^L^^ ^^^U ^ ^^M^ ^?4 <5 /^ ^ ,. ^^.^?^ ^ ---------'^.................__W^°^ Unter ien Kannibalen von Drei Wanderjahre durch ein wildes Land von Wilfred Powell. srci iibcvtragcn durch vi U. W. Schröter. Mit vielen Issnliralionen nach Zeichnungen dcs Anfasse« und einer Hartt, seipzig. Ferdinand Hirt H Sohn. 1884. TowilapeXi, Nn^Irland (S. 221). Unter den Kannibalen uou Men-Mritannren. Drei Wandcrjahre durch cm wildes Land von Wilfred Powell, frci übertragen durch Di I. M. Sch röter. 3U>t vielen Issustrationen nach Zeichnungen ^i'« Verfassers und einer Harle. Leipzig. Ferdinand Hirt H Sohn. 1884. Autorisierte Ausgabe. Dnicl uon August PricL i» Leipzig. Vorbemerkung des Hlßersetzers. ^?ll dm teilweife noch gar nicht, oder doch nnr nnvollständig, er^ ^3^ forschten Gebieten unserer Erde gehört die reiche Insellvelt der Siidsee. Wohl sind wir über die Lage der meisten größeren oder kleineren Eilande jenes Moores unterrichtet; von schr vielen kennen wir^ wenn anch nicht innner genan, die Größe nnd Gestalt; viele werden mehr nnd mehr in den Bereich des unaufhaltsam vorwärts dringenden Handels geigen — aber fast noch keine Insel oder Insel-grnppe ist von Männern der Wissenschaft gründlich nnd nach allen Richtungen hin durchforscht nnd beschrieben, wen» anch nicht wenige gelehrte Reisende die Sndsee dnrchkrenzt nnd nnsre Kenntnis der iir ihr liegenden Inseln nnd ihrer Bewohner in hervorragender Weise bereichert haben. Unter solchen Umständen muß nns jede zuverlässige Mitteilung über die eine oder andre der Sndsceinscln beachtenswert erscheinen, nm so mehr, wenn sie Thatsachen verzeichnet, welche sonst der Gefahr des Vcrgessenwerdens ansgesctzt sind. Dies istn.a. bekanntlich der Fall mit den Sagen, Sitten und Gebräuchen der Eingeborenen, welche letzteren gerade anf den Inseln der Südsee schneller nnd unaufhaltsamer, als anderwärts, dem vernichtendeil Hinflusse, der Bekanntschaft mit den ihnen überlegenen Weißen anheimzufallen ß Vorbemerkung des Übersetzers. scheinen. Herr Wilfred Powell verdient daher für dic Veröffentlichung der Erfahrungen, welche er während eines mehrjährigen Aufenthaltes im neubritannischen Archipel smnmelte, den aufrichtigen Dank nicht nur der Geographen, fondcrn aller, die Interesse für ferne, fremde Länder und Völker empfinden. Nicht geringen Dank verdienen auch die Freunde der Geographie/ welche ihn: jenen Aufenthalt ermöglichten. Die vorliegende Schrift ist überhaupt die erste, welche fich mit der genannten Inselgruppe ausschließlich beschäftigt. Die Darstellung Herrn Powells trägt dnrchwcg das Gepräge vollster Zuverlässigkeit, Treue, besonnenen Urteils und liebevoller Hingabe an die Sache; ungeschminkt und bescheiden erzählt er, was er gesehen uud erlebt hat. So dürfte deun Powells Buch auch iu deutschen, die Geographic liebenden Kreisen freundliche Anerkennung verdienen und finden. Leipzig, im Frühjahr 1884. Dr. Echröter. Inhaltsverzeichnis. Erstes Aapitel. Fahrzeug und Mannschaft. — Stürmisches WeUer. — Wasserhosen. — >! Höflichkeit des Kapitäns Heath. — Lizard-Tragödie. — Broomcr Inseln. — Teste-Insel. — Koch und Ente. — Waffen und Schmucksachen der Eingeborenen der Heathinsel, — Weibliche Kkauflcute. — NntcrrcxMauf. — Possession-Bai. — Pracht der Siidfecinfeln. — Eingeborene der Haytcr-Iusel. Zweites Aapitel. Merkwürdiger Strndcl bei den Tnke-of-^)ork-Inscl>l. — Verkannt. ^ Christ. 31 licher Menschenraub. — Ein Goonan-Torf. — Heiße Quelle. — Tie Matnpi^ Insel, — Fieber. — Handelsniederlassung auf der Matnfti- Inscl. — Kvpra. — Ncnbnlaunischc Wachtel. — Torrorlurn. — Un^ glück init Aleck's Gewehr. Zrittes Kapitel. Dukc-of-Uork-Insel. — Besuch bei Herrn Brown. — Lotn und der Häupte 45 liug. — Abenteuer auf der Ntnan Insel. — Haufttstatwn der Herren Godessroy & Söhne. — Weira. — Sitte der Bewohner von Port Hunter. — Bnckwar. — Diwarra. — Acht Frauen. — König Nick. — Menschen braten. -— Torn good. — Erbfolgcrecht. — Der Duck-Duck, — Sein wahrscheinlicher Ursprung. — Windmacher. — Tänze. — Der Toberran Tanz. — Musikinstrumente. — Schinncksacheu. — Fischen. — Früchte. — Aaronswnrzel, — Tan. — Melmlenbaum. 8 Inhaltsverzeichnis. Wertes Kapitel. Seite Kininigunnn. — Hausbau. — Tor-Rarrabay. — Schlacht. — Grausamkeit 77 der Weiber. — Heiraten. — Nie man die linder trägt. — Nach dem Verge Veautemps-Bcaupr«. — Eigentümlichkeiten des Landes. — Schreckensercignis zu Nuegnnigu. — Dcr Sprecher nnd der Schlächter. — Tor-Narrabay wünscht umzukehren. —Sein Verschwinden bei Nacht. — Überlcgnngcn. — Cchwei»efang. — Verlassen. — Wassermangel, — Erfrischender Schlaf. —Kokoßnnß. — Kauf. —Rückkehr nach Kinini-gnnun. — Tor Rarrabay'5 Staunen nud Entschuldigung. Mnftes Aapitel. Mit Herrn Brown nach der Spacious Bay. — Feindseligkeit der Einge- 93 borenen. — Land am Tnrner-Point. — Tauschhandel. — Grnnzen, und seine Wirkungen. — Menschengcbcin. — Waffen. — Schmncksacben. — Bimssteinfcldcr, — Vulkan in Thätigkeit. — (Großartiger Anblick, — Heißer Boden. — Eigentümliche Farben, vou Sndsecinsnlanern. Sechstes Aapitel. Verteidigung von Herrn Brown's Polilit. — Ermordung vou Lehrern.—^ 107 Traurige Botschaft durch Rcttu Levi. — Verräterei der Eingeborenen. — Aufbruch nach Ruterwul. — Hohe Zeit —Tarlily's Gesandtschaft. — Schlechter Sland der Dinge, — Zum Kanipfc gezwungen. — Kricgsrat. — Unsere Befehle. — Fordcrnng von Schadenersatz, — Erfolg die beste Hilfe. — Beginn des Krieges. — Listen dcr Eingeborene». — In Feindes Lande. — Plötzlicher Angriff Tarlily's. — Gänzliche Niederlage des Feindes. —- Hausrückcn. — Unsre Spione. — Unzureichende Signale. — Karavia. — Hitziges Treffen, — Noch ein Erfolg. — Fund eines Kindes. — Schonnng dcr Fraucu. — Verbrennung von UntevKnraUin.— Dankgottesdienst. — Verstärkung. — Kein Widerstand in Tewawon. — Das Ruder des Tuten. — Einnahme nnd Verbrcnnnng von Dewawon. — Rettung einer Eingeborene». — Unterwerfung von Häuptlingen. — Eingeborene Lehrer ein Mißgriff. — Heilsamer Erfolg des Kampfes. — Stimmen dcr Australischen Presse. Siebentes Aapitel. Waffeu uud andre Geräte der Neuoritannier. — Nnndärztliche Wert- 140 zeuge. — Aderlaß. — Wind- und Regenmacher. — Kunstgriffe dcr Ärzte. — Religiöse Vorstellungen. — Geister von Verstorbenen. — Heilung eines Eingeborenen dnrch Zauberei. — Zuströmen von Kranken. — Nahrnng, — Kochen. — Fischen. — Hänser. -- Dcr Tabu bäum. Inhaltsverzeichnis. ^ 9 Achtes Kapitel. Tcitc Unerforschter Teil Neubritanniens. — Arglist Tarlily's, — Iunior-Mifsion- 159 Houfc-Point. — Scheingefecht von Knaben. — Sandkuchen. — Marktweiber.— Kinderspiele. —Zuckerrohrbau — Port Webber, — Tättowieren eines Kriegers. —Armringe. —Gastfreundschaft und Anerbieten eines Eambira-Häuptlings, — Seine Tabuhütte. — Rathaus. — Sein Bcsnch. — Ein Schuft. — Die Spieldose. — Das faule Ei, — Eingeborene der Materbcrt-Iufcl. — Wie man Feuer und Wasser trägt. — Begräbnis. — Furchtfamkeit der Eingeborenen von Matnkanaputa. — Tanz. — Verschiedenheit der Karten, — Atmosphärische Erscheinungen. — Prächtiges Bild. — Krokodile al^ Fliegenfänger. — Rover und die Krokodile. — Sem-si-gorro, — Unsere Tiere, —-Taubenfangeu, — Jagd ans Frauen, Meuntes Aapitel. Roter Fleck zu Pondo. — Üppiger Pflanzcuwuchs. — Wasserfall, — !82 Die Vulkane Father und Sons, — E'Watto, — Zeichen der Eiuge^ borencn. — Lästige Franen. — Fieber. — Die Kraler der genannten Vulkane, ^ Duportail Insel. — Handel. ^ Langweiliges Land. — ^urchtsainc Eingeborene. — Gewitter. ^ Willanmez Insel. — Miß lrancn der Eingeborenen, — Schlechter Zustand unsrer Mannschaft. — Außerordentliche Vultaue. — Sturm, — Der Eiugelwrenc und das Kreuz. — Drohendes Aussehen der Eingeborenen, — Tteinwürfe. — Baldiger Rückzug. — Von der Strömung fortgerissen, — Auf ein Riff geworfen, — Wir besteigen das Boot. — Bedenkliche i^age. — ^ist der Eingeborenen, — Nächtlicher Alarm. — Freundlicher Rat. — Noch eine List. — Meine Drehkanoue.—-Tie Eingeborenen fliehm. — Sie besteigen mein Schiff und zerstören alles. — Mehr Täuschungen. — Beinahe verloren, — Rettung, — Rückkehr nach Sydney. Anhang................... 219 Bemerkungen über Ncu-Irland........... 219 Bcmertnngen über Ncnbritannicn.......... 223 Wörterverzeichnis............... 234 Register.................. 23? 1<) Verzeichnis dcr Illustrationen. Verzeichnis der Illustrationen. SeUc Totcntapcllc, Ncuirland (Titelbild), Der Ostfteru.................. 13 Haus auf der Teste-Insel.............. l7 Tchildtrotiuastc................. 24 Tchildc.................... 25 Kahn von Neuguinea............... 29 Dorf auf Dukc-of Yort............... 55 Tcr Duct-Duck................. Nl Tchädelinasken.................. fi8 Tanctaiu................... s,9 Panspfcife................... 71 3)taltltronnucl.................. 72 Musikinstruineut................. 7?! Schild.................... N1>» Ohrring................... 101 Stcmkeulen und ÄN................ 142 Ztciutclllll................... 143 Tpeerc.................... 145 ^icubritannischcr ^ahn............... 149 Fischkorb................... 152 Fischfallc................... 153 Angclhatcn................... 154 Torf, GaMcnhalbinscl............... 155 Ncubrilaunische Landschaft.............. 173 Wasscrfall................... 184 >Ipm Vay....... ........... 18? Eingeborener von E'Vatto.............. 189 Father und Tuns................. 192 Eingeborener dcr Duportail.Iusel............ 1!18 Decefttion-Poiut................. 195 Tnftortail-Inscl................. 195 Eingeborener der Nillcmmez-Insel............ 200 Keulen.................... 2U1 Neubritauuifche Zcichor.............228—232 Geräte zum Haififchfmige................ 248 Erstes Kapitel. Fahrzeug und Mannschaft. — ^türnnsches Wetter. — Wasserhosen. — Höflichkeit des Kapitäns Heath. - Lizard-Tragödic. -^ Vroomcr-Inseln. — Teste-Insel. — Koch und Ente. — Waffen und 5chmucksachen der Eingeborenen der Heathinsel.— weibliche Kaufleute. — Untcrrockskauf.— f)osscssion»Vai.— siracht der 3üdseeinseln. — Eingeborene der Hayter-Insel. V^it Unterstützung einiger Herren in Sydney, welche Nachrichten über einige bis jetzt unbekannte Teile der Inseln Nenbritannicn und Ncuirlaud zu erlangen wünschten, kaufte ich ein kleines Fahrzeug von 15 Tonnen, welches nach meinein Dafürhalten vollkommen groß genug war, um uns sicher durch die zahlreichen Nisse und Gefahren zu bringen, die uns vermutlich erwartcteu. Ich wußte aus Erfahrung, daß es in der Nähe diefer Inseln viele und gefährliche Strömungen giebt, die bei eintretender Windstille ein Fahrzeug leicht zum Stranden bringen. In diesem Falle wird eil, großes Schiff vollständig hilflos, aber eine so kleine Nußschale, wie die meinige, tonnte anch durch Nuderu fortbewegt und dadurch vor manchen Gefahren behütet werden, denen ein größeres Fahrzeng unvermeidlich ausgesetzt ist. Anßerdem mnß ein folches immer in gehöriger Entfernnng von jeder Insel bleiben, und gerade dies beabsichtigten wir gar nicht. Da loir ferner nnr wenig Mannschaft führeu konnten, konnten sich auch uur wenige über etwaige Entbehrungen beschweren- endlich vermochten wir — ein Umstand von nicht gcrmgcr Wichtigkeit — an Stellen 12 Erstes Kapitel. zu gelaugen, zu denen sich ein größeres Schiff nicht leicht heranwagen kann; anch ist es bislucilen nützlich, ein Fahrzeug an der Leeseite eines Niffcs oder einer Sandbank anflaufen zu lassen, wenn z. B. irgend welche Ausbesserung notwendig sein oder der KuPfer-bcschlag einer Reinigung bedürfen sollte. Nachdem nnser Schiffchen, der „Oststcrn", eingedockt, frisch gc-tupfert und durch des Zimmermanns Hände gegangen war, versahen wir es mit allen Vorräten für eine zweijährige Reise, und als wir es so bequem eiugerichtet hatten, wie es bei der Kleinheit des Fahrzeuges möglich war, segelten wir am 1. Juli 1877 von Sydney ab. Ich muß nun, bevor ich weiter gehe, dem Leser die Bemannung des Schiffes vorstellen: ich selbst war der Kapital,, H......der erste Lieutenant'. Jack der zweite; sodann Aleck (ein Eingeborener von Neu britaunien), und der Koch (ein Farbiger aus Amerika); endlich Nover, Blnff uud Pinscher (nnscrc „Polizisten"). Eine gar schöne Mannschaft, und gar ordentlich, indem nur einer davon noch vor der Abreise auf die schwarze Liste gesetzt werden mnßtc; dies war Nover, welcher in dem Aligenblicke, als ich das Fahrzeng verließ, dies auch thuu wollte (freilich iu dem Wunsche, mir zn folgen): er mußte daher bis zu uuscrcr Abreise angebunden werden, da seine Dienstleistung aus der Küste um diese Zeit nicht erforderlich war, fo wertvoll sie sich auch später zeigte. Wir hatten ein schönes Boot auf Deck und eine Schiffsküche in einem kleinen, rostigen Eiscnbehältnisse; in der Kajüte zwei Pritschen und einen Tisch; zwei Pritschen im Vordertastellc und zwei im Nanme; letztere zum etwaigen Gebrauche für Eingeborene. Die Mannschaft schlief unter dem Boote auf Deck. Während der ersteu Tage hatten wir rnhiges Wetter und lanun nur langsam vorwärts; dann kam eine starte Brise von Süden, und wir legten ein gutes Stück Weges zurück. Bei Port Stevheu^ steigerte sich der Wiud zu heftigem Sturme uud drehte sich nach Süd Westen. Es war weiter nickM zu thnn, als bcizulcgeu und zu war- Drtan, 13 ten, lns er sich mäßigte. Die Lage wnrde sehr gefährlich: ein vollkommener Orkan brach los, und unsere kleine Nußschalc stampftc und schlcudcrtc, wio bcscsscn. Aber sic bcwährtc sich glänzend: nicht mi cinziges Mal schöpstc sic Wlisscv. obglcich dcr Wogenschaum in Strömen über Deck kam. Nnr mit der Pumpe hatten wir Not, weil die Zmunerlente einen Haufen Hobelspäne nuter der Plankenbekleidung gelassen hatten, nnd diese dnrch da5 Wasser in den Pumpenschaft gespült wnrden nnd die Pnmpe verstopften. Ziatlirlich konnte bei einein so kleinen Fahrzeuge das Eindringen von Wasser in einem so schweren Stlirme nicht ganz nnd gar vermieden werden-. anner- 14 Erstes Kapitel. dein fanden wir, daß das Deck nicht so wasserdicht lvar, N>ie es hätte sein sollen. Wir nulßteli die Pumpe herausuchmcu; in so stürmischem Wetter war dies keiue Kleinigkeit, wir ermöglichten es aber, schafften die Holzspäne fort und brachten alles wieder in Qrdnuug. Wir lagen vier Tage und Nächte beigedreht. ^lm dritten Tage fuhr eine große Varke vorbei; sie rief nns an, ob wir Hilfe brauchten; ihre Vemauuuug konnte ohne Zweifel nicht begreifen, daß ein so kleines Schiff in solcher Eutferuung vom Lande verweilte. Während dieses Stnrmes zeigte sich eine für die Breite, in welcher wir nns befanden, feltenc Naturerscheinuug: zwei Wasserhosen gingen in der (5'ntfermmg von nngcfähr 800 m vorüber lind zwar gegen den Wind; wir hörten trotz des Sturmes dentlich das dnrch sie vernrsachte Tosen. In den vier Tagen, während welcher wir beigedreht lagen, trieben wir ungefähr 225 km lnvwärto, aber als wir wieder imstande warm, die Segel auszuspannen, richteten wir unseren Kurs nach der Trial-Bai nnd warfeu dafelbst bald Anker; wir nahmen neueil Vorrat von frifchem Fleische, Brote n, s. w. ein und brachen niit gutem Winde nach Brisbane auf, das wir in weuig Tagen erreichten. Sehr zuvorkommend erlaubte uns Kapitän Heath, der Hafenmeister, an der Negiernngswerfte anzulegen: hier nahinen wir Wafser cin, ließen eine Nahe einrichten, versahen nns mit dem nötigen Vorrate von Zwiebeln, Kartoffeln n. s. w. lind erhielten von der Ne-giernng Erlaubuis, in alle Häfen an der Küste voll Queensland ohne irgend welche Gebühren einzulaufen. Darm zeigt sich recht der Uutcr-schied zwischen den Regierungen von Queensland nnd von Neu-Süd-Wales; denn als wir letztere um die Erlaubnis baten, Vorräte für unser Fahrzeug, das doch weniger als 50 Tonuen faßte nnd auf einer wissenschaftlichen Fahrt begriffen war, gegen Zollbons einnehmen zu dürfen, erhielten wir die höfliches) Antwort: es fei keine Abweichung vom Gesetze gestattet. Lizard-Tragüdie, 15 Von Brisbane gelangten Nur nach Townsville, illdein wir innerhalb jenes wunderbaren „Großen Wattriffs" segelten, des Schreckens derer, welche es nicht kennen, des Entzückens derer, die mit ihm vertraut sind. Von da gingen wir nordwärts an Coottowu vorüber, nnd machten, um Feuerholz zu holen, bei der Lizardiusel Halt. Diese Insel war kürzlich der Schauplatz eines solchen Trauerspielen, daß ich nicht umhin kann, es hier kurz zu schildern. Ein Kapitän Watsou gründete auf der Insel eine Niederlassung, um zu fischen und Seegurken zu sammeln-, hier lebte er mit Fran. Säugliug und einer Anzahl Chiueseu einige Monate. In Geschäften suhr er mit seinem Schooner uach Couitown und ließ Weib und Kind nebst wenigen Chinesen znrück. Er war noch nicht lange fort, als ein Haufen Schwarzer vom Festlande herüberkam, nnd die Niederlassung angriff, die meisten Bewohner ermordete und auffraß; aber Frau Watsoll wehrte sich, wie aus ihrem Tagebuche hervorgeht, mit einem einzigen Chinesen vom Wohnhanse ans so verzweifelt, daß die Schwarzen für eine knrze Zeit zurückgetrieben wurden. Aus Furcht vor ihrer Wiederkehr nahmen Fran Watfon und der Chinese eines der zum Kochen der Seegurken benutzten Gefäße (einen großen in der Mitte dnrchgeschnitteneu eisernen Wasserbcliäl ter) und richteten irgendwie einen Mast darin anf; in dieser unge lenken Barke flüchteten sie mit dem Kinde nach einer anderen einige 30 kin entfernten Insel, und zwar, nm vl.ni den Schwarzen nnbe merkt zu bleibeu, uutcr dem Schutze der Nacht. Glücklich erreichten sie die Insel- da sie aber Währelid des folgenden Tages Kähne nut Eingeborenen sahen, brachen sie wiederum nach einer anderen etwa 90 Ku2 entfernten Insel auf; aber auf keinem dieser Eilande fanden sie Wasser, hatten auch keines mit. Mittlerweile war der Kapitän zurückgekehrt, fand seiu Heiln geplündert, aber keiue Spur der Ver-mißteu, ausgenommen ein paar Kleidungsstücke und Haare seines Weibes, sowie Knochen der aufgefressenen Chinesen. Er fing eine Schwarze, die ihm in der ergreifendsten Weise die Hinschlachtnng Iß Erstes Kapitel, seines Weibes und Kindes schilderte: Frau Watson sei schließlich mit deni Beile erschlagen, und ihr clüsceltcr Leichnam ins Wasser geworfen worden — sie zeigte ihn: sogar die Stelle; Taucher, welche hiuabgeschickt wurden, fanden natürlich nichts; dies wnrde den Haifischen zugeschrieben. Die Schwarze sagte anch, daß man das Kind ein Weilchen habe leben lassen; aber weil es unaufhörlich geschrieen habe, sei ihm von einem der Eingeborenen der Schädel zerschmettert worden. Ihre Erzählung war Lüge, aber so einleuchtend, daß der unglückliche Mann ihr glaubte nnd demgemäß Rache an den vermeintlichen Mördern nahm. Einige Zeit nachher hatte ein Kapitän Vremncr Veranlassung, die Iusel, auf welche Frau Watson sich zuletzt geflüchtet hatte, zu besuchen; dabei eutdcckte er die Leichname, und die Feststellung ihrer Persönlichkeit wurde durch das Tagebuch der unglücklichen Frau über allen Zweifel erhoben. Mall fand das Buch nahe bei ihrer Leiche; es war offenbar bis kurz vor ihrem durch Mangel an Trinkwasser verursachten Tode fortgeführt. Aus dem Tagebnche geht hervor, das; sie einen Dampfer vorbeifahren sahen nnd sich bemertlich zn machen snchten; aber vergeblich! Fran Watson's letzte Aufzeichnung lantete: „der Ehinefc geht fort, um allein im Bnsche zu sterbe!,, das Kind sehr weinerlich nnd schwach". Keilt Wort voll ihren eigenen Leiden, nicht eine einzige Klage über ihr Loos in dem ganzen, mit fester, kühner Hand geschriebenen Buche! Welch ein edler Geist schied in stiller Qnal anf jenem einsamen Eilande! Eine der Expeditionen, welche nach etwaigen Spnrcn der Vermißten suchte«, landete wirklich auf dieser selben Insel, gelangte aber nicht zu der richtigen Stelle! Nachdem wir Holz nnd Wasser eingenommen hatten, steuerten wir nach dem Wallriffe und verließen es ebenda, wo 1770 Kapitän Eoot an Bord des Schiffes „Endeavonr" hineinkam. Wir hatten schönen starten Wind, welcher nils in kurzer Zeit in nordwestlicher Richtung über das Osprcyriff hinausbrachtc, sodaß wir nach wenigen Tagen die Vroomerinseln in Sicht bekamen. Sie sind hoch nnd felsig; Vroamor-Ittseln. 17 ihr höchster Gipfel ist nach dcr letzten Adniiralitätskarte 202 ui hoch. Wir fanden hier Brandung all einer Stelle, wo die Admi-ralitätskartc „20' Fadens nnd kein Grnnd" angiebt; indessen hat sich vermutlich dcr Boden gehoben, seit die auf dcr Karte angegebenen Tiefenmessungen ausgeführt wurden. Die erwähnte Untiefe liegt nordwestlich von der größten Insel. Lcidcr war ich zu dcr Zeit zu sehr beschäftigt, um irgendwelche Sondierungen oder Ortsbestimmungen vornehmen zu tonnen; die Untiefe ist jedoch von großer Ausdehnung und von: Top aus leicht zu bemerken. Nach meiner Schätzuug hatten wir an der seichtesten Stelle, über die wir hinwcgfuhren, ungefähr 5>,4 in. Einige Kähne kamen heran; die Eingeborenen erschienen freundlich und wünschten zu handeln. Wir kaufteu ihueu ein paar kleine Gegenstände ab, hielten uus aber mcht lange auf, da wir die Teste-Insel bald erreicheu wollten. *) 3« m Powell, U»t« dcn Kannibalen. HauZ lnif Tche Insel, Ncnamnea (S. 18). 7 8 Erstes Kapitel. Die Eingcboreuen dor Broomerinseln sind dunkel, von demselben Gepräge wie die des Papnagolfes, aber noch dunkler als die Eingeborenen von der Chinastraste nnd den umliegenden Inseln. Tags darauf erreichten wir die Teste-Insel uud ankerten an ihrer Nurdscitc, nur etwa 270 in von der Küste, da das Wasser in größerer Entfernung zn tief ist. Die Eingeborenen waren sehr freundlich nnd tauschten u. a. Kokosnüsse, ?)am5 uud Fische gegen Eisen-reifen, rotes Tnch und Perlen nm. Wir gingen an das Land, nm ihr Dorf zn besuchen. Es liegt an der Südküste der Insel; an der Nurdtüste stehen nur wenige Hütten. Die Häuser sind auf 1.2—1,8 m hohen Stämmen gebaut; auf deuselbeu liegen große, runde, vorspringende Holzklötze (um Schlaugen, Ratten u. s. w. abzuhalten) uud auf diesen ruht das Haus. Letzteres scheint uur aus Fußboden und Dach zu bestehen; denn das Dach bildet an jeder Seite eine runde Fläche, so daß es einem umgekehrten Boote ähnelt; es wird mit Gras oder Zuckerrohr blättern gedeckt. Der Fußboden ist ans Rohrstengeln hergestellt, welche quer über den Tragebalken liegen und mit Strickn, aus Kokos-nußfascru verbundeil sind. Die Thüre ist nur eine Öffuuug auf der einen Seite; zwei dicke schräge Stangen mit Gabelästen, in denen Querhölzer liegen, bilden die rohe Leiter, auf der man die Thüre erreicht. Im Innern des Hauses kann man nicht aufrecht stehen. Zuweilen zündeu die Eingeborenen auf einem großen flachen Steine mitten im Haufe ein kleines Feuer au, meist jedoch wird im Freieu gekocht. Das Sparrwerk des Daches ist aus Bambus, und das Innere fast jeden Hanfes war geschwärzt dnrch den Nauch verbrannter Kokosimßschalen — eine Färbnng, welche sich nicht wieder abreiben läßt. Die Vcwohuer der Teste-Insel seheu geweckt aus und sind sehr freundlich; sie haben große Boote mit ovalen Segeln verschiedener Größe, welche sie je nach der Stärke des Windes wechseln. Der Mast hat 3 Fußenden, zwei auf dem Auslieger, eines auf dem Boden des Teste-Insel. 19 Bootes; die Taue verfertigt man aus fest zusammengedrehtem Baum-bastc. Die Länge des größten Bootes, welches ich sah, betrng etwa 9,1 in. Die Boote werden mit roher Schnitzerei und weißen Kanrimu-scheln, auch mit Gras, Blumen ?e. geschmückt. Es giebt auch kleinere aus einem Baumstämme gehauene Boote, mit Auslicgern nur auf eiucr Seite. Sie sind weiß gefärbt nnd mit angcnförmigen Schnörkeln verziert. Fast an jedem Hanse hingen Schädel: als ich aber einen kaufen wollte, wnrdc ich sehr entschieden abgewiesen. Wahr-schemlich waren es nicht Schädel von Feinden, sondern eher von Verwandten. Ich bestieg, um Nnndschan zu halten, die Spitze des Hügels nnd sah, daß das in der Admimlitätskarte angegebene Niff in Wirklichkeit eine schöne Lagnne mit einer augenscheinlich vortrefflichen Einfahrt an der Südostccke, westlich von der Ostinscl, ist. Bei genauerer Untersuchnlig der Einfahrt fand ich aber, daß mitten in derselben ein großer Felsen war, woran sich gelegentlich die Brandung brach. Doch würden kleine Fahrzeuge dort immerhiu einen gnten Hafen finden, in den mau freilich, bis er besser bekannt ist, nur bei Tage wird einlaufen können, da außer dem Felsen in der Einfahrt mehrere Korallcn-bänkc in der Nähe sind. Wir fanden die Eingeborenen anßerordentlich angenehm nnd gefällig; sie sehen geweckt ans und haben den eigentümlichen jüdischen Gcsichtsschnitt, welcher an der ganzen Nordostküste von Neuguiuea angetroffen wird. Die Stämme, welche ihn zeigen, stehen ohne Frage höher als die an der Tüdküste (Papuagolf) oder die Kannibalen der Ealoados-Kette. Au letzterer Stelle litten 5.W Ehincsen, welche als Kolonisten nach Neuguinea gingen, Schiffbrnch nnd wnrden von den Eingeborenen, als ob es sich gar nicht anders gehörte, aufgegessen -^ wenigstens bis anf :i oder 4, die für Spiegel, Pcrleu u. s. w. aus deu Häudcn der Wildcu zurückgetauft wurdeu; ciue Thatsache, deren sich viele Händler der Südseciuselu wohl erinnert!. Mit Bedauern verließen wir die Teste-Insel, versprachen bald 29 Erstes Kapitel, zurückzukehren — cm Vcrfprcchen, welches mm freilich, wie ich fürchte, schwerlich erfüllt werden wird — uud fuhren nach der Blanchard-inscl, an deren Nordfpitzc, ganz nahe an der Küste, wir abends ankerten. Am nächsten Tage landeten wir, und es gelang H—, die erste Ente, welche ich in Nmgninea gesehen hatte, zn schießen. Wir nahmen sie mit an Bord, meinten einen guten Fang gethan zu haben und hingen sie auf. dem Koch befehlend, sie nicht anzurühren, da ich ihr die Haut abziehen wolle. Dann kehrten wir auf die Küste zn-rück, um womöglich das Männchen zn erlangen; indes stieg der Vogel außer Schußweite anf, und unfer Versuch war fruchtlos. Bei unsrer Rückkehr zum Schiffe am Abende fanden wir unfcre schöne Ente gerupft und zum Abendessen gekocht, uud alle, Fedcru sorgfältig iu ciucu Beutel gepackt; der Koch befchenkte mich triumphierend damit nnd fagte: „Ich habe es nicht gern, wenn dn die dein Koch zukommende Arbeit thust; ich rupfte den Vogel uud steckte die Federn in einen Beutel." Der Kerl hatte offenbar geglaubt, daß ich die Ente selbst rupfen wollte, vertrug aber keine Einmischung in seinen Wirkungskreis und ergriff die Gelegenheit, seine Mißbilligung zu zeigen; ich war sehr tranrig darüber, und der arme H— wurde fast verrückt. Die Ente war weiß, mit grauen: Kopf uud duukelgraucu Streifen auf Schwingen und Schwanz; der Schnabel war gelb-grün. Ich habe nie wieder eine solche gesehen. Wir segelten am nächsten Morgen von der Blanchardinsel nach der Ehinastraße, nnd voll beiden Seiten der Straße — sowohl von der Hayter- als auch von der Heathinscl — kamen viele Kähne zn uns, dcreu Insassen nns viele Dinge zum Kanfe anboten. Darunter waren z. B. ein Kuskns (Baumbeuteltier), ein Flugeichhoru, eiu klciues Wallaby (Känguruh). Der Kuskus war ein sehr hübsches Kerlchen, braun uud weiß; sie werden ganz zahm, und wir hatten später mehrere lange Zeit lebendig an Bord. Das Flugeichhorn ist eiu hübsches kleines Geschöpf nnd Pflegt, jung cingcfangen, ebenfalls sehr zahm zu werden. Das Känguruh war vou derselben Art wie die auf Nenbritaunien und Neu- Heath-Insel. 21 guinea sich findmdcu. Ausgewachsen erreicht es eine Höhe von etwa 0,75 m; seine dunkelbraune Färbung wird an Magen- nud Brust-gegcud weißlich; es ist sehr zart und pflegt in der Gefangenschaft nicht lauge zu lebeu — ich welligsten s habe diese Erfahrung gemacht. Schwciue gab es auf dieser Insel zwar in Masse, aber die Insulaner wollten sie nicht verkaufen; sie siud nämlich Eigentum der Fraueu und letztere sehen sie fast ebenso an, wie ihre eigenen Kinder. Ich habe gesehen, wie eine dieser Fraucu ein Schwein mehr liebkoste uud umarmte, als sie je mit einem ihrer linder gethan habeu würde. Nuch am selbigen Abend ankerten wir bei der Hcathiusel (so geheißen nach dem Präsidenten des Seeamtes uud Hafenmeister vun Brisbaue, demselben zuvortommcudeu Herrn, dcsseu Güte wir in Brisbane so viel verdankten; er war, glaube ich, vor einigen Jahren in dicfen Gegenden). Hier brachten nns die Eingeborenen eine Art Schwamm, welche, obwohl mit einem schwarzen Häutchen überzogen, in einer schwachen Lösung von Ealzsänre weich wird nnd einen wirtlich recht annehmbaren Waschfchwamm giebt. Aus Land gestiegen, suchten Nur das anf der Admiralitätskartc angegebene Dorf, aber vergeblich; vermutlich ist es nicht mehr da; wenigstens sahen wir, als wir über den angegebenen Punkt hinweggingen, keine Spur irgend eines Hauses; wir folgten einem kleinen Flüßchcn, iu der Hoffuuug, uoch eine Ente zu fiudcn, sahen uns aber getäuscht. Dagegen fahen wir Spureu mehrerer Krokodile; letztere scheinen hier ziemlich häufig zu sein, wennschon wir anf keines gestoßen sind. Viele Kähne mit Schildkrötcnschalcn und kleinen, schwarzen, eckigen Perlmuscheln kamen zu uuserem Schiffe. Auch kaufteu wir ciue Menge Waffen, wie Beile, Speere, Keulen, Schilde. Die Beile sind von Stein, sehr schön zur Form eines flachen Keiles abgeschliffen uud wundervoll glatt; manche messen an der breitesten, zn einer scharfen Schneide abgeschliffenen Seite 75—100 inm; das andre Elide ift ill einen hölzernen Stiel eingeklemmt; der Teil, 22 Erstes Kapitel. welcher den Stein hält, besteht aus zivei ganz fest nüt gefpalteueni Rohre umwundenen Stücken; der übrige Stiel gleicht zwei Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks; der eigentliche Griff ist der längste Schenkel. Diese Beile sind so eingerichtet, daß der Stein, je heftiger man schlägt, desto tiefer in den Stiel eingezwängt wird. Die grünten werden ihrer Plumpheit wegen wohl mir zum Echmncke beuntzt, wie ich glaube. Bei manchen ist der hölzerne Griff beweglich, damit der Stein gedreht nnd als eine Art Schnitzmesscr benutzt werden kann. Die Speere haben verschiedene Form; die zum Fischfange bestimmten zeigen fünf oder fcchs harte Spitzen von Vetelnnßholz, so zusammengebunden, daß sie sich, etwa ll8 in,n von einander abstehend, kreisförmig ausbreiten; eine Spitze bleibt in der Mitte. Ein andrer Fischspecr hatte zwei mit Widerhaken versehene Zinken, welche ans demselben Stücke Holz geschnitten waren, wie der Griff. Die Gefechtsspecre sind teils glattspitzig, aber rohgearbcitet, teils zierlich geschnitzt nnd mit vielen Widerhaken versehen; sie sind von verschiedenen Holzarten verfertigt; die roheren von Kokusnußholze, die anderen vou einem schwarzen ebenholzartigen Holze, oder von cincm ruten, welches dem sog. „Grünholz" der Viti-Inscln sehr ähnelt. Die Keulen gleichen in ihrer Gestalt Schwertern; einige sind am Schafte gekerbt, andere glatt; meist bestehen sie aus Betelnußholze. Die Ruder werden aus einem hellfarbigen Holze gefertigt; die Schaufeln sind herzförmig, der Griff ist etwa 1,2 in lang und hat oben eine Krücke, die oft sehr geschickt in Vvgelgestalt geschnitzt ist. Die Schilde sind schwarz mit weißen Zeichen, ungefähr N,9 m lang und 0,6 in breit, au den Seiten leicht gebogen; sie werden am Auslicger der Kähne aufgehängt, um im Kampfe als Brnstwehr zu dienen. Als Schmuckgcgcnständc tragen die Eingeborenen n. a. Armbänder aus geflochtenem rotgefärbten Rohre und im Nascntuorpel spitzige Stücke von abgeschliffener Venusmnschel' die Männer oft auch Heath-Insel. 23 Perücken in Foriu von Fransen, welche bis über das Kinn heruntergezogen werden können, so daß sic Backenbärte bilden. Ich bemerkte, daß dies manchmal geschah, wenn die Eingeborenen, nachdem sie für irgend etwas bezahlt worden waren, wiederkamen nnd noch einmal bezahlt sein wollten; diese unschuldige ^ist glückte jedoch nicht öfter als einmal. Ich bemerkte anch Halsschmuck ans Kasnarfedcrn, die an einem Faden befestigt waren, nnd anch ans Paradiesvogelfedern', mit letzteren zieren sie anch die Ständer ihrer Kahn-Ansliegcr. Ihr Lendenschurz ist von Baumrinde verfertigt nud schmucklos; oberhalb der Taille umwickeln sie den Körper rundnm mit einem eigentümlichen, schwarzen, geflochtenen Stricke, mit grellgelben Litzen daran, welcher ungefähr wie eine dünne Schlange aussieht. Wozn der Strick dienen könne, weiß ich nicht; er kann nicht bloß Schmuck sein; vielleicht fangen sie Schildkröten damit; aber ich glaube kaum, daß er dazu fest genug ist. Wir tanftcn auch eine merkwürdige Tanzmastc von Tchildtrot, mit Kasnarfedcrn geziert, um die Angenlöcher weiß-, um die Lippen rotgemalt; das Nasenstück ist angesetzt, in den Nasenlöchern sind Perlmuschelstückchen. Diese Masken stammen, wie ein Eingeborener mir berichtete, vom Fcstlnndc (Berg Thompson). Während all dieser Zeit hatten wir keine Fran gesehen; ver-mntlich war für sie eine Kahnfahrt bis zu uns zu weit. Wir verließen die Hcathinscl, passierten die Dinncr-Insel nnd ankerten in der Possessionbai (Hayterinsel), in etwa 12 in Wasser ziemlich nahe der Küste. Hier kam eine Unzahl von Kähnen zn uns herüber; ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich ihre Zahl anf etwa 300 angebe; zwei große Schlachtlähne kreuzten abgesondert von den übrigen umher, ohne Zweifel sowohl um für Frieden zn sorgen als auch um uns einznschüchtern, im Falle wir irgend welche feindliche Absichten hegten. Diese Schlachttähne waren sehr lang, hielten je etwa 30 Mann, und die Anslicger waren mit Schilden uud Spccrbündeln behängt. Hier 24 Erstes Kapitel. kamen denn anch mehrere Frauen heran; ihre Kähne wnrdcn von ihren betreffenden Ehemännern nnd Herren (?) gcrndert. Indes hatten offenbar die Frauen das Regiment; denn sie schimpften und keiften anf die Männer, wenn letztere nicht so nahe bei unserem Schiffe blieben, daß sie handeln tonnten. Wenn sie bei uns anlegten, war cs unterhaltend zn sehen, wie sie sich zu gutem Benehmen zwangen-, sie gaben nicht, wie die Männer, eifriger Erregung Naum, sondern saßen ruhig in den Kähnen, dein stärkeren Geschlechte befehlend, was verkauft und was dafür eingetanscht werden sollte. CchildlrctmaZke (S. 23). Unterrockskauf. 25 Allc von dm Männern eingetauschten Gegenstände wnrdcn den Frauen hingereicht, von letzteren sorgfältig geprüft nnd auf ihre Sitze gelegt. Die Frauen sind offenbar sehr klug in der Kunst, einen Handel zu erzwingen. So trng die eine Schöne ein sehr blendend gefärbtes Unterröckcheu aus Gras, welches zu verlangen wir uns etwas genierten. Indes faßte H— doch Mut genug, um darauf zn zeigen; sie schüttelte aber den Kopf nnd that, als schämte sie sich. es auszuziehen; doch ging sie so weit, aufzustehen und das Band zu Kcchn.Schild, Nexginiica (S, 22). Schlacht CchUd, Neuguinea (S, 22). lockern; plötzlich aber, augenscheinlich von Schamhaftigteit überwältigt, setzte sie sich wieder hin. Dies reizte H— noch mehr- er zeigte ihr also ein Beil, worauf sie sich erhob, das Nöckchen auszog — und zn unserer Überraschung noch ein anderes darnuter anhatte. So hatte sie dnrch ihr klnges Benehmen den doppelten Preis erhalteu, als sie sonst eingeheimst haben würde. Die anderen Eingeborenen schienen es als eiuen gelnngeuen Streich zn betrachten. Ich muß noch hinzufügen, daß die Dame vor ihrem Scheiden es sich sehr angelegen sein ließ, ihr zweites Nöckchen loszuwerden; nur wollten aber nicht denselben Preis dafür geben, nnd so brauchte fie ihr Zartgefühl nicht zu verletzen. 2ß Erstes Kapitel. Die Possessions wurde ini Namen der Köuigiu durch Kapitän Moresby vom „Basilisk" 187A, als er die Chinastraße entdeckte, in Besitz genommen. An einem schönen Tage ist diese Straße eine sehr reizvolle Durchfahrt. Grüne Lichtungen wechseln mit Wäldern, deren reiche Belaubung sich bis zum Wasserspiegel hcrabncigt; hie und da lugt ein Dorf aus schattigen Kokospalmen hcrans'; Kähne liegen auf dem Strande oder schießen unter dein Schatten der Bänmc hervor, bemannt mit Eingeborenen, welche das Schiff abfangen wollen, um die Fremden anznstaunen oder mit ihnen Handel zu treiben. Im Hintergründe rageu Berge empor; sie zeigen augebaute Streckeu ans ihrem breiten Nucken; in der Rahe der Küste werden die unzähligen Stimmen der Wälder hörbar, die Lieder der Vögel und die Rnfe der Eingeborenen, gemildert nnd verfchwimmend durch die Eutferunng; vor allem aber entzückt der unbeschreibliche Duft, der bis iu die Seele zu dringen scheint, der süße Geruch all der Blumen und Kräuter, gemischt mit dem reichen Balsam des Erdbodens; nur hier in diesen unbekaunteu Strichen ist die Natur natürlich. Hier sieht man keine zerbrochenen Flaschen oder Stücke von Zeitungen herumliege» — nichts, gar nichts stört die vollkommene Schönheit der Scene. Es nimmt Wuuder, daß uicht die Glücklichen, welche eigene Jachten besitzen, diese lieblichen Winkel der Erde aufsncheu. Mau liest von Vergnügungsfahrten der Kreuz nud Qnere nach allen Teilen der civilisierten Welt — man sucht allüberall das Schöne — nnd doch sind hier nnd thatsächlich auf allen Eilaudeu der Südsee wunderbare, seit Schöpfung der Erde uuentweihtc und unberührte Schönheiten zn finden! Hier kommt überdies das anfregende Gefühl hinzu, der erste Weiße zn sein, der den Fnß auf diese Küsten setzt; und wer ein wenig Gefahr als Würze des Vergnügens liebt — nnd welcher Seemann, ja, welcher Engländer thäte das nicht? —, der erinnere sich, daß die Eingeborenen nicht alle freundlich sind, und wenn sie anch durch ehrlichen Verkehr freundlich werden können, so mnß man Unentdcckto Inseln. 27 doch allzeit vor Verrat auf der Hut seiu. Hier ist das Feld für die Ilnternehnningslnst unserer Iachtbesitzer; mögen sie herkonunen lind neue Inseln, ncnc Völkerschaften entdecken. Wir Engländer glauben viel zn voreilig, daß alle Teile der Erde entdeckt seien — wir täuschen uns sehr in diesem Glauben. Es giebt Hunderte, ja Tausende von Südseeinseln, die noch von keinem Weißen anders als von weitem, und viele, welche unzweifelhaft überhaupt noch gar nicht gesehen wurden. Noch vor sieben Jahren z. B. sah ich auf der Kartc einen kleinen Felsen eingezeichnet, und nach den Ecgclanwcisnngcn war er angeblich ein Felsen, sein Dasein aber sehr zweifelhaft. Dieser Felsen war allerdings mit einem Fehler von 90 kin in der angegebenen Länge eingezeichnet, aber anstatt eines Felsens fand ich 2l. Eilande mit der schönsten Menschenrasse, welche ich in der Südscc je gesehen habe. Das Merkwürdigste war, daß sie gar keine Kriegswaffen besaßen, bloß Fischspeere lind die znin Dasein nötigen Werkzeuge. Sie waren ganz freundlich nnd gaben uus vom Besten, was sie nur hatten; wir ließen ihnen dafür zwei Schweine, nnd wahrscheinlich haben sie jetzt Schweinefleisch genug, während sie früher nur Fische, Kokosnüsse, Naronswnrzel, Wains und Landtrabben hatten. Vielleicht findet dieser Puntt nur schwer Glauben bei Englands Bevölkerung, welche Tausende von Schiffen in ihren Docks sieht nnd sich einbildet, alle Meere befahren nnd alle Stellen der Erde besucht zn haben; und doch zweifle ich nicht, daß noch viele solcher Eilande im Stillen Oceane zn entdecken sind. Ncugnmca selbst ist ebenfalls ein unendliches Gebiet für Ent^ dcckuugen-, die Nordosttüste ist noch verhältnismäßig unbekannt, nnd wo die Kartc eine gerade nnd ungegliederte Küstenlinie zeigt, hat die Insel in Wahrheit viele schöne Häfen und Landschaften. Ich muß den Leser um Entschuldigung bitten, daß ich ihn in der Possessionbai so lange allein gelassen habe, während ich die ganze-Sndsee durchwanderte; nun aber weiter! 28 Erstes Kapitel. Nach Abschied von der Posscssionbai segelten wir an der Me-kinley-Insel vorbei, ließen so die Chinastraßc hinter uns nnd steuerten auf Challis-Hcad los; die Chinakliftpe, welche wir passierten, ist beträchtlich gewachsen, seit ich sie 1875 sah. Sand nnd Korallcn-bruchstnckc haben das ehemalige kleine Riff ill eine Bank verwandelt. Überdies fanden wir zwei Korallcnbänke in etwa :^—4 in Tiefe. Sie waren bei meiner früheren Anwesenheit noch nicht da. nnd scheint es somit, als ob die Riffe in dieser Nichtnng wüchsen. Etwas weiterhin allerdings fand ich bei einer Untiefe anf der Karte 4 Faden (7,2 in) angegeben, und diese Angabe stellte sich als richtig heraus, so daß anscheinend manche Riffe viel schneller wamsen als andere. Zu Zeiten findet sich in der Chinastraßc eine sehr schnelle Ebbc-und Flutströmnng, welche dem Wachstnm von Riffen günstig sein mag, und es scheint mir nach anderweitigen Beobachtungen sicher, daß eine starke Strümnng einen wichtigen Einfluß auf ihr Wachsen ans übt. Westlich von der Mckinlcyinsel liegen Paftles- und Didymns-inscl, beide für Käser- nnd Vo'gclsammlcr zn empfehlen, weil keine Eingeborenen anf ihnen leben. Aber es sind stets welche von anderen Inseln zu haben, wenn der Naturforscher deren etwa zur Unterstützung bedarf. Auf Ehallis-Head folgt Negro-Hcad, so genannt, wie ich denke, von einem rnnden Hügel an der Küste, der einem Negerkopfe sehr gleicht; nnd die kurze nnd dicke Vegetation anf ihm trägt dazn bei, die Ähnlichkeit zu vergrößern. Negro-Head ist der nördlichste Pnnkt der Basiliskcninscl. Ist man an ihm vorbei, so kreuzt man den Eingang znr Fortesqnestraße; im Nordosten von dieser Straße loteten wir über der Korallenbant, welche mit 4 Faden (7,2 in) Tiefe eingetragen war, und erhielten ein ähnliches Ergebnis. Hicranf segelten wir nach der Mndgebai nnd ankerten gerade innerhalb des Wcstcndcs, da die Bai selbst voll von Untiefen war, obgleich die Karte 18 in Tiefe angab. Ein erwischter Tieb. 29 Wir fanden dic Eingeborenen llicht allnähernd so ruhig wie die der Hayterinsel. Sic wollten all Bord tommen und hattcil Lust, bei ihrem Handel unverschämt zu scin. Ein Mann, entschlossener als die andern, kletterte ans seinem Kahne am Schiffe herauf, langte über das Oberlicht und stahl ein daranf liegendes Messer. Da wir mit den andern Eingeborenen alle Hände voll zn thun hatten, sahen wir ihn nicht; aber Pinscher sah ihn und erwischte des Diebes Hand; gleichzeitig hatte ihn Rover bei dein Teile des Körpers, welcher auf dem Deckgeländer war. Das erste, was wir voll der ganzen Geschichte hörten, war ein gräßliches Gehenl des Mannes, welcher nn-gcfähr 9 w weit ills Meer liinans sprang. Alle anderen Eingeborenen lachteil darüber, uud wir verkamen nachher besser mit ihnen. Der Gebissene nahm das Messer mit, kam aber wohlweislich nicht wieder, um mit uns zn handeln. Nirgends in der Südsee betrachten die Eingeborenen Stehlen als verboten! Ertapptwerden ist in ihren Angen das Verbrechen. Wenn ich daher gelegentlich dnrch Zeichen das Gebisscnwerden an-dentete und auf das Land wies. so Pflegten die Eingeborenen unter IH Erstes Kapitel. Kopfschüttelu und Lachen die Häudc zu schn'cnken, nur auszudrücken, daß der Betreffende nicht wieder zu uns kommen würde. Die Waffen der Eingeborenen waren hier dieselben wie die vorher beschriebenen. Sie treiben in ihren großen Kähucu von Insel zu Insel starken Handel. Ihre Segel sind oval, etwa wie ein Thee-bret, und bestehen aus Matten von Kokosftalmblätteru. Das größte Segel wird bei schönem Wetter beuutzt, ein kleineres bei starkem Winde, ein ganz kleines bei Sturm. Weuu sie kreuzen wollcu, so haben sie bloß das eine Ende des Segels niederzuholen uud das Steuer umzulegen; sie halten sich nahe beim Winde und segeln sehr schnell. Im ganzen sind die Eingeborenen dieser Eilande, namentlich der Teste-, Basilisken- uud Haytcriuscl, sehr frenudlich. Ich bin überzeugt, daß sie nie anders werden, fürchte aber, daß auch ihucn ciues Tages dasselbe Schicksale bevorsteht, wie allen Wilden nach ihrer Bekanntschaft mit Weißen: erst Emvoruug, dann Unterwerfung, zuletzt Untergang. Weiße werden nie Wilde, Wilde nie Weiße, und die schwächere Nasse geht natürlich uutcr. Dies schciut eiu iu der ganzcu uneudlicheu Südsee recht start Hervortretelides Naturgesetz zu sein. Zweites Kapitel. Merkwürdiger 5trudel bci den Iwkc-of-^ork-Inseln, — verkannt. — Christlicher Menschenraub. — Cii, Goonan-Dorf. — l^ciße Duette. — Vic Matnpi-Inscl. — Fieber. — Handelsniederlassung ans der Matupi-Insel. — Ropra. — Ncubritannische Wachtel. — Torrorturu. — Unglück mit Aleck's Gewehr, i'Lugefahr 6 llhr Nachmittags sichren N'ir zwischen der Matcny-und Hull-Inscl hindurch in tiefes Wasser, in sicherer Entfernung östlich an den gefährlichen Riffen von Kap Vcntenat vorbei und an der Ostknste der Nornmnby-Inscl entlang, welche nut ihren schroffen Bergspitzen, Klippen und Schlnchtcu — Zeugen einer furchtbaren Erdumwälznug — einen großartig-schönen Anblick bietet. Kap Pierson verlassend wollten wir zwischen der Iouveney und Inricuinsel dnrchfahren, und da ich eine starte Strömung von Osten her vermutete, hielt ich mich so weit als möglich östlich, um die Lns-canayriffc zu vermeiden, welche, nnr wenige Durchfahrten freilassend, von der Welle-Insel nördlich zur Lagrandicrc-Insel sich erstrecken. Meine Vermutung erwies sich als richtig, da wir westlich über die Inrien-Insel hnmusgetriebcn wnrdcn, so daß wir zwischen dieser nud der Trobriand-Insel hindnrchfuhren. Die Iurieninsel hat ein seltsames Ansschcn; sie steigt in Terrassen zu ciuer beträchtlichen Höhe ans, als ob sie ruckweise ans dem Niecrc emporgehoben worden wäre, indem jede Terrasse während I2 Zweites Kapitel. einer gewissen Zeit den Viecresstrand bildete. Die Iouvmey-Inscl schien von lueitem ebenso geformt zu sein-, doch konnte man es wegen der zu großen Eutfernnng nicht genau erkennen. Die Trobriandinsel ist niedrig und an der Ostseite mit Bäumen bedeckt, welche die eigentümliche spitzige Betäubung der Eiscnrinden-bäumc zeigten. Der nördlichste Punkt dieser Insel ist Kap Dmis, 292 km seine ^ahrt von etwa zwei Tagen) vom ncnbritannischen Kap Orford entfernt; die Duke-of-Iork-Iuscln licgcll 99 1«n vom Kap Orford. Wir beabsichtigten, an diesen Inseln unseren ersten Aufenthalt zn nehmen. Thatsächlich passierten wir mit dem Südostmonsuu Kap Orford von Kap Denis aus schon in einen: Tage, aber in der Spacions-Bai nahm die Brise ab, und zuletzt hörte sie gauz auf, als wir etwa 48 km südlich von den Duke-of-Vork-Inseln waren. In der Nacht kam ein Nebel mit dichtem feinen Negen ^ ein Nebel so dick, wie ich ihn während meines ganzen Verweilcns in diesen Gewässern nie wieder erlebt habe. Um Mitternacht etwa glanbten wir eine Brandung zu hören, nud bei der Windstille fürchtete ich, durch die Strömung an die Küste der Duke-of-Z)ork-Insel getrieben zu sein. Die einzige Möglichkeit, nicht aufzulaufen, gewährte das Nudern. Zu spät! Schon befanden wir nns mitten in der nns fürchterlich umbrausen-den Brandnng. Ich schrie Aleck zn, zn loten, und den andern, nm ihr Leben zu rudern, damit wir los kämen. Das Senkblei fand bei 72 ni leinen Grund! Das schien so sonderbar, daß ich selbst maß: ich ließ 90 m ablaufen, und immer noch kein Grund! Trotzdem hörten wir rings um nns die Brandung, und noch dazn so, als ob sie in seichtem Wasser sich bräche. „Das muß eine Kabbelung sein", dachte ich, „nnd keine ganz gewöhnliche!" Ich sah nach dem Kompaß uud faud, daß sich das Schiff rundum drehte. Nun dachte ich an Strudel u. s. w., als die Brandung ebenso plötzlich, wie sie begonnen hatte, wieder aufhörte. Stärke der Strömung. 33 Später warm wir in mehreren solcher Miniaturstrudcl dieses St. Georgs-Kanals, und meine Vcobachtungeu habeu mich zu dem Schlüsse geführt, daß diese Strudel durch Uucbcnheiteu des Bodeus und Schnelligkeit der dortigen Strömuug (bisweilen 8, ja säst 10 kni iu der Stuude und iu gleicher Richtung wie der jedesmalige Monsun) Verursacht werden. Am nächsten Morgcu befanden wir uns nördlich von den Dukc-of-))ork-Inscln; die Strömung hatte uns während der Nacht 48 kin weit getrieben. Dies wird einen Begriff von der Stärke dieser anscheinend nur durch den Wind hervorgebrachten Strömungen geben. Eine dmtschc Barte, die „Etimne", verlor fast 3 Monate mit Versuchen, eine Strecke von 32 1eit nichr während der Regenzeit. Im Krater, dessen eine Wand weggebrochen ist, su das; man von Matupi aus gut hinein sehen kann, scheint viel Schwefel zn sein. Der Berg selbst scheint aus verwittertem Bimssteine zu bestehen; er ist teilweise mit Gebüsch nnd Gras bewachsen nnd meiner Schätzung nach ca. 304 iu hoch. Zwischen Matnfti Nlld der Hauptinsel filtdct man guteil ^lnter-grund ans eiuer geraden Linie vom Mother-Mountain ans zum '.vcittelpunktc von Vcatnpi, etwa 510 «l weit von letzterer Insel. Matupi verlassend kehrte ich auf einem andern läugereu, aber sehr interessanten Wege nach Goonan zurück. Ich landete in der nördlichsten Vncht des Great Harbour an niedrigem, flachem nnd spärlich mit verkrüppelten Bäumen bewachsenem Eumpflande. Der Boden ist mit verwitterten grasbedecktcn Vimssteinen besät. Hier sah ich die neubritannischc Wachtel, einen kleinen Vogel, so groß, wie etwa ein 3 Wochen altes Hühnchen. Er liegt sehr fest im Grase und steigt bei Störung mit einem schwirrenden Geräusche wie ein Miniaturfasan auf. Ter Flug ist kurz und schnell, nud der Vogel läßt sich mit der Fliute gut schießen, schmeckt auch sehr gut; unr braucht man eine Menge, um satt zn werden. Wir, d. h. meine Führer nnd ich, gingen mehr als 1000 in weit nber solches Land hinweg und stiegen allmählich höher. Die Bäume wurden immer dicker und stattlicher, bis wir schließlich zn einem steilen Hügel kamen, welcher mit üppig grüncudcn Palmen, Bananen, Dracäncn nnd anderen Bänmen bedeckt war. Wir überschritten die Ecntnng zwischen dem schönen Mother-Monntain nnd der kaum weniger stattlichen North Danghtcr. Tann stiegen wir jäh hinab uud gingen über glatten, schrägen Buden, welcher so hohl war, daß es klang, als wandelten wir anf dem Dache eines Hanscs; auch war er ganz heiß infolge unterirdischen Feuers; Ton'orwru. 