Beilage zur Laibacher Zeitung. H 38. " Fünfter Jahrgang. 23. Juli 2862. Es treiben zuchtlose Geister. 'ü-s treiben zuchtlose Geister Gern mit dcm Höchsten Spott — Sie kennen keinen Meister Und kennen keinen Gott. Sie können nnr verwirren, Ihnen fehlt der Quell des Lichts — Ihr Denken ist ein Irren, Ihr Schaffen ist ein Nichts. . Dcm Baum gleich nnd der Blume Pcdarf der Geist der Zucht, Soll er mit Ehr' und Nuhmc Blühen und tragen Frucht. Gnstel von Dlasewih. (Fortsetzung.) O ran von Vlasewitz hatte die zweite Polonaise mit dem Ritt- > meister getanzt, denn dieser hielt es für seine Pflicht, dem Vei- ' spiele seines Chefs zu folgen, so weit sich dieses nämlich auf die Polonaise erstreckte, denn übrigens tanzte er nicht, und die dritte hatte sie dem Premicrlieutcnant von der Infanterie zu- ^ gesagt; den ersten Nuudtanz bekam da»n ihr lieber Cousin, ! der ganz dasselbe Benehmen gegen sie beibehielt, wie es z schon bei ihrem ersten gemeinsamen Auftreten erschienen war. ^ Der Oberst hatte während dieses Tanzes pausirt, um desto rüstiger zu den andern zu bleiben, und in cinc Fensternische gelehnt, sah er mit gekreuzten Armen auf die kleine Frau ! in hellblauer Seide, die mit den Spitzen ihrer Füßchen kaum ! den Voden berührte, wenn sie im Arm ihres Tänzers an j ihm vorübcrflog. Jetzt,-— er täuschte stch wahrhaftig nicht, l — als sie ihm beide gerade gegenüber standen, flogen ihre ! Vlicke leuchtend zu ihm herüber, als sie aber auf die semi- ! gen träfe» , senkten fie stch schnell wieder und dieselbe Nöthe, ! die ihm „den kleinen Dämon" schon bei ihrem Ausstcigcn ! aus der Ertrapost in das Her; binei»gczallbcrt hatte, trat ! :vieder auf ihre Wangen; dieses Spiel, das ihn so entzückte, ! wiederholte sich mehr als ein Mal. ^ „Frau von Vlasewih scheint daö lebhafteste Interesse ! an unserem bescheidenen Vergnügen zu nehmen," sagt? eine ^ Stiminc neben ihm und weckte ihn auö seiner angenehmen Träumerei. Er wandte sich rasch um und sah in das gutmüthige ehrliche Gesicht deS Landwehr-Kompagnieführerö. Sofort entspann sich eine Unterhaltung über die schöne Frau, von welcher der Infanterist auch ganz begeistert zu sein schien, was den Obersten sehr freute, denn in ihm fürchtete er am allerwenigsten einen Nebenbuhler. Vald war man so weit gekommen, wie Jener es wahrscheinlich gewollt hdtte, nämlich dahin, daß er bemerkte, die gnädige Frau habe wahrend dcr dritten Polonaise sehr viel und lobend von dem Herrn Obersten gesprochen. „Hat sie das wirklich gethan? Auf Ihr Wort, Herr Kamerad?" fragte dieser mit mehr Interesse, als er eigentlich hätte verrathen sollen. „Auf mein Wort," versicherte dcr Iufantelist sehr ernst und verrieth endlich auf vieles Dringe» die Aeußerung der Frau von Vlasewitz, Oberst von P. sei die imposanteste Figur im gauzen Vallsaale. Der Vrigadckommaudeur reckte sich noch einen kalben Zoll mehr in die Höhe und spielte gedankenvoll mit dem Orden, den er am Halse trug. Den nächsten Tanz, den Walzer, in dem er sich für einen Meister hielt, sagte ihm Fr. v.'Vlasewitz auf seine Vitle bereitwillig zu. Eä war die höchste Zeit gewesen, daß er sich darum beworben hatte, denu während er uoch neben ihr stand, strömte ihr eine solche Fluth von Aufforderungen