MARBURGER ZEITUNG AMTLICHES ORGAN DES Marfcor« a. i. Dm. BwUmm M*. 8, Penraf Nr. »-87, »-M ud S-M. Ak IS Dfct Ä 0»*«TlaBH« ZuKhrtrUn ward«. OeMhÄft^Sr te £ ^fJSSÄÜL Po-'^eheekkoBU. Wien Nr. M.flW. esenlnMulMa ia CIIM, MarMptats Mr. 12, fannt Mt. 1, ud Ib Fattaii, DagartorgMM Mr. 2, Fmmnl Nr. 81. STEIRISCHEN HEIMATBUNDES «w«!! (tai Tonu uhlbar) WNiatlleh RM 2 »MI Rpf ^^^^*oiiKmgAbaiir. B«4 Utftmoc Im «rBJfb«Dd niagUch Porto, bei AbhoJ«n In dtr wcHnauirnKHiti I R" 2.10 («iaaehllafilMi 1Ö.8 Rpf Po(»tieMain{(i(r»b«hr) und .1« Rpf Zufltell- |M>uir. maelnaBaera werden nw gegMi Vor«iaa««d«nc <••• Büuwlprelse» und der Portoauslagen toffeneiideL 10 ateMhlletHeli der OeaehtftiMrtetle Nr. 331 rry Si, Jahrgang Marburg-Drau, Mittwoch, 29. Novtmber 1944 Einzelpreis 10 Rpf Streikende Soldaten und streikende Arbeiter GeheimdeboHc in Konoda Ober die Zwangsverschickung von.Truppen — Belgische Krise verschärft Stockholm, 28. November. Der Streit um die allgemeine Wehrpflicht In Kanada'hat das erste Opfer gefordert. Wie Reuter aus Ottawa meldet, mußte Mackenzie King am Montag im Unterhause den Rücktritt des kanadischen Luftfahrtministers Power bekanntgeben. Power hatte in einer Rede- im kanadischen Unterhaus erklärt: „Obwohl General Eisenhower den Ersatz von Verlusten innerhalb von 24 Stunden fordert, erfordert es weder der Sieg noch die nationale Ehre, daß die kanadischen Truppen jede Stunde und jcdön Tag eingesetzt sind." Was sich im kanadischen Parlament und in der Regierung abspielt, spiegelt nur die Erregung wider, die das kanadische Volk und das Militär erfaßt hat. Bewaffnete Soldaten in der Küstenstadt Prince Rupert (Britisch-Nord-Kolumbien) demonstrierten gegen die Rekrutierung für Übersee. Angehörige von drei Regimentern führen einen Sitzstreik durch, da sie eine Antwort auf ihre Forderung erwarten, wieder nach Quebec zurückgesandt zu werden. In Ottawa wurde eine Demonstration gegen die Einziehung von Rekruten durch Marineange-hörjge kurz nach ihrer Formierung gesprengt. Der kanadische Verteidigungsminister Mc Nangthon teilt mit, daß die Einheiten, die die ersten 10000 Kanadier umfassen, die für den Überseedienst eingezogen werden, ausgewählt worden seien. Sie würden ins Sammellager in Nordkanada gebracht. Im kanadischen Parlament begann am Dienstag eine auf zwei Tage veranschlagte Debatte über die Krise, die durch Mackenzie Kmgs Verhalten in der Frage des Wehrdienstes in Europa ausgebrochen ist. Sie soll auf Verlangen der Regierung hinter verschlossenen Türen abgehalten werden. Mackenzie King hat ein schlechtes Gewissen wegen seines eigenen Umfalles in der Wehrpflichtfrage, weil er nämlich zuerst selber gegen die Zwangstransporte war, und sie hinterdrein in der Form einer „königlichen Verordnung" aber doch schwerlich ohne seine Zu.stimmung in Kraft setzen ließ. Er warnte vor Anarchie, die als drohende Gefahr aufstände, wenn es nicht zu einer Sammlung um die jotzige Regierung käme. Auch die belgische Krise hat sich verschärft. Der belgische Gewerkschaftsverband hat für Brüssel und Mittelbelgien am Dienstagvormittag die Generalstreiksparole herausgegeben. In England bläst man, wie nicht anders zu erwarten war, zum Rückzug. Die „Times" erklärt heute früh, es wäre verhängnisvoll, wenn die alliierten Behörden In den von ihnen besetzten Ländern eine Minister-gruppe an der Macht ließen, die beim Volk keine Unterstützung findet. Es wäre allerdings wünschenswert, daß die Widerstandsbewegung ihren Widerstand nicht zu weit triebe, da er die öffentliche Ordnung untergrabe. Wenn gesagt würde, daß die widersircbenclen Parteien einerseits durch ihre Treue zu Groübritannien und andererseits durch ihre Verbundenheit mit der Sowjetunion in zwei Lager geteilt würden, so könne das nicht zutreffen, weil sowohl in Ostwie in Westeuropa alle Handlungen der allier-ten Großmächte gleichmäßig ausgerichtet seien. Deutlicher kann die Preisgabe des Pier-lot-Syatems zugunsten der bolschewistischen Widerstandsbewegung von englischer Seite wirklich nicht ausgesprochen werden. Eine ganze Serie von Krisen sucht also gegenwärtig die Mitläuferländer der Alliierten heim. Da.^ ist Zulall, und sie sind nicht bedeutungslos, obwohl sie natürlich die Kriegführung der gegnerischen Großmächte nicht hemmen können. Sie zeugen von der moralischen Verworfenheit von Zuhälterregimen und sind die Folge von Verrat, Unlähigkcit und Hunger. Sie begannen mit der Krise in Italien, wo nach I4tägigem Hin und Her Bonomi nach einer ergebnislosen Konferenz mit den Partei-leitern zurückgetreten ist, worauf das gesamte Kabinett demissionierte. Es gelang nicht, die Differenzen zwischen rechts und links zu überbrücken. Kommuni.cten und Marxisten hatten bei größeren Umzügen zu Ehren des bolschewistischen Revolutionstages den Kampf gegen die Koalitionsparteiler eröffnet. Der Schritt von „V 1" zu „V 2" Kr gibt das Vertrauen lu dem, was folgt Berlin, 28. No\^mber, „Das Schwarze Korps" beschäftigt sich in der neuesten Ausgabe eingehend mit unseren neuen „V"-W«ffen und schreibt über sie: „Vor ,2* gibt es Uloerhaupl keine Warnung, und ,V 2' läßt jeden Versuch einer Abwehr von vornherein als sinnlos erscheinen. IG Kilometer hocn vermögen die britischen ,Stratasphären-jäger' zu steigen, 90 Kilometer über ihnen zieh! ,V 2' seine Bahn, doppelt so schnell wie die schnellste Maschine der britischen Luftwaffe und der Flak so sicher entrückt wie der Mond dem Blwrohr eines Indianers. — ,V 1* war also doch kein Notbehelf. ,V 1' ist die Vermählung eines nun schon alten mit einem neuen Prinzip dor Fernwirkung zu ganz bestimmten Zwecken. ,V 1' wird diese Zwecke weiterhin erfüllen, und es werden ihrer mehr und mehr werden. ,V 2' aber ist kein Kind dieser Ehe, sondern das Neue schlechthin, kein Endpunkt, sondern ein Anfang mit unabFehbaren Möglichkelten. Wer will ihre Grenzen im voraus bestimmen? Wer will ihrer Reichweite in die Todesstille des Weltraumes eine Schranke setzen, wo es keinen Luftwiderstand und keine Luftströmung gibt? Wer will das Optimum ihrei Wirkung noch berechnen, da es dem deutschen Genius nun einmal gelungen ist, den entscheidenden Schritt zu tun und solche Massen über solche Entfernungen mit tödlicher Sicherheit zu schleudern? Wer will denn sagen, wie die Ziele von morgen heißen werden? Wer will nun, da ,V 2' auf ,V r folgte, behaupten, die Deutschen hätten damit ajle Katzen aus dem Sack gelassen? Der Schritt, der aus dem absoluten Nichts auf gänzlich neuen Wegen zu ,V 1* und ,V 2' führte, war entschieden größer und beschwerlicher als jeder, der ihm noch folgen mag. Wie viele Viermotorige müssen gebaut, wie viele Mannschaften müssen ausgebildet, wieviel Nachschub her angeschafft, wieviel Pflege-und Organisalionsarbeit geleistet werden, um die Wirkung eines einzigen ,V 2'-Geschosses zu erreichen? Gewiß die V-Waflfe erzielt ihre Wirkung nur einmal, der Bomber kann mehrmals fliegen, ehe er abgeschossen oder sonstwie verbraucht ist. Aber selbst zwischen einem einzigen Viermotorigen — desFcn materielle Wirkung auch im günstigsten Falle ungleich geringer, dessen psychologische Wirkung, da er nur in der Masse auftreten kann, mit der des V-Geschosses Überhaupt nicht zu vergleichen ist —, selbst zwischen einem einzigen Viermotorigen und einem V-Geschoß besteht ein Unterschied des Material- und Arbeitsaufwandes wie zwischen einem Luxusschlafwagen und einem Viehwaggon." Angriffe im Elsa§ zum Stehen gebracht Neuer Vorstoß bei Aachen gescheitert - Druck in Südunqarn hält an Der n^ißgtückte Angriff auf Tokio Tokio, 28. November. „Der jüngste Luftangriff auf Tokio hai unseren Erwartungen nicht entsprochen", erklärte nach einer Meldung des USA-Nachrichtendienstes der nordamerikanische Brigadegeneral Hansell, der Kommandeur der Bombergruppe, die diesen Angriff ausführte. Einige Bomber hätten Infolge bewölkten Himmels ihr Ziel nicht gefunden und die, die Tokio erreichten, hätten nicht den gewünschten Erfolg (»ehabt. Außer durch L'if'abwehr seien noch mehrere Flugzeuge „atis unbekannten Gründen" als ver-niibu anzusehen. Führerhauptquartier, 28. November. