Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag früh. Hchristleitung und Lerwaltunt,: Preiernova ulica Nr. S. Telephon Sl> — Ankündigungen nimmt die Verwaltung gegen Berechnung billigster Gebühren entqegm. Be,ug rei«: Bierteljahrig K 18.—, haibjichrig K 3«.—, ganzjährig K 72.—. Für« Ausland entsprechend« Erhöhung. — Einzelne Nummern "o Heller Nmnnler 21 Cilli, Donnerstag den 18, März 1920 2. [45.] Jtchrqanq ?lukanwendung. Ptojessor Mafarhk hat an seinem 70. Wiegen« feste daS Bekenntnis zum allnms^sfenden Menschen» tnm abgelegt. AuS der Tiefe seine« abgeklärten Geiste«, aus der Fülle seines vielbewegten Leben« hat er die Lehren geschöpft, die er der jungen tschechoslowakischen Republik al« Leitmotive für ihre ferneren Ziele erteilt. Sein Bekenntnis zur Humanität ist sein politische« Testament an die tschechische Nation. Aber Philosophen haben ihr eigene? Schicksal. Ihr« Ideen, die sich über da« Getriebe des Alltags erheben, werden von der breiten Menge nicht ersaßt, ihre Ratschläge' die der Veredlung und Vervollkommnung des Menschengeschlechtes gelten, in der Gegenwart durch Worte und Akte der Leiden-schajt erwidert. Erst die Zukunft bringt ihren Lehren Verständnis und Verwirklichung. Da« Recht de« einzelnen Menschen, seinem gläubigen Sinne die freigewählte Form zu geben, erscheint uns Bürgern des zwanzigsten Jahrhunderts, die wr m>« modern dünken, als pure Selbstver-ständlichkeit. Aber der Weg, der zu dieser Erkennt» ni« führte, ist mit Tränen genetzt und mit Blut befleckt. Der Zwang, dem Mitmenschen eine ihm mißliebige Konfession aufzudrängen, konnte nur nach jahrhundertelangen staatlichen Erschütterungen utio kriegerischen Verwicklungen abgeschafft werden. Der Kampf unserer Tage wogt nm da« Be« kenntnis zum VolkStm». Professor Masar^k erkenn! die Kleinlichkeit des Zanket, der den Forlschritt hemmt; aber er vertraut aus die sieghafte Idee der Menschlichkeit, die sich zwar hindern, jedoch nicht aiishalten läßt. Seinem Volke ruft er mahnend zu. Z>er König und der weise Krieche. Im fernen Griechenland lebte einst ein Herrscher, der die Königskrone trug, ein große« Reich befaß und Philipp hieß. Er hielt einen weifen Griechen wegen dessen Vergehen in Gefangenschaft. Der war so weise, daß sein Geist bis hinter die Sterne reichte. Eine« Tage« wurde du« Herrfcher au« einer Landschaft Spanten« ein Streitroß von großer Schön-heit »um Geschenk gebracht. Er befragte die kundigen Hufschmiede um die Güte de« Hengste«. Da ward ihm die Antwort, daß er in seinem Kerker einen erhabenen Meister gefangen halte, der alle Dinge verstehe, den solle er befragen. Er ließ da« Ctreitroß vorführen, nadm den Griechen au« dem SefSngni« und sprach jn ihm: „Meister, sag' mir. wa« diese« Streitroß wert ist. Man hat mir berichtet, daß Du sehr weise »ist* Der Grieche besah da« Roß und meinte dann: „Herr, da« Pferd ist von sehr schönem Bau, aber ich muß Dir sagen, daß e« mit EfelSmilch ausgezogen wurde." Der König ließ in Spanien nachforschen und er» fuhr, daß man da« Füllen mit EselSmilch genährt hatte, da die Stute verendet war. Darob erstaunte der König sehr und befahl, dem Griechen ««glich ein halte« Brot auf Kosten de« Hofe« zu geben. Eine» Tage« sammelte der König alle seine kost, baren Edelstein« um sich und schickte nach dem ge» fangenen Griechen, ju dem er sprach 5 %. ..Meister, Tu besitzest große Weisheit und ich glaube, daß Tu alle« erkennst. Sag, erkennst Tu auch daß die Abwehr von Gewalt natürlich, notwendig und sittlich völlig berechtigt sei. Der greise Philosoph wird von seinen Zeitge-nossen noch nicht verstanden. Sie vergeuden ihre Mühe auf die llebermalung und Eutjcrnung nicht-tschechischer Straßentaseln. auf die Befehdnng ander«-volkliche» Sprachgebrauches, auf die künstliche Kon» struktion von Wahlkreisen und aus gewaltsame Ver-tschechuag und Rückvertfchechung anderSnaiionaler BevölkrrungSelemenle. Das ist eine kraft- und zeit-verzehrende Arbeit, auS der die gesamtmenschliche Entwicklung, dir humanistische Vervollkommnung keinen Nutzen zieht. Für die Menschheit arbeiten, sagt Professor Mafaryk, heißt für seine eigene Nation arbeiten und für jenen bestimmten Teil der Nation, mit dem wir verbunden sind. Die Störung anderssprachiger Vorstellua'in in Brünu läßt sich unter den Begriff dieser Arbeit schwerlich einbeziehen. Aber Mafaryk erklärt ja auch, daß ei den Menschen schwer fällt, alle Anschauuiigen und Gewohnheiten zu überwinden und ans die Höhe jener Forderungen emporzuwachsen, die sie selbst begeistert aufnehmen und künden. Professor Mafaryk hat seine tiefgründige Ge-schichtetenntnis durch Reisen ins Ausland erweitert und der grauen Theorie durch Beodachlung von Land und Leuten inhaltsvolles Leben eingehaucht. Er bekennt sich, indem er die Nutzanwendung aus seinen Erfahrungen zieht, zur staatsbürgerlichen Gleichheit aller StaatSbewohner und erklärt, «in Volk politisch unterdrücken bedeute, e« gleichzeitig auch wirtschaftlich und sozial unterdrücken. Dieser Satz beleuchtet die gegenwärtigen Zustände in der tschechoslowakischen Republik, wo das Ausmaß der politischen Freiheit nach einer nationalen Rangordnung abgestuft ist. die Tugend der Edelsteine? Welcher erscheint Dir am kostbarsten?" Nachdem der Grieche die Steine geprüft hatte, fragte er: „Herr, welcher ist Dir am teuersten ?" Der König zog einen besonder« schönen Stein kervor: „Meister, diesen finde ich schöner und wert« voller al« die anderen." Der Grieche nahm den Stein in die Hand, schloß die Faust, brachte sie an« Ohr und sprach: »Herr, da drinnen haust