2N2RIGNN2ZÄ für Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. «-V^«-» Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ K5. Freitag am KV. Imn K84V. W^ ' Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes M»l ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach aanziährig ü, »^^"^ halbjährig 3 N. Durch die l. t. Post unier l)nuvert mil portofreier Zusendung aanzi»dr,g », baldiäbiia 4 st. C.M., und n»rd balbjäbrig »or»u«> bezahlt. Alle l. l. Postämter nehme» Pränumeralion an. In Laibach pränumerirl man beim Verleger am staan, Nr. >yu> »n ersten Vlocke. Zeitlosen. (Fragment aus einem größeren, lyrisch-didactischcn Gedichte.) Von Eduard Silesius. IV. >Vo bin ich an die Gegenwart gewiesen. I n der Erinn'rung blüht kein dauernd Glücke Es blühet nicht i» künft'gen Paradiesen; Der ew'ge Wahlspruch lautet nur: »Genießen Sollst du, « Mensch, .die Welt im Augenblick.« Im Augenblick? —Weh mir! als ich ihn dachte. Da war er sihon cntstoh'n; Als er ün Schooß' der Zukunft tau,» erwachte, Und mir die Gegenwart mit ihren Blüten brachte» Da war er Leiche schon. Was ist das leben, das mich zu um schmiegen Der lebensdurst'ge Trieb in tiefster Seele treibt? — Die raschen Wogen flieh'», — die fiücht'gen Wolken fliegen, Schmerz drangt an Schmerz, Vergnügen a» Vergnügen — Noch schneller ist die Gegenwart zerstäubt. Phantom, das Leben heißt, und zwischen Zukunftsöde Und Grabesuacht den Augenblick durchstießt — Und mit dem Tod in ewig grimmer Fehde, Selbst Alles ist und Nichts, — verweile, steh' mir Rede, Laß mich erforschen, was du bist! — Ein Irrwisch , den der Sturm dem Moor entziehet. Und — in den nahen Todtenacker führt — Ein Fallstern , der uorbeizischt und «erglühet, Ei» Nütz , der schlängelnd aus der Wölk' cntsprühet. Und zwischen Wolken sich «erliert; Ei» Seufzer , den das Abendlüftchen stöhnend I n Traucrweidenwipfcln weckt; Ein Iammerhall , der Todtenglock' enttömnd; Nein! nur ein Wiederhall , der, klüglich höhnend. Den fernen Wand'rer neckt! — Das bist du — Vegenwalt — und ich an dich gewiesen Vom eisernen Geschick.— Was ich mit Lieb' umfing, sah ich' im Slrom' entfließen. Und streng ertönt es aus der Zukunft Paradiesen; «Hinweg, du Kind der Zeit, dein ist der Äugenblick. Phantom des Augenblicks, gib Antwort meinen Fragen! — Ich arggctäuschter Thor! Indcß ich sprach. Hat seine Leiche schon der Zcitenwagcn I m raschen Flug' auf ewig fortgetragen, Und hunders seiner Brüder floh'n ihn, nach. A » m crl u n g. Siehe in den Blättern l , 2 , 3 des laufenden Jahres. Die Lnisenstraße in Kroatien. Von Stern. (Fortsetzung.) Ungern verläßt der Reisende diese herrliche Gegend, um bald wieder zwischen öden Felsengründen und unabseh­baren Waldgebirgen eingeschlossen zu sein. Kaum einige zerstreute Hütten beleben diese Einsamkeit, worunter eine gesellschaftliche Wegwärterswohnung und ein Wirthshaus, bei welchem ein Seitenzug gegen den Markt Szungeri zu gleichem Zwecke wie jener gegen Navnagora abgeht, eben so herrlich angelegt, als die Hauptstraße. Doch kaum eine Stunde fährt man durch diese traurigen Wälder, so öffnet sich abermals ein Thal, und fast noch überraschender als bei Delnicze ist der Anblick, der sich