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: .,W\e schon.seit Tagen, wiesen imsere Truppen auch gestern heftige feindliche Angriffe im Maft.s-Brückenkopf bei Venlo ab und bekämpften mit Panzern Bereitstellungen der Engländer mit zusammengefaßtem Artilleriefeuer, Nordöstlich Aachen nahmen die nordamerikanischen Divisionen nach stärkster Feuervorbereitung ihre Großangriffe von neuem auf. Sie scheiterten wiederum in unserem Hauptkampffeld an dem entschlossenen Widerstand unserer Truppen. Die Besatzungen der Werke um Metz behaupteten sich weiterhin gegen feindliche Angriffe odör schlugen sich aus zerschossenen Anlagen zu benachbarten Befestigungen durch. Im Gebiet nordöstlich Bolchen bis in den Raum von Finstingen führten die Nordamerikaner erfolglose örtliche Angriffe gegen unsere Nachtruppen und vergebliche Auf-klärungsvörstöße gegen unsere teilweise begradigten und auf vorbereitete Stellungen gestützte Front. Eigene Panzertruppen vereitelten nördlich Saarburg starke feindliche Durchbruchsversuche. Sie vernichteten in erbitterter Abwehr 43 nordamerikanische Panzerfahrzeuge und damit wesentliche Teile dort angreifenden Feindes. Die Lage im Elsaß ist durch konzentrische Angriffsbewegungen des Feindes aus dem Einbruchsraum von Straßburg nach Süden und durch schwere Kämpfe um die Vogesenpässe und im Raum von Mülhausen gekennzeichnet. Harter Widerstand und wendige Abwehr brachten die feindlichen Angriffe zum Stehen. 33 Panzef des Gegners wurden abgeschossen. London, Antwerpen und Lüttich lagen erneut unter schwerem Feuer. In Mittelitalien kam es nur zu Örtlichen Kämpfen. Bei Gallicano warfen italienische Truppen den Feind aus einer Elnbruchsstelle. Am Lamone-Abschnitt südwestlich Faenza acheiterten feindliche Vorstöße. In Südungarn hält der starke Druck der Bolschewisten aus dem Raum von Mohacs in westlicher und nördlicher Richtung an. Eine größere Anzahl von feindlichen Panzern wurde in den schweren Abwehrkämpfen vernichtet. An der Ostfront verlief der Tag ohne größere Kampfhandlungen. Im Südwestteü des Matra-Gebirges drückten unsere Truppen feindliche Verbände, die dort in die Wälder eingedrungen waren, zurück. Ein örtlich beschränkter Angriff unserer Grenadiere im ostproußischen Grenzgebiet fügte den Sowjets hohe blutige Verluste zu. In Kurland führten die Bolsche-wisten nach dem Zusammenbruch ihrer Großangriffe nur schwächere Vorstöße, die erfolglos blieben. Der Seekrieg vor der norwegischen Küste ist in der letzten Zeit sehr stark aufgelebt. Im Verlaufe des 27. November wehrten deutsche Geleite vor Westnorwegen mehrere Angriffe feindlicher Bomben- und Torpedoflugzeuge ab und brachten sechs von ihnen zum Absturz. Am gestrigen Tage richteten sich die Angriffe der anglo-amerikanischen Bomber und Jäger auf das Gebiet beiderseits des Rheins. Schwere Schäden entstanden vor allem in Wohnvierteln der Städte Offenburg und Köln. In der Nacht unternahmen britische Flugzeuge einen Terrorangriff auf Freiburg im Breisgau, der hohe Personen Verluste und umfangreiche Gebäudcschäden zur Folge hatte. Ein weiterer Nachtangriff richtete sich gegen Düsseldorf-Neuß. Über dem Reichsgebiet herrschte außerdem Störflugtäfigkeit, 19 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen. Ergänzend zum Wehrmachtbericht wird gemeldet: „In den harten Abwohrkämpfen in Kurland hat s-ich das 1. Bataillon dos würt-tembergisch-badischon Grcnadierregiinents 335 unter Führung des mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichneten Hauptmanns Alm durch besondere Tapferkeit aiu^gezeich-net." Es war wie ein gewaltiges Erdbeben Englisches Luftwalfeniager flog in die Luft — „V 2"-Wirkunqen Stockholm, 28. November. 221 Personen wurden gelötet, als am Montag in der Nähe von Barton-on-Trent ein Lager der britischen Luftwaffe in die Luft flog. Eine Ortschfift wurde vollständig zerstört und der ganze Midiandbezirk erschüttert. Es sei, so umschreibt Reuter den „V 1"-Angriff. die schlimmste „Explosion" während des ganzen Krieges gewesen. Rettungsmannschaften des Luftschutzes, die durch britische und amerikanische Truppen verstärkt wurden, arbeiteten fieberhaft, um Verschüttete zu bergen. Unter den Toten 'iefönden sich viele Angehörige der Luftwaffe. Ausgestattet mit Gasmasken, gruben sich die Rettungsmannschaften durch den Schutt, Der ganze Bezirk sehe aus, als ob ein stundenlanges Bombardement auf ihn niedergegangen sei. Augenzeugen berichten, daß die Kraft der Explosion so unerhört war, daß die Gebäude in der Nähe einfach von der Bildfläche verschwanden. Das gesamte Gebiet um die in die Luft gesprengten Anlagen sah aus, als ob dort ein Erdbeben oder ein gewaltiger Luftangriff stattgefunden hätte. Die Erde sei überall in weitem Umkreise mit Bruchstücken und Schutt bedeckt. Viele Bauernhöfe se'en vollständig vom Erdboden verschwunden und Hunderte von Kühen seien getötet worden. Die Bergungsmannschaften arbeiten fieberhaft, um die unter den Trümmern Begrabenen zu retten In der kleinen Stadt Barton-on-Trent, die wegen ihrer Brauereien bekannt ist, fielen die Türen aus den Rahmen und die Fenster wurden eingedrückt, während der Kirchturm des Ortes derart schwankte, daß man schon seinen Einsturz befürchtete. Krankenwagen und Feuerlösch-züge wurden in größter Eile zu dem Unglücksplatz entsandt. Kürzlich traf eine V-Bombe ein Warenhaus Jn vollem Betrieb. Die Explosion rief auch große ZerstÖnmgen in der Umgebung hervor und verursHChte auch im Tnnorn des Sladt-hHuses zahlreiche Schäden. Die Zahl der Toten und Verwundeten soll sehr groß sein. Meine'britisdien Landsleute Von William Joyce Der Verfasser unseres Artikels ist der bekannte britische Rundfunkredner, der in der evglischen Sendung des deutschen Rundfunks sich an seine Landsleute wen-det. Hier erläutert er die jedem Deutschen und Kenner des Bolschewismus unbegreif' liehe Einstellung der Engländer gegen die innere und äußere Bedrohung des Empires durch die Sowjets. Die zweifellos aehr interessninte Frage, v-rie sich denn eigentlich der DurchachnitLsenglän-der zum Bolschewismus und zu der Bedrohung Englands durch Rußland stellt, kann man eigentlich gar nicht beantworten, woil es nämlich in diesem Sinne und in diesem Zusammenhang einen „Durchschnitt" ^^icht gibt. Aber selbst unter dieser Voraussetzung kann man doch wohl so etwas wie eine „majority reac-tion", d. h. eine Auffassung der überwiegenden Mehrheit des englischen Volkes feststellen, die leider auf der völligen Unkenntnis beruht, die dank Presse und Radio in England in diesen Dingen hcrrschl. Außerdem gibt es zwei Minderheiten, nämlich einer.