MbllcherWMtultg. Nr. 121. Prlinumerationeprci«: Im (lomptolr «anzj. fi. ll, halbj. fi. 5.5«. ffllr die Zustellung >n0 Han« balbj. 5>!) lr. Mil del Post ganzj, fl. is», hall'j. fl. ?.«(>. Mittwoch, H7. Mai Inselti «n»8«d«h» t>!» lu Heile«: ,m«> «„ ll. »m,«oil., »m. l ft.;sonst Pl.Zeile ,m, «lr.,«m.«tt., 3m. lolr. u. s. n>. I«s^lion»ftempel jebesm. 3<>l>. 1888. Mit 1. Juni beginnt ein neues Abonnement auf die „Lllibacher Zeitung." Der Prünnmcr at i ons-Prci s betrügt für die Zeit vom 1. bis Ende Juni l8W: Im Comptoir offen...... . — fl. 92 kr. Im Comptoir unter Convert . . . . 1 „ — „ Für Laibach ins Haus zugestellt . . . 1 „ — „ Mit Post unter Schleifen.....1 .. 25 .. Nichtamtlicher Theil. Die Reform icr Weltorganisation in Oesterreich. in. Wien, 24. Mai. Mit der Einführung dcr allgemeinen Wehrpflicht sind zwei andere europäische und contincntalc Großmächte, Preußen nnd Frankreich, Oesterreich vorangegangen, lind ba in beiden wandern vorübergehend Perioden bestanden haben, während welchen Volt und Heer beinahe identisch waren, hat sich vielfach die Ueberzeugung verbreitet, daß m beiden Bändern dieses Zusammenhalten von Volk und Heer nbcrhanpt principiell erstrebt würde. Dies ist aber niemals der Fall gcwcfen, nud nur die Macht der Diugc hat cs vorübergehend herbeigeführt. In Frauücich bestand eine solche Periode, wo Voll und Heer wirklich identisch waren, beim Beginne des Kampfes der ersten Republik gegen Prcnßen und Oesterreich, nud in Prcu» «en beim Beginne der Befreiungskriege. Was die prcnßische Wc hrorgau i s a ti o n ^trifft, so hat das preußische Hrcr schon deshalb scil dem Bruche mit dcin Calunclohccrc uicmals den iäha-lattcr cincS Volköhccrcs haben können, wcil cs stets in diesem Heere cinc privilcgirlc Truppe, die Garde gegeben hat, nud die sämmtlichen Bcrufsofficicrc dcS Hcc res von jeher ciue ftrivilegirtc Classe bildcu, welche mit dem übrigen Hccrc iu tciucr organischen Verbindung steht, sondM! principiell von ihm getrennt ist. Die Garde in Preußen bildet der allgemeinen Formation nach ein Armcccorfts, den Zahlcnvcrhältnisfen nach etwa ein Zehntel der gcsammtcn Wehrkraft. Die Garde ist eine durch rein willkürliche Vorrechte verschiedener Art privilcgirtc Truppe, die aus allen drei Waffen znsammcngcsctzt ist. Die Vorrechte sind allerdings nicht bedeutend, aber für das Princip der Gleichberechtigung ist es gleich uachlhcilig, ob die Vorrechte umfangreich oder unbedeutend sind. Die ganze Basis der allgemeinen Wehrpflicht ist la die gleiche Pflicht und damit das gleiche Recht, sie ist bamit cinc dcr Bedingungen zur Bildnng eines Rechtsstaates, und ein solcher daher nicht vorhanden, wo Privilegien, jeder inneren Berechtigung entbehrende Vorrechte, in Kraft stehen. Die Gardcinstitution ist für den politischen Grnno-charaktcr dcr preußischen Armee allerdings von geringe-wn Nachtheile, als die privilcqirtc Stellung dcr Be-Nlfsofficicrc. Gesetzmäßig kann in Prcnßcn niemals Je-wand znm Bcrnfsofficicrc befördert werden, wenn er "icht principiell mit dcr Absicht, Bcrufsosficier zu werden, in die Armee eingetreten und als Offiricrscau-bioat augcnommcn ist. — Mag sich später ein Soldat "och so tüchtig oder tapfer erweisen, uiemals kann er ^sch'lläßig Bcrufsosficicr werden, wenn nicht jene Be-bingnngcn erfüllt sind. Als cinc Ausnahme sind im letzten Kriege cinc vcr. Mltnißmäßig nicht große Anzahl Unteroffiziere der ftren u'schen Armee, welche sich besonders ausgezeichnet hatten, zu Officicrcn befördert worden, aber keiner von ihnen allen gehört hcntc noch znr Armee. Die knrzc Frist von zwei Jahren hat genügt, alle jcuc aus dem Untcrofficicrs. corps hcrvo,gegangenen Offil icrc wie dcr ans dcmOfficiers-l°lps zu entfernen nnb sic als niedere Beamte bei Steuer-, Z°ll«, Forst und Aanbchördcn, bei Eisenbahnen u. s. w. Ul'tcrzubringcn. Dicsc Gcftfiogcnhcit ist nicht vielleicht blos ein "cißdranch, sondern eine gesetzmäßige Ordnuug. Nie-Mals, unter keinerlei Umständen, wiederholen wir, kann '" Preußen ein blos durch das Gesetz in das Heer eingestellter Wehrpflichtiger, bewiese er auch die außerorocnt« lichsten Eigenschaften, zum Vcrnfsofficier befördert werden. Nur durch die Gnade des ilrirgshcrrn ist cinc solche Beförderung möglich; ein Recht darauf ist nicht vorhanden, wäre auch die Befähigung eine noch so uu» gewöhnliche. Dicsc bcidcn Privilegien, das dcr Garde und das dcr BerufSofficierc, siuo cs, welche machen, daß das preußische Heer durchaus nicht den Charaktcr eines Voltshccrcs hat, so sehr cs ihn zu haben scheint, nnd daß die preußische Wchrorgauisation so wcuig dem politischen Rcchtsbcwnßtscin dcr Zcit entspricht. Dicsc beiden Privilegien sind es, welche Preußen zum ausgesprochene» S oldatensta at gemacht haben, einem Staate, in welchem das Hecr nicht Mittel, sondern Zweck ist, die Stütze aller Privilegien, dao Bollwerk gcgcn die Glündung eines Rechtsstaates. — Freilich sind es nicht jene beiden Privilegien allein, welche Prcußcu deu Charaktcr eines Rechtsstaates uchincn, aber fast alle audcrcn, welche dazu beitragen, tnüpscu au jene bcidcu Privilegien factisch oder doch dem inneren Wcscn nach an. Cs verdient bemerkt zu werden, daß in Preußen die -politischen Rechte der Staatsbürger in leine Beziehung zur persöulichcn Leistung dcr Wehrpflicht gefetzt sind, daß fcrucr für dcu nicht zum Fricdensdicnstc ans-gehobenen Theil dcr mililärbrauchbarcu Wehrpflichtigen keine