Erscheint Insettionsgebiihren: jeden Samstag Für die 3spaltigeZeile oder deren Raum be, Imaliger und kostet: Einschaltung 6 kr., 2 Mal 8 fr. 3 Mal 1U lr Mit bei Post ganzjährig . . fl. 5 — Stempel iede« Mal 30 k. halbjährig . . ., 2,5N Redaktion und Administration: Für Laibach ganzjährig . . fi. 4.— halbjährig . . „ 2.— Kloswfrauengaffc Nr. 57 (gegenüber dem Lafin«). Für die Zustellung in'« Haus sind ganzjährig ZU kr Zuschriften und Geldsendungen halbjährig 3l» fr. zu entrichten. find zu richten an den Eigenthümer de« Blatte«. nie m. Einzelne Nummer 10 ir. Manuskripte werden nicht zurückgesendet. Zeitschrift für wterliMischc Interessen. Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: l»6t6i in . Jahrgang, Palllch und die nationale Frage. Das jüngste Werk des nunmehr schon 70jährigen k. böh­mischen Historiographen Dr. Franz PalaclF, des gefeierten „Vaters" der böhmischen Nation, ist die „Geschichte des Hussi­tenthums und Prof. Constantin Hostel", kritische Studien, auf die wir in diesen Blättern schon öfter hinzuweisen Anlaß genommen haben. — Nachdem Palact ^ darin die Schriften Höfler's beleuchtet, d. i. im wahren Lichte dargestellt, spricht er sich zum Schlüsse aus über die nationale Frage. P a­lack^ sagt darüber so viel beherzigenswerthes, daß wir uns erlauben, (da die Verhältnisse in Böhmen viel Ähnlichkeit mit den unfern haben,) seine Worte hier mitzutheilen und der Aufmerksamkeit unserer deutschen und verdeutschten Landsleute zu empfehlen. „Das Princip der Nationalität hat in unseren Tagen eine Bedeutung und ein Gewicht erlangt, wie noch nie in der Weltgeschichte; zum Schrecken alter und junger Diplomaten erhebt dieser Emporkömmling schon den Anspruch, ein maßge» bender Faktor in den Staatsangelegenheiten unserer Zeit zu werden. I n der böhmischen Geschichte aber ist dieses Princip kein Gast von heute, es ist darin von jeher heimisch gewesen; seit Böhmen als Staat existirt, hatte es stets zu ringen, um seine Nationalität zu bewahren; kaum kennt es andere Kriege, als welche es zum Schutze derselben zu führen gezwungen war; die Gelüste eines Eroberers hat es niemals selbst erhoben, aber unzähligem«! abzuwehren gehabt. Kein Wunder, daß dieser Grundzug seiner Geschichte, das Ringen des deutschen und des slavischen Elements, auch in der hussitischen Bewe­gung sich bemerkbar macht, und daß auch H. Hüfter sich des­selben zu bemächtigen, es nach seinem Geiste in seiner Weise zu beleuchten suchte. Welcher Art war nun dieser Geist? Man wird ihn errathen, wenn man (III , 147) seine Klage liest: „Es ist ein unglücklicher Hang in uns Deutschen, vor Allem unseren Feinden gerecht werden zu wollen!" Und wenn er (III , 202) versichert: „Der Hussitismus war seinem wahren Kerne nach ein schlcchtverhüllter Nationalitätsstreit, welcher aus der zweifachen Bevölkerung Böhmens eine einzige schaffen sollte;" wenn man weiter sieht, wie ^er auch moderne Schreckbilder, wie „Panslavismus mit den öechen an der Spitze" (III, 17), „Pantheismus" (III , 19), „Träume von einem großen Sla­venreiche" (0 X) u. dgl. in die Discussion einzumischen nicht verschmäht: so braucht, man keine weitere Anleitung, um diesen Geist schon in vorhinein zu erkennen. Ja, er sieht in der ganzen Erscheinung des Hussitismus nur nationale Mo­tive und einen verwegenen Versuch der ihm verhaßten „Re­chen", sich der Prädestinirten Herrschaft des Deutschthums zu entwinden; wie ich es schon gesagt, war und ist das religiöse oder kirchliche Moment des Hussitismus bei ihm nur eine Nebensache. Ob H. Hüster damit, daß er im Hussitenthum die na­tionalen Motive so sehr hervorhob und alle Erscheinungen in dieselben zu hüllen beflissen war, der katholischen Kirche, we­nigstens in und für Böhmen, einen Dienst erwiesen habe, überlasse ich competenten Autoritäten zu entscheiden. Nicht dem Deutschen allein ist seine angestammte Nationalität ein hohes und theures Gut; wären Katholicismus und ,,()echismus" an Feuilleton. Der zweite Ausflug des „80K0I". Der vom Laibacher Turnvereine „8c>KoI" am 28. d. M. veranstaltete zweite Ausflug über IeAca, die drei Dörfer Gameljne, dann über St. Martin, Tacen nach St. Veit ge­staltete sich zu einem so glänzenden, für den Verein erhebenden und ehrenvollen Ereignisse, daß er mit unauslüfchlichen Lettern in der Vereinschronil prangen wird. Lange vorher hatte man schon gehört, wie die ganze Umgebung sich auf das Erscheinen der „Sotolisten" freue und daß man Vorbereitungen zu einem entsprechenden Empfange treffe; doch auch die überspanntesten Erwartungen wurden übertroffen, die lebhafteste Phantasie versprach sich kaum einen so denkwürdigen Tag, als es der 28. Juni war. Ueberall war der Empfang ein so herzlich in­niger und dabei imposanter, daß wir hier nur ein schwaches Bild davon zu entwerfen im Stande sind. Wir zählten wohl über 20 Triumphpforten mit sehr sinnigen Aufschriften-, und waren an vielen Stellen des Weges förmliche Alleen aus Lindenästen und Tannenbäumchen errichtet. Die Bevölkerung zeigte den Ankommenden überall die herzlichste Theilnahme, allenthalben begrüßten Deputationen, darunter zwei aus Ver» treterinen des schönen Geschlechtes, die lieben Gäste. Von ei­nem Dorfe zum anderen hallten untereinander Pöllerschüsse, froher Gesang und die Klänge der Sokol-Musittapelle sowie der Sokol-Trompeten. Doch entrollen wir ein kurzgefaßtes Bild des ganzen Ausfluges. Um 6 Uhr hatten sich über 60 Vereinsmitglieder in der Turnhalle versammelt, allwo der 8tnrc>3tn, Herr De­bevec und dessen Stellvertreter Herr Grafselli jeder eine Ansprache an die Turner richteten. Unter