-'eits die extreme Linie, die Stalin anbetet v.'ie einen Heiland, und die Welt mehr durch sowjetische als durch engUsche Augen sieht, und andererseits die wenigen Gutinformierten, die die Gefahren des Bolschewismus sehr wohl erkannt haben, die aber ihre Stimme durch den Wust jüdischer Agitation hindurch nicht zur Geltung bringen können. Ich habe sehr viele Freunde in England, die unmöglich ihre Meinung in den letzten Jahren völlig geändert haben können, daß nämlich Sowjotrußland der wahi'e Todfeind Englands dst, und die sicherlich auch heute noch der Überzeugung sind, djiß der Kommunismus eine Gefahr ist, der unter allen Umstünden mit allen Mitteln begegnet werden muß: aber die meisten von ihnen sind entweder verhaftet oder stehen unter peinlicher polizeilicher Überwachung. Mit der Aufführung der Kommunisten in England brauche ich mich eigentlich nicht zu beschriftigen, denn sie sind kaum von dem Tvp des Verbrechers zu unlev^cheiden, aber ich will kurz die Erfahrung schildern, die ich mit jener Masse des cnglis-hcn Volkes gema.ht habe, die von den Presselnrds eingenebelt worden sind. Noch 1940 war ihnen von solchen sozialistischen oder pseudosozialisi Lechen Führern wie Sir Walter Citrine erzählt worden, daß die Bolschcwisten einen blutigen Angriffskrieg gegen Finnland führten, und jetzt mutet man ihnen zu. zu glauben, daß es F'innland sei, das Rußland angegriffen hätte, und daß, bitte sehr, die 2 Millionen Finnen die 180 Millionen Russen „bedrohen". Diese Leute —- eben John Street, der Mann von der Straße — können weder vei.uehon, warum es nötig war, einen Krieg anzulangen, um zu verhindern, daß Danzig ins Reich zu-liickkehre, noch können sie begreifen, warum Churchill es als eine gute und zweckmäßige Politik ^ansieht, wenn er Slnlin gestattet, sich von Polen so viel ^u nehmen wie er will. Aber leider neigt der Engländer dazu — anstatt solche Frai.'en zu Knde zu denken — sich 3c'b:4 und seinen Freunden immer wieder zu sagen: „Well, das geht über meinen Horizont. Ich v5r-stehe n'ich's davon, aber die Regierung wird ja dafür bezahlt, daß sie sich über solche Dinge den Kopf zerbricnt. Ich habe das Goii sei Dank nicht nötig." Wenn man mich nun fragen wüide. warum ausgerechnet ein Volk, das so denkt beziehungsweise nicht denkt, von der Vorseliung dazu au.serwählt ist, ein gewa'.liges Kmpire zu haben, so ist diie Antwort leiderüe at:v: eben weil das englische Volk ve. ernt hat, politisch zu denken und sozusaren an politischer Geisteskrankheit leidet, dcswer'en \'erllert es sein Weltreich und hat keinerlei Aussicht, adch irgendwie wieder polltisch zu erholeii. Gerade kürzlich erörleite ich mit einigen englischen Gefangenen die Frar^e der englisch-sowjetischen Beziehungen. Die meisten suchten sich mit der eben angeführten Redensart aus der Affäre zu ziehen. Kmige waren probolschewistisch. die meisten aber gaben zu, wenn man in sie drang, daß .<;ie den Sowjets nicht trauten, aber sie be uhigten sich selbst mit der Hoffnung, daß die Engländer .schon irgendwann, wenn nur erst einmal Deutschland geschlagen sei, mit Stalin ein ernstes Woit reden weiden. Wenn ich nrvit diesen Mannern sprach, wurde ich an den Eindruck erinnert, den ich persönlich halte, wenn ich mich m England über dasselbe Thema unterhielt, daß nämlich die Engländer Rußland als ein I^nd ansehen, das furchtbar weit weg liegt, und die Russen als ein Volk das für seine Handlungen gar nicht voll verantwortlich zu machen sei, als Menschen, von denen man eben, was Zivilisation und Kultur angeht, nichts erwarten könne. Die meisten Menschen in England, wahrscheinlich Millionen, betrachten die Sowjetunion als einen nützlichen, wenn auch nicht eerade liebenswürdi«?en Kannllxi^en, den man brauchen ka'm, um Peul .rhian-l zu ve'-schlin-gen. Dabei denken sIp gar nicht darnn. dap nach dianer Mahlzelt der Kannibale sehr viö Seite 2 ♦ Nr. 331 ♦ Äfittwoch, 29. November 1944 MARBURGER ZEITUNG größer und gtärker und entsprechend sehr viel hungriger geworden sein wird. E« ist eben so, dali nur sehr wenige Engländer auch nur die geringste Ahnun? von europaisiher Geschichte haben und die Männer, die heute die englische Politik führen, haben dabei Ja gar nicht die Interessen ihres eigenen Landes im Auge, sondern gehorchen nur dem D;ktcit der Internationalen jüdischen Hochfinanz, Und die Juden haben sicherlich alles uetan, was in ihren Kräften steht, um zu verhindern. daQ die en:»lische Öffentlichkeit über die wahren Zustände In der Sowjetunion und über die wahren Absichten des Bolschewismus aufgeklärt wird. Stahltrustpräsident Stettinius Der neue Außenminister der USA. Stockholm, 28. November Zum Nachfolger des zurückgetretenen amerikanischen Außenministers Cordell Huil ist der Präsident des USA.-Slahltrustes Stettinius bestimmt. Sein Vater hat als Ednksufsagent Morgans für die Aihierten im ersten Weltkrieg sein Vermögen gemacht und war unter Wilson Unterstaatssekretiir im Kriegsministerium. Politik und Geschäft we.ß auch Stettinius in echter Piutokratenart zu verbinden. Als es 1940 41 m;t dem Apparat für Lieferungen an die Verbündeten nicht rasch genug klappte, wurde Stettinius an die Stelle des kränklichen Hopkins gesetzt, mit unverkennbarem Erfolg. Besonders die Beziehungen zu Moskau gingen plötzlich stürmisch in die Höhe. Endlich einer, der ihnen keine christlichen Phrasen, sondern nüchterne Zahlen und Programme vorsetzte. „Endlich kein blauäugiger Idealist, kein ge-ichmeidiger Diplomat cnglischcn Stils, sondern ein hartgesottener, gegerbter Herr, vollständig gleichgültig für alle schönen Abstraktionen", wie eine amerikanische Schilderung ihn treffend zeichnet. Wichtig für die USA. ist im Endeffekt, daß bei den Sowjets größtes Zutrauen herrscht für den Großknpitalisten aus dem Hause Morgan, den^ die Be7:iehungen zu Moskau sind für Rn voit ausschlaggebend. Roosevclt will, das ist sicher der letzte Sinn d'cses Personenwechsels im Staatsdepartement, ein "Werkzeug, das sich ganz seiner Leitun.? unterordnet. Stettinius wird jedenfalls in der Grundlir^e der USA.-Politik nicht.s ändern, in der Technik wird sie noch imperialistischer, noch lück-sichtsloser gegen die kleinen Länder und die kleinen Verbündeten werden, England nicht ausgenommen. Das Ritterkreuz zum KVK Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Kricgsverdien'?tkrcuzosmit Schwertern an Amtschef im Relchsministerium für Rüstung und Kriegsprcvduktion Oberbürgermeister Liebel. Chef des Zentrnlamtes, General der Artillerie Wäger, Chef des Rüstuni?pamtes, und Präsident Kehrl, Chef des Rohstoffamtes und Leiter des Planunt»samtes beim Generalbevollmächtigten für Rüstungsaufgaben im Vierjahresplan. Bischof vor den Toren Roms ausgeplündert Banditen ließen ihm nur die Unterkleidung — Die Gangster hielten ihren Einzug in dia Ewige Stadt Stockholm, 28. November Der römische Korrespondent des „News Chronicle" meldet, daß bewaffnete Banditen kurz vor Rom den Wagen des Bischofs von Castel Angelo anhielten, der von Neapel zum Besuch des Papstes fuhr. „Der Wagen", so heißt es in dem Bericht, „wurde in den Außenbezirken der Stadt angehalten. Bischof Monsignore Giovanni Capobianco wurde seines Kreuzes, seines Bischofringes, seines • Bischofhutes, Mantels, seiner Tunika und seiner weiteren Kleidungsstücke beraubt. Er erschien vor den Toren der Vatikanstadt lediglich in seiner Unterkleidung." Ein weiteres Opfer von Banditen sei der berühmte Arztprofessor Guido Egidi geworden. Nach Verlassen seines Hauses in der Nähe des Hauptbahnhofes in Rom wurde er seiner gesamten Kleidungsstücke beraubt. Hinter der bunt zusammengewürft^lten Front der angelsächsischen Verbündeten in Italien entwickeln sich, wie die nordamerikanische Zeitschrift „Time" berichtet, Verhältnisse, die an Chicagos schlimmste Gangsterzeit erinnern. Der Wagen des polnischen Generals Anders wurde, kurz nachdem ihn der General selbst verlassen hatte, von Banditen angehalten. Militärische Vorräte wurden gestohlen. Ein Kaffeehausbesitzer wurde ermordet. Eine Verbrecherbande, die gefaßt wurde, bestand aus sieben Deserteuren von der Fremdenlegion, einem Deserteur von der nordamerikanischen Armee sowie einem italienischen und fünf spanischen Zivilisten. Das Räuberunwesen erstreckt sich besonders auf die Straße von Rom nach Neapel, auf der sich ein äußerst lebhafter Warenverkehr abspielt, da Neapel Ja Immer noch der wichtigste Nachschubhafen der italienischen Front Ist. Auch in Rom selbst herrschen gut organisierte Gangsterbanden, die vor nichts zurück-schreckcn, wie die Geschichte der Verhaftung einer dieser Banden kürzlich gezeigt hat. Sie begann damit, daß die Militärpolizei In einer Straße Roms einen kanadischen Deserteur in einem Militärkraftwagen festnahm, der mit einer gestohlenen Pistole der nordamerikanischen Polizei bewaffnet war. Nachdem er abgeführt worden war, suchten ein anderer Kanadier und ein nordamerikani.scher Sergeant, den Kraftwagen zurückzubekommen, der von der Polizei bewarbt wurde. Obgleich sie mit scharfen Waffen