzog Karl, Prinz Eugen und „Vater Radecky“ — ward es dem Marschall Laudon gegonnt, sein Andenken als Heerftihrer ersten Ranges nicht nur in den Blattern der ruhmreichen osterreichischen Kriegsgeschichte, sondern auch von Geschlecht zu Geschleclit fortzupflanzen, im Munde des Volkes dauernd fortzuleben. Durch ihn ward auch, \vie der Lau- donforscher Herr v. Janko richtig betont, eine eigene Volks- und Soldatenpoesie geschaffen — wer kennt nicht u. A. das einfach herr- liche Volkslied: »Laudon riickt an!“ — und er hat sich damit ein unverganglicheres Denkmal als Erz und Stein dies vermogen, im Herzen des Volkes errichtet. Auch unser stets kaiser- und reichstreues Land Krain hat den Sieger auf so und soviel Schlachtfeldern, den Eroberer und Befreier Belgrads vom Tiirkenjoche mehrfach im Liede gefeiert, es hat beim Einlangen der Ereudenbotbschaft vonMer Uebergabe „ Belgrads 1 ' tage- lange Feste gehalten, sowie es kurz vorher den „Helden von Dubica und Novi" feierlich zu seinem Mitlandmann erklart, im offenen Land- tage in die Reihe der „Herren und Landstande des Herzogthums Krain" aufgenommen liatte. Dem Interesse der krainischen Stande war schon der Oberst- lieutenant Laudon nahegeruckt, als er an den durch Jahrhunderte her von der krainischen Landschaft gegen das wilde Anstlirmen der Osmanen reichlich mit Blut gediingten „Grenzen“ einen Aufstand in der Lica (1754) mit seiner kraftigen Faust unterdriickt liatte und sie theilten daher spater um so voller die allgemeine Bevvunderung und Verehrung aller osterreichischen Patrioten fiir den Sieger von Kunersdorf, Landshut, Schweidnitz u. s. \v., die ihren politisch mar- kantesten Ausdruck scliliesslich noch v o r der Einnahme Belgrads in der erwahnten Wahl zum Mitlandmann gefunden. Da die Aufnahme in die Landmannschaft also zeitlich dem Tage von Belgrad vorangegangen (4. Mai 1789),. so will ich dieselbe auch vor der Schilderung der Octoberfeste von 1789 und vor der Anfuhrung der krainischen Feierklange fiir Laudon behandeln. l Laudon — „Landesmitglied“ in Krain. Am 4. Mai 1789 versammelte sich der Landtag des Herzog- thums Krain und nahm den nachstehenden „ex offo Antrag“ des stan- dischen Aussehusses entgegen, welcher Antrag die Verleihung der LandmanDschaft im Herzogthum Krain an Marschall Laudon vor das h. Haus brachte. Dieser Antrag lautete: „Die allzubekannte Verdienste dieses Helden haben den Wunscb der Herrn Stiinde rege gemacht, dass sie nun bei dieser Gelegenheit, da er die Grenze dieses Vaterlandes nicht nur allein voriges Jahr vor allen Einfahl geschiitzet, sondern aucb mitels Erweiterung dieser von der besorgten Furcht entfehrnet hat, wiinschen Ihnen ein Denk- mahl ihrer lebbaften Dankbahrkeit an Tage zu legen, somit selben unter die Zahl ihrer Ebren Mitglieder aufzunehmen. E. E. (der Herr Vorsitzende Gouverneur Graf Khevenhiiller) geruhen dann dieserwegen die giitige Einleutung gnadig zu treffen." 