ein Wurm." Der König ließ Edelsteinschleiser holen und den Stein zerschlagen. Und man fand in besagtem Stein einen lebenden Wurm. Da lobte der Sönig den Weifen, dessen Geist so wuuderbar war und befahl, ihm tig-lich ein ganze« Brot auf Kosten de« königlichen Hofes zu geben. Einige Tage später kamen dem Könige Zweifel über die Rechtmäßlgkeit seiner Geburt. Er schickte nach dem Griechen, nahm ihn beiseite und begann: .Meister, ich glaube, daß Deine Weisheit groß ist, ich habe e« deutlich erfahren bei den Dingen, nach denen ich Dich gefragt habe. Nun will ich, daß Du mir sagst, wessen Sohn ich bin." „Herr", erwiderte der Grieche, «welche Frage stellst Du mir da l Du weißt doch ganz genau, wer Dein Vater war." Hierauf der König: „Antworte ehrlich, sag' die reine Wahrheit, sonst lasse ich Dich eine« schimpflichen Tode« sterben.' Da mußte der Grieche gehorchen: „Herr, ich sage Dir, daß Du der Sohn eine« Bäcker« bist.- Da schrie der König: »Da« will ich von meiner Dennoch ist die Botschaft Professor Masarqks nicht umsonst gesprochen. Sie klingt wie d!e Fansare der Zukunft in die düster-enge Gegenwart. Masaryk« Worte wird der unverwehbare Geist der ihnen inne» wohnenden Ideen zum Triumphe führen und die wirtschaftliche Not, daS soziale Elend der Menschheit wird ihren Siegeslauf beschleunigen. Spätere Geschlechter werden über die Natio-nalitätenstreitigkeiten und EntvolkungSbestrebungen unserer Tage ähnlich «rteilen wie wir sogenannte modernen Menschen über die Kreuzzüge und Reli» giouSkämpse deS MittelalterS. Aber sie werden auch erkennen, daß die gegenwärtige Zeit eine zwar be« dauerliche. aber naturgemäße UebergangSphase war auf dem Wege zu höherer Menschlichkeit und Ge-sittunz. Das Verhältnis der N<«til>n )ur Mrnschhril. Der Präsident der tschechoslowakischen Republik Masaryk hat vor kurzem seinen 70. Geburtstag ge-seiert. Au» diesem Anlasse begaben sich die Mit» glieder der Prager Nationalversammlung mit ihrem Präsidenten Tomus-k in die Burg, um dem Jubi-lanten ihre Glückwünsche darzubringen. Präsident Masaryk dankte ihnen in einer längeren Ansprache, in welcher er u. a. ausführte: Der Weltkrieg stellt den Anfang einer neuen Zeit dar, den Beginn der Menschheit und der Menschlichkeit. Jede Nation hat die Sehnsucht, über ihre Grenzen hinau« zu wachsen und sich an das Ganze deS Menschentums anzuschließen. (£« ist unsere Aufgabe, unser nationale« Streben in lieberem-stimmung zn bringen mit dem Streben anderer Mutter erfahren." Und er ließ feine Mutter holen und bestürmte sie mit wütenden Drohungen. Da half kein Leugnen, ste mußte die Wahrheit gestehen. Nun schloß sich der König mit dem Griechen m ein Zimmer «In und befragte ihn folgendermaßen: „Meister, ich habe groß« Proben Deiner Weisheit ge-sehen, ich bitte Dich, sag' mir, woher weißt Du diese Dinge?" „Herr", versetzte der Grieche, ,da« will ich Dir offenbaren. Ich habe sogleich erkannt, daß da« Pferd mit EselSmilch aufgezogen wurde, al« ich sah, daß ei die Ohren hängen ließ. Da« ist nicht die Art der Pferde. Den Wurm im Stein habe ich auf folgende Art erkannt: Die Steine sind doch natürlicherweise kalt und ich fand, daß j:ner Stein warm war. Warm konnte er nur dann sein, wenn ein lebende« Tier darinnen wohnte." „Wie hast Du aber erraten können, daß ich der Sohn eine« Bäcker« bin." Da erwidert« der Grieche: »Herr, al« ich Dir so wunderbare Dinge über da« Streitrcß sagte, gewährtest Du mir ein halbe« Brot täglich nnd al« ich Dir vom Stein sprach, gewährtest Du mtr ein ganze« Brot. Lieh', da begriss ich, wessen Sohn Du bist. Wärst Du der Sohn eine« König«, so hättest Dn eine ganze Stadt für eine allzu armselige Gabe gehalten. Aber Deiner wahren Natur nach mußte Dir ein Brot ein» genügende Belohnung scheinen. So hätte auch Dein Bater ge-handelt." Da erkannte der König seine Engherzigkeit, ent« ließ den Griechen au« dem Kerker und beschenkte Ihn mit reichen G,ben, Seit; 2 Nummer 21 Nationen unb der gef.im.en Dienschheit. Für bic Menschheit arbeiten, bebeutet nicht, phantastisch durch die ganze Welt ju schweifen, sonder« legt jedem von uns bie Pflicht aus. sür die eigene Nation und für jenen bestimmten Teil der Nation zu arbeiten, mit dem wir verbunben sind und dem wir burch unsere Handlungen nützen ober schaben können. Für bie tschechische Politik gibt es nur eine Richtlinie: europäisch sein, menschlich sein, weltum. spannenb und so in Wahrheit tschechisch unb slowakisch sein. Unb daS gilt für alle unsere Beziehungen zu den Böllern Europas unb der ganzen Welt. eS gilt daS für unseren Handel, für unsere Tätigkeit, überhaupt für unfer ganzes nationales Leber. Für unser Verhältnis zu ben anbeten Nationen unseres Staates ist bas humanistische Programm jtelgebenb. Gegenseitiges Kennenlernen, gegenseitiger wirtschaftlicher und kultureller Verkehr kann unb soll ani unserer Republik ein Muster sür Europa und bie ganze Menschheit machen. Das humanistische Programm ist nicht daS Pro-gramm irgenb eines schwächlichen Pazifismus unb eiuer energielosen Nachgicdigtcit. Gerade die Liede zum Nächsten, ur Nation und zur Menschheit legt jedermann die Pflicht auf, sich auf das energischeste zu mehren, allem Bösen konsequent, überall un» in allem zu widerstreben. Sich wehren, bebeutet nicht vergewaltigen, sich wehren bedeutet bie Waffen zu gebrauchen zur Ab-wehr vor. Gewalt. Verteidigung entspringt nicht der Herrschsucht, im Gegenteil; daher ist sie natürlich, sie ist notwenbig und sittlich völlig berechtigt. Die Unterdrückung ber Nationalität in der Zeit des Absolutismus entsprang aus