13. ZamstaZ Ven30. Mär^ 1833. Hrain's Vorzeit unv Otgcnwart. Michael Tiffernus, tin gelehrter Kraincr des sechzehnten Iahrhundcrtcs. " «v^ichael Tiffernus vder, wie ihn einige auch schreiben, Tyffernus, war im Jahre 1488 wahrscheinlich in Innerkrain geboren. Noch als zartes Kind ward er bti Gelegenheit eines Einfalles der Türken in Krain von den barbarischen Horden geraubt, und mit mehreren andern erwachsenen Christen in die Sclaverei abgeführt. Auf ihrem Heimzuge wurden sie aber plötzlich überfallen, und nach Zurücklassung ihres Lagers in die Flucht getrieben. Des verlassenen Kind; leins erbarmte sich Erasmus S^ich, ein Liürger aus Duwo; er nahm es zu sich, ließ es taufen, und gab dem heranwachsenden Knaben eine für die damaligen Umstände ziemlich gule Erziehung. Der Knabe wurde zur Schule angehalten, und später zur Vollendung , seiner Studien auf die Universität nach Wien gesandt, wo er in das krainische Stipendium, Lui-Lu snimi genannt, aufgenommen wurde. Hier bewies er in seinen Studien einen solchen Eifer, daß cr mit der Würde eines Magisters beehrn, und wie Einige behaupten, zum Professor der Philosophie erhoben wurde. Indessen ereignete sich im südwestlichen Deutschland eine Begebenheit, die auch auf das Schicksal unseres Mi-chacl Tlffernus einen wesentlichen Einfluß^ausübte. Herzog Ulrich von Würtcmberg wurde nämlich im Iahve 1519 durch den schwäbischen Bund aus seinem Herzogthume vertrieben, und dessen minderjähriger Sohn, der Prinz Christop h, auf Befehl K. Ferdinands I. zuerst nach Inspruck, und im Jahre 1523 n«ch Wienerisch-Neustadt in Verwahrung gebracht. Hier erhielt der junge Prinz den M. Tiffernus zum Lehrer, um in den nöthigen Sprachen und Wis, senschaften unterrichtet zu werden. Drei Jahre brachte hier Tiffernus mit dem Unterrichte des Prinzen zu, der in dieser Zeit seinen Lehrer so lieb gewonnen hatte, daß er ihn auch dann, nicht von sich entließ, als er an den kaiserlichen Hof gezogen, und später sich auf Reisen begeben hatte. Tiffernus blieb der treue Gefährte des Prinzen auf seinen Reisen durch Deutschland und Frankreich, und hatte sich in der Gunst seines fürstlichen Zöglings so sehr befestigt, daß dieser ihn im Jahre 15^ nach seiner Vermählung mit einer Brandenburgischen Prinzessinn mit nach seinem fürstlichen Sitz nach Mö'mpelgard uahm, zum Kanzler machte, und ihm die wichtigsten Regierungsgeschäfte anvertraute. Als Christoph nach dem Tode seines Waters im Jahre 1550 zur Regierung scines Stamm-landes Würtemberg gelangte, scheint' auch Tisfer-nus seinen bisherigen Wohnsitz verlassen und dem neuen Herzoge nach seiner Residenz Stuttgart nachgefolgt zu seyn. Hier starb er am 11. April 1555, in einem Alter von 67 Jahren, wie dieß seine bescheidene Grabschrift in der Stiftskirche zu Stuttgart nach. weiset. Aus seinem Vermögen stiftete er vier ansehnliche Stipendien an der Universität zu Tübingen, der er auch seine ganze Büchersawmlung vermachte. Die löbliche Landschaft in Krain schickte auf die Nachricht dieser ansehnlichen Dotation ihres Landmanncs fleißig studierende Jünglinge aus diescm Herzogthume auf die Universität Tübingen, die auch mit vieler Bereitwilligkeit dort aufgenommen wurden, und manche aus ihnen mochtcn wohl ihre literarische Ausbildung der dortigen Universität und die zu dem Behufe nothwendigen Mittel dem Tissernischen Stipendium zu verdanken ge« 52 habt haben. -Schon in das dritte Jahrhundert dauert diese Stiftung, und wenn auch der Verband dieses Landes mit dem nunmehrigen Königreiche Würtemberg, und insbesondere mit dir Universität Tübingen langst aufgehört hat, so werden die Lanoslcltte des wackern Tiffernus das Andenken dieses Mannes nicht minder in Ehren halten, der durch edle Freigebigkeit dem Fleiße und Talente, wenn auch in einew fernen Lande, den Weg zur literarischen Ausbildung bahnen half! ------------ < --------- Gin Dagvabenteuer in ven 35rrgen ver Auvergne. Auf einer Wanderung durch, die südlichen Pro» vinzen Frankreichs im Herbst 1823, schlug ich mein Hauptquartier in einem kleinen, etwa zwei Stunden vsn dem freundlichen Städtchen Riom entfernten Dorfe auf, von Niom, das wegen drc wilden Schön, heit seiner Nmgebungen, und wegcn der köstlichen Aprikosen- und Quiltenpasteten, mit denen es die üppigen Gaumen der guten Bürger ^on Paris und der andern Hauptstädte Frankreichs verssehs, gleich bekannt und merkwürdig ist. Ein Paar Bücher, die unten in meinem Mantelsack lagen, mein Zeichnungsgeräthe, eine Doppelbüchse von Man ton, eine Koppel englischer Hühnerhunde und meine Angelntthe gewährten mir hinlänglichen Zeitvertreib in meiner romantischen Einsamkeit. Die nahen Berge sind reich an Wild; und in,den Waldbächen , die sichln