MARBURGERZEITUNG AMTLICHES ORGAN DES STEIRISCHEN HEIMATBUNDES Srf. Nt. B. Ferarul. N.. 25.87, 23^8, 25-69. Ab 1> Uhi Er^elnt werktäglich uU Morgenzeitung. Bezugspreis «Im Toraui Mhlbar) monatlich RM 2,10 elnscÄUeÄUch nicht Ismt irhen Anfiln« ui 'h« k1' «"elchhar. UnverlMgte ZuschriJten werden 10,t Rpl Postzeltungsgebühr, bei Ueferung Im Streifbaad zuzüglich Portoi bei Abholen In der GeschlfUrtell« GeichiHÄM Ir c! H StnUt, i.' beizulegen, Poitschcckkonto Wien Nr. 54.608, RM 3,-. Altreich durch Po.t monatlich RM 2.10 (elnichl. IS^B Rpi FofHeitungsgebühr) und 36 Rpf Zmtell. p Nr, 13, Fernruf Ni 7, und In Pattao, UDgartorgaiia Nr. 3« Fernruf Nr B9. qebübr. ElnzelDummeni werrlen nui gegen Voreinsendung dei Elnzelpra *ei und der Portoaualagen »ugeeendet Nr« 186 — 84, Jahrgang_ Marburg-Dran, Dienstag, 4. Juli 1944 Einzelpreis 10 Rpf Finnlands Entscheidung Kristallklare Lage geschaffen — Deutschland lässt keinen Waffengefährten im Stich — Stellung und Kampf der kleinen Völker im neuen Europa Berlin, 3. Juli Die »Deutsche Diplomatische Korrespondenz« echreiM unter der Überschrift »Finnland als Beispiel im europäischen Freiheitskampf« u. a.: »Der finnische Ministerpräsident Lln-komies hat zum finnischen Volk qespro-chen. Mit dieser Rede und mit dem Besuch des Reichsaußenministers von Rib-bentrop in Helsinki ist auf diesem Sektor der Front Europas qeqen den BoU tchewismu« eine kristallklare Lage geschaffen. Der Nebel von Gerüchten, Verleumdungen und politischen Intrigen, der von seinen anglo-amerikanlschen Halbfeinden und schwedischen falschen Freunden über dieses tapfere Land gelegt -worden war, damit es der Bolschewismus in diesem Dunkel heimlich abwürgen könne, ist. verschwunden. Volk und Regierung Finnlands sind sich vollständig im klaren darüber, daß es keine andere Wahl gibt als sich freiwillig durch Kapitulation dem Bolschewismus zur Liquidation auszuliefern oder so lange tapfer zu kämpfen, bis Freiheit und Unabhängigkeit gesichert sind. Die Sowjetunion hat von Finnland Kapitulation verlangt. Alles andere, das Gerede von günstigen Friedensbedingunqen, Erhaltung der finnischen Unabhängigkeit und Freiheit, wenn auch auf verstümmeltem Boden, ist ein ebenso törichtes wie verbrecherisches Geschwätz. Keine andere finnische Regierung, es sei denn diejenige, die bereit war. dieser Aufforderung zum Selbstmord nachzukommen, hätte eine andere Entscheidung treffen können, als getreu der finnischen Tradition zu kämpfen und dort Hilfe zu suchen, wo sie zu finden war, nämlich bei Deutschland. Waffenbrüderschaft Der finnische Ministerpräsident hat über den Beitrag, den Deutschland der finnischen Nation In ihrem Freiheitskampf geleistet hat und weiterleistet, alles gesagt. Diese Hilfe ist ihr bereitwilligst entsprechend der Auffassung Deutschlands von Waffenbrüderschaft gewährt worden. Wer Deutschland nicht im Stich läßt, wird von Deutschland nicht im Stich gelassen werden. Wer sich selbst nicht aufgibt, wird von Deutschland nicht aufgegeben werden. Wer kämpfen will, um seine Freiheit und nationale Existenz zu erhalten, wird Deutschlands Unterstützung finden. Dieser Grundsatz, den der Reichsminister des Auswärtigen im Frühjahr dieses Jahres, als man es mit ähnlichen Mitteln aus dem Kriege herausbluifen wollte, diesem Land gegenüber verkündet hat, gilt auch für Finnland Es entspricht der Auffassung von Ehre und Rechtlichkeit, die das finnische Volk auszeichnet, daß Ministerpräsident Linkomies nunmehr seinerseits erklärt: Finnland führt entschlossen auf Seiten Deutschlands und als Waffenbruder Deutschlands den Krieg gegen die Sowjetunion. Was Erfahrung lehrte Das finnische Volk und die finnische Regierung sind aus harter eigener Erfahrung heraus berechtigt und imstande zu beurteilen, was die sowjetische Gefahr für Finnland bedeutet, was Worte, Verträge und Unterschriften sowjetischer Staatsmänner wert sind. Es hat schon eiiunal mit der Sowjetunion einen Frieden abgeschlossen. Die Tinte war unter diesem Vertrag noch nicht trok-ken, als er schon durchlöchert und durch einen neuen Angriff gebrochen wurde. Es hat damals von den Demokratien des Westens viel schöne Worte gehört, aber keine Hilfe erhalten. Im Gegenteil: sobald es jenen nützlich schien, Bich mit der blutigen Diktatur des Kremls zu verbünden, schickten sie dem bolschewistischen Aggressor Panzer, Kanonen und Flugzeuge, damit er im »Namen der Demokratie« die kleine finnische Demokratie vernichten könnte. Finnland Ist ein neuer Probefall dafür, wie in den Kern hinein verlogen das Wort ist, das Roosevelt und Churchill über die Befreiung Europas gesprochen haben Spuren deuten nach England Suche nach den Mördern Henrlots tc Paris, 3, Juli 20 Millionen Franc sind für die Auf-fdndung der Mörder Henrlots von der französischen Miliz ausgesetzt worden. Ehe französische Miliz hat in Paris überall Plakate angeschlagen, auf denen die Frage gestellt wird; »Wo sind die Mörder?« In der Antwort wird erklärt, dali die Engländer und GaulHsten verantwortlich seien. Die Suche nach den Mördern des Staatssekretärs Philippe Henriot hat ergeben, daß sie blaue Trenchcoats ejiglischer Herkunft trugen. Sie ähneln den Mänteln, die von der französischen Miliz getragen werden. Das Geheul, mit dem sie sich auf die mit Sommerbesprechungen des Reichs-außenministers in Helsinki und auf die restlose Klärung der Situation in Finnland stürzten, ist nicht nur ein Beweis ihres Zynismus, sondern auch ihres schlechten Gewissens. Die deutsche Waffenhilfe wird zum Vorwand genommen, um auch den letzten Rest von Schamgefühl über ihr Verbrechen an Finnland über Bord zu werfen. Sie hofften dabei, innerhalb des finnischen Volkes Helfer zu finden. Auch in dieser Beziehung herrscht nun völlige Klarheit: Ministerpräsident Linkomies konnte im Nammen einer Nation sprechen, die in voller Freiheit und Geschlossenheit hinter ihrer Regierung und deren Entschlüssen steht. Die finnische Nation hat sich in eilen ihren politischen Gliederungen zusammengefunden, um dem aufgezwungenen Kampf, wie freie Männer, mit erhobenem Haupt, ohne lähmende Furcht, Lm Bewußtsein der Verantwortung vor der Zukunft, Seite an Seite mit Deutschland durchzustehen. Gegenseitige Respektierung Die Gegner und falschen Freunde Finnlands haben in ihrer Enttäuschung über den Erfolg des Besuches des Reichsaußenministers In Helsinki vor allem die verlogene Parole herausgegeben, dieser Besuch bedeute das Ende der finmschen Demokratie. Ministerpräsident Linkomies hat auch dazu klare Feststellungen getroffen. »Finnland ist ein demokratisches Land. Wir weichen nicht um ein Jota von der ererbten und in unserem Boden tief ver- wurzelten demokratischen Ordnung ab. Diese Ordnung verleidigen wir im Kampf, den uns der Feind aufgezwungen hat. Wir sind und bleiben Herren im eigenen Hause.« Von deutscher Seite ist dazu zu sagen: Schulter an Schulter mit Deutschland kämpfen Völker und Staaten der verschiedensten irmerpolitischen Regime für ihre Freiheit und Zukunft und für ein friedliches, glückliches und freies Europa, Ln dem alle Völker, ob groß oder klein, die sich in dieser historischen Stunde be.währt haben, ihren Platz und ihre Zukunft finden und nach ihrer Fasson selig werden sollen. So auch die finnische Demokratie. Seit drei Jahren sind die deutsch-finnischen Beziehungen der schwersten Probe unterworfen, die in dem Verhältnis eines großen, autoritär geführten und eines kleinen demokratisch ausgerichteten Volkes möglich ist, nämlich der Bewährung dieses Verhältnass.es Im gemeinsamen Kampf auf Leben und Tod. Es hat an diesen drei Jahren von keiner der beiden Seiten eine Einmischung in die inneren Verhältnisse des anderen gegeben. Und so wird auch in Zukunft erst recht jene gegenseitige Respektierung der inneren Struktur aufrechterhalten bleiben, die bisher stattgefunden hat. Nicht nur im Geiste der Waffenbrüderschaft, sondern auch im Geiste des freien Entschlusses und des Verständnisses für das Lebensrecht und die Eigenart der kleinen und großen Völker Europas sind die Besprechungen in Helsinki geführt, Versprechungen gegeben und entgegengenommen worden. Die heraufbeschworene Vergeltung Heimlichtuerei der englischen Pehörden zu »V Eins« tc Stockholm, 3. Juli Die Heimlichtuerei der englischen Behörden in allen Fragen, d'e mit der deutschen »V Eins« zusammenhängen, beginnt der englischen Öffentlichkeit auf die Nerven zu gehen. Der Londoner Korrespondent des schwedischen »Afton-bladets« berichtet, die Öffentlichkeit beginne zu knurren, abei nicht einmal ein entrüsteter Protest sei möglich. 