1 ) Ohne Debatte und einstimmig ivurde von den zahlreich ver- sammelten Mitgliedern des h. Landtages der „Schluss“ angenommen : Das Diplom auszufertigen. Der „Landinannsbrief“ vvurde demnach und in einer beide Theile, die Verleihenden wie den Ausgezeichneten, gleich hochehrenden VVeise, verfasst. Sein Wortlaut ist folgender: Landmannsbrief ! An den Herrn Feldmarsehall Freyherrn von Lau don. Von N. und N. Einer Loblichen Landschaft des Herzogthum Krain und der einverleibten Herrschaften Windisch March, Mottling, Isterreich, Karst und Poik im wehrenden Landtage versammelten Geist- und weltlichen Standen wird dem Hoch-AVohlgebohrnen Herrn Gedeon Freyherrn von Laudon, Feldmarsehall, Grosskreuz des milita- rischen Theresien-Ordens, wirkliehen geheiinen Rath und Innhaber eines Infanterie-Regiinents mit Zustellung dieses zu vernemen gegeben, dass Sie ilin Herrn l^eldmarschall in Ansehung seiner er- habenen und unsterblichen Verdienste von warmster Dank- ‘) Landsch. Archiv. (Registraturabtheilung im sog. Pogačnik’sclien Hause.) Fasc. 12 Nr. 207. barkeit angeeiifert, da bei diesem so gefahrlichen Tiirken- kriege die Grenzen dieses Herzogtbums durch seinen Heldenmuth von der Wuth der Feinde sovaterlich ge- schtitzet \vurden sammt allen dessen ebeleiblichen Erben mann- lich und weiblichen Geschlechts in absteigender Linie zu L and e s- mitgliedern zu Dartbuung ibrer besonderen Hochach- tung und Ver e h run g angenommen und so gestalten zu im- matriculiren beseblossen haben, dass der Herr Feldmarschall sammt seinen Erben wie andern im Lande gebohrne Herrn und Landleute aller und jeder Landesfreybeiten, Prerogativen, Ehren, Wurden und Vortheile Theilhaft seyn, derselbeu umvidersprechlich geniessen auch in allen Landtagen Zusammenkiinften und standischen Versammlungen sitzen, die Stimme und Wahl baben solle und mbge. Kraft dieses der Herrn Stande einhellig geschopften Spruches ist gegenwartiger offene Brief unter der eigenen Vnterschrift der Herrn und Land¬ leute ausgefertigt worden, der gegeben ist im webrenden Landtage den 4. May des 1789 Jabres.) Auf dem Rubrum des Conceptes liest man von der Hand des „Verordneten“ Grafen (Job. Nep.) Blagay: „Exp. und ist dieser Landmannsbrief sogleich zu mundiren, beborig unterscbrieben sodann an Graf von Rosenberg Estaffetenleiter absenden zu lassen.“ 2 ) Die Schonschrift des Landmannsbriefes besorgte der damalige Archivar der krain. Landschaft Herr Alois v. Kap p us, der daftir aus der landsch. Kasse unterm 18. Mai 1789 19 fl. 10 kr. erhielt, 3 ) sowie unterm 20. Juni 1789 einen Nachtrag von 3 ti. 39 kr. „weil besagter Herr Graf von Rosenberg nicht mebr zu Ivarlstadt gewesen und die Staffete bis Petrinia befordert werden musste.“ 4 ) Die tibliche Gratification von 50 Ducaten aber, tvelche der Ar¬ chivar bei sonstigen »proprio motu- Verleibungen der Landmann- schaft“ zu beziehen pflegte, tvurden in diesem (wie in dem beziigiicb der Verleihung an FZM. v. Risi zugleich angesprocbenen) Falle Sei- tens des Guberniums in Graz nicht willfahrt mit der Motivirung „da auch in Steiermark und Karnten dergleichen Vergiitungen nicht er- theilt verden. Landsch. Archiv (Registraturabtheilung in der landsch. Burg) Land- mannsbriefe Lit. L. — ibid. 1. c. — 2 ) 1. c. Fasc, 12, Nr. 216. — 3 ) 1. c. Fasc. 12, Nr. 276. — 4 ) 1. c. Fasc. 12, Nr. 278. — 1 * — 4 — Feldmarschall Laudon war am 23. Mai bereits im Besitze des krainischen Landmannsbriefes, denn unter diesem Datum richtete der gefeierte Held aus Karlstadt an den innerost. Regierungsrath und krain. Verordneten) Job. Nep. Grafen und Herrn von Edling, durch dessen Hande ihm das Diplom zugefertigt worden, sein Dankschreiben, das Edling sohin dem krain. Verordneten Jakob Grafen Hohemvarth zur Mittheilung an die Herrn Stande jedoch mit dem Ersuchen um Riicksendung des Originals iibermittelte. 