Katholische Miffionezeitfchrift öer Missionäre Söhne gap*. Btcm Oes hist. Herzene Jesu Nummer 6 - Oktober 1940 _43. Sflhlfloua________________ dtrTlcger Zum Tilelbild: Missionäre, sehr vertraulich mit einem Götzenbild. 3m Innern Javas nach der Ostscite hin finden sich noch Götzenbilder aus der Hinduzeit meist verlassen, seitdem der Islam den Hindukult verdrängt hat. (Lazaristen-missionäre in Soerabaja). (Fides Foto.) Inhalt: Christus König, S. 81. — Triumphaler Empfang des ersten schwarzen Bischofs in Uganda, 6. 82. — Ein Brief aus Pozuzo, Peru, S. 83. — Sitten und Gebräuche bei den Bapedi, 6. 87. — Makubela. 6. 91. — Der Rosenkranzmonat, 6. 93. — Als Missionsarzt unter den Basuto, S. 93. — Lanze und Kreuz, 6. 96. — Abbildungen: Mons. Kimanuka^wird in Uganda empfangen, 6. 82. — Aus Missionstour bei den Indianern, 6. 85. — Erstes Pfarrhaus im Lande der Bapedi, S. 89. — Missionsärzte in Südafrika, 6. 94. — Schillukmädchen, 6. 96. Preis: ganzjährig Italien 8 Lire, Ungarn 2.50 Pengö, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2.50 Franken. Versand durch Missionshaus Millan b. Bressanone, Italia. Missions-Gebelsmeinung für den Monat Oktober. Die Katholiken in den Missionen. Was etwa diese Gebetsmeinung von uns will, die für den Rosenkranzmonat vorgelegt ist? Offenbar sollen wir recht innig darum bitten, daß die katholischen Laien in den Missionsgebieten, die Eingeborenen und die Weißen, die richtige Stellung einnehmen zu Christus dem König, daß sie sich in heiliger Treue, Gewissenhaftigkeit und Begeisterung um ihn scharen und sich der Pflichten des modernen Katholiken stets bewußt zeigen, die in der Einladung zur katholischen Aktion, d. h. zur Seelsorgshilfe so dringlich empfohlen sind. Daß jeder Katholik im Missionsland seinen Mann stelle, durch gutes Besiviel andere anziehe, durch ein gutes Wort zur rechten Zeit und durch sonstige opferfreudige Hilfe die Arbeit der Missionäre fördere, darum flehen wir durch und mit Maria der Königin des heiligen Rosenkranzes. O Gott, gib ihnen deine Gnade dazu, sende ihnen solchen ©eist; das heilige Feuer des Pfingstfestes sende auf sie herab o Christus König der Welt! Bruder Meinrad hilft. „Meine Mutter hatte eine Infektionswunde am rechten Daumen. Die Sache war sehr gefährlich, und wir glaubten schon, der Finger müsse operiert werden. Wir haben dann zu Bruder Meinrad Zuflucht genommen und Veröffentlichung versprochen, wenn der Finger gut heilen würde. Schon nach kurzer Zeit heilte der Finger ohne jede ärztliche Hilfe. Innigen Dank dem guten Bruder Meinrad." Es wird berichtet: „Auf die Fürbitte .der Gnadenmutter von Einsiedeln und des Dieners Gottes Bruder Meinrad habe ich eine schwere Operation leicht und glücklich überstanden. Veröffentlichung war versprochen." Wir bitten um das Gebet für die in den letzten ÜRonaten verstorbenen Abonnenten! R. I. P. Herausgeber: Kongreg. ü. Missionäre Söhne d. higst. Herzens Jesu, Miliau-BressanoNe. Schriftleitung: Dr. theol. et phil. P. M. Raffeiner F. S. C., Millan-Bressanone. Druck: ?(. Weger's Buchdruckerei, Bressanone. Nullit osta. — R. Prefettura, Bolzano — Gab. No. 5087, 28 dieembre 1939—XVIII. Steen dev Neger Katholische Missions-Zeitschrift herausgegeben von der Kongregation; Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu Nummer 6 Oktober 1940 . 43. Jahrgang Christus König! wer ist's, der seine Geißel schwingt, Daß grimmen Lornes Lieder singt Jns Ohr sie dem Gelichter? Er ifl's, der heilig hält sein ksaus, Der rüstig segt die Tenne aus — Die Spreu stiegt in die winde, wer ist's? Er streckt die k,and hinaus Jn wilden Meeressturmes Graus Und wind und Wellen schweigen! Er ist's, der döse Geister bannt, Die winselnd unter seiner Hand Hinab Zur Hölle fahren! wer ist's, dess' Kleid vom Vinte rot, Der dort in bittrer Kampsesnot, Allein im Schwarm der feinde? Er ist's, der Sieger! sich so wund! Dort flößt sein Schwert er in den Grund Und sinkt ermattet nieder, wer ifl's? Jm Mendsonnenglanz Vlitzt strahlend noch der Siegeskranz Vom Kreuzknaus seines Schwertes. Er ist's, der freudig sich erhebt, Erquickt vom Schlaf; ~ die Erde bebt Jn Hellem Oflersnbel! wer ifl's, der dort die Seinen weist Jn alle Welt, die fnnger heißt Des Ueiches Grenzen weiten? Er ist's, der Gottmensch fesus Christ, Dess' Uame unser Schlachtruf ist, Der König aller Leiten! rt Triumphaler Empfang des ersten schwarzen Bischofs in Uganda. Kisu bi (Ugctinim). — S. Exz. Mons. Kiwanuka von den Weiß« Bäte«, Apost. Vikar von Masaka, hatte sich am 29. Jänner 1940 zir-saimnen mit S. Erz. Mons. Streicher, dem ehemaligen Apost. Vikar von Uganda, in Marseille eingeschifft und kam am 23. Februar in Kampala an. Die beiden Apostolischen Vikare von Uganda und Ober-Nil erwarteten am Bahnhof ihren Mitbruder, die Menge bereitete ihrem Landsmann einen begeisterten Empfang. Die Kathedrale von Rubaga war gefüllt mit Christen, die den ersten Bischof ihres Blutes sehen wollten. Nach einem Besuch beim Regenten von Buganda und dem englischen Protektoratsgouverneur Sir Mitchell begab sich Mons. Kiwanuka in seine Mission Masaka, wo eine Woche später die eigentlichen Empfangsfeierlichkeiten stattfand«. Sie dauerten drei volle Tage. Am 2. März fand auf dem Vorplatz der Kathedrale von Rubaga ein glänzender Empfang itn Freien statt, zu dem 400 Personen darunter 250 Schwarze geladen waren. König Mutesa nahm teil mit der Königinmutter Irene, den Regenten, Ministern, um zwanzig Großhäuptlingen der Provinz (8 katholisch, 10 protestantisch und 2 mohammedanisch). Ebenso waren der Gouverneur mit Gemahlin, der Resident, die beiden Apost. Vikare von Ober-Nil und Ruwenzori, die zwei protestantischen Bischöfe von Namo-rembe und Mombasa bei dem Fest zugegen. Am Sonntag, den 3. März hielt Mgr. Kiwanuka die Pontifikal-messe und darnach eine eindrucksvolle Predigt. Zum Schluß knieten alle Mons. Kiwanuka wird in Uganda empfangen. Se. Exz. Mons. Kiwanuka, der erste schwarze Missionsbischof Afrikas wurde nach seiner Europareise in der Heimat festlich empfangen. Christen und Mohammedaner, König und Bolk wollten dem Bischof ihrer -Rasse ihre Verehrung bezeugen. Auf dem Bild beglückwünscht der protestantische Bischof Mr. Stuart den Neugeweihten vor der Kathedrale. (Fides Foto.) — voran der König Mutesa mit seinen Ministern — nieder, um den bischöflichen Segen zu empfangen. Der Regent verlas eine Adresse im Namen des Volkes und überreichte als praktischles Geschenk für die großen Hirtenreisen ein Automobil. Beim folgenden Bankett machte Mans. Michaud einen prachtvollen Kelch zum Geschenk, den die Weißen Väter von Uganda zum Zeichen ihrer Verehrung gestiftet hatten. Montag den 4. März war Empfang im Palast des Königs Mutesa. in Mengo. Mit den Prinzen und Prinzessinnen der königlichen Familie waren zweihundert Eingeladene erschienen, Katholiken, Protestanten, Mohammedaner, Leiden, Vertreter aller Bereinigungien und Gesellschaften des Landes zusammen mit den europäischen Behörden. Ganz Uganda ohne Unterschied der Rasse Und Religion ehrte so seinen ersten einheimischen Bischof. Am 6. März hielt Mons. Kiwanuka einen wirklich triumphalen Einzug in Kitov bei Masaka, seiner künftigen Residenz. 