43 aber seltsamer Weise wnchsen hier Gräser und Krällter in wild« Üppigkeit. Ich gestehe, daß ich nicht gerade hier leben möchte; denn schon das bloße Betreten der Gegend macht einen nervös vor Furcht, dnrch den nachgebenden Boden in den Abgrnud zu stiirzeu. Jenseit dieser Vulkaufallc gelangten wir anf den Strand, gingen auf ihm eine knrze Strecke in südlicher Nichtnng hin und erreichten Nodnp. Tiefes Dorf liegt gerade am Nordfuße des Niother Moun-tain. Der Häuptling desselben, ein sehr schöner Mann, heißt Tur-rurtnrn. Eiilst war er nnser Todfeind; aber da sein gesnnder Nien-schenvcrstand den seiner Landslcute überragte, sah er ein, daß es die beste Politik sei, freundlich mit den Weißen zu sein und ihnen womöglich ill allen Streitigkeiten mit den Eingeborellen seines Districktcs oder lilit anderen Stämmen bciznstebcn. So ist er ein sehr mächtiger Häuptling und eine starte Stütze der Weißen geworden. Im Laufe der Unterhaltung sagte er zu mir: „Einst wnßte ich nicht, was der weiße Mann war. Ich dachte, er wäre der Tcnfcl, und wollte ihn nicht in meinem Lande habeil. Aber jetzt weiß ich, daß, wenn ich einen Weißen töte, zelul andre auf mich eindringen und mich töten. Der weiße Mann chat viel Flinten, Kugeln, Pulver. Warum sollte ich gegen ihn fechten? Er ist mein Frcuud, ich der seine; er hat große Schiffe, Kanonen, Pnlvcr, Kugelu und viel Perlen lind alles, was meine Landsleute brauchen; warum sollte ich ihn vertreiben nud mich schädigen?" Das ist dic wörtliche Übersetzung dessen, was er sprach. Ich entgegncte ihm, daß ich meinen Landslcnten seine Ncdc erzählen würde, lind daß ich nbcr-zengt sei, ^der von ihnen, der hierher komme, werde sich glücklich schätzen, eilten so gntcn Frcnud zu trcffeu. Ich fragte ihn dann wegen eines Hauses, nud bat ihu, mir zu sageu, wo ich seiner Ansicht nach am besten ins Innere gelangen könne. Er empfahl mir Kininignnnn als den geeignetstell Platz. Er sorgte fiir Kähne zur Rückfahrt uach Goouau, welche wir wohlbehalten am Abend bewerkstelligten. Aleck blieb bei seinen Eltern zurück; ohne Zweifel hat er 44 Zweites Kapitel. wundervolle Geschichten über Leben und Treiben u. s. w. der Weißen erzählt. Ein paar Tage darauf kam er mit einem andern jungen Burschen, welcher einen verwundeten Arm hatte, zu uns. Aleck hatte nämlich vlin dem Gelde, das ich ihm gegeben, in Sydney eine Flinte gekauft; er lud das Gewehr, um nach einer Taube zu schießen, schoß aber nicht, sondern legte sich statt dessen hin und schlief. Sein Bruder sah einen andern Vogel, lud die Flinte auch, schoß aber auch nicht ab, sondern ließ sie, doppelt geladen, bei Aleck liegen. Nun kam der Verwundete dazu, lud das Ding zum dritten Male und schoß. Den Erfolg kann man sich denken; die Flinte zersprang, und der Wilde wurde bös am Arme verwundet; er konnte noch froh sein, daß er mit einer solchen Verletzung davon kam. Ich verband ihm den Arm, wofür er mich mit einheimischem Gelde bezahlen wollte. Ich hatte natürlich keine Lust, es zu nehmen; aber Aleck riet mir, es lieber nicht abzuweisen, da nntcr dem Volke dort die Meinung herrscht, daß, wer nicht bezahlt, nicht gesund wird. Wie schade für unsre Ärzte, daß dieser Aberglaube bei uns nicht allgemeiner verbreitet ist! Drittes Kapitel. Vukc-of-^ork-Inscl.— Vesuch bei Herrn 33rown.—^c>tu und der Häuptling, ^ Abenteuer auf der Utücn^Insel. — Hanptstation der Herren Godcffroy sc 5öhne. — weira. — ^itto der Vcwcchner von Port liuntcr. — 3?uckwar. — Diwarra. — Acht Frauen, — König Dick, — Mrnschcnbratcn, — Tora- yood. - Lrbfolgcrecht. — Der Vuck-Diick. — 3ein wahrscheinlicher Nrs^runa. — il^indiinicher. — Cmize. — Vcr Toberran-Tan^. — Musikinstrumente. — 5ch>nulksachen. — Fischen. — Früchte. — Aaronswurzel. — Tan. — Melonenbaum. ^>on Guonan scgcltcn wir nach der Dnwuf-?)ork-Inscl, auf dcr, luic ich hörte, neuerdings eine Misswnsstation nnter cinein Missionäre Nanielts Vrolvn errichtet war. Wir wurden, als wir Kaft Stephens verließen, durch die Strömung eine gute Strecke weit nach Norden getrieben; aber als wir auf der Leeseite von Dnke-of-Wrk waren, tvnntm wir recht gut fortkommen, nnd ich bin zn der Annahme geneigt, daß hier cine Nnckströmnng nach der genannten Insel hin vorhanden ist. Wir ankerten im Hafen Makada. nahe der gleichnamigen Infcl. Duke-of-Mork ist vun Osten nach Westen etwa 8 kin lang nnd von Norden nach Süden 5—6 1cm breit. Dio Infel Makada liegt im äußersten Norden von Dnke-of-Vurk; Mich von ersterer wiederum liegen die zwei kleinen Myet-(5ilande, und diese drei Inseln bilden mit der Nurdküste vou Dnkc-of-))ork den Hafen Makada, den Händlern besser bekannt nnter dem Namen „Ferguson's Hafen". 4ß Trittes Kapitel. Dieser Hafen ist bei Südostmonsnn recht hübsch, kann aber nicht als einer ersten Ranges angesehen werden, da sehr starke Strömungen durch die engen Kanäle zwischen den Eilanden herein-flnten, nnd der Ankergrnnd untergeordneter Beschaffenheit ist; er besteht meist ans weißem beweglichen Sande bei einer Tiefe von 5 ^—18 m. Hier bcsnchte nns der Händler der Firma Hcrnsheim k Cie., Herr Blohm, welcher unser Schiff für einen von ihm erwarteten Schoner hielt. Nach Gegenbesuch und Besichtigung seiner sehr schönen, aber ungesunden Niederlassung landeten wir an der Dnke-of-?)ork-Insel und überschritten die sehr schmale, nur ea. 180 in breite Landzunge zwischen dem Hafen Matada nnd Port Hnnter. Letzterer ist eine schöne, kleine Bai mit weißem Strande. Schlanke Kokospalmen spiegeln sich ill dem stillen blauen Wasser, und eine Häusergruppc, mit dichtem Gebüsche dahinter, erhebt sich in der Tiefe der Bai zu Mowllltt. Das Laud steigt auf jeder Seite der Bucht zur Höhe von etwa W in auf, dicht bedeckt von vielfarbigen Schling- und auderen Pflanzen, über welche schillernde Vögel und Schmetterlinge hinfliegen. All dies bildet, mit dem tropischen blauen Himmel darüber, eiuc jcuer lieblichen Ansichten, welche mau sein ganzes Leben laug uie wieder vergißt. Der Boden steigt fortwährend nach Herrn Brown's Haufe zu cmftor. Dieses liegt auf dem Gipfel des Hügels an der Nurdseite der Bai nnd überblickt den Teil des St. Georgs-Kanals, welcher zwischen Dnke-of4')ort und Neuirlaud liegt. Nach dem Kanal zn fällt der Hügel jäh :w in udcr mehr ab. Wir fanden Herrn Vrown zu Hause und wurdeu von ihm und seinem braven Weibe mit einem Mahle bewillkommnet, welches zwar nach europäischen Begriffen zu wüuschen übrig ließ, aber einen Laib gnten Brotes brachte — ein Ge miß, dcu wir seit unserer Abfahrt von Australien uicht gehabt hatteu. Herr Browu frug uns alle Nenigkeitcn der civilisierten Welt ab; letztere ist für ihn natürlich gleichsam eine andere Welt, da er nur dann Nachrichten erhält, wenn ^ ein großes Ereignis! — Missionserfolge. 47 cilnnal während des Jahres cm Missionsschiff anlangt. Herr Brown hat seine freie Zeit dazu benutzt, eine sehr schöne Sammlung von Vögeln ans Dute-of-Iork, Ncubritanuien nnd Neuirland anzulegen; cr hat auch einige Käfer nnd Schmetterlinge, aber nicht viele. Port Hunter wurde zuerst von Kapitän Hunter, einem Wal^ fängcr, besucht. Er war auch, glaube ich, der erste, welcher entdeckte, daß Ncnbritanuicu und Neuirland getrennte Inseln sind; denn vor ihm vermutete man, daß der St. Georgs-Kanal nur eine tiefe Bai sei; wirtlich hat dieser Kanal das Aussehen einer solche!,, wenn man von Tilden her hineinfährt. Es ist hier eine Station für Walfischfahrer errichtet worden, wo der Thran für die Vcrfchissnug zubereitet wird, und der Wacht-Platz war beinahe auf demselben Flecke, anf welchem Herrn Brown's neues Haus gebant werden soll, ein wenig höher als seine gegenwärtige Wohnung. Auch wurde später eine Handelsniederlassung hier eröffnet, aber von den Eingeborenen, welche mit dem Händler in Streit geraten waren, niedergebrannt Die Mission bestand zur Zeit meines Besuches drei Jahre; ich kann über die dnrch sie erreichten Erfolge nicht eben günstig urteilen Sicherlich fehlt es bei den Missionären selbst nicht an Eifer, aber bei den Eingeborenen an der nötigen Teilname; sie haben kein Interesse daran, irgend etwas zu lernen, ausgenommeu vielleicht eium neuen Tanz. Die ersten zwei oder drei Male, wenn an irgend einem ucnen Platze „Lotn" oder Gottesdienst gehalten wird, kommen die Eingeborenen hin, um zu sehen, was dazn ist; nachher scheinen sie sich dabei zu langweilen und bleiben weg. Ich fragte eines Tages einen alten Häuptling, ob er im „Lotu" gewesen sei nnd wie es ihm gefalle. „Nun", sagte er ganz ernsthaft, „ich ging hin, um zu schlafen, aber es war durchaus uicht bequem. Ich werde wohl nicht wieder hingehn". Schlafens wegen in die Kirche zu gehen, kommt freilich nicht bloß bei Wilden vor! Ich glaube nicht, daß unter den Eingeborenen von Duke of-?)urk zehn wirklich Bekehrte sind. 4ß Trittes Kapitel. Von Makada segelten loir südwestlich nach denr nördlichen Eingänge des Hafens, welcher fiir eineil sehr schönen ansgegcben nürd. Er ist wirklich sehr bequem, da er eine Einfahrt von Nordwesten und eine zweite von Südostcn hat — ein Umstand, lvelcher seine Benutzung bei beiden Monsunen ermöglicht. Man kann stets mit gutem Winde hinein- und herauskommen. Die erste Landspitze, welche man vom Hafen Malada ans passiert, ist „Peninsular Point", ein sonderbarer kleiner Felsen, fast ssanz frei im Wasser stehend, nnr dnrch eine niedrige Sandbank mit dem Lande verbunden- dann tomint „Rnkukuru Point", dann wird die Küste geradlinig und seicht; Kokospalmen sänmen sie; hie nnd da erblickt mall eine Hütte. „Nntukuru Point" steigt schroff aus dem Meere auf-, nahe dabei liegen garstige Niffe. Tie „Faule Vai" ist wät ausgedehnt nnd voll von Bänken nnd Felsen. Dann kommt man zum Nordeingangc des Hafens Mioto; dieser liegt zwischen der Uln-Insel und einem kleinen, ziemlich hohen Eilande an der Küste von Duwof-Wrk. Anf Uln sind keine Eingeborenen, aber eine große Menge wilder Tchwcine; die erwähnte kleine Insel ist auch unbewohnt, wird aber als Rastplatz bei Kahnfahrten von nnd nach Matada, Port Hunter u. s. w. benutzt. Uln zunächst liegt die Iusel Utuau; auf der Admiralitätskarte wird sie „Outan" geschrieben; ich weiß nicht, warnm, da „Ontan" nie gleich „Utnan" lauten kann; ja, ich stehe nicht dafür, daß nicht „Utuwan" geschrieben werden muß, weil das „an" sehr start hörbar ist. Ich meine, man sollte sorgfältigst daranf achten, die einheimischen Namen möglichst richtig zn erhalten; dies erleichtert den Verkehr mit den Eingeborenen sehr nnd erspart viel andere Mühe. Sicherlich würde tciu Eingeborener den Namen „Outan" verstcheu, da sie überhaupt tciu schnelles Verständnis für schlecht ausgesprochene Wörter haben. Abenteuer auf Utucm. 49 Die Eingeborenen dieser Insel sind nnrnhig nud gefährlich. Als einst einige Ausbesserungen an dein Schiffe notig waren, lies; ich dasselbe anf der Sandbank am Ostendc von Iltnan anflanfen, und da ich ein Stück Land an der Küste zur Ansführnng der Arbeiten branchte, ließ ich den Häuptling holen und kaufte etwa 40 Nr Landes mit einem Hanse gerade gegenüber dem Platze, wo das Schiff lag. Ich sagte ihm nnu, wenn die Sachen, welche ich ans Land bringen würde, von den Eingeborenen unberührt blieben, so würde ich ihm das Land zurückgeben nud ein Geschenk dazn. Das schien ihn völlig zu befriedigen; er versprach, daß alles seine Nichtigkeit haben, nnd niein Besitztum „tabn" sein solle, d. h. daß er niemandem das Betreten desselben erlauben werde, ansgenommen denen, welche ich zu Hilfsleistungen heranziehen würde. So ging denn alles Prächtig, wenigstens eine kurze Zeit; aber dann vermißte ich Kleinigkeiten, nnd eines Morgens kam H— zu mir mit der Meldung, daß über Nacht einige der Eingeborenen den Blasebalg nusercr Schmiede an der Röhre abgeschnitten hätten. Das war natürlich ein unersetzlicher Schaden; thörichtcrweise ging ich in Person aus Land, um danach zn sehen. Ich fand den Hänptling nicht weit von unserem Platze nnd sagte zn ihm: „Einer von ench hat meinen Blascbalg zerbrochen; dn mußt ihn dafür bezahlen lassen." Es ist nämlich die Gewohnheit der Eingeborenen, mit Muschelgeld (Diwarra) für jedeu Unfug, den sie begehen, anfzntommen, sogar für Tötnng eines Menschen. Er antwortete mir mit der nuverschämten Weise, welche die Eingeborenen so gut auznuehmcn wissen: „Ich weiß nichts davon nnd bin nicht der Meinnug, daß irgend j^naud dafür zahle." Ich antwortete: „Du wirst den Thäter ausfindig machen, nud er muß zahlen. Ich kam nnt deiner Einwilliguug in dein Land; ich habe dir Geschenke gegeben; deine Leute haben mich bestohlen, nnd ich habe nicht gesprochen; jetzt aber will ich Zahlung haben." Powell, Uulcr dm Kmiml'ak-». 4 5l) Drittes Kapitel. Während ich so sprach, sah ich mich rund um und sah etwa 50 bewaffnete Männer aus dem Gebüsche hinter mir kommen. „Hollah!" dachte ich, „das sieht wie Kampf ans!" Ich begann nun, mich nach der Küste zurückzuziehen; zugleich spannte ich einen kteinen ^ievolver in meiner Tasche. Mittlerweile hatte der alte Hänfttling ein Veil und einen Speer hinter einem Banmc hervorgelangt und stürzte auf mich los: als er das Beil zum Schlage erhob, fchvß ich mitten nach seiner Vrnst; aber der Revolver versagte, und ich rettete meinen Schädel nnr dadurch, daß ich seinen Ann anffing und ihm gleichzeitig einen Stoß versetzte, welcher es mir ermöglichte, schneller, als er mir folgen konnte, zurückzuweichen. Es wäre nicht sicher gewesen, wenn ich ihnen im Lanfe den Nucken zngcwendet hätte; denn daun hätte ich etwaige Speerwürfe nicht abwehren tonnen. Als unn der Häuptling zum zweiten Male aus mich eindrang, warf einer der anderen einen Speer; zwar wehrte ich ihn mit der Hand ab, jedoch drang er unter dem ersten Finger durch sie hindurch. Darauf machte der Häuptling noch einen Angriff auf mich, und als er schlug, fiel ich hinterrücks über ciuc Vaumwurzel hin. Jetzt versuchte ich dcu Revolver abzufeuern, aber wiedernm ging er nicht los. In demselben Augenblicke hörte ich ein Rauschen in den Blattern und ein Geheul des Häuptlings: mein alter Hund Rover hatte ihn am Beine, wartete aber nicht, bis der Mann einen Schlag auf ihu führen kouute, entging anch durch feine Flinkheit den vielen Speerwürfen der Eingeborenen. Ter rechtzeitige Beistand des Hnndes machte es mir möglich, hinunter auf den Strand zu kommen und H— zu rnfeu, der mit den Gewehren aus Ufer spraug. Die Eingeborenen jedoch hatten sich seitwärts in die Büsche geschlagen, nud wir konnten zu meiner Frende keinen Schuß thun. Nnn schickte ich nach Torrorturu, welcher mit seineu .Mhneu herüberkam, und als die Wilden sahen, daß ich Ernst machte, kam es zu einem Vergleiche, und mit hnndert Faden Tiwarra wurde die Sache beigelegt. Darauf beschenkte ich deu Häuptling, er Mioko. 51 mich, und lvir waren wieder gnte Frenlide. Seit meiner Ri nach England erfuhr ich, daß anf derselben Insel Herr Klcinschmidt und zwei Franzosen getötet wurden sind. Herr Kleinschmidt war ein Naturforscher, welcher für das Musenm der Herren Godcffroy sammelte. Indessen haben, wie ich glanbe, die Eingeborenen für seine Ermordung eine derbe Lehre empfangen. Ich selbst entkam nnr knapp lind habe nun gelernt, daß es eine Thorheit ist, allein ohne Bewaffnung unter die Eingeborenen zn gehen. Sie haben immer Waffen bei sich, ver-achtm daher jemand ohne solche und macheu sich ihre Bcwaffnnng ihm gegenüber zu nutze, namentlich im Falle eines Streites. Die Handwnnde machte nur noch einige Zeit zn schaffen; ich war in Angst, der Speer möchte vergiftet gewesen sein. Glücklicher Weise war dies nicht der Fall. Sie vergifteil die Speere dadurch, daß sie dieselben in einen verfaulten Leichnam hineinstecheu. Obgleich dieses Gift sich nicht lauge am Speere erhält, ist es doch unbedingt tödlich, solange es noch daran haftet. Man hat nun einen Begriff von der Art dieser Wilden; es wäre sehr nntlng gewesen, wenn ich fortgegangen wäre, ohne den Streit beigelegt zu haben. Sie würden es für Feigheit augesehen nud andern Eingeborenen erzählt haben, daß sie mich verjagt hätten. Das hätte gleiche Versuche anderswo veranlaßt, und das ist auch der Grund, warnm es so schwierig ist, die Ankunft eines Kriegsschiffes oder ciucs andern mächtigen Schiedsrichters abzuwarten. Das nächste Eiland östlich von Utuan ist Mioko, nach welchem der Hafen benannt ist. Dort befindet sich die Hauptstation der Herren Godeffroy k Söhne für diese Insel. Miow gleicht in seiner sonderbaren Gestalt etwas den getrockneten Seezungen. Es giebt dort eine kleine Bucht oder Bai, tief ins Land eindringend, in wrlcher kleine Fahrzeuge Schutz vor dem Winde snchcn können. Anf dieser Insel hatten Herr Kleinschmidt und seine Gattin ihre Behausung. Tie Eingeborenen sind freundlich und völlig an die Weißen gewöhnt. 52 Drittes Kapitel. Der Hafen ist wirtlich sehr geschützt lind hat guten Untergrund. Nl,r in der Mitte desselben treten bei der Ebbe Felsen zu Tage; die Fluthöhe beträgt etwa 0" «> Faden zusammcngewnuden, aber nicht oft, da eine solche Menge zn massig sein würde, wenn im Falle eines feiudlicheu Ein- 58 Drittes Kapitel. falles oder Krieges die Weiber sic rasch fortbringen Ulld verstecken milsscn. Diese Diwarragewinde lverdcn schr nett mit Flechtwcrt bedeckt, welches den Sitzen unserer Rchrstühlc ähnelt. Fragt man, woher die Muscheln tamen, so sagen die Eingeborenen, sie wüßten es nicht: aber mehrere der Häuptlinge wissen es, und zwar kommen sie von Nukani, einen: Orte in beträchtlicher Entfernung an der Nvrdwcstküste. Die Mnscheln werden in die Erde gegraben, damit sie bleichen-, danach schlägt man mit einem Steiue in ihre Spitze ein kleines Loch; alsdann reiht man sie ans die Nohrstreifen, was, wie ich glaube, von den Häuptlingen allein geschieht. Die Messung des Mnschclgcldes ist in Nenbritannien die näm^ liche wie hier, wenn es auch anders benannt wird «Tabu). Zn Mioto und Utnan gebraucht man außer den ,^anrimnscheln noch eine andre Art Geld, welchem ans einer kleinen zweischaligeu Muschel angefertigt wird; man bohrt ein ^och hindnrch nnd reiht sie auf Schnuren. Die Muschelu werden mich rund hernm abgebrochen, bis ihr Durchmesser etwa 25 niui beträgt, nnd sodann mit Sand und Bimsstein zu glatten Scheibchen abgeschliffen. Dieses Geld ist anf Dute-of-Ilirt wertlos, in Birara aber sehr gesucht sein weiterer Au-tuüftfungspuntt zwischen dem Suden von Dnke-of-^)ort und dem genannten Distrikte von Neubritannien). Die Waffen der Eingeborenen sind fast alle ans Ncnbritannien oder Neuirland eingeführt. Sie hatten Steinbeile, bevor die eisernen Beile der Weißen so massenhaft Eingang fanden. Sie befestigen das Beil an einem etwa 1,2 in langen Stiele mit geschnitzten Verzierungen am Ende, und unter dem Beile machen sie Einschnitte, nin die ZM der getöteten Männer zn bezeichnen. Vielweiberei ist allgemein, und jeder, der geuug Diwarra besitzt, tanu so viele Frauen haben, als er nur kaufen will. Die größte Zahl von Weibern, welche ich je sah, betrng, wenn ich nicht irre, acht, und der Mann schien große Not zu haben, um mit ihnen fertig König Dick, 59 zu werden. Er konnte es anch nur mit Hülfe eines großen Stockes', wenn man nach dem Geschrei urteilen soll, das man häufig ans seiner Einzänmung vernahm, so wendete er diesen oft an. Ans Dukc-of-Uork herrschell mehrere Häuptlinge. Der »nächtigste von ihnen ist Tor Ponlo; er ist König der großen Hälfte der Insel nnd hat anch in Nenbritannien nnd Renirland Besihnngen. Dieser Hänptling heißt bei den Weißen „König Dick". Niemals werde ich seinen ersten Besuch an Bord vergessen. Er kam in einem kleineu Boote i zivei seiner Frauen ruderten, Er hatte eine Angströhre ans, die durch mehrere Quetschungen nicht eben schöner geworden war, und ein rotes Flanellhemd an. Zufällig tranerte er anch um eines seiner Weiber, und daher war sein ganzem Gesicht nnd sein ganzer Kopf mit Kohle nnd Ol geschwärmt. Als er anlegte, fragte H^, was er wollte. „Ich bin König Dick", antwortete er nnd tam an Bord. „Wo ist der Kapitän die^ scs Schiffes?" Er sprach sehr gnt englisch. Nachdem ich ihm als Kapitän bezeichnet worden war, kam er hinter zu mir uud stellte sich auch nur mit solcher Hoheit nnd Natürlichkeit vor, daß ich ihn trotz seiner lächerlichen Erscheinung bewnndern mnßte. Aber der Zander war bald gebrochen, als er nm Tabak nnd Pfeifen nnd alles, was er sah nnd wa5 ihm gefiel, bettelte. Wir wnrdcn sehr gnte Freunde, uud ich fand stets eine gnte Aufnahme bei ihm. Er war aber ein sehr schlauer uud listiger Staatsmann, thatsächlich der beste aller eingeborenen Politiker, und würde, weun er das nicht gewesen wäre, seine großen Besitzungen schwerlich gegen seine zahlreichen Feinde behanp-tet haben. Der nächste an Wichtigkeit ist „Tora-good"; diese Benennnug ist aus „Thorongh-good" (d. i. ganz gut) entstanden, wie die Weißen ihn getanft haben. Seil, einheimischer Name ist mir entfallen. Sein ^and „Nuknturn" erstreckt sich weit landeinwärts. Er ist ein schrecklicher alter Menschenfresser. Ich habe selbst nahe seinem Hause an einem Banme. welcher zn diesem Zwecke „tabn" ist, die 69 Drittes Kapitel. zerlegten Beine eiues Mannes hängen sehen. Herr Brown begab sich eines Tages zu ihm, um ihn zur Nede zu stellen, weil er einen menschlichen Körper bei seinem Hause hängen hatte, welcher ausge> pfundet wcrdcu sollte. Tora-good antwortete: „Was kanu ich thnn? Dieser Manu hals meiue Äicutter essen!" Er weiß, daß Meuschcnfrcsserei den Weißen ein Greuel ist, schämt sich daher, mit einem Weißen darüber zu sprechen. Ist der Gebrauch einmal begonnen, so ist es nach meiner Meinuug diesen armen Geschöpfen säst unmöglich, ihn aufzugeben; so groß ist ihr Verlangen nach Meufcheufleisch, und Menschenfresserei hat auf diesen Inseln bestanden — niemand weiß, wie lange? Sie fangen ihre Opfer gcru lebendig, nm sie martern zu können. Su wurde einst ein armer Teufel ans einem im Innern von Duke of-Vort gelegenen kleinen Torfe gefangen genominen; er entfloh, wurde aber unglücklicher Weise wieder eingeholt. Jetzt wurden ihm die Füße abgeschnitten, und die Beinstümpfe, damit er sich nicht verblute, verbraunt. So nahm man ihn mit zn dein Platze, wo er gegessen werden sollte. Glücklicherweise starb er, ehe man ihn weiter martern tonnte. Dies wurde nicht vou Tora-good verübt, wennschon ich nicht behaupten kann, daß er nichts Derartiges gethan hat. Und doch herzte dieser Mann, als ich ihn zuerst besuchte, ciues sciucr Kinder auf seinen Armen, und zwei andre spielten um seine Kniee — ein vollkommenes Bild hänslichcn Glückes! Er rief seiner Frau zu, Matten für mich zum Sitzen zu briugeu, nud dann kam die unvermeidliche Betelnnß. Hierauf sprach er in so liebevoll väterlicher Weise mit mir über seine Kinder, daß ich nur schwer glauben konnte, ein solcher Mauu könne sich des schrecklichen Verbrechens schuldig machen. Er schenkte mir eiu schönes Schwein, ich verehrte ihm roles Tuch und Perlen für seine Frauen und Kinder, ein Messer, ein Beil, Tabak und Pfeifen für ihn selbst. Nuu zeigte er mir etwa 400 lora-good. Lip-lip, 01 Faden Diwarra, welche er von einem anderi: Stamme dafür, daß or letzteren nicht bekriegte, erhalten hatte. Als er aber vom Kriege sprach, veränderte sich seine ganze Person so vollständig, daß er nicht mehr er selbst zn sein schien. Das wilde Tier sprach ans seinen Nngen; ich habe solche Blicke bei den Eingeborenen nimmer bemcrtt, wenn sie von Krieg und Kampf sprachen. Aber was für Thaten kann man von den Lenten erwarten, welche einander wie wilde Tiere verschlingen? Der nach ihm einflußreichste Häuptling ist Lip lip, Herr von Wcira, ein alter Mann und arger Schurke, dein man nicht trauen darf, obschon er vorgiel't, ein großer Frcnnd der Weißen zn sein. Nach diesem kommt Warruwarrum, Köuig Dick's Brnder, Herr von Port Hnnter und vom Tobaran Kahne. Der Duck-Duck (S. 62 ff.). U2 Drittes Kapitel. König Dick ist Herr dcs Dnck-Dnck, eine Würde, auf der ein großer Teil seiner Macht bernht. Vmn Tobaran-Kahne und den: Duck-Duct wird später gesprochen werden. Es giebt noch viele andere kleinere Häuptlinge anf Dntc-of-^)ork, aber sie sind in Wirklichkeit Unterthanen der größeren. Beim Tode eines Häuptlings folgt stets der Sohn der ältesten Schwester dcs Verstorbenen, da man nicht ohne Sinn sagt, daß „ein Mensch stets wisse, wer seine Mutter, aber nicht immer, wer sein Vater ist". Sollte die älteste Schwester kinderlos sein, so wird der älteste Sohn der zweiten Schwester Nachfolger u. s. f. In dem Falle, daß gar kein berechtigter Nachkomme da sein sollte, wählt der betreffende Stamm einen neuen Häuptling, gewöhnlich einen reichen Mann, da zum Krieg führen anch hier Geld gehört. Man wählt daher den, welcher die Kriegsdienste am besten bezahlt. Der Tnck-Dnck, dessen Herr Tor Poulo ist, kann als die personifizierte Justizverwaltung bezeichnet werden; er ist gleichzeitig Richter, Polizist und Henker zusammen, legt alle Streitigkeiten bei und bestraft alle Ubelthäter. Diese geheimnisvolle Macht ist in Wirklichkeit ein einziger uom Hänptling dazu bestimmter Mann. Sein Körper ist bis über die Lenden hernntcr in Blätter gehüllt; Kopf und Gesicht bedeckt ganz und gar ein auf den Schultern aufsitzender grußer Helm, iu seiner Form einen: Lichtanslöscher ähnlich. Der Hebn besteht ans Flcchtwert, so daß sein Träger atmen und sehen kann, ohne selbst gesehen zn werden, nnd ist mit einen: scheußlichen Gesichte bemalt. Diese sonderbare Gestalt wandert durch den Vnsch, jedes Dorf besuchend; uud wenn jemand von feinen: Nachbar beleidigt oder geschädigt worden ist, so zahlt er den: Duck-Duck so uud so viel Di-warra behufs Beilegung der Sache. Der Beamte geht fort zum Hanse dcs Angeklagten nnd verlangt Rückgabe der gestohlenen Hab-feligkciten oder Schadenersatz. Gehorcht der Angeklagte nicht sofort, Der Tuck-Duct. 63 so zündet der Duck-Duck dessen Haus au oder durchbohrt ihu im äußersten Falle mit dem Speere. Fraueu und Kiuder dürfen deit Duck-Duck uicht erblicken; soust sterbcit sic auf der Stelle. Dieser Aberglaube ist so stark, daß sic cilig davonlaufen und sich verstecken, sobald sie ihn kommen hören. Sie erkennen ihn nämlich an einem eigentümlichen Geschrei, welches er bei seinem Lanfe ansftößt. Wenn die juugeu Mäuner alt genug siud, so werden sie gegen Zahlung von etwa 100 Faden Diwarra in das Geheimnis eingeweiht; können sie diese Faden nicht ermöglichen, so müssen sie dein Duck-Duck stets aus dein Wege gehen. Zu bestimmten Zeiten macht der Duck-Duck seinc Nundc; hinterher ist ein großes Fest und Tanzvergnügen, bei welchem alle Eingeweihten erscheinen, reich mit Blumen und Farnkräntcrn geschmückt. Zuweilen ist, wenn der Hänptling es zu leisten vermag, mehr als ein Dnck-Tnck vorhanden. Kein Mensch darf seine Hand gegen einen Duck-Duck erheben, sondern muß sich allem, was derselbe thut, unterwerfen; andernfalls ist sein ^ebcn keinen Heller wert, da der Häuptling des betreffenden Duck-Duck's Mittel und Wege findet, den Missethäter geräuschlos beiseite zu schaffeu. Die Geheimnisse des Duck-Duck's dürfen außerhalb des Tabu-Platzes, wo man seinen Aufenthalt vermutet, nicht besprochen werden. Niemand außer dcu Eiugeweihteu darf bei hoher Geld- oder, im Falle des Unvermögens, Todesstrafe diesen Platz betreten. Zu Nukuturu ereignete sich der Fall, daß ein junger Manu durch Unwetter in seinem .^ahue an dcu Tabuplatz verschlagen wurde, als der Duck-Dnck gerade ein Fest hielt oder halten wollte. Der Unglückliche wnrdc ergriffen und znm Duck-Duck geschleppt, welcher ihn auf der Stelle mit dein Beile erschlug und sciuen Leichnam bei dein Feste auftischte. Natürlich erfuhr außerhalb der Duck-Duck Gesellschaft kein Mensch jemals das Schicksal des Armen. Der Dnck-Dnck ist teils ein Fluch, teils ein Segen für seiu Volk; er hält sicherlich auf Ordnuug und hindert die Eingeborenen, g^ Drittes Kapitel. schwere Verbrechen offen zu begehen; aber gleichzeitig ermutigt er anch Menschenfresserei nnd Schreckensregierung. Die Eingeweihten haben geheime Zeichen, an denen sie sich un-tcrcinandcr den Nichtwissendcn gegenüber erkennen. Es ist sonderbar, Nnc weit dieses Dnck-Dnck-System anf der nördlichen Halbinsel von Nenbritannien verbreitet ist; man findet es fast in jedem Distrikte, auch alt der Westküste Nenirlands südlich von den Nosselbergen bis znm Kap St. Georg; wie weit es anf der andern Seite sich ausdehnt, kann ich nicht sagen. Dukc-of-?)ort ist die Hochburg des Systems, nnd ich bilde mir ein, daß es hier seinen Ursprnng hat, obschon gnte Gründe für Birara sprechen. Tor Ponlo sagt, es habe auf Duke-of?)ort begonnen. Möglicher Weise weiß er es besser; aber er ist cin Herr dieses Landes, und lebt anf dieser Inselgruppe. Ta nun die Eingeborenen immer geneigt sind (wie anch andere nicht wilde Völker!) ihren Wohnsitzen besondere Wichtigkeit beizulegen, darf seine Aussage nur mit Vorsicht angenommen werden. Zu Guusteu Viraras als der Heimat des Dnck-Dnck-Systems spricht eine Erzählung, welche nur von einem sehr geweckten jnngcn Manne mitgeteilt wnrde. Was die Glanbenswürdigteit desselben erhöht, ist der Umstand, daß der betreffende felbst ein Eingeborener von Dute-of^)ort war. Er erzählte: „Viele Monsnnc ist's her. da zankte sich ein junger Mann mit seinem Vater nnd seiner ganzen Familie und ging eigenmächtig in den Vnsch. Da er nichts zu essen hatte, wnrde er sehr hungrig nnd verfiel zuletzt anf ein Mittel, fich Eßfleisch zn verschaffen. Er machte sich einen großen Kopfputz ans Rohr, malte ihn mit Vetclunßsaft nnd brachte Augen anf ihm au wie die des Kasnars. Er bekleidete fich dauu mit Blättern, fo daß feine Hände vollkommen frei und doch nicht sichtbar waren, nahm eine .Keule und wanderte fort durch den Vnfch, wobei er, um die Leute zu erschrecken, Lärm machte. So überraschte er viele Nuaben uud Mädchen, welche er tötete nnd aß. Ursprung d«i Duck-Tuck. 65 Schließlich wurde das so arg, und jedermann war so entsetzt, das; des jnngen Mannes Vater, ein großer Krieger und Häuptling, das Ungeheuer zn besiegen beschloß. Er überwältigte den Duck-Duck im Kanipfe und warf ihn zn Boden; da rief der Besiegte aus, er sei des Häuptlings Sohn, und wenn der Vater ihn leben lassen werde, so wolle er ihm zeigen, wie er mächtig werden nnd viel Diwarra bekommen könne. Da schenkte ihm der Häuptling das Leben, und das Ungeheuer, welches so viele erschreckt und getötet hatte, wurde seinem Besieger Unterthan. Hinfort lebte der TmöTnck allciu iu einem Tabuhause, und jeder fürchtete sich, dem Platze nahe zn kommen. Wenn irgend jemand so kühn war, dein Häuptlinge nicht zn gc horchen oder ihn zu beleidigen, so nahm der Dnck Dnck Nache und lief; ihn seine Unbesonnenheit bitter bereuen. Das wirtliche Geheimnis der Furcht der Leute berichte darauf, daß sie nicht wußten, was der Dnck-Duck war; sie schrieben ihm übermenschliche Kräfte zn, nnd dies gab ihm natürlich großen Vorteil, namentlich im Falle eines Kampfes. Weiber nnd Kinder erhielten del, Befehl, ihm ans dem Wege zu gehen, da er sie sonst gewiß töten würde, wenn er sie im Bnsche träfe. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Im Verlaufe der Zeit stellte sich die Notwendigkeit heraus, andere in das Geheimnis einzuweihen. Dies geschah stets unter dem Eide der Verschwiegenheit, nnd so verbreitete sich die Sache von einem Platze znm andern." Der junge Eingeborene schien von der Wahrheit seiner Erzählung völlig überzeugt zu sein; und wenn man die Zeit, seit welcher der Gebrauch entstand, auch nicht sicher bestimmen kann, so ist es doch sehr wahrscheinlich, daß etwas Derartiges sich wirklich ereignet hat; aber ob Birara oder Duke-oWork die Urheimat der Sitte ist, läßt sich nicht angebet?. Übrigens erinnert der Dnck-Duck an den „Mmubo- Powcll, Unter den Kannibalen. >> ßy Drittes Kapttel, Inmbo" der Afrikaner. Kanu hier möglichern>eise die Erinnerung au eine in der Urheimat dieser Stämme vorhanden gewesene Überlieferung vorliegen? Die Vesprechnng der Gewohnheiten, welche linier den Eingeborenen anf Duke-of-Vork herrschen, und des Duck-Duck erinnert mich an ihre sonderbare Sitte, scheinbar den Scegott günstig zu stimmen, ob' schon sie thatsächlich keine Gottheit des Wassers anerkennen und behaupten, daß anch der Wind den Windmachern oder Doktoren uuter^ worsen ist. Ich habe mich daher widerwillig genötigt gesehen, diesen sonderbaren nnd beinahe schönen Gebranch einer Betrügerei seitens-des Häuptlings, welcher ihn veranstaltet, zuzuschreiben. Schade darum? Hätte man doch ans ihm so vieles über ihren Gottesdieust schließen können! Ein Häuptling in jedem Distrikte (immer ein nnd derselbe Mann) läßt einen Kahn bauen (man hält sich dabei, wie ich glaube, an keine bestimmte Zeit des Jahres). Der Kahn wird mit Holzschnitzerei, Blumen, Farnkräutern und wohlriechenden Pflanzen geschmückt. Sodann wird er in ein besonderes Hans gebracht, welches natürlich tabu ist; uiemand darf es betreten, ohne so und so viel Diwarra zn zahlen, welches in den Kahn gelegt wird. Der Häuptling, welcher auch ciu Doktor ist, macht bekannt, das^ um recht reichen Fischfange zu erzielen, ein jeder so viel Diwarra als möglich in den Kahu legen muß, damit er, der Häuptling, be wirke, daß die Fische leicht gefangen werden. Dieses Diwarra wird, wie man glanbt, in dem Kahne dem Meero überlassen, um die Fische für ihre Verluste beim Fischfange zn entschädigen; aber der Kahn wird stets sorgfältig zugedeckt, wenn er ins Meer hinausgestoßen wird, nnd in Wirklichkeit ist aldanu nie auch nur eine Muschel vou den», ganzen Diwarra in dem Kahne, welcher mit dem Monsune forttreibt nnd nie wieder gesehen wird. Wenn nnn schlechter Fischfang folgt, so schreibt es der Häufttliug natürlich dem Umstände zn, das; nicht genng Diwarra in dem Kahne Dcr Toben'antdnz. H7 war. Aber anch lucht eiir Eingeborener, den ich jemals gesprochen habe, glanbt damn — d. h. darali, daß ihr Diwarraopfer ihnen mehr Fische verschafft. Was es ihnen aber ganz gewiß verschafft, ist ein Fest und ein Tanz, nnd dafür würde man beinahe alles mögliche thnn. Eo wird der Gebranch zwar noch festgehalten, aber der Glaube an seine Wirksamkeit ist geschwunden, so groß er anch früher gewesen sein mag. Man hat in Nenbritaniiien viele Tänze, nnd jedweder Grnnd ist für ein „Malargen" hinreichend. Tie Tänzer sind mit bnntge-färbten Blättern von Draeänen nnd anderen Pflanzen anfgeftntzt nnd haben Farnkränter nnd Blnmen ans dem klovfe nnd in der Hand. Die Verschiedellen Arten der Tänze sind zn zahlreich, als daß sie beschrieben werden könnten' meistenteils stehen, wiegesagt, zwei Neihcn von Tänzern einander gegenüber; sie bewegen Arme nnd Veine sehr richtig nach dem Takte der Mnsit, dann drehen sie sich entweder rechts oder links nm nnd nmtanzen einander in verschiedenen Rich-tnngen. Nur einen Tanz will ich ansfnhrlicher zn schildern versnchcn, den „Toberran", der von demselben Häuptling eingerichtet wird, welcher anch den Fischkahn besorgt. Der Toberrantanz wird einmal, aller zwei Jahreszeiten bei Vollmond abgehalten nnd bietet einen wirklich ergreifenden Anblick dar. Alle Männer nnd Frauen, welche daran teilnehmen, sind ans-erlesene Tänzer. Etwa i» Uhr Abends saßen wir alle in einem großen Halbkreise da; die andere Hälfte des Kreises bildeten .Holzstöße, fertig zmn Anzünden. Noch war kein Tanzkünstlcr zn sehen, aber nach nnd nach begannen sehr langsam die Tamtams zn tönen, nnd die Franen, welche vorn als Orchester saßen, fingen eine Art zanbcrhaftcn Gesanges an, den ich nnr als eine Perschinelznng von Katzen- nnd Hnndcgehenl bezeichnen tann, nnd der immer schneller wnrde, Plötz- 08 Trittes ,Uapitcl, lich flanunte ein Holzstoß auf, und N'ir sahen iiberall rätselhafte Geschöpfe ans dein Busche Heranskriechen: sie sahen wirklich wie Teufel aus, wie denn das Wort „Toberran" die Bedeutung „Teufel" bat. Einige trugen Maskeu aus halbierten Schädeln, die mit Gummi zur Form eines meuschlicheu Gesichtes ausgefüllt waren. Triefe Masten werden au einciu hinter der Mundöffuuug des Schädels befestigten Querholme init deu Zähucu gehalten, Auf dein 5iupfe trugeu die ganzer lange schwarze Perücken an'> ,^ow5nuMfer, wäl^ rend der Körper mit abgestorbenen Blättern bedeckt war. Andere trngeu leine Masten: ihr Besicht war überirdisch-grim beiuaU, und an den Schultern hatten sie eine Art Flügel shinterher fand ich bei näherer Besichtigung, daß diese wirtlich in der losen Oberhaut seitwärts vom Nacken befestigt waren.» So kamen denn diese überirdischen Gestalten heran, anf jeder Seite ans dem Bnschc kriechend, manche mit Schwänzen, manche mit Stacheln am ganzen Rücken hernnter, alle, gleichviel mit welcher, Körperhaltung oder läge, in schönslein Takte. VovdcvscUc. Nückscitc. Ea'5dclma«tl'n, Blanche Uni, Ne»bruannn'n, )er Tobcrrantiuiz. 69 Auf einmal schwiegen die Tanttaius, und alle Tobcrrans stürzten mit einem schrecklichen Schrei in die Äiittc des offenen Platzes. Jetzt ertönt die Mnsit von neneni, und nnn beginnt ein Tan',, welcher jeder Veschreibnnq spottet, ^öpfe hier, Arme dort, Beine rechts, Schwänze links -^ nnd dadei alles in schönstem Einklänge: denn wcliil ein Arm auf der eiueu Seite war, so war dementsprechend ein Bciu ans der andern. Das Kreischen und Heulen wurde lanter, das EnMN wurde Schreien, und während des Tanzes glühten und flammten die Fener und warfen unheimliche Lichter auf eine der scheußlichsten Eeenen, welche zu seheil mir je deschieden war. Hier Teuselofratzen, dort zahnlose Schädel, oben alles voll von blutbeschmierteu Armen, unten Beine scheinbar in den letzten Todes- Tam!^m (B. 70.). 7l) Drittes Kapitel. zuckungen, Ulld liberal! der Niond nnt seinem durch die überhäugeu-den Bäunle zitternden Lichte, währeild die ^euer bald riesig auflohtell, bald in sich zusammensanken nnd absonderliche Schatten gaben, welche Dinge sehen lassen, noch schrecklicher als die furchtbare Wirtlichkeit! So entsetzlich wir anch einen „Todestanz" ans Miseren Bühnen dar^ zustellen versuchen möchten, nimmer könnte er dein der Eingeborenen in seiner teuflischen und scheußlichen Wirkung gleichkommen! Die erwähnten Tamtams oder Trommeln sind hol)le hölzerne Cylinder, inwendig ausgebrannt, ihrer (Gestalt nach zwei mit den Spitzen verbundenen Kegeln gleichend, an einem Ende mit straff gespannter Leguanhaut überzogen. Tiefes Iustrumeut wird unter dem Arme oder quer über den Knieen gehalten lind mit der Hand geschlagen. Es giebt auch noch eine größere Trommel, „Garamut" geuaunt, aus cincin Baumstamme verfertigt, der, wie ich glaube, dadurch ans' gehöhlt wird, daß mau fort lind fort rotglühende Steine durch eiue» kleinen Schlitz an der einen Seite in ihn hineinfallen läßt. Das Garamut wird mit einein langen Stocke gerade unterhalb dieses Schlitzes angeschlagen nnd giebt einen tiefen, bei stillem Wetter unendlich weit hörbaren Ton. Trommeln von solcher Größe werden ihrer Last wegen selten vom Tanzplatze fortgeschaft. Dieser ist gewöhnlich ein offener Platz vor dem Hanse eines Hänvtlings und wird durch eigens hierzu bestimmte Araueu rein nud glatt gehalten, DaB Garamut wird auch im Kriegsfalle zu ^ärmzeichen benntzt- man schlägt es dann so, daß es einen scharfen, kurzen Ton giebt; ebeuso rnft man mit ihm das Bolt zusammen. Eine dritte Art von Trommeln besteht alls drei an der Unterseite ein wenig hohlgeschuitteueu Stückelt weichen Holzes; sie werden quer übers Knie gelegt und mit zwei kurzen Stöcken mit Knauf, ähnlich wie uusere Trommelschlagel, bearbeitet. Die übrigen Musikinstrumente der Eingeborenen sind eine Pfeife aus einem kleiuen Bambusstücke, ans welcher mall drei oder vier Musikinstruments. 71 Töne spielen kann-, Panspfeifen, auch aus Bambus, mit sieben oder mehr Röhren, nnd eine sehr geschickt gcbantc Manltromtnel. Es ist ein Stück Bambus, zugeschnitten wie das Blatt unseres sog. „Hirsch-zungenfnrns", mit einer schwingenden Znnge in der Mitte hernnter; man spielt es, indem es an den Mund angelegt wird, auf dieselbe Weise wie unsre Manltrommel, ansgeuommeu daß der linke Daumen stets gebraucht wird. Es wird anch ein Stück Bindfaden straff über das Instrument vom dicken Ende her gezogene dieser Faden schlägt gegen die Zunge an. Ein andres kleines Instrument besteht aus einem dicken Bambusstücke, das an einem Kuoteu und etwa l0 om über diesem wagrecht abgeschnitten wird. Ein zweites kleines, flaches Bambusstück wird quer über die Öffnung befestigt, so daß es etwa 75 nnn über den Rand dersclbcu hervorsteht. Es hat nur zwei von der Außen-rinde eines einheimischen Rohres gefertigte Saiten, letztere laufen straff anf dem hervorragenden Bambnsstücke hin uud sind uuten am breitereu Ende des Instrumentes mit einem Holzpflocke befestigt. PanZPfeife, Neubritlnmien. 72 Drittes Kapitel. Man spielt es, indem man ein Stöckchen scharf gegen die Saiten schlägt, wodurch zwei summende Töne entstehen. Die beschriebenen Instrumente scheinen allen diesen Inseln gemeinsam zn sein nnd sind in jedem Dorfe, ja fast in jedem Hanse zn sehen — ansgenommen die größeren Trommeln, welche den Haupt lingen besonders gehören. Von Zieraten haben die Eingeborenen von Dnkc-of-?)ort weniger als die uon Neubritannien nnd Nenirland, wenden sie muh nicht so hänfig an. Hauptsächlich ^bestehen sie ans Halsbändern oder Kopf-schmnck von Diwarramuscheln. Die Ohrläppchen werden cingcschnitten nnd dnrch Einschieben von gerollten elastischen Blättern ausgedehnt. Diese Blatter — meistens von Pandmms — drücken beständig gc-gen die Seiten des Einschnittes nnd erweitern ihn so, daß in einigen Fällen das Ohrläppchen beinahe bis zur Schnlter reicht. Anch die Nase wird anf jeder Seite der Nasenlöcher durchbohrt, und ein spitziges Holzstückchen in jedes Loch gesteckt; an diesen Hölzchen hängen bisweilen ein paar Perlen. Doch ist das bloße Holz gebräuchlicher; es dient, wie ich erfnhr, znm genaueren Zielen beim Speerwerfen; ich kaun jedoch kanm glanben, daß es einem Europäer zn etwas anderem helfen würde als znm Schielen. Mcuiltrvmincl, NcM'ritcumien (^. 7L). Ärindändcr. Fischen. 73 Vielfarbige Blätter werdeu unter das Arinband geftectt, welches von geflochtener Tchnur verfertigt nnd nlit verschiedeilen Säftcn bnnt gefärbt wird. Tiefe Armbänder sind so eng, daß sic den Arm ganz qlictschcn nnd ill viclm Fällrn nur durch Zcvschncidon entfernt wcrdcn könnni, and^rnfallc' noch durch i?lcn nud Znsaülin^lldriictcn dcs Annes. Die Männer dcr Dnko-os-))ork-Inscl, nnd nbcchanpt dcr ganzo»: Grnppc, tragen kcinc Kleider; aber die Frauen von Mioko, Utnan und der südlichen H.illüusel tragen vorn nud hinten einen kleinen Schurz von hochrot gefärbtein Grase. Man fischt mit dcr Angelrute; der Angelhaken ist von Schild-trot; öfter aber geht mau mit eiuem kleinen engen Netze anf Riffe, spannt es nut Stöcken alls und treibt dann die Fische hiueiu, welche sich ill den Maschen saugen. Man hat anch ein M'tz auf Stallgen, ungefähr wie ein Gar> ueelennetz, womit man Scharen kleiner Fische fängt, welche .^u 74 Dritte Kapitel. gcwifsen Zeiten massenhaft diese Küsten besuchen nnd köstlich zu cssen sind. Es ist sonderbar nud wohl bemertensluert, daß auf Duke-of-'))ort teiuc Kasnare und keine weißen Kakadus zu finden sind; nud doch giebt es von ersteren, uamentlich aber voll letztereu sehr viele iu Neubritmmicn. Die einzigen Kakadns ans der Tuke-of-Mrk-Iusel sind die. welche von Neubritaunien herübergebracht worden sind', stew kehrcil sie, wenn sie entfliehen können, dahin znrück. Ich kaun keinen Grund für diese eigentümliche Erscheinung finden, da ans eiuer Iusel wie auf der andern das gleiche Futter für diese Vögel vor-haudeu ist. Die Kasuare anf Dnte-of-Vork könnten alle getötet worden sein, da diese Insel dichter bevölkert ist, als Neubri tannicu. Aber dann sollte man doch erwarten, auf Neuirland welche zn finden: aber anch hier kommen sie nicht vor. Tnke>of-?)ork ist höchstens nur 22—24 kin von Neubritaunien entfernt, und Neuirland nur etwa 48 km, eine Entfernung, welche die Kakadns leicht zurücklegen könnten. Ich kaun daher für ihr Fehlen keinen genügenden Grund finden. Die Früchte auf Dnke^of-^ork sind Bananen, Kokosnüsse, Tal,, Mnmienäpfel nnd eine Art wilden Mang»?. Zams und Aarons-wnrzcl wachsen anch auf der Iusel, aber die Bataten bilden das Haupterzeugnis uud einen der Haupthandelsartikel zwischen dieser und dcu andern Inseln. Die Bananen einiger Gegenden von Duke^ of-))ork sind sehr schön, aber die Zams und Aarouswurzcln sind mit deueu von Neubritanuien oder von Nenirland nicht zu vergleichen. Die Mms letzterer Insel sind ihrer Größe wegen bekannt, die neu-britannische Aarouswurzcl gilt für die beste der Südseeinseln. Vielleicht wissen nicht alle meine Leser, was Aaronswnrzel ist; ich will daher versnchen, sie zu beschreiben. Eie ist eine große zwiebelartigc Knollenfrucht-, ihre Blätter sind denen des Caladinm fchr ahulich-. ich habe die Pflauze aber nie blühen sehen. Es giebt zwei verschiedene Arten, deren eine auf Aarcmöivlirzel, Tan. 75 Sumpfboden wächst, die andere alls Hügclabhängen; letztere ist größer und besser, erstere seifig, I)ian pflanzt sie in Reihen, etwa einen Schritt vou einander entfernt, und jätet fleißig. Die Hügelaaronö-wllrzel wird bis ca. 37 cr Sprecher und der Schlächter. — Tor°Rarrabay wünscht il,nzukehren. — Sein Verschwinden bei Nacht. — Überlegungen. — Schweine- fang, — verlassen. — Wassermangel. — Erfrischender Schlaf. — Kokosnuß- Rauf. — Rückkehr nach Rininigunun. — Tor-Rarraday's Staunen und Entschuldigung. ^^>on Dnle-of-))ort segelten N'ir nach Kiniiligllnnn, llm cm Haus zu bancn, N'elchcs als ständiqn' Aufcuthalt bei nuscrcr Arbeit im Innern dcs Laudcs dn-uc,, solltc. Dic orstc Schwierigkeit bestand darin, zn cntschcidcli, in welchem Teile von Kininigunun gebant werden sollte; denn dieser Distriet ist groß nnd erstreckt sich von Gazelle-Point nach Westnordwest bis ,^n Nulnanna Point. Die Landschaft im Südostcn heißt Abereole, die i»i Nordn>esten Nnlnanna, während das eigentliche Kininignnun in der Mitte liegt-, schließlich bestimmte ich. daß hier gebant werden sollte. Großen Dank schnlde ich einem von Herrn Browns Lehrern, einein Mtl-Insulaner; er leistete nn'r herrliche Dienste. Ich einigte mich bald mit Tor-Narrabay, einem der Hänptlnige, über den Kauf eines sehr schönen Landstückes an der Küste: es reichte vom Strande beträchtlich weit in den Busch hinein und jenseit letzterem zn einer mit langem Grase bewachsenen (5'lx'ne: nahe bei derselben führte eine der Hauptstraßen ins Innere. 7tz Viertes Kapitel, Mein Haus war groß, 18 ni lang, 6 in breit und entsprecheitd hoch; es bestaild aus einheinüschenl Materials und war mit langeill Grase gedeckt. Es zerfiel ill l Ränmc; zwei dienten zuiu Schlafen, einer als Vorratskalinner, der vierte zu allgcmciucr Beilutzuug. Rückwärts lageu Kiiche und Gartell. Tas Ganzc lvar niit einent Doppelzaliile aus Bambus muschtossen. Tic Eingeborellell waren freundlich uud bcstrcbtcll sich, mir cut-gcsscnzukoimucu, iudcm jcdcr cm wciiiiz bci dcr Arbcit half, freilich uicht ohuc großcu Lärm darüber; ohuc dicscn schciu^ü sio ivirtlich gar uichts vorrichtcu zu tönm'n. Als alles vollendet war, hatten wir als Einzugsschmaus eiu großes Fest mit Tauz. Tor-Narrabay fragte uiich, ob er für Menscheuflcisch zu,n Feste sorgen solle. Ich verbot ihm in deu stärkstell Ausdrückeu, die mir zn Gebote stalldeu, jemals luieder au etwas Derartiges anch llnr zu denken; die Weißen hätten Abscheu vor Menschenfresserei, nnd ich könnte es nicht ertragen, ihn als einen Kannibalen zu betrachten. Ich hörte nie wieder etwas davon erwähnen. Schweine, Dams, Aaronswurzel, Bananen n. s. w. ill Überfluß bildeten nuser Aiahl. Nach dem Tanze spendete ich allen Pfeifen nnd Tabak. Unsere erste Reise ills Innere hatte den Zweck, einer Echlacht zwischen dem Kininignimnstamme nnd einem andern weiter im Iuncrn wohnenden zuzusehen. Wir gingen etwa 3—5 Inn weit zwischen hohen Bäumen und dnrch dichtes Unterholz hin. Hierauf kamen wir in offeneres Land mit Bananenpflanznngen; meine Führer wnrden nun vorsichtiger, da wir nns dem Schauplätze des Gefechtes näherten. In knrzem vernahmen wir das Rufen der Dämpfer nnd fanden, eine offene Ebene erreichend, die Eingeborenen in harter Arbeit mit ihren Schlendern. Tiefe Schlendern bestehen ans länglichen Rindenstmlen, alt deren beiden Enden Bindfäden, etwa einen Nieter lang, befestigt sind; an einem derselben befindet sich ein Vlnopf an5 Perlmuschel, damit die Kampf. 73 Schleuder dm Fingern nicht entwische. Der Stein liegt in der Mitte des länglichen Rindenstückes. Die Eingeboreneil wenden diese Schleudern mit großer Sicherheit nnd beträchtlicher Wirkung an; ich habe gesehen, wie ein Stein^ 2-50 in weit an einen andern geschlendert, noch zersprang. Aber ich glanbe, daß zn solchem Schleudern mehr Geschick als Kraft erforderlich ist. Die kämftfenden Eingeborenen rannten in dein langen Grase nmher nnd gebranchten allerlei Kniffe, nm den feindlichen Steinen zn entgehen. Da wir ans einer Bodenerhebung nahe den: Kinmiannuu-stamme standen, tonnten wir alles sehen, was vorging, nnd bemerkten, daß die Kämvfcr nnr ihre Schlendern hatten. Wahrscheinlich, damit sie sich ungehinderter bewegen konnten: auch würden andere Waffen untzlos gewesen sein, da sie selten an den Feind herankommen. Während ich zusah, kam Tor-Narrabah — welcher, beiläufig bemerkt, für einen großen Krieger gilt — zn mir heran nnd beschwor mich, wegzngehen, damit ich nicht verletzt würde. Da ich nicht die geringste Möglichkeit eines solchen Falles sah, erwiderte ich ihm, ich sei nicht mehr nnd nicht .weniger ansgefcht als er; übrigens sei es nicht die Gewohnheit weißer Männer, fortzulaufen, wenn gekämvft werde. Er teilte mir daun mit, sie warteten nur darauf, daß einer ihrer Feinde von einem Steine getroffen würde, um mit ganzer Macht anzugreifen ^vermutlich war auf der andern Seite dasselbe der Fall). Bald darauf verließ er mich. Das Erwartete muß dann ein getreten sein, da der Kininigummstamm ein großes Geschrei und gleich zeitig den „Tu-tn"^ärm erhob — das regelmäßige Zeichcu, wenn etwas Aufregendes sich ereignet. Zugleich stürmte die gauze Masse vorwärts zu ihren Plänklern; Weiber mit Sftecrbnudelu nnd Schleu dersteineu folgten nach. Es kam jedoch zn keinem harten Hand- Hs) PiertoS Kapitel. gcmeuge, da die Gegner Fersengeld gaben und nach dem Busche ranuteu. Ich hörte nachher, daß die Sieger zwei Körper erbeuteten-natürlich wurdeu diese gegeffeu. obschou man sich sehr hütete, mich wissen zu lassen, wo. Iudes erfuhr ich es aus eiuer „Privalmit-tcilliug", wie mau zu sagen pflegt. Tor-Narrabav, lvar. als ich ihil später traf, sehr stolz iiber seinen Sieg; ich dänlpftc aber seineu Eifer etwas durch meine Äußerung, „wenn er das ein Gefecht uenue, so hielte ich uicht viel davon." Daun erzählte ich ihm von den Kämpfen der Weißeil, woranf er nüch fragte, was nu't all deu Leichen geschehe — offeubar in der Hoffnung, mich zu dem Geständnisse zu bringen, daß sie gegessen würden. Aber als ich ihm sagte, sie würden begraben, kehrte er sich ab, augenschciulich aus Ärger über solche Verschwendung. Ter ganze Nrieg drehte sich um eiuige Häuser in der Ebene, welche verbrauut worden waren; die Mäuucr hatte man getötet, die Weiber fortgeschleppt. Er eudete mit einem Trauerspiele bald nach der Schlacht. Einige junge Männer des Vuschstammes kamen in deu Kiuiuigunnndistritt, um zu sehen, ob sie uicht einen einzeln herumschweifeuden Mann oder eine Frau erwischen tönnteu. Statt dessen aber wurden sie selbst umziugelt', jung und entschlossen, kämpften sie hart um ihr Leben, unterlagen aber der Übermacht. Ein Paar von ihnen wurden lebendig gcfaugeu genommen und sclbstverstäud lich gemartert. Eine Art solcher Martern besteht darin, daß man Hände und Veiue des Oftfers an Stöcke im Boden festbindet nud ihm Feuer auf deu ^eib legt. Diese teuflische Quälerei wird durch die Frauen vorgenommen, welche weit grausamer sind als die Männer-letztere erlösen bisweilen deu armen Gefangeuen durch einen Speer-stoß oder Veilhieb von seiner Pein, aber die Weiber lachen uud jubeln dabei, stoßeu auch wohl den Dnlder mit einem Speere, um ihn aufzustören, falls er ihnen nicht genug zuckt uud heult. Die Frauen begleiten gewohulich ihre Männer iu den Krieg. Speere uud Steiue u. s. w. tragend, und reizen sie durch Zuruf Heirat, 8 l auf: da aber die Frauen bei den Männern für wellig >nel>r als fiir Lasttiere gelten, wie kann man da besseres erlr>arten? Einer der Spione dcs Hällptlings sagte mir: wenn er etwas Besonderes entdecken wolle, so belausche er stets hinter einem Banme die schwatzenden Frauen nnd sei sicher, alles zu erfahren, was er wünsche, Ein nenbritannisches Sprichwort heißt: „Vertrane nie einer Fran ein Geheimnis an, denn deren Zungen gehen mit Dop pelgelenke.