Vereinigte ^Latbacher Zeltung. Gedruckt bei Ignaz Aloys Edle« v. Kleinmayr. Dienstag den 2. September l8i?. I n n l a n d. W i e n, »6. August. ^)ie offizielle Zeitung des Königreichs Nea, pej enthalt folgenden Aussatz: Neapel, den 9 August. „Die Oesterrcichischen Truppen, welche einen Theil der Besatzung dieser Hauptstadt und anderer Städte d es königl. Gebiethes ausmachten, sind von allen Punkten aufgebrochen, und nunmehr in vollem Znge, um in die Staaten des Kaisers und Königs, ihres erhabenen Gebiethers, zurückzukehren. Di» Militär - Geschichte von Europa wird den 'Ruhm verewigen, mildem sich die Heere Sr. k. f. und apostol Mai- in allen Feldzügen, und insbesondere in demjenigen bedeckt haben , welcher dem Revolutlonskriege ein Ende gemacht, und die Nube der Welt sicher gestellt hat. Diesen Berichten können wir nunmehr ein Blatt beifugen, umden Oesterreichischen Kriegsmann im Schoße des Friedens zu schildern, und den k.k. Truppen den Zoll der Dankbarkett für das Benehmen da»- zubringen, mit dem sie mehr als dritthalb Jahre unter uns verweilet haben. Gleich den Römern von Cäsars Legionen, so muthvoll und tapfer auf dem Schlachtfelde, waren sie in unseren Städten Muster von Zucht, Massigkeit, Genauigkeit und allen geselligen Tugenden. Mannschaft, Offiziere und Generale, alle waren ftats unsere Freunde und Mitbürger. Entgegen ward ihnen der Lohn der öffentlichen Hochachtung und der allgemeinen Zuneigung. Diese Gesinnungen und Gefühle werden in unsern Herzen eben so unvergänglich , als das Andenken an den glücklichen Tag seyn, an dem sie zuerst unter uns erschienen sind, mit ciner Hand den Oehl« zweig , mit der andern die goldenen Lilien uns darbiethend." (W Z) Seit einigen Tagen macht dle Entdeckung einer neuen ^ekte, nach Art der Pöschlianer, in der Gegend von Weidling (bei Kloster-Nenourg) großes Aufseben. Die Anhänger dieser Sekte, an deren Spitze sich eine Gräfinn (deren Namen uns nicht bekannt ist) befinden soll, haben sich den sogenannten Jungfern-Kogel (durch Hammers Dichtung bekannt) in der Nähe von Weidling zum Schauplatz ihres Kultus erkiesen. Zu einer Eiche mit einem Madonnenbilde auf diesem Berge wallfahrten sie in Hchaaren und obgleich daselbst kein geweihter Ort lst, so wollten sie doch den Pfarrer des benachbarten Dorfes Siffring zwingen, daselbst Messe zu lesen; ja die Gräfinn drohte sogar, daß sie es thun würde, wenn sich der Geistliche weigern sollte. Da die Regierung zu rechter Zeit von den Ortsgeistlichen auf diesen Unfug aufmerksam gemacht wurde, so darf man mit Grund hoffen, daß diesem Unwesen durch angemessene Maßregeln in seinem Keime ein Ziel ge« setzt werden wird, ehe es.< zu Greuelthaten führt, wie die, welche man im verflossenen Frühjahr« in Oberösterreich erleben mußte. (Wdr.) Ausland. Deutschland. Die Frankfurter Zeitungen melden unserm 19. August: „Auf ausdruckliches Ansuchen der königl. preußischen Regierung an den Senat der freien Stadt Frankfurt ist der Obrist v. Massenbach Hierselbst arretirt, und dem preußischen Hauptmann Hr".v. Kölchen übergeben wor« den, um in Berlin vor einer von sr. Maj. dem Könige angeordneten Kommission über sein Benehmen Rechenschaft zu geben." Ein Schreiben aus Frankfurt meldet über die eben erwähnte Verhaftung des Obersten Massenbach Folgendes: Schon seit einiger Zeit hielt sich der Obersie v. Massenbach, im.Gasthofe zum Römischen Kaiser bier auf, und lebte sehr eingezogen , als plötzlich vorgestern Nachmittags ein königl. preussischer Hauptmann, Hr. v. KölZ chen, mit einem Requifitionsschreiben von Seite der preußischen Regierung, bei dem kiesigen Magistrat eintraf, und dessen DerhafNlnü verlangte. Der Senat versammelte sich noch Abends um 10 Uhr ausserordentlicher Weise und hielt eine lange Sitzung, in Folge dere» einige Polizei-Beamte, von Militär begleitet, sich nebst bemeldetem Hrn. Haupt-wann von Kölchen, um Mitternacht zu dem Obersten v. Massenbach begaben, um ihn zu verhaften. Derselbe war eben im Begriffe, sich zu Vette zu legen, als man an seine Thüre