Bezugspreis» für das ehemalige Hsterreich-Ung. ganzjährig K 10— halbicihrig K S — zür Amerika: ganzjährig v. 2'50 ziir das übrige Ausland ganzjährig K 12 — jjcitlW Erscheint am 1., 10. und 20. eines jeden Monates. Anzeigen Onserate) werden nach Tarif be- rechnet und von der Ver¬ waltung des Blattes übernommen. Briefe ohne Unterschrift merdennichtberückfichtigt, Manuskripte nicht zurück- gesendet. Bestellungen übernimmt die Aerwattung der Hottscheer Zeitung m Gotischer Sir. 124. Berichte sind zu senden an die Schrtstkeitung der Kottscheer Zeitung in Gottschee. Bostsparkassen-Konto Nr. 842.285. Br. 11. KotlsHse, am 10. Movemöer 19L9. Jahrgang I. Der Schutz der nationalen Minderheiten in Jugoslawien. Am 28. Oktober vorigen Jahres war der Zusammenbruch Österreichs-Ungarns, dem sofort die Bildung der neuen National¬ staaten folgte. Während nun in der tschechoslowakischen Republik die nationalen Minderheiten mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, so daß die Tschechoslowakei eigentlich ein Österreich im kleinen Umfange darstellt, ist Jugoslawien ein Nationalstaat — kein Nationalitätenstaat — der Serben, Kroaten und Slowenen. Nach den vom italienischen Minister des Äußern Tittoni in seiner großen Rede am 27. September l. I. gemachten Angaben stellt sich die Volkszahl der nationalen Minoritäten in Jugosla¬ wien, wie folgt: 530.000 Deutsche, 590.000 Magyaren, 650.000 Albaner, 590.000 Bulgaren und 165.000 Türken. Die Angehörigen der Minderheitsvölker machen also zusammen 5,525.000 Seelen aus, demnach etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Unter der Minderheitsbevölkerung machen die Deutschen rund ein Fünftel aus, im Verhältnisse zur Gesamtbevölkerung Jugoslawiens somit etwa ein Fünsundzwanzigstel (4°/o). Der Friedensvertrag von St. Germain hat nun für den Schutz der nationalen Minderheiten in Jugoslawien, ähnlich wie in der Tschechoslowakei, die Schaffung eigener vertragsmäßig zwischen den Hauptmächten und dem Staate der SHS sestzulegenden Bestim¬ mungen beschlossen. Gegen diese Bestimmungen hat die südslawische Öffentlichkeit Protest erhoben. In der jugoslawischen Presse wurde hiebei betont, daß dieser Protest nur gegen die Beschränkung und Verletzung der südslawischen Staatssouveränität gerichtet sei und nicht etwa bedeute, daß der südslawische Staat seinen Bürgern deutscher, ungarischer oder anderer nichtsüdslawischer Sprache den angestrebten Schutz verweigern wolle. „Im Gegenteil", betonte das „Agramer Tagblatt"; „es ist gewiß, daß der südslawische Staat in dieser Hinsicht keinem anderen europäischen Staate nachstehen wird." Der Minister des Innern Svetozar Pribicevic äußerte sich bei der Zusammenkunft der Agramer demokratischen Parteiorgani¬ sation am 26. Oktober über den Minoritätenschutz, wie folgt: „Wir fürchten auch die Konvention betreffs des Schutzes der Minderheiten nicht. Was diese Konvention betrifft, haben wir nicht dem Prinzipe dieses Schutzes, sondern der Einschränkung der Souveränität unseres Staates widersprochen. Uns Demokraten ist cs klar, daß eine Demokratie gegen nationale Minderheiten keinepreußischeoder magyarische Politik befolgen kann. (Zustimmung.) Wir müssen demnach danach trachten, daß sich diese Minder¬ heiten unserem Staate anschmiegen, daß sie diesen Staat liebgewinnen, und dies wird geschehen, wenn wir großherzig und von wahrem und aufrichtigem Demo- kratismus durchdrungen sind. Wir widersetzen uns auch nicht unbedingt der Einschränkung der Slaatssvuvcränität. Wir sind ein Volk, welches mit allen im Frieden leben will, unsere Wünsche — und das ist unsere vollkommene nationale Vereinigung — haben wir verwirklicht und wünschen keinem Volke etwas zu nehmen. Demzufolge können wir auch daraus eingehen, daß auch das als Kulmination der Stantssouveräuität betrachtete Recht des Staates zum Kriege beschränkt und der großen Völkerliga zur Ent¬ scheidung überlassen werde. Wahrscheinlich wird auch die Souverä¬ nität der Großmächte durch diese Völkerliga beschränkt werden. Wir würden bloß wünschen, daß dieses Prinzip des Minderheits¬ schutzes nicht auf kleine Völker und kleine Staaten beschränkt, sondern gleichmäßig für alle, sowohl großen als kleinen Völker verbindlich sei, denn die großen Völker können ihre Minderheiten stärker unterdrücken, als die kleinen." Diese für die sprachlichen Minderheiten in Jugoslawien sehr erfreulichen und begrüßenswerten Äußerungen des Innenministers decken sich ungefähr mit den vom „Agramer Tagblatt" (26. Oktober) am gleichen Tage über den Minoritätenschutz ausgesprochenen Ge¬ danken. „Der südslawische Staat", schreibt das genannte Blatt, „kennt keine Bürger erster und zweiter Klasse und hat kein Interesse daran, den geringen Bruchteil seiner fremdsprachigen Staatsange¬ hörigen zu .entnationalisieren'. Sie mögen in nationaler Beziehung ruhig bleiben, was sie bisher waren: Deutsche, Ungarn, Rumänen oder Italiener. Der südslawische Staat verlangt von ihnen nicht, daß sie ihrer Sprache entsagen und sich national als Südslawen fühlen. Nein, es genügt dem südslawischen Staate vollkommen, wenn sie, die hier leben und sterben wollen, ihm die Staatsbürger- treue wahren, die jeder Staatsbürger seinem Staate zu wahren hat. Hat doch die Mehrheit der Südslawen selbst Jahrhunderte hindurch im bitteren Empfinden bahingelebt, daß sie in dem Staate, in dein sie lebten, als Bürger zweiter Klasse gewertet wurden. Sic kennen