^ Es dürfte am Platze sein, hier etwas über die gesellschaftliche Stellung der Fran zu sagen. Beabsichtigt ein Mann, eine Frau zu nehmen, so sagt er seinem Vater, wer dieselbe ist (hat er keinen Vater mehr, seiner Mntter oder dem Häuptlinge des Distriktes). Dann wird er fortgeschickt in den Busch, wo er einige Tage bleibt, bis der Vater ihn znrückrnst-, mittlerweile gehen die Eltern zu den Verwandten dcs Mädchens beschenken dieselbe und bieten so nnd so viel Diwarra für das Mädchen, ^ange feilscht mau um den Preis, und gewöhnlich gelingt e? den Verwandten des Mädchens, ihn zn erhöhen; ist man darüber einig, so gehen die Eltern des Mannes wieder heim. "Am festge setzten Tage begeben sich die Verwandten dcs Mädchens zum Hanse der Eltern des Mannes, welche, wenn reich genng, alle ihre Freunde geladen haben; des Mädchens Verwandte überreichen dem (Gastgeber Geschenke, nnd man hält ein Fest mit Tanz ab; man veranstaltet auch einen Tanz der jungen Franen, in welchem die Auserkorene eine hervorragende Rolle zn spielen hat. Ist die ganze Festlichkeit vorüber, so wird das Mädcheu bei den Eltern des Mannes gelassen, nud letzterer wird ans dem Busche zurückgeholt, d. h. irgend jemand wird nach ihm ausgesendet. E5 ist bisweilen schwer, ihn zu finden, da die jungen Männer oft weit fort wandern, um del, Geistern gestorbener Verwandten zn entgehen, welche nm diese Zeit angeblich einen selir verderblichen Eiufkch ausüben, Es kommt durchaus nicht selten vor, daß der junge Mann Powell, Unl^'v d^'n «annidall». 6 H2 Viertes Kapitel. gar nicht zurückkehrt, sondern von einem feilwlichcu Stamme getötet wird. Heiraten werden oft bestinuut, ehe die Frau uoch ge-boren ist. Sollte z. V. ein Häuptling wünschen, in eine besondere Familie einzuheiraten, so tauft er das Kind schon, wcun desseu Geburt erst in Aussicht steht. Ist es ciu Kuabe, so wird das „Tabu" zurückgegeben; ist es ciu Mädcheu, so wird das „Talm" von der betreffenden Familie behalten, und das Mädchen wird Eigentum und schließlich das Weib des Häuptliugs, obschon sie bis zu heiratsfähigem Alter — etwa 10 Jahre — bei ihren Eltern lebt. Die Frau wird durch die Heirat völliges Eigentum des Mannes; letzterer hat sogar Macht über Leben und Tod seiner Frau. So hatte z. B. ein Häuptling an der Blauche-Bai eine junge Frau gekauft; letztere weinte, sehnte sich zu ihren Freundinnen zurück und arbeitete nicht. Darüber zornig, sagte ihr der Gatte, da sie als Frau nichts nütze, wolle er sie anders nützen, tötete sie sofort und kochte sie zu einem Festmahle. In einem andern Falle, der sich hier in Kimniguuun ereignete, wurde ein Mann, Mitglied eines Vuschstammes, mit seiner Frau von einem der Untcrhäuptlmgc und dein Gefolge des letzteren im Busche überrascht und gefangen genommen. Der Manu wurde getötet, die Frau unter die Weiber des Uuterhäuptlings aufgenommen, und den Hochzeitsbraten lieferte die Leiche ihres ermordeten Gatten. Gegen Verwandtenehen bestehen sehr strenge Gesetze; in jedem Stamme giebt es zwei bestimmte Abteiluugeu, zwischen denen allein Heiraten erlaubt sind. Im allgemeiueu aber kaufeu die Mäunev ihre Frauen von fremden Stämmen, da sie ohne Zweifel so gut wie wir gefunden haben, daß Verwandtenehcn die Rasse schwächen. Der Häuptling des Stammes muß um seine Einwilligung gebeten werden, ehe die Heirat vollzogen werden kaun. Tollte ein heiratslustiger Mann unvermögend sein, ein Weib zu kaufen, so geht er zu seinem Häuptlinge und bittet ihn, an seiner Statt eine Frau für ihn zu kaufen. Weiß der .Muptling, daß der Betreffende Nach dem Verge Veautemps°Beaupr6. ßI imstande sein wird, ihm deil Kaufpreis niit Diwarra, Arbeit oder Kriegsdienste wieder zu entrichten, so wird er die Fran für jenen kaufen und auch cm Hochzeitsfest veranstalten. Aber die Häuptlinge prüfen sehr sorgfältig, ob eine Wahrscheinlichkeit einer derartigen Rückerstattung vorhanden ist. Die Weiber tragen die Kinder ill Netzen, deren Tragbaud um den Vordertopf der Mutter herumgeht; das Kiud liegt im Netze auf den Schulterblättern derselben; wenn es durstig ist, so wird ihm die Brust über die Schulter weg gereicht. Die Weiber trageil außerdem wohl auch 2 oder ^ Säcke aus Kokosnußmatteu voll von Ware ans dein Rücken. Dies giebt ihnen eine geblickte Haltung und eineil schwankenden Gang, sogar wenn sie nichts tragen. Beide Geschlechter leiden anch an der Hantkrankheit „Vnckwar"; die kranke Hant hat eine lichtere Färbung als in gesundem Zustande. Meiue zweite größere Reise ins Innere galt dem Berge Beau-temps - Vcauprs, welcher etwa 50 km vvn der Küste entfernt ist. Er ist ein hoher vnlkanischer Gipfel, ungefähr 547 m hoch, uud würde einen vortrefflichen Puukt abgegeben haben, um voll ihm aus Beobachtuugen über die Gestaltuug des umliegenden Landes anzustellen. Nachdem loir Tor-Rarrabah uud mehrere andre Eingeborene als Führer angenommen hatten, trafen wir alle Vorbereitungen zu einer viertägigen Abwesenheit. Tor-Narrabay sagte mir, er sei zwar noch liie so weit ills Innere gekommen, versicherte mir aber Prahlerisch, er fürchte sich nicht, überallhin zn gehen. So machten wir lins denn im Gänsemärsche ans den Weg; ich selbst ging zuletzt; vor mir ein junger Maun mit meinen Instrumenten Nlid mit Munition; unmittelbar vor diesem Tor-Rarrabay ul Gala, mit Speer und Beil; vor ihm wicdermn andere Eilige borenc mit Nahrungsmittel!! u. s. w. Gauz voru marschierten die Führer. tzi Viertes Kapitel. Wcstsndwestliche Richtung einschlagend gelangten unr znnr !)lordteile der Ebene, auf welcher das oben beschriebene Gefecht stattfand. Ich bemerkte hier eine höchst eigentümliche Bodcngestaltnng: nämlich einen natiirlichen, znmcist aus verwittertem Bimssteine bestehenden Wall, der ungefähr 3,6 m hoch über unseren Standort emporragte. Es schien, als ob der Boden da, wo wir standen, sich plötzlich gesenkt und diesen mehrere Kilometer langen Wall zurückgelassen hätte. Aus der andern Seite war der Boden nn't dem Rande des Walles gleich hoch, aber ans der Seite, wo wir standen, fiel er senkrecht ab, so glatt, als wenn er dnrch Menschenhand abgegraben worden wäre. Die Eingeborenen schienen das nicht als etwas Nnffallcndes zu betrachten! aber sie haben keine Kenntnis anderer Bänder und können nnr wissen, was innerhalb des kleinen Bereiches ihrer Wanderungen liegt. Die Ebene, anf der wir gingen, war an manchen Stellen mit hohem Grafe bedeckt, an anderen war dasselbe weggebrannt worden. Wir betraten dann einen schmalen Strich so dichten Gebüsches, das; wir stellenweise geMmgen waren, nns mit Beil und Messer einen Weg zu bahnen. Etwa M) m weiter hin kamen wir wieder auf schönes, grasiges Tafellaud. Jetzt waren wir ungefähr 180 ni über der See, die wir in der Ferne sehen konnten. Weit draußen am Horizonte zeigte sich Neuirland. Wir waren nngefähr 19 km, vorgedrungen nnd beschlossen, uns ein wenig weiter oben, wo Trinlwasser und ein kleines Gesträuch war, zu lagern, Während meiner Nnterrednng mit Tor-Narrabay tam e5 nnr uor, als ob er hinsichtlich der Erreichung des Berges nicht ganz mehr so zuversichtlich nnd prahlerisch wäre, wie vorher; er begann mir alle möglichen Geschichten volt Teufelu in diesem Teile des Landes zu erzählen- wie Lente in der Richtung nach dem Berge hin gegangen, aber nie zurückgekehrt seien n. s. w. n. s. w. Ich beschloß jedoch, dem keine Beachtung zu schenken, und antwortete: „O gewiß! Aber wir sind doch nicht bange, irgend wohin Im Torfe McMnigu. 85 zu gehen!" Tics schien ihn an stille Äußerungen in Kininigunun zu erinnern und er versetzte, aber etwas nachdenklich: „O nein!" Nach unserem Änfbrnche am nächsten Morgen wanderten wir anf der grasigen Hochebene, welche sich nach beiden Seiten hin unabsehbar ausdehnte, weiter, bis wir etwa 8 Uhr Vormittags zu einem Dorfe kamen, dessen Bewohner, wie ihr ganzer Stamm, mit Tor-Narrabay in Frieden lebten. Das Dorf lag hübsch an einem Hügel hinanf und war mit Kokospalmen umgeben. 'Aus dem freien Platze vor dem Hänptlingshause hielten wir und wurdcu herzlich willkommen geheißen. Der Häuptling war ein ältlicher Mann von etwa l><) Jahren. Tor-Narrabay stellte mich mit wortreicher Rede vor nnd erklärte, daß ich bei ihm lebte. Dies war Berechnung seinerseits; er trollte nämlich als mächtig genug erscheinen, unter den Bewohnern feines Dorfes eineil Weißen haben zu können. Er zählte seinem Freunde hundert Eigenschaften an mir anf, deren Hälfte genügt haben würde, mich znm weitans klügsten Manne der ganzen Welt zu stempeln; natürlich kam er dabei am besten weg. Der Häuptliug vou „Nucgunigu" — so hieß das Dorf — wollte den Ankömmlingen seine Gastfreundschaft bezeugen, nnd unser Besuch war so die Veranlassung zn einem so furchtbaren Morde, daß ich die Erinnerung daran nie los werden kann. Als die Betelnnß gebührend gewürdigt worden war, sagte unser Gastfrenud etwas mir Unverständliches zu Tor-Narrabay, und dev alte Schurke muß wohl eingewilligt haben- sonst würde sich das Folgende nnter keinen Umständen in meiner Gegenwart zugetragen haben. Alfobald sah ich, wie zwei Männer einen andern, dessen Hände auf den Rücken gebunden waren, herzn brachten. Da ich vorher nie etwas Derartiges gcfehen lMte, ich teine Ahnnng von dem kommenden. Sie führten den Mann hin zum Häuptlinge und ließen ihn vor demselben sich niedersetzen. Alle sahen so rnhig und fried lich alls, daß niemand das Nahen einer Echreckensfcene vermnten tz6 Viertes Kapitel. tonnte. Der Gefangene lehnte seinen Rücken an einen abgestorbenen Vanm, der mit roten und weißen Streifen bemalt und mit vielen Echweinskumladen behängt war. Auch hing vom obersten Aste herab eine Art von Signalstangc ans Rohr. Diese wnrdc sofort hermngcnommen und auf der andern Seite des Banmes befestigt. Der Häuptling richtete nnn Fragen an den Mann, von denen ich einige verstand; z. V. „Hast Dn Vater nnd Mutter?" Dann folgten andere: die letzte mir verständliche war: „Willst Du essen oder trinken?" Jetzt brachte eine Frau eine Kokosnuß und hielt sie ihm znm Trinken an den Mund. Ich fragte Tor-Ra-rrabay, was werden sollte. Aber alles, was er sagte, war: „Du wirst sehen". Sofort begaben sich einige junge Männer hinter den Bamn; einer von ihnen warf schnell wie ein Blitz eine Schlinge um den Hals des Gefangenen, nnd die andern hinter dem Baume begannen denselben in die Höhe zu ziehen. Ich wußte, daß Tor-Rarrabay mich scharf beobachtete, um die Wirknng des Vorganges anf mich zu sehen; ich mnßte daher sehr vorsichtig sein. „Sage dem Hänvtlinge," begann ich, „daß ich ihm sechs Beile und so viel rotes Tuch und Perlen geben will, als ein Mann zn tragen vermag, wenn er mir diesen Mann lebendig verkaufen will." Aber Tor-Narrabay antwurtete: „Was nützt da^? Ich will Dir einen Mann dafür verkaufen; Du würdest den Häuptling nur beleidigen, und — wir sind auf seinem Gebiete" — ein sehr bezeichnender Wink, da wohl M) Leute oder noch mehr zugegen waren. Der Anblick wurde ekelhaft-, der Arme erreichte mit den Zehen gerade noch den Boden, so daß er allmählich ersticken mußte, und gleichzeitig stürzten sich die Franen anf ihn und begaunen, ihn mit Händen und Steinen auf den Leib zu schlagen. Es war schrecklich; mich überlief es eiskalt, und doch wagte ich nicht, irgend welches Widerstreben zu verraten. Abschlllchtung eines Gefangenen. 87 „Bitte den Häuptling, daß ich ihm zeigen darf, wie die Weißen cinen Mann mit ihren Flinten töten," sagte ich zu Tor-Narrabay mit möglichstem Gleichmnte. „Nein, nein!" erwiderte der; „nicht einer würde von ihm essen, wenn Dn ihn erschossen hättest, ans Fnrcht uor Vergiftung." Wie dankte ich Gott, als die Leiden des armen Opfers durch einen Mann geendet wnrden, der nnr auf ein Zeichen vom Häuptlinge wartete, um dem Dnldcr langsam ein Messer ins Herz zu bohreu. Mit einem kurzen Todcskampfc war alles vorüber. Ich versuchte, mir einzureden, daß es nur ein Stier sei, was sie nachher zerlegten. Beim Mahle sagte ich Tor-Narrabay, Fleisch sei während dieser Neise „tabu" für mich. Das ersparte mir deu Genuß irgend welchen Fleisches. Ich brachte ein wenig Frucht herunter, aber sogar das war nach dem, was ich gesehen, harte Arbeit. Einige werden sagen, ich hätte entschiedener eingreifen sollen. Aber alles, was ich erwiedern kann, ist, daß mail nicht vorsichtig genug sciu kann, um nicht zu beleidigen, wenn man einer gegen drei- oder vierhundert steht. Und wenn auch Feuerwaffen in der Hand eines Engländers Wunder thnn können, so wäre es doch ein zu gefährliches Unternehmen gewesen. In meiner Lage war es das Beste, zuerst einen Kaufvcrsuch zu machcu, der niemand beleidigen konnte; wurde dies abgeschlagen, den Gefangenen so schnell aW möglich von seinen Qualen zu erlösen. Wurde auch das verweigert, so konnte weiter nichts gethan werden. Sind wir nun einmal bei diesen: Thema — und es ist bei einer Beschreibnng Ncnbritanmens uuvermeidlich —, so ist es geraten, dasselbe auch sofort zu erschöpfen. Jeder Häuptling hat zwei ständige Minister: einen Sprecher und einen Schlächter. Ersterer besorgt das Reden, letzterer das Schlachten nnd Zerlegen. Das wertvollste Stück vom Manne ist der Schenkel, vom Weibe die Brust. Der Kopf wird nie gegessen; tzß Viertes Kapitel. ebensowenig die (tiugeweide; sic werdeu verscharrt. Bein- und Arm^ knochen von Feinden werden anl stumpfen (^nde der Speere befestigt; die Eingeborene»! glaubcu, dies verleihe ihnen die Stärke dcs Mannes, dessen Gebeine sie tragen, nnd nmche sie uuVerwuudbar gegenüber den Verwandten des Gegessenen. Sie verzehren selten einen Mann ihres eigenen Stammes. Sollte aber einer von seinen: Häuptlinge getütet oder wegen eines Verbrechens hingerichtet worden sein, so kann der Leichnam an einen andern Stamm verkauft werden. Granen werden öfter vou ihren Stammesgenossen ermordet nnd gegessen. Ich habe alles gesagt, was ich sagen mnß. Ich Verabscheue es, über solche Tinge zu schreiben — sogar mehr, alv der „geneigte Leser" es verabscheut, davon zu lesen; denn — ich habe e5 mit angesehen nnd erinnere mich des Anblicks nur zu gut! Etwa 4 Uhr Nachmittags mußtcu wir wieder fort, worüber ich froh war. Tor-Rarrabay hätte, wie ich überzeugt bin, das fürchterliche Schauspiel enden können, wenn er Lust gehabt hätte. Aber ich glanbe, er wollte sehen, was ich thun würde, nnd mich womöglich dnrch Schrecken zur Umkehr bewegen, da ich jetzt weis;, daß er selbst Angst hatte, weit ins Innere zu geheu. Wir zogen weiter, noch immer über ebenes Land; aber es wurde nun felsiger; stellenweise wnchs verkrüppeltes Buschwerk; von Anbau war nicht viel zu sehen. Der Berg Veautcmps-Veaupr^ türmte sich so nahe über uns auf, das; es fchicn, als könnten wir in einer halben Stunde dort sein. Ich wußte, aber. daß er noch einige Kilometer entfernt war, und schon ging die Sonne unter. Während unsres Marsches gab mir Tor-Narrabay beständig zu Versteheu, das; die Leute nicht weiter gehen wollten, weil der andre Häuptling ihnen gesagt habe, es lebten sehr böse Geister in diesen Gegenden, und sie Furcht Hütten; er halte es für besser umzukehren. Indessen gelang es mir, sie mit fortzubringen, bis es Zeit war, nns zu lagern. Ich versprach reiche Geschenke lind snchte ihnen durch alle erdenklichen Geschichten meine Überlegenheit über alle bösen Verlassen. 89 Geister tlar zil machen. Ich fürchte, daß ich sic nicht davon überzeugt habe. Bei Souuenuntergang lagerten uür uns. Glücklicher Weise hatten wir Wasser mitgenommen, da iu der Nachbarschaft keines zu sein schien. Diese Vorsicht erwies sich als sehr weise. Nach dem Wen legten wir nns nieder-, aber lauge Zeit währte es, ehe ich einschlief- dafür dachte ich nm su mehr über unsre Reise nach. Wir waren mir noch uugefähr 8 km vom Fuße des Berges-nnr noch ein kleines Thal hatten wir zu durchschreiten nnd dann konnten wir die nicht schwere Ersteigung beginnen: dann nach geschehenen Messungen und Veobachtuugeu zurückkehren — uud ich hätte deu Zweck meiner Reise erreicht gehabt uud vieles, was ich zu wissen wünschte, gewußt. Nächstdem dachte ich an mein liebes, teures England uud au meine Heimat uud malte mir aus, was sie sageu würdeu, weuu sie mich jetzt sehcu könnten — endlich schlief ich ein. Noch war am nächsten Morgen die Sonne nicht herauf, als ich plötzlich erwachte nnd anffuhr mit dein unbeschreiblichen Gefühle, das uns sagt: „Du bist allein!" Ja! es war nnr zu wahr: ich war allem! Tur-Rarrabay und alle Führer mit ihm wareu auf uud davon! Und — was noch schlimmer war — alle Vorräte, alles Wasser, aller Schießbedarf waren mit ihnen fort! Nur etwa zehn leichte Patronen für meine Vogelflinte und füuf Schüsse in meiuem Revolver hatte ich noch. Ich machte mir meine Lage nicht sofort klar: deuu ich war einmal fest entschlossen, weiter uud weiter zu gehen uud deu Berg zu ersteigen. Aber bald kaineu mir andre Gedanken. Ich wußte uicht, was sür Leute aus dem Berge wareu: ich eutfcrute mich weiter von dem Orte, wo Nahrung nnd Wasser zu haben war: wenn ich Eiugeboreue aus dem Berge traf, würdeu sie mich sicher für eiueu Teufel halten uud vor mir fliehen — weuu uicht Schlimmeres thnu. Jedenfalls konnte ich nicht daranf rechnen, Nahrung von ihnen zu erhalten uud hatte uicht Schießbedarf geuug, Hs) Viertes Kapitel, meinen Weg mit Gewalt zn erzwingen; überdies würde ich mir die Möglichkeit abgeschnitten haben, in Friede und Freundschaft hinauszukommen, im Falle ich jemals wieder so glücklich gewesen wäre, ein zweites Mal diese Gegenden zu sehen. To mußte ich denn zurürl — aber nicht durch das schreckliche Dorf! Zu meiner Freude fand ich meinen kleinen Kompaß in meiner Tasche nnd entschloß mich denn, geraden Weges nach der Blanchc-Bai zu steuern, da ich so das meiste offene Land antreffen mußte und der beabsichtigte Weg auch der kürzeste war. Ich wnßtc, daß ich von den Eingeborenen nichts zn fürchten hatte, sobald ich im Nulnanna-Distrikte war; überdies vermied ich Miegunigu, wo man mich entweder kurzweg ermordet oder zurückbehalten hätte, damit ich „Sachen wachsen" ließe. Die Vorstellung der Eingeborenen hinsichtlich der Handclsgcgen-stände der Weißen ist die, daß alles gerade so „gewachsen" ist, wie cs ist — Beile, Perlen, Messer, rotes Tuch, Spiegel — knrz, alles wächst, und folglich müssen wir Weißen einen nnbegrenzten Vorrat haben. Dieser Irrtum rührt meiner Meinung nach daher, daß sie selbst nichts haben, was nicht bei ihnen wüchse, ansgenommcn der Stein zn ihren Beilen, und den finden sie auch im Lande. Hätten alsdann diese Leute entdeckt, daß ich die Dinge, welche sie begehrten, nicht wachsen lasseil konnte, so hätten sie mich ans dem Wege geräumt. Solche Vorstellungen waren vielleicht thöricht; aber es war lein Wunder, daß ich nach dem Erlebnisse am Tage znvor Mißtrauen cmpsand, und ich war sicher übermäßig aufgeregt, oder ich hätte vielleicht anders gehandelt. Indes brach ich auf nnd bahnte mir so rasch wie ich tonnte meinen Weg durch da5 hohe Gras. Ich sah viele Herden Kasuare, manchmal auch ein Känguruh, wie c5 über die lecrgebranuten Flächen spraug oder an den frischen grünen Blättchcn knabberte, welche sich durch die geschwärzte Pflanzendecke hindnrchzwängteu. Diese weiten verbrannten Strecken rühren zu- Jagd auf Schweine. yl weilen von der Nachlässigkeit der Eingeborenen her, öfter vielleicht vou ihrer Jagd auf die iu diesen Ebenen massenhaft vorhandenen wilden Schnallte und Kasuare. An einem bestimmten Tage nämlich senden sie Weiber und Knaben ganz iu der Frühe nach dem auserlesenen Iagdplatze. Hier breiten sich dieselben zu einem weiten Kreise ans, der etwa 1600 in nn Umfange mißt, oder noch mehr, je nach der. Zahl der Abgesandten. Auf ein gegebenes Zeichen — gewöhnlich der Rauch des an cincr Stelle angebrannten Grases — zünden sie alle das Gras in ihrer Nähe nach der Richtung hin au, wo das nächste Feuer brennt, So cutsteht ein großer Kreis von Feuern: nach außeu hiu werden aber die Flammen, damit sie nicht zu weit laufeu. sorgsam ausge-schlageu. Nach der Windseite zu bleibt eine feucrlose Öffuung, auf welche alle Tiere iuuerhalb des Kreises cutsetzt losstürzen- bei ihrem Hcransspriugen werden sie gespeert. Große Haufeu fängt man so; ja, bisweilen verschenkt der Häuptling, wcun sein Staunn mehr Tiere getötet hat, als mau braucht, das entbehrliche Wildprct an seine Standesgenosscn iu der Nachbarschaft. Während ich vorwärts draug, meine Richtung, so gut es bei dem laugen Grase und den Baumklötzcu möglich war, innc haltend, erblickte ich in der Fcrue, auf der Nordostseite des Berges Beantemps-Beauprs, ciucn ziemlich großen Süßwassersee mit ciuer Iusel in der Mitte. Ich kouute keinen Zn- oder Abfluß entdecken. Wahrscheinlich ist er vou derselben Bildung wie der des Kraters vom Mother Mountain, welcher ebenfalls augenscheinlich keinen Zu- oder Abfluß hat, und in welchem ich eitle Tiefe vou !)W ni maß, ohue Grnud zu finden. Trotzdem sind Fische m ihm: das eiuzige audre Beispiel der Art, welches ich teune, ist auf Pantellaria, eiuer Insel im Mittelmeere uahe der Nordtüste Afrikas. Beim Wcitcrmarsche begann ich sehr zu dürsteu, uud auch der Hunger machte sich iu beginnender Erschöpfung bemerkbar. Ich hatte keine Spur vou irgend welchen Eingeborenen gesehen: sonst wäre y2 Viertes Kapitel. ich in Versuchung gekommen, sie zur Svendnng von Wasser zu zwingen; während ich überlegte, was zn thun am geratensten sei, besann ich mich plötzlich, daß ich etwas Betclnnß und Kalt in meiner Tasche hatte. Diese Nnß wird mit der Blüte oder den Kätzchen des Pfcfferstranchcs oder mit seinen Blättern, in zerstoßenen gebrannten Kalt getancht, gegessen. Sie särbt den Speichel ganz rot nnd die Zähne schwarz, Es war sür mich eine große Hülfe, daß ich welche bei mir hatte; denn sie stillt Hunger nnd Dnrst. Die Nacht brach jetzt herein, nnd ich gedachte, in dem langen Grase einen erquickenden Schlaf zu genießen, nm am nächsten Morgen frühzeitig weiter gehen zn können. Es war mir jedoch unmöglich, einzuschlafen; jedes Rascheln im Grase schien mir hcrankriechende Eingeborene zn verkünden. Beim ersten schwachen Morgendämmern war ich wieder auf nnd davon. Ich hoffte stark, noch an diesem Tag Rnlnanna zn erreichen, aber ich hatte die harte Arbeit nicht veranschlagt, welche dazn gehört, wenn mau sich dnrch das dichte Gras nnd den noch dichteren Bnsch hindnrcharbciteu will. Zudem wurden meine unbestieselten Füße sehr wund. Stiefeln waren mir nämlich zu wann nnd zn schwer- außerdem waren die mcinigen alle entzwei. Wenn ich jemals wieder etwas Derartiges zn unternehmen haben sollte, werde ich mir gewiß einen gnten Vorrat von Mokassins mitnehmen. Weiter und weiter ging ich, nieine Vctelnnß kancnd, dnrch das Gras, so weh es that, anf die scharfen Halme zu treten. Etwa um Mittag sah ich einen dichten Gürtel von Bäumen vor mir, nnd dieser Anblick gab mir neue Hoffunng nud nenes Leben, da ich dort vor den brennenden Sonnenstrahlen, welche mein Gehirn buchstäblich austruckncteu, Schutz finden konnte. Ich bilde mir wirklich ein, etwas Sonnenstich g,4 m. An der Südwestseite befindet sich eine kleine Einbuchtung, in der wir für die Nacht vor Anker giugeu. Aul Nordende dieser Blicht müudet ein kleiner Bach, nnd während wir daselbst verweilteu, tameu einige Eingeborene an die Küste. Ich begab mich aus ^and, lim eine Unterhaltung mil ihueu zu versucheu, faud jedoch ihre Sprache ganz verschieden von der iu Birara oder Kiuiuignmm gesprochenen. Anch hatteu diese Eingeborenen offenbar noch nie weiße Männer gesehen, obschou sie von ihuen gehört haben müssen; denn trotz ihres Entsetzens liefen sie uicht davon. Übrigem giug ich gauz allein aus Land, um sie nicht zn verscheuchen, Zufälliger Weise war iu meiuem Boote eine Ko-tosiluß, ilach ivelcher sie sofort zeigteu. Ich uahül au, daß iu diesen» Distrikte teilte Kokosnüsse wachsen; vermutlich kaufen sie deren vou den angrenzeudcu Stämmen. Diese Eiugeboreneu trageu ein Lenden-tllch ulit einem geflochteneil Schluauzc; im übrigen ähneln sie ill Waffen nud Erscheinung ihren Landsleuten im Norden. Nachdem wir Archwah-Point verlaffen hatteu, bemerkteil wir fortwährend Eingeborene an der Küste, tonnten aber nicht mit ihnen iu Verkehr treten, da sie bei Laudungsversuchen nnsrerseitv em Verlassenes Fischerdorf, 97 außerordentlich feindliches Benehmen geigten; sic gebrauchten die ab^ scheulichsten Gebcrdcn, offenbar um uns ihre Verachtung auszudrücken. Ja, au einer Stelle kamen sie, als wir in einer kleinen Bucht ankerten, in hellen Haufen auf deu Strand nud begannen Steine zu schleudern, so daß es uns geraten schien, weiter von der Küste weg zu bleiben. Die nächste Landspitze, hügelig und schmal, erstreckt sich ungefähr 4,8 km nach Südwcsteu; ich nannte sie nach ihrer Gestalt „Tongue-Point" (Zungenspitze). Wir fnhren nm sie Heruni in eine sehr schöne Bai ciu, welche ich nach dem Namen des Missionär-Dampfbootes „Henry Neid"-Bai benannte. Diese Bai, von Osten nach Westen, sowie von Norden nach Süden etwa 7,2 Kni messend, bildet einen vollkommenen Hafen; die umgebende Küste ist schön bewaldet. An der Nordwcstseite ergießen sich zwei beträchtliche Flüsse in die Bucht; der nördliche, kleinere heißt „Pleasant Niver". Etwa 1600 in südlicher ist die große und tiefe Mündnng des andern. Bis fast 800 ui anfwürts von derselben ist der Fluß 4—5 in tief; wir konnten anch mit dem Dampfboute ungefähr 4,8 km weit flußaufwärts fahren. Hier landeten wir am nördlichen (linken) Ufer und entdeckten etwa 180 in landeinwärts im Busche eilt verlassenes Fischerdorf von 12 oder 13 Hütten; außerhalb derselbe»! lagen leere Flußmuschelu, welche die Eiugeboreucn dort gefischt zu haben schienen, und wegen deren sie vermutlich dorthin gekommen waren. Die Hütten waren dem Anscheine nach erst kürzlich gebaut und tonnten nicht lange verlassen sein; sic waren so leichter Bauart, daß sie meiner Ansicht nach nur kurze Zeit bewohnt gewesen sind. Die Ufer des Flusses waren mit Farnkräutern und vereinzelten Sago- nnd Vetelnußpalmcn schön bewachsen. Wir bemerkten anch eine schöne von den Bäumen herabhängende Schlingpflanze mit wundervoller, roter, wachsartiger Blüte, feruer eine Art von Gmumi-bamn und einige prächtige Dracäncn — znsammen ein Bild von bc- Powcll, Uickr den Kannibalen. 7 gß Fünftes Kapitel. zaubernder Schönheit. Das Wasser des Flnsses war 400 in, von der Mündung ganz ohne Salzgeschmack. Ohne einen Eingeborenen bemerkt zn haben, kehrten wir in die Bai znrück und setzten unsre Fahrt nach Tnrner-Point, dem Eüd-grenzvunkte der Henry Neid-Bai, fort. Unterwegs beiucrktcn wir ein kleines Eiland ganz nahe am südlichen Strande der Bai, sowie etwas nach Norden zn ein kleines Niff mit beträchtlicher Brandung. Die Henry Neid-Bai ist durschnittlich 30 in tief, wird aber gegen ihren Südrand hin bedeutend seichter. Während wir in der Bai vor Anker lagen, bemerkten wir mehrere große Hornvögel, welche zwischen den Bäumen umherflogen; sie bringen dabei mit den Flügeln ein eigentümliches, sausendes Ge-ränsch hervor, welches an einen in Bewegung befindlichen Eisenbahnzug erinnert, nud ihnen bei den Eingeborenen den Namen „Banga-banga" verschafft hat. Wir sanden anch an der Küste Kasuar-sährtcn, und eines Abends sahen wir ein kleines Känguruh ans den Strand herunterkommen, augenscheinlich, um Salz von den Steinen zu lecken. Nachdem wir Tnrner-Point umfahren hatten, trafen wir auf eine lange Strecke niedrigen Landes; anf der Küste, welche etwa 0,4 kin weit fast in nordsndlichcr Richtung länft, bemerkten wir eine große Anzahl von Eingeborenen, welche grüne Zweige schwangen und uns zuwinkten. Als wir Anker geworfen hatten, beschlossen Herr Brown und ich, ans Land zn gehen; freilich waren wir nach dein schlechten Empfange, der uns bislang geworden war, etwas zweifelhaft hinsichtlich des Erfolges. Die Eingeborenen zeigten, als wir landeten, etwas Echcn vor uns; aber nach einigem Zureden und Vorzeigen von Perlen und rotem Tuche wagten sie sich an uns heran; hieranf begannen wir um.Aeinigkcitcn, welche sie trngen, wie Arm-und Halsbänder u. s. w., zu handeln. Der erste Eingeborene, welcher ein paar Perlen empfing, fchien von seinem unermeßlichen Ncichthmn so überwältigt zn sein, daß er sofort, nachdem er die Perlen hatte, Grunzen; seine Folgen. 99 an der Küste hinrauutc, schreieud wie eiu Verrückter, vermutlich um seinen Frcuuden dcu wunderbaren Schatz zu zcia.cn, dcn er von den geheimnisvollen fremden Geschöpfen crhalteit hatte. Darauf zeigteu die auderu nichr Verlangen nach ähnlichen Kostbarkeiten und drängten sich um nns herum, iudcm sie alles zu vcrtauschcu suchten, was sie hatten, sogar ihre Ohrringe. Nun wünschte ich, ein Schwein zu kaufeu, wußte aber uicht. wie ich es ihncu begreiflich machen sollte; denn ihre Mundart, welche von der im Norden gesprochenen gauz verschieden ist, kannte ich uicht. Ich fragte Herrn Vrown nm Rat. „Warum versuchen Sie nicht, zu gruuzeu?" sagte er. Das that ich denn recht laut. Die Wirkuug war zauberhaft: einige der Eiugcborcuen fprangcn znrück und hielten ihre Speere zum Wurfe bereit; einige liefen sort, sich ihre Augen zuhaltend, uud alle gaben das äußerste Erstaunen und Entsetzen kuud. Es war wirklich so augeuschciulich, daß sie meine Verwandlung in ein Schwein erwarteten, uud ihre Uuruhe war so unwiderstehlich tomisch, daß wir beide in Gelächter ausbracheu; das beruhigte sie allmählich wieder, und die Tavougelaufeueu kehrten zurück. Da wir so herzlich lachten, ich auch keinerlei Verwandlung erlitt, beganneil sie ebenfalls zu lachen, und als ich mit einem Stücke Holz ciu Schwein iu dm Saud zeichnete nnd Bewegungen wie beim Essen machte, schien cs ihnen Plötzlich eiuzufalleu, was ich verlaugte; alle brachcu von neuem in Gelächter aus, uud mehrere Eingeborene rannten uuter Kopfuickcu davou, augcuscheinlich auf der Suche nach dem gewüuschteu Schwciue. Die Eiugeborcueu waren nun viel freuudlicher und nahmen uns mit, nm nns ein Dorf nahe dabei zu zeigen. Beim Näherkommen schoß mir, da ich teiue Frauen nud Kiuder sah, sofort der Gedanke durch den .Mpf, daß es em erobertes Dorf wäre; und dieser Gedanke wurde durch große Haufen menschlicher Knochen, welche 7* 100 Fünftes Kapitel. sämtlich verkohlt und fcuergeschwärzt warm, bekräftigt. Ich hob cm Schienbein auf und zeigte cs mit bezeichnendem Blicke einem Eingeborenen, worauf e^> dieser mir aus der Hand riß und, anf sein eignes Vein zeigend, in den Niund steckte, um cs schmatzend rund herum zu benagen; gleichseitig rieb er sich den Magen nnd grinste, Schild, CMiouZ Vai, Nc»blit^»,!i«i. UM anzudeuten, daß cs ihm sehr gut schmecke. Obgleich aber sehr viele Knochcu dalageu, tonnte ich doch teiuen Schädel erblickeu, was mich vermuten läßt, daß sie diese als Trophäeu fortgenommeu hatten. Es war keine Sftur vorhanden, daß irgend jemand in dein eroberten Torfe wohnte; dies erklärt sich ans einem Aberglauben, der auch weiter im Norden der Insel herrscht, daß nämlich derjenige, welcher in dem Hause des in der Schlacht getöteten Feindes wohnt, durch den Geist desselben beunruhigt wird. Die Hänser wareil übrigens Übcrfallcncs Torf. 101 schön geballt und weit vorziiglicher als alle, die ich bis dahill in Nenbritannien gesehen hatte; sic hatten halbkreisförmige Gestalt, das Dach reichte auf der Nlickseite schräg bis auf den Boden herulttcr, dic ^ordcrscitc N'ar uüt scholl sscarbeitctcin Flcchtwcrkc cingclcgt, dic Tlun'l) tlcili. Tas Iililcro jcd^li Haliscs n>ar wirklich schr qnt niit Figurcn und Zcichcn verziert, von delicn manche in das Holz ein- Ohnmg, Spacious Vai. gebrallnt, aliderc mit verschiedenen Nnßsäften eingebeizt lvareil. Das Dorf selbst war ill einem Kreise erbaut; in der Mitte befand sich cin offener, mit kleinen Bäumen und buntfarbigen Pflanzen bewachsener Platz. Das gänzliche Verlassensein des Torfes kann ich mir uicht auders crtlnreu, als daß die Eingeborenen, welche, es uns jetzt zcigtm, dasselbe bei Nacht überfallen und seine gesamten Bewohner im Schlafe überrascht haben. Wir kauften eine große Menge sonderbarer Waffen und Schmuck- 102 Fünftes Kapitel, sachcn zusammen; sie hatten Schilde, die sehr geschickt verziert waren; ihre Speere waren die gefährlichsten Waffen dieser Art, welche ich in Ncubritannien je gesehen habe. Ihre Spitze bestand nämlich ans einer nnr leicht mit Wachs oder Gummi aufgeklebten Kasuarkralle; wenn nun der Speer ins Fleisch eindringt, so schmilzt der Klebstoff durch die Wärme los nnd beim Herausziehen der Waffe bleibt die Kasnarkralle im Fleische stecken. Ihre Kcnleu sind verschieden gestaltet, einige schön geschnitzt, am Kupfe rund herum mit Buckeln versehen; andere gleichen etwa einem Hackmesser; woher sie diese Gestalt genommen haben, vermag ich uicht zn sagen. Einige Schmnckgegen-stände waren sehr hübsch geschnitzt, z. B. Schildkrot-Ohrringe und Armbänder, letztere teils ebenfalls ans Schildpatt, teils ans gewundener Schncckcnmuschel. Sie haben anch Tanzmasken ans Netzwerk, geschickt mit Federn durchwirkt, nnd zierlich bemalte Lcndenschurzc mit sehr gnten, nieist roten, gelbcu und schwarzen Mnstern. Was den Tauschhandel mit diesen Eingeborenen betrifft, so fand ich, daß sie noch nicht den Nutzen des in Neuguinea so hoch geschätzten Bandeisens kannten; ebenso schienen sie sich nicht um eiserne Beile, die ich ihnen zeigte, zn kümmern; sie selbst gebrauchen steinerne. Sie handelten nnr nm Perlen nnd rotes Tnch mit uns — ein Umstand, welcher ziemlich sicher daranf hinzuweisen scheint, daß sie nnr sehr wenig Verkehr mit Weißen gehabt haben können. Neturu-Point, im Hintergründe der Spacious Bai, war der entfernteste Pnntt, den wir auf dieser Seite der Küste besuchteu. Kapitän Hunter sagt über die genannte Bai folgendes: „Zu Mittag befanden wir uns 16 kni ostsüdöstlich vom Kap Bnller, vor einer tiefen Einbuchtung zwischen Kap Vuller nnd Kap Orford, welche hier die Verbindung mit dem Norden Nenbritanniens zn einer schmalen Landenge verringern muß. Die erwähnte tiefe und geräumige Bai war nicht hinreichend erforscht, um cs zu bestätigen, daß sie uicht die zwei Teile Nenbritannicns gänzlich trennt; wenn dies aber der Fall sein sollte, so mnß der be- Vulkan in Thätigkeit. 193 treffende Kanal eng sein, und wurde er von der hohen See aus nicht wahrgenommen." Nach dicscin Streifzuge kehrten wir zum Hasel: Makada (Dllke-of-Iork) zurück, wo wir cin paar Tage still lagen. Es war nnn Mai. Eines Morgens wachte ich auf. weil ich fühlte und hörte, wie etwas heftig gegen die Seite des Schiffes rieb. Ich raunte anf das Deck und sah nnn den ganzen Hafen nud sogar die See nach Ncnbritannicn hin, so weit niein Angc reichte, mit großen Vims-steinblöcken bedeckt. Es sah wirtlich ans, als ob man auf ihnen trockenen Fußes nach Nenbritanuien gelangen könne, oder als ob — wie eiu Eingeborener sich ausdrückte — „der Boden des Meeres heraufgekommen wäre." Wir vernahmen nun, daß ein großer Aus-bnich des am Fuße vom Mother-Mountain gelegenen Vulkans stattgefunden hatte, und der Nanch und das Feuer konnte von Duke-of-Iort aus deutlich gefehen werdcu. Nm nächsten Tage machten wir uns nach der Vlanchc-Halbinsel anf den Weg, nm den Anblick in größerer Nähe zu genießen. Wir mnßten aber einen großen Bogen nach Nordeu zu einschlagen, nm die riesigen Bimsstcinfcldcr zu vermeiden, welche den Kanal hinunter getrieben waren. Es erschien geradezu uumöglich, daß eine solche Masse von einem einzigen Vulkane hatte ausgesftieen werden können, uliue daß das ganze Land ringsherum in die Luft gepflogen war. Wir landeten im Norden vou Nodnv nud erstiegen den Mother-Mountain, welcher vermöge der Windrichtung vor Asche nnd Steinen geschlitzt war. So tonnten wir von unserem Standpunkte aus in den feurigen Krater uuter uus himmterblickcn. Nm Abende wurde der Anblick mehr als großartig — er war schauerlich. Aller Augeublicke kam eine nngeheure Znckuug, und danu schienen die Eingeweide der Erde selbst vou dem Krater in die Luft geworfen zu werdcu; riesige, rotglühende Steine, vou dem llmfauge eines gewöhulichen Hauses, flogen hoch empor, fast außer Sicht, zerbarsten wie eine Ratete und fielen zischend iu die See. Gleichzeitig lohten gierige 104 Fünftes Kapitel. Flammen auf, beinahe bis znr Höhe, anf der wir standen — Flannuen von blendendster Helle. Tann wieder erstarb alles in einem niedrigen Schwefelduuste, blane Flammen breiteten sich über die ganze Kratcrmündung aus, über uns nnd alldem^ande rnndherum hing eine schwere Wolke dicken, schwarzen Ranches — durchzuckt von den hageldicht herunterfallenden rotglühenden Steinen, welche bis in eine Entfernung von etwa 3^ kni allen Pflauzeuwuchs in der Windrichtung vernichteten. Gleich beim Beginne dieses Ausbruches erhob sich in eiuer Nacht an der Westküste der Blamhebai ein Eiland von etwa :5 km Ausdehnung und 20 m Höhe, mit einem Krater voll lochenden Wassers in der Mitte. Das neue Inselchen ist halbkreisförmig; an seiner Nordostscite liegt ein kurzes Riff, das in einer kleinen, buschbewachsencn Iusel endigt. Die neue Iusel ist mindestens 8 kni vom Vulkane entfernt, und Augenzeugen auf Matupi versichcru, daß in der Nacht, in welcher der Ausbruch erfolgte, eine Flammcn-linic von dein Vulkane quer dnrch die Blanchebai bis zn der Stelle, wo die Insel erschien, sichtbar wurde. Massen von toten Fischen und Schildkröten wurden an den umliegenden Küsten aufgeleseu. Dieser Ausbruch hat meiner, Meinung nach die Flntwoge veranlaßt, welche unmittelbar folgte und einen großen Teil des Matnvi-strandcs fortspülte. Sollten nicht andre Flutwelleu ans ähnlicher Ursache entstehen? So wird z. B. im Atlantischen Oecanc der etwaige Ausbrnch eines unterseeischen Vulkancs ein Aufwalleu des Wafsers hervorrufen, in ähnlicher Weise wie ein Torpedo, nnr mit dem Unterschiede, daß der Vulkan infolge der auf ihm lastenden Wasser-massc seine Kraft nicht in die Lnft auszutoben vermag, sondern sie dem Wasser mitteilt, indem er dieses in Bewegung seht und dadurch eine sog. Flutwelle verursacht. Etwa eine Woche nach Eutstehnug der Insel betraten wir dieselbe; der Boden war aber noch so heiß, daß wir nicht still stehen konnten: wir mnßtcn, um unsre Fiiße vor Brandwunden zu schützen, bc- BimZstcinfclder. 195 ständig rasch hin und her laufen. Das Nasser im Krater war noch kochend, nnd große Züiellgen Dampfes sticgeli ans ihm ans. Die Thätigkeit des Kraters währte länger als einen Monat. Die gan^e Blanchcbai und ein großer Teil des St. Gcorgs-Kanals war so dicht mit Bimssteinen bedeckt, daß ein Schiff gar nicht, ein Boot nnr sehr schwer hindurch kommen konnte. Ohne Zweifel haben solche Bimssteinfeldcr die Veranlassung gegeben, daß an vielen Stellen das Vorhandensein voll Riffen gemeldet wnrde, die man später ohne Erfolg suchte- denn ich behanpte, daß sogar ein geübtes Auge das eine vom andern nicht zu unterscheiden vermag. Die Vimssteiue hängen infolge der Haarröhrchenkraft in großen Massen aneinander, führen bisweilen anch Banmäste mit sich, welche bei dem Herunterfallen der Steine losgerissen worden sind' nun sammelt sich auch an den Enden und Ecken dieser schwimmenden Masse infolge der unaufhörlichen Bewegnng des Wafsers und der Ncibnng der Bimssteinblöcke unter einander weißer Gischt an — eine Erseheinnng, welche von weitem einer Brandung durchaus gleicht. Die Binis-steinfeldcr treiben mit den Strömungen fort, bis sie endlich an irgend cinc Küstc geworfen oder durch den Sturm zerstreut werden. Ich habe einen crfahreucn Kapitän einer Kabbeln ng alisweichen sehen, weil er fürchtete, es wäre ein Riff: um wie viel leichter können aber diefe Felder mit Riffen verwechselt werden, denen sie äußerlich so sehr gleichen! Die Eingeborenen, von Matnpi und alle Bewohner der Nachbarschaft des Vulkans flohen vor dem Beginne des Ausbruches, ge-warut durch die vorhergehenden Erderschüttcrungen. Die Halbinfel, auf welcher der Vulkau liegt, begrenzt die Vlanchebai im Nordosten und endigt im Praed-Point. Am Südcnde der Halbinsel, nnmittelbar am Fuße der South-Daughter, hat die Küste eine klciue Einbuchtung, in welcher die „Blanche" ankerte, „Allnnobai" genannt, weil einer unrichtigen Angabe nach dort eine weiße Frau leben sollte. Wie sich ergab, war 106 Fünftes Kapitel. es ein weiblicher Albino. Dergleichen sind in der Südsee nicht ungewöhnlich; sie sehen einer weißen Person nicht unähnlich, ausgenommen daß die Hautfarbe viel blässer und ungesunder ist. Ich habe einige Albinos gesehen, welche scheckig waren; ihre Haut zeigte helle uud dunkelfarbige Flecken in buntem Wechsel. Die Kinder der Albinos zeigen nnr selten die Eigentümlichkeit ihrer Eltern; sie haben in der Negel die gewöhnliche dnntle Färbnng ihrer Nüsse. Sechstes Kapitel. Verteidigung von I?errn Vrown's Politik. — Erinordung von Lehrern. — Traurige Votschaft durch Ratu Tevi.— verrätcrci der Eingeborenen,—Auf« bruch nach Ruterwul. — l^ohe Zeit. — Cartily's Gesandtschaft. — Schlechter 3tand der Dinge, — Zum Kampfe gezwungen. — Kriegsrat. — Unsere Vefehle. — Schadenersatz gefordert. — Erfolg die beste l^ilfc. — Beginn des Krieges. — Tiston der Eingeborenen. — In Feindes Tand. — plötzlicher Angriff Tartily's. — Gänzliche Niederlage des Feindes, — ^ausrücken. — Unsre 3pione. — Unzureichende 5ignalc. — Karavia. — hitziges Treffen, — Noch ein Erfolg. — Ein Rind gefunden. — Keine Frau getötet. — Unter-Raravia verbrannt. — Dankgottesdienst. — Verstärkung. — Rein widerstand in Dewawon. — Das Ruder des Toten. — Einnahme und Ocr-brcnnung von Dewawon. — Rettung einer Eingeborenen. — Unterwerfung von Häuptlingen. — Eingeborene Lehrer ein Mißgriff. — Heilsamer Erfolg des Kampfes. — 5timmcn der Australischen fresse. f^crr Brown wird mir gewiß verzeihen, wenn ich im folgenden ein / wichtiges Ereignis aufzeichne. Denn wenn dasselbe anch den Fcruerstehcnden als lediglich von ihm ausgehend erschien, so war Herr Brown doch in Wirtlichkeit der letzte, welcher, nnd zwar mir mit größtem Widerwillen, die Notwendigkeit strenger Maßregeln zugestand. Solche Maßregeln waren aber nnbedingt nötig, um das Lebcu fast aller Fremdeu in diesen Gegenden zu retten. Handelte es sich doch um eimge 20 Missiouslehrer ^ Viti- und Samoa-insnlancr, — ihre Frauen und Kinder, welche ganz besonders unter Herrn Browns Obhut staudcn, insofern er sie aus ihrer Heimat hierher gebracht hatte, um den Neubritanuicrn das Evangelium zu verkünden; außerdem anch um seine eigene Frau und kleine Familie, nm mehrere weiße Händler in verschiedenen Gegenden Neubritauniens; 108 Sechstes Kapitel. denn auch diese letzteren würden Opfer des allgemeinen Blutbades geworden sein, da ihre Handelsthätigtcit für die Eingeborenelr cm Gcgenstalld der Eifersllcht war. Am 8. April 1878 lag uns« tlciues Fahrzcng, weil einige Allsbesserungen nötig geworden waren, in Port Hunter (I^ordspitze von Duke-of-))ork), als Hcrr Brolun nlich durch ciuen Boten um eine Zusammenkunft bat. Sogleich begab ich mich zu ihul. Zwei oder drci Tage zlwor hattcu wir gerüchtwoise die Erinordung von vier Lehrern vernommen. Ich hatte dein aber keine Nichtigkeit beigelegt, da dergleichen oft genug erzählt wnrde. Aber Herr Brown sagte mir, er habe gleich bei der ersteu Kunde davon durch schreckliche Ahnnngcn scincs Herzens gewußt, daß dieses Mal das Gerücht auf Wahrheit beruhe. An jenem Morgen unu waren Natn Levi und zwei, andere Lehrer mit einer Trauerbotschaft bei ihm angelangt, und ich sollte Zeuge ihrer Aussage sein. Bei meiner Antnuft saß Herr Brown auf einem Stuhle, Natu Levi und die beiden anderen Lehrer hatten vor ihm auf dem Boden Platz genommen; in ihren Mienen war eine sorgenvolle Entschlossenheit zu lesen. Hcrr Brown kam mir entgegen, schüttelte meine Hand und sagte: „Ich wnßte, das; es wahr sei: sie sind ermordet und verspeist." Dann erzählte Natu Levi die traurige Geschichte in seiner. Vitisprache, nud Herr Brown übersetzte. Der Hauptinhalt war etwa folgender: Zwei Gesellschaften von Lehrern hatten mit Herrn Browns Erlaubnis einen Ausflug in das Iuucrc unternommen, uachdem einige von ihnen fchon früher ill dell Binnendörfcrn, welche sie wieder besuchen wollten, gcwefen waren; man hatte sie sehr gnt aufgenommen und sogar zur Rückkehr eingeladen. Dieser Eiuladuug hatten sie nun entsprochen. Herr Brown hatte ihueu einen kleinen Vorrat vou Perlen zu Geschenken au die Häuptlinge mitgegeben, und so war denn die eine Abteilung von der Blanchcbai, die andere von der Tarlilybai (Nutcrwul) aufgebrochen; im Innern wollten fie fich vcr- Ermordung von Lchrcvn, 109 einigen und in Gemeinschaft zurückkehren Die Tarlilyabtciluug bc-stand ans dein Vitigeistlichen Eailasa, deui Vitilehrcr Livai Naboro und den Lehrern Timote und Bcni. Die andere setzte sich zusammen alls Natu Lcvi und zwei anderen Lehrern. Letztere waren nur eine kurze Strecke vorgedrungen, als eine Eingeborene sie vor der Weiterreise warnte; man würde sie sonst töten, „wie die auderen". Darauf hin kehrten Natu Lcvi nud seine Begleiter um und ließen jetzt ihren Führer vor sich her gehen, mit der Drohung, bei dem geringsten Zeichen von Verrat ihn sofort zu töten. So gelangten sie wohl' behalten wieder zur Vlanchebai; hätten sie ihren Weg fortgesetzt, so würden sie ohne Zweifel das Schicksal ihrer Genossen geteilt haben. Daun waren die treuen Männer über die schmale Landenge nach Goonan gegangen, nm in Nntcrwul Nachforschungen anzustellen. Hier hatten sie crfahreu, daß die Kunde nur zu begründet war: Francn und Kinder der Ermordeten schwebten in äußerster Gefahr, da der Häuptling Tarlily erklärt hatte, er beabsichtige sie alle zn sangen. Wie furchtbar wäre ihr Los dann gewesen! Sailasas Tochter wäre Tarlily's Beischläferin geworden, die kleinen Kinder und alteren Frauen hätten ihr Leben nnter der Keule des Kannibalen ausgehaucht, um das gräuliche Mahl des Schrecklichen zu bilden! Natu Levi hatte auch von Eiugeborenen, Zcugeu des Mordes, erfahren, wie die vier Lehrer ums Leben gekommeu waren. Tarlily, von der Absicht der Lehrer wohl unterrichtet und fürchtend, daß dnrch dieselben mit Binnendörfern, welche bis dahin unr durch seine Vermittelung Handel getrieben hatten, Verbindungen angeknüpft werdeu würden, auch — feig genug — wissend, daß sie unbewaffnet waren: gedachte ihr Fleisch als leckere Braten an die benachbarten Dörfer für „Tabu" (das Geld der Eingeborenen) zu verkaufen uud damit hübschen Gewinn zu machen. Er ließ sie in Nnhe ins Innere gelangen, bestach aber sowohl einige seiner Krieger, daß sie ihnen nachgingen, als auch Häuptlinge gewisser Vinuendörfcr, daß sie ihm bei der Ermordung bchülflich wären. So zogen die Armen ahnungs- 110 Sechstes Kapitel. los durch Tarlily's Dorf, noch dazu recht freundlich von ihm empfangen. Als die Lehrer weiter ins Innere gelangten, folgten ihnen diele Eingeborene; Sailasa predigte vor denselben; gegen Abend knieten sie auf einem kleinen Hügel nieder nnd sprachen ihr Abendgebet. Tas war der Augenblick, den die feigen Mörder zum Angriffe ersehen hatten. Timote war das erste Opfer: ein Speer drang ihm in den Nucken nnd zur Brust wieder heraus — tot fiel er nieder. Als Sailasa dies sah, war er von Schmerz so überwältigt — denn Timotc war fast noch ein Knabe und ihm von seinen Freunden auf den Viti-Inseln besonders auf die Seele gebunden worden, — daß er Beni's Ruf, er solle sich verteidigen, mit den Worten erwiderte: „Timotc ist tot — es ist besser, ich folge ihm". Er war aber nicht der nächste: Livai Naboro empfing unmittelbar nach Timote den Todesstreich, und Sailasa fiel zuletzt, von vielen Lanzen durchbohrt. Veui, ein riesenstarker junger Maun, mit einer Vogelslinte bewaffnet, die auch nur einmal zn laden er freilich wohl keine Zeit hatte, focht sich wie ein Löwe bis zu Tarlily's Dorfe durch, wo er sich bei dem freundlichen Häuptlinge sicher glaubte. Tarlily kam heraus und fragte, was es gebe. Veni bat ihn um einen Trunk Wasser. Er erhielt deu, und wie er mm beim Trinken den Kopf rückwärts hielt, trennte Tarlily mit einem Hiebe seines scharfen Messers ihm beinahe den Kopf vom Leibe ab. Die Leichen der vier Ermordeten wurden sodann stückweise an alle verkauft, welche davon haben wollten, nnd Tarlily's nächster Entschluß ging jetzt dahin, sich der Weiber nnd Kinder der Erschlagenen zn versichern, welche in Sailasa's Hause zu Nuterwul die Rückkehr ihrer Licbeu erwarteteu. Natn Levi lind seine Gefährteil warm, als sie den Vorgang erfahren hatten, unverzüglich zu Herru Brown hcrübcrgeeilt und fragten nun, was er zu thun beabsichtige. Herr' Vrown erwiderte: „Ich muß sofort nach Nntcrwul und die Frauen und Kinder holen; die Männer kann ich nicht fortnehmen — sie müssen dort bleibeil". Damit war Ratn Lcvi ganz einverstanden; Gefahren. 