militärische Organisation besteht, iu wclche diese treten, wie dies in Frankreich iu dcr Mobilgardc der Fall ist, in Oesterreich in dcr Landwehr dcr Fall sein wird. Cs ist ferner zu crwähucn, daß iu Preußen von den nicht militärbranchblUl-» Wehrpflichtigen, uud die Zahl dcrsclbcu ist durch die Größe des Militärmaßes ciue sehr bedeutende, keinerlei Äquivalent für die Nicht-! lcistuug der Wehrpflicht odcv Alutstcucr gefordert wird, mögen sie auch sonst uoch so steucrfähig sciu. Cs ist gewiß, daß dcr große Schöpfer jener Wehr-orgauisation, aus welcher die gegenwärtig in Preußen bestehende abgeleitet ist, aan;^ .inderc Zirlc angestrebt hat, alö eircichl sind. Dcr Unmüglichlcit, scincli niosicn Ocdlillkcn a»f l'cncliiiäßiacin Wr^c ^u r>er>virllichcu, tll'cchlning trassciid, bcfolgtc öcharnhorsl factisch folgenden Gang. Cr ließ uach dcm Fcldzngr von 1807, als er zur Reorganisation dcr preußischen Armee bcrnfcn wurde, das alte System des reinen Liuicuhccrcs dem Scheine nach bestehen, bildete aber durch Abkürzung dcr Fricdcnsdic>,stzcit eine so anßcrordcnllichc Masfe von Rcfcrvcn ans, daß dicsc in die vorhandenen Linicncadrcs gar nicht eingestellt werden konnten, Cs war dies das ! sogenannte Kricgcrsystcm, bci wclchcm daS Linicnhccr factisch, aber keineswegs principiell zur Waffcuschule sür das gcsamiutc Volk gemacht wnrdc. So schnf Scharnhorst das Vialcrial zn jcncr großen militärischen Organisation des ganzen Voltes, wclchc im Einverständnisse mit ihm dnrch dcu Landmarschall Schön nnd die Stände Prcuizcns durchans selbstständig nnd aus cigcncm Entschlnssc. nach dcr Lostremning dcs prcnßischcn Hilfshecreö unter Jork von den Franzosen inö Leben gcrufcu wurde. Die späteren Erlässe dcr preußischen Krone waren nur die Sauclioniruug eiucr uicht blos beschlossenen, soudcru bereits in voller Ausführung bcgriffcucn Organisation, wclchc allerdings später wieder zur systcmati. scheu Verkümmerung vcrurlhcilt wurde. (Klgf. Ztg.) 115. Sitzung dc5 Abgeordnetenhauses vom 25). Mai. Auf dcr Minislerbank: Ihre Erccllcnzcn die Herren Minister Dr. Verger, Dr. Gistra, v. Plcncr, Dr. Brcstcl, Dr. Herbst. Präsident von Kaiscrfcld eröffnet die Sitzung uach 11 Uhr. Nach Verlesung nud Genehmigung dcs Protokolles dcr letzten Sitznng erhebt sich dcr Präsident v. Kai scvfcld zu folgender Ansprache: Dic Todcs-Ankündigung auf Ihrcn Pnlten gib>, Ihnen Nachricht von einem schmerzlichen Verlnstc, den das Vaterland und dieses h. Hauö crlittcu hat. Der Abg. Mühlfcld ist den beiden einer langen und schmerzvollen Krankheit erlegen. Aus dem Gedächtnisse dcr Heitgcuosscu wird wohl M ühlfeld nimmer schwinden" in dcr Crinncruug und in der Geschichte dicfcs Hauses wird dcr Mann fortleben, dcr feine ganze über-niche Kraft dem Dienste dcs Rechtes uud dcr Ordnung, dem Kampfe für jeden politischen Fortschritt und der Vertheidignng dcr Unabhängigkeit nnd Würde dcs Staates geweiht hat, -- der Mann, dessen beredten Worten Sie so oft mit gespannter Anfmertsamteit folg-ten, der dnrch seine Talente wie durch seine hohe Bc gabnng und durch den Reichthum und die Fülle feines Wissens cinc Zierde dieses Parlamentes war; wie cr durch seine Eigenschaften eine Zierde jedes andern Par lamcntcs gewesen wäre. Wmn einst Oesterreich im Besitze einer festen nnd rnhigcn Gestaltung sein wird, wenn ciuc anderc Generation, im Genusse ruhiger und unangefochtener Institutionci«, einen Rückblick werfen wird auf die Kämpfe und auf das Ringen, wclche die bittere Aufgabe uuscrcr Zcit, geworden sind, dann wird sich auch dcr Biograph für die Lebensbeschreibung des Abg. Mühlfcld finden, ihn unparteiisch nud leiden-schaftslos beurtheilend, wie cs die Gegenwart nicht vermochte. DaS Hinscheiden von Männern, deren Wir ten ihnen einen Nachrnhm in dcr Geschichte sichert, läßt in den Ucbcrlcbcndcn das betrübende Gefühl der Vereinsamung und dcr Lccrc zurück, uud außcr dem Verluste, dcu daS allgemeine Wcscn erleidet, beklagen sie auch noch den schmerzlichen persönlichen Vcrlnst. Sie werden, meine Herren, diesen Gefühlen und der Achtung, welche Sie für den Dahingeschiedenen empfinden, Aus. druck gcbcu, indem Sie sich vou Ihren Sitzen erheben. (Die Versammlnng erhebt sich.) Es werden hieranf dic Einlaufe mitgetheilt. Das Finanzmiilisterinm übersendet einen Gesetzentwurf, bctrcffcud die Abüudcrung dcS Statutes dcr Na-tionalbank zur vcrfassungsmäßigcu Behandlung. Die überreichten Petitionen werden den betreffenden Ausfchüsscu zugcwicscu. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die erste Lesnng dcr iu dcr letzten Sitzung eingebrachten Regierungsvorlagen. Dcr Schiffahrtsvcrlrag mit Großbritanien und der Vertrag mit Vaicrn, wegen der tiroler Gemeinde Jung» holz, wcrdcn dem Finanzausschüsse, die RegiernngSvor lagc, betreffend das Ucbcrc!»kommen mit Ungarn übn d,w Slcilijxl-, Gebühren- und Taiifwcsrn. wird dem Bubgel-Ansschilssc zur Vollicraihmig ziMwirsrn, Es folgt dcr Bericht des uollswirthschafllichcn Aus» schusses übcr die Beschlüsse dcS Herrenhauses, betreffend die böhmische Nordwcslbcihn. Berichterstatter Abg. Schlegel stellt den Antrag, den vom Hcrrcnhansc vorgenommenen unwesentlichen Acndcrnngl'n bcizutrclcn. Dcr Antrag wird ohne De^ battc angenommen und das Gesetz in dieser Fassung sogleich in dritter Lcsuug zum Beschlusse erhobeu. Nächster Gegenstand dcr Tagesordnung ist der Aus-schußbcricht, bctrrffeud dic Fideicommissc. Abg. van der Straß verliest dcn Bericht. In dcr Generaldebatte ergreift das Wort Aliq. Z ybl iticv i c z. Es drängt sich die Frage auf, ob dieser Gegenstand dcr Reichs- oder Landcsgcsctzgcbnng an hcimfallc. Es wird gewiß nicht behauptet werden könne», daß die Errichtnng von Fidcicommissen eine, allen diesseitigen Ländern gemeinsame Angelegenheit sei: es gehört daher dieser Gegenstand eher in dcn Wirkungskreis der Landcsgcschgcbunss. Abg. Schindler spricht sich sür die Nothwendigkeit dcS vorliegenden Gesetzentwurfes im Volkswirt!»