berselben aristokratischen Herrschsucht une, Habgier, wie bie wirttchastliche und soziale Unterdrückung. Ein po-liti'ch unterdrücktes Volk ist gleichzeitig wirtschaftlich unb sozial unterdrückt. . . Durch den Krieg un» seine Anarchie erkläre ich mir, baß, wie anderwärts, auch bei un« sich viele in Pläne» irgend einer wunderbaren Revolution wiegen. Ich sehe, wie schwer eS den Menschen fällt, alte Anschauungen und Gewohnheiten zu überwinden, unb wie schwer es ihnen ist, aus die Höhe jener Fvrberungen emporzuwachsen, bie sie selbst begeistert ausnehmen und verkünden. Alle rufen wir nach Ent-ösurreicherung. Aber hier handelt es sich nicht bloß um Beseitigung der BerfasfnngSform. hier geht e« um «inen Wechsel unseres ganzen sittlichen Haditu«. Dir Stellung der Deutschen iui SHSStuate. Nach bemokratischer Auffassung. In der Nummer vom ll. März veröffentlicht Slovenski Nar»d, bas Organ ber slowenisch-bemo« kratischen Partei, weitere Einzelheiten aus ber Rebe, bie der frühere Landes Präsident Dr. Znjav bei der Marburger Versammlung am 7. März gehalten hat. Uns interessieren vor allem die Ausführungen, bie der Rebner an bie Adresse der jugoslawischen Staatsbürger beutscher Abstammung gerichtet ha«. Dr. Zerja» erklärte, bem genannten Blatte zn folge, so'.genbes: Unser Staat ist in nationaler Beziehung «in-heitlich. Die Splitter sremder Abstammung stnb so geringfügig, baß wir ruhig als StaatSgrundsatz an-nehmen lönnen: Volk unb Staat ist eines unb bas-selbe. Der Staat ber Serben, Kroaten unb Slo-ivenen kennt nur eine Nation: bas Belt ber Serben. Kroaten unb Slowenen. Damit leugnen wir nicht, daß Nationalitäten bestehen, welche sich mit ben gleichen Rechten kulturell und wirtschaftlich entwickeln und v»r allem auch ihre Sprache pslczen können. Die Italiener in Nizza sinb ein Teil der französischen Nation und niemand von ihnen denkt an Italien. Auch politisch können sie sich selbstverständlich als gleichberechtigte Staatsbürger betätigen, aber wir können es nicht zulassen. daß sich z. B. die Deutschen als besondere politische Partei organisieren. Das würde von selbst das Bestreben bekunden, daß sie sich als Nation im Staate selbständig machen wollen. Das wäre eine Kampfansage, mag der Name ber Partei unb bas Programm noch so sarb-los fein. Wir wünschen diese« Kamps nicht. Jenen, welche in Wahrheit Slowenen sind, bie aber der politische Zank (besonders die klerikale Politik) mit den Deutschen unter Oesterreich in elne Reihe gestellt hat. ist die Rückkehr zur Nation frei-gegeben. Wir sind der Rachsucht bar und verschmä-hen bie Taktik der Hacke. Der verlorene Sohn sin-bei ben Weg zu uns zurück. Aber auch die Deutschen selbst sind von der politischen Arbeit nicht ausgeschlossen, wenn sie sich nach ihrer kulturellen und sozialen Ueberzeugung den heimischen jugoslawischen Parteien angliedern. Natürlich, wer noch über die Grenz« schielt, ben werden wir vernichten, unb wer bi« Deutschen als eigene Nation konstitu'eren und in den Kamps führen wollte, den werden wir unschädlich zn ma-chen wissen. Unsere gesamte Partei kann diese persönlichen Grundsätze ohne Furcht auSsprechen. . . Bon kleri-kale? Seite lehnen wir jeben Borwurs ab, wenn wir heute als verantwortliche Staatsbürger ber deutschen Nationalität bie Möglichkeit bieten, daß sie in unserem Staate ein ruhigeS Obdach findet. Aus der National-uertretung. Der Präsident Dr. Dran Pavlovic eröffnete am 9. März bie 73. Sitzung der Nationalvertretung um 9 Uhr vormittag«. Nach Uebergang zur Tag«S> ordnung beantwortete der Innenminister Marko Trifkovic die Anfrage des Abgeordneten Base Sne -»evic bezüglich des BerboteS ber fozialbemokratifchen Kundgebung in der Stadt Belgrad. Die Beifügung sei erlassen worben, weil in der Nähe des Parla-lamentes sich zahlreiche Staalsämter unb biploma^ tische Bertretungen befinden. DieS sei eine in allen parlamentarischen Staaten übliche Gepflogenheit. Au« diesem Grunde sei er nicht in der Lage, da» Verbot des Stadtmagistrates Belgrad auszuheben. Im Namen der Agrarpartei entwickelte daranf bei Abgeordnete Dragit Mus 5 das Programm feiner Partei unb fprach schließlich ber Regierung das Mißtrauen aus. weil sie nicht den AuSbruck deS BolkSwillenS vorstelle. Nur eine KonzentrationS-regierung könne dafür bürgen, daß die Interessen der Bevölkerung am besten gewahrt werden. Sodann hielt der Abgeordnete Dr. Smobaka seine Jungsein-rede und äußert« seine Begeisterung über Serbien, welches bi« dreieinig« Nation befreit habe. Er ist der Meinung, baß ber Staat erst dann zu einer inneren Ordnung gelangen werbe, wenn bie Staats-geschäftc von einer Regierung verwaltet würden, die über den Parteien steht. Die erste Pflicht deS Parlamente« sei es, dahin zu wirken, baß das per-fSnliche Regime im Staate beseitigt werde. Er forderte eine stärkere Regierung mit einer stärkeren Mehrheit und verlas darauf die Erklärung seines Klub«. Im Namen der demokratisch.republikanischen Partei ergriff sodann das Wort der Abgeordnete Ia»a Prodanovic. In der Außenpolitik verlange seine Gruppe die vollständige Bereinigung ber drei-namigen Nation. In ber inneren Politik sprach er sich sür bie rascheste Durchführung der Wahlen ans, da die heutigen Gruppierungen im Parlamente systemlos und programmlos zusammengesetzt seien. Der abgetretenen Regierung macht« er den Borwurs, daß sie in vielen Beziehungen da« demokratische Prinzip verletzt habe. Er erinnerte an die Zensnr und an den Fall deS Stephan Radic. Darauf der-breitete er sich über die Rechte der Minderheiten im Parlamente und über die