drohten, wurden auch sie von der Militärpolizei verhaftet, wobei sich herausstellte, daß es sich ebenfalls um Deserteure handeile, die noch dazu schwer geschlechtskrank waren. Als die Polizei versuchte, sie in ein Militärlazarett zu bringen, griffen bewaffnete Banden ein und suchten, sie freizukämpfen. Diese Banden waren zum Teil als Militär- polizei verkleidet, trugen Maschinenpistolen, konnten aber von der wirklichen Militärpolizei durch sehr energisches Auftreten verjagt werden, ohne daß es gelang, einen von ihnen festzunehmen. Von den drei Verhafteten erfuhr die Militär-Polizei Einzelheiten über die betreffende Bande und umstellte dann ein Caf6 von Rom, in dem sie Ihre Zusammenkünfte halte. Es wurden ein weiterer Kanadier sowie flhsif* weitere nordamerikanische Deserteure verhaftet. Erst nach drei Tagen gelang es, den Bandenführer, einen 23jährißen nordarnerikanischen Deserteur, zu verhaften. Wie die amerikanische Zeltschrift hinzufügt, handelt es sich hier nur um einen einzigen Fall, In dem eine solche Bande dingfest gemacht werden konnte. Es gebe genug Deserteure von den vielsprachigen Truppenverbänden der Verbündeten In Italien, um für den kommenden Winter kein besonders friedliches Leben hinter der Front' erwarten zu lassen. Die römische Bevölkerung befürchtet Im übrigen, daß Ihre eigenen, vom Hunger zum Verbrechen getriebenen Räuberbanden von den überseeischen Gästen lernen könnten. Wie die gleiche Zeitschrift berichtet, stahlen Diebe im Vatikan der Schweizer Garde des Papstes die zum Trocknen ausgehängte gesamte Bettwäsche, die bei den gegenwärtigen Verhältnissen unersetzlich Ist. Die Pläne des kommunistischen Belgrad Der Köder der „Volksfront" — Die Enteignungen beginnen Agram, 28. November Der Leiter des kroatischen Propagondaamts, Dr. Ivo Bogdan, setzte sich in der Zeitung „Hrvatskl Narod" imter dem Ttitel „Die Pläne des kommunistischen Belgrad" mit der lügenhaften Behauptung der Tito-Agitation auseinander, wonach das Bsndentum dasselbe darstellt, wie etwa die sogenannte Volksfrontbewegung in gewissen westeuropäischen Ländern, Die Kommunisten Westeuropas hätten entsprechend Moskauer Riichtlinien beweisen sollen, daß der Zweck der sogenannten Volksfronten der des Vcrteidigungskampfcs der Demokratie gegen die faschistische Gefahr sei. In Wirklichkeit sei überall die Volksfront nur als taktisches Übergangsstadium gedacht gewesen, ein kommunästisches Manöver, um durch die Beseitigung der demokratisch-liberalen Gruppen die Bolschewlsten an die Macht zu bringen. Der Bolschewismus verbinde sich 'unächst mit den Schwächsten unter seinen Ge lern, um ihn dann auszuschalten. Nachdem die Bolschewislen In Belgrad Ihren Willen bekundet hätten, allein, ohne Rück- Neue See- und Landerfolge der Japaner Der Feind verlor zehn Kriegsschiffe — Vormarsch in China geht weiter Tokio, 28. November. Sonderformationen der japanischen Armee-luftwafie, die wie die Einheiten des Kamikaze-Korps der Marine ihr Ziel durch Solbstabsturz treffen. ver.sonktcn und besciiädigten am Vormittag des 27. November zehn feindliche Kriegsschiffe bzw. Transporter im Golf von Leyte. In der ersten Welle des Angriffs auf die feindliche SchiPfsansaminlunß versenkten sieben japanische Flieger ein großes Kriegsschiff, vermutlich ein Schlachtschiff, und vier Transporter durch RammstoO ihrer mit Sprengladungen gefüllten Maschinen und beschädigten ein großes Kriegsschiff, vermutlich ein Schlachtschiff oder einen großen Kreuzer, und einen Transporter. Im ferneren Verlauf des Angriffs stürzten sich drei japanische Flieger auf drei feindliche schwere Kreuzer, deren Versenkung jedoch nicht beobachtet werden konnte, da die japanischen Begleitflieger zeitweilig durch Wolken In der Sicht behindert waren. Später stellten sie aber fest, daß die drei Kreuzer sämtlich von der Wasseroberfläche verschwunden waren. Die chincsische Vorttidigungslinie im Nor- jden der Provinz Kwangsi wurde nach einem I Reuterbericht durch japanische Truppen auf I dem Vormarsch auf Hochin unifangen. Hochin I liegt etwa 135 km südlich der Grenze von i Kweichow; es ist jetzt durch zwei japanische Kolonnen, die von Süden und von Westen her-j anmarschieren, bedroht. In China eroberten die japanischen Truppen am Freitagmorgen die Stadt Nanning in der Provinz Südkwangsi. Damit ist ein weiteres bedeutendes Stück der Landverbindung nach Französisch-Indochlna sichergestellt, denn Nanning liegt 120 Meilen von Liutschau und nur 140 Meilen von der indochinesischen Grenze entfernt. Es Ist anzunehmen, daß bei weiterem gleichbleibendem Fortschreiten der Operationen die Herstellung der Landverbindung nur noch eine Frage von Tagen sein kann. Damit ist den Japanern der bisher .schwerste Schlag gegen Tschungking-China gelungen. Zugleich ' sind die strategischen Ziele der Nordamerika-! ner in diesem Raum, zu deren Erreichung sie , in der See- und Luftschlacht bei Formosa I größte Opfer gebracht hatten, als endgültig gescheitert anzusehen. sieht auf Jede andere Gruppe, das Land zu beherrschen, sei es klar, daß sie Im gegebenen Fall dies auch in Kroatien tun würden. Die Belgrader Kommundsten wollten aber nicht nur die Ustascha ausgerottet haben, sondern auch alle Kräfte, die etwa der Hinneigung zur westlichen Demokratie verdächtig seien. Es gehe heute in Belgrad darum, rechtzeitig auch alle diejenigen Gruppen zu liquidieren, die früher sogar vielleicht Mitglieder der „Volks-fronf'bewegung waren. Es ist bezeichnend, daß als erste Weisung Titos nach seiner Rückkehr aus Moskau der Auftrag an die untergeordneten zivälen Amtsstellen erging, überall in den besetzten serbischen Gebieten die noch vorhandenen königlichen Wappen zu entfernen. Sie werden „vorläufig" durch den roten Sowjetstern ersetzt. Tito wartet also gar nicht erst die angekündigten Wahlen ab. sondern er nimmt als Er-gebnds dieser „Volksabstimmung" schon jetzt die Abschaffung der Monarchie und die Ausrufung der „jugoslawischen" Sowjetrepublik als sicher an, die nach seiner Angabe „der Führung einer gemeinsamen Belgrader Zentralregierung" unterstellt werden soll. Auch von der Einsetzung eines provisorischen Regentschaftsrates für drie Übergangszeit, von der noch vor einigen Tagen britische und amerikanische Agenturen wissen wollten, Ist jetzt nicht mehr die Rede. Daß die Sowjets sich In Serbien häuslich einzurdchten gedenken, geht auch aus der Tatsache hervor, daß Titos Agenten, wie die Taß-Agentur meldet, in diesem Gebiete bis zu 30.000 Wirtschaftsbetriebe enteignet haben. Mit einem sowjetischen Flugzeug kam am Montag dn Rom der aus Titos Machtbereich ausgewiesene amerikanische Korrespondent Packard an. Er protestierte gegen seine Ausweisung und erklärte, nach seiner Meinung sei diese auf ein Telegramm zurückzuführen, in dem er berichtet habe, daß man die Bilder Stalins dn zahlreichen Schaufenstern Belgrads habe sehen können, während Bilder von Roose-velt und Churchill „durch Abwesenheit glänzten." Broz-Tlto verbietet also den „Bundesgenossen" den Mund, wenn sie auch nur andeutungsweise von der Bolschewisierung Belgrads berichten. Man kann daraus verstehen, was der sogenannte Innenminister Titos, Zecewitsch, meint, wenn er nach einer Meldung aus Belgrad zynisch erklärt, Jugoslawien werde „derartig demokratische Methoden anwenden, daß die westlichen Demokratien das Programm der jugoslawischen 'Regierung als ungewöhrÄch bezeichnen würden." Originalgetreu übersetzt Aus amerikanischen Zeitschriften und Büchern „Wir Amerikaner kämpfen für die Freiheit und wollen niemanden unsere Ideen und Überzeugungen aufdrängen. Da diese aber tatsächlich die elmig vernünftigen in der ganzen Welt sind, müssen wir verlangen, daß alle Welt so denkt und handelt wie wir." (New York Post, 1941, 7. Januar) „Die deutscfien Frauen bleiben selbst dann ihren Männern treu, wenn sich diese nach der Ehe als schlechte Geschäftsleute herausstellen und