hier dem Auge dar­bietet. Man weiß nicht, soll man den Blick länger auf den grotesken Felsen links, oder vor sich schweifen lassen, wo sich das herrlichste Thal mit einem freundlichen Dorf« gezierr öffnet. Es ist Lokve, ein Ort, der erst mit der Straße entstand, und schon einige hundert Häuser und eine bedeutende Anzahl wohlhabender Einwohner zählt. Hier fließt die Malavoda, ein nicht unbedeutender Bach, der von da an seinen Lauf unterirdisch in die Culpa nimmt; für die hiesigen Bewohner ein gewohnter Anblick, eine Merkwürdigkeit für den fremden Reisenden. Am Ende des Dorfes besitzt die Gesellschaft ein ansehnliches Wirchs­haus an der Brücke über den Malavoda Bach, welche ein Meisterwerk und aus Quadern mit 2«^ Spannung in mu­sterhaft schönem elliptischen Bogen gebaut ist, und mit der Großartigkeit der Straße vollkommen harmonirt. Hin­ter Malavoda gelangt man, ein unbedeutendes Gebirg übersetzend, in das Merzlavodiczer Thal, wo die kunstvolle Construction der Straße die Aufmerksamkeit fesselt. Hier besonders sind die Isolirung-Canäle häufig und schön an­gelegt. — Nach einer Stunde befriedigender Fahrt er­reicht man, nachdem man den Bach gleiches Namens mit einer ebenfalls sehr schönen, im vorigen Jahre neu erbau­ten, steinernen Brücke paßirt hat, das Dorf Merzlavodicza, wo das gesellschaftliche Wirthshaus zur Nachtherberge ein­ 58 ladet, und jeder Reisende gut aufgehoben ist. Das Wirths­haus in Merzlavodicza liegt 2439 Fuß hoch über dem Meere. Hier bestand ehemals eine Glasfabrik, die aber «UN eingegangen ist. Von hier fängt man den höchsten Punkt der Straße zu ersteigen an, und fährt, obwohl oft kaum merkbar, be­ständig aufwärts. Die Bauart der Straße wird immer großartiger und kühner, und gibt dem Kunstverständigen reichen Stoff zur Bewunderung. Ungefähr nach einer Stunde erreicht man das Wirthshaus Oszoje, welches mit einer schonen Cisterne versehen ist, und zugleich von einem Wegwärter bewohnt wird. Die Gegend herum ist sehr rauh, und im Winter manchmal alle Communication ge­sperrt, obgleich oft Taufende von Menschen beschäftigt sind, die Schneeverwehungen auszuschaufeln; aber die hier auf einer Höhe von 286Z Fuß über dem Meere herrschende Bora macht oft in einer Stunde die Arbeit mehrer Tage zu nichte. Immer ernster, immer rauher wird die Gegend. Nichts als kahle Felsen und chaotisch herumliegendes Ge­stein, kaum von armseligem Zwergholz bewachsen; und doch weiß der Mensch jede Vertiefung, wo kaum eine hand­hohe Erdschichte die Felsen bedeckt, zu seiner Nahrungs­quclle zu benützen, umlegt sie mit einer niedrigen Stein­mauer, und stempelt sie so zu seinem Eigenthume, das ihm kaum jährlich einige Körbe voll Gras liefert. Einiger­maßen verstimmt durch den gar zu traurigen Anblick er­steigt der Reisende den höchsten Punkt der Straße, wo die auf einem steinernen Monumente befindliche Aufschrift ihm kund gibt, daß er sich nun 2336 Fuß über der Fläche des Meeres befindet, von welchem er noch etwas über 3 Meilen entfernt ist; dann fällt die Straße wieder eine kurze Strecke, steigt dann nochmals etwas Weniges auf­wärts bis Iellenje, wo die letzte Poststation und ein ge­sellschaftliches Wirthshaus sich