g für wahre Christen. Mahre, merkwürdige Geschichte von den armen Keele» im Fegefeuer. Druck u. Verlag vonJg. v. Klemmahr L F. Bamberg. 1887. Der Muke nhm' gulg Merke, ukine Merke k>erNarinljerzigkeii, ist lvkll. Jak. 2., 26. V. „Gleichwie die Barmherzigkeit gegen dm Leidenden ein gewisses Zeichen der ewigen Seligkeit ist, ebenso ist die Unbarmherzigkeit oft ein Zeichen der ewigen Verwerfung," wie bei Matth, im 25. B. Reine Liebe zu Gott und Barmherzigkeit gegen den leidenden Mitmenschen ans Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott und gewisse Zeichen der ewigen Seligkeit; denn Jesus sprach: „Selig sind die Barmherzigen, denn sic werden an dem großen Gerichtstage Barmher¬ zigkeit erlangen." Matth, im 5. V. „Wahrlich, wahrlich sage ich euch, Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht ver¬ gehen." Luk. 21., 25. — 33. V. Jesus sprach auch: „Wahrlich sage ich euch, was ihr den Armen in meinem Namen gethan, das habt ihr mir gethan." Matth. 25. V. Liebe Christen! Ich frage euch daher, welche sind die wahren, größten armen Verlassenen, die 3 der Barmherzigkeit am meisten bedürftig sind? — Die größten und beweinenswürdigen Armen sind die armen Seelen im Fegefeuer, welche in ihren großen Leiden unaufhörlich zu uns um Hilfe und Barmherzigkeit rufen. Wohl dir, mein Christ, wenn du einst am großen Gerichtstage reich an Werken der Barm¬ herzigkeit vor dein gerechten Richter Jesu erschei¬ nen wirst! Wohl dir, dann hast auch du gewiß Barmherzigkeit zu hoffen. Matth. 5. V. Ja wahrlich, nur reine, heilige Liebe zu Gott und Barmherzigkeit gegen den leidenden Mitmen¬ schen aus Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott und das gewisse Zeichen der ewigen Seligkeit. Wünschest dn nun, christliche Seele, auf deinem Todtcnbcttc in der letzten Stunde deines Lebens, wovon die glückliche oder unglückliche Ewigkeit abhängt, in diesem fürchterlichen Augen¬ blicke, allwo die schreckliche Holle ihre ganze Macht aufbietet, nm deine arme Seele in ihre Fallstricke zu stürzen und dich ewig unglücklich zu machen; wünschest du wohl damals Hilfe, wahre Bc- schützung und Fürbitte zu haben, welche dich in dieser Augst nicht verlassen, sondern mit Trost in die glückliche Ewigkeit begleiten werden: o! so erzeige dn jetzt Barmherzigkeit, reiche auch du jetzt deine barmherzige Hand den armen leidenden 4 Menschen, denn Barmherzigkeit aus Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott. Liebe Christen! Die armen Seelen im Fege¬ feuer, diese erbarmungswürdigen Seelen sind in größter Armuth, in allergrößten Leiden, in sol¬ chen Leiden, die kein menschlicher Verstand fassen, noch begreifen kann; ach Gott, sic weinen und rufen ohne Aufhören zum Himmel und zu uns Christen: „O erbarmet euch! erbarmet euch über uns, wir leiden schreckliche Marter", um Hilfe und Barmherzigkeit; doch gedenke, lieber Christ, daß unter diesen leidenden armen Seelen ganz gewiß anch einige deiner Angehörigen, Vater, Mutter, Schwester und Freunde sich befinden, welche un¬ aufhörlich mit weinenden Augen uin Hilfe rufen. O! wohl dreimal selig sind jene frommen Christen, welche diese großen Freunde Gottes von ihren großen Leiden retten und zum Himmel behilflich sind, wohl ihnen, ihr Lohn ist groß im Himmelreich. Lieber Christ, gedenke, wie viele Schätze für die Ewigkeit, für den Himmel kannst du für deine Seele sammeln, wenn du sie