anklopfte, undlhn aufforderte, sich zu ergeben. Massenbach drohte jeden zu erschie« ßen,de^ls wagen würde, sein Zimmer zu be« treten; man war gezwungen, die Thüre zu sprengen; Massenbach griff zu seinem Säbel, allein der preußische Offizier zeigte ihm den VerhaftSbefehl, der von dem König eigenhän« dig unterschrieben gewesen seyn soll, worauf Massenbach .erwiederte: „Nun bin ich Ihr Gefangener." Er ist noch in derselben Nacht nach Berlin abgeführt worden. Diese Geschichte hat übrigens hier großes Aufsehen gemacht, und man schließt aus Massenbachs Verhaftung in einer freien Stadt, daß er sich eines schweren Vergehens schuldig ge« macht haben müsse. Die zu Wiesbaden erscheinenden Rheinischen Blätter erzählen von den gewaltsamen Auftritten die am 14 August aufdemFruchtmarkte zu Mainz vorgefallen sind, Folgendes: „Die Wuche er fanden den Preis des Ge« treides ihren Speculationen nicht angemessen, und suchten dieselben in die Höhe zu treiben. Da die Bauern für das Malter Korn 9 ft. forderten, bot ein Diener der beschnittenen und unbeschnittenen Wucherer-Zunft deren ,5, und ließ dafür eine Anzahl Sacke auf seine Rechnung zurückstellen. Glücklicher oder unglücklicherweise hörte den Handel ein Uneingeweihter, der nicht zur Zunft gehörte, und schlug den Diener d,6 Wuchers. Viel Volks sammelte sich, und wie es bei ahnlichen Auftritten zu geschehen pflegt, der Schneeball ward im Fallen zur kawine. Die Erbitterung gegen Alle, welche der öffentlich« Ruf, mit Recht oder Unrecht, als Kornju« den bezeichnete, wurde thätig, und diese brauchten zu ihrer Rettung Soldaten. Häuser wurdcn gestürmt, Fenster eingeworfen, und mehrere «teisonen mißhandelt. Die Garnison stand bis nach Sonnenuntergang unter den Waffen." (W. Z.) Wegen diesen Vorfällen ist zu Mainz nochstehende Bekanntmachung erschienen: „Eine reiche Erndte, in aAen Felderzeugniffen, ließ ein verhältnißmäßiges Fallen der Preise in der jetzigen Jahreszeit erwarten. Die aber schon auf den böchsten Preis gestiegenen Ge« gensiaude erhielten sich demungeachtet bis jetzt noch in dem außergewöhnlichen Werthe. Der hlestge Einwohner, welcher keine Felberzeug-nisse besitzt, und alles erkaufen muß, betrug sich hingebend in den Zeiten der Noth; ersah, daß allgemein dieses harte Schicksal auf je« dem Lande, und in den meisten noch weit harter 'lastete, als hier, wo besonders durch eine lze'itig angelegte Sperre zur Sicherung des innern Bedarfs das Thunilchste geschehen war. Es sehnte sich dagegen jeder nach der Erndte, und hoffte auf cine alsbaldige, den Verhältnissen nach aber dennoch so schnell nicht mögliche Verminderung der Preise der unentbehrlichsten ^Nahrungsmittel, welche ferner so theuer einzukaufen eln großer Theil der hiesigen Bewohner bereits außer Stand gesetzt war. Nur aus dieser Ansicht läßt sich das staat gehabte Betragen mehrerer Bewohner dieser Stadt erklären. Der Mainzer Bürger gab, durch standhaftes Ausdaucrn im härtesten Druck der Lasten, Beweise seiner den Gesetzen schuldigen Ordnungsliebe; durch diese allein kann ihm Nechtwerden. Will-kührliche, ordnungswidrige Auftritte, deren wir seit etlicheu Tagen mehrere sahen, sind der Ehre und dem Karakter unserer Mitbürger nicht angemessen; sie zu unterdrücken, ist die'Psiicht der Behörde und im wahren Interesse eines jede» Bewohners diejer Stadt, umso mehr, da Ausschweifungen der Art dem allgemeinen Besten durchaus nur schädlich sind, die Verkäufer von unsern Märkten verscheu« chen, und badurck gerade das Gegentheil des beabsichtigten Zweckes, nemlichnucuocb größere Theuerung, erzeugen müssen. Indem sich die Behörden unausgesetzt mit den Mitteln beschäftigen, um den Klagendes Publikums nach Möglichkeit abzuhelfen, und alle Verkäufe und Ünterschleife auf den Markten und bei dem Verkauf dcr Lcbensmittel überhaupt zu beseitigen, ist es dringend, die von einzelnen, durch Leidenschaft oder falsche An, Achten irregeleiteten Menschen bedrohte offent" liche Ruhe, die Oichelbeit der Personen und des^ Eigenthums durch kräftige Maßregeln zu schützen. Demnach wird verordnet wie solgt: l. Derjenige, welcher von heute an durch Reden, Drohungen, oder thätliche Handlungen, sel es auf den öffentlichen Märkten, oder an irgend einem andern Orte, die Freiheit des Marktes, oder die öffentliche Ruhe zu stören sucht, soll nach aller Strenge dcr Gesetze bestrast werde». ?. Alle Zusammenrottn«, gen anf den Straßen und öffentlichen Plä-tzcn, und besonders in der Nähe der Märkte, sind als der öffentlichen Ruhe zuwider zu betrachten. 