111 denn hätte Herr Brown die Lehrer von Nutcrwul entfernt, so wäre sicher ein Angriff anf alle übrigen in anderen Gegenden hervorgerufen worden. Das Sprichwort: „'s geht nichts über einen Erfolg" hat bei diesen Eingeborenen vollste Geltung. Tarlily, trunken von seinem ersten Erfolge, würde bei dem geringsten Anzeichen von Furcht seitens der Fremden sofort letztere insgesamt angegriffen haben. Hätte aber Herr Brown einen Lehrer fortgcholt, so wäre dies als ein Zeichen von Fnrcht aufgefaßt worden, und man hätte einen allgemeinen Allgriff anf allen Pnnkten erwarten müssen. Da nnu die verschiedenen Missions- nnd Handelsniederlaffungcn so weit von einander entfernt waren, hätten sie sich nicht gegenseitig beistchen können und wären, eine nach der anderen, eine Beute der Eingeborenen gewesen. Unter solchen Umständen war es für Herrn Vrown geboten, keine Fnrcht merken zu lassen; überdies hatte er nnr ein einziges leckes Boot, welches nicht den vierten Teil der Lehrer fafsen konnte, auch wenn es die erforderliche Fahrt von etwa 120 kni zurückzulegen imstande gewesen wäre. Ferner blieben, wenn die Lehrer gingen, die weißen Händler; dies tonnte wiedermn nnr eine letzte Folge haben, nämlich den Tod aller. Herrn Brown's Damftfschalnftpe war ganz unvcrwenobar: sie hatte, glanbe ich, ein Loch im Kessel oder etwas dem ähnliches. Mein Fahrzeug war abgetakelt und konnte unter 14 Tagen nicht seetüchtig werden. Indessen brach Herr Brown sofort nach Nnterwul auf, indem er die drei Lehrer, welche die Nachricht gebracht hatten, nnd ein Paar zuverlässige Eingeborene von Duke-of^)ort als Mann schaft mitnahm. Er erreichte sein Ziel denselben Abend gerade noch znr rechten Zeit. Tarlily's Krieger waren thatsächlich an der Um-fricdignng nm das Missionshans, ,in welchem die Frauen und Kinder uuter der Hut eines Lehrers und eines Knaben von Dute-oWort gelassen worden waren, nnd diese beiden tapferen Leute wareil dabei, sich zum verzweifeltsten Widerstände vorznbereitcn. Die Eingeborenen entfernten sich alle, als Herr Brown ankam 112 Sechstes Kapitel. letzterer traf auf der Stelle Anstalten zur Entfernung der Franen und Kinder uud schickte einen Voten an Tarlily mit der Meldung, daß er da sei; wenn der Hänpling ihn sprechen wolle, so sichere er ihm freies Geleit zu. Der Bote kam sogleich zurück. Tarlily antwortete, er habe vier von den Lehrern Herrn Brown's aufgegessen und beabsichtige, noch alle anderen zu essen, ebenso auch Herrn Brown und alle Weißen auf der Insel; schon koche die Aaronswnrzcl, mit der Herr Grown verspeist werden solle. Das war der Hauptinhalt der Botschaft; sie enthielt aber auch schauderhaste Anspielungen auf die wcißeu Francn nnd audre Scheußlichkeiten, wie sie nur ein Kannibale ersinnen kann. Nnr einen Ausweg ließ er offen, nämlich den, die Franen und Kinder der Ermordeten auszuliefern — bloß nnter dieser Bcdinguug wolle er Frieden machen. Er fiigte hinzn, daß immerzn Kriegsschiffe kommen möchten; sie kämen nnr nach Schweinen und Mms, weil es nicht genug Lebensnnttel daheim gebe; er kümmere sich nicht um die Gewehre nnd könne den Kugeln entschlüpfen; Kriegsschiffe würden sich schön hüten, ihm in den Busch Zu folgeu. So wurde nur seine Nede erzählt, nnd wenn auch in der Anfregnng etwas hinzugefügt sciu mag, so möchte ich dies doch fast bezweifeln — habe ich doch eine solche Botschaft, Wort für Wort, selbst erhalten. Jetzt schickte Herr Brown zn andern Häuptlingen und versuchte sie zn Unterhandlungen mit Tarlily zn bewegen, aber vergebene. So schied er denn und nahm die Familien der Ermordeten mit, während Natn Lcvi nnd die andern Lehrer ill Kähnen ihm bis nach NoduP folgten. Mittlerweile hatten die Lehrer anf Dukc-of-Jurk in einer großen Versammlung zn Mowlot den Natn Levi zn ihrem Sprecher erwählt. In Wirklichkeit war er ein Hänptling; denn in der Vitisprachc bedeutet „Ratn" so viel wie „Hänptling". Er teilte Herrn Brown mit, daß die Lehrer beschlossen hätten, ihrerseits znm Angriff überzugehen, um sich dadurch zu schützeu, nnd sich nicht einer nach dein andern von Tarlily ermorden zn lassen. VorbcreitunfM zum Kampfe. 113 Sie seien übcrzcngt, daß Herr Brown ihnen dabei helfen Nierde; alier selbst wenn dies nicht in seiner Absicht liege, würden sie allein Tarlily angreifen. Ebenso seien sie entschlossen, die Gebeine ihrer hingeschlachteten Freunde zu holen, nin sie christlich zu begraben. Während Herrn Brown's Abwesenheit wnrden nun auch die Eingeborenen von Dukc-of-?)ork sehr unverschämt gegen seine Gattin und forderten Perlen, rotes Tnch ?c. von ihr. Auch von Ncnirland kam Kunde, daß ein Häuptling auf die Nachricht von dem Morde auf Neu-britcmnicn die Fran eines dortigen Lehrers gcranbt hatte; letzterer selbst war eben nnr noch entkommen, weil er ein Gewehr besessen nud mit demselben gedroht hatte. So begann es überall schlimm auszusehen; überall schien bei den Eingeborenen das Gefühl zu hcrrschcu, daß sie jetzt die Weißen über die Achsel ansehen nnd unverschämt behandeln könnten. Demgemäß wurde unmittelbar nach Herrn Brown's Rückkehr nach Duke-of-^)ork ein Nat gehalten, nnd es wnrdc klar, daß wir, um unser Lebeu zu retten, entweder kämpfen mnßten, uud zwar tüchtig, oder uus fofort ganz und gar von den Inseln zurückziehen mußten. Letzteres war unmöglich, nnd so sah sich auch Herr Brown zuletzt gezwungen, mit Widerstreben in den Kampf einznwilligen. Ich gab sofort all meine verfügbaren Gewehre samt Schicßbedarf her, nm die Lehrer zu bewaffnen; das Gleiche thaten einige der Händler, nnd so brachen wir am 10. nach Nodup (Neubritannien) auf, wo wir eine Anzahl von Torrortnrus Kriegern holen wollten, die uns als Spione und Führer dienen sollten. Diese Lente waren uns von ungeheurem Nutzen, da sie uns auch mit Nahrung versorgten. Wir bewaffneten sie nüt einigen meiner glatten Büchsen. Von Nodup begaben wir uns nach Matnpi, unserem zukünftigen Hauptquartiere. Hier hielten wir wieder Kriegsrat und beschlossen, daß die Lehrer mit den Leuten aus Nodnp von der Blanchebai aus in Tarlilys Land und auch in diejenigen benachbarten Dörfer eindringen sollten, deren Bewohner entweder bei dem Morde geholfen oder von den Leichen gegessen hatten. Sie Powcl Uutcr dcn Kannibalen. 8 H4 Sechstes Kapitel. sollten die Häuser verbrennen, die Pflanzungen vernichten, die von Tarlily oder seinen Genossen ausgesendeten Hansen zerstrcnen, aber unter keinen Umständen Weiber oder Kinder verletzen. Anch wurde ausdrücklich bestimmt, daß jeder Eingeborene ans unsrer Seite, welcher Menschmflcisch zu essen anch nur versuchen würde/als Feind betrachtet und demgemäß behandelt werden sollte. Ferner mnßtcn, bei gleicher Strafe, alle freundlich gesinnten eingeborenen Teilnehmer an dem Rachezuge ein Stück weißen Kalikos am rechten Arme tragen. Nach Austeilung der weißen Binden sollte Herr Brown hinüber nach Nuterwul nnd Tarlily-Vai, nm ein Entweichen der Feinde zu Wasser nach der Mcm-Insel zu verhindern. Herr Brown hatte schon von Bu-lilli, dem mächtigen Häuptlinge von Kabatadaie, die Versicherung erhalten, daß er uns beistehen nud den Tarlily durch seine Krieger von dort aus angreifen lassen werde. Kabakadaic liegt zwischen Iunior-Mission-Housc-Point nnd Shoal-Point nnd erstreckt sich weit ins Innere. Unsere Anordnungen wurden Pflichtgemäß den freundlichen Häuptlingen, und durch diese denjenigen ihrer Leute mitgeteilt, welche an unserem Znge teilnehmen sollten, nicht weniger denen, welche sich nns etwa voraussichtlich freiwillig anschließen würden. Danach beschloß Herr Brown, einen letzten gütlichen Ver-snch zn machen, indem er Tarlily und die anderen feindlichen Häupt-liuge durch eine nochmalige Gesandtschaft auffordern ließ, für die ermordeten Lehrer eine Geldbuße zu cutrichten und ihre Gebeiue zurückzugeben. Diese Aufforderung mag Europäern seltsam vorkommen und eine etwas rohe Art von Sühne scheinen, in Wahrheit aber ist sie dies für den Kenner der Verhältnisse nicht. Denn die Eingeborenen würden lieber 50 Mann im Kampfe verlieren als 100 Faden „Tabu", uud die empfindlichste Strafe für sie ist die Wegnahme ihres Geldes. Dies war also Herrn Brown's Beweggrund, als er für die Ermordung der Lehrer Geldbuße verlangte. Feruer-stchende werden geneigt sein, unsern Entschluß als Ausfluß der Rache zu betrachten; thatsächlich war es reine Notwehr; aber gleichzeitig Rechtfertigung des Kampfes. 115 war es cm Mittel, welches Missionäre, so lange irgend ein anderes möglich ist, unbedingt vermeiden sollten. Hätte demnach Tarlilh Zahlung geleistet, so wäre das gleichbedeutend gewesen nüt dem Eingeständnisse einer Niederlage oder seines Unrechtes, nnd so würde das Übergewicht der Missionäre nnd der anderen Weißen ohne Blutvergießen wieder hergestellt worden sein. Unsre Handlungsweise mnß von zwei Gesichtspunkten aus angesehen werden; die meisten aber sind, wie ich glaube, geneigt gewesen, sie nur einseitig zn betrachten, nnd gewiß von der Seite ans, welche den vom Schauplätze weit Entfernten am meisten in die Augen springt. Ein Gesichtspunkt — nnd Mir war dies der, welchen damals wir den Eingeborenen begreiflich zn machen wünschten — war der Beweis, daß wir eben so gnt kämpfen könnten wie sie, nnd daß sie, nachdem sie uns den >wmvf anfgezwnngen hatten, auch die Folgen davon zu tragen hätten. Ein andrer Beweggrund für uns lag darin, daß wir für das Leben von Frauen und Kiudern, für nnser eigenes und für unser Eigentum kämpften; letzteren Grnnd jedoch durften wir den Eingeborenen nicht merken lassen, damit sie sich diese Kenntnis nicht etwa einmal in Znknnft zn nntzc machten, wenn vielleicht nicht so zahlreiche Weiße ans diesen Inseln wären als damals gerade. Die Welt sah diese Seite der Sache nicht, sondern urteilte einfach nach dein, was sie bemerkte, nnd das sah allerdings sehr wie Nache ans. Wie schon gesagt, gilt hinsichtlich dieser Eingeborenen der Satz: „'s geht nichts über eine,: Erfolg". Demgemäß nahm Tarlily unsre Vorschläge nicht an, sondern antwortete ganz in seiner früheren prahlerischen Art. Wir erwarteten ruhig zn Matnpi bis zum 17. das Eintreffen aller Antworten. Sie lauteten alle ungefähr so wie die Tarlilys, und sv wurde denn beschlossen, am nächsten Mvrgen ganz früh anzugreifen, noch vor Tagesanbruch, um möglichst weit in Feindesland einzudringen, bevor nnsre Gegner den Beginn der Feindseligkeiten gewahr würden. Sobald das festgesetzt war, fuhr 116 Sechstes Kapitel. Herr Brown in der Begleitung eines Händlers, des Herrn Vlohm, in seinem Boote fort, um bei Tagesanbruch auf seinem Posten an der Küste vun Nntcrwnl zu sein. Am 18. früh 2 Uhr waren wir alle fertig und fuhren in Kähnen nnd in dcm Boote eines Händlers hinüber nach Ncnbritannien. Wir landeten an der Spitze der Vlanchebai Goonan gerade gegenüber. Wir befanden uns in einer Gegend, deren Bewohner nicht thatsächlich bei dcm Morde beteiligt waren; es war der beste Platz, um unsre Streitkräfte zu sammeln, da die Eingeborenen bis zn einen: gewissen Grade sogar freundlich waren; freilich würden sie, wenn sie uns irgend wann im Nachteile gesehen hätten, sofort mit unseren Feinden gemeinschaftliche Sache gemacht haben. Es war ein seltsamer Anblick, wie ein Kahn nach dem andern in vollkommenem Schweigen eine Ladnng dunkler Krieger brachte, während nur ein einziges Feuer sein flackerndes Licht über uns ergoß. Unter einem Baume nahe am Strande hielten wir den letzten Kriegsrat, alle unter Waffen stehend. Unsre kleine Streitmacht bestand ans Natu Levi mit 20 Lehrern, 18 völlig bewaffneten Eingeborenen von Noduft, mehreren von Matuvi, mir und zwei anderen Weißen, insgesamt m. 60 Streiter. Natürlich waren noch viele andere Leute dabei, welche aber nur znschen und plündern wollten; auf ihre Hilfe war uicht zu rechnen, denn vermutlich liefen sie beim ersten Angriffe alle davon. Den Führern wnrdc eingeschärft, daß sie beim geringsten Anzeichen vun Verräterci erschossen, andrerseits aber, wenn sie sich treu erwiesen, reich belohnt werden würden. Dann brachen wir auf und erstiegen den hohen Hügelzug, welcher gleich einem Nückgrate von der North-Daughter südwärts nach Ruterwul läuft. Wir blieben in demselben Distrikte, in welchem wir gelandet waren; unsre Führer prüften mit langen Stangen die Pfade wegen etwaiger Fallgrnben. Letztere werden etwas seitwärts vom Pfade angelegt; anf ihrem Grnndc und an ihren Seiten be--scstigt man Speere und verdeckt alles mit langem Grase nnd Blättern. Auf feindlichem Gebiete, 11,7 Seitwärts werden sic deshalb angelegt, danlit der Hineinstürzende von der Seite hineinfalle und so desto geN'isser sich spieße; lväre die Grnbe nütten im Wege, so könnte er sich beim Sturze uach vorn nuch rasch anf die Seite werfeli und unbeschädigt bleiben. Ein andres Vcrteidignngsmittcl besteht darin, zlvei Speere in dem langen Grase zu verbergen, auf jeder Seite des Pfades einen, mit deu Spitzen nach der Richtung hm, von welcher der Angriff erwartet wird. An der Spitze jeden Speeres ist das Ende eines sehr feinen lind äußerst festen Fadens angebunden. Diesen Faden fängt der vorrückende Feind gerade über der Taille, und treibt sich so beide Speere gewaltsam in den Leib. Diese Fallen sind sehr gefährlich, besonders für einen Rennenden. Anch steckt man Lanzenspitzen und Stücke vun gespaltenen Vambus in den Boden-, diese dringen wie Messer in den Fuß des darauf Tretenden, und auch Stiefel fchützen kaum. In unsrer ganzen kleinen Macht war aber kein Stiefel zu finden, uud die Führer waren daher für uns von änßerstcr Wichtigkeit. Solche Führer sind gewöhnlich ganz erfahrene Männer nnd müssen besser bezahlt werden als andere Krieger, da sie im allgemeinen den ersten Anprall des Feindes auszuhalten haben. Ungefähr bei Tagesanbruch betratet, wir feindliches Gebiet; infolge der Enge des Weges, nnd weil wir hinter den Führern hergehen mußten, gingeu wir im Gäusemarschc, sicherten uns aber durch Spione nnd Plänkler, welche die Eingeborenen von Nodnp abgaben, rechts und links vor einem plötzlichen Überfalle. Das erste Dorf, welches wir erreichten, steckten wir alsbald in Brand; es war jetzt ziemlich hell, und der Ranch war sür Freuud wie Feind das Zeichen, daß der Kampf begonnen hatte. Dieses Dorf war verlassen; nur einer oder zwei Spione schlüpften zwischen den Bananen herum. Die Hanptmacht der Eingeborenen war nicht zn sehen; offenbar waren sie vor uns gewarnt worden. Wir schössen nach den Spionen und hieben die Bananen nieder. Dann gingeu wir weiter, jedes 118 Sechstes Kapitel. Dorf Verbrennend. Die Feinde hielten nirgends stand, sondern beschränkten sich daranf, von weitem Steine nnd Landen gegen nns zu schleudern. Um 10 Uhr waren wir in Kabatadaie nnd vor Mittag an der Spitze von Webber-Hafen; wir hatten 40 km zurückgelegt nnd wenigstens 20 Dörfer in weniger ats 10 Stunden verbrannt. Nnn kehrten wir um und gelangten in andrer Richtung gerade ms Herz von Tarlily's Gebiet. Zu Mittag rastcteu wir bei einem einzelnen Hanse, welches auf einein Hügel stand, der mit Kokospalmen nm-geben war; anf der einen Seite war ein Streifen dichten Busches. Hier beschlossen wir zu essen. Hätten wir es nns vorher recht überlegt, so würden wir bemerkt haben, wie unvorteilhaft für den Fall eines Angriffes der Fleck war; denn der mit dem Dickichte bedeckte Grund lag etwas höher als unser offener Lagerplatz. Wir waren gerade im besten Essen uud uusre Waffen waren beiseite gelegt, als einer der Spione herbeirannte mit der Meldung, daß ungefähr 200 Krieger nntcr Tarlily's Befehl die andre, Seite des Hügels im Schutze des Gebüsches heraufstiegen. Er war kaum fertig mit Reden, als wir mit einem Hagel von Steinen übcrfchnttet wurden; einer derselben ging wenige Zoll über meinem Kopf weg nnd fuhr tief in den Stumpf einer Kokospalme hinein — ein Beweis, mit welcher furchtbaren Kraft die Eingeborenen zn schleudern vermögen. Es erfolgten auch einige Flintenschüsse, nnd nnn mnßte sich zeigen, anf wen wir uns wirtlich vcrlasfen konnten. Die meisten der Eingeborenen, welche uns, solange alles glatt ablief, gefolgt waren, flüchteten sich, so rasch ihre Beine sie trugen, den Hügel hinunter. Es währte jedoch nicht lange, bis wir uusrc Waffeu bereit hatten uud den Feind angreifen tonnten. Das Gefecht war hitzig, aber kurz; bald jagten wir sie aus dem Dickicht heraus und den Abhang hinnnter. Doch fochten sie gnt nnd führten einige gelnngene Bewegungen ans. Sobald sie offenen Grnnd erreichten, schwärmten sie gewissermaßen ans, weun auch nicht ganz regelmäßig, uud zogeu Kampf. Nachtlager. 119 sich so bergabwärts zurück, wobei sie fortwährend einen Schauer von Steinen ssegcn uns abschleuderten, gelegentlich auch ein Gewehr abschössen. Wir setzten ihnen hart zu, gleichfalls ill geöffneten Reihen, um ihnen keine große Zielfläche darzubieten. Eine große Menge von den Feilten war völlig bewaffnet init Schleudern, Speeren, Beilen; ein paar hatten anch Gewehre. Es ist fehr tadelnswert, Wilden Gewehre zu verkaufen; sie werdeu dadurch weit gefährlicher, als sie schon sind, und das ist schlimm genug. Wir verfolgten sie im Lauffchritte nud staudeu nur still um zu feuern. Unfre Schliffe waren gut gezielt und töteten viele. Am Fuße des Hügels stoben die Feiude gauz ansciuauder uud rannten in das Dickicht hinein. Auch wir gaben hier die letzte Salve ab, uud die Nodnp-Eingeborenen erhoben ein Triumfthgefchrei. Jetzt hatte ich Zeit, mich umzusehen, wer mit uns wäre, nnd fand, daß nnr die Nodup- und ein Paar der Matupi-Leute da waren. Ich glaube nicht, das; wir alle zusammen mehr als 60 zählten; nnd doch waren nns bis dahin gut und gern '.i2 ^'" weiter auf einen mit ^okospalmen bewachsenen, aber von freiein Felde nmgedeueu Hügel — einen zum Nachtlager geeignetereil Platz. Nach und nach kamen die davougelaufeneu Eingeborenen wieder uud machten sich daran, für das Nachtlager zn forgen. Es folgte nun einer der sonderbarsten Anblicke, welchen ich je gehabt habe: die Eiugeboreneu gingen 12ft Sechstes Kapitel. truppweise fort und holten Häuser; denn dic Eckbalken derselben, nnr oberflächlich in die Erde getrieben, ließen sich leicht herausheben, und dann brachte man das betreffende Han5 ganz einfach zu nnsrcm Lager. So war denn in kurzer Zeit der Platz, früher ganz leer, mit Hütten bedeckt, und vor jeder Hütte brannte wenigstens ein Fener. In der Dunkelheit der Nacht bot das ein höchst seltsames Schauspiel dar. Mau hätte sich gleich eiubilden können, daß durch Zaubcr-gewalt ciue Stadt entstanden war; wirklich war ich, als ich das erste Hans scheinbar von selbst kommen sah, ganz versteinert. Das Gras wurde kurz nach unsrer Ankunft abgebrannt, damit kein Vcr^ steck nm uns herum bliebe. Die Nodup-Eiugeboreneu wachten auf allen Seiten, und nnr hörten bald hier, bald dort in der Ferne einen Schuß — Zeichen ihrer Wachsamkeit. Sie lösten ihre Aufgabe in wahrhaft glänzender, unübertrefflicher Weise. Schlaugengleich krochen sie durch das hohe Gras, keine Veweguug entging ihnen uud fortwähreud erstattete bald der, bald jener von ihnen nns Bericht. Tarlily's Leute saßen nns danach recht nahe anf dem Nacken, nm keine Gelegenheit zu einem Angriffe zu verlieren. Ich hatte mit Herru Brown verabredet, bei Einbruch der Tnnkel-hcit eine Rakete abzufeuern zum Zcicheu, daß alles gut gehe. Abgefeuert wurde die Natctc auch, iu die Höhe giug sie aber nicht, sondern fuhr zischend bergunter ins Gras. Dies war sehr unangenehm, da wir kein andres Mittel hatten, nm ihm die Nachricht, daß anch nicht einer von nns verletzt war, zu gebcu. Wunderbar war es wahrlich, daß alles so abgelaufen war! Am uächstcn Morgen waren wir beizeiten anf, etwa nm 4 Uhr, uud wieder auf den: Wege nach Karavia, einer großen Stadt oben auf der Eüdtüste der Blanchebai, welche sich bis znr Höhe von 250 m erhebt. Unter-Karavia liegt etwa 5 km entfernt davon unteu an dem Straude. Wir näherten uns der Stadt Ober-.^aravia anf schönem, offenem Tafellande, welches sich unabsehbar weit erstreckte,; Angriff auf Karama, 1 21 nur hie und da sahen wir Gruppen von Kokospalmen und anderen Bäumen; meistens lagen kleine Ortschaften oder einzelne Hiitteu dabei. Auf unserem etwa 10 ^ni langen Aiarsche verbraiutteu wir mehrere kleine Dörfer und hatten ein scharfes Gefecht mit den Eingeborenen, welche sich in Karavia zu sammeln schienen, um nils einen warmen Empfang zu bereiten. Die Abteilung, welche uns entgegentrat, sollte unzweifelhaft auskundschaften, wo wir wären, nnd uns aufhalteu, damit unterdessen ihre Geuusseu Zeit fäuden, ihr „Tabu" zu verbergen. Diese Absicht errcichteu sie jedoch nicht; denn, wir rückteu ununterbrochen vor, trotz ihrer Schleudern, nnd da sie sich in kein Handgemenge einlassen wollteu, zogen sie sich vor uns zurück. Um sie los zu werden, machten wir eiucu Angriff auf sie; da machten sie kehrt uud floheu. Karavia kaun uur vom Vinuenlande aus erreicht werden nud hat nur zwci Zugäuge; sonst ist es von, undurchdringlichem Vnsche umgebcu. Es galt also, sehr vorsichtig zu sein. Eo teilten wir uns denn, mu die Stadt gleichzeitig alls beiden Zugängen anzugreifen. Augcnschciulich erwartete man uns, aber wohl schwerlich so bald, denn es gab großen Lärm und Tam-Tam-Getösc iu dem Orte. Ob Tar-lily selbst dariu war, habe ich nie erfahreu; es wird aber wohl so gewesen sein. Die eine Abteilung von nus beslaud alls Natu-Levi, deu meisten Lehrern nnd den Matupi-Leuten; die andre ans den NodnP-Einge-boreuen, dem Neste der Lehrer, mir nnd eiuem andern Weißen. Der Eingang, welchen wir benutzen mußten, war mit einer Masse von Stachelpalmen verschlossen. Das war für nnfre bloßen Füße gerade nicht sehr angenehm; aber vor nns war der Feind, nnd wir ließen nus dnrch Dornen nicht aufhalten; doch mußten wir wegen etwaiger Speerspitzen nnd Vambnssplitter vorsichtig sein. Als wir nahe genug waren, konnten wir hören, daß eine große Anzahl von Eingeborenen in der Stadt war, nud beschloffen, ihnen eine volle Ladnng zu geben, sobald nnr innerhalb des Vuschgürtels wäreu uud sie sehen 122 Sechstes Kapitel. könnten, noch ehe sic Zeit hätten, uns mit ihren Specren nnd Steinen zu empfangen. Wir stürzten also auf sie los und feuerten; der Platz schien voll von heulenden Teufeln, welche Dutzende von Speeren warfen, aber ohne recht zn zielen; dcnn nicmand von uns wurde getroffen. Nach nusrcr ersten Salve lndcn wir unter dem Schutze der Bäume möglichst rasch wieder, uud !n:n hob ein ununterbrochenes Schießen an, indem die, welche geladen hatten, ihre Genossen, welche lndcn, deckten. Wir sahen, daß mehrere Feinde fielen, aber der Nest hielt stand, ermutigt durch die Weiber, welche wie die Teufel hernm-sprangcn und tanzten und Hohn- nnd Schimpfredcn der ekelhaftesten Art uns entgegenschrieen. Mittlerweile hagelte es nnr so Speere nnd Steine auf nus, und ich merkte, daß wir das nicht lange mehr aushalteu konnten, da einige von nns über kurz oder lang getroffen werden mußtcu. Was ans der zweiten Abteilung geworden war, wußten wir gar nicht; wir hatten nichts von ihr gehört noch gesehen, und mir wurde es höchst unbehaglich zn Mute. Aber unsre NodupH^riegcr hielten sich ausgezeichnet, augefeuert durch den alten Torroturu, welcher sie unermüdlich aufforderte, gnt zu zielen, sie seine „Inngcn" naunte nnd von einem zum audern ging, nur stehen bleibend, wenn er etwa einen guten Schuß thun konnte. Jedesmal wenn er schoß, mußte ein Feind ins Gras beißen. Etwa eine halbe Stnnde mochten wir so gestritten haben, als wir plötzlich rechts von uns ill einiger Entfernung eine volle Salve vernahmen. In meinem Leben bin ich nie froher gewesen! Wir hätten unseren Platz nicht lange mehr behanptcn können, ohne einige unsrer Krieger zu verlieren. Ohnehin begreife ich nicht, daß wir alle nn-verletzt blieben. Und wie dicht fielen rings um uus die Steine nud Speere uieder! Sobald die Feinde das Feuern einer zweiten Abteilung hörten, schienen sie ganz entmntigt zu werden; ohne Zweifel hatteu sie ge- Flucht der Feinde. , 123 glaubt, daß sic scholl gegell unsre ganze Streitmacht käinpften. Wir sahen, daß sic wankten, und rückten ihnen desto näher ans dcn Leib, je luehr sic wichcu, nnd bald rannten sic koftsliber dcn Hügel hin-nutcr. Dcr Kampf loährtc allcs in allem llngcfähr cinc Stunde, uach dcrcn Vcrlaufc kein Feind nlchr zu seheil war, nnt slusnahmc dcrcr, welche nic wicdcr Meuschenfleisch csscn sollten-, dicsc wnrdcn alle an Ort nnd Stcllc begraben. Großc Mcngcn von „Tabu" fandcn wir in nnd bci dcr Stadt- dicsc wurden als gnte Vcntc lvcg-genoiuliiell. Nilil aßcn wir nnd riicktcn dann hinuntcr nach dcr Knstc zu, uin Nicdcr-Karavia anzngrcifcli. Untcrwcgs fandcn wir cincn Säiiglinc;, dcn dic Mnttcr fort-gcworfcn hattc, nnd wcnll dicjcnigcn dcr Eiligcborcncn, wclchc uns nnr dcr Bcutc wcgcn bcglcitctcn, ihn gcfnndcn hättcn, so nundcn sic ihn nnMcifclhaft l^ctiitct habcn. Wir licßcn ihil uns durch ciucn Knabcn nachbringcu, dcm wir sa^tcu, daß cr init scincm Lcbcn für das Killd vcrantlvortlich sci; w'cnll cr cs abcr woWchaltcn ablicfcrc, su wcrdc cr gut bclohut lvcrdcn. Es schciut, daß dic bctrcffcndc Mnttcr mit dcm Kindc nnd cinenr Viindcl „Tabn" zn cntkomnicn snchtc und, als cm Lchrcr, N'clchcr sic für cincn Mann hiclt, Iaz^d aus sie machtc, licbcr ihr Kind als ihr Muschclgcld fallcil licß. Es sci hicr ausdrücklich bcmcrtt, daß ich mit mcincn Angcn lcilN'n N'ciblichcn Leichnam gcschcn habc, nnd ich uiciß von tcincr Ernuirdiüi^ cincr Frau — cinc Thutjachc, ivclchc fiir nnsrc Eiugc-lwrcncu schr gnusti^ ist; siud doch dic Fraucll in riuigcr Entfernung schwcr von dcn Männern zn untcrschcidcn nnd nchnicn auch im Kamvfc cincn cbcnso hervorragenden Platz cm wie diese! Hier wnrden cinige Gebcinc Sailasa's gcfnndcn; wie es festgestellt wurde, daß sie von ihm herrührten, wciß ich nicht; die lchrcr bchanptetcn dics aber, und das lvar natürlich gcnngend. Bald stand dic ganze Ortschaft in Flammcn, intd wir marschierten cms Niedcr-Karavia los. Es war dies cin etwas gefährlicher Weg, da wir durch eine tiefe Schlucht mit überhängenden Wänden ziehen 124 Sechstes Kapitel. mußten. Wären die Eingeborenen triegstnndigcr gewesen, so würden sie sich diesen Umstand zu nutze gemacht nnd große Steine auf uns herabgcrollt haben. Indessen gelangten loir, ohne Widerstand zu finden, hindnrcl), obschon wir sahen, wie ein starker Haufe Eingeborener uns aus einiger Entfernung beobachtete. Diese zerstreuten fich rasch nach einigen Schüfseu. Nun näherten wir uns, nachdem wir unterwegs viele Dörfer verbrannt hatten, dem genannten Orte, nnd als wir ihn betraten, sahen wir die Eingeborenen in ihren Kähnen fliehen; wir waren recht froh, daß fie so uns den Besitz der Stadt nicht streitig machten; denn wir hatten Kampf gmng gehabt. Nach Verbrennung Nieder-Karavia's lagerten wir uns an der Küste, um zu warten, bis unser Boot nud die Kähne kommen nnd uns zurück nach Matufti bringen würden, da beschlossen worden war, die andern Plätze für die Zukuuft aufzuspareu und ihren Bewohnern auch Gelegenheit zu lassen, sich zu ergeben uud Strafe zu zahlen. Wir hatten dem Tarlily einen Denkzettel gegeben, den er wahrscheinlich nicht wieder vergaß, nnd der anch für Tewawon und Dinawou, die beiden grüßten der noch unverbranntcn Ortschaften, hoffentlich eine Warnung war. Nach der Ankunft zu Matnfti fchicktc ich einen Brief mit der Meldung des Geschehenen an Herrn Brown. Er kam hieranf zu uns nnd erklärte uns, warnm wir nichts von Bu-lilli — dem Häuptlinge, welcher Tarlily von der Nuterwul-Seite aus auzugreifen versprochen hatte — gesehen hatten: derselbe war nämlich überhaupt seiner Zusage nntreu gcwordeu. Hinterher stellte sich heraus, daß er von Tarlily „Tabu" erhalteu hatte, daunt er nicht mit uns gemeinschaftliche Sache mache. Zweifellos glaubte Bu-lilli, wir würden, auf uns angewiesen, nichts gegen Tarlily ausrichten. Der Erfolg zeigte, daß er sich tänschtc. Da der 21. der Osterfonntag war, blieben wir ruhig anf Matupi. Herr Brown hielt Dautgottcsdieust für uufere gnädige Beschützung vor allem Leide. Abends wurden Botschaften friedlichen Inhaltes Flucht der Feinde. 125 nach Dcwawon und Dinawon gesandt, mit dor Aufforderung, Strafe zu zahlen nnd die dort befindlichen Gebeine der Lehrer anszuliefcrn; andernfalls würde es den beiden Orten ebenfo ergehen, wie den andern Plätzen, deren Bewohner von den Lehrern gegesfen und beim Morde geholfen hätten. Tic Antworten waren trotzig nnd herausfordernd. Am Montag Morgen brachen wir daher nach Dewawon auf. Dies liegt auf ansteigendem (Grunde, ein wenig westlich von der Sndein-buchtung der Blanchebai. Mittlerweile waren zwei Händler von Nuterwul nnd Kabakadaie zu uns gestoßen. Ihre Boote wurden gleich mit zur Überfahrt nach der Hauptinsel benutzt. Wir hatten nun auch Herrn Brown's Boot und eines von Makada, so daß unsre Flotte aus 4 Booten und einer Anzahl von Kähnen bestand. Auch unsre Streitmacht war verstärkt durch Herrn Brown's Abteilnng und die beiden Händler, welche es nicht für geraten gehalten hatten, von ihren Niederlassungen sich zn entfernen, solange der Kampf die Richtnng ans sie zu genommen hatte; nach einem so entscheidenden Siege jedoch waren sie vollständig sicher vor einem etwaigen Angriffe Tarlilys. Deshalb hatten sie sich so bald als möglich aufgemacht, um uns noch zn helfen. Wir landeten gerade unter Dewawon und erstiegen den steilen Hügel in zwei Abteilungen in der Absicht, die Stadt von zwei Seiten her anzugreifen. Es wnrdc aber keinerlei Widerstand versncht. Die Eingeborenen hatten alles im Stiche gelassen und sich in den Wald zurückgezogen. Es ist unerklärlich, warum sie eine so trotzige Antwort gaben, wenn sie nicht znm Änsiersten entschlossen waren. In den Hütten fanden sich viele Merkwürdigkeiten, welche als Kriegsbeute weggeuommen wnrdeu. Den Ort selbst brannten wir uicder. Sodanu rückten wir rasch ans Dinawon los. Dieser Platz liegt 5—6 km weiter im Innern, reicht aber herunter bis an das äußerste Ende der Südcinbnchtnng der Blanchebai. Die im Innern gelegene Hauptmasse der Stadt ist von dichtem Vnsche nnd Kokospalmen umgeben. Au der einzigen offenen Stelle machten einige der Unseren 126 Sechstes Kapitel. auf einem Hügel Halt; von hier aus konnte man unseren Zug den Abhang heraufsteigen sehen. Es war ein ganz sonderbarer Anblick. Zuerst kamen die Bewaffneten, hinter ihnen eine Alizahl Eingeborener mit Speeren und Beilen, und fudaun eine anscheinend unendliche Menge von anderen Eingeborenen, beladen mit allerhand Beutestücken aus Dewawon — mit Schweinen, Geflügel, Jams, AarouZwurzcl, Schmncksachen, Speeren und Keulen, welche nut Paftagcienfedern verziert waren; andere mit Hunden, die bei den Hütteu gefangen worden waren und von den Eingeborenen als Leckcrbisfcn betrachtet werden. Andere wicdernm trugen zu zwei nud zwei große Banancnbündcl an Vambusftangen auf ihren Schultern; noch andere hatten zahme Kakadus oder Papageien in den Händen; einige dagegen große Körbe voll von „Tabn" — knrz, hier gab es jedes nur erdenkliche Ting, was sich ill und bei eiuer Ortschaft der Eingeborenen vorfindet. Hier fand ich auch ein sehr seltsames Stück, dessen Vorhandensein auf diesen Inseln mir vorher ganz unbekannt gewesen war, nämlich ein Totenrnder; der Tote bekommt es mit ins Grab, damit er sich über das Wasser weg zum Himmelsgewölbe ruderu könne; letzteres liegt den Eingeborenen da, wo ihrer Einbildung nach der Himmel das Meer berührt. Woher der Tote einen Kahn erhält, weiß ich nicht; aber ich glaube, daß man annimmt, sein Geist stehle einen von den Küstenstämmen, Unter letzteren lebt jedoch dieser Aberglaube nicht, sondern nur nuter den Stämmen des Binnenlandes. Diese Nuder sind groß, flach, sehr mühsam geschnitzt und haben jene eigentümliche, einem Gesichte gleichende Verzierung, welche von oben her betrachtet, gerade ebenso aussieht, wie von unten her, und so häufig von diesen Eingeborenen angebracht wird. Der Griff ist lang und zeigt ebenfalls Schnitzerei in ei nein unregelmäßigen dreieckigen Muster mit Diagonallinien. Das Ganze wird mit weißem Kalke überrieben, welcher in die Vertiefungen der Schnitzerei eindringt und so das Muster auf dem dunkeln Holze recht hervorhebt. In Anbetracht der Werkzeuge, mit denen die Eingeborenen arbeiten, ist es Mttung einer Fruu, 12? geradczli wunderbar, daß sie so schöne Sachen hervorbrillgen külnicn. Die Werkzeuge werde ich später beschreiben. Ans Befragen erfuhr ich, daß die Karavialeute zu uns gestoßen waren und thatsächlich die, mit denen sie vor zwei Tagen gestritten hatten, jetzt gegen einen erst mit ihnen verbündeten Stamm führten. So bewiesen sie, daß Natur stärker ist als Farbe, und daß der Grundsatz', „mit Mächtigeren Schwächere zu bekämpfen", bei den Wilden ebenso gilt wie bei den civilisierten Weißen. Wir hatten keine große Mühe, uus Dinawons zu beinächtigen; ein Paar Schüsse — und alle Eingeborene liefeil davon. Anch ill Dinawon fanden wir eine Masse Merkwürdigkeiten, Kenlen, Speere, Fischnetze n. s. w. Alles wnrdc weggenommen, und der Platz ging in Flammen ans, ebenso wie alle Hütten, an denen wir auf nnserem Wege zur Küste hinab vorbeikamen. Jede Hütte wnrde vorher sorgsam untersucht, damit nicht etwa ein noch darin befindlicher Mensch mit verbrannt würde. Zu mciuer Freude retteteu Nur eine alte Fran, welche ein Eingeborener aus Karavia eben erschlagen wollte. Er hatte sie in einer Hütte gefunden, deren Bewohner bei ihrer hastigen Flucht vor uns nicht Zeit gehabt hatten, sie fortzuschaffen. Wir hörten ein lautes Kreischen nnd kamen gerade dazu, als der Wilde ihr den Schädel zerschmettern wollte. Ich machte ihm begreiflich, daß ich große Lnst hätte, dies mit ihm zu thnn, und daß er sich augenblicklich fortpacteu sollte. Sodann stellten wir zwei Männer als Schildwachen vor der Hütte auf, damit sie nicht verbrannt würde, weil die alte Frau vor Schwäche nicht von der Stelle konnte. Dü> Leute blieben stehen, bis alle anderen Häuser niedergebrannt waren, die Hütte der alten Frau war die einzige von allen, welche wir auf unserem ganzeu Znge getroffen hatten, die nicht zerstört wnrde. Ich hätte gern erfahren, ob die Eingeborenen diesen kleinen Beweis von Menschlichkeit anerkannt haben; aber ich fürchte, sie haben ihn nicht verstanden. Ail der ^iiste fandeil wir Herrn Brown mit allen Booten und 128 Sechstes Kapitel, Kähnen. Ich war sehr froh, daß die Sachc ein Ende hatte; nieine Füße warcu durch Doruen, Stiche und audere Verwundungen so zugerichtet, das; ich uicht uoch einen einzigen Tag hatte gehen können. Wir kehrten sogleich uach Matllpi zurück, um dort zu übernachten. Etwa gegen sieben Uhr Abends stellten sich mehrere Häuptlinge ein, um ihre Unterwerfung anzuzeigen; sie brachten eiuige Gebcmc der Ermordeten mit und „Tabu", um ihre Strafe zu zahlen. Herr Brown sagte ihnen, daß sie durch Zahlung uach der ersten Auffordcruug das Blutvergießen und die Vcruichtuug ihrer Häuser und Pflanzungen hätten verhindern können. Sie antworteten: „Wir wußten es uicht; es war kein Kampf, es war ein Erdbeben." Herr Brown nahm nur eine Rolle „Tabu", und zwar nm zu beweisen, daß mm wieder Friede zwischen uus uud ihueu war. Die Häuptlinge baten auch Herrn Brown, in jedes ihrer Dörfer einen Lehrer zu schicken. Auch noch während der nächsten Wochen liefen gleiche Gesuche bei Herrn Brown ein, darunter von Stämmen, von denen wir noch nie etwas gehört hatten. Leider hatte Herr Vrowu nicht Lehrer geuug, um auch uur die Hälfte der Gesuche berücksichtigen zn können. Der einzige Häuptling, welcher sich nicht unterwarf, war Tarlily, der größte Verbrecher, obschon Herr Brown ihm vollkommene Sicherheit versprach, wenn er zu ihm kommen wollte. Er war fpätcr mehrmals auf meinem Schiffe, aber nie konnte ich ihn dazu überreden, mich zu Herrn Brown zn begleiten. Ja, etwas später brannte er das Haus eines Missionslehrers in ^abakadaie nieder; so tief eingewurzelt war sein Haß gegen die Missionäre. Es ist jedoch erfreulich, daß dieser Haß sich uicht auch bei seinen Familiengliedern fand; sein Sohn war sehr freundlich gegen die Weißen und ciue Zeit lang als Passagier auf dem Schooner von Hcrnsheim k. Cie. Ich meine, daß viele Schwierigkeiten, mit denen die Mifsionärc zu kämpfen haben, daraus cntspriugcu, daß sie Eiugcborcnc als Lehrer Eingeborene Missionäre. 129 verwenden. Diese sind doch selbst nur erst kürzlich dem Wildenlebcn entrissen worden, nnd es klebt ihlten noch viel von dein Wesen desselben an. Anch kann man bei ihnen schwerlich die unerschöpfliche Gednld nnd das Geschick voraussetzen, wie eilt Missionär beides durchaus braucht. Überdies haben sie schon ihre Farbe gegen sich. Auch gleichet, sie in ihren Gewohnheiten zu sehr den Wilden, als daß sie die notwendige Überlegenheit über letztere besitzen tonnten; denn anf niemand läßt sich der Satz: „Vertraulichkeit ruft Verachtung hervor" besser anwenden als auf diese Leute. Wie kann der Leiter einer Missionsanstalt Sicherheit haben, daß nicht etwa einmal ein eingeborener Lehrer beim Predigen einen Ärgernis erregenden Ausdruck gebraucht? Oder wenn er nicht Arger nis erregt, so doch Dinge sagt, welche unpassend sind und die Neli gion, die sie zu lehren sich abmühen, herabsetzen. Ich selbst hörte einst von einem der Vitilchrcr eine Predigt vor einem einflußreichen Häuptlinge, welche meiner Ansicht nach alles war, nur nicht klng. Der Lehrer versuchte ihm klar zu machen, ein wie gutes Ding „Lotu" oder Religion wäre, und sagte: „Sieh, was Lotn für uns gethan hat — wir haben Hänser, wir haben ein großes Schiff, welches uns besucht und mit Tuch, Perlen u. s. w. versieht. Herr Brown hat ein großes Haus nnd ist ein mächtiger Häupt-ling; all das hat nils Lotn gegeben. Ein wie gntes Diug ist Lotn — es ist besser als Tabu." Hinterher sprach ich mit dem Häuptliuge, nnd er sagte: „Wenn Lotn alle diese Dinge verleiht, dann kann es anch Tabn geben; wenn sie mir zeigeu könueu, wie es mir Tabu giebt, will ich oft zu Low kommen." So wurde trotz der guten Absicht ein falscher Eindruck hervorgebracht. Man glaube fa nicht, daß ich diesen edlen Männern, welche ihre Pflicht nach besten Kräften thun, nicht alle Achwug zolle. Ich behaupte unr, daß ihre Kräfte nicht genügen. Weiße sind unzweifel- Powcll, U»t« den Kamudaleu, 9 IZsj Sechstes Kapitel. haft die Männer, welche als Missionäre ausgesendet werden müssen. Wenn man mit ihnen ein nicht so großes Arbeitsfeld beherrschen kann als mit Eingeborenen, so ist doch die Arbeit gründlicher. Ein sicherer Vorteil wäre mit Anstellung ansschlicßlich weißer Missionäre verbunden: würde nämlich ein solcher ermordet nnd gegessen, so würden seine Gebeine von seinen weißen Brüdern wahrscheinlich nicht wieder erlangt werden. Es wären znr Untersuchung der Sache ein halbes Dutzend von Unterbevollmächtigten nnd ein Oberbevollmächtigtcr nötig, uud wenn sie au Ort nnd Stelle kämen, mürdcn sie nichts zn untcrsnchen haben, weil kein Kläger übrig sein würde. Das würde der Negierung eiuc unermeßliche Arbeits- und Kostenlast ersparen, nnd es wäre immer hübscher Naum für audre Missionäre da! Herr Brown kam wegen Todschlags in llntersnchung, weil er nicht auf den Statthalter warten tonnte. Die Nachricht von der Ermordung der Lehrer kam nämlich erst ein Vierteljahr hinterher nach den Viti-Inseln, und ehe der Statthalter an Ort und Stelle sein konnte, würden noch 2 Monate verflossen sein. Wo waren alsdann die Weißen in Ncubritannicn gewesen? Ich meine, es zengt von sehr gesundem Verstande der Behörden, daß Herr Brown freigesprochen wurde. Der Eindrnck anf die Eingeborenen allüberall war wnuderbar: sie waren artig, zugänglich, gefällig; jetzt brauchte »nan sich nicht zn fürchten, wenn man in Gegenden reiste, welche zn besuchen früher der Gipfel der Thorheit gewesen wäre. Ich kann nicht nmhin, hier einige Stimmen der Australischen Presse wiederzngebcn, da sie einen wirklich billigen und unparteiischen Bericht bieten. Ich entnehme daZ Folgende dem „Weekly Advocate" vom 12. Oktober 18781 In Erfüllnng unsres vor 14 Tagen gegebenen Versprechens bringen wir einige der Betrachtungen, welche die Zeitnngen über die neulichcn traurigen Nachrichten von Herrn Brown angestellt haben. Stimmen der Presse. , 1.31 Wir beginnen mit dem einflußreichste» Blatte dieser Kolonie. Man muß festhalten, dasi der fragliche Artikel vor der Veröffentlichung des ganzen ausführlichen Briefes des Herrn Brown erschien. Hinsichtlich des bekannten Blutbades sagt also der „Sydney Morning Herald", daß der bahnbrechenden Arbeit der Missionäre ein so großer Teil an der Civilisation Polynesiens bereits verdankt wird und noch fernerhin zu verdanken sein wird, daß es tief zn bedauern ist, wenn thatkräftige Missionäre, die noch viel hätten schaffen können, der unverminderten Barbarei der Eingeborenen znm Opfer gefallen sind. Nach einer kurzen ehrenvollen Würdigung der Erfolge der Wesleyauifchen Sendboten auf anderen Inselgruppen demerit der „Herald": „Stets sind die Vergstämme trotziger als die an der Küste, un-civilisicrter nnd schwieriger zu unterwerfen. Sogar auf den Viti-Inseln, welche so lange ein Feld der Missionsthätigkcit gewesen sind, wurden die Stämme des Hügellandes erst dann m Zucht genommen, als die britische Negierungsgewalt aufgerichtet war, und eine entsprechende bewaffnete Macht zur Verfügung stand, Missionäre sollten sich daher solchen Gegenden nnr mit größter Vorsicht nahen, oder sie müssen sich der Gefahr, die sie laufen, vollkommen bewußt sciu, uud Klugheit, durch Erfahruug gereift, sollte immer die Anstrengungen der Thatkraft und christlichen Ergebuug regeln. Nach der kurzen Erzählung, die uns geworden ist, ist es zweifelhaft, ob nicht der Versuch, in das Innere einzudriugeu, verfrüht war. Es war wohl kaum genug gefcheheu', um Civilisation nud Christentum an der Küste einzubürgern, als daß eil! weiteres Vordringen klug gewesen wäre. In künftigen Tagen wird das höher gelegene Innere Vorzugsweife der Wohusitz europäischer Glaubcusboten uud Ansiedler sein, weil das Klima gesünder ist; daher ist die Gewinnung dieser Gegenden für die Civilisation von hoher Wichtigkeit. Aber die sitt liche Unterwerfung der Bergstämme wird viel Zeit nnd Geduld beanspruchen." 1I2 Sechstes Kapitel. Die Entgegnung auf diese Bemerkungen ist erstens, daß das von den ermordeten Missionären befuchte Innere kein Hügelland ist, sondern eine Art Hochebene, bloß hie nnd da mit Wald bewachsen, so daß „Bergstämmc" in der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes in diesem Teile der Insel nicht leben; und zweitens, daß das Blutbad von einem Küsteuhäuvtling ausgiug, welcher möglicherweise seinen teuflischen Plan zn irgend einer andern Zeit ausgeführt haben würde, wenn kein Zug ins Innere ihm die Gelegenheit, deren er sich thatsächlich bediente, geboten hätte. Der „Herald" sagt ferner: „Aber wie sehr anch die Ermordung der Missionäre zu bedauern ist, so ist doch die vom Rev. Brown entworfene nnd durchgeführte Vergeltung noch mehr zn bedauern. Der Bericht und die Aufklärungen dieses Ehrenmannes liegen noch nicht vor; seine früheren Verdienste nnd feine Hingebung an dir Sache der Mission fordern aber für ihn durchaus unparteiische Ve-urtciluug. Und doch fürchten wir, er hat, iudem er den Angriff als die beste Art der Selbstverteidigung ansah, als Missionär ein arges Versehen begangen. Solche Handlungsweise mag von seiteu einer wcltlicheu Regierung ganz am Platze sein, obgleich sie anch dann mit Zurückhaltung nnd Laugmut gegenüber gänzlich uucivilisierteu Völkern in Anwendung kommen sollte. Christliche Glanbensboten jedoch untergraben ihre eigene Stellung, wenn sie das Schwert führen. Jeder Missionär, welcher unbetretcnc Pfade wandelt, schlägt dabei sein Leben in die Schanze, im völligen Bewußtsein der Gefahr, welche er läuft, und bereit, nötigen Falles einer der Zeugen zn sein, deren Blut der Same der Kirche ist. Von Laien wird weder erwartet noch verlangt, daß sie sich der Selbstverteidigung enthalten, und wir dürfen nicht klagen, wenn sie im Zustande der Notwehr unglücklicher Weise einem Wilden das Leben nehmen, welcher infolge eines Mißverständnisses hinsichtlich ihres Kommens das ihre bedroht." Stimmen der Presse. 133 Die hier ausgesprochenen Ansichten werden zweifellos in wcitm Kreiselt sowohl innerhalb als außerhalb der Wesleyanischen Glan-bensrichtung geteilt', aber der Heralisgcber des vorliegenden Blattes kann — was ihn Persönlich angeht— schlechterdings nicht einsehen, wärmn ev für einen gewöhnlichen Christen recht sein soll, in der Notwehr einem Wilden das Leben zn nehmen, für einen Missionär aber nicht. Und es darf anch keinen Angenblick vergessen werden, daß Herr Brown hauptsächlich beabsichtigte, das Leben seiner übrigen Missionäre nnd ihrer Familien, vor allem aber die Witwen nnd Waisen derer, die auf der Hochebene fielen, zn schützen. Man mag sich selbst opfern; aber welches Necht hat ein Mann, gleichviel ob Missionär oder nicht, dnrch Nichtverteidignng eine Anzahl hilfloser Franen nnd linder den.Uenlen nnd Aratöfen eines Schwarmcs wilder Kannibalen preiszngeben? Wir haben vernommen, das; Tarlily, nachdem er den eingeborenen Missionär Sailasa aufgegessen hatte, die älteste Tochter des Unglücklichen zn einem schlimmeren Lose, als das ihres Vaters war, anfsparen wollte. Durfte Herr Brown sich damit zufrieden geben, müßiger Zuschauer heiduischer Lust und heidnischen Blutvergießens zu sein? Die Besprechung des „Town and Conntry Journal" ist, wie die des oben allgeführten Blattes, hochherzig in Hinsicht der Missionsarbeit im allgemeinen nnd der Thätigkeit des Herrn Brown im bo sonderen. Das Blatt sagt: „Die Depeschen des Nev. Brown über die nculiche Blutthat nnd über den Vergeltnngskrieg zeichnen sich dnrch einnehmende Offenheit aus. Er hat gehandelt, wie es ihm unter deu gegebenen Umstünden am besten schien, nnd er verteidigt seinen Staudvuukt mannhaft, wohl wissend, daß viele Anstoß an demselben nehmen werdeu. Bei aller Anerkennung seiner Offenheit lind seines persönlichen Mutes müssen wir gegen seine Auffassnng der Missionärpflichtcn ehrerbietigen Einspruch erheben, und wir freuen uns, daß die Wesleyanifche zg4 Sechstes Kapitel. Hauptmission eiuen Tadel ausgesprochen hat, aber iit den gelindesten Ausdrücken, in dcneil cm solcher gegeben werden kann, Bei andern polynesischeu Missiouen hat die Regel gegolten, daß, wenn die Ge fahr einer Ennordung su groß wurde, daß inau e5 keinem Ncissionär zunmten konnte, sich ihr ansznsetzcn, die Glaubensboten sich nach einem Platze entfernten, wo sie einen Wechsel der Dinge und die höheren Eingebungen abwarten konnten, welche solche Unternehmungen ins Leben rufen. War aber gänzliche Entfernung nicht ausführbar, so vereinten fich die Missionäre und christliche Eingeborene nnd hielten sich im Vcrteidiguugszustände. In Herrn Vrown's Erzählung entdecken wir nichte, was das Aufgeben dieser fast geheiligten Überlieferungen rechtfertigte, nnd wir hoffen aufrichtig, das; keine anderen Missionäre oder eingeborenen Lehrer seinem Beispiele folgen werden; denn wir blicken auf die in der Südsee zerstreuten Männer des Friedens als auf Bahnbrecher des Haudels, der Civilisation, des Christentums, deren Einfluß ein ganz anderer werden dürfte, wenn uuui denken muß, daß sie sich gereizt in kriegerische Führer verwandeln können." Aber das Blatt irrt sich nach uusrer Ansicht in der Auslegung der Worte der Missionsbehördc — Herr Vrown ist nicht getadelt worden. Im übrigeu beweist der Vrief des Geuemlsekretärs in unsrer letzten Nummer, wie unausführbar der Gedanke eiueo Rückzuges der Mission war. Das „Echo" nennt den Anssvrnch des Missioustollegiums „vorsichtig, thatsächlich eine Art offenen Wahrsvrnches. Es spricht von dem Charakter der Eingeborenen Neubritanniens als von einer Mischuug tiudischer Einfalt und teuflischer Wildheit und bemerkt, man könne sich über die Austrengungen, ein so unsagbar vertiertes Volk zu höherer Gesittung zu bringen, nur wuudern. .Herrn Brown's Verteidigung muß sich auf die Überzeugnug stützen, daß die Missionäre und Händler in unmittelbarer Gefahr schwebten, und wird olgendermaßen hingestellt: „Wenn die übrigen Lehrer samt ihren Fa- Stimmen der Presse. 1'i5 milien, wenn Herrn Brown's eigelle Familie, wenn ebenso die weißen Händler auf den Inseln in Gefahr waren, die Opfer einer Bande von Wilden zu werdeu, N'elche, lüsteru durch das geluugeue kauni^ baiische Fest, nach einem noch köstlicheren verlangten; wenn dies also so war: welcher Engländer, welcher Australier wollte dann einen Maim nnd Missionär wegen VerteidigNlig der bedrohten Leben tadeln? Die Mordanschlägc gegen die Witwen und Waisen der (ir schlaqenen nnd gegen die andern Lehrer nnd ihre Familien; die nach gewiesene Überzeugung der Händler, daß sie in großer Gefahr schwebten; die allgemeine Unverschämtheit nnd Aufregung der bisher freundlichen Heiden; der Nanb einer Lehrersfran durch einen Haupt liug, und die Votschaft an Herrn Brown, „die Aaronswnrzel, mit der er selbst verzehrt werden solle, sei schon gekocht" — all das war genug, nm einem Europäer, auch wenn er ein gnter Christ war, den Gedanken nahe zu legen, daß die Zeit für Schießpnlver gekommen sei, ebenso wie die für Gebet." Aber das „Echo" sagt weiter: „Wir müssen hinzufügen, daß Vergeltnng nicht zu den Pflichten eines Missionärs gehört, nnd daß Anwendung von Gewalt nnr insoweit gerechtfertigt war, als sie znr unmittelbaren Selbstverteidigung und persönlichen Sicherheit nnnmgänglich nötig war, nnd sogar dann ist es noch die Frage, ob die nötige Sicherheit nicht lieber durch Vermeidung eines Zusammenstoßes als durch Angriff hätte gesucht werden sollen. Es ist nicht in der Ordnnng, daß ein Mann oder eine Vereinigung von Männern die Amtsgewalt des Statthaltern Ihrer Majestät annehme. Sir Arthur Gordon ist der Statthalter, aber jetzt anf Urlanb in England. Oberrichter Gorrie voll den Viti-Inseln !st sein Stellvertreter, nnd man darf annehmen, daß so fortige llntersnchuug eingeleitet werde." Der „Australian Witneß", Organ der Presbyterialkirche in Neu südwales, äußert sich über den Zug gegen die Eingeborenen folgen dermaßen: „Solches Vorgehen ist oft das Mittel gewesen, nm die wilden Vergstämme auf Südseeinseln zn bändigen. Aber viele werden 1I5 Sechstes Kapitel. die Thätigkeit Herrn Brown's als Missionär bei diesem Vlutbade in Frage ziehen. Ein Statthalter, der Gouveruenr der Viti-Inscln, ist vorhanden, um in solchen Fällen einzuschreiten. Ulid sogar der Kommodore hat dessen Amtsbefugnis zu achten. Hätte Herr Vrown anf das Einschreiten des Statthalters oder seines Stellvertreters warten können, so würde er ohne Zweifel mit Frendeu seinen Nnf als Missionär gegen die Gefahr, welcher er nun ausgesetzt ist, bewahrt haben.. Aber wie konnte er zögern? Die Gefahr duldete nicht den geringsten Aufschub, während andrerseits die Kunde davon eben erst nach den Viti Inseln gelangt ist.' Weiter heißt es: „Das Evangelium hat die Wilden der Viti^Inseln bekehrt, und einige der Bekehrten sind Lehrer nnd Missionäre ersten Rangen anf andern Inseln geworden. Lediglich dieser Einfluß kann die andern wilden Völker Polynesiens zur Civilisation bringen; das Ehristentnm ist in jedem Falle die bildende Macht in der Südsec gewesen. Es ist ganz und gar unwahrscheinlich, daß wegen dieses Unglückes die Mission anf-gegeben werden sollte. Das Blut der Märtyrer wird iu Ncnbri-tanuieu, wie ehemals in Altbritanuieu und andern Ländern, znm Samenkornc der Kirche werdend Der „Queensland Evangelical Standard" giebt einen Ansziig der in uuserem Blatte erschienenen Erzählung, läßt sich aber auf keine bestimmte Benrteilnng des Falles ein. Er sagt: „Bei Freund uud Feind werden die Meinungen, ob die Handlungsweise der Rächers?) angemessen war, geteilt sein. Fcruerstehcude, welche nie mit verräterischen Wildeil verkehrt haben, können nur eine schwache Vorstellung von der großen Gefahr haben, in welcher sich die Fremden befanden." Das „Southern Eroß", eine keiner Sekte angehörige protestantische, Zeituug in Melbourne, sagt: „Es ist tief zu bedaneru, daß Blut geflusseu ist, und wir sind nicht überrascht, daß über deu von dem Nev. Vrown eingeschlagenen Weg große Meinungsverschiedenheit obwaltet. Die Angelegenheit sieht unangenehm ans; aber es Stimmen der Presse. 137 ist sicher, daß uns noch nicht alle Thatsachen wrlioa.cn. Nnsführ-lichere Nachrichten könneli ein ganz anderes Bild liefern, nnd es ist besser, inzwischen unser Urteil auszusetzen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, die erste Knndc angeblicher Gewaltanwenduugen von feiten christlicher Missionäre nur mit Vorsicht allfznnehnlen." Der „Spectator'^ (Melbourne) sagt: „Während wir beklagen müssen, daß es zur Befchlitznng der Weißen nnd der eingebore-ncu Lehrer fiir nötig befunden wnrde, über gransaine nnd verräterische Kannibalen schwere Züchtigung zu verhänget!, so kann doch niemand anßer Herrn Brown uud dcu andern Leitern des Znges imstande sein, liber die Lage der Dinge richtig ,!,n urteilen, und dic Thatsache, daß ein tapferer, aber dabei menschenfrenndlicher und gnter Mann sich für berechtigt hielt, gegen die Mörder zn den Waffen zn greifen, ist wenigstens fnrs erste der Beweis, daß cr uach bestein, Ermessen handelte." X. ^. 