Vinko Šribar Razvoj srednjeveške keramike na Otok upri Dobravi — Freizinški trg Gutenwerth Pri arheoiošlichen Keramik in Otok bei Dobrava — dem Freisinger Marktflecken Gutenwertli Anläßlich der archäologischen Ausgrabungen des Narodni muzej in Ljubljana in Otok bel Dobrava in den Jahren 1967 bis 1971 v\^urde reichliches keramisches Material zutage gebracht, das wir in drei Gruppen einteilen: 1. In der ersten Gruppe ist die Keramik aus sechs Sonden, die wir über das ganze Area! von Otok verteilt haben. 2. Die zweite Keramikgruppe stammt aus dem Bereich, das wir systematisch im Südteil der Siedlung, d. h. am linken Ufer des ehemaligen Flußbettes der Krka dem Dorf Drama gegenüber aufgedeckt haben. Wie aus dem Bericht zu ersehen ist,' wurden in diesem Bereich eine vorromanische und romanische Kirche, eine Gerberei, ein große Eisen- werkkomplex sowie eine Straßendecke entdeckt. Hier ist bisher die zahlreichste Keramik gefunden worden, die bis ins späte 10. Jh. reicht. Dieses Areal nennen wir Grabungs- feld 1. 3. Die dritte Keramikgruppe kommt aus dem Areal, das wir systematisch im zentralen Teil von Otok abgetragen haben. Den größten Teil nimmt die Straßendecke ein, wo jedoch Keramil< nur spärlich vertreten war. Die meiste rührt aus den Gebäuden her, die wir westlich von der Straßendecke aufzudecken begannen. Die wissenschaftliche Problematik, die dabei ausgelöst wird, ist sehr umfangreich. Wir können uns nicht rühmen, die hoch- und spätmittelalterliche Keramik in Slowenien be- sonders gut zu kennen, denn außer der Veröffentlichung von R. Ložar,^ welche das Bild der spätmittelalterlichen Töpferei in Slowenien nur auf Grund von Einzelfunden aus unter- schiedlichen Fundstätten rekonstruiert, haben wir bisher über kein Fundgut verfügt, das alle Entwicklungsstufen der mittelalterlichen Keramik in einem Fundort dokumentiert hätte. Ložars Rekonstruktion ist auf der typologischen Kompilation von Keramikwaren aus unter- schiedlichen Fundorten begründet.^ Jetzt wird im Raum innerhalb der Sozialistischen Republik Slowenien (SRS) zum ersten Mal Keramik mit deutlichem Entwicklungsumriß vom Übergang aus dem frühen ins hohe sowie durch das ganze Spätmittelalter zutage ge- fördert." Nach den bisherigen Ermittlungen über die Siedlung Otok entstand diese am Übregang aus dem frühen ins hohe Mittelalter und lebte zur Zerstörung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Daraus ist zu schließen, daß es sich in den ältesten Schichten um Keramik handelt, die im Einklang mit der autochthonen altslawischen Überlieferung entstanden war und daß mit der Wandlung von Otok zum Freisinger Marktflecken Guten- werth eine neue Technologie und neue Formen ihren Weg in die Niederlassung fanden. Theoretisch müßte es beim Zusammentreffen beider Technologien zu einer Formensynthese zwischen den autochthonen und den neuen Formen gekommen sein, wobei jedoch sicher parallel damit unterschiedliche importierte Formen noch weiter lebten oder als Folge der veränderten Lebensweise neue entstanden. 32 Vinko Sribar Zvveifellos ist für uns augenblicklich am wichtigsten die Keramik aus der ersten Gruppe, da sie aus verschiedenen Teilen der Siedlung stammt und da wir sie katalogisch bereits bearbeitet haben.' Die ungefähr tausend Keramikstücke aus den Sonden stellen eine genügend große Grundlage dar, auf die wir uns beim Studium des typologischen und des zeitlichen Rahmens der Keramik in Otok stützen können. Als Ausgangspunkt zur Bearbeitung stellen wir die typologische Anordnung des gesamten Keramikmaterials auf. Erst nach der so durchgeführten Analyse würden wir die Keramik- typen nach den Planen