--schaftlichcin Intcrcssc, wie für die Bchandlnng als Neichs-angclcgcnhcit aus. Abg. Krcc zcczun ov icz schließt sich der Ansicht dcS Abg. Zybliticvicz an, daß dieser Gesetzentwurf i» die Landcsgcfctzgebung gehöre. Iustizminislcr Herbst. Das bgl. Gesetzbuch hat ausdrücklich erklärt, daß die Bewilligung zur Errichtung von Fidcicommisscn dnrch ein Gesetz zu geschehen habe. Auf Grund dcr Staatsgrundgesctze kann diese Frage nur Object dcr Reichsgcsetzgcbnng sein. Abg. Zybliticvicz plaidirt nochmals dafür, daß dcr Rcichorath in dieser Frage nicht competent sci. Nachdem Iustizminister Herbst rcplicirt, wird die Generaldebatte geschlossen und zur Specialdebattc ac> schritten. Zu tz 1 stellt Abg. ZYblilicvicz das Amende-ment, daß die Bcwilliguug znr Errichtung cims Fidci' commisscs nur durch ein Landcsgesrtz nud nicht durch ein ..Ncichsgcsetz" ertheilt werden könne. Der betreffende Gcsctzcsuorschlag hat daher als Reaieruii^vorlagc nicht an den Rcichsrath sondern an den bctnffendcn Landtag zu gelangen. (Unterstützt.) Abg. Frcih. v. Prat obevcrü halt dcn Vo>,chlag des Vorredners nicht nur im Widersprüche mit dcn ! Staatsgrundgesetzen sondern auch für unausführbar. 8^l) Der Berichterstatter hält den Ausschußantrag aufrecht. Bei der Abstimmuug wird das Ameudemcnt des Abg. Zyblikievicz abgelehnt (dafür erheben sich die Polen, Tiroler und Slovenen) und ß 1 mit 93 gcgcn 39 Stimmen nach den Ausschußantragc angenonnncn. Die übrigen Paragraphe, wie der Titel des Gesetzes, werden ohne Debatte unverändert angenommen. Auf Antrag des Berichterstatters wird das Gesetz sogleich in dritter Lcsnng (mit 102 gegen 33 Stimmen) zum Beschlusse erhoben. Als nächste Gegenstände stehen auf der Tagesordnung der Bericht des Vcrfassuugs-Ausschusscs bezüglich der directcn Wahlen in das Abgeordnetenhaus; sodann folgt der Bericht des Ausschusses über die Hintanhaltung und Unterdrückung der Rinderpest. Minister Gis kr a crsncht das letztere Gesetz zuerst in Verhandlung zu nehmen, nachdem nach ciucr ihm soeben zugekommenen Weisung die Miuistcr sich zu einer Ministcrrathssitzung unter dem Vorsitze Sr. Majestät zu begeben haben, und er auf die baldigste Annahme dieses Gesetzes deshalb Gewicht legen müsse, weil mit der Annahme die Forderung eines Nachlrags-Creditcs nothwendig wird, welchen baldigst einzubringen, im Interesse der schleunigern Behandlung der Finanzvorlagen gelegen ist. Es gelangt demnach zuerst der Ansschnßbcricht über die Hiutanhaltung uud Unterdrückung der Rinderpest zur Verhandlung. Abg. Pl an kcn stci n c r verliest deu Bericht. Abg. Graf Kycnbnrg beantragt die <>» !»!<»' Annahme des ganzen Gesetzes. Abg. Roser erklärt sich mit der <» !.! Annahme einverstanden, wenn zuerst über cinc Reihe von Anträgen, die er stellen will, abgestimmt wird. (Heiterkeit.) Der Präsident bemerkt, daß dieses wohl nicht angehe , nachdem zuerst über den Antrag auf < n l,l«^ Annahme abgestimmt werden müsse, mit der Annahme dcS Antrages aber jede Specialdebalte cutfüllt. Der Antrag des Abg. Graf Kycnliurg wird mit großer Majorität angenommen, der Berichterstatter beantragt zugleich die dritte Lesung (Angenommen.) (5s folgt der Ausschußbericht über deu Gesetzentwurf betreffend die Durchführung von unmittelbaren Wahlen in das Abgeordnetenhaus des Reichsratheö. In der Generaldebatte nimmt das Wort Abg. Z y -vlitiewicz. Der vorliegende Gesetzentwurf ist eine Negation der Individualitäten dcr einzelnen Königreiche und Länder, Er verstößt gegen den Geist unserer staatsrechtlichen Vrrhältnisse, wie gcgcn den Wortlaut nnscrcr Staatsgrundgesctze. Die Abgeordneten aus Polen sind in Folge dessen nicht in dcr Lage, dcm Gesetzentwürfe il>rc Zustimmung zu geben, sie müssen gegen denselben Verwahrnng einlegen und werden dieser auch dadurch Ausdruck geben, daß sie sich dcr Abstimmung enthalten werden. Abg. Freiherr von Giovanelli erklärt, dcm Standpunkte des Vorredners vollkommen bcizntreten. l Minister des Innern Dr. G.iskra: Der tz 7 des Staatsgrundgcsctzcs, wodurch das Gesetz über die Rcichsvertictung vom Februar 1861 abgeändert wird, spricht klar für den vorliegenden Gesetzentwurf. Bon einer Negation dcr Individnalität der einzelnen Königreiche und Länder kann aus doppelten Gründen keine Rede sein, weil ja nicht die Abgeordneten eines Landes zn Abgeordneten eines anderen Landes gemacht werden, weil an Stelle eines die Rcichsrathsiuahl verweigernden Landtages, unmittelbar Wahlen ans dem Lande in den Reichsrath stattfinden solle». Nimmer konnte man aber auch in einem solchen Falle sagcn, daß das Land nicht vertreten wäre. Es wäre nicht der Landtag, wohl aber die Gesammtheit dcr Veoölkcrnng jenes Landes vertreten. Es ist daher von der Negation der Individualität dcr ciuzclucn Königreiche und Länder leinc Rede, sondern es würde diese iu einem solchen Falle vielleicht nnr etwas weniger bestimmt znm Ans» drucke gelangen. Das h. Hans