glitzernden Fällen von ihren Halden niedergießen, wimmelt es vonroth-gesprenkelten Forellen, die dem Angler eine nie versiegende Quelle von Beschäftigung geben. Es war gegen das Ende eines rauhen und düsteren Spätoctobertags, den ich mit dem Aufsuchen der schönen rothen Rebhuhnart, die in großen Kitten in den heidebckleidcccn Abhängen des Pup de Dome ni-stet, zugebracht hatte, als ich müde, und von Hunger und Durst erschöpft, in der Nähe einer uralten Kapelle Halt machte, zu der die Bergbewohner in einer Art Wallfahrt zu «unserer lieben Frau vomGold-ber'g« alljährlich zu pilgern pflegen. Hhr Bild, in Stein gehauen, mir dem Christuskinde in den Armen, siecht über dem gothischen Thorbogen, der in das Innere des Gebäudes führt. Das graue moosbewachsene Fußgestell eines großen Steinkrcutzes, das ursprünglich dem Eingänge gegenüber aufgerichtet gewesen, jetzt aber umgestürtzt und zum Theil in dem grünen fammetnen Nasen, auf dem es lag, vergraben war, Hot mir einen willkommenen Ruheplatz für meine mü> den Glieder. Ein heller durchsichtiger Quell sprang aus einer'Ritze des Felsens, an dessen eine, Seite die «Kapelle gebaut war, ergoß sich in ein .kleines von der Natur gebildetes Becken unten, und rann bann, über Kieselarund murmelnd, einem Waldstrome zu, dessen betäubendes Brüllen allein die schauerliche Stille unterbrach , die ringsum herrschte. Ein kleines massives Trinkgcfäß von Eisen hing an einer Kette neben diesem Vorn; und wahrscheinlich rührten die Worte ul?«55a Viatoi-i,« *) die ich in rohen Buchstaben über der Stelle, wo es hing, in demselben Felsen gegraben fand, von der frommen Hand her, deren werkthätiges Wohlwollen es hierher gestiftet hatte. Das Gedacht, niß des unbekannten Wohlthäters, wer er auch immer seyn mochte, aus vollem Herzen segnend, trank ich in tiefen Zügen. Ich fühlte mich jetzt wieder bedeutend erfrischt, und verfolgte meinen Pfad weiter in der furchtbar prachtvollen Gebirgslandschaft: auf allen Seiten sile» gen die Berge in den mannigfaltigsten und seltsamsten Gestalten empor, und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, die ihre Gipfel vergoldete, warfen noch einen Theil ihres Glanzes auf das verschiedenfarbige Herbstlauv der prachtvollen Waldbäume, die ringsum wuchsen; die Scene wechselte — und ich stieg nun in ein» tiefe Schlucht hinab, wo mächtige Granitblöcke, die irgend eine gewaltsame Naturbegebcnheit von den überhangenden Felsklippen gerissen hatte, da und dort den Weg sperrten, oder in den wunderlichsten Gebilden auf einander gethürmt lagen. Unter sie gemischt, und an einigen Stellen in ihren gähnenden Höhlungen wurzelnd, schössen einige hohe uralte Fichten gcspensterglcich gegen den finstern Himmel auf, und bewegten die langen düstern Aeste, wis Arme in dem Nachtwinde hin und her. "- ' Die wilde Vcoe des Orts lockte mcht iben'zu'la'n» gerem Verweilen , und so eilte ich ,'ttiich nach'der Sonne richtend, so schnell als es der schro'sse Berg-pfao erlaubm wollte, voran; allein plötzlich thcilte sich dieser in zwei oder drei verschiedene Arme; und wie» ich noch, u-it mir selbst zu Rathe gehend/ welchen ich nun einschlagen solle, dastand, wurde meine Aufmerksamkeit durch den la,lten klagenden, fast zu gellendem Wchschreien steigenden Ruf eines in Noth befindlichen Thiers festgehalten. Ein Föhrenwald zog sich auf beiden Seiten bis in die Schlucht herab, durch die ich hinging. Aus diesem kamen die Töne. In wenigen Augenblicken folgte ein durchdringendes und wildes Geheul den Schrcckenslauten, das mit dem Gekreisch zahlloser Vögel, die in schwarzen Schwärmen von den Bäumen aufstiegen, dem schrillen Pfciftn des Falken, wie ee kreisend sein Klippennest umflog, und dem bangen Winseln meiner Hunde ein schauerliches Concert bildete, und mir die Gewißheit gad, daß die Wölfe, von denen dieser Theil von Frankreich 53 arg heimgesucht ist, ihre nachtlichen Naubzüge begonnen hatten. Ich stand still, nahm meine Jagdflinte von der. Schulter, lehnte mich mit dem Rücken an ei< Mn Baum, und harrte, den Finger am Drücker des - Gewehrs, ängstlich der kommenden Dinge. Dieser Zustand banger Erwartung sollte nicht lange dauern. Ein lautes Krachen der Zweige hinter mir hieß mich rasch umdrehen, und gleich darauf brach — von einer dürren Wölfinn mit ihren zwei Jungen hart verfolgt ^- ein Nehbock durch das Dickicht. Das arme Thier schien von Mattigkeit und Schrecken bereits erschöpft, denn nach einem Wettlauf von etwa dreißig Schritten die, Schlucht hinauf, sprang ihm seine unbarmherzige Verfolgerinn mit einem Satze an die Kehle, und riß das Thier zu Boden, der siä> schnell von seinem Schweiße röchele. Die Jungen, ftrst eben so behend und nicht Minder wild