„Mhtit, Kittmit str Atlt." Skr »« Kr-itag, »«. April t8«V. VI. Jahrgang Die .Narburger Seitung" erscheint jeden Sonntag. Mitlwoch und Kreilaq. Preise — für Maibnrg: ganzjährig 6 fl.» halbjährig 3 fl.. vierteljährig 1 fl. b0 kr; für ZnstellunT in» Hau« monatlich 10 tr. — mit Postversendnng: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig Z fl. Di« ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 1b, bei dreimaliger mit 2V kr. berechnet, wozu für jede»mal»ge Einschaltung 3V tr. Inseraten-Stempel^^ebühr kommen. Zur Geschichte des Tages. greiherr von Neust soll auf die Borlvürfe der Kriegspartei m Wie«, daß er das Bündnib mit Frankreich ausgeschlagen, geantwortet haben: „Preußen anlugreifen oder auch nur zu belüstigcn, lvahrend eS mit grantreich Kricg führt, hieße uus der Gefahr einer gleichen BeHand, luna von Seiten des Czars aussetzen. Ohne Zlveifel sind Umstände deutbar, unter welchen es räthlich. vielleicht sogar nothlvendig sein lvilrde. dieser Gefahr zn trotzen ; können wir aber den Interessen Oesterreichs dienen, ohne uns den Chaneen eines Konfliktes mit Rußland auszusetzen. so wäre dies beiweitem vorzuziehen. Die Gelegenheit, einen solchen Versuch zu machen, wird sich voraussichtlich gleich oder bald nach dem wirklichen Ausbruche des Krieges zwischen Preußen und grantreich zeigen. Oesterreich kann sich dann erbieteit. gegen Erneuerung seiner srilheren politischen Verbindung, wenn nicht mit dem ganzen, so doch mit Süd-deutschland. auf Preußens Seite zu treten, unl) es ist wahrscheinlich, daß ein solches Anerbieten in Verlin angenommen werden würde. Sollte dies gegen Srwalten nicht ter gaU sein, so bleibt es noch immer früh genug, sich auf die andere Seite zu schlagen". Russische Wühlereien haben nun auch unter den Slaven , Ungarns, namentlich im »Zkorden, begonnen. Unter dem Deckmantel wiffenschasil'cher Stndieti wandern ruffische Sendlinge von Dorf zu Dorf, und verbreiten dabei die Nachricht, der Czar werde demnächst schon mit seiner väterlichen Huld die llavischen Söhne Ungarns beglücken. Die Regierung begnügt sich, um nicht die Bevölkerung unnöthig in Aufregung zu versetzen, damit, diese Geschäftsreisenden des Petersburger Kabinets. »venn sie selbe entweder im Lande oder an der Grenze aus» greif», einfach auszuweisen, doch hilft das Mittel nicht viel: der lSinsall der Sendlinge ist-zu maffenhast. Aehnliche Wühlereien sind bekanntlich unter den Ruthenen in Galizien an der Tagesordnung, und man bringt sie alle mit dem Plane der russischen Regierung in Verbindung, bei allenfallsigen VeriviÄungen Oeslerreichs in der Luxemburger Geschichte im Trüben zu fischen. Preußische Regierungsblätter iveisen die Veschuldi-gung, daß Graf Bismarck durch ein maechiavellistisches Manöver grant« reich in die nnangenrhme Lage versetzt habe, entweder tvegen Luxemburgs einen Krieg zu beginnen oder einen schimpflichen Rückzug anzutreten, auf das Entschiedensie zurück. Die Verhandlungen über die Abtretung de< Großherzogthums seien zlvischen der holländischen und sranzösischen Re-gieruna allein und, wie Moustier selbst zugestanden, auf eine SrWung der ersteren hin geführt und lias Berliner Kabinet weder von der einen noch von der anderen Seite befragt »vorden — ein Borgehen, das um so auffallender gewestn, als man im Haag noch nicht Vergessen haben könne, daß am 24. Zuni 1866 in Beilin auf die Anfrage, »vie es sich von nun an nlich der erfolgten Auftösung deS deutschen Bundes mit der preußische» Besatzung in der Festung Luxemburg verhalten »verde, in be-stimmter Weise geantwortet worden, Preußen »verde die Festung nicht mehr als BundeSfestunfl. sondern aus Grund der besonderen. 