4< rd, Einen inter^santen Beitrag zum Luftkrieg der Alliierten, der ja durch seinen Terrorcharakter die mit »V Eins« eröffneten deutschen Gegenmaßnahmen heraufbeschworen hat, liefert der Luft-waffenmitarheiter des Stockholmer »Af-tonbladet«. Er erinnert an Churchills Erklärung vom 22. Februar 1944, die lur die Beurteilung der deutschen Vergeltungsmaßnahmen einmal eine entscheidende Bedeutung gewinnen dürfte. »Unsere Luftoffensive bildet die Grundlage für unsere Invasionspläne«. Churchill bezeichnete also den Terrorkrieq als »unser wichtigstes Kricqshandwerks-zeug« und lehnte jede Einstellung oder auch nur Einschränkung ab. Der schwedische Sachverständige macht jetzt darauf aufmerksam daß die Entwicklung der großen Terrorbomber vielleicht an einem toten Punkt angelangt sei. Die neuesten amerikanischen Großbomber hätten wegen der starken Gefährdung durch die Jäger derait starke Bewaffnung und Panzerung bekommen müssen, daß sie an Bombenladunq und Reichweite kaum besser seien als die schon vorhandenen Bombertypen Der schwedische Fachmann weist in diesem Zusammenhanq auf die hohe Be-deutunq der Jaqdwaffe hin Ohne sie könnten dio schweren Bomber wohl Massen an Sprengstoff mit sich führen, die ein vielfaches des bisherigen Tragvermögens darstellten. Die stärkere Bewaffnung der Bomber beurteilt er skeptisch, denn bisher habe die Jagdfliegerei in der Konkurrenz gut Schritt gehalten. Ihre technische Entwicklunq scheine mit der des Bombers Schritt zu halten. Die Quintessenz, die sich aus dem Artikel »das wichtigste Kriegswerkzeug«, wenn auch nicht ausgesprochen ergibt), ißt ein starker Zweifel an den Entwick-lungsmöglichkeiten der englisch-amerikanischen Terrorwdffe und, ebenfalls nicht ausgesprochen, ein stiller Hinweis auf die künftigen Möglichkeiten der deutschen Gegenwaffen. Flintenweiber als Henker dab Belgrad, 3, Juli Bei dem nunmehr abgeschlossenen Säuberungsuntemehmen deutscher Truppen im Ostteil des Peloponnes fielen wichtige Papiere der bolschewistischen Banden in deutsche Hand. U. a. heißt es in einem solchen Befehl; »Beherzte und mutige Frauen können zu Liguidie-rungen herangezogen werden«. Dieses EXokument beweist, in welchem Maße die Banden sowjetische Methoden übernommen haben. Die Beutepapiere bestätigen, daß die zahlreichen Akte unmenschlicher Grausamkeit, die von bolschewistischen Flintenweiibern auf dem Westbalkan verübt wurden, von der Bandenführung planmäßig gefördert werden. ■-iura». ^^-PK FCriciishcriclilcr Stallbcrfl (Atl — Sch) Ostwärts der Orne Wie eine Mondlandschaft wirkt dieses, von Bomben umwuhlle Gelände um die deutschen Bunker. Trotz schwerster Bombardierung stehen die Goschützbunker ohne nennenswerte Beschädigungen und, sobald der Feind in [Reichweite kommt, sprechen die Geschütze. Das Beispiel Cher&Qurg Von Kriegsberichter Claus Dörner PK Im Westen, Ende Juni Es war nicht nur der deutschen Führung, sondern auch jedem einzelnen Soldaten in Cherbourg bekannt, daß er die Hoffnung auf Entsatz oder Unterstützung aus der Luft bei dem ungeheuren Masseneinsatz der feindlichen Jäger zur Abschirmunng des Luftraumes über der Halbinsel Cotentin aufgeben mußte. Er hatte in jedem Fall die Wahl zwischen Fortsetzung des Kampfes und der Erhaltung seines Lebens mit der *hm in zahlreichen Feindflugblättern zugesicherten anständigen Behandlung in der Kriegsgefangenschaft. Er wählte den Widerstand bis zum Letzten! Vergebens suchten die amerikanischen Kriegskorrespondenten sich selbst und ihren Kameraden dieses Wunder, das mit Worten wie Mut und Tapferkeit nur unzureichend bezeichnet wird, zu erklären. Ein feindlicher Sender warf in deutscher Sprache unserer Führung vor, sie opfere ihre Soldaten in Cher-bourg einem Zeitgewinn. Welche Möglichkeiten aber hätte der Oberbefehlshaber der an der Invasionsfront eingesetzten deutschen Heeresgruppe gehabt, um seine Soldaten in der abgeschnittenen Hafenstadt zu irgend einer Handlung zu zwingen, zu der sie nicht aus eigenem Willen bereit waren! Kein äußeres militärisches Machtmittel, keine Kriegsgerichtsverhandlung, keine Disziplinarstrafe und keine Auszeichnung konnte sie erreichen. Sie standen außerhalb dM Gesetzes, und ihre Vorgesetzten w^en nichts anders als Schicksalsgenossen. Die Offiziere, heißt es in einer anderen Fcindmeldung, hätten ihren Soldaten erzählt, sie würden bei Gefangennahme von den \merikanern erschossen. Einzelne Gefangene wären erstaunt gewesen, daß man sie am Lehen ließ. Glaubt die Gegenseite wirklich, daß es solcher Behauptungen bedurft hätte, um deutsche Soldaten zum Aushalten zu veranlassen? Liegt nicht in der Natur des Menschen die Neigung, seihst ein zweifelhaftes Schicksal einer 120 Stunden und länger ohne Der deutsche U ehrmachthericht Erbitterte Kämpfe an der mittleren Ostfront Besondere Heftigkeit der Schlacht in Italien — In der Normandie nur wenige Vorstöße des geschwächten Feindes — Schweres Vergeltungsfeuer auf London dnb Führerhauptquartier, 3. Juli Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: In der Normandie führte der Feind gestern infolge seiner an den Vortagen erlittenen hohen Verluste nur wenige Vorstöße in Bataillonsstärke. Bei der erfolgreichen Abwehi wjrden dem Gegner besonders hohe Verluste beigebracht. In Südfrankreich wurden mehrere Terroristengruppen zum Kampf gestellt und niedergemacht Schwere« Verqeltungsfeuor liegt auf London. In Italien tobto die erbitterte Abwehrschlacht auch gestern mit besonderer Heftigkeit zwischen der Küste und dem Trasimenischen See, Der Feind qrilf während des ganzen Tages unsere tapfer kämpfenden Divisionen an, die nach erbittertem Ringen wenige Kilüinotcr nach Norden auswichen. Da die Kamplhaiidlungeu sich auf den Raum dicht südlich Siena ausdehnten und somit die Gefahr bestand, daß wertvollste Kulturdenkmäler der allhistorischen Stadt vernichtet würden, wurden unsere Truppen freiwillig und ohne Feinddruck in den Raum nördlich Siena zurückgenommen. An der adria-tischen Küste trat der Gegner mit starken Kräften zum Angriff an und konnte unsere vorgeschobenen Sicherungen auf die Hauptkampflinie zurückdrücken. Im Mitteldbschnitt der Ostfront wurden westlich Ssluzk starke Angriffe der Bolschewisten in harten Kämpfen abgewiesen Im Raum von Ossipowitschi und an der mittleren Beresina setzten sich unsere Divisionen in erbitterten Kämpfen mit dem nachdrängenden Feind in den Raum um Minsk ab. Südwestlich Polozk scheiterten von Panzern und Schlachtfliegern unterstützte Angrilfe der Sowjets bei Glubokoje Um die Stadt Polozk wird erbittert gekämpft. In den schweren Abwph'"käinpfen fanden die kommandierenden Generttle General der Artillerie Martinek und General der Artillerie Pfeiffe» sowie Generalleutnant Schünemann, an dei Spitze ihrei Korps kämpfend, getreu ihrom Fahneneid, den Heldentod Schlachtfliegerverbände griffen mit guter Wirkung in die Erdkämpfe ein und vernichteten zahlreiche feindiichi Panzer, Geschütze und 2(iO Fahrzeuge. Schwere Kampfflugzeuge führten in der vergangenen Nacht einen ziisammcnqe-faßten Angriff gegen Ssluzk. Ein starker nordamerikanischei Bomberverband richtete gestern einen Torrorangriff gegen Bud<'pesl Es entstanden Schäden in Wohngebieten und Personenverluste Deutsche und ungarische Luft-verteidigungskräfte vernichteten 4.") feindliche Flugzeuge, darunter 34 viermotorige Bomber, Unterbrechung wahrenden Erwartung des Todes vorzuziehen? Warum wählten dio Männer von Cherbourg Tod oder Verwundung, so lange ihre Waffen noch intakt waren? Der Ablauf der Kämpfe Bereits am 23. Juni drangen sehr starke amerikanische Panzerverbände bis zum Stadtrand vor, Bei Le Glacerie und bei Rouges Terras, zwei Kilometer südostwärts Cherbourg, wurde der Feind durch Artilleriefeuer zurückgeschlagen. Bei Dicosville wurden sieben Shermanns zur Strecke gebracht. Erst am folgenden Tage erreichte der Feind an fast allen Stellen den Stadtrand und stellte sich zu dem am 25. Juni beginnenden eigentlichen Großangriff bereit. Das Bombardement, das ihn einleitete, übertraf nach