^N*. 53. »84«^ Das Bild der Erinnerung. W ^^urch der Erinn'rung dämmernde Gebüsche Sckwebt des Verganq'nen holdes Traumbild hin; Ein Blutenkelch voll unbefleckter Frische Erglänzt es in der Wirklichkeit Nuin. Avs seliaen Gefilden scheint's zu kommen, Doch war es uns im Ledcn einst so nah; Ein Aethersckein. dem ew'gen Licht entglommen. Doch stand's schon hell vor unsern Sinnen da. Mit Zauberklang bebt es durch uns're Seele, Es webet uns mit Liebesodem an. Und daß es nie an süßem Trost uns fehle, Begleitet cs uns auf des Lebens Bahn. G. Holder. Der Straßensänger und sein Kind. Novelle von Leopold Kordes ch. ^35s mögen ungefähr 30 Jahre verflossen seyn, als eines Sonntags auf der schnurgeraden, mit Pappeln besetzten, prächtigen Straße von Pordenone nach Conegliano im Vencrianischen ein sehr eleganter, offener Wagen dahin rasselte. Zwei modisch und vornehm gekleideteHerrcn mit breitgeränderten fiorentiner Strohhnten wiegten sich behaglich im Fond des Wagens und rauchten Cigarren, am Kutschbock aber saß ein junger, wo möglich noch feiner costumirter Herr mit zierlicher Haltung und dirigirte, in der Linken die schneeweißen Zügel, in der Rechten die Peitsche haltend, die feurigen zwei Neapolitaner, die schaumbedeckt dahin brausten. Alle Drei trugen die fröhlichsten Gesichter zur Schau, in denen jedoch, besonders in Beziehung auf den Rosselenker, der Ucbcrmuth und die vornehme Sorglosigkeit des Reichthums im leichten Anfinge ausgeprägt zu seyn schien. Sie waren offenbar aus der Umgegend und mochten eine Landpaithie gemacht haben. Ungefähr i» der Mitte des Weges zwischen den genannten zwei Städten sah man einen jener Straßensänger in der Richtung nach Concgliano auf der Chaussee forcschrci-ten, die in Italien auf den Straßen, in den Locandeu und Kaffehha'usern mit so viel Emphase und Affectation Bravour-Arien aus Opern in Begleitung der Guicarre zu singen pflegen. Er war ungefähr 50 Jahre alt und sah noch kräftig aus. Sein Anzug bestand in einem Halbfrack mit breircn Schößen und weiten Sciientaschen aus gelbem Nan- kin und derlei Pantalon. Statt Stiefel trug er Schuhe mit Schnallen und zwar ohne Strümpfe, und eine schwarze Noßhaarmütze machte seine Kopfbedeckung aus. Mit der einen Hand die Guitarre haltend, die ihm an einem eben nicht sehr reinlichen lichten Seiden-Bande snLan^kliol' über den Arm hing, suchte er mit der andern seinen Knaben, der, ganz wie der Vater gekleidet, neben ihm ging, zu erHaschen und zurückzuziehen, als die bezeichnete Equipage rasch heranras-felte. Allein mit dem kecken Muthe und der leichtsinnigen Ungefügigkeit der Jugend sprang der Knabe, wie ein mnn-teres Reh, auf die andere Seite der Straße und als die Carosse herankam, schwang er sich leichtfüßig auf den rückwärtigen Bedienten-Stehplatz derselben, dem Vater mit seinen schwarzen, glänzenden Augen schalkhaft lächelnd zuwinkend. — Armes Kind! es war deine letzte fröhliche Augcn-sprache, denn in demselben Augenblicke knallte die Peitsche — und mit einem lauten, entsetzlichen Schrei stürzte der Knabe von seinem Versteck auf die Straße. — In den kräftigen Haltruf des Vaters mengten sich gleichzeitig die Stimmen der zwei im Wagen Sitzenden. Das Fnhrwerk hielt. Hastig stürzten von der einen Seite der Vater, von der andern die zwei Herren auf das am Boden liegende Kind zu, dem das Blut aus Mund und Nase hervorquoll. Dieß war indessen bloß die Folge des Sturzes und ganz ohne Bedeutung gegen ein anderes, weit größeres Unglück — denn des Aermstcn