eingliedern und so zur horizontalen Stratigraphie innerhalb jedes einzelnen Planums gelangen. Das Kartieren der einzelnen Keramiktypen mit Hinsicht auf Sonde und Planum würde uns das Verstehen der Ursachen für die Entstehung und Ent- wicklung der einzelnen Keramiktypen ermöglichen. Horizontale und vertikale Stratigraphie (Übersicht über die Keramikformen in Planum 1 und 2 und den Sonden 1—6) In Sonde 1 in der Tiefe des Planums 2 (rei. Tiefe bis 25 cm unter der heutigen Bonden- fläche) befanden sich folgende Formen: bikonische Töpfe der Formen Aa, Ab, Ae und Af, Gefäßböden der Untergruppen AAa und AAd, Schalen und Schüsseln der Formen Ba, Bb, Bd und Be reichlich sind vertreten die Krüge Ca, in geringerer Anzahl Cb, Cc und Ce. In der Sonde 1 A in der Tiefe des Planums 2 (rei. Tiefe bis 30 cm unter der heutigen Bodenfläche) wurden folgende Formen gefunden: bikonische Töpfe Aa, Ab, Ae und Af, Gefäßböden aller Typen außer AAa, Schüsseln Ba, Bb, Bd, Be und Bf, Krüge Ca, Cd und Ce. In Sonde 2 in der Tiefe des Planums 2 (rei. Tiefe zwischen 20—30 cm unter dem heutigen Erdboden) waren folgende Formen: bikonische Töpfe Aa, Ab, Ae und Af, Gefäßböden AAb und AAc, Gefäße der B-Gruppe stehen aus, Krüge Ca und Ce, besonders interessant noch wegen ihrer fast vorgeschichtlichen Form Ofenkacheln der Gruppe D. In Sonde 3 in der Tiefe des Planums 1 (rei. Tiefe 40 cm unter dem heutigen Erdboden) fanden sich folgende Formen: bikonische Töpfe aller Untergruppen außer Typ Ac, Gefäßböden aller Untergruppen AAa—AAd, Schalen der B-Gruppe des Ba-, Bb-, Bc- und Be-Typs, Krüge der Ca- und Cc-Form, Kachel der Gruppe D, emaillierte Keramik der Gruppe E. In Sonde 4 in der Tiefe des 2. Planums (rei. Tiefe zwischen 50 und 60 cm unter dem heutigen Erdboden) kamen folgende Formen zutage: Razvoj srednjeveške keramike na Otoku pri Dobravi 33 bikonische Töpfe, doch nur Aa- und Af-Formen, Gefäßböden, lediglich die Formen AAb und AAc, Schüsseln der Bb-, Bc- und Bd-Form, Krüge, nur die Ca-Form. In Sonde 5 in der Tiefe zwischen Planum 1 und 2 (rei. Tiefe 50—60 cm unter dem heutigen Erdboden) waren folgende Formen: bikonische Töpfe aller Formen außer Ac, Gefäßböden aller Formen von AAa—AAd, Schalen Ba, Bb, Bc und Bd, Krüge der Ca-, Cb- und Ce-Form, Kacheln der D-Gruppe, Bruchstücke von emaillierter Keramik der Gruppe E. In Sonde 6 in der Tiefe der Planen 1 und 2 (rei. Tiefe 100—200 cm unter dem heutigen Erdboden) waren folgende Formen vertreten: bikonische Töpfe der Gruppen Aa, Ab, Ae und Af, alle Gefäßböden der Gruppe AA außer AAa, alle Schalenformen außer Ba und Bg, Krüge der Formen Ca, Cc, Cd und Ce. Wenn wir unsere im vorigen Absatz angeführten Feststellungen zusammenfassen, gewinnen wir folgendes Bild der horizontalen Stratigraphie in den Planen 1 und 2 in sämtlichen Sonden: Das bikonische Töpfchen der Formen Aa und Ab war enthalten in den Sonden 1, 2, 3, 5 und 6, doch nicht in Sonde 4. Die Formen Ac und Ad sind Ausnahmen, doch gleichzeitig mit den Formen Aa und Ab und finden sich nur in den Sonden 3 und 6. Allen Sonden gemein- sam und zahlenmäßig am meisten verbreitet ist die Form Ae, d. h. das bikonische Töpf- chen mit trichterförmigem Mund und sehr bewegtem Außenrand. So stellen wir fest, daß im Horizont der Planen 1 und 2 die bikonischen Töpfchen Aa und Ae führend sind. Im gleichen Horizont und natürlich in gleichzeitigem Gebrauch sind die Schüsselformen Ba, Bb, Bd und Be. In der Hauptsache sind sie in allen Sonden gleich verbreitet, außer in Sonde 4, wo lediglich die Form Bb vorkommt. Krüge stehen zu dieser Zeit sehr zahlreich im Gebrauch, und zwar die Formen Ca, Cb und Cc. Für diesen Horizont