britischen Meldungen alles bisher Dagewesene. Wo die angreifenden Amerikaner auf Widerstand stieße,n forderten sie Kampffliegerunterstützung an, schalteten durch gleichzeitigen Artilleriebeschuß die Flak der Vorteidiger weitgehend aus und warteten erst dio Wirkung der Bomben ab, bevor sie erneut gegen das Werk vorfühlten. Sie ließen sich als »gute Mechaniker« nicht auf den Nahkampf ein, ehe sie nicht mit einer völligen Zertrümmerung der Scharten und Zugänge rechnen konnten. Am Abend dieses Tages funkte der Gefechtsstand, der sich im Süden der Stadt befand, daß sich die Besatzung bis zum letzten Blutstropfen verteidigen werde. Letzter Funkspruch Aber der erhoffte Erfolg war den Amerikanern auch an diesem Abend nicht beschieden. Am 26. Juni mußten starke feindliche Seestreitkräfte zur Beschießung der Stadt angesetzt werden. Sio operierten im Schutz einer Nebelwand, aus der sich lediglich das amerikanische Srhlachtschitf Newado hervor-wagle, um die deutschen Küstenhatte-rien unter das vernichtende Feuer seiner 35 cm Geschütze zunehmen. Trotz der behinderten Sicht versenkte die Marinebatterie Hamburg zwei Kreuzer der Cumberlandklasse. Um 15.50 Uhr erreichte den Oberbefehlshaber der letzte Funkspruch der Verteidiger. Die Männer der Nachrich-tentruppo vernichteten hierauf ihre Schlüssel und beteiligten sich von dieser Stunde an am Kampf. Der Seebahnhof und das südostwärts der Stadt gelegene Fort Roulo wurden vom Feind besetzt Es hielten sich die Besatzungen des Flugplatzes Theville. des Arsenals, des Seefliegerhorstes, die Marinebatterien Hamburg, Rrommy, Yprck und Lcidemeer, das CapLevy und die Kampfgruppe des Obersten Keil auf der Jo-boutg-Halbinsel. Erst am 27 Juni gelang es dem Feind, auch in das Areenal einzudringen, Auf der Außenmole, auf der Halbinsel Jo-bourg und am Flugplatz Theville ostwärts der Stadt wurde immer noch gekämpft. Dio Batterie Langemeer versenkte erneut einen leichten Kreuzer, Noch am 2tt, Juni nalun die Kampf-giuppe Keil den Fahrzeugverkehr auf der Straßo Cherbourg—St. Croix—Hague unter wirk\s,inK>s Artilleriefeuer. Der Sinn des Asharrens Auch am 29. Juni weist die Kampfgruppe alle Peindiingritte auf die von Ihr nehaltene Halbinsel ab Der Hafenkommandant Frtvgdttenkapitan Will halt Sgit« 2 ♦ Nf. 186 * Dienitag, 4. Juli 1944 MARBURGER ZEITUNG •a(ne Stellung auf d»r Mol«. Die gegnerische Flott« wiederholt Ihre Versuche, dl« HAf«n*lniahrt xu crrwing«n, nicht Dm tot in knappen, trockenen Worten die Geichicht« dieiee Wlderetandee, der d«m Femd «nnlo» erscheint UTvd der nur einer Truppe mÄqlich iet, die wwiB, wofür eie kdonpft Bietet nicht der letzte Gr\iA, )ene« Nachrirhlensoldalen da* Gegenstück zu der Srhilderunq von den »guten Mechanikern«? Sein Gruß aber heißt) ihr andern und ihr daheim, haltet euch eo, wie wir un« halten. Und gewiß bestand bei keinem der Verteidiger von Cherbourg irgend ein Zweifel über den Zweck diesos um so viele Tage verlängerten Wideritande«. Jede Stundp, dio sio ausliiolfrn, war eine Stunde, die der drutschen Führung die Heranbi ingung ihrer operativert E:n-greifverbdrwle erleichterte Aus Autwa-gen gefangener Amerikaner geht einwandfrei hervor, daß die 1. amerikanl-«che Armee bereits am 2H, .Juni, also mehrere Tage vor der Niederringung de« letzten Widerstände« im Bereich der Stadt, auf Befehl Eisenhowers eine Linie erreicht haben «ollte, die von der Domfront, etwa 75 km südlich Caran-tan, zur Bucht von Mont St, Michol verläuft. Am 26, Juni 8l«o «ollte der Zugang zur Bretagne in der Hand der Amerikaner sein. Daß dio 1, amerikanische Ar-niee zu die>«em Zeitpunkt noch In dem •chmalen Raum der (!otentin-Hdlbin»el «teht, Ist nicht zum kleinsten Teil da« Verdienst der einzelnen Widerstandß-nester und Batterien von Cherbourg, Nicht dJa Führung hat sie, nein, die Soldaten vor) Cherbourg selbst haben sich dt'm Zeftg^-winn geopfert. Wir dürfen nicht daran zweifeln, daß Eieenhower unter Anwendung dee gewaltigen, ihm zur Verfügung stehenden Potential« verfiurhtn wird, ««inen Vorstoß nach Süden und Südwesten zu führen, um eme breitere Basis für die Operationen im gefiamtfranzQulschen Raum zu gewinnen. Aber e« iot gewiß nicht der Zeitpunkt, Betrachtungen über den deutschen Gegenaufma'-«ch an2u«tellen. Vielmehr sollten wir des Beispiels der SoldJten von Cherbourg gedenken und iin<* die Namen der Widerstandsnester einprägen, da uns die Namen ihrer Verteidiger nur zu einem geriagt^n Teil überliefert fi!nd, Auch tlie Schreiber der Stäbe und Ma-rinedienfitfitellen beteiligten sich am Kampf, ^in russisches Freiwilligenbataillon stand ebenso »einen Mann wl« die Artilleristen und die Mtinner der Nach-richtentruppe Sie waren alle keine »erfahrenen Handwerkera des Kriege«i al>er sie hatten das Entweder-Oder diese« hdttesten Kriegsjahrc« 1*)44 begriffen. Darum wählten sie den Widerstand. Cherbourg ist nicht Europai doch da« BeUipi«! der Männer ,die noch am 29. Juni auf den Außenmolen des Hafen« den Kampf fojtftetzen, mag denen von der anderen Seüte de« großen Teiche« eine Vorstellung von dem Geist geben, in dem der alte Kontinent verteidigt wird. Begreifen worden sie uns nlej aber die Nachdenklichen unter Ihnen werden sich vielleicht einmal die Frege vorlegen, ob sie in der gleichen Lage Gleiches zu tun bereit wären? Die Schlacht bei den Marianen Erste Schilderuniien japanischer Krießsbcrichtcrstntter dub Tokio, 3, Juli Oh«r di« große Si'C- und Luftschlacht •in 19. und 20. Juni im Gebiet der Ma-rianen-lnspln Hegen die ersten Berichte japanischer KriegsberichterstattGr vor, die das dramatische Kampfgcschehen schildern. »Es Ist 3 LThr nachinittiigs, als unser Flottenverband den Delehl zum Auslaufen erhält«, schreibt Tanaka. »Lange haben wir auf die*inn Augenblick gewartet. Mannschaften und Ofliziere biennen darauf, den Gegner zu stellen. Die See ist nihig, Jäqer umkreisen unseren Verband wie Spürhunde, während Luftaufklärer kommen und starten. Ein Bericht nach dem anderen trifft ein. Doch erst am dritten Tage hat es den Anschein, daß wir nicht mehr allzu weit vom Kampfgebiet entfernt sein können. Das Milfngspssen erhalten wir — roten Reis, den es sonst eigentlich nur bei ft«llichen Anlässen gibt. (Es handelt sich um Reis, der vermischt ist mit kleinen roten Mungo-Bohnen). Die Ausgucke werden verstärkt. Wir versuchen schnell noch, etwas auszuruhen, denn jeder weiß, daß ein harter Kampf bevorsteht. Aber Abend wird, und wieder Morgen, und Immer noch sind wir In voller Fahrt gogen den Feind. Dia Kanoniere binden «ich ein weißes Stirntuch um, damit sie wählend des Kampfe« nicht vf)n herdbflieüondem Schweiß belästigt worden. 7.30. Ein Aulklärer berirhtet, daß er einen feindlichen Flugzeugträger gesichtet hat. Am Nachmittag werden vier weitere Flugzeugträger, zwei Schlachtschiff« und über 10 andere Einheiten de« Gegners gemeldet. Jetzt erscheinen auch die ersten amerikanischen Aufklärer, aber «le halten «ich in respektvoller Höhe und Entfernung. Doch soll noch eine Nacht vergehen, ehe c« zum Zu-eammeri«ti)ü kommt. Das Frühwtück wird bereits an den Kamplpoultlonen eingenommen. Unser Kommandant macht einen letzten Rundgang und lächult zufrieden vor sich hin. Seil unserem Auslaufen steht er last ununterbrochen aul der Brücke. Wir hoien, daß vter nmerl-kanischa riugzriigtriiger Kurs auf un« genommen haben. Mciirero unserer Aul-klärer kehren bereit« nicht mehr zurück. £« zeigt sich, daß der C^ugner in diei Gruppen m:t zehn Flugzeugträgern, niin-desten's acht Schlachtschiffen und über zwanzig anderen Einheiten fährt. Ein dramatischer Augenblick ist gekommen. In mohreien Verbänden starten unsere Bomber und Torpedoflugzeuge. Sie umkreisen wie grüßend noch emmal unseren Flottenverband und ver- schwinden dann In Richtung nach dem Feind. Sie «ollen jeden Kampf mit den amerikanischen Jägern vermeldeni denn ihr Angpiff«7iel sind die »schworen Brok-kon«, also die Flugzeugträger und die Schlachtschiffe. Endlich kommt der erste Funkspruch »Angrilf begonnen, Volltreffer auf Flugzeugträger«. Und immer neue Erfolgsnipldungen troffen ein »Drei Flugzeugträger versenkt«. Der erete Angriff war also ein voller Erfolg. Jetzt starten weitere Maschinen zum Angriff bei wütendem Abwehrfeuer. Zahlreiche feindliche Jäger empfangen sie. Doch unbeirrt steuern unsere Piloten Ihr Ziel