rechtes Auge war, getroffen vom Peitschenhiebe, dahin, es war — ausgeronnen. — Den Schmerz, die Verzweiflung des be-dauerungswürdigen Vaters, den Schreck der Wagcngesell-schaft mag eine andere Feder schildern, ich finde die Aufgabe zu schwer. Sprachlos hielt der Straßensänger den Knaben, die einzige Hoffnung seines unbeschützten Alters in den Armen, welcher, belaubt vom wüthenden Schmerz und durch den unbewußten Sturz, in Ohnmacht gefallen war. »Signor Conte," lsprach der älteste der Herren zu dem jungen Manne, der, die Pferde mühsam am Zügel haltend, der traurigen Scene von der Seite zusah, die er unbesonnen herbeigeführt hatte — »hier gilt wohl kein weiteres Bedenken; wir müssen die Unglücklichen in unseren Wagen nehmen und zu Ihnen bringen. — Vermaledeiter Tag das! Es ahnte mir schon heute Morgens, daß etwas Fala- - 2IN les geschehen würde. Wie zum Teufel mußten Sie abcr auch das Auge treffen!" — »Beim St. Anton von Padua, oder bei welchem Heiligen ihr wollt," fiel der junge Conte, vom Schreck und Zorn geröthet, ein — »jetzt keine Predigt, nur jetzt nicht! Macht, das; ihr alle in den Wagen kommt, ich kann die beiden Canaillen von Pferden nicht länger zurückhalten." — In stummer Eile wurde der verstümmelte Knabe in den Wagen gebracht, den sein Vater in die Arme preßte. Die zwei Herren nahmen ihre Rücksitze ein und fort ging's im raschen Fluge nach Conegliano. Auf der ganzen Fahrt wurde von Niemanden ein Wort gesprochen. Der kutschierende Conte, der die Pferde im gestreckten Galopp dahin schießen ließ, saß dem schmerzgebeugten Alten im Rücken, was für Beide gut war, indem es ihnen den gegenseitigen Anblick entzog. Die anderen zwei Herren, beide intime Freunde des reichen jungen Conte, wovon der Aeltere ein Marchese und Gutsbesitzer aus der Gegend von Castellfranco, der Jüngere ein angesehener Seiden.-Fabriksinhaber ans Conegliano war, schienen sowohl dn-.ch Ausdruck ihrer Mienen, als auch durch ihr Schweigen und sonstiges Benehmen den unaussprechlichen Vaterschmerz des armen Straßensän-gers zu ehren. Vor einem der ansehnlichsten, pallastähnlichen Gebäude Conegliano's blieb der Wagen stehen. Der Conte warf einem Stallknechte, der auf einen gellenden Pfiff herbeigesprungen war, rasch die Zügel zu, sprang vom Kutscheu-sitze und sagre zu einem am Thore stehenden jungen Menschen: »Den Doctor Bujo, schnell, nur schnell!" — Dann sich durch die Menge drängend, die, nach italienischer Sitte, im Nu sich zusammenrottete und wie ein Schwärm den Wagen umgab, schlüpfte er behend in das Haus. Seine Begleiter folgten ih:n lind Leute des Conte brachten augenblicklich den verunglückten Knaben und den Alten aus dem Horizonte der neugierigen Gaffer. — (Fortsetzung folgt.) Der krainifche Misswnölr Ignaz Knoblecher. Mitgetheilt von Joseph Partel. (Fortsetzung.) »Ich kann Ihnen nur noch bemerken, daß mich bei meiner Rückkehr aus der Sabina ein freundschaftlicher Brief von Ihrer Hand erwartete. — Ich danke Ihnen zugleich für die schönen und erhebenden geistlichen Lieder, die ich von unsern Sängern mir vorsingen lasse. Es ist besonders ein Chinese, Namens Mong aus Shan-si, dem sie gefallen und der, so oft er in mein Zimmer kommt, mich um ^ri« äi (^armo-Ili fragt, wo er sie dann zu wiederholten Malen vorsingt. —" »Während ich nun mit allem Ernste mich für meine Mission vorbereitete, wurde ich darin plötzlich unterbrochen, da mir die Nachricht, zu Ohren kam, das; ich auf eine baldige Abreise aus Rom verzichten sollte, indem die