befindet, dessen Höhe über dem Meere 2783 Fuß beträgt. Von hier geht der eben­ falls von der Gesellschaft und mit gleichem Aufwände von Kunst -und Beharrlichkeit erbaute Straßenzug nach dem berühmten Hafen Buccari ab, der 2 1/4 Meilen lang ist, aber wenig befahren wird. Allerdings lohnend ist seine Bereisung, und wer den Weg nach Fiume mehrmals zu machen Gelegenheit hat, dem möchte ich rathen, einmal den Weg über Buccari zu machen, was ihn um so weni­ger reuen wird, als der Zeitverlust kaum 1/4 Stunde be­trägt, indem von Iellenje auf der Hauptstraße nach Fiume 3 Meilen, über Buccari aber kaum 3 1/4 Meilen sind. Unserem Zwecke gemäß bleiben ivir aber auf der Haupt­straße, und rollen lustig hinunter ohne alle Furcht, obwohl wir des Abwärtsfahrens kein Ende sehen, der noch immer sehr wilden Felsengegend nur einen flüchtigen Blick schen­kend, bei dem gesellschaftlichen Wirthshause Skerbutnyak vorbei, wo wir zum ersten Male den reizenden Anblick des Meeres genießen, das sich aber hier mir sehr beschränkt zeigt, bis Kameniak, einem ebenfalls gesellschaftlichen Wirths­hause, wo eine wahrhaft sehenswerthe Cisterne erbaut ist, die ihrer Großartigkeit nach aus den Zeiten der Römer zu stammen scheint, und doch erst mit der Straße erbaut wurde. Die nähere Betrachtung derselben und ein Gang bis hinauf zum Wasserbassin ist jedem Reisenden zu em­pfehlen. Man findet auf dieser Wanderung den herrlich­sten Marmor von fast rosenrother Farbe, von welchem auch die ganze Cisterne erbaut ist. Mi t Achtung für die Grün­der dieses wahrhaft wohlthätigen Werks durchdrungen, setzt man die Reise fort; nun aber findet die Bewunderung auch immer mehr Stoff, und kaum saßen kann sich der fremde Reisende über die schnelle Abwechselung, mit wel­cher er aus der sibirischen Luft von Oszoje und Iellenje jetzt immer mehr in ein gemäßigteres Clima hinabrollt, zwar noch vom kahlen Felsen umgeben, aber schon die Nähe des Meeres und ein noch milderes Clima ahnend. Man fahre ja an dem sogenannten Cirlcl, wo eine schöne Pyramide die zweite Meile bezeichnet, und die Straße die einzige sehr gähe Wendung macht, nicht achtlos vorbei; denn hier ist es der Mühe werth, eine kleine Strecke zu Fuße zu machen, und theils die herrliche Anlage dieser un­ausweichlichen Wendung, welche, um auch dem größten Mastbaume Raum zu geben, bis auf l4 Klafter sich aus­dehnt, theils die Ungeheuern Stützmauern zu bewundern, auf welchen die Straße ruht, und, so zu sagen, an das kahle Felsengebirge angeklebt wurde. (Beschluß folgt.) Novellette in Fragmenten. Von Anton Ritter von PerZer, (Fortsetzung.) Xli. Fragment. Sonderbar; Beethoven greift sie nicht in dem Grade an, als ich dachte. Das ist merkwürdig. Ich hoffte, daß das Mystische, das Unendliche, ich möchte sagen, das Zehrende in Beethoven's Musik, einen großen Reiz auf Amalie n ausüben würde, allein sie blieb kalt. Nur bei der m-u-ein süüßiiie schien sie hinzuhorchen, wie Jemand, der etwas Nahendes erwartet. Beethoven's Musik paßt zwar für reizbare, aber doch lebenskräftige Menschen, seine Melodien sind Adler, welche in einfachen Kreisen über den Wäldern der Harmonie schweben, und sind sie in den Baß versetzt, so gemahnt