2., ein ständiger Mitarbeiter des „Spectator", von an^ erkannter Freimütigkeit, schreibt: „Herrn Brown's Stettnng zn seinen Lehrern war eigentümlich. Er hatte sie in Gefahr gebracht; infolge seines Nufcs hatten sie ihre Heimat verlassen und waren über unbekannte Meere hergekommen znm Tode. Und als die Männer gefallen warm: durfte ihr Oberhaupt, ruhig znsehend, ihre Weiber, ihre Kinder den Kenlen der Wilden preisgeben? Betrachte man den Fall in einem nus vertrauteren Lichte! Angenommen, der Missions-sckretär ill Sydney entdeckte eines schönen Tages einen uach dein Blute seiner Kinder lechzenden Mörder in seinem Hanse. Sicherlich würde er, unbeschadet der wichtigsten christlichen Glaubenslehren, den Schandbuben niederschlagen nnd, wenn es kein milderes Mittel gäbe, die ihm auvertranten Leben zu sichern, ihm den Schädel zerschmettern. Das wäre zweifellos eine traurige nnd entsetzliche Notwendigkeit; und anscheinend ist es keine weniger dringende und traurige Notwendigkeit gewesen, welche Herrn Brown zum Handeln be-' stimmte. Wenn alle Umstände bekannt sind, kann man vielleicht von 1^8 Sechstes Kapitel. dieser Auffassung der Dinge abweichen, aber es ist nngerecht und unedel, ihn vor dein Bekanntwerden aller Thatsachen zu vernrteilen." Wir nehmen Kenntnis von einem andern Preßurteilc — dem des „Melbourne Age". Von irgend einem unbedeutenden Druckerzeugnisse in den Kolonien könnte leichtfertige, handgreiflich ungerechte Besprechung der Angelegenheit erwartet werden. Es giebt Zeitnugen ohne den leisesten Auslug von sittlichem Gehalte, Schandflecke der Tagcspresse, Unglauben und Unsittlichkeit befördernd. Wenn solche Herrn Brown allgriffen, so würde es den, welcher ein sclbst-aufopfcrudcs Leben zn würdigen imstande ist, schmerzen, könnte aber schwerlich Überraschnug hervorrufen. Das „Age" aber erfrent sich einer weiten Verbreitung und gilt für das Organ der in Vietoria herrschenden politischen Partei. Es ist daher höchst erstaunlich, ill seinen Spalten all zweiter Stelle einen Leitartikel zu finden, welcher all Leichtfertigkeit nnd absichtlicher Verdrehung von Thatsachen schwerlich übertroffen werden kann. Diese kostbare Herzenserleichternng schließt wie folgt: „Wenn Wesleyanisches Christentum ill Ncubri-tannicn Fuß saßt, so wird es durch die von Mohammed eingeführten Mittel geschehen: das Schwert in der einen Hand, das Buch in der andern — Tanfe oder Tod die einzige dem Volte übrig bleibende Wahl." Der Nev. John Watsford erwiderte dem „Age" so männlich, wie es voll ihm zu erwarten war-, in dem betreffenden Briefe sagt er: „Ich beklage mich uicht, daß Sie Herrn Brown's Verhalten verdammen, aber ich' lege aufs crnstlichste ^Verwahrung gegelt die Art ein, wie Sie da5 gethan habeil. Für die Mörder finden Sie eine Entschuldigung, ein Bedancrn, aber für die Missionäre nicht' Gewiß verlangen der Charakter Herrn Brown's, sein edles Wert, sein eigentümliches Unternehmen und seine gefährliche Lage einige Beachtung und sollten die, welche ihn tadeln, bestimmen, dies fo zart und nachsichtig zu thun, wie es die Umstände erfordern." Nach Aufzählung der Dienste Herrn Brown's ill Sachen der Menschlichkeit und nach Würdigung der Schwierigkeiten, in welche Stimmen der Presse. 139 derselbe auf Ncubritauuieu versetzt wurde, schließt Herr Watsford folgendermaßen: „Das „Age" hätte wohl eiuige Rücksicht auf das durch diese schmerzlichen Ereignisse so hart betroffene Kollegium nchmcn köuneu. Daß dies nicht der Fall gewesen ist, hat nns uicht überrascht; dcuu die Wesleyanischc Kirche hat gelernt, von gewissen Kreisen für das Gute, welches fie leistet, unr wenig Anerkennung, und für ihre etwaigen Irrungen keine Vcrzeihnng zu erwarten." Wir möchteu nur noch hinzufügen, daß die ausführliche öffentliche Besprechung, welche der Nachricht aus Matufti folgte, uufehl-bar eiue Wirkung haben muß: sie wird bei deu Missionären den Eindruck hiutcrlasseu — weuu derselbe überhaupt uötig seiu sollte — daß man nnr niit größtem Widerstreben zur Gewalt seine Zuflucht nehmen darf, und nur im Falle unzweideutigster uud äußerster Gefahr. Siebentes Kapitel. Waffen und andre Geräle der Neubritannier. — wundärztliche Werkzeuge. — Aderlaß. — wind- und Regenmacher. — Annstgriffe der Arzte. ^ Religiöse Vorstellungen. — Geister von verstorbenen. — l>eilung eines Eingeborenen durch Zauberei. — Zuströmen von Arankcn. — ^lakrung. — Rochen. — Fischen. — Hänser. — Der Tabubaum. ""tch werde nnn versuchen, einige der Waffen und andereil Geräte ^ der Nenbritannier in Kinmiguunn und an dor Vlanchebai zu beschreiben. Am wichtigsteu siltd die Beile, deren Köpfe chedcin luu aus Stein waren; aber seit die weißen Händler in diesen Teil der Inscl gekommen sind, nimmt man M'n Visen dafür. Die Steinköpfe wurden zwischen zwei Holzstnckc eingekeilt, ähnlich wie auf Neuguinea, aber nicht so vollendet geschickt; auch war der Griff länger und plumper. Die eisernen Beile aber befestigt man an lauge, reich verzierte Griffe; Eisen und Holz werden gut mit Kokosnußöl eingcfchmiert; dicht am Eisen zeigen Einschnitte die Zahl der Opfer, welche dnrch die Hand des Besitzers gefallen sind. Das Nächstwichtige sind die Keulen. Es giebt deren mehrere Arten; die gewöhnlichsten bestehen aus Holz und gleichen iu der Form einem etwas verlängerten Polizistenstocke. Andre haben einen sonderbaren kegelförmigen Kopf und sind mit verschiedenen Farbm — rot, weiß, blau — bemalt; am Griffe sind Pcrlcnschnnrc be- Anfertigung von Steinkeulen. 141 festigt. Die Steinkeulc ist die furchtbarste Waffe der Art, welche ich je gesehen habe; sie besteht aus eiuem großen ruuden Steine mit einem Loche in der Mitte, in welchem der lange Hulzgriff steckt. Eigentümlich ist die Art ihrer Herstellung. Zuerst macht man in einem langsamen Fener von Kokosnnßschaleu, welche eine unge-henre Hitze entwickeln, ein passendes Stück Granit rotglühend. Mit gespaltenem Vambns, welcher als Zange dient, wird der Stein dann ans dem Fcner herausgenommen, und nnn laßt man tropfenweise Nasser darauf fallen, so daß jeder Tropfen genan anf dieselbe Stelle fällt. Der Teil des Steines, den das Wasser berührt, beginnt los-zuspringen, bis die Hitze sich verflogen hat. Dann wird das Verfahren wiederholt, bis ein unregelmäßiges Loch in der Mitte des Steines entstanden ist. Nun steckt man einen Stock hindurch und trägt den Stein zn einen Granitfelsen, in welchem eine Vertiefung wie ein kleinem Waschbecken ist. Jetzt wird der Stein so lange anf den Felsen geschlagen, bis alle Unebenheiten entfernt sind und eine schöne Rnndnng erzielt ist. Dann drückt man ihn mit dem unteren Ende des Stockes fest in die Vertiefung des Felsens, belastet das obere mit anderen Steinen und quirlt mm so schnell als möglich mit dem Stocke, bis die eine Seite des Steines vollkommen glatt nnd rund ist. Mit der andern Seite verfährt man ebenso. Zum Griffe wird ein etwa 1—2 iu langes Stück zähen Holzes genommen, an welchem, der Stein mit Gnmmi vom Brotfruchtbaum so befestigt wird, daß der Griff ungefähr 10 cm, lang über den Stein hervorsteht. Eine Keule, welche ich taufte, hatte einen flachen kreisrunden Stein, wunderschön bearbeitet, so groß wie ein gewöhnlicher Porzellanteller und mit scharfer Alante. Nnr gewisse Eingeborene können diese Steinkenlen verfertigen nnd erhalten hohe Preise für dieselben. Die Schleuder ist auch eiuc Waffe, welche diese Eingeborenen mit großer Genauigkeit und Kraft gebrauchen. Sie besteht ans zwei je etwa 0,75 m langen Bindfäden, von denen der eine, damil er 142 Siebentes Capitel. nicht durch die Finger schlüpfen kann, einen Perlmntterknopf am Ende hat, während der andre nach dem Ende zu dünner wird. Diese beiden Fäden sind durch ein flaches Stück Ninde, gewöhnlich von Kokospalme, welches zur Aufnahme des Steines bestimmt ist, mit einander verbunden. Znm Schleudern nimmt uum die beiden Enden der Fäden in die rechte Hand, den Knopf zwischen den Mittel- nnd vierten Finger nnd schwingt nnn mit gebogenem Arme den ans dein Nindenstücke liegenden Stein nm den Kopf. Wenn genügender Schwung vorhanden ist, wird das dünne Ende losgelassen, nnd der Waffen. 143 Stein fliegt natürlich fort, während der Faden gleichzeitig knallt wie eine Peitfche. Ich habe einen Eingeborenen mit der Schlendcr einen Vogel von einem etwa 90 ni weit entfernten Banme herunterholen sehen; fie schlendern selten mehr als 2—3 in an ihrem Ziele vorbei. Die Speere sind verschiedener Art; die am gewöhnlichsten gebrauchten werden ans der harten änßeren Rinde der Kokospalme verfertigt; sie sind ganz einfach nnd roh; nnr wird ihre Spitze ein wenig im Feuer gehärtet. Andre macht man ans sehr zähem Tau Stcmtculc, Vlcmchcdai, Nc»dri>au!nc>!. (S. 141). 144 Siebentes Kapitel, holze; noch andre von den: einheimischen ilnechten Ebenholze; sie sind ini allgeineinen knnstlos. Die i^n Handgemenge gebrauchten Speere haben ain stnmpfen Ende meist ein Schienbein oder einen Armknochen. Diese Knochen sind die irgend eines in: Kampfe getöteten Feindes; man lcgt ihnen abergläubischen Wert bei, indem es heißt, daß die Wnrfstärte des Mannes, dein sie einst gehörten, zu derjenigen des Speerwerfers hinzukommt. Die bei festlichen Gelegenheiten benutzten Speere sind mit einem großen kegelförmigen Federschmucke geziert, welcher sehr knnstreich hergestellt und gewöhnlich blau, grün und weiß gefärbt ist. Die Federn gewinnt man von den buntgefiederten Papageien, welche anf diesen Inseln massenhaft vorkommen. Ihre Tanzkenlen sind ebenso geschmückt. Bei einigen Tänzen haben sie in jeder Hand ein „Mar-largen;" dies ist ein dünnes Stück Holz mit cingcschnittenen Menschen- oder Tiergestalten; da es ganz leicht nnd dünn ist, biegt und bcngt es sich bei jeder Bewegung des Tänzers. Die Eingeborenen haben auch die sonderbare Vorstellnng, daß der Schädel nach dem Tode der Platz ist, wohin der Geist des Verstorbenen bei der Rückkehr von seinen Wanderungen sich begicbt. Aus diesem Grunde gebranchen sie die Schädel verstorbener Freunde bei ihren Tänzen. Sie schneiden nämlich die Schädel halb durch, entfernen alle kleinen Knochen oder Weichtcile von der Gestchtshälfte und geben der Außenseite durch Auffüllung mit Gnmmi, Kalk u. s. w. möglichste Ähnlichkeit mit einem Menschenantlitz. Quer über die Rückseite des Unterkiefers befestigen sie ein Stück Holz, welches die tragende Person in den Mund nimmt. Solche Masten gebraucht man bei dem früher beschriebenen „Toberrantanze". Die wnndärztlichen Wortzeuge der Eingeborenen sind ein Stück Obsidian, ein Haifischzahn und, wenn zu beschaffen, ein Stück von einer Glasflaschc. Im Falle eines Bein- oder Armbrucheö wird das Fleisch bis 145 Powell, Unter bcu Knnnibalen. 10 Speer, Neulrland. Speer mit Menschniknochen, Neubiitcmnien und Neuirland. Speer mit Kasucnlralle, Txacicus V^i, Nenbvitaniucn. (T, 1^3 »nd 144.) 14(i Siebentes Kapitel. auf den Knochen aufgeschnitten, das zerbrochene Stück wird in seine richtige Lage gezogen, ein Stuck Bambns unmittelbar anf den Knochen gelegt, und die Wnndc dann verbunden. Wenn der Knochen sich gesetzt hat, kommt der Bambus durch die Ossnnng des Schnittes heraus, und die Wnndc läßt mau nun heilen. Ich habe Männer, welche sich dieser Behandlung unterzogen hatten, mit Leichtigkeit gehen sehen. Ich habe auch einen Mann gesehen, welcher falsche Zähne aus Perlmutter hatte. Um dergleichen einzusetzen, schneidet man das Zahnfleisch bis zum Knochen auf, führt ein Stück Perlmutter von der erforderlichen Größe in die Offnnng ein, so, daß es auf dem Knochen festsitzt und läßt nun das dnrch ein Stück Bambns zusammengedrückte Zahnfleisch wieder zusammenheilen. Um die Heilung nicht zu stören, nimmt der Betreffende in der Zwischenzeit nnr weiche Nahrnng zn sich. Bei jedwedem örtlichen Leiden läßt man an der schmerzenden Stelle zur Ader. Hat jemand Kopfschmerzen, so binden sie ihm über der Stirne ein Band straff um deu Kopf nnd machen dann tiefe Einschnitte in die Haut, bis reichlich Blut fließt. Wcnu genug geflossen ist, hemmen sie die Blutung mit gebräuntem Kalte. Es ist eiu gewöhnliches Ding, jemanden mit solchen Aderlaßmalen auf Gesicht, Brust, Armen, Beinen nnd Banch zn sehen. Tie Wundärzte sind auch Zauberer uud Wind- und Regenmacher. Sie behaupten, jede Krankheit heilen und jede Person, gleichviel wie weit eutfcrnt, trank macheu zu können. Ebenso, daß sie Wind und Negcn in ihrer Gewalt haben. Ich war einst Zenge einer sehr sonderbaren Heilung durch einen dieser Windmacher uder Ärzte- der Vorgang zeigt, wie viel Betrügerei mit ihrem Thun vermengt ist, und eine wie große Hilfe in einer Krankheit der Glaube ist. Ich brauchte einen Manu, welcher mit mir in einem Kahne nach einem ziemlich entfernten Platze fahren sollte. Als ich zu dem Hanse des Betreffenden kam, sagte mir seine Fran, er sei krank und könne nicht mit. „Oh", sagte ich, „ich will ihm ein schönes, großes Geschenk geben, wenn er mitfährt, uud anßerdem etwas für das Leiheu des Kur eines Eingeborenen. 147 Kahnes." „Gut", erwiderte sic, „willst Du dm Arzt für ihn bezahlen? Dann kann er vielleicht mit." Ich sagte zu, und dcr Arzt wurde geholt. Der Kranke kam nun aus seinein Hause heraus und sah wirklich recht krank ans. Ich suhlte ihm an den Puls, besah mir die Zuuge, und es schien mir, als leide er an einer Art Fieber. Als dcr Arzt kam, fragte er znerst den Kranken, was er fühle; dcr Mann sagte es ihm, und uuu sprach der Arzt: „Oh, Du hast zwei Würmer im Viagen; ich kann sie sehen, werde sie wegnehmen, und Du wirst gauz gesuud sein." Nnn mußtc der Mann sich anfrecht hinstellen, mit den Händen über dem Kopfe, der Arzt wedelte mit Iugwerzweigen nm ihn herum und ließ dabei eine Art vou Gesang hören. Hierauf nahm er etwas gebrannten Kalk iu die hohle Haud und blies ihn dreimal gegen des Mannes Magcugegcud; dann kratzte er mit einem Filiger dcu Nabel desselben, indem er seinen Mund allmählich der Magengegend des Krankell näherte nnd den Atem einzog. Die Fran gab ihm sodann eine halbe Kokosnuß voll Wasser, welche er in die linke Hand nahm, seinen Mund nahe an den Nabel des Mannes hielt, dann plötzlich zurückfuhr nnd sich heftig über dcr Kokusschalc zu würgen begann. Sofort siel ihm ein großer Wurm aus dem Mnudc. Dann wiederholte sich dcr ganze Vorgang, und der Arzt fagte dem Kranken, er fei nnn gesnnd. Dcr Main: ruderte mich wirklich bis zu mciuem Ziele uud wieder zurück — eine Ent-feruung vou etwa 48 Km. Ich sah mir die Würmer an; sie glichen keinen, die ich je gesehen hatte, nnd hätten ihrer Erscheiunug uach wohl aus einem Meuschenkörper stammeu können. Einem der eingeborenen Knaben, welche mich zum Hause des Kranken begleitet hatten, machte ich begreiflich, daß ich den Arzt für einen Betrüger hielt; dcr Junge drehte sich nach mir um uud rief: .Mas, nennst dn das Betrug?" Gewiß war das Knnststückchen sehr geschickt ausgeführt uud hatte den gewüufchteu Erfolg. Will ein Häuptling eine Handelsreise mit seinen Kähnen machen, so befragt er im allgemeinen erst einen dieser Windmacher und be- 10* 148 Siebentes Kapitel. zahlt ihn, damit er gutes Wetter besorge. Natürlich gehört es zum Geschäfte dieser Leute, mit dem Wechsel der Witterung durchaus vertraut zu seiu, uud weun sie sehen, daß dieselbe wahrscheinlich uu-günstig werden dürfte, schützen sie alle Arten uon Entschnldigungs-grüuden vor. Manchmal sagen sie, eiu anderer Häuptling reise in entgegengesetzter Richtung, uud sie könnten, sv lange er unterwegs sei, den Wiud nicht drehen. Dies ist uur eiue der vielcu Entschuldigungen, mit denen sie ihre betrogenen Kunden hinhalten. Wenn sie jedoch sehen, daß sie anf fchöues Wetter rechnen dürfen, schließen sie mit dein reiselustigeu Häuptlinge eiucu möglichst vorteilhaften Handel ab; sollte nun während der Reise schlechtes Wetter eintreten, so schieben sie es sclbstvcrstäudlich auf ungenügende Bezahlung. Es sind sehr verständige, kluge Leute, diese Windmacher, und müssen es sein: sonst würden sie schnell ihre Kuudschaft verlieren und ganz wahrscheinlich einen Speer durch den Leib bekommen. Wenn sie angeblich den Wind aus der gewüuschteu Richtung wehen machen, nehmen sie gebrannten Kalk in die Hände und werfen ihn, dabci fortwährend singend, in die Luft, Tann wedeln sie mit Reisern von Ingwer uud andern Pflanzen, werfen sie iu die Höhe und fangen sie wieder anf. Zuletzt zünden sie mit diesen Reisern auf der Stelle, wo der italt am dichtesten heruntergefallen ist, ein Feuer an uud umwandeln dasselbe, indem sie wiederholt leise ein paar Töne singen. Dann nehmen sie die Asche, werfen sie aufs Wasser, und die Geschichte ist vorüber. Dein zufälligen Zuschauer würde es vorkommen, als ob mau einen Gott günstig zn stimmen versuchte oder eiue Art vou Gottes-dieust verrichte. Iu Wirklichkeit ist dies aber uieht so, sondern die schlaueu Schurken wisseil recht gut, wie leicht äußere feierliche Hand-luugeu emeu Eindruck bei ihreu Laudsleuteu hinterlasse», uud wenn nuu letztere all dies seheu, und der Erfolg ihren Wünschen entspricht, so glauben die einfachen Lente, daß der Windmacher eine übernatür- Religion. 149 liche Gewalt besitzt, oder auf jeden Fall eine der ihrigen überlegene. Dies wünscht der Arzt zu erzielen, unl seinen Nnf zn sichln, und daher kann von diesen Ärzten nichts gethan werdeir uhne viel Äußer-lichkoitrn. Vun d^r ^icli^iou dicstr Emgcborcuoi läßt sich schi^cr ctwas Sichcrcs sagm, da bcim ersten Blicke tcin b^stinuutcs G^sch, koinc Ordnnliq odcr auch nur dem ähulichc VorsNlulil^'n vorhlNidcn zu fcin schcincn. Thatsache ist, daß sie keine Kenntnis Uou irgend einem Neubni.iunischn' Kahn, »>iazcUcuhaldi»sc!., Gotte haben — d. l). dou eiuem, luelchein Änbetnuci Zli zulleu ist. Sie glauben allerdings an ein höheres Wesen, welches ursprünglich das Land, ans dein sie leben, schuf; aber sie sprechen von ihm stets als vun einein Wesen, das in längst vergangenen Zeiten lebte, jetzt aber nicht mehr vorhanden ist. Einige habe ich saaen hören, es sei ein ungeheures Schwein gewesen, welches die Erde anfgewühlt nnd Berge und Thäler geschaffen habe. Bezüglich der Geister verstorbener Freunde oder Feinde sind die Eingeborenen sehr abergläubisch; sie schreiben ihnen bald einen schlechten, bald einen guten Einfluß zu, jenachdem der Fall ist. Gc- ^5l) Siebentes Kapitel. sprächsweise erzählte mir eines Tages ein Greis, die Sterue scion Lmupen. loelche bei den Geistern der Verstorbenen hingen, danüt die Nachtunnneudeu erleuchteten Wog hätten; aber über den Ort, wo sich dic Geister aufhielten, sagte er nichts, und durch eiugehendere Fragen erkannte ich, daß er hierüber keine Vorstellungen hatte. Er wußte nur, daß die Geister übers Wasser zum aufsteigenden Munde gingen und mit ihn: zur Sternenwelt gelaugten, von wo sie ebenso zurückkehrten, nm die Erde zu besuchen. Ich versuchte, ihn durch die Frage, warnm der Mond manchmal groß und manchmal klein sei, zu verwirren; er erwiderte, wenn er klein sei, so wünschten nicht so viele Geister zn wandern; die meisten Leute stürben allemal bei Vollmond, und das sei auch stets 'die Zeit, in der die meisten Geister die Erde zu besuchen verlangten. Ueber eine Mondfinsternis geraten sie in schreckliches Entsetzen; diese Erscheinung geht weit über ihre Begriffe, und sie haben keine andere Erklärung dafür als die uubestimmte Vorstellung, daß die Geister zornig sind. Einst hatte ich einen Eingeborenen au Vord, welcher plötzlich vom Fieber ergriffen wurde; er freilich behauptete, irgend eiuer feiuer Feiudc habe ihn behext. Dies war, wie er mir auseinandersetzte, geschehen durch Vezaubcrnng einiger Vananeuschalen, aus deueu er die Frucht genossen hatte, und Verbrennung derselben. Dies ist der Grund, warum diese Eingeborenen stets sorgsam die Überbleibsel ihrer Nahrung verbergen oder verbrennen; denn mittelst solcher Neste ist es, wie sie sagen, möglich, einen Feind trank zn machell oder gar zu töten. Bei dem erwähnten Manne entschloß ich mich, selbst etwas Zauberei zn versuchen, da dies die beste und einzige Art nnd Weise ist, mit solchen Leuten, wenn sie derartige Einbildungen im Kopfe haben, zu verkommen. Ich einigte mich also mit ihm, sein Übel zu vertreiben, da weiße Männer viel mehr wirkliche Zauberei verständen, als seine Landslente. Ich wies ihn an. sich au den Fockmast zu stellen und einen Penny, den ich ihm in die Hand gab, zu betrachten -^ natürlich nur, damit ich Zeit gewanu. Nun ging ich hinunter Heilung eine«) Kranken. 151 in die Kajüte und befestigte einen langen Faden au dem Abzug einer großen Spieldose, die ich hatte. Dann mischte ich eine starke Gabe Chinin mit Branntwein nnd that ewcn Löffel voll Schwefel in eine Glasröhre. Arzenei, Schwefel nnd Spieldose nahm ich mit mir anfs Deck. die Dose verbarg ich auf der einen Seite des Deckfensters. Jetzt rief ich den Mann anf das Hinterteil des Schiffes, befahl ihm den Mnud zu öffnen und die Augen zn schließen (wie man es mit bindern macht) nud blies ihm den Schwefel in die Kehle. Das brachte ihn fast zum Ersticken, aber etwas Startes mußte ich anwenden, oder er hätte nicht an meine Zauberei geglaubt. Ich ging ein paar Via! um ihn herum und gab ihm nnn das Chinin mit dem Branntweine, Tann befahl ich ihm, sich anfs Deck niederzulegen, und sagte, wenn er einen „Toberran" singen hörte, wäre er vollkommen geheilt. 3)hne mich von meinem Platze zu bewegen, zog ich den Faden an uud so fort begann die Spieldose zu spielen. Der Eingeborene war äußerst aufgeregt, uud als nun vollends die Mnsit anfing, schrie uud kreischte er vor Uuruhe, ja, er wollte weglaufen. Ta5 gab ich aber uicht zu. soudern nötigte ihu, sich auf eine Matte niederzulegen. Bald äußerte der Branutweiü seine Wirknng: er schlief ein, um ganz uud gar hergestellt zu erwachen. Aber der Erfolg davon war ziemlich mißlich; dcnu der Geheilte verkündete mein Lob so sehr unter den anderen Eingeborenen, daß ich mich von Kraukeu überlaufen fah nnd weitere ärztliche Hilfe versagen mnßte. In Bezng anf das Essen gelten sehr verschiedene Gesetze. In .ttininignnun ist Schweine- uud Schildtrötenfleisch für die Weiber „tabu", in K'aravia für die Männer jede audere Spcife als Mcnschcu-fleisch, Geflügel, Fische. Dies ist auch iu Nodup der Fall, oder war es, ehe der Kannibalismns dein Vermuten nach aufhörte. Hundefteisch effen die Eingeborenen sehr gern; aber nur selten wird ein solches Tier verspeist, in der Negcl nur beim Tode eines Häuptlings, weuu dessen Nachfolger ein Fest giebt. 152 Siebentes Kapitel. Auch jnngc Alligatoren betrachtet man als Leckerbissen; Kasuare, Känguruhs, Großfnßhühncr werden gegessen; Vogeleier sind sehr zahlreich, in mancheu Gegenden auch die der Großfußhiihner — letztere sind sehr nahrhaft. Die Kasuareier werden in der Negel ausgcb lasen, ehe man sie genießt, da die Schale als Schmuckgegen-stand sehr geschätzt ist. Schildkröteucicr verzehrt man sowohl roh als gekocht in großer Menge, ferner giebt es eine Art Spinnen, welche als hochfeine Speise gelten. Mau cutfernt die Bciue, bringt die Körper in einer halben Kotosnnßschale übers Fener und ißt sie, wenn sie ganz durchhitzt sind. Zur Speise dienen ferner: Fliegende Eichhörnchen, Flederhunde und Fledermäuse. Mms, Aarouswurzel uud Bataten bildeil das gewöhnliche Gemüse; aber mau kocht auch die Blätter der Aarous-wurzel und der Batate. Bananen ißt man selten in reifem Zustaudc; gewöhnlich pflückt man sie ganz grün uud kocht sie; es wird behauptet, sie seien so gesünder als reif gegessen; anch ist die gewöhnliche Brot-frncht nnd die Iaka-Frucht eine fchr gebräuchliche Speise. Um zu kochen, gräbt man eiu Loch in den Boden und zündet ein Feuer darin an, in welches man eine Anzahl harter Steine wirft Kochkunst. 153 und sic rotglühend werden läßt. Soll nun cm Schwein gebraten werden, so steckt man mit Bambnszangen einige dieser Steine inwendig in das tote Tier, nachdem dasselbe über Grasfener abgesengt und gereinigt worden ist; dann wird es ill Vananenblättcr eingeschlagen, in die Grube gelegt und mit den übrigen Steinen zugedeckt. Darauf wird das Ganze mit Vananenblättcrn belegt und mit Erde zugeschüttet. Nach etwa 2 Stnuden nimmt man das Schwein heraus und schneidet die Hant mit einer scharfen Muschel oder einem Stücke Obsidian in kleine Vierecke. Jede andere Speise wird ähnlich behandelt, da sie keine Koch-gcfäßc haben. Mau bereitet eine Art Kuchen von Mehl ans dein Kerne der Tan-Frncht und auch vou gestoßenen „Tumnps" oder wilden Mandeln. Man räuchert Schweinefleisch und einige Fischarten, um sie aufzubewahren. Salz kommt ine zu ihren Speisen, noch scheinen sie eine Vorstellung von seiner Notwendigkeit zu haben — ausgenommen als Arzenei. Als solche steht es bei den Vinuen-oder Bnschstämmcn hoch im Preise; diese kanfen Salzwasser in Kokus-nnßschalcn nnd Vambnsflaschen von den Küstcnbcwohnern. FlschfcM a»Z Stachclpalmc, Ncul'ril^u,üc,i (S. 157). 154 Siebentes Kapitel. Man ißt alle Arten von Schaltieren und die nieistm der Seefische und Aale- einige Arten aber gelten als sehr giftig und sind es auch unzweifelhaft; denn ich habe einige meiner ^ente nach dem 1. Perlimischcltrrer mil SchildNothalen. 2, Haken au» einem eisernen Nagel. 8, nnd 4, Echild-krctlMn. 5. Haten ans VennZmulchclschalc. (<2, 1W.) Genusse eines von einem Eingeborenen als giftig bezeichneten Fisches sehr krank gehabt. Tintenfisch essen die Eingeborenen sehr gern; vor den: Kochen wird cr mit, einem schweren Steine tüchtig gepocht. Man kocht ihn unter Zusatz von Kokosnußmilch, die ihm einen köstlichen Duft verleiht. Nexbviiannijche? Dcrf, G>>zell?>U)a>tinsel (S, 158), Fischfallen. 157 Auf diesen Inseln kommt eine kleine Biene vor, deren Honig ganz ähnlich schnackt wie Himbccressig und als großer Leckerbissen gilt. Die Speisen der Eingeborenen find im ganzen sehr gnt, und ich uiuß gestehen, daß ich die meisten ihrer Gerichte gern gegessen habe. Gute Aaronswurzel ist das beste Gemüse, das mir je vorgekommen ist. Zum Fischen benutzt man schön gearbeitete Fischfallen, sowie Angel nnd Netz. Diese Fallen sind mit einem Seile aus gedrehtem Rohre an einem Steine festgebunden. Man fischt mit ihnen znweilen in beträchtlichen, bis zu 180 in betragenden Tiefen. Die Falle besteht ans geflochtenem Rohre, ist fchr hübsch gearbeitet und gleicht im Mnstcr etwa dem Sitze eines Rohrstuhles. Sie ist ein längliches Faß, an beiden Enden offen, uud von der Öffnnng uach innen zu sind dünne, spitzige Nohrstäbchen angebracht, so, daß ihre Spitzen sich gegenseitig nähern, aber einen Naum lassen, durch welchen der Fisch hineiu schwimmen kann. Am Herausschwimmen hindern ihn die Stäbchen. Eine audcre Falle wird aus Stachelpalmzweigeu hergestellt, Sie werden alle an einem Ende zusammengebunden uud mit Bast iu die Gestalt eiues hohleu Kegels gebracht; die Stachelu sind innen alle nach seiner Spitze zu gerichtet; in dieser briugt mau . eine Lockspeise an. Ein Stück leichtes Holz ist mit einem laugen Faden an der Falle befestigt. Mit dieser Falle taucht der Eingeborene uuter uud bringt sie an der Ecke eines Nisfes an; auf den Bind fädelt nahe an der Falle wird ein Stein gelegt, fo daß das Holz an der Oberfläche des Wassers schwimmen kann. Wenn ein Fisch den Köder sieht, fährt er in den Kegel hiuein uud kommt so ohne Schwierigkeit in die Falle; will er hinterrücks wieder heraus, so fängt er sich selbst in den Stacheln nnd zerrt dnrch seine wilden Vemühnngen, sich zu befreien, dcu Bindfaden nnter dein Steine hervor. Sieht nun der Eingeborene das Holz sich bewegen, so springt er in das Wasser nnd zieht die Falle ans Land. 15i8 Siebentes Kapitel. Angelhaken fertigt man von Schildkrot, bewegliche Köder von Perlmuschel; letztere haben Fischgcstalt und einen Schildtrothakcn am Ende. Auch wird ein Speer mit 5 Spitzen gebraucht; eine Spitze befindet sich in der Mitte, die 4 anderen um sic herum. Es giebt eine Schlingpflanze, welche zerquetscht und ins Wasser geworfen wird; die Fische fressen sie nnd werden anscheinend betrunken: sie kommen in die Höhe, sind ganz hilflos, und in solchem Zustande eine leichte Vcnte der Menschen. Die Häuser dieser Eingeborenen, in der Ncgel unbcdeutcud, sind oft mir kleiue Vambushüttcu, mit Gras oder Zuckcrruhrblättcrn gedeckt. In jedem Dorfe werden zwei große Häuser gebaut, eines für die Manner, das andre für die Frauen. Kein Maun darf in das Fraucnhaus, keiueFrau indasMänncrhaus; letzteres dient gewöhnlich als Nathans. An beiden Seiten der Hänser entlang erstrecken sich Bambuspritscheu, die als Sitze und Betten dienen. Die Häuser werden im allgemeinen in der Form einer Ellipse gebaut; das untere Elide des Daches ist weniger als 1 ni vom Erdboden entfernt, aber die Wände sind ea. 1,8 in hoch, und die Höhe des Daches beträgt etwa 5,5 ni. Das Innere ist sorgsam mit dem Rauche vouKokosnußschaleu geschwärzt, welcher eine glasartige Oberfläche bekommt uud sich uicht abreiben läßt; auch bewahrt er, wie die Eingeborenen mir versicherten, das Hotzwerk vor Fäulnis uud Würmern. Außeu herum stehen gewöhnlich buntfarbige Pflanzen, und der Erdboden wird schön rein erhalten; das Ganze umschließt ciue Bambus hecke. Gegenüber dem Hause des Häuptlings befindet fich in der Negcl der „Tabubaum", über und über mit den Unterkiefern von Schweinen behängt. An diefem Baume werden die unglücklichcu Schlachtopfer getötet, und ihre Körper zum Verkaufe ausgestellt. Meisteus ist der Baum sowohl mit roten nnd weißen Strichen als anch mit Darstellungen von Gesichtern bemalt. Achtes Kapitel. Unerforschter Ceil Ncubritannicns. — Arglist Tarlilys. — Junior-Mission-kiouse-sioint. — Scheingefecht von Knaben. — Sandkuchen. — Marktweiber. — Kinderspiele. — Zuckerrohrbau. — siort Webber. — Tättowieren eines Kriegers. — Armringe. — Gastfreundschaft und Anerbieten eines Eambira-Häuptlings, — Seine Cabuhiitte. — Rathaus. ^- Sein Vesuch. — Ein Schuß. — Vie Spieldose. — Vas faule Ei. — Eingeborene der INaterbcrt-Insel. —-wie man Feuer und Wasser trägt. — Begräbnis. — Furchtsamkeit der Eingeborenen von Matukanaputa. — Tanz, — Verschiedenheit der Karten. — Atmosphärische Erscheinungen. — prächtiges Vild. — Krokodile als Fliegenfänger. — Rover und die Krokodile. — Scm-si-gorro. — Unsere Tiere. — Caubenfangen. — Jagd auf Frauen. ?>as bisher Erzählte bezicht sich nur auf den Osten und einen Teil des Nordens vun Neubritannien — von Neturn-Point bis zn Kabakadaie — uud auf die Iusel Duwof-York. Ich bitte nun den Leser, mich in den westlichen nud bisher uuerforschten Teil Ncubritannicns, zwischen Kap Lambert, einer nördlichen, uud Kap Gloucester, der westlichsten Spitze dieser Inseln, zu begleitcu. Vom Kap Stephens nach Westen hin an der Küste der Distrikte Goonan und Nutcrwul, welche an der Tarlily-Bai cudigeu, befiudeu sich 5>ainc vou Kokospalmen, vermischt mit andern Frnchtbänmeu, wie z. B. Brotfruchtbäumeu, Banancu, Tumufts; weiter im Inuern erbeben sich die Gipfel der zierlichen Vetclnußpalmcn über den gruueu Wald, und im Hintergründe steigen vulkanische Auswurfsmasseu, wahrscheinlich viele tauseud Jahre alt, cmvor, bcwachseu mit Gras. welches 1^f) Achtes Kapitel. von weitem weich und sammetartig aussieht, in Wirklichkeit aber höher als ein Mann und schr oft ranh nnd during ist. Seltsamer Weise kennt man in Nutcrwnl dcll Dnck-Dnck nicht, obgleich er nnter den benachbarten Stämmen überall in Ansehen nnd Thätigkeit ist. Ich habe nie einen Grnnd für diese gewiß sehr merkwürdige Thatsache gefunden. Tarlily-Bai ist von verhältnismäßig niedrigem Lande umgeben; ausgedehnte Vananenpflanznngen grünen bis nahe an den Strand herunter. Etwa ^—1 kni landeinwärts steigen. beträchtlich hohe Hügel empor. Die Bai ist nach dem Häuptlinge benannt, welcher die schon erzählten ernsten Streitigkeiten hervorrief. Dieser Mann war sicherlich der arglistigste Häuptling, dein ich anf der Insel begegnet bin, und zugleich eiuer der furchtlosesten. Er war, so lange mein kleines Fahrzeug in der Bai aukcrtc, bestäu-dig an Bord, augenscheinlich gauz davon überzeugt, daß ich mich uic eines gemeinen Vorteils über ihn bedienen würde, obschon ich in dem vergangenen Kampfe gegen ihn schr thätig gewesen war nnd ihn jeden Augenblick hätte gefangennehmen können; ja, schließlich versprach cr, mit nur zn Herrn Vrowu nach Dutc-of-Dort zu fahren, wenn ich mich für seine Sicherheit verbürgte. Leider hatte ich nie Gelegenheit, diese Fahrt zu uuteruehmcu. Er ist klein uud mit der Buckwar-Krankheit behaftet und überhaupt schr häßlich, aber seine Angen sind lebendig, durchdringend nnd sehr verständig. Trotzdem er ciu arglistiger, grausamer Kannibale ist, so glaube ich doch, daß er es nur ist, weil er es nicht besser weiß, oder — was vielleicht richtiger — infolge der Macht der Gewohnheit. Iumor-Mission-House-Poiut ist der uördlichstc Punkt von Ka-bakadaie; seit knrzem ist hier das Wohnhans des zweiten weißen Missionärs errichtet worden. Es ist ein ziemlich heißer Ort sür ihn: anf der einen Seite hat er Tarlily und anf der andern einen Häuptling Namens Vu-lilli, der alles audre ist, uur kciu wahrer Missious-freund. Nach der Tarlily-Bai zu fällt das Kap in ciuer jähen, etwa Knabengefechte. Ißi 12 in hohen Klippe ab; an der Zcordwestscitc ist cs weniger schroff; landeinwärts sind mäßig steile Hügel. Ungefähr 400 m von der fast geradlinig in westsüdwestlicher Richtung nach Shoal-Point lausenden Küste von Kabakadaie dehnt sich ein beträchtliches Fransenriff ans; zwischen ihm und der Küste kann ein Boot fahren. Anf der hohen See vor dem Riffe ist guter Untergrund; die Tiefe des Wassers schwankt zwischen 11 und 36 in. Es ist ein liebliches Stück Erde, diese Küste von Kabatadaie, mit ihren vielen Palmcnhainen nnd gröberen oder kleineren Dörfern, während nach dem Innern zn hohe, hie und da mit vielfarbigen Büschen und Bäumen belebte Hügel dem Auge sich darbieteu; am Strande liegen viele Kähne und mächtige Längen von „Cndda" oder Rohrscilcn samt den „Wuhp" oder Fischfallen, welche durch sie in tiefem Wasser festgehalten werden sollen. An vielen Orten erblickt man den eigentümlichen, phantastisch bemalten Zaun, welcher deu Tabnplatz des Dnck-Dnck kennzeichnet; innerhalb der Einzäunung sieht man das unvermeidliche Haus dieses Herrn, in welchem er dein allgemeinen Glauben nach wohnt. Zu Zeiten kann man hier fremdartige Gestalten auf dem Strande hin-tanzen sehen und das sonderbare Geschrei ansstoßcn hören, welches seine Annäherung verkündet. Anderswo ist auf einem offeueu Platze eine Menge von Knaben in einem Scheingefechte begriffen. Sie teilen sich in zwei Hälften, nud jeder sammelt möglichst viel grüne Früchte eines an der Küste häufigeu Baumes; auch hat sich schou jeder mit langen grünen Rohrstengcln versehen, welche auf sumpfigem Boden wachsen. Wenn genügender Schicßbedarf vorhanden ist, beginnt der Krieg; die grünen Samen dienen als Schlcudergeschosse. die Nohrstengcl als Speere, und die kleinen Krieger gebrauchen beide Waffen mit großer Genauigkeit. Oft versieht ein Greis die Stelle eines Lehrers uud Schiedsrichters. Solche Kriegsspiclc setzt man mit lebhafter Teilnahme stundenlang fort, nnd dadurch gewöhnen sich die kleinen Bnrschcu Pvwell, Uülcr den Knnnibnlc», 11 162 Achtes Kapitel. an den Gebrauch ihrer landesüblicheu Waffen; einige erlangell in Allwendung der einen oder der andern Waffe, wohl anch in beiden, große Geschicklichteit. Eich fangen zu lasfen, ist eine große Schmach; daher üben sie sich ebensowohl im Rennen als im Schleudern und Speerwerfen. Ich habe mit den Schleuderfrüchten recht derbe Treffer alisteilen sehen-, aber da die andern darüber nnr tüchtig lachten, so vermute ich. daß man sich alls solchen Kleinigkeiten nicht lliel macht. Weiterhin sieht man vielleicht einen Hänfen von Kindern beiderlei Geschlechts, welche beschäftigt sind, mit den Händen kleine längliche Sandtuchen zn macheu und sie in die Luft zu werfeu, daß sie ins Wasser fallen. Es kommt darauf an, daß möglichst viele nnzer-brochcn das Wasser berühren; und je höher sie geworfen werden, desto besser. Wenu sie ganz ins Wasser fallen, so hört mau dies an dem Tone, welcher dabei entsteht. Für jeden Kuchen, der nicht in der Luft zerbricht, macht der Werfer mit dein Fuße einen Strich in den Sand; mißglückt aber ein Wurf, so muß er die Striche tilgen und von nenem anfangen. Oft habe ich erwachsene Männer und Franm dieses Spiel spielen sehen, habe es m«ch selbst verflicht; der Erfolg ist aber nicht leicht. Die Eingeborenen lieben es sehr und spielen es wohl einen ganzen Tag. Zuweilen kann man anch eine lange Reihe von Frauen sehen, welche mit ihren schweren Bürden znm Markte zieheil, einige mit Körben voll L)ams, andere mit Aaronswurzel, Kokosnüssen n. s. w. Die Tragbänder gehen über den Rücken und quer über den Vorderkopf hinweg. Oben anf den Körben liegt in einem maschigen Beutel wohl auch der jüngste Sproß der Familie, entweder ganz behaglich schlafend oder in ernsthaftester Weise die frische Luft atmend. Hie und da renneu und spielen Männer und Knaben im Wasser. Ich habe kleine Kinder, welche kanm lanfen konnten, wie Fische schwimmen sehen, sobald ihre Füßchen den Grund verloren; sie scheinen eine augebureue Neigung dazu zu haben, wie Wasserhnnde. An schönen Tagen lassen die Knaben ihre Spielzeugkähue fahren; manche habeu Gegensätze. ^ schöne kleii^e Kahnmodelle, andere sind eben so vergnügt mit einer halben Kokosnußschale, in welcher sie einen aufrecht stehenden Stock nut einem Blatte daran, welches das Segel vorstellt, befestigen-letzteres ist etwas sonderbar, da weder die Neubritanmer noch die Nenirländer eigentliche Segel haben, sondern nnr eben eine Matte an einer Stange, nm sich vom Winde treiben zu lassen. Vielleicht kommt den Inngen der Gedanke von den Fahrzeugen, welche sie vurüberfahren sehen. Alles in allem gewährt dies ein sehr belebtes Bild und wenn nlan dem fröhlichen Treiben an der Küste zusieht und das herzliche Lachen vom Strande herübertönen hört, so kaun mau sich schwer die Thatsache vorstellen, daß vielleicht schon morgen einige der Leute ciuen armen Teufel, der iu ihre Hände gefallen ist, martern und essen werden. Ein solcher Gedanke zu solch einer Zeit anscheinender Glückseligkeit und Unschuld ist recht störend und uuliebsam — aber es ist nur zu wahr, daß hier, wo die Natur ihre größte Kunst augcwendet zu haben scheint, um die Erde zu verschönen; hier, wo ihre verschwenderische Hand nichts gespart hat, um diese Inseln als ihre erlesensten Lieblinge zu kennzeichnen —, daß hier ihr vollkommenstes Werk, der Mensch, das einzige schlechte, verworfene Geschöpf ist. Auf unserem Wege nach Port Webber kamen wir am Midway-Riffe vorüber' es liegt fast in der Mitte zwischen Shoal-Point und der Man-Insel-, bei niedrigem Wasser ist es sichtbar. Sodann kommt die Luin-Bai, ein hübscher kleiner Ankerplatz für kleine Schiffe während des Südostmonsnns. Von der Bai öffnet sich landeinwärts ein Thal, gebildet von den Kabakadaic- nnd Luiu-Hügeln; es ist hübsches, offeues Laud, wohl geciguet für Zuckerrol)rbau, sollte ich meinen — wenn es nnr in diesem Teile der Erde Mühlen zum Ausquetschen des geerntetcn Rohres gäbe. Aber ehe derartiger Landbau hier getrieben wird, werden wohl noch viele Jahre vergehen. Nun folgt Kap Lnin; von ihm an begleitet die Küste etwa 564 Achtes Kapitel. 1600 m weit ein sehr bedeutendes Riff. Luin selbst ist hoch und dünnbewaldct. Jenseit des Riffes zeigen sich einige Fischerdörfer auf der Küste. Zwischen diesem Riffe und dem Eilande Urara liegt die Einfahrt in Port Webber. Wir fahren um die äußerste Ecke des Riffs und steuern an dcr Küste hin; das Riff wird kleiner und kleiner, verliert sich endlich ganz am Strande, und nun sehen wir dm mächtigen Berg Beautemps-Beaupw, welcher dem Schffer eine gute Landmarke abgiebt: denn wenn man gerade anf ihn zu fährt, findet man guten Untergrund, vollkommen ungefährdet durch die Frausen-riffc der Cambira-Küste. Der Ankerplatz, nach welchem wir steuern, stellt sich als der einzige für Fahrzeuge einiger Größe heraus-, er ist gegen dm Südustmonsim geschützt; aber dcr Nordwcstmonstm bläst gerade hinein; allerdings geht innerhalb des Hafens infolge dcr zahlreichen Riffe am Eingänge desselben die See nur seltcu hoch. Der Webber-Hafcn ist eine uugefähr 9,6 wn lange Einbuchtung und während des Südostmousuns fast fo glatt und ruhig wie ein Binnensee. Die Ostküstc desselben geHort, wie schon gesagt, zum Luin-, sciue Südküste zum Cambiradistrikte. Letzterer ist recht bevölkert, uud sehr diele Dörfer lugen aus der dichten Bewaldung der Küste heraus-, die meisten Bewohner finden sich jedoch auf den hohen grasigen Hügeln etwa 3,5 kin von der Küste entfernt, über welche sich dcr Vcautcmys-Beauprs bis zur Höhe vuu etwa 550 in erhebt. Mehrcrc kleine Flüsse hüpfen unter dem Walde hervor nnd bahnen sich durch den Sand ihren Weg in die See. Hier landete ich, und da ich etwas ins Innere eindringen wollte, nahm ich den alten Häuptling des Distrikts zum Führer (sein sehr lauger Name ist mir entfallen). Wir wanderten dann, etwa 10 Personen start, durch den Busch, die Eingeborenen zuerst. An der Küste zieht sich eine kleine Strecke lang niedriges Gebüsch hin; dann hebt sich das Land zu einer Grasebenc; das Gras war an manchen Stellen sehr hoch, reichlich 0,6 m höher als wir; die Pfade warm ganz rcingehalten, aber Tättowieren. 165 uur etwa 0,6 in breit. Wie leicht wärc cs für die Eingeborenen gewesen, in so hohem Grase einen Hinterhalt zu legen, wenn sie Verrath beabsichtigt hätten! Hier könnte man mit einem Speere durchbohrt werden, ohne daß man anch mir im geringsten den Ort, wo der Feind steht, zu sehen vermöchte. Fleckweise war das Gras wegen Mmvflanzungen niedergebrannt. Alle meine Führer waren bewaffnet; einige mit dem gewöhnlichen Holzspecre, wenige andere mit Handbeilen; einer hatte eine Art Schwert aus Kokos- oder Betelpalmsplint mit eingekerbten Zähnen wie eine Säge; sie schlagen damit etwaige Zweige nnd Grashalme, die den Pfad sperren, zurück; ein Mann hatte eine Keule, geformt wie etwa ein Spaten ohne Griff. Solcher Keulen sah ich später viele; das Ende des Griffes ist gewöhnlich mit Flcchtwerk umwunden, manchmal mit verschiedenen Farben bemalt, aber meist mit „Kerbnng" (Kalt) geweißt; das breite Ende ist vertieft, mit einer halbmondförmigen Verzierung auf jeder Seite. Auch eine oder zwei Stcinkeuleu waren vorhanden. Der Häuptling trng einen Kamin mit langem Griffe im Haar — eine Sitte, die fast allen Stämmen im Norden der Insel gemeinsam ist. Einer der Männer war kürzlich zum Krieger geinacht worden und hatte daher Tättowicrnugen (?) auf Brust und Unterleib; seine Haut zeigte iu Schueckenwindungen leichte Einschnitte um die Brustwarzen uud auf dein Unterleibe. In diese Schnitte hatte man, um das Bluten zu verhindern, Kalt ciugeriebm; sonst war die Vorderseite seines Körpers mit roten, blauen und weißen Mustern schön geziert. Der arme Kerl mnßte infolge der vielen Schnitte große Schmerzen haben; denn nach jedem Nicdersitzcn kostete cs ihm viele Mühe, seinen steifen uud wunden Körper ohne Stöhnen wieder zn erheben. Die andern aber lachten ihn aus und betrachteten das als cinen Hauptspaß; ohne Zweifel kannten sie es aus eigener Erfahrung. Als Armbänder trngen diese Eingeborenen schöne schwarz und 166 Achtes Kapitel. gelb gefärbte Grasgeflcchtc, kunstreich mit cingcflochtcncn Quermustern geziert. Diese Bänder werden, so viel ich weiß, von dm Frauen verfertigt; doch habe ich nie eine Frau sie flechten sehen; man trägt sie am Oberarm nnmittelbar über dem Biceps. Wärmn sie so eng sind, kann ich nicht sagen; es ist aber wohl so Sitte. Die Mundart dieses Voltes ist bis auf eine geringe Abweichung in der Aussprache derjenigen, welche die Eingeborenen der Blanchc-bai sprechen, sehr ähnlich. In kurzem gelangten wir auf austcigcndes Land und befanden uns nach etwa 5 kin auf dem Gipfel eines der grasigeu Hügel, welche wir von Port Webber aus über den Bäumen gesehen hatten. Hier war das Gras entfernt; Kokospalmen umstanden in großen Gruppen einen offenen Platz mit mehreren Häusern, in deren Mitte ein besonders großes sich erhob; dieses war das Nat- uud Empfangshaus des Häuptlings; vor ihm befand sich ein großes „Garamut" (eine Holztrommel), welche bei Krieg oder irgend welchen Versammlungen geschlagen wird. Bei unsrer Ankunft rief der Häuptling einige Weiber an; sofort entstand ein großer Aufruhr, und die Frauen liefen nach allen Seiten hin fort. Des Häuptlings erste Frau brachte nuu eiuigc Matten hcrans und legte sie vor dem großen Hause in einem Halbkreise hin; dann lief sie in ein andres Haus, und als wir uns gesetzt hatten — ich und der Häuptling iu der Mitte —, kehrte sie mit Bctcluuß, Pfefferblättern uud einem kleiucu Beutel aus getrockneten Vauaucublättcru, welcher gebrannten Kalt enthielt, zurück; sie reichte uus allen Bctelnüssc uud dcm Häuptlinge den Kalkbcutel; dicscu überreichte der Häuptling höflich mir; als er aber sah, daß ich einige Schwierigkeit hatte, die Schale der Betcluuß zu entfernen, nahm er sie mir weg, steckte sie in seineu Mnnd, biß sie auf uud bot mir den Kern an. Natürlich mußte ich darüber sehr erfreut scheinen und, so gnt es nur möglich war, die Nnß kauen. Bald uachher kamen die anderen Frauen zurück uud brachten alte und juugc Kokosuüsse, an deren Genusse ich mich recht gern beteiligte. Vesuch eines Häuptlings. 167 Wir saßen lange im Gespräche da. Vr fragte mich viel über mein Vaterland und schlng nur vor, ich möchte in seinem Distrikte mich hänslich niederlassen-, er wollte seinerseits mir cm Haus bauen und zwei Weiber taufen, welche die Wirtschaft besorgen sollten: dafür sollte ich mit ihm gegen seine Feinde kämpfen. Ich schlug ihm das nicht rundweg ab. sondern dankte ihm für sein freundliche'? Anerbieten, gab aber vor, ich könne jetzt mein Fahrzeug nicht im Stiche lassen, da ich noch viele Lentc besnchcn müßte. Er setzte mir die Vorzüge Cambiras vor jedem andern Lande der ihm bekannten Welt — diese ging für ihn nicht weiter als höchstens etwa 80 km von Eambira weg — auseinander und schien nicht sehr darüber erbaut, daß ich sein verführerisches Angebot nicht mit beiden Händen ergriff. Indessen versicherte ich ihm, daß ich nach meiner Rückkehr ins Vaterland meinen Landsleuten Cambira in günstigstem Lichte schildern wollte; es sei nicht zu zweifeln, daß alsdann einige zn ihm kommen würden. Dies beruhigte ihn einigermaßen, und er beschenkte mich nun mit einem Schweine. Ich versprach ihm ein Veil und einige andre Geschenke, wenn er mich an Vord besuchen würde. Letzteres sagte er zu. Er war hierauf sehr gütig uud freundlich gegcu mich und zeigte nur schließlich sogar scineu sehr beträchtlichen Tabnschatz. Sein Tabu lag in einer kleinen Hütte, in welcher einige seiner Frauen schliefen, uud war schön zusammengerollt in Körben ans gespaltenem nnd geflochtenem Rohre, der Form nach ungefähr einem mit Flechtwcrke bedeckten Schwimmringe ähnlich. Jede Nolle enthielt etwa 20!» Faden Mnschclgeld, nnd meiner Schätzung nach lagen wenigstens 4 Dutzend Rollen auf den Matten in der Hütte. Im Falle eines Angriffs tragen die Weiber das (Neld f^ ^,h verstecken oder vergraben es an einem vorher bestimmten Platze. Zunächst betrateu wir nun die große Hütte oder das Rathaus. Allerdings habe ich keinen sicheren Grund, die Hütte ein „Rathaus" zu nennen; wahrscheinlicher Weise würde sogar eine etwaige 168 Achtes Kapitel. Beratung unter freiem Himmel stattfinde»:. Aber welchem anderen Zwecke hätte es dienen köunen? Es hätte vielleicht das Schlafhans der jungen Männer fein können, wie man deren in andern Gegenden Neubritanniens findet. Aber ich habe keine jungen Mänuer erblickt außer denen, welche mit uns kamen, und diefe wohnten gar nicht hier; alle übrigen Häufer aber gehörten entweder den Frauen des Königs, feinem Fleischer oder Sprecher und deren Weibern. Aber es mag ein Haus für die Besucher des Häuptlings gewesen sein. Natürlich war es inwendig mit dem Rauche von Kokosuußschaleu geschwärzt, wie alle Hütten der Eingeborenen, und mit den Kinnbacken grußer nnd kleiner Schweine geziert: etliche Speere nnd Keulen lehnten an feinen Wänden. Seine Länge wird etwa 15, feine Breite ö, feine Höhe 2,7 in betragen haben; auf 2 Seiteu befand sich je ein Eingang. Nie Wände waren nicht höher als 1,5 ui; das Dach ragte weit über dieselben hervor nnd berührte faft deu Erdboden. Nachdem der Häuptling nur alles feiner Meinung nach Merkwürdige gezeigt hatte, fetzten wir uns wieder auf die Matten nieder, und jetzt brachten uns Franen Hühner, die in Vananenblättern mit Kokosnußbrühe und kleinen Jams gekocht waren-. auch gab es ge-backene Aaronswurzel und jnnge Kokosuüsse. Da ich fehr huugrig war, mundete mir alles aufs beste. Hierauf gcnoffon wir wieder Betelnuß, und dann verließ ich ihn, nachdem ich den Fraueu allen Tabak, den ich bei nur hatte, sowie ein paar Perlen gegeben hatte. Sie schielten darüber fehr erfreut. Begleitet von einigen der Führer, welche das Schwein auf einer Bambnsftange trngen, begab ich mich wieder an die Küste hin-nnter, belohnte meine Führer mit Tabak und ging an Bord. Am nächsten Tage kam, seinen: Versprechen gemäß, der alte Häuptling; er besah sich sehr aufmerksam mein ganzes Fahrzeug, aber ganz besonders neugierig die kleinen Drehtanouen. Daher lud ich, um ihm emeu Gefallen zu thun, die eine blmd und feuerte sie ab; er erschrak entsetzlich und sank rückwärts aufs Deck nieder, schüttelte Faule Eier. , 169 den Kopf und fuchte den Knall aus dm Ohrcn heraus zu ziehen. Ich tonnte das Lachen nicht verbeißen, sagte ihm aber: „Putta mat" (d. h. „nicht töten jemand"), und das brachte ihn wieder zu sich; doch machte er stets sorgfältig einen weiten Umweg um die Kanonen. Die Einrichtung der Spieldose schien er kaum zu begreife»; er hielt, so lange das Spiel danerte, meinen Arm ganz fest, legte dann die Hand alt den Mund uud ließ den bei all diesen Eingeborenen gewöhnlichen Ausdruck des Erstauueus hören: „Wo—wo—wo!" Als ich ihm mm das versprochene Geschenk gab, schien er höchlichst erfreut. Wir hatten hier lebhaften Tauschhandel in Mms, Vogeleiern u. s. w,, auch viel Spaß mit ein paar schlechten Eiern, welche ich, mit dem Austausche so vieler Gegenstände sehr beschäftigt, gar nicht bemerkt hatte, bis H.....mich darauf aufmerksam machte. Ich nahm eiues in die Hand, uud da der Eingeborene, der sie uns verkanft hatte, nicht weit von uns aufrecht ill sciucm Kahne stand, warf ich es nach ihm, gleichzeitig lrufcnd: „Picoyma" (d. h. „es ist schlecht"). Infälligerweisc traf ich ihn gerade mitten an die Stirn, natürlich zerbrach das Ei, nnd sein Inhalt lief ihm in Augen und Mnno. Die andern — nnd es war eine gntc Anzahl da — lachten so darüber, daß sie weinten- ja, manche fielen buchstäblich vor Lachen aus ihrem Kahne ins Wasser. Nie habe ich Menschen so heiter gesehen; sie konnten es gar nicht vergessen, sondern fingen immer wieder von nenem zu lachen an; eine Zeit lang mußte ich deswegen mit dem Handel aufhören. Am nächsten Tage fuhren wir an der Westküste von Port Webber hin nach dem Inselchen Materbert. Unterwegs kamen wir an einem Dorfe vorbei, welches anf Pfählen m einiger Entferuuug vom Ufer im Wasser erbaut war, sehr ähnlich den Dörfern im Pcrftua-Golfe, unr nicht fo groß wie letztere; unter deu Hütten waren Kähne befestigt. Das Dorf war zum Fischfange erbaut; es ist während des Nordwcstmonsuus unbewohnt, weil in Gefahr, völlig fortge- ^ft Achtes Kapitel. schwemmt zu werden. Dic Küste ist hier niedrig und sumpfig, aber hinter diesem Gürtel Flachlandes steigen, schroff und ernst, die großen Vulkangipfcl von Byning empor. Das Iusclchcu Materbcrt scheint von weitem ein Teil Neu-britannicns zu sein, aber in Wirklichkeit liegt es etwa 400 m von letzterem entfernt: cs ist felsig, aber dicht bevölkert. Der Häuptling hieß „Tobrian" und war ein guter, alter Mann, ein großer Freund von mir (er starb kurz bevor ich Ncubritannicn verließ). Die kleine Insel ist gesünder, als die große: dennoch befindet sich auf letzterer, gerade gcgcuübcr dem Materbcrt-Eilandc, ciue ebenfalls recht bedeutende Niederlassung. Aber ein Fluß, welcher sich daselbst ergießt, macht die Gegend etwas feucht, und Sumpffieber sind daher hier nicht selten. Ich bilde mir ein, daß dieser Fluß das kälteste Wasser ent-hält, welches ich in irgend einem Flusse Neubritannicus angetroffen habe, und weil cs eben so kalt ist, so vermute ich, daß es geraden-wegs von den höchsten Bergen von Byning kommt. Die Eingeborenen hier sind eine Mischung von zwei Nasseu der nördlichen Halbinsel, nämlich von der Ost- und Wcstrasse. Viele derselben zeigen jene größere Regelmäßigkeit der Gesichtszügc nud jenes jüdische Aussehen, welches die Eingeborenen der Westseite in so ausgesprochenem Maße bcsitzcu, daß jeder, der sie zum ersten Male sieht, cs sofort bemerken wird, während die östlichen Eingeborenen weniger scharf geschnittene Züge haben nnd weit mehr ncger-artig erscheinen. Unzweifelhaft sind zwei Arten von Eingeborenen anf Neubritannien: die Bewohner der Ost- nnd Südseite, welche von den Salomoninseln, nnd die der West- uud Nordseite, welche vou der Nordostküstc Neuguineas gekommen sind. Es ist bemerkenswert, daß Dampier, als er Port Montagn besuchte, jenes Land „Birara" nennen hörte. Dieser Name tancht nach eiucr beträchtlichen Nuterbrechung gerade nördlich von der Spacious Bay an der Ostküste wieder auf. Ich denke, dies beweist doch wohl einigermaßen, daß einst die Südost- nud die Nordwestküste Neubritanuicus vou Materbert-Insel. 