De^nge M Flltlmc!)ev Geltung. «H^. 4V. Erster Jahrgang. 3. Qctober R^H^. Wie Atmosphäre. ^Veml der denkende und fühlende Mensch seinen in die unendlichen Tiefen des Firmamentes versenkten Blick nieder- i wärts wendet, und von Stern zu Stern, von Himmclskugel ^ zu Himmclskugcl wie auf einer Stufenleiter herabsteigt, so ! bleibt er am Fuße dieser Himmelsleiter auf jenem, im Per- j hältllifse zu den übrigen Neltkörpcrn so kleinen, für ihn ^ aber so großen und bedeutungsvollen Planeten stehen, den ihm eine ewige Vorsehung zum Schauplatze seines Wirkens ! und Strcbcns, seiner Leiden und,Freuden, seiner Hoffnungen l und Bemühungen, zum Standpunkte seiner Wiege und seines ^ Grabes bestimmt hat. An diesen Weltkörper ist er gefesselt, ! so lange er Mensch bleibt; von da gehen alle seine For- ^ schungen aus, in ihm wurzeln seine Freuden un,d enden seine Leiden. Dem Einflüsse dieses Weltlörpcrs ist er uuter- ! worfen, diesen seinen Zwecken dienstbar zu niachen, muß sein nächstes Streben sein. i Zu dem Einflüsse dieser festen Masse kommt aber noch ein zweiter, unzertrennbarer Einfluß, nämlich der mit der ! Erde in unmittelbarem Zusammenhange stehenden, dieselbe i rings umhüllenden Atmosphäre. Wie von einer großen, ganz ! aus Gasen, im gewöhnlichen Leben Lust genannt, bestehen- ! den Kugel ist der Erdball von dieser Luftmasse, von seiner ! Oberfläche an bis zu einer bisher noch nicht genau bestimmten, ^ jedenfalls aber sehr beträchtlichen Entfernung eingehüllt. ! In dieser Atmosphäre bewegen sich alle lebenden Erden- ! wesen, in ihr geht aUe Thätigkeit des Menschen oor sich, ! nur durch üc erblickt der Mensch den Glan; der übrigen j Gestirne, und erhält emc Ahnung von der Größe und Herr« ^ lichkeit des Universums. Obwohl es daher an und für sich ! klar ist, daß die Atmosphäre a^f die Erde und alle auf! derselben befindlichen organischen und unorganischen Kör- ! per einen großen Einfluß ausüben muß, so dürfte es ! doch nicht uninteressant sein, diesen Einfluß näher kennen i zu lcrncn. Betrachten wir einen kahlen, nackten Felsen- keine Pflanze entkeimt aus seinem Gestein, kein Strauch grünt auf diesem j Boden, kein B.nim krönt seinen Gipfel. Lasseu wir einige ! Iahrzehcntc verstreichen, und wir wndcn das Gestein mit ^ einer zarten Moosdeck^ überzogen finden und ein helles Grün ! von seiner Spitze niederschiinmcrn sehen. Noch einige Iahr- zehente vergehen und üppige Pflanzen keimen an der Stelle, wo früher Stein und Felsen waren, und nach noch längerem Zeitverkauf lagern sich die späten Enkel an jenen Stellen im Schatten von Wäldern, wo ihre Vorfahren eine steinigte, kahle Einöde erblickt hatten. Der Nachkomme erkennt die Natur nicht wieder, in der sein Vorfahre vor Jahrhunderten lebte, und staunt über die Beschreibungen, welche eine alte Sage über seinen gegenwärtigen Wohnplatz ihm bietet. Diese ungeheuere Veränderung, woher ist sie entstanden, wie ist sie möglich geworden? Die Atmosphäre war es, die sie zwar langsam, aber doch mit Nothwendigkeit herbeigeführt hat. Der Sauerstoff derselben nagt mit nie ruhendem Zahne an den Rippen der Erde, den Felsen, er zerbröckelt sie, wenn auch nur laugsam, er führt dadurch den sogenannten Verwitterungsprozeß