zu, daß ihm ganz bauge wurde; sich darauf berufend, beugteer sich zu ihr nieder und bat sie flüsternd, ihm wenigstens noch eine Polka und den liotillon aufzubewahren. Mit dem größten Vergnügen, Herr Oberst," war die Antwort, von einem entzückenden Blicke begleitet. Die Dame verrieth übrigens in ihrer Unterhaltung den gebildetsten Geist, einen leichten naiuen Uebcrmuth, dcr bei einem so schöne»! Wesen überaus reizen Müßte, und gab sich dcm Vergnügen mit einem Interesse und einer Unbefangenheit hin, die deutlich offenbarten, wie rasch und feurig ihr Herzchen klopfen müsse. Alle, die nur ein Paar Worte mit ihr gewechselt hatten, waren entzückt von ihrer Liebenswür-digkeit, und dcr zweifellos am meisten Begünstigte, der Oberst von P., bestärkte sich immer mehr in dcr Ueberzeugung, dieses Herzchen sei ganz so beschaffen, um mit einer kühnen Cturmattake genommen werden zu können. Er schwamm 110 in einem Meere von Wonne, als er sich in den zierlichen Schwingungen des Walzers mit Frau von Vlliscwitz herumdrehte und sie ihm eine Schmeichelei darüber machte, daß er so leicht und vortrefflich tanze. In den Pausen erzählte sse ihm von ihrer Häuslichkeit in der schönen Provin; Sachsen, wodurch er einen noch höheren Begriff von ihrem Vermögen als bisher bekam, deutete ein Paar Mal halbversteckt auf ihre unglückliche Ehe hin, und fragte ihn dann wieder lachend, ob er sie nicht bedaure, daß sie so allein und schutzlos auf Reisen umherstreichen müsse, was ihr natürlich der Arzt, als ihrer Gesundheit sehr zuträgliche Zerstreuung, an-gerathen habe. Gin Mal kam es ihm sogar vor, als scufze sie ganz leise, wie sie von dem Alleinsein sprach. Eine gewisse achtungsvolle Vertraulichkeit zwischen ihnen hatte sich schon hergestellt. Da die nächsten Tänze der Frau von Blasewitz dem Obersten nicht gehörten und dieser stch nach dem anstrengen« den Walzer auch der Stärkung benötbigt fühlte, zog er sich in da? Büffetzimmer zurück, wohin ihn eine Einladung des Rittmeisters zu der vom Offizierkorps gebrauten Champagncr-bowle rief. Die Hc,rren alle, bis auf den Lieutenant W., der etwas melancholisch erschien, dessenungeachtet aber mit der ehrerbietigsten Bereitwilligkeit die freundlichen Fragen des Obersten beantwortete, waren der besten Laune, und ein Toast folgte schnell dem anderen. D«r Husaren-Premier-lieutenant flüsterte endlich auch einen Toast anf die „Schönste der Schönen," die Frau von Blasewitz, und die Glaser wur« den auf einen Zug gelerrt. Damit war dem Gedanken, der Alles au diesen, Abende vorzüglich zu beseelen schien, wieder die Bahn gebrochen, und die liebenswürdige Frau von Blase-:uitz blieb jetzt das Stichwort der Unterhaltung; jede Zunge verkündete ihr Lob, und der Oberst merkte zu seiner heim« lichen Freude aus mancher zarten Andeutung recht gut, daß man ihn allgemein für den Begünstigten halte. Jetzt sollte die Polka bald beginnen, und da die junge Witwe den vorhergehenden Tanz ausließ, wofür sie Erschöpfung vorschützte, bat sie der Oberst, sich neben ihr niederlasse» zu dürfen; sie rückte auf das Liebenswürdigste ein ivenig bei Seite und plauderte mit beinahe kindischer Froh« lichkeit zu ihm. „Jetzt ist es Zeit, eine Erklärung vorzubereiten," dachte er mit leisem Herzklopfen und strich sich den Schnurrbart. Sie schien in seinem Herzen zu lesen, denn sie lächelte ihn so ermuthigend an; als er aber eben mit einem stockenden „Gnädige Frau, meine gnädigste Frau" begann, unterbrach sie ihn plötzlich im neckischen Tone mit den Worten: „Wollen Sie mir wohl glauben, Herr Oberst, daß ich mich eigentlich fürchte, die Polka mit Ihnen zu tanzen?" „Sie fürchten sich, gnädige Frau?