1816 mit Holland abgeschloffencn und 1819 unterzeichneten völkerrechtlichen Ver-träae besetzt halten. Ebensolvenig sei man im Haag darüber im Unge-wissen gewesen, daß die AnwartschastSrechte deS herzo^llich nassail'schen Hauses aus Preußen übergegangen. Habe Frankreich sich trotzdem auf Unteihandlungen eingelassen, miisse es auch die Folgen tragen. Zwischen Preußen und Frankreich wiederholt sich das Schauspiel, das zlvischen kriegdrohenden Mächten dem Ausbruche vo'an-zugehen pflegt; jede behauptet, der Gegner habe zuerst gerüstet. Die „KreuzzeituNtj" versichert: „Keinem Verständigen Menschen in Preußen fällt es ein. Krieg zu wollen mit Frankreich. Wir haben das ganz be» stimmt ausgesprochen seit dem Auftauchen der Luxemburger Frage. Weun Die schöne Nathi. «on Ä. Schräder. (Fortsetzung.) Herr Czabo »var in eine Verfaffung gerathen, daß es ihm schwer ward, das angefangene Gespräch forizvsetzkn. Cr trommelte mit den Fingern auf s»iner Dose, als ob er Fassung und Gedanken herauStrom-meln wollte. Er war der Herr im Hause, folglich mußte er zuerst das Wort ergreifen. „Kathi". begann er in einem Tone, der von dem eines Herrn hiM' melweit verschieden war. „weißt Da auch, daß heute ein wichtiger Tag für mich ist". Die Köchin schob einen Topf vom F uer zurück, dessen sprudelnder Inhalt den Rind zu übersteigen drohte. Das dadurch verursachte Ge-rausch hatte sie verhindert, die freundlichen Worte des Alten zu verstehen. Sie wandte ihr glühendes G,ficht von dem Herde ab, und fragte im Dialekte der Landleute jeuer Gegend: „Was befehlen Sie. mein Herr? ' Und dabei sah sie ihn mit großen, glänzenden Augen erwar-teud an. Herr Czabo trommelte stärker auf seine Dose. Es was ein Glück, daß er denselben Gedanken noch einmal aussprechen konnte, denn es iväre ihm in di sem Augenblicke unmöglich gewesen, einen neuen zu findrn Fast lallend wiederholte er seine Frage. „Rein, Herr Ezabo!" antwortete Kathi. indem sie sich mit der weißen Küchenschürze die schweißbedeckte Stirn trocknete. „Es hat sich eine Schutzwache in unserer Stadt gebildet um den flüchtige» Rebellen entgegenzutreten, die jetzt häufig Semlin pafsiren. die nahe türkische Grenze zu erreichen. Mich hat man zum Kommandanten der. jelben ernannt". Kathis Hönde» entsank der Zipfel der Schürze; sie sah schlveigend den Kommandante» an. „Wundert Dich daS?" fragte lächelnd Herr Czabo. ..«ein „Und doch scheint es so?- „Ich freue mich, daß der junge Kaiser in Semliu so treue Unter« thanen hat". „Wahrhaftig? So sind wir von gleicher politischer Farbe. Gefällt es Dir in meinem Hause?" fragte der Apotheker, indem er die Dose öffnete und mit zwei Fingern ein wenig von dem duftenden tabak daraus hervornahm. „Gewiß. Herr Czabo! Sie sind sehr freundlich, und Ihre Tochter ist die Güte selbst. WaS kann eine arme Dlenstmagd von Ihrer Herr-schast mehr verlangen?" DaS ganze Gesicht deS Apothekers lächelte; als ob er auf der Stelle einen schlagenden Beweis von seiner Freundlichkeit geben wollte, hielt er der Köchin die offene Dose