„Fnihkit, Wolilst««», Aildang flr Alle." Str RS» Tonntag, R4. Oktober RVVßi. V. Jahrgang Die Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch nnd Freitag. Preise — für Marburg: ganzjährig 0 fl.» halbjährig 3 fl., viekteljährig 1 fl. 50 kr; für Zustellung ins Hau» monatlich 1V kr. — mit Postversendnng: ganzjährig 8 fi., halbjährig 4 fl., vierteljährig 3 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, beiziveimallger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung S0 kr. Jnseraten-Stempelgebiihr kommen. Zur Geschichte des Tages. Der österreichisch.itaUenische Friedensvertrag ist am 12. d. M. austtewechselt lvorden. Die Hauptbestimmungen sind Folgende: Es wird ein elviger Friede zwischen Oesterreich und Italien sein — die Bedingung der wechselseitigen Auslieferung der Kriegsgefangenen, die beim Waffenstillstände von KormonS stipulirt wurde, ist neucrdingS bestattet — Oesterreich gibt seine Zustimmung zur Bereinigung BenetienS mit Italien — die Grenzen der an Italien abgetretenen Provinzen sind die näm« lichen. wie sie während der österreichischen Herrschaft bestanden — die Schuld, welche Italien auf sich nimmt, beziffert sich auf.85 Millionen Gulden, zahlliar in 11 Raten innerhalb der Frist von 23 Monaten — die lombardisch venetianische Landesschuld komint ganz an Italien, mit seinem vollständigen Aktiv« und Passivstande, ersterer bestehend in drei und einer halben Million, der zweite in 66 Millionen —- für die veneticinischen Eisenbahnen gilt bis zu neuen Abmachungen die Summe der Erträgnisse beider Netze süd- und nordwärts der Alpen nach der Berechnung der Roheinnahme, welche als Grundlage zur Abschä-tzung der tilometrischen Garantie von 30,000 Lire dient. Beide Theile verpflichten sich, eine Uebereintunst anzubahnen, an welchem die Eisenbahn aeftlischaft theilnehmeu wird, um die Trennung der beiden Nrhe festzustellen — beide Theile versprechen, die gemeinschaftlichen Netze auszuführen — gebürtigen Benetianern, die in anderen Provinzen deS österreichischen Reiches sich aushalten, ist gestattet, daS österreichische Bürgerrecht zu behalten — eS werden ohne Ausnahme alle Kunstgegenstände und ArchivSurkun-den, welche zu den venetianischen Provinzen gehören, zurückerstattet — die alten, schon bestehenden Verträge zwischen Oesterreich und Sardinien werden erneuert, doch nur auf die Dauer eincS AahreS zu Kraft bestehen. Innerhalb dieses JahreS können gelegentlich und beliebit^ neue Bergleiche abgrschlossen werden — die vollkommenste Amnestie ohne irgend eine Ausnahme wird zlvi-schcn beiden Theilen zu Gunsten der politisch Berurtheilten oder Kompro-Mlttirten und der Deserteure vereinbart — die eiserne Krone lvird an Italien zurückgegeben. Das Leibblatt deS Grasen Bismarck, die „N ordd. Al l fl. Zt g." sagt über die Einverleibungen: „In den die Besitzergreisungs Patente begleitenden Proklamationen spreche sich der ent-schiedene Wunsch des Königs aus. mit der Besitznahme der neuerivorbenen Länder auch die Gemüther der Bevölkerung derselben zu getvinneu. Die-ses Bestreben Sr. Majestät wird selbstverständlich von der Regierung in jeder Hinsicht gefördert lverden. Sie lvird nach allen Selten hin bemüht sein, die ihr bn^egnendkn Schwierigkeiten mit milder und versöhnender Hand auszugleichen. CS ist der ausgesprochene Wille Sr. Majestät, daß die verschiedenen Landestheile die möglichste Berücksichtigung finden sollen, und demgemäß lvird überall gehandelt ivnden. Wenn von Hannover aus gewünscht worden, daß auch StiMtnen. die nicht aus amtlichen Krei-sen hervorgehen, gehört werden lnöchtcn. insofern sie im Lande ein be-sonderes Bertrauen genießen, so dürste nus diesen Wunsch ebenfalls Rück« sicht genommen lveroen. Möge dalier die Gesammt-Bevölkerung der neu erworbenen Landestheile ihrem neuen Herrscher offen und ohne jeden Hintergedanken mit dem loyolen Vertrauen entgegenkommen, »velcheS durch das königliche Vertrailen erzeugt lverden muß." Dle Verhandlungen der würtembergischen Kam-m er über den Friedensvertrag mit Preußen haben auch für österreichische Leser ein hohes Znter-fse und verdient es besonders die Rede deS Ministers Barnbüler, daß wir dieselbe im Auszuge lviedergeben; Barnbüler sagle u. A.: „llnsere diplomatischen Agenten in Wien und Berlin haben sich keine Bersäutnnisse zu Schulden kommen lassen. Unser Vertreter in Berlin l)at stets die Schlagfertigkeit. straft und Bedeutung deS preußi« schen Heeres hervorgehoben; unser Gesandter in Wien hat noch Mitte Juni die österreichische Armee für um etwa 40.000 Mann schwächer an-gesehen als die preußische; aber er hat nach den offiziellen Mittheilungeu die Armee sür größer gehalten als sie iv^u'. Cr hat auch die Wider-standSfähigkeit der österreichischen Armee sür viel größer angesehen. Da-rin hat ganz Europa sich getäuscht. Ganz Europa hat die österreichische Armee sür numerisch iiberlegen und überhaupt überlegen gehalten. In Kchtom Meikbart. Nou» »erfajsn der schwarten Mare. (Fortsetzung.) Unter den Gesangenen war ein kleiner, gedrungener, gelvandter Mensch. Mix SzilluS hieß er. ein Schiffer vom kurischen.