Linda Sadni k Z U R F R A G E D E S S L A V I S C H E N -ËNO-SUFFIXES Das iranische Adjektivsuffix -aina- (jungav. -aena-) bildet Adjektiva im Sinne von »bestehend aus —c, Stoffadjektiva wie av. zaranaêna- »golden«, izaena- »ledern«, ap. a&a"gaina- (oder ni}-) »steinern« usw. Mit ihm verglichen werden lit. -ainis, lett. -alns oder -airiš. Der Funktionsumfang der baltischen Suffixe ist wesentlich größer als der des iranischen -aina-, besonders häufig werden sie zur Bildung von Adjektiven verwendet, die das Versehensein mit etwas bezeichnen : lett. cçlmains »voll mit Baumstümpfen«, akmenainš oder akminairiš »steinig«, aber auch »steinern«, lit. aviždinis »aus Hafer«, atbulainis »verkehrt« u. a.1 Im Slavischen dient zur Bildung von Stoffadjektiven (denen sich auch einzelne, vermutlich alte Artadjektiva zugesel- len) ein Suffix -ëno: z.B. olovènb »bleiern«, vlasëni »hären«, kameni »steinern«, aber auch р1атёпъ »flammend« u. a. An seiner Gleichstellung mit den obgenannten Suffixen, die einen diphtongischen Ursprung des slav. -i- aus *-ai- oder *-oi- voraus- setzt, hindert uns die bei Adjektiven wie гогапъ »beinern« (zu rogi »Horn«) erfolgte Palatalisierung des Gutturals und der damit im Zusammenhang stehende Über- gang 'e > a. Zubaty hat versucht, ein катепъ — von hier aus hat man die Verbreitung eines Stoffadjektiva bildenden -ёло-Suffixes angenommen — aus катдпъ ("kamen-no- oder *kamn-no-) zu erklären (AfslPh Bd. 15, 497). Ihm schloß sich Meillet an (Études 0 S. 434 u. 436 ff.), der besonderes Gewicht auf die russischen -jan, bzw. -janyj (-jannyj) Formen wie stekljännyj »gläsern« usw. legte, da diese ein nasales -e- ( f ) voraus- zusetzen scheinen. Da nun einerseits die russ. -/ая-Formen sich zwanglos aus dem Einfluß der -я/г-Adjektiva wie kôzany) »ledern« usw. erklären — diese Erklärung hält offenbar auch Vondrâk für die wahrscheinlichste, obwohl er die -jwj-These vertritt- —, anderer- 1 Weitere Beispiele, darunter zahlreiche Substantivierungen dieser Adjektiva verzeichnen Leskien, Die Bildung der Nomina im Lit. S. 415 ff. und Endzelin, Lett. Gram. S 238 ff. 2 Vgl. Gram. I, S. 530. Siehe dort auch die umgekehrte Erscheinung im Slove- nischen sowie die im Anschluß an Leskien (Untersuchungen II) gegebene Erklärung, daß in den südwestlichen Gegenden des skr. Sprachgebietes der -c-Laut des -i- bei Adjektiven wie gvozden »eisern« unter dem Einfluß der «i-Adjektiva wie zelen »grün« erhalten blieb. seits Brugmann (Grdr. II 1, 282) die Erklärung von катёпъ aus кат(пъ als un- ' richtig zurückgewiesen hat, da es nirgends /го-Ad jektiva gibt, in denen dieses Suffix unmittelbar an einen я-Stamm gefügt wäre, ziehen wir die naheliegende Verbindung der slav. -a- in historischer Zeit belegt haben: Imp. piša/пъ, pišale etc. (vgl. Leskien, Abg. Gram. S 193). Daß sie durch das mit dem baltischen ё/г-Suffix identische Bildungselement -in- bzw. -jan- gefördert wurde, ist sehr wahrscheinlich. Ebenso wahrscheinlich ist, daß im Slavischen ein -ëno- (< -êno-) Adjektivsuffix, das dem lett. -êna- in kalnêns »bergig« gleichzusetzen wäre, mit dem ursprünglich ebenso seltenen -ëno- (< -oino-) Adjektivsuffix zusammenfiel. Ein Zusammenhang zwischen den slavischen -^/го-Bildungen und den bait, -ainis-, -aîns- und -аг/г'3-Adjektiven ließe uns, da diese den Funktionsumfang ihrer idg. Vor- stufe ungefähr bewahrt haben, auch einzelne slav. Artadjektiva besser verstehen, so vor allem р1атёпъ und гитёпъ. Obwohl es sich (und zwar vermutlich auch bei 3 Da Schmidt (Kritik der Sonantentheorie S. 96) bekanntlich an Beispielen wie катёпъ die Assimilation von -mn- > -m- im Slavischen zu belegen versucht, läßt er die Lautgestalt des -ё- im Suffix unberücksichtigt. гитёпъ, »rot«) um «-Stämme handelt, hat man mit Rücksicht auf die bekannte Funktion des -é/zo-Suffixes diese Adjektiva als Analogiebildungen aufgefaßt. Wenn wir uns der herrschenden Ansicht angeschlossen haben, daß die Ver- breitung eines -^/го-Suffixes in der bekannten Funktion von катёпъ ausgegangen ist, so soll damit keineswegs gesagt sein, ein -ëno- ( < -o/«o-)-Suffix sei ursprünglich ausschließlich an /г-Stämme herangetragen worden. Konnte es im Prinzip an jeden Stamm angeschlossen werden, so wird dies bei der herrschenden Stellung des ьпъ- Suffixes wohl ebenso selten wie bei den /г-Stämmen realisiert worden sein, von wo aus erst ein Stoffadjektiv zu einer intensiveren Verbreitung führte. Es wäre verfehlt, »ursprüngliche« -г/го-Bildungen unter den sogenannten Aus- nahmefällen (d. s. durch ihren Ausgang nicht als Stoffadjektiva bestimmte Worte) selbst bei Vorhandensein baltischer Parallelen wie z. B. lett. miglairiš »nebelig« — slav. mbglëniy, dass. oder lett. ledains »eisig« — slav. ledënъ, dass. feststellen zu wollen. Da wir sowohl mit alten Artadjektiven bei den /г-Stämmen wie auch mit späteren Beeinflußungen des -г/го-Suffixes rechnen müssen, können (und werden wohl) diese Adjektiva Analogiebildungen sein — so vielleicht auch das etymologisch dunkle bagirënъ »purpurn« zu гитёпъ »rot«, welche Farbbezeichnung in den Sla- vinen vorwiegend in gehobener Bedeutung für das Abendrot u. dgl. gebraucht wird. Anders verhält es sich jedoch mit der schon im Altkirchenslavischen belegten Be- zeichnung für den Erstgeborenen prwënbcb (Miki. LP S. 715 »primogenitus«), die u. E. von Worten, in welchen das kurze -e- in der Parallelform ein Licht auf die ursprüngliche Lautgestalt des -