Urška Valenčič Arh Universität Ljubljana* UDK 811.163.6'373.7 Nataša Jakop ZRC SAZU, Ljubljana** semantik und motivation in der entstehung der phraseme mit der komponente DENAR (dt. GELD) 1 EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG DER VORLIEGENDEN STUDIE Für unsere Untersuchung stellten wir uns zwei Hauptaufgaben: Sammeln und Erforschung der Phraseme in der slowenischen Sprache, die die Komponente denar (dt. Geld) enthalten und die Untersuchung der Rolle, die dabei die Semantik und die Motivation in der Entstehung dieser Phraseme spielen. Um dieser Herausforderung so umfangreich wie möglich gerecht zu werden und um möglichst viele phraseologische Einheiten mit der Komponente denar (dt. Geld) miteinbeziehen zu können, konzentrierten wir uns beim Sammeln auf die Phraseologie im weiteren Sinne, also auf die Einheiten mit den Eigenschaften der Polylexikalität, Reproduzierbarkeit und Festigkeit (Burger 2007: 14). Die Idiomatizität der Phraseme war beim Sammeln nicht von vorrangiger Bedeutung. Bei der Semantik- bzw. Motivationsuntersuchung der Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) beschränkten wir uns in diesem Beitrag jedoch nur auf bestimmte phraseologische Bedeutungen. Beim Sammeln des Untersuchungsmaterials stützten wir uns auf folgende Quellen: a) Die nationale Belegsammlung, die am Fran-Ramovs-Institut für die slowenische Sprache für das gesamte 20. Jahrhundert aus verschiedenen Textsorten exzerpiert wurde. Die Karteikartensammlung umfasst rund 6 Millionen Karteikarten. Auf der Basis dieser Karteikartensammlung entstand das allgemeine einsprachige Wörterbuch der slowenischen Sprache mit Bedeutungserklärungen. Alle Belege bzw. Karteikarten mit dem Stichwort denar (dt. Geld) betragen 1200 aus (etwa 0,02% aller Karteikarten). b) Lexikalisierung, Varianten und die phraseologische Bedeutung der Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) stellten wir mit Hilfe von ein-, zwei- und mehrsprachigen Wörterbüchern und auch einigen dialektologischen Wörterbüchern und dem * Anschrift der Autorin: Filozofska fakulteta, Oddelek za germanistiko z nederlandistiko in skandi-navistiko, Aškerčeva 2, 1000 Ljubljana, Slowenien. E-Mail: urska.arh@siol.net Anschrift der Autorin: Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša, Znanstvenoraziskovalni center Slovenske akademije znanosti in umetnosti, Novi trg 4, 1000 Ljubljana, Slowenien. E-Mail: natasa.jakop@zrc-sazu.si Untersuchungsmaterial (Debenjak/Debenjak/Debenjak 2002, 2003; Glonar 1936; Ivancic Kutin 2007; Mukic 2005; Pavlica 1960; Pletersnik 1894-95; SSKJ; Weiss 1998) fest. c) Die Verwendung im Text und die Entstehung neuer Phraseme prüften wir auch in zwei gegenwärtigen elektronischen Korpora der slowenischen Sprache, in denen schriftliche Texte aus verschiedenen Textsorten, von literarischen bis hin zu journalistischen und fachlichen, wissenschaftlichen sowie populärwissenschaftlichen enthalten sind (Korpus FidaPLUS mit 621 Millionen Wörtern und Korpus Nova beseda mit 240 Millionen Wörtern). 2 VERWENDUNGSFREQUENZ DES WORTES DENAR (DT. GELD) GESTERN UND HEUTE Die Auswahl der Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) beruht nicht nur auf der großen Besessenheit der modernen globalisierten Gesellschaft mit materiellen Gütern und dem Kapital oder auf der unersättlichen Gier der Einzelnen nach immer mehr Geld. Vielmehr scheint es, dass die globale Gesellschaft heute mehr denn je im Sinne des Sprichwortes „Geld regiert die Welt" funktioniert, das in Zeitschriften und Blogs oft mit provokativer Absicht verwendet wird. Bei unserer Auswahl leiteten uns in erster Linie die sprachlichen Überlegungen. Die Auswahl der Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) begründen wir damit, dass das Wort denar (dt. Geld) in den slowenischen Texten ein häufig verwendetes Wort ist. Aus dem Korpus Nova beseda konnten wir ausrechnen, dass in der zentral- und meist