es mich, als habe sich der eben noch durch die Wolken ziehende Aar in die Waldesnacht herab­gestürzt, um sein heimisches Nest zu suchen. Hätte Mo­zart Beeth.oven gekannt, als letzterer auf dem höchsten Puncte seiner Vollendung stand, wer weiß, ob es ihm nicht ergangen wäre, wie dem Raphael mit dem Michel-Angelo. Doch darüber habe ich meine eigenen Ansichten, welche ich gar nicht aufschreiben mag, weil ich nicht weiß, ob ich sie morgen nicht selbst wieder mißverstehe. Wer kann auch immer den rechten Ausdruck finden ! — Zu Ende unserer heutigen musikalischen Unterhaltung spielte ich das Adagio in 0i8 moil aus der Phantasiesonate, Beetho­ven's 2?. Werkl Es ist dieses eines der merkwürdigsten Musikstücke, die mir noch vorkamen. Größere Einfachheit, größere Beschränkung auf Harmonie, das heißt auf jene Harmonie, die aus der Empfindung und nicht aus dem 59 Generalbaße-hervorgeht, ist kaum denkbar. Das Ganze ist ein melancholischer Hauch in den unendlichen Raum der Sehnsucht. Es hat etwas so Calmirendes, und reißt den Zuhörer, indem es sich anfangs seinen Gedanken unterzu­legen scheint, schwärmerisch mit sich fort. Auch Amalie war dadurch in ein milderes Brüten verfallen, und ihr Auge erhielt einen leichten Anflug von Thränenhelle. Doch als ich das Allegretto in e« anschlug, sank sie, wie schmerz­lich verletzt, in ihren Lehnstuhl zurück. Mit Beethoven gelingt es uns nicht, geliebte Christiane. Sieh' da, was ich schreibe: ? Geliebte Christiane." Wenn sie Das sähe, würde sie es freuen? Wer kann die Weiber durchschauen! Ein Kapellmeister hat mit seinen Noten zu kämpfen ge­ nug. Und gar ich! xm. Fragment. Ich wollte heute ältere Musik auflegen, aber diese ist ganz gegen Christiane n's Geschmack. Endlich wurde mir Etwas von Haydn gestattet. Aber Christiane war heute so wählig, Nichts wollte ihr behagen, der ganze Notenvorrath wurde durchwühlt; endlich fand sie die engli­schen Canzonetten Haydns, brachte sie Amalien, welche dieser Sprache sehr mächtig ist, und bat sie, dieselben zu singen. Die Kranke war über diese Zumuthung bestürzt, aber Christiane schmeichelte ihr so lange, bis sie end­lich zugab, Eine davon versuchen zu wollen. Sie wählte die letzte! »^Vliilo I«>IIn^v Iiur^t t!>o ru^liinA vviull." — Nein, so habe ich nie singen gehört! Ich war froh als sie fertig war. Kann das Herz so auf eine Stimme wir­ken ? Konnte es den Metallton von Am alle n's Alrstim^ me in so grellen Glasklang verwandeln, daß man sich wie von tausend Messern durchschnitten fühlt? Theuerste Christiane, ich glaube nicht, daß wir mit der armen, unglücklichen Amalie Etwas auszurichten im Stande sind. Das ganze Lied, das vesMir so schön ausdrückend; das mir ungewohnte Englisch, das deh — (hier ist das Blat t abgerissen, die Ergänzung war nicht zu finden.) XIV. Fragment. Sie haben etwas Rechtes angefangen, gute Chri­stiane, als Sie die Arme zum Singen brachten. Sie haben es gewiß ganz vortrefflich gemeint, aber Was hat es herbeigeführt! Arme Amalie, arme Christiane! Aber der Douanenrath halte Recht, daß er mich auszankte. Vollkommen Recht. Warum konnte ich auch nicht gescheid­ter sein, ich hätte es auf der Stelle einsehen sollen, aber wem bleibt