ist charakteristisch auch das Erscheinen von Ofenkacheln. Im Areal von Otok sind die unterschiedlichen Typen sehr ungleichmäßig verbreitet, doch die Form des bikonischen Topfes mit trichterförmigem Mund der Gruppe Ae ist allen Sonden und dem Gesamtraum von Otok gemeisam. Dasselbe gilt auch für die Schüsseln der Gruppe Bc, die den heutigen Suppentellern ähnlich sind. In Sonde 4 bemerken wir z. B. die völlige Abwesenheit fast aller Keramikformen in Planum 1 und 2, außer dem bikonischen Töpfchen Ae und der Schüssel Bc. Für Planum 1 und 2 fehlt uns eine unmittelbare archäologische Dokumentation für die zeitliche Einordnung, deshalb müssen wir uns mit der auf Überlieferung und Tatsache begründeten Hypothese zufriedengeben, daß der jüngste Kulturhorizont aus der Zeit unmittelbar vor der Vernichtung von Gutenwerth durch die Türken ist, d. h. er fällt in die zweite Hälfte des 15. Jh., vielleicht jedoch schon ans Ende des 14. oder an den Beginn des 15. Jahrhunderts. Diese Zeit der Einordnung steht mit der Erkenntnis in Einklang, daß die Formen Ab und Ae des bikonischen Töpfchens, die Schüsselformen Bb und Be, die Krüge der Form Ca sowie die Ofenkacheln zu den fortschrittlichsten und bestent- wickelten Keramikformen des Spätmittelalters gehören. Für alle aufgezählten Formen kann mit Sicherheit behauptet werden, daß sie der Zelt vor dem Jahr 1473 angehören, als Gutenwerth durch die Türken zerstört wurde. 3 — Slovenski etnograf ^ 34 Vinko Sribar In den tieferen Horizonten ist die Zahl der Keramikfunde außerordentlich spärlich. Auch der Formenschatz ist unvergleichlich geringer als wir in der Tiefe des Planums 1 und 2 feststellen konnten. In den Sonden gibt es noch Keramik aus den Planen 3 und 4. In Sonde 1 legt das Planum 3 bis 70 cm unter dem heutigen Erdboden, in Sonde 2 ist es 60 cm unter den Erdboden und in Sonde 6 bis zu 1,3 m unter dem Erdboden. In den übrigen Sonden, d. h. in den Sonden 3, 4 und 5, gab es kein Planum 3. In Sonde 1 ist in der Tiefe des 3. Planums das bikonische Töpfchen Ae vertreten, doch nur mit einigen Exemplaren, wogegen dem Typ Af angehörende Bruchstücke sehr zahl- reich sind. Von den Schüsseln erscheint hier nur die Untergruppe Bd. An der Schüssel des Typs Bd erscheint eine außerordentlich schöne Wellenlinie und das Andreaskreuz, und zwar als Verzierung am Gefäßboden. Das basische Merkmal des Planums ist im Vorkommen des Töpfchens Af zu sehen, das schon eine fortschrittlichere Stufe dieses Topftyps darstellt, sowie in der Schalle mit einem seiner Ausführung nach dem Mundtyp des bikonischen Töpfchens Af analogen Mundrand. Überraschend ist auch die neue Anwendung und Ausführung der Wellenlinie. In Sonde 2 finden wir in der Tiefe des 3. Planums nur das bikonische Töpfchen Af, ebenso auch in Sonde 6 im selben Planum. Eine Überraschung bietet die Abwesenheit von Schüs- selformen, was dem Charakter des Raumes, wo die 2. und 6. Sonde waren, zuzuschreiben ist, nicht aber der Zeit, aus der sie stammen. Die Form Af des bikonischen Töpfchens ist das gemeinsame Merkmal des Planums 3 in den Sonden 1, 2 und 6. In Planum 4, das sich in Sonde 1 in einer Tiefe bis 1 m unter dem heutigen Erdboden befindet, und in Sonde 2, die bis 80 cm unter dem Erdboden ist, werden wir die Keramik nur in der Tiefe des Planums 4 besprechen. In Sonde 1 dieses Planums kommt nur die Form Af vor. In Sonde 2 erscheinen im Planum 4 die Untergruppen Ae und Af der biko- nischen Töpfe. Alle übrigen Formen fehlen. Charakteristisch für beide Sonden ist das Vorkommen des Töpfchens der Af-Form. Chronologie Bei der typologischen und chronologischen Darstellung der Keramik aus Otok haben wir