ihnen nichts bieten können. Das spricht für ihre Unselbständigkeit und Dummheit". (Bttlletin des Women's City Club von Cincin-nati V. 15. April 1941) „Die deutschen Waren sind di« solidesten der Welt. Das kann sich nie rentieren. Für unsere Ausfuhr aber sind sie eine große Beeinträchtigung, eben weil sie gut und haltbar sind. Wir viüssen daher Deutschland veranlassen, ebenfalls Massenwaren herzustellen.'' (Nero York Journal of Commerce, 23. Juni 1934) „Man spricht zuviel von den wundervollen alten Schlössern, Burgen und Kathedralen in Europa. Ich habe sie mir alle angesehen, finde sie unmodern und zu nichts nutze. Ich wette, wenn wir wollten, könnten wir jederzeit viel größere und schönere bouen." (An American Woman in Europa, Buch, 1940, New York) „In Europa gibt es Bettler, die es in ihrem ganzen Leben auch nicht zum kleinsten Bankkonto bringen. Sie verstehen ihr Geschäft nicht, trotzdem es soviel leichter wäre als das unsrige. Die Europäer sind alle sentimental." (As a Tramp Round the World, Buch, C. Bennett, New York 1941) „Es ist Zeit, daß lüir uns einmal in christlicher Nächstenliebe der Kinder unserer Urväter, der Europäer, annehmen. Sie sind vollständig heruntergekommen und verstehen nichts mehr von Gott und dem Geschäft. Ihre Kirchen sind arm." (Zuschrift an den Christian Science Monitor, 11. April 1943) Attentat auf Honduras Präsidenten Genf, 28. November. Wie die in Mexiko erscheinende Zeitung „El Exelsior" auf Guatemala berichtet, wurde kürzlich ein Attentat auf General Tiburcio Carias Andino, den Präsidenten von Honduras, verübt. Der Präsident wurde verwundet, sein Chauffeur getötet. Druck und Verlag Marburger Verlags- und Dntckerel-Ges. m. b H, — Vorlagsleltung Egon Baufngartner, Hauptschrlftleltun« Anton 0«?rsfhack. be.de in Marburg ■. d. Drau, BfidgaüFe 6 Zur Zelt für Anzeigen die Preisliste Nr, S gültigl „Die neimal im reinen Liclife" Zum 100. Geb urtstag des Diclifers Timm Kröger Wenige Dichter haben mit so weiser Beschränkung ihr poetisches Feld eingegrenzt wie Timm Kröger, der holsteinische Bauernenkel, dessen Geburtstag sich am 29. November zum 100. Male jährt. In Ost- und Westpreußen, wo er in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts teils als Siaatsan-walt, teils als Richter wirkte, um dann in seine meerumschlungcne Heideheimat für immer zurückzukehren. wird sich seiner Persönlichkeit kaum noch jemand erinnern, zumal der stille, zurückhaltende Munn sich als Jurist mit Vorliebe in vergilbte Gerichtsakten versenkte, aus denen er manchen novellistischen Stoff schöpfte. Von Kröger gibt es nur ein knappes Dutzend Gedichte. Und doch war er ein heimlicher Lyriker, Viele seiner kurzen Novellen sind vollendete Prosalyrik. Kröger war, wie der Dichter Gustav Falke Kact, tln Zauberer, im geheimen Bund mit den Unterirdischen, die im Schöße der Erde die SamenkiJrner pflcien, und mit jenen, die im M )')rwasser sit/en und ihre Pfeife rauchen, daß es wie o^n Mebnl weit über d e stille H'?ide z'ehl; oder die dem Menschen heimlich ein Bein stellen, wenn er so mir nichts dir nichts dnhrrslnpft, und mit einmal lle^t c* auf der Nase; und ebenso an den Überlrd'schen, d'e einen so schnöde Gefallenen '.V l"r nnfi'ir'iten. Iii den Bänden „Aus aller Truhe", „Leute eigener Art", „Des Lebens Wegzölle" und namentlich „Dem unbekannten Gott" stehen Novellen, die zu den besten neuerer Zeit gehören. Wenn auch „die wolkenschwere Melancholie Schleswig-Holstein", von der Liliencron so gern sprach, über vielen von ihnen Hegt, so schimmert schließlich doch fast Immer ein befreiender Hoffnungsstrahl in des Dichters Auge, so bleibt doch die Gesamtanschauung Krögers bestgläubige Lebensfreude, die aus dem Urquell germanischen Empfindens schöpft. „Ich bin*', sagte Timm Kröger, „Heimatdichter, weil mir die Sehnsucht nach Jugend und Heimat die stärksten Impulse gibt." Und Gustav Falke., den Timm Kröger hochschätzte, schrieb über ihn; „Man muß das deutsche Voll: zu den Dichtern führen, die abseits vom großen Markte ihrem Gott und — ihrem Volke dienen, indem sie ihm seine Arbeit, seine Art und seine Heimat in einem reinen Lichte zeigen, verklären und ihrer Liebe immer wieder aufs neue näheibringen." Johannes Günther Der ehrliche N arr>e Franz Stel/hnmtr, der cnlzlgartlge Dichter,» der Klassiker In der Mundart seiner Heimat Oberösterreieh, war noch ein Bühl, da erzählte ihm eines Tanes die Ahnl von dem Martlrt, dem Bruder ihres Mannes, der ein großer sau- berer Mensch gewesen und immer für sich etwas Besonderes hatte haben wollen. Zuletzt litt es ihn daheim nicht mehr, er ließ sich anwerben und ging zu den Dragonern, Danach hörte man nichts mehr von ihm Es kam der Bayerische Erbfolgckrieg, die Gegend war voll Militär, und als auch Dragoner da waren, forschte die Ahnl nach dem Martin, , Stelz-hamer?" sagte man ihr, „Stelzhamer haben wir keinen, aber ein Stolzhammer dient wohl." „Nein", sagte die Ahnl, „Stelzhamer wie ich und mein Mann muß er heißen, das Stolzsein tragt's uns nit." Nachher aber wurden sie Inne, daß dieser Stolzhammer tatsächlich der Marlin gewesen war, dem sein ehrlicher Name nicht schön genug gewesen und der Ihn in holTärtiger Weise verändert hatte. Da unterbrach der kleine Franzi die Erzählung der Ahnl. Ihm gefiele, sagte er, was der Martin getan, und als Soldat mit Helm und Säbel hoch zu Roß täte er dasselbe. „Stelzhamer wann oans schreit, kling just wler a hülzaras Glachta." Patsch! saß ihm von der umgekehrten Hand dej Ahnl eine Schelle im Gesicht. „Unser Name ist schrtn. Er müßt nur durch dich ein Mal krlrgen. Unser Name ist schön wie Adrimnnnscdcr!" Das hat der Bub nicht rlelch vers+and'^n, sondern erst viele Jahre st üter. Als er es erzählte halte rr d^m sch^n einen schöneren Klnnr» geT'b^n als rin ,h(jl''Rra«? Glachta" und konnte den Mann imd da«? Bübl verplelrhf n; ,.T^"loanr'r F'nnzl, mit'm Sc'nil-ranzl; großer Franz voll Gluet und Glanz." Max Meli Puccinis narkofisdie Musik Die Werke Giacomo Puccinis, dessen 20. Todestag wir heute begehen, haben Revolutionen und Weltkriege überdauert, und Generationen berauschten sich an dem heißen Atem ihrer narkotischen Melodien. So faszinierend seine Opern Tosca, Butter-fly, Boheme und Turandot auch sein mögen, immer war es das Opium einer betäubenden Leidenschaft, das seine Wirkung auf die Hörer nie verfehlte. Bei dem großen technischen Können Puccinis, seiner raff n'erten Behe t-schung des Instrumentalen, das leise an Richard Sirauß gemahnt, ist seiner Musik immer ein innerer verdichteter Ausdruck ehen, sie geht, ob man will oder nicht, auf d'e Nerven, aber nicht auf das Herz. Den Grund dafür könnte man in der Anwendung oft brutaler Effekte und in einer abfjefelm'on Theatralik suchen, dennoch aber besticht der architektonische Bau seiner Werke, die sich die Welt eroberten. Pu|cliä wurde am 22. Dezember 1858 als Sproß einer alten Musikerfamilie zu Lucca tieboren. Seine erste Au.sbildung genoß er daher im Vaterhause, f^inlge wohlge'ungcne Kompositionen verschafften ihm ein Stipen-j dium, das ihn in den Stand setzte, am Mal-I l'ind?r Konservatorium seine Studien mit Er-I folg fortzusetzen Es folgte ein Leben rastlosen I Schaffens und großer Erfolge, nach denen sich Puccini auf seine Villa del Torre oder nach Viareggio zurückzog. Am 29. November 1924 starb br in Brüssel. Theo Burda MARBURGER ZEITUNG Mittwoch, 29. November 1944 * Nr. 331 ♦ Seite S Jetzt'ist.es Zeit zum Wühlmausfang Emern gefürchteten Gartenschädling wird der Krieg angesagt Der große Schaden, den Wühlmäuse vor allem in den Obstgärten machen, ist deshalb •chwer einzudämmen, weil die Anwendung mancher Bekämpfungsmittel teils zu kompliziert ist, teils zu teuer kommt, meist auch zeltgebunden ist oder die Bekämpfung selbst un-•achmäßig zugeführt wird. Von den verschiedenen Arten der Wühlmausbekämpfung wie Fang durch Köder usw. sei hier die Methode des Fanges mit einfachen