3tr. 8G »84«. Gin armer Comodiant. Genrebild von Franz Wallner. (Schluß.) <^er Enthusiasmus der Anwesenden ruft die Künstler unter Beifallsdonner hervor. Niemand ahnt, daß sich hier Schein und Wahrheit auf die grauenvollste Weise vermahlt hatten. Uncer dem Sturm der Anerkennung war der unglück^ liche Intriguant in Wirklichkeit im strengsten Sinne des Wortes in seinem Berufe gestorben; der arme Frentz halte ihm die Degenspitze durch die Nase gestoßen und das Gehirn verletzt ; — was das Publikum für vollendete Kunstleistung hinnahm , war in der That der qualvolle Todeskampf des Verscheidenden. Von dem furchtbaren Schreck, der bei der Nachricht des wahren Vorganges Alle durchzuckte, kann sich Niemand einen Begriff machen. Der Getödiete war seit Kurzem Witwer geworden, und der einzige Ernährer von fünf Kindern, von denen das älteste 8 Jahre und das kleinste 7 Monate zählte. — Ein rührendes Jammerbild, stand der arme Frentz an der Leiche seines Cameraden, heiße Thränen rollten über die geschminkten Wangen herab, und die zitternden Lippen wiederholten nur unaufhörlich die Worre: „Es ist nicht möglich ! Es kann nicht seyn!« Natürlich konnre die Vorstellung nicht zu Ende gespielt werden und auch die folgenden mußten unterbleiben, denn der gewallhabende Scaochauptmann war so grausam, der Truppe das fernere Auftreten in Stein am Anger zu untersagen und so die ganze Gesellschaft für die schwer gestrafte Unvorsichtigkeit des einen Mitgliedes büßen zu lassen. Mit schwerer Mühe erwirkte man noch die Erlaubniß zu einer Bcnesice-Vorstellung für die schutzlosen Waisen des ge-tödreten Schauspielers, nach welcher sich die armen Jünger des Thespis in alle Winde zerstreuten. — Sechs Monate sind vergangen. Wir finden den unglücklichen Frentz in dem kleinen ungarischen Badeorte Trentschin. In seinem sonst so stillen Stübchen sieht es gar bunt und seilsam aus. In wildem Tumulte lärmen einige Knaben, von denen der älteste ein schreiendes Wickelkind zu besänftigen sucht, während Frenß sich so emsig mit Rollen- schreiben beschäftigt, daß ihm der Schweiß über das bleiche, abgehärmte Antlitz herab läuft. Er hat alle fünf Sprößlinge seines Opfers an Kindesstatt angenommen----------er, der wandernde Comödiant, arm und talentlos, hatte die schwere Sorge der Erhaltung derjenigen übernommen, denen er obne sein Verschulden den Vater geraubt. Von Ort zu Ort schleppte er die freiwillig übernommene Last, mit der angestrengtesten Mühe übernahm er mit hastiger Gierde jeden Nebenerwerb, Tag und Nacht sich abängstigend und quälend, um den Bedarf für diese herbeizuschaffen. Mit engelgleicher Geduld ertrug er alle Launen der ungezogenen Rangen, der Aufforderung zur Bestrafung derselben immer nur die mit einem tiefen Seufzer begleiteten Worte entgegen setzend: »Lasset die Kinder gewähren, die ich um den Vater gebracht." — Nach jahrelanger Wanderung nahm ihn, wie ich später erfuhr, der mitleidige Director Frisch in Iassy auf und gab ihm, da er ihn als Schauspieler nicht beschäftigen konnte, eine Anstellung als Inspicient. Später habe ich nie etwas von ihm gehört, da mich mein Berufsweg dem Norden zuführte; allein unter den vielen achtungswerthen Kunstgenossen, mir denen ich auf meinen Kreuz- und Querzügen zusammentraf, ist mir der arme Frentz doch der achtungs- und bedauernswertheste geblieben, und ich kenne kein Märtyrerthum, welches ich mit dem seinen vergleichen könnte. Noch immer sehe ich den armen Selbstquäler am Schreibtische sitzen, die durchwachte Nacht steht leserlich auf seinem abgespannten Antlitz, in den gerötheten Augenliedern ; die grauschwarzen Haare hängen glatt an den feuchten Wangen herab: die zitternde Hand fliegt mit rascher Eile über das Papier und hält nur von Zeit zu Zeit inne, um ein Glas Wasser an die trockenen Lippen zu führen. In einem kleinen Stengelglase hat er Tinte vor sich stehen. Jetzt ist ein vollgeschriebener Bogen zur Seite gelegt, da stößt einer der johlenden Knaben mir einem raschen Ruck an den Tisch — das Tintenfaß fällt um, und der Inhalt verdirbt die Frucht stundenlangen Fleißes. Frenß, der schon vorher mit scheuer Stimme die Kinder um Ruhe gebeten, fährt erschrocken in die Höhe, doch nur eine Secunde lang dauerte die Erregung, leise bewegen sich die bleichen Lippen zu einigen unverständlichen Worten und geduldig beginnt er das sauere Tagewerk wieder von Neuem. 3^ endet die Ballade, O Hchade!,— Jammerschade!! — (Gegenwart.) Feuilleton. (Explod. Vnnmwolle.) Ueber seine letzten Versuche und die Folgen dieser Erfindung schreibt Dr. Otto Nachstehendes: »Nachdem 40 Schuß aus einem Terzerol gethan waren, bemerkte man nicht einen Anflug von Schmutz; auch ist nach dem Schuft kein Geruch oder Rauch wahrzunehmen; wie wichtig für den Land- oder Seekrieg, für das Sprengen von Minen, von Erzen in den Gruben. Beim Festungs-bau braucht man fortan nicht mehr Bedacht zu nehmen auf Abzug des Rauchs, und keine Rauchwolke verräth eine Batterie, man wird todt geschossen werden, ohne zu sehen, woher die Kugeln gekommen. Aber was werden die Schlachtenmaler anfangen, wenn ihnen nicht mehr der romantische Rauch zu Gebote steht, hinter dem sich die Phantasie so viel denken kann. Auch das Theater wird seine Vortheile haben, Sanger und Sängerinen werden nicht mehr vom Pulverdampf belästigt, und eine Stimme kann unter solchen günstigen Verhältnissen um fünf Jahre länger aushalten." (Die Sluiner Gränzer.) Als Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz Herr des Kampfplatzes geworden war und nach dem Rückzüge der Russen ein Häuflein Feinde ihren Posten trotzig behaupteten und keine Miene zur Flucht machten, rief er unwillig aus: »Was ist das für ein Häuflein Verwegener?" — »Es sind Croacen," sagte Einer aus seiner Umgebung. Als er diese durch seinen Adjutanten zur Streckung der Waffen auffordern lies), erhielt er zur Antwort: »Buben schreckt man so, aber nichr Croaten." Darauf wurde das Bataillon — es waren Sluiner Granzer — ariaquirr. Aber die Kühnen, ein Quarree, nahmen den verwunderen Commandanten, Major Jan kowich, auf Bajonette gelegt, in die Mitte, zogen sich fechtend nach Austerlitz zurück und entgingen so mir dem Verluste von bloß 23 Mann der Gefangenschaft. Napoleon erinnerte sich bei der Besitznahme Illyriens dieser That und zeichnete die croarischen Granzer sehr aus. (Todesfall bei einer Leichenfeierlichkeit.) Im Laufe vorigen Monats starb zu Gospich der Herr General und Brigadier in Croatien, Carl Bossard. Zur Leichen-feierlichkeit waren zwei Bataillons des Liccaner-Gränz-Regiments ausgerückt. Herr Oberstlieutenant, Marcus Ser-tich, commandirte das erste Bataillon. Eben hatte er das Commandowort: »Präsentirt!« ausgerufen, als er den Degen sinken ließ und Miene machte, vom Pferde zu fallen. Man sprang hinzu, doch man fand ihn — schon entseelr. Ein Schlagfius; machte seinem Leben ein Ende. — Herr Hauptmann Mestrovich bestieg sogleich dasselbe Pferd und commandirce: »Schultert!" Diese Scene brachte den seltsamsten Eindruck hervor; auf der einen Seite trug man die Leiche des Generals hinaus, und auf der andern die des Oberstlieutenants vom Paradeplatz ins Quartier. Merkwür- 344 dig bleibt es immer, daß der würdige Herr Oberstlieutenant ein Commandoworr, welches eine militärische Ehrenbezeu.