taun mit aller Beruhigung, die Grenzen seiner Competenz nicht zu überschreiten, die Annahme dieses Gesetz votiren. In dcr Spccialdcbattc wird das Gesetz mit einer vom Berichterstatter beantragten deutlichern Stylisirnna des § 8 und Herstellung der Regierungsvorlage im tz 22, ohne Debatte nach den Ausschußauträgeu angenommen, und auch in dritter Lesung genehmigt. Hicmit ist die Tagcsurdnnng erschöpft. Schluß der Sitzung halb 2 Uhr. Nächste Sitzung: Morgen. TageSordnnug: Erste Lesung dcr Ncgicrnngövorlagc. betreffend die Erbfolge auf Bauerngüter; Ausschußbcricht über das Tariswcsen; Ausschußbencht ubcr die Oraauisiruug der Handels' und Gcwerbekllmmcn. /olgcn >er ycchischrn TlMcrscier. Eine Corrcspondcnz im ..Tagcsb. a. M." consta-lirt, daß seit dcr letzten czcchischcn Nationalfeicr in Prag, seit dcr Grundsteinlegung zum czcchischen Theater in Folge der Rede des Czcchcnführcrs und Hanptcs der jungczechischcn Partei, Sladkolvöt'y, in welcher die hnssi-tische Bewegung verherrlicht wurde, ein Bruch zwischen )en Clericalcn und den Nationalen eingetreten sei. Der Korrespondent schreibt: ,.In Folge dcr am Tage der Grundsteinlegung dcs Nationalthcaters hcruorgetretcnen antikirchlichen Nichtnng hat sich dcr Ca rd i n a l e rzb isch of vonPrag veranlaßt gcfnnden, cinc Versammlung dcr hochtoristischcn Herren in seinem Palais abzuhalten, in dcr die Haltung gegenüber der jetzigen Phase der czcchischen Bewegung discutirt wurde. Dcr Eardiual sprach scin Bcdaucru aus, daß zwei Mitglieder des böhmischen Hochadcls (Clnm-Martiuitz und Barunin Harrach) an einer Feier thcil-genommcn, welche die Reminiscenzen an den blutigen Kampf gcgcn Adel und Pricstcrthum wachgernfeu. Die religiöse St. Iohannfcicr war gcgcn die nationale Demonstration in den Hintergrund gctrcteu, ja Hunderte von Laudgcistlichcn, nntcr ihnen ein bedeutender Theil im runden Hntc und in der Czamara, waren nach Prag geeilt, trotzdem ihr Obcrhirl es ihnen ausdrücklich untersagt hatte. Solche Vorgänge sind bedenkliche Symptome des Sinkens dcr Autorität dcS böhmischen Episcopates, der sich geschmeichelt hatte, die czechische Bewegung leiten und zu seinem Nntzen und Vortheil aus-beutcu zu können. Cardinal Schwarzcnberg dcnkt ernstlich daran, sich mit seinen Suffraganbischöfcn ins Einvernehmen zu setzen, in welcher Weise dcr Betheiligung dcs niedrigen Clerus au den nationalen Umtrieben ein Ziel zn setzen wäre. Wie ich aus verläßlichster Quelle erfahre, ist auch Laudgraf Fürstcnbcrg iu Ol-mntz von seinen nationalen Schritten bedeutend geheilt worden, er hat gegenüber seiner Umgebung nicht das geringste Hehl daraus gemacht, daß ihn die Reise von Priestern seiner Diöccsc nach Prag nicht sonderlich angenehm berührt habe." Parlmlmitlirilchc Ktürmc iu England. Für den Augenblick, schreibt die „Englische Corr.," scheint dcr drohende Riß zwischen Rcgicrnng und Unterhaus abgewendet, aber auch uur für dcu Augeublick, und neue Sturmanzcichen ziehen in nächster Nähe hcr-anf. Die Sitzuug dcs Unterhauses vom 21. d. M. war wieder einmal schr animirt und ans allen Seiten zeigt sich in unverkennbarer Weise, daß man dcs ewigen Han-gcns und Bangcns müdc ist. Für heute hat dcr Minister dcs Innern seitens der Rcgicrnng heftigen Widerstand gcgcu die zur zweiten Lesung gelangende irische Suspensory Bill (Suspension der Stcllenvcrgcbung) au-a,c^cia,t uud im Echooßc der liberalen Partei regt sich darüber nicht geringe Erbitterung, da dic genannte Bill ja gerade so natürlich ans Gladstone's Resolutionen hervorgehe, als von dicscr letzteren dic ohne Kampf durch gebrachte zweite nnd dritte lediglich die Cunscqncnzen der vergeblich betämvftcn ersten gewesen seien. Der „Morning Star" sieht darin einen ucucu Versuch dcr Regierung, das Wasser zu trüben, tröstet sich aber mit dcr Erwartung, daß cinc Regierung, welche sich so gehässig gemacht, bei künftigen Gelegenheiten schwerlich wieder ins Amt gelangen werde. „Daily News" sieht in diesem Zuge wohl nnr cinc Eonccssion dem strengen Torythum des Ministers dcr Innern gegenüber, da man diesen noch nicht opfern wolle, anch vielleicht noch das Schlag-Wort „Nicht nachgeben" auf dic Fahne zn schreiben gc denke, zumal, da sich Mcntcrcisymptomc im eigenen Lager zeigten. Am ruhigsten sieht die „TimcS" dcr Sitznng entgegen und glaubt, es werde bei einem formellen Widerstände bleiben, da es mit dcm Parlamente spielen hieße, nntcr den obwaltenden Vcrhältnisicn mehr zn thun. Früh den 25). indessen erwartet daö leitende Blatt cinc Hauptschlacht gelegentlich dcr schottische» Rcform-bill. Sein Rath lautet übrigens einfach: möglichst schnell die Rcformbill erledigt nnd dann das Ministerinn, ans dcm Amte gedrängt.' Bezüglich der am 25>, zur Entscheidung kommenden Fra^e verlangen insbesondere die vorgeschrittenen Liberale», daß die Meinung dcr schottischen Mitglieder maßgebend sei» müsse, während dic Eonservativcn in einer solchen Betrachtung dicscr Angelegenheit cinc Gefährdung dcr Union dcr drei Königreiche sehen. Oesterreich. Wien, 23. Mai. (Antwort auf die Pcti -tiou dcs Präger Stadtraths gcgcu dicFi -uanzvorlage n.) Wir haben bereits berichtet, daß die Petition dcs Präger Stadtverordneten - Collcginms in Angelegenheit dcr Finanzgcsctzc, von Sr. Majestät an das Ministerium zur verfassungsmäßigen Behandlung geleilet wurde. Dcr „Bohemia" berichtet man nun hierüber aus Wicu unterm 20. Mai: „Das Collegium hat seiuc Eiugabe, wie