Laibach, 1857. Druck von Jgn. v. Klcinmayr und Fedor Bamberg. bei der Beerdigung der Frau Elisabeth Heimann, gehalten in der MWl. HriÄuSkichr jll Baibacli den 26. Juni 1867 / Feodor Elze, s » j', ' xvangel. Pfarrer. — -^luf Verlangen gedruckt. Die Gnade unsres Herrn Jesu Christi sei mit Euch Allen! Amen. — Welch plötzlicher Schrecken hat uns Alle vor weni¬ gen Tagen ergriffen, welche Trauer uns Alle erfüllt, so daß wir uns bis heute noch nicht recht fassen, heute noch kaum glauben können, daß es wahr sei, was wir hörten? Dieser Sarg, diese Trauer-Versammlung sagen uns, daß cs wahr ist. Gott hat nach seinem unerforsch- lichen Rathschlusse die Frau Elisabeth Heimann, geb. Seidl, im achtunddrcißigsten Jahre ihres Erden- lcbcns von der Seite ihres Gatten, von ihren Kindern hinweg und zu sich in die Ewigkeit gerufen. Da sie Leben geben sollte und ihre Angehörigen voll freudiger Hoff¬ nung waren, ist der Tod über sie gekommen, — und wir gehen nun ihren irdischen Resten den letzten Liebes¬ dienst zu erweisen. Deine Augen, o Gatte, suchen die thcure Gattin umsonst, — umsonst, o Kinder, strecket Ihr Eure Arme aus nach der geliebten Mutter, — wir werden ihr gütiges, mildes Walten, ihre selbstvcrläugncnde Für¬ sorge in ihrem Hause, in unsern Kreisen nicht mehr sehen, — so manche Nothleidenden und Hilfsbedürftigen werden ihre mittheilcnde Hand vermissen, — die Stelle hier im Hause ihres Gottes, die sic so regelmäßig ctn- I nahm, sie wird künftig leer stehen. — Habt Ihr sie lieb gehabt? — Eure Thräuen antworten beredter als Euer Mund. Aber ans Liebe zu ihr, die Euch liebte, stillet Eure Thrancn. — Wie können wir unsere Thrancn zurückhalten, wenn unsere Herzen bluten? — Aber wisset Ihr denn nicht, Geliebte, wie geschrieben steht im Buch des Predigers Salomo: Pred. 7, 2: „Der Tag des Todes ist besser, denn der Tag der Geburt." — Wenn ein Mensch geboren ist, wie freuen sich Eltern, Verwandte, Freunde, wie sind alle heiter bewegt, wie schlagen die Herzen in freudiger Theilnahmc! Und doch ist dieses Leben, in das der Mensch bei der Geburt cintritt, ein Leben voll Blühe und Arbeit, selbst wenn cs köstlich ist. Tausend Gefahren bedrohen den jungen Wanderer, tausend Irrwege stehen ihm bevor; an schreck¬ lichen Abgründen vorbei geht der Weg, manche Versu¬ chung wartet seiner; nach manchem eiteln Wahn wird er jagen und rennen, nach dem Besten meist vergeblich streben; der Sünde, vielleicht dem Laster wird er zur Beute werden, und wer kennt seines Lebens Ende und Ausgang? — Dennoch freuen wir uns mit Recht über die Geburt eines Menschen. Aber der Tag des Todes i>t besser, denn der Tag der Geburt, so sagt der Prediger mit uoch mehr Recht. Denn nun sind sic ver¬ gangen alle die Sorge und Roth, alle die Leiden und Schmerzen, alle die Irrungen und Täuschungen, die Der Tag dcr Geburt ist uns ein Freudenfest, das wir mit unfern Lieben und Freunden feiern, das wir einander durch Wünsche und Gaben dcr Liebe zu ver¬ schönern suchen. Da denken wir an die schönen, frohen Stunden, die uns das Erdenleben darbcut; umgeben und beglückt von der Liebe treuer Anhänglichkeit erfreuen ab das Unvollkommene rind wir ziehen an die Vollkom¬ menheit, nun vertauschen wir Dunkelheit und Mühsal mit lichtem Glanz und himmlischer Wonne, nun wird dcr ahnungsvolle Glaube verwandelt in das Schauen, die Hoffnung wird zur Wirklichkeit und die Liebe wird erfüllet zur Seligkeit. Dcr Tag des Todes ist besser, denn der Tag der Geburt, — das lasset uns auch an diesem Sarge bedenken und unsere Thränen trocknen. Wie kein Erdenlebcn von Schmerz und Weh ganz verschont bleibt, so hat auch diese Entschlafene mancherlei zu tragen und zu leiden gehabt, auch ihr sind mancherlei Widerwärtig¬ keiten bcschcert gewesen und in den letzten