Vorantritt der uniformirten Musikkapelle und der Sängerfahne, welcher viele Sänger folgten, setzte sich der Zug frohen Muthes in der besten Laune gegen Ie2ica in Bewegung. Beim „VrdauöeK" begrüßte die erste Deputation die Ankommenden, welche sich durch die mit der Aufschrift: „LoF 2ivi Llovsnce, uns« äoinoliude" versehene Triumphpforte in den Garten begaben. Nach kurzer Rast und, nachdem man der Deputation gedankt und ein Lied gesungen hatte, ging es durch den am Ausgange des Gartens errichteten zweiten Triumphbogen weiter. Beim „russischen Kaiser" war ein mächtiger Triumphbogen über die Straße gespannt, ebenso in IeSica, beim dortigen Bürger­meister. Nach gebührender Begrüßung dieses Letzteren wurde Laibach am 4. Juli 1868. sich solche Gegensätze, wie sie H. Höfler vielleicht unwilltür. lich und unbewußt, aber doch wirklich und greifbar schilderte: wer bürgt dafür, daß gerade bei edleren Menschen das an­geregte nationale Gefühl nicht an die Seite der durch so vie­lerlei Unbill Gekränkten sich stellen wird? Das slavische Volt der Böhmen, das ungeachtet seiner nicht ansehnlichen Zahl, doch gleich den Holländern, den Schwe­den und anderen, wenigstens einmal eine welthistorische Rolle gespielt hat, ist durch die einst von Rom, Madrid und Wien combinirte europäische Reaction in die Lage gebracht worden, daß ihm heutzutage schon sogar seine nationale Exi» stenz streitig gemacht wird. Es ist ihm zu seinem Tröste und seiner geistigen Erhebung nichts mehr übrig geblieben, als seine Geschichte; und eine überlegene Macht (nicht des Geistes) sucht auch diese ihm noch zu verkümmern. Herr Höfler ist berufen worden, um auf der höchsten Bildungsanstalt Böh­mens der Jugend dieses Landes eine freiere Aussicht auf die Ereignisse der Vorzeit zu eröffnen und ein gründlicheres Ver­ständniß derselben anzubahnen. Dürfte man jedoch aus seiner schriftstellerischen Thatigteit schließen, so müßte man annehmen, daß er seinen Beruf dahin auffaßt, dem böhmischen Volke seine Geschichte möglichst zu verleiden. Nach langst vollendeter Germanistrung der Slaven im Norden, Westen und Süden, sind wir Böhmen, trotz beispiel­losen Katastrophen und mehrhundertjähriger nationaler Ve< drückung, in der Reihe der Völker noch immer nicht erstorben, und unsere Nachbarn müssen auf die angehoffte Erbschaft nach uns noch aufs Ungewisse hin warten. Da wir nun aus Gottes Gnaden noch leben und in der neuen Nera der Freiheit im eigenen Lande auch nicht als Heloten leben wollen: so bemüht sich feit Jahren eine noch kleine aber überaus rührige und stets wachsende Partei, unter dem Mantel des deutschen Pa­triotismus, uns, zunächst in Journalen und Pamphleten, als einen Pfahl im deutschen Fleische darzustellen; Himmel und Hölle in Bewegung setzend, möchte sie uns als ein dem un­erbittlichen Moloch der deutschen Macht und Herrschaft ver­fallenes Opfer, allenfalls mit Gewalt, je eher je lieber aus dem Wege räumen. Um darin von Außen nicht beirrt zu werden, und bei der öffentlichen Meinung sich in vorhinein sogar Straflosigkeit zu sichern, verschmäht sie kein Mittel, uns das bestverlcumdete Voll in Europa werden zu lassen, und alle Mächte gegen uns, die verlassenen Vorposten der Slaven, aufzuhetzen. Mögen wir wie immer uns benehmen, ihrem heftigen Tadel entgehen wir nicht. Halten wir uns ruhig und still, so werden wir als reactionär, feudal und cle­rical gesinnt verschrieen; machen wir Miene uns zu bewegen, gleich sind wir der leibhafte Satan der Revolution. All' unser Thun und Lassen, jeder Wunsch und jede Bestrebung, ja un­sere Existenz selbst sind ihnen ein Verbrechen .. . Ich hoffe, das große Volk der Deutschen besitzt in seinem Schooße der besonneneu und rechtlichen Männer noch genug, um den mör­derischen Anschlägen dieser gewissenlosen Faction noch bei Zeiten steuern zu können. Die aufgeklarten Männer Deutsch­lands werden sich der Ertenntniß nicht verschließen, daß nach Gottes Rathschlüssen die Oeconomie des Weltalls Uniformität weder will noch verträgt; daß jedes Gewicht sein Gegengewicht hervorruft, und die Nemesis wohl zögern, nicht aber ausblei­ bei „^168" Halt gemacht, wo am Eingange ebenfalls ein mit Fahnen geschmückter Triumphbogen stand. Die Sängerfahne wurde nach gegenseitigen Begrüßungen von den Dorfburschen in die Mitte genommen und eine Ehrenwache gebildet. Nach eingenommenem Frühstück wurden^ einige Lieder gesungen, dann ging der Zug weiter gegen die örnuöer-Vrücke. Von der jen­seitigen Anhöhe knallten die ersten Pöller in die Morgenluft, eine zahlreiche Volksmenge war oben versammelt, die mit Tüchern und Fähnlein Grüße entgegenwinkte, welche von den Sokolen mit Hüteschwenken und „2ivio" erwidert wurden. Am Ende der Brücke wieder eine Triumphpforte mit der In ­schrift: „Na 2ära,vje" und „2ivio". Links einbiegend zog man im kühlen Waldesschatten unter den Klangen heimischer Märsche munter fort. Die Sänger hatten sich in zwei Ab­theilungen formirt, welche abwechselnd, ohne Unterbrechung Märsche sangen. So war man auf einmal vor Unter-Gameljne angelangt. Wieder krachten Pöllerschüsse und eine Volksmenge begrüßte den Zug an der Triumphpforte, welche die Aufschrift trug: „LoF Zivi 8lovLnos, unsn brate". Durch eine improvisirte Allee war man bald im Dorfe, wo Halt gemacht und ein Lied gesungen wurde. Am Ausgange des Dorfes prangte wieder ein mit Nationalfahnen geschmück­ter Triumphbogen. I n Mittel-Gameljne begrüßte man den Bürgermeister und wurden abermals einige Lieber gesungen. Auch hier war ein schöner Triumphbogen errichtet mit der Aufschrift: „ 2 ve8e1jsnl grirHeti