— oh, ich verstehe i Sie wirklich nicht, —" stammelte er überrascht. „Ich fürchte nicht für mich, lieber Herr Oberst," rr- ! widerte sie lächelnd, — „wohl aber allcn Ernstes für mein < Kleid. Ich glaube, Ihre gewaltigen Rcitersporen eignen s.H uiä)t recht für einen so lcbcndinen Tan: wie die Volka. ! — und Sie müssen wissen, ich tanze sie gern ein Vischen wild, — es kann aber für eine Dame nichts Fataleres geben, als sich das Kleid beim Tan;e zu zerreißen, denn Sie wissen recht gut, wie aufmerksam Aller Blicke auf ikre Toilette gerichtet sind. Nehmen Sie m«r meinen Vorschlag nicht übel; ich habe noch den letzten Kontretanz f>ei, — wie wäre es, wenn wir tauschten und uns nicht unnöthigerweise in Gefahr begäben?" Der Oberst hatte sich ein wenig entfärbt: die Bemerkung über seine Dienstsporen, die ja auch alle anderen Offiziere auf seinen Befehl tragen mußten, ging ihm an die Seele; er fand nicht sogleich eine Antwort. „Sie nehmen :nir meine unschuldige Bemerkung doch nicht übel, Herr Oberst?" fragte die Dame angelegentlich. „O dann sprechen wir nicht mehr davon! >— was liegt auch an dem Kleide? — es war überhaupt nur eine Kinderei von mir." Das konnte doch nun aber wahrhaftig nicht so bleiben, oder von P. hatte nicht der galante Mann sein müssen, der er war. Er war so in Verlegenheit gekommen, daß rr selbst nicht mehr recht bedachte, was er sagte, aber er stammelte etwas von „unverzeihlichem Fehler, wiedergutmachen wollen und nicht verzichten können." Dabei erhob er sich mit der Bitte, ihn wenige Minuten entschuldigen zu wollen, und verschwand in daS Vüffetzimmer. Ein großer, bitterer Kampf mußte in ihm vorgehen, z denn er kniff die Lippen fest auf einander und zog die Stirn in tiefe Falten j dann trat er abcr in raschem Entschlüsse ! auf den Rittmeister zu und zog ihn in eine Ecke. „Können Sie über ein Paar Tanzsporcn verfügen, Herr Rittmeister?" fragte er mit etwas vibrirender Stimme. Der Rittmeister starrte ihm erstaunt in das Gesicht. „Treiben Sie mir ein Paar Tanzsporen auf, — es geht nicht anders," drängte der Oberst. „Wir haben noch eine gute halbe Stunde Zeit. — Sie können vielleicht Jemanden aus dem Hause hier nach Ihrer Wohnung oder einem Laden schicken. Der Rittmeister begriff nicht mehr, als daß sein Chef Tanzsport» haben wolle, und das war auch ganz genug; er meinte, er besitze noch ein ganz neues Paar, das seit dem bezüglichen Vrigadebefehl nicht wieder gebraucht worden sei, und in einer Viertelstunde werde es zur.Stelle sein. „Niemand wird es bemerken," tröstete sich der Oberst. „Was soll ich anders thun, ohne im höchsten Grade rücksichtslos zu erscheinen? — Ich werde den Befehl wegen der Sporen einschlafen lassen." Als man zur Polka antrat, hatte der Brigade-Kom-! mandeur, der etwa zehn Minuten unsichtbar gewesen war, i Tanzsporen