>>aff. der eine einjäl,rige Gefängnißstrase wegen fahrlässiger Tödtung in einer Schlägerei verbilßte. Er sprang vor. „Ei was. schwimmen. Herr Wachtmeister." sagte er. „Zch kann schwiln-men wie Einer. Meine Mutter sagt, ich hätte schon in der Wiege ge-schwömmen." Die andern Gefangenen lachten. „Doch den fangen durch Schwimmen in der Meinel keine Zehn. In die Nachen! Die Nachen losgemacht, und so ihm nach." „Bursch. so klug bin ich auch," erwiederte der Gefangenlvärter. „Aber die Nachen sinv angeschloffen und die Schlüssel in den Häusern. Ehe sie geholt sind, ist der Schuft über alle Berge." „Wenigstens über die schreitlauker Berge. Herr Wachtmeister. Aber hier sind Fäuste und Aezte. Heran mit den Aezten. Ihr Männer." Die drei anderen Gefangenen lvarfen sich auf einen der Nachen, um daS Schloß zu zerbrechen, die Kette zu zerreißen, den Pfahl au? der Erde zu heben. Jlzre vereinten Kräfte reichten nicht lveiter als die deS Ent-flobenen. Mix SziUuS war klüger. Die vorsichtigen Nachbarn hatten sich in der Thal vor der Verfolgung mit Aezten verselzen. Einem von ilznen nahm er seine Waffe weg. Mit dem ztveiten Schlage hatte er das Schloß an dem einen ver Nachen zettrümmert; daS Schiff war frei. „Hinein, wer mir folgen tvill," rief der ebenso schnelle als muthige litthauische Bursch. Er sprang in den Nachen. Der entschloffcne Gefangenlvärter war de? erste, der chm folgte. Hinter dem Gefangenwärter wollten die drei anderen Gefangenen hinein. Zwei von ihnen schob Mix Szillus zurück. ..Thoren", rief er. „Soll daS ganze Schloß in diese Nußschale? Wenn wir jenen fangen, sind schon zu viele darin. Löset den andern Na-chen ab. und darin folgt." In dem Nachen lagen zlvei Ruder. EinS ergriff Mix Szillus, daS zweite gab er de»tt andern Gefangenen, einem jungen Lilthauer, wie er. Der Nachen setzte dem Flüchtling nach. Die Memel ist bei Ragnit seli? breit und tief ; etlva lvie der Rhein bei Bonn oder Köln. DtiS User ist dort nur auf der ragniter Seite bebaut. Auf der andern, rechten Seite deS Stromes sieht man lveit und breit nur ein einziges Hans. Es ist ein Bauernhaus, ziemlich lveit vom llfer entfernt, mitten in der Wiele, d,e sich dort von der Memel biS an die sogenannten schreitlauker Berge erstreckt. Diese Berge sind ziemlich hohe, mit dichter Waldung bedeckte Hi'lgel, die sich, mit geringen Unter-brechungen durch Weiden und Ackerland, bis an die rusiische Grenze lzinziehen. Bei der Verfolgung des Flüchtlings ka»n Alles darauf an. vor ihm das jenseitige User zu erreichen. Erreichte ee eS frithcr. so war er gerettet. Die Veivol)ner deS einsamen BauernlianseS gegen lhn aufznrufen. lvar ini der izntsernunl^ des HauseS unmöglich. Außerdem lvar daS andere llser unbewohnt. Der Flüchtling konnte, mit einem Vorsprunge, die schreit-lauker Berge erreichen. In diesen war seine Spllr nicht lveiter zu ver-folgen und die Grenze lvar ihm frei. Das Alllösen des Nachens voin Ufer hatte nichl so schnell bewirkt werden können, dab nicht der Verfolgte einen bedeutenden Vorsprung ge-ivonnrn hätte. Der zweite Gefangene lv.,r zudem ein eben so ungeschickter Ruderer, lvie freilich Mir Szillus ein sehr gewandter. Der Nachen kam daher nur langsam vorwärts. Der zweite Nacyen konnte in lveiter Entfernung nur noch langsamer folgen. Die Entschlossenheit und Gelvandtheit des Mir Szillus hatte bei seinem Lostrennen gkfchlt. Er lz^ittc noch nicht die Mitte deS Stromes geivonnen. als der Nachen mit Mir SzilluS und dem Gefangenlvärter bis ans lvenij^e Schrite den Flüchtling erreicht hatte. Aber dieS lvar in einer Entfernung von etwa höchstens vierzig bis fünfzig Schritte vom jenseitigen Ufer. Friedrich Viktor durchschnitt noch imtner mit der ungeschwächten Kraft sciner nervigen Arme die s^lnthen. Welch' eine ungkizeure Kraft mußte dieser Mensch besitzen, nngel'rochen. unlierül^rt von einer mehr als zlvei- Preußen selbst ist man von den Erfolgen ganz überrascht gewesen; in dem Maße wenigstens hatte man sie nicht erwartet. Preußen Halle. lvar positiv bekannt, seine ganze Armce gegen Oeslerreich ausgeboten. Aus der andern Seite »var nach der Minister-Konferenz in München zu erwar-ten. daß Baiern 60,000. Würtemberg 25.000. Badeil 16.000 u s. lv. stellen, so daß ohne Kurhessen und Hannover 140.000 Mann BnndeS. truppen zu Gebote stehen lvürden. Oesterreich kündigte uns nun an. daß eS den Mobilisirungs-Antrag in Frankfurt stellen wolle; ich habe dagegen ganz entschieden demonstrirt, ich habe den Annag für vollständig verfrüht und nutzlos gehalten und in diesem Sinne nach allen Seiten l)in geschrie-ben. Ich wußte, daß es zum Bruche sühren würde, und l)atte die Hoff-nuug auf Erhaltung deS Frieden? noch nicht auf..egeben; was die Ril-stnngen in Norddeutschland betrifft, so liabe ich ditselben lediglich alS zu Gunsten unserer Gegner gemacht angesehen. Das Wiener Kabinet erklärte uns jedoch, daß ein längeres Hinhalten unmöglich sei. und daß cS den Kampf aufnehmen könne. Baiern erklärte sich für den Antrag, und da derselbe formell vollständig gerechtfertigt