3n einiges Monaten wird der Bau des Bischofshauses soweit gediehen sein, daß er endgültig bezogen werden kann. Um dieselbe Zeit wird der alte Bischof von Uganda Mons. Streicher seine Einsiedelei in Ibanda aufgeben, um sich aufs neue nach Villa Maria ganz in die Näh>e von Bischof Kiwanuka zu begeben, um dprt wie er sagt, „inmitten seiner Kinder zu sterben". (Fides) Ein Brief aus Pozuzo, Peru. Am 12. Juni in der Frühe, es regnete, machten wir uns, Don Zofe Egg und ich, auf nach San Salvador. Unsere Absicht war( nicht etwa bloß eine Woche dort zu bleiben, sondern gleich 2—3 Monate wollten wir dort verweilen, um eine Schule zu gründen. Missionsarbeit ohne Schule ist unmöglich. Es fehlt das Fundament. Fast alle Bewohner sprechen Quechua, nur wenige verstehen kastilianisch und noch weniger sprechen ies. Nur einzelne können das Vater unser und Ave Maria beten. Fast jedes religiöse Wissen fehlt. Es war mir klar, nur mit Hilfe einer Schule, durch regelmäßigen, täglichen Unterricht, kann dieser religiösen Unwissenheit tin Ende bereitet werden. Eine Schule gründen, das ist bald gesagt, der Plan schnell ausgedacht, aber damit noch lange nicht Wirklichkeit. Mit gemischten Gefühlen und Hoffnungen machten wir uns also auf den Weg. Wie wird es gehen? Im Dorfe San Salvador: selbst, 8 Stunden von Pozuzo entfernt, gab es zwei Parteien. Die einen wollten arbeiten und zeigten Interesse an der Schule, die anderen nicht. Hier in der Kolonie sagte man mir: „Bleiben Sie doch da, Herr Pater,, das hat keinen Wert. Diese Indios haben kein Interesse, sie wollen nicht schaffen, sind Faulenzer." Don Jose Egg begleitete mich aus freien Stücken. Er zählte 61 Jahre, ist ein echter Tiroler, voll apostolischer/ Gesinnung. Er besitzt hier in der Kolonie ein stattliches Anwesen. Aber er ließ alles liegen und stehen und ging mit mir. Das konnte er freilich nur. rotit seine Söhne alle schon erwachsen sind und so die Arbeit taten. Um sechs dreiviertel Uhr nachts langten wir in San Salvador an. Unter-. megs wären um ein Haar zwei Pferde, die die Sachen trugen., den Abhang hinuntergestürzt wegen der Enge des Weges. Gleich am nächsten Tage begannen wir mit der Schule, denn dazu waren wir gekommen. Es waren nur drei Kinder, aber von Tag zu Tag mehrte sich die Schülerzahl. Sie stieg auf 24. Das ist viel für ein Pueblo (Dorf), von nicht mehr als 100 Seelen. Don Zofe hielt Schule unter einem Tambo, ich in einem Tapiahaufe. Der Mangel an Raum zwang uns zur Teilung der Schule. Ich hatte 11 Kinder, davon verstand auch nicht ein einziges ein Wort kastilianifch, sondern nur Quechua. Ich hinwieder verstand kein einziges Wort Quechua. Der erste Monat war der Schwierigkeiten voll. Doch es ging voran. Die Kinder besuchten regelmäßig vor- und nachmittag die Schule, lernten fleißig und zeigten das größte Interesse. Das war gut. Abler es mangelte noch ein Schullokal und die Lehrkraft, denn wir, Don Jose und ich konnten doch nicht immer in San Salvador bleiben, bei bei1 riesigen Ausdehnung unserer Pfarrei. Aber ber Mensch denkt und Gott lenkt. Immer wieder forderte ich die Leute auf, doch an den Schulbau zu schreiten, legte ihnen die Notwendigkeil einer Schule dar und dies tat ich auch mit Hilfe von Dolmetschern. Helf, was helfen mag. Vielleicht denkt sich mancher: Jetzt sind sie schon 11 Monate in Peru, warum lernen sie die Sprache der Ein ge dornen nicht? Nun ..hier in der Kolonie si) richt man deutsch und kastilianifch Und fast niemand Quechua. Wohl besitze ich endlich ein Wörterbuch und eine Grammatik in Quechua. Aber es ist das Quechua von Cuzco, ein Dialekt, den man im Süden des Landes spricht und der weicht gar sehr von dem Dialekte ab, den man in der Provinz Huanuco und Irmin spricht. Erst in den letzten zwei ^Monaten habe ich mitten unter den Leuten etwas Quechua gelernt. Abler dies ist sehr schwierig; denn frage ich sie in kastilianifch, was dies oder jenes auf Quechua heißt, so verstehen sie meine Frage sticht und geben eine falsche Antwort. Nun, hier gilt auch das Sprichwort: Geduld bringt Rosen. Doch nun bin ich ein wenig abgeschweift von betn, was ich berichten will. Nach langem Bitten unb Drängen gina man endlich daran eine ßchule m bauen. Waren zuerst nur wenige Arbeiter am Bauplatze erschienen, so kamen doch von Tag zu Tag mehr, 16—19^ und der Bau ging in die. Höhe. Heute ist der Bau schon so weit, daß mit Sicherheit der Schuh-und Konventbau bis 30. August, dem Feste der hl. Rosa von Lima vollendet sein wird. Der Bau ist zweistöckig. Im Erdgeschoß der Schulraum und im zweiten Stock die Wohnung für den Missionär. Der Bau ist aus gestampfter Erde aufgeführt (Tapiabau). Der ganze Bau beträgt 12 Meter im Quadrat und ist 7—8 Meter Hochs. Ajn bei1 unteren und> oberen Front besitzt er einen Korribor. Zum Schluß will man den gan-ganzen Bau noch weißen. Auch die Lehrerfrage rourbe gelöst. Frl. Franziska Randolf, die früher einmal Lehrerin in Ianahuanca war, übernahm auf meine Bitte hin, die Schule. Cs war für sie gewiß kein kleines Opfer, denn sie besaß in der Kolonie efn ansehnliches Gut. Sie verkaufte alles und übersiedelte nach San Salvador, wo sie 'Nun schon über einen Monat mit großem Geschick die neu errichtete Schule leitet. Frl. Maria Randolf, ihre Schwester, zog mit ihr und versieht die Küche, so daß nun in zufriedenstellender Weise alles. ge regit ist. Lebensmittel zum Unterhalt der Lehrerin und des Missionärs bringen die Leute überreichlich. Von den Schulkindern haben nun schon fast alle die erste hl. Kommunion! empfangen. In den letzten 15 Tagen, vom 30. Juli bis 13. August wurden nicht weniger als 253 hl. Kommunionen ausgeteilt. Täglich ist'Rosen- Kranz in der Kirche, täglich 20—30 Besucher. Bieteten Zuerst nur einige; nach, weil die anderen es noch nicht konnten, so schallt heute mächtig und laut ihr Beten durch den Kirchenraum. Besuch der Indianerdörfer Quita Sol und