hin. und fragte: „Ein Prischen?" „Danke. Herr Czabo. ich schnupfe nicht!" Diese Worte sagte Kathi mit zitternder Stimme. alS ob sie die liesondere Aufmrrksamkeit deS Herrn Kommandanten der Schutzwache erschleckt hätte. Diestr sah dem jungen Mädchen scharf, aber freundlich in das Auge. Kathi wich betroffen einen Schritt zurück, dann bückte sie sich, um ein Stück Holz unter dem Herde hervorzuholen. DaS HalS-tuch verschob sich bei dieser Bewegung, und Herr C^abo sah einen wie aus Elfenbein geformten Nacken. Die Köchin beschäftigte sich mit dem Fmer. „Wie befangen sie ist!" dachte der Apotheker. „Vetter Lajos hatte Recht, ein solches bescheidenes Beilchcn muß man sorgfältig wah-ren. damit es die Sonne nicht zu zeitig welkt. Eine arme Dienst, magd. sagtest Du?" fragte er »ach einer kleinen Pause. „Ich meine. Du besitzest genug, »m nicht für arm zu gelten", fügte er mmhi. ger hinzu. Kathi wandte sich wieder zu ihrem Herrn; dann sagte sie mit beweg-ter Stimme: „Ich bin so arm, lieber Herr, daß ich eS kaum zu sagen Vermag!" Der Kommandant ward von Mitleidca ergriffen, sein Lächel» Verschwand und sein Blick ward ernst. DaS junge Mädchen erschrak von Neuem. „Fürchtest D» Dich vor mir, Kathi?" etwa doch ei» oder das andere untergeordnete Blatt die Miene annimmt, als wünsche et den Krieg, so ist das eitel Tendenz gtgen den Grafen Bismarck, dem fie bei dieser Gelegenheit etwas am Zeuge zu flicken Hof fe«. uachdem er anderweitig fich diese Lappeaschneider so gründlich vom Leibe geholten. Und was bedeuten im Uebrigen diese paar Zeitungen bei uns hier gegeu deu vollen Chorus geübter Stimmen, der in grant-reich nach Ktiig gegen Deutschland schreit? — „Das Recht und die Würde Aranimchs". r^en fie uns zu, „werdm verletzt von Preußen und Deutschlands- -- Welches Recht? Etwa das Recht, je nach Belie« den die Rechte Anderer zu mißachten oder zu tranken? — Welche Würde? Etwa die Würde eines nnwidersprechbaren Diktators für Europa? Oder die Würde eines wohlbestallten Schiedsrichters der Rationen? — Man laffe diese Thorhelten bei Seite. — Thorheiten, welche wir natür-lich nur der franzöfischen Presse anrechnen, die durch tausend Eifersüch. teltien und Parteiintereffen angestachelt wird. Die Regierung von Frank-reich kann in Lezng auf das Recht doch nicht unbeachtet lassen, daß Preußen zunächst mehr Recht hat in der Festung Luxemburg, als Frank-reich. Und was unsere Würde betrifft, so haben wir freilich nicht die Manier, von derselben alle Tage aus dem Markte zu erzählen. Aber wir denken, es wird dem Kaiser der Franzosen nicht entgehen, daß. wenn nach dortigen Blättern „der Erbe des großen Napoleon der Würde Frankreichs nichts vergeben darf", daß ebenso — Wort gegen Wort! — auch „der Enkel Friedrichs des Großen die Ehre seines Landes nicht vergessen wird". Wir bitten also dringend, daß man die Sachen dort etwas rnhiger betrachte und behandle. Das Bramarbafiren der Herren Girardin nnd Genoffen, — daß es uns nicht einschüchtert, brauchen wir nicht zu sagen ; aber das Ansehen Frankreichs wird dadurch auch nicht gehoben." Die Partei Garibaldis erklärt sich zu Gunsttn Deutsch« iands: der „liberale Berein" in Bologna hat »Smlich an den Obmann des de»tschen Nationalvereins — Bennigsen — eine Adreffe gerichtet, der wir Folgendes entnehmen; Niemals darf Italien vergeffen. daß seine Söhne in