Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U^87 Siebenler Jahrgang. H. Mai R86H. Krainisches Neisedild. N I^as Krämer Land versuchte Zuerst zu schaffen der Teufel Aus Steiucu: ohue Zweifel Zu sciuem Lusircvicr. Anhebt es nahe der Küste Des Meers als felsige Wiiste, Baar aller Farbcnzicr. Doch, wem: es begonnen der Teufel, Schuf Gott der Herr es weiter; Ausbreitet' er «ordwärts heiter Des kraiuischcu Landes Au; Da wandern die Ströme, da grünen Die Berge, uud über den Gipfeln Ragt immer zwischen Wipfeln Ein Kirchlein ins Himmelsblau. O sich, wie goldcu die Vlilmlcin Die thauigc Wiese durchstickcn, Wie Veilchen träumen und nicken Im Thalgrund um den See; Schön, während vorüber uns führet Das Dampfroß, qualmenden Hauches, Blickt durch die Wolken dcö Rauches Mohnblütc und grüner Klee. Und traulich locket die Bcrghöh', Wo über dem FclSgcstciue Friedlich im Abcudscheiuc Die Pnrpurwolkc schifft; Da sitzet der Hirt uud die Hirtin, Und um sie grasen die Böcklcin Und Lämmer mit klingenden Glöcklcin Auf stiller Weidctrift. Eine böse Nacht. ^ ordneten Fascikeln wühlen, wir müssen hierogluphenartige Zettel-! katalogo von Handschriften entziffern, um das Dasein von für ! uns wichtigen Stücken zu erkunden, wir müssen Dies? selbst ver- ^ staubt und halbvermodert von von Stellen greifen — um dann als Wiederentdecker wahre „Unica" an Büchern und Manu-scripten in Händen zu halten. Auf Grund solcher in der k. k. Studienbibliothck und in der äußerst interessanten fürstl. Carlos Auersverg'schen Vücher-sammlung inr Laibacher Fürstenhofe gemachten Funde, will ich hier versuchen, ein Bild von den Anfängen und der Weiterentwicklung der Schauspielkunst in Krain zu bieteu; es wird dies; gegenwärtig noch kein vollkommen ausgeführtes Gemälde seiu können, da mir noch manche Züge fehlen werden, doch einen kühnen Entwurf-in Umrissen mag ich immerhin wagen! Schon das alte Emona der Römer er freute sich eines Amphitheaters, und zwar am selben Ufer des Laibachflusses, auf welchem das gegenwärtige Schauspielhaus steht, wie dieß die im Jahre 1714 stattgehabte Ausgrabnng der Ruinen auf dem deutschen Grunde (vor dem deutschen Thore) beweist; leider verschüttete man wieder das zu Tage Geförderte. Von dieser frühern Zeit, bis ins XVll. Jahrhundert, fehlt jede sichere Kunde von dem Vorhandensein einer stehenden Bühne in Laibach. Wohl ist nicht zu zweifeln, daß inzwischen auch bei uns die kirchlichen Spiele gefeiert wurden, wie sie in Dcntschland gang und gäbe waren; man braucht ja nur zu bedenken, daß deutsche Kirchenfürsten in diesen Zeiten schon ihre Besitzungen in unserem Krain hatten (Freisingen, Vriren). Daß anch auf den Nurgen unserer Adeligen, deren so viele „aus dem Reiche" stammten, die „Ioculatores" und „Ludi-magistri" und die „Vaganten" ein und ausgingen, wie's anderwärts geschah und wir aus der benachbarten Etciermark die Beispiele haben: doch wie gesagt, bestimmte Nachricht von theatralischen Aufführungen im Lande und speciell in unserer Hauptstadt haben wir erst aus dem XVll. Jahrhunderte, denn das Vorhandensein der dramatischen Werte des Nicodemus Frischlin (Nector der Laibacher evangelischen Schule 1562 — 84) auf der Bibliothek in Lustthal beweist uns noch nicht, daß sie unter seiner Leitung wären an der genannten Schule auch wirklich aufgeführt worden. Die ersten Anfänge eines beständigen Theaters in Laibach machten denn die Iesuiteu. die ja auf allen ihren Con-victorieu durch Einführung der Schauspiele (lateinisch und deutsch) as ^tysterium in neuen Formen wieder aufrichteten , und durch großen theatralischen Pomp, Verwandlungen und Maschinenstücke auf die Sinne des „geladenen" Pnblieums zu wirken verstanden. Im Jahre 1590 überkamen die Patres aus der Gesell, schaft Jesu die Laibacher lateinischen Schulen, um den vom Erzherzog Ferdinand eingesetzten „Reformationo - Commissären" auch auf diesem Wege ihr schweres Wert befördern zu helfen, und schon im Jahre 1602 begannen sie mit Schuldramcn und Dialogen, fast ausnahmslos der Legende und Bibel entnommen, w Gelegenheit der Prämienverthcilung, wozu die Preise Jahr um Jahr ein anderer Mäecn, meist ein kirchlicher Würdcn- z träger, spendete. ! So erwies sich der durch seinen Glaubcnseifcr in der Äirchengeschichte ausgezeichnete Bischof und Gcgenreformator ^ Tho m as Kreen ^) als hoher Gönner der Jesuiten, denen er in allen Dingen mächtigen Vorschub leistete. Auch bei den ^ theatralischen Aufführungen war er, so oft ihn: seine vielen i Geschäfte die Anwesenheit in Laibach gestatteten, zugegen, wie l er es in seinen, im Tomcapitelarchiv und im Museum bewahrten Kalendcraufzcichnungen bewahrt hat. Aus diesen Notaten des j Bischofs erfahren wir, daß anfänglich der Schauplatz der Schul- ! dramen das Eollcgium der Jesuiten gewesen, später werden wir ihn im Paläste eines kunstsinnigen hohen Cavaliers finden; ^ wir erfahren aber auch, daß zu Zeiten auf der Villa der Jesuiten — im heutigen Schlosse Tivoli (Unterthurn) — gespielt wurde. ! Wie der Bischof überhaupt die Künste, Malerei und Bild- ! Hauerei, und besonders insoferne sie das kirchliche Leben betrafen, im Lande auf's freigebigste förderte, so finden wir auch verzeichnet, das; er einen: Schulmeister (1U2C») für die Abfassung ! eines Dialogs eine für die damalige Zeit immerhin annehmbare ! Gratisication (von 4 fl.) auswarf. ^ Für uns ist — da hier auch irgend ein persönliches In- ^ teresse gewirkt haben könnte — mehr der Umstand von Nichtigkeit , daß wir schon so bald nach Einführung dcr Schauspiel- ! kunst im Lande einen Laien sich mit dem „Dramatisiren" be- ! schästigen sehen! ! Schon begannen die Aufführungen auch in» Publikum > immer mehr Boden zu gewinnen und fanden daher häufiger ! Statt, besonders bei festlichen Anlässen, so bei Durchfahrten hoher Personen, die in 'Laibach eine kleine Rast nahmen. Im Jahre 1631 verherrlichte man die Ankunft dcr spanischen Infantin Maria, der Gcmalin Ferdinand lll., durch die Eomödie: »Nu liacl^'l pul^ln'!,," — wo sodann am Schlüsse Paris dcr hohen Brant einen goldenen Apfel überreichte! Es währte nicht ganz 3 Tecennicn, so hatte man in Laibach in einem Jahre Ausführungen in drei Sprachen, latci- > nisch, dentsch und italienisch, und bald darauf auch im ! slovenischen Idiome. Wodurch, frägt man, so plötzlich dcr ungeheuere, rasche Aufschwung; — durch einen Maccenaten, dem bis auf den unvergeßlichen Siegmnnd Freiherrn u. Zois teincr gefolgt ifl, durch den feingebildctcn Grasen Wolf Engelbrccht von Auersperq, dem freund des edlen Patrioten Freiherrn v. Valvasor! Bei dcir Iesnitcu in Laibach und Graz crzogcu , war Wolf Engelbrecht schon in früher Jugend mit Vorlicdc für dramatische Kunst erfüllt worden, die sich durch die Reisen in Italien l und Deutschland, die er dcm Geschmacke seiner -^it gemäß nach ! vollendeten Studien unternommen, noch um vu1>ö stciqcrtc. ! So kam es, daß er, zurückgekehrt in dic Heimat, wo er bald mit allen möglichen Ehrcnstellcn, theils auc- /fainilicntradi- ! 5) Dies; soll dic richtige L'vts'ogmpl'ic dcö N.uücn« scin. Anm. d. Ncl. tion, theils wegen seiner vorzüglichen Eigenschaften und Kenntnisse , überbaust wurde, die Lieblingspassion — das Theater — in einer für die Bildung seiner Landsleute äußerst vortheilhafteu Weise pflegte: wie er sich auch fortan über den Stand der fremden (italienischen) 'Bühnen berichten lief;. Im Jahre 1049, am 6. April, ward Wolf Engelbrecht Zum Landeshauptmann von Kram gewählt: er war allein zu dieser Stelle vorgeschlagen gewesen, weil man keinen ihm gleichen in der Provinz aufzuweisen hatte (cum pl»re»n in pro-vitici« nan Iluduc'l'it.) Und alsbald sehen wir ihn seine neue hervorragende Stellung — die in guten Händen so viel