Johannes Gvangelista. /^U-ls der Lieblingsjünger unsres Herrn, Sanct Johannes, hochgealtert, wieder Kam nach Ephesus aus Pathmos' O?de, — Noch der Einzige von den Zwölfen übrig, Die der Herr in alle Welt gesendet. Alle Menschen zu belehren und zu taufen, — Pflegt er gern' Erholung sich zu gönnen Nach des Tages apostol'schen Mühen, Nach dem Himmelflug und heil'gen Ernste, Da sein Evangelium er geschrieben. Und in eines Gartens duft'ger Kühle Ging der Greis lustwandelnd auf und nieder. In den Händen tine Taube haltend. Die er abgerichtet, daß sie aufflog. Um die Silberscheitel girrend kreis'te. Dann mit einem Mal die hellen Schwinge» Mächtig schlagend, aufwärts stieg und wieder Gich dem Heil'gen auf die Schulter setzte, Wie vertraut ihm in die Ohren raunend. Eines Tags, da ihn solch Spiel erfreute, Kam ein Fürst, ein Araber gegangen, Der, ein Sprößling Ismaels, vernommen Won dem Lichte, das der Welt erschienen. Und zu ihm, der mit dem Licht gewandelt. Der das Wort gejeh'n in Korperhülle, Zu Johannes wollt' er hin, verlangend. Von ihm selber heil'ge Lehr' und Taufe. Und er fragte nach dem Lieblingsjünger Jesu Christi, nach dem Wundergrcise, Dem der Herr erschienen selbst auf Pathmos, Den aus glüh'nder Oelfluth er gerettet. Und man wies ihn hin zum Garten, deutend Auf den Greis, der mit der Taube spielte. Doch zurück trat, wie verhöhnt, der Häuptling, Daß sein Bogen hell erklang, und dröhnend In dem Köcher rasselten die Pfeile. „Wie", so redet' er den Greis an, „soll ich Glauben, du sey'st Einer jener Zwölfe, Die der Herr der Welt sich hat erkoren Daß sie lehren seinen höchsten Willen? Seh' ich dich hier solche Kurzweil treiben. Mit der Taube spielend, gleich den, Knaben, Kann ich nur dem Uebcrkühnen zürnen. Der getäuscht mein heiliges Verlangen." Doch Johannes freundlick ihm entgegnet: „„Freund, was hängt dock über deine Schulter? Sag' mir das. ich bitte dich."" — „Ein Voqen." — „„Wohl, so sag mir auch : ist er gespannt ?"" — „Nein !" „„Nicht? Warum denn nicht?"" — „Ich habe keines Schusses Ziel vor Augen jetzt, und blieb' er Stets gespannt, verlor' er seine Straffheit, Und versagte mir, wenn ich ihn brauchte." „„Sieh',"" versetzt Johannes d'rauf, „so geht es Mit dem Geist des Menschen auch, wenn immer ^ Wenn unausgesetzt er schafft und wirkt. Stets gespannt, dem Höchste» zugewendet. In des Kerkers hemmender Behausung Eingekerkert, schwächt er, immer thätig. Diesen Doppelgänger, und der Eine Wie der And're leidet an Erschlaffung."" „„D'rum, das Wort vom Licht, der Welt verkündend Forschend in der Gottheit hcil'gen Tiefen, Gönn' ich auch dem müden Geist und Liebe, Zu erholen sich, erheitert, abgespannt. Wie du abgespannt hast deinen Bogen."" — „Das ist Weisheit, was dein Mund geredc5,." Sprach der Araber; „nun will ich's glauben. Daß du bist Johannes, Christi Jünger. Lehr' mich hoh're Weisheit noch, ich bitte!" — Und Johannes hat ihm d'rauf verkündigt Christi Lehre von der Lieb' und Ganftmuty. Demuth und Geduld, von Mild' und Nuhe: Nicht vom Himmel Feu'r herab zu rufen. Das geknickte Rohr nicht zu zerbrechen. Und den Docht,,der glimmt, nicht auszulöschen. Dieß und Alles,' was des Heilands Lehre Uns zu glauben und zu thun auflegt. Lehrt' er ihn, und als gläubig er nun worden. Hat er ihn getauft vor allin Brüdern. W i l h e l m S m e t s. Vaterländisches. Aus dem Briefe eines Reisenden über Trieft. Allmählich stieg Tricst mit seinen Villen , bepflanz, ten Hügeln, seinen stufenivcis cchöhtcn Gebäuden, seinem Hafen voll Masten empor. Als ich das Ufcr betrat, wähnte ich, der Geist der Cultur