Huayruro. Nebenbei besuchte ich auch von San Salvador aus Quito Sol und Huayruro. Am 15. Juli kamen zwei Männer von Quita Sol, um mW nach dort zu begleiten. Ich wollte nur 2 Tage bleiben, aber es kam anders. Am Montag Früh, den 17. Juli brachen wir auf nach Quito Sol, 6—7 Stunden von San Salvador uni) 12 Stunden von der Kolonie entfernt. Außer den Zweien von Quita Sol, begleiteten mich 5 Männer von San Salvador und mein kleiner Sakristan Saturnino Ventura. Um 10 Uhu waren wir in Cocatambo, wo wir im Hause des Don Victor Durung gastliche Aufnahme fanden. Dann ging es weiter, aber welch ein Weg! Unten rauschte der Pozuzo. Hoch oben an der Felswand klebend, ging unser Weg. Felswände, Urwald, Schutthalden wechselten in bunter Reihenfolge einander ab. Es war kein Weg, sondern nur eine Trolscha. Ueber Wurzeln stochernd oder von Stein zu Stein hüpfend ging es weiter. Ein überaus ermüdender Weg. Einen Weg über die weit ausgedehnten Schutthalden gibt es überhaupt nicht. Man hat keinen Stand, ist ständig in Gefahr 400—500 Meter tief abzustürzen. Schließlich ermüdet einem dieser Wea io, dak man einfach dahingeht, wie taumelnd. Man sieht nicht mehr die Abgründe, die Gefahren, die einem drohen. Man hetzt, weil man gehen muß. Heiß brennt die Sonne hernieder. Der Schweiß rinnt in großen Tropfen von der Stirne^ der Kopf schmerzt. Die Indios find diese Touren gewohnt. Der Indios reitet fast nie, er macht alles zu Fuß. Werden ihm feine selbst gemachten Sandalen lästig, so zieht er sie ab und trägt sie in der Hand. Doch auch sie müssen endlich Müdigkeit verspüren und schon geht's los. Akatschau, akatschau kommt es langsam von ihren Lippen,, Auf Missionstour bei den Indianern. Der gute Kapuzinermissionär auf dem Maultierrücken ist ein gern gesehener Gast unter seinen Goajira-Indianern auf Colombia. Man sieht es seiner Tracht an, das; er sich nahe dem Aeguator befindet. Weißer Uebermurf und^ weißer Strohhut absorbieren die Sonnenstrahlen weniger als andersfarbige Stoffe. (Fides Foto.), was besagen mill: Wie heiß, wie heiß! Um 12 Uhr waren wir unten am Pozuzo. Eine Hängebrücke ohne Geländer führt über den Fluß. Wir überschreiten sie, rutschen einen Felsen hinunter, rasten ein wenig und dann beginnt der beschwerliche Ausstieg nach Quita Sol. Pfeilgerade geht's vorn Fluß hinauf in die Höhe. Nach zwei Stunden konnte ich nicht mehr, denn die Sonne ■ brannte fürchterlich heiß auf uns hernieder und der schattenspendende Urwald mit seinem undurchdringlichen Blätterdach fehlte, Un poco descansar, ein wenig ausrasten, sagte ich. Au Taita, war die Antwort und schon hatte einer seinen Pontscho auf den Boden gebreitet und lädt mich zum Hinsitzen. Ein anderer holt eine Papaiafrucht hervor und reicht mir ein Stück. Sie ist sehr angenehm, erquicken!) und Durst, stillend. Fünfmal mußten mir hinsitzen und dann endlich war die erste menschliche Behausung von Quita Sol erreicht. Wir kehrten ein und taten uns gütlich an Kaffee und gebratenen Bananen. Herrlich war es hier oben. Rings um uns ein Kranz von riesenhohen Bergen, oft bis zu deni höchsten Höhen hinauf bewachsen. Sierra und Montana begegneten sich hier. Die Sierra ohne Baumwuchs gleicht grünen Almwiesen, während die Montana mit dem faltigen, immergrünen Riesenmantel des Urwaldes umkleidet ist. Eine Stunde weit waren uns die Leute, Frauen und Kinder^ Blumen in den Händen tragend, entgegen gekommen. Zehn Triumphbögen hatten sie errichtet, um ihrer Freuüe über den Besuch des Taita in ihrem Dorfe, Ausdruck zu verleihen. Herrlich hoben sich unter den Urwaldblumen die weißen Lilien und roten Feuerlilien ab. Endlich ist das Haus, das fi« dem Tasta als Wohnung eingerichtet, erreicht. Es war gegen 5 Uhr. Ich betete noch bevor es dunkelt, mein Brevier, während Groß und Klebn forteilt, um noch letzte Hand an ihr Notkirchlein zu legen, das fie in der Eile mitten im Urwald errichtet hatten. Um 8 Uhr war Rosenkranz, wozu sie in großer Zahl erschienen. Der nächste Tag verging mit Taufen und Krankenbesuch. Gegen Abend kam ein Bote von dem 6 Stunden entfernten Orte Huayruro, der auch zu unserer Pfarrei Pozuzo gehört^ aber von dort wenigstens 70—80 Kilometer entfernt ist. Noch keiner von uns drei Missionären hat es je gesehen und so nahm ich die Einladung an. Am nächsten Tage brachen wir auf. Auch die Leute, die mich von San Salvador nach Quita Sol begleitet hatten, gingen mit. Wieder hinunter, ben Berg bis zum Fluß, über eine mehr als wackelige Holzbrücke, hin über Steingeröll, langgedehnte Schutthalden, mannshohes Gras und Gebüsch, es ist mehr ein Stolpern wie Gehen. Mgen Mittag kamen win nach San Quaöalup, einem Weiler mit 4—6 weit zerstreuten Häusern. Zwei Triumphbögen schmückten den Platz vor dem Hause. Herr Her-vasio Mugno ladet uns zum Mittagessen. Es gibt hier auch eine nette Kapelle. Nach dem kräftigenden Mahle geht es wieder weiter. Bon 2—3 Uhr fetzt strömender Tropenregen ein, ein richtiges Gußbad. Gegen Abend kamen ra;ir in Huayruro an. Der Ort liegt nicht schön: eingeklemmt in ein enges Tal, das die Riesenberge der Sierra überschatten. Im Hause des Herrrn Leoncio Arguine finden wir gastliche Aufnahme. Abends 8 Uhr! ist Rosenkranz in einer kleinen Kapelle nebenan. Es ist ergreifend unter diesen Menschen, so in stiller Nacht den Rosenkranz 'zu beten. Es find einfache, schlichte Menschen, um die sich außer dem Priester niemand kümmert. Ich habe in der Zeit meines Hierseins diese Menschen lieben gelernt, sie lieben aber auch ihren Taita. Er ist ihnen alles. Hochmut oder Menschenfurcht kennt der Indianer überhaupt nicht. Bloß ein Beispiel: 3d) bin in meiner Hütte. Auf dem Tisch Xiejcjt das Missionskreuz. Ein Bursche von 20—25 Jahren tritt ein. Er begrüßt den Tasta, sieht das Kruzifix und schon hat er sich hingekniet und küßt ehrfürchtig das Kreuzbild. Am nächsten Tag ist hl. Messe um ;9 Uhr. Mehr ach zehn Taufen-werden gespendet, darunter ein 7jähriges Mädchen, das so eindringlich um die hl. Taufe bittet. Ich erzählte ihm von Ghtt, von Jesus Christus^ der aus Liebe 31t uns ein kleines Kind lein geworden und daß die Sünden ihn an's Kreuz gebracht und betete dann mit ihm, das Missionskreuz in der Hand haltend, das Reuegebet. Sann schritten wir zur Taufhandlung. Schnell hatten die Indianer einen Kranz aus den herrlichsten Urwaldblumen geflochten, den sie ihm gleich nad) der Taufe auf's Haupt setzten. Am 21. Juli kamen nod) viele Stunden weit her zwei alte Leutchen, um! noch getraut zu werden. Der Mann zählte schon 99 Jahre. Zwles Zeugen wurden gerufen, alles Notwendige