an den Hacken und trat mit Frau 'von Blasewitz in die Reihe; — die Offiziere steckten die Köpfe zusammen > und lächelten verstohlen. (Schluß folgt.) i 111 Kulturhistorisches aus Laidach im 18. Jahrh. (Schluß.) Nach dieser Abschweifung kehren wir zu unserem Reiseberichte zurück. Der gegenwärtige Erzbischof Vrigido, fährt unser Reisender fort, studirte die Theologie und trat in den Orden der re'gulirten Chorherren, wurde aber vom Papst Clemens wegen melancholischen Umständen von den Kloster-gelübden diöpcnstrt. Nachgchends suchte er zu Nom wieder in ein Stift zu kommen, erreichte aber seine Absicht nicht. Er ging hierauf nach Wien, und wurde an eine großmüthge Dame adressirt, welche für ihn sorgte. Endlich wurde er Bischof zu Ups und sodann Erzbischof zu Laibach und soll Anwartschaft auf jenes zu Prag haben. Die Einrichtung dcö Herrn Erzbischofö ist prachtig, und die Zahl seiner Diener» schaft war Anfangs sehr ansehnlich, so daß der Unterschied zwischen ihm und seinem Vorganger (Grafen Herberstein) auffallend war. Die Unordnung, die sich bald darauf in ^ seinen Finanzen äußerte, machten dem großen Aufwand ein Ende. Die Einkünfte belaufen sich auf 30,000 fl. (ohne Abzug der Lasten.) Nach vorübergehender Erwähnung der Domkirche und des Kastells, von welchen, der Verfasser sagt, daß eö mit Mauern, Thürmen und Graden befestigt sei, hören wir Etwas vom damaligen Theater. Dessen Direktor lvar der bekannte Friedet, der später im Starhemberg'» schen Freihause auf der Wieden in Wien ein' Theater errichtete. Zur Zeit, als unser Reisender in Laibach weilte, hatte sich die Gesellschaft entzweit, ein Theil unter Direktion einer Madame Ambling spielte weiter, wahrend Friedel's Anhang zu schwach war, um sich zu behaupten und stch da« für durch pöbelhaste Erzesse im Zuschauerraume regressirte. Der Verfasser sah den „Deserteur" von dieser Truppe aufführe», wobei das kais. Militär mitwirkte. Er erwähnt auch als etwas Neues eine im Theater angebrachte Uhr mit transparentem Zifferblatt. Ueber die vom p. Gruber gebaute Karlstädter Linicnbrücke hören wir eine Anekdote. Alö ein Joch derselben plötzlich sank, meldete es dem Pater einer seiner Schüler. Nicht möglich, rief Grubcr, ich habe es so gründlich berechnet. Schnell eilte er dahin und befahl dem Unglücksboten, zu folgen. Aber, wie beschämt stand er, als er fand, haß das Auge des Schülers untrüglicher war, als seine eigenen mathematischen Kenntnisse und Berechnungen. ?. Gruvcr, später Professor der Mechanik l» Mochilew, den bei der Ausführung der Brücke die Kaiserin Maria Theresia, die Landstände und insbesondere Baron Sigmund Zois unterstützten, soll keine Rechnung gelegt und sein Werk unvollendet gelassen haben. Auch der Laibachcr Industrie, und zwar einer jetzt ganz verschwundenen, erwähnt unser Gewährsmann, und zwar ist dieß die Tuchfabrik eines Herrn Deßclbro n n er, welche 1000 Menschen beschäftigte und ihre Produkte meist nach Italien versendete. In Gang wurde sie meist durch die Wasserkraft der Laidach erhalten. Ein Kuriosüin bietet dcm Versasser die St. Pcterskascrne, deren Hofwände ganz dunkelblau angestrichen, zur Verhinderung der Blendung durch die Sonnenstrahlen und damit die Offiziere die weißröckigen