2 ) Graf Hohenwarth liess diesem Wunsche des Grafen Edling ent- sprechend, in der Kanzlei der Landschaft eine Copie des Laudon- schen Schreibens anfertigen, worauf das Original an Grafen Edling nach Graz zuriickgesendet wurde. Die uns nun vorliegende Copie des envahnten Dankschreibens des FM. Baron Laudon. lautet, wie folgt: Hochgebohrner Graf! Das ausgezeichnete Merkmal der Achtung, mit welchen die Loblichen Stande des Herzogthums Krain mich zu be- ehren und unter die Zalil ihrer Mitstande zu setzen belieben, muss ich umso mehr mit dem durchdrungensten und aller lebhaf'testen Dank erkennen und empfinden, als ich bisher noch keine Gelegenlieit gehabt habe, mir liierzu die nothigen Ver- dienste zu enverben. Nur blose Gute der loblichen verei- nigten Stande ist es, dass Sie deren einige mir zuzueig- nen belieben und eben diese vorlauffende Gute der loblichen vereinigten Stande ists auch die mich aufmuntern wird, um eine so vorzugliche Aufmerksamlceit nur einigermassen zu verdienen, alle moglichen Kr dfte meines grauen Alters auf- zubiethen. Kuer Hochgebohren aber durcli deren Hande mir dieses schdzbare Diplom zugefertigt worden ist, bitte ich instdndig, die Lobliche Vereinigten Stande des Herzogthums Krain von *) Edling war in der Landtagssitzung vom 4. Mai 1789 zum Verord¬ neten erwalt. Laib. Ztg. 1789 Nr. 36. —) 1. c. Fasc. 12, Nr. 319. — 5 diesen Gesinnungen meines mit der warmsten Dankerkennt- lichkeit durchstromten Herzens fur die mir angediehene Ehre aufs allerlebhafteste zu uberzeugen, auch deroseits vollkommen versichert su seyn, dass ich jeder Gelegenheit mit Verlangen entgegen sehe, die mich vermogend macht Euer Hochgebohrn durch die bundigste Beweise die ganz entschiedene Hochach- tung bestatigen zu konnen, in welcher ich unausgesetzt zu sein die Ehre habe Euer Eochgebohren gehorsamster Diener London. Karlstadt den 23. Mai 1789. 1 ) Der Inhalt dieses Dankschreibens des Feldmarschalls ist vor Allem durch eine den grossen Mann bezeugende hervorragende Be- scheidenheit ausgezeichnet, eine Bescheidenlieit, \velche die eigenen so eminenten Verdienste des Schreibenden gering achtet und die er- fahrene Aufmerksamkeit so lioch anschlagt, dass sie dieselbe als An- sporn zur Aulbietung aller Krafte des „grauen Alters“ hinstellt. Wie vorahnend die grosse That von Belgrad spricht Laudon von der vorlauffenden 11 Giite der Stande, die ihti aufmimtern werde. Nicht ein halbes Jahr solite es wahren und Krain konnte mit bewundendem Stolze auf seinen „Mitlandmann“ als den Helden von Belgrad blicken. Die Belgradfeier in Krain. Das 83. Stiick der Merk’schen „Laibacher Zeitung“ von Sonn- abend den 17. Oktober 1789 brachte an der Spitze mit fetten Let- tern nacbstehende Kunde: „Den 12. Oktober ist der Kourier in Wien mit der Nacbricht angekommen, dass Vater Laudon den 8. in der Frtih die Festung Belgrad tibernommen habe. Alles rief in Wien laut: „Es lebe Josef und Laudon!