wie ihre Mutter, kamen jetzt herbei, und Alle zusammen machten sich nun an das Zerreißen und Verschlingen il)ß?r Beute. Obwohl der ganze Auftritt in kürzerer Zeit sich zutrug, als wohl seine Erzählung erforderte, so blieb mir doch noch Muße und auch Geistesgegenwart genug, eine Kugel auf die gewöhnliche Ladung meines Gewehrs zu setzen, und da ich eine unwiderstehliche Lust in mir fühlte, selbst eine Hauptrolle in dem Drama zu spielen, bei dem ich bisher Vloß den Zuschauer abgegeben hatte, so ließ ich mich b.huthsam auf ein Knie nieder, zielte wohlbedächtig und feuerte. Mein Schuß hatte getroffen, allein nicht so, wie ich gewollt hatte, das größere von den beiden Jungen siel, tödtlich verwundet, das andere flüchtete in den Wald , verfolgt von meinen Hunden, die ich nicht länger zurückzuhalten im Scande war. Aliein und ohne eine Ladung in meinem zweiten Gewehrlaufe, sollte ich im Augenblick die gcmze Gefahr'meiner Lage kennen lernen; denn mit einem entsetzlichen Knurren verließ die alte Wölsinn ihre Beute Und kam, die Borsten ihres Nackens vor Wuth hoch aufgesträubt, ein fast übernatürliches Feuer in den 'rochen blitzenden Augen, in hurtigen Sätzen decStel? lr zu, wo ich immer noch kniete. Keine Secunde war zu verlieren. Im Nu wir ich aufgesprungen. Die Fersen fest in den Boden gestemmt, und die Mündung mcines Gewehrs mit beiden Händen fest fassend, schwang ich den Kolben rund um den Kopf, und erwartete so vorbereitet, das Herankommen des Ungcchüms. Die Wölfinn war jetzt noch etwa'sechs Fuß von dem Platze, wc> ich stand: schon glaubte ich ihre Fange an dcr Kehle zu spüren. Kalter Schweiß rann mir über b«s Gesicht, als in dem Augenblick, wo ich meine Lanze Kraft zu einem, entscheidenden Schlage zusammennahm, das Unlhier einen krampfhaften Satz in "c Höhe that, und mir todt vor die Füsse rolile. Der Knall einer Flinte folgte in demselben Augenblicke. Ich hö'rte eine tiefe Stimme, die den wohlbekannten Fagd-ruf »Ilin-Iou^ cliicnä ! Iiarinup! voici > ligrlnup!« erschallen ließ; und zw?i Wolfsbunte rannten in vollem Laufe an mir vorüber und fuhren auf meinen hingestreckten Feind hinein. Der Uebcrgang von der drohendsten Gefahr zu unerwarteter Rettung war so blitzschnell, daß ich für einen Augenblick nicht im Stande war, meine Lage ganz zu fassen. Als ich mich hastig in der Richtung umdrehte, woher der Schuß gekommen war, sah ich «inen hochgewachsenen ältlichen Mann in Iagdkleidung zwischen den Bäumen heraustreten, die in vereinzelten Gruppen am Eingänge des Waldes standen. Wie er näher kam, nahm er höflich seine Mütze ab, und bemerkte lächelnd, indem er zu gleicher Zeit den Rie-scnlcib des todten Wolfs mit dem Nohre seines Gewehrs umkehrte, daß »Monsieur« ohne Zweifel ein Fremder sey, da kein Auvergner Jägersmann es wa-g'en würde, allein zu einer solchen Stunde, nur in einem Laufe eine Ladung und ohne Begleitung von wenigstens ein Paar Wolfshunden, in den Bergen zu verweilen. Ich gab ihm mit warmen Worten meine Dankbarkeit für seine so zur rechten Zeit gekommene Hülfeleistung zu erkennen, und sagte ihm dann, ich sey ein Engländer, in der Gegend herum auf der Rebhuhnjagd gewesen, und hätte mich freilich keineswegs einer Begegnung mit einem solchen Wildpret, wie hier zu meinen Füssen lag, versehen. Zu meinem Verdrusse mußte ich jetzt erfahren, daß ich noch ziemlich weit von meinem Bestimmungsorte entfernt war. «Das Dorf St. Amande ist wenigstens drei starke Stunden von hier; es liegt drül'en auf der andern Seite des Berges dort,« sagte mein Befreier und deutete nach einer in dem rasch abnehmenden Tageslichte kaum noch sichtbaren Kuppe. «Der kleine Dienst, den ich Ihnen, mein Herr, zu erweisen so glücklich war, würde nur halbgeleistet seyn, wenn Ich Sie den Weg, der vielleicht der gefährlichste und schwierigste in dieser ganzen wilden Gegend ist, allein gehen lassen wollte. Halt das Wetter an,« setzte er hinzu und sah nach dem Himmel, an dem sich, wie Dieß den ganzen Tag über der Fall gewesen war, schwarze Wolken pfeilschnell jagten, »so erreichen wir wohl noch das Thal zeitig genüg, um iU>er die Fuhrt zu kommcn; sind wir einmal hinüber, so haben Sie leichten Wea Ich will nur vorher den Aesern da die Fälle abziebcn das Einzige, was an ihnen etwas nütz ist." Famit machte er sich flink daran, sich in den Besitz der Jagdbeute zu setzen. Während er auf diese Weise beschäftigt war, hatte ich Muße, die wirklich recht interessante Gestalt und ganze Erscheinung des Waidmannes näher in's Auge zu fassen. Am Boden iag sein furchtbares Feuerrohr, 54 dessen 3chaft reich mit Silber eingelegt und mit Schnitzarbeit, Iagdgegenstände darstellend, verziert war. Seine große, aus Wolfsfell verfertigte Pelzmütze beschäl-ttte ein ticfgcbrauntes, verwittertes Gesicht, aus dem > Gutmüthigkejt und frohe Laune lachte. Ein griin-sammtner Iagdrock mit silbernen Knöpfen, auf denen ein wilder Eberkopf als Wappen ;u schauen war, und ein Paar hirsckledcrne Haldstiefel vollendeten den übrigen Theil seines Anzuges. Ein kleines, aus einem Stierhorn verfertigtes, mit Silber beschlagenes Hüfthorn hing an einem Lederriemen auf der einen Seite, während über die andere Schulter eine breite büffellederne Hirfchfängerkuppel mit einem zierlichen silbernen Schild licf, auf welchem ein Wappen cingegra-ben, und die Worte zu lesen waren: „(^a, clo «1,355« 6e Mon5i«?l,i- !