herbei, durch den stch zunächst eine dünne Humusschichte bildet, aus der die Farren und Moose sich entwickeln, und hat einmal eine Pflanzendecke sich erzeugt, so nimmt durch Vcrmoderung der jahrlich absterbenden Pftanzentheile die Humusschichte nach und nach an Dicke zu, so daß endlich Sträucher und Väume in ihr wurzeln können. Regen, Schnee und Winde, die ebenfalls in der Atmosphäre ihren Ursprung haben, befördern diesen Prozeß, oder sind auch wohl im Staude, ihn zu verzögern, besonders heftige Stürme, welche die schon gebildete zarte Humusdecke wieder fortführen und so wohl auch hie und da den eben genannten Prozeß ganz unmöglich machen, wie es die kahlen, von heftigen Vorastürmcn um-brausten Gipfel des Karstes beweisen. Denken wir uns nun umgekehrt ein wasserreiches, in Folge dessen fruchtbares, von grünenden Thälern und blüthenreichen Ebenen durchzogenes Land, von dessen waldigen Gebirgen zahlreiche Quellen und Vächc zu wasserreichen Strömen niedcrrauschen. Durch irgend welche, sei es zufällige oder absichtlich herbeigeführte Ereignisse verschwinden die Walder von den Höhen der Vcrgr. Alsbald sehen wir die Flüsse ihren Wasserreichthum, die Thäler ihre Pflanzenfülle, die Ebenen ihre Fruchtbarkeit verlieren; das schöne Land, welches so reiche Früchte trug, lohnt nun kaum die Mühe, die auf Bebauung seines Bodens verwendet wird. Die Atmosphäre hat auch hier wieder ihren gewaltigen Einfluß geltend gemacht; sie versagt den Ncgcn, das Himmelswasscr, waches die Ströme anfüslt, die durstige Erde tränkt. Doch verlassen wir dic unorganische Natur, übergehe» , wir ;u der organischen Schöpfung und zunächst zu den auf ! der unterstell Stufe stehenden Organismen, den Pflanzen. ^ Nnternehmen wir ini Geiste eine Wanderung von einein Erd-polc bis zum Aequator, oder begleiten wir, wie der große ^ Humboldt sagt, den Kondor auf seinem Fluge, wenn er sich vom Gipfel der Kordilleren in Mittelamerika bis, zu ihrem Fuße herabsenkt. Dic verkrüppelte Zwergbirke fristet dürftig ! unter Flechten und Moosen ihr kärgliches Leben, denn von ewigem Gise starren die Pole der Erde und eisige Kälte lahmt jegliche Lcbcnsthätigkcit. Steigen wir weiter herab, so beginnen Sträucher uud Gestrüppe, nach und nach selbst Nadel- ! holz und noch weiter abwärts Laubhol;waldungen die Eiu- , förmigkeit uud Oede der Landschaft ;u unterbrechen, immer üppiger werdender Wieswachs zeigt sich, einzelne Getreidearten gedeihen. An diese Regionen schließen sich jene Gegenden der Erde an, wo der Obstbaum und die edle Rebe grünen und Früchte tragen, wo alle Getrcideartcn fortkommen und der Wechsel der Jahreszeiten einen ebenso mannigfachen als angenehmen Wechsel in der die Erde übcrklcidcuden Pflanzendecke hervorbringt. Je weiter wir nun gegen den Aequator kommen, desto üppiger werden dic Pftan;cn. Der Oelbaum verbreitet seinen Schatten über blühende Reisfelder, im dunklen Laube glüht die Goldorange, wie der Dichter sagt, der Mandel-baum bietet seine süßen Früchte, die herrliche Eeder tritt an die Stelle der schlanken Tanne, saftrcichc, hohe Schlingpflanzen umranken die kräftigen Stämme hoher Sykamoren, ^ majestätischer Palmen. Fragen wir nach der Ursache dieser wunderbaren