Dean Komel „HOHER ALS DiE WiRKLiCHKEil STEHT DiE MÖGLICHKEIT" ZUR ÜBERLiEFERUNG UND PHiLOSOPHiSCHEN aKTUaLiTÄT DER PHÄNOMENOLOGiE Die Phänomenologie hat den Gang der Gegenwartsphilosophie entscheidend 229 geprägt, ohne sich dabei als nur eine ihrer Richtungen zu verankern. Die Entwicklung der Phänomenologie verlief oft unerwartet und zerrissen, ähnlich wie die der Gegenwartsphilosophie, die die Entwicklung der Philosophie generell von verschiedenen Standpunkten aus hinterfragt hat, noch weiterhin ohne festen Umriss bleibt. So bleibt man im Ungewissen darüber, wie es eigentlich mit der Philosophie und ihrer Überlieferung in »unserer Zeit« steht und ob die Philosophie aufgrund ihrer eigenen sachlichen Geschichtlichkeit die Möglichkeit hat, die Situation des „Heute" zu bestimmen? Geht aus der geschichtlichen Herkunft der Philosophie eine neue Zukunft hervor? Aus welcher Quelle? Die Phänomenologie hat diese Fragen seit der Veröffentlichung der Logischen Untersuchungen Husserls zweifelsohne zunächst diktiert bzw. sie ist durch diese diktiert worden. Sie hat nicht nur geeignete methodische Ansätze für die entsprechende Behandlung dieser Grundfragen ausgearbeitet, sondern sie hat sich als ein Denken mit Gehör erwiesen, welches für das sachgeschichtliche Angesprochensein offen bleibt. Dass das eine Hand in Hand mit dem anderen geht, wird etwa durch Husserls gegen Naturalismus und Historizismus gerichtete Kritik in seinem Werk Philosophie als strenge Wissenschaft belegt, die noch heute relevant bleibt. Es lässt sich ferner feststellen, dass sich die Phänomenologie im Laufe ihrer Entwicklung nie einer »Diktatur der Umstände« unterworfen hat - sie 230 ließ sich weder von wissenschaftlichen oder akademischen noch von gesellschaftlichen Positionen usurpieren. Sie hat sich vielmehr stets dem Diktat der »Sachen selbst« bzw. der Suche nach Übereinstimmung mit den »Sachen selbst« verschrieben. Der Freiheitssinn für die Autorität der Sachen selbst hat dazu beigetragen, dass sich die Phänomenologie auf ihren unterschiedlichen Stationen verschiedenen Arten einer konzeptuellen und diskursiven Autorität widersetzt hat und stets darum bemüht war, statt dessen ein sachliches Gespräch durchzusetzen. Der phänomenologische prinzipielle Aufruf »Zu den Sachen selbst« weist einen epochalen methodologischen und geschichtlichen Sinn auf. Die Phänomenologie beschränkt ihre eigene Methode und Geschichtlichkeit nicht auf eine Ermittlung von Tatsachen und Tatsächlichkeit, sondern öffnet einen Weg ihres Freispielens in Hinsicht auf die latenten Möglichkeiten der Sinngebung der Sachen selbst. 1 Im Spiel ist eben der Sinn im ursprünglichen Sinne der Erschließung des Weges. Der prinzipielle Aufruf »Zu den Sachen selbst« be-wegt das Denken, indem er das Gehör ruft, damit das Unausdrückliche in seiner eigenen Möglichkeit eigentlich ausdrücklich wird. »Höher als die Wirklichkeit steht die Möglichkeit. Das Verständnis der Phänomenologie liegt einzig im Ergreifen ihrer als Möglichkeit«,2 hat Martin Heidegger unter Berufung auf die Relevanz des Husserlschen Durchbruchs der Phänomenologie in den Logischen Untersuchungen in seinem Hauptwerk Sein und Zeit hervorgehoben. In seinen späteren Schriften aus den 1960er Jahren hat er erneut darauf hingewiesen, jedoch diesmal mit dem Zusatz, dass die Zeit der Phänomenologie als einer Richtung in der Gegenwartsphilosophie schon vorbei zu sein scheint. Dennoch bleibt sie als Möglichkeit des Denkens nach dem Ende der »Wirklichkeit« der Philosophie als einer »Metaphysik« bestehen.3 An dieser latenten Möglichkeit des Denkens heftet auch das, was durch diese metaphysische Wirklichkeit der Philosophie - wird sie als ein Überbleibsel der Vergangenheit 1 So anerkennt M. Merleau-Ponty in seiner Einführung zur Phänomenologie der Wahrnehmung: »Phänomenologie ist vollziehbar oder ist erkennbar als Manier oder Styl, sie existiert als Bewegung, aber noch ist sie nicht zu abgeschlossenem philosophischem Bewusstsein gelangt. Sie ist lange schon auf dem Wege, überall vermögen Anhänger ihre Anfänge zu entdecken: bei Hegel und Kierkegaard ganz gewiss, aber auch bei Marx, bei Nietzsche, bei Freud«. M. Merleau-Ponty, Phänomenologie der Wahrnehmung. Übersetzt von R. Boehm, Berlin/ New York, 1974, S. 4. 