Tätigkeit unverantwort-licher Faktoren im Staate. Er polemisierte gegen die Regierungserklärung «nb setzte ihr bi« Forderung seine« Klubs entgegen. Der Ministerpräsident Stojan Protic, welcher darauf zu Worte kam, be-dauerte die Rede de» Borredner«, weil dieser über den Träger der Krone in einer unparlamentarischen Weise gesprochen habe. Nach ber serbischen Ber« sassung sei der Herrscher unverantwortlich; tvenn irgend etwa« gegen daS Gesetz geschehen wäre, so müsse die Regierung zur Verantwortung gezogen werden. Dem Parlamente müsse e« gleichgültig sein, was für Beziehungen zwischen der Krone und der Regierung bestünden und was für Ratschläge die Minister dem Herrscher unterbreiten. Ss sei unzulässig, daß von der Parlament«tribüne aus für die Republik Propaganda gemacht werd«. Hiezu stünden den Republikanern die Parteiblätter und die öffent-» kicken Versammlungen zn? Verfügung. Der Minister- präsibeat bedauerte auch, baß der Präsident der Nationalvertretung dem Borredner da« Wort nicht rechtzeitig entzogen habe. Nachdem ber Abgeordnete Prodanovic und ber Präsident ber Ratroralver-tretung auf bllfe Ausführungen des Ministerpräsidenten erwidert hatten, wurde die Sitzung um 12 Uhr 15 Minuten nachmittags geschloffen. Die 74. Sitzung der Nationalvertretung wurde am 10. März um halb 10 Uhr vormittags eröffnet. Der Obmann der montenegrinischen Gruppe Marko Davidovic kam als erster Redner zu Worte. Er polemisierte gegen die jetzige Regierung, welche durch «^cheimverträge der ihr angchöngen drei Parteien entstanden sei und Stamme«- und Lokalpolitik be-treibe. Er bekannte sich sür die völlige Einheit be» Staates unb warnte die Regierung, die separatisti-scheu Jbeen unter ben Kroaten und Slowenen zu vro-pagieren. Nach einer Erwiderung de« Handelsministers Ridarac, ber gegen die vom Borredner vorgebrachten Berleumdungen protestierte, wurde die Sitzung um halb 1 Uhr nachmittag» unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Beratungen um halb fünf Uhr erregte der Vertreter der demokratischen Bereinigung Milorad Draäkovic einen großen Lärm im Parlamente, al« er unter Hmweis au» bie Regierungsparteien von staatsfeindlichen Ele-menten sprach. Die nachfolgenden Rebner ergingen sich in Parteistreitigkeiten, worauf die Sitzung um 7 Uhr abcnbS geschloffen wurde. Der Präsident Pavlovii eröffnete am 11. März um halb 1V Uhr vormittag» die 75. Sitzung der Nationalvertretung. Nach Uebergang zur Tages-orbnung polemisierte ber Abgeordnete .^ujovir gegen die Regierung, welche gar nichts geleistet habe und eigenmächtig vorgegangen sei. Er verlangte bi« Regelung bes Verkehre», bie Demobilisierung des eeres und bie Durchführung ber Rekrutierung, er Abg-orbnete Korak forderte von ber Regierung eine günstige Lösnng der Lalutafrage mit Rücksicht auf die Slowenen und Kroaten und die Schaffung deS Wahlgesetze«, sei es aus parlamentarischem Wege, sei eS mittels Oktroi. Ministerpräsident Protic er» klärt«, daß die Regierung nur die Wahlen auf parlamentarischem Wege vorbereiten wolle. Anbere bringende Arbeiten müsse dann die neugewählte ge-setzgebende Nationalversammlung erledigen. Unter großer Erregung der demokratischen Vereinigung erklärte er sodann, baß der frühere Fiuauzminister Dr. Beljkovi« dem Volk« auf betrügerische Weise eine Milliarde herausgelockt habe, indem er bei der Geldabstempelung 20 % des Volksvermögens einziehen ließ Der frühere Finanzminister hätte bieses Geld in bie Staatskassen legen müffen, um auf biefe Weife die Baluta zu verbessern, und hätte es nicht in ben Berkehr bringen dürfen. Beljkovi! aber habe biefe Milliarde in 3 bis 4 Monaten verschleudert. Der Ministerpräsident Protik kündigte ferner an, daß die gegen ivärtige Regierung nicht früher den Posten verlassen werde, bis daS Parlament und der Staat die Situation erkennen werden, in der wir uns befinden. Daraus wurde die Sitzung geschloffen. Der Präsident Pavlovic eröffnete am 12. März die 76. Sitzung der Rationalvertretung. Es ent» spann sich eine längere Debatte zwischen dem früheren Finanzminister Dr. Beljkovic und dem Ministerpräsidenten Prosit. Beljkovic erklärte, daß im Voranschlage 2800 Millionen Kronen Einnahmen und 6200 Millionen Kronen Ausgaben eingestellt waren. Um dieses ungeheure Defizit zu decken, sei nichts andere» übrig geblieben, als da« bei der Notenmarkierung der Bevölkerung abgenommen« Geld sich von der Nationalbank als Betriebskapital auSzuleihen. Ministerpräsident Protic erwiderte, daß die 20$ vom Staate eingezogen worden seien, um, wie damals amtlich verlaulbart wurde, die Baluta zu verbeffern. Infolgedessen hätten dies« 20%' verbrannt, nicht aber neuerdings in den Verkehr ge-bracht werden dürfen. Deshalb sei der Borwurf der Täuschung und des Betruges vollauf berechtigt. Wenn eine innere Anleihe notwendig wir, so hatte man es ver Bevölkerung offen und ohne Winkelzüge mit-teilen müssen. Daranf entspann sich tm Parlamente eine längere Erörterung üder die Beschlußfähigkeit des Hause«. Nach der Rede de« Dr. Ne',ic, der ausführlich über die Agrarreform in Bosnien sich verbreitete, schloß der Präsident Paoloviö um hald 3 Uhr nachmittag« die Sitzung. Politische Rundschau. Inland. Di« Budgetzwölstel. Der Finanz minister Hai der Nationalvertretung den Gesetzentwurf über die BudgetzwSlftel vom ftsmwux 21 September v. I bi« »um Miirz l. I. »ur Nachtrag-lich«! Äknedmigung vorgelegt. Zur Deckung bei Fehlbeträge« wirb bi« Erhöhung verschiedener Taxen. Gebühre« und Zuschläge gefordert. Der bei der Banknoten Abste«pelung runbchalten« SOprozentig« Abzug