Ihnen wohl bekannt scin wird, in postalischem Wege an Sc. Majestät den Kaiser gerichtet, in der Hoffnung, über die Executive hinweg, schreiten zn können. Der Monarch aber hat die Eingabe an das Ministerium „zur Amtöhnndluna" geleitet. Dem Letzteren erwuchs hieraus die Pflicht, das Schriftstück in reifliche Erwägung zu zichcn, und wichtig genug erschien ihm die betreffende Entscheidung, daß es hierüber in voller Ministcrraths-Sitzung verhandelte. Iu diesem Augenblicke wird dcr Stallhalter von Böhmen bereits im Besitze eines E rla s se s des Miuistcrs dcs Innern scin, mittelst dessen er angewiesen wird, die erwähnte Eingabe an das Collegium zurückzulcitcn, und demselben zugleich cinc Reihe schr ernster Bemerkungen zu machen. Insofern die Eingabe sich darauf beschränkte, wirth-schaftlichc und finanzielle Vcdcnkcn wieder die Brestel-fchcn Vorlagen geltend zu machen, fowcit dadurch die Stadt Prag selbst betroffen wird, so anerkennt die Regierung dic Berechtigung dcs Collcginms, nnd nimmt diese Bedenken zur Kenntniß. Anders aber rücksichtlich dcö weiteren Inhalts dcr Petition. Die Stadtvcrtre-tnng nntcrnimmt es im Namen des Königreichs Böhmen zn sprechen, rücksichtlich der böhmischen Krongütcr als Auwalt dcr böhmischen Krone aufzutreten, sie will die Steuergcsctzc von dcr Zustimmung eines anderen Vertrctungstörpcrs als jenes, welcher gesetzlich im Reichs-rath besteht, abhängig gemacht sehen, und beruft fich für solche Ansprüche auf ein vermeintliches öffentliches Recht des Landes. Insofern enthält die Eingabe cinc Ucber-fchrcitung dcr Eompetenz dcs Sladtvcrordnctcn-Colle-giums, und bringt einen offenbaren Widerspruch gcgcn die Staatsgrundgcsctzc uud die zu Recht bestehende Reichs-und Landesverfassung zum Ausdruck. Aus dicscu zweifachen Gründen mußte die Regierung die Adresse zu< rückweisen uud dcm Stadtvcrordncten-Collcginm bedeuten, sich in seinen Beschlüssen fernerhin innerhalb dcr Grenzen seiner Comftctenz uud in ftflichtmäßigcr Unterordnung uuter das bestehende Verfassungsrccht zu halten." — 25. Mai. (Der Wchrgcsetzeutw urf) ist, wie mau der „N. Fr. Pr." meldet, in den lchtcn nntcr Vorsitz Sr. Majestät abgehaltenen Ministcrcon fercnzcn festgestellt nnd dabei gleichzeitig mit dcm nnga rischcn Ministerium, für welches hier dcsscu Präsident Graf Andrafsy an den Berathungen thcilnahm, eine Einigung erzielt worden. In nächstem wird dcr Ent wurf nuumehr den Vertretungen in Wicn uud in Pcst zur parlamentarischen Vchandluug mitgetheilt wcrdcu. Uusland. Berlin, 24. Mai. (Der Rechen schafts bericht dcr südd. Fraction des Zollftarla-m enteö) sieht in der überwiegenden Bevorzugung militä^ rischer Zwecke im norddcntschcn Vnndc die Pflege dcr geistigen uud materiellen Interessen beeinträchtigt und erachtet cS als ihre Aufgabe, die Bewahrung der süddeutschen Selbständigkeit mit dcr nationalen Pflicht zu vereinigen und auf dem Wege einer freisinnigen Politik eine feste Verbindung der süddeutschen Staaten, deren Vercinzelnng hall< los wäre, anzustrcbcu. Süddcutschland müsse in Betreff des militärischen Schutzes dcö Südens sich verständigen, im Zollvereine durch ein gleichmäßiges Vorgehen sich Geltung schaffen und zu gemeinnützigen Institutionen die Initiative ergreifen. Kiel, 25). Mai. (Die Festlichkeiten zn Ehren dcs Zollft arlamentes) sind glänzend verlaufen. Gestern Vormittags fand die Besichtigung dcr Schiffe nntcr Kanouensalut statt. Die Matrosen nahmen Paradcaufstcllung auf den Raaeu; nach dcm Frühstück auf der Fregatte „Gefiou" wurde ein Aus-flug nach dcm Marincctablisscment Fricdrichsort unternommen. Bei dcm Diner wnrdcn zahlreiche Toaste ausgebracht: Admiral Iachmann trank auf dcu Köni^, den Begründer dcr dcntschcn Seemacht, Äantpräsidcnt Dcchend auf das Zollparlamcnt, dcr baicrische Abgeordnete Volt auf die aus dcm Zollparlamcntc znrücktchrcn« den Missionäre des Dcntschthnms. Um l»z Uhr erfolgte die Abfahrt und um 11 Uhr die Ankuuft in Hamburg, woselbst ein enthusiastischer Empfang stattfand. Florenz, 22. Viai, (In dcr heutigen Siz-zung dcr Dcpu ti rtcntammc r) interpellate Righi dcn Minister dcr auswärtigen Angelegenheiten über die wegen dcr letzten KricgScrcignissc in Vcncticn an die öslerr. Rcgieruug gerichteten Entschädlguugsfordcrungcn und den Stand dcr daranf bezüglichen Commissionsver Handlungen. Menabrea erwiederte, diese Angelegenheit sei schr verwickelt, nnd da die Zahl dcr gcltcnd gemachten Forderungen auf 7 moliruua.cn verursacht habc. Er will für dic Lombarden die nämliche Behandlung uud dringt iu die Rcgicruug, daß sie vou dcr Gerechtigkeit und Billigkeit der österr. Regierung, eine Entschädigung erwirke. Auch möchte er, daß die von dcr nationalen Regierung angerichteten Beschädigungen ebenfalls nicht ohne Ersatz bleiben. Righi fügt bei, scinc Interpellation habc sich nicht ans die von den Truppen vernrsachlcn Schäden bezogen, sondern auf die Forderungen, welche venctianischc Bürger für Lieferungen n. dgl. au die österreichische Rcgicruug habcn uud dic nicht liquidirt werden können, wcil die Stipu-latioucn des Tractates vom 3. October noch nicht ins Reine gebracht sind. Er richtet deshalb an die Regierung das Ausnchcu, die Erledigung derselben möglichst zu be-schleunigen, damit die Bcthciligtcn ihre Ansprüche in« der ihnen am passendsten scheinenden Weise geltend ma-W chcn können. » 891 Tt.Petersburg 21. Mai. (Kriegerisches.)