und Hu-Msnitat hauche nnch an / und erleichtere mein Herz — 156 — Es ist doch einzig das Leben in einer Seestadt! Während andere Prooinzialstädte einer langweiligen Alltags. Comödie gleichen, hebt sich das Treiben und Drängen einer bevölkerten Seestadt zum hohen poetischen Leben einer shakespear>schen Dichtung hinauf. Jede einzelne Scen« ist e»n blühendes Gemälde; Glieder mannigfaltiger, entfernter Nationen reihen sich hier, wie des großen Dichters romantische Ge« schöpfe, im bunten Gewühls an einander, und die verschiedensten Giuppen verschmelzen in ein harmo« nisches Ganzes. Der donnernde Gruß der Kanonen erhält die Aufmerksamkeit gespannt, und verbreitet einen Schein von Feierlichkeit und Würde über die Handlungen der immer wechselnden Schauspieler. Nirgends bietet die Nacur all ihren Reichthum an Decorationen so auf, als in einer Seestadt: alle Reize einer gebirgigen Landschaft, alle Zauber des Meeres, in seiner ruhig schönen, in seiner schrecklich erhabenen Ansicht, vereinigen sich, den Schauplatz zu erheben und die Wirkung des Schauspieles selbst imposanter zu machen. Wo fühlt der Mensch alle seine Triebe so aufgereizt, und jeder Nerv sei» nes Lebens sich so ergriffen? wo findet er mehr Spielraum und Befriedigung für seine Kraft und sein Sehnen, als dort, wo zwei unendliche Elemente an einander gränzen? Wo könnre man einen schönen Morgen seliger genießen, als auf ei' ner Villa nahe am Meere; wo neigt sich die Sonne Mit mehr Majestät und Aufwand an Farben, mit königlicher Pracht in ihr altes Bette, den Ocean, als wo er selbst seine glänzenden Arme ihr öffnet? Wo zeigt sich göttlicher ein Gewitter, als wo das Brausen der Wellen das Rollen des Donners be-gleit.t, wo der Himmel in seine ganze Unendlich, tvir se,n Feuer hinschleudert, und daS Meer mit seinen Bl,tzen spaltct, daß eS in Feuerströme auf-stürmt, und seine Gluch mit den Vulkanen deS Horizonts mischt? Triest vereinigt alle diese Reize in sich, und eben das Wildromantische seiner Umgebungen von der Landseite her, seine auf Sceinklippen hangenden Eichenwälder, seine zauberischen Grotten und die Villen, die Menschenfieiß hervorrief, und mit» ten in unwegsame, kahle, kühn auf einander ge, thüi-mte Felsenmassen hmgoß, ist es, wodurch diese Ltadc so anziehend wird. Hinter den Conlissen. (Nach Ntioune ^i'ngo.) Kein wichtigerer Tag für einen dramatischen Dichter, als wenn eines seiner Werke zum ersten Male aufgiführt wird. Sehen w>r, wle sich dieöiu' tabilitä'ten unter den französischen Dramatikern dabei benehmen. Scribe begeistert seine Truppen durch seine Gegenwart; bald beobachtet er im Hintergrunde sei» ner Loge die Bewegungen des Feindes, bald während des Waffenstillstandes, b. i. der Zwischenacte, erscheint er auf dem Schlachtfelde, spricht mit den Anführern, lächelt den Soldaten zu, lobt die einen, tadelt die andern, kurz er weiß in jedes Herz etwas von dem Muthe zu flößen, den er __ nicht hat; Scribe hcuchelr in den Zwischenakten eine Ruhe, von der sein Herz nichcS weiß: sein Schnupfluch kann es bezeugen. Armand DartoiS gibt sich mit seinem Rohre fürchterliche Hiebe auf den rechten Schenkel und Waden, die, so lange das Stück taucrr, ganz unem» psindllch sind; oder ab.r er nimmt sein Rohr mit be,den Händen und bohrt es im Giunde der Scene in ein Loch in der Mauer, daS er bei der Auffüh» rung seines ersten Stückes angefangen haben soll und seither zu ansehnlichem Umfange vergrößert hat. Das »tlou vartois« ist eine Merkwürdigkeit des Theaters LH6rie, ein wandernder Schauspieler und anonymer Mitarbeiter von Brunswick