Freptag- den 9..December 1626.. Vortheile- gegen die gewöhnlichen Brücken. Aur- die Erfindung der Wege unter einem Stro, me, welche in unsern Tagen eine Anwendung erfahren hat, ist historisch merkwürdig, was Lichtenberg in seinem Aufsahe: „Kohlengruben unter der See, und etwas von negativen Brücken" gegen das Ende des verflossenen Jahrhunderts ausgesprochen hat. Unter an» dern heißt es ^ „Wenn man sich den Durchschnitt eines Strombettes als einen Zirkelabschnitt gedenkt", dessen Corde die Wasserlinie vorstellte, so heißt hier eine ps« Nlive Brücke ein zusammenhängender Weg von. einem Ende an das andere, oberhalb dieser Lim'e, trocknen Fußes zu gelangen; eine negative hingegen eben ein solcher Weg, auf welchem aber diesem Zweck unterhalb dieser Linie erreicht würde. Hier gibt es aber, wie bey' den chemischen Auflösungen, zwey Falle, einen nassen und einen trockenen Weg. Von dem letzten ist hier nur allein die Nede. Eine negative Brücke wäre allso ein Weg, der unter dem Strombette weg, von ememU, fer nach dein andern ginge> so wie die schottisch'en Koh. lengruben und, Stollen unter der See.- Ein solcher Gang könnte gewvlbtund mit Laternen erleuchtet werden^ So lächerlich dieser. Gedanke> flüchtig angesehen,, scheint, sö wäre doch wohl ein Fall gedenkbar, wo die negative Brücke weniger kostete als die positive. Denn die positiven müssen: ,) des Tageslichts wegenund'we-gen ihrer ?l«r Gewalt haben werden, dann ist es allenfalls auch Zeit, daß sie ihrer Bequemlichkeit mitErtemporiren zu Hülfe kommen. Ei thut mir leid, daß ich diese An. «erkung machen muß, noch mehr aber verdrießt es mich, daß ich diese unang«nehme Erscheinung nu» auf Rech« nung ihres guten Willens und kichtihrer Kunst schrei. ben kann, daß eben diese Schauspieler, die in den mittelmäßigsten Glücken vortrefflich—ja groß gem«. sen sind, in d«m memigen gewöhnlich umer sich i<>bst sinken. Wie erkläre ich das 7 Die Frauenzimmerrolle,, und H. Beck ausgenommen, dem ich es gerne vesg,be, daß ihm die Rolle etwas fremder geworden ist, und der die Lücken seines Spiels durch einig« meisterhaft« Pin» selstriche wieder gut machte, sind die mehresten andern Rollen unerhört vernachlässigt worden. Mir selbükann zwar an diesem Umstand wenig liegen, denn ichglaube behaupten zu dürfen, daß bis jetzt das Theater mehr durch meine Stücke gewonnen hat, als meine Stücke durch das Theater. Niemahls werde ich mich in den Fall setzen, den Werlh meiner Arbeit von diesem abhängig zu machen. Aber weil ich doch ein Mahl von der hiesi« g«n Bühne öff«n tlich sprechen soll, so tonnte mir die Sache nicht gleichgültig bleiben. Es steht bey E. E., welchen Gebrouch Sie von meiner gegenwärtigen Erklärung machen wollen. Wel« chenSie aber auch machen möge», so hin ich entschlossen, in d«r Rheinischen Thalia weilläusiger über diesen Punct mich heraus zu lassen. Ich glaube und hoffe, daß «in Dichtender 3 Stücke auf die Schaubühne brachte, wor« unter die Räuber sind, einiges Riecht hat, Mangel an Achtung zu rügen. 3. Von Haus, den 19. Lenzmonatl) 178s. Man erzählt mir, daß die Erscheinung der Rhei» nischen Thalia unter einigen Mitgliedern des hiesige« Theaters Bewegungen hervorgebracht habe, die mir auf einem kurfürstlichen Theater fast unerwartet sind. Wenn ich bey B/urtheilung des Herrn Nennschübs, und in etlichen Rollen auch seiner Frau, meinem bessern Gefühl, und der vereinigten Stimme des bessern Publi» cums hätte folgen wollen, so wären Msrd und Tod« schlag zu btfürchten gewesen. Aber einer Frau ohneEr. ziehung vergebe ich jede Aufwallung der Eitelkeit seh» gerne, wenn sie auch nur in die Wochenstube gehört«. Wie sehr bewundere ich bey dieser Gelegenheit E». Excel!., daß Sie fünf Jahre fähig waren, einer