also die Gefühle, die das Bewußtsein, als nicht ganz vollwertig dem Staate zu gelten, notwendigerweise auslöseu muß. Und sie kennen auch die Folgen, die sich für den Staat aus diesen Gefühlen ergeben. Sie werden sich also hüten, den Weg zu gehen, den z. B. die Magyaren gingen, als es noch ein Österreich-Ungarn gab, ganz abgesehen davon, daß der Prozentsatz der fremdsprachigen Staats¬ bürger des südslawischen Königreiches so gering ist, daß den Süd- siawen kein nennenswerter nationaler Nutzen daraus erwachsen würde, wenn es auch möglich wäre, diese fremdsprachigen Staats¬ bürger in Südslawen zu verwandeln. Übrigens ist die nationale Hochflut, die von so viel Haß getragen wurde und so viel Haß erzeugt hat, in der ganzen Welt bereits im Abflauen begriffen. Die Völkerversöhmng ist nicht mehr ein Phantom, ein Hirngespinst ein¬ zelner Phantasten, wie es noch vor zwei Jahren in der kriegshetze¬ rischen Presse aller Nationen hieß, sondern sie ist schon in den Be¬ reich der realen Möglichkeit gerückt. Einerseits die drückenden wirt- schaftlichen Sorgen und die schweren sozialen Fragen, vor die sich alle Völker und alle Staaten gestellt sehen, anderseits die Reaktion, Seite 68. Seite 72. Gnttkeb^p^ 8-i'e,,»^ _ ao» i/-> Gottscheer Zeitung — Nr. II. Jahrgang I. die der Krieg, diese entsetzliche Verirrung der Menschheit, überall auslöst, bahnen der Versöhnung der Völker den Weg. Und wir zweifeln nicht daran, daß in verhältnismäßig kurzer Zeit die Ver¬ brüderung der Nationen Wirkiichkeit sein wird. Welchen Nutzen könnte da der südslawische Staat haben, wenn er, der jung und kraftverheißend am Beginn seines Lebens steht und dem eine glück¬ liche Zukunft winkt — welchen Nutzen könnte dieser Staat von dem Verschwenden seiner Energie an so unzeitgemäße Ziele haben, wie es z. B. die Slawisterung der im Verhältnis zur Staaisgesamt- heit so geringen Zahl fremdsprachiger Staatsbürger wäre l Nein, die fremdsprachigen Angehörigen des südslawischen Staates mögen beruhigt sein und ruhig ihrer Arbeit nachgehen. Im Königreiche SHS gibt es nur eine Art von Staatsbürgern, die alle gleich vor dem Gesetze sind. Die Südslawen, die nationalen Haßgefühlen überhaupt weniger zugänglich sind, als etwa die mittel- und west¬ europäischen Völker, und die gleich den Russen die Liebe zur Menschheit selbst über die Liebe zur eigenen Nation stellen, werden den fremdsprachigen Angehörigen ihres Staates nicht das geringste Leid zufügen. Und sie würden auch nicht gegen die Bestiminungen über den Schutz der nationalen Minderheiten im St. Germainer Friedensvertrag protestieren, wenn diese Bestimmungen für alle Staaten, die großen und die kleineren, Wert erhalten würden. Denn dann würde dies bedeuten, daß alle Staaten und alle Völker auf eine Beschränkung ihrer Souveränität eingehen, damit der Fortschritt der Menschheit beschleunigt werde." Wenn künftighin auch in Slowenien die vom Minister Pre- bicevic empfohlene milde und freundliche Behandlung der völkischen Minoritäten — also Abkehr von der Politik der rauhen Hand — tatsächlich ins Werk gesetzt würde, würde dies von der Minorität mit wahrer Freude und aufrichtigem Danke begrüßt werden. Und welche von den Volksminoritäten in Jugoslawien hätte wohl größeren und begründeteren Anspruch auf eine solche freundliche Behandlung als die Gottscheer? Von allen deutschen Siedlungen in ganz Ingo- slawien sind es ja gerade die Gottscheer, welche auf die älteste geschichtliche Vergangenheit im Lande zurückblicken. Fällt doch die Besiedlung Gottschees noch ins Mittelalter I Schon seit 600 Jahren gehören die Gottscheer sozusagen zur Familie, schon seit dem 14. Jahrhunderte, teilweise noch länger, siedeln sie auf ihrer Scholle, die sie selbst gerodet und urbar gemacht und auf der sie niemanden verdrängt haben. Zwanzig Geschlechterfolgen sind im Ländchen bereits geboren worden, haben es bebaut, gepflegt und geliebt und haben mit ihren slowenischen Nachbarn stets in bester, nie getrübter Eintracht gelebt. Mit ihnen zusammen haben sie als Grenzbewohner Kram auch gegen die wilden, grausamen Türken verteidigen ge¬ holfen. Und auch jetzt hängen die Gottscheer, trotz so mancher erlebter Bitterkeiten, mit innigster, geradezu rührender Liebe an ihrer teuren Heimat. Sowie sie vor 600 Jahren den damaligen Landesherren, den Patriarchen von Aquileja, und sodann durch nahezu 600 Jahre dem Hause Habsburg stets in makelloser Treue ergeben waren, so wollen sie sich anch jetzt im jugoslawischen Staate von keinem anderen Stamme an Treue und loyaler Gesinnung über¬ treffen lassen. Werden wir Gottscheer so behandelt, wie es Minister Prebicevic wünscht und empfiehlt, so werden wir dein neuen Staate gegenüber nicht etwa bloß in pflichtgemäßer, kühler Weise unsere staatsbürgerlichen Pflichten erfüllen, sondern wir werden, der aus¬ gesprochenen Erwartung des genannten Ministers aus Überzeugung entsprechend, den Staat immer mehr lieb gewinnen und ihm für die gute Behandlung warmen Dank zollen. Es 'wird für den Staat gewiß nicht unvorteilhaft sein, wenn er nahe an der Grenze gegen Italien eine durch und durch staatstreue, loyale und zuverlässige Bevölkerung besitzt. Aus Stadt und Land. Hottschee. (Vom F a chfchul d i e nste.) Wir erhalten von sehr geschätzter Seite folgende Zuschrift: Von den nach Deutschösterreich übersiedelten Lehrkräften der bestandenen Fachschule für Holzbe¬ arbeitung in Gotischer sind folgende