an, stürzen sich im Steilflug auf Ihre Opfer oder versuchen aus nächster Nahe ihre Torpoikau und Josip Broz. Dio Engländer und die Amerikaner erhalten diese Berichte nicht direkt, «oivdern erst über »Radio Freies Jugoslawien«. Den Anstoß zur Bildung der O. F. gaben die politischen Ziele Sowjetrußlandfl im Mittelmeer.. Zur Erreichung dieser Ziele soll ihnen die »sowjetische Balkanunion« verhelfen, die nach Verwirklichung der konununi-stischen Revolution zu errichten wäre. Die Tätigkeit der O. F., die nach einer Äußerung dos Jo«ip Broz den wichtigsten und ausschlaggebendsten Bestandteil des »Antifaschistischen Ausschusses« darstellt, steht unter der ausschließlichen Leitung der »Kommunistischen Partei Slowenions« und unter der strengen Aufsicht der Sowjets. Ihre Absicht ist die Errichtunci eines Balkanbundes, der dann Stalin auftgeliefert werden soll. Der Vollzugsausschuß der O. F. erließ am B. Mai 1942 ein Rundschreiben mit der Überschrift »Besondere Anleitungen für die politische und kulturelle Arbeit«, worin es heißt: »Am 22. Juni ist der Jahrestag de« Uberfalles auf die Sowjetunion. Die Politkommissare müssen in älleu Einheiten felerlicho Zusammenkünfte veranstalten, wobei sie die andauernde Brüderlichkeit mit der Sowjetunion zu betonen h tiaumbulunyun geglaubt hatte, vielleicht könne trotz allem Draga Mlhailowitsch, der ,,Mann aus dem Walde", durch seine Bindung an die Alliierten noch ein Heil lür Serbien bringen, der sieht heute, daß auch dieser letzte Exponent des westlich orientierten Serbien von London und Washington unter dem Druck Moskaus fallen gelassen wurde zugunsten Bro?:-Titos, des Anführers der bolschewistischen Banden, des Todfeindes des serbischen Landes. * Dns serbische Volk aber ist antibol-ächewistisch und wird in seinen besten Teilen kämpfen, um an der Seite des deutschen Heeres, der Verbände der Waffen-ff und der Deutschen Polizei ein Fußfassen der moskowltischen Mörder und Banililen im serbischen Raum zu vorhindern. Als militärisches Instrument hat Serbien dafür aus eigener Kraft in Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei die Serbische Staatswache aufgestellt, deren Geburtsstunde vor zwei Jahren schlug, als nach der Katastrophe der serbische Ministerpräsident Generaloberst Neditsch die Parole der neuen ■orbischen Staalsldee — Ruhe, Ordnung und Arbeit — proklamierte. In diesen zwei Jahren hat sich die Serbische Staatswache, die keinerlei parteipolitischen Ideologien dient, sondern letliglich die Exekutive des nationalen Abwehr-wlllens gegen den Bolschewismus darstellt, bewährt, Sie hat neben Ihrem Einsatz gegen das Banditentum auch noch den gesamten Polizei- und Gendarmerie-dienst Serbiens zu versehen. Unter der Führung Ihres Kommandarnen, CSeneral Jonltsch, der ebenso wie der größte Teil des Offlziorskorpi der Serbischen Staatswach« aus der ehemaligen jugoslawischen Wehrmacht hmvorylng, hat sich diese Truppe, die sich lediglich aus Freiwilligen rekrutiert und schon seit zwei Jahren ununterbrochen eingesetzt ist, in vorzüglicher Haltung geschlagen. Wir sahen einmal Unterkünfte verschiedener Kompanien der Serbischen Staatswache draußen auf dem Lande. W«is Sauberkeit und Ordnungsliebe an-betriflt, so kann es selbst in einer deutschen CJarnison kaum anders aussehen. Auch die Waffenausbildung, die in jeder freien Stunde betrieben wird, Ist auf ftußerst« Exaktheit und Disziplin ausgerichtet. So ist es kein Wunder, daß der serbische Baiier, der draußen an den Circn/.en dos Landes der Plünderung und Mordbrennorel der Banden ausgesetzt ist, niit einen» gläubigen Vertrauen auf die Leute der Serbischen Staatswache, die tapferen Söhne des Landqs, sieht. Denn auch als Polizei- und Gendarmerie-Organ ist dio Serbische Staatswache niemals eine Büttelobrigkeit, sondern stets eine volksverbundene Ordnungsmacht. Der serbische Wachtmann kommt aus dem Volke, er lebt urui leidet und kämpft mit ihm, ohne Urlaub, nur für karges Brot und für einen nur sehr bescheidenen Sold. Aber es Ist die Erhaltung der Heimat, für die er kämpft und sein Blut hergibt, — nicht mehr das künstliche Ciei)il(le Jugoslawien, sondern der natio-ncilc Raum eines freien Seibien. Und In diesem Kampfe schwingt auch das Bemühen und (las Vertrauen und die Anerkennung durch das Reich mit. In dessen Schutz die Serben sich sicher fühlen und mit dem sie auch wieder Ihren Platz In einem neuen geoidneten Europa zurückgewinnen werden. ff-Kriegsberichter Heina O. Wutttg Chemiker die unzulänglichen Methoden der Desinfektion von Bekleidungsstük-ken und anderen Dingen. Er slclite auf Grund der Hamburger Boobacht\ing(>n das Formalin her, das heute noch in Krankenhäusern und Haushaitun zur Desinfektion und Konservierung millionenfach in einfachster Handhabung verwendet wird. Welche Erfindungen soll man noch nennen? Die vielen Farbstoffe, die Mückenabwehr- und Schädlinrisbo-kämpfungsmittel, die Tiefkühlllüssigkel-tenl Sie und viele andere haben eine gleich hohe Bedeutung erlangt. Aber es gab auch Rückschläge. Einmal wollte Schmidt unter die Goldmacher gehen. Aus afrikanischen Erzen sollten größere Mengen des leuchtenden Zauber-sloffes gewonnen werden. Mit London wurde ein Vertrag geschlossen. Die Aktien der beteiligten Firmfin schnellten zu schwindeln'n die Schiffe nicht zu schützen sein? Win wäre es, wenn man sie unsichtbar machte? Und da kam Schmidt auf den Gedanken der künstlichen Vernebolung Einige Jahre später erschien bei der Kriegsmarine ein Zivilist. Und dann der gleiche Zivilist im Weltkrieg auf Fclnd-fahrten. Uneingeweihte schüttelten den Kopf. Ein Zivilist, der einzige^ den man je l)el solcher Gelegenheit sah, fuhr mit zu Schlachten hinaus, zu einer der größten Seeschlachten, zum gewalligen Ringen bei Skagerrak. Schmidt war es, der inzwischen den künstlichen Nebel erfunden hatte und mit ihm einen Tqil der Flotte vor dem Feind verbarg, Auch in der Otranto-Schlacht kämpfte er als Zivilist mit seinem Nebel gegen den Feind Seine Erfindung rettete schließlich die „Breslau". So wurde Schmidt der Vater der Wehrchemie. Und dieser diente er, der Inzwischen zum ff-Oberführer befördert* verdienstvolle Forscher, auch heute noch als Achtzigjähriger. Und wie in der fruchtbaren Zeit als Universitätslehrer,, hält er auch Im hohen Alter die Jugend um sich, nie, dio sein Weltbild dor Chemie wettertragen soll. Dnick tj. Vnrlaqf Murburqer Vetrlnn*' " DrucVercl« G«t mbH— Verlnnulaltunn Bann Raumnurtncr, Hauptichrlftlottunir Anton Gurirhark (varrclitl, itellverU. Ilauptsrhrlftleltar Robert Krntzert, iBmtllch n geschlosben. Dei Friedhof ist nicht nur die letzte Ruhestätte der Menschen, er ist auch ein Stück Ortsgeschichte, die sich nicht beschönigen oder verfälschen läßt. Das tritt in besonderem Maße auch bei den Friedhöfen in den kleinen unterstftirischen Orten und den alten Grabstätten unserer Städte hervor. Heute wollen wir einen kurzen Gang über einen unserer schönen alten untersteirischen Friedhöfe antreten. Ein in der Ortsgeschichte erfahrener Volkfigenosse hat sich uns als Begleiter zugesellt und führt uns bald nach dem Betreten d,ieser Stätte des Friedens zu der Kapelle, in der wir die Gräber und zum Teil die Grabsteine der Gründer der Kirche und des Friedhofes finden, was für die Ortsgeschichte schon überaus wertvoll ist. Ausgestorben — ausgewandert Sehr oft stehen auf diesen Grab- und Denksteinen Namen, die in der Gegend überhaupt nicht mehr vorkommen! der in der Gegend ansässige Zwefg dieser Familie ist also ausgestorben oder ausgewandert. Rund um die kapeile herum und in ihrer nächsten Nähe sind meist die vornehmsten Gräber unter mehr oder I minder kostbaren Grab-I steinen und Tafeln, oft mit lateinischen Inschriften versehen, die von Leben und Taten der unter ihnen Roihenden künden. Und viele Namen sind da zu lesen, die in der Gegend ganz unbekannt sind, öftere handelt es sich um Namen, die im Laufe der Zeit eine Änderung erfuhren und auf die Beschäftigung des hier Ruhenden zu Lebzeiten schließen lassen. Aber auch in anderer Richtung sind diese Grabsteine oft sehr aufschlußreich. So deuten Grabsteine darauf hin, daß die unter ihnen Begrabenen Protestanten waren. Man kann daraus ersehen, daß sich die Bewohner der Gegend nach der Reformation zum Protestantismus bekannten und während der