Drahtfallen besonders hervorgehoben. Sie stellt keine großen Anforderungen an Arbeitsaufwand und Geld und hat sich richtig angewendet, bisher noch immer bewährt. Allerdings will diese Art des Fangens gelernt sein, um nicht von den Wühlmäusen genarrt zu werden oder bestenfalls statt der Wühlmaus den so überaus nützlichen Maulwurf zu fangen. Wenn dieser auch manchmal von Bauer und Gärtner nicht gerade gellebt wird, so ist doch zu bedenken, daß er als Feind der Wühlmäuse, deren Junge er tötet, unter allen Umständen geschont werden muß. Schon das Auffinden eines Wühlmausganges Ist nicht leicht, denn er ist äußerlich dem Maulwurfsgang ähnlich. Dem geübteren Auge allerdings fällt der Unterschied auf: Gänge der Wühlmäuse sind Im Gegensatz zu denen der Maulwürfe ungleichmäßig, dabei etwas grob-schollig, wobei die Erde meist mit Wurzeln untermischt ist. Manchmal findet man bei Ihnen auch aufgeworfene Hügel wie beim Maulwurf. Daher sucht man sich mit einem langen Messer den Gang und sticht sodann ein Stück Rasen oder Erde so aus dem Boden, daß die Gangöffnung unterbrochen Ist. Daraufhin kann man leicht feststellen, ob es sich tatsächlich um einen Wühlmausgang oder den eines Maulwurfes handelt. Maulwurfsgänge sind kleiner, regelmäßig rund und an ihren Wänden glattgescheuert, wogegen man Wühlmausgänge neben ihrer Größe vor allem auch an der lok-keren, krümmeligen Erde am Gangboden erkennt. Nun Ist noch festzustellen, ob der Gang bewohnt oder unbewohnt Ist, um sich unnütze Arbeit durch Fangenstellen zu ersparen. Unbewohnt ist der Gang, wenn Wurzeln In ihn hln- elnhSngen oder Spuren von Schneckenlelm oder Schnecken selbst darin vorgefunden sind. Wird nun die Bekämpfung der Wühlmäuse mit Drahtfallen, sogenannten „Scherelsen" durchgeführt, so haben diese den Vorzug, neben ihrer besonderen Preiswürdigkeit ohne Köder verwendbar zu sein. Man benötigt davon zwei bis drei Stück, und zwar für jede Gangöffnung eine. Eine Arbeit, von deren Sorgfalt der Erfolg so erfolgen muß, daß auch schon das geringste Berühren das Emschnap-pen veranlaßt. Nun werden die Fallen vorsichtig in die beiden Gangöffnungen eingeführt, worauf man die Öffnung mit dem zuerst entfernten Rasenstück oberflächlich bedeckt. Durch Licht und Zugluft angelockt, kommt die Wühlmaus aus ihrem Bau, um die Gangöffnung mit Erde zu verschließen. Dabei berührt sie die Falle und fängt sich. Mißerfolge treten meist dann auf, wenn die Fallen zu fest aufgestellt werden, daß sie bei Berührung durch die Maus nicht einschnappen, wodurch das Tier gewarnt wird. Ba kann vorkommen, daß in «Inem Gang mehrere Mäuse vorhanden find, was besonders nach der Zelt der Vermehrung der Fall ist. Das zeigt sich dadurch, daß nach dem Abfangen einer Maus das Gangloch verstopft wird. In diesem Fall müssen die Fallen erneut eingelegt werden. Die geeignete Zelt zum Wühlmausfang ist der Herbst und das Früh-Obstbauinspektor Brezina Feuerlöschteiche bei Frost Bei «intretendem Frost ist es erforderlich, das Zufrieren der Feuerlöschteiche zu verhindern. Um für den Bedarfsfall eine eisfreie Entnahmestelle zu erhalten, hat sich das Elnfrle-renlassen einer alten Holztonne oder eines sonst nicht mehr verwendbaren Holzfasses am Rande des Teiches bewährt. Das Faß ist zweckmäßig mit Laub, Stroh und Heu zu füllen. Der Fußboden muß so tief in das Wasser eingelassen sein, daß er auch bei starkem Frost noch unter der zu erwartenden Eisdecke abschließt und im Bedarfsfalle rasch eingeschlagen werden kann. Wenn Schnee gefallen und die erste tragfähige Eisdecke gebildet ist, kann auch durch eine gleichmäßige SchneescMcht von mindestens einem halben Meter Höhe auf einen Teil der Eisdecke die Bildung einer dickeren Eisschicht verhdndert werden. Für die Frau Warum Pflanzen dem Licht zu wachsen Eins Entdeckung des Botanikers Dr. Gottlieb Haberland Gefliigelfedem nicht wegwerfen Der Krieg hat uns auf allen Linien sparen gelernt; nicht nur mit Lebensmitteln und Bekleidungsware, sondern auch mit den Dingen, die wir sonst achtlos weggeworfen habea Das gilt auch für die Hühnerfedern. Früher waren für uns nur Gänse- und Entenfedern wertvoll — allenfalls auch die Federn von Truthühnern — aber die Hühnerfedern wanderten zum Großteil auf den Misthaufen. Jetzt aber darf kein Federchen verloren gehen. Für Flüchtlinge und Bombengeschädigte mit Ihren Kindern werden Polster oder Federdecken benötigt. Auch die Pölster für unsere Verwundeten müssen immer wieder nachgefüllt werden. Jede Landfrau kann ihren Teil dazu bedtragen, indem sie sich die kleine Mühe nimmt und das Schlachtgeflügel trocken rupft, denn nur so sind die Federn brauchbar. Sie sind dann in einem luftigen Behälter In einem trockenen Raum zu sammeln und sollen ndcht zu lange liegen bleiben, sondern bei der Ortsgruppe oder der nächsten Eiersammelstelle abgegeben werden. Von dort werden sie auf raschestem Weg der mit der Erfassung beauftragten Firma zugeführt, die sie dann der Bettfedemindustrie weitergibt. Mit dieser kleinen Spende wird vielen Volksgenossen zu einem warmen Bett verhelfen. Warum wachsen alle PfLanzen nach dem Licht hin und warum ziehen sich viede mimosenhaft zurück, wenn man sie berührt? Diese Fragen beschäftigten Wissenschaftler wie Laien, bds es dem deutschen Botaniker Prof. Dr. Gottlieb Haberland, der viele Jahre an der Grazer Universität wirkte, gelang, nach Langen Forschungen die Antwort zu finden: daß zwischen Tier und Pflanze kein prinzipieller Unterschied bei der Aufnahme äußerer Reize besteht, daß also auch die Pflanze bestimmte Sinnesorgane besitzt, die sie befähigen, Reize wie Licht und mechanische Berührungen zu empfinden und darauf zu reagieren. Das war 1 eine der grundlegenden Entdeckungen Gottlieb Haberlands, die eine vollkommen neue Perspektive für das Gebiet der PflanzenleJire eröffnete, Haberland, der Sohn eines Agrikulturchemikers aus Ungansch-Altenburg, der schon vom Vater die ersten Anregungen für seine späteren Arbeiten empfangen hatte, war Schritt für Schritt zu dieser Erkenntnis gelangt, daß zwischen dem Tier und der Pflanze In vielen Beziehimgen Ähnlichkei'tei^ Ja, Übereinstimmungen bestehen. Er wandte weiter die Darwinschen Lehren und Gedanken der stufenweisen Entwicklung und Anpassung der Lebewesen auch auf das Pflanzenreich an, wies die wechselseitige Beziehung zwischen dem Bau und der Leistung der Pflanze nach und baute mit diesen Erkenntnissen und Ergebnissen eines langen Forschens und Sucheni» ein Gebiet der Biologie, das blsiher noch als unbekannt galt, zu edner ungeahnten Weite aus: es war das G«biei der physiologischen Pflanzen an atomie. M<)n wußte nun, warum sich die Pflanze nach dem Licht richtet, warum die Mimose t>ei der geringsten Bewegung Ihre Blätter rusammenrollt und w>arum das Wachstum einer Pflan/e nur bis zu einem gewissen Grade von ihrer Umgebung, zum größeren Teil aber von Ihrem inneren Bau, von ihren natürlichen Eigenschaften, abhängt. So wurde Gottlieb Haberland der Nestor Jetzt weiße Rüben einlegen Zur Zeit kommen gruüere Menden weißer Rüben zur Ausgabe, die in unserer Vorratai» wirlsciialt und zur Krgcauung der Gemüsever<> Borgung Verwendung finden sollen. Auf eint nocamaiige Belieferung mit weißen Rüben ist nicht zu rechnen, da aus kncgiibedinglen Gründen zenlraid La^er nicht angelegt werden können. Hausfrauen! Nutzt die jetzt gebotene Gelegenheit und sorgt dafür, daß die jetzt reichlich anfallenden weiLien Kuben ihre nutzbringende Verwertung finden. Im Keiler eingelagert oder wie bauerluaut ciugciäucrt, hallen sie lange Zeit vur.