in Dienst gestellt worden: Herr Professor Wilhelm Heine ist in Wien an den staatlichen gewerb¬ lichen Lehranstalten für Textilindustrie, für Korbflechterei und ver¬ wandte Techniken und an der neuen Anstalt für Luftfahrwesen in Mauer bei Wien, außerdem an mehreren Fortbildungsschulen be- schästigt, nnd zwar in nebenamtlicher Stellung mit besonders hono¬ rierten 26 wöchentlichen Lehrstunden. Fachschullehrer Herr Josef Eimer wurde an der Staatsfachschule für Holzbearbeitung in Hallstatt als interner Lehrer angestellt; beide Lehrkräfte seit I. Oktober 1919. — (Verunglückt.) Wie uns von privater Seite mitgeteilt wird, ist unserem geschätzten Landsmanne Herr Geometer Richard Krauland in Graz bei einer Gebirgspartie in der Gegend von Admont ein schweres Unglück begegnet. Er hatte die Gebilgspartie mit einem anderen befreundeten Geometer unternommen. Dieser stürzte ab und Herr Krauland konnte den Todessturz seines Freundes nicht verhindern, sondern wurde selbst in das Unglück mitverwickelt, stürzte ebenfalls ab und blieb durch zwei Tage hilflos mit gefrorenen, ganz zerschundenen Händen und Füßen liegen. Seine Finger halten bei den Rettungsversuchen schweren Schaden gelitten. Erst am zweiten Tage nach dem Unglück brachte eine Sennerin, die die Hilferufe hörte, deni Verunglückten Rettung. Das Unglück soll sich vor etwa 6 bis 8 Wochen ereignet haben und den Bericht hierüber sollen deutschösterreichische Blätter in ausführlicher Weise gebracht haben. Da aber diese Blätter noch immer nicht hereingelassen werden, erfuhren wir in der Heimat nichts davon. Vielleicht findet sich ein Landsmann in Steiermark veranlaßt, uns über den Unglücks¬ fall einen genauen, authentischen Bericht zu senden. — (Innsbrucks Verkehrsbedeutung.) Wie aus Wie» berichtet wird, ist der Verkehr zwischen Süd und Nord, West und Ost über Innsbruck überaus lebhaft. Das ist begreiflich, weil Triest und Fiume derzeit aus diesem Verkehr sozusagen ausgeschlossen sind. Innsbruck übernimmt, vorderhand wenigstens, gewissermaßen die Verkehrserbschaft der genannten zwei Adriastädte. Was wird aus Triest unter italienischer Herrschaft werden? — (Die Valutafrage.) Zunächst werden unsere Banknoten mit besonderen Stempeln versehen werden, im Dezember dieses Jahres erfolgt sodann die Auswechslung der Kronenuoten mit den neuen Dinarnoten. — (Pasic über das Fiumaner Problem.) Pasic äußerte sich: Das Rekaproblem wird gewiß mit einem Kompromiß gelöst werden, das niemanden voll befriedigen wird, da dort sich viele Interessen kreuzen. Schließlich bin ich der Ansicht, daß d' Annunzios Staatsstreich ebenso den italienischen wie auch unseren Interessen geschadet hat. — (Jugoslawien und der Friedensvertrag.) Der Oberste Rat erörterte den Text einer Note, die demnächst an die südslawische und rumänische Regierung geschickt wird. Darin wird mitgeteilt, daß beide Länder den Friedensvertrag mit Bulgarien so lange nicht unterzeichnen dürfen, als sie sich nicht entschlossen haben, den St. Germainer Vertrag zu unterfertigen. — (Eröffnung der internationalen Arbeitskon¬ ferenz.) Die internationale Arbeitskonferenz hielt am 31. Oktober in Washington ihre erste Sitzung. Mr. Wilson, der Staatssekretär für öffentliche Arbeiten, betonte in seiner Begrüßungsrede, daß die Konferenz dje erste Anstrengung aller Völker der Erde darstelle, das Arbeitsproblem zu lösen. Die Beziehungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern müssen durch die sicheren Methoden der Erfahrung diktiert, geregelt werden und nicht durch heftige Klassen¬ kämpfe. Die Arbeiten der Konferenz werden aber erst dann Erfolg haben, wenn der Völkerbund ins Leben getreten ist. Dessen Schöpfung gilt heute als gesichert. — Die Teilnahme und Mitarbeit Deutsch¬ lands und Österreichs an der internationalen Arbeitskonferenz ist gestattet worden. — (Einstellung des Warenverkehrs nach Öster¬ reich.) Da die an der österreichischen Grenze befindlichen Zoll- Jahrgang I. Gotlscheer Zeiiung — Nr. 11. Seite 73. ämter mit verzollbaren Waren überfüllt sind, wurde der Waren¬ verkehr zwischen unserem Staate und Oesterreich ans kurze Zeit eingestellt. — (Einschränkungen der Reisefreiheit nach Slo¬ wenien.) Im Zusammenhangs mit der Einschränkung des Zugs¬ verkehrs in Slowenien werden Reisebewilligungen für Reisen auf den Strecken, die über Slowenien führen, bis zur weiteren Ver- fügung nur in dringendsten, unaufschiebbaren Fällen ausgefolgt. Jedes Gesuch um Herausgabe eines neuen Reisepasses sowie auch um Verlängerung und Vidierung der bereits ausgestellten muß mit entsprechenden Beweisen belegt sein. Die Fahrtrichtung ist genau anzugeben. Bei Reisen in Handels- und Gewerbeangelegenheiten muß die Bestätigung der Handels- und Gewerbekammer beigeschlossen werden, bei Reisen, die krankheitshalber unternommen werden, das amtliche ärztliche Zeugnis, das die unaufschiebbare Dringlichkeit der Reise bestätigt. — (Die wachsende Teuerung.) Besonders jene Kreise, die mit einem bescheidenen, fixen Einkommen rechnen müssen, sehen dem Winter sehr besorgt entgegen. Die Teuerung nimmt geradezu unheimliche Formen an, sie wächst von Tag zu Tag, die Preise sind für viele schon unerschwinglich geworden und es hat leider den Anschein, daß sie ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht haben. Das Brennholz ist schwer erhältlich und so enorm hoch im Preise, daß ärmere Leute kaum mehr das Holz für das Kochen erschwingen