! Eö wird berichtet, dab dcr Oeneralgonocrucur von Tur< testau seine Ncisc nach Petersburg aus dein Grnudc lmfacscholi.'n habc, weil die fciudlichen Äczichuugcn zum Emir von Buchara emeu Auölirnch von Feindseligkeiten erwarten lassen. Bukarest, 21. Mai. (A ufhebuug der Pru-nclstrafc.) Fürst Karl hat an den Kriegsminister den schriftlichen Befehl erlassen, er möge den Kammern cincn Gesetzentwurf wegen Aufhebung der Prügelstrafe dcim Militär vorlegen. New.Pork, 14, Mai. (Verschiedenes.) Man versichert, Stanton werde seine Demission geben, falls Johnson freigesprochen werden sollte. Officicll wird das Gerücht, daß Juarez sich von Mexico, geflüchtet habe, dcmcntirt. Die Revolution wurde unterdrückt. Martinez hat seine Unterwerfung angeboten. In Quere-taro und Sinola herrscht Ruhe. Dr. v. Mühlscld als Vertheidiger. Als Vertheidiger in Strafsachen war Dr. Mühlfeld nicht nur eincr der Ersten, sondern der Erste, geachtet und bewundert von seinen älteren College!., angestaunt und hochverehrt von den jüngeren Juristen, die ihn als ein m'zi-gcs, »achahmenSwerthes Vorbild betrachteten. So oft Mühl-fclb cine Vertheidigung hatte, bestand der glühte Theil der Zuhörer im GerichtSsaale aus Iuristei, aus jungen Rechts-amvillttn, die sich dem Berufe des Vertheidigers >n Strafsachen widmeten. Ein Hauvtvorzug der Mühlfkld'schen Vcr' «heidigungsredeu bcsland i" seiner ausgebreitete» Gcsetzcs-lcnntniß, welche s'ch nicht nur cms die einzelnen Vestimmun-gcn des Strafgesetzes, der Strafprocehordnung, des dürger-lichen Gesetzbuches, dci Civilprocchordnung u. f. w. erstreckte, was eben nicht zn verwunder» gewesen wäre, sondern darin, dah cr fast alle oberslgerichtlichc Enlsche.dungen .m Kopfe halte und in analogen Fällen sofort dam.t be> der Hand war. Bei manchen Verhandlungen übc.flutete er sonnlich das Nichlercollcgium mit der Cil.rung von oberst-aer.chllicben Entscheidungen, so daß zuwe.len der gewandteste Nichter förmlich verblüsst weiden mußte. Nebst dcn hervorgehobene» Eigenschasten war es noch cm riesiges Gcdückt.'iß, das Mühlfeld auszeichnete. Man l)°t ihm viclscitig von Privatparteien den Vorwurf gemacht daß er nicht gründlich genug die Acten studute, daß er es nur ein- oder zweimal der Mühe werth finde, d.e Acten seine« Klienten eiuznsehen, und so mancher Angellagte g,ng Mit schwerem Herzen in den Gcrichtssaal unv dachte ,m Stille» daran, wie gut cs doch gewesen ware, elncn ande» »en Vertheidiger zu nehmen, der sich mehr Mühe mit dem ^oclsse genommen haben würde u. s, w. Indeß im Lause des Acwcisucrfahrens wurden alle diese Unzusnedenc» und Mlithbcraublcn cine« Vcsscre.' bcl.h.t, sic> g.wanne» von Minute zn Minute die llederzeuaunc,, ^b "ic Aetr.. doch sor.falia st.'b'rt worden scin muhten, dc»>, Dr. M.lhlfelo w t .s cnscloen zu Guns.cn scines Clienten Mechende M°mc.'"e bc,c.nsz«sinden, er citirte oft den Wor Wut ganzer Stellen „nd gab sogar die Seite an, wo d.eselben >n den Acten zu sindcn seien. Das war aber eben nur eine Folge seines riesigen Gedächtnisses. Thatsächlich ließ er sich — und es geschah dieö hauptsächlich in den letzten Jahren, wo sein Augenlicht geschwächt war, - von cinem seiner Con-cipicnten Aclenslück silr Act.nstück vorlesen, nur m den scl-Insten Füllen veranlaßte er eine besondere Auszeichnung, Und diese eine Actc-.durchsicht genügte dem gedächtn.ßstcntcn Mamie, um alles zu wissen, was in den Acten ^aud Am meisten bewundert wurde das Gcdächtmß Mühl-leid's aeleaentlich seiner Vertheidigungen der 1°genanntc» „Kratzer" 'so pflegte man bekanntlich eine Sorle von polm-schen Juden zu nennen, die nach Wien zu keinem anderen Zwecke" kamen, als bei hicsigcn Kaufleuten Waaren auf C.c-dit zu bekommen, und sich damit aus dem Staube zu ma» Hen. Dr Milblfelo war der Advocat dreser Leute, er ver° theidigte sie fast alle, und währeud der ganze Gerichtshof, die Staatsbehörde und die Zeugen nicht im Stande waren, s'ch die polnischen Namen der Angcuaglen zu merken, war es Dr. Mühliclo der sie sog" sprackrichlig zu nennen wußte. Ja noch mehr: 'bei einer solchcn Verhandlung waren nicht l'lten 50 bis 100 Zmgc", und n i cht el » m a l kam es v°r, das; er sich bei dcr Nennung oer Namen des e.nen °der des anderen Zeugen geirrt hätte. Be.Iächg bemerkt, "streckte sich dieses riesige Gcdäcbtmß auch °"s Zah ". Im Abgeordnetenhaus.', wo er wiederholt als Berichtersta ter llber Budget- und Eisenbahnangclcgenhcitc» fuugM., sührte " bäusiq'kolossale Zahlenreihen mit den w>"z'gstc» Bruchteilen, ohne eine Aufzeichnung vor sich zu haben, an, und Niemals irrte er. . - <-. « Eiue HauptsorceMühlfcldS als Vertheidiger rn (^t.ai-'achen bestand ferner in der B el ä mpf u » g der He, fünde der Sachverständigen. Üu. großer The.l seines Rufes datirt zumeist von der glücklichen und gcsch.ck« ten Art und N«ise wie er dc» Sachverständigen entgegentrat. Mit einem Aufgebote von Wissen und fcharfcr Logik "ußte er die „Fachmänner" str'« derart in die Enge zu beiden, dah sie sich entweder hmtcr die Fo.mallläteu dcS Gerichtsverfahrens siüchtelcn, oder ihre Ansicht zurücknähme", °drr die wunderlichslcn Antworten gaben, wodurch sie uuwlll-lürlich ihre slüheren Ansichten erschütterter,. Fälle dieser Alt slehc» i„ vcr Geschichte der Criminalprazis des Dr. von Mühlscld nicht vereinzelt da. Wir erinnern nur an den H>s>molovlocch dcr Frau Vraui, in Korncuburg, wo einer "nscrcr tüchtigsten Chcmilcr im Lause seines Verhörs wider. holt von Dr. Mühlfeld aus