gewesen, haben wir uns in dieser Frage nicht von unseren Bundesgenossen trennen können. Die Folge war der Ausbruch der Feindseligkeiten. Der 3. Juli brachte die Schlacht von Königgrätz. Ich glaube, daß die «Sntscheidunfl schon vorher gefallen war. Die Berichte über die vorhergegangenen Kämpfe waren so zweideutig, daß tvir berechtigt waren, dieselben für Siege anznsehen. und doch h.ttlen diese Kämpfe schon bedeutende Niederlagen gebracht. Am ^^0. Juli waren die Minister der süddeutschen Staaten in München vereinigt, und eS tvurde die Frage aufgeworfen, ob man nicht in corpore von dem Bündnisie mit Oesterreich zurücktreten solle. Mit Rücksicht auf den noch vor Wien be-vorstehenden Kampf, den Oesterreich nach einer Note vom 16. Juni auf-zunehmen entschlossen war. sei davon abgesehen worden; der Fehler, daß ein Theil der österreichischen Armee statt auf Wien sich auf Olmütz zurückzog. hat die Ausführung der Absicht, noch einen Kampf vor Wien zu wagen, verhindert." Die Nachrichten über den Gefund h eitSzu stand des Ka i-sers Napoleon lauten in hohem Grade bedenklich, und es ist ein schlimmes Zeichen, wenn es sich bestätigt, daß der Kranke von Schüttet-frosten heimgesucht ist. Ist eS genau, wie man gemeldet, daß eine Ope-ration nöthig. aber für den Augenblick nicht rathsam befunden wurde, so deutet dies darauf hin, daß man den Kaiser körperlich zu geschwächt hält, um die Operation ertragen zu können. Hatte man endlich wirklich Besorgnisse vor Eintritt der Blutvergiftung, so deutet dieS einen bei dem Alter des Patienten sehr gefährlichen Krankheitszuftand au. Unbegreiflich ist es unter solchen Umständen, daß noch immir nichts darüber zu hören ist. daß der Kaiser Verfügungen für einen gewissen Fall getroffen. Man hat freilich den Minister des Innern. Lavalette. nach Bilirritz beschieden. aber der Prinz Napoleon beharrt, wie es scheint, in seinem Trohe und die in der kaiserlichen Familie fehlende Eintracht wird sich nMer gewissen Verhältnissen sicher als eine sehr mißliche Sache herausstellen. Es scheint, daß die Krankheit Napoleons die franzöfifche Prefse zur Mäßiguitg nöthige. Der „Inteluational." der in seinem Eifer für die Vergrößerung des Kaiserreiches zu weit gegangen, muß nun im Auftrage seiner amtlichen Gönner abiviegtn. Die belgische Frage aller-dingS tvill er doch nicht ganz fallen lassen, denn sie betrifft, lvie er sagt, für Frankreich ein Interesse der Landesvertheidiguiig und für Belgien ein Interesse der Sicherheit; desto rückhaltloser ist er in seinen Betheuerungen zu Gunsten der Schweiz. ..Die Schweiz." sagt vies Blatt unter Ande-rem. „scheint uns elienso wie Holland eine jener Nationalitäten zn bil-den. die von dem BcreinigungSstrebeu, das auf die Nerschmeljung der kleinen Staaten mit den großen abzielt, unberührt bleiben müssen, und jährigen Hast, in engen, ungesunden Mauern, unter der Belastung mit Ketten, bei magerer Kost! Er hatte beinahe die ganze Breite des schnell stießenden StromeS zurückgelegt, und noch bemerkte man keine Spuren der Anstrengnng an ilM. Sein Gesicht war nicht röther und nicht blässer ge-worden, seine Brust hob sich nicht schneller und nicht höher als sonst. Allerdings hatte der Nachen ihn beinahe erreicht, die zwei Ruderer in dem betinemen. leichten, auf den Wellen dahin fliegenden Fahrzeuge, ihn, der ohne alle Hülfe, ohne alle Unterstüj^ung mit den Fluthen zu kämpfen hatte. Allein daS Gesicht des Mix SzilluS glüt',te von der großen An-strengung. und von der Stirn feines Gefährten stossen dicke SchweisUro-pfen herunter. Und dennoch schien Friedrich Viktor bisher mit den Wellen und mit seinen Gegnern nur gespielt zu haben. „Weiter ausgeholt. Bursch". rief Szillus seinem Gefährten zu. Er selbst schwang sein Ruder kräftiger, und der vereinte stärkere Schlag beider in die Wellen trieb den Nachen in einem Sa^e fast bis unmittel bar an den Schwimmenden. „Jetzt haben wir ihn," jauchzte Mix SzilluS. ..Noch einmal aus- geholt." . ^ ^ - Friedrich Viktor sah mit einem l)öhnischeii ^^ächeln zu ihm lnnaus. Weit holte auch er mit seinen starken und langen Armen auS; hoch bäumte er sich in der Fluth wie ein stolzes Roß. ein ungeheuerer Stoß des ela-stischen Körpere. und er lvar dem Schiffe lvieder weiter voraus als vor jener Anstrengung seiner Verfolger. Zivei, drei dies»r Stöße folgten mit gleicher Wirkung. Cr schien seine beste Krc>st bis zu diesem letzten Augenblicke aufgespart zu haben. Der Neichen blieb weiter und weiter zurück. Mir SzilluS fluchte und klagte seinen Gefährten an. „Zum Teufel. Bursch. strenge Deine träi^en Llnochen an." ,.THue Du selber mehr alS Du kannst." eriviedcrte ihm der Bnrsch. ^^Zankt Euch nicht", rief der Gesaligenivärter dazwischen. „Rudert, voran, voran. Er ist unS ein Dutzend Schritte voraus, und wir haben kaum noch dreißig Schritte vom Ufer." So war es in der That. und Friedn» Viktor verdoppelte feine Kräfte, während der zweite (befangene in N.