« Laron cie 5l. (^enezle.« Nachdem er einem jeden der Thiere das Fell mit dcr Geschicklich-keit eines in dem edlen Waidwerk lang Geübten abgezogen, und die Vorderpfoten, nach altem Iagcrbrau-che, als Siegeszeichen abgeschnitten hatte, warf er den Rest des gemordeten Nehbocks über die Schultern, blies dann auf seinem Horn einen lauten langgezogenen Ton, daß die Felswände ringsum widerhallten, um seine Hunde zurückzurufen und machte sich nun mit mir raschen Schrittes in dcr bereits bezeichneten Rich« tung auf den Wea. Ehe wir indessen eine Stunde weit gegangen waren, sing das bisher nur drohende Gewölk an, sich in vollem Ernst in Negen aufzulösen; der Wind tobte in wüthenden Stößen durch die unsern Pfad einfassenden Felsen und wirbelte die Bläter und Zweige, die auf dem Grafe lagen, in wildem Getümmel in die Luft. Um unsere Noth zu vermehren, brach auch die Nacht immer rascher und dunkler herein, und ein dunkler Nebel, umhüllte allmählich mehr und mehr Alles um uns her. Mein Begleiter machte jetzt auf einmal Halt und rief, indem er einen Augenblick stille stand, als wenn er sich bemühte, ferne Töne zu erlauschen; ,Der Hin-Überweg, fürcht' ich, ist unS abgeschnitten; ich höre den Waldbach schon donnern; wir werden zu spät an die Fuhrt kommen.' Wir verdoppelten unsere Eile, und langten in ungefähr einer halben Stunde an dem Verg-strom an, fanden aber zu unserm Schrecken die Besorg, nisse meines Wegweisers nur zu wohl gegründet. Bei dem undeutlichen Dämmerschein, der noch am Himmel blieb, konnte ich deutlich denjweißen Gischt des angeschwollenen und trübgefärbten Wildwajsers unterscheiden, wie es zwischen den Felsen, die seinen Lauf hemmten, mit einem wahrhaft Entsetzen erregenden Gebrüll donnernd hinabstürzte. „Das ist die Stelle,« sagte mein Begleiter, in« dem er sich einer kleinen Höhlung am Ufer näherte: „mit Hülfe meines Flintcnlauss bin ich schon in schlimmerem Wetter, als heuce Nacht, hinübergekommen; allein Monsieur," setzte er hinzu, und sah mich zweifelhaft an, «dürsten vielleicht keine Lust haben, das Wagstück zu versuchen?« Wiewohl keineswegs angst-lich oder schwächlich, fand ich doch — ich läugne es nicht— den Vorschlag, in Sturm, Negen und Finsterniß über einen reißenden Waldstrom zu setzen, etwas zu bedenklich, abgesehen von der Schwierigkeit, meine Hunde hinüberzubringen, die die Strömung wahrscheinlich mit sich fortgerissen haben winde. Ich lehnte deßhalb den Vorschlag ab, und erkundige mich, ob denn kein Plätzchen in dcr Nähe sei, an dem wir auf so lange einiges Obdach fmden könnten, bis sich dcr Sturm gelegt hätte.- „Allerdings« versetzte mein Führer, »keine fünf Minuten weit von hier ist eine Höhle, die mir schon oft in Nothfällen wic der gegenwärtige, freundliche Unterkunft gegeben hat. Es ist dort ein reichlicher Vorrat von abgefallenem Holz drin-, nen aufgehäuft; wir haben Stein, Stahl und, Dank den Wölfen, gutes Wildpret übergenug — was sagen Sie, mein Herr, zu einem Waidmanns. Mahl,^" Vor Kälte schaudernd und bis auf die Haut durch« näßt, stimmte ich freudig ein, wir schritten nun vorsichtig, in ftist.gänzlicher Finsterniß, immer an dein Ufer de2 Vergwassers hin, dessen Brüllen uns als Weg-weiser diente. Als wir in unserm dunkeln Versteck, angekommen waren, hieß mich mein Begleiter ein Paar Augenblicke warten; bald hatte er trockenes Laub und Strauchwerk in ansehnlicher Menge zusammengerafft, zündlte es dann mit seinem Gewehrschlosse an, und in kurzer Zeit lodlrte ein herrliches Feuer in der Mitte d«r Höhle lustig auf. Der »Garde« machte sich es jetzt bequim; zog dann ein hellfunkelndes eauloau-6e-cl^55e aus der Scheide, schnitt eine Anzahl Scheiben aus dem Schenkel des Nehs, und in Kurzem wurden unsere Geruchsorgane, mit dem Duft von Wildbraten erquickt. In voller Läng» zu beiden Seiten einfs mächtigen FeuerS hingestreckt, ruhten wir zugleich ui'" sere müden Glieder aus, und erwiesen dem köstliche» Fleischgericht vor uns alle Ehre; und als «der qesätti^ te Hunger" seinem «Bruder Durst" Platz macht?, kel?