2 M. Heidegger, Sein und Zeit, GA2, Frankfurt/M. 1978, S. 51-52. 3 »Die Zeit der phänomenologischen Philosophie scheint vorbei zu sein. Sie gilt schon als etwas Vergangenes, das nur historisch neben anderen Richtungen der Philosophie verzeichnet wird. Allein die Phänome-nologie ist in ihrem eigensten keine Richtung. Sie ist zu Zeiten sich wandelnde und nur dadurch bleibende Möglichkeit des Denkens, dem Anspruch des zu Denkenden zu entsprechen«. (M. Heidegger, »Mein Weg in die Phänomenologie« in: Zur Sache des Denkens, GA 14, Frankfurt/M. 2007, S. 101.) nicht einfach umgangen - als ihre wirkende Überlieferung auch heute noch eine zukünftige Botschaft bringen kann. Im Aufruf »Zu den Sachen selbst« kann zunächst das kritisch-methodische Interesse der Phänomenologie anerkannt werden, das durch die Forderung nach einer unmittelbaren Ausweisung des Sichzeigenden, der Phänomene, bezeugt wird. Ermöglicht wird ein solcher sachlicher Ansatz durch die phänomenologische Epoche, die unser kritisch-methodisches Interesse dafür weckt, dass es ausdrücklich wird, d. h. ein ausdrückliches Wachsein für die Welt, in die es verortet wird. Die interessenmäßige Verortung des In-der-Welt-Seins wird als die ausdrückliche Mitte des Inter-esses gelichtet. Das heißt aber, dass die kritisch-methodische Klärung des sachlich Sichzeigenden stets vorangehend aus einem Licht verwiesen wird, das sich als erwachende Mitte unseres Inter-esses lichtet, damit dieses für die Welt überhaupt offen sein kann. Dieser Weg der Philosophie zu einer vorangehenden Ermöglichung dessen, was sich durch sein Geben gibt, ist seit Platon als Aufstel^len von Prinzipien der Philosophie bekannt. Innerhalb seines Entwurfs der Philosophie wird das durch die id^ea tou agathou präsentiert, während bei Kant das transzendentale Bewusstsein diese prinzipielle Rolle übernimmt. Man könnte mitunter sagen, dass Husserl in seiner kritisch-methodischen prinzipiellen Grundlegung der Phänomenologie diese ausgeprägte philosophische Überlieferung übernimmt, jedoch mit dem Unterschied, dass bei ihm zugleich auch die Krisis in der Aufstellung der das philosophische Wissen begründenden Prinzipien in den Vordergrund tritt. Bei Husserl taucht nun die Frage auf, ob sich diese Krisis auf der Grundlage einer kritisch-methodischen Strenge beheben lässt oder ob sich dadurch auch ein sachgeschichtliches Problem der prinzipiellen Grundlegung der Philosophie als solcher ankündigt. In dieser Hinsicht gewinnt der Aufruf »Zu den Sachen selbst« ein krisenhaftes und geschichtliches Potential - es stellt sich die Frage, was den Namen der phänomenologischen Sache selbst tragen sollte. Diese Frage löste bekanntlich permanente Krisen innerhalb der Phänomenologie aus, wobei sich hier zugleich ein krisenhaftes Potential der Philosophie und des mit ihr zusammenhängenden fraglichen Selbstverständnisses der Menschlichkeit andeutet, das von Husserl kritisch berücksichtigt wurde und unter dem einen oder anderen Namen auch bei seinen philosophischen Nachfolgern in den Vordergrund tritt. Meiner Meinung nach kann man Husserl zugestehen, er sei, wenn nicht der einzige, dann zumindest der wichtigste Philosoph des vorigen Jahrhunderts, der sich mit dem Problem der prinzipiellen Grundlegung der Philosophie auseinandergesetzt hat. Dadurch wurden auch seine Nachfolger, insofern sie sich vom Versuch einer prinzipiellen Grundlegung entfernt haben, dazu verpflichtet, ihr 231 232 eigenes philosophisches Interesse auf der Spur der Frage nach der Sache selbst hervorzuheben. Das gilt ganz besonders für Heidegger, der die notwendige »Abkehr von Prinzipien« in der Philosophie konsequent eingesehen hat. Die Entwicklung der Phänomenologie wurde zweifelsohne dadurch bedingt und war darum auch, wie schon eingangs hervorgehoben, oft nicht voraussehbar, und zwar nicht nur in Hinsicht auf ihren äußeren Verlauf, der freilich nicht zu vernachlässigen ist, sondern auch in Hinsicht auf die innere Möglichkeit des Angesprochenseins durch die