171 einem Volke lnit gleicher Sprache bewohnt war — einer Sprache, welche noch jetzt derjenigen etwas ähnelt, die in einigen Teilen der Salomoninseln lebendig ist. An der Sparions Bay, wo Neubritannien sehr schmal ist, findet man dieselbe Art von Eingeborenen wie an der westlichen und nördlichen Küste, nnd ganz gcnan dieselben Stämme, wie an der Open Bay der Nordwcstscite. Während ich in diesen Gegenden war, trieb nahe bei dem Gazelle-Point ein Kahn mit einem Weibe und einem Knaben ans Land; nach dem, was ich über die Beschaffenheit des Kahnes erfahren kotinte, nmß es einer von den Salomon-infcln gewesen sein. Die Fran wurde getötet nnd gegessen, aber den Knaben ließ man leben, nnd ich habe ihn später an Bord eines Schiffes der Herren Oodeffroy gesehen. Nach feiner Sprache und Erscheinung war er zweifellos von den Salomoninseln, wenngleich er sehr verwirrte Vorstcllnngen bezüglich des Ortes, uou woher er gekommen war, hatte. Doch nehmen loir unsern Faden wieder anf: Die Eingeborenen von der Materbert-Insel sind unzweifelhaft eiue Mischrasfe, gebildet von Einwanderern aus Osten und solchen ans Westen. Sie gebrauchen dieselben Gerätschaften wie die östlichen Eingeborenen und sind große Fischer. Ich habe scholl gearbeitete Netze bei diesem Volke gesehen, darunter eines von mehr als 36 in Länge und 2,1 in Breite. Unten waren an demselben Steine oder Korallcnstücke befestigt, während die Schwimmer ans leichtem Holze, welches znr Gestalt eines Fifchcs geschnitzt war, bestanden. Ihre Kähne sind groß nnd zahlreich; einige faffen bis zu 20 Mann. Fiir lange Handelsreifen verficht man sich mit etwa 1,8 m langen Bambusstückcn, deren Knoten bis anf den untersten durchbrochen sind. Mall füllt diese Bambusrohren mit Wasser an und verschließt sie mit einem in Banaucnblätter gewickelten Steiue, der in die oben befindliche Knotenüffnung gepreßt wird. Das Wafscr bleibt lange Zeit hindurch frisch nnd kühl. Als Eßvorrat dienen 172 Achtes Kapitel. gebackene Jams und Aaronswurzel. auch geräucherte Fische. Nm Feuer mit sich zu nehmen, wenden die Eingeborenen ein anch anderswo beobachtetes Mittel an. Sie stopfen eine Kokosnußschale mit der weichen Derartigen Hülle der Kokosnuß voll und legen dann einen rotglühenden Feuerbraud in die Mitte. Die Kokosfaser glimmt nun :j oder 4 Tage lang, nnd so tonnen sie überall nnd jeder Zeit Feuer anzünden. Man hat anch eine Art von Tabak, der zu einer rohen Cigarre zusammengerollt wird', beim Rauchen drücken die Eingeborenen dieselbe mit dem einen Elide gegen einen brennenden Stock, nehmen einen langen Zng, verschlucken den Ranch und behalten ihn während beträchtlich langer Zeit bei sich, bis sie ihn allmählich durch die Nase wieder ausstoßen. In der Ncgel nehmen sie nnr einen Zug auf einmal, und geben die Cigarre dann ihrem Nebenmanne. Das Blatt ähnelt dem Tabakblattc sehr: es wird aber nnr ein wenig an der Sonne getrocknet nnd sieht, wenn es gebraucht wird, noch grünlich aus. Ist es znm Gebrauche fertig, so heißt es merkwürdigerweise mit seinem einheimischen Namen „Sogar". Von der Materbert-Insel ans fnhrcn wir durch eine schmale Straße zwischen einem kleinen Nisse nnd der Hauptinsel und kamen bald darans zu der Insel Matnkanapnta. Auch diese ist hoch, felsig nnd sehr bevölkert. Die Bewohner sind Seeräuber; sie fahren nämlich an der Küste hin nnd überfallen oft die Vhning-Eingeborenen: letztere leben nnr im Busche, iu gewisser Entfernung vom Meere, und haben keine Kähne. Anch treibt man auf den zahlreichen Riffen und Sandbänken, welche in Masse bei Matutanaputa vorhanden sind, starken Schildtrötenfang. Übrigens gleichen die Bewohner von Matutanaputa denen von Materbert in ihren Sitten sehr; in ihrer äußeren Erscheinung tritt aber größere Verwandtschaft mit den nordwestlichen Stämmen hervor. Die Toten werden nnter ihrer Hütte begraben; die Verwandten derselben begeben sich nach dem Begräbnisse auf eiue lange Kahnreise nnd bleiben einige Monate weg. Offenbar geschieht dies ans Matulanaputa. 173 Gesundheitsrücksichten, da die Leichen ganz oberflächlich verscharrt werden; sie sagen aber, es geschehe, weil der Geist des Verstorbenen noch eine Zeit lang in der Hütte verweile, aber endlich, wenn er niemanden zu quäleu finde, fortgehe. Dann kehren die Verwandten zurück und bleiben dort wie früher, als der Gestorbene noch lebte. Ohne Zweifel wirkt der Korallenboden ebenso wie gebrannter Kalt, indem er die Verwesung des Leichnams befördert. Matutauaputa liegt nnr ein paar Kilometer vuu der Byning-Vai entfernt; letztere schneidet beträchtlich ins Land eiu und hat fast allenthalben tiefes Wasser; für kleine Fahrzeuge ist an der Ostseitc der Bai hinter einem Riffe ein Ankerplatz vorhanden. Zuerst ankerten wir an der Westseite, nahe am Lande, uud hier kamen viele Eingeborene ans dem Busche herunter ans Meer, nm uns zu sehen. Anfangs waren sie sehr furchtsam, aber uach vielem Zureden wagte ein Mann, beherzter als die anderen, zn nns herübcrzuschwimmcn. Ich Lsmdjchaft in Neubviwunic,! (Bynixg), S, 17»!. 174 Achtes Kapitel. gab ihm etwas rotes Tuch und Perlen, zeigte ihm eine Hamswurzel uud sagte: „Mm gnlia op" („ich werde für Hams zahlen"). Er war augenscheinlich sehr erschrocken, aber da ihm kein Leid widerfuhr, wurden sie mutiger, und viele brachten uns Hams. Ich untersuchte die Bai in einem Boote uud fand den östlichen Ankerplatz in dessen Nähe sich auch ein verlassenes Küstendorf befand. Ich, legte also mein Schiff hier vor Anker, nnd am nächsten Tage war eine ganze Menge von Eingeborenen in dem erst menschenleeren Dörfchen. Da ich Frauen und Kinder nnter ihnen sah, landete ich ohne Bedenken nnd wurde später mit einem mir ganz nenen Tanze geehrt. Sowohl Frauen als Männer nahmen daran teil. Beide Geschlechter trugeu sehr zierliche, gefärbte Meßgewänder (ich finde keine bessere Bezeichnung) aus Tapa, Brust. Uutcrleib und Nucken bedeckend, in der Taille vorn und hinten zn einer Schneftpc zulaufend; für Kopf und Arme waren Löcher vorhanden. Manche trugen uur eine Vorder- oder Nückhälftc, welche dann mit Faden am Halse und an den Armen angebunden war. Einzelne Männer hatten einen ebenfalls sehr zierlichen und bnnt gefärbten Lendenschurz; rotund weiß; nnr selten war gelb angewendet. Man tanzte in ganz ähnlicher Weise, wie die Stämme des östlichen Neubritanniens, mit Grasbüschelu und Farnkräutern iu den Händen, während die Köpfe mit gefärbtem Grase umwunden waren. Die ganze Küste dieser Bai ist mit Gebüschen nnd Bäumen dicht bewachsen, wie auch die gesamte Küstenstrecke von der Bhning-Bai zur Spacious Bay. Überall zieht sich hier am Strande ein Gürtel üppigcu Pflauzenwuchscs hin, welcher mehr oder weniger weit ins Binnenland reicht — je nach der Lage der Berge; denn sobald der Boden höher wird, treten Grasebenen an die Stelle des dichten Busches. Meiuer Meiuung uach ist die Küste vou der Byning-Bai an bis zum Kap Gloucester vor mir uoch nie von Weißen besucht wor- Nnbestlchte Gegenden. 1^75 dell. Das Benehmen der Eingeborenen, die großen Abweichungen der vorhandenen Karten von einander, die Seltenheit europäischer Ortsbezeichuungen an dieser Küste sind die Gründe für meine Ansicht. Die überhaupt benannten Puukte sind offenbar nur im Vorüberfahren uud volt weitem gesehen worden; denn sie sind anf den Kartell mit äußerster ^Illsicherheit angegeben. Als wir Byuing ver ließen, hatten wir daher das Gefühl, daß wir eine nene Welt be^ traten. Wäre freilich d'Entrecasteaux ain Leben geblieben, so würde über die so wichtige Insel mehr bekannt sein; das wenige, was wir von dem nördlichen Teile Neubritamücus wissen, verdanken wir ihm: war es doch der Schauplatz seiner letzten Arbeiten. Hat man die Byning-Bai verlassen, so gestaltet sich die Fahrt au der Küste hin mühsam nnd gefährlich im höchsten Grade; die Risse und kleinen versteckten Korallenbänke sind zahllos, nnd in größerer Entfernung vom Laude brecheu sich schwere Sturzwellen an den großen Wallriffen. Infolge der hier sehr häufigen Kimmung erscheinen die Felsen und Klippen hoch oben ill der lirettnendheißen, wolkenlosen Lnft. Fremdartige Anblicke bieten sich dar bei Sonnen-aufgang und vor Eintritt des Monsuns — einige Grade über dem Horizonte erscheint etwa ein kräftig geruderter Kahn umgekehrt, mit dem Kiele nach oben, oder es wachsen Bäume aus dein Meere, uud ein Wuhp (Fischfalle) stellt sich. wenn auch einige Kilometer weit entfernt, wie ein Schiff unter vollen Segeln dar. Zu meiuenl Bedaueru hinderte mich Kürze der Zeit, mit dcu Eingeborenen anf dieser Küstenstrecke genauere Bekanntschaft anzu kuüpfen. Ich mußte mich damit begnügen, die Küste aufzuuehmeu und so viele Nachrichten als möglich von den Eingeborenen, welche ich gelegentlich antraf, zu sammeln; Landrcisen konnte ich nicht unternehmen; ich weiß auch wirklich nicht, ob dies überhaupt möglich gewesen wäre, oder ob die Eingeborenen selbst es erlaubt habeu würden. Die, welcheu wir begegucteu, waren — anders als die auf Matukauaputa — sehr furchtsam, und es war schwer, sie auch 176 Achtes Kapitel. nur dazu zu bringen, daß sic von ihren Kähuen aus mit nns verkehrten; eine Ausnahme bildeten etwa dic Leute zn E'Watw. Kap Lambert nennen die Eingeborenen „Mntucorrangi"; wenigstens glaube ich es — denn es ist immer schwierig, den Punkt, von dem sie sprechen, genau zn bestimmen. Es ist eine jähe, felsige Landspitze, bis zu den Spitzen der Klippen mit Wald bedeckt. Etwa 19—20 kin nordwestlich davon liegt eine Kette von Nissen, welche eine südliche Richtung haben; das nördlichste von uns nntcrsnchte ist das „Wrackriff" (sogenannt wegen eines Unglückes, das wir hier erlitten — wovon später mehr); nach den Aussagen der Eingeborenen aber erstrecken sich die Riffe rnnd nm die Seilly-Inseln hernm und schließen sich an die von Matukanaputa an. Die genannten Inselchen, 6 an der Zahl, sind felsig, nnbewohnt und dienen bloß als Znsammcnknnftsort für die Matukanavnta Krieger liei ihren Raubzügen nach Byning oder beim Schildkrötcnfang. Ein wenig weiter hin liegt Kap Corroka; hier befindet sich ein kleines Dorf von Fischerhütten, welche von den Matukanaputa-Ein-geborencn benutzt werden, sowie die Mündung eines schöllen Flusses mit freilich sehr seichter Barre, welche, obschon keine Brandung vorhanden ist, das Einlaufen für Boote von nur einiger Größe nn^ möglich macht. Mit unserem kleinen Kahne aber kamen wir hiu-über und fuhren 4— 5 km flußaufwärts, bis Treibholz nnd Untiefen das Weiterbringen hemmten. Die Landfchaft war vollendet schön. Tropische Gewächse üppigsten Wachstums hiugeu bis auf den Wasserspiegel herunter — Dra-cänen, Kroton, Hibiscus, Farnkräuter standen in wildestein Überflüsse an den Ufern; hoch über nnseren Häuptern wiegten sich stattliche Palmen in der Brise, die wir selbst nicht fühlen tonnten, nnd ganz in der Ferne türinten sich die schönen Berge von Byning in schroffer Erhabenheit an f. Die Flüsse sind sehr reich an Fischen; ich habe viele vom Boote oder vom Ufer ans gefangen; als Köder benutzte ich Fliegen, als Krokodile. 177 Angelrute diente mir ein langer, biegsamer Bambusstock. Manche Fische glichen an Gestalt nnserem Hechte, aber die Rückenstreifen waren gelb. Die größten und meisten jedoch gehörten einer Karpfen-art an; sie hatten große schwarze Flecke ans Schwanz nnd Flossen. Es gab noch eine Menge anderer Arten: da ich indessen keinen Spiritus besaß, in dem ich sie hätte aufbewahren können, fing ich mir so viele als zn nnsercr Sättigung uötig wareu. Krokodile schwärmten massenhaft in den Flüssen nmher — große, mittle und ganz kleine: letztere schmecken sehr gut, ganz wie jnnges Geflügel. Tie Eier behagten den Eingeborenen sehr: doch schmecken sie sehr nach Fisch. Bei jeder Windung des Flusses sahen, wir eine ganze Kolonie von Krokodilen jeder Größe vom Ufer, wo sie in aller Nnhe Fliegen gefangen hatten, ins Wasser schießen. Um Fliegen zn fangell, legen sie sich anf das Ufer nnd bleiben vollkommen bewegungslos nn't geöffnetein Rachen liegeu. Angelockt durch den eigentümlichen Moschusgeruch des Speichels im Krokodilrachen setzen sich ganze Haufen von Fliegen in den offenen Echlund hinein — ein scharfes Zuklappen,- nnd einige hundert Fliegen sind begraben. Ehe ich dies sah, hatte ich stets gemeint, die Krokodile fräßen bloß Fische, Geflügel und vierfüßige Tiere. Von Eiugeborenen sahen wir keiuc Spuren, ausgenommeu jene wenigen Hütten au der Flußmündung: je weiter aufwärts wir fuhren, um so offener wurde die Gegend, und um so steiniger das Flußbett. Rover war bei uns im Boote, uud wir beschlossen, ihn nie wieder auf einer Flußfahrt mitzuuehmeu: denn die Krokodile meinten offenbar, er wäre zn ihrem ganz besonderen Vergnügen mitgckommeu: sie sa»unelten sich rings nm unser Boot und ließen sich nnr dnrch Hiebe mit den Nuderu entfernen-, ja, ein solches unverschämtes Tier biß in eine Rnderschaufel hinein und ließ die Spureu feiner Zähne zurück. Rover war außer sich vor Ärger, daß sie ihn so auglotzteu, und bellte sie wüteud au, was sie natürlich uur desto schlimmer machte. Aus Besorgnis, Eingeborene, welche sich etwa am Ufer ge- Powell, Umel dcn Ka»»idale„, 12 178 Achtes Kapitel. lagert hatten, zu verscheuchen, wagte ich nicht, aus die Tiere zu schießen. Indessen kamen wir, ohne Menschen gesehen zu haben, zu unserem Fahrzeuge zurück lind schmausten behaglich unsre Fische. Nach Kap Corroka gelaugten wir zum Kap Sulla; von hier aus bietet sich ein großartiger Blick auf den Berg „Fitzgerald" ^-benannt nach einem Herrn in Sydney, dessen Güte meine Fahrt be-souders ermöglicht hatte. Der Berg ist die höchste Erhebung in der Vyning-Kette; seine Höhe konnte ich nicht genan messen, doch wird sie nicht viel weniger betragen als ca. 1500 m. Der Berg ist felsig und schroff, wie alle diese Höhen — sie sehen ans, als wären sie von Niesen zusammcngctnrmt. Wir begegneten beständig Kähnen von Matukanapnta, welche entweder mit Schildkrötcnladung znrnck kehrten oder nach Scm-si-gorro, ihrer Hanptstation an dieser Küste, fnhren. Die Bemannungen zeigten nns stets bereitwillig gute Anker Plätze, uud wir erhielten viele Fische nnd schwarzkantige Perlmuscheln von ihnen, sowie auch Mengen der kleinen Muscheln, die in Neubritannien uud Duke-of-?)ork als Geld dienen; man findet sie hier massenhaft auf den Sandbänken in flachem Wasser. Sie werden nach Matutauaputa gebracht und gelangen von da aus zu den öst^ licheren Stämmen, welche, wie schon bemerkt, mir sagten, sie wüßten die Heimat der Mnscheln nicht; aber unzweifelhaft wnßten es doch manche Häuptlinge. Bei den Oststämmcn führt diese Küste die allgemeine Bezeichnung „Nukani"; ich glaube, daß sie dieseu Namen jedem Orte geben, über welchen sie nichts wissen. Der nächste Punkt ist Sulla-Sulla; hier siud die Riffe und Sandbänke gcradczn zahllos. Mit meinem kleinen Gencralstabc von 2 Mann hätte ich die Lage von allen wirklich nicht bestimmen können. Indessen habe ich Aufnahmen wenigstens von den wichtigsten bewerkstelligt, trotzdem wir oft bis zur Brust im Wasser standen und gelegentlich wohl anch ein paar Haifische fortjagen mußten, welche an die Riffe heranschosscn und mit ihren Schwänzen das Wasser Tem-si-gorro. I79 erregten w:c ein kleiner Dainpfer. Die Eingeborenen hatten vor ztompaß lind anderen Instruuienten große Äugst — ciu vielleicht recht günstiger Unistand, weil sie sich so während unsrer Arbeiten immer in achtungsvoller Entfernung hielten. Der nächste wichtige Punkt ist Sem-si-gorro, der zeitweilige hauptsächlichste Fischsangsplatz der Matukanaputa-Eingeborenen. Ihre Hütten stehen auf einem kleinen Eilande; jedes dazu geeignete Fleckchen trägt eine solche. Das Eiland selbst ist felsig, etwa 20—25 in hoch nnd mit Pflanzenwuchs bedeckt- nach der Hanptinsel zn länft von ihm ans eine Sandbank. Diese steht zur Flntzcit teilweise unter Wasser; in ihr stecken sehr viele gegabelte Stallgen, auf dencu die Kähne, wenn nnbenntzt, ruhen. So werden sie außer Wasser gehalten nnd dadurch vor Würmern behütet; letztere würdeu die Kähne, wenn sie zn lange im Wasser still lägen, gewiß zerstören. Die nenbritanuischc Küste ist hier mit Mangrove-Sümpfen bedeckt nnd von tief eindringenden schmalen Buchten zerrissen, in denen sich massenhaft Krokodile herumtreiben. Hier besaß ich deren drei und stellte Zähmungsversuche mit ihnen an; zwei waren ganz jung, das dritte etwa 1,A ni lang. Die ersteren zu füttern, war nicht leicht, da sie nur nach frischen Fischen verlangten; das größere indessen fraß alles, nnd der Koch schwur, daß „Croaker" (so hieß es) seine Tcllertücher fresse; ich habe daS freilich nie gesehen, aber ein Stück Sohlenleder verschlang es vor meinen Augen. Die jungen Tiere starben, aber Croaker blieb am Leben und wnrde so zahm, daß er anf den Ruf herbeikam. Ich hatte auch 2 schöne, außerordentlich zahme Schlangen (Pythons) — eine war :i,l> ,n, die andere fast 2,7 m lang. Ich hätte wirklich mit den Krokodilen nnd Schlangen, dem Knstns nnd Känguruh, den Hnnden, dem neubritannischen Schweine nnd einer Katze, wozn noch für einige Zeit ein Kasuar kam, in Australien eine Menagerie eröffnen können. Ferner besaßen Nur anch einen Papagei, welcher nenbritannisch schwatzte, allmählich aber anch englische Brocken anflas und z. B. die Hnnde so deutlich 180 Achtes Kapitel. rief, daß dieselben sich täuschen ließen und schmählich ärgerlich wareil, als sie es entdeckten. Aber eines Tages begann er zu lachen, lachte wohl 2 Stunden ununterbrochen fort und fiel dann tot nieder. Wenn stürmisches Wetter die Eingeborenen am Fischfänge hindert, so bessern sie ans dem Lande entweder ihre Netze ans oder fertigen nene Schildtrötenfangleinen. Erstere strickt und bessert malt ans mit einer Spnle, die aus Bambus besteht und in der Form den nnsrigcn sehr gleicht; den feinen Bindfaden zu den ans dieselbe Weise wie bei uns geknoteten Netzen gewinnt man aus der Fiber von Schlmgftflanzenranken oder ans der Ninde eines Baumes. Die Schildtrötenleinen sind viel kunstloser und bestehen aus zusammengedrehten Nindcnstreifen; sie sind etwa 18—22 in lang nnd haben an dem cinen Elide eine Schlinge. Diese wirft man der Schildkröte vom ^ahne aus über deu Kopf; bisweilen uimmt wohl anch ein Mann die Leine über den Arm, schwimmt so auf das Tier los, ergreift es bei einem Vorderfnße nnd läßt die Schlinge über Kopf und Fuß gleiten; zngleich zieht er sie zu und schwimmt mit dem, andern Ende nach dem Kahne znrück. In dieser Fangweise sind die Eingeborenen sehr erfahren und pflegen oft li große Schildkröten an einem Tage zn fangen. Sie begeben sich anch während der Legezeit auf die Sandbänke nnd werfen die Tiere, wenn sie znm Eierlegen heranftriechen, anf den Rücken. Zuweilen läßt sich ein Mann ans einein, Stamme vom Wasser treiben, bis er einer Schildkröte nahe genng kommt, nm sie mit einem Wurfspieße erreichen zu können; an dieser Waffe ist die gewöhnliche Schildtrötenleine befestigt. Gcspeert wird aber eine Schildkröte nnr dann, wenn sie sofort gegessen werden soll; denn eine tote wird rasch ungenießbar. Fener entzünden die Eingeborenen erforderlichen Falles dadurch, daß fie ein zugespitztes Stück harten Holzes an der Innenseite eines trockenen, anfgespaltencu Bambusrohres reiben. Dieses hat inwendig einen natürlichen Flaum, welcher sich bei gehöriger Reibung entzündet nnd glimmt, bis durch Daranflegung trockenen Grases und Jagd auf Frauen. 181 Blasen eine helle Flamnie erzel'gt wird. Manchmal nehmen sie auch, wenn Bambus nicht zn habeil ist, ein Stiict weichen Holzes dafür; dies entzündet sich aber schwerer. Wenn die Jagdzeit vorbei, und jeder Kahn mit Schildkröten beladen ist, kehren die Eingeborenen von Sem-si-gurro nach Matn-kanaftnta zurück. Zu gewissen Zeiteil dürfen die Männer aber nicht anf den Fisch- oder Schildtrötenfang gehen! nämlich während der Schwangerschaft einer von ihren Frauen oder bei Vollmond. In beiden Fällen sind die Geister der Verstorbenen ganz absonderlich schädlich, nnd wenn man von den: Umschlagen eines Kahnes nnd von dem Ertrinken eines Mannes hört — was gelegentlich vorkommt, wenn auch sehr selten —, so mnß dieser Mann bei Vollmond gefischt haben. Während einer Schwangerschaft nmß der Mann zu Hause bleiben nnd das Leben des zn erwartenden Kindes gegen die Geister verteidigen, welche demselben den Atem ansznsangen suchen. Stirbt das Kind trotz der Vvrkehrnngen, so heißt es, er habe nnt den Geistern nicht tapfer genng für dasselbe gekämpft. Wenn die jnngen Männer Frauen branchen, so nnternehmen sie, da sie nicht in ihren eignen Stamm heiraten dürfen, einen Einfall in Byning lind ranbell sich junge Frauen von den Bnschbe-wohncrn. Die dabei getöteten oder gefangenen Männer werden gegessen. Die geranbten Weiber söhnen sich bald mit ihrer nenen Heimat alls, da sie bei späteren Gelegenheiten an ähnlichen Festen teilnehmen. Die Matukanapntaiente scheinen die Namen aller der verschiedenen Plätze an der Küste über Sem-si-gorro Hinalls zn kennen; ich glaube daher, sie fahren bis zur Willamnez-Insel. Über diese hin-mls trafen wir allerdings keine Kähne voll Matnkanavnta mehr all. Ueuntes Kapitel. Rotor Fleck zu Vondo. — Üppiger Oftanzcnwuchs. — wasscrfall. — Die Vulkane Father mid Sons. — E'watto. — Zeichensprache der Eingeborenen, — Lästige Frauen. — Fieber. — Die Krater der genannten Vulkane. — Du° portail-Insel. — Handel, — langweiliges Land. — Schreckliche Eingeborene. — Gewitter. — willaumez-Insel. — Mißtranen der Eingeborenen, — Schlechter Zustand unsrer Mannschaft. — Außerordentliche Vulkane. — Sturm. — Der Eingeborene nnd das Kreuz. — Drohendes Anssehcn der Eingeborenen. — Steinwürfe, — Valdiger Rückzug. — von der Strömung fortgerissen. -^ Auf ein Riff geworfen. — wir besteige» das Voot. — bedenkliche Tage. — Tist der Eingeborenen, — Nächtlicher Alarm. — Freundlicher Rat. — Noch eine Tist. — Meine Drchkanone. — Die Eingeborenen fliehen. — Sie besteigen mein Schiff und zerstören alles. — Mehr Täuschungen. — Veinahe verloren. — Rettung. — Rückkehr nach Sydney. ?>cr nächste Punkt ist „Pondo", cine tnrze Landzunge, an deren Südseite für ein kleines Fahrzeug ein hübscher nicht sehr großer Ankergrund ist. Beim Nahen bemerkt man hoch oben an der Seite eines Berges einen eigentümlichen roten Fleck, welcher anssieht, als ob er bei einem Bergrutsche entstanden wäre. Vermutlich ist es sehr roter Sandstein oder roter Ocker, welcher au dieser Küste in Überfluß vorhanden zu sein scheint. Von hier ans erblickt man ganz in der Ferne die drei riesigen Vulkane Toreoro, Unomungo, Pucani-cambula, auf der Karte „Father" und „Tons" genannt. Zuweilen werden sie sogar schon am Kap Sulla sichtbar. Man kaun vollkommen die Gefühle würdigen, welche die alten Entdeckungsreisenden gehabt haben müssen, wenn sie in einer unbe- Flußmündung, 18Z kauuteuEee plötzlich eiuesuubetannten Landes ansichtig wurden; ihre Einbildnngskraft lnußte nnfs äußerste erregt seiu — wnßten sic doch nicht, was die nächste Biegung der Küste bringen würde. Sogar für uus, die wir doch wissen, daß Übernatürliches uu-möglich ist, enthält eine solche Ncise genug Augenblicke höchster Spammng nlld Vorentpfindnng, so daß nian kauni uoch zu atmen verlnag. Zunächst kanleu wir nnn an den, kleinen Vorgebirge Forriu vorüber, hinter welchen, man einen Wasserfall au der Hauptqnelle des Nnamnla- oder Holines-Flusses sehen taun. Der Anblick eines solchen Falles über eiuc gauz schroff abstürzende Klippe hoch oben anf einem Gebirge brachte mich zu der ^ermutnng, daß ill nicht großer Entfernung ein beträchtlicher Fluß müudeu müsse. Wirklich hatten mir zu Sem-si-gorro die Eingeborenen dies schon mitgeteilt, wenngleich ich in Anbetracht des Umstandes, daß die Gebirge so nahe ans Meer traten, meine Zweifel dabei hatte; denn ich glaubte, es sei zur Vilduug eines großen Flusses nicht Raum geuug vorhauden, und man habe seine Größe etwas übertrieben. Aber einige Kilometer weiter hin kamen wir an die Mündung eines großen Flusses, welcher, nach der Seichtigkeit des Wassers zu urteilen, große Mengeu Schlammes aus dein Innern nutbringen mußte. Ich fuhr fo nahe als möglich heran uud ließ dann das Boot flott macheu. Nach Überwindung der Barre, welche, nicht tiefer als etwa 2,7 m, wohl jedem Schiffe von nur einiger Größe das Eiulaufeu verwehrt, gelangten wir in den von der Mündung aufwärts bis zu ca. l200 in sich verbreiternden, großen Fluß. Da wir keinen Eingeborenen sahen noch hörten, suhreu wir weiter; die Landschaft war im höchsten Grade großartig uud schöu; tropischer Pflanzenwnchs in wildester Üppigkeit bedeckte die Ufer-Palmen lind Farnkränter tanchten ihre schöngeformteu Blätter in den Wasserspiegel; von anderen Bäumen hingelt Schlingpflanzen mit den glänzendsten Blüten herab; die kleinereu Büsche nud Stauden 184 Neuntes Kapitel. waren förmlich in strahlende Farbenpracht getancht. Bunte Vögel aller Arten wiegten sich von einem Vanme znm andern: weiße und blaue Königsfischer, kleine, strahlende Cinnyriden, kreischende Papageien n. s. w. Ans größerer Entfernung drang der schrille Laut der Großfußhnhuer zu uns, alle Stimmen aber übertönte der ranhe Schrei und rauschende Flug der Nashornvögel. Scharen wilder Tauben umschwärmten den oder jenen Baum, und ihr Girren mischte sich sanft in die zauberhafte Harmonie. Bei jeder Trehung des Flusses entdeckte unser Auge nenen Reiz; es war mir, als könnte ich nicht sprechen, sondern nur mit trunkenem Auge den herrlichen Anblick genießen. i^hue irgend eine Spur von Eingeborenen wahrzunehmen, drangen wir etwa 0—7 km. weit vor: wir kamen an den Mündungen mehrerer Nebenflüsse von nicht uubedeutender Wasserfnlle vorbei. Bald wurde mm der Fluß schmäler uud endlich seichter; aber wir drangen immer weiter vor, indem wir das Boot über die seichten Stellen und das häufig unsern Weg sperrende Treibholz hinweg zogen. Bald erkannten wir deutlich, daß das seit ewiger Zeit veruommenc Tosen von dem Wasserfalle herrührte. Nach etwa einer halben Stunde bekamen wir ihn in Sicht. Tie Feder ist zn schwach, um deu Anblick zu beschreiben, einigermaßen kann die Abbildung dem Leser einen schwachen Begriff davon geben. Die Spitze des Falles schien sich in Nebel zu verlieren, und die Höhe desselben genau zu bestimmen ist mir uumöglich: aber ich sollte meiucn, daß das Wasser, ohue unterwegs irgendwo anznschlagen nnd anzutreffen, wohl 120 in hoch in ein weites augenscheinlich von ihm selbst ausgewaschenes Becken herabstürzt. Ich landete uud suchte nur einen Punkt, von dem aus ein guter Aublick des gauzen Falles sich mir bot. Offenbar ist er die Quelle des Hauptflufscs, obgleich uoch ein andres Gewässer um den Berg herum sich sciucu Weg in das Becken des Falles bahnt. Aber die Wasscrmengc dieses audereu Flusses ist verhältnismäßig gering. Nach meiner Schätzung beträgt die Breite des Falles, NiMl'fall, HrlmcZ River (^, 182). Port Powell 187 so weit als ich hinauf sehen konnte, ctlva ^0—40 in; unten beträgt sie weit mehr. Aber dor Fall ist mit Busch- und Strauchwerk' so überwachsen, daß seine wirtliche Breite schwer anzngebell ist. Wie gern hätte ich eiilc Photographie von ihm genommen' Nnr mit Widerstreben riß ich mich von dem schönen Bilde los nnd kehrte zum Boote zurück. Es brachte uns in folge der Strömung in sehr knrzer Zeit zu unserem Fahrzeuge. Wir umfuhren nnn Sandl) Point oder Nolognn nnd gelaugten in tiefem Wasser in die Open Bay. Doch hielten loir nns wegen der die Tnrtle-Inscl umgeben den Niffc fortwährend dicht am Lande. Sehr bald befanden wir nns am Eingänge eines schönen, kleinen, landnmschlosscneu Hafens, dessen einheimischer Name „Nemisoeco" ist, wenn ich nicht irre; loir nannten ihn Port Powell. Sein Zugang ist etwa 400 in breit-im Innern beträgt seine Breite ea. 1W0 in, seine Länge aber 2500 m; der Grund ist eben nnd schlammig, das Wasser 27 m tief. Der Hafen ist gut geschützt, die Ufer sind dicht bewaldet, Triukwasser findet mau Open Bay Ißß Neuntes Kapitel, nicht weit vom Oststrande. Wir fanden hier buchstäblich unzählbare Schildkröten, grüne, Karetten n. s. w. aller Größen, nnd fingen mehrere ohne große Schwierigkeit. In das Nordende des Hafens ergießt fich ein Salzwasserbach, welcher voll von Fischen und jungen Krokodilen war. Dieser Hafen wurde, da Überflnß.an Holz vorhanden ist, als ein Platz znr Ausbesserung von Schiffen ganz besonders zu emvfehleu sein. Die Tnrtlc-Insel wird augenscheinlich von den Eingeborenen als Iagdplatz benutzt uud gewährt, wenn man nach der Menge der umherliegenden Schildtrötentnochen urteilen darf, reiche Bente. Von hier aus hat mau eine schöne Aussicht anf die Vnlkane Father uud Tons, welche in einsamer Erhabenheit, etwa 28—30 km entfernt, hoch emporsteigen. Iu Zwischenräumen brachen Rauchwolken aus dem Father hervor, als wenn tief in den Eingeweiden der Erde ein riefiger Pnlsschlag thätig wäre. Bei Sonnenauf- uud -Untergang war die Masse des Rauches stets größer als zu irgend einer andern Zeit. Der North-Son erschien von unserem Aufenthaltsorte aus als eine Infel — ein Umstand, welcher wohl das ,.1^6 Van86ur Ikilmcl" der Admiralitätstarte veranlaßt hat. Nahe am Fuße des genannten Berges liegt übrigens ein ganz kleines Eiland, oon geringer Eutfernuug aus kaum bemerkbar. Nachdem wir Port Powell verlassen, fnhren wir in südlicher Richtung an einem Ullamorn genannten Orte vorbei; die ,Mste biegt ein wenig nach Osten hin aus, das Land ist flach und nicht anziehend, unr iu der Ferne zeigen sich Berge; fodann kommt ein Fluß Ulla, mit welchem Namen man hier nach meiner Vermntnng einen Süßwafferflnß bezeichnet. E'Watto war nach Sem si gorro der erste Platz, wo wir Eingeborene antrafen. Es stellte sich heraus, daß sie sich deutlich entsannen, mein Fahrzeug schou einmal geseheu zu haben, und zwar zusammen mit einem andern, welches sie als „schnaubend und E'Watto 189 schreiend" beschrieben. Sie ahmten dies so bezeichnend nach, daß ich sofort schloß, sie meinten die Missions-Tampfbarte von Dnte-of-))ort, welche mich in die Spaeions Bay begleitet hatte. Letztere Bai liegt unmittelbar ans der andern Seite der Insel, von der Open Bay durch eine 6—8 km breite, größtenteils niedrige und flache, bloß hie und da dnrch vulkanische Erhebnngen nuterbrochene Landenge getrennt. Die Eingeborenen waren hier sehr freundlich gegen nns nnd brachten nns Trmtwasser in unsre Tonuen, sowie Mm5. Wir tanften ihnen verschiedene Echmuctsachen und andre Gerätschaften ab, welche vollkommen mit den in der Spacious Bay gekauften überein stimmten. Tie Leute selbst haben mit den Eingeborenen der Nord ustlnste von Ncn-Gninca sehr bedeutende Ähnlichkeit. Ihre Sprache ist von der, welche die Bewohner der Nord- nnd Osttiisten der Gazellenhalbinsel reden, ganzlich verschieden: die ekelhafte Krankheit „Buckwar" scheint bei ihnen weniger allgemein zu sein. ihre Farbe ist cm uiel lichteres Braun' ihre Hänser sind weit besser nud höher, Eingeborener von E'WaUo, Open Bay, Nexl'nwmnen l^ >«!»>. 190 Neuntes Kapitel. wenn auch fast ebenso bieuenkorbförmig. Ihre While, obgleich schr geschniackvoll und verschwenderisch geziert, stehen, wie ich zngeben muß, denjenigen der nördlicheren Stämme sehr nach; aber vielleicht werden sie nicht so hänfig gebraucht. Denn die Eingeborenen hier sind offenbar mehr ans dem Lande, als anf der See. Sie beschrieben mir mit Zeichen, wie die Sonne murgens anfgehc, wenn sie aufbrächen, um die Landenge zu überschreiten, nud wie sie etwa halbwegs aus der andern Seite sei, bevor sie nach der Spacious Bal) tämen. Sie streckten dabei die Hand nach der Often Bay hinans. berührten mein Fahrzeug, schnaubten und pfiffen und zeigten dann quer über das Land weg in der Richtung nach der Spacious Bay. Ich habe bemerkt, daß die Wilden außerordentlich gewandt in solcher Zeichensprache sind und habe nie die geringste Schwierigkeit gehabt, mich in solcher Weise verständlich zu machen oder meinerseits die Wilden zu verstehen. Die Küste von E'Watto an ist zerrissen dnrch viele Bnchten; letztere aber sind, weil schr tief, als Häfen von geringem Nntzen. Zn Eorlaili fanden wir mehr Eingeborene, nnd ebenso zn Matiyn; letzteres liegt gerade am Eingänge der Hixsou-Bai, welche ich nach dem zuvorkommenden und gütigen Präsidenten der Mariucbehörde von Neusüdwales so bcnaunte. Alle die Eingeborenen trugen das-" selbe Gepräge, wie die zu E'Watto, und waren artig nnd freund lich mit nns. Die ganze Gegend hier schien ein Feld von Obsidian zu sein, von welchem nngehcnre Blöcke wie Glastlnmpen auf dem Strande lagen. Die Eingeborenen benntzen ihn zn allen möglichen Ver-richtungcm zum Rasieren ihrer Köpfe, zum Aderlässen, znm Schneiden nnd Schnitzen von Holz, endlich auch zum Veschneidcu. Letzteres ist hier allgemeine Sitte. Sie tragen alle eiuen reich verzierten, mit verschiedenen Farben und Mustern versehenen Lendenschnrz, Als ich in E'Watto landete, wurde ich von vielen Weibern umringt, welche sich offenbar einbildeten, ich wäre bloß weiß gefärbt; denn sie rieben mir Hände und Gesicht mit ihren Fingern nnd Misse Weiber, INI sahen dann mich, ob cm letzteren etwas von dcm Weiß hängen ge^ blieben sei. Eine häßliche alte Dame öffnete trotz meines Wider-strebcns den Hals meines Hemdes und hielt augenscheinlich ihren Genossinnen eine Vorlesung über (Gewohnheiten und Kleider der Weißen. Dann rieb nnd tnipp sie so lange, bis meine >>ant rot U'urdc, bei welchem Anblicke die andern vor Erstannen schrien nnd kreischten. Da kam aber ein Mann mir zu Hilfe nnd jagte sie mit einem Stocke alle fort. Zu meinem Bedauern tonnte ich ihre in beträchtlicher Höhe liegende Stadt nicht besuchen, weil ich zn sehr am Fieber litt- so mußte ich mich denn damit begnügen, ans dem Strande sitzend Zeichensprache mit dem Manne zu sprechen. Man brachte mir 4 Kokosnüsse, an deren Safte ich mich recht erquickte. Die ^eute waren recht verständig, freilich ohne Zweifel Kannibalen. Nachdem wir die HixsowBai, welche auf den Karten fälschlich Hixon-Bai geschrieben wird, übrigens nicht genan von uns untersucht wurde, verlassen hatten, fuhren nur an der Heath-Iusel vorbei. So heißt das vorher als dicht am Fuße des North Sou liegend erwähnte Eiland; es gleicht durchano nicht dem „Le Dauseur Island" der alten Karten. Zwischen ihm nud der Hauptinsel ist nur eine sehr enge Straße, auf beiden Seiten oon riesigen Klippen begrenzt. Dann tameu wir zum Kap Deschamp oder Torcoro; freilich ist es nicht ausgemacht, ob dieser Name sich anf das Kap oder unr ans den Berg North-Sou bezieht, wie denn dasselbe von den einheimischen Benennungen der anderen Kaps unmittelbar unten am Fuße der beiden anderen Vulkane Father und South-Son gilt. Der Father ist der höchste von den 3 Bergen und steht zwischen den Sons (vgl. die Skizze S. 1!)2). Father nnd South-Son sind thätig, namentlich ersterer: er wirft große Mengen Rauches und eine Masse aus, welche von unten wie Schlamm aussieht, aber vielleicht Asche ist. Der jetzige Krater ist so augenscheinlich aus Trümmeru eiues alten aufgewachsen, daß ich zu der Äunahme geneigt bin, er bestehe aus mehr als unr Asche, obgleich ich nicht glanbe, daß es Lava sein 192 Neuntes Kapitel, kam:. Der South-Son stößt nicht so viel Nanch aus, noch irgend eine feste Müsse; aber auch bei ihm scheint ein alter und ein nener Krater vorhanden ^u sein. Beide Vulkane sind bis zu den alten .Kratern gut bewaldet, die Abhänge der neuen sind ganz ftflauzenlos. Der father wird etwa 1200, der Sonth^Son wohl über 900 ui hoch sein. Der North-Son ist viel niedriger; er mißt nur etwa 100 in; allem Anscheine nach ist er erloschen; sein Krater steht aus, als sei er früher dnrch einen großen Ausbruch sehr zer rissen worden. Die Eingebore nen brachten mir hier große Stücke grauen Obsidians. Long Point ist eine lange niedrige Landenge gleich lütten mn Fuße dev father. Low Point hat ungefähr dieselbe Lage bei dem Sonth-Son. Die Duftortail-Insel liegt von Long Point 7,2 Kni West lich. Sie hat 2 Verge; einer ist kegelförmig, der andere ein Vulkan mit sehr eigentümlichem Krater, welcher dem geöffneten Manle eines riesigen Walfisches Duportüil-Insel.. 193 ganz ähnlich ist, gerade als wenn der Gipfel des Berges sich geteilt hätte. Er rancht nicht bedeutend, ausgenommen nach Regen. Reicher Pflanzcnwuchs bekleidet den ganzen Berg, nur in der großen Spalte des Gipfels wächst gar nichts. Die ganze Insel ist dicht bewaldet und anscheinend sehr bevölkert. Viele Kähne kamen zu uns, von deren Insassen wir mehrere Echmncksachcn erhielten; die Leute stießen mit der offenbaren Absicht, Handel zu treiben, vom Lande ab; aber wenn sie sich uns näherten, sank ihnen wie ich meine der Mut, und nur mit vieler Mühe überredeten wir sie, bis an unser Fahrzeug heranzukommen. Sie haben ebensolche Adlernasen, wie ihre Landsleute an der Open Vay, trugen jedoch einen Kopfputz, den ich vorher noch nie gesehen liatte; weiter nach Westen zu war er aber lMfig. Er besteht aus einer Anzahl ge^ Powell, U»tci dcu Kamnbalen. 13 Emssebo«»« vo„ dev Duportail Insel ,»lt Kl'pfsä'üiuck. 194 Neuntes Kapitel. flochtcncr Nohrringe, welche mit den kleinen auf dcr Gazcllcnhalb-inscl als Geld benutzten Muscheln bedeckt sind; diese Ringe werden über den Schädel bis zu den Ohren heruntergcpreßt, so daß sie eng anliegen; die Weite dcr Ninge nimmt nach oben zu, entsprechend dem Kopfumfangc, ab. Man legt sie den männlichen Kindern schon in frühester Jugend an und läßt sie bis zum 1,5. oder 16. Jahre liegen. Dann schneidet man sie los und ersetzt sie durch größere. Dadurch sind natürlich die Köpfe der Männer gerade über den Ohren zusammengepreßt, obgleich die Anfangsstelle dcr Einschnürung durch die Ringe selbst versteckt ist. Erst nach langer Unterredung durch Zeichen erwarb ich einen solchen Schmuck von einem jungen Bnrschcn, welcher seine zweiten Ringe offenbar erst vor kurzem erhalten hatte; denn sie gingen verhältnismäßig leicht ab. Das Haar steht als förmlicher Busch über die Ninge empor. Meiner Ansicht nach mögen dieselben zum Schutze gegen Keulelchhläge dienen sollen; ihr frühzeitiges Aulegen bringt eine Kerbe in dem Kopfe hervor, welche ihr Losgcheu verhindert. Südwestlich von der Dnportail-Iusel liegen zwei kleine Eilande; zwischen ihnen nnd jener befindet sich ein ganz besonders gefährliches unterseeisches Riff, welches bei glatter See keine Brandung verursacht nnd obendrein von einer Art grünen Seegrases so verborgen wird, daß man es erst in unmittelbarster Nähe entdeckt. Vom Low Point bis zum Hummock-Head oder „Qnaß" ist das Land eine einzige Reihe vultauischer Erhebuugcn, welche jetzt dem Anscheine nach rnhig sind, aber wohl erst seit kurzem, da sich überall kleine Krater und Bodenrisse zeigen. Ihre Pflanzendecke ist, denke ich, kein zwingender Beweis gegen ihre etwaige Thätigkeit noch in jüngster Vergangenheit: denn in diesem reichen Boden nnd tropischen Klima kann da, wo eben noch eine pflanzenleere Bimssteinwüste war, in kurzem ein ganzer Wald emporsvricßcn. Über „Quaß" hinaus wird das Land niedrig, flach und reizlos. Die einzigen Höhen an dieser Strecke der Küste bieten nnr die Chard-, Mount Pyramid. Deccpticn-Pcmt. (S. 187,) 13« Furcht der Eingeborenen. 197 Vessy- und Maedouald-Insel — so genannt nach drei anderen Gönnern meiner Entdeckungsfahrt. Die Kommodore-Bai, in welcher die Norton-Insel liegt, schiel! voll von Untiefen. Ihr Süd- und Westnfcr ist mit Mangrovewaldern bedeckt. Ohne die Bai weiter zu befahren, begnügten wir uns, festzustellen, daß das Hochland im Norden derselben keine Inscl ist, soudern eine Halbinsel, mit der außerordeutlichsteu Nusammluug vou Bergen, die ich jemals auf eiuem so kleineu Fleckchcu gesehen habe. Es kann nicht überraschen, wenn jemand von weitem hier eine Insel zu sehen glaubte; deuu das Land hinter der Halbinsel ist so niedrig, daß man es nur etwa 16 kin weit seheu kann; ich biu überzeugt, daß nur wenige europäische Schiffe dieser seltfameu Halbinsel so uahe gekommeu siud. Die Skizze vermag dem Leser eiuen besseren Begriff zu geben als eine lauge Beschreibung- nur den Mouud Pyramid sPyramideuberg) muß ich besoudcrs erwähnen. Er trägt seincu Namen von seiner ganz auffallenden Gestalt; es ist in der That kaum glaublich, daß eine fo vollkommene Pyramide ohne menschliche Thätigkeit entstanden ist. Übrigens sind alle Berge auf der Halbinsel vulkanischer Formation, zumeist gänzlich Vulkane. In der Nähe der Icnkius-Iusel — so geuanut nach einem anderen Gönner — bemerkten wir, daß eine Anzahl von Kähnen von Island-Point nach der erwähnten Insel fuhren, welche wohl nicht immer bewohnt, sondern nur beim Fischfange besucht wird. Mau hatte uus nugeuschciulich geseheu uud kam, um das fremde Uugcheuer, als welches uuser Schiffchen deu Eiugclwreueu erschieueu feiu muß, anzustaunen. Wir hielten auf die Iusel zu, um zu versuchen, ob wir die Wilden zu einem Handelsverkehre mit uus briugeu könnten. Aber sobald sie uusre Auuähenmg bemerkten, sprangen sie alle aus den Kähnen in das Gehölz. Ich schwenkte einen grüueu Zweig und winkte ihuen zu — aber umsonst: sie waren zu sehr erschrocken uud versteckten sich im Gebüsche. Ich mußte daher in Ermangelung eiues passenden Ankerplatzes mich entfernen; als die Eingeborenen das 198 Neuntes Kapitel. sahm, bestiegen sic ihre Kähne wieder, aber obgleich ich die Segel einzog und alles mögliche that, um sie heranzulocken, blieben sie immer etwa I^ ^n entfernt. Endlich legte ich rotes Tnch und Perlen in einige halbe Kokosnußschalen und ließ diese auf dem Wasser hintrcibcn. Als dieKähne zu ihnen hinkamen, tonnte ich durch das Fernrohr das Erstanuen nud die Aufregung der Wilden beobachten. Nachdem sie die wunderbaren Sachen eine Weile angestaunt und untersucht hatten, fnhr ein Kahn weiter vor als die andern, ein Mann in ihm stand auf uud warf eine Kokosnuß so weit als er konnte zu uns herüber. Auf dieses deutliche Freundschaftszeichen drehte ich das Schiff um und näherte mich der Nuß, aber sofort ruderten jene so schnell als sie nur konnten wieder zurück. Dies war nnn sehr verlockend; indessen durften wir, da es Abend wnrde, nicht länger in der Nähe der vielen Riffe rings an der Küste bleiben, fifchten die Nuß auf und fuhren auf die Fitz-Insel zu in offenes Wasser. Ich bin über das Benehmen der Eingeborenen nicht im geringstell überrascht; muß es doch ein wunderbarer Anblick für sie sein, ein enroftäischcs Schiff und Weiße! Ich glaube, wir würden, wenn wir an ihrer Stelle wären, überhaupt gar nicht nach einer so sre mdartigen Erscheinung zu gehen wagen! Es war ein Glück für uns, daß wir aus der Nachbarschaft der Riffe heraus waren; denn ungefähr 8 Uhr Abends brachein furchtbares Gewitter los — das schrecklichste, was ich je gesehen habe. Während es raste, fühlten wir, wie das Schiff gleichsam hart altstieß, worauf es heftig von einer Seite auf die andere schwankte. Nasch ließen wir das Senkblei fallen, fanden aber auf 90 m, keinen Grund. Nun wurde es mir klar, daß der Stoß von einem Erdbeben herrührte. Es folgten noch zwei Erschütternngcn, aber schwächer. Die Eiw pfindung dabei war gerade fo, als ob wir auf ein Korallenriff aufgelaufen wären und dann auf dessen anderer Seite hcrunterglitteu. Das Fahrzeug schien von vorn bis hinten zu crzitteru und schwankte heftig. Willllumez-Inscl. 1W Am nächsten Viorgen fuhren wir anf 5^ap Campbell zu, den nördlichsten Punkt der Willaumcz-Iusel, eiu hohes, steiles Vorgebirge. Es hat seinen Namen nach einem hohen Regierungs-Vergbeamten von Neusüdwales, welcher die Ausführung meiner Reise sehr betrieb. Die „Du Faur-Iusel" heißt so nach dem Manne, welcher die hoffentlich nicht ganz und gar unnütze Unternehmung hauptsächlich veranlaßte. Er läßt sich selten eine Gelegenheit, die geographische Forschung zn fördern, entgehen. Westlich von der Willaumez-Insel kamen mehrere Kähne bis 300 oder 400 ni an uns heran. Ich war entschlossen, die ^ente. wenn irgend möglich, an das Schiff heranzulocken. Ich schwenkte also meinen grünen, besonders zu diesem Zwecke aufbewahrten Zweig, wickelte dann ein Stuck roten Tnches um ein Holz nnd warf dies ihnen zu. Eine Weile zögerten sie; endlich aber wagte sich ciu Kahn näher an das Ding heran, dann hielt er wieder still. Aber ein junger, schön gewachsener Bnrsche stand schließlich auf, warf sein Ruder hin, als ob er sagen wollte (nnd vielleicht sagte er es wirtlich): „Mag werden was will — ich versnch's", und sprang ins Wasser, um das rote Tuch schwimmend zu erreichen. Dies gelang ihm bald und cr kehrte zn seinen: Kahne znrück. Unverzüglich warf ich nnn cm zweites Stück Holz mit einer Perleuschnurc aus, aber uicht so weit fort als das erste. Derselbe Bursche holte es. Die Aufregung der Wilden über das rote Tuch war groß gewesen; aber sie war uichts im Vergleiche zu der über die Perlen. Sie schrien und jubelten uud hätten ohne Zweifel getanzt, wenn sie nicht im Kahne gewesen wären. Jeder versuchte au sich selbst, wie sich die Perlenschnur als Hals- oder Armband ausnahmc. Dann kehrten sie zu den auderen Kühnen znrück, nm ihreuLandsleuteu diePerlen zu zeigeu. Mittlerweile holte ich ein Stück rotes Tuch und schwenkte es in der Luft, um ihnen zn zeigen, daß ich gcnng für sie alle hätte, wenn sie nnr herankommen wollten. Das war aber umnch, uud ich nahm daher meine Zuflucht wieder zu meiuem alten Plane: ich warf Stöcke mit rotem 200 Neuntes Kapitel. Tuche und Perlenschnuren ms Wasser. Dieses Mal fuhren zwei Boote nach dem Stocke, aber langsam, nnd in jedem Kahne stand ein Mann mit einem Speere in der Hand, jeden Augenblick zum Wurfe bereit. Da nur ein Stock im Wasser lag, warf ich noch einen fort, aber so, dasi er näher beim Schiffe als jener niederfiel. Hierauf sprang wieder derselbe Bursche ins Wasser nndMchte ihn auf. Als ich einige Perlen nber die Schiffswand hcrnnter hielt, wagte er sich, wenn auch vor Mrcht halb uutersinkeud, heran und holte sie. Bald jedoch merkte er, daß nichts Böses beabsichtigt war, und schwamm hocherfreut mit seinen Perlen fort; ich gönnte ihm sein Entzücken von Herzen; denn seine That war die beherzteste, die ich jemals in dieser Inselwelt gesehen habe. Z Furchtsame Eingeborene. 