gelesenen Tageszeitung in Slowenien, in Delo, in den Jahren zwischen 1998 und 2007 das Wort denar (dt. Geld) und seine Wortformen 0,05 Prozent aller Wörter darstellen. Es interessierte uns auch die Frequenz der Verwendung des Wortes tolar (dt. der Tolar), das die slowenische nationale Währung in dieser Zeitspanne benannte. Das Lemma tolar wurde um sogar 1,8 mal öfter verwendet als das Wort denar (dt. Geld). Der Vergleich zwischen der Verwendung der Lemmata tolar (dt. der Tolar), denar (dt. Geld) und der Verwendung einiger anderer Lemmata im Korpus ist aus der folgenden Tabelle ersichtlich:1 1 Das Verhältnis zwischen den ausgewählten Lemmata bleibt auch im Korpus FidaPLUS fast gleich. 0,09 -0,08 -0,07 - o/o °.°6 -0,05 - 0,04 - 0,03 - 0,02 - 0,01 - 0 - 1 ii ■ 1 1 _ tolai denar hiša glava avto noga stol (der Tolar) (das Geld) (das Haus) (der Kopf) («Las Auto) (das Bein) (der Stidd) Lemma Tabelle 1: Verwendungsfrequenz einiger Lemmata in der Tageszeitung Delo (1998-2007) (Quelle: Korpus Nova beseda) Wie aus der Tabelle hervorgeht, wird über den Kopf, das Auto und den Fuß in der Tagespresse um rund 5-mal weniger als über das Geld geschrieben. Die häufige Verwendung der Wörter tolar (dt. der Tolar) und denar (dt. Geld) wird auch im Verzeichnis der 2000 am häufigsten verwendeten Wortformen in der slowenischen Sprache (vgl. Jakopin 2007) festgelegt. Die Form für Genitiv Plural des Wortes tolar (tolarjev) belegt sogar den Platz 97. Auch zwei Formen des Wortes denar (dt. Geld) findet man in diesem Verzeichnis unter den ersten 400 Wortformen: Genitiv Singular denarja auf dem 275. Platz und Nominativ Akkusativ Singular denar auf dem 345. Platz. Weniger als über das Geld ist die Rede sogar über den Krieg und die Regierung. Häufiger als das Wort denar (dt. Geld) wird unter allen autosemantischen Lexemen im gesamten Korpus nur das Wortpredsednik (dt. präsident) (auf dem 94. Platz) verwendet. Die häufige Verwendung der Wörter denar (dt. Geld) und tolar (dt. der tolar) in der alltäglichen Kommunikation weist darauf hin, dass Menschen ein großes Bedürfnis danach haben, viel über das Geld zu sprechen, zu reden und zu lesen. Wenn wir auch die Angabe über den hohen Anteil des Wortes denar (dt. Geld) in der nationalen Belegsammlung berücksichtigen,2 scheint es, dass das Geld eines der am häufigsten 2 In den Karteikarten aus dieser Belegsammlung macht das Wort denar (dt. Geld) ganze 0,02 Prozent des gesamten Korpus aus, obwohl diese Belege in erster Linie in einer überwiegend nicht-kapitalistisch orientierten Gesellschaft nach dem Jahr 1945 gesammelt wurden. verwendeten Gesprächtshemen in verschiedenen Gesellschaften ist, von der klassenlosen Gesellschaft, der Transitgesellschaft bis hin zu der heutigen kapitalistischen Gesellschaft. Wegen dieser statistischen Angaben über die Verwendungsfrequenz erwarteten und vermuteten wir, dass das Wort denar (dt. Geld) ein produktives Wort für die Entstehung von Phrasemen ist. 3 PHRASEME MIT DER KOMPONENTE DENAR (DT. GELD) 3.1 Funktion der Phraseme Phraseme sind sekundäre Sprachzeichen, was auch in der einschlägigen Literatur mehrmals nachgewiesen wurde (Burger 2007, Sabban 2007: 239).3 Deshalb fragten wir uns zuerst, welche Rolle Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) in der Kommunikation spielen, das heißt welche Funktion Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) als Sprachzeichen haben. Dabei diente uns zur ersten Gliederung des phraseologischen Untersuchungsmaterials die Basisklassifikation von Burger (1998, 2003, 2007), wo das Kriterium der Zeichenfunktion verwendet wird. Nach Burger werden Phraseme in drei Hauptgruppen eingeteilt: die referentiellen Phraseme beziehen sich auf Objekte, Vorgänge oder Sachverhalte der Wirklichkeit, die strukturellen Phraseme stellen die grammatischen Relationen innerhalb der Sprache her und die kommunikativen Phraseme »haben bestimmte Aufgaben bei der