«^ te mein Gesellschafter, nach einer minutenlangen Entfernung, mit Wasser zurück, um d,n Inhalt unsers Branntlvemfläschchen damit zu verdünnen. ( B eschl!l s! folgt.) Diesem Blatte liegt eine Außerordentliche Beilage bei. Ncsacteur: H-r. Vav. Meinrich. Verleger: Dguaj Äl. E^ttr v. Kleinmatzl' Außerordentliche Neilage zum MM Matte K^ 13 vom 30. Mär^ 1833. Klownuscher ANsr-Nries- Eine Erwiedcrunq auf den Artist: «Krainische Literatur« i.l ' Nr. io des Illvr. Blattes. .___ ^ <,»NNII «i» nniL5ll oliL I'nmai' ^>ntrlc> <; III veilt^» INI l».'!N!ic> Na ^i^ü»!'« !» ^uniln, o non u«,lio o!»L io ^. /'^ l ^ e n 2 « c» / a ^ /)i^ca.'ir l>icr nicht. Da uns die AVE-Reform des Hrn, Dainke iü jeder Hin-sicht unbedeutender scheint, als die des Hr». Metclko» so erwähne» wir ün-rr mir beiläufig. ') Verincl're» heißt nach Adelünss^ „der Z,il?l u»d Menge «»ach zunehme» mallen" — wie pastt dieß zu »Schatte,» Schlüsse dieser Art sind für uns eben so wenig überzeugend, als die bescheidene Vergleichung des neuen krainischen Alphabets mit dem„Copernik'schcn Weltge? bäude"*) und andern „wichtigen Verbesserungen und Erfindungen in der Welt" geeignet ist, Eindruck auf uns zu machen. Eben so verfehlen Uebertreibungen, wie die folgende, die beabsichtigte Wirkung ganz: „Mithin läßt «schon das einsilbige Wort lvet eine vierfache Ausspra? „che zu, die unsere mangelhafte Orthographie anzuzei^ „gen nicht vermag. ") Das ist aber nicht ein beson? „ders ausgesuchtes Beispiel und einzig in seiner Art, „ganz und gar nicht (!), sondern die Zahl der Wör-»ter, die mit der altkrainischen Orthographie der all-„gemeinen Aussprache gemäß unmöglich geschrieben „werden könnens!), ist ungeheuer groß, und die Verschiedenheit ihrer Aussprache so mannigfaltig" (die Ver-„schicdtnheit ist mannigfaltig!) „daß es (»ic!) dem „Leser durch keine Lesercgeln abgeholfen werden kann« — (dem Leser abhelfen! — wie etwa einem.Uebel, eic uem Mißstand? abgeholfen wird.) v^) Die Behauptungen des Hrn. Apologeten sind-übrigens so allgemein und so wenig begründet, daß der Leser durch dieselben keineswegs in den Stand gesetzt wird, ein Urtheil in dieser Sache zu fällen. Wir sehen uns daher genöthigt, den Gegenstand ausführlich zu besprechen, wäre es auch nur um denselben der Entscheidung näher zu bringen, die auf jeden Fall wün» schensweith ist, sie mag wie immer ausfallen. Eine solche Erörterung dürfte übrigens selbst unsern Gegnern nicht unangenehm seyn, da Hr. . —. versichert, daß ihre „gute Sache, die nichts fürchtet als nicht gekannt zu werden, durch den Kampf nur gewinnen muß." Wenn einzelne Männer von jenen kleinern slawischen Stämmen l die keine, oder doch nur eine unbedeutende Literatur besitzen, sich mit dem Studium ihrer Muttersprache zu beschäftigen anfangen, so finden sie sich bald veranlaßt, die übrigen verwandten Dialekte zu Rathe zu ziehen. Die erste Schwierigkeit, an die sie dabei stoßen, ist die Verschiedenheit dcr s-a-wischen Orthographien, selbst derjenigen, die das lateinische Alphabet gebrauchen. Dieß macht bei ihnen natürlich den Wunsch nach einer allgemeinen, gleichförmigen slawischen Schreibweise rege,- und da sie wähnen, das Schreiben in slawischer Sprache „sey ') Als ob Eopernicus ci»e Welt gebaut hatte! ") Auch die Metelko'sche nicht oh»c Incoilsequcnz, wie wir spater zeigen werden. "') Man wird uns diese Splitterrichtcrcy bei cii/em Gegner der es mit „grammatischen Unrichtigkeiten« so g^»«^ nimmt, hoffentlich nicht verarge», sondern vielmehr n.i-türlich finden, daß wir das Urtheil desjenigen, der sg schreibt, in Sprachsachen überhaupt eben so wenig f"r entscheidend ansehen rönnen, als unö jener hinreichende ästhetische Bildung zu besitze» scheint, um den Werth poc, tischcr Producte zu bestimme», der »on de» Dichrern u»>> den ihnen zu Gebothe stehenden „Wasscn« mit solcher Geringschätzung spricht. Vor Lctzterm möchte» wir übrigens jede» Kluge» warnen; denn hätte» die, Dichter auch keine andere Waffe, als dic des Lächerlichen — Nergl. die Note in Kopitar'ö Gramm. 3. X.V1lI.