Mannigfaltigkeit, so finden wir sie hauptsächlich in der Warme, welche , wir durch unsere Atmosphäre erhalten, und welche W verschiedenartig und wechselnd in derselben vertheilt cNcheint. In diesem beständigen und regelmäßigen Einflüsse der Wärme kommen dann noch eine Menge mehr oder weniger znfalliger Einflüsse, welche die Atmosphäre auf die Pflanzenwelt ausübt. So sehen wir Stürme und Orkane Bäume und ganze Wälder entwurzeln, den Hagel und Blitz weite, üppig bepflanzte Strecken verwm'tcn, aber auch umgekehrt aus den Wolken das wohlthätige Regenwasscr herabtränfcln, welches zum Gedeihen der Pflanzen ebenso nothwendig ist, als dic Wärme und das Licht. <2chluß sl,'l^l.) Ein Traum am Canalgrande. (ForljVtznnss.) „Es gibt hier in den italienischen Kreisen einen Marchese Bentivoglio, ein Sprosse jener berühmten Familie, deren schöne Tochter König Enzio's geliebte und unglückliche Gattin war. Der Marchese scheint von dieser Dame mcht allein die Schönheit, sondern auch die Gabe der Bezauberung geerbt zu h.lben, denn alle Frauen und Mädchen schwärmten und glühten für ihn auf eine fast unglaubliche Weise. Es,scheint, daß er auch etwas gebildeter ist, als seine übrigen Etandes-genosfen, außerdem ein Märtyrer der Baterlandöliebe, Jahre lang verbannt, erst seit Kurzem begnadigt, halb ruinirt durch Opfer, welche er damals gebracht, dabei eine Schönheit, für welche Frauen schwärmen; groß, schlank, blond, melancholische Augen; um den sehr schönen Mund ein halb spöttisches, halb trauriges Lächeln, über Venedig's Vergangenheit in Childe Harold'scher Weise phantastrend, kurz- die rechte Sorte, um die Eitelkeit einer Frau ebenso als ihr Mitleid zu reizen; ein Mensch, der sich deu Schein gibt, ein unseliger Atlas, die Schmerzen einer ganzen Welt zu tragen und im Grunde ein blasirter Rou0." „„Der Sie, cn0i'«m>5m. ein Mal bei einer schönen Dame ilbcrvortheilt hat,"" scherzte Elcmeucc, „„gestehen Sie."" ,,Nein, der aber jetzt ein junges, schönes, reiches Mädchen, ihm seit der Kindheit verlobt, nicht mehr heiraten will, weil er erklärt, zum ersten Male in seinem Leben zu lieben — aber hoffnungslos." „„Und wen?"" „Das ist eben das große Geheimniß." Eine halbe Stunde später verließ, nach beendetem Ballet, die Baronin mit ihrer Gesellschaft die Loge. Da die Gondeln nicht gleich bereit waren, stand man noch wartend an der Stiege, als ein Gondolier herauflief: Die Gondel seiner Erzellcuz des Herru Marchcfe Ven-tivoglio! Dic leichte, stolze Gestalt schritt an den Damen vorüber die Stufen hiuab, zugleich auch näherte stch die Gondel der Damen. Ein blitzend heller Blick streifte Henriette - öc>n li vu^Iio — hauchte der Marchese, nur ihr vernehmbar. Nach länger als zwei Stunden erst verließ Henrictte den gemeinschaftlichen Salon uud ging in ihr Zimmer. Das Hü»! nl)i-»i, dessen ersten Stock sie bewohnten, lag am Canal, aber längs der Seitenfronte führte eine schmale Gasse iu's Innere der Stadt. Die Fenster reichten bis zum Boden hinab uud hatteu zum Schutz ein niedriges Eiscnaittcr. Henriette öffnete eines derselben uud trat hinaus, die Nacht war dunkel, aber dic Sterne so funkelnd hell, daß mau deutlich dic doppelte Palastreihc am Eaual erkannte. Wer uach Venedig