Herstellung, Definition, dem Vollzug und der Beendigung kommunikativer Handlungen.» (Burger 2007: 36) Die meisten Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) machen die referentiellen Phraseme aus, z. B. ležati na denarju („liegen auf dem Geld") ,sehr reich sein, sehr viel Geld haben', pranje denarja („Waschen das Geld") ,das Umwandeln von Geldern illegaler Herkunft in offiziell registrierte Zahlungsmittel', gotovi denarji („fertiges Geld") ,Bargeld', za sramoten denar („für spottbillliges Geld") ,billig'. Unter ihnen sind auch viele Sprichwörter, z. B. Malo denarja, malo muzike („Wenig Geld, wenig Musik") für wenig Geld bekommt man wenig', Denar ima kratek rep („Geld hat einen kurzen Schwanz") ,Geld vergeht schnell', üenar le ti imej, a glej, da denar tebe ne bo imel („Geld hab nur du, aber sieh nur, dass das Geld dich nicht hat") ,man soll darauf achten, nicht vom Geld abhängig zu werden', Denar prebije železna vrata („Geld durchschlägt eiserne Tore") ,mit Geld erreicht man alles'. Es gibt eine geringe Zahl von kommunikativen Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld), z. B. za noben denar („für kein Geld nicht") ,Formel für verstärkte Zurückweisung', Denar ali življenje! („Geld oder Leben!") ,Ausruf bei der Waffen-Drohung mit der Waffe', Kaj svet misli, da jaz denar kopam? („Denkt die Welt, dass ich Geld schaufle?") ,Kommentarformel'. Unter allen Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) 3 Ihren spezifischen Zeichencharakter betreffend sind Phraseme Zeichen zweiter Stufe und bilden »ein sekundäres semitoisches System, da sie aus Zeichen zusammengesetzt sind, die ihrerseits Zeichen erster Stufe sind.« (Burger 2007: 84) gibt es überhaupt keine strukturellen Phraseme. Dieses Ergebnis ist interessant, vor allem wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass die strukturellen Phraseme innerhalb der Sprache nur die grammatische Funktion unter den sprachlichen Einheiten übernehmen. Bei den strukturellen Phrasemen ist die Nomination auch nicht im Spiel und die Semantik der einzelnen Komponenten motiviert die phraseologische Bedeutung nicht. In den Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) wird hingegen die Semantik dieses Lexems in der phraseologischen Bedeutung aufbewahrt. Mit ihnen werden meistens Vorgänge und Sachverhalte der Wirklichkeit und in geringerer Zahl auch Objekte bezeichnet: Referenz Phrasem Phraseologische Bedeutung Vorgänge metati denar skozi okno („werfen das Geld aus dem Fenster") ,sein Geld leichtfertig ausgeben, sehr verschwenderisch sein' Sachverhalte der Wirklichkeit Denar je sveta vladar („Geld ist der Herrscher der Welt.") ,wer über Geld verfügt, hat auch Macht und Einfluss' Objekte denar iz nogavic („das Geld aus Strümpfen") ,gespartes Geld' Tabelle 2: Referenz der Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) Als wir diese Phraseme mit den deutschen Phrasemen mit dieser Komponente verglichen, konnten wir Ähnliches festellen. Zum Beispiel findet man im DUDEN 11 unter dem Lemma Geld 20 Phraseme mit der Komponente mit verschiedenen Varianten. Darunter gibt es keine strukturellen Phraseme. Alle Phraseme gehören in die Gruppe der referentiellen Phraseme, entweder nominativ oder propositional, z. B. Geld und Gut ,alles, was man besitzt', das Geld liegt auf der straße ,man kann leicht Geld verdienen', Geld regiert die Welt ,wer über Geld verfügt, hat auch Macht und Einfluss'. Alle Phraseme im DUDEN 11 bezeichnen als sekundäre Nomination entweder Vorgänge (das große Geld machen ,[sehr viel] Geld verdienen'), Eigenschaften (im/in Geld schwimmen ,sehr viel Geld haben') oder Sachverhalte der Wirklichkeit (Geld regiert die Welt ,wer reich ist, über Geld verfügt, hat auch Macht und Einfluss'). 