< 2 (wie es Hr. Kopitar,*) freilich noch imI. 1808, bevor er Krain verließ, in s. Gramm. S. XXVIll, und 203 darstellte) überall so, wie bei ihnen, »mehr Liebhabern einzelner Patriorcn, als allgemeines Bedürfniß", so glauben sie, die Sache wäre — etwa durch ein „National-Concilium von Gelehrten aller Dialecte, womit sich Kumerdej und Iapel trugen" — leicht auszuführen,' man brauchte diesen Dilettanten nur etwas gehörig Begründetes vorzuschlagen, so wären sie leicht zur Annahme desselben zu „bereden", ja sie würden mit beiden Händen darnach greifen; die übrigen Leute müßten sich nach ihnen richten; „die bisherigen Klassiker würden sehr leicht nach der^ neuen Orthographie zu Überdrucken seyn; denn — wie viel sind ihrer wohl??" *") So verhält es sich aber mit dem Schriftwescn nicht bei allen Slawen. Bei den Russen und Pohlen ist das Schreiben in der Landessprache nicht „Liebhaberei" Einzelner, sondern Sache Aller, die überhaupt schreiben können,- gro: ßenthcils ist dieß selbst bei den Serben der Falli noch mehr war es in frühern Zeiten bei den Böhmen. Di? Pohlcn, Russen und selbst die Böhmen haben Tausende von Bänden werthvollen Inhalts, die man nicht so leicht Umdrucken könnte, und durch die Einführung einer neuen Schreibweise nicht würde unleödar machen wollen. Die letztere Rücksicht wäre selbst bei uns zu beherzigen; selbst bei uns kann man nicht sagen, wie Hr. Kopitarin s. Gramm. S. XXVIII: »Kes elt in-teßi-a, >n!.«FN!'rima." Wir besitzen ein« doppelte Uebersetzung der ganzen Bibel, eine nicht unbtdext««-de Anzahl Bücher jener Art, die man für die allein nothigen zuhalten scheint, mit den alten Buchstaben gedruckt. »Müßten nun die Windes" fragt mit Necht Hr. 3. in der Carinthia 1821, Nr. 22, «nebst dem cyrillisirttn, (Metelko'schcn Abece), wenn es blieb,, nicht auch das Neinlatcinische lernen? Also immer Abcce's und nichts als Abece's? Vder soll ihnen die ") Wenn wir im gegenwärtigen Aufsähe d> Ansichten be5 Hin. Kopltar mehrmals zü bestreuen veranlastt werden, so »vollen wir dadurch seiner wohlverdienten europäisch«« Nelebrität, die unserer Anerkennung nicht bedarf, keineswegs zu nahe trete». Wlr w,ssen die vielfachen Ve» dieuste dieses Mannes, auf den sein Vaterland stolz seyn kann, gcwisi so gut zu würdige«, als irgend jemand r-on seinen Landsleuten. Dieselben werden dadurch, das, wir seine Theorie der Elementar» Orthographie (schon darum weil wir sie für u n a u 5 fü h'r ba r l>alt^ij nicht durch« ans billigen können, nach nnsercr v/leinung eben so wc» Mg geschmälert, als Klopstock (selbst als Gramm aliler betrachtet) in »nsern Augen dadurch verliert, dass er eins Orthographie vorschlug, 'die niemand gebrauchen mochte. Hrn. Kopitar's „Grammatik der ^slawische» Sprache in Kram" :c. (Laibach >«(>!>) gehört zü den emfii!s!rcichsten philologischen Arbeiten, die wir leimen. Vis dahin >var keine slawische Grammatik erschienen, die auf der Vasis allgemeiner (und namentlich altklassischer) philologischer Vildung ruhcno, sich durch Berücksichtigung aller slawi? schen DialeNe a.if einen höhcrn Standpunkt erhoben hat« tc, und so historisch und philosophisch zugleich gewesen »vare. Was er seitdem für die slawistischen und für die philologischen Studie!» überhaupt theils selbst, theils durch Beförderung der Arbeiten Anderer geleistet, ist bekannt. Wir erinnern nur an seine Theilnahmc an Dobrowsky's altslawischer Grammatik, an Wuk's serbischem Lexikon (0c Würdigung der serbischen Volkslieder :c.; an seine» Kampf für die Bclbstständigkcit der serbischen und der neue griechischen Volkssprache, an seine interessanten Aufklarun? gen über oaz Albanische, Walachischc und Bulgarische :c. <5inc Sanünlung seiner in den verschiedenen österr. Zeitschriften erschienenen kritischen Aufsähe, die sich durch Scharfsinn und Gelehrsamkeit eben so, wi« durch Origi, nalität der Darstellung auszeichnen, würde nicht nur allen Slawisten, sondern auch allen übrigen Philologen von lvti« tcreiil Umblick gewis, willkominen scy,i. ") Hr. Kop'tar meint zwar hier nur „die Klassiker der Krai-ner, Dalmatiner l!»d Kroaten", aber sonst spricht «r gll» Lesung der bisherigen gründlichen Erbauungsbucher, und sogar der Bibel unmöglich gemacht oder wenigstens erschwert werden? Oder ist bald eine ganze cyrilli-sirte Videl zu hoffen?" :c. Unkenntniß oder wenigstens nicht gehörige Be-' rücksichtigung der Verhältnisse des slawischen Schrift-Wesens war alfo eine Hauptveranlassung zu chimärischen Projekten einer allgemein-slawischen Schreibweise. Diese gingen auch meistens von den kl ei» nen slawischen Stämmen aus. Die Pohlen, Russen :c. kümmern sich im Allgemeinen um das Schriftwesen anderer Slawen wenig, und haben eben auch nicht viel Ursache dazu; auch pflegen sich bei ihnen die defZVcen Köpfe mit anderen Dingen zu beschäftigen, als mit grammatischen Grübeleyen, die bei uns von solcher Wichtigkeit sind. ") Wenn man z. V. von der Erfindung einiger neuen Buchstaben in einem Tone spricht, wie Hr. Kopitar in seiner Grammatik S. 205, **) so müssen wir uns nur wundern, daß vom Jahre 18U3 bis 182^ niemand versucht hat, die-: ses so wichtig seyn sollende Werk auszuführen. Denn gar so schwer können wir es nicht finden, mag man auch sagen, was man will. Sind die zu bezeichnenden Laute bestimmt (und unbestimmte bezeichnen wollen wäre eine Thorheit) so handelt es sich nur darum, einige neuen Figuren dafür zu ersinnen."