Sachen selbst in der Epoche der Krisis der prinzipiellen Grundlegung der Philosophie. Dabei dürfen die äußeren Umstände freilich nicht außer Acht gelassen werden, die sich auf die Entwicklung der phänomenologischen Forschungen ausgewirkt haben. Es hat wohl niemand einen Aufschwung der phänomenologischen Forschung nach der geschichtlichen Wende von 1989 erwartet, der sich jedoch nicht nur auf Osteuropa beschränkte. Er war in der Tat eher außereuropäisch als innereuropäisch, wovon nicht zuletzt auch zahlreiche neue phänomenologische Institutionen zeugen. So lässt sich heute eigentlich nur schwer feststellen, wo der Schwerpunkt der phänomenologischen Forschung liegt. Vielleicht wäre es am besten, von mehreren solchen Schwerpunkten zu sprechen, entsprechend der jeweiligen Traditionen, von denen aus sich eine bestimmte phänomenologische Forschung entwickelt hat. In Wirklichkeit kann die besondere Bedeutung jeder einzelnen nicht bestritten werden, was uns jedoch nicht davon abhalten darf, erneut das zu erwägen, was die Phänomenologie als ihren prinzipiellen Aufruf »Zu den Sachen selbst« anspricht. Insofern eingangs festgestellt wurde, dass dieser Aufruf nachdrücklich wegweisend ist und somit die Phänomenologie selbst als die Möglichkeit bewegt bleibt, die höher als die Wirklichkeit steht, dann ist er auch ausdrücklich erwägend und schließt ein Wagnis des Weges mit ein. Die phänomenologische Sache selbst ist es, jeweils zu wägen. Darin liegt die Geschichtlichkeit ihres Zuschickens, deren Sinn latent bleibt, also in der über der Wirklichkeit stehenden Möglichkeit verharrt. Diese sachgeschichtliche Latenz spricht das Gehör an und verweist es auf die Spur der ausdrücklichen Annäherung. Diese Annäherung kann nicht von der prinzipiellen Grundlegung herrühren, sondern davon, was sich in ihrer geschichtlichen Krisis als Zulassung der Frage nach der Sache selbst nähert oder entfernt. Eine Frage wagen, bedeutet, das Gefragte zuzulassen, so dass Fragendes vor Gefragtes gestellt wird. Wenn die Phänomenologie, wie es aus ihrer Entwicklung im 20. Jahrhundert ersichtlich ist, nicht nur in die Umwandlung von Prinzipien der Philosophie verwickelt ist, sondern es ihr vor allem darum geht, dass die Philosophie sich in ein anderes Licht als jenes von den Prinzipien bringt, dann kann man sagen, dass in der Phänomenologie statt einer Grundlegung auf Prinzipien die Zulas- sung dessen in den Vordergrund tritt, was sich sachlich von selbst ansprechen lässt. Die Zulassung ist - wegen ihres Erleichterungssinns - das schwerwiegendste Wagnis. Durch die zulassende Zurückhaltung macht sich so die Phänomenologie die mit dem Offenlegen der Sachen selbst zusammenhängende Situation keinesfalls leichter. Denn was besagt eigentlich, sich eine Sache erleichtern? Das deutsche Wort »erleichtern« wie auch das slowenische Wort »olajšati« haben dieselbe etymologische Herkunft aus der indoger. Wurzel *leuk wie das Wort „Lichten". Und wie die Erleichterung ihrem Wesen nach die Schwere eher zulässt als behebt, lässt auch das Licht zu sich, was die Verborgenheit in sich birgt. Die »Erleichterung« ist also hier im Lichte desjenigen latenten Möglichen zu begreifen, das für die Phänomenologie schwerwiegend ist, insofern sich ihre Möglichkeit durch die Zulassung der Sachen selbst über die Wirklichkeit und ihre prinzipielle Ermöglichung erhebt. Hier kann freilich Heideggers Gebrauch des Wortes »Lichtung« als Bezeichnung für Da-sein4 in seinem Werk Sein und Zeit sowie später für die Weltmitte zwischen Erde und Himmel und »die Lichtung für die Verbergung« nicht umgangen werden, das eben im Zusammenhang mit der Bestimmung der phänome-nologischen Sache selbst verwendet wird. Diesbezüglich ist auch hervorzuheben, dass der prinzipielle Aufruf »Zu den Sachen selbst« bei ihm fast ausschließlich im Singular vorkommt, während er bei Husserl immer die Pluralform annimmt. Es ist möglich festzustellen, das die Pluralform „Zu den Sachen selbst" vorwiegend einen methodisch-kritischen Anspruch erhebt, d. h. auf die phänomeno-logische unmittelbare Ausweisung dessen, was sich von sich selbst gibt, verweist. Wenn es