-gung anordnet, als sein letztes über die Lippen brachte. Ein vassenderes Wort hat wohl ein ehrenvoller Krieger in seiner Sterbestunde noch nicht ausgesprochen. (Neisen von V3ien nach London.) Vom 15. October angefangen, kann man von Wien nach London und New-Vork ununterbrochen mittelst Dampf reisen. Es wurde nämlich an diesem Tage die Eisenbahn von Berlin bis Hamburg eröffnet. Von Wien nach Prag geht's mittelst Dampfwagen, von Prag nach Dresden auf der Moldau und Elbe mittelst Dampfschiff, von Dresden über Magdeburg und Berlin bis Hainburg wieder mittelst Dampfwagen, von Hamburg bis London oder New-Aork wieder mittelst Dampfschiff. (Gin Spitzbubenstreich.) Am 17. September merkte ein Mann in Paris, als er vor dem Theater der (3lül6 spazierte, eine Hand in seiner Tasche. Seine Uhr war bereits verschwunden, aber er hatte auch den Dieb beim Kragen. »Machen Sie mich nicht unglücklich," z>, schelte der'Dieb, „hier ist Ihre Uhr!" Wirklich lies; der Be-stohlene den Dieb fahren und nahm die Uhr. Zu großer Verwunderung aber sah er an der nächsten Laterne, daß er statt einer silbernen eine goldene erhalten hatte. Bevor er der Polizei von dem Vorfall Anzeige machen wollte, ging er zu einem Bijouterichandler, um ihn wegen des Werthes der Uhr zu fragen. „Sie ist von Tombak," sagte der Händler, „und wird einen Thaler werth seyn." Papierkorb des Amüsanten. Ein junger Mensch wollte sich malen lassen. „Wie wünschen Sie dargestellt zu werden?« fragte der Maler. Die Antwort war: „Mit einem Buche in der Haud, laut lesend.« (!) Bei der gegenwärtigen Neise des Königs von Preußen in Schlesien kam der Bürgerlneii'ter eines kleinen Städtchens, der ihn mir einer Anrede begrüßen sollte, so außer Fassung, daß er ihn „Herr Generalli'euienant« titulirte. — „Ich war nur General," fiel ihm der Monarch in's Wort, „und dann bin ich König geworden." Die erplodirende Baumwolle macht viel Lärm in der Welt. Manchem Ehegatten dürfte nichts erwünschter seyn, als seine theuere Hälfte in erplodirende Baumwolle vom Kopfe bis zum Fuße kleiden zu dürfen. Bald wird man lesen oder hören : „Ein verliebter Strumpf hat sich mit einem Strumpf seiner Geliebten erschossen," oder: „er steckte sich ein Stückchen erplodircnde Baumwolle in die Ohren, und bald darnach war er taub für ewige Zeiten." Eorrespondenz. Möltling 19. October 18^6. Gestern wuide bei uns ein sehr erhebende« Fest. nämlich das Dank-fest des ganzlich vollbrachten Glockenaufzuges gefeiert. — Dem Feuereifer, der rastlosen Thätigkeit und dci eisernen Ausdauer dcs Herrn Dechants und Pfarrers, VinctnzVouk, »st es gelungen, die Herstellung eines schon lange gewünschten neuen, vollkommen harmonischen, herz« und geisterhcbendcn Geläutes zu verwirklichen. dcssen Gleichen weit und breit weder zu suchen, noch zu finden ist. — Es sind an die Stelle zwei früherer, den Ortsverhältnissen nicht entsprechender und dcs Wohlklanges ermangelnder Glocken, drei neue angeschafft worden, wodurch der fühlbar gewordene Mißstand durch die vor Augen gehabte und erzielte harmonische Stimmung — Dank dem edlen Unternehmer und dessen Unterstützern — nunmehr vollkommen beseitigt ist. Die neuen Glocken reprafrniiren ein Gewicht von 60 (Zentnern und ^ Pfund, wovon auf die große allein K2 Cent. 74 Pf, entfallen. Der meisterhafte Guß derselben, von dem valcrlandischen Künstler, Herrn Anton Samassa in Laiback, ist ein überaus gelungenes Werk. tragt herrliche Verzierungen, und dessen treffliche Gußform bewahrheitet den Ausspruch: „Das