Soldaten und ihre Waffen «nd Schwenkungen besser unterscheiden könnten. Den Einwohnern Lai« bachs gibt der Neiscnde da« Zeugniß, daß sie sehr höfilich uud gebildet sind, und den Damen, daß sie sich ebenso geschmackvoll kleiden, als die Wienerinnen. Seine üble Laune läßt er den Laibacher Advokaten entgelten, denen er Unwissenheit und Sportelsucht vorwirft, aber dicserhalb von dem (unbekannten) Herausgeber feines Buches in einer An-merkling widerlegt wird. Sollte ein Prozeß seine Laibach so günstige Anschauung getrübt haben? Der Ackerbaugcsell-schaft wird mit den» Bemerken erwähnt, daß sie, scit Kaiser Josef ihren Fonds konsiszirt, nur noch dem Namen nach fort» bestehe. Eingehend schildert der Verfasser ihren Präsidenten, den Grafen von Hohenwart, der außer seinen Berufs» gcschäften als Rath der Laibacher Landrechte, sich besonders mit Numismatik, Oekonomie und vaterländischer Geschichte beschäftige. In seinen Familienvcrhältnisscn zurückgezogen lebend und ohne Prunkliebe, habe er Neider, wie jeder ausgezeichnete Mann, und so beschuldige ihn der Pöbel, ein heimlicher Freund der Jesuiten zu sein. Der Verfasser glaubt auch die Ursache der Aufhebung der philosophischen Lehr» stuhle in Laibach zu kennen, und seine bezügliche Darstellung ist nicht ohne Interesse. Veranlassung hiezu gab demnach ein Professor der Philosophie, welcher als thätiger und forschender Geist und wahrer Menschenfreund geschildert wird. Dieser kam im Laufe seiner Vorlesungen auch auf die Unsterblichkeit der Seele zu sprechen und bewies seinen Zuhörern, nicht, wie seine Feinde sagten, daß die Seele nicht unsterblich sei,, sondern daß wir weder mit der Ver» nunft, noch philosophisch die Unsterblichkeit der Seele bcwci» sen können, noch auch solche jemals bemiesen worden sei. Dieß setzte alle philosophisch sein wollenden Köpfe in Ve-wegung. Gewisse Parteien, die einen großen Anhang haben, fanden nicht nnr Ketzerei in diesem Lehrsatz, sondern sie verfälschten die Worte des ehrlichen Mannes und behaup» teten, der Philosoph habe seinen Zuhörern die Unsterblichkeit der Seele schlechterdings zweifelhaft gemacht. Nun wurde» Folgen aus dieser Lehre gezogen und höhern Orts Klagen anhängig gemacht, über welche sich der Professor verantworten sollte. Van Swieten, ein Mann, seines großen Namens und seines Vaters würdig, machte dem Streite dadurch ein Ende, daß er den verfolgten Philosophen auf eine einträglichere und bessere Stelle nach Wien versetzte. Doch nicht lange genoß er das Glück, unter dem Schuhe des Monarchen und Van Swietens frei athmen zu dürfen. Er erkrankte und wählte zur Wiederherstellung seiner Gesundheit das Stift Sittich zum Aufenthalt. Der dortige Erprälat, Baron von Taufferer, verbitterte die letzten Stunden des sterbenden Gelehrten, indem er in ihn drang, einen Lehrsatz zu wiherl'.ife», den er doch nie aufgestellt hatte, aber vergebens. Seine letzten Worte waren: „Sie habe n m ich nicht v e r st ande n." Drei Jahre darauf wurden die philosophischen Lehrstühle wieder hergestellt. 