aber um die sachgeschichtliche Bestimmung der Philosophie geht und der Aufruf einen prinzipiellen Charakter gewinnt, taucht die Fra^ge danach auf, was als die Sache selbst offen zu denken bleibt? Wenn man also in diesem pluralen und singularen sachlichen Ansprechen nicht nur einen Widerspruch, sondern die Offenheit der Frage, der Sache selbst hört, die latent bleibt, dann sollte man auf diese Latenz sachlich hinhören. Der Ausdruck »latent«, »Latenz« wird hier in Anlehnung an das lateinische Wort latere, »verborgen liegen«, verwendet, das an die griechischen Worte l^anthanein, »sich verbergen«, und Lethe, »Verborgenheit«, anknüpft. Die Latenz ist nicht nur ein Gegengewicht zur Entbergung (aletheuien), sondern sie gibt ihr das Sachgewicht, und zwar als eine noch verborgene Möglichkeit, die ausdrücklich werden kann. Das Latente besitzt also schon ein Potential des Aussprechens, das jedoch vorbehalten wird und uns in dieser Vorbehaltenheit anspricht. Hier könnte man wohl auch von der phänomenologischen Epoche sprechen, die nicht die Zurückhaltung oder Einklammerung des Meinens betrifft, sondern der Mitte der Sprechbarkeit c^r Phänomene zugehört 4 M. Heidegger, Sein und Zeit, GAz, Frankfurt/M. 1978, S. 177 233 234 und uns so das Sprachgehör öffnet. Die Latenz der Sprechbarkeit der Phänomene ist dasjenige Maß, das zurückzuhalten und auszuhalten ist, wenn man die Frage nach der phänomenologischen Sache selbst erwägt, und zwar so, dass auf die Waage auch das gelegt wird, was der Philosophie über die Krise ihrer prinzipiellen Begründung eine Möglichkeit der Besinnung eröffnet. Diese Krisis tritt in die phänomenologische Besinnung gerade an der Stelle ein, wo diese, dem Aufruf »Zu den Sachen selbst« folgend, das Prinzip der unmittelbaren Ausweisung des Sichzeigenden aufstellt, das Husserl in seinen Ideen I zum Prinzip aller Prinzipien erhebt, und zwar insofern, als »jede originär gebende Anschauung eine R^echtsquelle der Erkenntnis sei, daß alles, was sich uns in der 'Intuition originär, (sozusagen in seiner leibhaften Wirklichkeit) darbietet, einfach hinzunehmen sei als was es sich gibt, aber auch nur in den Schranken, in denen es sich Husserl selbst weist auf die kritische Schranke des unmittelbaren Gebens, d. h. auf die Mitte hin, die der Unmittelbarkeit selbst eigen ist und diese beschränkt. Diese Schranke ist nicht etwas, was als ein Kriterium der Erkennbarkeit das Unmittelbare vom Mittelbaren abgrenzen würde, sondern sie ist eben diejenige Schranke, die durch ein intuitives Vernehmen des Sichgebenden unmittelbar zu erreichen ist. Das Wort »Unmittelbarkeit« weist dabei darauf hin, dass die Unmittelbarkeit aus einer vorangehenden Mittelbarkeit zu nehmen ist, und zwar so, dass man selbst zu ihrer Mitte hereingelassen wird. Aus welcher Mittelbarkeit? Nicht aus irgendeiner, sondern aus einer solchen, die aus ihr selbst zugleich ein Einlassen in die Mitte und somit eine Annäherung an die Unmittelbarkeit zulässt. Man kann in dieser Hinsicht einen K^ernsinn der sprachlichen Vermittlung feststellen, die eine wesentliche Wirkung der Mit-teilung hat, sei es, dass diese in Worten, Aussagen, Beschreibungen oder theoretischen Sätzen erfolgt - sogar das, was von Husserl in den Ideen als Evidenz gebende Vernünftigkeit begriffen wird, erweist sich dort als »Satz«. Die mitteilende Vermittelbarkeit der Sprache wird auch dort ersichtlich, wo Husserl in der Einleitung zum zweiten Band seiner Logischen Untersuchungen - die erste Untersuchung setzt sich ja bekanntlich mit dem sprachlichen Problemfeld »Ausdruck und Bedeutung« auseinander - seine berühmte Maxime »Zu den Sachen selbst« formuliert: »Anders ausgedrückt: Wir wollen uns schlechterdings nicht mit 'bloßen Worten', das ist mit einem bloß symbolischen Wortverständnis, zufrieden geben, wie wir 5 E. Husserl Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, Bd. 1, Hua. 3, Haag 1950, S. 51. es zunächst in unseren Reflexionen über den Sinn der in der reinen Logik aufgestellten Gesetze über 'Begriffe', 'Urteile', 'Wahrheiten', usw. mit ihren mannigfachen Besonderungen haben. Bedeutungen, die nur von entfernten, verschwommenen, uneigentlichen Anschauungen - wenn überhaupt von irgendwelchen - belebt sind, können uns nicht genug tun. Wir wollen auf die 'Sachen selbst' zurückgehen«.