können, von der Zimmerheizung gar nicht zu reden. Wir gehen Zuständen entgegen, wie sie schon vor einem Jahr in Wien existierten. Wer hätte das glauben können in einem Lande, das das Banat und andere Kornkammern sein Eigen neuntl — (Lebensmittelsendungen an unsere Studenten im Auslände.) Nach den Beschlüssen der Ministerratssitzung am 29. Oktober sind u. a. nunmehr auch kleinere Lebensmittelsendungen an unsere Studenten und Staatsbürger im Auslande durchzulassen, falls sie mit besonderen Ausfuhrscheinen versehen sind. — (Einschränkung des Eisenbahnverkehres in¬ folge Kohlenmangels.) Infolge des Kohlenmangels wurden am 31. Oktober mehrere Eisenbahnverkehrseinschränkungen verfügt. Auf den Staatsbahnen verkehren vom 1. November an auf sämtlichen Strecken bloß je zwei Personenzüge hin und zurück. Der Expre߬ zug Wien-Triest wurde vom 3. November an eingestellt. Personen¬ züge verkehren auf der Südbahn je zwei hin und zurück in allen Richtungen. — (Elektrische Zentrale inSkrad.) Wie die Handels¬ und Gewerbekammer in Agram mitteilt, wird in Skrad eine elektrische Zentrale mit 600 14? gegründet werden, welche die Ortschaften Delnice, Ravnagora, Brod a. K., Skrad und die Eiscnbahnwerk- stätte in Moravica mit elektrischem Strome versehen wird. Das Aktienkapital von 1 Vs Millionen Kronen wird von heimischen In¬ teressenten zur Verfügung gestellt. Außerdem wird in Skrad eine moderne Wagenfabrik mit dem Aktienkapitals von 2 Vs Millionen Kronen errichtet. Bis zum kommenden Herbst sollen beide Unter¬ nehmungen den Betrieb eröffnen. — (Die Enquete über die Ausfuhrzölle.) Am 28. Oktober wurde in Belgrad im Handelsministerium eine Enquete über die neueingeführten Ausfuhrzölle abgehalten. Es wurde fest¬ gestellt, daß die Verordnung bezüglich der Ausfuhrzölle große Nach- teile für den Außenhandel mit sich bringe. In vielen Artikeln, bei denen wir im Auslande ohnedies mit starker Konkurrenz zu kämpfen haben, wird die Ausfuhr einfach unmöglich gemacht, während infolge der neuen Zollverfügungen die Grenzstationen mit Waren derart überfüllt sind, daß eine Menge von Waren verdirbt. Minister Dr. Kramer versprach, dem Ministerrate entsprechende Vorschläge zu machen, und die Enquete wählte einen Ausschuß, der die Frage der Ausfuhrzölle gründlich durchberaten und der Regierung kon¬ krete Vorschläge unterbreiten wird. Die Enquete sprach sich grund¬ sätzlich gegen die Festsetzung von Ausfuhrzöllen aus, die nur bei erstklassigen Lebensmitteln als zulässig zu betrachten seien. — (Unmöglichkeit der Durchführung des Kom- pcnsationsvertrages mit Österreich.) Die „Agramer Zeitung" teilt nach einer Belgrader Meldung mit: Wie wir er¬ fahren, erwachsen uns durch Wien in der Ausführung des Kom- pcnsationsvertrages mit Österreich solche Schwierigkeiten, daß unsere Regierung auf die Ausführung des Vertrages zu verzichten gedenkt. — (Maßnahmen gegen den Geld schmuggel.) Die Zolldirektiou hat an die Zollbehörden eine Verordnung erlassen, wonach diese Behörden, bei Assistenz der Polizei, die Reisenden, Kouriere, sowie die aus Österreich, Bulgarien, Griechenland und Italien anlangende Post zu untersuchen haben. Diese Maßnahmen wurden getroffen, um der Überführung des österreichischen Papier¬ geldes auf jugoslawisches Territorium und der Ausfuhr unseres Geldes in den Weg zu treten, — (Die Weinausfuhr aus unserem Staate.) Der Finanzminister hat die ÄSeinausfuhr aus unserem Königreiche ins gesamte Ausland bewilligt. — (Präsident Masaryk über den Bolschewismus.) In der Festsitzung der Nationalversammlung am 29. Oktober in Prag sprach Präsident Dr. Masaryk auch über den Bolschewismus und sagte, der Bolschewismus Lenins sei in Wirklichkeit ein revo¬ lutionärer Anarchismus und eher Syndikalismus als Sozialismus. Die Taktik Lenins erinnere zu stark an Iwan den Schrecklichen. Er halte das große Ziel des russischen Bolschewismus für uner¬ reichbar und rechne damit, daß der Bolschewismus sich nicht werde halten können. Redner sei nicht gegen die Sozialisierung, und die Verstaatlichungen, welche soeben durchgeführt werden, lehren uns, daß die Verstaatlichung nicht immer der Sozialisierung gleichbe¬ deutend sei. Es sei zweifelhaft, ob es den Arbeitern in den ersten Stadien der Sozialisierung besser gehen werde, es sei nicht ganz ausgeschlossen, daß es ihnen auch schlechter gehen könnte. Die So¬ zialisierung verlange nicht bloß vom Kapitalisten, sondern auch vom Arbeiter Opfer. Zur Sozialisierung ist intensives Nachdenken und genaue Beobachtung der erworbenen Erfahrungen notwendig. — (Wettbewerb um die ungarische Krone.) Die royalistische Strömung in Ungarn ist gegenwärtig nicht mehr ein bloßer Sonderwunsch gewisser depossedierter Elemente, nicht mehr eine bloße Sehnsucht der alten Adels- und Offizierskaste, sondern es ist kein Zweifel, daß diese Strömung mit Ausnahme der un¬ garischen Sozialdemokratie, deren Wirkungsfeld aber nicht über Budapest hinausreicht, das ganze Land erfaßt hat. Alles will die Wiedererrichtung des Königtums. Das terroristische Experiment der ungarischen Kommunisten hat dem gequälten Lande den Geschmack an der Fortsetzung der Revolution so gründlich ausgetrieben, daß es vom roten Schrecken kopfüber in den Roylismus stürzte. Es wiederholt sich in Ungarn das in größeren Maßen nach der franzö¬ sischen Revolution Geschehene. Die politischen Parteien trennt kein grundsätzlicher Gegensatz mehr, sie unterscheiden sich nur