112 Von der Wi^enschaft mid ihren Schicksalen kommt der ! Berichterstatter anf einen für unsere Hauptstadt allerdings ! bedeutenden Gegenstand, den Handel. Das vornehmste Hand- ! InmMauö von Laibach und ganz Krain war damals jenes des Baron Zoiö. Die Geschickte seiner Entstehung wird folgendermaßen erzählt. Peter Codelli, der letzte Zweig z eines alten, sehr berühmten Handlungshauscs in Laibach, dessen Neffe der Stammvater des Görzer'schen Zweiges dieser Familie ist, legte, den Grund zum Emporkommen de<5 ! Zois'schen Hauses. Zn diesem Peter Codelli kam Zois, der ! Vater des Sigmund Zois, als ein armer Knabe, aus der ! venetianischcn Landschaft Bergamo. Er wurde durch Flciß Treue und besondere Gewandtheit erst Geschäftsführer, dann ! Mitintcresscnt der Codelli'schen Handlung. Nach dcm Tode des Chel's übernahm Zois die Handlung und behielt auch l die alte Firma bei, wofür er d>:n Peter Codelli'schcn Erben 1000 fl. bemahlte. Das vom Dr. Iansiniz (?) hinterlassene Pupillarvermögen pr. 60.000 fi. übergab der Stadtmaginrat ^ unserem Zois zur Verwahrung. Im Jahre 1742 kündete ! ein neuer Gouverneur, Graf v. S., dem Zois'schen Hause i das ganze Kapital auf und brachte es dadurch in die größte j Berlegclchcit. Die Summe wurde zwar bezahlt, aber durch den nun folgenden Andrang sämmtlicher Gläubiger gcricth ^ d«s Haus in augenscheinliche Gefahr. Da kam die Echrek» kcnspost von dem Falle einer, unter der Firma Angelo Zois in Trieft und Venedig errichteten Filiale. Zois eilte »ach Venedig, ließ eine Untcrsxchungskommission niedersetzen und > fand, daß er noch 7000 ft. retten könne, wodurch aber die ! Familie seines Faktors, der ihm stets treu gedient, an den Vettelstab gebracht worden wäre. Da erklärte cr vor der Kommission: Ich schenke die 7000 fl. dieser cnmen Frau und ihre» Kindern. Alles wünschte ihm zu dieser großmü» thigcn Handlung Glück. Die vcnctianischen Kaufleute boten ihm ihre Dienste, ihicn Kredit, ihre Kassen an, Zois war gerettet und konnte alle seine Gläubiger befriedigen. Von dieser Zcit begleitete das Glück alle seine Unternehmungen. Auf der Messe zn S i n i g a g l i a, zwei Jahre nach obiger Begebenheit, machte cr eine» bedeutenden Gewinn im Visen-Handel. 1708, als er sein Testament machte, theilte cr sein Vermögen in zwei große Theile. Er sctz'.e für jedes seiner ^ Kinder erster uud zweiter Ehe. ein Fideikommiß aus. Eein> ältester Sohn übernahm die Handlung. Icdcr seiner andern Söhne erhielt 76.000 fi. Von diesen Summen zahlte er ^ ihnen alljährlich die Juteresscu und erneuerte jährlich sein i Testament. Nachdem cr seine Gallin reichlich versorgt, starb cr und man fand nach allen dicsen Vermächtnissen »och 1^ ! Millionen ln seinen Kassen, Sein Sohn war der bekannte ^ krainische Mäccn, Baron Eigmund Zoi5, dessen Namen nicht. ! bloß die Literaturgeschichte Krains als den .eines Gönners der Künste und Wissenschaften, sondern auch rie Wissenschaft der Naturkunde für die Nachwelt aufbcwahlt hat. Fliegenfänger. Wcr sich der Zimmeistiegen, dieser unverschämtesten aller ungebetenen Gaste, mit Netzen und Vergnügen entledigen will, der ziehe die sehr hübsche Pflanze ^imc^mim iMtll-o^lU'iüil'ttl'ium a»s Samen und Stecküugeu oder durch Wurzrlthciluüg. Es ist'ein hübscher immergrüner Strauch, der sehr gut im Topse wachst, sehr buschig uud sehr zweigig, und mit hübschem, länglichem oder oblo»gcm, bräunlich-arüncm Blattwerk bedeckt, so wie mit taufenden