^ Es stellt sich nun die Frage, ob diese sprachliche Vermittlung in »bloßen Worten« als etwas zu nehmen ist, was gegen das unmittelbare Sichgeben der Phänomene in einer originären Anschauung spricht, oder als etwas, was ursprünglich und sachlich zur Sprechbarkeit der Phänomene selbst gehört, so dass diese das Gehör ansprechen und dementsprechend in der unmittelbaren Anschauung aufgenommen werden können. Oder, anders gefragt, reicht dafür, dass man von der sprachlichen Vermittlung der Phänomene zu ihrem unmittelbaren Sichgeben zurückkommt, der Standpunkt der Anschauung aus, oder soll man dazwischen, in der Mitte der Vermittlung der Unmittelbarkeit einen Standpunkt einnehmen, dessen Spur die Anschauung überhaupt zulässt. Dasjenige, das nach den ältesten philosophischen Auffassungen nach zu sehen gibt, indem es das Gehör öffnet, ist die Sprache, die immer Sprache über etwas (logos tinos) ist und aus diesem Grund auch leer bleiben, d. h. über nichts sprechen kann. Wenn wir diese Kernvermittel^barkeit der sprachlichen Mitteilung hervorheben, sollten wir uns freilich von der Vorstellung befreien, dass die Sprache nur ein Ausdrucksmittel der Gedanken und ebenso des Sprechens sei. Sprechen schließt immer das ein, womit und was gesprochen wird. Die Sprache ist in diesem Sinne ein annäherndes Zwischensein, das mit dem Gehör dafür, was sich immer latent sehen lässt, zu sehen gibt. Die Anschauung kann die Phänomene der Unmittelbarkeit des Gebens annähern, wenn der Weg der Nähe selbst latent gegeben ist, d. h. die aus der Mittelbarkeit des Gebens in dessen Unmittelbarkeit zulassende Mitte, die das Gehör öffnet, damit wir, wie man zu sagen pflegt, bei der Sache bzw. inmitten der Sache selbst sein können. Liegt also das phänomenologische Maß des Sichgebenden nicht eben in dieser Mitte und nicht in der Unmittelbarkeit? Wenn man darin das, was seinem Sinn nach in erster Linie die Erfahrung der Weltlichkeit der Welt, d. h. unser Inne-halten in der Welt, erschließt, dann ist dieser Sinn das Sprach--Gehör, das auf die Weise einer latenten Zulassung der Sprechbarkeit der Phänomene inzwischen kommt. 6 E. Husserl, Logische Untersuchungen II/1, Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis, Tübingen 1968, S. 7 235 236 Husserl entwirft in der Einleitung zum § 24 seiner Ideen unter dem Titel »Prinzip aller Prinzipien« die Maßgeblichkeit der Wesensschau mit Hinsicht auf die Erreichung der sachlichen Unmittelbarkeit und begründet diese durch die Analogie mit der sinnlichen Wahrnehmung: »Wesenserfassung und -anschauung aber ist ein vielgestaltiger Akt, speziell die Wesenserschauung ist ein originär gebender Akt und als solcher das Analogon des sinnlichen Wahrnehmens und nicht und nicht des Einbildens.«'^ Die Unmittelbarkeit der Wesensschau wird in Analogie mit der Unmittelbarkeit der sinnlichen Wahrnehmung gegeben. Die Verdrängung der Phantasie aus der Analogie kann dabei aufschlussreich sein, wenn man beachtet, dass die Sprache von Aristoteles als phone metaphantasias bestimmt wird, wobei dieses letztere auf phainesthei hinweist. Husserl knüpft - zwar nicht ausdrücklich - an die Analogie zwischen Nous und Aisthesis bei Aristoteles an, die auch von Heidegger an einer sehr wichtigen Stelle in Sein und Zeit hervorgehoben wird, wo er die gängige Meinung widerlegt, dass die Wahrheit ihre primäre Stelle im Logos habe: »'Wahr' ist im griechischen Sinne und zwar ursprünglicher als der genannte l^ogos die aisthesis, das schlichte, sinnliche Vernehmen von etwas ^ Im reinsten und ursprünglichsten Sinne 'wahr' - d. h. nur entdeckend, so daß es nie verdecken kann ist, ist das reine noein.