^chcn verwirrt und un-geschickter wurde, und daS Schiff anfing, sich zu drehen, anstatt vor-anzugehen. zwar auS dem Grunde, weil diefeS Land einen lvahren historischen, geo» graphischen, für sich s lbst und die Welt nutzbringenden VolkSstamm birgt. Es befindet sich in derselben Las.e lvie Holland, und lvie dieses Königreich muß auch die helvetische Repnl'lik unangetastet bleiben. Wir finden dort eine liistorische Nationalität und haben nicht lvie bei Belgien mit einer diplomatischen Erfindung, einem politischen Nothbehelf zu thun." Die Frage, betreffend die Anerkennung des Fürsten Karl von Rumänien dürste jetzt der Entscheidung nahe sein. Nachdem die abgesandten Minister sich damit nicht einverstehen tvollten. daß in dem AllerkennungSakte Romauien als ein „integrirender Theil" der Türkei näher bezeichnet werde, die Pforte aber ihrerseits von den ihr in dem Pariser-Vertrage vom Jahre 1358 zugestandenen und gelvährleisteten Rechten nicht absietnn ivollle. sind die Verhandlungen abgebrochen tvorden. und Fürst Stirbey kehrte nach Bukarest zurück. Für de» Fall der Wie-derausnahme der Unterhandlungen ist der Minister Fürst Sturdza einst-lveilen in Konstantinopel zurückgeblieben. Noch vor der Ankunft deS Fürsten Stirbey versammelte Fürst Karl außer den Ministern die hervor-ragendsten Parteiführer, um deren Meinungen in Bezug auf die künftigen Verhaltungsmaßregeln zu vernehmen. Die sogenannten „Rothen" wollten auch diesmal ungeachtet der schtver bedrängten Lage deS Landes sich in keine Konzessionen zu Gunsten der Pforte einlafsen, indem sie aus dem Begriff „integrirender Theil" eine ganze Reihe von Angriffen auf Roma« niens Selbständigkeit ableiten zu müssen glaubten. Die Ansichten der wenigen heißgespornten Patrioten, daß eben diese ausgesprochene Jntegri« tät im Falle von Verwicklungen eine mächtige Schutzivehr für Romanien bilde, gelvannen aber die Oberhand nnd eS wurde zuletzt beschlossen, in diesem Punkte der Pforte nachzugeben, um auf diese Weise die lang er« wünschte Anerkennung deS Fürsten Karl von ihr zu erlangen und dem nnglückseligen Provisorium, 0aS so peinlich auf dem Lande lastet, ein Ziel zu setzen. DaS Ergebniß dieser Beralhung fand die vollständige Zustimmung des regierenden Fürsten, welches auch nachdem Bortrage des Fürsten Stirbey keine Aenderung erlitten. Bei dieser Gelegenheit wird es vielleicht nicht überflüssig sein, einer Nachricht zu erwähnen, die auS zuverläßigster Quelle gemeldet wurde. DaS Bestehen der Pforte auf der Beibehaltung der scheinbar nichtssagenden Formel und da» oppositionelle Verhalten der romanischen Abgesandten soll nämlich durch fremde Ein-flüsse in Konstantinopel belvirkt worden sein, denen eS darum zu thun sei, jede Verständigung der Pforte mit Romaniet» in diesem Augenblicke zu verhindern — weil eben diese provisorische Lage RomanienS gewissen Entschädigungsplänen nur willkommen sein kann. Fürst Stirbey soll Kch baldigst wieder nach Konstantinopel begeben und die Bollmacht des Mr-sten Karl zur Unterzeichnung der AnertennungSbedingungen mitnehmen. Die Nachrichten auS Mexiko lauten sehr ungünstig für die kaiserliche Sache. Die kaiserliche Regierung verließ in Befolgung eines neuen militärischen Planes den man gleich anfangs hätte ausführen sollen, alle ihre Stellungen an den äußersten Grenzen und versuchte, ihre Streitkräfte im Innern deS Reiches zu sammeln. AuS diesem Grunde wurde nach dem Verluste von MatamoroS und Tampiko Guaymas. der bedeutendste Hafen der Sonora, geräumt und den Republikanern überlassen. Die Re» gierung Vergaß aber indessen nicht, sich die Verbindung mit dem Meere zu sichern. Marschall Bazaine ließ eine Linie von Blockhäusern auf der Straße von Vera-Cruz nach Paso del Macho errichten. Die BefestiguN' gen des erstgenannten Platzes wurden in aller Eile ausgebessert und in Bertheidigungszustaud gesetzt. Diese Maßtegel tvar um so nothlvendiger. als mehrere republikanische Schaaren bereits in der Umgebung von Bera-Eruz^ erschienen und daselbst vielen Zulauf fanden. Man war sogar für die Sicherheit diefer Stadt ernstlich besorgt. Eine dieser Schaaren, befehligt „Bursch. was machst Du?" schrie Mix SzilluS. „Ich schmeiße Dich ins Weisser, wenn Du nicht besser aufpassest. Du ruderst als wenn es ein Litthauer tväre. den lvir fangen sollen, und eS ist doch ein Hund von einem Deutschen, und der Herr Wachtmeister ist ein Litthauer." Der Gesangenlvärter ,var ein ächter Litthauer auS dem Kreise Hei-dekrug. Der Nachen kam nicht weiter. Aber auch Friedrich Viktor war aus einmal in dem schnellen Fluge sei lies Schivilnlnens gehemmt. Er war in eine hestige, lvirbelnde Strö-inung gcrathen. wie man sie in der Memel, besonders in 0er Nähe der User, nicht selten findet. Der Strudel hielt ihn fest umfangen. Verge-bens versuchten die kräftigen Arme sich hindurch zu arbeiten, ihn zu durch-schneiden. Mir SzilluS beinerkte eS schnell. Er jubelte von Neuem. „Jetzt lmben wir ihn. Er kann nicht durch. Voran, voran! Aber nicht zu ihm. Nicht in den Strudel! Mehr unterhalb. Dort ist die Strömung geringer." Er gab dem Schisse cine kleine Schwenkung, um, etwa zehn Schritte unterhalb der Stelle, an welcher Friedrich Viktor sich befand, die dort schlvächere Strömung zu durchschneiden. Der Flüchtling schien verloren. Aber er verband mit seiner Ungeheuern Krast eben so viel Muth und GeisteSgegenivart. Rasch gab er deu Kampf mit der Strömung auf.