in der Personenfrage. Die Legitimisten denken an den ältesten Sohn des gewesenen Kaisers Karl, Otto, für den Erzherzog Josef die Regent¬ schaft zu führen hätte, die Nationalisten wollen Joses selbst als König, die Ententisten dagegen wünschen die Wahl des Herzogs von Teck, eines Bruders der englischen Königin. Eine andere Gruppe wünscht den Herzog von Cvnnaught zum König. Der „Abend" bemerkt zu dieser royalistischen Bewegung: Die Gefahren, welche dieses Treiben für uns (Oesterreich) bedeutet, werden von Tag zu Tag größer. Die gleichen Gefahren drohen auch der tschecho¬ slowakischen Republik. — Zweifellos stehen heute etwa 90 Prozent der ungarischen Bevölkerung hinter dem christlich-nationalen Pro¬ gramm des Ministerpräsidenten Friedrich, der aus Luegerschem Holz geschnitzt zu sein scheint. — (DerTiefstandderösterreichischenKrone.) Eine nervöse Unruhe erzeugt der panikartige Kurssturz der österreichischen Krone, die um die Mitte Oktober einen Tiefstand von 4 Centimes erreichte. Die Entente ist durch den Sturz der österreichischen Krone umsomehr beunruhigt, als die Aufbringung von so großen Mengen von Lebensmitteln, wie sie notwendig, sind um Deutschösterreich bis zum nächsten Jahre über Wasser zu halten, immer schwieriger wird. Seite 74. Gottscheer Zeitung — Nr. 11. Jahrgang I. — (Neomarxismus.) Im „Vorwärts" bekämpft Eduard Bernstein grundsätzlich das falsche Schlagwort der Sozialdemo¬ kratie, wonach das Kapital der Todfeind der Arbeiterklasse sei. Bernstein weist nach, daß auch Marx dargelegt habe, wie sehr der Fortschritt der Arbeiterklasse an die Entwicklung des Kapitals ge¬ bunden sei. Die Sozialisierung sei nach dem Urteile der Sachverständigen, auch der Unabhängigen, kein Allheilmittel und darum nicht überall anwendbar. Wo aber nicht sozialisiert werden könne, sei das Kapital noch unentbehrlich. Sachkundige unter den Unabhängigen wüßten dies ganz genau und würden, wenn sie zur Regierung kämen, das Kapital genau so schützen müssen, wie es jetzt die Mehrhcitssozialisten tun. — (Die neuen Ausfuhrzölle) werden folgendermaßen festgesetzt: Für Getreide 50 Vo, Hanf 40 Vo, Blattabak und grünes Gemüse 30°/o, frisches Obst, Opium, geschnittener Tabak, Ziga¬ retten und Zigarren 20°/o, gepreßtes Obst 10°/o, gedörrtes Obst, Fruchtsäfte und eingezuckerte Marmeladen 5 °/o, Pferde, Horn- und Borstenvieh und deren Abfälle 50°/o, Mastschweine und Span¬ ferkel, Geflügel, Selchfleisch und Selchspeck 40°/», frisches Fleisch und Speck 53°/o, Esel, Hyutabfälle, Federn, Käse und Eier30°/o, Bauholz in Rollen 35°/o, Brenn- und verarbeitetes Bauholz 30°/o, Olivenöl 50°/o, Mahlprodukte 40°/o, Schnäpse 30°/o, Wein und Branntwein l0°/o, Seilerprodukte 5°/o, Kohlen, Gold und Silber 50°/o, Eisen 40°/o, Kupfer, Eisen- und Kupferabfälle 30 °/o, Blei 20°/o. Die übrigen hier nicht angeführten Produkte werden in unverarbeitetem Zustande mit 50°/o, in verarbeitetem Zustande mit 20°/o verzollt werden. Aus diesen Zolleinnahmen wird ein be¬ sonderer Fonds zur Förderung der Landwirtschaft, insbesonders in den vom Feinde hergenommenen Gegenden, geschaffen werden, in welchen mindestens die Hälfte der eingezahlten Zölle eingelegt wird. — Durch die jetzt neu eingeführten Ausfuhrzölle werden auch die Bedürfnisse unserer wirtschaftlich passiven Gegenden ge¬ sichert werden, da beim inneren Lebensmittelhandel der Produzent oder der Kaufmann stets einen mindestens so großen Gewinn er¬ zielen können wird wie bei der Ausfuhr. Unsere Lebensmittelaus¬ fuhr, schreibt das „Agrainer Tagblatt", wird durch diese Ma߬ nahmen in normale Bahnen geleitet werden, nachdem der Unter¬ schied zwischen den niedrigen inländischen und den hohen aus¬ ländischen Preisen durch die hohen Ausfuhrzölle annähernd ausge¬ glichen werden wird. Wichtig ist die Verfügung der Verordnung über die Ausfuhrzölle, daß beispielsweise für Mahlprodukte bedeutend geringere Zölle eingehoben werden als für Getreide, was für unsere inländische Mühlenindustrie von außerordentlicher Bedeutung ist. Überhaupt hält die Verordnung an dem Grundsätze fest, daß Roh¬ material stets höher als ausgearbeitete Produkte verzollt werden müsse. Damit ist der erste Schritt zur Hebung unserer Industrie getan. Auch für die Regelung unserer Valuta ist diese Neuorgani¬ sierung unseres Außenhandels sehr wichtig, da durch die Einhebung dieser Zölle dem Staate große Summen zufließen. Weitere Ma߬ nahmen im Zusammenhänge mit dieser Verordnung und der Wirkung der Devisenzentrale könnten die. Lösung unserer Valutafrage ohne weitere gewaltsame Eingriffe automatisch herbeiführen. — (Einschränkung desZugsverkehres.) Wegen des Streiks in den Kohlenwerken der Trifailer Kohlenwerksgesellschaft und des Kohlenmangels ist bekanntlich vom 1. November an der Zugsverkehr stark eingeschränkt worden. — In Deutschland wurde mit Rücksicht auf die Transport- und Kohlennot und im Interesse der Kartoffelversorgung eine zehntägige Einstellung des Persvnen- verkehres verfügt. — (Liquidierung der 4°/o Staatsbons.) Der Finanz¬ minister hat angeoidnet, daß die größtenteils Mitte November fälligen 4°/o Staatsbons an den Kassen der Delegationen des Finanz¬ ministeriums in Agram, Laibach, Sarajewo, Spalato und Neusatz ausbezahlt werden sollen. Die Staatskasse wurde ermächtigt, diese Bons auch bei Steuerzahlungen anzunehmen. — (Neuerliche Banknotenabstempelung.) Das „Agramer Tagblatt" teilt mit: Wie aus Belgrad gemeldet