durch Gebet und gute Werke von ihren großen Leiden und Martern rettest. Ja glücklich, über alles glücklich schon hier¬ auf Erden zeitlich, und noch viel mehr einst jen¬ seits des Grabes sind jene Christen, die aus Liebe zu Gott denen armen Seelen Barmherzigkeit er- s weisen; denn keiner legt sein Gebet nnd gute Werke besser und verdienstlicher an, als Derjenige, der seine guten Werke für die armen, leidenden Seelen im Fegefeuer, vereiniget mit den heiligen Leiden Jesu und durch Fürbitte Maria, dem himmlischen Vater opfert; gedenke mein Christ, so viele Seelen du durch gute Werke zum Him¬ mel beförderst, so viele Fürbittcr wirst du bei Gott in deiner letzten Sterbestunde haben. Der heilige Ambrosius spricht, daß alles dasje¬ nige, was man für die armen Seelen mit den Verdiensten Jesu Christi aufopfcrt, alles dieses gänzlich anch zu unfern Verdiensten ver¬ wandelt wird und wir wegen solchen guten Wer¬ ken nach dem Tode das hundertfältige Merkmal von Gott empfangen werden, indem Jesus selbst sprach: „Was ihr den Armen in meinem Namen gcthan, das habet ihr mir gethan." Matth. 25. V. D i o n i s i n ö, ans dem Karthäuscr-Orden, hat nach seinem Tode schriftlich hinterlassen, näm¬ lich: daß die heilige Jungfrau Gertrand alle Tage früh Morgens den armen Seelen im Fege¬ feuer ans christlicher Liebe alles im Namen Je s u geschenkt hat, was sie durch ihre guten Werke, durch ihr Gebet nnd Bußwcrke verdienen würde, nnd als endlich der Tod sich ihr näherte, wurde sie von ängstlichen Gedanken überfallen, s welche in ihr der höllische Geist erweckt hat und ihr vor die Augen stellte, daß ebenfalls derglei¬ chen Pein im Fegefeuer auf sic warte, weil sie so unvorsichtig gehandelt und alle ihre guten Werke den armen Seelen im Fegefeuer geschenkt hat, und eben in diesem Augenblicke, da sich die heilige Gertraud in diesen Acngstcn befand — siche, da erschien ihr Jesus — welcher sic tröstete und zu ihr sprach: „Meine Tochter Gertraud, damit du wissest, wie angeuehm mir deine große Liebe, die du gegen die armen Seelen im Fege¬ feuer bewiesen hattest, gewesen sei, siche, so schenke ich dir zu deiner Belohnung alles, was du noch zu leide« hättest. --Ich will auch dazu deine Glorie im Himuicl noch mehr vergrö¬ ßern und es veranstalten, daß alle diese durch dich erlösten Seelen in deinem Tode dir entgegen kommen und deine Seele unter freudenreichen Danksagungen in den Himmel begleiten werden." — O! unendliche Güte Gottes. Ja wahrlich, alle guten Christen, welche in ihrem Leben öfters mit Gebet und gnten Werken den armen Seelen im Fegefeuer Hilfe leisten, werden zur Zeit ihres Todes gewiß kein langes Fegefeuer haben; sie werden mit Trost erfahren, wie lieb und angenehm cs dem guten Gott war, daß sic ans Liebe zu Gott sich der armen Seelen erbarmt und durch gute Werke die armen Seelen 7 von ihren Martern gerettet haben. Eben diese Seelen, liebe Christen, werden ench auch damals nicht verlassen, so ihr einst an diesen schreckli¬ chen Ort kommen werdet; diese erlösten Seelen werden unaufhörlich um Gnade und Barmher¬ zigkeit für euch bitten, bis sie Gott erhören und euch auch desto früher zur himmlischen Freude und ewigen Seligkeit anfnehmen wird. Denn gleichwie die Barmherzigkeit gegen den Leidenden ein gewisses Zeichen der ewigen Seligkeit ist, ebenso ist die Unbarmherzigkeit oft ein Zeichen der ewigen Verwerfung; wie Christus bei