Entstehung und Länge der Fortdauer der einzelnen Formen durch die Planen begrenzt und versucht, im Rahmen der einzelnen Planen die gleichzeitigen Formen zu fixieren. Dies sind die zwei Grundelemente für die zeitliche Einordnung der einzelnen Keramik- typen von Otok im allgemeinen. Für die Datierung der einzelnen Planen durch Eisenfunde, Architekturüberreste, Gehfläche und Straßendecke kann behauptet werden, daß der jüngste Horizont der Kulturschicht in Otok mit der Zeit des Untergangs von Gutenwerth im Zusam- menhang steht. Obwohl diese Siedlung im Jahr 1473 durch die Türken zerstört wurde," dürfte das Leben in Otok noch eine Weile fortgedauert haben, doch spätestens bis Ende das 15. Jahrhunderts. Diese Angabe könnte die obere jüngste absolute Zeitgrenze bestimmen .In den Sonden 1 und 1a ist dies die Schicht zwischen Planum 1 und 2, in der Sonde 2 befindet sie sich direkt auf der Oberfläche des Planums, in Sonde 3 in der Schicht zwischen Planum 1 und 2, in Sonde 4 am Übergang aus Planum 2 ins Planum 3 in Sonde 5 in den niedrigeren Lagen der Schicht zwischen Planum 1 und 2 und in Sonde 6 in der Schicht am Übergang aus Planum 1 ins Planum 2. Das Erscheinen gemauerter Architektur in den Sonden ist wahrscheinlich mit der Zeit verbunden, als die Siedlung Otok der Freisinger Marktflecken Gutenwerth wurde, das ist de Zeitraum der Romanik im 12. oder am Beginn des 13. Jahrhunderts." Aus der Zeit der Vorromanik gibt es im bisher ausgehobenen Teil keine anderen Überreste; dies ist wohl dem zuzuschreiben, daß die Sonden zufällig gerade an einer Stelle sind die zur Zeit der Vor-Freising Niederlassung in Otok weder besiedelt noch irgendwie anders verwendet wurde." Razvoj srednjeveške keramike na Otoku pri Dobravi 35 Zu einer Rahmendatierung für die Schichten in den Sonden gelangen wir auch auf Grund der Kleinfunde, unter denen die Schlüssel zweifellos am charakteristischsten und zeitlich am leichtesten einzuordnen sind. So wurde in der Schicht zwischen dem 2. und 3. Planum in Sonde 1 ein eiserner Schlüssel mit Raute in Form eines Eselsrückens gefunden. Das Auftreten eines derartigen Schlüssels kann in unserem Raum verhältnismäßig sehr früh sein; er könnte sogar früher entstanden sein, als die gleich gestalteten Bögen in der Kirchen- oder Profanarchitektur. Falls diese Form von deutschsprachigen Handwerkern mitgebracht wurde, dann käme die zweite Hälfte des 13. Jh. für die Datierung dieses Horizonts der Kulturschicht von Otok in Betracht. Im Fall jedoch, daß als Vorbild für diesen Schlüssel ein bei uns schon erbauter Bogen diente, dann ist die Zeit des 13. Jh. entschieden zu früh angesetzt, denn diese Form beginnt bei uns erst in der zweiten Hälfte des 14. oder in der ersten Hälfte des 15. Jh. zu erscheinen." Die frühzeitigere Datierung, d. h. das 13. oder die erste Hälfte des 14. Jh. scheint eher annehmbar zu sein, da die Schicht zwischen dem 2. und 3. Planum, wo der Schlüssel gefunden wurde, tief unten In der Kulturschicht liegt, was bei einer späteren Entstehungszeit nicht möglich wäre. Bereits jetzt, bei der Besprechung der Keramik aus den Sonden, wissen wir, daß wir bei der komplexen Bearbeitung der Otok-Keramik, die erst nach dem Abschluß der Grabungen erfolgen wird, die einzelnen Schichten und Planen mit weit größerer Zuverlässigkeit werden datieren können. Im Grabfeld 1 haben wir mit den Überresten der romanischen und vor- romanischen Kirche eine zuverlässige zeitliche Scheidelinie gewonnen, ebenso auch mit der Straßendecke in Grabfeld 2 usw. Im Areal des Grabungsfeldes 1 war aber die Sonde 2 in jenen Bereich eingeschlossen, wo wir systematische Grabungen