«® Die Stelle ist insofern von Belang, als Heidegger hier, wie er selbst anmerkt, durch die »Erschließung der 'Sachen selbst'« einen Schritt weiter geht als Hus-serl, und zwar durch die Berufung auf die ursprüngliche griechische Erfahrung von Aletheia als Unverborgenheit. Auch in seiner späten autobiographischen Schrift »Mein Weg in die Phänomenologie« betrachtet er die phänomenologische Übernahme der griechischen Erfahrung von Al^etheia als Unverborgenheit als seinen wichtigen Beitrag zu Husserls Theorie der Intentionalität des Bewusstseins: »Was sich für die Phänomenologie als Bewusstseinsakte als das Sich-Selbst--Bekunden der Phänomene vollzieht, wird ursprünglicher noch von Aristoteles und im ganzen griechischen Denken und Dasein als Al^etheia gedacht, als die Unverborgenheit des Anwesenden, dessen Entbergung, sein Sich-Zeigen.« 9 Wie aus seinen Ausführungen im Paragraphen über die phänomenologische Methode in Sein und Zeit ersichtlich ist, stieß er hier auf eine phänomenale Latenz 7 E. Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, Bd. i, Hua. 3, Haag 1950, S. 51. 8 M. Heidegger, Sein und Zeit, GA2, Frankfurt/M. 1978, S . 45 9 M. Heidegger, »Mein Weg in die Phänomenologie« in: Zur Sache des Denkens, GA 14, Frankfurt/M. 2007, S. 99. Vgl. auch M. Heidegger: »Über die Maxime ,Zu den Sachen selbst'«, Heidegger Studies 11 (1995), S. 5-8. - auf die lethe in der aletheia - was sich entscheidend darauf auswirkte, wie er seinen eigenen Weg in die Phänomenologie bzw. von ihr aus ins Seinsdenken auffasste. Das geht auch aus einer seiner Schriften hervor, zu denen auch »Mein Weg in die Phänomenologie« gehört, und die von Heidegger unter dem Titel Zur Sache des Denkens veröffentlicht wurde. So erkennt er in der Schrift »Das Ende der Philosophie und die Aufgabe des Denkens« an, dass »die Lethe zur A^le-theia gehört, nicht als eine bloße Zugabe, nicht so wie der Schatten zum Licht, sondern als das Herz der Aletheia«.^^ Und eben im Zusammenhang mit dieser Anerkennung merkt Heidegger mit einer gewissen Kritik gegenüber seinen Ausführungen in Platons Lehre von der Wahrheit betreffend die Umwandlung der griechischen Auffassung von Aletheia zu Orthotes über die Aletheia folgendes an: »Man weist öfter und mit Recht darauf hin, dass schon bei Homer das Wort alethes immer nur von den verba dicendi, von Aussagen und deshalb in Sinne der Richtigkeit und Verlässlichkeit gebraucht werde, nicht im Sinne von Unverborgenheit«." Mit einem entsprechenden Vorbehalt könnte man sagen, dass Heidegger, wenn die Bestimmung der phänomenologischen Sache selbst im Spiel ist, an denselben »Sachverhalt« stößt wie Husserl, d.h. auf die sprachliche Vermittlung dessen, was sich ursprünglich in seinem Sichgeben unmittelbar geben sollte. Die Latenz des Ansprechens der Sache selbst vom Herz (Mitte) der Aletheia aus fasst Heidegger in der Wendung »Lichtung für Verbergung« auf. Diese wird hier jedoch nicht ausdrücklich in einen Sinnzusammenhang mit der latenten Möglichkeit der Spre-chbarkeit der Phänomene gestellt, die - und das soll hier gezeigt werden - das Gehör für die Zulassung der Frage nach der Sache selbst anspricht und zugleich den Anlass dafür gibt, dass sich die »Wirklichkeit« in einer Vielfalt der Möglichkeiten des Zeigens ausweisen kann. Eben die Sprechbarkeit der Phänomene gibt einen Anhaltspunkt dafür, dass die Sprache nicht zu einem Mittel herabgesetzt werden kann. Im Sprechen ist stets auch das Gesprochene anwesend. In diesem Sinne ist die Sprache als Sprachgehör ein Zwischensein des Gesprächs, so dass sie im Gesagten die Mitte der Sprechbarkeit der Phänomene hält. Heidegger selbst erkennt diesen Sachverhalt im Anhang zur Schrift Phänomenologie und Theologie an, wo er fragt: »Ist das Sprechen nicht in seinem Eigensten ein Sagen, ein vielfältiges Sagen dessen, was 10 M. Heidegger, »Das Ende der Philosophie und die Aufgabe des Denkens«, in: Zur Sache des Denkens, GA 14, Frankfurt/M. 2007, S. 88. 11 M. Heidegger, »Das Ende der Philosophie und die Aufgabe des Denkens«, in: Zur Sache des „ GA 14, Frankfurt/M. 2007, S. 87. 