Waffenbrüderschast mit den Deutschen vor Kurzem erst gemeinsam für die italienische und deutsche Einheit kämpsten. Diese ge-«einsame Blnttaufe sei das Unterpfand unserer zukünftigen Allianz des Friedens und der Wohlfahrt Europas. Italien, das keinen Haß und keine Antipathie gegen ir^nd eine Nation hat. beklagt aufs Tiefste jene übertriebenen nationalen Eitelkeiten, die in ihrer Heftigkeit die Selbstliebe der andern Nationen verwunden; es fühlt fich im Innersten betrübt, wenn es sehen muß. wie srete und gesittete Völker, geschaffen, sich zu achten, das System der alten Despotien erneuern. Die grit des Halses, auf dem die Tyrannei ihre unselige Herrschast gründete, soll auf ewig vorüber sei; die neue Zeit will nicht Furcht nnd Argwohn, sondern Liebe und Vertrauen. Aushören muß der Wettstreit zwischen der latei-nischen und germanischen Raee. und Eintracht zwischen beiden soll an dessen Stelle treten, ans daß mit dem ganzen Aufwand der vereiniaten Kräfte, die fich so häufig in vergeblichen Kämpfen zersplittert, die Seg' nungen des Friedens fich verhundertfachen nnd die menschheitswürdige Ansbildupg beschleunigt werde. Dank dieser Harmonie würde die italie-Nische Einheit dann bald in Rom. der Hauptstadt, die germanische in der Bereinigung des Südens mit dem Norden. Neu Europa im natür-lichen Gleichgelvicht der wiedererstandenen Nationen ihre Vollendung finden. __________ „Dn Braten, Herr!" sagte fie rasch, indem fie fich wieder zu dem Herde wandte und die Deckel der Töpfe öffnete, um nach den Speisen zu sehen. „Sie fürchtet meinen Zorn wegen des angebrannten Bratens", dachte Herr Ezabo lächelnd; „es ist Zeit, daß ich das arme Kind betuhige. Kathi!" rief er laut. „Herr Ezabo? antwortete fie. ohne fich umzusehen. „Sieh' mich an, ich meine es gut mit Dir l" Bei diesen Worten ergriff er den Arm des jungen Mädchens, so daß fie ihn ansehen mnßte. Des Apothekers Geficht schwamm in einem Meere von Frenndlichteit. „Kathi sei offen, ängstigt Dich etwas?" „Nein. Nein!" flüsterte fie „llnd doch glaube ich es zu errathen". „Sie, Herr Ezabo?" „Dein Better Lajos ist ein alter Bekannter ^Lajos. tvar er bei Ihnen?" „Ich meine nnr. er kann es mie sagen t^Das glanbe ich nicht l" antwortete Kathi mit einem schmerzlichen Lächeln, wobei fich die beiden Reihe« ihrer wunderbar schönen Zähne zwischen den rothen Lippen zeigten. „Und wenn er es mir schon halb und halb gesagt hätte?" Ans Kathis Augen blitzte ein seltsamer Strahl, und ihr Kops hob fich hoch empor. ,^ajos?" rief fie wie verletzt. „Unmöglich!-Der Kommandant der Sch^wehr wuuderte fich einen Augenblick über de« Ton. in welche« diese Worte gesprochen ivurden. „Es steckt etwas dahinter", dachte er; vielleicht hat der lange Riklas Glück gehabt, ich mnß es nm jeden Preis z» erforschen snchen. Bestätigt fich «ein Argwohn, so jage ich den Unverschämte» ans dem ^nse". Mit Mühe legte er sein Geficht wieder in die galten der Frennd lichkeit. .Ei, «ei» Kind", sagte er mit eine« feinen Lächeln, „fürchtest D». daß Vei» Gehei«»iß vereathe» werde?" „Herr Ezabo. ich habe tei»e Gehet«»iffe!" k»twortete Kathi »»-sch»ldig. „D» liebst, nicht wahr?" Aur Einführung der Schwurgerichte. II. Marbnrg, SS. April. Das Schwurgericht ist uns nicht blos eine polltische Einrichtung. Wir verlangen die Mitwirknng deS BolkeS an der Strafrechtspflege nicht allein