durchgeführt haben, und so worden dafür jene Scheidelinien gültig sein die wir im Lauf der späteren Unter- suchungen entdeckt haben. Der bisherige Versuch einer zeitlichen Einordnung der Kulturstratigraphie von Otok hat uns zu einem Zeitrahmen geführt, für den wir die ungefähre untere und obere Grenze bestimmt haben. Die Zeitmitte zwischen beiden Grenzen, die wir durch ein arithmetisches Verfahren gewinnen, stimmt mit der Datierung des Schlüssels mit Raute in Form eines Eselsrückens überein. Diesen Zeitrahmen, für den wir einstweilen drei zeitliche Scheide- linien bestimmt haben, können wir auch noch mit den Datierungen der einzelnen Keramik formen ergänzen, die wir durch Analogien mit den Keramikformen im Gebiet von Slowenien oder außerhalb seiner Grenzen auf Grund der von R. Ložar zusammengestellten Übersicht erhalten. Dieser Autor hat sich bei seiner Datierung auf Fragmente aus einzelnen Fund- orten in Slowenien gestützt, wie auch auf der Grundlage von Analogien außerhalb des slowe- nischen Raumes datiert. Seinen Typ I z. B., der seiner Form nach den bikonischen Töpfchen der Untergruppen Aa und Ab analogisch ist, hat er in den Rahmen des 12. Jh. gestellt, was in Gänze den Vorstellungen über das Erscheinen dieses Töpfchens in Guten- werth entspricht, wen auch diese Form, trotz der typologischen Entwicklung, noch weiter bis ans Ende des Spätmittelalters andauert. Ziemlich genau hat Ložar, nach fremden Analogien, die bikonischen Gefäße mit nach auswärts gebogenem Mund und profiliertem Rand datiert. Dies ist seine Gruppe 3, die im Grunde unseren Untergruppen Af, Ae und Ag entspricht. Ložar ordnet sie ins 14. Jh. ein.'< Diese Einordnung fällt mit der zeitlichen und stratigraphischen Analyse zusammen, die wir anläßlich der Beschreibung dieser Typen durchgeführt haben. An dieser Stelle werden wir keine eingehenden zeitlichen Einordnungen und Vergleiche mit den übrigen Fundstätten in unserem Raum und mit fremden Analogien vornehmen. Das wird zweck- dienlicher dann erfolgen, wenn ein vollständiges Entwicklungsbild der Einzelformen vom 10. bis zur zweiten Hälfte des 15. Jh. vorliegen wird. So können Korrekturen vermieden werden, die durch neu entdecktes Material bedingt würden. Das Problem der Beziehungen des Krkatals zum übrigen mitteleuropäischen Raum wird dann auch aus dem Blickpunkt der anderen Betätigungen des Menschen beleuchtet sein, deshalb wird die Frage der Analogien für unser Material weit klarer sein. 3* 36 Vinko Sribar Die Analyse führen wir jetzt deswegen durch, damit wir bereits zu diesem Zeitpunkt eine gewisse typologische und zeitliche Vorstellung von der großen Menge des ausgegrabenen Materials hätten, was beim weiteren Studium jedenfalls willkommen sein wird. Das gleiche gilt auch für die anderen Keramikfarmen, die wir im typologischen Abriß beschrieben haben, wie z. B. die Schüsseln und Krügen ähnlichen Formen der Gruppen B und 0. Ložar hat sich bei seiner Besprechung unserer Töpferei bei diesen zwei Formen mit der einfachen Feststellung begnügt, daß diese zwei Formen erst im 14. oder 15. Jh. in Erscheinung treten.'" Angesichts der Tatsache, daß aus Grabungsfeld 1 eine sehr umfangreiche Keramikgruppe vorliegt, für die der zeitliche und typologische Rahmen breiter und genauer ist, wird es besser sein, wenn wir uns augenblicklich nich in eingehende typologische und genetische Studien einlassen, in den zwei ausgehobenen Gerbergruben im Grabungsfeld 1 findet sich Keramik, die stratigraphisch, zeitlich und funktionell völlig bestimmt ist. Hier sind noch Fragmente aus den Eingrabungen für einen Schmelzofen für Bronze oder die stratigra- phisch neidrigsten