201 Nm nicht durch fortgesetzte Wiederholungen zu ermüden, will ich nur kurz erzählen, daß wir sie nach laugen: Zureden wirklich an unser Schiff lockten. Aber in jedem Kahne stand ein Manu mit einem Speere, um nötigenfalls sofort Widerstand zu leisten. Aber als wir gar nicht darauf achteten, uud sie sahen, daß wir uur Handels-zweckc verfolgten, legtm die Wachen schließlich die Speere weg, und nun begannen Verhandlungen. Aber weuu etwa eiu ^egcl klatschte oder auch einer von uns rasch auf dem Decke hinlief, waren sie sofort wieder bereit zur Verteidigung. Doch sahen sie nicht eben sehr kriegerisch aus: sie zitterten am ganzen Körper vor Aufregung nnd Furcht. Wir kauften ihnen viele Hals- uud Armbänder ab, dann Ohrringe, Kopfputz, einige Speere, Steinbeile und Keulen. Speere nnd Beile waren ganz roh-, die Keuleu ähnelten sehr den Polizisten- ssü'Ucn, Kap HoNixZ, Nc>,bnlcm»icn. 202 Neuntes Kapitel, stücken; nur warm sie länger; die Schmncksachen waren gut, einige Armbänder sogar schön gearbeitet. Fast jedes Ding war mit den in ganzNeubritannien su allgemein verwendeten kleinen Muscheln geziert. Alle trngen die schun beschriebenen seltsamen Kopfringe und Lendcnschurze ans Fowbash, bei weitem nicht so reich verziert als die der E'Watto-Eingeburenen. Sie gehören zu derselben Rasse wie die Leute an der Open Bay nnd haben dieselben scharf geschnittenen Züge. Natürlich sahen wir keine vun ihren Frauen. Die Ohrläppchen sind bei ihnen nicht so ausgedehnt als bei den Eingeborenen der Gazellenhalbinsel; im ganzen sind sie eine schönere Nasse als jene. Die Dn Faur-, Gicquel-, Raoul- uud Willaumez-Inseln sind alle vulkanisch; säst alle Berge ans ihnen haben das Aussehen von Kratern, wenngleich keiner, soviel wir bemerkten, in Thätigkeit war. Als wir von diesen Inseln ans weiterfuhren, wurde das Land niedrig und reizlos; Vulkane schienen zu mangeln, ausgenommen auf einer nicht näher untersuchten Insel, welche von weitein aus lauter Bergen und Spitzen zu bestehen schien, so daß sie wie ein Haufen ungeheurer Tcrmitennester anssah. Ich war wirklich zu matt vom Fieber, als daß ich hätte viel arbeiten können, nnd meinen beiden Leuten ging es fast ebenso schlecht. Den Aleck hatte ich, wie erzählt, bei seinem Stamme gelassen, und der Koch war auf Dnke-uf-L)urk entlaufen so daß wir alles in allem eben nnr noch drei waren; wir hätten vollständig hingereicht, unser kleines Fahrzeug zu besorgen, wären wir nur bei Kräften gewesen; aber dies war eben leider nicht der Fall. Sobald der eine fähig war, auf Deck zu kriechen, wurde der andre von der schrecklichen Krankheit niedergeworfen. Hat sich aber das Übel einmal eingenistet, so läßt es sich nicht so leicht wieder abschütteln. Da nnn anch unsere Vorräte sehr abnahmen, entschloß ich mich nach Kap Gloneester zu segeln, wo ich Vulkane. ^<)Z einige Schweine oder auf alle Fälle doch ^)ams oder Aaronswnrzel zu erhalten hoffte. An den French Islands vorbei, deren Bewohner sich trotz unseres Bemühens nicht an nns heran wagten, steuerten wir anf das Kap Gloucester los. Bei nnsrcr Annäherung sahen wir eine große Nauch-masse über dem Lande, welche die Berggipfel verhüllte, uud entdeckten, als wir noch näher kamen, daß der Rauch aus uuzähligcu großcu und kleinen Vulkauen emporstieg, die alle in heftiger Thätigkeit begriffen waren. Es war eiu ganz außerordentlicher Anblick; wohl hnndert Vulkane oder noch mehr spien Feuer nnd Nanch aus — das ganze Land schien in Feuer zu stehcu. Wir ankerteu am Ende eines Riffes, weit genug von der Küste, um während der Nacht vor den Eingeborenen sicher zu sein. In der Dunkelheit war nun der Anblick geradezu wunderbar. Die Flammen schienen die Bergspitzcn zu verdecke«, uud es würde leicht gewesen seiu, bei ihrem Lichte zu lesen. Die Luft war erfüllt mit feiner Asche, welche alles mit hellgrauer Färbung bedeckte und sogar das Atmen etwas erschwerte. Auch die Tnpinier-Insel war in vulkanischer Thätigkeit, und das Getöse all der Ausbrüche glich einem ununterbrochenen dumpfen Douueru. Am Morgen fuhren wir näher zur Küste, erblickten aber, zu unsrer großen Enttäuschung, keine Spur von Eingeborenen. Nun wollte ich es auf Root-Island versuchen und quer über die Dampicr-Straßc fahren. Aber heftiger Eüdostwiud nnd die hochgehende See machten es unmöglich, trotzdem loir vor- nnd rückwärts krcuztcu, die starte Strömuug in der Dampier-Straßc zu überwinden. Zwei Tage laug versuchten wir es umsoust uud mußten während dieser Zeit anch noch beständig au den Pumpen bleiben, da die Wandnngcn des Schiffes so znsammengctrocknet waren, daß bei dem hohen Wogen-schlagc viel Wasser eindrang. Schließlich schlng eine mächtige Welle an unser Steuerruder uud schwemmte es fort wie einen morschen 204 Neuntes Kapitel. Stock. Jetzt war keine Möglichkeit mehr, Rook-Island zu erreichen; fast erschöpft, ohne Ruder und mit leckem Schiffe, konnten wir lediglich an Rückkehr denken, nnd so verfertigten wir denn mit Bootrndcrn u. s. w. ein Notrudcr und fuhren zu einer kleinen Bai, etwa 33 kin östlich von Kap Gloucester, zurück. Nach kurzem Suchen fauden wir etwa 25—30 in vom Strande eine Sandbank, auf der wir unser Fahrzeug auflausen ließen, mu ein zur Rückfahrt nach Duke-of-Iork ausreichendes Steuerruder anzubringen. Mittelst eines vor dem Schiffe in der Sandbank befestigten Ankers zogen wir denn nun unser Fahrzeug soweit hinauf, daß es bei der Ebbe trockcu lag. Währmd der Flut, deren Höhe 1,2 m betrng, war die Bank jedoch fast ganz überschwemmt. Während wir mm den Eintritt der Ebbe erwarteten, kam ein Kahn um ein nicht weit entferntes Kap herum gerade auf uns zn. In geringer Entfernung von nns hielt er, nnd ein alter Manu hielt ein paar kleine Mms in die Höhe, offenbar znm Verkaufe. Ich machte ihn: sofort begreiflich, daß ich sie kaufen wollte; er kam ans Schiff, und ich gab ihn: einige Perlen dafür. Ictzt zeigte er mir die Neste eines alten Kruzifixes, die er um seinen Hals trng, wollte sich aber nm keinen Preis davon trennen. Ich sragte ihn mit Zeichen, woher er es hätte; er legte seine Hände znsammen, wie znm Gebete, und sagte: „Lotn". Diesen Ausdruck gebrauchen alle Missionäre überall, glaube ich, um „Religion" zu bezeichnen. Dann zeigte er auf Rook-Island, wo, wie ich hinterher erfnhr, eine römisch-katholische Missiousuiedcrlassung gewesen war, dcrcu Mitglieder entweder getötet worden oder gestorben waren — ich weiß nicht, welches Los sie getroffen hatte; aber aufgegeben war die Niederlassung schon seit einigen Jahren. Der alte Eingeborene musterte sehr genau unser Fahrzeug und auch den Anker auf der Sandbank und verließ uns dann, offenbar A'Miff. 205 mit dem Versprechen, noch mehr Jams zu holen. Bald daraus saß uuscr Schiffchen fest, und wir begannen mit Herstellung des Notruders; aber da ich vor Fieber kaum aufrecht ftehcu konnte, ging ich unter Deck, nnd die beiden andern machten sich ans Werk. Nach kurzer Zeit rief H...... die Kajütcntreppe herunter, eine Menge Eingeborener komme mit Spießen ?c. auf dem Strande daher, und ihre Absicht scheme nicht allzu friedlich zu seiu. Ich gestehe, daß ich mehr geueigt war, sie immerzu kommen zu lassen, als fähig, irgend welchen Widerstand zu leisten, wenn sie wirtlich Feindseligkeiten eröffnen sollten. Indessen ging es doch nicht gut au, liegen zu bleiben und zu stcrbeu, so trank ich mich auch fühlen mochte. Ich ging also auf Deck, und bald hatten wir unsere Gewehre geladen, einige mit Steinsalz, und die kleinen Drehtanonen in Bereitschaft nnd waren nötigenfalls zu festem Widerstände entschlossen. In einiger Entfernung von uns war eine große Anzahl von Männern teils auf dem Strande, teils iu mehreren Kähnen. Der ganze Haufe hatte Schleudern, Speere und Steinbeile. Es fiel mir ein, daß Nover am Lande war; dnrch ihn konnten wir die Absichten der Eingeborenen erproben; wir riefen ihn daher, und als er alls dem Gebüsche herausgcsprungeu kam, ranntm mehrere junge Männer vor und warfen die Speere nach ihm, aber ohne ihn zu treffen; bald war er an Bord. Ich fchwenkte nun meinen grünen Zweig, worauf nur höhnisches Gelächter folgte. Nun wußte ich sicher, daß sie Vöfes im Schilde führten; da wir aber bei Ebbe nicht von der Sandbank loskommen tonnten, mußten wir rnhig warten, bis sie zum ersteu Angriffe schritten. Bald begannen sie Steine gegen uns zn schlendern, wobei fie anf dein Strande näher heranrückten; die Geschosse prasselten nnangenchm genug zwischen das Tatelwert und an die Wandungen. Ich schoß nnn über ihre Köpfe hin, was aber nur bewirkte, daß sie lachten uud desto schneller auf uns zu gingen; 206 Neuntes Kapitel. gleichzeitig näherten sich vun der Sceseite her die Kähne. Mir wurde etwas bange, ob diese Lente die Feuerwaffen völlig verachteten oder ob ihre Gleichgültigkeit nur aus Unbckanntschaft mit den tödlichen Wirkungen derselben entsprang. Mittlerweile waren sie nahe genug gekommen, nm die Speere werfen zn können, und sie thaten dies mit bedeutender Sicherheit. Indessen sparten wir nnscr Feuer auf, bis sie so nahe wären, das; sie die Wirknng des Salzes spüren könnten; damit wollte ich sie nämlich zuerst bewillkommnen. Ungefähr 20 von ihnen durchschritten die schmale Lache zwischen dem Strande nnd unsrer Sandbank nnd näherten sich sehr zuversichtlich dem Buge des Schiffes. Wir hatten während dessen hinter der Brüstung gesessen, um vor den Steinen gedeckt zu sein, und da sie nns keinerlei Vcrteidigungsmaßrcgeln vornehmen sahen, mochten sie glauben, leichtes Spiel zn haben. Aber als sie nahe genng waren, sprangen wir auf und fener'tcn zusammen gerade mitten unter sie hinein. Nnn folgte ein ungcmcin lächerlicher Vorgang. Wir hatten absichtlich tief gehalten; sie bekamen daher die Salzladnng anf den Leib, fchienen aber wirklich zucrft vor Entsetzen weder fliehen zn können noch das Beißen des Salzes zn empfinden. Indessen nahmen sie bald ihre Beine uutcr den Arm und rannten für ihr Leben. Kaum hatten sie sich umgedreht, so salzten wir sie noch der Gleichmäßigkeit wegen auch hinten. Als sie nun auf den Strand gelaugten, begann das Salz zn wirken, nnd ihren verzweifelten Sprüngen nach sollte ich fast glauben, daß sie sich vor einer Wiederholung der erhaltenen Lehre wohl hüten dürften. Die anderen Eingeborenen verschwanden wie durch Zauberei im Gebüsche, und auch die Kähne suchten eilig das Weite. Unter den ersteren hatte ich unsern alten Freund mit den Dams und dem Kruzifixe erkannt. Er hatte von den Missionären offenbar eines gelernt: daß nämlich ein Schiff der Weißen ein schönes Stück zum Niff. 207 Plündern ist; aber vielleicht haben wir den Lenten gelehrt, daß eine solche Plünderung nicht so leicht ist, wie sie sich eingebildet hatten. Unser Sieg war schneller gewonnen, als ich gehofft hatte, nnd noch dazu ohne Blutvergießen. Bald nachher hatten wir das Notrudcr fertig, hulten den Anker ein und machten nns ans die Rückfahrt nach Duke-of-Vort. Leider sollten wir diese Insel nie mit unserem Schiffchen wieder erreichen. Wir hielten gerade auf Kap Lambert zu und gelangten nach 2 Tagen dahin. Um zu ankern, steuerte ich uach eiuer kleiueu Bucht südlich vom Kaft-, dmu ich hatte keiue Lust, während der Nacht mit einem beschädigten Fahrzeuge zwischen den uuzahligen Untiefen ans der andern Seite des Kafts umhcrzutreibeu. Als wir uns aber dem Lande näherten, trat unglücklicher Weise eine Windstille ein, und trotz unseres Ruderns führte uns die Strömung nach Süden. Sobald jedoch die Sonne unterging, erhob sich — für uns leider zu spät — eiuc leichte Brise, und wir konntcu nichts weiter thun, als möglichst nahe an der Küste zu bleibeu, so weit die Risse es gestatteten. Zum Uuglücke war kein Mondschein. Aus Vorsicht ließen wir einen Wurfaukcr au 18 N langem Taue über den Bng ins Wasser, damit wir, wenn das Schiff in seichtes Wasser geriet, festgehalten würden. Alles ging gnt bis 2 Uhr Morgens, als eine schwere Bö mit Regen über das Land herkam, letzteres ganz verhüllend. Wir mnßten einige Segel bergen und trieben ohm Zweifel viel schneller ostwärts, als ich wußte. Die Bö war sehr heftig und erregte bald die See: fehen konnte man nichts wegen des Regens, der in Strömen niedergoß. Etwa ',23 Uhr bemerkte ich auf der Leeseite eine leuchtende Linie im Wasser, welche, wie ich nnr zu genau wußte, ein ganz nahe befindliches Riff anzeigte. Ich schrie meinen Lenten zn, das Schiff umzulegen, aber es gehorchte dem Ruder nicht; bei einem zweiten Versuche ergriff uns eine hohe Welle und warf nns mit einem Krache auf das Riff, daß 208 Neuntes Kapitel. wir alle niederstürzten. Hier lag nuu unscr Fahrzeug hart und fest; die Wellen stürzten über das Hinterteil her, als ob sie jede Minute alles zerbrechen wollten, und stießen das Schisschen heftig gegen die Felsen an. Gegen Tagesanbruch begann das Schiff leck zu werden; wir schafften daher alles, was wir holen tonnten, aus der Kajüte und dem Raume auf das Vordertastell, und knrz nach Sonnenaufgang brachten wir die wertvollsten Gegenstände in das Boot. In ihm fuhr ich nut dein einen meiner Begleiter nach dcm nächstell Zufluchtsorte, einer südlich gelegenen Sandbank, mit der Absicht, wieder zum Schiffe zurückzukehrcu, um eine neue Ladung zu holcu. So wollte ich möglichst viel hierher bringcu, dauu ein Floß banen nnd mit meinen Begleitern nnd den geretteten Sachen nach der Mater-bert-Insel fahren. Aber die Sandbank war, wie wir bald bemerkten, zu meiner Überraschung von Eingeborenen aus Matnkanapnta besucht, welche hier Schildkröten fingen. Sobald sie unser ansichtig wurden, rannten sie alle nach ihren Speeren, Keulen und Schlendern, augenscheinlich in dein Glauben, loir würden mit ihnen kämpfen. Ich stieg daher, zum Zeichen des Friedens die Hände über den Kopf haltend, ans Land und erklärte ihnen, mein Fahrzeng liege anf dcm Strande, ich aber wünsche blosi meine Habe hier niederzulegen. Nach vielem Reden willigten sie ein. Da ich es aber sür nötig hielt, das; jemand zur Vchütung der Sachen da blieb, schickte ich den Mann allein nach einer zweiten Ladung zurück, mit welcher er gegen Abend ankam. Dann fuhr er wieder fort; denn da wir nur dies eine Vvvt hatten, war es klüger, dasselbe bei dem Schiffe zu laffeu, im Falle letzteres etwa während der Nacht in Stücken gehen sollte. So mit einigen fünfzig nichts weniger als freundlich gesinnten Eingeborenen auf der Sandbank allein gelassen, untersuchte ich zuerst, ob mein Gewehr und mein Revolver in gutem Zustande war Sodann baute ich mir aus den Kisten eine Art Rückenschutz und Listen der Wilden. 209 setzte mich dann hin, nm während der Nacht unser Eigentnm Uor Dieben zu hüten. Denn an den Besprechungen der Wilden nnd ihren Seitenblicken ans mich erkannte ich gar wohl ihr Verlangen nach all dem gelandeten Gute. Schließlich näherten sich einige meinem Sitze nnd drückten mir ihr Beileid über unser Mißgeschick aus; gleichzeitig versicherten sie mir, daß sie mich für einen herzensgnten Mann hielten. Ein Schurke Preßte sogar ein paar Thränen herans. Aber während sie so redeten, suchten sie mich allmählich zu umzingeln. Zu bekannt mit den Listen der Wilden, nm mich damit sangen zu lassen, stand ich anf nnd befahl ihnen in ihrer eigenen Sprache, sich niederzusetzen nnd mir dann zu sagen, was sie überhaupt noch zu sagen hätten. Denn wenn ich ihnen erlaubt hätte, ganz nahe zu kommen, so würden sie sich plötzlich anf mich gestürzt haben, wohl wissend, daß ich dann keine Zeit zum Schießen hätte. Offenbar überrascht und einsehend, daß ihre Absicht durchschaut war, setzten sie sich ein paar Meter entfernt von mir nieder nnd beteuerten mir aufs nenc ihre Freundschaft und ihr Beileid. Aber es war mir, als ob ich den einen von ihnen wispern hörte: „Heute Abend werden wir keine Weißen essen". Das machte mich natürlich noch wachsamer; ich hörte also ihre Beteuerungen eine Weile mit an und sagte dann, wenn sie wirtlich Freunde von mir wären, sollten sie nach Matcrbert fahren und Tobrian ^ dem fchon erwähnten Häuptlinge — mitteilen, er solle nüt 2 oder 3 seiner größten Mync mich und meine Sachen holen; ich würde ihnen dann eine schöne Belohnung geben; wenn sie das aber nicht thäten, sondern nur näher kämen, würde ich schießen. Zuerst wollten sie nichts davon hören, bis ein alter Mann sie überredete, fortzugehen, aber nur — wie ich hinterher merkte — znm Scheine, uud zu sehen, ob ich nicht einschliefe. Nun gingen sie zu ihren Kähnen und ruderten in die Finsternis hinaus. Powell, Unter dc,i Kcumidalm. 14 210 Neuntes Kapitel, Damit ließ ich mich aber natürlich nicht fangen; denn ich wllßte, daß diese edlen Lente einen derartigen einmal gefaßten Plan nicht so leicht aufgeben. Außerdem konnten sie nicht wissen, ob nicht mein Boot wieder käme, nnd dann hätten sie es mit zwei Weißen, anstatt mit einem, zn thnn gehabt; dies mag anch der Grnnd gewesen sein. weshalb sie zaudcrteu; denn sie wenden unabänderlich lieber List als Gewalt an, um zu ihrem Ziele zu kommen. Wenn ich aber bedenke, in wie jämmerlichem Zustande ich mich infolge des Fiebers befand, wnndrc ich mich noch heute, daß ich thun konnte, was ich gethan habe. Es mochte nun etwa 1 Uhr sein; da glaubte ich leises Nndern zu vernehmen und entdeckte durch das Ferurohr 3 Kähue, welche ganz sacht herankamen; in jedem staud ein Manu mit erhobenem Speere und lugte nach mir, ob ich wach wäre. Augenblicklich schrie ich ihnen zu. sie sollten sich packen, oder ich würde Feuer geben. Jetzt ruderten sie rasch fort, und die übrigeu Kähne, welche bloß auf der andern Seite der Sandbank waren, folgten ihnen. Sie störten mich nun nicht weiter, uud am Morgen war nichts mehr von ihnen zu scheu. Aber eiuc neue Sorge befiel mich: mein Boot kam nicht! Ich fürchtete, die beiden Leute an Bord des Schiffes wären eingeschlafen und so ermordet worden, in welchem Falle auch ich verloren war. Denn ich hatte wcuig zu trinket: uud zu esscu gar nichts. Da kam um elf cm Kahn: sein Insasse stand aus und rief mich an: er sei ein Freuud lind wolle mich sprechen.. Da er die Häude über den Kopf hielt, licß ich ihu landen. Er sing ein großes Lamento an wegen des Wrackes, aber ich uuterbrach ihn schnell: das seien alles Flausen; die Matut'auaputa-Lcute hätteu mich auch bejammert uud hinterher mich töten wollen; ob er etwa dasselbe beabsichtige? „Nein", erwiderte er; „ich will bloß mit dir redet». Die Matutanaftuta-Lcute taugen nichts. Es war gut, daß du nicht schliefest; sie hätten dich (iine neue List. 211 getötet nnd gegessen. Schlafe a>ich heute Abend nicht ein: sich, daß dein Boot kommt; sie wollen den Mann in deinem Boote ermorden, und dann hast dn kein Trinkwasser, und der Mann im Schiffe hat, auch wenig Wasser, nnd dn kannst nicht zn ihm, nnd er nicht zu dir, und sie wollen dich im Schlafe erschlagen nnd sagen, es sei genng Holz da, um dich zu braten, lind sie wüßten noch nicht, wie Weiße schmecken." Ich erwiderte ihm, er sei mein Frennd, weil er mir das mitgeteilt habe; wenn er zn Tobrian fahren nnd ihm sagen wolle, daß er ein paar Kähne für mich und meine Waren schicke, so solle er ein großes Geschenk bekommen, Er weigerte sich aber, weil die Vyning-Mäuncr ihn töten würden, wenn sie es erführen. Ich widerholte mein Versprechen, er erwiderte jedoch: „Nein, nein! Einem toten Manne nützt kein Geschenk". So ließ ich ihn denn gehen, nachdem ich ihm etwas Tabak gegeben hatte. Er war kamn fort, als ein Kahn mit Matnkanapnta-Leuten kam. Einer davon rief nur zn, ich solle ihn landen lassen; er wolle mit nur rede»!. Um keine Furcht zn verraten, sagte ich ihm, er möge kommen. Nnn stieg er mit zwei oder drei Begleitern ans Land nnd näherte sich mir; in der Hand hatte er einen Strick, wie sie ihn beim Schildkrötenfangc brauchen. Ich stand mit dem Rücken nach meinen Kisten zn; wozu der Strick dienen sollte, war mir sofort klar. „Ich komme voll Tobrian", sagte er; „ist der Kahn groß genug? Komm nnd steh ihn dir an!" Ich wnßte aber recht gnt, daß er in so knrzer Zeit noch gar nicht von Materbcrt hätte wieder da sein können; ebenso, daß er ein Matutanapnta-Eingeborencr war. Ich war also aus meiner Hut und fragte ihn, was er mit dem Stricke wolle. Das brachte ihn in große Verwirrung; er meinte: „Für die Schildkröten". Ich bedentete ihm, daß man Schildkröten nicht bei Tage fange, nnd ließ mir den Strick geben, fügte jedoch hinzu, wenn ich ihn wieder hier erwischte, würde ich ihn erschießen, nnd er möchte sich lieber gleich fortscheren, wenn er nicht wünschte, daß ich doch noch schösse. Hätte ich ihm den Strick nicht abgenommen nnd mich von meinen 14* 212 Neuntes Kapitel. Kisten entfernt, su würde einer der anderen sich von hinten ans mich geworfen, er aber den Strick ein paarmal um mich hernm geschlungen haben: sie sind in dieser Art Schildkrötenjagd sehr erfahren. Gerade als sie sich davon machten, kam mein Voot in Sicht. Meine Leute hatten große Not gehabt, die Ladung aus dem Raume zu holen; dies war der Gruud der Verspätung. Ich schickte den Mann zurück und ließ auch den andern kommen, da ich glaubte, es sei am sichersten, wenn wir während der Nacht alle beisammen wären. Am nächsten Morgen noch in der Dunkelheit fuhren meine beiden Begleiter wohlbewaffnet wieder zum Wracke, um eine neue Ladung zu holen. Sie waren nnr eben fort, als ich einige 15—20 Kähne gerade auf die Sandbank zukommen sah. Schnell brachte ich unsre kleine Drchtanone, die meine Leute am letzten Abende mitgebracht hatten, ans einem Klotze in die richtige Stellnng, lnd sie mit einem schwerem Schnsse uud einer Hand voll Kugeln, legte mich dann ruhig hin und wartete ans die Annäherung der Wilden. Bald fuhr ein Kahn den andern voraus; ganz vorsichtig kam er uähcr und naher. Ich schoß aber noch nicht; denn die Leute in dem einen Kahne sollten natürlich nur untersuchen, ob ich wach wäre; ich blieb daher hinter meinem Klotze regungslos liegen, um, wenn alle Kähne herankämen, desto sicherer treffen zn können. Wirtlich müssen sie gemeint haben, ich schliefe; denn nachdem der einzelne Kahn zu den übrigen zurückgekehrt war, näherten sich alle ohne irgend welches Geräusch. Offenbar hatteu die Eingeborenen die Entfernung meines Bootes beobachtet und dachten mich nun im Schlafe zn überraschen. Kleiner und kleiner wurde der Raum zwischeu ihnen uud mir; in jedem Kahne stand ein Mann nnd spähte nach mir ans. Die Finger zuckten mir nach der Lnnte, aber noch bezähmte ich meine Ungeduld, bis ich sie endlich nahe genng glanbte. Jetzt — jetzt krachte der Abfahrt. 213 Schuß! Ein schreckliches Geheul von dm Kähnen folgte, nnd ehe ich nnr Zeit zu einem zweiten Grüfte hatte, waren alle aus und davon. Ob jemand getötet oder verwulwet wordeu ist, habe ich nie entdeckt Bei Tagesanbrüche kamen meine Leute zurück mit der Meldung, daß die Wilden an Bord gewesen seien und alles zerstört hätten, sogar den Kompaß lind die Fenster. Was sie nicht hatten brauchen können, war über Bord geworfen worden; den armen alten Nover Hütten sie getötet und als Leckerbissen mitgenommen. Während des Tages und der Nacht ließ man uns in Frieden. Aus geretteten Segeln bautcu wir uus eiu Zelt. Am folgenden Tage, etwa gegen 11 Uhr, sahen wir eine große Zahl von Kähnen von Ncubritcmnien her kommen. Wir bereiteten uns zum Kampfe. Sie näherten sich uns aber ohne Zögern bis auf etwa 100 m. Dann fuhr ein Kahn voraus, und ein (Angeborener bat, ans Land steigen zn dürfeu. indem er rief, er fei Talong (ein jnuger Unterhäuptling von Tobrian, wie ich wußte); ich ließ ihn also landen; er sagte, er sei von Tobrian gesendet, nm mich nnd meine Sachen nach Matcr-bert zn holen. Ich hatte allerdings einiges Mißtrauen, da ein paar Mawl'anaputa-Leute unter seinen Begleitern waren. Aber auf Talong konute ich mich ohne Zweifel verlassen, und da mein eignes Boot auch nicht die Hälfte meines Gepäckes faßte, hielt ich es fürs beste, den Versuch zu machen. So ließ ich denn die Gewehre meinen Lcntcn, befahl ihueu, möglichst rasch das Boot zn beladen nnd nns zn folgen, ließ den größeren Teil meiner Habseligteiten in die Kähne schaffen und fuhr, mit meinem Revolver bewaffnet, in Talong's Kahne ab. Alles ging glatt, bis wir in die Nähe Neubritanniens kamen: da lenkte erst ein Kahn an die Küste, dann ein zweiter u. s. w. — kurz, fast alle verließen uns. Ich fragte Talong, warum das geschehe. Er erwiderte, die Leute seien hungrig, nnd es sei auch zu heiß; sie würden in der Nacht nachkommen. „Das sind Flausen" 214 Neuntes Kapitel sagte ich, „befiehl ihnen, sofort zu kommen". Er begab sich auf den Strand, ihueu das zu sagen, und es entspann sich ein sehr heftiger Wortwcchfel. Vald kam er zurück und äußerte, sie wünschten, daß ich ausstiege uud etwas äße. Aber flüsternd setzte er hinzu: „Steige nicht aus: sie wollen dich töten; wir müssen rasch nach Matcrbert fahren, große Kahne holen und deine Sachen mit Gewalt nehmen." Ich sah, daß er in großer Erregung über und über zitterte, und wußte, daß keine Zeit zu verlieren war; ich rief ihm daher zu, er solle wieder in den Kahn springen nnd so schnell als möglich nach Kap Lambert fahren. Er besann sich nicht lauge, und seine Leute ruderten wie für ihr Leben. Aber sobald die anderen Eingeborenen sahen, daß loir flohen, machten sie sich in zehn Kähnen zur Verfolgung auf, heulend wie leibhaftige Teufel. Fort ging's nun, und Talong's Leute thaten ihr Bestes. Aber trotz aller Anstrengungen stellte es sich nach einer halben Stunde heraus, daß sie nns einholen würden. Vald in dem, bald in jenem Kahne stand ein Wilder auf und dann kam sausend oder pfeifend cm Speer oder Stein dicht an nns vorüber. Indcsseu wollte ich noch nicht fchicßcn, obgleich Talong fortwährend in mich drang, es zu thun: denn das Schwanken des Kahnes hinderte mich am sicheren Zielen, nnd ich durste doch keine Kugel verschwenden. Mittlerweile kamen die Steine immer häufiger und näher vorbeigeflogen, und die Sache wurde unangenehm. Ich erhob den Revolver, ließ ihn auf meinem linken Arme ruhen und schoß auf den vordersten Wilden. Ein Mann, in die Schulter getroffen, ließ Arm und Ruder zngleich fallen. Darüber erhoben Talong's Leute ein großes Triumphgeschrei; aber die Verfolger, ohne fich beirren zu lafseu, legten sich nur noch mehr in die Ruder. Ich hob den Revolver nochmals; sie waren jetzt viel Näher, und ich hatte eben den Steuermann des vordersten Kahnes anf dem Korne, als Talong rief: „Herr Powell, Herr Powell, ein großes Boot — sieh!" Gerade als ich den Kopf wendete, um hinzublicken, fuhr ein Stein nur wenige Zoll weit an mir vorbei und Rettung. 215 traf den Mann hinter mir in den Rücken, so das; dcr Wilde gleich auf den Buden des Kahnes fiel nnd, dein Anscheine nach schwer getroffen, liegen blieb. Da kam — cine Fügung der Vorsehung — das Schiff in Sicht; nnsere Feinde zogen sich nun so rasch, als sie gekommen waren, zurück. In kurzem hatten wir unsere Befreier erreicht- ihr Fahrzeug, eines der Godeffroy'schcn Handelsboote, war von einer laugen Reise nach dem Wcstm zurückkehrend, ostwärts nm Kap Lambert herum gekommen. Kap Lambert ist der entfernteste Puukt, bis zu welchem ein Handelsbout je Uorgedrnngen ist. Auch das betreffende Fahrzeug war noch nie vorher so weit gekommcn. Unser Entkommen war also ein großer Glücksfall. Bald hatte ich dem weißen Händler die nötigen Erklärungen gegebcu, nnd nun giug es hinter den fliehenden Kähnen her; aber als wir Nenbritanmens Küste erreichten, fanden wir nur leere Kistcu und Kähne, da die Wilden alles mit in den Wald genommen hatten; es wäre nutzlos gewefen, sie ohne starke Streitmacht zu verfolgen; wir segelten daher ab, um nach meinen, Boote zu scheu. Bald trasen wir es und fuhren nun nach der Niederlassung des Händlers. So verlor ich denn bis auf wenige Stücke die ganze anthropologische Sammlung voll der Nordwestseite Nenbritanuiens, die sorgsam für Dr. Cox in Sydney angelegte große Sammlung von Land- nnd Seemuscheln, meine zahmen Tiere — kurz alles außer meinen Loganfzeichnungen und Reisetagebüchern; so waren wenigstens meine Anfnahmen und Messungen nicht verloren. Auch hatte ich glücklicherweise schon früher eine bedeutende Sammlung von Keulen, Speeren u. s. w. nach Sydney gesendet. Alkin ich danke Gott, daß auch mcin Leben gerettet wurde. In knrzer Zeit gelangte ich nach Nodnv nud von da uach Dute-of-Aurk. Hier fand ich den Kriegsschouer „Reuard", nntcr den Befehlen dcs Lieutenant Richards, welcher zufälligerweise ein Schul- 216 Neuntes Kapitel, und Schiffsfrennd von mir war und mich mit nach Sydney nahm. Ich kann das vorliegende Buch nicht abschließen, ohne die Liebenswürdigkeit des Lieutenants Richards und seines Unterlieutenants Tipping besonders hervorzuheben, und finde keine Worte, um ihncu meine Dankbarkeit auszudrücken. Anhang. temerlmngen über Ueuirland. 1. Äiieinc Absicht war gewesen, über Ncnirland ausführlich«' zn sprechen; aber als ich mein Wissen von dieser sehr anziehende!, Insel sichtete, wurde mir tlllr, daß ich in Wirklichkeit unr sehr wenig von ihr wisse, nnd ich bin selbst davon nicht überzeugt, daß dieses Wenige sicher verbürgt ist. Indessen kann über einige Thatsachen nicht gezweifelt werden, nnd dazn gehört die, daß die Nenirländer Kannibalen sind. Es ist natürlich sehr schwer, den Ursprung des Kannibalismus bestimmt nachzuweisen; aber nach meinein Urteile — und die Aussagen der Eingeborenen scheinen es zu bestätigen — ist eine seiner Ursachen in großer Dürre und Hnngersnot zn sinden, welche vorzeiten einmal diese Länder heimsnchten; um das Leben zu retten, griff man zum Menschenfleische. Das klingt annehmbar. Überdies sind von den Stämmen Neuguineas nur sehr wenige als Kannibalen belannt, nnd zwar wohnen diese, su viel ich weiß, alle nur am Papua-golfc uud stehen unzweifelhaft am uiedrigsteu uutcr allen Bewohnern jener Insel, so weit nnsre jetzige Kenntnis reicht. Es ist daher wahrscheinlich, daß sie diesen Gebrauch von den Eingeborenen der nordaustralischen Halbinsel?)ork angenommen haben; denn mit letzteren hatte»! sie wohl ohne Zweifel einstmals lebhaften Verkehr; außerdem wird die Unsitte von anderen Stämmen sehr verachtet. 220 Anhang. Eine sich über die gauze Insel Neuguiuca erstreckende Dürre dürfte sehr unwahrscheinlich sein; die Bewohner eines von Hungersnot ergriffenen Teiles dieser Insel würden daher Lebensrnittel in anderen Gegenden entweder kaufen oder rauben können -^ jedenfalls aber imstande sein, ihr Leben ohne Menschenfleisch zu fristen. In Australien freilich liegen die Verhältnisse ganz anders: hier findet sich an einein einzigen Platze anch nur für einen Stamm nie genug Lebensunterhalt. Daher müssen die Australier umherschweifen. Wenn eine Dürre in einer Gegend eintritt, so verschwinden alle Tiere, auf deren Gcnnß sie hauptsächlich angewiesen sind; es bleibt ihnen dann nnr die Wahl, entweder gleich Menschenflcisch zu genießen oder einen Landstrich aufzusuchen, der nicht durch die Dürre gelitten hat. Aber hier sammeln sich aus demselben Grunde auch audcre Stämme: sufort beginnt ein Kampf wegen des Iagdrechtcs; vom Hunger gepeinigt, ißt man das Fleisch der Gefallenen. Ohne Zweifel entsprang der Kannibalismus in einigen Fällen auch dem unüberwindlichen Hasse und der Rachsucht eines Mannes gegen einen andereu. Nicht znfriedcn, feinen Feind getötet zn haben, geht der Sieger so weit, „Zunge und Herz"^ des Getöteten zu essen und sich mit dessen Nierenfettc eiuzurciben. Indessen hat die oben gegebene Erklärung doch die meiste Wahrscheinlichkeit für sich. Namentlich mnß dies für verhältnismäßig kleine Inseln, wie Nmbritannien nnd Neuirland, zugegeben werden, und was der Hunger gelehrt hatte, behielt die Nachgicr bei. Auch kann ich nach dem Zeugnisse eines Kannibalen-Häuptlings versichern, daß es sehr schwer ist, sich des Menschenfleisches zu enthalten, wenn man es einmal gekostet hat. Der Häuptling sagte: es sei besser als Schweine- * Dieser Ausdruck wird in einigen Teilen Australiens noch heute gebraucht und scheint zu bedeuten, dasi man das Herz aß, um Verachtung des toten Feindes auszudrücken, und die Zunge, weil sie Schmähungen gegen den Sieger ausgestoßen hatte. Durch Einreiben mit dein Nierenfette glaubt man die Stärke des Getöteten zu erhalten. Vomerknngen über Neuirland. 221 fleisch, Schildkröte, Fisch oder Geflügel; die Weißen seien Thoren und wüßten nicht, was gut schmecke. 2. Wenn in Neuirland irgend cm Glied einer reichen Familie stirbt, so geht ein Mann der letzteren zum Vnschstamme im Nossel-Gebirge und kauft eine geschnitzte Kreidcfigur, je ncich dem Geschlechte des Verstorbenen eine männliche oder weibliche. Mit dieser kehrt er in sein Dorf znrück und giebt sie ganz im geheimen einem Häuptlinge, dessen besonderes Geschäft es ist, solche Figuren anzunehmen. Dann wird sie in eine Art kleiner Totcnkapcllc gestellt, welche innen in einein anderen Hanse errichtet nnd mit allen Arten bunter Pflanzen geziert ist; hier bleibt die Fignr in Gemeinschaft mit anderen ihresgleichen stehen — wie lange, weiß ich nicht. Dieser eigentümliche Gebrauch entspringt ans dem Aberglauben, daß der Geist des Verstorbenen eine Wohnung ans Erden haben mnß, wenn er nicht den Überlebenden seiner Familie Schaden zufngcu soll. Die Fignr stellt diese Wohnmig vor. Weiber dürfen bei Todesstrafe nie sich dein betreffenden Hause nähern oder anf die Fignrcn blicken. Die Kreide zu diesen Fignrcu wird auf dem höchsten Gipfel des Rössel-Gebirges gefunden; es ist, glaube ich, das einzige Kreidelager in der Südsee. 3. Wird in Nenirland ein Mädchen mannbar, so steckt man sie seltsamerweise anf etwa 4 Wochen in eine Art von Käfig innerhalb des Hauses, welches sie bewohnt; Kränze aus wohlriechenden Pflanzen werden um ihre Taille und ihren Hals gebunden. Der Käfig wird gewöhnlich einen Stock hoch gebaut; oben wohnt die junge Dame, nuten entweder ein altes Weib odcr ein kleines Kind. Der Naum, in dem das Mädchen verweilt, ist so klein, daß sie nicht aufrecht stehen, sondern nur liegen oder sitzen kann. Nur bei Nacht darf sie diesen etwas nnbequemm Aufenthaltsort verlassen. Was diese Sitte bedeutet, ist noch unaufgeklärt. Einige haben mir gesagt, es sei eine 222 Anhang, Ehrenbezeugung für sic, wie wir ein Fest veranstalten z. V. bei der Mündigteitserklärung eines Jünglings. Sei es mm an dem oder nicht: ich bin der Meinung, daß noch etwas andres dahinter steckt was ich aber nicht habe entdecken tonnen. 4. Das Geld in Neuirland weicht ganz von dein in Neubritannien ab. Es besteht aus kleinen zweischaligen Muscheln, von welcher eine Anzahl durchbohrt nnd auf einem Faden aufgereiht wird. Man bricht von den Muscheln so viel ab, daß sie ganz klein werdeu, dann reibt man sie mit Bimsstein glatt und rund. Diese Geldschnuren wcrdeu ans der Brust eines Mannes von einer Warze zur andern abgemessen; 10 solcher Längen sind der Preis eines schönen, großen Schweines. Die Muscheln sehen gclblich-blaßrot ans. 5. Die Frauen auf Neuirland tragen vorn und hinten eine kleine hellrot gefärbte Grasbeklcidung; eine geflochtene Schnur um die Taille, auf der ciucn Seite gerade über der Hüfte zusammeugebuuden, hält das Machwerk feft. Die Männer gehen, wie in Nenbritanuieu, nackt. 6. Die Waffen von Ncuirland gleichen sehr denen von Duke-of-Mork, welche bereits beschrieben wurdeu. 7. Ich für meiue Persou zweifle fast gar uicht, daß die Neuir-läuder derselben Rasse angehören wie die Bewohner der ncubri-tannischen Gazelleuhalbiuscl; die Sprache beider Völker ähnelt sich; vgl. das Wörterverzeichnis am Ende dieses Buches. Dagegen gehören die Eingeborenen an der Spacious Bay nnd an der Open Bay einer anderen Nasse an als die Neuirländer. Letztere ähneln anch den Eingeborenen der Salamou-Iuseln. Bemerkungen über Ueubritannien. 8. In Neubritanmen werden die Toten von geringer Bedeutung gewöhnlich ans ein Riff gesetzt nnd den Haifischen Preisgegeben; oft jedoch legt man sie in einen Kahn und versenkt diesen. Ist ein Häuptling gestorben, so wird der Leichnam, mit wohlriechenden Kräutern bedeckt, in seinem Kahne ausgestellt; dann veranstalten seine nächsten Verwandten ein großes Fest, zu welchem alle benachbarten Häuptlinge und Männer eingeladen werden. Jeder Gast erhält einen Faden Tabu. Hierauf deckt man die Leiche mit Kokosnußmattcn zu uud hebt sie auf die Gabclästc zweier Bäume empor, wo sie liegen bleibt. Dann beginnt man zu tanzen nnd tanzt sehr eifrig bei Fellerscheine mehrere Nächte hindurch fort. Dabei lasscu die Tanzenden einen eigentümlichen Gesang ohne Worte hören, welchen Trommclfchlag begleitet. Der Sprecher des verstorbenen Hänfttlings geht rundum zu jedem Gaste uud preist die vielen Tugeudcu des Totcu. Gewöhnlich endigt die ganze Feier so, daß aus den: Kahne desselben etwas iu die Mitte der Versammlung geworfen wird. Der zufällig Getroffene muß nach allgemeinem Glauben bald sterben. Nach einiger Zeit wird der Kahn herunter genommen und vergraben-, in manchcu Distrikten bewahrt der Nachfolger des toten Hänptlings ^ der älteste Sohu der ältcsteu Schwester des Verstorbenen — den in Banancnblatter gewickelten Kopf feines Oheims in seiner Hütte auf. 224 Anhang. ^ 9. Wenn etwas alls einer Hütte verloren geht oder gestohlen wird, so sind stets die Frauen dafür verantwortlich, nicht der Dieb; denn es heißt mit einer gewissen Berechtigung, daß es nicht hätte vorkommen können, wenn sie gehörig nachgesehen hätten. Geheimnisse vertraut man Frauen nie an, da nach einem einheimischen Sprichworte „eine Wciberznnge in doppelten Gelenken geht". 10. Fackeln znm Fischen bei Nacht oder Reisen dnrch den Wald werden von getrockneten lind zusammengebundenen Blättern der Kokospalme verfertigt. 11. In den Dorfschaften Ncnbritanniens herrschen die strengsten gesundheitlichen Gesetze. Aller Unrat wird durch die Weiber entweder in das Meer geworfen oder weit im Walde vergraben. Alle Marktplätze, ebenso andere öffentliche Plätze in einem Dorfe werden jedeu Tag gekehrt. 12. Auf Ncubritannieu, Tute-of-^orl und Neuirland sprechen die Eingeborenen, wenn sie von Fremden flicht verstanden werden wollen, auf besondere Art und Weise. An jedem Ort scheint die Mundart eine andere zu sein; aber überall herrscht der Gebrauch, in diesem Falle eine Art vou Fistelstimme anzuwenden. Dabei werden die Worte scheinbar iu einem gewissen Nhythmus ausgestoßen; knrzc Wörter bleiben ganz weg. Diese Sprechweise ist außerordentlich schwer verständlich. 13. Die Namen der nenbritannischen Männer werden ost von einem Tiere oder Baume genommen, wie z.B. „Aukin" (ein Känguruh), „Dewai" (Wald); noch öfter von einem Verwandten oder Hnupt-liugc. Oft lasseil sich die Namen schwer ableiten; aber fast immer sind es Verunstaltungen von Wörtern, welche etwas Startes, Thätiges oder Großes bezeichnen. Ausnahmen kommen vor; so heisst Bemerkungen über Neubritannien. 225 z. B. cin Häuptling in Kabakadaic „Tor-Long-Long"; „Tor" bedeutet „Häuptling" oder „Herr", und „Long-Long" ist so viel wie „Narr". Freilich war der Betreffende alles andere eher. Ich vermute daher, daß ursprünglich zwei Bedeutungen in dem Worte „Long-Long" lagen, eine eigentliche und eine übertragene, wie in unseren Ausdrücken: „Sei kein Esel" oder: „Sei keine Gans". Die eigentliche Bedeutung kam in Vergessenheit, wie bei unserm Namen „Schmidt" oder „Wcißhauvt", bei deren Nennung wir auch an keinen wirklichen Schmied nnd kein wirkliches weißes Haupt denken. Bei vielen Namen ist es, wie schon gesagt, schwer, ihre Bedeutung nnd Ableitung zu entdecken; aber ohne Zweifel entsprangen sie zuerst Handlungen oder Dingen, welche mit dem menschlichen Leben in Verbindung stehen. Bisweilen rührt der Name von einen: Ansdrucke der Mutter her; sie sagt vielleicht! „Er ist so stark wie ein junger Baum" oder „so gerade wie Bambus" oder „so schwer wie Stein". In der Folge heißt der Betreffende „Iungbanm" oder „Bambus" oder „Stein". Vou den Franen gilt ebendasselbe; nur heißen sie gewöhnlich nach Blumen, Vögeln oder Schmetterlingen. 14. Alle Eingeborenen würden die meisten Europäer in Bezug auf naturgcschichtliche Kenntnisse recht beschämen. Von jedem Viersüßer, Vogel, Kriechtiere, Fische, Insekte kennen sie den besonderen Namen, die Familie, zu der das Tier gehört, haben auch einen Namen für die Art. Dn fragst z. B. nach dem Namen einer Ranpc; da heißt es: Es ist eine Nanpe; sie verwandelt sich in eine Motte, einen Holzbohrer, einen Kokonspinner." Oder bei einem Käfer: „Seine Larve lebt in Unrat, gräbt sich in die Erde" n. s. w. Oder bei einein Flnghörnchen: „Es ist ein Dirra-Dirra (Nachbildung des Geräusches, welches das Tier hervorbringt), lebt von Früchten, springt Nachts von Baum zu Baum, bringt lebendige Junge znr Welt". Sogar die Knaben scheinen das kleinste Insekt benennen zu können. Fragt 226 Anhang. man sic nach einem, das sie nicht tonnen, so wenden sic sich an den nächsten Mann, welcher sofort die verlangte Auskunft giebt. 15. Rätselhaft ist nur ein Tier in Neubritannicn doch geblieben. Bei Nacht leuchtet es mit glänzendem, schillerndem Lichte; gewöhnlich findet man es in alten Bänmcn. So oft ich mich zu nähern vcr-snchte, verschwand das Leuchten, wenn ich bis auf wenige Meter heran war. Ebenso frnchtlos habe ich den Ort, wo es gesehen worden war, durchstöbert, und mit Schrot oder — um genau den Fleck zu bezeichnen — mit Kreide darnach geschossen. Ich mnßte meine Nachforschungen schließlich einstellen. Die Eingeborenen haben große Angst vor dem Tiere, über welches sie nichts Gcnaneres wissen; sie nennen es „Tobcran-Quarbnrra". Ich finde keine andere Erklärung für das Rätsel, als dnß wir es hier mit eillein im Dnntel leuchtenden Käfer oder einer Eidechse zu thun haben. 16. Es ist in Nenbritaunien Sitte, die Zähne zu schwärze». Es geschieht dies, wenn der Knabe mannbar wird; zwar sind die Zähne schon durch das Kauen von Vetclnnssen sehr gefärbt, aber es gilt flir das Richtige, sie noch mit dem Safte einer gewissen Pflanze ganz schwarz zu färben. Oei Franen ist es dagegen nicht notwendig, aber auch deren Zähne werden eben dnrch Kauen der Netelmisse mit der Zeit schwarz. Thatsächlich bietet der Mnnd der Nenbritanuier beiderlei Geschlechts keinen sehr angenehmen Anblick; denn der Saft der Betelnnß hängt immer au den Lippen nnd erinnert an beständiges Vlntspucken. Es ist jedoch eine große Verletzung der Höflichkeit, die dargebotene Betelnuß nicht anzunehmen. 17. Einige Ansdrücke der nenbritannischen Sprache zeigen eine seltsame Ähnlichkeit mit gewissen Wörtern eivilisirter Völker. So bedeutet z. B. das nenbritannische Wort ,,^-Mp" soviel als a äoF lein Hund), Dies würde sich leicht erklären lassen, wenn die Hnnde Vemertllngm über Nenbritmmicn. 227 hier nicht einheimisch wären. Auf den Mortlock-Inseln z. B. nnirden sic erst vor N'enigen Iahreu eingeführt. Die Eingeborenen hörten nun, wic die Ac'atrosen den Tieren zuriefen i „Komm hier' Komm hier!", und daher heißt dort der Hnnd „Komm-jier". Aber in Neu-Britannien ist der Hund ebenso einheimisch wie der Dingo in Australien; der ncnln'itaunische .s>und ^chmt dersclbcit Nasse an wic dcr ncn-irländische nnd taun nicht dcllcn. Ich kann solche sprachliche Ähn-lichtcitcil nur als seltsames Spiel des Zufalls auffassen. 18. Ich bin zu der Vermuwna, qckmmnen/dasi sich anf diesen Inseln eine der ursprünglichsten Formen der Sprache vorfindet. Vom ma laischen Archipel durch die große Insel Ncugninca getrennt, und weit ^enuq entfernt Gruppen, um von letzteren aus thatsächlich unerreichbar zu sein, köunen Neubritannien und Neuirlaud nur wenig Verkehr mit der Außenwelt gehabt haben, ausgeuommcu die Nordosttnste Neuguineas und die Salomoninseln. Erstere wie letztere sind verhältnismäßig nndckannt nnd gleichmäßig unberührt von fremden (imflüssen; aber freilich sind sie nicht so ganz entlegen- deshalb darf man bei ihnen nicht so unbedingt vermuten, daß ihre Bewohner die Sprache ihrer Urväter in völliger Reinheit bewahrt haben. Ich ergreife daher die Gelegenheit, die Art und Weise des Zäh lens auf den neubritannischen Inseln mit einigen der älteren Zahlzeichen zu vergleichen. Ich behaupte natürlich nicht, daß die Vewohucr dieser Iuselu ciuc uur ihnen cigen tümlichc Art zu zählen besitzen- denn es ist wohlbekannt, daß alle wilden Stämme znm Zählen Hände nnd Füße anwenden. Aber ich behaupte, daß loir es hier mit einer selbstgemachten, nicht irgendwoher eingeführten Erfindung zu thuu haben, welche noch in ihrer ursprünglichen, unveränderten Form vorliegt als notwendige Folge des zu Tage getretenen Bedürfnisses nach einer Zählmcthodc, Nehmen wir z. B. das Wort „fünf"; es heißt imNcubritannischen „a lima", was zugleich „Hand" bedeutet. Nach Dr. Tylor's Anthro- 15« 228 Anhang. pologie ist dies ebenso bei den Tamanaes am Orinoco der Fall, wie auch, freilich weniger deutlich, anderwärts. Tylor führt auch das alte malaischc Wort „lima" an (geuan dasselbe wie das neu- britannische), früher ^ „Hand", jetzt -^ „fünf". Uebcrdies ist das Wort in der Bedeutung „fünf" gauz Mclallesien gemeinsam; doch ist in vielen Fällen die Bedeutung „Hand" fallen gelassen worden, wie bei den Malaien — ein Umstand, welcher vielleicht anf gemeinsame Abstammung hinweist. Man zählt in Neubritannicn vom kleinen Finger der linken Hand an bis zum Daumen, j^en Finger besonders benennend. An der Nechtcn geht es so weiter, nnr be- F'F. 1. Mg. 2. 5^ A>tc ägyptische Zchl>. Bemerkungen über Neubritannien. 229 deutet der Name jeden Fingers das Doppelte des entsprechenden Fingers der linken Hand. Das Zählen geschieht also folgender-maßen: Kleiner Finger der Linken: „tikai"; vierter: „urna"; Mittel- finger: „otul"; Zeigefingern ,,wat"; Daumen: „a lima". Rechte Hand: „lip tilai" (kleiner Finger); „wv-urna" (vierter); lov-otnle" (Mittel-singer); „lou-ivat" (Zeigefinger), „tur a liln" (Damnen). So ist nun z. B. der unke Zeigefinger, nnferer 4 entsprechend, „ivat", ntid der rechte „lov-ivat", d. i. doppel-ivat, nach nnsrer Zählweise eigelitlich -- 8, in Wirklichkeit aber 9. „Tur a lima", kürzer „tur a lim", bedeutet 10 einzelne Dinge; zehn zusammen ist „avc nun", das Zeichen dafür find beide Hände mit in einander verschlungeilen Fingern. Das Zig, 3, Altc asM>i' Zehn. Mö- 4- >1 A,k- .irabijche Iiulf, 230 Anhang. Wort „urna tan ivat", zwanzig, setzt sich znsaunnen aus 2, 4 uud 5; die 5, ueubritaunisch „a liin", wird in gewöhulichcr Unterhaltnng weggelassen mid von jedivedein stillschiveigelid craänzt. Ter ganze Ausdruck heißt wörtlich übersetzt: „Hier sind vier Füufm" (urua - 2, tan - Sätze, beide Worte zusammen -- hier sind). Dr. Tylvr sagt ferner in seiuem ansgczeichneten kleinen Werke, welches ich fast ein anthropologisches Handbuch uennen möchte, es gebe unwiderlegliche Beweise, daß die Zahlen aus dem ursprünglichen M. "- <5lg, 0, IU'nnsch« I. Nllmische II, Fig. 7. Fig. «. Neubnw,misch- olul. .>iö,„lschc III. Vemerkunssen über Neubritmmien. 23 l Zählen an Fingern nnd Zehen hervorgegangen sind. Nehmen nnr znerst die altägyptischen Zahlzeicheli. Hier hat die Zehn die Form eines römischen Bogens, worin mau leicht zwel Hände mit cMümmtell fingern erkenlü, die so aneimindergelesst sind, daß die Finqerknftften sich berühren; anf diese Weise driicken noch jetzt manche melanesische Stämme die Zahl 10 ans. Auch die alten Assyrer verfnhren ähnlich; nnr krümmten sie die Finger nicht, sondern legten sie ausgestreckt aneinander. Das altarabischc Zeichen für 5 läsft noch, wenn ,nn> ". Fi>,, 10, NeubrUcmmsch: « linio, Nöxnschc V. Röinischc VI. ^l^, N. Fig. 1^. Rausche VII. Römische VII>. 232 Anhang, auch vielleicht weniger deutlich, eilte geschlossene Linke mit aufrecht ausgestrecktem Daumen erkennen. Aus diesem Zeichen ging unsere 5 hervor. Die römischen Ziffern I bis X lassen sich ebenso ans der Stellung der Finger herleiten. Die I ist der kleine Finger der linken Hand u. s. w. V ist die Gestalt der Tinten, wenn die Finger, unter einander in Berührung, gerade nach oben hin ausgestreckt werden, der Daumen aber in einiger Entfermmg von den übrigen Fingern eben- falls gerade hinausgehalten wird. Zu dieser V kamen dann, einer nach dem andern, die Finger der Rechten- die X entsteht, indem die gestreckten Finger beider Hände, mit den Fingertupveu nach obeu, zwischen einander hindnrchgesteckt werden, so daß sie sich kreuzen. Dies scheint sehr überzeugend, und wenn die Ncubritauuicr sich ohne irgend eiue Bcmfluffung von Außen entwickeln könnten, so würden ihre Zahlzeichen wohl ohne Zweifel der Form nach den römischen ähnlich werden, wenigstens der Grundgestalt nach, wenn auch bei anderen Stämmen derselben Rasse vielleicht kleine Abweichungen sich ausbilden würden. Ich kann hier nicht ausführlich anf den Gegenstand eingehen, aber ich zweifle tamn, daß die Zahlen eines jedeli alten, und dem- gig 13. Fig. 14. Neubntamnlch: iov iual. Römische VIUI. Ncubntcmnisch: ave n»n. Römische X. Bemerkungen über Neubritannien. 233 gemäß auch eines jeden neuen Volkes auf diesen einen Ursprung zurückgeführt werden können. Ohne Zweifel ist diefes Thema bereits ausführlich bearbeitet, aber ich tonnte es mir nicht versagen, es hier zu berühren und fo ciuigermaßen den Wilden der Gegenwart mit dem des Altertums in Verbindung zu briugen. Beim Zählen von Tagen oder Monden oder auch Kokosnuß büudelu u. s, w benutzeu diese Wilden immer einen Faden oder ein Nindenstück, in welchem sie die erforderlichen Knoten anbringen. Eine Vervollkommnung dieser Zahlart fand ich an einer Stelle der Westküste. Hier hatte man ein Halsband aus zehn Fäden mit bewege lichen Meloncndistelknoten. Um irgend eine Zahl nicht zn vergessen, brauchte man nur die erforderliche Zahl von Knoten auf deu obersten Faden des Halsbandes zu schieben und sie daselbst durch einen kleinen Aufziehknotcn iu dem nächstnuteren Faden fcstzuhalteu. So schreitet die Bilduug schon ^jctzt unter diesen Inselbewohnern vorwärts 19. Meiner Meinung nach ist es bemerkenswert, wie lautbc-zeichuend die Sprache der Ncubritannier und Ncuirländer ist. So heißt der Frosch z. B. „Nock-rock" in genaner Nachahmung des Tier-lantes, nnd wenn einige Tansende von Fröschen znsammcn qnaken, und man seine Augen schließt, tann >uan sich ill eine Kesselfabril versetzt glauben oder auf ein Schiff, dessen Deck von eiucr Mcuge von Arbeitern kalfatert wird. „Kllka-ru tu", ein Vogel, ist ebenfalls eine gute Nachahmung des diesem Tiere eigentümlichen Schreies. Ferner giebt es Vcr-glcichnngslantc, wenn ich diese Bezeichnung gebrauchen darf. So heißt „Feuer" nenbritannisch „ai-äp"- eben dieser Ausdruck bedeutet aber anch schnelle Bewegung; man sagt z.B.: „Natabea ai-äp ai äv", d. h. gieb mir schnell Feuer. Dies rührt jedenfalls von der reißenden Schnelle her, mit welcher das Fener sich bewegt. Daneben hat man in dem Worte „Alüt" noch eine andre Bezeichnung für Schnellig- 234 Anhang. keit. Bisweilen gebraucht man beide Worte zusammen, aber „ai-äp" gilt als höchste Steigerung des Begriffes; so heißt z. V. „Vtu-ou-ati alüt Pumpuni ai-äp^ wörtlich lidersetzt: „Komm schnell, schneller, schnellstens", etwa entsprechend unserem: „Komm so schnell wie der Blitz," 20. Seltsam sind die Prostitntionsgesetze. Jede Frau ohne lebende Verwandte kann sich Preisgeben, braucht aber, wenn sie getötet werden sollte, von ihrem Stamme nicht gerächt zu werden. Sollte ein Mann eine Prostituierte heiraten, so hat dieselbe gleiche Rechte mit anderen Frauen. Sich preiszugeben gilt nicht als entehrend für die Betreffende, ausgenommen insofern, als sie niemanden hat, der sich um sie bekümmert. Lebt Vater oder Mutter noch, so ist zur Prostitntion die elterliche Einwilligung notwendig, wird aber oft gegeben. Andern falls läuft die Frau Gefahr, von irgend einem ihrer Verwandten getütet zu werden, da sie möglicherweise zum Weibe eines hervorragenden Mannes bestimmt oder schon von einem Häuptlinge gekauft worden war. In gewissen Nächten wird eine Trommel geschlagen, alle Prostituierten laufen iu den Wald nnd werden dort von den juugcu Männern gejagt. Dies nennt mall „Ln-ln" — ein Ausdruck, welcher sich auch auf die Frauen selbst oder auf irgend etwas mit dem Gebrauche Zusammenhängendes bezieht. Ich glanbe, daß so erzengte Kinder getötet werden, kann dies aber nicht als gewiß hinstellen, da ich von niemandem etwas Sicheres hierüber erfahren tonnte; aber eben dieses Stillschweigen ist bedeutsam genng, da es unerklärlich sein würde, wenn nicht etwas Derartiges geschähe. 21. Was die so oft besprochene Frage der Ermordung Weißer durch die Eingeborenen der Südsccinseln betrifft, so kommen dabei meiner Ansicht nach zwei Ursachen in Betracht. Erstens — wiewohl vielleicht nicht in der Ausdehnnng, wie manche behaupten — Gewaltthätigkeiten der Weißen gegeu die Wilden, welche letzteren sich dann Vemerkuugon über Neubritcumicn. 