Werk lobt seinen Meister." Die große Glocke ist dem heil. Erzengel Michael geweiht. Ihr Ton ist das tiefe N, welches die Quart des vollen 15-liul'-Accordes der übrigen Glocken Herstellt, Das entsprechende dÜli-ono^l'n^Iiiuuin, welches die großr Glocke als Nandvcrzicrung trägt» deutet zum Theil auf die Geschickte ihrer Entstehung hin. Es lautet in krainischer Sprache: 8l^t ll 0 Ü0F t« l'lll-6 Dar, 1l 8ll,6 to^'6 N98 ol)V3I'. Der nahe auf 5000 fl. C. M. sich belaufende Kostenaufwand ist durch freiwillige Beitrage der Pfarrinsasten gedeckt worden. Zum dauern-, den Andenken an den frommen und regen Eifer, welcher die Pfarrinsass»» unter verständiger Leitung ihres geistlichen Vorstehers beseelte, möge diese Handlung mit Chlio's goldenem Griffel i,i das Buch der Geschichte dieser Pfarre cingegrabcn werden. Gestern also, gerade am Tag? dcs Kirchweihfestcs. hörte die zahlreich sich eingefundcne Pfarrmenqe zum ersten Male die erhebenden Töne der neuen, harmonisch gestimmten Glocken und bewunderte die Majestnt der weithin hallenden heiligen Klänge, Der Jubel war ein ungctheilter. allgemeiner, die Begeisterung ohne Maß und Zi.l- Zum Schlüsse noch die Worte von Schiller: Nur ewigen und ernsten Dingen Sey ihr metall'ner Mund geweiht, Und stündlich mit den schnellen Schwingen Berühr' im Fluge sie die Zcil. Und wie der Klang im Ohr vergebt. Der mächtig tönend ihr entschallt So lehre sie, daß nichts besteht. Daß alles Irdische verhallt. Zum Beweise, daß wir auch nicht in Sibirien wohnen und da; wir, ungeachtet der dießiährigcn Herbstregen, ein staunenswerthes Wirkcn zur Reife sick neigende Erdbeeren, heute auch vollkommen reife Himbeeren gefunden hat. Auch ist die Erscheinung der Johanniswürmchen um diese Zeit eine große Seltenheit. Man hat solche auch auf den Höhen dcs Uskotenbcrges gesehen. Die Erdarfslfaule ist leider auch hierorts, und zwar in einem hohen Grade zum Vorschein gikommen. Beinahe allgemein ist die Klag,: über das Mißrathen der Kartoffel, der Hauptnahrung dcs hiesigen, ohnehin sehr verarmten Volkes- Man wird wohl ernstlich darauf bedacht seyn müssen, diese wohlthätige Frucht vor ihrem gänzlichen Eingehen zx bewahren < oder wenigstens ein geeignetes Ersatzmittel hiefür zu vcrichaffen. Veinahe hätte ich vergessen, Ihnen zu berichten, daß am l5. v. M. die erste Seidenabhaspelungs-Maschine hierorts aufgestellt und in Gana gebracht worden ist. Das sehr würdige Mitgliid der hochansehnlichcn k. k. krainischen Landwirthschafts . Gesellschaft. Herr VincenzVouk, der unermüdliche Beförderer alles Oute» und eifrigster Verfechter der Vater« landischen Industrie, hat seine in diesem Jahre erzeugten Cocons auf der aufgestellten Abhaspelungs-Maschine selbst abhaspln lassen, um den Gc-winn hiefür in der Folge für seine wahrhaft großartigen Maulbeerbaum-Anlagen nichl in fremd, Hände legen zu müssen. — Das Erzeuaniß a» reiner Seide beläuft sich auf etwa 20 Pfund, ein Quantum, welches für die Erstlingsversuche in diesem Zweige der Landwirthsckaft immerhin bedeutend genannt weiden kann- Herr Dechant Voul ist also Gründer einer in hiesiger Gegend im Entstehen begriffenen, die besten Erfolge versprechenden Beidencultur, welche für den hiesigen unbehilflichen Landman». wenn er einmal die Ertragsfähigkeit dieses Industriezweiges durch Un-eiferunq zur Nackahmung und thatkräftige Unterstützung erprobt haben wird, von guter Nachwirkung seyn muß. Dank ihm, dem biederen Stifter einer hoffnungsreichen, noththuenden Aera. I. Kapelle. Auflösung der Charade in Nr. 85 : Eintracht. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.