Propaganda mich in Nom behalten wolle. Die Sache verhielt sich .'0: Der heilige Vater ging mit dein Gedanke» um, zum Wohle der bedrängten orie,italischen Kirche, ein ^riechisch- ruthenisches Collegium in Nom zu eröffnen und eine altslavische Lehrkanzel in der Propaganda zu errichten. Da ich während meines Aufenthaltes in Rom, und besonders seit dem ich die Ehre hatte, mit unserm verewigten gelehrten Landsmanne, dem Hofrathe Kopi tar, Bekanntschaft gemacht zu haben, mich viel mit den ost-slavischen Dialecten, vorzüglich aber mit der altslavischen Kirchen-Literatur abgegeben hatte, beschloß die Propaganda, diese neue Lehrkanzel mir zu übergeben und zu gleicher Zeit mich als Vicc-Rector in dein nen zu eröffnenden Collegio anzustellen. — Dieß war wohl die härteste Probe für mich. — Von einer Seite gefiel es mir, hiedurch Gelegenheit zu bekommen, mich in meinen Studien zu vervollkommnen und auf diese Art mit der Zeit in den Srand zn gelangen, vom Mittelpunkte der Christenheit aus die gerechte Sache der gedrückten katholischen Kirche unter unseren Stammverwandten, den Slaven im Osten, verfechten zu können. Nebst dieser Aussicht konnte ich aber auch in dem geleisteten Eide, den Befehlen meiner Obern unbedingten Gehorsam zu leisten, einen Grund der Beruhigung finden. — Doch, wenn ich die Sache von meinem reelen Standpunkte in Betrachtung zog, mußte ich da nicht gleich auf den Gedanken kommen, daß der hochwürdigste Herr Fürstbischof und die vielen hochwürdigen Herren Wohlthäter meines Vaterlandes, die mir, großmüthig genug, reichliche Unterstützungen unter der Voraussetzung, mich leichter zum Missionär heranbilden zu können, hieher nach Nom sendeten, auch auf die Nealisirung meines vorgegebenen Vor-Habens ihre Augen gerichtet halten? — Konnte ich etwa nicht fürchten, durch Annahme einer Anstellung in Rom Ver-dacht anf mich zn laden, und, wenn eben nicht für einen Berrieger, der, um zum Ziele zu gelangen, zn unerlaubten Mitteln greift, doch gewiß für einen Menschen ohne Charakter, der seinen Mantel nach dem Winde dreht, gehalten zu werden? — Oder konnte man mich vielleicht nicht mit Recht für einen solchen halten, wenn man eingesehen hätte, daß ich bei der ersten, sich dargebotenen Gelegenheit mir es habe gefallen lassen, mich in aller Bequemlichkeit in Rom niederzulassen, statt von der heiligen Congregation demüthig, aber ernstlich eine der vielen beschwerlichen fremden Missionen zu erbitten? —" »Derlei Vorstellungen kamen mir bei dem Empfange dieser neuen Bestimmung zuerst in den Sinn, und hätte icl) auch einem solchen Verdachte durch eine aufrichtige Erklärung mit Bezug auf meinen geleisteten Eid zum Theile vorbeugen können, so hatte ich doch noch andere wichtigere Gründe, die mir bei dieser angezeigten Bestimmung große Unruhe verursachten. — Die^e Gründe lagen tief in meinem innern Wesen und in meinem von demselben unzertrennlichen Berufe gewurzelt. Der innere Drang, der mich nach der Auf' fassung meines Berufes bewog, unbedingt in die Hände der göttlichen Vorsehung mich zn werfen, meine gesicherte Existenz gegen eine ungewisse, vielleicht kümmerliche Zukunft zu verwechseln ; mein geliebtes, mir theueres Vaterland zu verlassen, um in ein fremdes, unbestimmtes, vielleicht armlek-ges, wüstes Land, das nur dem reißenden Wild und kauin 211 menschlichen Wesen zum Aufenthalte dienen dürfte, zu reisen; einer Umgebung wohlwollender, gleichgcsinnter, von christlicher Liebe erfüllter Landsleute auf ewig Lebewohl zu