3. Es wird eine einstweilige Kom» mission gebildet, welche unter dem Vorfitz eines Friedensrichters jeden Tag von Mor« gens 9 Uhr bis nach beendigtem Markte, aus dem Stadtgerichtshofe ihre Sitzung hält, und wo jedermann, der wegen Marktvorfäl« len zu klagen, oder irgend einen dem öffent« lichen Interesse nachtheiligen Unterschleifan» zuzeiqen hat, sich sogl.ich hinwenden kann. Mainz, den l?. August 18»?. Der grotzher» zogi. Hess Oberbürgermeister, Freih.v. Iun«, genfeld. Genehmigt, der Präsident, Frech, v. Lichtenberg." (AU. Z.) Man theilt uns nachstehenden Auszug eines Briefes aus Amsterdam vom l2. Aug. 18»7, an einen Würtemberger, mit: „Es fleht miß einer Menge Ihrer Landsleute h!er sehrübel aus Diese armen Menschen glaubten, daß die amerikanischen Schiffer sie umsonst mit« nehmen, oder gar noch Geld dazu gee ben würden, und fanden sich leider betrogen. Es wimmelt demnach den ganzen Tag in unse« r«r Stadt von Bettlern. Die Stadtverwaltung hat diesen Emigranten zwar eine Käsers ue .zum Unterkommen angewiesen, und sie werden von Seite der Stadt nothdürftig mit Epeife versehn, auch hat man ein Hospital jur die Kranken angelegt. Allein was kann dieses alles den armen Leuten helfen, da sie, besonders gegen den Winter, einer kummers vollen und hofnungslosen Zukunft entgegen» sehen. Wenn man einigen Briefen glauben darf, so sind die bereits von hier abgegangen nen bei ihrer Ankunft in Nordamerika kaum ans Land gelassen worden, weil sie kein Ver» mögen bei sich hatten. Uebrigens schreibeich Gegenwärtiges kauptsichlich, um den durch ausländische Zeitungen verbreiteten Gerüchten von unmenschlicher Behandlug, welche diese Emigranten hier erlitten baben sollten, zu widersprechen." (Mg. Z.) Ita l i e n. Toskana. Soeben ans Livorno vom 15.b. M eln« laufenden Nachrichten zufolge, iß die Eskadre, an deren Bord sich Ihre k. k. Hoh. die Kronprinzessinn von Brasilien besindet, an obi« gem Tage um halb sechs Ndr früh unter Hegel gegangen. Da das Wetter und der Wind die Abfahrt sehr begünstigten, hatte man um 10 Uhr^ die Linienschiffe Wnig Johann l V^. und St. Sebastian derells gänzlich aus dem Gesichte verloren. Ihre Maj. die Frau Erzherzoginn, Ma« rie Louise, Herzoginn von Parma, sind ebenfalls heute früh nach Ihren Staaten über die Bäder von Lucca, wo Höchstdieselden heute bei dem Herrn Fürsten vo^n Äetternich zu Mittag speiseten, anf der Straße von Pontremoli und Lerici zurückgereist. Der Zweck dieser durch unfahrbare Wege sehr beschwer-lichen Reise ist die Besichtignng der neuen nach Piacenza anzulegenden Genueser - Slraße, welche eine große Strecke des Herzogthums Parma durchzieht. Llvorno ist nun wieder in seinen gewöhnlichen, jedoch stets durch den Handel belebten Stand zurückgetreten. Mehr als 4000 Fremde hatten sich zur Einschiffung der Frau Kronprinzessinn daselbst eingefnnden. Alle Poststraßen der Umgebungen sind heute mit heimkehrenden Reisenden bedeckt. (Wdr.) Neapel, den 4. August. Gestern sollte Hr. Giard die mit so vielem Geräusch angekündigte Luftfahrt halten. Gine ungeheure Menge Zuschauer waren schou auf dem angezeigten Platze versammelt. Die bestimmte Stunde aieng vorüber und die!ln« geduld nahm zu; doch wartete man his Abends, wo sodann Hr. Giard — aMHtt i,. der Lust über das Meer „ach Sizilien zu schiffen, w« er angekündigt haue — in das Gefängniß marschjrte, wohin er durch »die Polizei gebracht wurde. (B. v. T.) Frankreich. » Aus Valenciennes schreibt man: „Fünf englische Soldaten wurden , wegen Dicbsiahl den sie bei einem Einwob»er begangen, o