lieblicher, kleiner, rosiger und weißer Blumen, von der Gestalt der Maiglöckchen übersäet ist, denen während des ganzen Som< niers ein köstlicher Orangenduft entströmt. Diese hübsche Pflanze ist ein Fliegenfänger, welcher gewiß Jedermann mehr zusagt, als die vielen, zum Theil cckclhaften, sogar gefährlichen Wittel, welche man gegen das kleine Schmarotzervolk anwendct. Man pflege diese hübschen Pflanzen daher gehörig; sie sind sehr billig zn erstehen, denn ste sind schon seit lange in Europa einheimisch; sie wurden im Jahre 1683 aus Nordamerika eingeführt. Ein wenig treibe man das Apocynum a», damit es beim Beginne der Fliegenzeit blühe und stelle einen Stock desselben auf das Fensterbrett. Eine jede Blume zieht an, ergreift uud tö'dtct mindestens fünf Fliegen. Da eine einzige Pflanze in einer Saison gewöhn^ lich 10.000—20.000 Blüthen bringt, so vertilgt sie mithiil öl).000 bis 100.000 Stück Fliegen, einen ganz artigen. Schwärm. Die Art uud Weise, wie dieser merkwürdige Fliegenfänger seine Aufgabe erfüllt, beruht auf der uralten, sprichwörtlichen Wahrheit: „Mit Honig fängt man Fliegen." — Seinen Nektar, welchem die Insekten äußerst begierig, nachziehen, destlUirt daS Blümchen zwischen seinen fünf Staubfaden, die in Form einer Lanzenspitze in einem gedrungenen Bündel im Mittelpunkte der Blüthen sitzen. Wenn stch die Fliege an dcm Honig delcktiren will, so öffnet sie ihren, gleich einer Klannette gebildeten Säugrüssel, und sendet ihü zwischen den Spiyen der Staubfäden hinab. Diese aber halten die Naschhafte fest nnd todten sie durch Erdrücken. Fünf Fliegen nach oder neben einander können sich in dieser Falle fangen. Dann erst wclkt die Blume und läßt ihr Opfer loö. , (IMistr. Famb.) Eine Eisenkahnbatterie. Einc eigenthümliche Eisenbahn-Batterie haben die Herren Mathen) Baldwin und Söhne in Philadelphia vollendet. Dieselbe gleicht äußerlich einem Eisenbahnwagen und ist von ^2 Zoll dickem Kesscl-Eiseublcch gemacht und drßhalb von Büchsenkugcln nicht zu durchlöchern. Sie ist 66 Fuß lang, 9 Fuß breit und hat die Höhe der gewöhnlichen Eisenbahnwagen. Die Seiten dieser Batterie sind mit 60 Löchern dnrch-bohrt, durch welche die Besatzung, die sich auf 60 Mann belaufen soll, ihre Büchsen abfeuern kann. Das Vorder-theil der Batterie hat eine Stückpforte für eine Kanone. Dieselbe, ein Vicrundzwanzigvfünder, kann vcrmiltclst einer Schraube gehoben nnd wieder niedergelassen werden, je nachdem es nothwendig sein sollte. Der mittlere Theil des gleichfalls aus Eisenblech verfertigten Daches ist etwa zwei Fuß höher als tas üdlige Dach, ruht auf starken Eisen« barren und ist an der Seite offen, so daß frische Lnft eindringen uud der Pulverrauch abziehen kaun. Diese Batterie soll vor die Lokomotive gestellt und voll dieser fortgeschoben werden. Sie wurde gebaut, um die-mit der Wiederherstellung der Eisenkahnbrücken zwischen Havre de Grace und Baltimore beschäftigten Arbcitcr gegen-einen Ucberfall dcr Sccessionislcn zu schützen. Berichtigungen. H: dcr vorigen Nummer dcr „Blätter aus Krain" soll cö heißen:, S. 108, linke Sp., 24. Z. von obcn,'statt: Tafcllagcn ,/Tafcllogen,"-' „ „ „ „ 6.,, „ mttcn, statt: lcilcndm „Icidcudcu." ^,v,sf nnd 3^vlaa von ^ ^.I^-Uln ;>,, ^U,I',^8.