deßhalb, weil wir auf der Einheit der Grundsitze behdrren und sagen! wenn das Äolk durch seine Vertreter Gesetze gebe» hilft, so darf es folgerichtig auch von der Anwendung derselben »icht ausgeschloffe» werden — wir begehren das Schwurgericht als eine Rechtsauftalt. als ein wesentlich Erforderniß der Rcchtspflege selbst. Das geschriebene Gesetz ist dürftig im Bergleiche mit den manchsal« tigen Erscheinungen des Lebens: der näheren Bestimmungen des Gesetzes ist sich der Handelnde in Regel gar nicht, mindestens nicht klar bewnßt: die sicherste Richtschiiur deS Cliuelnen bei der Bethätigung des Willens — das Gewissen im vollsten Sinne des Wortes — muß darum anch vom Staat als solche anerkannt werden. Das Bolk und der Angeklagte können die höchste Gewähr für die Begründung eines Urtheils nur darin finden, daß ein Ausspruch des BoltSgewiffens vorliegt — daß eine be« stimmte Anzahl sreigewählter. unparteiischer, verständiger Männer im NaMtN des Bolkes nach sorgsältigster Prüfung des Falles, nach eingehendster Befragung ihres Gewissens, fich für Schuld oder Nichtschuld erklären. Ist das Schwurgericht als Rechtsauftalt uueutbehrlich im besonderen Falle, so ist dasselbe es nicht minder im Allgemeinen. Ohne Geschworne kommt das Rechtsbewußtsein des Voltes nicht znm wahrsten, unmittel-baren Ausdruck — ohne Geschworne bleibt das geschriebene Gesetz ein todter Buchstabe. Leben bringt Lebendiges nnr. An jede« ei»»el»e» Fall entwickelt fich das Recht weiter: die Fortbildung desselben ist nnr gefichert durch die regste Theilnahme des Bolkes an der Rechtspflege — nur dann, wenn heute der Geschworene in der Gerichtshalle frei tnr Geltung bringt, was fich gestern außerhalb derselben, mittm im Leben und Weben des Tages, unabweisbar geltend gemacht. Angesichts der Nothwendigkeit. die Schwurgerichte als politische Ein-richtung und als Rechtsanstalt einzuführen was hat es zn bedenten. wenn nach dem Antrage der Regiernng nur bei den schwerste» nnd wichtigsten Berbrechen Geschworne mitwirken sollen. Die Kostenfrage wird ja doch wohl nicht in Betracht kommen? Der Staat «nß die Mittel haben, um die unentbehrlichsten Bedürfniffe jU befriedrigen, oder er verzichtet auf seinen Fortbestand. Die Kosten dnrsten uns nicht ab-schrecken, selbst dann nicht, wenn sie mehr betragen würden» als dle jetzi-gen Auslagen des Staates für die Strafrechtspflege» bei grundsätzlicher, echt volksthümlicher Verfassung der Schwurgerichte würden fich dieselben jedoch eher vermindem, als vermehren. Wir begnügen uns nicht mit einein Schauspiele, das znr Stillnng der Neugierde jährlich einige Male im Gerichtssaal dargestellt wird —> wir fordern die Anerkennung des ganzen Bolksrechtes hinfichtlich der Schuldfrage: es gibt gegen dasselbe kein politisches, kein rechtliches, kein wirthschaftliches Bedenken. Kathi schlug die Augen auf ihre weiße Küchenschürze; ihre kleinen berußten Hände spielten verlegen mit dem Zipfel derselben. „Unglücklich?" fnhr Herr Ezabo fort. Die Köchin antwortete nicht, aber ihr Gesicht blieb eigenthümlich ruhig. In Herrn Czabo regte sich ein Gefühl, das der Eifersucht nicht uu-ähnlich war. „Nun. habe ich Recht?" sragte er kleinlaut. „Sie hahen Recht. Herr Czabo!" flüsterte Kathi. indem fie zu ihre» kleinen Füssen hinabsah. „Und wer ist denn dieser glückliche Mann?" „Das kann ich nicht sagen". „So