3.2 Grad der Idiomatizität Im weiteren Verlauf der Untersuchung interessierten uns die allgemeinen semantischen Eigenschaften. Wir stellten fest, dass in Bezug auf den Grad der Idiomatizität innerhalb der Gruppe der referentiellen Phraseme im Korpus alle drei semantischen Typen (Kollokationen, Teilidiome und Idiome) auftreten (zu semantischen Typen der Referenzphraseme vgl. Burger 1998: 37f.). Zu den Kollokationen haben wir diejenigen Phraseme gezählt, bei denen die Struktur fest und stabil bleibt und ihre Bedeutung nicht übertragen ist. Die Festigkeit der gesammelten Kollokationen wird im Korpus FidaPLUS mit Hilfe der statistischen Angaben bestätigt. Nach den Ausrechnungen im Korpus haben die phraseologischen Einheiten, die wir den Kollokationen zuordneten, hohe MI3-Werte (Specific Mutual Information) und LL-Werte (Log Likelihood). Diese Nutzungsmöglichkeiten kann man in der Korpuslinguistik zur Bestätigung von festen Wortverbindungen verwenden (Gantar 2007). Neben der Festigkeit wurde bei vielen Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) ein größerer oder geringerer Grad an übertragener Bedeutung festgestellt. Die Grenze zwischen Teilidiomen und Idiomen war bei Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) schwer zu ziehen, weil die Semantik des Lexems denar (dt. Geld) an der phraseologischer Bedeutung mehr oder weniger aller Phraseme mit dieser Komponente beteiligt ist. Für viele Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) ist es im Allgemeinen charakteristisch, dass sie zwei Lesarten haben, wie z. B. sedeti na denarju ,sehr viel Geld haben, reich sein' (phraseologische Lesart) und ,auf dem Geld sitzen' (wörtliche Lesart). In die Gruppe der Teildiome reihten wir diejenigen Phraseme ein, bei denen die Komponente denar (dt. Geld) die phraseologische Bedeutung motiviert, während in der Gruppe der Idiome diese Motivation nicht (mehr) so sehr durchsichtig ist und „die Komponenten eine durch die syntaktischen und semantischen Regularitäten durch Verknüpfung eine nicht voll erklärbare Einheit bilden" (Burger 1998: 15). Dies wird in der folgenden Tabelle veranschaulicht. Grad der übertragenen Bedeutung Phrasem Phraseologische Bedeutung Kollokationen davkoplačevalski denar („Steuerzahler-Geld") ,das Geld, bzw. die Abgaben von Steuerzahlern für den Staatshaushalt' Teilidiome kopati se v denar ju („schwimmen im Geld") ,sehr viel Geld haben, Geld im Überfluss haben' Idiome poznati koga kot slab denar („kennen jmdn. wie das schlechte Geld") jemanden sehr gut kennen, vor allem seine schlechten Eigenschaften' Tabelle 3: Grad der übertragenen Bedeutung bei den Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) Nach der Überprüfung des gesamten Untersuchungsmaterials stellen wir fest, dass der Großteil der Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) teilidiomatisch ist. Der Grund dafür liegt höchstwahrscheinlich in der primären Semantik des Wortes denar (dt. Geld) in Phrasemen. Das Lexem Geld bewahrt in den phraseologischen Strukturen fast immer seine Semantik, entweder in der Bedeutung Zahlungsmittel, Wert-Kriterium oder Handel und Geschäft. Semantik der Komponente denar (dt. Geld) in Phrasemen Phrasem Phraseologische Bedeutung Zahlungsmittel (Tauschgut) zaslužiti lepe denarce („verdienen schöne Geldchen") ,viel Geld verdienen' malo denarja, malo muzike („wenig Geld, wenig Musik") ,für wenig Geld bekommt man wenig' plačati v našem denarju („zahlen in unserem Geld") ,in der zurzeit gültigen Währung zahlen' gotovi denar („fertiges Geld") ,Bargeld' partizanski denar („Partisanen-Geld") ,Geld, dass die Organisation OF der slowenischen Partisanen während des 2.Weltkrieges druckt' Wert-Kriterium biti zlatega denarja vreden („sein goldenes Geldes wert") ,wertvoll sein', ,etw., was viel wert ist/ einen hohen Preis hat' imeti denarja kot toče („haben Geld wie Hagel") ,viel Geld haben' Handel, Geschäft spraviti kaj v denar („bringen etw. ins Geld") ,verkaufen' podmazati koga z denarjem („schmieren jmdn. mit Geld") jmdn. bestechen' dati denar na roko („geben Geld auf Hand") ,mit Bargeld bezahlen' pranje denarja („Waschen