^ Er ließ sich von ihr fortreißen, den Strom abwärts. Mit starken Stößen seiner Arme h.ilf er nach. So flog er auf den Nachen zu. „Er ergiebt sich. Er sieht, daß er nicht lveiter kann," rief trium-phirend der Gefangenwärter Aber Mix SzilluS »var blaß geworden. „Herr Wachtmeister." sagte er leise. ,,der Kerl hat ettvaS Böses im Sinne; ivenn Gott nnS nicht beisteht, so sind wir verloren." ,.WaS kann er vorhaben, mein Bursch?" Mir SzilluS ivurde dringend. ..Mensch, rudere, stoß, schlag daS Verrätherische Waffer." rief er sei-! nem v^esährten zu. „Und Du. Herr Wachtmeister, nimm mein Ruder und hilf dem Burschen. Du bist ja nicht lveit von der Memel zu Hause. Du wirst das Ruder sühren können, llnd nun haltet Euch Beide »ach von dem Obersten Mier y Teran postirte sich in Antit^ua. eine Meile von VerN'Cruz. und sammelte die zahlreichen Unzufriedenen deS Landes um sich. Bei des Kouriers lvar das Gerücht in Mezito vcr» breite», dl^ß Mendcz. einer der fahikstkn kaiserlichen Generale, in Michoa-tan vollstänvij^ fttschlal^cu worden sei. und daß Ialapa von allen Seiten von den Republikanern lieseht wurde. Stehendes Heer oder BolkSwehr? il^ Marburg. 13. Oktober. Die allgemeine Wclirpslicht wilrden »vir naher dahin bestimme», daß . sie vom 20. l)is zum 45. Altersjahre dauern müßte. Sämmtliche Mannschaft zerfiese in Reichsnnhr und LandeSivcl)r: erstere kam' für den ganzen Umfang des Reiches zur Verwendung, letztere winde bloS zur Ver-tlieidigung des Heimatlandes aufgeboten. Die Reichswehr würde die Mannschaft vom 20. bis zum 3t». Altersjahre umfassen, die LandeStvehr jene vom 30. bis 45. Die Reichswrhr würde eingetheilt in den ersten und zweiten Auszug — den ersten Auszug hätten die Wehrmänner vom 20. bis zum 24. Altersjahre zu bilden, den zweiten jene von 24. bis zum 30. Die Reichswehr würde jährlich zur Uebung einberufen, dle LandeSwehr bloS zur Musterung. Die UebuWzeit hätte beim ersten Auszug der Reichswehr im ersten Jahre sechs Wochen zu dauern, in den übrigen Iahren vierzehn Tage, im zweiten AuSzug acht Tage. Die Musterung der LandtSwehr würde nur einul Tag in Anspruch nehmen und hätte nur den Zlveck. die Ueberzengung zu verschaffen, daß die Wehrmänner ihre ganze Ausrüstung in gutem Stande halten. Die Kavallerie — unsere kostspieligste Waffe — hat den Hinterladern gegenüber ihre Bedeutung ebenso verloren, wie daS Ritterthum nach der Erfindung deS SchießpulverS zu Falle gebracht worden. Die Reiterei kann bei der jetzigen Vervollkommnung der Schußwaffen nur noch zum Boten, und Borpostendienste. zu Kundschasterzügen, so wie zur Verfolgung dcS geschlagenen Feindes benutzt werden, nie aber zu massen-hastem Angriff, namentlich gegen Infanterie. Die geringe Wichtigkeit der Kavallerie erleichtert die Aushebung des stehenden HeereS und die Einführung der BolkSwehr ungemein: Polen und Magyaren sind und bleiben noch lange die tüchtigsten Reiter und tvird Oesterreich die Masse jeiner Kavallerie noch i-nmer auS diesen Län« dern ziehen — die übrigen Länder des Reiches werden auch nach der Ein-führung der Volkswehr im Stande sein, die wenigen Schwadronen auf« zustellen, welche der Kriegsdienst nach Bewaffnung der europäischen Heere mit Hinterladungsgewehren noch erfordert. Was die Stellung der Pferde für Kavallerie. Artillerie und Fuhr-lvesen betrifft, so empfehlen wir als die einfachste, wohlfeilste und voll-kommen genügende Art die Einrichtung der Volkswehr in der Schweiz: dort werden nur jene Wehrmänner zum Reiterdienste verpflichtet, die eigene Pferde befitzen: daS Pferd wird untersucht und »venn eS tauglich, geschätzt: Veruvglückt eS im Dienste ohne Verschulden deS Reiters, so wird der Schaden nach dem Schätzwerthe vergütet. Die Bespannung für Artillerie und Fuhrwesen wird leieht und sicher beschafft: der KriegSkom-missar eines jeden KantonS hält ein genaues Verzeichniß der Pferdebe-sttzer; ist eine Bespannung nothwendig, so werden die nächsten Pferde-besitze? zur Lieferung aufgefordert, die Pferde untersucht, geschätzt und gegen landesübliche Bezahlung verwendet — für allfälligen Schaden haftet der Staat nach Maßgabe der Schätzung. Bei diesem Systeme ist eS der schweizerischen Eidgenossenschaft mög-lich, auf die billigste Weise eine Artillerie mit 25 bespannten Batterien, jener Seite deS NachenS hin. stromabwärts. Aber paßt genau auf. Es gilt unser Leben " „Was ist. Bursch? WaS hast Du vor?" „Rudert nur, rudert nur. Haltet Euch fest nach jener Seite." „Zum Teufel, Bursch. waS ist denn?" „Was ist! Siehst Du das nicht! Der Schuft kann uns so nicht mehr entkommen. Er arbeitet sich zu uns hin, um unser Schiff umzuwerfen. Ich kenne daS. Es ist ja nur eine Nußschale. Er ist stark. ES tvird ihm gelingen. Auch unS hindert die Strömung. Wir können nicht fort. Wir könnten ihm entgehen, wenn wir stromabwärts triel^en, wie er; aber dann entginge er auch unS. Es