Gegenreformation wieder katholisch wurden. Vor den Grabsteinen aber machten die Glaubenseiferer doch halt und diese geben noch heute Kunide von der Vergangenheit. Die Nachkommen der hier Begrabenen mögen aber auch unter dem Druck der Gegenreformation die Heimat verlassen haben und ausgewandert sein. Es ist nicht unjwichtig zu ergründen, wohin sie sich gewandt haben. Wenn die Nachkommen fehlen Wir gehen mit unserem Begleiter weiter und kommen zu anderen alten Gräbern, denen man ansieht, daß sie nicht von der Hand liebender Enkel, sondern au« einer gewissen Pietät von meisten der jetzt Lebenden wissen nichts selbst Ahnherr zu Verde°n. Aufn.nhnic: Vlilsch, .Marhiird Stätten des Friedens — Weiser in die Ortsjjescliichle und ließ auf seine eigenen Kosten den | armt, denn ihr schrtlleridcri Blul und 'hr ganzen Ortsplatz pflastern. Der Enkel aufbauender Geist fehlte dem ganzen wiederum erwarb sich um die Errichtung | Volke. Wenn v/ir nur stoffliche' Güter einer Mittelschule große Verdienste und verlieren, so liegt daran wenig, denn war vor 150 JaJiren wiederholt bei das gute Blut kann sie wieder neu den Ministerien in Wien und einmal so- j schatfen; aber der wahre und einzige gar in einer Audienz beim Kaiser Franz. | Reichtum eines Volkes, das Blut, dieses Und der letzte des Geschlechtes, der unverehelicht starb, setzte den Bau der Wasserleitung und den Anschluß an die Hauptstrecke der Eisenbahn durch. Sie alla haben Großes für die Gemeinde geschaffen und blieben letzten Endes dem Gemeinwesen doch die wich- unersetzliche Ahneneabe, dürfen wSf nicht verlieren, sonst ist alles dahin. Wir verlassen recht nachdenklich die Stäfte des Friedens, denn hier liegt so mancher begraben, der nie mehr aufersteht. Die alten verwitterten Grabsteine mahnen den besinnlichen Friedhofsbesucher tigste Leistung schuldig, indem sie die an eine ernste, unabdingbare Verpflich-großen Gaben, die sie von den Ahnen tung den Ahnen und dem Volke gegenempfangen hatten, nicht in Kindern über, stets eingedenk zu sein, daß 'jeder ihrem Volke wieder zurückgaben. Die vollwertige Volksgenosse die Pflicht hat, Ein Ereignis iür Cilli Konzert des Musikkorps des Grazer Hausregiments Das Musikkorps des Grazer Hausreqi-ments, das am Freitaq unter dem Jubel der Bevölkerung in der Gauhauptstadt seinen Einzug hielt und bis Ende Juli im ganzen Gauqebiet Konzerte qibt, wird heute, Dienstag, 4. Juli, d'e Ciilier Einwohnerschaft mit einem Konzert erfreuen und wir sind gewiß, daß durch einen begeisterten Empfang des Musikkorps in unserer Stadt die enge Verbundenheit der Heimat mit den tapferen steirischen Gebirgsjägern ihren schönsten Ausdruck findet. * Keine Vorbestellungen auf Eintrittskarten für Lichtspieltheater. Nach einer erlassenen Anordnung ist es künftighin allen Lichtspieltheatern verboten, fernmündliche Vorbestellungen auf Eintrittskarten entgegenzunehmen. Wir weisen dicserhdlb alle Lichtspieltheaterbesucher in der Untersteiermark ausnahmslos daraufhin, daß Eintrittskarten für die ein- Ausgabe der fünften Reichskleiderkarte Nur für Kinder und Judendliche bis zu 18 Jahren I"iM- (im Versorgungsabschnitt vom 1 .hili 10-14 bis zum 31. Dezember 1945 vird {'ino Ulnlte Reichskleiderkarte zur \ t-rsorguiig der Kinder und der heran-WrichsciMleti Jugend Iür die Altersklas-SCM1 vom vollondelen ersten Lebensjahr Iiis zum vollendeten Ifl Lebensjahr her-'aisricgoben. Wie bisher sind die Karten den AltiMskUissen I bis 3 und 3 bis 1 > gelrennl. Die nmi zur Ausgabe gelan-<"iKl(!n Hur;Hherikarten und Maidenkai-l<"M «lieuen zur Versorgung der Fünfzehn-liis Siebzciinjälirigen, die im abgelaufe-iu'u Zeitraum neben der Kleiderkarto liir Orwriclisfiie noch eine Zusalzkleider-mit 30 BozugsabsthniUen erhalten luilion. Sciintliclie Karten sind mit 80 Dezuys-"i' irhnilltüi versehen, die tür t>esiimmte T- riniiiü l'.illig gesli'llt sind, und zwar Werden 3tl Punkte noch im Jahre 1044 fiiliig, wahrend die restlichen 50 Punkte •Juf (las nächste Kalcndorjähr enttollen. Die V(>rsorgnrig der Säuglinge erfolgt •vie Iiislinr durch die Säiigliiujskarte, die lautend in dem bisherigen Umfange aus-<)i'geben wird. Die Giilligkellsdauer der vierten '^eichsklriderkarto wurde bis zum Ende des nächsten Kalenderjahres verlängert. Vnn den nach Aufruf gültigen Dezugsab-Rflinillen sind zehn Iür den 1. August 1944 fällig gestellt worden Zugleich wurden bei der Männerkarte die Abschnitte D und C und bei der Frauen-karte die Abschnitte D C und B zu Näh-mittelabschnitten erklärt, und zwar mit zelnen Vorstellungen ab sofort nur persönlich an der Kasse gelöst werden können. Im Hinblick darauf, daß aus kriegswichtigen Gründen auch hier der Fernsprecherbetrieb entlastet werden muß, dürfte diese Maßnahme bei allen Filmfreunden Verständnis begegnen. Vorbildlicher Fraueneinsatz stolzer Leistungsbericht aus Eichtai-Obertal Vom Verkehr abgelegen und weit im Gebirge zerstreut hat die Ortsgruppe Eichtal-Obertal im Kreis'Trifail ihre Arbeit unter besonders schwierigen Bedingungen zu erfüllen Umso mehr ist es anzuerkennen, daß die Frauen dieser im Gienzkreis gelegenen Ortsgruppe sich in der hingebungsvollsten Weise den verschiedenen Einsatzmoglichkeiten gewidmet haben. Ob es sich um FamiMenhilfe bei Kinderreichen, im landwirtschaftlichen Haushalt in den Hilfsstellen für Mutter und Kind, in den Dienststellen des Steirischen Heimatbunde« und des Roten Kreuzes oder um Haussammlungen handelte — die Frauen von Obertal waren immer zur Stelle. Ganz besonders ausgezeichnet haben sie sich bei der Wöchnerinnen — und Krankenhilfe und bei landwirtschaltli-chen Hills- und Erntearbeiten, wo im ersten Fall 8 Frauen 1540 Stunden, im zweiten 45 Frauen 4604 Stunden im vergangenen Monat im Einsatz tätig waren, insgesamt haben 82 Frauen 6605 Stunden dieses Monats im Dienste der vom den Fälligkeitsdaten vom 1. September i Amt Frauen im Steirischen Heimatbund 1944, 1. November 1944 und 1. Februar durchzuführenden bzw. mitzubetreuenden 1945. Aul die fällig gestellten Bezugs- , Hilfstätigkeiten verbracht, womit sie eine abschniite können zunächst nur die nicht der Sperre unterliegenden Artikel gekauft werden. Es wird jedoch schon jetzt darauf hingewiesen, daß beabsichtigt ist, in absehbarer Zeit von den gesperrten Artikeln für die Männer 1 Kragen oder I Paar Hosenträger oder 1 Paar Sockenhaller oder Socken und für Frauen 1 Hüftenhalter oder Schlüpfer oder ein Parr Strümpfe wahlweise freizugeben. Die Giltigkeit der dritten Reichskleiderkarle ist bis zum Ende des laufenden Jahres verlängert worden. Für die Versorgung der Bevölkerung polnischer Volkszugehörigkeit wird ilweise geschützt, das beißt, tür den llcuulc>] und Uli gewerbliche Zwecke ist eine an Zeit und Raum gebundene scbriltlic'he Erlaubnis der buheren Na-turschutzbebcircie notwendig Jeder darf sich aber einen llandstrauß mitnehmen. Einscliräiikungen ergeben sich dadurch, daß in Nalurscbulzgehieten jede Pflanzenentnahme verboten ist. MARBURGER ZEITUNG Wer schwimmt am schnellsten Bctnmkcne Hechte i chen keii.c Brüderschaft I> f .i I'!o k.inn in rtrr Stunde Pino f !■-I nd. ik 'it V'-n > kn>, tJei Höcht r.DP nj!riie von 2'j bis 2/ km, Aalf, Kciipien unrl sons'-.rje kleinere F-.6che von y/ km cntw ji ieln. Mit hpsoiii!"ien Apo Kcituren wurden dies»' Me';su:\qen (hirrh(|ofiitirt In eine rin ifi. mi i drsf lilosson^» V*'dsseirinne, die d'ir' h ■ i(.'k'ri>motor in tion vp'' M i :l; mein die Vor- s i h^lisi If e i, stclllfii dio Fi-^ h'' h r'i' M d n Di. lisinii rlt^r Appd-iriMr -1 - ii- iniiH ii iH.'fitMi den Strom r S k-r ' • l)!ii ')("! d'f Tiiche für Fl .(-1 Ulf its st liL'inb.ir am I' k' '' n t/i mulüe nur 1" ii CN( hv, .Md.()keil (los Ap-rdiMi um zu wis-|i- •id.- V. jrtsbc wofjuiui der an. In ■ ritlS V !i|:> f|lciiii '1 II'!, h d ! p.ir^*' s . srri. 'rt .1 T !»■!'> D.i: ilii dink: 1' liir.'^n !ci(| vjlic SU' hl- ! 1 II nc'i 0 '■ q: I . II"-* L,.< k 1 • Ii 1 r Pr ixis hrit oi-^dli'ti 11' difftcr T.itenrho In 'i"''-n iiiiiniMih if(Mi Lhj ein d. r prd q'dodcn htittn. Plöt"'-o ' • B- Ml /ii:u| dos Kiihnes ■ Id,' ' )ir I <•'lif« in Sfiten-und Ii' 'nd -K-ri umiiöfiliclirn • '[It-'i. ' siim auichs V/ci^spr lor- 'II ■ lest d,iU iiii'hrrro iM (i-'wordf'ii w.iron und ÜMM In!' it ins .