wird, sind die Herren Pajacic und Radosavljevič: mit den fertiggedruckten Stempelmarken Zur neuerlichen Krvnenabstempslung aus Wien zurückgekehct, wo diese unter ihrer Kontrolle ausgeführt wurden. Die Stempelmarken sind je nach der Art der Banknoten verschieden - färbig gehalten und sind leicht voneinander unterscheidbar. Wie verlautet, hat der Ministerrat beschlossen, bei der Abstempelung einen gewissen Teil der Banknoten zurückzubehaltcn, doch soll der Perzentsatz noch nicht festgestellt sein. Vorerst sollen die 1000- und 100-Kronennoten und nachher die 50-, 20- und 10-Kronennoten zur Abstempelung gelangen. Es sind Vorbereitungen im Zuge, damit die Abstempelung gleichzeitig in allen größeren Zentren des Staates am selben Tage gleichzeitig beginne. Man erwartet von dieser Maßregel einen Schutz gegen den Banknotenschmuggel und die Einschleppung nichtabgestempelter Noten. — (Die-Frage der freien Warenausfuhr.) Das Handelsministerium teilt mit, daß der Beschluß des Handelsmini¬ steriums bezüglich der freien Warenausfuhr bloß prinzipielle Be- deutung habe. Alle bisherigen Verfügungen bleiben auch weiterhin in Kraft. — (Die Ausfuhrzölle.) Der Finanzminister hat sämtlichen Zollämtern aufgetragen, nur solche Ausfuhrwaren über die Grenze zu lassen, die von der Devisenzentrale eine Bestätigung über die für die betreffende Ware bezahlte Zollgebühr aufweisen. — (Allgemeine Demobilisation?) Am 3. November hielt der Ministerrat in Belgrad eine Sitzung ab, in welcher laufende Angelegenheiten erledigt wurden. Wie verlautet, wurde auch die Frage der allgemeinen Demobilisation besprochen. Es soll noch im November das zweite Aufgebot der Nativnalarmee demo¬ bilisiert werden. Die Demobilisation des ersten Aufgebotes dürfte bis Ende des Jahres durchgesührt werden. — (Aufhebung der Zensur.) Der Ministerrat hat be¬ schlossen, die politische Zensur aufzuheben. Nur Nachrichten über das Heer und über Truppenbewegungen bleiben der Zensur unter¬ worfen. — Gilt dieser Beschluß auch für Slowenien? — (Neue. Eisenbahntarife) sind für sämtliche Staats¬ bahnen unseres Königreiches festgesetzt worden, und zwar sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr. Wegen der un¬ gleichen Währung werden die Tarife auf den Strecken über der Drina, Save und Donau in Kronen, jenseits in Dinars berechnet werden. Trotzdem werden aber für sämtliche größere Stationen direkte Fahrkarten zu erhalten sein. Die neuen Tarifsätze werden jetzt ausgearbeitet und werden noch im November in Kraft treten. — (M a s s e n a n s w a n d e ru n g deutscher A rb e i ter n ach Rußland.) „Matin" meldet: Der mit der Einwanderung nach Rußland betraute Arbeiterrat in Leipzig unterhandelt mit der russischen Regierung über die Entsendung von 800.000 Arbeitern nach Rußland. Ganze Fabriken sollen zur Verfügung gestellt werden. Den Arbeitern wird die russische Staatszugehörigkeit zugesagt. Dies ist, sagt das Blatt, der Beginn der deutschen Besiedlung Rußlands. — (Wiens verzweifelte Lage.) Staatssekretär Dr. Bauer führte in einer am 15. Oktober in Wien gehaltenen Rede u. a. aus: „Wir werden des Hungers sterben und erfrieren, falls es die Entente nicht für zweckmäßig hält, uns vor diesem Schick¬ sale zu bewahren. Keine Nation Europas leidet wirtschaftlich und moralisch so schwer durch diese tägliche Verletzung des Selbstbe- wußtseius. Ich wage es zu behaupten, daß darin ein Teil der Buße für die tragische Schuld liegt." — (Die tschechischen Schulen in Wien.) Der Klub der christlichsozialen Gemeinderäte hielt am 14. Oktober unter Vorsitz seines Obmaunes Kunschak eine mehrstündige Sitzung ab, in welcher die Stellung des Klubs zu den tschechischen Schulen den Gegen¬ stand eingehender Beratung bildete. Der Klub beschloß, der Er¬ richtung dieser Schuleu im Hinblick auf die Bestimmungen des Friedeusvertrages keinen Widerstand entgegcnzusetzen. Er besteht jedoch darauf, daß an diesen Schulen der gleiche Lehrplan und die gleichen Lehrbücher wie an den deutschen Schulen zur An¬ wendung gelangen, daß ferner nur deutsche Lehrer, welche Be- Jahrgang l. Gottscheer Zeitung — Nr. 11. Seite 75. sähigung besitzen, in tschechischer Sprache Unterricht zu erteilen und österreichische Staatsbürger sind, angestcllt werden dürfen, und daß diese Schulen in jedem Belange den Wiener, bezw. den öster¬ reichischen Schulbehörden unterstellt sind. — (Im Falle des Zusammenbruches Österreichs.) Großes Aufsehen erregte in der am 14. Oktober abgehalteneu Länderkonferenz die Erklärung des Landeshauptmanns von Tirol Schuhmacher, der meinte, daß die Länder aus Mangel an Ver¬ trauen zur Regierung in Wien und zur Lebensfähigkeit des Staates Österreich an ihrer Äbsperrungspolitik festhalten. Die Länder müssen Vorsorge treffen, um im Falle des Zusammenbruches ihre Wirt¬ schaft zu sichern. — (Präsident Masaryk verurteilt den Chauvi¬ nismus.) Präsident Masaryk sagte am 14. Oktober in einer Rede in Prag: Durch die blutigen Folgen dieses schrecklichen Krieges sind Europa und die Menschheit genugsam belehrt, wie weit es Habgier, Herrschsucht und Chauvinismus gebracht haben. Alle Na¬ tionen, nicht bloß die geschlagenen, sondern auch die Sieger, müssen zu sich kommen, müssen die bisherige Eifersucht überwinden, damit wir uns alle schöpferischer Politik widmen können, welche den Frieden und die wirtschaftliche und kulturelle Gegenseitigkeit sichern. — (Provisorische Meistbegünstigungszölle für