Matth, im 25. V. sprach: „Ich war hungrig und arm, uud ihr habet mich nicht gespeist", und so wird einst das schreckliche Wort des ewigen Richters gegen die Unbarmherzigen erschallen, nämlich: „Weichet von mir!" ach Gott, wohin? „in das ewige Feuer." — Die heilige Schrift beweiset uns, daß unter allen heiligen Tugenden die Liebe zu Gott die größte Tugend sei, uud diese wahre heilige Liebe zu Gott den Leidenden Barmher¬ zigkeit erweiset. Niemand aber ist der Barm¬ herzigkeit mehr bedürftig, als die armen ver¬ lassenen Seelen im Fegefeuer, denn diese armen Seelen können sich selbst imgeringsten nichthelfen. Gedenke, was für einen großen Verdienst wirst du nur großen Gerichtstage finden, wenn du früh und Abends alle deine guten Werke und 8 Gebete vereiniget mit den Leiden Jesu dem himm- ' lischcn Vater anfopfcrn würdest; ja weit größer» . Verdienst hast du zu hoffen, als wenn du sol- chcs nur für dich selbst anfgeopfcrt hättest. Wir lesen auch in mehreren Büchern von einem Edelmann, welcher ein großer Gutthätcr der armen Seelen war. Dieser wurde einmal im Schlafe aufgeweckt und ermahnt, er solle allso- gleich zu seinem Beichtvater gehe» und eine Beicht ablcgen, indem er sodann sterben werde. Auf diese Stimme machte sich der Edelmann ans, ging zu seinem Beichtvater und erzählte den Vorfall; nachdem er sodann seine Beicht verrichtet und das allerhciligstc Altar-Sakrament mit Andacht em¬ pfangen hatte, starb er augenblicklich dahin; Wahl ein seliger Tod. v. Narein äo Oruss vom. I. g. Ebenso lesen wir auch von einem frommen Manne. Dieser fiel in eine tödtlichc Krankheit, die Kräfte des Leibes nahmen ab nnd das Ge- miith wurde mit vielen schweren Gedanken beäng¬ stiget. In diesem angstvollen Kampfe sah dieser fromme Mann viele weißgekleidete Männer da- herkonimcn, welche sich alle um das Kranken¬ bett mit freundlichem Benehmen stellten und zu ihm sprachen: „Fürchte dich nicht, den wir kom¬ men, dir in deinem letzten Kampfe bcizustehcn." Der Kranke wurde durch diese Worte getröstet, weinte vor Freuden und fragte, was dieses be- 9 deute? — „Wir sind/' antworteten sie, „die See¬ len, welche dn mit deinem Gebete und guten Werken gegen Himmel befördert hattest; jetzt sind wir hier, dich gleichfalls zu schützen nnd dir Hilfe zu leisten und dich in das himmlische Vaterland zu begleiten." Sich', er starb und starb glücklich, lind fuhr mit ihnen ohne Zweifel zum ewigen debcn. 1^. Viuct. k*. GrcgvrinS, ein rcgutirter Chorherr, schreibt Folgendes: „Einer armen Frau, die sich ohnehin mit ihren Kindern ärmlich dnrchbrachtc, wurde noch dazu ihr Ehemann Schulden halber in das Gefäugniß geworfen; dadurch stieg ihr Elend auf'S höchste, indem sic nicht nur ihre Kinder ernähren, sondern auch ihren armen Mann aushaltcn sollte. In dieser großen Noth begab sie sich mit weinenden Augen in die Kirche, um da Gott, dem Vater der Armen, ihre Noth zu klagen; als sie nun da mit Weinen und Bitten ihr Herz vor Gott anögoß, fiel ihr auf einmal ein, wie auf Eingebung des Schutzengels, daß die armen Seelen im Fegefeuer ihren Wohltä¬ tern in der Noth große Hülfe leisten; sie faßte daher ein großes Vertrauen auf Gott und nahm sogleich ihre noch übrigen paar Kreuzer und ließ dafür eine heilige Messe für die armen Seelen lesen, welcher Messe sie auch selbst mit Herzens- 10 andacht beiwohnte. Als nun die Andacht beendet war, ging sic fort; da begegnete