Wlveripcüch.' arlsmellsam g?' macht wurde und schließlich wirklich einen Vefund abgab, oer dem Vertheidiger die besten Moment« zu Gunsten s.iner Llienlin bot. Wir erinnern serner an den Kunstbefund in dem bekannten Vetruasproceh Ulm«Windisch und an die !1lolle, welche in dicier Verhandlung einer der Sachverständigen spielte, der in des Wortes buchstäblichstem Sinne von Dr. Mühlfeld so in die Enge getrieben wurde, daß er schließlich gar nicht mehr wuhie, was er denn eigentlich aus die von Seite der Vertheidigung an ihn gerichteten Fragen antworte» sollte, bis er sich endlich um Hilfe an dcn Gerichtshof wandte. In der Fragestellung an die Zeugen war Dr. von Mühlfeld äußerst vorsichtig. Es kam wohl oft vor, daß er manche Zeugen fehr „start in die Arbeit nahm", abei das geschah nur in den dringendsten Fällen, nur dann, wenn es ihm zweckmäßig erschien, die Classicilüt eines Belastungszeugen zu bekämpfen. In solchen Fällen reussirle er gewöhnlich, denn fast immer gelang eö ihm, durch eine geschickte Fragestellung dem Zeugen Antworten zu entlocken, die zu Gunsten seines Clienten waren. Die Kunst dcr Fragesttllung war ihm im vollsten Mähe eigen und es ist uns lein Fall bekannt, wo er nicht die erwarteten Resultate zu Gunsten des Angeschuldigten durch eine geschickte Formulirung der Frage erzielt hätte. Ihm gegenüber enthielten sich die meü sten Staatsanwälle, das Verhör mit den Zeugen besonders auszudehnen, sie wußten eben nur zu gut, daß sic dadurch das Talent Mühlfelv's herausforderten, was so viel hieß, als schon im Laufe des Veweisoerfahrens line kleine Nieder« laqe erleiden. Anerlenncnswctth war ferner die Energie, mit der er sich der einmal übernommenen Pflicht zu entledigen suckle, der Eiser, den er zu Guustcu feiner Clienten ohne alle Ncbenrücksichlen entwickelte. So sehr scine großen Bedürfnisse ihn darauf hinwiesen, Geld, viel Gell» zu verdienen so bestimmte ihn doch die Höhe des erhaltenen „Vorschusses" niemals, mehr oder oder weniger Fleiß und Eifer zu entfalten, und immer war rs nur die Sache, die er im Auge behielt und die ihm das Maß seines Thun und Las» sens vorzeichxlle. Wcnu er sich einmal i» cine juridische Ansicht hineingelebt halte, da tonnte der „Vorschuß" noch so gering gewesen sein, immcr bot er alles auf, schlug er alle gesetzlichen Mittel und Wege ein, um für seinen Clienten ein günstiges Nchrllal zu erzielen. Dcr Eifer, mit welchem Dr. Mühlfclo für die Interessen seiner Clienten eintrat, machte diese zu seinen ergebensten Freunden, die dankerfüllt lange nach Abschluß des Processes noch immcr ttcu an „ihrem Doctor Mühlield" hingen, bei dcn geringsten Anlassen ihn aussuchten, seinen 3tath einholten und wie ein Gesch befolgten und ihn wieder, fo weit cs in ihren Kräften stand und so weil er cs forderte, hilfreich zur Scitc standen. Dl. v. Muhlfrlv halte seit der E,»silhlu»g dcr Mriiib-lichtn! und OsffcnMcotl'il im (serichlssaale dir größte PrariS alä Vl'i'lhcidigcr, und nach dcu geschilderten Eigenschaften wohl auch mit Nechl. Durch seine» Tod cnlsteht in diesem Fache eine Lücke, die nicht so halo ausgefüllt werden dürfte. sWl. Tgbl.) Aagesneuigkeiteu. — (Ehrenbürger.) Am 23. d. hat die Gemeindr-v.rlrclung von Mährisch-Wclßtirchcn bei vollständiger Versammlung dem Reichskanzler Freiherr» v. Neust und dtm Minister Dr. Gistra einstimmig das Ehrcnbürgcrieclit votirl und dieselben von diesem Beschlusse sofort trlegraphifch in Kenntnih gesetzt. Gleichwohl hat sich eine unzurechnungsfähige Clique der vom Czcchcnlhum belhürtc» slavischen Orts> bevöllcrung nicht entblödet, dagegen einen Protest einzubrin, gen, ungcachlct ihre eigenen im Gemeinde-Ausschüsse fungi-rendcn Vertrauenstrüger, eincr ruhigen Einsicht folgend, für jenen Beschluß mitgcstimmt halten. -. iNesorm des See recht es.) Eine Neihe von G'sctzcnlwü'sen zur Reform unseres Seercchtes wird vom Handelsministerium zur verfasiungemähigcn Behandlung vor-bcreittt ein Theil deisclbcn hat bereits die gulachlliche sach-män'.iscbe Aeußerung v"ss"i. Während i» der nächsten Session des lileichsralhs die Vorlage einer Echiffaicbungs-vorschrift vielleicht vcrbuuven mit einer definitiven Vorschrift über die provisorisch geregelte Einteilung der Kategorien dcr SclMmannschast. mvartet werden darf, ist die Vorlage zwcicr andcrer wichtiger (tntwlNfc abhängig von der Vollendung dcs Prioalfeclcchtsentwurfes im Iilstizmini-steriuni. Es sind dies die Sccmannsoidüung für die österreichische Handelsmarine und ein Gcsctz über da« Nechr, di. österreichische Flagge zu führe». Beide Gesetze ergänzen den Entwurf des Iustizmimslcllums vom administrativen Slandpunllc. Selbstverständlich scht die Vo,lc>gc dirscr Entwürfe die Vcrsländigu"g mil dcr ungarischen Regierung vor. aus. Einer späteren Epoche wird dann als Schlußstein dcr Reform dieses Zwcigeö der Gesetzgebung das UntcrrichtZ-u»d Ptüsungiwesen vorbehalten sein. - (Kaiserin Charlotte.) Dle Pariser „Presse" Hal übcr das Blsinde" der Kaiserin Charlotte Nachrichten erhalten, wclchcu zufolge die Aerzte Ihrer Majestät eine Reise angeralhe» habe», die ihren Gesundheitszustand heben und ihr 'Zerstreuung gewähren würde. Der Ort, wohin die Kaiserin sich begeben solle, ist uoch uicht bezeichnet: sie äußert oft — durch unzulammenhäugende Sätze, in welchen das Wort Miramar vorkommt — den Wunsch, den Lieb« liugsaufenthalt Maximilians, wo sie die schönsten Jahre nach ihrer Vcrhciralung veilebt