das Geld") ,das Umwandeln von Geldern illegaler Herkunft in offiziell registrierte Zahlungsmittel' Tabelle 4: Die Semantik der Komponente denar (dt. Geld) in Phrasemen 3.3 Die semantische Motivation Die zweite Frage unserer Untersuchung betrifft die semantische Motivation der Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld). Für eine solche Analyse bietet uns die phraseologische Theorie bereits gewonnene Prinzipien. Wir griffen auf die historisch-etymologische Analyse der Phraseologie nach der Methodik der strukturellsemantischen Modellierung nach Mokienko (2002, 2007a, 2007b) zurück. Diese Methode „setzt eine Reihe konsequenter linguistischer Operationen voraus, deren Ziel das Auffinden phraseologischer Etymone ist, das heißt, des ursprünglichen Sinnbildes der Phraseologismen und ihrer wahrscheinlichen Struktur" (Mokienko 2002: 235). Bei der Suche nach dem phraseologischen Etymon bei dem einzelnen Phrasem bzw. phraseologischen Modell sollte, wie Mokienko betont, die maximale Zahl von Varianten gesammelt werden, von denen möglicherweise einige nicht mehr bekannt oder nur in Dialekten zu finden sind. Das bedeutet, dass wir unsere gesammelten Belege für eine solche Analyse erweitern und auch die archaischen, dialektologischen Benennungen für das Geld berücksichtigen müssen. Bei den Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) ist das unbedingt notwendig, weil sich die Benennungen für Geld und Währung im Laufe der Zeit ändern. Zum Beispiel waren die Bezeichnungen pfenig im 15. Jahrhundert, krajcar und gulden im 16. Jahrhundert sowie krona im 19. Jahrhundert im slowenischen Raum im Umlauf (Bunc 1962). Die meisten dieser Benennungen motivierten die Entstehung von Phrasemen, am häufigsten Sprichwörter, z. B. petica: Starapetica - stara resnica (»alte petica - alte Wahrheit«); krajcar: Kdor ne hrani krajcarjev, ne bo štel cekinov („Wer nicht spart krajcar, wird nicht cekin zählen"), aber einige Benennungen motivierten keine Phraseme, z. B. nežka ,kleine Münze'. So haben viele Phraseme in ihrer Struktur noch immer einige archaische Benennungen für Geld, manchmal nur in Dialekten (z. B. sold, penez), was aus der Tabelle 5 ersichtlich wird. Archaische oder dialektale Benennung für Geld Phrasem Bedeutung belic biti brez bora in beliča („ohne bor und belič sein") ,ohne Geld sein' bor niti bora („nicht ein bor") ,nichts' bozjak biti brez bora in božjaka („ohne bor und božjak sein") ,ohne Geld sein' gros ne biti vreden počenega groša („keinen geplatzten/gesprungenen groš wert sein") ,sehr wenig wert sein, nichts wert sein' krajcar biti si podoben ko dva krajcarja („sich ähneln wie zwei krajcar") ,einander zum Verwechseln ähnlich sein' penez biti vreden svojih penez („seiner penez wert sein") ,sehr wenig wert sein' sold biti poln soldov („voll von sold sein") ,reich sein' Tabelle 5: Archaische oder dialektale Benennung für das Wort denar (dt. Geld), die die Entstehung des Phrasems motivierte Bei der Erforschung der semantischen Motivation und der Suche nach dem Etymon der Phraseme müssen wir ganz besonders die homonymen Benennungen beachten, die erst unter dem Blickwinkel der historischen Analyse entdeckt werden können. Unter den Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) kann man nämlich solche Beispiele finden, bei denen die alte, früher gültige Bezeichnung für Geld in einer anderen Periode homonymisch die gleiche war, z. B. das slowenische Lexem tolar.4 Um das Jahr 1520 wurden im tschechischen Ort Joachimstal die Guldengroschen geprägt, die man Joachimtaler nannte bzw. kurz: Taler auf Deutsch oder tolar auf Slowenisch. Der Taler war eine österreichische und deutsche Silbermünze, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert geprägt wurde. Dieses Geld 4 Im Deutschen gibt es keine Homonymie, aber es gibt zwei Lexeme: der Taler (vgl. DUDEN 1989) und der Tolar (vgl. Debenjak/Debenjak/Debenjak 2003; DUDEN 1999). wurde