ist nur ein Mittel." „Und welches. Bursch?" „Paßt nur auf Euch und Eure Ruder. Ihr Beide. Mit jenem Burschen laffet mich machen. Er warf sich in der Mitte deS NachenS auf die Knie, mit dem Gesichte stromaufwärts, nach der Seite Hill, von welcher Friedrich Viktor sich nahete. Er büekte sich tief, so daß der etwas liohe Rand deS NachenS über seinen Körper hervorragte. Der Schwimmende konnte ihn nicht mehr sthkN. „Bursch, waS hast Du vor?" fragte der Gefangrnwärter. „Merkst Du eS denn nicht. Herr? Hier in der Mitte deS Nachens, hier oben am Rande muß er ansaffen. wenn er uns umwerfen »vill. So wie seine Hände sich hier zeigen, greife ich zn. fasse ihn und schwinge ihn aus dem Wasser in den Nachen hinein." „Du den schweren, kräftigen Kerl?" „3m Wasser lvicgt oaS Pfund kein Loth. Aber paßt jetzt auf. Er ist nahe. Ich höre ihn. Haltet die Ruder fest. Wenn lvir ihn liaben. lvird er sich lvehren. er ist stärker als lvir drei. Schlagt ihn mit den Rudern nieder, auf den Kopf, wohin Ihr ihn trefft." „Warum empfangen wir ihn nicht im Wasser mit de« Rudern?" „Bist Du toll. Herr? Er ivürde untertauchen und von unten her den Nachen umlverfen. Ruhig, er ist da." Der Flüchtling hatte den Nachen erreicht. Er bäumte sich wieder hoch auf im Wasser. Mit einem ungeheuern Stütze schnellte er sich empor, nach dem schmalen, leichten Fahrzeuge hin. Diesmal lvar sein Bäumen nicht das eines dohen Rosses. aber der furchtbare Sprung jener wilden Tigerkatze. an deren Gier und Unbandigkeit sei» Aussehen schon immer erinnert hatte. Cr griff nach dem Rande des NachenS mit den entsprechenden Pofitions- und Reservegeschützen inS Feld zu stellen — ist es ihr möglich. .')000 Mann Kavallerie aufzubieten. Eine großeie Reitcrmacht könnte die Schweiz der Bodenverhältnisse lvegen auch gar nicht verwenden ; ihre Hauptstärke ist die Handfeuerwaffe und dieft lvird eS künstig auch in Oesterreich sein. Die Ciuverleibung Frankfurt» ist am 8. d. M. seierlich vollzogen worden. Im „Römer", dem alten Kaisersaale, liatten sich die anlvesenden preußischen Beamten und Offiziere, der bisherige Senat, alle weltlicl»en und geistlichen Beamten, die Mitglieder der Gerichte, die Geistlichkeit beider ^Konfessionen und die Bürgermeister der zum Frankfurter Gebiet gehörigen Orte versammelt: das Patent über die Besitzergreifung und die Proklamation des Königs an vie Einwohner wurden vorgelesen und der Eivilgouvenrur. Herr von Patow hielt eine Rede, der wir Folgendes entnehmen: „Der Moment, in ivelchem diese Veränderung eintritt, muß für Sie. die Herren des Senates und des Ratlzes, für die übrigen hier versammelten Herren, für alle bisher freien Bürger FranksnrtS ein tief bewegter sein. Aber auch für diejenigen, welche biSyer als Fremdlinge in den Mauern dieser Stadt weilten, für jeden Deutschen und jeden Freund deutscher t^ieschichte hat dieser Moment etwas Ergreifendes. Deutschlands Kaiser blieke^ in diesem Saale in mehr als tausendjähriger Reihe in von Meisterhand gemalten Bildern auf uns herab; von diesem Balkon wur-den die Wahlen dem harrenden Volke verkündet, deren Resultat oft für die Schicksale Deutschlands, für die Geschichte der Welt entscheidend lvar. Aus Frankfurts Straßen, aus den eigenthümlichen Formen alter bescheidener Bürgerhäuser, wie auS den Prachtbauten der Neuzeit. auS seinen Bauwerken für Gottesdienst und Schule, für Kunst und Wissenschaft. auS seinen Denkmälern tritt uns eine große Vergangenheit, ein reich entwickel-teS städtisches Gemeinlvesen entgegen. Aber, meine Herren, die Weltgeschichte läßt sich nicht durch Gefühle, durch Erinnerungen bestimmen. Sie schreitet unaufhaltsam vorwärts; neue Zeiten bringen neue Anforderungen, die alten Gebilde müssen den neue» Platz machen! Sie. meine Herren, nnd alle bisher freien Bürger Frankfurts, haben Ihre Selbständigkeit verloren. DaS ist ein Verlust, dessen Größe sich, lvenn Sie wollen, jeder Schätzung entzieht. Aber dafür wird Ihnen mancher Ersatz gewährt. Sie erlangen ein Vaterland in dem eminenten Sinne, in welchen Sie bisher ein solches nicht hatten und nicht haben konnten. Sie kommen zu einem Reiche, lvelches il^ manchen schlveren Zeiten und erst neuerdings den Beweis ge« liefert hat. daß eS durch die treffliche Organisation und Führung, durch die Tapferkeit seines HeereS. durch sein Volk in Waffen fest auf eigenen Füßen zu stehen und seine und seiner Bürger Rechte zu schützen weiß, wo und gegen wen eS auch sei. Sie werden Bürger eineS Staates, der zuerst klar begriff, daß eine neue Zeit angebrochen sei, und daS. lvaS sie verlangte, mit kräftiger, aber schonender Hand zu geben wußte: der zuerst die Fesseln der nationalen und der volkSwirthschaftlichen Entwicklung zerbrach, die Freiheit der Person. deS EigenthulnS, die Freiheit der Gewerbe, des Handels, der Ansiedlung herstellte. Sie »Verden Bürger eineS Staates, der zuerst durch die Gründung des Zollvereins, durch die Verabredungen über daS Münzwesen, über Posten und Telegraphen und andere Dinge Deutschland wenigstens in manchen und wichtigen Beziehungen zur Einheit zurückführte. Sie tver-den Bürger eines Staates, in welchem Religion und Schule. Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie sich von jeher einer sorglichen Pflege Mix SzillnS erwartete ihn. Der junge Litthauer hatte sich fest auf seine Knie gestemmt. Den Körper hatte er vorgebeugt, die Augen starr auf den Rand deS Schiffes gerichtet, die Arme ausgestreckt zum sofortigen kräftigen Zugreifen. Die starken Fäuste des Flüchtlings zeigten sich an dem Rande. Sie umklammerten ihn. Die Finger schlugen sich ein zu einem ungeheuern Rucke. Miz SziUus griff zu. Die gleichfalls starken Fäuste deS litthauischen Fischers schlugen sich um die Faustgelenke deS riesigen SchlvimmerS. Aber Mix SzilluS hatte seine Kraft falsch berechnet. Der Ruck erfolgte, ohne daß er ihn hindern konnte. Das Schiff hatte indeß nur geschwankt. Es lvar nicht umgeschlagen. Friedrich Viktor setzte zu einem zlveiten stärker» Ruck an. In demselben Augenblicke erhob Mir SzilluS sich höher, griff nach den Oberarmen des Schivimmenden, umfaßte diese und die Schultern, und suchte, mit einem kräftigen Schwünge den Verbrecher auS dem Was-sei zu heben und in den Nachen zu iversen. Friedrich Viktor stemmte sich gegen den Rand deS SchiffeS. ES erhob sich ein Kampf ztvischen Beiden. Aber nur einen Augenblick lang. Drr Gefangenwärter gab den Ausschlag. Er sprang aus. von Verändern Seite deS Nachens, um dem Littliauer Hülse zu leisten. So lvie er seinen Platz verließ nnd den Streitenden nahte, verlor jedoch das schlnale Fahrzeug da« Gleichgewicht. Die größere Schwere, die Schwankungen der Strömung. daS Zerren der Streitenden warfen ihn aus die Seite. Eine verzweiflungSvolle letzte Anstrengung deS Klücht« lings trat hinzu. Der Kahn schlug um. Unter ihm. Von ihm vedeckt lagen der Gefangentvärter und seine beiden Gefangenen. Friedrich Viktor schwamm lachend davon, erreichte daS Ufer, durchlief die Wiesen und war nach kurzer Zeit in den schützenden Waldungen der schreitlc.uker Berge verschwunden. Der zweite Nachen, der bald darauf herankam, hatte sich nur damit zn beschäftigen, den Gefangenwärter und de» zweiten Gefangenen auS dem Wasser aufzufischen. Mir S^illus konnte schon dabei helfen: er liatte sich allein unter dem umgeworfenen Fahrzeuge hervorgearbeitet. Der Gefangenwärter konnte erst nach Verlauf einer Stunde, durch die größte» Anstrengungen, ins Leben zurückgerufen werden. Von dem zweiten Ent-flokienen. 5rinkat. lvurde gar keine Spur wieder aufgesunden. (Fortsetzung folgt.) zu erfreuen hatten, dessen GerechtiqkeitSpflegc eine überall rühmlich aner-kannte, dessen VerivaltuNl^ eine wohlqeordttele. intelligente und wolilwol-lendc ist." _________________ Marburger Berichte. (AusseHunq eines Kindes.) Bo» Kurzem wurde in der Tcnne des Grundbesitzers Valentin Wella in Schiitzen bei St. Leonhardt ein ausgesetztes jtind — weiblichen Geschlechtes. 14 Tage alt — gefun-den, das frisch und gesund ist und bei Valentin Wella verpflegt lvird. Es dürfte wahrscheinlich gelingen, der unnatürlichen Mnttcr ans die Spur ZU kommen an demselben Tage, als das Kind ausgesetzt wurde, war nämlich in einem benachbarten Wirthshans ein Mädchen mit einem neu-gebornen Kinde erschienen, hatte Milch verlangt und erzählt, das Kind gehöre seiner Schwester, die es aber nicht behalten wolle und deßhalb werde es zu den Großeltern getragen. (Einbruch.) In der Gemeinde Zablanach bei St. Leonhardt wurden seit Kurzem mehrere Einbrüche vcrübr und Kleider. Getreide . . . im Werthe von 50 fl. gestohlen: die Thäter, drei an der Zahl, sitzen nun in gerichtlichem Gewahrsam und hat man bei der Verhaftung dem Ge-silirlichsten der Bande eine geladene Pistole abgenommen. (Diebstahl.) Bei dem Grundbesitzer Kovatschitsch in Lendorf haben am Mittwoch unbekannte Diebe eingebrochen und Kleider. Sohl« leder und andere Gegenstande im Betrage von mindestens 4l) fl. ent« wendet. (Schaubühn e.) Am Donnerstag wurde Schlesingers Dramolet: „Mit der Feder." mit gleicher Besetzung der Rollen und mit dem gleichen Erfolge, wie das erste Mal. vor zahlreich besuchtem Hause wiederholt. Dann folgte die „Erste Gastvorstellung der berül,mte» englischen Kompag. nie unter der Leitung des Herrn Professors St. Ethair aus London und des Mnemotechnikers Magister Ludwig Samon" — „der weltberühmte Kautschukmann" — „orientalische Spiele" und dergleichen, die auf der Schaubühne keinen Platz finden sollten und darum auch den Berichterstat« ter über die Leistungen der dramatischen Künstler nicht verpflichten. (Schulwesen.) Die Schülrrzaljl unseres Gymn.,siums belauft sich in diesem Halbjahr auf 306 — 32 weniger als am Schluß des vori-gen Schuljahres. (Die Versteigerung der är arischen Pferde) ist nun in Marburg zu Ende und soll, wie man uns berichtet, in Leibnitz sort-gesetzt werden. Käufer hatten sich hier zahlreich eingefunden: der höchste Preis betrug 151 fl. der geringste 5. der gewöhnliche 20. biS 70 fl. Stadtbürger uud Landleute haben die günstige Gelegenheit benützt und sich in der Regel sehr brauchbare und billige Pferde gek^^uft. Letzte Poft. Die Einberufung der Landtage auf den IS. November soll in den allernächsten Tage» schon erfolge». Ini preußische» Ministerium deS Aeußereu ist die Nachricht eingetroffen, daß der Gesundheitszustand deS Kaisers Napoleon im höchste» Grade bede»klich sei. Die Tiirke» auf Kandia beabsichtige» einen allgemeine» ^ ^n London erwartet man die baldige Ankunft deS Nice-Ad-mirals W. vo» Tegettyoff und will ihm einen glänzenden Empfang bereite». In dem geistigen Zustande der Kaiserin von Mexiko ist noch keine Besserung eingetreten Tklei^mphischer Wiener Cours von« 13. Oktober 57, Mitalliqiii» . . Ratioiial'Attlehett. lSVVer Staats-Anlehen Bankaktien . . . . Ü9.SV Cü.Lü 79.0Ü 710.