•■6t i f iitlf-'ort und riiii> V.: 'St iIj 'I ""irik lirjl iiidcr (Irr in ticr N die 1)'lindÜ!T,rii Fisf hwrdI rr-7''iifd ti '' 'II. ()l:wf»hd t^M'md jod^s LP-]i"Wi' 'n im /iis!iTid" .i'kohoiisc hör Ro-K hw''i'Viii''; d i.Mi Ti''i(|l, dio fitur/o Wflt 7U nih.'riivn, 'clint ri ft; dio butoiliqtcn k ul- '1 > M"d B iT'-rho, ab, iidl ;!• n r.iid i'-n 1". üciniosson iliuc'er- Fin bckann'er D'iMicnzüchler tSüslorbcn Der (i. ilniT (Ihstdv fMic ius, (»iniu dor hl kiiiiiil' Htcn 1) .lili- n/uclitcr Dculsch-Itinds, i- I .,r|, ,d'i(|ri( in Kmiikoidci^or III ciii' r 1'i i. r i\liii. . ficslorbcii. Fricciiis, d'T oiiv r n|:( n n.itniMrsi licu Ftiniilii; •nil'^trimin'"', /; f l'iotc luf seinen 1!'29 in KncdciTds b'i 1 l'i: 'im cirK]»d('f)lon qroßen DiiliÜcnkulMiron Pinn (icinze Reihe neuor D.ddion Arien, fnr dif» or im In- iirid Ausland 7u' lroiih.' Prriso erhielt. N:ich drciPi'4 Jahren Phaser liicie ti.if in Rdtriiburq bei Han-ruiver eino l'.»' '. arto ».'in, dio vor etwa (ireißig .)jhrpn in einem nicht weil ont-fferntejri Porl In den Kosten qeworfen 'Vörden \V'IT. Das Pos'.dalum ließ sich iwnr nictit im'hr erkennen, aber der Absender ist heioits im ersinn Woltkrloqe cfefdllen, imd difi r-jiniSe, die die Karte erhielt, 7(if) vor olwi diciUiq .Iahten von PiifMioii nii'ii Kiit. nliiirn. IJio Karte v/;ir (dief mx Ii ridi h l>iein. n qoi it hl"t, Die Abljjl. Mnq /"if;' i in [ irlilbild, iiiif dem dir iii/v. i I'II nc'. Iii >i' Absender im Kr i.;!' I :;m [ \\ .,1, Ii r. .1 H'lqnii)|)0 vn sein n nl)\...h'i i; • L !h()!iinijei in in/.wi-sc • II ;< ■ (III ' it > .Idlircii voilieiuilet 'st, ,d'- I ihi"ii NiM n f|( iindorl !". wordenen .Mdiini;« •f'i'.)l'> lii'! ili' nie'i ■ iie weidetiilo Kuh. l)i'r . 1 i;;n b, iMe t.' ii iin "-;>()! Ipbilz hin-Me' ^i' ui:',: r !■' .( k Iusiir-zufien. An- <.( !r p"nd W'T I r (Uiii'i e luieM liUifon, d. :in 'w:-. h. ;i /.i: ■( Ii! ■ r,;ii h de;i Sch.nipliitz um ( irr^ FMih. iinri fvi 'v i \ er!iissrn. Schaft zu mjchen Trotz ihrer Schlaqsol-te frdtlon sie \v(Mter munter alles um sich hei um, wus ihnen vor die Kiemen kam. Sic spielten Erhänj^en In Oskorsthineq hei Kolin im Protektorat waren e nicje Kinder auf den Gedanken \erldllcn, Erhcinrien zu spielen. Sie Stockum nacheinander den Kopf in die Schlinqe, dio an einem Balken in dor Scheune hintj und wcttelcn, wer es VVIRTSCHAXrr UND SOZIALPOLITIK. Der kriegswichtige Zivilbedarf Elastische Verteilung — Versorgung der Fliegergeschädigten J« mehr dio Rüstiinqserzeugunq gesteigert wird, um so häutiger taucht die Frage auf, ob neben ihr überhaupt noch PIdiz für (Jie Zivilerzeuqung ist. Mancher Verbrdiicher, insbueondero wenn er flie-gorgeschfidigt ist, bei drehtet, daü sein nolwendigei Bedarf an Bekleidung, Hausrat usw. nicht nuhr anerkannt und befriedigt wird. Das i«»t jedoch keineswegs dei Füll. Die für die Versorgung der Bevölkerung zuständigen Männer hai)en vielmehr Wiedel holt erklart, daß neben der Rüstung auch c^er Zivilbedarf weifer-hm berück«ichli((t wird, Der Rüstungs-dihIk n den Schilde] so voll — "lul l)> mit ihieni veiheul-tpfi fiet,)) iit joi IV. .'Ii: eiid iiii Weg und 'V^.1I lini |ei|ei;i \(^i|i(ii- diiliei sein.« "Shdl Iii Ii iI sV Ii,igte Pfdei, den Voller v-'i u M ;M"; I lü'o'ir'i hlciid. »lihili'h ((■ ■-I. r.il II■ I'itiii ITisula b|.iud zu sel/rii. Fr jidckto ra*<( h und i)escunLl ihic; Sdchen züMim- nion und st.ipite unter einoju großen Sihirin liber el(>n Schloßplatz, um nach der I iotelgdrd(|e zu geluMi. Inzwifrichen vorhörte der Assessor den r'e»ii(|<'n schwoiliörigen Schloßkaislellan. F.r stelllo endgültig fest, daß kein Mensch in der Zeit v dchl bis zehn da« Schloß von der Sraßenseite lior bolreton halle. Und der hello Fldusciimantel. — •Ja — (ier hing immer am Regal in dor Dielo vor der l errrisso, weil der Herr Biron die Gewohnheit halle, ihn morgens bei seinem Friihttpazlorgang anzu-iegen!« — Peter saß bei I.oni, als es klopfte und Frogcjv eintrat. l)f>ssen Augen suchten das junge Mädihen. »Jd, Froggv — was gibt's?«» »Auto kaputt!« sagto or. »Kann nicht führen. DIwagen zeiüchlagen!« »Na — hol i n Sie! < sagte Peter. »Wie konnte denn dab geschehen? — In der Gardijo...?« »Weiß nie ht'dmurmello dor N»'ger ratlos. In seinem (jes'cht war ein ge-(jualler Ausdriuk. »Der Mechaniker sagen: können ni(.ht lortig sein vor morgen.« ^Diinn fahre ich mit clor Pahn!( ent-sdiied Loni. »Man erwartet m ( h zu Hause sc hon. Und wr Ziegelsleuie und Steintrümmer für den Bau von Behelfshel men begonnen worden. In Hamburg, Köln und anderen Städten wurden die Trümmersteine maschmell zerkleinert und mit einem Bindemittel zu Bauplatten für Behelfsheime geformt. Aber in starkem Umfang werden die Ruinen auch als neue Wohn- und Arbeitsstätten genutzt. Der Reichswohnungfikommissar hat die Behelfsheime möglichst in die Außenbezirke der Städte gelegt und wegen der erhöhten Luftgcfahr duvor gewarnt, Behelfsheime etwa auf den ausgebombten Grundstücken im Stadt-innern zu errichten. Im Rahmen seiner »Sofortmaßnahmen« können aber teilzerstörte Wohnungen wieder hergestellt werden Vielfach hat (\cis Einziehen einer neuen Decke oder von Zwischenwänden genügt, um im Erdgeschoß au«-gebiannter Häuser «ine bewohnbare Notwohnung fu schaffen. In großem Umfang hat der Blnzelhan del mit Erfolg venucht, «ich In den Ruinen wieder einzurichten und mit einfachen Mitteln sich neue Verkaufsund Lagerräume lu schaffen. Wo der Einzelhändler nicht zugleich der Hausbesitzer ist, zahlt er für solche Notlä-den eine Miete, deren Angemessenheit die Prelsprüfungsötelle beurteilt. Es gibt schließlich auch Fälle, in denen Ruinengrundstücke verkauft und gekauft werden, cei es, daß ein Verkauf wegen einer Erbteilung oder eines ähnlichen dringenden Grundes erfolgt, sei es, daß ein Käufer auf dem Grundstück später ein Haus oder Geschäftsgebäude errichten möchte. In diesem Fall Ist die Bewertung des Kaufobjektes schwierig. Denn ob das zerstörte Gebäude an der gleichen Stelle, in der gleichen Höhe und in denselben Nutzungsform wieder errichtet werden wird, richtet sich ganz nach der städtebaulichen Planung, die noch nicht festUftgt, sondern erst im Werden ist. Für die Wiederaufbauarbeit des Reichswohnungskomm'ifisars gilt auf jeden Fall der Grundsatz, daß seine Planungsarbeit sich nur nach städtebaulichen Gesichtspunkten und nicht nach den an das /.erstörta Grundstück gebundenen Schadenersatzansprüchen an das Reich richtet. Von Bienen überfallen Ein Imker In Schwarzfeld am Harz brachte vor einigen Tagen seine Bienenvölker mit einem Fuhrwerk In die freie Feldmark. Belm Abladen stürzte ein Kotb vom Wdfjen und ging in Trümmer. Der niencnschwarm griff den Imker, den Fahrer des Fuhrwerks sowie die Pferde an und rlthtcle sin übel zu. Der Fahrer mußte sich in ciizHiche Behandlung begeben. Munition Ins Feuer geworfen Ein schweres Unglück, durch dds bit-terf* Leid über rwel Familien gebracht wurde, hat sich im Allgäu ereignet Dort fanden der neun Jahre alte Hermann Bernnapp und der elf Jahte alte Bauem-sohn Johann Diepelder Munition, dl« sie zunächst nach Hause nahmen und Im Garten vergruben, um sie nach einiger Zeit wieder aus dem Verstpck hervorzuholen, ein Feuer anzuzünden und die Munition in die Flammen zu werfen. Durch die Sprentfwirkung wurde der kleine Rerqniipp qetöl'.^t und sein Krimo-rad so sc hwer vorli'l/.t, d ß er ins Kraa-kenhaus eingeLefirit weiden ni'j3to. Belraclile Dir flen Preis genii«,' EU' Dil lüii zilsi, ysile!:iG Frsu! UNTERSTEIRISCHE LICHTSPIELTHEATER MARBURG-D.KAU | BURG-LICHTSPIELE Hpiitp IS 17 lO. If) Uhi Pernriil ?21'J Hanl Moser, Pdul Härbifiar, Cldrioda Diittlg, Harn Holl und Ann!« Rasar im Wien-Filni Schwarz auf Weiß der die enl/ückonda Llebosnesihichle vom Bücket-mcislerstöchlerlein und eltifm junnen Srhnrnsleln-fogai erzählt. — Für JuqBndllrhr zuqelaüieDl SONDERVERANSTALTUNGEN; Dlcnslng und Millwücb uiu 12.4ä Uhr: W lilSä FLRDL In dem von gtürmiichuD Lai-hea b«-yloltetcn GroD-Luslsplel: Alles weg'n dem Hund FUt Ju(|endllcht zugela^ieal So 15, 17.30, 1!» 45 Uhl Wn »s 17 MO. 19.45 Übt FSPLANAnTT Die keusche Sünderin F.)n Bftvorla-Fllm mii; Joe Slltck), Elts« Aullnq«?, Karl Skruup, Margdrele llaagen und Gdbriele Reli-müllür. — Nurh dpm Schwank ,,Antitjuililten" von Friedrich Forster. Für .lugendllchn nicht tugelassen. Lichtspiele Brunndori Dlo Vorstcllungpn beginnrni Montaq bli Freitag 19,IS ttlir, Samsinn 17, 19.15, Sonntag 14.30. 