^Auch als frisches Gemüse sind sie bei richtiger Zubereitung schmackhaft und gesund. Wir bringen hier eme Anleitung zur Haltbarmachung Uiid einige gute UczcpLe; Rüben eingesäuert: Die Uubcn werden geschalt und gewaschen, feinnudlig geschabt, mit Salz gut dureilgemengt (etwa i dkg auf 1 kg) und mit Kummei gewürzt. Sie werden dann, wenn kein HoizfaJchen vorhanden ist, in einen Steingut- oder Tontopf, eingedrückt, mit Wasser gut befeuchtet, mit einem Teller oder Breltchen bedeckt und mit einem nicht zu Bciiweren Stein beschwert etwa 14 Tage in einem wannen Raum (Küche) stehen gelassen, um eine Gai ung durchzumachen. Wenn sie fertig sind, muß man sie an kühlem Ort aufbewahren. Eingelagert; Stehen Gefäße zur Einsäuerung nicht zur Verfügung, so hat die Hausfrau vielleicht doch die Möglichkeit, die Huben in ihrem Keller aufzubewahren. Man schüttet etwas Erde oder Sand, der aber nicht staubtrocken sein darf, auf und bettet die Rüben hinein. Rüben-Eintopf: 2 dkg Fett, 1 dkg Zucker, Zwiebel odei Porree, 10—15 dkg fa-schierlcs Fleisch (kann auch wegbleiben), 1 kg Rüben, Salz, 15 dkg Grütze. — Die Grütze läßt man in dreimal soviel Wasser aufquellen, Zuk-ker und Zwiebel werden in Fett hellgelb gedünstet, das Fleisch und die klcinwürfelig ge- der Pflanzenanatomie. Der Gelehrte vollendet schnittcnen Rüben dazugegeben und unter am heutigen Tage in Berlin-Wilmersdorf sein i wenig Wasserzugabe solange gedünstet, 90. Lebensjahr. Prof. Haberland, der in Un- i Rüben fast weich sind Nun gibt man garlsch-Altenburg geboren wurde, begann ■ seine akademische Laufbahn 1879 als Privat- i dozent In Wien, wirkte später in Graz, wo er j 1888 die Ernennung zum Ordinarius und Rektor des Botanischen Instituts und Gartens an deein einen weniger, dem anderen mehr, aber auf alle Fälle sind sie größer als Je zuvor. Wenn wir sie überblicken, zweifeln wir oft selbst daran, sie ertragen zu können. Und trotzdem sind wir unter ihren Lasten nicht zusammengebrochen. Wir stehen vielmehr fester und entschlossener auf unseren Füssen als je. Die Zeit, die wir in diesen Wochen- und Monaten durchleben, macht hart, sie wird uns noch härter machen. Und je stärker und entschlossener wir sind, um so erträglicher werden uns die Sorgen erscheinen, die noch unser harren. Denn daß wir auch ihrer Herr werden, darüber darf für uns kein Zweifel bestehen, Aber trotz allem gibt es in unserem Leben doch noch immer Kleinigkeiten, an denen wir uns herzlich freuen können und die uns den Alltag verßes.sen machen. Wenn wir uns tagsüber auch wegen dieser oder jener Unannehmlichkeit ereiferten, so vermögen ein gutes Buch, eine freundschaftliche Aussprache, ^in schönes Rundfunkprogramm oder eine in den gebotenen Grenzen gehaltene fröhliche Gesellschaft hinwegzuhelfen über so manches. Da sind freilich Allzueifrige unter uns, die fast jegliche Art der Zerstreuung als „nicht der Zeit angepaßt" bezeichnen. Aber warum denn? Ist etwa unserer inneren Stärke und i damit dem ßroßen Ziel gedient, wenn wir uns | von den alltaglichen Sorgen treiben und durch j sie /ermürbcn lassen? Sicherlich nicht! Und darum wollen wir ernsthaft unsere I Pflichten erfüllen, aber zugleich nach dem! Schiinen und nach dem Fröhlichen greifen, | wo es sich uns bietet. Mehr denn,je gilt heute ' das Wort von der Kraft durch Freude. N.J. | Neu6S Lichtspieltheater in üntersteiei j Als fünfte Neugründung dieser Art im 1 Kreis Pettau seit der Heimkehr der Unter- \ Steiermark ist die Schaffung einer neuen Kul- | turstätte ein bedeutsames Ereignis, das in der Zeit des Existenzkampfes einer ganzen Nation 1 zum Sinnbild deutschen Kulturwillens wird. J Dieser Eindruck beherrschte alle Besucher des : neuen Filmtheaters in Sterntal, Ortsgruppe ' Bergneustift, Kreis Pettau, die sich zur Eröffnung am 24. November eingefunden hatten. In vorbildlicher Zusammenarbeit zwischen politischer Führung und den übrigen niaßgeb-lichen Stellen, vor allem der Betriebsführung, war der Raum geschaffen und bei aller Einfachheit geschmackvoll ausgestaltet worden. Die tatkräftige Unterstützung der deutschen Filmtreuhandgesellschaft Zweigstelle Marburg ermöglichte die Einrichtung einer erstklassigen Tcnfllmanlage. Direktor Freiberg gab in seiner Eröffnungsansprache der Genugtuung darüber Ausdruck, daß den Bewohnern und allen Werktätigen in der Gemeinde Amtmannsfeld damit eine Stätte der Erholung geschaffen werden konnte und zugleich ein würdiger Raum für Kundgebungen und Versammlun-Rcn. Anschließend sprach der Zellenführer von Sterntal und nach ihm umriß Kreisführer Fritz Bauer die innige Beziehung der hier ge- Am 3. Dezember: Opfersonntat für das Kriegs-WHW! Neue Aoschriften der Kreisfühnmg Maiburg-Stadt vielfachen Anfragen entsprechend geben wir nochmals die Anschriften aller Amter der Kreislührung Marburg-Stadt bekannt, und zwar sind zu erreichen: Der Kreisführer, Domplatz 20, Rufnummer 29-17/2, 25-76. Kanzlei des Kreisführers, Domplatz 20, Rufnummer 29-17/2. Führunpgsamt I, Domplati 20, Rufnummer 29-17/2, HAG-Personal, Domplati 30, Rufniunmer 29-17/2. Führungsamt II, Damplatz 20, 20-17/2. Sachbearbeiter dos Kreisführers, Domplstz Nr. 20, Rufnummer 29-17/2. Stellungsbau, Domplatz 20, Rufnummer 29-17/2. Verwaltxmfisamt, Domplat« 20, Rufnummer 29-17/1. Art>eit8podlti8chQs Amt, Domplatz SO, Rul-wummer 29-17/5-6. Bannführung Deutsche Jungend, Domplatz Nr. 20, Rufnummer 29-17/2. Amt Wehrerziehung, Kimtnerstraße 19, Rufnummer 25-15. Amt Volkswohlfahrt, Te^etthofEstraße 12, Amt Frauen, Viktringhofgasse 16. Amt Volkbildun^, Tegetthoffstraße 10«, Rufnummer 23-37. Ortsgruppe Marburg IV, GrillparzeratraB« Nr. 26, Rufnummer 30-21. Lle^enschaftswesen-Bundeafihg., KirntiMi^ Straße 5, Rufnummer 30-10. Die Dienststelle des Reiohskommifisars Festigung Deutschen Volkstums befindet sich in Marburg, G«richtshoigaMe 9, Femruf 21-26. Tapteiei DntnsttiiH Aua der Ortsgruppe Marburg III, Kr«te Marburg-Stadt, wuMe* Unteroffizier Marti» Wodeb mit dem EK 1. Kl. auagezeichnet. Was die nächste Lebensmittelzuteilung bringt In der 70. Zuteilungsperiode für Lebensmittel, vom 11. Dezember bis 7. Jänner, bleiben die Rationen an Brot, Mehl, Fleisch, Butter, Margarine, Schlachtfetten (nur auf Zusatzkarten), Quark, Getreidenährmitteln, Teigwaren, Kaffcemitteln und Vollmilch unverändert. Auf die Abschnitte C und D der Grundkarte für Normalverbraucher sowie C, D, E und F für Jugendliche werden je 125 g Butter abgegeben. An Stärkeerzeugnissen werden wieder, wie im laufenden Abschnitt, die Anweisungen über je 25 g nur mit der halben Warenmenge beliefert. Auf den Nährmittelabschnitten der AZ-Kar1.en wird diese Kürzung von der 71, Zuteilungsperiode nachgeholt, so daß in der 70. Zu-teilungsperiode diese Abschnitte mit der aufgedruckten Menge zu beliefern und abzurechnen sind. Die eineinhalbfache Mengenabgabe bei Sauermilchkäse wird ab Beginn des 70. Zu-toilungsabschnltts, also vom 11. Dezember ab, aufgehoben. Von diesem Zeitpunkt an gilt für Sauermilchkäse die gleiche Abgaberegelung wie für die anderen Käsesorten. Unberührt bleiben die Bestimmungen über Abgabe von Sauermilchkäse und von Koch- und Schichtkäse an Stelle von Quark. Speiseöl wird in der 70. Zuteilungsperlode nicht zugeteilt. Alle Margarine-Kleinabschnitte berechtigen also zum Bezüge von Margarine. Die Versorgungsberechtigten von 10 bis 18 Jahren bekommen in der 70. Zuteilungs-periode 200 g Marmelade. Mit Rücksicht auf die Ver.sorgungslage wird künftig verstärkt Kunsthonig statt Marmelade ausgegeben. Soweit die Verbraucher nicht Zucker beziehen, müssen sie also damit rechnen, künftig auf die Marmeladeabschnitte in stärkerem Umfang Kunsthonig zu erhalten, wobei 125 g Kunst- honig statt 200 g Marmelade abgegeben werden. Zu Weihnachten erfolgt in diesem Jahre lediglich eine Sonderzuteilung von 250 g Fleisch oder Fleischwaren und zwei Eiern für alle Verbraucher. Außerdem erhalten Kinder und Jugendliche bis zu 18 Jahren je 125 g Süßwaren. Die Weihnachtszuteilungen an die Wehrmacht, die Schutzgliederungen und an den RAD einschließlich für die Urlauber dieser Gliederungen sind besonders geregelt, sie erhalten also die genannten Sonderzuteilungen des Zivilsektors nicht. Für die Sonderzuteilung berechtigen die Abschnitte Z 1 und Z 2 sämtlicher Grundkarten der 