Jahren hat sic noch mannigfach körperliche Leiden und Schmerzen erduldet. Aber was immer für Prüfungen, was für Schmerzen besonders zuletzt noch ihr bcschiedcn waren, sehet, der Tag des Todes hat die Leiden von ihr genom¬ men, hat sie erlöst von aller Noch, hat sie befreiet von den Banden dieses unvollkommenen Leibes, von der Schwäche und Unvollkommenheit des irdischen Lebens: — Tod, wo ist nun dein Stachel? — wir uns des Glückes und der Freude des irdischen Daseins; die Unvollkommenheiten und Mängel desselben, seine Sorgen und Leiden sind vergessen und verschwinden vor der beglückenden Gegenwart. Der Erinnerungstag der Geburt ist uns ein eben so willkommener als geweihter Tag, an welchem wir mit dankbarem und frohbewegtem Herzen auf die durchlaufene Lebensbahn zurückblicken. ! Wir freuen uns, und mit Recht, an unfern und der Unsrigen Tagen der Geburt. Aber derTagdesTodes ist besser noch als der Tag der Geburt, wie der Prediger sagt. Denn ob auch bei dem Tode unserer Lieben unser Herz voll Trauerns und Weinens ist, so trauern wir doch nicht, wie die, die keine Hoffnung haben. Uns, die wir glauben an den gestorbenen und auferstan¬ denen Heiland Jesus Christus, uns ist der Tod nichts anderes als die Geburt —, das Grab nichts anderes als das Thor zu einem neuen, bessern Leben. Dort ist kein Leid und Geschrei, keine Schwäche und Sünde, keine Irrung und Trennung mehr; dort werden wir im Licht die göttliche Wahrheit und Weisheit erkennen, dort im Licht der göttlichen Liebe und Seligkeit wandeln; weit hinter uns liegt das irdische Leben mit seinen Män¬ geln vergangen, die Wonne des himmlischen umgicbt uns und wir schauen hinaus in das bessere Land ewig ungetrübter, endloser Seligkeit. Innig verbunden mit unserm Gott und unserm Heiland, sind wir es auch mit den wicdcrgefundcnen Lieben, die uns dorthin vorange- sind. Zur Bettachtung solcher Herrlichkeit 7 seligen Wonne richtet der Tag des Todes seiner Lieben das Herz des Christen empor, und unter Thränen menschlichen Schmerzes feiert er die Todestage seiner Lieben als Gedenktage ihrer Geburt zum himmlischen Leben. DerTag desTodes ist besser, denn derTag der Geburt, — dieser Gedanke tröste und erhebe auch an dieser Bahre Eure traurigen Herzen. Im Glauben an den Erlöser ist sie, die Ihr liebtet, hingegangen in das himmlische Reich ihres und unsres Herrn, in die Wohnungen des Friedens, in die Seligkeit unsres Gottes. Sie zieht unsere Blicke, durch Thränen leuchtend, — sie zieht unsere Herzen, vor Schmerz blutend, sich nach — dahin, wo wir sie wiederfinden werden, wenn wir in Glaube und Liebe rechte Jünger Jesu sind, und durch ihn der Gnade des barmherzigen Richters theilhastig werden. War der Entschlafenen irdischer Geburtstag für Euch, ihre Angehörigen und Freunde, früher ein Tag reicher irdischer Freude, so sei Euch künftighin ihr Todestag, der Tag ihrer himmlischen Geburt, noch reicher an höherer, himmlischer Freude: — Hölle, wo ist nun dein Steg? — O Geliebte, sei uns Allen einst der Tag des Todes besser, denn der Tag der Geburt! Lasset uns unsres Todes gedenken, daß wir klug werden! „Da wir geboren wurden, weinten wir und die Umstehenden lächelten, lasset uns so leben, daß, wenn wir sterben, wir lächeln können und die Umstehenden weinen!" Lasset uns durch die Dunkelheiten des Todes und Grobes hindurchblicken in die lichte Klarheit des ewigen Lebens! Das sei auch bei dem Tode unserer Lieben unser Trost und unsere Kraft. Und wenn wir nun die irdischen Reste dieser Todten hinabsenken in die Erde zur letzten Schlnm- merstätte, so lasset uns gedenken an die Himmelfahrt der Seele, welche der Herr, unser Heiland, der anferstan- dcne und gen Himmel gefahrene. Allen bereitet hat, die an ihn glauben und ihn lieb haben. Amen.