und zeitlich ältesten Fragmente mit Wellenlinie, die zuverlässig ins späte 10. oder spätestens an den Beginn des 11. Jh. gehören. Dies sind aber Elemente, die das Bild der Otok-Keramik nicht nur ergänzen, sondern in mancherlei Hinsicht auch ändern. Diese beiden Elemente haben wir jedoch bei der typologischen Darstellung der Keramik aus den Sonden nicht berücksichtigen können. Der Zusammenhang der Töpferei des frühen und des hohen Mittelalters in Otok ist un- bestreitbar, folglich wird man beides nur im Licht der Ermittlungen betrachten dürfen, die das Gesamtmaterial ergibt. Die Anzahl der Keramik und ihr unbestreitbares Alter aus dem Zeitraum vom 10. oder 11. Jh. bis zur zweiten Hälfte des 15. Jh. spricht zugunsten eines lokalen Gewerbewesens, das in unterschiedlichen Details vom allgemeinen Charakter der gleichzeitigen mittelalterlichen Töpferei abweicht. Dies ist die Folge seiner Verwurzelung in der altslawischen Keramik einerseits und der starken einheimischen keramischen Produktivität andererseits. Einige Keramikstücke aus dem Grabungsfeld 1 deuten auch auf vorgeschichtliche Vorbilder hin, wie auch schon Ložar in seiner Übersicht der Keramik in Slowenien vermutet hat." In letzter Zeit wurden größere Mengen von spätmittelalterlichen Keramikwaren auch bei anderen Grabungen gefunden, so z. B. anläßlich der Sondierungen auf Schloß Branik, auf dem Schloß von Celje usw. Einige Keramik wird auch durch Münzen datiert, z. B. auf der Insel in Bled. Das gleiche gilt für den reichen Fund spätmittelalterlicher Keramik aus Groblje in Dolenjsko (Unterkrain). Überall fallen gewisse gemeinsame Züge auf, doch daneben sehr ausgeprägte, für die genaue Chronologie un Typologie maßgebende Lokal- eigenheiten. Mit all diesen Angaben stützen wir den Standpunkt, daß wir uns beim Ein- ordnen der in den Sonden in Otok ausgegrabenen Keramik einstweilen nur auf ihren typo- logischen und stratigraphisch-chronologischen Abriß beschränken und sie endgültig erst nach der Besprechung der Funde aus den Grabungsfeldern 1 und 2 bearbeiten. Da die Ausgrabungsarbeiten in Otok voraussichtlich bis zum Jahr 1975 dauern werden und da der zeichnerische Teil des Katalogs der Keramik aus dem Grabungsfeld 1 im großen ganzen bereits vorbereitet ist, darf wohl vorausgesetzt werden, daß wir auf die Veröffentlichung der endgültigen Studie über die Keramik aus Otok nicht endlos lange werden warten müssen. Der vorliegende typologisch-chronologische Rahmen stellt für den Bearbeiter ein Schema dar, das bei der Bearbeitung des noch nicht veröffentlichten Materials lediglich zu ergänzen sein wird. Anderen soll aber diese Darstellung den Zeit- abschnitt bis zum Erscheinen der endgültigen Studie über die Otok-Keramik überbrücken helfen. Aus dem schematischen Abriß der Typologie der Keramik aus Otok sowie ihrer vertikalen und horizontalen Stratigraphie sind noch zahlreiche andere Erkenntnisse ersichtlich. Die Anzahl der Keramik z. B. steigt von den niedrigeren gegen die höheren Schichten an. Die größte Formenzahl war am Ende der Kulturschicht, bzw. unmittelbar vor dem Fall von Gutenwerth in Gebrauch. Razvoj srednjeveške keramike na Otoku pri Dobravi 37 Eine ausgeprägte Vermehrung der Formen setzt schon in der Tiefe des Planums 3 ein, d. h. im Rahmen des 14. oder Ende des 13. Jh., als Schüssel- und krugarltge Gefäßformen erscheinen. Der Umfang der Schüssel- und krugähnlichen Formen ist außerordentlich groß, doch erscheinen sie nie allein, sondern stets in Verbindung mit bikonischen Töpfen. Die Zahl der Keramik ist nicht im ganzen Areal von Otok gleich verteilt. So kommen z. B. in Sonde 2 nur bikonische Töpfe und