geht und mit sich, tief im Herzen, ciue wahre, echte Liebe trägt - der hüte stch! Der Zauber der .Lagunenstadt wird diese Liebe zu so schmerzlicher Sehn-» sucht aufiveckcn, daß diese Sehnsucht ihm das rötheste, wärmste Herzblut austrinkt uud er mit Schrecken erkennt, wie seine Liebe viel tiefer war, als er geglaubt, wie stc ihm im Wider-' schein der Sterne auf den Fluchen, im Abschiedslächeln des Tages auf den Marmorkuppeln begrüßt, wie sie aus den ! Bildern ihn anlächelt und mit der weißen Hand der Statueü ihm winkt, und wie ihre l»ße Stimme allnächtlich im leise" Rauschen des Wassers, unter seinen Fenstern, im niederfallenden Ruderschlag hörbar wird. Wer aber, diese Liebe im Herzen, cincu Abend auf der Viazzetta verschwäinttc, bei silbernem Moudlicht oder goldenem Eonnenglanz ein Mal den ^ Ccmal hinab fahren konnte, ohüc der fernen Liebe in schmerz- lichsüfter Sehnsucht zu gedenken, der nehme das blasse Bild aus seinem Schrein, es ist todt »mV war nie lebendig, nnd ! freue sich mit gesundem Herzen und offenen Sinnen an Venedigs lebensvoller und zaubcrrcicher Schönheit. Henrictte war, ohne ein solch blasses Bild in der Seele zu tragen, vom Zauber dieser wunderbaren Stadt tief ergriffen , ihre Phantasie mächtig erregt worden: das Leben ^ pulsirte warmer in ihrein Herben, weil ihre Phantasie in ' einem fortwahrenden Rausch besangen war; sie genoß in ^ Wahrheit, in sollen Zügen, zum ersten Male Jugend, Frei- ^ h'cit und Schönheit. ! Es wurde allgemach ganz still, kein Schritt, kein Ruder-schlag ertönte, nur neben ihr klirrte leise ein Fenster — sie ! wandte sich Hin — l»<>» Ii vonlio — flüsterte leise die dunkle Gestalt auf dem nächsten Altan und beim blassen Sternen- ^ licht sab das Madchen den Marchcsc dicht neben sich. ! „Bleiben Sie," bat er sanst, „Sie können mich ja nicht fürchten — o lassen Sie mich zu Ihi'cn sprechen!" (5s war ein Klang in seiner Stimme, weich wie Musik, ^ schmeichelnd süß, melancholisch ernst, heimlich befehlend — Henrictte blieb. Liebesbitten anf einem Venctiancr Balkon, voll Schwung ^ und Klage, voll Poesie nnd Schmerz, aber roll edlen Schmerzes > um begrabene Hoffnungen, um eine gclräumte Freiheit, heiß- ' ersehnte Ehren, im Dienste des Vaterlandes errungen, um ^ jugendliche, aber cdle Verirrungen, getäuschtes Vertrauen, ^ begrabene Liebe. Itnd nun, nach jahrelanger Herzenseinsam-keit, ein Strähl voll neuer Jugend, längstvergessener Schwärmerei, süßesten Hoffnungen, nnd alle diese glänzenden, schmei- ! chelnden, klangvollen Worte in der süßen, weichen Sprache Venedigs — das junge Mädchen war wie tranmbefangen, schwankend, bebend hielt sie sich am Gitter fest. Was der Marchese erbat, war wenig und viel, die ^ Erlaubniß, sich dem Baron vorstellen zuwürfen, aber vou Henrictten'ö Lippen die Gewißheit, daß sie ihn gern begrüßen ! werde, denn ein gleichgiltigcr Bekannter vermöge er nicht ^ zu bleiben, lieber verlasse er morgen Venedig. „Neichcn Sie mir znni Zeichen der Bejahung die Hand" — bat er. Sie streckte ihm bebend die Hand entgegen, eine andere, fein und nervig, zart nnd doch stark, umspannte sie, und zugleich schwang sieb der Italiener, gewandt wie ein Königs-tiger, über das Gitter, preßte seine