ärnßi Llovenoi, n M biÄtje". Unter fortwährendem Pöllerknall und Musik zog man gegen Ober-Gameljne. Hier erwartete eine kleine hei­mische Musikkapelle den Zug, der schon bedeutend größer ge­worden war, und unter Pöllerschüsse« zog man in das festlich geschmückte Dorf, voran die beiden Musikkapellen und die Trompeter des Sokol. Der Triumphbogen trug die Aufschrift: „Zivils, 81avenijn," und auf der Rückseite „2» vero in ^erLöauLksZH oe^i^n". Auch hier wurde ein Lied gesungen und herrschte allgemeine Begeisterung. Durchgehend« waren in allen drei Gameljne die Häuser mit Lindenzweigen ge­schmückt, an manchen Fenstern sahen wir Blumensträuße zwi­schen brennenden Kerzen. Den herzlichen, innigen Ton, der zwischen dem Volke und den Turnern mit ihren Begleitern herrschte, zu beschreiben, ist meine Feder zu schwach. Es war eine allgemeine Herzlichkeit, wie sie nur aus der tief empfun­denen Idee der Zusammengehörigkeit entstehen kann. Nach kurzem Aufenthalte wurde gegen St. Martin aufgebrochen, wo eine zahlreiche Volksmenge schon der Ankommenden harrte. Durch die mit der Aufschrift „Lo z Zivi ves roä »lovsiislli" - (^rassslli. ^ HO. ben kann; und da sie wissen, daß zu einem Ausrottungskrieg unserseits weder Angriff noch Provocation zu besorgen ist so werden sie den vermeintlich leicht durchführbaren Frevel auch ihrerseits hintanzuhalten wissen, damit nicht in Folge eines mächtigen, in jüngster Zeit aus jahrhundertelangem Schlummer erwachten Geistes, eine allgemeine Conflagration, ein neuer dreißigjähriger Krieg herbeigeführt werde, dessen Opfer, neben uns, auch unsere Gegner werden müßten. Ob oder in wiefern etwa Herr Höfter in die Pläne dieser leider nur zu offenkundigen Partei eingeweiht oder ein gegangen ist, will ich weder entscheiden, noch auch untersuchen: daß er ihr aber, bewußt oder unbewußt, mit aller Gewalt in die Hände arbeitet, liegt offen vor Jedermanns Augen. Welche Ereignisse die Zukunft in ihrem Schooße birgt, — welcher Sterbliche kann das errathen? Ich weiß nur so viel, daß ich in der jedenfalls bevorstehenden neuen Sintfluth weder das Austoben und Zurücktreten der mächtig erregten Wellen, noch die Rückkehr der Friedenstaube mit dem Oel zweige erleben werde. Dennoch, meine ich, ist es noch nicht zu spät, und ist noch nicht alle Hoffnung auf Besseres anfzu geben: es tritt aber für die wahrhaft Gutgesinnten in allen Ländern die unerläßliche Pflicht heran, die Leidenschaften nach allen Seiten hin zu mäßigen, Gelüsten des Hochmuths und der Vergewaltigung kein Aufkommen zu gestatten, und dem Frieden auf der Basis der Gerechtigkeit und Humanität we< nigstens die Wege zu ebnen. Das untrüglichste Mittel dazu wäre: das Christenthum allenthalben aus Kopf und Mund etwas mehr ins Herz zu verlegen, durch Anerkennung eines Vaters im Himmel das Bewußtsein der Brüderlichkeit aller Völker wie aller Menschen hienieden zu stärkn, und böseu Begierden einen Zaum, zuerst bei sich selbst, bann aber auch bei Freunden und Feinden anzulegen. Die Guten sollen nur recht ^hätig sein, dann werden die Bösen schon weniger Er folg haben. Meine Stimme wirb freilich bei den heftigen Gegnern meines Volkes, bei der eben erwähnten Faction, wie in der Wüste verhallen: von dieser Seite kann mir nicht« mehr als etwa der Hohn der Brutalität entgegentönen. Darum wende ich mich schließlich nur noch an meine ei genen Landsleute und Stammgenossen. Die Defensive ist und bleibe unsere Losung: aber eine entschlossene und nach» drückliche Defensive, die alles Böse dahin zurückweist, woher es kömmt und wohin es gehört. An ihr habe ich mich, wie in gegenwärtiger Schrift, so auch überhaupt zeitlebens bethei ligt, und werde es auch weiter thun, jederzeit bereit, allen unberechtigten Angriffen und Plänen der Feinde, im Verein mit Gleichgesinnten, nach Pflicht und Gewissen entgegenzutre» ten. Dazu ist aber vor Allem nöthig, baß wir uns in allen Künsten des Friedens noch mehr als des Krieges üben und nie die Hände in den Schooß legen; daß wir den Geist unter uns zu beleben suchen, damit wir von ihm wieder be» lebt werden. Und wenn bann der Kampf endlich doch unver meidlich werden sollte, dürfen wir nur ehrenhafter Waffen uns bedienen: nicht aus Schonung für unsere Feinde, sondern aus Achtung für uns selbst, damit wir diesen Feinden nicht ähnlich werden!" und auf der Rückseite mit „2 Lozom" gezierte Ehrenpforte zog man unter Pöllerschüssen in das Dorf, auf das lebhafteste von allen Seiten begrüßt. Der Ausschuß des Sokol stellte sich dem patriotischen, allgemein beliebten, für die Verschöne» rung seiner Kirche und die Verbesserung und Erweiterung der Dorfschule unermüdlich thätigen Herrn Pfarrer vor, um ihm den Dank für den überaus freundlichen und festlichen Empfang auszusprechen, den seine Pfarrtinder dem Vereine bereitet hat- ten. — An der Grenze des Dorfes Tacen wartete eine Volks» menge mit einer großen Tricolore, an der Spitze eine Depu tation festlich gekleideter Mädchen. Es war ein wahrhaft ruh» render Moment, als eines derselben — eine der liebenswllr digen Töchter des KoZir'schen Hauses — vortrat, das Wort ergriff und die Gäste mit folgender herzlichen Ansprache be grüßte: „On8titi äoirw1jur>is! Dovolit« mi, 6» V2ä!^usiu 8vH ßln8, t«r i^rLöeiu in Vniu nnLUnuiiu «vm« rui»Ii v imLUU V8«lr »vojili «oneäuv. Iinä«8trw nnm oi^'e «r<2« viäeti Vns, r^roärn^i äomoroäci, preä prnßom clomnöiw. 8röun dvnln Vniu, än, nts n»s rn2V68eIili in poön8tili änue8 8 8vo^iru pMoäom, in an, boöete odisknti nnZo oerllvico. Uei^reöeno 8iun v«8sli, 6«, imnmo 6nus8 r>riIo2U08t pokn^ati Vnm, clrnßl brntje, 6» tuäi mi Ijudimo unroä. 