“ Dieselbe Nummer enthielt auch ein Privatschreiben aus dem Feldlager Glina vom 13. Oktober, wozu die Redaktion der „Laibacher Zeitung“ die Bemerkung machte: „Wenn Samstags oder Sonntags ein Extrablatt komt und die Bestati- gung enthalten soli, so wird solches ohne Gnad und Barmherzigkeit ‘) 1. c. Fasc. 12. Nr. 319. 6 — nachgequetscht“ (sic!). Und es kam noch rechtzeitig an dieses Extra- blatt aus Wien und wir finden ganz am Schlusse der zweiten Num- mer des Amtsblattes und unmittelbar vor den amtliclien Kundma- chungen den Inhalt desselben „nachgequetscht“ oder wie man heute sagen wiirde: reproducirt. Das 85. Stlick des genannten Blattes vom Sonnabend den 25. Oktober 1789 bringt an der Spitze ein (einem Wiener Blatte nachgedrucktes) Festgedicht: „Auf die Eroberung Belgrads“ (Siehe nachste Abtheilung) und unter der Rubrik: „Laibach“ die ausfuhr- liche Beschreibung der Belgradfeier in der krainischen Landes- hauptstadt. Diese zeitgenossische Scbilderung der Laudonfeste Laibachs mbge Mer aus dem nun seltenen Exemplare der Landeszeitung von 1789 wbrtlich folgen, ob des mehrseitigen historischen und culturhi- storischen Interesses, das sie bietet. Sie lautet: Laibach. Sonntag den 18. Oktober wurde durch die Veranstaltung unseres hochwiirdigsten Herrn Erzbischofs J ) wegen Einnahme Belgrads ein feierliches Hocliamt gehalten und das Herr Gott dicb loben wir: unter dem Donner der Kanonen und Poller abgesungen, nebst einer grossen Menge Volkes waren auch sammtliche Dikasterien (Amts- personen) gegenwartig. Eine Begebenheit wie die durch den grossenHelden Laudons schnell bewirkte Eroberung Belgrads konnte nichts anders wie die freudigsten Eindrticke in aller Herzen patriotischer Unterthanen un¬ seres grossen Josefs machen. Auch wir Einwohner Laibachs er- schopften uns beinahe in Jubel und Freudensbezeugungen liber diese gltickliche Einnahme. Den 18. d. M. gaben 12 durch Veranstaltung des Herrn Postverwalters Jakob Edlen v. Fischer neu nnd gleich- gekleideten Postillons unter Nachreitung des Herrn Postofficiers von Sterzinger das Zeichen zum Anfang des allgemeinen Jubels, jede Gasse der Stadt und der Vorstadte erftillten deren tonende Posthorner mit dem innigsten Vergnugen der Freude und erhoben jedes Herz mit den aufrichtigsten Wiinschen zu dem Allmachtigen fur Josephs und 1 ) Vom 1787 —1807 war das Laibacher Bisthum bekanntlich ein Erzbis- thum und Erzbischof Michael Froiherr von Brigido. Laudons Wohl. Kaum brach der Abend dieses freudenvollen und schonen Tags ein, so sahen wir ein Chor musikaliscber Dilettanten der besseren Klasse des Volkes) mit einer gut besetzten tiirkischen Musik durch alie Strassen in der besten Ordnung ziehen, die meisten Hauser waren aufs beste und schonste erleuchtet, worunter sich das stiindische Landhaus, Eathhaus und einige andere Gebaude vorziiglich auszeichneten; die Menge des dieser gut dirigirenden (dirigirten) Musik folgenden Volkes, das fast nie unterbrochene Vivatrufen Jo¬ seph s und Laudons geht iiber alle Beschreibung, alles war voli reiner und ungezwungener Freude; ohngeacht eines unzahlbaren, von allen Seiten herzudrangenden Volkes, geschahe kein Ungliick. Montags abend verherrlichte eine in dem Landesstandischen Tlieater mit den prachtigsten Decorazionen versehene