Lippen anf ihre Hand und glitt leicht an dcn Marmorvcrzierungcn, einer Sciten-fronte deö Hauses, hinab, im Dunkel der schmalen Gasse ' verschwindend. Hcnricttc scblug die Hände vor das Gesicht, nicht seinen Worten, aber seiner Schonung für sie, schenkte sie Glauben — ein Herz, wclcbes schont — liebt vielleicht; eine Leioen-schalts welch? nicht zu schonen versteht, ist aber gewiß keine General Havelock. Die „Illustrated London News" bringen eine Lebensbeschreibung des Brigade-Generals Havelock, welcher sich neuerdings in Indien durch eine Neihe glücklicher Erfolge ausgezeichnet hat. Havelock ist im I. 17!>5i zu Vishops-wearmouth bei Euuderland geboren. Sein Vater, einer Familie entstammend, die lange in Grimsby ansässig gewesen war, kaufte, nachdem er sich durch Handel und Schiffsbau in Snnderland ein nicht unbeträchtliches Vermögen erworben hatte, Ingrcß-Park in der Nähe von Dartford, in der Grafschaft Kent. Der jetzige General, Henry Havelock, erhielt seine Schulbildung im Chartenhousc in London, wo Lord Panmure (gegenwärtig Kriegsminister, Dr. Thirlwall, Bischof von St. Davids, Archidiakonus Harc, der Gcschichtsschreiber Georg Grotc nnd der nachhcrige Maler Sir Charles Eastlafc seine Schulkameraden waren. Im I. 181!), als die Vermögens - Verhältnisse seines Vaters nch verschlechtert hatten und Ingrcsi-Park an die Krone verkauft worden war, trat er in die Juristen-Innung des Middlc Templc ein, wo der verstorbene Dichtcr Sir T. Talfourd, der Versasser des Drama's „Ion," sein vertrautester Gefährte ward. Eeii» ältester Bruder William hatte sich im Halbinsel-Kriege und zu Watcrloo ausgezeichnet, nnd 'Henry bemühte sich, durch seine Vermittelung ein Ossizicr - Patent ;:: erhalten. Es gelang ihm dieß auch einen Monat nach der Schlacht vo>» ^ Naterloo. Einer seiner ersten Waffcngefahrtrn war Sir Harry Smith, der nachherigc Sieger von Aliwal. Acht Jahre ^ lang diente Havelock in England, Schottland und Irland, und schiffte sich dann in: I. 1823 mit dem 13. Infanteric-Negimcnte nach Indien ein. Im folgenden Jahre machte er den ersten Birmanen-Krieg mit, nach dessen Beendigung er in einer besondern Mission an den Hof von Ava gesandt wurde und eine Audienz bei dem goldnißigcn Monarchen hatte. 1827 veröffentlichte er eine Geschichte des Birmanen-Krieges. Später machte er den Afghanen-Krieg mit, über den er gleichfalls ein Buch schrieb, ward dann dem Stäbe des Generals Elphinstone als persischer Dolmetscher beigegeben, eine» Posten, den er auch später unter General Pollock und Sir Hugh (nachher Viscount Gough) bekleidete. Zwischendurch liefen verschiedene glänzende Waffenthaten; namentlich zeichnete er sich bei dein Angriff am Mahoiued Akbar iin April 18-42 aus. Im zweiten Sikh-Kriege, an dem er gleichfalls Theil nahm, ward sein Bruder, Oberst William Havelock, getödtct. Eine 25ijähr. Dienstzeit hatte die Gesundheit H. Havelock's stark angegriffen, und er ging auf Nath seiner Aerzte im I. 1849 auf zwei Jahre nach Europa. 