zu Papier gebracht und dann die Ehe eingesegnet. Ihr Herz floß über voll Glück und Seligkeit. Sa sie kein Geld hatten, schenkten sie öetn Tasta einen stattlichen Gockel, den mein kleiner Sakristan unter den Armen bis San Salvador trug. Gegen 10 Uhr traten wir unsere Rückreise an. Ein gut Stück Wegetz begleiteten uns die Leute von Huayruro, dazu kamen noch meine Begleiter von San Salvador und Quito Sol, also eine stattliche Prozession. Sie Bewohner von San Quadalup kamen uns mehr als eineinhalb Stunden weit entgegen. Sie Knaben trugen schöne, kleine Triumphbögen in den Händen!,, die Mädchen und Frauen Blumensträuße. Am Samstag, den 22. Juli war feierliches Trauamt. Zwei Paare schritten an den Traualtar und ihre Kinder empfingen die erste hl. Kommunion. Um 10 Uhr machten wir uns auf nach San Salvador, denn für den Sonntag wollte ich unbedingt wieder dort sein. 11 Triumphbögen hatten die Leute von San Salvador aufgestellt. Stunden weit waren sie uns entgegengekommen und als wir des Kirchleins ansichtig wurden, begannen die ©todten zu läuten, als gelte es einen Primizianten einzuholen. In San Salvador angekommen, war mein erster Gang mit den Leuten in die Kirche, dort verrichteten mir ein kurzes Sank gebet. 3d) dankte noch meinen Begleitern Mr die Treue, lud alle zum Kaffee ein, verteilte Pozuzinerzigarren unter die Männeirl und als die Nacht hereinbrach, gingen alle froh und friedlich in ihre Be^-hausungen. P. Andreas Riedl. August 1939. t^D Sitten und Gebräuche bei den Bapedi. (P. M. R. F. S. C.) (Sortierung.) II. Eheststen und -Unsitten. 1. Allgemeines. Auf dem Wege der Hochzeitsseierlichkeiten gelangt man so ziemlich überall auf dieser buckligen Welt singend und tanzend in den Hafen der Ehe. So ergibt es sich ganz von selbst, daß nach den Hochzeitsgebräuchen die Ehesitten zur Sprache kommen. Sie geneigten und geduldigen Leser brauchen nicht zu fürd)ten, daß nun eine lange Abhandlung oder, wie es in alten Büchern zu lesen ist, ein Traktat über die Ehe folgt. Dazu fehlt mir die Geduld und Euch wohl auch. Wie bei den.Weißen so ist auch bei den Schwarzen und unter diesen bei den Bapedi die Ehe mitunter eine Holle, hie und da ein kleiner Himurel, für die meisten aber ein Fe!g-seuer zur Reinigung von eigenen und.fremden Fehlern. Der Bavedi ist ein Naturkind und hat in der Che nur oder wenigstens hauptsächlich den von der Natur selbst gegebenen Zweck, das Kind, im Auge. Das gilt für Mann und Frau. Das ist der Leitgedanke bei der Eheschließung, das der oberste Grundsatz im ehelichem Leben, das der Schlüssel, der uns das Verständnis öffnet so mancher uns Christen unverständlichen Sitten bei diesem Volke. Ist das Kind da, dann ist Sonnenschein im elterlichen Heim, mag dies Heim noch so klein und arm sein. Keucht der Bapedi mul) keine« Liebkosungen und Zärtlichkeiten, wie solche anderswo üblich sind, so kommen Männlein und Weiblein im allgemeinen doch gut miteinander aus, wenn das Kind als Bindeglied die Ehe segnet. Gewiß zi>ehen auch am Bapedi-Ehehimmel hie und da Gewitterwolken herauf: es kann auch mal einschlagen: aber merkwürdig ohne Donnerrollen und Krachen. Die Frau weiß eben, ohne St. Paulus gelesen zu haben, daß sie dem Manne untertan sein soll und schweigen besser ist als streiten. Ich habe bei unseren Bapedi nie ein zankendes Ehepaar beobachtet oder gehört — wie anderswo unter viel milderen Sonnenstrahlen. Im großen und ganzen halten sie sich auch die eheliche Treue nach der Auffassung ihres Stammes. Ein Medizinmann, d. h. ein Kräuter-Doktor und Giftmischer — an Jahren und Erfahrung reich, beteuerte mir, daß ein ertappter Ehebruch mit dem Tode beider Delinquenten ein geräuschloses Ende findet. Wie wäre es, wenn man in Europa so eine Roßkur einführen würde? Arme Kultur! Im übrigen — und das ist ein gutes Zeugnis für die Frau — ist der Mann diesbezüglich wenig geneigt zu widerlichen Eifersuchtsszenen und-Anwandlungen und schenkt Ohrenbläsern kein Gehör. Die gute Folge davon ist, daß die wenig in Ehren stehende Zunft von Klatschbasen bei den Bapedi sich nicht einbürgern konnte. Diese gegenseitige Treue gilt, freilich nur von den Männern die bei ihrem Stamme nach den althergebrachten Gesetzen wohnen und leben. Heutzutage gehen viele oder werden vielmehr gelockt in die Kohlen-Gold- und Diamant-Gruben und andere Bergwerke, wo sie Monate und Jahre lang in eigenen Negersiedlungen (Lokations), zu Hunderten und tausenden zusammenwohnen müssen. Diese Siedlungen sind vielfach wahre Lasterhöhlen, wo die schutzlosen Naturkinder nur gu oft an i>er natürlichen Sittlichkeit Schiffbruch leiden. Auch wenn der Mann mehrere Frauen hat, ist das Zusammenleben im allgemeinen ein friedliches. Der Sitte gemäß hat jede Frau nach einer gesetzmäßig geregelten Ordnung ihre eigene Hütte: links und rechts von der des Mannes gewöhnlich kreisförmig angelegt, sind die Hütten der Frauen. Dip des Mannes befindet sich vis-a-vis vom Eingang zum Kral. Jede Frau kocht für sich: und der Mann geht abwechselnd bald zur einen bald zur anderen zwar nicht zu Tisch, denn dieses Möbel braucht der Neger nicht, wohl aber zum Mahle. Das gleiche gilt von der Nachtruhe, wenn er nicht in seiner eigenen Wohnung schlafen will. Jede Frau bekomint ihr eigenes Feld zu betreuen. Nach altem Brauche sind die Frauen.so feinfühlend und rücksichtsvoll, daß z. B. keine Frau im Bedarfsfälle eine ihrer Mitfrauen ersuchen wird ihr beim Unkraut jäten oder bei der Ernte zu helfen, damit es ja nicht den Anschein habe, die andere sei ihre Magd. Wohl aber kann die andere sich freiwillig zur Mitarbeit anbieten. Selbst die Hauptfrau besitzt temen Rechtsanspruch aus einen Dienst der anderen Frauen ihres Mannes, wenngleich sie ansonsten in allen Dingen tonangebend ist. Nur die Mädchen unterstehen ifyi'. Der Häuptling, besonders her Großhäuptling ernennt einen Minister, um die Ordnung unter den vielen Frauen zu überwachen und eventuelle Streitigkeiten zu schlichten. Auf diese Weise steht er außer Schußweite und läuft keine Gefahr seine Unparteilichkeit einzubüßen. Das find alles weise Regeln um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen und zu sichern. Und so bleibt es anst), bis eines schönen oder traurigen Tages mitunter auch bei Nachtzeit der Sensenmann kommt und die festen Bande zerschneidet wie anderswo auch. Also für gewöhnlich endet die Bapediehe mit dem Tode; das will aber nicht sagen, daß es keinen anderen Weg der Trennung gibt, wie wir gleich sehen inerten. 