2nZotovimo Vn8 änue8 veäuo biti 2 Vnrui sunoitl iui»Ii. TnturnH säiiiuom 2 Vnmi vssrui 12 ßluboöins 8ron: Oi cln bi unru proviäriont boLjn, änln, an, di ver» roäiln 8loßo in tjube^en, an di 8« pobrntil unroä v tor» K veöui 8l»vi po bsssänrl z>s8nillN' öe unm He Hudson mkti In »lo^li, na» rwdrnti, Vsöu» du 8Ikvj»nom öa t. 2ntorns, clslnjmo 2» vsro, 6nni, osönrj», ä» u»m 8lav« bc> 8^»!» 2»lja, poKaLimo, an V8i» v«i 8mo Koreuiris prnv«, otrolll 8lnv«. 8n^' villLe äolönosti in 8lnvmZe ui, Kot 2» äomovin önst, blnzor in 8reöuo rn»t äolnti, äoKIsr unß Irißlnv 8to^l." Hundertstimmige 2ivio-Rufe folgten dieser innigen, er» greifenden Begrüßung, für welche der Sokol N. in einer kräftigen Ansprache mit einem feurigen „Nn, särnvj«" an die wackern, durch ihre Schönheit berühmten Sloveninen dankte. Vor der Kirche in Tacen, wo die Messe gelesen wurde, war der Zug schon riesenhaft angewachsen. I m Dorfe selbst waren drei Ehrenpforten errichtet mit den Aufschriften: „M-ärn v ^s", „L03 2ivi 81avjn,iis" und ,,V8« 2» vsro, äom, oe 8nrj»" Beim Ko8ir wurde ein Frühstück eingenommen und Der Italiamsmus im Küstenlande. Trotz den immerwährenden Klagen der slovenischen Jour­nalistik über die unnatürliche Ausbreitung des italienischen Elementes im slavischen Küstenlande, scheint diese wichtige An­gelegenheit maßgebenden Ortes nicht jene Würdigung zu finden, die sie für das Gesammtreich hat. Erst unlängst wurde durch die gänzliche Italianisirung des Gymnasiums zu Capo d'Istria eine neue Pflanzschule jenes unnatürlichen Italianismus ge­schaffen, der eines Tages seinen Gönnern schlechte Früchte gung anbefiehlt, war — in deutscher Sprache, und das heißt man — kroatisches Küstenland! Pest. Lad. Bößörmöny i wurde gestern Vormittags durch den Beamten der Stadthauptmannschaft in seiner Som­merwohnung in der Bartl'schen Villa nächst dem Stadtwäld­chen angetroffen, wo ihm die Zuschrift des Präsidenten des Preßgerichtes bezüglich des Strafantrittes zugestellt wurde. Vößörmenyi erklärte dem Beamten, daß er krankheitshalber (Medicinfläschchen standen am Tische) der Aufforderung nicht Folge leisten könne, in welchem Sinne denn auch der Präsi­lautloser, feierlicher Stille mit starker Stimme auf Ehre und Gewissen das Verdikt der Geschwornen. Dasselbe beantwortete die erste Frage mit Nein, die zweite Frage mit Ja und die dritte Frage mit Nein . Der Obmann trat sodann zum Prä­sidenten und übergab demselben das Verdikt. Der Angeklagte wird nun in den Saal geführt und hört stehend den Wahr, spruch der Geschwornen an, welchen ihm der Schriftführer vorliest. Er setzt sich darauf nieder, doch ist keine ungewöhn. liche Bewegung an ihm bemerkbar; er zupft fort an seinem Barte, wie an den früheren Verhandlungstagen. tragen könnte. Weit entfernt davon, irgend einem Voltsstamme seine natürlichen Rechte vorenthalten zu wollen, müssen wir jedoch ebenso kräftig unsere Stimme erheben, wenn wir sehen, wie zum offenbaren Nachtheile des Staates selbst, im Küsten­lande, das vier Fünftel slavischer und nur-Ein Fünftel italie­nischer Bevölkerung hat, das slavische Element zu Gunsten des italienischen zurückgesetzt wird. Durch die Greuzregulirung ha­ben wir ohnehin 30.000 Slovenen an das Königreich Italien verloren, die systematisch italianisirt werden, da man zu diesem Zwecke sogar einen eigenen Verein gründen wollte. Durch die Italianisirung dieser Slaven sollte auf ihre stammverwandten Grenznachbarn ein kräftiger italianisirender Eindruck ausge­übt werden. Die Mailänder „Perseveranza", welche diese Frage bereits zu öftern Malen ventilirt hat, greift auch nach Kram und theilweise nach Kroatien hinüber. Die Grenzen des zwar gemachten, aber noch nicht fertigen italienischen Königreiches sollten bis an die julischen Alpen, bis an den „Tricorno" reichen (so wurde nämlich unser altehrwürdiger Bergriese „Tri­glllv" umgetauft), anderseits bis zum Nanos. Daß Trieft und das Küstenland, Istrien und das slavische Dalmatien in diesen idealen italienischen Rahmen ganz famos passen wurden, ist vorauszusehen. Hat ja schon der Lustspieldichter Goldoni Wip-Pllch ein italienisches Städtchen in der Grafschaft Görz ge­nannt. Und was ist seit Goldoni nicht schon alles geschrieben und gedruckt worden, worin die absonderlichsten Phantastereien vorkommen?! Wir erwähnen nur des bekannten Werkes von Professor Antonini, der gleich halb Krain u. s. w. verschlingen will, und der allerneuesten Broschüre: „I^issts et l'Istri« äan8 la Husstion itHlisnuo", worin die Wichtigkeit dieser Objekte für die italienische Frage besprochen wird. Das Trei­ben der Triester Emigration ist bekannt. Eines scheint jedoch dem Heißhunger dieser ungeduldigen Italiener bei ihrem An» nerionswerke noch etwas hinderlich im Wege zu stehen und das ist die sehr überwiegend slavische Bevölkerung der so sehnlich erwünschten, neuen Annexe der „Italia, rmita". Wir hätten wahrhaftig keinen Grund, uns irgend einer Vesorgniß hinzugeben, wenn nicht unerklärliche und unverzeihliche Kurz­sichtigkeit den so offenen Italianisirungsplänen geradezu in die Hände arbeiten würde. Diese Länder sollen nach und nach ihres slavischen Charakters beraubt, italianisirt werden und dann als reife Beute dem italienischen Königreiche zufallen! Wahrhaftig unbegreiflich ist, wie die Regierung das treue slavische Ele­ment so vernachlässigen und das ihr wenig zugeneigte italie­nische begünstigen kann. I n Schule und Amt herrscht nur das italienische Element, welches durch die so herangebildeten Apo­staten von der slavischen Nationalität aufs eifrigste