18ü1 ward er von Lord Hardinge, an dessen Seite er in den drei Schlachten am Sutlcdsch gefochten hatte, zum General-Quartiermeister, rann zum General-Adjutanten der königl. Truppen in Indien ernannt. Im persischen Feldzuge befehligte er die zweite Division. Merkwürdig ist cs, daß General Havelock in keiner der Schlachten, welchen er beiwohnte, weder in Birmanien, noch in Afghanistan, noch in Owalior, noch in den Fcldzüacn am Sutledsch, noch in Persicn, obgleich er häusig dem heftigsten Feuer ausgesetzt »rar, verwundet wurde. Karl v. Holtei's Aufforderung an die deutschen Dichter ,ind Schriftsteller, Beitrage zu einem Wcrke zu liefern, dessen Ertrag der evangelischen Gemeinde in Graz zur Beschaffung eines Friedhofs überwiesen werden sollte, hat die schönsten Früchte getragen. In eincm ziemlich umfangreichen, von den Verlegern Viewcg und Sohn in Braunschweig, Mcinz lind Comp. in Wien und August Hesse in Graz, dnrch feines Papier und schönen Druck trefflich ausgekittetem Bande liegen die Gaben von 126 Schriftstellern vor. Cs ist ein echt christliches Werk, das der brave Holtei stiftete, und in diesem Sinne haben Männer und Frauen der verschiedensten Konfesstonen und des verschiedensten Berufes beigesteuert. Diese literarischen Gaben bilden ein Album, reich an Interesse, mannigfaltig im Inhalt: und wohlthuend ist es, da so manches hübsche, sinnige Gedicht neben Prosastücken ernsten Inhalts zu lesen, lind Namen von Nuf sieht man da neben manchem noch Unbekannten stehen; mancher der Sänger, die lange schwiegen, treten wieder hervor und bieten dem Publikum ! ihre willkommene Gabe. ^ Es würde mich sicher zu weit führen, wollte ich in diese»! kurzen Berichte den ganzen Inhalt des Buches besprechen; ^ es genüge einen Blick auf das zn lenken, was unsere vater- ! ländischen Dichter gebracht haben. Da sehen wir zuerst einen, ! der lange, lange geschwiegen -— Franz Grillparzer, mit ^ drei Gedichten, von denen das erste das bedeutsamere, weil ! cs so eine kleine Zurechtweisung für Jene ist, die der Zeit j so weit vorlaufen, das; die Zeit sie eben nicht einholen kann. ! Fort schr > tl 2 - Mä iincr. ! (5uch kann mein Licd, ich fühl'«?, nicht nuhr gcfallen, > Es ist zu karg, zu dürftig u»d zu klein; ^ Dic Ihr so wcit in Jedem und in Nllcm, Faßt Guch nicht gcru in enge Schranken ein. . Dic Außenwelt vcrführtc meine Blicke, ^ In der sich Alles rundet und crgänzt, Kein Leeres irgend, nirgends eine Lücke , Und jede Bildung v"ll und scharf begrenzt, j Das suckt' ick nun ini Gcisic uach^uahmcu, ^ Und da die K»a>t >nir nicht so reichlich quillt, Wählt' ich bcschcid'ue, streug^cschloss'ue Rahmen Für mcin dciu Leben nachgcschasfucs Bild, > Ihr aber habt der Wesen Grund ergründet, > Dic Gottheit selber liesst ^uch auf der Hand; ! Wenn ja Ihr etwas uubcglcislich siüdet, ! Ist's, daß so laug' mau's »»begreiflich faud. Das Schöne, das ein Räthsel uns, den Schwachen, Ihr habt's gelbst durch Vordersatz, und Schluß. Zwar könnt Ihr's vor der Hand nicht wirklich machen, ^ Doch wißt Ihr. wie mau's machen soll und muß. Auch Anastasius Grün ist mit drei Gedichten vertreten, in welchem einen „Poesie der Zukunft" gleiche Ansichten wic in den „Fortschrittö'Männern" zn Tage treten. Ungcmcin ansprechend ist das Gedicht „Läuterung," das wir hier ganz mittheilen, weil es eine Perle ist nud uns zeigt, daß Grün's Mu''c selbst geläuterter und klarer geworden ist. ! Läuterung. ! Wo war, wo ist, wo