soll in eine innere «»leihe «it fünfjähriger Dauer bei einproz«»tig«r Verzinsung umgewandelt werd«, Um da« Gleichgewicht im Staatshaushalte herzustellen, verlangt ber Finonzminister die Er-machtigung zur Aufnahme einer au»ländischen An-leihe im Betrage von MX) Millionen Franc«. Okkupierte Gebtete Der Gesetzentwurf über da« neue Budgclzwöls-tel Hai in kroatischen uub slowenischen Kreisen grobe Bestürzung hervorgerufen. .Die neuen Gebiete, bie außerhalb Altserbien« liegen, werden im Gesetzentwurf al» olkupierte Länder bezeichnet. Besonder« ausdrücklich wird in der Vorlage vom besetzten Kro- -atien gesprochen. Eine herausgelockte Milliarde. Der Ministerpräsident Protic hat dem früheren Fina, z«inister Dr. Veljkov i in offener Parlament«. fitzun) vorgeworfen, daß er bei der Banknotenab-stempelung (*. i. durch Rückbebaltung ber 20 Pro» zent) dem Volke auf betrügerische Weise »in« Milliarde herau«gelock« und die ganze Summe verschleu-bert habe Wenn ein« inne>e Anleihe notwendig war. hätte die Bevölkerung darüber offen aufgeklärt, nicht aber getäuscht werden sollen. Diese Erklärung, schreib: Slövenec, hat die Demokraten sehr abgebrüht. Bevorstehende Enthüllungen. Wie Slövenec ;u berichten weiß, wird die neue Regierung die korrupte Wutschasl cnihülltn, bie unter der srüheren demokratisch-sozial istischen Regie-rung im Schwange war. Da« liabe der Minister» Präsident Protic »it der Erklärung angekündigt, daß die neue Regierung dem Volke die Augen öffnen wolle, in welcher Lage e« sich befindet. Verminderung des Beamtenstandes. Einer Melvung der Politika zufolge wird die Regierung den Leemtenstand überprüfen und die Zahl jtner Beamten, deren Stellen im Voranschlag nicht angesübrt seien, herabsetzen. Dom Marburger Zollamt. Serbische Blätter berichten, dem Slövenec zu-folge, daß da« Finanzministerium ungesähr 30 Zollbeamte nach Marburg gesendet hat, um beim vor» tigen Zollamt Ordnung zu machen. Die Marburger Beamten arbeiten «it aller Gemächlichkeit. Sobald jemand mit ungestempelten Kronen komme, unterbre-chen sie ihre Tätigkeit und beginnen Kronen zu stem> p«lr. E« fehle an den sür die Verzollung notwendi, gen Einrichtungen und Meßgeräten, ja selbst an einer Wage Die Kausleute bringen datier zur Verzollung ihrer Waren eigene Gewichte mit, welche beträchtlich leichter seien al« die geeichten. Der Zoll wird erst bann eingefordert, wenn die Waren verkauft seien. Die serbischen Zollbeamten hätten mit dieser Wirt-schaft ausgeräumt und an Zollgebühren in Monat«-srtst ungefähr 30 Millionen Kronen eiagehoben. Ausland. Umsturz in Deutschland. Am 13. März sind militärische Abteilungen unter dem Kommando ve« General« OlderSliau'en in die Stadt Berlin eingerückt und besetzten die in der Nachbarschast de« Tiergarten« gelegenen Bezirke. Die Marinebrigadm krhard und Löwenfeld sandten der sozialistischen Regierung ein Ultimatum, wo-ri« sie sie zum Rücktritt aufforderten. Da die Regierung da« Ultimatum ablehnte, drangen die Truppen weiter in bie Stadt vor, ohne Widerstand zu finden. Denn die den Aufständifchen entgegen gesand-t«n Regierung«truppen verweigerten den Gehorsam. Die Mitglieder der Regierung mit Präsidenten Ebert und Reichskanzler Bauer an der Spitze flüchteten am Morgen de« 14. März in Automobilen aus der Stadt. Die Ausständischen setzten eine au» acht Mit-gliedern bestehende neue Regierung ein und ernann-ten zum Präsidenten der Deutschen Republik den General Karl Adolf Paul Paul, zum Reichskanzler den LandwirtschaftSdireklor Katt und zu« militari-schen Oberbefehlshaber den General von Lüttwitz. Die neue Regierung erließ eine Kundmachung, in welcher sie die Freiheit und die Arbeit als Leilztel ihrer Tätigkeit bezeichn«»«. Die deutsche Nationalversammlung und der preußische Landtag wurden aufgelöst und der Belaa«rnng»zustand über ganz Deutschland verhängt. Die gegenwärtigen Gesetz» und Verordnungen bleiben in Kraft, die Beamten be-halten ihre Posten. Unter der Einwirkung dieser Vor- Stiller Zeitung gang« vereinigten sich die bither getrennten Gruppen der gemäßigten, unabhängigen und kommunistischen Sozi« al^emorraten, um den gemeinsamen Widerstand ge« ge« die neue Regierung zn organisieren. In einem Ausrufe, den die sozialistische Bereinigung an die Arbeiter Deutschland« richtete, wurden die Parteige-nosscn aufgefordert, die allgtmein« Arbeitseinstellung zu beschließen und die Rückkehr d«S Ex Kaiser« Wilhelm und der preußischen Junker mit Gewalt zu verhindern. Die neue Regierung verbot daS weitere Erscheinen der beiden iu Berlin herausgegebenen sozialistischen Blättrr Vorwärts nnd Freiheit. Die aufständische Bewegung macht Im ganzen Reiche Fortschritte, wenngleich sich die süddeutschen soziali-stischen Regierungen zum Kampfe gegen die von Berlin ausgehende Umwälzung entschlossen zu haben einen. Jedenfalls werden die nächsten Tage und ochen wichtige Ereignisse in der Deutschen Republik bringen, welche nicht nur aus die benachbarten Länder, sondern auf alle Staaten der Erde von bestimmendem Einfluß werden können. Für den ruhigen Beurteiler ist der neue Umsturz in Deutschland nicht üderra-schend gekommen. ES war vorauszusehen, daß aus daS sozialistische Extrem ein« konservative Gegenströ-«ung folgen würde und daß nnr eine Regierung«-Mehrheit, die sich aus die mittleren Gruppen stützt, dt« Bürgschaft des Bestandes in sich birgt. Aber der Zeitpunkt der Umwälzung ist erstaunlich, da weder die wirtschastliche Krise im Innern, noch die außen-politischen Spannungen unter den gegenwärtigen Umständen jemanden zur Uebernahme der Regierung«-geschäfte