*) bei denen es, wenn sie wirklich so unumgänglich nothwendig sind, auf/die größere oder geringere Schönheit verhältnißmäßig sehr wenig ankommt — sind doch auch einige der von Cyrillus dem griechischen AlplM bet« hinzugefügten Buchstaben eben nicht schön zu nennen! Auf jeden Fall ist die Form der Buchstaben mehr Sache des Schriftschneiders, als des Gramme tikers, und man begreift nicht, warum nach des Hrn. Apologeten Versicherung „mehrere, und zwar sehr gs-„lehrte Krainee — d'^rch einen Seitraum von vielen «Jahren damit umgingen (I) die Orthographien ») Schreiber dieses hat sich mit grammatischen Studien genug beschäftiget, um die Grammatik gehörig zu würdigen; abeo die von Schlözer sogenannte „Philosophie tos AVl>5 —mit allgemein wclt fesiern Griindsäyc», al5 die Moral hat« (s. Kopit. S. 2>2) d, h. die (Elementar-Orthographie hat er immer als einen an sich sehr nntcrgeordncten Theil dcl? selben betrautet, der nur durch eine so grundliche Behandlung al- Kopttar's in der frainischcn oder K. L. Schnei« der'2 in ocr lateinischen Grammatik interessant gemacht lverdcn kann. Was Quiittilian in der von unserem Gegner angefiihr? tcn Stelle zum >!oi>e der Grmnmatik sagt, wollen wir gcl-ttn lassen. Wir wollen indessen doch auch den Schlusi der Note Kopitar'?, aus welcher Hr. .-^ V,c (zwar auch sonst of< genug citirtcn) Worte Quintiiians entlehnt haben dürfte, hicher setzen, welcher also lautet: «Aber frcilch! wenn man neben der geringen Zahl guter Grammatiken den ungeheuern Haufen elender betrachtet, musi man die Verachtung der Welt beinahe gerecht finden«. >,„DA Welt Verachtung wird sich geben, wenn euer Unsinn nur sich gibt.'l" Bürget, Wir müssen jedoch wiederhohlt M'klare», das! wir Hrn. Mclelko's Vuch, obwohl wir Ein» zelnes in demselben, und namcntllch d« und ölx»^ vergleicht» Dieser Unterschied ist so auffallend, daß in jenen Gegenden, wo er Statt findet, jedes Kind lacht, wenn jemand die beiden xl> in x!iLnx!la so ausspricht, Wie das xk in ^!^ll». Ausser diesen zwei x,l, könnten die Oberkrainer am linken Ufer der Kanker, (um St. Georgen :c.) noch ein drittes, nämlich das cli der Dalmatiner verlangen, da bei ihnen das mouillirte k (in lcita) und das mouillirte i (in tjö) gerade so lautet. Vergl. Kopit. Gr. S..177. Ferner spricht der Oberkr.nncr das cl am Ende der Wörter genau so wie dc'r Engländer das harte tl> in bulk, ti-ul,k, ^^^) der Grieche, wenigstens der Neugricche das ^>, ?c. (nicht wic 5, wie Hr. Met. Gr. S. 5 behauptet, was nur von einzelnen Gegenden gilt), indem er, wie das li in l', so auch hier die inc>-l!,^k spricht, führt Hr.M, auch das venctianische"^'^ (als «I !s2s)>n) an! S. Lucl'io, Uixwn. cit-l äiul. Vene-aiuna v. z^iü^Iu, ^,. 552, Vcrgl. Kopit. S, i8f), Geit'iß unrichtig vermutlict er ferner, im Alislawischm habe daü sli^k einfach gclauiet; das sl>^,li >m allsl.nr«: schcn Alplmbct ist nichts als eiil «un^eucliuln «ci^tlizae, wie das K,«i, ^>xl :c. "*) Diesen Laut sprechen die Fremden, die englisch lernen, gewöhnlich schlecht aus; fiir den Hberkraincr hat er na? turlich keine Schwierigkeit. 4 n« Unter kra in er, dis in den Participien lc. das cchtslawische (polnische und russische) grobe I ") sprechen (s. Kopit. S. ^02) im „neukrainischen" Alpha-bet kein Zeichen dafür, noch jene, die (mit mehreren Steirern) das u in gcwisscn Fällen (nicht überall wie Hr. M. S. h. abzunehmen scheint) wie ü aussprechen, eine besondere Figur für dasselbe. Die kä'rntnische ^5ariettc desch! merkwürdige Nhi-nesmen, die denen des Ostromir'schen Codex, von welchen nach WostokowKopua« in den Wiener Iadrb. der Lit. Bd. 17, S. l00, und Grimm in s. Vorrede zu „ Wuk's Stephanowitsch Serd. Gramm." S. XXXIi, reden, ziemlich genau entsprechen dürften. Um Vleiburg :c. spricht man put (Weg), lloli, Ito^iin mit dem echten polnischen », oder dem französischen Nasal-«n: pcxn zc., so wie im Geilthale (nach Mittheilungen vom Hrn. Pfarrer Iarnik. einem gebornen Geilthaler) das polnische Nasal-u (franz. in, in lin oder ei«' in 5«in) in v^l-^n^lii, sen-5^em statt vpil.'x,^i, lesliein ^^) ?c. In der letztcrn Gegend hört man auch (vor e und i) das v (>v) der übrigen Slawvy (statt '5) in xv^Llätl, >v)^Ia>xnll!, w^^ u?.l,it,i l« :c., ^^"^ und in den (ebenfalls nordslawischen) Verbal - Ausgängen auf — m/ statt — inu, z.V. clrlain/, >vi6iill)' lc. Alle diese interessanten Eigenthümlichkeiten können mit dem Mctelko'schen Alphabet nicht ausgedrückt werden — um das karntnische halbe lc, welches auch wir Krämer in der Vern«< nung lic»k brauchen, nicht zu erwähnen. Nun sind wir aber weit entfernt, zu verlangen, daß für alle diese im Gebiethe der slowenischen Mundart vorkommenden Laute, auch eigene Zeichen in das Alphabet eingeführt werden sollten. Vielmehr sind wlr der Meinung/ Hr. Metelko habe schon zu viel Laute durch besondere Figuren bezeichnet. Für überflüßig halten wir, außer dem oben besprochenen «I vor allem die Zeichen c?, nahe alle tonlosen e vffen und alle tonlosem c» ge- ') Trüber dezeick'nete es wenigstens i» seinen Attesten Schrif« ten häufig mit tt, z. B. faspall, uselt, napellni (f^illt an), pu still. Vohorizh sagt v^m l: „^,!