tschechoslowakische Waren in SHS.) Der Ministerrat in Belgrad hat beschlossen, allen Waren tschechoslowakischer Herkunft bei der Einfuhr nach dem Königreiche SHS bis zum Abschluß von Handelsverträgen mit der tschechoslowakischen Republik jene Meistbe¬ günstigungszölle zuzuerkennen, die am 1. Juli 1914 Gültigkeit hatten. Ferner werden alle weiteren Privilegien anerkannt, welche für ge¬ wisse Warengattungen gewährt werden. Der Beschluß ist am 4. Oktober in Gültigkeit getreten. — (Ein praktisches Büchlein.) Einem dringenden Be¬ dürfnisse unserer deutschen Schulen Rechnung tragend, hat sich Herr Bezirksschulinspektor Josef Novak der Mühe unterzogen, ein sehr praktisches Büchlein für den ersten Unterricht in der slowenischen Sprache zusammenzustellen. Es ist nach den neuesten Methoden im Sprachunterrichte verfaßt, für die Hand der Schüler als Übungs¬ und erstes Lehrbuch bestimmt, kann aber auch Erwachsenen, die die slowenische Sprache erlernen wollen, als Hilfsbuch empfohlen werden. Das 1. Heft des Büchleins, betitelt „Zlovenska vsänica ra nemsks ijucksks sole, — 23 poskusnjo sestavil ID" ist iin Selbstverläge des Gottscheer Lehrervereines erschienen und kostet K 2'40. — (Gegen die amerikanischen Fleischkönige in Chicago) hat ein Prozeß begonnen. Es sind dies die Firmen des Fleischtrustes Armour, Swift, Morris, Wilson und Lucasy Com¬ pagnie, die „großen Fünf", die ihre Macht mißbrauchen, um Ver- braucher und Erzeuger von Lebensmitteln zu bestehlen, die staat¬ liche wie die internationale Lebensmittellieferung zu unterbinden und die Preise für Fleischwaren und andere Lebensmittel willkürlich in die Höhe zu treiben. — (Dr. Soukup über Deutschland.) Der frühere tsche¬ choslowakische Justizminister Dr. Soukup äußerte sich kürzlich über Deutschland: Deutschland wird mit zehnfacher Kraft das, was es im Kriege verlor, sich wieder holen. Wir haben gestaunt, was Deutsch« land vor dem Kriege fertig brachte, und wir werden bald sehen, was das neue republikanische Deutschland nach dem Kriege vermag. — (Tschechische Volksschulen in Wien.) Zufolge den Bedingungen des Friedens und des Minoritätenschutzes werden in Wien voraussichtlich 12 tschechische Volksschulen errichtet werden. — (Ban knoten st and in den verschiedenen Staaten.) Das „Agramer Tagblatt" schreibt: Nach diesem langen Kriege, der so viele Werte vernichtet hat, leiden beinahe alle Staaten unter der Last einer schlechten Valuta und riesiger Defizite, wes¬ wegen uns der Bauknotenstand der wichtigsten Staaten umsomehr interessieren muß. Ende August l. I. betrug die Golddeckung in den einzelnen Staaten in Millionen Frcs. berechnet: Frankreich. 5.572; Deutschland 1.385; Vereinigte Staaten von Nordame¬ rika 4.526; Schweiz 467. Unser Staat hatte in Gold 65, in Silber 18, in fremden Valuten 10, in Schecks 287, d. h. insge¬ samt 380 Millionen Frcs. reelle Deckung. Demgegenüber betrug die Ziffer der im Umlauf befindlichen Banknoten in Millionen Frcs. berechnet: Frankreich 35.090; Deutschland 36.070; Italien 9.996; Rumänien 1.730; England.1.988; Vereinigte Staaten 12.534; Schweiz 879; SHS 550; Österreichisch-ungarische Bank 45.000. Wir sehen daraus, daß die Metalldeckung, in Prozenten berechnet, folgendermaßen bestellt ist: Frankreich 17°/o; Deutschland bei¬ läufig 40/0; Italien 8°/o; Rumänien 4°/o; England 120 °/o; amerikanische Union 30°/o; Schweiz MV»; SHS 8OO/0, wenn man in die Deckung auch die Deckung der Schecks an die französische Nationalbank einrechnet. Die Österr.-ung. Bank besitzt für die Kconennoten eine Deckung von 0'7 0/0. Oie Gesamtsumme des Banknotenstandes der europäischen Staaten beträgt 200 Milli¬ arden Frcs. — (Was der Bolschewismus in Ungarn kostete.) Während der Bvlschewikiregierung wurden in Ungarn 2000 Personen getötet. Die vier Monate Bela Kuns kosteten Ungarn über 12 Milliarden Kronen. — (Die Eigentümer werden gesucht.) Unterm 5. März I. I. hat das Bezirksgericht Gottschee ein Verzeichnis jener Depositen veröffentlicht, die, schon über 30 Jahre alt, nunmehr dem Ärar verfallen, falls nicht im Laufe eines Jahres, 6 Wochen und 3 Tagen von anderer Seite das Eigentumsrecht nachgewiesen wird. Soweit die Depositen Gottscheern angehören dürften, seien sie im Nachstehenden angeführt: Schleimer Karl und Theresia, Gottschee, 20 X; Tenitz Anton und Kremer Jakob 11'40 X; Wittine Jakob 8'86 X; Insassen der Gemeinde Mitterdorf samt Insassen von Klindorf, Seele und Mooswald als Weidcablösungskapital 27'82 X; Gasparitsch Martin, Hornberg, 13'74 X; Michitsch Gertrud, Horn- berg, 3'90 X; Stampfel Franz, Hohenegg, 89'14 X; Wolf Jakob, Schwarzenbach, 376'42 X; Insassen von Tiefenreuter 12 36 X; Högler Josef, Tiefenreuter, 28'68 X; Herbst Jofif, Kletsch, 9 76 X; Kropf Elisabeth, Schalkendorf, 6 76 X; Sturm Matthias und Georg, Schalkendors, 5'66 X; König Johann und Jakob, Malgern, 59 X; Hönigmann Paul, Malgern, und Högler Johann, Kuken- dorf, 125'56 X; Stampfl Johann, Wcißenstein, 78 X; Eppich Josef, Herbst Georg und Margaretha 11'50 X; Ruppe Josef und Helena, Obermösel, 160'58 X; Kump Georg, Otterbach, 20'86 X; Lackner Michael, Reintal, 12 50 X; Neumann Peter und Maichin Matthias, 13'58 X; Lackner Peter, 3'36 X; Stalzer Margaretha und Kokoschinegg Michael, Rieg, 5'68 X; Michitsch Maria, Rieg, 9'90 X; Wittine Johann, Rieg, 3.84 X; Wüchse Georg, Neffeltal, 18'18 X; Verderber Johann, Nesseltal, 85'30 X; Agnitsch Josef und Gertrud, Kump Maria und