sowohl bei den Slowenen als auch im breiteren mitteleuropäischen Raum mit dem Ausdruck tolar bezeichnet (vgl. Snoj 1997, Bezlaj 2005). Das slowenische Lexem tolar in dieser Bedeutung motivierte die Entstehung des komparativen Phrasems imeti kot tolar velike oči („haben wie ein Tolar große Augen") ,sehr große Augen haben, sich wundern'. Auch in der deutschen Sprache findet man die Komponente Taler im Phrasem, z. B. Wer den pfennig nicht ehrt ist, ist des talers nicht wert ,wer mit kleinen Beträgen achtlos umgeht, wird es nicht zu finanziellem Wohlstand bringen'. Einige Jahrhunderte später war das Lexem tolar bei den Slowenen als Benennung für die erste nationale slowenische Währung wieder im Gebrauch. Für die Phraseologie ist es interessant, dass das Lexem tolar in dieser Bedeutung noch keine idiomatischen Phraseme motivierte. Häufige Verbindungen mit der Komponente tolar, wie die Analyse des Korpus nach FidaPLUS zeigt, sind meistens allgemeine Ausdrücke für eine Geldmenge. In diesen Kollokationen wird die wörtliche Lesart beibehalten: z. B. milijarda tolarjev „eine Milliarde Tolar", milijon tolarjev „eine Million Tolar", tisoč tolarjev „ein Tausend Tolar", okoli petsto tolarjev „rund fünf hundert Tolar". Das einzige Phrasem, dessen Entstehung das Lexem tolar nach dem Jahr 1991 motiviert, ist das Phrasem niti tolarja („nicht ein tolar") ,nichts'. Es handelt sich um das Phrasem, das nach dem produktiven phraseologischen Modell gebildet wird. In diesem Modell werden die verschiedenen Benennungen für das Geld den jeweiligen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen angepasst: niti centa, niti krajcarja, niti beliča, niti vinarja, niti pfeniga, niti stotina - alle in der Bedeutung ,nichts'. Einige von ihnen können mit der Zeit lexikalisiert werden, gleichzeitig entstehen auch neue, mehr oder weniger feste Wortverbindungen, z. B. in den InternetForen kann man auch schon ,Euro', die slowenische Währung seit Januar 2007, in solchem Modell entdecken: niti evra ,nichts'.5 Die Gründe für die schwache Motivation des Lexems tolar in den slowenischen Phrasemen liegen wahrscheinlich in der nichtsprachlichen Umgebung. Erstens: der Tolar war eine zu kurze Zeit im Umlauf um die Entstehung neuer Phraseme zu motivieren: von 1991 bis zur Einführung des Euro und dem Beitritt zur gemeinsamen europäischen Währungsunion im Januar 2007. Zweitens: die charakteristischen Eigenschaften der Tolar-Münze, wie Form, Farbe, Wert, Größe usw. waren nie so besonders, dass sie die Entstehung eines Phrasems ausgelöst hätten. Drittens: der Tolar war die erste slowenische nationale Währung, die von den Slowenen nach der Abspaltung von Jugoslawien eingeführt wurde. Vielleicht war das Nationalbewusstsein in jener Zeit so stark ausgeprägt, dass dies die Enstehung neuer metaphorischer Übertragungen des Lexems tolar behinderte. 5 Dieses phraseologische Modell kann natürlich auch mit anderen Komponenten gebildet werden, aber das hängt von dem jeweiligen Thema in der Kommunikation ab, z. B. das Essen als Referenz: niti grižljaja („nicht ein/kein Bissen") ,nichts' oder die Zeit als Referenz: niti sekunde („nicht eine/keine Sekunde") ,nichts' und auch mit anderen Referenzen: niti grama („nicht/kein Gramm"), niti kapljice („nicht/kein Tropfen") ,nichts'. Bei der Erforschung der historischen Phraseologie sind alle diese Tatsachen bedeutend und sollten bei der Analyse der einzelnen Phraseme oder phraseologischen Modelle berücksichtigt werden. Die historische Analyse ermöglicht die Beeinflussung und Übernahme der Phraseologie unter den einzelnen Sprachen. Außerdem werden durch die Phraseme das Leben und die Gewohnheiten aus vergangenen Tagen enthüllt; in ihnen spiegeln sich die einzelnen nationalen Besonderheiten wider, was das phraseologische Modell imeti denarja kot („haben Geld wie") veranschaulicht. Mokienkos Methode betont, dass in der ersten Phase der historisch-etymologischen