gefördert wird und an denselben die treuesten Apostel findet. Beamte und Lehrer entfremden die Slaven systematisch ihrer Nation und so hackt das italienische Element seine verderbenbringenden Krallen immer tiefer und tiefer in das allezeit getreue und loyale slavische Element. Wohin das italienische Element strebt, sehen wir nur zu oft und sahen wir erst unlängst wieder in Venedig. Als Slaven, als Oesterreicher müssen wir angesichts solcher Vorkommnisse unsere warnende Stimme erheben und ausrufen: Ermanne dich Oesterreich, noch ist es Zeit, das slavische Küstenland als solches zu retten und mit ihm die Herrschaft an der Adria! Möge unser Ruf nicht ««gehört verhallen und an maßgebender Stelle gewürdiget werden. Politische Revue. Inland. Fiume. Die Finanzbezirksdirektion in Fiume erhielt vor mehreren Tagen behufs einer Amtshandlung das ungarische Staatsbudget ausschließlich in magyarischer Sprache. Die Zuschrift der Finanzlandesdirektion, mit welcher sie diesen Vor­anschlag der Bezirksdirektion vorlegt und dessen genaue Befol­ etwas länger Halt gemacht. Unter Gesang, Musik und Tanz kam bald die Stunde zum Aufbruche nach St. Veit. Durch den vor der Save-Vrücke errichteten Triumphbogen mit den Aufschriften: „VeöuÄ, bo 81avi>n0v öast" und auf der Rückfeite: „2 Lo^om! ära^i bi-atj«" — zog man gegen Viömarje, wo eine Deputation mit dem Bürgermeister an der Spitze eine schriftliche Bewillkommnung überreichte. Kurz vor St. Veit erschien abermals eine Madchendeputation, der Sokol wurde, wie schon früher in Tacen, mit Vlumenbouquets be­schenkt, eine Aufmerksamkeit, die sich beim Einzüge in St. Veit bei Kraljiö wiederholte. Aber noch eine ganz neue Ueberra­schung wurde den Ankommenden hier zu Theil. Ein berittenes Banderium aus St. Veit, drei stattliche junge Burschen auf prächtigen Schimmeln, sprengte plötzlich heran, grüßte und ritt dann dem Zuge voran ins Dorf; der Sokol verlor sich förm­lich in der dichten, unabsehbaren Volksmenge, die ihn von allen Seiten umwogte. Hier waren es wohl schon Tausende, die sich mit einander freuten. Von der Anhöhe über St. Veit wehete dent des Preßgerichtes durch das Stadtgericht verständigt wurde. Bößörmsnyi hat indeß einen Besuch in der Traban­tentaserne in der Soroksärer Gasse gemacht und sich das für ihn bestimmte Zimmer im ersten Stockwerke (Gassenfronte) be­sehen, fügte jedoch bei, daß man dasselbe noch nicht einrichten möge, denn es sei Zeit, wenn er erst in zwei Monaten komme. — I n Pest herrscht die Gepflogenheit, daß verurtheilte Jon» nalisten ihre Freiheitsstrafen nicht im Kriminal in Gemein­schaft von Dieben, Mördern und Betrügern abbüßen müssen. Bezüglich der Kost und der Freiheit der Bewegung ist man in Pest wie mit dem Inhaftirungslokale ebenso liberal, und man hat daselbst nicht die mindeste Ahnung von der cisleitha­nischen Behandlung eingesperrter Journalisten. Ausland. München. (Der letzte Alt im Prozeß Chorin­sky.) Nach dem Resums des ganzen Verlaufes der Ver-Handlung legte der Präsident (am 27. Juni) den Geschwornen folgende drei Fragen zur Entscheidung vor: Erste Frage. Ist der Angeklagte Graf Gustav Cho­rinsky schuldig des Verbrechens der Teilnahme am Verbre­chen des Mordes, begangen dadurch, daß er mit überlegtem Entschlüsse die Ermordung seiner Gattin Mathilde Chorinsky vorbereitete, seine Geliebte, die ehemalige Stiftsdame Julie Ebergenyi an ihrem gemeinschaftlichen Wohnorte Wien durch Ertheilung seines ausdrücklichen Rathes, durch Ueberredung, insbesondere durch das wiederholte Versprechen, sie zu eheli­chen, zur Ausführung der That bestimmte und auf die Weise die Ermordung seiner Gattin vorsätzlich und rechtswidrig ver­ursachte; welche Ermordung Julie Ebergenyi dadurch ins Werk gesetzt hat, daß sie am 19. November v. I . Hieher nach München reiste, die Gattin des Angeklagten besuchte und am 21. November Abends gelegentlich einer von der Gräfin Ma­thilde Chorinsky erhaltenen Einladung in überlegtem Entschlüsse, die Gräfin zu tüdten, dnrch Blausäure, wahrscheinlich durch Cyankali rechtswidrig den Tod derselben herbeigeführt hat? Zweite Frage. Ist Graf Chorinsky schuldig des Ver­brechens der Theilnahme am Verbrechen des Mordes, began­gen dadurch, daß er mit überlegtem Entschlüsse die von Seiten seiner Geliebten Julie Ebergenyi bereits beschlossene Ermor­dung seiner Gemahlin, der Gräsin Mathilde Chorinsky, un­terstützte, indem er der Julie Ebergenyi vor dem Beginn der Ausführung der That über die Art und Weise der Vollbrin­gung Rath ertheilte, insbesondere die Bekanntgabe der Woh­nung der zu Ermordenden vermittelte, der Ebergenyi falsche Reisepässe von Wien nach München verschaffte, ihr einen Em­pfehlungsbrief an seine Gattin mitgab, ihr Silbermünzen zum Zwecke der Reise einhändigte, ihr hiesige Gasthöfe bezeichnetes in Wien den Wagen zum Westbahnhof besorgte, ihr Nach­schlage gab, die Verheimlichung der That zusicherte, für die Veischaffung eines Alibibeweises bemüht war, und auf die Weise, indem er die That der Julie Ebergenyi vorsätzlich un­terstützte, die Ausführung des Mordes beförderte und dazu Hilfe leistete? Dritte Frage. War die Selbstbestimmungsfähigteit, oder das zur Erkenntniß der in der ersten und zweiten Frage oder in einer derselben beschriebenen That erforderliche geistige Vermögen des Angeklagten und dessen Urteilskraft zur Zeit der Verübung der That in erheblichem Grade gemindert? Um halb zwölf Uhr Vormittags zogen sich die Geschwor­nen zur Berathung zurück; fünf Minuten nach halb zwei Uhr Nachmittags kehrten sie in den Saal zurück, unmittelbar dar­auf folgte der Gerichtshof; der Angeklagte war im Saale nicht anwesend. Der Obmann der Geschwornen, Kaufmann Barbarino (durch einen eigenthümlichen Zufall derselbe Kauf­mann, bei welchem die ermordete Gräfin Mathilde ihre Ein­käufe zu besorgen pflegte) erhob sich und verkündete unter Da 8i uöiluioo ^6 vstanovil»,, N v nji Ko irjs rnlaäina 86 moelrila; liaänje p«, 8e pol6A te^a tuäi, T6r druZtv«, 8lavn6ß3, vri nZ,8 8» näi; I^ilswl „8uKo1" Ii UÄlll se nl6in6niti; ßvrejsti A«, in 86i)6 2 njinr ö63titi Selinro, njeza 8röno no2är2,vIjHi.'6, — Naj ve, 6a ^'« nriM v äomaö« Ilraje! I'eäaj V636lja ävojn6Aa narn 8reö«, Ob 6n«ill äviAa sron, ^laiusrieöa. Naj torsj di uöiluioa ov6t6la, 82,66 8totsro K1a26ßa inrela, In LoZ Hain blÄF08lovi to uanravo! L«A 2ivi „8oKu1", äl!