sagen, um vielleicht einer Bande roher Cannibalen in die Hände zu fallen, die bei meinem ersten Erscheinen unter ihnen mir den Dienst erweisen könnten, ihren Hunger mit meinem Fleische zu stillen: — dieser innere Drang, der meiner Handlungsweise eine Richtung gab, die vielleicht Manchem eine Thorheit schien, war noch in mir in voller Thätigkeit, und keineswegs erkaltet der Heisie Trieb; er loderte in meinem Innern fort, angefacht durch die herrlichen Triumphe des Christenthums, das Wüsten in fruchtbare Landschaften umgestaltet, rohe Wilde in wohlgesittete, gebildete Menschen umgewandelt, und Tausende von feindseligen einander aufreibenden Völkerschaften in friedliche, wohlgeordnete Staaten vereiniger hatte. Dieser alte innere Drang stellte den Be. schluf; der Propaganda in einem so grellen Abstände mit meinem Berufe mir vor die Augen, daß mich alle Ruhe zu verlassen drohte. — Was sollre ich Armer nun in diesem grausamen Kampfe anfangen? —Ich that, was nach den, Rathe unjerö göttlichen Meisters jeder wahre Rechtgläubige in ähn-Ilcheü: Halle würde gethan haben: — ich nahm die Zuflucht zum Gebete, und flehte zu Gott, »daß er mir die Gnade verleihen wolle, mich mit Ergebung in mein Schicksal zu fugen, falls es sein Wille wäre, daß ich in Rom bleibe; wäre es aber nicht, und hat mich Gott, wie ich in meinem Innern zu lesen meinte, gütigst bestimmt, seinen heiligen Namen unbekannten Nationen zu verkündigen, so möge er in seiner Allbarmherzigkeit mich doch in der Mitte des We-geo nicht verlassen, sondern seinen Willen meinen Obern zu erkennen geben." „Als ich nach Ablauf der mir zugestandenen Bedenkzeit diesen Einschluß meinen Obern vorbringen sollte, erklärte ich ihnen mit dem erforderlichen Anstande, jedoch ganz offen, d.iß ich mein Vaterland nur aus der Absicht und in der Hoffnung verlassen hätte, um in irgend eine Mission, die nur die heilige Congregation zu bestimme» geruhen möge, zu gehen; daß ich bei der Leistung meines Eides, kraft dessen ich unbedingten Gehorsam der heiligen Congregation gelobt, nur au auswärtige Missionen dachte; daß eine Anstellung in Rom mir nicht einmal in den Sinn kommen konnte, indem ich nebstbei mich eidlich verpflichtete, die Propaganda von meinem Thun jährlich schriftlich zu unterrichtn ; daß ich endlich dnrch eine Niederlassung in Rom einen groben Verdacht von Seite meiner Landsleute auf meine Per,on laden würde, da diese mich vor der Anfnahme ins Ccllegium der Propaganda unrer Voraussetzuug, mich znm Missionär heranzubilden, reichlich unterstützten. Daher bar ich demüthig, die heilige Congregation wolle vor einem entscheidenden Beschlusse diese Punkte gnädigst berücksichtigen; zugleich sprach ich mich mit Ehrfurcht aus, daß ich das Zu-rraiu'N, das die heilige Congregation mir durch diese angetragene Anstellung zeige, dankbar anerkenne, und mich ihren, weisen Gntachten, ans Liebe, die ich zum Heile meiner Stammverwandten in meinem Heizen fühle, und znm Wohle der heil. katholischen Kirche willig unterwerfen werde. — Ich erhielt die Erwiederung, daß ich in meinem neuen Amte in Rom bleiben würde, bis das Collegium in dem gehörigen Kange fortgeschritten seyn wird, und daß man später meinem Verlangen , in die Mission zu gehen, gerne willfahren wolle. Dieser Bestimmung gemäß sollte ich bis zur Eröffnnng des Collegiums iu der Propaganda verbleibeu und mich für mein Amt vorbereiten. Ich suchte nun, freier als je, die Werke, die ich in der würdigen Sprache unserer ersten christlichen