235 entweder an dem Beleidiger oder an dem uächstell Weißen, der an dm betreffenden Platz, kommt, rächen. Zweitens aber die unberechenbare Habgier der Eingeborenen, manchmal nuch vergrößert dnrch solche, welche als Arbeiter in Australien waren mid zuriickgekehrt sind. In Bezug auf den ersten Punkt ist — nach »leinen eigenen Beobachtungen, welche durch die Anssagen der Eingeborenen selbst, sowie durch die Ergebuisse sorgfältiger Nachforfchuugcu uutcr weißen Händlern und Missionären bekräftigt werden ^ kaum cm Zweifel, daß die Übergriffe der Weißeu sehr übertrieben worden sind. Ich wünsche durchaus uicht die Tadelnswerten zu entlasten oder in Schutz zu nehmen, sondern mir die Thatsachen gerecht nnd unparteiisch zu beleuchteu. Ohne Zweifel find Unthaten geschehen, uud zwar, fürchte ich, durchaus uicht wenige, aber ihre Zahl läßt fich uicht vergleichen mit der Zahl derjenigen, welche von dm Wilden gegen Weiße begangen worden sind. Man denke an die betanuteu Fälle des Bischofs Patteson uud des Kapitäus Goodenough, Beide, so hieß es, waren Snhnupfer für die Räubereien irgend eines Händlers, der vorher dort gewefcu war. Aber bei uäherer Prüfuug ist diese Behauptung uicht stichhaltig; denn in beiden Fällen kann uiemand fagen, wer dieser Händler gewesen ist- wie kauu mau aber unter solchen Um ständen behaupten, daß es überhaupt eineu solchen Häudler giebt? Nun vergegenwärtige man sich den gewöhnlichen Charakter nud dazu die Erziehung der Eingeborenen. Von Eharakter sind sie habsüchtig bis zum höchsten Grade, auch verräterisch, und ihre Leiden schaft für Mord ist oft so stark, daß Eingeborene selbst mich gewarnt haben, vor ihnen herzugehen, wenn sie bewaffnet wären — aus Be sorgnis, daß die Mordgier sie überwältigeu möchte. Natürlich ist diese Gier bei einem stärker, als beim anderu, aber ich glaube, sie ist allen mehr oder weniger angeboren, besonders dcu wilderen und roheren Stämmen. Überdies sind sie von Kindheit an angehalten worden, Waffen zn tragen und jeden Fremden offen oder heimlich als Feind zu betrachten. Eiuen unbewaffueten Mann verachten sie 236 " Anhang. und seheu ihn als lültriegerisch von vben herab an, und ist er ein Fremder, so regen sich ihre Gefühle gegell ihn nur um so stärker. Sie wissen es gar nicht besser, und für gebildete Leute liegt die Schwierigkeit darin, daß sie sich nicht mit ihrer Einbildungskraft an die Stelle der Eingeborenen versetzen tonnen. Könnten sie das, so würden sie deren Natur richtiger beurteilen, und mau würde nicht so viel Unsinn über den armen unwissenden Wilden, das Opfer des räntcvollcn Händlers, schwatzen. Über den weißen Händler selbst ist sehr allgemein die Vorstellung verbreitet, daß er voll Ort zu Ort fähri, Krieg und Blutvergießen mit sich führend. Was ist aber dem gesunden Menschenverstände nach emem Händler dienlicher: immer zu tänschcn und zn betrügen und dadnrch solchen Streit und Zank zu veranlassen, daß es für ihn nicht sicher ist, nvch ferner dort zu verkehren — oder durch gerechte und freundliche Mittel Waren zu erhandeln, aus denen er su wie so nngelMcrn Nutzen zieht, und nicht sein und seiner Begleiter Leben aufs Spiel zu setzen, sondern auf friedlichem Fnße zu bleiben, wv immer er erscheint? Ich weiß ganz gut, daß manche Streitigkeiten aus — vielleicht sprachlichen — Mißverständnissen oder aus falschen Voraussetzungen hervorgehen, aber ich behaupte, daß in nenn Fällen unter zehn der Wilde der Angreifer ist, uicht der Händler. Es besteht ferner ill Ansstralien der sogenannte Arbcitshandel. Schiffe mit einem Ncgiernngsagenten an Bord fahren zu den verschiedenen Inseln und holen nach Übereinkunft mit den Häuptlingen oder den Leuten selbst eine Anzahl junger Männer zn dreijähriger Arbeit auf australischen Pflanzungen. Nach drei Jahren werden sie in ihre Heimat znrückbcfördcrt', sie sind lauge genug mit Wcißeu zu-sammengewesen, um eine Masse von Schurkerei gelernt zn haben, und sie lesen anch alls ihrer Rückreise einige Kenntnisse über europäische Schiffe auf. Die Arbeitgeber lohnen sie mit Kleidung, Messern, Perlen, vielleicht anch mit Gewehren und Schießbedarf ab. Sie landen au ihrer Insel; alle ihre Bekannten und Freunde kommen Bemerkungen über Neubritanmen. 237 zu ihnen und fehcn, was jene besitzeu. Ganz selbstverständlich wird erzählt, daß die Weißen solche Dinge massenhaft auf ihren Schiffen haben; die Habgier wird sofort erregt, und vielleicht erfolgt schon auf das nächste Schiff, welches an dem Platze landet, ein Angriff-die kürzlich zurückgekommenen Arbeiter geben dabei die nötige Anwcisnng, wie am sichersten auf Erfolg zu rechnen ist, und zn solchen Ratgebern eignen sie sich infolge der gesammelten Erfahrung ganz gehörig. Nnn glückt ihnen vielleicht ihr Anschlag wirklich; sie versuchen das Ding nochmals und wieder mit Erfolg. Andre Stämme hören davon nick bestreben sich natürlich, ihr Glück vorkommenden Falles anch zn versuchen. Jetzt erscheint ein Kriege schiff: alle Wilden laufen in den Busch, und ein Paar Hänscr werden verbrannt (aus Gesundheitsrücksichten vielleicht eher eine Wohlthat als eine Strafe). Möglicherweise fängt man einen John oder Jack, der etwas englisch und recht viel Schurkerei versteht, und der erzählt nun ciue traurige Geschichte von Frauenranb durch die Weißen u. f. w. Er kennt die Weisien hinreichend und hat über Kriegsschiffe genug gehört, um zn wifsen, das; seine Geschichte Eindruck macht. Zur Belohnung bekommt er ein Hemd und Tabak nnd den Ans trag, seinen Landslcnten zn sagen, das; sie keine Weiften wieder angreifen sollen, uud sort geht cr und lacht sich ms Fäustchen und denkt, was doch die Weißen für Narren find — eine Ansicht, die bei seinem ganzen Stamme Widerhall findet. Oftmals dienen die Frauen vielmehr als Köder, anstatt daß sie in der uubarmhcrzigen Weise, wie einige erzählen, geraubt werden. Ich weiß von einem wohl verbürgten Falle, in welchem ein Hä'nvt-ling seine Tochter einem Kapitäne als Weib anbot. Der Kapital,, ohne Zweifel in der Hoffnung, seine freundlichcu Beziehungen zu dem Stamme vermehren und seinen Handel vergrößern zn können, nahm das Mädchen an. Wenige Tage daranf wnrdc er mit fast seiner ganzen Mannschaft gransam ermordet, und zwar fiel er selbst durch eben dieses Mädchen. Ich will den Kapitän in Bezug auf 238 Anhang. Sittlichkeit nicht in Schutz nehmen, sondern nur MM, daß hier dor voraus überlegte Plan vorlag, das Fahrzeug zu plüudern. In einen: anderen Falle mordeten die Eingeborenen einen wohlbekannten Mann samt Weib nnd Kind und seiller ganzen Mannschaft, lediglich um sein Schiff zn plündern, Er hatte schon viele Jahre lang in der Südsee Handel getrieben nnd galt als eiu durch-ans aufrichtiger nnd gegen alle Wilden, mit denen er verkehrie, sehr freundlicher Mann. Als die Kunde von seinem Tode nach einer andern Insel, wo er bekannt war, gelangte, kam ein Häuptling zu einem Missionäre gelaufen, um zn fragen, ob die Geschichte wahr sei, und als seine Frage bejaht wnrde, war sein Schmerz so groß, daß er den Kopf auf den Boden stieß nnd ausrief, er wolle die Mörder bekämpfen nnd aufessen: der Missionär solle il)n nnd seine Krieger nach dem Schauplatze des Mordes briugeu, damit seine Ermordnng gerächt würde. Das scheint doch zu bcweiseu, daß der betreffeude Händler ein Frennd der Eingeborenen war. Ich könnte noch viel solche Thatsachen anführen, fast möchte ich sagen: Hunderte. Aber freilich gab es auch schlechte Leute unter den Händlern, welche ohne viel Bedenken Unthaten gegen Wilde begingen; nnd unzweifelhaft giebt es deren noch heute. Aber ihre Zahl nimmt — Gott sei Dank! — mit jedem Jahre ab, und ihre Gewaltthätigkeiten richteu sich öfter gegen andre Händler als gegen Wilde (ein Beispiel davon folgt). Freilich geben solche Vorkommnisse an sich schon cm schreckliches Beispiel, welchem zn folgen die Eingeborenen mir zu bereit sind. Indessen werden derartige Übelthäter, wie schon gesagt, selten — Dank der Thätigkeit, welche die Regiernng mit Entsendung von Kriegsschiffen in die Südsee entfaltet. Ich hoffe nicht mißverstanden zu werden, wenn ich sage, daß die Eingeborenen selbst in dem Falle einer argen Vergewaltigung ^ z. B. der Entführung von Weibern uder des Raubes von Männern, welch letzterer jetzt fast unmöglich ist -^ ihre Erbitterung nicht in dein Grade nachtragen, oder wirtlich gar nicht so große Erbitterung hegen, als wir eivili- Veü^'lnngcn über Neubrimnnien. 23s! sicrten Menschen anzunehmen geneigt sind. Ersteils nämlich verbringen sie ihr ganzes Leben in einem ununterbrochenen Verteidi-gungs- oder Angriffsznstande gegell andere Stämme; sie verlieren uiele Männer nnd Frauen in ihren eigenen Kriegen dnrch Hinterhalt, Verrat oder offenen Kampf; beständig bieten sich ihnen Schauspiele, die für uns im höchsten Grade schrecklich sind. an welche sie sich aber gewöhnt haben; trotzdem behaupte ich, das; keine Strafe zn streng ist für Weiße, welche das Unglück nnd die Roheit der armen Ein geborenen dazu benutzen, ihnen ein Leid zn thnn — ganz zn gc-schweigen der Unglücklicheu, die sie rauben — ein Raub, der den Entführten schließlich zur Wohlthat werdeu kanu, es aber höchst wahrscheiulich nicht wird. Hoffentlich beweisen nieine Angaben, daß die so oft gehörte Behauptung, ein Mord fei Rache für eine früher begangene Unthat, gewöhnlich eine Übertreibung ist. Wenn bei einem Streite wegen irgend eines Handelsgeschäftes sowohl Wilde wie Weiße in Zorn geraten, so werden Speere nnd Kugeln angewendet, nnd es möchte dann unsicher für eineu Weißen sein, sich an das Land zn wagen. Aber es ist nur selbst einmal begegnet, daß ich — natürlich ohne etwas davon zu ahnen — in ein Dorf kam. wo man eben das Begräbnis eines bei einer solchen Gelegenheit erschossenen Mannes feierte; nnd trotzdem erhob fich nicht eine Hand gegen mich. So viel ich erfahren konnte, lag die Schnld all der Treulosigkeit eines Häuptlings, welcher einiges gestohlen nnd nicht die gehörige Strafe (in Kopra) gezahlt hatte. Dies führte zu einem Streite, die Eingeborenen warfen Speere, nnd der Händler fchoß; unglücklicherweise war der Mann getroffen worden, aber ich hörte nicht ein Wort von Nache. Anch bin ich fest nberzengt, daß den Hänptlingen mehr an der Ware des Händlers liegt, als am Leben ihrer Krieger. Ich gelange so zu zwei Schlüssen: ersteus, daß die Eiufuhr von Südsee-Insulancru als Arbeiter uach Austmlieu sehr zu uer- 240 Anhang. urteilen ist, zweitens, daß der Händler öfter der Angegriffene ist als' der Angreifer. Hierbei habe ich besonders die Nenen Hcbrideu, Santa Cruz, die Salomoninscln, Neuirland und Neubritannien im Sinne-, von den beiden letzten Inseln sind bis jetzt verhältnismäßig nur ganz selten Arbeiter geholt wurden. Ich darf wohl hinzufügen, daß meine Erfahrungen sich über einen Zcitranm von fast 7 Jahren erstrecken. Und ich kann mit gutem Gewissen behaupten, daß ich versucht habe, der richtigen Lösuug dieser Frage so nahe als möglich zu kommen. Meiner Überzeugung uach würde in kurzer Zeit von keiner Greuel-that der Wilden mehr gehört werden, wenn man letztere durch schuelle Bestrafung für ungerechtfertigte Angriffe auf Weiße zu dcr Erkenntnis brächte, daß es mehr in ihrem Nutzen liegt, Freuudschaft zu halten; gleichzeitig müßte aber auch jeder Weiße ebenso schnell bestraft werden, welcher der Grausamkeit oder Ungerechtigkeit gegen Wilde überführt wird. Nur sollten die Bestrafungen wirkliche sein, uicht blos; eingebildete. Dies könnte leicht erreicht werden, wenn die .Kapitäne der in diesen Meeren kreuzenden Kriegsschiffe mehr Macht zu sofortigem Handeln hätten. „Strenge", fagt Dr. Johnson, „ist das Mittel, Menschen zu regieren, aber nicht, sie zu bessern"; doch in diesem Falle müsseu sie erst regiert werden, ehe es möglich ist, daß sie gebessert werden. Noch etwas möchte ich dringend anempfehlen: daß nämlich der Sprach schätz der Eingeborenen so weit als möglich gesammelt und gedruckt würde. Das betreffende Buch müßte den Kapitänen der Kriegst schiffe znr Verfügung gestellt werden, damit dieselben weuiger dein Belieben eines einseitigen Dolmetschers preisgegeben wären. Ein solches Buch würde für Rechtspflege und Handel eine uucrmcßliche Hilfe seiu und gleichen Wert für die Wissenschaft haben. Der Ausführung diefcs Gedankens würden nicht fo großc Schwierigkeiten entgegen stehen als man vielleicht glanben tonnte. Ich werde nun kurz über einen Fall berichten, der sich auf einer Vemerkungen über Neubritmmien. 241 dieser Inseln zutrug und mir ganz genau bekannt wurde. Zn meiner Freude ist der Verbrecher kein Engländer. Aus leicht ersichtlichen Gründen nenne ich keine Namen. Vor wenigen Jahren lebte in Cambria anf Nenbritannien ein Händler, den wir I.... nennen wollen. Er handelte für eine deutsche Firma und hatte seinen Vertrag mit dein für diese Gegenden beglaubigten Vertreter der Firma, welcher Kapitän L.... heißen möge, abgeschlossen. Kurz darauf wurde I .... von den Eingeborenen schändlich ermordet; seine Frau, eine Samoanerin, nahm Kapitän L ... . in sein eignes Schiff auf. Schon damals hieß es unter den paar Weißen, welche zu jener Zeit in der Nähe sich anf-hielten, daß Kapitän L.... bei dem Morde seine Hand im Spiele gehabt habe, da er einen bedeutenden Warcndiebstahl, welcher in dem Hanse I... .s zur Zeit sciucr Ermordung verübt wnrdc, ganz nn-beachtet ließ und nicht Wiedererstattung des Gestohlenen verlangte, obgleich er recht gnt wußte, wer die Schuldigen waren. Etwa ein Jahr später tötete einer von Kapitän L... .s Händlern, den wir mit K.....bezeichnen wollen, in der Trunkenheit eincu andern Händler derselben Firma; Kapitän L. . . . aber bestrafte den K___ durchaus nicht, sondern behielt ihn zn seineu eigeneu Zwecken in Diensten. Nicht lange nachher wurde ein englischer Matrose von Kapitän L... .s Schiffe vermißt; L. ... selbst stellte eifrig Nachforschungen uuter den Eingeborenen und Weißet:, den Missionären u. s. w. nach dem Vermißten an. Hinterher wurde durch Eingeborene und andre Leute bekannt, daß dieser Matrose Ohrringe besessen hatte, welche das Samoa-Weib des Kapitän L------durchaus hatte kanfen wollen. Nm Weihnachts-Heiligabende gab Kapitän L___seiner Mannschaft einige Flaschen Branntwein znm besten. Die Matrosen wurden mehr oder weniger trnnkcn, und in solchem Znstaude ging der erwähnte Engländer zu Kapitän L ... .s Weibe und bot ihr für einen gewissen Liebesdienst die Ohrringe an. Die Samoanerin teilte das dem L.... mit, welcher den Matrosen mit Powell, Unlcr dm Kannibalen. 16 242 Anhang. einem Eisenbolzcn niederschlug. Als der Mitrose wieder zu sich kam, zog er einen ungeladenen Revolver Men seinen Kapitän, wofür er von einem Bootsmanne rücklings wicdermn niedergeschlagen wnrde. Als er nun zum zweiten Male zu sich gekommen war, wnrde ihm geheißen, ans Land zn gehen. Er gehorchte, durch die rauhe Behandlung etwas ernüchtert. Kaum war er sort, so schickte L .. .. den K.....zu einigen Häuptlingen mit dem Auftrage, diesen Matrosen gegen Bezahlung zn ermorden. Die Häuptlinge führten nach ihren: eignen Geständnisse dies nur zn gut ans nnd versenkten den Leichnam in die See. Einige Monate später kam ein Kriegsschiff nach Dnke-of-Iork. K ...., welcher mittlerweile nach Neuirland versetzt worden war, fnhr ebcndamals auch nach Dnkc-of-Iort, um sich in der Mission Arzenei zu holen; als er aber oon dem Kriegsschiffe hörte, erschrak er wegen seines oben erwähnten Mordes all den, andern Händler nnd kehrte um. Kapitän L.. .. aber vernahm, daß K ... . ans Dute-of-Vork gewesen, nnd da er meinte, daß derselbe anch ans dem Kriegsschiffe gewesen sei, begab er sich zn ihm nnd sagte: „Du hast auf dem Kriegsschiffe nicht reinen Mund über mich gehalten." K.... verneinte dies; aber L. ... erwiderte, er sei ein Lügner, nnd fnhr dann fort: „Was weißt Dn über I....? K.,.. antwortete: „Nicht viel". Dann fragte L.. ..: „Was weißt Dn über den englischen Matrosen?" Jetzt wnrdc K.... ärgerlich und sagte: „Ich weiß, daß Dn die Eingeborenen für seine Ermordung bezahlt hast." „Gar recht", nieinte L.. . ., „ich will Dir deinen Mund schon stopfen." Damit nahm er eine in der Nähe stehende geladene Flinte, mn den K.... zn erschießen. Aber dieser riß sie ihm noch schnell ans der Hand; es erfolgte nun ein Ringen, L.. .. warf den 5t.... zur Thüre hinaus nud verschloß letztere. K.... hatte aber das Gewehr uud schoß den Kapitän L .... dnrch die Thüre hindurch tot. Einzelnes ans dieser Geschichte erfuhr man von den Eingeborenen, das übrige sagte K .... als Gefangener aus. Ich habe Bemerkungen über Neubritamnen. 243 andre Kapitäne derselben deiltschen Firina kennen gelernt, wahrhaft liebenswürdige Ehrenmänner. Meine Erzählung bedarf keiner Erlänternng; aber solchc Vor--fälle sind -^ Gott sei Dank! — änßerst selten; freilich giebt schon cm einziger den Eingeborenen ein schreckliches Beispiel. Indessen bin ich geneigt, anzunehmen, daß in vorliegendem Falle der Verlauf der Sache und die Bestrafung K....s einen solchen Eindruck auf die beteiligten Wilden gemacht haben, daß sie sich schwerlich je wieder zn ciner solchen That hergeben dürften. 22. Es ist eine sehr bemerkenswerte Thatsache, daß Hnndc au Bord eines Schiffes in diesen Gegenden noch in andrer Weise als bloß durch ihre Wachsamkeit nützen. Sie empfinden nämlich die Auuäherung au Laud oder Riffe nngcmein sicher. So oft uufere Huude über die Seite des Schiffes weg schuüffelteu, war ganz gewiß ein Niff nicht weit entfernt; nnd sie hören nicht eher anf, als bis man weit von der Gefahr entfernt ist. Sogar nachts und im Schlafe merken sie den Geruch des Riffs, laufen au die Seite deo Schiffes nud heuteu, so daß sie hier denselben Nntzen gewähren, wie anderwärts das Senkblei; denn viele Riffe hier fallen so steil ab, daß letzteres keine Sicherheit bietet. Aus den „Verhandlungen der zoologischen Gesellschaft zu London," vom 15. Juni 1880. „Reise-Aufzeichnungen über den Morrup (On8NlN'iu8 dsnnstti) Ncubritaumeiw" von Wilfred Powell. Das Innere der Nordhalbinsel Neubritanuiens besteht aus hohem Tafellande und Grasebeneu von beträchtlicher Ausdehnung. Anf diefen Ebenen wird der Kasuar der Insel (0«.8uu.riu8 dsnnetti) meist gefnndeu. Gewöhnlich sicht man die Vögel langsam in dem hohen Grase, über welches ihr Kopf gerade hervorragt, dahingehen. 16' 244 Anhang. Sic scheinen hier ihr Futter zn finden, denn bei Tage sieht man sie mir selten im Vnsche. Sie leben in Gesellschaften von 3 oder 4 Stück znsammen; bisweilen habe ich sogar 7 Stück in einer Herde gesehen. Sie gehen im Gänsemarsche, mit dem männlichen Vogel an der Spitze. Dem Anscheine nach bewegen sie sich sür gewöhnlich nicht sehr schnell. Werden sie aber bennrnhigt, so lanfen sie wnnder-bar schnell mit springender Vewegnng, welche nach meinem Geschmacke nicht eben sehr gefällig ist. Zn ihren Nestern snchen sie gewöhnlich einen wohldeholztcn, aber von niedrigem Gebüsche freien Platz. Hier scharren sie Erde zn einem etwa 15 cm hohen Hansen znsammen; in der Mitte desselben bleibt eine Vertiefung; der Tnrch^ messer des kreisförmigen Nestes beträgt ca. 1,5 in. Die Eier werden durch die Sonnenhitze ausgebrütet. Die Eingeborenen betrachten die Eier als Leckerbissen; mir war ihr Geschmack nnangenehm. Man versicherte mir, daß sich in einein Neste selten mehr als A Eier vorfinden, und daß die Henne, wenn sie ein Ei gelegt hat, das Nest verläßt, nm erst nach einigen Tagen wiederzukommen lind das zweite zn legen; ob sie inzwischen anderswo legt, vermag ich nicht zn sagen. Das Ei ist nngefähr 125 min lang nnd an der breitesten Stelle 75 min breit; es ist dicht nut zarten, kleinen grünen Flecken bedeckt. Der Kasnar lebt von Eidechsen, Fröschen, Nüssen und anderen Früchten, besonders gern von Fischen. Eines Tages sagte mir ein Eingeborener im Laufe der Unterhaltung, daß das Puck-Pnck (Krokodil) sehr gern Kasuare fresse und den Vogel manchmal hasche. Es war mir sehr rätselhaft, wie ein Krokodil, ans dem Lande so nnbe-holfen, den raschen Vogel fangen könnte. Später aber beobachtete ich einen Vorgang, welcher möglicherweise das Rätsel löst. Ich war nämlich einst einen nenbritannischen Ftnß etwas hinanfgefahreu, saß ili meinem kleinen Boote, samt diesem ganz hinter Gebüsche versteckt, nnd angelte. Da kam ein Kasuar herunter zum Nande des Wassers und stand einige Minuten still, augenscheinlich das Wasser scharf beobachtend. Dann trat er in das dort etwa 1 ni tiefe Wasser, VomerkmMN über Neubritanmen. 245 kauerte etwas nieder, breitete seine Schwingen ans und tanchte sie unter, während er die Federn weit auseinander spreizte. Der Vogel blieb vollkommen regnngslos; ich bemerkte auch, daß er wie im Schlafe die Augen schloß. Nach ciuer guten Viertelstunde klappte er plötzlich seine Flügel an den Leib, legte die Federn wieder zusammen nnd stieg anfs Ufer. Hier schüttelte er sich mehrmals, wobei eine Menge kleiner Fische nnter Schwingen und Federn hervor fiel nnd sofort verschlungen wnrde. Offenbar hatten die Fische die Federn irrtümlich für eiue Art Gras gehalten, welches im Wasser an den Ufern entlang wächst nnd dem Gefieder des Kasuar sehr ähnelt; die kleineren Fische verbergen sich in diesem Grase, nm den größeren Nanbfischcn zu entgehen. Für eiu Krokodil würde es, sollte ich meiucn, sehr leicht gewesen sein, den Vogel während seines An-standcs im Wasser zu ergreifen. Um zu schlafen, snchen die Kasnare die nndnrchdringlichsten Dickichte auf, uud wie ich vou den Eingeborenen hörte, stecken dabei die Hennen im Liegen den Kopf unter den Flügel, die Männchcu aber strecken ihren Hals gerade vor sich hin anf den Voden ans, wahrscheinlich um gegen Überraschungen auf der Hnt zn sein. Wollen die Eingeborenen Kasuare erlegen, so zünden sie in dem langen Grase der Ebenen im Umkreise von etwa 1600 m Fener an-nur ein Platz bleibt frei von Feuer, nnd hier stellen sich mehrere mit Speeren bewaffnete Männer auf. Mäuuer uud Franeu treiben das Feuer nach dem Mittelpunkte des Kreises hin, indem sie mit Vaumzweigen alle Flammen ausschlageu, welche uach einer andern Richtung hin sich verbreiten. So werden die innerhalb des Flammenkreises befindlichen Kasnare genötigt, nach dein einzigen Platze zn lanfen, wo kein Fencr brennt; hier warten ihrer die Speere der Wilden. Auch legt man die Schlinge einer Leine aus Vaumbast rund um das Nest des Kasnars und bedeckt sie mit Erde, so daß der Vogel nichts sieht. Das andre Ende der Leine schlingt der Ein geborene um den Leib und wartet uuu hinter einem Baume, bis die 246 Anhang, Kasuarhenne kommt nnd sich seht, um zu legen. Dann zuckt er an dor Leine, die Schling/' zieht sich um die Beiue des Vogels zusammen, nnd der Wilde rennt mit dem andern Ende zn einem Vanme, nnd wickelt es nm denselben hernm. Der Vogel erschöpft sich nnn in frnchtlosen Fluchtanstreugungcn und wird mit dem Speere leicht erlegt. Im Distrikte Goonan sand aber wahrend meiner Anwesenheit ein Mann ans folgende merkwürdige Art seinen Tod. Nachdem er die Schlinge gelegt hatte, schlief er ein; mittlerweile kam der Vogel, legte ein Ei nnd fing sich beim Aufstehen nnd Fortgehen mit nur einem Fuße in der Schlinge. Der Wilde, welcher die Leine nm seinen Leib gewickelt hatte, wnrde dabei am Boden hili geschleift und stieß vermutlich heftig mit dem Kopfe an eiuem Banm, so daß er betänbt oder gar getötet wnrde. Mann nnd Vogel fand man nach einigen Tagen, noch dnrch die Lcine (zusammengebunden), tot in beträchtlicher Entfernung vom Neste. Die Knochen des Kasuars benutzen die Wilden ans viele Arten. Die großen Veinröhren steckt man gern an das hintere Elide der Speere, damit letztere, wenn man sie wirft, mehr im Gleichgewichte bleiben; andere Knochen dienen als Messer, Spatel u. s. w. Die Federn verwendet man znm Kopfschmucke und zu Fliegenwedeln, die spitzigen Krallen in einem Teile Neubritanuicns zu Speerspitzen; man klebt sie mit Wachs an, welches aufweicht, wenn der Speer in den Körper eines Menfchen eindringt; natürlich bleibt dann die Kralle in der Wunde stecken, wenn der Speer herausgezogen wird. Die Kasuare lassen sich leicht zähmen, fressen ans der Hand nnd folgen ihrem Herrn wie Hunde. Ihr eigentümlicher Schrei beginnt mit einem hohen Tone und hört etwa 5 Töne tiefer anf. Die Eingeborenen haben diesen Schrei als Schlachtruf angenommen. Junge Vögel lassen eine Art Pfeifen hören und beim Fresscn einen Ton ungefähr wie Küchlein, nur viel lauter. Die Inngen werden sich selbst überlassen und schließen sich einer Herde erst all, wenn sie ausgewachsen sind, was nach der Aussage der Eingeborenen nach VcmerkuiMn über Neubritamnen. 247 etwa 5 Jahren dcr Fall ist. Der eben ansgckrochene Vogel ist durchaus nicht hübsch- fein Moid ist cm hellbrauner Flaum, welcher mit znnchmendem. Alter dunkler und dunkler wird, bis das tiefe Schwarz des ausgewachsenen Vogels erreicht ist. Die Flügel sind verhältnißmäßig sehr klein; an Stelle der fehlenden Schwnngfedern finden sich 4 schwarze nngcficderte Kiele, welche die Wilden gern im Nascnkuorpel tragen. Dcr Hornkamm anf dem Kopfe des männlichen Kasnars dient demselben znm Dnrchdringen dichten Gebüsches, Welches sonst an vielen Stellen, wo es ans stachlichen Palmen oder dornigen Schlingpflanzen besteht, den Kopf des Vogels ganz zerreißen würde. Seltsamerweise giebt es weder auf dein doch nur 4810 Tonneu vorschlagen, welches aber zur Aushilfe eine Dampfmaschine haben muß — ein Umstand, der bei Annähcrnng an gefährliche Stellen oder bei Windstillen von ganz unschätzbarem Werte ist. Die Besatzung müßte ans ganz zuverlässigen Leuten bestehen, und der Führer des Unternehmens möglichst erfahren im Umgänge mit Eingeborenen sein. Natürlich dürften die Männer der Wissenschaft nicht fehlen. Die Verproviantinmg mnß anf zwei Jahre berechnet werden. Die Kleinheit des Fahrzeugs ill Verbindung mit der Dampfkraft würde das Einlaufen in jede kleine Bucht und jede Einbicgnug der Küste ermöglichen, und so küuuteu vollständige Sammluugeu für die Völker-, Pflanzen- nnd Tierkuude zusammengebracht werden. Der Führer der Expedition sollte stets die Häuptlinge besuchen nnd, wenn nötig, zwei bis drei Tage bei ihnen verweilen; dadurch würde die Anlegung vou Sammlungen sehr erleichtert werden; gleichzeitig muß er soviel Erkundigungen als nnr möglich über die Sitten nnd Gewohnheiten der Eingeborenen einziehen, über die Art nnd Weise, wie sie ihre Schmnck-sachcn, ihr Hansgerät, ihre Waffen gebrauchen u. s. w. Auch müßten die besuchten Plätze aufgenommen werden, und, wo es angeht, follte das Schleppnetz zur Anwendung kommen. Zum Gelinget! des Unternehmens müßten aber alle Männer der Wissenschaft, ebenso wie alle andern Personen, notwendigerweise unbedingt uuter den Befehleil des Führers stehen. Das Fahrzeug muß selbstverständlich aufs beste verschen sein mit allein, was zur Erfüllung aller in Frage kommenden Bemerkungen über Neubritanmen. 2b!5 Aufgaben nötig ist. Die Heizling muß anch für Holzfcucruug eiu-gerichtet werden. Kostbare Zeit vergeht unbenutzt; jedes neue Jahr findet die Eingeborenen in weniger ursprünglichem Zustande als das vorhergehende. An manchen Orten sterben die Wilden sogar mit dein Vorschreiten der Civilisation ans. Der Handel wirkt an sich schon zerstörend auf die Ursprüuglichkcit der Eingeborenen^ indem die europäischen Waren die alten und ursprüuglichen Erzeugnisse ihrer Handfertigkeit verdrängen; letztere selbst kommt nach wenigen Jahren in Vergessenheit und geht schließlich ganz unter. Anstatt der steinernen Beile werden eiserne benutzt, anstatt der Speere, der Bogen und Pfeile und Schleudern nimmt man Flinten, für einheimische Geflechte kommt Tuch, für Muscheln kommen Perlen in Gebrauch, und in manchen Fällen haben unsre Hüte sogar die einheimischen Kopfputze verdrängt. So nimmt im allgemeinen die Vernichtung der ursprünglichen Eigentümlichkeiten mit der Ausbreitung des Handels zu, und ohne Zweifel werden die alten Sitten uud Gewohu-hcitcn bei diesen Stämmen ebenso wie bei andern verschwinden; anch wird dieser Wechsel in nicht so ferner Zeit sich vollzogen haben, wie mau vielleicht glauben möchte; deuu eine Insel wird schneller vom Handel erorbert als ein großer Erdteil. Will mau daher der Nachwelt ciueu getreuen Bericht über diese Insulaner in ihrer lirsprüug-lichkcit überliefern, so sollte keine Zeit mehr verloren werden. Die einmal verlorene kaun man nicht wieder einbringen, aber durch schnelles Handeln wenigstens noch Weilern Verlust verhüten. Es ist meine feste und aufrichtige Hoffnung, daß meine Anregung beachtet wird. Mögen die, welche an der Völkerkunde Anteil nehmen, sich einst nicht über die llumöglichkeit zu beklagen habeu, getreue Schilderungen der ursprünglichen Südsee-Insulaucr zu erhalten — eine Unmöglichkeit, welche gewiß eintritt, wenn man die Erforschung der Inseln zu lange hinausschiebt. Wörterverzeichnis. Deu^ch art (Hewlett) mgmmn) (Karlisle) Aaronswurzel ... a p3...... a p3...... Ansehen, etwas . , . terua; boi-boi. . Anstrich (rote Erde) . a tarn..... „ „ (blaue „ ) . a pepeii .... Armband..... a lili..... Axt.......a pen:..... a pem..... Bambus.....! a kauri .... a kauri .... Banane......a wudu .... a nmdu .... Batate......a mami .... a nmmi .... Betelnuß ..... a boa..... a due..... Blatt......! a ghilai .... a bui; a mapinai Ei.......n kiau..... a kiau..... Faser hülle einer alten jtokosnust , . . a palalamlli . . a palalamai . . a palalamas. Faserhülle einer jungen Kokosnuß ... a palakulau . . a palakulau, . . a palakulus. Feuer......! ungwin (u-ö) . ai-ap..... ai-a. Fisch......j ain...... a ain..... Fischkorb (Fischfalle) , , a wüp..... Fischnetz.....aubanang . . . aubin..... Frosch......a roct-rock ...» rock-rock . . . Gebüsch (im Innern) . a rapapupui . . Geftüqel.....a karaki .... ^ kataruka . . Geld......oiwarra .... «, tabu..... Gesang......a kele-kele . . . > « keleckele . . . Gieb nur..... a nakabca . . . Gras (langes) ... a kunai .... ^ z„,^ .... Halsband..... kurakurua . . . „ „ von Perlen . unghid..... Haus......a ruma .... a pal..... Holz, Bauin .... a dewai .... a dewai .... Hund......i ! a pup..... Wörterverzeichnis. 255 Dnkc-of^'Ior^Mund- Nmbvttamusch (Kin!- Nnür!ä„disck Deutsch «vt (?)towlctt) ,u^»„»n) (zlc>Ni«!c) ^ Ja.......er.......> er.......j Käfer...... a kua-ri .... Kahn (grost, ohne Ausleger) ... a mworn. ... a mworn. ... nnvorn. Kahn (klein, mit Ans- ! ! leger).....o-aga..... o-aga..... ' Känguruh.....a aukin . . , . a aukin . . , . Keule (steinern) ... a ramuat. . . . „ (hölzern) ... a ran:..... Knabe......a nat..... Kokosnuß (jung) . . a terrip .... a terrip .... a terris, „ „ ! älter) . . a kulau .... a kuwu .... a kulas. „ „ (nicht ganz reif) a kilbika .... a kubika .... a kubis. „ „ (alt) . . . ! a almnai.... a alanun. . . , a alainas. Kopfschmuck (von Federn) .....! a Inkwar.... a lukwar, . . . Korb......, a rat..... a rat..... krank......mciti..... mulapang . . . Krokodil.....a puck-puck ... a puck-puck. . . Küste......a rualme ... n rualme. . . . Laß qehen.....palai..... 3)l'ach schnell .... a alüt..... lli-5,p . ... Mädchen..... a qarrauafini, . Mann......a mwoana; a tira a tutuana . . . Mauttrommel. ... a ungap . , , . Messer......a burnam ... a burnam . . . Muschel, See- ... a vinaganoi . . „ , Land- ... a kato..... Narr......a long-long. . . a lonqlonq. . . Nasenstöckchm (wagrecht) ..... a bilibago . . . Nasenstöckchcn (durch die Nasenlöcher) . . ai buta .... Nein......put«...... uuta...... Perlen......a uinadcwoi . . a pioua .... Perlmuschel .... a käläng .... a kalagi .... Pfeife, Tabaks- . . . piet-moa .... Puppe...... n babinuin . . . Natte . . . . . . ! a galling.... a galüm;.... Naupe......a aum..... a oliua . . . , Hiegen.....a bata..... a bäta.....i 250 Wörterverzeichnis. ^ ,^, D>cke-of-!!)ork-Mund- Nmbrünnuisch (Kini- Ncuirländisch deutsch ^^ (Mowlett) nigllimn)' (KailiZIe) ! Niff (großer Stein) . ! awltt (arM). . . awltto (auilto). . Itohr ...... a kedda .... a kedda .... Salz....... a ta...... Sand......ä ragai .... Schädel (Kopf) ... a luna..... a lorigne. . . . Schiff......a prao..... a prao..... Schildkröte . . . . a pun..... a pün.....a pun. Schildpatt.....pelapün .... pelapün .... pelapün. Schlange.....a üui (üuri) . . a 5bi (urbi) . . Schlellder.....waiwi..... Schmetterling ... a tortä .... a bebi..... Schwein .... boroi..... boroi.....boroi, Seil...... we wc.... raoa. ..... Skelett......bala-baluna. . . Speer......a ruma .... a bele..... Stein (klein) . , . . a ruru..... Steinbeil.....barur..... Tabak......a sukr..... Tanz......a mulagin ... a nmläqin . . . Taube .... kurua..... balu...... Teufel ...... a toberan, ... a toberan . . . Tot.......mat...... mat...... Tuch (einheimisches) . a malu .... a malu . . Wasser, Trink- ... a ta va . . . . a danim.... Wasser. Salz- . , . a tai..... a tä...... Weib......a tabuan, ... a uafini .... weis; (oder Kalk) . . a kabcmg, . . . « kcchang.... Wind^iordwestmonsun) a tobarr.... a tobarr.... a tobarr. „ (Südostmonsun^ . a laberu .... a laberu.... a labern. Ham.......a op...... a 5p..... Ziehen (das Schiff aufholen).....alla...... Ncubritanntsche Zahlwörter (Gazcllcnhalbinscl). Eins: tikai; zwei: urna^ drei: a tul; uier: ivat; fünf: a-llma; sechs: lip tikai; sieben: lou-urua; acht: lov-otul; neun: lov-ivat; zehn: turalim (tu-a-lim); zehn zusammen: ave-mm; zwanzig: ur-ave-nun, oder: urua tanioat (alim); dreißig: ot-ave-nun; hundert: amara. Negiste r. A. Aaronswurzel 35, 74, 75.! Abercole 77. Abreise 12. Abschlachtung eines Gefangenen 85—87. Abstammung einiger Völkerschaften 34, 53, 222. Aderlässe 14«. Adlernasen 193. Admiralitntskarten unrichtig 17,19, 21,27, 28,35. Albinobai 105. Albinos 106. Aleck 34, 35, 36, 37, 43, 44, 2U2. Alligatoren 152. Anbau 35. Angeln 73, 170, 177. Angelhaken 158. Anlagen, geistige, der Wilden 53. Antworten der Eingeborenen 115, 125. Arbeitereinfuhr nach Australien 35, 23U, 237, 239, 240. ArchwayOoint 96. Arglist der Eingeborenen 237. Armbänder 73, 165, 166. Unnbruch 144. ' Powcll, U,ü« dm Kamndc Ärzte 14«, 147, Ärztliche Werkzeuge 144. Aufbruch zum Kampfe 116. Auflaufen des Schisfes 204. Nusbrüche, vulkanische, 103—105. S. Vulkane. Ausrüstung 12. B. Bambusstücke 117. Vananen 35, 74, 152. Vandeisen, unbekannt 102. Vataten 74. Beautemps - Veaupr« 83, 88, 01, 164. Begabung, geistige, der Eingeborenen 53. Begräbnis 172, 173. Beile 21, 22, 140. Bemannung 12. Beni, Lehrer 109, 110. Bergen der Ladung 203. Bergstämme, sehr trotzig 131. Veschneidung 190. Bestrafung, fchnelle, nötig 240. Vetelnuß 85, 92. Beute 123, 126, 127. Bewaffnung, immer nötig 51. Nezauberung 150. Bimsstein 3!',, 37. Massen von B. 103, 105. Birara 34, 170. Blakeny-Insel 31. Vlanchard-Insel 20. Vlanche-Bai 35, 105, 108, 110, 125. Blanche-Halbinsel 103. Blohm 1!6. ! Bö 207. z Bodensenkung 84. Bonitafisch 248, Boote 10. Broomerinseln 16, 17, 18. Brotfrucht 152. ! Brown, Missionär 45, 95; freigesprochen 130. Vuckwar 54, 55, 83, 189. Bu-lilli 114, 124, 160. NyMNg-Nlli173, 174, 175; Distrikt 170: Bergkette 170, 178, C. Caluados-Kette 19. Cambira 164-169. Charakter der Eingeborenen 235. Chard-Insel 197. Chinaklippe 28. Chinastraße 26. Cook 16. Corlaili 190. 17 258 Register. 2>. Tampier 34, 170. Dampierstraße 203. Dankgottesdienst 124. d'Entrecasteaur. 175. Dewawon 124, 125. Dewarra, s. Diwarra. Dick, König 50. ! Tidymus-Insel 28. ^ Dieb, ein erwischter 29. Diebstahl 49. ! Dingo 227. , Dinawon 124, 125, 127. ' Tiwarra 49, 50, 57, 58, 61, 66, Torf 36, erobertes 99— 101,156; verbrannt 117,! 118, ^ Duck-Duck 61—65, 160. Tu Faur-Insel 199. Duke-of-York 32,33, 45, 52, 59—62. Tuportail-Insel 192. d'Urville 34. Eichhörnchen 152, Eier 152; faule 169. Eingeborene, anNord 168, 169; ihre Erziehung 235; feig 118, 11!»; feindlich 97,205, 206; freundlich 98, 165, 107. 169, 174; furchtsam 173, 175,179, 193, 197,199, 2N3; hartnäckig 210; als Missionäre 129; Mordgier 235; uon Neu-Guinea 189; neugierig 191; unterwerfen sich 128; unverfchämt 113. Einzugsschmaus 78. Entdcckungsgebiete 27. Ente, seltene 20. Erdbeben 37, 198. Erforschung, baldige, sehr nötig, 252, 253. Essen 151. E'Watto 17«',, 188, 190, Fackeln 224. Fahrzeug 11. Fallgruben 116, 117, Father 182, 183, 191. Faule Vai 48. Ferguson's Hafen 45. Feuer, Anzündung 180, 181; Transport 172. Fieber 37—39, 191. 202, 203, 210. Fischbetäubung 158. Fische 154 Fischerdorf 169; verlassenes 97. Fischfallen 157. Fischnetze 73, 171. Fischreichtum 176, 177, Fitzgerald, Äerg 178. Fledertiere 20, 152. Flinte, dreifach geladene44. Floßbau 208. Flucht der Eingeborenen , 11«, 119, 123. Flügel, beim Tanze 68. l Flußfahrt 17. Strömung, starke 33. Strudel 32, 33. Sulla-Sulla 178, Süßwassersee 91. T. Tabu 129, 167. Tabubaum 158. Talong 213, Tamtam 70. Tan 74, 75. Tänze 67. Tanzmasken 68. Tarlily iM), 110, 111, 112, 113,115. 119, 124, 125, 128,160; seine Botschaft 112, Tarlilybai 108, Ni, 159, 160. Tättowierung 165. Teste-Insel 17, 18, 19. 262 Register. Thronfolge 62. Tiere, gefangene 179. Timote 109, 110. Tintenfisch 154. Tipping, Unterlieutenant 216. Tobaran-Kahn «1,62, 60. Toberan-Quarburra 226. Toberrantanz 67, 144. Tobrian 170, 20<), 211. Tongue-Point 97. Tora-good 59, L0. Tor-Long-Long 225. Tor-Poulo 59, 62. Tor-Narrabay, will Men-fchenfleisch schaffen "7, 78; als Führer 83 ff.; treulos 8'»; feine Entschuldigung 94. Torrorturu, den Weißen freundlich 43; ko,n,nt zu Hitfe 50, 113, 122. Totenbestattung 223. Totenkapellen 221. Totenruder 126. Trauer 54. Trobricmd-Insel 31, 32. Trommeln 70, Tumups 159. Turner-Point 98, Turtle-Insel 187. Tu-tu-Lärm 79. U. Überfall 50, 118, 212. Ulla 188. Ullamorn 188. Ulu-Insel 48. Unbesuchte Gegenden 174, 175. Untergang der Wilden 30. Unterröcke 25. Urara 164. Utuan 48, 4U. V. Verbrennung der Dörfer 117, 118. Verfolgung 214. Verführung durch Mädchen 237, Verluste 215. Verluste der Eingeborenen 58. Versammlung zu Monilot 112. Verteidigungsmittel der Wilden 117. Verwandtenehen 82. VeWInsel UN. Vielweiberei 58, Vitigeistliche 109. Viti-Insulaner 1U7, 109. Vollmond 18>. Vulkane 41, 182, 1!)?. 202, 203; thätig 103, 104, 105, 203! alle auf der Nordfeite Neubritanniens gelegen 251; fehlen auf Neuirland 251. W. Wachsen der Handelsartikel 90. Wachtel,neubritannische 42, Waffen 58, 100—102, 140 ^144, 222. Wallabn 20. Wallnister 250. Wallriff, Großes 15, 16; 95. Warruwarrum 61. Wasserfall 183. Wasserhosen 14, Wassermangel 93. Wasseruorrat 171. Watüford, Neuerend 138, 139. Watson, Kapitän 15. Weiber, s. Frauen. Weira 52. Weirapoint 52. Welle-Insel 31. Willaumez-Insel 181, 199 Windmacher U6, 148. Windstille 207. Wörterverzeichnis 254— 256. Wörterverzeichnisse nötig 240. Wrackriff 176. V. Mms 35, 54, 74. Z. Zahlen 229, 256. Zählweife 227—233. Zähne, falsche 146; gefärbt 226. Zeichensprache 25, 29, 30, 9<), 190. Zuckerrohrbau 163. Berichtigungen. Im Inhaltsverzeichnisse p, 107 muß „Tarlily's" stehen statt „Tartily's". „ „ „ 182 „ „Furchtsame" „ „ „Schreckliche". In der Bildunterschrift „ 192 „ „Father" „ „ „Fahter". Prachtwerke und geographische Schriften cms dcm Vcrwge vun Ferdinand Hirt K Sohn in Leipzig und Ferdinand Hirt in ßre»!au. K.i kcfomlmr i^rii^.^issm.F von 8n«e null OAckse. ^llerlllur nnil Kun!> ^chiMN durch Pr.f. ?>r, Hdott Brennet 3ran < < c> , < c7^.^iil^«^ Cinbd,'. Nolweg.GcbirgIlandichaft. »., ,, llllMüen, 3°»'., > V ? « Nic sch ian.^ II Verlag von Ferdinand Hirt K Sohn in Leipzig. Unlängst wurde folgendes, ssrötztes populärwissenschaftliches Werk über Skandinavien abgeschlossen: Im Llllllle ller MttemMz-Kmne. Summer- und Willtcrrciseu durch Aorwegen, Schweden, Fappland und Uord-Iinnland. Nach Paul V 3« ChaillU frei übersetzt von A. DellNS. 60 Vogen gr, 8, issulNictt durch "!^ äonLilder, ^00 Holzschnitte im ü,ext, eine Genelal» anlicht von Stockholm und eine Äliersichls-Hattc. In 2 Prachtbänden 24 ^F, in 4 elegant broschierten Halbbänden 20 ^//. Du Chaillu genießt als gewandter Schriftsteller und tüchtiger Fachmann wohl in Deutschland denselben Ruf wie in seiner Heimat, es war deshalb vorauszusehen, daß sein neues, hochinteressantes Werk mit Vertrauen aufgenommen werden würde. Der Verfasser hat während eines 8jährigen Nomadenlebens den Ländern der Mitternachtssonne die umfassendsten Studren gewidmet, seine Arbeit hat seitens aller geographischen Autoritäten die günstigste Beurteilung erfahren. Trotz zahlreicher Publikationen über die skandinavischen Bänder fehlte bisher ein populäres, aber zugleich eingehendes Werk iiber diese Gegenden, wo Land und Leute, ersteres durch seine großartige Schönheit, letztere durch ihre eigenartigen Sitten, so viel des Interessanten finden lassen. Unter den Kannibalen uon Reu-Mianlüen. ! Neu; Drci Wanderjahrc I Neu'. ö«^ch ein wildes Fanö. Nach Wilfred Powell, frei übertragen durch Nr. I. M. Schröter. Mit vielen Illujlrnlwncn lüich Zeichnungen des Vcrsasseio und einer Hatte. Broschiert 7,50 M. l^ebunden !> M. Der neubritannische Archipel bietet dein Forscher noch ein weites Feld fruchtbringender Thätigkeit; er ist weder in geographischer noch in naturgeschichtlicher Beziehung vollkommen untersucht, und erst seit wenigen Jahren bemühen sich Missionäre, auch dort das Licht des Christentums zü verbreiten. Nm so willkommener dürfte der Bericht eines Mannes sein, welcher, mit vorurteilsfreiem Blicke, bedeutender Beobachtungsgabe und gründlichen Kenntnissen ausgerüstet, in ungeschminkter und allgemein Verständlicher Weise erzählt, was er während eines dreijährigen Aufenthaltes (1877—188«!) auf und bei jenen fernen Inseln gesehen, erlebt und erfahren hat Die Erzählung trägt vom ersten bis zum letzten Satze das Gepräge voller Wahrheit und ZuverlMsslrit und wirkt um so anziehender, da sie nicht auf fremden Quellen beruht, sondern vollkommen selbständig ist. Ill, IlNtft^ations-'Urobs. Am Hardanger Fjovd. lAns Tn (5!)aUlu, Im Lande dcr Mittcrinichi^^ Toiinc.) Tichc die voihcigeycndc Scitc. IV Soeben erschien folgendes, höchst interessantes Reisewerk: Der goldene Chersones von Isabella F. Bird (Mrs. Bishop). Verfasserin von: „Der hawaiische Archipel", „Erlebnisse einer Dame in den Lock)' Uounwinz", „Unbetretene Pfade in Japan" n'. :c. Frei übersetzt von A. HelMS. Mit 2 Karten und vielen Illustrationen. Broschiert 7,50 »//. Gebunden 8,50 ^// Tie vielgereiste Verfasserin schildert in belanütermaheu anregender uud fesselnder Weise die Cindrücte, ivelchc fic auf einer Ncisc nach nnd >iuf der Halbinsel 3)ialatla empfangen hat. (!>> waren anch hier zum Teil „unbetretene Pfade", welche die unerschrockene Tame einschlug. In farbenprächtigen Bildern zielien die Wunder nnd sauber jener fernen Zone an unsere,i Anqcu vorüber. A, Helnis ist liI3 Nl'schü>actv>,'l>e und qewmidte Übersetzerin bereite !vo!>>bekannt durch die KeisesllMmmWi ill's ^lsslnlus^l^ill Mrs. Nmm Zrajscy: Sonncnscheln und Sturm im Osten. Seefahrten und Waudcrnngcu vom Hyde Park zum GoldcucnHorn, nut besonderer Berücksichtigung Sonsianlinopels. seines Golkslevens, des ^ofes. der Harems u. a. m. Mit Porträt der Verfasserin, '» Tonbildcrn und 101 Holzschnitten itn Text. In Prachtbnnd 8,5« ^/. Broschiert l>/,0V//, Die vorstchcnden Tchriften find insonderheit der Damenwelt gewidmet nnd verdieoen, cbcnsuwohl ihvco höchst interessanten Inhalts nlö ihrer reichen Ansstattnii« wessen, gleiche Ve-achlnnss, wle die anf der folssendcu Seite «»gezeigte, ftnher erschienene und wl'l,ll'elannte Schrift del',elben Verfasserin-. ,^ ^ , > , ^ Ein Va,,nr i„ Tunis lAus ,,Tuu!!eu,chei» und 2iurm"). V Gine Segelfahrt um die Melt an Nord der Mcht „Sunbeam" in elf Monaten ausgeführt und geschildert von Mrs. Annie Massen. Pracht-Ausgabe mit 9 Tonbildern, 104 Illustrationen im Tert nnd Karte. Gebunden 15 .//. Broschiert 12 „//. Billige Ausgabe (Piertcr Abdruck) durch einige Kürzungen des Textes und den Wegfall einiger Illustrationen, sowie der Karte unterschieden. Gebunden 8,50 ^//, Broschiert l»,60 „//. In Vorbereitung befindet sich: Ilnter der Kriegsflagge des Meichs. Vildcr und Skizzen ^'un dcr Wclttcisi,' S. 3,1(. S, Elisadtth .1^1—188^ von V. I» Nrimo. Preis broschiert circa 0—7 ^//., gebunden 8—9 ^//. Folgendes, allgemein interessierendes Werk empfehlen wir geneigter Beachtung -. Zie Expedition des Ohallenger. Eine wissenschaftliche Reise um dic Welt. Von W. Spvy, deutsch von U. von Wol'rsrr. Mit 12 Tonbildern, l>5 Illustrationen i>n Tert und Neifckarte. Broschiert 12 ^//, elegant gebunden 14 ^//. Nachstehende drei, ebenfalls hochgeschätzte Werke sind uur noch in ganz wenigen Exemplaren vorrätig! Mnch den Viktoriafnllen dea IamveN von Eduard Meyr. Mit Porträt des Verfassers, vielen Illustrationen in Holzschnitt und Farbendruck, Karte :c. In 2 elegante Aände geb. 24 ^//, drosch. 20 .,//. Drei Jahre in Snd-Afrika, Reiscskizzen nach dem Tagebuch von Prof. Oustav ^ritsch, Dr. mcxl, ^ieich nach den Orig.-Photographieen des Verfassers mit Holzschnitten, auch durch Farbendrucke illustriert, nebst Karte der Reise. Gebunden 20,5» .//. Broschiert 15 ^//. Die Eingeborenen S'ild-Afrikas, ethnographisch und anatomisch beschrieben von Prof, Ouftav ZiriM, Dr. mecl. Mit zahlreichen Holzschnitten, großenteils nach Originalvhotogravhieen und Zeichnungen des Verfassers, 20 lithogr. Tafeln mit^Abbildungen von Steletteilen :c. Hierzu ein Atlas, enthaltend K0 in Kupfer radierte Porträtköpfe, Preis der beide,l Bände (gebunden) 75 Mark. VI Verlag von Ferdinand Kirt in Areslau. ____ In circa 10 Lieferungen ^ 1 ^// beginnt soeben zu erscheinen: ^l»N »s^sli «^4^6 « N s^N Versuch einer Physiognomik dcr gesamten Hllll^l Ullll l/!>N.ltlMt?. Erdoberfläche in Skizzen, Charakteristiken ' ^ ^,^ Schilderungen, zugleich als er- läuternder Tert zum landschaftlichen Teile (II,) von Ferdinand Hirt'S (Hronravlitsclicn Bildertafcln, herausgegeben von Alwin Oppel^ Or. pliiio^, und Lehrer der Geographie am Malgymnasium zu Vremen. Allen Freunden dcr Erdkunde, wie überhaupt dem größeren Publikum soll dieses ucuc Unternehmen eine Fülle von Anressiinss, Äclclirunss und Nntcrlialtunss bieten; die Fachmänner fiirden in demselben eine notwendige Grstiinzuuss dcr Atlanten, insonderheit aber soll das Werk, wie der Titel andeutet, als erläuternder Text des II. Teiles gelten zu: Jeröinanö Airt's Geographische Vildertafeln. Für die Belebung des erdkundlichen Unterrichts und die Veranschaulichung der Hauptfurmen der Erdoberfläche, mit besondrer ßeiiichlichtiDlln. der wichtigeren Momente aus dcr Wllerlmnde und Kulturgeschichte, herausgegeben von Dr. Alwin Dppel und Arnold Ludwig. ßrsterUeil: Mgemeine Erdkunde. «U^T^V -------------------------------------------------------------------------------->,,i),l)!-.H.^eipoldt (Dresden). Prof. l)!>. V. Ä'l'rümann i^icu), V. Waelicr (Vuii,;üni) und lnclcr andcrcr herr>or-ragcudcr Fächmtiimcr. Mit üichrcrcn hundert Illustrationen auf 24 Tafeln. Htcif vrosch. 3,«<> ^//. Oe». 4,50^!. ^rachtvand 5 .//. Kinzeln« V„gen 20 ,^. 20 Mogcn gemischt .'l.H. 2« Mögen einer Ruiumer 2,70 ^/. — Krlüuternder T«t (nicht f. t>. Schnle, sondern fürs Haus) 1 ^O. Zweiter Ieil: Wpische Landschaften. NNH^!^ -------------------------------^^--------------------------------------------------Hi-. Oarl Älüsser (Halle). Mchard Ktterländer (^eip^ig). Prof. Heilicrl (Vregenz» nud vieler anderer hervorraqendrr Fachmänner. Mit ewftihvendcm Text nud 2» ViMN Iüustrationcn, 172 Lnndschaft:l,ildcr enthaltend. Areis steif broschiert 4,4U ^. Einfach gcl>. 5,50 ^//. 2»rackit0>,nl» für ^sterrcilli-Unssar». 2,40 „//, ferner eine italicntschc AuSMbc der ^»rltndzünc. Preis 1 ^//. Iaenicke, Dr. Neumann, lri)rl,uch der Geographie. In drei Teilen. Reich illustriert, I, für Te^rta, Quinta u. Quarta, 1,25..//. II. für Tertia, Sekunda u. Prima. I.Abteil. Europa. 1 ..//. (Teil II. 2 und III folaM baldigst). Panlitschke, Zlrof. Dr. Ph., Leitfaden der geographischen Prr-llehlülrlirc für schulen und znm Selbststudium. Mit ,n Karten. i,<;o ^. KnheN, Prof. I., ÜNll delltsche land in seinen charakteristischen Zügen und seinen Beziehungen zu Geschichte und Leben der Menschen. Dritte Bearbeitung von Prof. Dr. Kuncr. Brosch. 8 .//. Ocl'. I»,'»» .//. Welitsch, Prof. Ur. O., Zlelllschlnnds MllerNiichrnform. Versuch einer übersichtlichen Darstellung auf oroqraphischcr und aeoloaischer Grundlage zu leichterer Orientierung im deutschen Vaterlande. Mit 3 Karten. IM..//. Geistbeck, 1>i'. M., tlilder nus drr Länder- und Wkerknnde. Sehr reich illustriert. Broschiert .'! .//. (Gebunden 4 ./<'. Avt'-Unllemant, v»'. M., Wanderungen durch die Mnnlelnurlt der Tropen. 4.//. Verlag von Ferdinand Hirt H Sohn in ^eipziss. KM illujlnerte Klllrisien für isas reifere Knabenalter. (Preis in Prachtband je <> .//,, broschiert je -i,5U .//.) Das Buch vom braven Mann. von S. zvarioliösser. DaZ Tlilcnt d. Verf.. spannend und drlchn'nd z»!ill'ich ,i>i schv^ibl'ü. ist «imrlamit: dicö ncuc ,,Eecbuch" ist nicht e!wa ciiic Wi(!dl>rh>,'!»,ui von dein l'clirbt^n Schiffojnnsscn Nubcrt. lcin Zw«r ist jowolil V0,I dl'v (iittwicll'Iuin, !,IIsl'«r Schiffn>)vt nlo „Iich, !,nd du'5 ilt'«'stcv Linic, Uon der jcycni'rcichcn Thiitigtcit drr ,,Gcjc^schlift ,nir N,,'ltii,in Tchiifbi üchi^cr" ci,i Bild zn ftelnü. Kil emps'ylen dies Auch auf»; auüdrücklichNe zu wohlwollender Zleachlunn. cb?nsu dic "läimst z>l ^irl'Iingrit unsmr !,l»al'cnwclt iicivordcnl'», Bretts in Tausenden vott EzcmPIlN'en vcrlncinlcn Tchriftcn^ Ilouffrlet, tNnli, der HchlnuylN^indigrr. T^„cn auö dc„i indischen ^rwi. ^!IV dic d^liisch^ ^u^'üd dl'ar^^itct l'0» .i. Mnnnyl'im. StNNley. ßallllll. zirinj, flänig und ZKlnur. T^iui, au; dem Lcd^,l in Zciüral-Äfriln. ,^iiv dir deut'chc Jugend bclNl>eitct >,>l'» ^l. M,innl»eim. X IssustrationsproLe aus Seydlitz's Geographie. HeidcN'cig. (Eiehc die vorhergehende Eciic.) Druck Uliu ^lua>isl Prir? in ^cipzig. SKIZZE des NORD-ÖSTLICHEN TEILS von li ü- HMITANNIEX von Wilfred Powell. 1878-9. Verlag van Jerdinand Hirt k Sohn in Leipzig. Folgende Werke empfehlen wir ^iner genügten Beachtung, indem wir aufmerksam machen, daß dieselben in nur noch ganz Wenigen Exemplaren vorrätig find, eine Erhöhung des Preises derselben daher in naher Aussicht steht: ; Me O^pedition des Ohassenger. Eine wissenschaftliche Reise um dit Welt. Von W. Spry, deutsch von U. von Wooeser. Mit 12 Tonbildern, 33 Illustrationen im Text und Reisetante. Broschiert 12 ^, elegant gebunden 14 ^//. Hlach den Mctoriafäll'en des Zambeft. Von Eduard Mohr. Mit Porträt des Verfassers, vielen Illustrationen in Holzschnitt und Farbendruck, Karte und einem kommerziellen und astronomischen Anhang. In 2 elegante Vände geb. 24 .//, brosch. 2tt .//. Drei Jahre in Süd Afrika, NeiscskizM nach dem Tagebuch von Prof. Gustav Uritsch, Dr. nioä. Reich nach den Original-Photographien des Verfassers mit Holzschnitten, auch durch Farbendrucke illustriert, nebst Karte der Neise. Geb. 20 .//. 5« O, brosch, 18 ^F. Zie Oingeöorenen Süd-Afrika's, ethnographisch und anatomisch beschrieben von Prof. Gustav Iritsch, Nr. Müä. Mit zahlreichen Holzschnitten, großenteils nach Onginalphotographicn und Zeichnungen des Verfassers, 20 lithogr. Tafeln mit Abbildungen von Skelettteilen :c, und einer Karte der Wanderungen der südafrikanischen Völkerstämme. Hierzu ein Mas, ltkUMtM W in Kupfer radierte Mtriitlchfe. Preis der beiden Vm,de sqcbundon) 7', .//. Dnict von '.'!u>i nft '^ > ! ^.- in ^lN'iui, 7/