^ mu V8P6N in 31 »vo! Aar 21 narni vr6ä ßotovo V36 I^o8Ävj6 2eli inu, KIiö6 2 naini. vreä: u«, särav^e! Der Mädchenchor von St. Veit fand den lebhaftesten eine große Fahne und erdröhnten Pöllersalven. Durch den Applaus und wurden mehre Piecen stürmisch zur Wiederho­Triumphbogen mit der Aufschrift: „L03 äaj si^öo« ging es lung verlangt. Die Männerchöre der Laibacher Sänger zün­zum Kralnö, wo ebenfalls bei der Einfahrt eine Ehrenpforte deten gleichfalls. Das auf der, im Freien errichteten Bühne errichtet war, eine gleiche stand weiter unten im Dorfe. aufgeführte Stück „I5IjuI:6<: ^6 «ä 8inrti V8ta1" verfehlte seine Wirkung nicht und wurde lebhaft belacht und beklatscht. ^««5 ^ ^ m Mittagmahle - gegen 3 Uhr war man «n-Nach der Beseda war Tanz, allgemeine Lust und Freude 2 « Z -^ k°n«" immer mehr Gäste aus allen Dörfern, herrschte, bis gegen 8 Uhr das Signal zum Aufbruch mahnte. aus Laibach Krainburg und Lack und bald konnte der geräu­Ganze Deputationen mit Fahnen begleiteten die Heimkehren­mige Platz kaum mehr Alle fassen. Ein buntes Wogen und den, bis man sich wegen des drohenden Gewitters Mitte We­Treiben herrschte bis nach 5 Uhr, um welche Zeit die Besed» ges trennte. Allenthalben längs der Straße begrüßten kleinere begann welche Mit emer, von dem kleinen Töchterlein des Deputationen, Lindenzweige schwenkend, den Sokol, in ßiSkn, wÄ 5 ^ls^"".^ " vorgetragenen Deelamation eröffnet waren mehre Häuser festlich beleuchtet, die letzten Pöllersalven wurde, die also lautete: " donnerten hier den Abschiedsgruß. Trotz des Regengusses zog man mit klingendem Spiel durch das Dorf, dessen herrliche I2 V86N atn-asov sijs l«,äo8t 2lva Der Staatsanwalt stellt nunmehr den Strafantrag. Der an der Gattin des Angeklagten verübte Mord fei seit langer Zeit mit seltenem Raffinement vorbereitet und mit ungewöhn­licher Grausamkeit vollführt worden, doch habe die unmiltel bare Thäterin eine ungewöhnlich milde Strafe erhalten. Der Verurtheilte sei von seiner Leidenschaft getrieben worden und deshalb beantragt der Staatsanwalt, von der Todesstrafe ab sehend, Gustav Chorinsky (der Staatsanwalt ließ den Gra fentitel bereits weg) sei zu lebenslänglichem Zuchthaus und zur Tragung der Gerichtstosten zu verurtheilen. Der Vertheidiger erwidert, daß, obschon die geminderte Zurechnungsfähigkeit nicht angenommen wurde, doch die lange Berathung der Geschwornen bewiesen habe, daß die Grenze der Unzurechnungsfähigkeit beinahe erreicht sei; deshalb und in fernerer Berücksichtigung der persönlichen Verhältnisse be antragt der Vertheidiger den mindesten Strafsatz von acht Jahren. Der Gerichtshof zieht sich zur Berathung zurück. Zehn Minuten nach halb drei Uhr erscheint der Gerichtshof wieder und der Präsident verkündet den Urteilsspruch, welcher Gustav Chorinsky zu einer zwanzigjährigen Zuchthausstrafe verurtheilt, die indessen laut der gesetzlichen Rücksichtnahme auf den Stand und den Bildungsgrad des Angeklagten und weil ihm das Zeugniß eines tapferen Offiziers gegeben wurde, auf einer Festung zu verbüßen ist. Nach Ablauf der Strafzeit wird der Verurtheilte des Landes verwiesen. Belgrad. Die Verhandlung im Fürstenmordprozesse be gann am 26. Juni. Alle Konsuln waren anwesend. Einhei mische und ausländische Berichterstatter der Zeitungen wurden zugelassen. Das Publikum fand wegen Raummangel nur be schränkten Zugang. Simon Nenadoviö und Vidoje Iflovici er klärten, keine Theilnahme an der Mordthat gehabt, jedoch ge wüßt zu haben, daß man den Fürsten umbringen will. Sie versprachen, an der Staatsumwälzung sich zu betheiligen. Die protokollarische Aussage des Vidoje Ifkoviö in der Vorunter, suchung konstatirte, er sei nach Neusatz gegangen und habe dort mit Milovan Iankoviä und Vladimir Iovanovici Verab redungen gehabt. Die zwei Mitverschworeuen wollten eine Staatsumwälzung und die Vertreibung, nicht aber die Ermor düng des Fürsten. Der Leiter der Verschwörung, Advokat Paul Radovanoviö, erklärte, er beabsichtigte den Umsturz der bestehenden Ordnung im allgemeinen Interesse, um dem Lanve Freiheit zu verschaffen. Wenn Peter Karagjorgjevi6 die von ihm und dem Mitverschworenen Vladimir Iovanoviä verfaßte Konstitution nicht unterschrieben hätte, so würde eine Republik errichtet worden sein. Seine Freunde, die er nicht nannte, wollten den Fürsten und die Minister schon im vorigen Jahre ermorden, er (Paul Radovanovi6) zweifelte an der Möglich teil der Ausführung und rieth ab, jedoch verhandelte er mit dem Fürsten Alexander durch seinen Bruder, der Plan blieb ohne Ausführung. Heuer im Frühjahre wollte er mit zehn Freunden, die er wieder nicht nannte, sich des Fürsten bei dessen Tante bemächtigen und ihn dort zur Abdankung zwingen oder ermorden. Mari6 habe ihn davon abgehalten, indem dieser erklärte, selbst den Fürsten in Topöider ermorden zu wollen. Nach