Vorfahrer finden konnte, um mich zu vereinigen, als: Cy-rill's altslavische Bibel, Nestor's Annalen, Biographien slavischer National-Heiligen, liturgische Bücher, nebst andern wichtigen Werken, (welche Kaiser Nicolaus, während er die Missionäre der Propaganda aus seinen Staaten nieb, unserer Bibliothek zum Geschenke schickte). Die genannten Werke waren nun meine tägliche Lectüre. Zu eben dieser Zeit erhielt ich auch eine Anzahl von krainischen Bü-cheru, die unser neue Missionär, der hochwürdige Herr Andreas Skopez, bei seiner Einschiffung nach Amerika, von Triest aus mir zuschickte; darunter fand ich auch ein Exemplar vom leßren Hefte heiliger Lieder des hochwürdigen Herrn Pfarrers, Blasius Potozhnik, von Ihnen mir zugesendet.—" ( Schlus; folgt.) Unser Lernen. Ack, wir lernen und lernen mit Eifer und Mühe und rastlos; Was zu lernen und wie, lernen wir leider zuletzt. Emmanuel Hilscher. Feuilleton. (Kaiserliche Hilfe.) Eine arme Witwe erschien einst mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter von großer Schönheit im Controllorgang. Nachdem sie Kaiser Joseph ermuntert, ihr Begehren zu nennen: sagte sie: »Enre Majestät, ich bin 50 Gulden Zins schuldig, jedoch so unglücklich, daß ich kein anderes Mittel habe, selbe zu bezahlen, als auf eine Art, die mich das Leben kosten würde, nämlich, mein einziges Kind in Unehre zu bringen, welches ich bisher mit größter Sorgfalt erzogen und dem ich einen Abscheu gegen Verbrechen jeder Art eingeflößt habe. Schützen mich Eure Majestät gegen die Nachstellungen unseres Hausherrn so lange, bis ich ihm das schuldige Geld durch unsere fleißigen Handarbeiten zahlen kann." — Der Kaiser schrieb einen Schein und sagte: «Gehen Sie mit diesem Billet zu meinem Hanshofmeiste^ er wird Ihnen das Geld geben." — Unrer tausend Seq. nungcn begab sie sich alsogleich dahin nnd erhielt auf den Schein 150 Gulden ausgezahlt. Sie protestirte und weigerte sich, mehr alv 50 Gulden zu nehmen. Der Hauo. Hofmeister ging mit ihr zum Kaiser. Als dieser die Begebenheit erfahren, sagte er: „Ich habe mich allerdings geirrt. Geben Sie mir den Schein, ich will ihn ändern." Hierauf über-reichte er ikr eiuen neuen auf 500 Gulden und sagte: »Hier ist mein Bcsehl. Was Sie davou ersparen können, geben Sie Ihrer Tochter zum Brautschatz." (Statistisches.) Der höchste Thurm in Europa ist in Ulm, er mißt 452 Par. Fuß. Die Kathedrale in Straß-burc, hat 440 Fuß; der Srephansthurm in Wien 415 Fuß; die Peterskirche in Rom 405 Fusi; der Dom zu Floren; ?6l ^,uß; — die Paulskirche in London 326 Fuß; — der Ma'.kusrhurm in Venedig 308 Fuß; der Marienchmin ii, Berlin 286 Fuß; der Notre-Dame-Thurm in Paris 225 Fuß. 212 (Noch ein Mahl! Gebt auf die Kinder Acht!) Ein gräßliches Unglück hat sich in Friesheim (Oberpfalz) ereignet. Das 16 Wochen alte Knäblein des Bauers Joseph Neum ei er lag unbewacht in der Wiege, als ein Mutterschwein in die Stube kam und dem wehrlosen Kinde den Kopf abriß. Die unglücklichen Aeltern fanden nur noch den blutenden Rumpf. (Papst Gregor XVl.) Der „Times" wird aus Rom gemelder, daß der Papst Gregor XVI. eines so hohen Rufes als Mathematiker genoß, daß, als er noch Ordensbruder war, Napoleon ihn an die Spitze der polytechnischen Schule habe stellen wollen. Papierkorb des Amüsanten. Was ist ein Schansvicler? Diese Frage beantwortete eine Berliner Hökerin folgendermaßen: »Iott! so'n Schauspieler is en herrlicher Mensch! Wie dralle die schlanke Mannsperson anjezogen is, und wie schön ihm Alles