muß ich ihn ivohl errathen?" „Das ist eine Unmöglichkeit!" antwortete sie mit eine« reizende» Lächeln der Verlegenheit. Herr Ezabo lauschte einen Augenblick nach der Küchenthür, als er bemerkte, daß die Hausflur völlig ruhig war. sra^te er: „Ist er jung?" „Nicht so alt als ich!" flüsterte Kathi. Der Kommandant stutzte; er dachte an Niklas, der kaum neunzehn Jahre alt war, und Lajos hatte ihm gesagt, daß seine Nichte zweiuud-zwanzig zähle, ör glaubte auf der Spur zu sein. „Ist er reich?" fragte er, denn er hatte die Absicht, die Armuth und Abhängigkeit seines GeHülsen zu schildern. ,,Sehr reich l" antwortete die Köchin. Der Apotheker stutzte zum zweiten Male. Niklas tonnte es also nicht sein. Er beschloß, seinen Plan jn ändern. „Lebt er in Semlin, Kathi?" fragte er, »»d der Verdacht stieg i» ihm auf. die Köchm sei deshalb i» seine Die»ste getrete», »m de» Ge-liebte» ia der Nähe z» haben. „Nei». Herr!" „Ah. ich errathe — er ist Soldat!" „Ei» Soldat vom hohe» Ra»ge". a»twortete Kathi. „Das dachte ich mir!" rief Herr Ezabo. ,,Was?" fragte fie verw»»dert. „Er diente im Heere der Redelle». wo die Waghäls« leicht Obri-ste», selbst Generale w»rde»! Ah. mit dem hohe» Raage i» es a»s. mei» Kind. Die Herre» Obriste» »nd Ge»erale laufe» otz« Regi«»ter Vermischte Rachnchteo. ^Dieuumittelbaren Besitzungen Englands in Ost-Indien) umfassen den neuesten Aufiiahmen zu Folge 9Sö.228 eng« tische (238.807 deutsche) Geviertmeilen mit einer Bcvölterung von 144,674.615 Seelen. Die Schutzstaaten haben eine Btvölkerunj^ von 47.V0V.199 Seelen auf 596.790 englischen (149.197'/, deutschen) Ge viertmeilen. (Die amerikanische Staatsschuld) hat sich im Monate März um SS,87S.V15 Dollar vermindert. (Kindersterblichkeit^ Die Bevölkerungszunahme ist nach den statistischen Erhebungen in grantreich eine sehr schwache. Als Haupt Ursache tvird von gelehrten Aerzten die ungeheure Kindersterblichkeit ange-aebeu; es sterben nämlich in leinem großen Theil dcS Kaiserreich» drei Biettheile der neugebornen Kinder. Anlaß zu diesen Verwüstungen, welche der Tod unter dem jungen Nachwuchs anrichtet, soll nach glaub-würdigen Angaben vieler Aerzte daö nichtswürdige AmmewGcwerbe sei«. Theils find es die Kinder der nach Paris als Ammen zikhenden Landbewohuerinnen, welche durch die Reisen im zaiteften Alter und durch Beruachlüssigung aller Art meist zu Grunde gehen, theilS die den Ammen auf dem Lande von Stadtbewohnern anvertrauten Kinder, um welche sich die Altern tvenig kümmern und die, besonders wenn daS Kostgeld nicht reaelmäßig bezahlt wird, einem fast stcheren Tod anheim-falle». Das Scheußlichste ist. daß gerade diejenigen Ammen am meisten gesucht ft»d, in deren Pflege die meisten Kinder sterben. Dr. Vtonot zu Mouotseuche (Nievre) hat der medizinischen Akademie eine Denkschrift über das Ammtngewerbe und die Sterblichkeit der kleinen Kinder vor-aelegt. aus welcher man deutlich ersehen kann, wie die Sittlichkeit in ytankreich auf eine sehr abschüssige Bahn gerathen, an deren Ende daS Aussterben des „an der Spitze der iiiviusation marschirenden" Volkes droht, (das seine geringe yortpflanzungskrast übrigens auch bei dem Mißalückeu seiner Kolonisationsversuche beweis. MonotS Angaben arüuvtn sich ans statistische Akten des Kantons Morvan, wo er seit zehn Iahren praktizirte. Zunächst hebt er die Zunahme der Austvanderung der Ammen hervor. Bor fünsunddreißig bis vierzig Jahren gingen zwei bis drei Krauen jährlich als Ammen nach Paris, und diese gehörten der ärmsten Klasse an; heutzutage treiben beinahe alle, auch die wohlhabend sten, diese Indnstrie. und die Reise nach Paris ist so sehr Mode gewor-den, daß es fast als eine Schande gilt, die Reise nicht gemacht zu h.iben; solche Personen gelten für krank und unfähig zu stillen. 