2. Ho hlala — Ehescheidung. Eigentlich ist der Ausdruck nicht ganz passend, denn unsere Eingeborenen kennen kein Ehescheidungsgesetz nach unserer Auffassung. Sie haben eben iht Ehesachen, eine vom wahren Glauben ganz abweichende, sittliche Auffassung und lösen gewisse heikle Fragen nach ihren eigenen Gesichtspunkten. Verweigert sich z. B. ein Mann seiner Frau, so steht ihr kein gesetzlicher Weg offen, die Eherechte vom Mann zu erzwingen. Sie kann nur ihre Eltern davon benachrichtigen, die den Schwiegersohn im Guten zur Erfüllung seiner Pflicht ermahnen dürfen. Weigert sich dieser trotzdem standhaft, so hat die Frau kein Recht eine Ehetrennung zu verlangen. Wohl aber steht ihr nach Stammessitte frei, Mutter p werden von roem immer sie will. Denn wie schon oben bemerkt, ist die Ehe da de's Kindes roegen. Verweigert ihr der Mann dasselbe, so darf sie es anderswo holen. Sollte der Mann sie der Untreue anklagen, so gilt seine Klage beim Häuptling nichts. Nach des Volkes Auffassung ist dies eben kein Ehebruch. Es fällt auch keine Schande auf die Frau. Deren Kinder sind legt« timiert und gelten als die Kinder ihres wirklichen Ehemannes. Unter Ehescheidung verstehen wir also besser die Tatsache, wenn ein Teil den anderen verläßt oder entläßt. Erstes Pfarrhaus im Laude der Bapedi. a) Di-e Frau brennt dem Manne durch. Es wird dieser Fall nicht oft vorkommen; und wenn er vorkommt, ist es für die Flüchtige äußerst schwer, die Tat p rechtfertigen. Es wurde bereits bemerkt, dqß die Verweigemirg der Chepflicht vonfeite des Mannes keinen Grund bildet für die Frau, den Mann zu verlassen. Auch körperliche Mißhandlung bietet kaum eine Entschuldigung. Ich weiß von einem Falle, wo ein Mann in einem Anfall von Zorn nach reichlichem Biergenuß der Frau ein Ohr abgeschnitten hatte. Sie tief zu ihren Eilern und brachte ben Fall vor den Häuptling mit dem Ersuchen, ihre Flucht als gerechtfertigt zu erklären. Zu bemerken ist, daß in diesem Falle nicht die Eltern als Verteidiger auftreten, sondern nach Bapedisitte ihr mütterlicher Onkel, dem wohl zu diesem Zweck ein Stück von den Heiratsrindern geschenkt werden muß. Die Flucht der Frau wurde als ungerechtfertigt erklärt. Wohl aber wurde der Mann bestraft und zwar nach dem mosaischen Gesetz: Aug um Aug, Zahn um Zahn; es wurde ihm ebenfalls ein Ohr abgeschnitten. In diesem Falle trug die Frau das Zeichen der Mißhandlung sicht-« bar herum. Ansonsten sind die Negerfrauen klug genug um) schwätzen nicht aus, was sich Mißliches zwischen den häuslichen Wänden ereignet und ersparen sich so den billigen Spott des zarten Geschlechtes. Der Ehemann selber unternimmt für gewöhnlich nichts, um eine entlaufene Frau heimzuholen. Dafür liegt es im größten Interesse ihrer! Eltern, dieselbe wiejder zum Manne zurückzuschicken. Die Sache hat nämlich einen großen Haken und diesen Haken bilden die gehörnten Lenyalo, die Heiratsrinider. Kann nämlich die Frau nicht nachweisen, daß ihre Flucht begründet ist und kehrt sie nicht zurück, so hat der Mann Rechtsanspruch auf akti für sie hergegebenen Rinder mit Ausnahme des Stückes, das an den mütterlichen Onkel der Frau abgeliefert wuche; und grojar nicht bloß auf die gleiche Anzahl von Rindern, sondern auf dieselben Rinder, die er für die Frau gezahlt hat samt allem Zuwachs, ganz gleich in wessen Hand oder Kral sie sich nun befinden. Das ist nun eine verwickelte "Geschichte, die viel Staub aufwirbelt und viel Kopf- und Herzzerbrechen bereitet, denn der Neger Herz hängt am Kuhschwanz. Setzen wir den Fall, die entlaufene Frau ward vor 10 Jahren verheiratet und ihr Vater bekam für sie 6 Kühe. Davon verkauft er zwei an leinen Eingeborenen mit Namen Sixpence. Diese 2 Kühe werfen in 3 Jahren 4 Kälber ab. Sixpence behält die Kälber und verkauft die Kühe weiter an einen gewissen Jeremias, der wieder Zuwachs bekommt. Brennt nun die Frau durch, so müssen die sechs Kühe vom Vater ihrem Manne wieder zurückerstattet werden samt allen Kälbern und den Kälbern der. Kälber. Die derzeitigen Eigentümer haben allerdings Anspruch auf Schadenersatz gegenüber dem Verkäufern Aber dieser Schadenersatz erstreckt sich nur auf die Kühe, nicht auf die Kälber. Sind die Küh>e nicht mehr erfaßbar, rotil unbekannt, wohin sie ge-wand'ert sind, so müssen sie nach Uebereinkunst durch andere ersetzt werden. Sind sie hingegen einer Krankheit ober der Hungersnot zum Opfer! gefallen, was im regenaruren Sekukuniland keine Seltenheit ist, dann braucht der Vater bis zu 9 Stück nur eines zu stellen, waren es über neun Stück, dann zwei, aber nie mehr. Heutzutage beim rascheren Verkehr und Wandel der Dinge wird bei manchem Stamme nicht mehr so shark aus die Identität der Rinder gedrungen. So schieben also die Heiratsrinder der Ausreißlust einer Frau einen gewaltigen Riegel vor und zwingen deren Verwandte dazu, alle guten oder bösen Schritte zu tun, um ihren Mut wieder neu zu stärken, daß sie unter das Ehejoch zurückkehre. (Fortse.tzuna folgt.l. Makubela. Ein Zulu-Märchen. Als der alte Häuptling Mpondo int Sterben lag, baten die Aeltesten ihn, den Namen seines Nachfolgers bekannt zu geben. Zwölf seiner Söhne waren gegenwärtig, er aber fragte nach seinem Sohne Sibula. „Sibula ist auf der Fagd," hieß es. Der erste Ratsherr sich des Häuptlings Stirnrunzeln und beeilte sich, hinzuzufügen: „Sibula jagt den Löwen, der letzte Nacht in den Kraal einbrach und des Häuptlings bestes Kuhkalb raubte." Da war Mpondo zufrieden und nannte Sibula als seinen Nachfolger, wie er es vorgehabt. Das Begräbnis fand statt, und Sibula war noch nicht zurück. Der älteste Bruder meinte, ber Löwe habe ihn ftrfjer getötet und er begann, Pläne zu schmieden, selbst Häuptling zu werden. Sibulas kleiner Solmi,, ein Jahr alt, saß am Boden und spielte mit den Knöchelknochen eines Ochsen. Plötzlich rief er, der noch nie ein Wort gesprochen, seiner Mutter zu, sie möge fljehen, denn Gefahr bedrohe sie. Die Mutter erschrak beim; Klange seiner Stimme, aber Sibulas Großmutter, die mit ihr in der Hütte saß, riet ihr, zu fliehen. So band sie sich denn Makubela, das Kind, auf den Rücken und ging eilends davon. Kaum war sie fort, als Männer kamen, Um sie zu töten, denn der älteste Bruder ihres Mannes hatte sich selbst zum Häuptling getnacht und entledigte sich aller derer, die ihm im Wege stehen konnten. Makubela zeigte seiner Mutter einen Pfad am, dem sie.folgte. Es' dauerte nicht lange, und sie begegneten Sibula, der bes Löwen Fell aus seinen Schultern trug. Als er den Bericht seiner Frön vernommen hatte,, legte er die wehenden Straußenfedern, die seinen Kopf zierten, ab und kroch im hohen Grase dahin, bis er die Krieger kommen hörte, die seine Frau verfolgten. Sie sprachen laut miteinander, denn sie waren ja nutz hinter einem Weibe her, und da war Vorsicht Nicht vonnöten. Als Sibula die Reden der Krieger gehört hatte, wußte er. daß es zu spät war, zu seinem Heime zurückzukehren. So folgte er seinem Weibe und zwei Männern, die er vorausgeschickt. Sie flohen schnell und roei‘t„; bis sie eine Wüste erreichten. Dort mußten sie sich für verloren geben, denn sie fanben keine Bäume mehr zur Deckung, und die Verfolger waren ihnen aus den Fersen. Doch Makubela pfiff, und ein Schwarm schwarzer Finken kam zu ihm geflogen, die sehr lange Schwänze hatten. 