Herrliches schassen tann —> zum Besten des Theaterwesens geltend machen. Auf seinen Vorschlag erhält 1651 der Nector der Iesuiteu, „wegen gehaltener Comödie" aus der landschaftlichen Kasse 500 fl. „Natiftcation" : I. L. Schönleben, unser treffliche Historiograph — Valvasor's Vorläufer — dem später Wolf Engclbreckt „als Landeshauptmann" wiederholt namhafte Geld' Hilfen für seine „^»l-niolil» nntiqua mit Fresken verzierte Aalkonsaal im heutigen Fürstenhofe in der ! Herrengasse, dem im italienischen Geschmacke von Wolf Engel-drccht aufgeführten Palaste in Laibach, und zwar für alle Schauspiele, sowohl die Echuldrcuncn der Jesuiten, als die ! ^ „Stücke" der fahrenden hochdeutschen Comödiantcn. So zur ^ M Winterszeit — in schöner Jahreszeit spielte man in einem eigens I dazu eingerichteten Pavillon des großen, mit allen möglichen ^ „Lustbarkeiten" ausgestatteten Gartens, dcr sich hinter dem Palaste, in der Richtung der heutigen Gradischa-Vorstadt weithin dehnte. Sehen wir nun, wie sich unter solchem schützenden Einflüsse die Jesuiten-Tramen fort bildeten, so finden wir um 1656 den P. Josef Tellenitsch als Theaterdichter mit großem Erfolge thätig und sein Name wird noch in später Zeit mit Vorzug genannt. Von ihm rührte das durch zwei Abende aufgeführte historische Stück „Theodosius.junior," das die Jesuiten am 5< August 1658 als Tanksagungsfest den Ständen Krams in Scene setzten, die ihnen das neue Convict (jetzt Redoutengebäude) auf ihre Kosten hatten erbauen lassen. (Fortsetzung folgt.) Literatur. Drei Bücher vom Geiste. Roman von A. v. Stifft. Wien und Leipzig. Zamarski A Tittmarsch. 1863. Ein höchst seltsames Buch! Geistvoll geschrieben und dennoch bedeutungslos im Ganzen. Ein Feuilleton im Romankleide; nicht ein Feuillctonroman, denn dieser nähert sich doch einer bestimmten Form und hält an einer Erzählung fest. In diesem „Roman" dagegen hat fast jede Seite einen andern Inhalt und jedes Capitel bringt andere Personen. Ticse sind wieder Automaten, Schatten, Luftgcbilde, nur geschaffen, um eine ästhetische Idee zur Darstellung zu bringen. Uno was wird in diesem Roman nicht Alles geplaudert! EZ ist ein Chaos von Bildern, geistreichen Sentenzen, sinnlich-lüsternen Schilderungen, philosophischen Meditationen, ästhetischen und kunstrichterlichen Aussprüchen. Und nimmt der Verfasser, der ohnstreitig ein geistreicher, vielseitig gebildeter Mann ist, einmal den Anlauf zu einer concreten künstlerischen Gestaltung seines Stoffs, so zerzupft er ihn bald darauf wieder iu zahllofe, unbedeutende Fasern. Zweck des Buches ist überhaupt nichts Concretcs darzustellen, rein menschliche Verhältnisse zu schildern und das Leben so vorzuführen, wie es sich zu gestalten pflegt. Das geht aus einem Geständnis; des Autors selbst hervor, der zu Anfang des Abschnittes „Jenseits dem Wasser" sagt: „Wir schildern im Allgemeinen, denn es soll in diesen Blättern nicht sowohl speciell Erlebtes, als Allgemeingültiges sich brennpunktartig aufsaugen." Eine Idee scheint aber festgehalten worden zu sein, es ist die vom Weib der Zukunft. Dieß Thema und die Kunst ziehen sich wie zwei rothe Fäden durch das im Einzelnen nicht uninteressante Chaos. Man möchte meinen, Stfft habe das Werk nur geschrieben, um seine Aus-sprüche über Kunst, Künstler und Künstlerlebcn an den Mann zu bringen, und nebenbei die Mysterien des weiblichen Gemüthes in seine phantastischen Kreise zu ziehen. EZ ist unmöglich , mehr als ein Capitel auf einmal zu lesen, so langweilig ist, trotz des verschwenderischen Aufwandes von Esprit, das Buch. Und doch glauben wir, der Verfasser könnte, wenn er wollte, wenn er nicht der Geschmacklosigkeit zu sehr verfallen ist, sich zu einem tüchtigen Werke aufraffen. Verantwortlicher Ncdactmr I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag uou Ign. V. Hleimnayv 35 F. Vamberg m Laibach.