>^ l-!^«,<;,lS etc." " *, )1lebr>genö sprcchc,» wir vor den Kehllauten ilttmer eineArt Na,al'n, z. B. ^lunki, »y^Ij :c., das die Gricche,, auS Mangtt cincs besondern Zeichens mit dem ), andeuten, z. A. «)^-xa>. (wclchci Wort auch im Kirchenslawischen mit doppeltc»! ^ geschrie,bcn wird.) :c. »") llnricht!,i hehauptct Hr. Kopitar Or.,,»«». S. »6, Anm,, dac> w in 'Hasser sey de,n v <» v< erklärt cr axch S. 172 unser i in lir, äüu f>i. —') <ö. Iarnik'b Etymologikon S. ,52. schlössen, wabrscheinll'ch aus keinem andern Grunde, als weil erden unangenehmen Anblick seines geschlossenen « f>) und seines offenen u (m) dem Leser so viel möglich ersparen wollte. *) Beim e ist dieser Gebrauch wobl auch meistens richtig; denn das unbetonte« ist wirklich gewöhnlich offenj offen aber ist auch meistens das tonlose l,; Hr. Metelko bezeichnet es daher größtentheils falsch. So lauten z.B. in nä-Zovori'rn offenbar alle o offen, (der Unlcrkrainer spricht sie beinahe wie a, gerade wie der Russe — nach dem Peters burger Dialecte — in ähnlichen Fäl« len) und doch schreibt Hr. M. nicht V<»sil,i, sondern kllAovui-lm. In ln^nvui- kommt zwar in der mittleren Sylbe ein geschlossenes 0 hervor; aber dieses hatte Hrn. M. eben so wenig veranlassen sollen, es in «c^ovoi-iin zu schreiben, als er sich ab« halten laßt, Ic??li zu schreiben, weil in Icrulin das li deutlich lautet. Hätte Hr. M. dergleichen (etymologische) Rücksichten beobachten wollen, so hätte sich seine Schreibung wesentlich anders gestaltet, seine ^lit^ : Neuerung aber wäre daoucch freilich um so unnützer geworden. Am unbegreiflichsten ist es, daß Hr. M. die weiblichen Accusative auf 0 von den Neutris und Adverbiis auf c> nicht unterscheidet. Welcher Krai-ncr (den Nachbar des Croaten vielleicht ausgenommen) spricht das 0 in s>ll'll>o und das ci in slieno (li vi» Al lllu/o slx^nn?), das 0 in lnaln clote und mala. tlxli^i- (Accus.), das 0 in „llnjl« ini malo" (gebet mir die kltine) und in „li^'tc: ini mcilo" (gebet mir w-e-»ng), gleich aus ? Del Uuterkrainer spricht in dem ei-, nem Falle ein völliges 2, (sli«»«, Accus.) in dem andern u; wenigstens schrieben sonst unsere unler-krainischen Schriftsteller malu clele etc. Und doch, schreibt Hr. M. überall dasselbe «. ") Freilich spricht das offene 5 nun sein Alul)abet geraucht haben. «) Dali in dcn slaw. Dialcctcn der 1. Ord., selbst iin gewöhn, liche» Mlslaw., und nannntlich auch i» den altkarantainschcn Mü»ch»«rAufsa!zen die^emiuinu im ^cc. «in" auf u aus« gcl>en, dürfte Hrn. Met. ebenso wenig veranlassen, ge-g«n die all.g«!nelne Aussprache in diesem 3alle ein » sia« m zu schreiben, als er in ocr i. Perf. de- Verbums ein u schrcibt, obwohl es all« diese Dialecte haben. In den altkarantanilchea Aufsätzen wechselt übrigens das u häufig Mit 0 oder dein nasalen un ab. Wahrscheinlich endigten sich unsere weiblichen .4c<:u5. ursprünglich auf dieses nasale an, wie noch jetzt i» gewissen Fällen die polnischen. Die-sei dürfte auch beim Verbum in der ,. Pers. .^inZ. der Fall gewesen seyn, worauf das altkarantanische ^ui,»«!.« (statt pol'u^lllüi), das '»ei)'« (ich glaube), oul»« (ich will) :c. bei Trüber und Krcll, und der rhinesirende Ansgang der polnischen Verba auf Hund ganz besonders dasju« ^, womit sich die i. Pers. des Verbums in den ältesten slawischen Ul>8. endigt, schließen läsjt. Hr. Met. schrcil't namentlich auch das toxiose 0 in der .i. Pcrs. z'lui-. des Verbums im-me» unrichtig mit 0 statt mit' z. V. lu st^tt 1,i> (echtcall» slaw. (H'l", nicht W'l'', nntcrkr. und bulgarisch sogar w.) I,n Vorbeigehen beinerken wir, daß i» dcm voin Hr»' Met. aus den Wiener Jahrb. Ver Lit. mitgctlieilten Stücke (Vorr. S< ^lll) «ili'^li^iun, /null,« dcistt, uelch^ö rraii.l, scher sei)» dürfte, als das wahrscheinlich aus Croaticn eingeführte ,""!<.'>> welches man eben so wenig nnt «schreib ben sollte, al5 i-ukll, !,n>c><.>i-, ,nu«ll, zn!> :c. statt ,-u""» ^ nx,l1<^!-> !!,u,^!> ,c.; denn dieses c>, dem rhinenrendcn )"« oder j-»(/X) dcrältcsscn slawischen Handschriften und dem ober» wäh'nN'n karntnischen Nasal - un entsprechend, »st fü: un» fern Dialcct ch a ra c te r ist isch. Da indessen ,nl>l<2 N'l Maricr nicht wohl gebraucht ircrden lann, so diin'tc