steht; sehr mal, mit jedem Tritt hat er ne andere Stellung, nn eene is immer schöner, als de andre. Un war führr so'n Jüngling nicht vor'n Leben! Der lebt, wie Iorr in Paris! Der Morjens jeht er int Weinhaus, det Mittags ißc er sich an de Tabeldodt halb todt, der Nachmirrags macht er en Schläfken von drittehalb Stunden, und der Abends jehr er uf de Breter rum, un redt, wat ihm vorgeschrieben is, un zappelt mit Handen und Füßen; heire. is et en Hof-mann, morjen enAdvocate; en andermal stellr er en Dichter vor, un denn wieder en Wasserträger, und so immer zu! Alle Daje is er wat anderesch, und eijentlich is er gar nischt." »Dreizehn am Tische" ist bekanntlich eine Nnglückszahl und dieser dumme Aberglaube ist ziemlich stark verbreitet. Bei einer Gelegenheit, wo gerade dieser Fall eingetreten war und zu den üblichen Bemerkungen Veranlassung gab, bemerkte Jemand ganz ernsthaft: »Es gibt aber doch einen Fall und ich habe ihn selbst erlebt, wo es wirklich ein Unglück ist, wenn Dreizehn bei Tische sitzen." — »Und welcher«" fragte,, Alle. — »Wenn Dreizehn bei der Tafel sind und nur für Zwölf gekocht ist," erwiederte der Gefragte launig. Ein New-Vol'b>r Blatt erzählt von einem Mitbürger, welcher kurzlich nach dem Süden ging, um einen Juwelen-Laden zu eröffnen. Sein ganzes Capital bestand in einem — Brecheisen. »Wie lange kann Jemand ohne Gehirn leben?" fragte Professor Hamilton einen Studenten. »Diese Frage müssen Sie ja am Besten beantworten können," war die Antwort. Iounmlistische Stachelbeeren. Es ist uns zwar schmeichelhaft. Aufsätze unseres Blattes häufig in anderen Zeitschriften gedruckt zu sehen, und bei kleinen, unbedeutenden Artikel» lassen wir uns das unter den Zeitschriften gegenseitig bestehende Na ck drucksrecht ohne Quelle ncitirung gerne gefallen; wenn aber cine'Zeitschrift, wie die in Lemberg erscheinenden „Leseblätter" gar so naiv ist, nicht nur Novellen (wie schon oft geschah!) und besonders die Rubrik i „Papierkorb des Amüsanten/' sondern (sich „Leseblätter" Nr. 70 vom 13. Juni) sogar den von uns zusammengestellten „Literariscl'en Courier" ohne Angabe der Quelle, wörtlich aus dem ,.Illyrischen Blatte" nachzudrucken, so qlauben wir uns zu einem freundschaftlich aus« gedrückten Einsprüche gegen dieses um sich greifende Uebel allerdings berechtigt. Laut der Zeitschrift „Gegenwart" kommt das Verhungern der Dicker nach immer nicht aus der Mode. Ein junger, hockst talentvoller svanischer Dibter, N de Castro, kaum 18 Jahre alt. ist im Elend dem tiefsten Manael erlegen und im strengsten Sinne des Wortes erhun- gert. Die Wtadt, die ihn erhungern ließ, ist im bezeichneten Blatte nickt angegeben, allein genug, es war in Spanien. Warum hört man z. B. aus Frankreich und England dergleichen nicht, und seyd ihr, Deutschland und Spanien, allein privilessirt als Hungerkammern der Dichter?------- Die Gelegenheitspoesie ist oft in der That drollig. Als die Hofopernsängerin, Mad. van Hasselt aus Wien, in Regensburg gzstirte, wurde sie mit folgenden Versen angedichtet: „Und wenn mir schon die Todespforte rasselt, „So ruf' ich doch noch immer: Hasselt!" Wir füaen bei: O wär' doch gleich darauf, als es verfasse lt. Das Pracktgedicht im Feuer wo vcrprasselt!