erfolgter Ermordung wollte er (Nadovanooili) die Regierungsgewalt an sich reißen und dieselbe mit dem Senatssekretär Demeter Mnti8 und Professor Stojan BaLlo Vi6 theilen; er habe jedoch mit Mati8 und Vaskoviö im Vor aus hierüber nicht gesprochen. Das Vorhaben wurde durch die rechtzeitigen Regierungsmaßregeln vereitelt und er gefangen. Als seine Mitschuldigen in der Mordverschwörung nannte er noch zwei in der Umgebung des Fürsten Alexander sich auf haltende Personen, Namens Paul Tr!fkovi6 und Philipp So tankoviö. Die Auslieferung dieser Letztgenannten wurde ge fordert. — Hauptmann Mirzailovici , Zögling der russischen Militärschule, der bestimmt war, mit seiner Truppenabtheilung das Polizeigebäude zu besetzen, wurde am 29. um 6 Uhr Früh in Gegenwart einer ungeheueren Volksmenge, welche Verwünschungen gegen ihn ausstieß, erschossen. Aus dem Orient. Ueber die Situation in der türkischen Provinz Albanien erhält der „Osten" aus der Hauptstadt Ianina , folgende Mittheilungen: Der Pascha von Albanien hat Auftrag erhallen, von dem irregulären Albanesencorps und den Rebifs der Provinz Albanien 10.000 Mann zu ent lassen. Die Maßregel ist auch bereits durchgeführt, und man weiß nicht recht, auf welche Motive dieselbe zurückgeführt wer den foll. Die Einen fügen, die Pforte habe kein Geld, um den, wenn auch noch so geringfügigen Sold auszubezahlen; die Anderen hingegen behaupten, die Pforte habe den in den Albanesencorps herrschenden Geist zu furchten begonnen. Der Landwirthschaft kommen diese 10.000 Paar rüstiger Hände sehr willkommen, denn wir haben dießmal eine überaus reiche Ernte zu erwarten. Der Vrigantaggio treibt fortwährend sein Unwesen, und fast jeden Tag sind Räubereien zu verzeichnen. Vor einigen Tagen ist sogar eine Bande von 16 Vriganten aus Corfu, wo sie aus dem griechischen Bagno entkamen, auf Gastrollen zu uns gekommen. Glücklicherweise aber gelang es, ihrer rasch habhaft zu werden, und das griechische Gouve» nement befindet sich bereits wieder in Besitz dieser sechzehn kostbaren Kerle. Aus Rustschuck wird geschrieben: „Die auswärtige Presse erschöpft sich in Lobeserhebungen über die Rede, die der Sul­tan bei Gelegenheit der Eröffnung des Staatsrathes gehalten. I n Bulgarien ist man dagegen nicht sehr erbaut davon; hier hält man die Worte für leeren Schall, nur um der Welt Sand in die Augen zu streuen. Dem Worte muß erst die Mädchen der Sängerfahne einen schönen, großen Kranz spen­ ?0V8Üä Ve3«1l> Fl3,8N0 8« oHKl'lva' wirtliche Ausführung nachfolgen und mit bloßen „Reden" deten. lonüvi 2 ^riöev pukaju no^ärav«' wird eine Frage, wie die orientalische nicht gelöst. Nicht der ?0V8ÜH vij6 3loV6N8tl6 86 22,8tNV6,' religiöse Fanatismus und die notorische religiöse Intoleranz So endete schön wie er begonnen der Tag, der uns nie In lok 2Ä lokom olszMva C68to, der Muselmanen allein haben die Unzufriedenheit der christlichen aus dem Gedächtnisse entschwinden wird. Das Volk hat einen 8IdV68N03t N2nanjuj6 V8aKa mS8t<1, Völker des türkischen Reiches hervorgerufen, auch nicht die na rührenden, glänzenden uno imposanten Beweis seiner innigen ^VLtoö« äsKlillL, lnlaäl HunÄlli, tionale Unterdrückung allein hätte einen solchen Zustand her- Anhänglichkeit an die nationale Sache geliefert, es hat den 26nö, otrooi, stari 2s irw2ä,Ki beiführen können, sondern am meisten Schuld davon tragt die Sokol geehrt, wie noch kein Verein bei uns geehrt worden, es I2 Krajev r«,2iiin nLurKaj so 86 sbi-ali, totale Gesetzlosigkeit, die auf allen Gebieten des öffentlichen hat aber dadurch auch sich felbst geehrt und gezeigt, daß es I)«, 2 nanu Ki 8veöZ,no8t ^i^novÄli. Lebens und Verkehres herrscht, die unbeschränkte Willkür der keine gefühllose, rohe Masse ist, es hat bewiesen, daß es warm ^ l KH pomsirj», to ßidaujk ßla8no? omnipotenten Regierungsorgane, welcher gegenüber jedem Un fühlt und seine Gefühle auf innige Art kund zu geben im ^aj irrup lytä in prirn-ÄvIjairjs KiÄ8no? Stande ist. g° ^" ^ terthan, und vor Allem aber der christliche, völlig wehrlos V «ent-Visu 86 V68eli ^oä praLuuje, dasteht. Das ist es, was die Geduld derchristlichen Untertha­V8Ä, tkl'» NÜ8H äÄU68 86 lÄäujy, nen endlich zum Reißen bringen mußte. Man darf den Reden der türkischen Regierung keinen Glauben schenken, welche zwar hie und da, nothgedrungen, ihre Haut, aber nicht ihr Herz verändert. Ma n werfe nur einen Blick in die socialen Zustände der Türkei, und man wirb sich Überall zu überzeugen Gele­genheit haben, wie die Pläne des Sultans zum Verderben der Rajah's realisirt werden. Wer würde denn seinen Augen trauen, wie heut zu Tage die Armee des Sultans, diese Be­schützerin des Friedens und der Ordnung, die größten Uebel­thaten an den Unterthanen ausführt, ohne zur Verantwortung gezogen zu werden? Die reguläre Armee überfällt die Häuser der Bulgaren, um sie auszuplündern, und die Bewohner zu berauben. Auf offener Straße werden reisende Handelsleute von den Rebifs und Vaschibvzut's angefallen, beraubt und mißhandelt. Vor einigen Tagen wurden in der Nähe von der Stadt Medzidia 25 Kaufleute die mit ihrer Waare auf den Markt fuhren, von den Rebifs und Baschibozul's beraubt, und drei Bulgaren wurden getödtet. I n Silistria wurden auf diese Weise dreißig Kaufleute beraubt und mißhandelt. Hier, in der Residenz des Donau-Vilajet's selbst, drangen Soldaten mit Messern bewaffnet in das Gasthaus eines Bulgaren, und bedrohten ihn mit dem Tode, wenn er sie nicht nach Wunsch mit Rakija (Branntwein) bewirthe, und hätten sich auf den Ruf des Wirthes nicht eine Menge Bürger versammelt, so hätten sie ihre