wird sie sein ! Dic Stunde, wahrem Glück erlesen? ^ Sie ist nicht und sic wird nicht sein, ^ Denn sie ist immer, „ur gewesen! ^ Wir mäkeln viel. bis ssc entrinnt. ! Sie däucht uns schön, wenn wir sie miss/», ! Und daß wir glücklich warc». wissen ! Wir erst, wenn wir es nimmer sind, ! Wo iü der Mann, wann wird er kommen, Den alle Tugend^ierdcn adeln? Steht er Dir nah. noch fo vollkommen. Doch weißt Du dieß und das ;n tadeln; (frst. wenn er schied und nimmer kehrt, Erglänzen hell Dir ftine Gabe» : Um cines Menschen gangen Werth Zu kennen, müßt ihr ihn begraben. Was lieb Dir, wird Dir lieber sein, Noch schmerzlich lieber, durch dic Fcrnc; Blick' auf! Wic schlingt sic qläuzeud rein Den gold'nen Zauber um die Sterne! Eic webt dic blaue Schleierluft Um des Gebirges schroffe Zinnen. Daß eingehüllt in weichen Dust Dic Härten des Gestlins zcrrinncn. Vlick' nieder, wo '.vn ihrcm Gruß Dic ssrudhofshügel woaend schwelle«, Des dunklen Stromes grüne Wcllcn, Der so viel Liebes scheiden muß. Sie spülen Makcl weg und sschlc. — Und wic ein Schwan l'.iin Wcllcnschcin In, D'rüberstug ahnt Dcinc Seclc: Hicr b.id' ich cinst den Fittig rcin. Alsdann müssen wir Vetti Paoli erwähnen, die ein durch Form und Inhalt gleich treffliches Gedicht „der Talisman" beisteuerte. Bauernfeld's Gaben find weniger ansprechend. (5r bewegt sich in der salopen H ein eschen Manier, ohne Heine's Geist und Grazie zn besitzen. Ueberhaupt ist das, was die übrigen Poeten Oesterreich's lieferten, sehr untergeordneter Natnr, und beweiset, daß Grün und Lcnau noch von keinem Neueren erreicht worden sind. — Unter den übrigen Namen, welche in der Literatur sich bereits "Anerkennung erwarben, lesen wir Gcibel, Vichendorfs, Wehl:c. Auch unter dc« Prosaschriftstellern bemerken wir inanche» l>«^ rühmten Namen, z.V. Böckh, Gerstäcker, Kühne, Schlei-den, Rosenkranz u. A. Von vaterländischen Schriftstellern haben sich Schreiner mit eincm Bruchstück „Venedigs Vegräb-nißstatten," einem größern Werke des Verfassers entnommen, und der gelehrte Franz Unger mit einem kleinen, geistvollen Aufsatz, „die Erde ein Lcichenfeld," betheiligt. Holtei selbü ist mit einem Prosastücke „Louise Neumaii!»" und zwei Gedichten vertreten, deren erstes eine Uebersetzung, das zweite eine poetische Verdammung dcs im ersten, von Victor Hugo über Shakespeare gcsällten Urtheils ist. Unter den lyrischen Beiträgen ist besonders folgendes kleine Gedicht von Oswald v. Uechtritz hervorzuheben - Pompeji. Schcinc nicht so hell, o Sonuc, Untcr diesen öde» Trümmern, Laß d>m süßen freund der Träum.-. 3aß dem Moudc diese Räum.-. Daß in seinem Glanz sic schimmern. Möchtest ja die Farben bleichen; Scheine hier, o Sonuc, nicht! Tcmpel, wo dic Göttcr wohnten, Dic Iahrhmidcrtc verschonten, Sic ertragen nicht dein Licht. Möchtest ja dic dunklen Schatten Wiedcr durch dein Licht bclsben, Iencn. dic zum Orkus sanken. Dic dcs Lcthc's Wellen tranken, Die Erinu'rmig wiedergeben. Habe Mitleid. Mi!leid! Sonne. Schcinc nicht lürch kicst Naumc, Die Iahrhnndcrt.' vcrschont! Für Pompeji vaßt der Mond Nls d.r süßc Freund der !>äu:nc. Druck und Verlag von Igll. V. Kleillmayv s» F. Vambevss in Laibach. — Verantwortliche Rcdsittc-.lr: F. Vamberg.