der Verstand in den Händen, wenn ihm ei» Mädchen, wie Christiane, in die Augen sieht? Nun darf sie die Krankenwärcerin machen. Amalie liegt im Bette, und starrt den ganzen Tag auf das Fenster. I n der Dämmerungszeit setzt sie sich aufrecht, und horcht in stun­denlang unveränderter Stellung. Christiane, das nimmt kein gutes Ende! Und zuletzt werde ich noch gar aus dem Hause gejagt. Und wenn ich zehn Mal sage, es sollte nur der Versuch einer Cur sein, und wenn ich zwanzig Mal sage, daß die erste Idee von Ihnen kam, Ih r Herr Papa hat nun einmal seinen Kopf aufgesetzt und behauptet-Was er will, wenn es auch Ihnen und mir nicht eben schmeichel­haft sein sollte. Ich lasse mich wenigstens drei Tage lang nicht sehen. Wenn sie mich aber gar nicht mehr rufen lie­ßen. Das wäre mir sehr fatal. — Muß morgen doch wieder hingehen. Schon der Kranken wegen. — xv. Fragment. Nun ja, da ist es, da liegt es. Ich wollte anfangs Nicht hingehen, und nun darf ich nicht. Da ist ein Zet­tel von Christianens Hand geschrieben. Mi r könnten sie doch erlauben, zu erscheinen; mir, dem alten Haus­freunde. — Die liebe Hand, wenn sie nur etwas Mehr geschrieben hätte, als dieses unangenehme Absagen. Aber ich will mich zerstreuen und meine Noten ordnen, sie liegen so arg durcheinander, wie Iericho's Ziegel. Dann gehe ich in das Theater. — XVI. Fragment. Zusammengeräumt habe ich nicht, im Theater bin ich nicht gewesen; Alles ging concrär. Wenn ich mir nur Nichts vornähme, aber eben Das ist meine schwächste Seite, trotz dem, daß ich tausend Mal erfahren habe, daß immer das Entgegengesetzte geschieht. Und bin ich einmal recht hartnäckig, so macht sich Alles so miserabel, daß ich mich todcärgern würde, wenn ich kein Clavier im Zimmer hätte. Aber das arme Thier muß so lange herhalten, bis ich wie­der in meine gewöhnliche Zerstreuung gelullt bin. (Ncschluß f«l«t.) Böhmische Legenden. Von W. A. G«-rl«. 3. Der Diebstahl. Einem protestantischen Edelmann, welcher sich zum Gebrauch der heilsamen Quellen zu Karlsbad befand, wur. den eines Tages 12 Goldstücke entwendet, und da Nie­mand in seine Stube gekommen war, als sein einziger Die­ner, der sich zwar bis dahin immer treu und ehrlich er­wiesen , warf er Verdacht auf denselben. Der weinende Bursche bat dringend, seine ganze Habe zu untersuchen, und gab dem Herrn den Schlüssel zu seiner Truhe; leider aber fanden sich in derselben 2 Goldstücke, welche der Edel, mann für ein Paar der Entwendeten erkannte, und als der Diener gefragt wurde, woher er selbe bekommen? war er, vor Angst und Schmerz sprach- und gedankenlos, we. der im Stande zu antworten, noch sich über den rechtmä­ßigen Besitz seiner Goldstücke auszuweisen; 5 in Siebenbürgen ein Verein eröffnet, welcher unter dem Titel eines »bürgerliche» Lesevereins« ans folgenden Betrachtungen hervorgegangen ist: Der Gewerbsman», wen» er seinem Berufe treu und wacker Ge­ nüge leisten will, ist in der Regel gar sehr auf die vier Wunde seines Zim­ mers, Kauf« oder Kramladens angewiesen. So höchst rühmlich es nun et« nerseils ist, wenn der Gewerbsmann seiner Arbcitssube aus warmer Neigung z» frcigewählter Beschäftigung recht vom Herzen anhanglich ist, so