17, Ifl l.*! Uhi Bis DonneiitüC, II, Juli, tü||lich um l'.M'i Ulit Das Abenteuer geht weiter Mdtla von Tannady, Johanne« Heeileri, P«u| Kemp, Thuo LInqon und Gustl Woll in den luitiyon Erlub-nl'-.son einfs Kiimmcrsänqt"rs. FUr Jugondtkch« nicht tugelsaxcnl Dls Donnerstag, 6, Juli, täglich um 17 Uhr Frludur und das Catherllnchen — Der itandhalt« 7lnnioldat — Der Geisterkönig FOr JugRndllch« tuqe'aasenl Mctronol-Lichtsoiclc Cilli S[i!el;;elt! W 17,30 u. 20 Uhn S 16. 18.30 U. 20,45 Uhi Dlcn-sldg, 4., Mittwoch, 5. und Donnerstag, t. Juli Ein Mann für meine Frau Gin Halter ßerlin-Film mit Magdu Srhneldor, Johaii-nri Rlrmann, Clomentla Egici. Roll Wolh und Hedwig Bleibtreu. — SplGllcltunrti Huberl Marlschka. Für Jugcndllrhe nicht luqelaiaenl Arhtiuuil DflB Rnlrctpn de» Zutirhauerraumef wih-rrnd dt-r Filmvorführung Ist verbotenl F.>ichfsnl«Uheater Gnrkfeld_ Dicunlag, 4.i Mittwoch, S. und Donncrilag, S. Juli 90 Minuten Aufenthalt Bin großer ipnnnnnder Harry-l'iel-Film mit AlexaU' der Guliing, Elisabi-th Eygk «. Für Jugendliebe unter 14 Jahreo olcht lugelaisen) Ton-Lichtspiele Stadttbeater Splohi'lt- W 17 P e 11 a u W.JS llhf s 14 HO 1? 19 4.') Ifhl l)li-nit Magda Sciinulder und Willy Cithbcrger im Film Der Weg des Herzens Der wi^ItbekAnnte Wiener Prater ist der Schauplati des Fllm.t. — Mir Jugendliche nicht tugeUtiienl Lichtspieltheater Triiaü Dlcnatag, 4., Miltworh, S. und Donnervtag, A. Juli Hilde Krahl, Igo Sym und Alberl Mallurülock In Serenade Musik: Peter Kreuder. — Spielleitung! Willy Poril. FUr Jugendlich., nicht lugelaaieal Fiimtheoter Tiiffer Sptebelt! Wo 17.30, 19,45 Uhli So 15. 17,:I0, ia,45 Ulu Dienstag, 4., Mittwoch, 5. und Donnemtag, 6. Juli Der Schimmelreiter Für Jugendliche lugelaisenl Y CORNELIA öiUö In dankbarer Freude zeiqen dl® Geburt ihres zweiten Kindes an: VIKTOR MUSSNIG, Dipl.-Inq. Frau EL FRIEDE qeb. LUDEWIG Göttin qen, 25. 6. 1Ü44 Kleiner Anzeiger Jede* Won kust»'' (Ui Stelleuq«a>ic*i* B Rpl. da* («ttqedruckt« Wort 10 Rpt. lüi Geld RedlltAlenvorkah' B''efwect)tet und (talrat 13 Rpl. das lettgedruckta Wort 40 Xp), alle Ohrigvo Wortantalgan 10 Rpl. das fettgedruckte Wort iO Rpl D«i Wartpreii gUt bli tu 13 Burb-«laben |(t Wort Ktii nwortgebOhi bei Abholung dei Angabott 39 Rpt bei Zusendung durch Po»M. Z.«, Cilll. 1 Däineiifahrrad, tadt^llos, tausche Uir Schreibrnaschinei womöglich Koflers( hreibnuischine. Zuschr. unter »Kriffernchreib-niaschino« an die »M. Z.« ____—14 Tausche gut erhaltenen tiefen Kinderwagen qcg Damen- od. Merrenführrad. Adr. in dnr »M Z.«__________5202-14 Uriefniarken, Blocks, schöne Clfin/Siichen. Wor möchte tau-schenV Karl Robnrt, Postla gernd: Kindberg, Steiermark 3001-14 BRIEFMARKEN rAUSCHI Suche ehem. Jiigoslawien biete Protektorat. Dan/iq, Ci'U ■ Cioiivprn., Luxemburg und ähnl Dipl.-Kfm. Ivo Perküt, Prag 1. Brückel 9, ,3002 Sliohwllw«r iprechtn üb«i« Waicnen I «>. .Seb(n Sie, vTO schnell d.is "''"tjingi So macht _ tn(in das; V>'as P ^ besonders 'idimutzig i'J -für die (jon.:c VVäsd'e reicht es ja ht^üte leider nicht - vird in Burnus eingeweiLhl. Das i:.t schoT mehr iiinweich'jr» -ein richtiges S.:;'.r!;jtila5enl Der cj?nze Schmu:; r»ht ins Einwe'ch» *«. diitr I Erfolg f'iVjs.heichonung, b—vchnellere Arbelt, kein icharfe* Reiben nd l.mncs Kochen i' :Sä!Hi Haartchneldemaschine Nr. Vj, tadell., tausche gegen elekir Bügeleisen. Adr. in der »M. Z. __2^79._1^' Tauschangebot: 1 Paar lang-Bchäftige Stiefel, Größe 43'44, tadellos, Maßarbelt (90 RM), gegen Kleinbildkamera, Optik nicht unter 3,5, Bildformat höchstens b.9 cm, mit Wertangabe. Zuschr. an die »M Z.«, Cilli, unter »Optik«. __2094-14 Tausche meinen 50 oder 65 cm großen Relsekolfer oder Reisekorb für einen mindest 90 cm großen Reisekoffer oder Elsen-bahnerdiensltasche (Quelsch-koffej). Jescrnik, Gerichtshof, gasee 2, Marburg-Dr. 5201-14 "in'^ tteffiton Schmerz gibt WILIIELMIN'E BLASNIK im Namen ihier Schwieger'orhter -**** HILDE BLASNIK die traurige Nachrii ht, cl. Q unser innigstgeliebter Sohn, Gatte, \' ' r u. Bruder Waller Hlasiiilc Olfzb., ausgezeichnet mit dem LK. II, Iiig;>nlL'ur am 25. Apnl 1944, im Süden der üsUt.:iU d n Heldentod fand. M7''i Marburg-Dr., Graz, am 3, Juli 1944. Wiihelmlne Biasnik, Mutterj Hilde Blasnik, GaMi.; Renate Blasnik, Töchterchen; Lu/ie Röslmair, Schwr^-sterj Josefine Zebisch, Tante. fc. Unsagbar hart und schwer traf \inK liir- 'rau-rige Nachricht, daß moin inn fi^lfjelic'.tpr, Sohn, unser Bruder, Schwager, ÜnkiM nnd Nelle Jo8el Krämer Oberachütze am 18. Mal 1944, im Alter von 25 Jahren, an der Südfront den Ilcldentod fand. Marburq-Dr., Cilli, Aqram, Triest, den 3. J\iU 1944. .srtH In tiefster Trauer: Trsula Kramer, Mutteri Alherl, (ircihe, Tran/iska und Sophie, Geschwisterj (idbrieile, Schwagn-nj Michael Gruber, Schwagi^rj Einest, Hansi, lierli und Georg, Enkelkinden samtliche Tante n und Onkol und all© übrigen Veiwandton. Unser Yom 3. bis 9. |uli 1944 geschlossen Lederer & MelHfzer vorm. Chemindustre Marburg-Drau Verschiedenes Tausche guten Horienanzuq gegen einen Tischsparherd. Zuschr. unter ,Wertau6glclch' an die »M. Z.«. 5138 1 T ansehe tadell. elektr. Doppelkocher qeqen Volksempfänger. Zuschriften 0. d. »M. Z.«, unter »Aufzalilunq«. 3114-14 In tiefer Trauer geben dio Unterzeichneten allen Verwandten und Bekannten die traurige Nachricht vom Hinscheiden Ihrer herzensguten Gattin bzw. Mutter, Schwicger-, Großmutter und Tante, Frau Paula Crippa welche am Sonntag, den 2. Juli 1944, um 18.45 ITir, nach langem Leiden, im 74. Lebensjahre, verschieden ist. Die Bterblichs Hülle der teuren Verblichenen wird am Dienstag, den 4. Juli, um 16 Uhr, von der Kapelle de* StHcltiitrhen Friedhofe« in Drauweiler, aus zu Grabe getragen, 5196 Marburg-Dr., Graz, Wien, Agram, Brandenburg, den 3. Juli 1944. Julius Crippa, Gatte, u. Herma Krentid qeb. Crippa, Tochter. Schmerzurfullt gebe ich dio liaurii|i' \a. hr uht, daß meine innigstgclicble, treue und s^)^(!^Jnu^ gute Frau und Muttei Kosika Kralseluin jüjoi^.W iiiter Grundbesilzerln und Kaufmannsgatlin nach kurzem, schwerem Leiden, im Alter von 44 J,ihren, uns lür immer verlassen hat, Die Reisetrunq findet Dlenntag, den 4 Juli 1944, um 8 Uhr früh, verbunden mit der Si'oliMin" -sc, vom Traueihaus« aus auf di-m Orlslriedhof in 1 li.lilünt lc n statt. Hehlenstein—Cilll, den 2. Juli 19-14. In tiefer liauor; MARTIN KRATSCnUN, Gattei MARTIN, Sohn, und alle übrigen \'erwnndlon, Seite 6 * Nr. 186 * Dienstag, 4, Juli 1944 MARBURGER ZEITUNG E« qab eine Zeit ohne Schreibmdschi-ne, e.ne Zeit in der Manuskripte ohne Abechritt geschrieben wurden und in der die Schrittsteller diese ihre Manuskripte einander vorlasen, ehe sie sie duf dem Wege verloren. — Ibsen hängt auf die«!n Nagel die Fabel seiner »Hedcld Gabler« «luf und spinnt dann ein kunstvolles Netz, dessen Maschen gegen das Ende hin zusehends immer dichter werden, so d.iß es schließlich kein Entrinnen mehr gibt, lür keinen der Beteiligten — nicht für Ejlert Lövborg, auf den Medda einmal die Pistole anlegte, als er ihre Liebe erzwingen wollte und den sie dann ver-liell und nicht für Hedda, die das von ihrem Manne gefundene Manuskript Ejlerts im Kamin verbrennt, nachdem Ejlert ihr gestand, daß es die Frucht gemeinsamer Arbeit mit Elvsted sei, gewissermaßen ihr beider Kind. Hedda könnte Ejlert retten, wenn sie ihm das ManU'Sktipt gäbe, aber sie tut es picht, weil sie ihn noch immer Hobt und an dieser Liebe zugriintle geht neben diesem Jorgen Te^^man, dieser Hülse von einem Menschen, der nur seine »mittelalterliche Hausindustrie« im Kopfe hat. Diese Hedda Gabler, die ihre gesell-schaftskrilischen Funktionen auf der Bühne mit einer Legitimation ausübt, vtrie öle ihr nur Ibsen verleihen konnte, diese nach einem Ende in Schönheit dürstende Romantikerin des Lebens, spielte Kammerschduspielerin Hilde Wagener vom Burgtheater mit den reichen Mitteln ihrer auf dem Gebiet des Konversationsstückes so hochdifferenzierten Gestaltungskraft. Ihre Hedda vermittelt außerdem in jeder Geste und durch jedes Wort den gepflegten Stil der Wiener Staatsbühne so unmittelbar, daß man immer wieder darauf vergoJl, daß eine nur mangelhafte Saalbühne die völlige Entfaltung aller darstellerischen Mittel dUf Schritt und Tritt erschwerte. Nicht anders erging es