237 238 sich das Hören, d. h. das gehorsame Achten auf das Erscheinende, sagen lässt«?i2 Darin finden wir in der Tat die ganze Konstellation des Sachverhalts, den wir hier offen zu legen versuchen. Diese Konstellation bedeutet jedoch nicht eine Zurückführung der phänomeno-logischen Sache selbst auf die Sprache oder sogar auf die Auseinandersetzung mit schriftlich fixierten Ausdrücken. Die »Zurückführung« der Sache selbst gehört latent zu ihr selbst, insofern sie das Gehör anspricht, worauf auch von Heidegger im oben angeführten Zitat hingewiesen wird. Aus dem Umstand, dass das Gehör der phänomenologischen Sache selbst zugehört, geht hervor, dass ihr Sinn in einer Latenz zurückgehalten wird, die ausdrücklich werden kann. Die Sprechbar-keit der Phänomene wird in diesem Sinne als Mitte der Vermittlung der Unmittelbarkeit aufbewahrt, die bedeutungsvoll als Welt des Erscheinenden scheint. Das Gehör selbst ist nichts anderes als das Zwischensein der sich erschließenden Mitte selbst, die unser weltliches Inter-esse anspricht. Ein wichtiger Anhaltspunkt beim Erfassen der hier entworfenen Konstellation von Sinn, Gehör und Sprechbarkeit der Phänomene gibt es auch in einer Abhandlung, die von Heidegger selbst in Angriff genommen und nach einer kritischen Erörterung seinem Versuch der Besinnung des Sprachwesens zugrunde gelegt wurde. Es geht nämlich um Herders Abhandlung über den Ursprung der Sprache, von der Heidegger in seinem Seminar im Jahre 1938 sagte: »Was Herder ahnt mit dem 'mittleren' Charakter des Hörens ist das Inzwischen und Inmitten der Lichtung«.13 Zur Aufhellung des Ursprungs der Sprache entfaltet Herder seine Theorie der Sinnlichkeit auf der Grundlage der Anerkennung, dass alle Sinne »nichts als Gefühlsarten einer Seele sind«, wobei alles Gefühl »unmittelbar seinen Laut« hat, und so wird dieses »Gefühl nur zum Deutlichen eines Merkmals erhöht«.!^ Das Wort »Merkmal« ist hier von höchstem Belang, weil es auf die Zusammengehörigkeit von Phänomenalität und Sprachlichkeit hinweist. Im Slowenischen wird dieses Wort als »obeležje« übersetzt, das vom Verbum »obeležiti«, »mit Zeichen versehen«, bzw. »beliti«, »bleichen», »weißigen«, abgeleitet wird, das aus der gleichen etymologischen Wurzel wie das griechische Wort phaino, phainomenon, phantasia stammt. Die Phänomene »se belijo«, »sich weißigen, »scheinen« und zugleich »beležijo«, »sich zeichnen«. Der Vorrang des Gehörs vor anderen Sinnen liegt nach Herder darin begründet, dass es der Natur nach der mittlere der 12 M. Heidegger, »Phänomenologie und Theologie«, in: Wegmarken, Frankfurt/M. 1978, S. 74. 13 M. Heidegger, Vom Wesen der Sprache. Die Metaphysik der Sprache und die Wesung des Wortes. Zu Herders Abhandlung ,Üher den Ursprung der Sprache', GA 85, Frankfurt/M. 1999. S. 115. 14 J. G. Herder, Abhandlung über den Ursprung der Sprache, Stuttgart 1993, S. 57. menschlichen Sinne ist. Die Frage nach dem mittleren Sinn und der Mitte der Sinnlichkeit griff auch schon Aristoteles in seiner Schrift über die Seele auf. Für Herder ist das Gehör die Mitte für alle Sinne als der Sinn der Sprache: »Wir hörende Geschöpfe stehn in der Mitte: wir sehen, wir fühlen; aber die (gesehene, gefühlte Natur tönet! Sie wird Leitmeisterin zur Sprache durch Töne. Wir werden gleichsam Gehör durch alle Sinne«!i5 Herders Überlegungen zur Sprache werden hier nur als Ansatz zur Vertiefung des Sachverhalts des Sprechbarkeit der Phänomene erwähnt, die unser Gehör anspricht und sehen lässt. Es lässt sich feststellen, dass die Öffnung des Gehörs für die Entgegennahme des Anspruchs dessen, was sich von selbst in seiner Ausdrücklichkeit anbietet, die wesentliche Auszeichnung des Philosophierens ist, das sich - nicht ganz ohne Schwierigkeiten - die Bezeichnung »phänomenologisch« gibt. Die Bezeichnun-gsbeigebung ist nämlich der Phänomenologie, insofern sie ihrem prinzipiellen Aufruf »Zu den Sachen selbst« folgt, durch und durch fremd. Um dem von den Sachen selbst Angesprochenen zu entnehmen und dementsprechend das zu nennen, was sich von sich selbst gibt - und ihm nicht allein Bezeichnungen zu geben -, ist das Gehör für die Ankündigung dessen erforderlich, was sich in freien Möglichkeiten des Gebens darbietet. Die Phänomenologie lässt sich mithin als Denken mit Gehör bestimmen bzw. als Denken, das fähig ist, das Gehör ausdrücklich dafür zu öffnen, was sich sachlich offenbart und frei zu denken gibt. Dieses Gehör als wesentlich eröffnendes Gehör ist nicht etwas, was dem Geben der Sachen selbst nachträglich