------- Der geistreiche Saphir hat in einer der jüngsten Nummern seines „Humoristen" (Nr. 1^8 vom 22. Juni) unter dem Titel: „Der rai-sonnirende Nothstift" einen trefflichen Aufsatz über das heutige Virtuosen-thum, dessen Verhätschelung, ephemeres Leben und Undank geschrieben und nachgewiesen, was ein bebänderter, in Wolken des Volksenthusiasmus eingehüllter Virtuose oder Künstler ohne Journalistik wäre. Wir wollen nur den letzten Theil dieses Saphi r'scken Naisonnements hier anführen. Er sagt». „Die Literatur ist nicht auf die Journalistik allein angewiesen ; das Werk eines Schriftstellers tann sich Jeder zu Hause anschaffe:,, man braucht gerade kein Journal dazu, um es recht zu verbreiten, allein ein Triller, ein Doppellauf, eine Coloratur, ein Entrechat ist was Wesenloses, und wenn die Journale keine Notiz davon nehmen, sind sie nicht! Bücher, die gar nicht besprochen werden, sind oft am meisten gelesen; aber „Virtuosen," von denen die Journale nichts reden, nichts sagen, die sind nickt, die sind todt, die sind mehr als todt, die haben nie gelebt! Journalwort ist also die einzige Naturnahrung 0er Virtuosen, die Journa la rtik c l sind die einzigen Mehlwürmer für die Nachtigallen aus Deutschland, Italien, Schweden u, s, w., sie sind die Hanfkörner und Gelberübcn-kost für alle Wandervögel auf Clavieren, Geigen, Bässen, Flöten, für alle tanzenden, reitenden, gaukelnden, hüpfenden Künste, fiir Alles, „was da lebt und athmet im rosigen Lickte der öffentlichen Production!" ,,Das ist ja die Mythe von den Harpyen! die „Virtuose«." das sind die „Harpyen," die ihr Futter beschmutzen, mit Füßen treten, so thun, als verschmähten sie es, und h?imlich mit wahrer Fraßgier darüber herfallen !!" „Wollt Ihr den „Undank" malen ? Den „Nn dank," wie ihn Gr i l I p a rz er's Sappbo schildert, dcn Undank mit allen seinen Attributen, den „Undank," wie er zum Himmel emporstinkt, den »Undank, wie er vom lieben Himmel in seinem höchsten Zorne auf die Erde geschleudert wurde, so malt einen „Virtuosenl" gebt ihm Männer- oder Frauenkleider, stellt ihn als Nebenzigjäl.riqen Greis dar. oder als sechsiähriaes Kind, stellt itm dar als Mime. als Gesangskünstler, als Instrume nta list, als Sänger, als Gaukler, in welchem Kiinstlergenre Ihr wollt, er wird immer ähnlich seyn." ,,Allc Journalisten und Kritiker sind von jeher die Ovfer solcl'es Undankes gewesen; die Virtuosen alle. sämmtlich, durch die Bank, vci-einigen sich noch in »inem „allgemeinen Virtuolenthum," in „der-Virtuosität des Undankes!!" Alle ohne Ausnahme, d.,ö eben ist ihre größte Virtuosität!" „Es gäbe nut ein Mittel: Die Journalisten alle zufammln müßten ein Ercmvel statuiren und untet sich abmachen:" „In den nächsten secks Jahren wird von Künstlern gar nickt gesprochen, von gar keinem!" Nenn die sämmtlichen Journalist«-», das consequent durchführen, dann werde,, die Virtuosen einseyen, daß sie ol,?ie Journalistik null und nicktia. daß sie nur leben von und durck die Journalistik, daß ihr Ruf, ihr momentaner Ruhm, ja ihre ..Orden und Bänder/' die sie als „ungeheuere Ironie der Literatur" in den Knopflöckern baumeln haben, ihnen nur von und durch die Journalisten verliehen worden sind, und sie werden mit Zähnklavpern einsehen, daß „das Wort und der Geist" die ersten Mächte sind und sie nickts sind, als die P utzm a cheti n en des Wortes und di« Kammerjung fern des Geistes!" Wir möckten im Gcklusiabsatze dieses Artikels, Wo es heißt: „Da,,,, werden die Virtuosen einsehen, daß sie ohne Journalistik null und nichtig, daß sie nur leben von und durch die Journalistik," den Herr,-" Virtuosen nur noch die Theaterdirectorrn anreiben, die der geistreiche Verfasser zu n,-nnen vergessen. Leop. Kordesck, Verleger: Igna; Alois Edler v. Klein ,« a y r.