und Leuven, setzt sich in das Orchester und applaudirt unter dem Man-tel seiner Anonymität aus LeibeSkiäften. Ein Be»' kannt«r stellte ihn e»nst darüber zur Rede. »MtlN Lieber«, sagte Lherie, „ich habe die edle Gewohnheit, für meine Freunde den Llaqueur zu machen und ich selbst bin doch gewiß Mein bester Freund." Die Manie Des sorges' ist für die Direc. tionen sehr lästig. Mit seinem Federmesser schneidet er Gucklöcher in Decoratlonen, Coulissen und Versetze, um die Stimmung deS Saales zu beob« achten. Bayard hat sicherlich eine der Eigenschaften seines berühmten, längst verstorbenen Namensvetters: er ist ohne Tadel. Ist er ^aber auch ohne Furcht? So ofc er auf das Theater kommt, wenn ein Stück von ihm zum ersten Male gespielt wird, ist seine unabänderliche NedenSart: „Ich habe Bauchgiim» men." DaS ist so bezeichnend als kurz. Hat wohl der Ritter Bayard jemals auf dem Schlachtfelde Bauch» grimmen gehabt? Bei den erst.n Tönen des Orche, siers geht Bayard mit tief gefurchter Stirn um« her; die bedenkliche Scene kommt und jetzc verstellt er jedermann den Weg, den, Dircctor, Schau» spieler, Statisten, Theatermeistel, ^wer «mmer ihm begegnet. Die Ellbogen an den Leib gedrückt, krampO hafc mit den Fingern spielend, seufzte»". .Das ist der — 157 — gefährliche Augenblick __ ich weiß eS — ich habe eS Nlcht verhehlt — bei unserem Geschäfte muß man auf alles gefaßt seyn." Indessen ging die Scene vorüber und fand Beifall. Bayard'S Haupt hebt sich stolz in die Hohe; »o, >ch wußte wohl, daß eS keine Gefahr Hai!" ruft er, und nun erst läßt er seinen Gefangenen frei und geht beruhigt m seine Loge. Alexander Dumas ist unter den excentrischen Theaterdichtern emcr der auffallendsten. Den ganzen Tag »st er umhergelaufen, um Freiplätze zu verthel. len, denn er »st wie d,e Sonne, er g,eßl seinen Se» gen über Gerechte und Ungerechte. D»e Stunde der Vorstellung kommt; er hat noch nicht Zeit gehabt, zu Mittag zu essen. Sobald der Vorhang sich erhebt, läßt er belM nächsten Restaurant decken. Die Mahlzeit richtet er nach der Zahl der Akte ein, und «wischen Suppe und Desserf läuft son Sohn alsge» treuer Schildknappe ab und zu, und berichtet über den Erfolg. So hält eS DumaS, wenn er sich zum Vaudeville herabläßt; mit dem Theater fran^alS macht er mehr Umstände. Vom Theater, wo er den schönen Schauspielerinnen ungeheuere Blumensträuße zu Füßen gelegt, geht er in den Saal, wo seine Freunde ihn erwarten. Er steigt treppauf, er steigt treppab; alle l'ogen läßt er sich öffnen, grüßt alle Freunde im Orchester, mischt sich in alle Gespräche, hört die un» geschicktesten Complimente ohne ein Zucken des Mun» deS an, läßt sich sogar mit den Journalisten in Er° ötterungcn ein, und besorgt allen verspäteten Dame« Plätze. Paul de Kock bleibt im Saale. Ist er deß. halb muthiger? Fragen Sie seine Familie, hin» ter der er sich verbirgt; hören Sie seine Logennachbarn. Armer Dichter, welche Ungeduld spricht aus Deinen Zügen, in welche beleidigenden Aus? rufungen ergießt sich Deine Furcht! Alle Nachbarn werden über seine lauten Rufe unwill g. Mit keinem Schauspieler ist er zufrieden, keine Schauspielerinn ist ihm recht gekleidet. Und dieß In-scenefttzcn! — welches Werk könnte dag aushalten! EincS AbendS rief er so unaufhörlich: „Das ist erbärmlich! DaS ist elend!" daß sein Nachbar Streit nnt ihm suchte. Endlich wcchs.lte man die Karten Und beide Gegner waren äußerst überrascht, derNach-bar, mocm er den Namen des Verfassers, und Paul de Keck, in dem er jenen eineS BruderS seines Mit» arbeiters las. De Balzac beschäftigt sich den