3 e bietn j Vogel zog er eine Feder aus und steckte die Feldern in den Boden. „Lasset uns weitereilen!" und sie gingen weiter. Als die Verfolger ankamen, sahen sie die Sakabula-Federn im Boden und hielten stille. Sie waren erstaunt und erschreckt. Sie verstanden nicht, was die im Boden steckenden Federn bedeuteten und befürchteten einen Zauber. Sibula sah keinen andern Ausweg, als zur Familie seiner Frau zn gehen, um entweder dort zu bleiben oder mit Hilfe jener Leute seine Häuptlingschaft wieder zu gewinnen. Keine der beiden Möglichkeiten gefiel ihm, denn er war stolz und mutig. Aber Makubela sprach wieder, imjb seine-Eltern hörten ihn an. „Laßt uns einstweilen suchen", sagte -erz „wir werden schon etwas finden." Nach einiger Zeit sahen sie ein Dorf in den Entfernung. Da bat Makubela seine Mutter, ihn ans Ufer des Flusfe-s zu tragen, von dem die Leute jenes Dorfes tranken, und ihn dort ihr Schilfe zu lassen. Die Mutter tat das, und die Eltern und die beiden Männer versteckten sich in der Nähe. Als die Sonne höher gestiegen war, kamen die Mädchen des Dorfes,,, um ihre Töpfe mit Wasser zu füllen. Während sie lacheird h-erumplät-scherten, schlüpfte Makubela in einen noch leeren Topf und bedeckte sich vor: innen mit grünen Zweigen, wie fiie auf die Oberfläche d-es Wassers gelegt werden, um das liebe rspritzen zu verhindern. Als die Mädchen dann ihre Töpfe auf ihre Köpfe hoben, um sie hinwegzutragen, bemerkte dasfenige, das Makubela trug, nichts Außergewöhnliches. Sie kamen zu den Hütten des Dorfes, setzten die Wassertöpfe im Schatten ab und wollten sich entfernen, als Makubela ausrief: „Gebt mir zu essen!" Die Mädchen sahen umher, erblickten aber niemand. Da sagte eines von ihnen: „Es ist das Wasser, das spricht." Ein anderes meinte: „Vielleicht ist der Geist des Wassers in einen Topf 9^1:0:^; wir müssen ihm Essen bringen, sonst wird er böse." Sie waren wohl sehr erschreckt-, liefen aber eilends und brachten Eßsachen, die sie neben den Töpfen niederlegten. Dann entfernten sie sich wieder, nur eine Neugierige blickte zurück und gewahrte Makubelas kleine Hand. „Wau!" rief sie aus, „es ist wirklich Tikolosche, der kleine braune Wassergeist." Makubela aber sagte leise: „Hört, meine Schwestern, ich bin in Sorge wegen euch, denn ihr seid gut. Es kommt -ein großer Häuptling dieses Weges, d-er -euch alle ohne Zw-ei-fel töten wird. 3d) aber habe Erbarmen mit -euch und warne -euch." Die Mädchen begannen zu heulen und zu einige ältere Frauen eilten herbei, und dann kamen auch Männer herzu. „Ist es wirklich -ein sehr großer Häuptling, der da kommt-, -0 Ehrwürdiger?" fragte ein Mann. „Ein sehr großer Häuptling, kühner als der Löwe) stärker als der Elefant und schlauer als der Schakal. Er ist -ein Löwentöter,- weck den die Leute von Takala nicht zitterst unter den Blicken -eines sülchen Häuptlings?" Takala, der Häuptling des Dorfes, watschelte selbst daher. Er war sehr fett und zitterte unter seiner F-ellkleidunL. „Was müssen wir tun. Ehrwürdiger, um das Gemetzel zu verhindern?" „Laßt die Mädchen mid) zu meinem Versteck am Ufer zurücktragen", sagte Makubela, „und ich will mit Sibula, dem großen Häuptling sprechen, daß -er euch nicht töte. Ihr müßt euch aber ihm unterwerfen!" Zitternd vor Angst trug -eines der Mädchen den Topf mit Makubela zum Flußuser zurück, begleitet von seinen nid)t minder erschreckten Ge-Nossinen. Sie setzten den Topf im Schilfe nieder und liefen davon, so schnell sie konnten. Makubela kroch aus dem Topfe und rief nach feinem Vater. „Geh ins Dorf und nimm -es", sagte -er ihm) „denn -es ist dein, und dein sind die Leute!" Sibula und seine zwei Männer gingen zum Dorfe. Als Takala, der fette Häuptling, Sibulas ansichtig wurde, mit den Löw-enkrallen um den Hals und dem Löwenfell auf den Schultern, kroch er durch ein Loch auf der Rückseite seines Kraals und lief davon, so schnell sein Gewicht es erlaubte. Er fiel in eine Elefantenfalle und kam kläglich um. Da er eiNi sehr schlechter, grausamer Häuptling gewesen, vermißten ihn seine Leute nicht. „Erschlage uns nicht, o großer Häuptling!" riefen die Leute des Dorfes Sibula zu, als er sich näherte und beugten sich tief vor ihm. Der neue Häuptling verlangte nach Speise, die sie ihm gut und reichlich brachten. Nachher aber stand der Nyanga, der Zauberer, auf, der eine List vermutete, weil er selbst immer List anwendete, und stieß den Topf um. „Ha", rief er aus, „der Topf ist leer; wo ist Tikolofche?" ,„Der Ehrwürdige ist selbstverständlich am Flusse, Alter", erividerte Sibula gleich-giltig. Der Nyanga rief einige seiner Freunde herbei und ging mit ihnen zum Flusse. „Tikolofche, großer Geist, bist du hier?" „Pack dich.fort, Dummkopf, ehe dich ein Uebel befällt", sagte Makubela, „sorge, daß ich dich nicht in der Nacht in deiner Hütte aufsuche!" Demütig kroch der alte Mann zu Sibula zurück und huldigte ihm, da er nicht mehr zweifelte, daß öer Geist des Wassers tatsächlich gesprochen und gehandelt. Nachher band Makubelas Mutter ihr Kind wieder auf ihren Rücken und trug es in Sibulas neuen Kraal. Das neue Dorf war in weit fruchtbarerer und besserer Lage als Sibulas alte Heimat, weshalb er beschloßt sich hier ständig niederzulassen. Niemand bestritt seine Hoheitsrechte; erwürbe ein sehr guter Häuptling, und seine Leute lebtest glücklich und zufrieden. Nach ihm wurde Makubela Häuptling, der nie mehr die Zaubergaben zeigte, die er in seiner frühen Kindheit besessen. Der kofenkran^monat Längst vorbei Ast der Mai, Der dir grüßend in Diäten gelacht — Holde Königin, Mutter Maria! Doch einmal Schmückt das Tal Dir der Herbst in buntfarbiger Pracht Holde Königin, stungfrau Maria! Als Missionsarzt unter den Basuto. Wie eng der Beruf des Missionsarztes mit dem des Missionärs verknüpft ist und wie groß das Vertrauen ist, das die hilfsbedürftigen Eingeborenen