halle, wieder zu sehen. Es heißt aber, baß die Aerzte sich bisher dieser R°>ise noch widersetzen, in dcr Vesorgnih, daß die Wirkung auf die Fürstin eine zu lehr crschutternd,,' fein würde. Ihr Gcist erlangt immer mehr seine ^ucidität wieder, und sie nimmt reges Interesse an den Ereignissen in Oesterreich, vo« welchen sie immelsort in Kenntniß gesetzt werden will. Es wird auch versichert, dah sie mit dcn Mitgliedern der kaiserlichen Familie in Wien in Briefwechsel steht, und daß sie bei der Meldung von der glücklichen Entbindung der Kaiserin Elisabeth sehr groß« Freude bekundete. Anläßlich tmscs Ereignisses machte Ihre Majestät ihrer ganzen Umgebung Geschenke: auch stickt sie jetzt für die junge Erzherzogin Marie eine prachtvolle Decke von ausgezeichnlltr Arbeil. — (Auswanderung.) Vor einigen Tagen langte, wie man der „Schlcs. Ztg." aus Westgalizien berichtet, in Tarnow ein langer Wagcnzug böhmischer Auswanderer an, die über Lembcrg, Czernowitz durch Russisch-Podolicn nach der Krim sich begeben, wo seitens der russischen Regierung den Emigranten, dic ausschließlich aus Landleuten bestehen, ziemlich bedeutender, von jeder Besteuerung befrliter Grundbesitz angewiesen worden. Der Zug bestand aus ^7 Fa» milien, welche eine Gesammtzahl von 79 Personen repiH-sentils», worunter auch fünf Männer sich befinden, die schon mehrere Jahre in der Krim als Colonisten ansässig und dcreu Verhältnisse übereinstimmend als sehr günstig geschildert werde». Jene fünf Colonisten sind nur deshalb nach Böhmen zurückgekchrt, um ihre dort zurückgelassenen Ver» wandten und Freunde zur Auswanderung nach der Krim zu bewegen. — Im Laufe der Monate Juni und Juli werden aus Böhmen — zumal aus der Gegend Chrudlms, Czaslauö und Kollins — weitere Auswandererzüge nacd der K-im abgehen, wo also, wie es scheint, die böhmische Colonie sich immcr mehr vergrößert. — (Aus Ampezzo) erhält die „Schlltzenzeitmlg" folgendes Telegramm: „Allen Widerwärtigkeiten trotzend, gehen Ampezzaner Schützen zum Festschießen nach Wien. und sende» gleichzeitig dahin einen schöne» Potal als Ehren' gäbe." — (Eine Str äflin g semeu te) fand am 23. d. M. Nachmittags in der städtischen Strafanstalt in Pest statt. Ein Sträfling uerwsigeile die Arbeit und bald waren die nahe an 200 Köpfe zählende» Sliäflinge und Schübliuge in vollem Aufruhr, zu dessen Bewäliigung die fünf Mann (Trabanten) des Wachpostens nicht genügten uud weitere Assistenz reauirirt werde» muhte. Mit der Er» grcifung der Rädelsführer wurde indeß die Ruhe bald hli-a/stelll. Dcr Verwalter dcs Slrajhauses wurde durch einer, Messerstich im Gesichte verwundet und einem Trabanten der Zeigefinger abgebissen. — (Münzen fund.) In BölcKle bei Dünasdldvar sand vor timgen Tagen cin Bauer beim Graben eines Kellers cincn Topf mit allen Münzen, von Gold und Silbei, im Gewicht von 5^ Pfund. Die Münzen, meistens von Gold, soll.n bereits 800 Jahre alt s,l„. Der Bauer verkaufte den Schatz an eine» dortigen Kaufman» „m den uerlMlnißmäßig gelingen Betrag von Ii^0 fl,, loch wurde der Handel bald ruchbar »no auf dem Wege behördlicher Intervention rückgängig gemacht. — (Ungarische Rä u b er ch ro n i l.) Vorige Woche fand ein Gefecht zwische» Pandure» und der neugrbildeleri Räuberbande in dcr Somogy statt, wobei auf beiden Sei« ten Verwundungen vorlamen. Das Somogyer Comitat hat energische Maßregeln ergriffen und 4000 fl. zur Hab-haftwerdung von Räuber» ausgesetzt. Die neuesten Helden» thaten dieser Bande sind cin Einbruch in die Gustav Vie« dermann'schc Blsitzung „Hosgo" bei Szigetl'var, wo bei zehntausend Guldeu au» der Renlcasse geraubt wurden, und mehrere Diebstühle in Babocsa. Bei cinem neuen Zu» sammenstohe mit dcu Panduren wurde eincr der Strolche gefangen, nach Kaposvar eingebracht, und der Rest gege» die Dräu zu gedrängt. — (Selbstmord ci » es Henker«.) Der sieb-zigjöliligc Scharflichtcr Mathias Straher, det im Jahre 1849 der Held des Aradcr Traucrtaa.es gewesen, hat sich am 10. d. M. in Pest im Elisabcthspital selbst erhängt. — (U eb c r fch w e m m u n g e ».) Aus Policta in Böhmen wird berichtet, es sei dort am 22. d. M. Nachmittags in Folge ei»cs Hagelwetters eine furchtbare Ueber-schwcmmung eingetreten. Das Unglück ist sehr groß; mehrere Menschen büßten ihr Lcben ein. — Das „Esseter Lo-calblatt" vom 21. d. meldet: Die Dräu, welche durch ihren Austritt die Ebene des jenfeitigen UferS beinahe vollständig überschwemmte, setzte das nahegelegene Eugcnsalu derart unter Wasser, dah daselbst leider einige Häuser- uno Mauerstürze vorkamen, und da vas Wasser in den Gärte» cine Höhe von 4 Fuß nnd in dcn Zimmer» von 2-3 Fuß crrcichte, die Einwohner gezwungin wuiden, zumrist »ach der Unterstadt zu übe:siedeln. — (Als Zweck und Ziel der deutsche» Nordpolarezpeditio») wird in der den Führern derselben mitgegebenen Instruction die Eifoiscbung und 6nl» deckung der arktische» Centralregio» vom 75. Grade "ört< lichcr Breite an bezeichnet, und zwai aus dcr Vasis der Küslc vou Ostgtönland. Tüs Unternehmen trägt den Na« Ml»: „Die deutsch? Nordpolalerpedilion von 1868", das Fahrzeug trägt den Namen „Germania", führt unter der Flügge des Norddculschen Bundes und ist 80 Tons groß, eigens für die Fahrt im Eise eingerichtet. Der Oberbe» fchlshaber ist Obelstcuermann Carl Koldewcy. Die erste Aufgabe dcr Espedilio» ist, von Bergen aus die OstWe vo» Grönland unter 7^^ Grad ». V. so schnell als ^Mög» 892