musikalische Akademie zum Besten des vor kurzer Zeit hier angekommenen ital. Opern- Direkteurs H. Bartolini. Alles dieses erhebte die Herzen der hiesigen Eimvohner um so mehr zum Danke gegen unsern grossen Kaiser Joseph und zum Lob des grossen Helden Laudons, dass Dienstags unsere Stadt noch kostbarer und geschmackvoller beleuchtet \var, hiebei zeichneten sich wieder vornehmlich aus das Standische Landhaus, Eathhaus, Erzbischofhof, H. Alborgeti, H. Domian, H. Eode, Fr. Mullei W. und mehrere andere Hauser; zwei mit den schonsten Dekorazionen und geschmackvollsten Beleuchtungen versehene Piramiden, \vovon dieje- nige rechts folgende Inschrift: VIVAT IOSEPHUS SECUNDUS LAVDONIO TAUEINI EEDEMPTOEE EEX SEEVIAE SEMPEE AUGUSTUS Diejenige links gestellte aber folgendes Kronostikon enthielt VIVat EmestVs GeDeon LaVDon VICtor BeLgraDI LaVs AVstrlae prangten an unserm Eathhause neben dem Bildniss des Monarchen. Kaum vraren die Hauser beleuchtet, so ertonte die durch Di¬ lettanten veranstaltete und sehr gut ausgefiihrte tiirkische Musik neuerdings durch die Hauptstrasse der Stadt, zogen unter Begleitung einer grossen Menge Volks unter Vivatrufen Josephs und Lau- *) Die Mitglieder der philharmonischen Gesellschaft ? — Der Verf. — 8 — d on s und unter unaufhorlichem Donner der Geschiitze bis zum Rathhause; hier wurde das wolgetroffene Portrait unseres grossen Hel- den Laudons mit allen moglichen Ehrenbezeugungen abgeholt und so im Triumph auf den standischen Redoutensaal gebracht, wo be- reits das Portrait I. M. Kaiser Josephs im schonsten Feuer und unter von H. Horlein gut gewahlten Dekorationen prangte; oberbalb dem Portrait des Kaisers war ein doppelter Adler, der im Munde einen tiirkischen Turban halt und im Begriffe ist den halben Mond zu zer- triimmern, bei dem Adler und Portrait aber war zu lesen: Dem Vater des Vaterlandes Dem grossten Kaiser. Oberhalb dem Portrait des Helden Loudons: Zur Verewigung des 8. Oktobers 1789 Zur Dankbarkeit dem erhabenen Mitstande Dem Schreken der Osmannen Dem Er ob er er Bel gr a d s. Nun eroffnete sich ein bis am Morgen gedauerter (sic!) sebr glanzender und zalreicher Bali, dessen Ueberschuss der Einnahme nach Abzug aller Unkdsten in 129 fl. zum Bessten des Armeninstituts gewidmet wurde. Den Beschluss aller dieser Feierlicbkeiten machte ein durch Herrn Ant. Hofer, eines patriotischen Biirgers und Giiter- beforderer unserer Stadt veranstalte zalreiche durcb alle Strassen ziehende Musikanten-Chor, dem wieder eine ungemeine Menge froh- lockenden Volks folgte, dieses war umsomebr iiberrascbend, da nie- mand vorher hievon unterrichtet, vollkommen aber iiberzeugt war, dass blosser warmer Patriotismus hievon die Triebfeder war. Die schone beinahe Friihlingswitterung verherrlichte diese Begebenheit und vermehrte die ungeheuchelte Freude und das Vergnugen aller Gegenvvartigen. “ Den Feierlichkeiten in der Landeshauptstadt folgten die Feste auf dem Bande, die zumeist am Sonntag den 25. October stattfanden. Das Amtsblatt brachte mebrere diesbeziigliche Berichte. Besonders festlicli gieng es in Krainburg zu. Dem vom Dechant gekaltenen Te Deum folgte die Verkiindung der Botschaft durch Postillone. ,Am namlichen Tage — schreibt der Correspondent — gaben 