3a den sieben Iahren vom 1. Aänner 1858 bis 31. Dezember 1864 sind von 2556 Wöchneriauen 1724, also über zwei Drittel, als Ammcn in Diknst ge-anngen. ein B Kreditaktien........1Ü0.S0 5°/, Nattonal»Anlehen .... K6.70 I London.........1S4.90 1860er Staats-Anlehen . . . 76.80 Silber.........18S.SS Vankaktien.......69L.— > K. K. Miinz Dukaten .... 6.88 G Der Ma»b«rger MS««ergefa«g-Verein veranstaltet Sonntag ven 28. April 1867 halb 8 Uhr Abends im Vlivstv? ein dessen Reinertrag zur Anschaffung größerer Tonwerke bestimmt ist. I. Abtheilnng. I. Onverture au< der Oper „vberon" von Karl Maria von Weber. S. Der Himmel im Thale. Lied für Tenor von Dr. Heinrich Marschner. s. Vs bUWkt der Tha«. Lied für Bariton von Anton Rnbinstein. 4. vW« eoae«ri»ntv für zwei Biolinen mit Begleitung de» Orchester» von öoui» Maurer. U. Abtheilung. Oratsrto«: „Die Glotke" von Dr. Andrea» Romberg fkr Soli, gemischten Chor und großes Orchester. __ Billeten für gauteuilfitze im Parterre zu 60 kr., für Sperrfitze auf der Tallerie, dann zum Eintritte in Logen und Parterre zu 40 kr. und zum Eintritte auf die Gallerte zu 20 kr. find im Komptoir des Handels-Mannes Anton Hohl und am Concertabende bei der Kassa zu be« komme». (216 Ein Bau-Ingenieur (214 »vird bei der Direktion der k. k. priv. innerösterr. wechselseitigen Brandschaden-Berstchtrungs-Anstalt in Graz behufs bautechnischer Prüfung von Ber« sicherungsobjekten und BrandschadeN'Erhebungen vorläufig auf Ein Jahr mit einem Gehalte von 1000 fl. aufgenommen. Bewerber haben ihre Gesuche längstens bis Ende Mai 1867 hierorts einzulegen und darin ihre Eignung für diese Stelle durch Nachwei-sung der technischen Studien, dann der bisherigen praktischen Verwendung und allfällig erworbener Kenntnisse der Lokal Verhältnisse in Steiermark. Kärnten und Krain. sowie insbefonders der Fertigkeit in Berfassnng der Baukosten Berechnungen legal darzuthun. Graz am 12. April 1867. Freie Weinlizitation. In der Magdalena Borstadt Nr. 28 werden mit obrigkeitlicher Be-willigung am 4. Mai d. I. 9 Uhr Bormittags 19 Startin 1861er Sauritscher Weine mit Halbgebinden gegen bare Zahlung und sogleiche Abfuhr partienweise an den Meistbietenden hintangegeben werden. (216 Nr. 2263. Edikt. (203 Vom k. k. Bezirksgerichte in Marburg wird kundgemacht: Es werde die mit Bescheid vom 30. Dezember 1866 3. 13437 auf den 26. Februar !867 angeordnet aewesene und sistirte dritte exekutive Feilbie-tung der der Maria Atodoscheg gehörigen, auf 1410 ft. gerichtlich geschälten Realität zu Präpola Urb. Nr. 145 »ä Ebensfeld auf den F. Alal 1867 Bormittags von 11 bis 12 Uhr in der Gerichtstanzlei mit dem Anhange übertragen, daß bei dics.r Tagsatzung die Realität auch unter dem Schatzwerthe hintangegeben werden wird. — Jeder Lizi-tant hat ein 10°/« Vadium pr. 142 fl. entweder im Bargelde oder in Stacitspapierkn nach dem Kourtwerthe oder in Sparkassabücheln zu Han-den der Lizitations