dem guten Missionsarzt entgegenbringen, geht aus den Briefen einer tüchtigen idealgesinnten Schweizer Misfionsärzhin hervor, die un- ter den Basuto seit 1937 arbeitet. Wir bringen einige Auszüge aus ihren Briefen und greifen so dem Jahresbericht des Wiirlzburger Misfionsärzt-lichen Institutes vor, der hoffentlich auch diesmal im Jahre 1940 noch erscheinen kann. Paray (Basutoland, Südafrika). „____In meinem Schaffen bin ich nicht im geringsten gehindert, alles geht seinen alltäglichen Gang wie vorher. Unter der Einsamkeit leide ich sozusagen nie. Ich lebe meinem Berufe, der hier in der großen Weltgeschie-denheit einzig schön ist; je mehr er von mir verlangt, umso glücklicher, bin ich. .....Es gibt Hunderte von Fällen, wo bei- Arzt den Weg zu einem besseren Leben zeigen darf. Unser Spital ist schon vielfach Wegweiser geworden; dort ist die Wiege der Katechumenen. Nehmen wir den Fall X. .....Auch er war einer von denen, die nicht mehr Gesundheit des, Leibes fanden, deren Seele aber den Weg heimgefunden hat. Mit großem Interesse folgte er allmählich den Katechismusuntew Weisungen der Eingeborenenschwestern. Am 3. Dezember wurde er getauft. Er war in der allerbesten Disposition. Die Gnasde hatte ihn ganz erfaßt. Wie ein Held ertrug er die immer heftiger werdenden Schmerzen. Zu Hause erbaute er alle. Für die Kirche warb er neue Mitglieder; seine Frau und seine drei Kinder ließen sich als Katechumenen aufnehmen. Inzwischen ist er schon in den Himmel eingegangen....... Es ist bezeichnend, wie die Eingeborenen Namen geben. Es ist immer ein Zusammenhang mit den Ereignissen zur Zeit der Geburt. .... In jener Zeit hatte ich viel Gelegenheit zu helfen. Ich konnte Missionsärzte in Südafrika. Wir sehen eine der in Südafrika so unermüdlich tätigen Missionsärztinnen, die alle aus dem Würzburger Missionsärztlichen Institut hervorgegangen sind. Frl. Dr. Ditton ln Umtamli im Apost. Vikariat Aliwal North stationiert macht gerade aus ihrem ausdauernden kleinen Gebirgspferd einen Krankenbesuch. Wie sie widmen sich andere idealgesinnte Aerztinnen ihrem Dienst als Helferinnen der Missionäre — zu Pferd, im Auto und zu Fuß. Sie helfen den armen Eingeborenen an Leib und Seele, ihr Kommen wird von jenen als das „Erscheinen Gottes" aufgefaßt. lFides-Foto.) mit meinen „Schätzen" aus der 6d)roei:§ mehrere Kinder kleiden, andern durfte ich im Spital helfen, da sie sich den dortigen Aufenthalt nicht leisten konnten. Das brachte mir wieder neue Namen ein: „Mutter der Barmherzigkeit", Mutter der Armen. Mein eigentlicher Name ist „Mutter der Basuto". Viele Kinder tragen diesen Namen oder „Mutter Doktor". .....Jedes Monatsende komme ich nach dem 41/2 bis 5 Reitstunden entfernten Mashai. Die anderthalb Tage bringen gewöhnlich 120 Patienten. Der Novemberbesuch hat mir gleich an einem Tag drei Seelchen gegeben. Eines der Kinder trug den Namen „Ntho feela"; „Es ist nur ein Ding". Schon der Name sagte mir, daß hier wieder ein Stück Aberglauben dahinter versteckt sei. Ich fragte nach der Ursache, warum das Kind so geheißen werde; sie erzählten mir, daß bereits 3 Kinder gestorben seien. Das übrige war mir nun klar. Mit dieser Namensbezeichnung wollten sie das Kind vor betn bösen Geist retten: Das Kirch ist in dessen Augen nur, was der Name sagt; also für ein „Ding" dürfte er sich wohl kaum interessieren. Doch öer Name half nichts; nach etwa 14 Tagen starb „Ntho feela"... ! Noch ein außerordentlicher Fall. Eine Frau hatte zwei Männer geschickt, ich möchte gleich kommen; sie hätte auf dem Weg zum Spittal, einem Kind das Leben geschenkt. Sie sei ganz allein. Es war klar, da. konnte ich nicht länger zögern. Als ich an die Geburtsstätte kam, fand ich die Frau auf einem Steine sitzend, ihr Kindchen in den Armen haltend. Ihr Mann war inzwischen auch eingetroffen. Sie waren alle höchst ve-r-, gnügt. Die Frau wollte trotzdem noch ins Spital kommen, obwohl alles glücklich vorüber war. Ich kontrollierte die Nachgeburt. Alles war in Ordnung. Die junge Mutter hüpfte herum als ob nichts gefcEjelien wäre. Ich gab ihr nod) eine Einspritzung, um einer eventuellen Blutung vorzubeugen. Sie setzte sich aufs Pferd, ihr Mann ging zu Fuß und trug das Kind auf seinen Armen. So landeten wir glücklich im Spital. Der Kleine bekam den Namen „Nahn", d. h. das Feld. Das wird ihn für seine Lebenszeit an seine Wiege erinnern. Am nächsten Tag wurde ein Xaverius aus ihm. Er gedeiht ganz prächtig. ..... Ich ritt in Begleitung eines Schweizer Landsmannes in der Richtung der protestantischen Bergstation Mohlanapeng. Eine werdende Mutter wollte meine Hilfe. Die Einspritzung wirkte gut. Ich sollte der Kleinen den Namen auf Sesotho geben. Im Hinblick auf das große Sehnen, das die ganze Welt beseelt, nannte id) die Kleine ,,Ma' a Khotso" — „Mutter des Friedens". Die junge Mutter hat mir dann die Kleine gleich anvertraut: „Sie soll Dein Kind sein utrd baljer auch in Deiner Religion getauft werden". Gerade heute hat jemand ihr Kommen auf nächsten Sonntag angesagt. Da soll sie dann ein Mitglied unserer Kirche werden______ (Fides, Juni 1940.) Lanze und Kreuz. Geschichtliche Erzählung von Br. A. Cagol F. S. C. (Fortsetzung.) II. In Räuberhänden. 3m unheimlichen Glaste des brennenden Dörfchens stießen die drei Barken vom Ufer ab, suchten die Mitte des Stromes auf und begannen flußabwärts zu gleiten. Aus den nächsten Dörfern erschienen die ersten wehrhaften Männer am Ufer, in ohnmächtiger Wut ihre Lanzen und Keulen schwingend. Wie zum Hohne sandten die Nubier noch etliche Schüsse hinüber, deren Geschosse, über die Wasserfläche pfeifend, das schilfbewachsene Ufer nicht erreichten. 