reizen können. Die neuen Männer müssen jedenfalls trifiig« Gründ« zn ihrem Eingreifen haben und sich de« Erfolge« ihrer Aktion sicher fein. Entente-feindliche Kundgebungen in Deutschland. Ja Berlin, Bremen und in anderen Orten Deutschlands haben in der jüngsten Zeit Kundge« bungen gegen Mitglieder der auf deutschem Boden weilenden Entente-Kommiffiouen stattgefunden. Besonder« sranzdstsch« Offiziere, die durch ihr herau«-forderndes Benehmen den Unmut der Bevölkerung reizten, waren da« Objekt der wörtlichen und tätlichen Angriffe. Die deutsche Presse ermahnt die Be-völkeruug zur Besonnenheit, weil sür die in der Aufwallung begangenen Taten die Gesamtheit d«S Volkes büßen müsse. Die deutsche Regierung hat der Entente ihr Bedauern über die Vorfälle ausge-sprachen und die strenge Bestrafung d«r Schuldigen angekündigt. Französische Mahnahmen im Saargebiet. D«r französische General Wirbel hat den Ein-wohnern de« ZaargebieteS das Tragen von Spazier-stöcken verboten, da dies« al« Waffen verwendet wer-den können. Ferner hat er den Einwohnern unter-sagt, sich hinter den Fenstern ihrer Wohnungen zu zeigen; da« französische Militär habe d«n Auftrag, die Fenster zu kontrollieren und aus den dahinter vermuteten Schatten zu schießen. Di« deutsche Irridenta in Posen. In Berlin würd« die deutsche Propaganda für die Ostgrenzen gegründet, welche in den an Polen abgetretenen Gebieten die deutsche Kultur erhalten und verbreit««, mit anderen Worten, eine deutsche Jrridenta im Osten schaffen soll. Die Stadt Berlin hat beschlossen, da« Protektorat über den Ort Bigosce in der Provinz Posen zu übernehmen. An-der« deutsche Städte sollen eingeladen werden, diesem Beispiel zu solgen. Eine papstliche Spende für Deutschösterreich. Papst B«n«dikt XIV. hat sür di« Kinder Deutsch-Österreichs 30 000 wollene Decken gespendet, wovon das «ine Drittrl in Wien, die beiden anderen in der Provinz verteilt werden sollen. Zur Verabschiedung der tschechoslowa-kischen Verfassung. Ein Wiener Blatt, da« der Politik der Anna-herung DeutschösterreichS an di« tschechoslowakisch« Republik bisher nicht unfreundlich gegenüberstand, verurteilt die Form und den G«ist de? tschechoslowakischen VersassungSwerkeS. da« dlescr Tage vo« Prager Landtag ohne Zuziehung der nichttschechischen Nationen verabschiedet wurde. ES schreibt: «eußerste Rücksichtslosigkeit gegen alle« Historische, äußerste Mißachtung alter Tradition in der nationalen Recht»« fvcderung und im Sprachgebrauch, da« sind die Kennzeichen der neuen tschechoslowakischen Verfassung. Alle Schwierigkeiten, alle ungelösten Probleme, an denen die alte Monarchie zugrunde ging, sind al» Veite 3 Erbschaft aus die Tschechoslowakei übergegangen. Sie, nicht unser deutscher Donaustaat, ist in Wahrheit da« neue Oesterreich. Waren aber die Sünden de« alten Oesterreich zumeist Unterlaffung«sünd«n, so find die de« neu«n Oesterreich Todsünden. Herrscht« dort sortwurstelnde Schlamperei, so herrscht hier di« herausfordernde Gewalt. Hinter de« altisterreichi« schen Regime stand eine «ehrhundertjährige Geschichte, stand eine angesehene Dynastie, standen eine Armee und eine Bureaukratie «it mächtigen Traditionen. Wer od«r wa« steht hinter den heutigen Prager Machthabern? Und dennoch glauben sie sich »ehr, weit «ehr Willkür und Rechtsbeugung gestatten zu können, al« die historisch fundierten Mächte de« alten Staate« sich jemals herausgenommen haben! Die österreichifch-ungarische Monarchie hat durch fast vierhundert Zahre auSgedauert. Es lieht nicht da-nach auS, al« ob der Staat, auf d«u sie ihre Natio-nalitätenmifchung vererbt hat, sich auch al« fo lang-lebig erweisen sollte. Ein Vorspiel zur Abstimmung im Teschener Gebiet. Die Polen hatten den tschechischen G.meinde-vorstand von Orlova aus dem Wege au» Siselic« verhaftet und in da« Gefängnis nach Karwin ent» führt. Zu dessen Befreiung rückte eine Anzahl Tsche-chen au«, deren Bewaffnung auS Knüppeln und Eisenstanzen bestand. Aus der Brücke zwischen Kiselic« und Karwin kam e» zu einer Prügelei, bei der eS aus beiden Seiten Tot« und Verwundete gab. Eine Militärabteilung der EnteuteKommiffion, die unter der Führung ein«s italienischen Offizier» zwischen den streitenden Ruhe stisten wollte, wurde von den Tschechen und Polen gemeinsam angesallen. Hie-b«i wurde «in französischer Soldat erschossen. Um wetteren Ausschreitungen vorzubeugen, hat di« Entente-Kommission über das Teschener Gebiet da? Stand-recht verhängt. Kriegsgefahr zwischen Polen und Rußland. Die halbamtlich verlautbarten FrikdenSbestim-mungen für Polen, dem ang«blich die Grenzen von 1772 zuerkannt werben, haben in allen Kreis«» der russischen Bevölkerung schärfsten Unwillen hervorge« rufen. Rußland will an die polnische Republik ew« Warnung wkgen ihrer imperialistischen Tendenzen richten, welche einen neuen Krieg heraufbeschwören. Die maritime Weltlage. England besaß vor dem Kriege 47 v. $. der g«samt«n HandklStonnagc; heut« ist d«r Handel«-schiffSraum England« auf 41 ». H. zugunsten Amerikas zurückg«gang«n, w«lche« feit KriegSdeginn feine Handel«fiotte vervierfacht, und zugunsten Japan«, welche« feine HaudelSflotte feit 1914 verdoppelt hat. England, Amerika und Japan besitzen heut« 70 v H. des WeltschiffSraume« für HandelSzwccke. In der französischen Presse erregt diese Feststellung großes Aufsehen, weil daraus hervorgeht, daß durch die Riederringung Deutschlands nicht nur diese«, sondern ganz Kontinental-Europa einschließlich Frankreich« seine Seegeltung «ingibüßt hat. Aus Stadt und Land. Wahlrecht. Ein hiesiger