so reihbaren Menschenclasse vorzustehen, ohn« die Liebe > eines einzigen Individuums zu vellieren. Was ich a><» kaum verschlucken kau», und was ich fest entschlossen bin, zu rügen, in d.,s Betragen des Herrn Docks. H. Bock habe ich mit einer Achtung bei: z i!t, di« er nicht verdient, und dieser Mann erröthel dennoch nicht, auf öffentlicher Bühne mit Gebrüll und Schimpfwör. tern, und Händen und Fußen gegen mich auszuschla. gen, und auf die pöbelhafteste Art von mir zu reden. Alles dicsi h«beich haarklein erfahren. Nun beurtheilen Ew. Excell. mein Urtheil über ihn im Repertorium, und sein Betragen. Ich merke indessen die Ursache sei. „er Erbitterung. H». Dock hat Vergötterung erwartet lind keine gefunden. Auch ift er durch meine Achtung für Beil, Beck und Island beleidigt, und esverdrießt ihn, daß ich ihn im Nepertorium nicht auf den Thron gesetzt habe. Wie tief steht er unter seinen drey Riva. len! Aber er verdient, wenn einmahl ausführlicher von hiesiger Bühne gesprochen wild, daß man ihn zu einer heilsamen Bescheidenheit zurückfuhr« und di< Comö« diantensalbe von ihm «bwische. Wenn Ew. Ercell. heute Nachmittag eine halbe Stunde für mich übrig haben, so haben Sie die Gna. dt mir solche zu bestimmen. F. Schiller. Wissenschaftliche und Kunstnachrichten. Über die Kunstreise, welche der General-Dire«. tor v. Lünichau im Ftühjahre »625 in Gesellschaft des Hofratht Ludwig Tieck, der im dramaturgischen Fa. che dem Dresdener Theater durch seine Anstellung vcr« pflichtet ist, durch das südwestliche Deutschland, machte, und dabey die vorzüglichsten Bühnen besuchte, dürfen wir eine lehrreiche Übersicht im zweyten Bändchen der dramaturgischen Blätter erwarten, wovon das erste so «ben erschienen ist, und ein« gewichtige Vorrede ent. halt. Nachdem Tieck über die großen Thearer, wo jede feine Nuance des Spiels und Tons verloren ge. h«n «uß, und über die Decorations , Abgeschmackchei, ten, und das mit tindischer Gelehrsamkeit prahlende Cosiüm aus allen Jahrhunderten , di« crilische Sonde tief genug in die wunden Flecken eingeschlagen hac. zeigt er, wie trefflich die neuen Dichcer in diese Ve» «irrung hineingearbeitet haben. „Durch die gräßlichste,, Situationen, dadurch/ daß sie den Menschen unter dus Thier erniedrigen, wollen Manche das ermattete Ge. fühl reihen und erschüttern, in derselben Zeit, in welcher man noch immer einem Ideal nachjagt, das sich in ein Nichts von Zartheit auflöst; andere dieser Gedichte sind so schülerhaft componirt, daß man sich in jene frühen Anfange der dramatischen Kunst versetzt glaubt, in «eichen die dialogische Form erst entdeckt wurde. Andere Verfasser scheuen sich schon gar „icht mehr, für De» cor«tionen, leeres Geräusch und unnützen Pomp ihre Stücke einzurichten , während wi? zugleich von den fran» zösischen Vorstadt« Theatern mitMalesicanten aller Art versorgt werden , deren Darstellung ziemlich das Gefühl bly einer wirklichen Hinrichtung erregen mag. Und unser neuestes Lustspiel! Lange quälten uns die kleinen epi« grammatischen Stücke von zwey oder drey Personen, in denen gar nichts geschah. Jetzt hat uns ein weltberühmter Autor wieder mit Handlungen versorgt, in de« nen wir die gemeinsten Redeniarten und Scherze ver» nehmen, bey welchen wir ,mS freylich die schwächsten Compositionen von Kotzebue und Iffland wieder zurück wünschen müssen. Kurz, Tragödienschreiber wie Spieler, Lustspiel und Ballet und Decoration, Costüm und gräßliche Mordgeschichten, AlleS mit Dichtern und Tänzerinnen «nd Schauspielerinnen im Bunde, arbeitet nur dahin, den großen Sinnenreiz zu wecken, sey es aus welche Art es wolle, und Kunst, Critih, Satyre, Scherz und Witz schweigt nicht nur dazu, sondern strengt sich, zwar in Schwäche