3n aller Eile waren die armen Opfer des nächtlichen Ueberfalles in die tiefen Laderäume der Barken gestoßen worden, wo sie sehen inochtenh wie sie ihre Leiber und Gliedmaßen unterbrachten. Gemeinsames Unglück erzeugt gegenseitiges Mitleid. Die Leidens genossen suchten sich den engen, unbequemen Schiffsbäuchen und gegenseitig anzupassen, so gut es .ging. Es waren bereits Bewohner zweier Dinkadörfer in den Schiffen verteilt, die zwei Nächte vorher geraubt worden waren. Unter den Schiffern herrschte frohe Stimmung. Der gute Fang ver- Schillukmädchen. sprach guten Lohn. Würziger Duft frisch bereiteten Mokkas stieg aus, und unter heiteren Gesprächen schlürften die auf den Vorderteilen der Barken versammelten Sklavenjäger den anregenden dunklen Trank. — Die Morgensonne fand die kleine Flotte im Flusse ankernd, angesichts der großen „Zeriba" Hellet Kaka. Das freundliche Tagesgestirn sandte nur weniges Licht in die Schiffsräume. Da lagen die armen Naturkinder aneinandergepfercht, der Freiheit beraubt, ihren Lieben entrissen, einer unbekannten, düstern Zukunft entgegengehend. Tiefes Heimweh nach ihrem eintönigen, steppenartigen Scmbe, nach ihren behaglichen Wohnhütten, nach ihrem buntfleckigen, großhörnigen Bieh, nach Fluß und Wald, nach heimischem Kriegsspiel und Tanz, nach Nilpferdfleisch und Durrabrei, nach Fisch und Hirsebier, nach Freunden und Sippverwandten, nach Geschwistern und Eltern. War die Erinnerung an die verlorenen Güter bitter, so nicht weniger schmerzlich der Gedanke an die Zukunft. Was wird ihr künftiges Los sein? Wer wird ihr künftiger Herr sein? Wie wird er sie behandeln? Wie wird es den Leidensgefährten ergehen? Wird man sie trennen? Werden sie je ihre traute Heimat, ihre Landsleute wiedersehen? Alles das sind Fragen, auf die sie keine Antwort finden. Niemand ist aufgelegt zum Sprechen. Alle sind trostbedürftig, und keiner kann Trost spenden. Wenn jemand eine kurze Bemerkung macht, so geschieht es im Flüstertöne. Ador war von ihrem Erbeuter auf der größten Barke untergebracht worden. Er war ein großer, schlanker Mann, stammte aus Dongola und hörte auf den Namen Ghali. Er war einer der führenden Männer der Gesellschaft und genoß großes Ansehen. Cr betrachtete die wohlgebildete Schillukjungsrau als fein persönliches Eigentum, und niemand wagte ihm zu wiedersprechen. , Ador befand sich in Gesellschaft von Dinka-Gefangenen, die ihr völlig fremd waren; von ihren Schilluk-Bekannten aus dem Dorfe Abur war sie getrennt. Bald erschollen Kommandorufe von Schiff zu Schiff. Die Segel wurden wieder entfaltet und kurze Zeit darauf knirschten die Kiele der Barken auf dem Ufersande. Die Schiffsluken wurden aufgerissen und die Sklaven aufgefordert, ans Ufer zu kommen, was sie blinzelnd ltnb stolpernd taten, denn ihre Augen waren das grelle Sonnenlicht nicht gewöhnt und ihre Glieder infolge des Platzmangels ungelenk. Am Ufer harrte ihrer eine Anzahl bewaffeneter Nubier, die sie zusammenseilten und in ihre Mitte nahmen. Dann ging es durch hohes Gras landeinwärts, in abendlicher Richtung. Bald wurden die auf einer Bodenwelle errichteten Strohdächer der' nubischen Ansiedlung sichtbar. Nach viertelstündigem Marsche langte der Zug vor dem Graben und Erdwall mit Dornenverhau an end betrfat durch einen schmalen Zugang das Innere des Dorfes. Bor den Augen der Gefangenen tat sich eine Ansammlung dicht gedrängter Hütten auf, zwischen denen Hühner herumliefen und vor deren Eingängen vereinzelte, mit Kocharbeiten beschäftigte Weiber kauerten,, die sogleich ihre Tätigkeit unterbrachen, um ihre Neugierde an dem Schauspiel des Beutezuges zu befriedigen und mit den heimkehrenden Genossen Eindrücke und Neuigkeiten auszutauschen. Durch eine enge, schattige Gasse ging es einem freiem Mittelplatz zu, wo Halt gemacht wurde. (Fortsetzung folgt.) Der Diener Gottes Bruder Meinrad Engster von Einsiedeln. Bruder Meinrad (3ofef Gebhard) Eugster wurde geboren den 23. August 1848 in Altstätten, im St. Gallischen Rheintal als das jüngste von 12 Geschwistern. Sein Vater war Lehrer in der Schule am Gätziberg bei Altstätten. Die Familie war nicht begütert ; der Ertrag eines kleinen Berg-gütchens, das man selber bewirtschaftete, diente zum Unterhalt. Statt zeitlicher Güter besaß aber die Familie ein Gut, um das sie mancher Reiche beneiden konnte: tiesgläubige Religiosität. Mit 16 Jahren kam Gebhard zu einem Schneidermeister in die Lehre. Rach Ablauf der Lehrzeit begann für ihn die Wanderschaft, auf der er seinen Klosterberus finden sollte. Der Schneidergeselle klopfte an der Klosterpforte von Einsiedeln an. Im Stift, wo er zunächst als weltlicher Angestellter in der Klosterschneiderei arbeitete, erkannten die Obern schon bald, das; sie es mit einem tieffrom-men und braven Menschen zu tun hatten. Am 29. August 1874, und am 5. September 1875 legte er seine einfache Ordensprofeß ab, wobei er den Namen Meinrad erhielt. Die fünfzig Jahre feines Ordenslebens waren eine beständige genaueste Verwirklichung des Wahlspruches des HI. Benedikt: Bete und arbeite! Als sehr gewissenhafter Ordcnsmann nahm er es außerordentlich genau mit der Erfüllung seiner Orüensgelübde. Er hatte eine tiefe Herzensdemut, mit der er alle seine großen Tugenden zu verbergen suchte. Demut und Bescheidenheit: das war sein besonderer Charakterzug. Durch ein Leben beständiger Selbstverleugnung suchte er sich den Himmel zu erwerben. Jeden Anlaß benutzte er, um Buße und Abtötung zu üben. Bruder Meinrad war herzlich fromm. Jeden freien Augenblick nutzte er aus zum Gebet und zu Liebesdiensten. In seinem Herzen glühte eine zart innige Nächstenliebe. Der 5. September 1925 wäre der 50. Jahrestag seiner Gelübdeablegung gewesen. Doch sollte Bruder Meinrad sein Profeßjubiläum nicht mehr erleben. Ein Mitbruder gratulierte ihm zum voraus zu seinem Ehrentag: aber der gute Bruder meinte lächelnd: „Ich jubiliere dann im Himmel". Anfangs Juni 1925 befiel ihn ein starker Husten, der ihn sehr quälte. Die wenigen Kräfte, die der Siebenundsiebzigjährige noch besaß, schwanden mehr und mehr. Ein Mitbruder sagte zu ihm: „Bruder Meinrad, Euer Gesundheitszustand ist ziemlich ernst." Darauf seine ruhige, treffliche Antwort: „O, es ist im Himmel droben auch schön". Bruder Meinrad starb am 14. Juni 1925 im Rufe der Heiligkeit. Nach seiner Beerdigung sagten die Mitbrüder: „Heute haben wir einen Heiligen beerdigt." Gutes tun, das war feine Freude, als er noch unter uns weilte. Und Gutes, das will er auch jetzt vom Himmel her. Dies beweisen die über die Tausende gehenden auffallenden Gebetserhörungen und Heilungen, die auf seine Fürbitte geschehen sind und fortwährend geschehen. Selbstverständlich wird diesen Gnadenerweisen, gemäß den strengen kirchlichen Vorschriften nur menschliche Glaubwürdigkeit beigemessen und einem höhern Urteil in keiner Weise vorgegriffen. Infolge dieser vielen und großen Gebetserhörungen war von vielen der Wunsch ausgesprochen worden, es möchte der Selig- und Heiligsprechungsprozeß des Dieners Gottes eingeleitet werden. In Rücksicht auf dieses allgemeine Verlangen des Volkes wurden im Frühling letzten Jahres die ersten Schritte für seine Seligsprechung unternommen. Am 27. April 1939 war die feierliche Eröffnungssitzung des Informationsprozesses, und am 17. Mai dieses Jahres wurde derselbe mit der 86sten Sitzung feierlich geschlossen. Die Prozeßakten sind schon der heiligen Ritenkongregation in Rom übergeben worden.