maßgebend«! Pvli-tiker hat seinerzeit di« A«uß«rung getan, daß den-jenigen da« Wahlrech: vorenthalten werd«« soll, welche d«n Minder heit«fchutz für sich inAnspruch nehmen. Wir haben gegen diese Auffassung in sachlicher Weise Stellung genommen. Nun wird eine neue Abwand-lung der un« gegnerischen Jde« bekannt. E» soll nitmand da« Wahlrecht erhalten, welcher gemäß de« Fnede»«vertrage von St. Germain innerhalb der nächsten zw«i Jahr« für die diutschösterr«ichische Staatsbürgerschaft optieren kann. Dieser Absicht kann nur ein oberflächlicher Schein von Recht zuer-kannt werden. W«nn «an sich in die praktisch« Durchführung logisch hineindenkt, so wird man sich so.sinch von deren Unmöglichkeit überzeugen. Denn erstens war es niemal« in den Intentionen de« FriedenSvtrtrage« gelegen, mit diesem Passu« eine Entscheidung über die Wahlberechtigung zu treffen, und zw«itenS kann e« nirgend« eine Judikatur da-für geben, wer am Ende dieser zwei Jahre vom Recht«, für Deutschösterreich zu optier««. Gebrauch g«macht haben wird. Der Familienname bietet keine Handhabe, sonst könnte ja auch manch unzwriselhast wahlberechtigter Staatsbürger einer äußerlichen Zu-fälllgkeit zum Opfer jallen. DaS Bekenntnis zur Nationalität, zu dessen Feststellung von «mt«wegen bi«her keinerlei Anstalten getroffen wurde«, liegt in «ehe ~i Cilli er Zeitung Nummer 21 nchlsgüttiger Form »irgents vor uud zwingt auch uoch lange nicht zur Option für Deutschöstenkich. Äußerdc« ist, wie unsere Gegner wiederholt bchaup-teur das LckeuntniS zum Volkstu« wandelbar und ob Deutschösterreich umgewandelte ?kiftcuzea wähl« loS ausnehmen wird, erscheint durchaus nicht sicher. Die abgelehnten Optantcu müßten also gegebenen-rallS doch wieder in unserem Staatsverbande vcr-bleiben. Mit einer falschen Auslegung deö FriedeuS-vertrageS ist daher vom RlchtSstandpunkte nichts auzusangen. ES ist, um ein extreme» Beispiel zu gebrauche», geradeso, als wenn der Nichter jeman-den in den Kerker werfen wollte, weil dieser Jemand später einmal gegen die Gesetze verstoßen tonn. Die Deutschen nehmen diese» neuen Anschlag aus ihre natürliche» Richte als Staatsbürger, die sie sich durch Leistung und Arbeit verdienen, zur Kenntnis. Aber daß gleichzeitig nicht auch ihre Gesellschaft? sähigleit, daß gleichzeitig nicht auch die Möglichkeit, mit Angehörigen der Slaatsnatio» zu verkehren, in Zwei» sel gezogen wird, nimmt wunder. Oder sollte es wirklich möglich sein, daß man bei Tag die Sicher« heit und sonstige primitive Rechte eines StaalS-bürger« entbehrn« soll und dann am Abend noch tanzen m n ß? Eine Ctllier Sprachenverordnung hat der städtische Beirat erlassen. Darnach dürfen alle Ankündigungen ■ also auch solche sür private Beran-staltungen wie Bälle. Tanzkränzchen, Konzerte, BereinSabende usw.) im Bereiche der Stadt Cilli ausschließlich in slowenischer Sprach« veröffentlicht werden, ^«ichgflllig wo und wie immer, gleichgüUig ob mit öffentlichem Maueranschlag oder mit Zettel« in den Auslagen. Das andere hiesige Blatt bringt die Cillier Sprachen»«! Ordnung seinen Lesern in auf-fälligem Druck zur Kenntnis und behauptet fünf Zeilen später, daß dem Deu'schhun hierzulande nirgends ein Unrecht geschehe. Da wir nicht über ein so kompliziertes Denkvermögen verfügen, um nach dieser Gegenüberstellung die logische Brücke zwischen Recht und Unbill herzustellen, so sind wir ans die vage Vermutung augewiesen, daß Recht und Billig, keit aus dem Wege von der Theorie in die Praxis sich ins Gegenteil verwandeln. Ein finnstörender Druckfehler im zwei-ten Leitaussotz unserer letzten Nummer betitelt ..Notenkonvertierung" muß hiermit berichtigt werben. Es soll dort nicht heihen: Länger al# ein Jahr hat der größte Teil der Presse in unserem Gebiete über diese» Problem (Umwechslung der Kronennoten in Dinar») geschrieben; sondern, wie natürlich auch au« unseren sonstigen Aufsätze» hervorgeht, daß der größte Teil der hiesigen Presse dazu geschwiegen hat. Die gesetzliche Arbeitszeit für die Stadt Cllli wurde zusv'.ge GremialbefchluffeS ab 15. März neu geregelt. Für die Buch- und Papierhandlungen gilt die Zeit von 7,8 Uhr vorw. bis 12 Uhr mittags und von lL2 Uhr bis 5 Uhr nachm., für alle übrigen Geschäfte von V,8 Uhr vorm. bis '/,! Uhr nachm. und von 2 bis o Uhr nachm. An Sonn-tage» bleiben die Geschäfte wie bisher geschlossen. Der Gaspreis wurde mit 1. März auf 6.? für den Kubikmeter festgesetzt. Verloren wurden eine geflochtene Handtasche, enthaltend 20 K; ferner eine schwarzlederoe Geld-lasche, einhaltend 20 K und ei» Bild. Aus der Umgebungsgemeinde Eilli mehre» sich die Klagen über die Beim dortigen Ge« meindeamte herrschende Autokratie, die sich in der Person deS GemeindesekrelärS verkörpert. Die Par» teien werden barsch angefahren und müssen wegen jeder geringsügigen Sache, wie Unterschrist oder dergl., deS jeweiligen Warlcns ungeachtet, zuweilen mehrere Tage nachünandcr den Weg zum Gemeindeamt« zurücklegn. Daß jeglicher Zeitverlust auf die Einzel-wirtschaft ungünstig einwirkt, ist leicht zu begreifen, den Mitmenschen aber unnützen Zeitverlust zu er« sparen, erfordert schon die unentwickeltste Rücksicht. Es tst recht bedauerlich, daß manche Gemeindeorgane sich »icht zur Erkenntnis durchzuringen vermögen, daß sie ihre Funktion aus die Wohlsahrt und Zu» sriedenheit der Bevölkerung, nicht aber aus die eigene Eitelkeit einzustellen haben. In einem demokratischen Staate sollte die zur Schau getragene Amtsmiene mit eine« freundlichen Gesicht nicht in unbedingtem Widerstreit« stehen. Aus Oberloitfch schreibt ein