hinzugefügt wird, sondern etwas, was diesem Geben als Freigeben selbst gehört und mit dem Offenlegen der Sachen selbst übereinstimmt. Darauf weisen wohl auch die ältesten philosophischen Bestimmungen der Wahrheit im Sinne der Zusammengehörigkeit von Sein und Denken hin. Aber gerade weil bei der Freilegung der Sachen selbst das eröffnende Gehör dazwischen kommt, zeigt sich diese Zusammengehörigkeit in stets anderen Offenbarungsmöglichkeiten - als ob sich diese erst aus einer Verborgenheit öffnen, die sie als Möglichkeiten birgt, von denen der Gehörsinn sinnt. Die Freilegung hat sich darum sachlich zurückzuhalten, um das sachliche Eingehen in den Sinn entsprechend und das heißt mit Gehör freizuhalten. Die Frage nach der Sachmitte des unmittelbaren Gebens des Sich-Gebenden tauchte im Zusammenhang damit auf, was von Husserl bei seiner Formulierung des Prinzips aller Prinzipien als Umschränkung des Gebens bezeichnet wurde. Diese Umschränkung kann nur vom sachlichen Geben selbst herrühren, d. h. 15 Ibid., S. : 239 240 von den Phänomenen selbst bzw. von ihrer latenten Möglichkeit, dass sie sprechbar sind.i6 Die Phänomene der Phänomenologie als Sachen selbst sind nicht als Tatsachen gegeben, sondern so, dass sie uns ansprechen. Die Sprache ist jedoch eben als die Sprache der Phänomene in ihrer Gesamtheit als Sprache der Welt zu nehmen, die für uns einen Sinn hat, insofern sie für uns etwas bedeutet. Wir müssen uns vor der Vorstellung der Sprache als einer Sonderregion in Acht nehmen, die ihrerseits Phänomene fertig stellt. Die Sprache ist auch nicht eine Sonderregion, die dem Menschen gehören würde - denn sie gehört ihm nur, insofern er ihr als einer Sprechbarkeit der Phänomene gehorsam ist. Der Aufruf »Zu den Sachen selbst«! gilt dem latenten Sinn der Möglichkeit der Philosophie selbst. Er ruft eine Spur der Frage, die nach einer Antwort sucht, hervor und das heißt, dass wir von ihm auf die Art und Weise eines Zwischenseins angeregt werden, das die Sache selbst offnen lässt. Das deutsche Wort »Sache« rührt vom Verbum »suchen« im Ursprungssinne von »aufspüren«, »sich auf die Spur begeben« her. Eben dieses hinhörende »Aufspüren« gibt Anlass für eine ganze Reihe von Reduktions- und Konstitutionsverfahren, die den methodischen Sinn der Phänomenologie bestimmen. Dass der Terminus »Phänomenologie« zunächst einen methodischen Sinn besitzt, folgt nicht erst daraus, dass man die Anforderung der strengen Wissenschaftlichkeit durch den Zugang zu Phänomenen erfüllen sollte. Der Zugang macht die latente Offenbarkeit der Sache selbst erforderlich, welche den methodischen Sinn und den Weg der Phänomenologie jenseits der prinzipiellen Begründungen eröffnet. Wird durch die Krisis in der Aufstellung von Prinzipien, wenn es um die Grundlegung der Philosophie geht, die Latenz hervorgehoben, dann ließe sich behaupten, dass die Krisis selbst ihr hypokritisches Wesen zu entfalten beginnt, das auch heute im Reden von Krisen hervorbricht. Um dieses hypokritische Wesen offen zu legen, muss man nicht nur aufmerksam sein auf das, was in diesen Reden geredet wird, sondern auch darauf, wovon - wenn überhaupt- sie angesprochen sind. Diese Möglichkeit des Angesprochensein, dass die Phänomenologie 16 Vgl. dazu auch B. Waldenfels: »Zum Phänomen gehören zumal die Schränken und Grenzen des Sichzeigens, die bewirken, dass auch das, was sich nicht zeigt, sich auf seine Weise zeigt als das Verborgene, Unscheinbare, Fremde, Ferne, Abwesende, Abweichende und Ausgeschlossene. Diese Motiv, das Martin Heidegger in Sein und Zeit bereits zentral in der Bestimmung des Phänomens integriert hat, ist seitdem nicht verstummt und hat ein vielfältiges Denken auf dem Grenze and an der Grenze der Erfahrung hervorgerufen.« (B. Waldenfels, »Husserls Verstrickung in die Erfahrung«, in: E. Husserl, Arbeit an den Phänomen, Ausgewählte Schriften. Herausgegeben und mit einen Nachwort versehen von Bernhard Waldenfels, Frankfurt/M. 1993, S. 275. als dem Denken mit Gehör zugesprochen ist, hängt nämlich mit dem verantwortlichen Offensein für die Zukunft zusammen, das seine latente Herkunft nicht leugnet. 241