ganzen Tag über >n Gesellschaft der Billeteure bannt, EintritlS» karien — theuerer zu verkaufen, alS an der Cosse. Wenn dann Abends im Theater ein Sturm von Pfeifen und Trommeln ausbucht, zählt er mit See? lenruhe seine Thaler; — jeter Pfiff «st ihm bezahlt. Jeder Dichter hat seine eigene Faibe der Furcht; Saintine ist carmoisinroth, kauzane blaß wie die Wand, Alboize schillert »n's Bläuliche und Pierre Leroux hat die Farbe der Gelbsucht. Halevp steht zu Anfang seiner Oper vorn beim Prcscennium; von Akt zu Akt weicht er um eine Coulisse zurück; am Ende einer großen Oper steht er an der Hinterwand der Bühne zwischen den aufgerollten Dekorationen, alS wollte er sich ver» kriechen. Adam hüpft und tänzelt; sobald die Musik beginnt, MUß jeder, der vor >hm steht, fürchten, niedergcrannt zu werden. Endlich gcräth er in einen förmlichen Galopp und dabei, putzt er jeden Augenblick seine Brillengläser. Ader ach, er siehe nicht heller, denn nicht das Glas, sein Auge ist dunkel. Hinter emer Coulisse versteckt, hält Thomas während der ganzen Vorstellung seine Nase in der Hand. Er scheint zu glauben, daß seine Musik nicht, in gutem Gerüche stehe. Einzig in seiner Art ist is, daß Auber n»e» nialS vom Saale auS irgend eine seiner Operndar» stellen sah, weder bei der ersten, noch beider zwan° zigsten, noch bei der hundertsten Darstellung. Rossini steht in der Coulisse, das Rohr in der Hand; der Daumen liegt auf dem goldenen Knopfe. Nach diesem Punkte eben muß man aufmerksam sehen. Dieser lange, starke Fingernagel fahrt unablässig über daS Metall und hat bereits in ernsten, tiefen Zügen die deutlichsten Zeichen von der innerlichen Aufregung des CompositeurS eingegraben. Ruhig, unerschütterlich, wie der Mann in der bekannten Horaz,schen Ode, hört V>ctor Hugo das Ungewitter des Mißfallens aus dem Parterre herauf dröhnen. In der Coulisse sagt er gelassen den Schauspielern: »Man w,N unS auf die Probe stellen, aber wir wissen, was daran ist; später wirt> Man uns Gerechtigkeit widerfahren lassen.« Und so wandelt er die Pfiffe deS heutigen Abends in künftigen Beifall um. Casimir Delavigne bleibt zu Hause, schwach, furchtsam, an seinem Talente zweifelnd, wie an der Gunst des Publikums, obgleich ihn beide ncch nie-walS verlassen haben. Vor allem aber die Kritik, diese strenge und vergeßliche Kritik — vielleicht — Nach, drm der Erfolg entschieden, eilen seine Brüder zu — 158 — ihm; die Freunde folgen, man setzt sich zu einer improoisirten Mahlzeit, wo die Lobsprüche, mehr als Speisen und Wein, dem armen Dichter daS Leben wiedergeben. Ponsard blieb bei der Auffuhrung seiner Lu' cretia auf dem Theater, und wollte keinen Freund an seiner Seite sehen. Als sich in den rauschenden Beifall des ganzen Saales ein Paar vereinzelte Pfiffe Mischten, glaubte er, jetzt sey sein Stück schon rettungslos verloren, und fing an, an Händen und Füßen zu zittern. Von Soumet erzählt man eine Anecdote, die buchstäblich wahr ist, so unwahrscheinlich sie klingt. Bei der ersten Vorstellung seiner Ieanne d'Arc kam ihm, als der Vorhang sich hob, der seltsame Einfall, sich rasiren zu lassen. In der Nähe des Theaters war eine Barbierstube; dorthin ging er. Zur Hälfce war er rasirt, als er den Barbier beim Arme faßte und sprach: »Hier sind 30 Sous; im Odeon spielt man eben ein neues Stück; haben Sie doch die Gute, nehmen Sie ein Parterrebillet, hören Sie einen Augenblick zu und sagen mir dann, ob man klatscht oder pfeift." Der Barbier, obschon erstaunt, legt das Messer weg, nimmt die 30 Sous, geht und kommt nach einer Viertelstunde wieder. „Mein Herr,« sagt er, es geht gut; man applaudirt.