6 durch Veranstaltung des Herrn Postmeisters Joh. Bapt. Maier unter Vorreitung des Herrn Paul Schesseg Postschreiber das Zeichen zum 9 — Anfang des allgemeinen Jubels durch Hauptstrassen und Gassen der Stadt und Vorstadte, erfiillten deren tonenden Posthorner nebst einer Anzal der hiesigen Burger zu Pferde. Auf Veranstaltung des Herm Gerichts- verwalter Osman und Herrn Karl Nitsch, Apotheker, ist am Rath- hause ein Triumph erriehtet worden, worin die drei wolgetroffene Por- trats unseres grossen Kaiser Josephs in der Mitte sammt dem dop- pelten Adler in der Hohe, des grossen Loudons zur Rechten, zur linken Seite des Siegers Koburg angebracht und prachtig beleuchtet waren. Abends sahen wir die meisten Hauser beleuchtet, worunter sich das Rathhaus, Herr Galle, Jugovitz, Nitsch und Kobilliker nebst noch andern besonders auszeichneten; alles war voli reiner und ungezwungener Freude unter fast immenvahrenden Vivatrufen und ofters wiederholten Donner der Poller: „Es lebe Joseph, Loudon und Koburg!“ — In Weichselburg war in der Pfarrkirche Te Deum; Abends beleuchtete Herr I. Edi er von Bartolotti seine Fabrik und den Maierhof Nagermada und gegen 8 Uhr gab dieser edle Patriot und Menschenfreund eine herrliche Tafel, zu welcher die ganze Nachbarschaft eingeladen war. “ Aus den Festberichten der Nachbarstadte sei die Feier in G or z hier noch ins Auge gefasst, bei welcher (am 25. Oktober) in der Domkirche St. Hilari der „vor wenigen Tagen neuinfulirte“ Probst Freiherr v. Codelli Hr. von Fahnenfeld das Hochamt hielt und Abends bei der grossen Beleuchtung sich u. a. der Pal a st des Herrn Grafen von L ant hi eri besonders auszeichnete. GedicMe und Lieder auf Laudon. i. Auf die Eroberung Belgrad’s. Zertriimmert liegt in schreklichen Euinen Die starke Veste Belgrad! Vergebens stolzte sie auf Felsen und auf Minen Auf ihres Volkes Macht. Der graue Held gebot mit Donnerstimme Schnell stiirzten ihre Mauern ein! Froh horchend seinem Winke erstieg im Heldengrimme Sein tapfres Heer die Stadt. Noch scheint das Schloss, auf Felsen aufgethurmet Zn hohuen unsrer Krieger Muth; Und trotzet stolz der Macht, weil steile Hoh’ es schirmet Vor Loudons Donncrglut. Doch flammet bald aus seinen Feuersohliinden Verwustung in das stolze Schloss: Der staunende Osman sieht seine Veste ziinden: Sie stiirzt — mit ihr sein Muth! Er flehet furchtsam itzt des Siegers Gnade, Erbettelt kurze Lebensfrist Dnd zieht mit einem Štab, statt Waffen am Gestade Der Donau traurig fort.- Ha, jauchze Vaterland! dem grauen Helden! Im lautem Jubel ton’ sein Lob! Die Furstenrichterin wird einst der Nacbwelt melden, Was Gideon gethan! Dnd staunen wird der Enkel, wenn er hort: Was Eugen selbst unmoglich hielt, Das hat der Held, der schon so manches Schloss zerstohret Zur Moglichkeit gemacht. Der Held, den einst der tapfere Fiirst der Brennen Den Einzigen mit Ehrfurcht hiess Den alle Feinde nur als ihren Sieger kennen Doch keiner als besiegt — — Jauchzt Burger, hoch im wonnigen Gefiihle, Dnd freuet euch des grossen Gliicks: Doch in dem Taumel in dem larmenden Gewiihle Vergesst des Dankes nicht. Hosannt dem Helden, der euch vor Gefahren Des Krieges schiizt, und Sieg erficht! Gross ist sein Ruhm bei allen Volkerschaaren: Dnsterblichkeit sein Lohn! >) Vivat Lo ud on! Das Vivat Loudon! setzte die Redaktion der ,,Laibacher Zei- tung“ hiezu, indem sie das aus einen Wiener Blatte entlehnte Ge- dicht bei dieser Strophe abbrach, denn dasselbe hat noeh nacbstehende vier Strophen, die dem Redakteur der Amtszeitung nicht zu passen schienen. Es sind nachstehende dem Reorganisator der osterreichischen ') Merk’sche „Laibacher Zeitung* 85 Stiick Sonnabend den 25, Oktober 1789. — 11 Armee im 18. Jahrhunderte FM. Grafen Lacy ge\vidmeten Verse. Sie lauten: Doch, dass er mit zahlreichen starken Heeren Dem Feind’ entgegen ziehen kann; Dass diese grosse Macht zu kleiden und zu niihren Nun minder kost’t als vor; Wodurcli den Staat soviel Millionen Durch Weisheit und Oekonomie Ersparet sind, dass jetzt die Legionen So gut geubet sind. Das tapfeve Heer die strengste Ordnung fiihret Ist dies minder wohl das Werk Des grossen Lacy? verdient der minder, dass ihn zieret Unsterblichkeit zum Lohn ? Verdient der nicbt, durch soviel grosse Proben Von Weisheit, euern warmsten Dank? O Burger, wollt ihr Vater Loudon wiirdig loben Seid gegen jenen auch gerecht, ‘) II. Istzum Einschalten in di e Zei tun g * 2 ) eingesandt worden. LOVDONIO TAVRINI VICTORI IOSEPHI II FAVORE THERESIANI ORDIN1S DVCI Militiae, qui summa tenet jam munia Lovdon! Nil, modoquo Victor promovearis, habes. Sed mage cum meritum, meriti quam proemia quaeras, Sat Tibi sit: meritis done deesse Tuis. Non tamen esse potest justo sine munere virtus, Materiam gradui suppediatque novo. Ordinis, heroo positi pro milite summum JOSEPHUS CAESAR Te jubet esse LUCEM. An majora dari GEDEON! Tibi proemia possunt, Quam si Te TANTUS, quod manet ipse, facit? ‘) Nach dem „handschriftlichen“ Originale in der Bibliothek des Scliotten- klosters in Wien: Laudon im Gedicht und Lied seiner Zeitgenossen. Gesammelt und herausgegeben von Wilhelm von Janko, Wien 1881, Braumuller p. 63. 2 ) Merkische „Laibacher Zeitung“ 86 Stuck Mittwoch den 28. Oktober 1789. — 12 — JOSEPHI ergo Tuo gestans in pectore signum, Austriacis alter Tu quasi CAESAR eris. HI. Auf Laudon’s Eroberung. 1 ) Ein tausendfacher Donner schlug An Belgrads Mauern ein; Da schrie der Feind: Es ist genng! Belgrad soli euer sein ! IV. Loudon. Den Mond, der fiinfzig Jahre schon iiber dir In ungewittertrachtiger Blendung hieng, Den riss, o Belgrad! mit gebrochnen Hornern herunter, ein Vestenbezwinger, Und hub den Kaiseradler empor! — Auf Vater Mars! und winde den neuen Kranz Den thatenvollen Greisenlocken! Farna! verbreite des Helden Ehre, Wo Phobus aufglanzt, wo er die Strahlen birgt! — Eugens Zuriickkunft urar der gemeine Wunsch. Halt ein den Fliigel, Wunsch! In Loudon Sandte der Himmel E u ge n en wieder. 2 ) V. Shivite jenu pite Lubleni Lublanfki Ludie Vukaite, vekajte Thu Laudonov vefselje. 