— «reditaktien........148.70 London ..........127.90 Silber..... K. K. Münz-Dnkaten 126.75 6.07 Geschäftsberichte. Marburg. lö. Oktober. Mochenmarkt»bericht.) Weizen fl. 4.60, Korn fl. 3.90. Gerste fl. 0.—, Hafer fl. 1.45, Knkurutz fl. 3.50, Heiden fl. S.—, Hirftbrein fl. 2.40, Erdäpfel fl. 1.20 pr. Mej>en. Rindfleisch 20 tr., Kalbfleisch 24 kr., Schwein, fleisch jung 24 tr. pr. Pfund. Holz 18" fl. 3.4k», detto weich fl. S.7ü pr. Klafter. Holz, kolslen hart fl. 0.56, weich ff. 0.40 pr. Mehen. Heu alt fl. 1.30, neu fl. 0.—, Strob» Lager^ fl. 1.10, Streu, fl. 0.90 pr. Centner. Pettau. 12. Oktober. (Wochenmarktsbericht.) Weizen fl. 4.40, Korn fl. 8.70, Gerste fl. 3.60, Hafer fl. 0.—, Knkurutz fl 2.80, Heiden fl. 2.—, Hirsebrei« fl. 4.—, Erdäpfel fl. 0.— pr. Metzen. Rindfleisch 20, Kalbfleisch ohne Zuwage 24, Schweinfleisch juug 22 kr. pr. Pf. Holz 36" hart fl. 7.—, detto weich fl. 5.— pr. Klafter. Holzkohle» hart fl. 0.4S, detto weich fl. 0.40 pr. Metzen. Heu sl. 1.15, Stroh, Lager- fl. 1.---, Streu« fl. 0.90 pr. Centner. WaraSdln, 11. Oktober. (Wochenmarktsbericht.) Weizen fl. 4.80,Korn fl. 3.5V. Gerste fl. 2.80 Hafer fl. 1.40, Kukurutz fl. 2.40, Srdäpfel fl. 1.— pr. Metzen. Verstorbetle in Marblirg. Am 6. Oktober: Dem Herrn Ferdinand Seiger, Vergoldet, sein Kind Arant, 6J., brandige Bräune. — Am 7.: Herr Aug. Domaingo, F. B. Lavanter KonMrial. kanzlei Expeditor. 67 Ä., Schlagfluß. —. Am 8.: M. Saudi, Wäscherin, 57 3 , Schlag-siilfi. — Am 10: Dem Herru Josef Derniatsch, Tabakverschleißer, sein Kind «ntonia, 7. I.. Convnlstonen. — Dem Herrn Ferdinand Geiger, Vergolder, fein Kind Johann, 2 I., brandige Bräune. — Am 11.: Herr Mathias Satzeritsch, jubttirter magistratlicher Kämmerer. 98 I., Altersschwache. — Dem Herrn Wenzel Ezibulka, k. k. verypegs-Verwalter, sein Kind Pauline, 4 M., Fraisen. Photographie Parlslenne In Harburg. Ich erlaube mir hieinit die ergebene Anzeige zu machen, dass ich den photograplii-solien Salon, in Herrn Stlohl's Garten neu eingerichtet und für daB geehrte Publikum gC CDer zahlreiche Zuspruch, dessen sich mein bekanntes Atelier Photographie Parisienne in Graz durch eine Reihe von Jahren erfreut, veranlasste mich eine FHliale in Marburg jn fj.ün^en» und es wird mein Bestreben stets dahin gerichtet sein, das geehrte Publikum in jeder Hinsicht zufrieden zu stellen. _ Aufnahmen finden täglich von 9 bis 4 Uhr statt. 8. Volkmann, »ÜKciilliMiuer der Photographie Parisienne von Ära«. ^-/-»-^-/£»--C1-°H° ^ ? Ankündigung. Um einem mehrseitigen Wunsche nachzukommen, gibt sieh der Gefertigte die Ehre, den verehrten Rewohnern Marburgs anzu zeigen, dass er vorn 18. Oktober d. J. angefangen, dreimal wöchcnt-lieh Conversations-Stundcn in französischer Sprache, besonders flir solche Fräulein abzuhalten gesonnen sei, welche bereits irgend welche theoretische Kenntnisse dieser Sprache besitzen. Besondere KUcksicht wird auf fliessend richtige Aussprache und korrekte Schreibart genommen. — Hierauf Reflcktircnde belieben sich in dem Wohnlokale des Gefertigten, im Hause des Herrn Oirstmavr dem Bahnhof gegenüber, Haüptsticge, 2. Stock, vom 11. bis inclusive 10. d. M. täglich von 9 bis 12 Uhr Vormittags vormerken zu lassen. — Das Honorar ist 2 fl. Oc. W. des Monats. I^etirer mnlierner 8pr»etisn. TanMnterricht. llnlttuichnrte erthrilt Unterricht in alltn moderuca und Aouvtrsa-lioiiötänzen^ namentlich für Kinder^ Anzufragen btliebe man fi» vom 1. Ottober in Nachmittag« von 2 bi« 3 Uhr in mrin« Wohnung: StadN Psarrdofgasis, 1g2. ersten Sto»^ (3S1 Amalta Hybl, Schauspielerin. :jS2) Warnung. Ich ersuche Jedermann, aus meincii Namen Ni-manden weder Maaren noch bare« Geld zu borsten, da ich liicssir nicht Zal>ler bii,^ Zellni» Oktober 1SKS- ^ ^ . M. Brobniö, Kaufmann. Ein Grundstück im glächeamaße von 40 Joch und von bester Peschaffniheit ist c»» sreicr Hand zu »erkausen. Nähere Au«t»aft beim Äemeindevsr,lande zu St. i^eorgm in W. V. Ver«ntwottljch-r «edakttur: Franz »leSthaler. U I»> m»vl»er >n I»r«uU«»»e ftir. 7v, emptieltlt 8eill I^SKer von nur »olitlen xoläeuen unä »ilderneu Ciliodtt-, Ptidtl-. Wand-, u»d Atslk-Uhre». liepuraturen ^veräev e»d<. 9 Uhr Z Mt». Uhend«. «ach Billach: »bsahrt: 9 Uhr Früh. Die aemischten Züge verkehren täglich i» der Richtung nach Wien: Triefl: Abfahrt: 12 Uhr 44 Min. Mittag«. Abfahrt: 1 Uhr 26 Min. Mittag«. Druck und Berlag »»«Td»»rd I««schitz in Martmrg.