sich abmühend, im Gegentheil an, das Beginnen mit Bitterkeit oder Lob, in Gedichten oder Abhandlungen zu rechtfertige»." N a t u V m c r k w ü r d l g k e i t e n. Am ic». November wurde zil Stettin eine der seltensten und prachtvollsten Luftecschemungen beobachtet. Der Himmel war um 9 Uhr Morgens größtentheils mit einer schwachen Dunsthülle, wie mic einem Schleyer leicht bedeckt, durch welchen man die Bläue an vielen Stellen deutlich wahrnehmen konnte, und nur hi« und iwieder, besonders in Südwest, war bis zu nicht sehr beträchtlicher Höhe dichter,S Gewölk sichtbar. An dieser Dunsthülle zeigten sich uun mehrere, theils «olp-centrisch, theils einander berührende und mir ihre»« Schenkeln sich nach elugegcngesetzten Richtungen wen« dende Regenbogen, oder eigentlich nur Hose, von de« ttebey weitem schwächer waren. Der auf» warts gekehrte oes untern^ Berührungspunctes durch« schnitt den abwärtsqekehrtendes obern, reichte aber nicht bedeutend über denselben' hinaus. Sämmtliche Bogen, hatten ihre violette Seite- nach oben, die rothe nach unten gekehrt,, und es schien eben nicht, als ob eine durch die Bogen eingeschlosseneStelledes-Himmels hel. ler oder dunkler wäre als die übrigen. Einige andere Beobachter wollen weiter gegen Norden einen fünften Bogen und>- in demselben 2 Nebensonnen gesehen haben; Gegen halb ic> Uhr nahm die Erscheinung ab. Das Barometerstand 27" L'"; das Thermometer zeigte 5 ^ N. ,,die Luft war still. Um io Uhr war nichts von der Erscheinung wahrzunehmen.. Non p1n8 nIl.rI der Industrie., Im Palais »Noyal zu Paris besinden sich unter andern auch i5 bis 2o Schneiderladen, darunter ei« ner, genannt „z um gekleideten llp 0 ll 0", »vor« in 4 Meister mit 26 Gesellen arbeiten. Derselbe ist mit Kleidungsstücken aller Art auf das Künstlichste ausgtschmückt.. Man sieht da Säulen, Pfeiler, Bögen und Figuren von Nocken, Westen, Beinkleidern lc.,, so harmonisch gebildet, wie man dergleichen in den Zeughäusern von Rüstungen und Waffen zu sehen gewohnt, ist, so daß jeder Fremde durch den Anblick dieser geschmackvollen Anordnung aufmerksam gemacht wird, und stehen bleibt; Der Meister vertheilt gratis numerirte Apollo < Figuren nebst einer Beschreibung, vermittelst welcher dann Jeder im Stande ist, sich selbst daS Maß zu den Kleidern zu nehmen> Indessen wetteifern die Schuhmacher mit den Schneidern hinsichtlich der geschmackvollen Eimichtilng ihrer Läden, deren ebenfalls mehrere in gedachiem Pa« lais sich besinden. So sieht man z. B. in einem derselben , nebenden äußerst eleganten Arbeiten , eine große Kry« .stallvase,, welche mit Wasser angefüllt ist, und worin ein schön gearbeiteter Stiefel hängt, der inwe»dig nicht im geringsten feucht oder naß, und, folglich wasserdicht ist. Auch bewundert man da die messingelien polüten Stiefelpfiöcke, welche inwendig ein Maschi»enwerk haben , vermittelst welchem jeder Stiefel, da wo er am Fuße drückt,, augfnblicklich ausgeweitet werden kann. -----------^,--------- M i s c e l l e n. Vor einiger Zeit wettete ein Student i>: Cam» bridge, das er in 24 Stunden 5o Meilen laufen, 5o Meilen reiten und 5c> Meilen fahren wollte— ein Unternehmen, das er in 22 Stunden und einigen Mi. nuten ausführte. Zuerst lief er> und sowohl beym Reiten, als auch beym Fahren , wechselte er zwölf Mahl Pferde. In Brighcon (England) sieht man jetzt ein Stück Leinwand , das an Zoao'Iahre alt ist. Es gehörte zu der Bekleidung einer oor drey Jahren in Bornu gefundenen Mum ie, die so gut erhalten war, daß man nach der Section in ihr die Leiche einer äojcihrigen Frau erkannte, die an der Wassersucht gestorben ist. Jene Leinwand zeigt,,wie erstaunlich weit man schon in je> < n«r fernen Periode in der Webekunst gewesen ist.