Analyse die maximale Anzahl von Varianten und ihre linguo-geographische Beschreibung innerhalb einer Sprache konsequent fixiert werden. Das phraseologische Modell imeti denarja kot („haben Geld wie") hat in der slowenischen Sprache reiche Variabilität (vgl. Tabelle 6).6 Phrasem/ Phraseologische Variante Comparatum imeti denarja kot peska wie Sand imeti denarja kot smeti wie Kehricht imeti denarja kot vrag toče wie der Teufel Hagel imeti denarja kot buča pečka/pečk wie der Kürbis Kerne imeti denarja kot črepinj wie Scherben imeti denarja kot listja in trave wie Blätter und Grashalme imeti denarja kot blata wie Schlamm imeti denarja kot slame wie Stroh imeti denarja kot regratova lučka semen wie die Pusteblume die Samen imeti denarja kot pri nas kamenja na gmajni wie bei uns die Steine auf der Dorfweide Tabelle 6: Varianten des phraseologischen Modells imeti denarja kot („haben Geld wie") 6 Bei der Suche nach den Varianten dieses phraseologischen Modells berücksichtigten wir alle Varianten der slowenischen Konjunktionen, die innerhalb dieser Struktur auftreten (kot, kakor, ko). In der Tabelle werden nur Varianten mit der Konjunktion kot („wie") gezeigt. Die Phraseme mit der Struktur imeti denarja kot („haben Geld wie") in der Bedeutung ,sehr viel Geld haben' können natürlich mehr oder weniger lexikalisiert sein und in verschiedenen Epochen und in verschiedenen Dialekten unterschiedlich verwendet werden. Auf der Basis des Untersuchungsmaterials stellten wir fest, dass das Comparatum immer einen Teil der menschlichen Realität, entweder natürliche oder gewonnene Gegenstände darstellt. Das ursprüngliche Bild des phraseologischen Modells Geld haben wie+ ..., also sein Etymon, hängt eng mit dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben der einzelnen Gesellschaften bzw. der Gruppe von Menschen aus einem linguo-geographischen Bereich/Areal zusammen. Das Universale dabei ist, dass der Sprecher die Menge des Geldes, die jemand besitzt, immer mit der Menge eines banalen und wertlosen Gegenstandes aus seiner Nähe, z. B. Kürbis, Hagel, Steine, Salat vergleicht. Natürlich kann die phraseologische Bedeutung von ,sehr viel Geld haben, sehr reich sein' nicht nur mit dem komparativen Phrasem, sondern auch mit anderen Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) ausgedrückt werden, z. B. plavati na denarju („baden im Geld"), spati na denarju („schlafen auf dem Geld"), kopati se v denarju („schwimmen auf dem Geld"), ležati na denarju („liegen auf dem Geld"), valjati se v denarju („sich wälzen auf dem Geld"). Es wäre sehr interessant, dem bearbeiteten phraseologischen Untersuchungsmaterial mit der Komponente denar (dt. Geld) in einer weiteren Untersuchung, auch im Rahmen eines kognitiven Ansatzes, nachzugehen. Obwohl dieser Aspekt in unserer Untersuchung nicht im Vordergrund stand, stellte sich heraus, dass sich die Phraseme mit der Komponente denar (dt. Geld) in der slowenischen Sprache nicht nur auf die Konzepte „Wasser, Quelle" oder etwas Fließendes (vgl. Liebert 1992: 6) beziehen, z. B. denar se steka kam („Geld fließt wohin zu"), kopati se v denarju („baden im Geld"), denar kaplja kam („Geld tropft wohin"), tekoči denar („fließendes Geld"), sondern auch auf metaphorische Konzepte, die mit festen Teilchen bzw. Stoffen zusammenhängen oder das Verbergen, Eingraben und noch einige andere Tätigkeiten implizieren, z.B denarje sipati („Gelder streuen"), zakopavati denar („vergraben Geld"), v grob nesti denar („ins Grab tragen Geld"), valjati se v denarju („sich wälzen im Geld"), razsipavati denar („streuen das Geld"), denar sejati („Geld aussäen"), denar trositi („Geld verstreuen"), kaj komu ves denar požre („jmdm. etw. ganzes Geld auffrisst"). 