Berichterstatter dem SlovenS?i Narod, daß daS dortige slowenische Pfarramt im schriftlichen Verkehre die de «Ische Amtssprache eingeführt habe. Denn die zuständig« italienische Landes-behörde in Triest verstehe die slowenische Sprache nicht, daS Oberloitscher Pfarramt wieder sei der italienischen Sprach« unkundig. Daher werde behufs Verständigung von beiden Seiten da« Schwäbische angewendet. An diese Meldung knüpft der Einsender die Bemer-kung, daß e« nach dem fünfjährigen Weltkriege gegen das Deutjchtum noch immer Slowenen gebe, welche sich in der Knechtschaft behaglich fühlen und die heimisch« Sprache mißachten. Wir können eS unS nicht versagen, über diese Kritik unsere Ueber» raschung auSzusprechen. Denn daß die Slowenen gegen die deutsche Sprach« fünf Jahre Krieg geführt hätten, ist unS völlig neu. Die Deutschen in Jugo-slawien und wohl auch unsere VolkSg«ttossen im geschlossenen deutschen Sprachgebiete haben absolut keine» Nutze», wenn sich slowenische Volksangehörige mit Italienern oder eventuell auch flämischen Völkern in der deutschen Sprache verstäudigen. Die Deutsche» sind au einer solcheu Knechtung gänzlich unbeteiligt. Zie haben weder Vorteil noch Interesse, wenn andere Leute die deutsche Sprache verwenden oder erlernen, und überlassen eS völlu dem Urteil anderer Völker, jene Sprache zu gebrauchen, die ihnen am zweckmäßigsten erscheint. Die Teutschen in diesem Staate werden sich nicht nur zwangsweise, sondern auch freiw illig die Staatssprache aneignen, weil sie den Wert jeglicher SprachkenntniS zu schätzen wissen, obgleich sür viele Deutsche im voigeichritteneren Lebensalter daS Sprachstndium nicht mehr ganz durchführbar ist. Die Deutschen in Jugoslawien verlangen nur. daß ihnen der Gebrauch ihrer Sprache auch im öffentlichen Verkehre gewährleistet und ihre» Kinder» in den Schulen die Möglichkeit zur Ex. lernung der deutschen Muttersprache geboten werde. Ob die Slowenen unter sich oder mrt Italienern Deutsch sprechen, ob sie ihre Kinder Deutsch lernen lassen, ist den deutschen Bürgern dieses Staate« absolut gleichgültig. Praktischer Kommunismus. Zu eiuer kommunistischen Ver'amwlung, die vor einiger Zeit i» Schischka bet Laibach abgehalten wurde, waren auch einige Sozialdemokraten, unter anderen der frühere Minister Kristan, erschienen. Hiebei wurde Friedrich, der fünfzehnjährige Sohn des Ministers, tätlich angegriffen und schwer verwundet. Dem Vater Kripau aber, so erzählt Napiej, stahlen die Kommunisten die Krawatte, eingedenk des Spruches: Ws« lein ist, soll meiu sein. Wirtschujl und verkehr. Der Kronennotenumlauf. Nach dem Ausweis der österreichisch - ungarischen Bai f betrug der Notenumlau f am 29. Februar 59 2 Milliarden. Davon enlsielen auf Deutschösterreich l4'29?kiviarden. Der Umlauf in Ungarn wird ans 15 Milliarden geschätzt. I» der Tschechoslowakei waren seinerzeit nach Angaben de» Finanzminister« Raschin 7 Milliarden Kronennoten im Umlauf; diese Z ffer dürste keine wesentliche Aenderung erfahren haben. In Jugoslawien wurde der Umlauf noch Durchfühiunz der Abstempelung mit sechs Milliarden angegeben, in Pole» witd er auf fünf, in Rumänien an? vier Milliarden geschätzt. Von den noch verbleibenden echt Milliarden dürfte ein Teil in den von Italien annektierten Gebieten gegen Lire umgetauscht worden sein. Der Rest b,findet sich im alten Ausland. Saldokontist; oder Buchhalter sowie ein« Kontoristin, mit entsprechenden Vorkenntnissen, in Wort und Sehnst der deutsehen und slowenischen Sprache mächtig, in Stenographie und Maschinschreiben bewandert, werden sofort für eine Großhandlung in Laibach gesucht. Vorkenntni$se, Alter, sowie Ansprüche unter „Verlässlirh 25723* an die Verwaltung dieses Blattes tu richten. Danksagung. Husserstande für di* vielen Beweis« aufrichtige* Ceilnabme anlässUch des Hb-lebens unsere» geliebten Gatten, bezv. Vaters, des Herrn franz SeUak persönlich zu danken, sprechen wir allen unseren Verwandten, freunden und Bekannten aus diesem Mege unseren tiefst-gefühlten Dank aus. Josefine Sellak mont. franz Sellah Göttin. Sohn. Wirtschafterinnen fflr Landwirtschaft, Köchinnen, Mädchen fflr Alles die kochen können, Pferdeknechte sncht Louise Sager, Dienslvernaittluog, Cilli, Bahnhosgasse Nr. 9. Arbeitskraft hochinteHigenter,weUerfahrener, technisch gebildeter Kaufmann möchte die Leitung eines Betriebes oder Geschäftes abernehmen, eventuell in solches einheiraten. Adresse in der Verwaltung des Blatte«. ZK7S« Grosses Oelgemälde (Frauenporträt), feines Tafelservice für G Personen, zu verkaufen. Schul-gasse 18, parterre links. Von 2-3 Uhr. Wohnnng nnd Kost für einen Lehrjungen wird gesucht. Anträge unter .Lehrjunge 25742* an die Verwaltung des BI. Ignaz Krainz Gerbergebilfe nnd Zurichter, wird gebeten, seine Adresse an Frau Maria Brisnik, Gerberswitwe iu Ceplje, Franz bei CUIi bekanntzugeben. Ein Paar 2S7S7 Damen-Lackhalbschuhe Nr. 3», fast neu, um 400 K nnd ein Paar Galoschen Nr. 40, sebr gut erhalten, um 200 K zu verkaufen. Adresse in der Verwaltung d. BI. Junge geschiedene Frau sucht Posten als Wirtschafterin zu einem alleinstehenden älteren Herrn. Gefl. Anträge an die Verwaltung des Blattes. 25731 Junger Bursche oder Mädchen vom Lande für Hausarbeiten gesucht. Anzufragen aus Gefälligkeit beim Lohndiener im Hotel Balkan. Trotz Preissturzes zahle ich noch immer die höchsten Preise für rohe Msnlpr» tfiirheo Mulwtirfe J. Hanzl, Wien, VI., Mariahilferstr. 34-39. kchrijtleitung, Verwaltung. Xrud unb Pertaq: ¥minfbu4>brwl«fi „GeWia" in Cilli. - BetantrortiUbet Leite,: Huids 5<$ibt».