Kommission zu erlegen. — Das Schätzungsprotokoll, oie Lizitationsbedingnisse und der Grundbuch»eNrakt können hiergerichts eingesehen werden. Zur Wahrung der Rechte der unbekannt wo befindlichen Tabulargläubigerin Juliana Urbas wurde Herr Dr. Ferdinand Dominkusch als Kurator »ä »vtum bestellt. K. k. Bezirksgericht Marburg am 31. März 1867. Kundmachung. Am 13. Mai d. I. um 10 Uhr Vormittags findet im hierortigen Schulhause die Minuendo Lizitation für das daselbst neu zu erbaueüde Schulgebäude statt. AusrusspreiS 6000 fl. Oe. W. Vom Schulkonkurrenz-AuSschusse St. Egydi bei Spielfeld. 207) Alois Petz. Obmann. Weinkeller zu vermiethen. L Der unter dem Hauptschulhause befindliche Doppelkeller auf 78 Startin in Halbgebinden ist vom 1. Mai 1867 an auf 3 Jahre zu vermiethen. Der Dom- und Stadtpfarrer. Nr. 38ö8. Edikt. (188 Nachdem die laut diesgerichtlichen Ediktes vom 1. Februar l. I. Z. 14294 (12123) auf den 6. Apiil l. I. bestimmte Tagsatzuna zur ersten exekutiven Feilbietung der Josef WerraS'schen Realität Urb. Nr. 4 sä St. Nikolai erfolglos blieb, so wird am 4. Mai l. I. Bormittags von 11 — 12 Uhr hier bei Gericht die zweite Aetlbietungs-Tagsatzung stattfinden. K. k. Bezirksgericht Marburg am 7. April 1867. HVvlnIlvt« abgepreßt in Zeigform oder getrocknet kaufen zu den besten Preisen und in jeder Quantität Wagenmaun, Seybel Lt Tomp. in Wie«, Wieden, 168) Resselgasse 5. Dr. Pattison's Gtchtwatte lindert sofort und heilt sch»ell aller Art, als Gesichts-, Brust-. HalS- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand-und Kniegicht. Magen- und UnterleibSschmerzen ic. zc. In Paketen zu 50 kr. und zu 1 fl. bei I. Pßntalari, Apotheker. (404 Z. 504. Edikt. (213 Vom k. k. Bezirksgerichte in Marburg wird bekannt gemacht; ES sei über Ansuchen deS Johann Moll durch Dr. Duchatsch die exekutive Versteigern^ der dem Anton Pichl gehörigen, gerichtlich auf S827 fl. aeschätzten Realität Urb. Nr. 323 aä Faal bewilliget und hiezu drei FeilbietungS Tagsatzungen, u. z. die erste auf den 21. Mai. die zweite auf den 18. Juni, die dritte auf den 16. Juli 1867 jedesmal Vormittags von 11—12 Uhr in der dieSaerichtl. AmtSkanzlei mit dem Anhange angeordnet tvorden, daß die Psaudrealität bei der ersten und zweiten Feilbietung nur um oder über den SchätzungSwerth. bei der dritten aber auch unter demselben hintangegeben werden wird. Die LizitationSbedinanisse. wornach insbesondere jeder LUitant vor gemachtem Anbote ein 10'^.» Vadium mit 900 fl. in Bargeld, österr. StaatSpapieren nach dem letzten Börsenkonrse oder in Sparkassebiicheln zu Händen der LizitationSkommission zu erlegen hat, sowie das SchätzungS-Protokoll und der Grundbuchsextrakt können in der diesgerichtl. Registratur eingesehen werden. Zur Wahrung der Rechte der nachbenannten Tabulargläubiger. alS deS unbek'innt wo befindlichen Josef Pischof. dann der Herrschaft Aaaler Waisen- und Depositenkasse resp. der unbekannten Theilgenoffen der betreffenden Depositen wurde Herr Dr. Matthäus Reiftr in Marburg alS Kurator uä aotum bestellt. Marburg am 1. April 1867.__ A« verpachten ist «ine halbe Stunde von Morburg ein Gafthant, weichet besonders für »inen Profesfionisten geeignet wäre. Anjusragen im Eomptoir dieset Blatte«. (20. «ittag». Verantwortlicher Redakteur: Kranz Wie»thaler. 2. At. S. Druck und Verlag vo» Eduard Ianschitz i» Marb»r>.