4 Perspektiven der Forschung Zum Abschluss kann gesagt werden, dass das so umfangreich und systematisch gesammelte Untersuchungsmaterial mit einer bestimmten Komponente als eine sehr nützliche phraseologische Basis für verschiedene Untersuchungen dienen kann, sowohl diachrone wie das Suchen des ursprünglichen Bildes der Phraseme ist, als auch synchrone wie kognitive Analysen oder Korpusuntersuchungen sind. Gerade bei der Analyse von Phrasemen mit der Komponente denar (dt. Geld) stellten wir fest, dass dia-chrone Untersuchungen in der Phraseologie umso wichtiger in einer Zeit sind, in der die Globalisierungsprozesse zur Integration verschiedener ökonomischer, kultureller, politischer, religiöser und sozialer Systeme tendieren. Dabei entsteht unter kulturhi- storischer Perspektive die Gefahr, dass diese spezifischen Ausdrücke, die dem phraseologischen Wortschatz das nationalgeprägte Besondere verleihen können, mit der Zeit und in den stetigen Umwandlungsprozessen leider auch in Vergessenheit geraten können. LITERATUR WÖRTERBÜCHER Bezlaj, France (2005) Etimološki slovar slovenskega jezika. Ljubljana: Slovenska akademija znanosti in umetnosti, Inštitut za slovenski jezik/Mladinska knjiga. Debenjak, Doris/Božidar DEBENJAK/Primož Debenjak (2002) Veliki slovensko-nemški slovar: elektronska izdaja na plošči CD-ROM. Ljubljana: Državna založba Slovenije. 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GELD) Im Beitrag wurden Struktur, Funktion und Motivation der slowenischen Phraseme mit der Komponente denar (dt.Geld) analysiert. Anhand der statistischen Angaben, die aus den zwei größten Korpora der slowenischen Sprache, Nova beseda und Fida, gewonnen wurden, konnte festgestellt werden, dass das Lexem denar oft verwendet wird und sogar 0,05 Prozent aller Lexeme in der Tageszeitung Delo in der Zeitspanne zwischen 1998 und 2007 darstellt. Die polylexikalen und stabilen Strukturen mit der Komponente denar tauchen als sekundäre Sprachzeichen entweder als Kollokationen, Teilidiome oder Idiome auf. Das umfangreich und systematisch gesammelte Sprachmaterial hat gezeigt, dass bei dem Großteil der Phraseme mit der Komponente denar die Semantik des Lexems denar aufbewahrt wird und dass diese Phraseme vorwiegend die referentiellen Phraseme sind. Mit dem phraseologischen Modell imeti denarja kot („Geld haben wie") 'viel Geld besitzen, reich sein' und seinen Varianten konnte des Weiteren festgestellt werden, dass das ursprüngliche Bild, aus dem das Phrasem entstand, und seine semantische Motivation eng mit dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben der einzelnen Gesellschaft bzw. Sprechergruppe aus einem linguo-geogra-phischen Bereich verknüpft sind, was bei der zu vergleichenden Komponente in dieser mehr oder weniger lexikalisierten Struktur in unterschiedlichen Sprachen und Dialekten zu Differenzen führen kann. Povzetek SEMANTIKA IN MOTIVACIJA FRAZEMOV S KOMPONENTO DENAR V prispevku so analizirane struktura, funkcija in motivacija slovenskih frazemov s komponento denar. Iz statističnih podatkov, pridobljenih iz dveh največjih korpusov slovenskega jezika, Nove besede in Fide, je bilo ugotovljeno, da je leksem denar pogosto v rabi in predstavlja kar 0,05 odstotka vseh besed v dnevniku delo v obdobju 1998-2007. Večbesedne in ustaljene strukture s komponento denar se pojavljajo kot sekundarni jezikovni znaki bodisi kot kolokacije, delno idiomatične strukture ali pravi idiomi. Izčrpno in sistematično zbrano jezikovno gradivo je pokazalo, da se pri veliki večini frazemov s komponento denar v njihovem frazeološkem pomenu ohrani semantika leksema denar in ti frazemi večinoma poimenujejo predmetnost. Na primeru frazeološkega modela imeti denarja kot 'imeti veliko denarja, biti bogat' in njegovih variant je bilo ugotovljeno, da sta izvorna slika, iz katere je nastal frazem, in njegova semantična motivacija, tesno povezani s kulturnim in družbenim življenjem posamezne družbe oz. skupine ljudi z nekega lingvogeografskega področja, zato se primerjana komponenta v tej bolj ali manj leksikalizirani strukturi lahko zelo razlikuje med posameznimi jeziki in dialekti.