3 ) (Lebet und trinket, jauclizet und schreiet die Freude Laudons.) Lanfko leto nafha armada Doli na Ogerfkim leshi Al nobeden Beliga grada Se lotiti upal ni. VI. Lavdon. Lavdon fam je ferzhin, moshki, Terdno fklepat’ je sazhel, De bo Turkam v fvoji vojfki Mefto Beligrad odvsel. ‘) Motto zum 89 Stiick der Merkischen Laib. Zeitung vom Sonnabend den 7. November 1789. — 2 ) Merkische Laibacher Zeitung 91 Stiick Sonnabend den 14. November 1789 (an der Spitze des Blattes). — 3 ) Merkische Laib. Zeitung 93 Stiick Sonnabend den 21. November 1789. (Motto.; — 13 — — s 14 — Auf Laudon. Nach. der Eroberung von Belgvad. — Krainer! scher Volksgesang. Im vergang’nen Jahre lagen Dnsre Heer’ in Ungarn weit, Aber Niemand wollt es wagen, Belgrad sich zu nab’n im Streit. Also haben sie beschlossen: Lieber sterben wollen wir, Dnd bis alles Blut vergossen, Wollen wir uns wehren hier.“ Laudon nur, der tapfre Krieger, Fasst den herzhaften Beschluss, Dass sich Belgrad ihm als Sieger In dem Kampf ergeben muss. Viel des Volks, gar manche Waffe Bringt er schnell zusammen jetzt, Und die Donau und die Save Hat im Flug er iibersetzt. Zelte werden ausgespreitet Er verschanzt sich wohl und gut, Und da alles vorbereitet, Seht was da der Laudon thut: An den Pascha schickt er eben Boten mit dem guten Rath Dass freiwillig iibergeben, Er ihm moge seine Stadt.' „Wenn ich mit Gewalt sie nahme“ Spricht er, „wurds euch schlimm ergeh’n Was lebendig ich bekame, Wird den Tag nicht langer seh’n! Doch der Tiirke macht zu wissen: Nicht ergeben woll’ er sich. Da fangt Laudon an zu schiessen Gegen Belgrad furchterlich. Mit dem feur’gen Kugelregen Griissen sie die Tiirken dann; Hauser sie in Asche legen, Dass man sie nicht zahlen kann ! Lauden endlich heiss’ts vollbringen Belgrad werde jetzt berannt Dhauf hinein die Unsern dringen, Und es ist kein 'VViderstand. Jetzt zur Flucht die Tiirken kehren, Mancher in die Festung dringt, Aber wer sich wollte wehren, Ueber Laudons Klinge springt. Feuer auf die Festung speien Die Geschiitze unausgesetzt, Schon im Schutt sind die Basteien. Und der Feind verzweifelt jetzt. Er beschliesst, sich zu ergeben, Und Held Laudon willigt ein, Es soli Abzug mit dem Leben Mann und Weib gestattet sein. Was dem Einzelnen gehorig, Waar und Geld, behalt er fein, Aber was dem Sultan horig, Soli der Unsern Beute sein. DTauf der Festung Thor sich weitet Unser Heer besetzt sie da, Und der Tiirken Schaar begleitet Unsre Wach’ bis Orsova. Laudon schmiicken Lorbeerreiser Alles Gliick ihm Gott gewiihrt Doch auch gliicklich ist der Kaiser, Dem da dient des Helden Schwert Eine blut’ge Fahne schwingen — Zeichen sinds dem General — Und den Todtenschadel bringen Jetzt die Tiirken auf den Wall. Wollen uns mit ihnen freuen Jetzt und in der kiinffgen Zeit, Ihrem Wohl von uns den Treuen Sei der Becher Weins geweiht. * * * Aus des P. Marcus Pochlin Bibliotheca Carnioliae, herausgege- ben vom histovischen Verein fiir Krain 1862, ersehen ivir, dass Bar- tholomaus Laurizh aus Treffen, der freien Kunste und der Philo- sopbie Magister, 1789 bei Ignaz Alois Edlen von Kleinmayr in 4° er- scheinen liess: „Laybachs Jubelfest am 18. 19. und 20. Weinmonats 1789 iibei' die von Sr. Excellenz dem Herrn Eeldmarschall und Oberstenbefehls- haber der k. k. Armee Landstand des Herzogthums Krain, Gideon Freyherr von Laudon am 7. namlichen Monats und Jahrs bervirkte Eroberung Belgrads. “ Von dieser zeitgenossischen Schrift ist ausser der Notiz ihres Erscheinens bisher nichts rveiter bekannt geworden und rverden die Vaterlandsfreunde ersucht, ein allfallig irgendwo befindliches Exemplar den Sammlungen des krainischen Landesmuseums „Rudolfinum“ zu widmen.