Krüge vor. Sonde 2 aber liegt in einem aus- gesprochen erkennbaren Arbeiterareal im Rahmen des Grabungsfeldes 1, also ist dies das Geschirr, aus dem die Arbeiter wahrscheinlich an ihren Arbeitsplätzen aßen und tranken. Ähnlich verhält es sich mit Sonde 4, wo neben bikonischen Töpfchen und Krügen auch Schüsseln auftauchen, worin eine Anreicherung des Geschirrs zu sehen ist, das bei der Arbeit zum Essen diente. Interessant ist auch die Feststellung, daß In beiden Sonden, d. h. in der Sonde 2 und 4, diese Formen sehr früh vorkommen, bereits in der Tiefe des 3. Planums. In den Sonden 1, 1a, 3 und 5 sind fast alle Formen vertreten, mit dem Unterschied, daß in den Sonden 1 und 1 a die Verwendung aller Gefäßgattungen bereits in der niedrigeren Hälfte der Kulturschicht einsetzt, in den Sonden 3 und 5 dagegen unmittelbar vor dem Untergang der Niederlassung Otok. Obwohl die Situation in Sonde 6 dem Stand in den Sonden 3 und 5 ähnelt, ist diese Ähnlichkeit doch bloß formal, denn mit dieser Sonde nahmen wir einen Bereich in Angriff, der ohne Zweifel als Ablageort für Abfählle diente. Daraus würde man schließen, daß das Areal, wo die Sonden 1 und 1 a sind, der ältere Ansiedlungsraum war, der Teil mit den Sonden 3 und 5 aber der jüngere. Zur ersten Gruppe gehört auch das Areal der Sonden 2 und 4, doch ordnen wir es als Arbeits- gelände ein. Schüsselartige Keramikformen und unterschiedliche Krüge erscheinen in Otok erst in halbert Höhe der Kulturschicht. Mit voller Absicht unterlassen wir eine absolute chrono- logische Angabe, weil sie nur auf Grund der Ermittlungen in den Sonden allzu rahmenhaft wäre (13.—14. Jh.). Die vertikal-stratigraphische Darstellung auf der Übersichtstabelle zeigt, daß sich diese Anreicherung des Keramikvorrats nur auf den Wohnungsbereich der Siedlung Otok beschränkt (Sonde 1, 1 a, 3, 5 und 4?), was an sich selbst eine voll- ständige Handlung der Ernährungsweise und wahrscheinlich auch der materiellen Lage der Einwohnerschaft aussagt. Das fast gleichzeitige Aufkommen von zumindest zehn unterschiedlichen Schüsselformen ist jedenfaHs die Folge des von Grund aus sowohl materiell als auch kulturell gewandelten Lebens in Otok. Dieses Bild wird noch durch das Erscheinen von Ofenkacheln und emailliertem Geschirr vervollständigt. Mit diesen Angaben haben wir ohne Zweifel auf die Möglichkeit der Erforschung der Sozialstruktur der Einwohnerschaft von Otok und die ziemlich klare kulturelle Entwicklung hingewiesen, wie auch auf die Möglichkeit, uns in die kulturelle Entwicklung des Lebens in Otok zu vertiefen. Das, was wir mit der Keramik aus den Sonden nur angedeutet haben, wird zweifellos durch keramisches und anderes Fundgut der systematischen Grabungen in den Grabungsfeldern 1 und 2 ergänzt werden. So werden uns die archäologischen Kleinfunde aus der mittelalterlichen Siedlung Otok einen Einblick nicht nur in die ma- teriellen, sondern, auch in die historischen Geschehen der Siedlung Otok gewähren, die in der Geschichte des Mittellaufs des Krkaflusses in der Zeit zwischen dem 11. und dem 15. Jh. jedenfalls eine beachtliche Rolle gespielt hat. Die vorliegende Darstellung wird ihren Zweck nur im Fall erreichen, daß wir uns mit dem typologischen Abriß des in den Sonden im Jahr 1967 ausgegrabenen keramischen Materials begnügen und ihn als Einleitung in die endgültige Studie übre die Otok-Keramik auf fassen, auf die jedoch bis zum Abschluß der Grabungen gewartet werden muß. Die hier nur angedeuteten Probleme sind aber nur ein Teil der zahlreichen Probleme, welche die Keramik aus Otok in ihrem lokalen, regionalen und im allgemein slowenischen Rahmen auf wirft.