Rom Josef, Nessel¬ tal, 407'46 X; Stine Matthias, Reichenau, 97'14 X; Flack Johann, Franz und Josefa, Unterbuchberg, 28 X; Gvstel Katha¬ rina und Josefa, Preriegel, 5'42 X; Högler Josef, Tiefental, und Siegmund Josef, Ebental, 19'70 X; Groß Matthias, Setsch, 27'36 X; Blatnik Magdalena, Setsch, 69'59 X; Insassen von Setsch, 9'58 X; Lakner Josef, Graflindcn, 45'72 X; Loschke Gertrud 63'76 X; Glatz Lorenz und Johann 21'72 X; Meditz Leonhard 167'96 X; Hutter Peter und Magdalena 141'40 X; Högler Alois, Josefa, Andreas, Magdalena 17'26 X; Braune Josef und Maria 26'14 X; Kikel Maria, Ursula und Andreas 95'58 X; Jaklitsch Matthias und Magdalena 21'88 X; Ramor Anna 10'72 X; Falkner Anna 39'10 X; Stine Matthias und Georg 116 30 X; Maurin Peter 165 44 X. — (Bolschewismus.) Was ist der Bolschewismus? Dr. Totomianz gibt hierauf folgende Beantwortung: Ec ist der Klassen¬ kampf bis aufs äußerste, der Bürgerkrieg, die Diktatur des Pro¬ letariats auf dem Boden des orthodoxen Marxismus: kurz, der Bolschewismus ist eine Verschmelzung des orthodoxen Marxismus mit dem asiatischen Sozialismus. Die russische bolschewistische Re¬ gierung hat die Fabriken, die Banken, die großen Handelshäuser und den Grund und Boden nationalisiert; aber die meisten Zweige Seite 76. Goitscheer Zeitung — Nr. 11. Jahrgang I. des Handels und der Finanzwirtschaft hat sie nicht berührt. Die bolschewistische Regierung har viele Staatsmonopols eingeführt. Das bedeutendste ist der Verkauf von Getreide. Eine Folge davon ist, daß die Preise für Getreide und Mehl ungeheuer hoch sind. Die Produkte, die früher .in Rußland die billigsten waren, sind jetzt die teuersten geworden. Die Bauern halten ihr Getreide heimlich zurück und zahllose kleine Spekulanten verkaufen in den Städten das Mehl zu dem skandalösen Preise von 20 Franken pro Kilo. Im Handel treibt eine Unmenge von Spekulanten ihr Un¬ wesen, die nicht nur Getreide, sondern auch Butter, Zucker, Scho¬ kolade usw. verkaufen. In Moskau zum Beispiel kann man alles bekommen, aber zu Schleichhandelpreisen, nicht zu Höchstpreisen. Man kann also sagen, daß die Nationalisierung oder vielmehr die Einführung von Skaatsmonopolen sich durchaus nicht bewährt hat. Das Eigentum der Großgrundbesitzer ist nationalisiert worden. Die Bauern betrachten nun Grund und Boden als ihr Privat¬ eigentum. Die Folge der Nationalisierung oder Sozialisierung war, daß viele früher musterhaft verwaltete Güter zugrunde ge- wirtschaftet wurden. Die Häuser in den Städten sind sozialisiert worden und die Mieter großer Häuser sind sogenannte Miteigen¬ tümer, die selbst den Besitz verwalten. Der Verwaltungsaus- schuß muß die Hälfte -der Einkünfte aus den Mieren an die bolschewistische Regierung abliefern, und was dann noch bleibt, reicht nicht einmal mehr aus, das zum Heizen nötige Brennholz zu kaufen. Die Mieterausschüsse haben bereits dreimal die Mieten erhöhen müssen. Die Eigentümer der großen Häuser sind sehr zufrieden damit, daß die Verwaltungsausschüsse der Mieter Schwierig¬ keiten haben, und hoffen, wenn alles gut geht, ihre Häuser einmal zurückzubekommen. Das ist das Werk der bolschewistischen Re¬ gierung. Es hat auf den Sozialismus sowie auf die Nationali¬ sierung und Sozialisierung das ungünstigste Licht geworfen. Ru߬ land Hal ein großes soziales Experiment gemacht und es hat sich herausgestellt, daß es zu kostspielig ist. Es hat allen Nationen gezeigt, welche Gefahr in der Umsetzung des orthodoxen Marxis¬ mus in die Wirklichkeit liegt. Die Völker Europas müssen Ru߬ land für diese wertvolle Lektion dankbar sein. Die Idee der Na¬ tionalisierung, der Sozialisierung, des Staatssozialismus har Schiff¬ bruch erlitten. Die gesunde genossenschaftliche Idee wird den Bol¬ schewismus abznlösen haben. Die Ära der Solidarität wird kommen. — (Das Obst.) Vier Heller eine Pflaume! Man zahlt den Bette! unbesehn, als möchte sich's von selbst verstehn — ich wandle wie im Traume. Vier Heller eine Pflaume! Und merk' es ein für allemal, du mußt sie nehmen ohne Wahl — wer hielte sich im Zaume! Vier Heller eine Pflaume, das werden teure Knödel sein. Die Gauner sollen's noch bereun, im tiefsten Höllenraume. Vier Heller eine Pflaume! Am liebsten säh' man's Lumpenpack, so schamlos plündernd unsren Sack, geknüpft am nächsten Baume! ZNerkeinsraut. (Ein Wolf erlegt.) Im hiesigen Revier wurde am 27. Oktober vom Forsthüter Johann Schaffer ein 38 schwerer Wolf erlegt. MMgen. Nachhaltiges Lager der besten und billigsten sahrrMr M IMlnarchinen für Familie und Gewerbe. Johann M h Sohn * Laibach Aienerrtrarse Nr. 15. Verein ster deutschen a. Sonrchee . in Wien. —-- Zitz: Himmelpfortgasse Ur. 3 wohin alle Zuschriften zu richten sind und Landsleute ihren Beitritt anmelden können. Susammeuiruntt: Jeden syouncrstag im Wereiusljeim H>ank Merks Hastwirtschaft, I., Bavenöergerstraße Mr. 5 a. Mehrere gut erhaltene weingrüne Startin-Iässer die bisher in Gebrauch waren, verkauft Anton Hauff d. Ä. in Gottschee. Abonnieret uns leset Sie üotkcheer Zeitung! Verantwortlicher Schriftleiter C. Erker — Herausgeber und Verleger Joses Eppich. — Buchdrückerei Ivies Bavlicek m G-Michee M k g 8g g s k Einlagenstand Ende Dezember 1918: 8MlWA list AM KMM '--ML« Das Amtslokal der Sparkasse der Stadt Gottschee be- Amtstags jeden Montag und Donnerstag von 8 bis 11 Uhr und an findet sich im Schloßgebäude am Auerspergplatz. allen Jahrmarkttagen von 9 bis 11 Uhr vormittags.