Gin ErottenteZt. Hedicht -em Herrn GSÄ8.NALÄ 8-GKMLAß zu seiner lsalüeneil HockZeii am 19. Oktober 1869 gewidmet von seinen Irr NN den. 43762 Nies unten in der Erde dniikiein Schacht, si^Da wölbt sich kühn empor des Domes Pracht, Da gibt's nicht Sonnenlicht, nicht Banin, In dunkle Nacht gchüllet ist der Raum, Da schafft auf unnahbarer Spur Mit Zauberkräften die Natur Und webt auch Leben hier mit vollen Händen. — Die Wasser rauschen von den hohen Wänden, Der Tropfen wird zu Stein in dunkler Nacht, So ward der Grotte stolzer Bau vollbracht. Es lebt der Stein und strebt nach oben Und sinkt als Stalaktit herab von droben. Im Wasser wirst auch Leben du gewahr, Der Grottenthicrc blindgcbornc Schaar. Das ist geheimer Kräfte dunkles Weben, Es athmcn Stein' nnd Thicre kaltes Leben. 4 Doch sch't, auf einmal tagt's, es bricht Bon den krystall'nen Wänden sich das Licht, Ein magisch Heller Zauberschcin Blitzt nieder von dem glitzernden Gestein, Der Stalaktiten schlanke Garben Erzittern rings in tausend Farben, Und aus den Wässern taucht empor Der Olm' und Lurche vielgestaltig Chor, Und in des Zaubcrlichtes Hellem Glanz Beginnen froh sie einen tollen Tanz. Es ist wohl frohe Mähr dahin gedrungen, Daß sie sich freu'n, die armen blinden Jungen, Und aus dem muntern Grottcnküscrchor Thun etliche durch Lust besonders sich hervor. Der Troglorhynchns und der Anophthalmus, beide Sie wissen gar nicht mehr, wo ans mit ihrer Freude, Der Leptoderus sonnt zum Zeitvertreib Im Lichte seinen bernsteingelben zarten Leib, Es wälzt vor Freude sich der Macherites Speläus, Es putzet die Korallcnbüsche der Proteus, Und munter drehet sich der frohe Reigen, Als hinge heut' der Himmel voller Geigen. Doch halt! was ist gescheh'», auf einmal ist es aus Mit Lustbarkeit und Freude im krystall'nen Haus. Es tritt vor die erschrock'nen Jungen hin Mit zorncntflammtem Blick die Grottenkvuigin, Und hinter ihr in fürstlichem Ornat Des Geistcrhofes goldbetreßter Staat. Nachdem der Hofstaat um die Fürstin sich gcschaart, Begann zu sprechen sie auf diese Art: „Ich hab' ein ernstes Wort zu sprechen, meine Herren „Olme! Lurche! und Coleopteren! 5 „Jch hab' von einem meiner Gnomen „Von dem Spcctakel hier vernommen, „Was ist, zum Kukuk! nur in eure stummen Schauren, „In mein sonst so loyales Grottenvolk gefahren? „Ihr dürfet kriechen, schweigen, Steuern auch cintreibeu, „Im klebrigen hübsch fein in Dunkelheit verbleiben. „So tautet unsres Reiches Constitution, „Und ihr macht Lärmen hier und Opposition? „Und lebt saus Asim in Saus und Braus! „Beim Petrefact, ich jage euch hinaus!" Da tritt, den Zorn der Fürstin zu bemeistern, Aus dem Gcfolg vor sie hin einer von den Geistern Und spricht: „Verzeih! erhab'ne Königin, „Dem armen Volke seinen heitern Sinn! „Du weißt, o Fürstin, wie in diesen dumpfen Mauern „Die Völker hier das Leben still vertrauern, „Getrennt von aller Welt, und mit verschlossenem Gcmüth „Lebt ungekannt und unberühmt der Troglodit, „Er lebt sein stilles Leben in der Erde Schoß; „So unbeachtet sein, cs ist ein hartes Los! — „Da kam zu utis, verfolgend unsre Spuren, „Herab von jenen sonnenhellen Fluren „Ein kleiner, kluger, herzensguter Manu, „Der nahm sich des Gethiers, der kleinen Lurche an, „Er hegt' und Pflegte sic mit Vatermilde, „Hob aus der Taufe gar der Käfer fremd' Gebilde, „Und schloß ihm auf, was auch dem Olme wohl gefällt, „Den farbenreichen Bau der Oberwelt. „Er ist, wo er auch sei, der Thiere Freund, „Hat unter selbst nicht einen Feind, „Und wie er pflegt die Thiere in den Grotten, ,So pflegt er oben auch die Würmer, Fliegen, Motten; 6 „Der Schmetterlinge buntgefleckten Schwarin „Beschützt sein väterlich besorgter Arm „Und sperrt sie, wenn zn End' des Lebens Plag, „In einen gold-umrahmtcn Sarkophag. „Da ist, ich weiß nicht wie, zu diesen Jungen „Die frohe Kund' herabgedrungen, „Daß heut' ihr Freund, ihr alter, treuer, „Begehet seiner gold'nen Hochzeit Feier, „Daß er noch frisch und heiter und gesund „Erneuert seinen fünfzigjähr'gen Bund; „Da schwellt der armen Kerle Brust „Von Dankbarkeit und Freud' und Lust, „Sie tanzten, sprangen, hüpften um die Wette, „Da war es ans mit aller Grottenetiquette. „Kannst dn, o Fürstin, wohl den Anophthalmus schelten, „Wenn ihm Begriff' von Ehr' und Dank noch gelten, „Ist etwa Dankbarkeit dem Leptodcrns nicht, „Des braven Coleopters hcil'ge Pflicht? „Verzeihe d'rnm, crhab'ne Königin! „Dem Wackern Volke seinen heitern Sinn. Als so der kluge Geist zur Fürstin spricht, Blickt milde auf ihr schönes Angesicht; Gerührt läßt sie die Arme sinken, Man sah im Äug' ihr eine Thränc blinken. „Ja wohl, mein braves Volk, er ist es Werth, „Daß eueren alten Freund ihr also ehrt, „Ja, ehret ihn mit dankbarem Gemüth, „Er ist ja mein Freund auch, der treue Schmidt, „Wer hat so viel gethan für mich und cnch zugleich! „Für unfern Ruhm, für unser Grottcurcich! „D'rnm lasset frohe Lieder mm erschallen, „Es sei ein Festtag heute den Vasallen! ^57^^- „Bringt Wein der Oberwelt, bringt Krainer Wein „Und schänket alle Gläser munter ein! „Es schweigen heute alle Schmerzen, „Und ruft mit mir aus vollem Herzen, „Ja, rufet laut mit mir vereint: Es lebe Schmidt, der Menschen und der Thiere Freund! Es lebe glücklich annvch viele, viele Jahr Das edle, wack're, alte Jubelpaar! v. Kleinmayr L Bamberg, Laibach. IN MI 1K2IH7M