wäre es Hoch andre! seils höchst nachlheilig, wenn diese Arbeitstube dermosse» herme­ tisch «erschlossen bliebe, daß selbst der Quell des geistigen Lichtes keinen Eingang in dieselbe zu finde» «ermöchte. Denn nicht blos das emsige Treiben in der Wcrtstälte ist ja die Aufgabe des Gewerbsmannes; rastloses Fortschreiten auf der Bahn der Erkenntniß, und sofort immer höher »nd zöhcr zu steigerndes allgemeines Lebensinteresse wird auch ihm zur Pflicht gemacht. Allein die Isolirung der Arbeilstube von de»! Quelle des geistigen Lichtes, was müßte sie, abgesehen von alle»! Uebrigen, selbst auf den Be­ trie b des Gewerbe s für einen nachtheiligen Einfluß üben! wie tief müßte dessen Mechanismus zurückbleiben gegen das im Fache der Industrie so rasch vorwärts schreitende Ausland! wie müßte sich sein Rädergang mehr hemmend reiben, als fördernd bewegen in dem Rosse und in der Verknöche­ lung althergebrachten Schlendrians, wenn de»! Gewecbsfleiße nicht eine Bahn eröffnet würde, auf der ihm die treffliche» Erfindungen und Verbes­ serungen des unaufhaltsam fortschreitenden Zeitgeistes auch aus der weite­ sten Ferne besannt Und anschaulich gemacht werden tonnen! Dies waren die Netrachtungen, aus welchen der 8lä5«v»ro8«r bür­gerliche Leseverein hervorgegangen ist. Sein Zweck dürfte aus dem Gesag­ten ziemlich deutlich hervorleuchten; seine Mitglieder sind Bürger und Ho­noratioren, welcher Umstand jedoch dem Titel eines »bürgerlichen" Leseverci­«es durchaus nicht entgegensteht, denn » pntinrl «t a«iwin!n«t!<>; die Zahl der Mitglieder beläuft sich auf 6» bis ?c> Individuen, welche jährlich zu einem Veitrage vo» 4 ss. C. M . verpflichtet sind^ Das Locale befindet sich in einem Gebäude- des Ällodial^Perccptors, Carl Phoffenhubcr , dessen reger Thcilnahme an der guten Sache der numnehr eröffnete Verein nicht Wenig zu verdanken hat. Aus der Bibliothek des Vereins, welche gegenwärtig 500 Bände' zählt, und neben belletristischen Meisterwerken die gediegensten und frucht­barsten Werke für Industrie enthält» werde» in jeder Woche zwei Bände durch den Bibliothekar an jedes Vereinsmitglied verliehen, welche Sonn« abends zurückgestellt werde» müssen, wenn sie von dem Velheilte» nicht auch für die nächste Woche erbeten werden. Die Zeitschriften sind unver­schlossen in dem Lesezimmer zu haben, welches jedoch, damit Niemand in Versuchung geralhen könne» mehr Zeit in dem genannten Locale zuzubrin« gen, als ihm und seinem Geschäfte dienlich ist, nur von 5 bis ? Uhr nach­mittags, in den Sommermonate» wohl auch bis « Uhr, offen ist. Auch Frauen ist der Zutritt in de» Verein gestattet, jedoch nur an Sonntagen, und an jeden» zweiten und drillen Feiertage dürfen sie i» dem Leselocale er­scheinen. Nun noch einige Worte des tiefen und gewaltigen Jean Paul. Sie lauten folgendermaßen: »Woher will die Humanität des froh lebenden Griechen, die Mora« lität des freieren, vom Glücke emoncipirten Menschen einem müden Geiste kommen, der keinen größern Cirkel von Ideen kennt, als den seines Spinn­rades, und keine andern Radien, als die der Weife, und der keine Lust hat, «ls Eßlust?« — Nach dem So tclliten. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.