ihr bei dem Kirchenthorc ein ehrwürdiger alter Herr, der sic frcnndlich anredetc nnd sie fragte, warum sic so sehr betrübt sei; sic erzählte ihm ihr Unglück, worauf er ihr einen Bries gab, den sie einem ade¬ ligen Herrn in der Stadt übergeben solle, welcher ihr aus der großen Noth gewiß helfen werde; dar¬ auf verschwand der alte Herr vor ihren Augen. Da sie den Brief dem Herrn ungesäumt überreichte, fragte dieser sogleich, heftig erstaunt, indem er die Schrift seines verstorbenen Vaters erkannte, woher sie den Brief habe? sic antwortete, daß ein bejahrter, ansehnlicher Herr ihr selben bei der Kirche gegeben habe. Nachdem der Herr den Brief geöffnet, fand er darin diese Worte: „Mein „Sohu! Jetzt geht dein Vater aus dem Fegefeuer „in's Himmelreich, vermittelst einer bcil. Messe, „welche diese arme Fran hat lesen lassen, ich em¬ pfehle sie daher dir am besten an, sei dankbar „und belohne sie reichlich, denn sic hat es ver¬ dient nnd höchst nothwendig." Dieser gute Herr las diese Zeilen mehrmals durch, unter einem Strome von Frendcuthrünen und himmlischem Droste, nnd sagte dann der glücklichen Ucbcrbrin- gerin: „O gute Fran! Ihr habt mit wenigem Almosen meines Vaters größtes Gluck bereitet, ich will es euch auch reichlich vergelten; ich ver- 1l sichere euch, daß weder euch noch eueren Kindern bei nur je etwas mangeln soll bis in den Tod." O Gott! Was für ein großer Trost und himmlische Freude in der Sterbestunde für jene guten Christen, welche die armen Seelen durch ihr Gebet und guten Werke Non ihren schrecklichen Leiden gerettet und zum Himmel behilflich waren ; allen Jenen ist der Himmel gewiß nahe. Freuet euch, liebe Christen, die ihr diese große Barmher¬ zigkeit in euerem Lebeu ausübt; freuet euch, denn euer Lohn ist groß im Himmel und euere Freude wird euch in alle Ewigkeit Niemand nehmen können. Der heilige Iwo, Advocat der Armen, war der Barmherzigkeit dergestalt ergeben, daß er allezeit einen oder den andern Armen an seiner Tafel speiste. Einmal kam gar ein armer alter Mensch vor sein Thor nnd bat um ein Almosen. Der Advoent lud ihn sogleich mit Freuden znr Tafel. Der Arme saß an der Seite des Advoca¬ te», aß aber sehr wenig; da man endlich vom Essen anfstand, bemerkte der Advocat, daß des Bettlers Angesicht immer schöner nnd glänzender wurde, also zwar, daß er diesen großen Glanz bald nicht mehr ertragen konnte, worauf dieser verstellte Bettler, so Christus war, den Advoca- tcn liebreich umfangen, geküßt und diese Worte IL gesprochen hat: „Der Herr ist mit dir!" woraus er verschwand. Siche nun, christliche Seele, wie lieb und au- . genehm die Werke der Barmherzigkeit vor Gott sind, welche aus Liebe zu Gott zum Heile der armen Seelen im Fegefeuer geschehen, wodurch du dir unendlich große Schätze für den Himmel sammeln kannst. Ich sage dann noch einmal: „Reine Liebe zu Gott und Barmherzigkeit gegen den leidenden Mitmenschen aus Liebe zu Gott, das ist das größte Opfer vor Gott und gewisse Zeichen der ewigen Seligkeit;" denn Jesus sprach: „Selig sind die Barmherzigen, denn sic werden an dem großen Gerichtstage Barmherzigkeit erlangen." Matth, im 5. B. „Wahrlich, wahrlich sage ich euch, Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen." LnkaS 2l., W. — 33. V. Jesus sprach auch: „Wahrlich sage ich euch, was ihr den Armen in meinem Namen gcthan, das habt ihr mir gcthan." Matth. 25. B. nuurrnc/c