« — »Wohlan«, ruft der Dichter, welcher die ganze Zeit halb enigese>ft dagesessen war, »>ve»l es gut geht, r>ass>ren Sie nun die andere Seite." Feuilleton. (Das Thal der Schlangen.) Der »Spiegel« erzählt von dem am Kaukasus im südlichen Rußland liegenden „Thal der Schlangen« Fol» gendeS: In einer Ausdehnung von vielleicht zwel Quadratme>Ien, rings von hohen Vergcn eingeschlossen, herrscht hier ein ewiger Frühling. Wälder von Orangen und Citronenbäumen, aus denen hier und da die Tochter der Wüste, die hohe Palme, her« vorragt, purpurne Trauben im üppigsten Laubwerk, Stauden und Blumen der reichsten orientalischen Vegetation bedecken den Boden, schön gefiederte Vö-gcl bauen unter den Bäumen, krystallbelle Quellen rieseln in Sllberstrelfen vom Gebirge herab, die mildeste, mit tausend Blumcndüften geschwängerte Atmosphäre unter ewig arzurnem Himmel haben den christlichen Besuchern jener Gegenden zu dem Glauben Veranlassung gegeben, daß diese Stelle die Wiege des ersten Menschenpaares gewesen sey. Im October, wenn die Weiden außerhalb dieseS Thales anfangen zu ersterben, ziehen die Noma« denstämme sich für d.'n Winter in dieß Eden zurück. Aber ehe noch im März die Sonne glühendere Strahlen sendet, verlassen sie eiligst mit ihren Heer-den das Thal, um den gefährlichen Bewohnern Platz zu machen. Von dieser Zeit an ist das Thal jedem andern Wesen verschlossen. Tausende und aber Tausende von großen und kleinen Schlangen haben dann hier ihren Wohnsitz aufgeschlagen, und wehe dem armen Geschöpfe, das sich dahin verirrt. Her« ab hat man mit Fernröhren die gräßlichsten Scenen betrachtet, wenn der Wüstenkönig , die flüchtige Gazelle verfolgend, über den Verrätherischen Blüthen» teppich des Schlangenthales hinwegstiegt. Züngelnd und zischend umschlingen die scheußlichen Bestien Füße, Hals, Lelb und Schweif im lebendigen Netze, don-Nernd hallt sein Gebrüll durch die Lüfte, vergebens streckt er sich aus und braucht die gewaltigen Kräfte, immer neue und neue Fäden schlingen sich um ihn, bls er leiser und leiser stöhnend im fruchtlosen Kampf ermattet und verendet. Ein treffendes Blld ,mer edlen Seele, die den Schlägen des Schicksals, dem tausendfachen Wehu nd Ach, bei all ihrer Krafran« strengung unterliegt. (Maschinen.) Sehr sinnreich sagt Ster, nau in den Wiener Sonntagsblättern, angeregt durch die Lama» tine'sche Apologie der Maschine : „Im Alterthume waren die Sclaven die Maschinen der Menschen, jetzt sind die Menschen die Ellau,» der Maschinen. Wenn die Spinnmaschinen in Eng< land rasten, hungern Millionen. Zwischen der ein« fachen antiken Lpindel der Andromache und dem W.bstuhl Iaquarb's,' zwischen dem heißen Wasser, womit tue alten Aegypter die Felsenmassen zum Baue de-r Pyramiden gesprengt haben sollen, und unsern Dampfmaschinen; zwischen den wachsgefügten Schwingen des Dädalus und dem Luftschlosse des Hrn. Leinberger; zwischen der rohen romischen Wurfmaschins und der Mathematik unserer Kano« nen a la Paixhans — liegt die Weltgeschichte. Die Geschichte der Maschinen ist die Geschichte der Menschheit, ein physikalisches Cablliet ihr Spiegel. Jede Maschine ist ein Stück verkörperten Verstandes, die Industrie die fleischgewordene Intelligenz. Die ältt-ste Maschine ist die Welt. Planeten kreisen in ge-wessenen, Kometen stürmen >n wilden Bahnen u>n Sonnen; ganze Sonnensysteme und Sternenheere durchschwingen nach ewigen Gesetzen jene Räume, deren Unermeßlichkeit zu denken das menschliche Ge« müth zermalmt.« Verleger: Iguaz Alois Edler v. Kleinmayr.