70. Zuteilungsperlode zum Bezüge von Je 125 g Fleisch, soweit sie nicht den Aufdruck SV haben. Auf Z 3 der Grundkarten' Jgd, K, Klk und Klst gibt es 125 g Süßwaren, während die Eier auf die Abschnitte 1 und 2 der Elerkarte abgegeben werden. Der Ausgabezeitpunkt für die beiden Eier wird durch die Ernährungsämter örtlich bekanntgegeben. Das Fleisch und die Fleischwaren müssen in der Zeit vom 11. Dezember bis 24. Dezember bezogen werden; möglichst frühzeitige Abnahme ist erwünscht. Zur Entlastung der Zuckergroßlager sind die Verbraucher verpdichtet, in der 70 Zuteilungsperlode den Zucker der 71. und 72. Zuteilungsperiode vorweg zu beziehen. Daher enthalten die Grundkarten Zuckerabschnitte auf Insgesamt 1750 g; sie sind nur während der 70. Zu-teilungsperlode gültig. Die Eier und das Fleisch werden an alle in- und ausländischen Verbraucher sowie die Gemeinschaftsverpflegten — mit Ansnahme der genannten Wehrmacht usw. mit ihrer Sonderregelung — ausgegeben. Vollselbstversorger bekommen kein Sonderfleisch, Eierselbstversorger nicht die Eier. Ein Waggon Altpapier erspart 105 Bäume leisteten kulturellen wie politischen Arbeit j m.t der gesamten Bevölkerung und stellte die , Verwirklichung dieses Filmtheaters gerade in i der jetzigen Zeit als Zeichen deutscher Stärke | heraus. Als Eröffnungsvorstellung wurde der Film ..Das Herz der Königin" in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal gezeigt und e!n:',angs die Deutsche WocHenschau, deren , Bilder von der Ausbildung des Volkssturmes auf alle Zuschauer besonderen Eindruck , machten Der „verbesserte" Bezugschein. Einen recht naiven Betrugsvcrsuch unteiTiahm die 36 Jahre alte Landarbeilerin Julie Berger in Stamm-bach in der Oststeierrnark. Sie machte auf einem für sie ausgestellten Bezugschein aus einem Meter zwei. Als sie damit in einem Geschäft in Feldbach die Ware einkaufen wollte, wurde die Fälschung erkannt. Die Berger wurde au dreieinhalb Monaten Gefängnis vorurteilt. In und neben den Mülleimern liegen immer noch Schachteln und weggeworfenes Papier, auf Marktplätzen und Straßen treibt der Wind den Rohstoff Altpapier davon, in den Büros und Betrieben sowie Haushaltungen liegt das überflüssige Papier herum, obwohl wir nicht genügend Schleifholz aus den Wäldern für die Pappefabriken heranbringen können. Es ist tatsächlich so, daß kein anderer Roh-.stoff so billig auf der Straße liegt, aber auch, daß keiner wegen seiner Wertlosigkeit im einzelnen und seinem meist großen Transportraumbedarf so schwierig zu sammeln ist. Auf dem flachen Lande ist es kein Problem: die Zeitung, das Wochenblatt der Bauernfamilie gehen ihren W^eg. Die Düngemitteisäcke usw. werden abgeliefert. Es bleiben Schachteln aller Art, alte Bücher, die von den Schulkindern meist erfaßt werden. Dann nber hat es seinen Haken bei der Abholung des Altpapiers von dem Schullugor! Wir hohen keinen übrigen Treibstoff, um wegen einiger hundert Kilogramm Altstoffe mit dem Hiindlerauto herumzufahren. Damit der nächste Frachter die Altstoffe mitnimmt, müssen sie eingesackt sein, Gemeinden und Schulen auf dem Lande werden sich auch zu diesem Kriegsdienst unter Einsatz von Altersrentnern und Schülcrn be-reitflnden, wenn es nicht anders geht. Wir können auch auf die Altpapierbestände der Landkreise nicht verzichten, solange der Kriegs- bedarf an Pappe, Dachpappe usw. ständig steigt Die Hauptmengen des Rohstoffes Altpapier fallen jedoch in den Städten an. In der Gauhauptstadt Graz hat die Bevölkerung die Möglichkeit, neben den übrigen Altmaterialien das Altpapier zu den wöchentlich zweimal geöffneten Sammelstellen der Ortsgruppe zu bringen. Ein Beispiel, das auch in allen anderen Städten Nachahmung finden sollte, Folgende Merksätze müssen beachtet werden: Zum Feueranzünden nur verschmutztes Altpapier verwenden. Nicht unnötig Altpapier verheizen. Das Altpapier glätten und bündeln, um Raum zu sparen. Auf dem Lande soll das Altpapier zur Abholung durch die Schulkinder bereitgelegt werden. Kein sauberes Altpapier wegwerfen, keine Schachteln usw. zum Müll, auf die Straße oder zum Kehrichthaufen werfen. Bei der Altpapiersammlung ist zu bedenken, daß ein Waggon Altpapier zu 10.000 kg einen Waggon Faserholz und damit dem heimischen Wald 103 Fichtenstämme einsparen hilft. Die Mühe aber, bis ein Waggon Altpapier gesammelt, in kleinen Mengen abgefahren, verpreßt und bahnverladen ist, dürfen wir uns nicht verdrießen lassen. Wenn jeder ernstlich will und sich den Rohstoffwert des Altpapiers stets vor Augen hält, wird auch die Altpapier-Disziplin sich weiter bessern. An nnseie Bezieheil Für die Hindenburgstraße, Forstnergasse und Scheffelgasse in Marburg liegt die „Marburger Zeitung" für die Bezieher in der Bäckerei Sa-muda, Hindenburgstraße 9, zum Abholen bereit; für die Artur-Mally-Gasse und Richard-Wag-ner-Straße in der Traflk Strohmaier, Hindenburgstraße 3; für die Lessinggasse, Josef Straß« Nr. 25 bis 37, Bancalarlgasse 1 bis 8 imd Werk-stättenstraße 1 bis 26 beim Kaufmann Scherial, Bancalarigasse 2; für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Platz, Poberscherstraße, Marburger Hof, Kirchenplatz, Berggasse und Josefstraße 1 bis 11 In der Trafik Jeglltsch, Friedrich-Ludwig-Jahn-Platz. Unsere Bezieher Im Magdalenenvlertal in Marburg bitten wir, dies zu beachten. Reichsatbeitsdienst und Volksstnim Mit der Einberufung zum Reichsarbeits-ddenst wie zum Wehidienst erlischt die Zugehörigkeit zum Deutschen Volkssturm. Die Führer und Männer des Reichsarbeitsdienstes stehen jedoch in den Abteilungen und den aus den Bohrern der Stäbe gebildeten Verbänden als geschlossene Kampfeinheiten dem Volkssturm zur Verfügung. Sie werden auf Befehl des Reichsführers-als Befehlshaber des Ersatzheeres im Einvernehmen mit dem Reichsarbeitsführer bei Kampfhandlungen eingesetzt. Über die Teilnahme einzelner Führer xmd Angestellter des Reichsarbeitsdienstes aus ortsfesten Stäben im örtlichen Volkssturmdienst erließ der Redchsarbeitsführer besondere Bestimmungen. Biet drohen schwete Stiofen Trotz der Verlautbarung de« Oberbürgermeisters der Stadt Marburg in der „Marburger Zeitung" vom 25. Oktober, daß Baustoffe von zerstörten Häusern, auch Splitterholz, nur mit Genehmigung des Sonderbeauftragten für bauliche Luftschutzmaßnahmen abgeführt werden dürfen, sind Fälle der Zuwiderhandlung bekannt geworden. Eindringlich wird deshalb nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß sämtliche Baustoffe, wie Ziegel, Träger, Holz und Eisen jeder Art, Fensterstöcke, Fensterrahmen, Türen, Türstöcke und ähnliches beschlagnahmt sind. Die hiervon betroffenen Häuser sind beim Stadtbauamt, Hugo Wolfgasse Nr. 8, zu erfahren. Bauwillige, die sich aus eigenen Kräften ein Behelfshelm errichten wollen, können jedoch nur dann, wenn sie nüt einem Berechtigungsschein des Stadtbauamtes versehen sind, an den zugewiesenen Trümmerstätten Baumaterial sammeln und herausschaffen. Um die Sicherimg der Luftschutzräume in Kellern zu verstärken, deren Geschoßdecke über dem Erdboden Idegt, kann die Anschüttung bis zur Höhe der Kellergeschoßdecke mit Bauschutt erfolgen. Auch für diese Zwecke kann von den durch das Stadtbauamt mit Berechtigungsschein zugewiesenen Trümmerstätten Bauschutt ohne Entgelt abgeführt werden. Die letzte Schichte der abge-böschten Schuttmassen muß mit Sand oder Erde, am besten Rasenziegel, gesichert werden. Niemand, und darauf wird besonders hingewiesen, ist berechtigt, die oben erwähnten Baustoffe wie auch Splitterholz ohne ein beim Stadtbauamt Marburg einzuholende Bezugsberechtigung und ohne Bezahlung abzutragen. Es ist strengstens verboten und wird schwer bestraft, für Bauzwecke geeignetes Holz als Brennholz zu zerschlagen. Todeefälle. In Nikolai bei Marburg starb die vierjährige Justizinspektorstochter Elise Sand, deren Leichnam nach Brunndorf zur Beerdigung übergeführt wird. In der Agnes-Elisabeth-Gasse 5 in B