auch den Partnern Frau Wageners, die gleich ihr den Kampf mit den technischen Unzulänglichkeiten ZU bestehen hatten. Burg-schauspieler Reinhold Siegerfs Tesman schöpfte gleichfalls aus dem Vollen sei^ ner künstlerischen PersünKchkeit und gestaltete einen ahnungslosen Fachgelehrten, dessen innerer und äußerer Habitus »haimonisch« übereinstimmte. Helmut Krauß alti Ejlert Lövborg ließ die vulkanische Natur des gestrandeten Genies wie unter einer Äschendecke immer wieder aufzüngeln. Mit sparsamen Mitteln, durdb Verhaltenheit wirkend. ein Gezeichneter von Anbeginn, dem das Schicksal seit seiner Trennung von Hedda eigentlich nur eine Kunstpause gegönnt hat, so erstand diese im Grund so typisch Ibsen'sche Figuir vor uns. Den Gerichtsrat Brack, einen See-lenbanctiten im Gehrock, der an einem kunstvollen Ehedreieck zimmert, bis ihm Ejlert Lövborg seine Geometrie zerstört und dessen Opfer Hedda sich durch den Freitod entzieht, diesen Leisetreter in Lackschuhen, stattete Paul Gerhard vom Theater in der Josefstadt mit allen Zügen eines lebensechten Originales aus. Rühmenswert ist auch seine nahtlose Anpassung an den Stil der Partner, Die unglücklich passive Elvslerl, als Gegensatz zur Hed(ld von größter Wirkung im Spiel der Kräfte, spielte Tngehorg Woirich mit wohltuender Zurückhaltung und daher umso tieferer Wirkung. Eine Episode von feinster PinsHlzeichnunkal meinen Vortragstisch zwischen zwei Türen angebracht fand, von der die eine (bitte es ist die Wahrheit) die Aufschrift „Für Herren", die andeie ,,Für Damen" trugl Es fand sich gerade Zeit genug, die Tafeln abBchraubeii zu lassen, uiul ich hoffe daß daraus für weiterhin keine peinlichen Verwechslungen entstanden. Aber um nun auf meine Vortragsreise zurückzukommen. Ich landete unter anderem in einer mittelgroßen Stadt, in der mein Vortrag im Festsaal des dortigen Gymnasiums stattfinden sollte. Es war am Vormittag noch Zeit, meinen Besuch dort zu machen. Mein Führer war der Herr Schulwart selbst, ein hünenhafter Mann von offenbar soldatischer Vergangenheit, der mich freundlich gelassen, ja einigermaßen wohlwollend in den wirklich hübschen, mit den Büsten verflossener Landesherren verzierten Fest-saal führte. Seine Augen leuchteten hochgemut auf, als er mir mit erhobenem Arm seinen Raum vorstellle; ..Nun. was sagen Sie? Das ist ein Festsaal, nicht?" Dann aber legte er mir gönnerhalt seine mächtige Hand auf die Schulter: „Machen Sie fhre Sache gut heute abendl Und heiter, heiterl Unsere Damen jachen gernl" Einige Tage spater gelangte ich in einen kleineren Ort, der nur einen bescheidenen, aber netten Bahnhof besaß. Ich wollte mich gerade nach dem Weg in die Stadt erkundigen, als mir drei ernste Herren entgegentraten und mich im Namen des Vereines begrüßten. Ich war gerührt, ja geradezu beschämt über diese Aufmerksamkeit. Am meisten aber betrat mich, daß alle drei sich in •cliwdrze Gehiucke mit dunkler Krawatte geworfen hatten und überdies Zylinderhüte trugen. So viel Ehrung überwältigte mich. „Meine Herren", begann ich, „ich bin bestürzt über die Mühe, die Sie sich angetan haben." Da zuckte aber ein Blitzlein über das Antlitz des Sprechers der dreien. „Ei, so ist das nun gerade nicht, mein Besterl" versicherte er treuherzig. „Wir müssen jetzt noch zu einem Begräbnis!" Im Gras liegen ... Von Hans Auer Uber dir ist der Himmel, in den die Gräser hineinwachsen wollen — ein Himmel, wie man ihn nur im Grase liegend sehen kann, ein Himmel, der beinahe auf dich fällt, so nahe stehen die Wolken, zerfließen wie Gespinnst in einem warmen Atem oder stehen schläfrig vereint ganz stille. Es käfert um dich, fein und knisternd. Die Bürger in diesem großen, grünen Staat kommen dich besuchen, und du kannst, aufblickend zu den Grasspitzen, die dir hoch wie Urwaldriesen vorkommen, ermessen, daß das Käferchen neben dir mit seinen feinen Beinchen eben einen Wolkenkratzeraufstieg unternimmt. So bräutlich nahe ist die Erde, junger, herber Duft entsteigt ihr, und du bist mit ihr ganz eng verbunden. Um deinen Kopf herum beginnt leises Schaukeln und Gaukeln: Tanz der Gräser, den ein Hauch entfacht hat, dessen Melodie durch da» Gehalme huscht. Sie summt um die Ohren wie ein feiner Gong aus Zwergenland. Und irgendwo weiter hat eine Grille ihr Flügellied gestimmt: eine ganz zarte, gläserne Spieldose, Nun, Vagabundensehnsucht geh auf die Reise. Wandere mit den kleinen Tieren durch das Grasgehege, und du wirst alle möglichen Erlebnisse haben; Berge, Seen und Hexenwälder, Klüfte und Hängebrücken. So groß ist diese winzige Welt um dich, die dir als Aufrechtem nur wie ein Stückchen Grün erscheint, das man mit einem Schritt zertreten kann. O anspruchsloseste und doch ganz tiefe Seligkeit: im Gras liegen! Alle kleinsten Gewächse und Geschöpfe sprechen zu hören, sich zu freuen, daß sie sind — daß du bist . . . Alles ebbt ab, Wünsche, Haß und Süchte . . . Grünes Meer wogt dich ein, Wiegenlieder lispeln aus Blüten und Halmen, die übers Gesicht streifen wie Mutterhände. Ganz still sein. Ausgestreckt in den Himmel schauen, geborgen sein in grüngoldener Kühle. Wolken gleiten auf Engelsfüßen über dich. Kannst du sie nicht greifen, mit ihnen spielen als ein Kind im Grase? Mit unendlicher Vorsicht klettert das Käferlein neben dir den hohen Halm hinauf. Dreimal ist es schon hinunterge-purzelt. Was es wohl macht, wenn es oben ist? Vielleicht ist es ein großer Gelehrter unter seinesgleichen, der sich auf der Forschungsreise befindet. Bilden wir uns nur nicht ein. daß wir die Gescheitesten »ind. Wenn wir im Gras liegen, Variationen über Richard Straufi Der Wiener Musikschriftsteller Dr. Roland Tenschert hat im Wilhelm-Frick-Verlag, Wien, ein stattliches Buch über Richard Strauß herausgebracht, das als eine Festschrift zu des Meisters 80. Geburtstage hätte gelton können. Es ist trotz seines Umfnngs von fast 300 Seiten im Quartformat keine chronologisch verfahrene Biographie und auch keine erschöpfende systematische Untersuchung der Werke. Gemäß dem originellen Buchtitel „Drei mal sieben Variationen über das Thema Richard Strauß" werden einige Hauptthemen — Herkunft und stilistische Einflüsse, die Werke, die Spiegelung der Persönlichkeit im Work — von immer neuen Gesichtspunkten aus aufgegriffen und abgewandelt. 50 Jahre Sprachlehrer Ein seltenes Jubiläum konnte dieser Tage Regierungsrat Piofessor August Lange in Villach begehen, der nuiunehr volle 50 Jahre als Sprachlehrer tätig ist. Durch ein halbes Jahrhundert hat er die deutsche Jugend in fremden Sprachen und ausländische Jugend in deutscher Sprache unterrichtet, und auch heute noch steht er unermüdlich in seinem Beruf. Wieder eine Jaksch-Operette Die Intendanz de« Raimundtheaters biingt in der Sommerspielzeit 1944 die Operette »Veronika« von Julius Streicher und Tilde Binder, Musik von Erik Jdksch, zur Auffühnmg. Die Premiere findet am 28. August statt. sehen wir erst, wie sich die Wichtigkeit aller Dinge ins Wunderliche formt. Aus einer Wolke ist ein verirrter Re-gentroplen gefallen. Silbern pfeilt er herab. Was für einen Aufruhr dieses einzige Tröpichen hervorruft! Gräser fangen ihn federnd auf, neigen sich, kleine Sprungtücher für eine Himmelsgabe. Ganz kugelrund, ein flüssiger Diamant, rollt er weiter zu einem schmalen Blatt, dessen Kelch den kleinen Gesellen umarmt, wie eine dankbare Geliebte. So vieles gibt es zu schauen, im Grase liegend, in duftender Halmeneinsamkeit. Zeil hört man rinnen, begleitet vom Raunen der Wiese, von den zarten, gütigen Sängen aller kleinen, sonnenfrohen Tiere. Ich liege noch immer ganz regungslos, mit ausgebreiteten Armen, nur mit meinen Händen leicht die Grasspitzen streichend, die sich, als ob sie eine Liebkosung emplängen, zärtlich neigen Liege so, lange und selig. Es hat ein Flüstern angefangen, ein fernes Lispeln. Dann wurde es ein schwellendes Rauschen, ein Baum gab es dem anderen in fliehender Welle, dann brauste es auf, gemeinsam in allen Zweigen in tielein Baß. Der Wind hat gesprochen. Nun läuft der Wind, der ihm die Worte gab, auf seinen Schultern weiter, getragen von den weiten, grünen Rük-ken, wogt über Täler, streicht sie zu neuen Höhen hinan, bis er müde und still, irgendwo auf den schaukelnden Asten einschlält, oder in den Himmel zurückstürmt, aus dem er yesandt wurde.