Absicht auch zur Ausführung gebracht. Das Gouvernement wird zwar davon in Kenntniß gesetzt, doch ohne etwas zu thun, um der Verbrecher habhaft zu werden. Hieher gehört auch ein Fall, der sich vor kurzer Zeit in un­serer Stadt zugetragen hat, und über den das Regierungs­organ „Dunav" die entstelltesten Berichte gebracht hat. Es brach in der Stadt Feuer aus. Eiligst kam türkisches Militär herbei, und trieb die Bulgaren, die das Feuer löschen wollten, mit den Worten auseinander: „Es soll brennen, es ist ver­boten, zu löschen." Wie das zweite Haus vom Feuer ergriffen wird, rief der unglückliche Besitzer in seiner Verzweiflung: „Brüder Bulgaren! Sehet Ihr, wie mir mein Haus brennt, sehet Ihr, was wir für eine Regierung haben. Rettet mir doch meine im Keller liegenden, mit Wein und Branntwein gefüllten Fässer, damit ich nicht zum Bettler werde." Einige Bulgaren faßten Muth und wollten trotz des Verbotes retten, was noch zu retten war. Doch das Militär verwehrte es ih­nen mit den Worten: „Ungläubige! Wir untersagte« Euch, zu löschen, und Ih r waget Euch, unseren Befehlen zu wider­setzen?" Wenn daher unter solchen Umständen die Erbitterung zunimmt, so ist es leicht erklärlich. Und sucht Jemand bei der Behörde sein Recht, so wird er zuerst gefragt, wer der Thäter war, und wenn man antwortet, ein Türke, so wird man da­mit abgefertigt: „Gjaur, hüte Dich, einen Türken anzuklagen." Dem ist es nur zuzuschreiben, daß in einer kurzen Zeit, nach statistischen Berichten, 500 000 Bulgaren, meist dem Handels­stande angehürig, nach Rumänien, Serbien :c. ausgewan­dert sind!" Correspondenzen. Nudolfswerth. Ende Juni. ? Die bevorstehende Ernte übertrifft die gehegten Erwartungen; auch die Weinlese läßt das Beste hoffen. 186?er gute Weine werden zu 3 fl. per Ei­ mer ausgeboten, ohne viele Abnehmer zu finden, und es ist begreiflich, wie sich die süßen und säuern Mienen zwischen den Produzenten und Weinspekulanten theilen. — Wer Ru­ dolfswerth durch mehrere Jahre nicht gesehen hat, muß beken­ nen, daß diese zweitgrößte Stadt in Krain an Nettigkeit sehr viel gewonnen hat. Zu „ländlich" für eine Stadt erscheinen die kleinen „Stiergefechte", welche von den diversen Hausthie­ ren zu verschiedenen Tagesstunden am Hauptplatze zum Besten gegeben und besonders vom „Berliner Caffee" aus leicht be­ obachtet werden, dessen Terasse ganz für diese Observationen geschaffen ist. Bei Nacht würde man einen andern, reizenderen Anblick genießen; man hört nämlich selbst in den entlegensten Gassen das Rauschen der Cr^inoline und die animirteste Con­ versation; allein — es fehlt die Beleuchtung! Es ist eben umwölkt und „der Mondschein im Kalender" kann seine Schul­ digkeit nicht erfüllen. — Nicht besser als die Lokalpolizei ist die „höhere" bestellt, wenn man all' die überzähligen geheimen Agenten in Betracht zieht, welche fo Manches zu Tage schaf­ fen, was allgemeine Heiterkeit erweckt. — Die Einwohner sind sehr fleißig und erwerbsam. Trotzdem will es mit dem Wohl­ stande nicht recht vorwärts. Man hofft im Stillen, duldet und ist zu bescheiden, um an maßgebendem Orte energische Vor­ stellungen zu machen. Dabei befürchtet man, daß die geringste nationale Regung die ausgesprochenen, ja sogar die geheimsten (!) Wünsche vereiteln werde, da man hierlands nur zu sehr an die Bevormundung der allmächtigen Bureaukratie gewöhnt ist, und alles Heil von deren Gunst abhängig zu machen scheint.— Noch ist der Musikkapelle des Bürgerkorps zu erwähnen, die ganz vortrefflich geschult ist. Wenn die Uniformirung, Hal­ tung u. s. w. nur nicht so durch und durch militärisch wäre, damit daran etwas mehr bürgerliches als die bloßen Er­ haltungskosten zu entdecken sein würden! Ferner spielt die Ka­ pelle nur „türtische Musik", wie auf den Notenblättern zu lesen ist, und steht — echt türkisch! — mit dem slavischen Elemente in der Musik auf keinem besonders freundlichen Fuße. Ich konnte am 23. diese Beobachtung machen; es mußte die alte „Norma" herhalten und mitten im aufgewirbelten Staube schien ein „No, so fegen's, es geht alles, u. s. w." — die Situation sehr richtig zu kennzeichnen. Preßprozeß des „Triglav." Vorsitzender und Leiter der Hauptverhandlung: O.-L.­ G.-R. Matausek; Votanten: L.-G. Räthe Gröar und Heinricher; Schriftführer Auskultant Ienöiö. Ankläger: Staatsanwalt Dr. v. Lehmann. Als Angeklagter erscheint der Eigentümer, Herausgeber und verantwortliche Redakteur Peter Grasselli. Nach Anhörung der Generalien wird zur Verlesung der Anklageschrift und der Beilagen (intriminirter Artikel und Einvernehmungsprotokoll mit Angeklagten) geschritten. Die An­ klageschrift lautet: Die in Laibach gedruckte und jeden Samstag erscheinende periodische Zeitschrift „Triglav" bringt in dem am 6. Juni l. I . herausgegebenen Blatte Nr. 25 im Eingange einen Ar­tikel betitelt: „Unsere Deutsch-Liberalen", welcher mit Rücksicht auf die maßlosen Ausfälle gegen jene Bewohner des Landes und insbesondere in der Hauptstadt, welche der deutschen Na­tionalität angehören oder Anhänger derselben sind, in strafge­richtliche Beurtheilung gezogen werden muß. Der besagte Aufsatz offenbart sich zunächst zwar als eine Polemik gegen einen in der periodischen Druckschrift „Presse", in Wien am 29. Mai l. I . erschienenen, die in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai l. I. bei IeLica vorgefallenen strafbaren Vor­gänge besprechenden Leitartikel. Allein es wird diese gegen­wärtig im Zuge der kompetenten strafgerichtlichen Untersuchung befindliche Angelegenheit in einer Weise vor das Lesepublikum gebracht, die sich nicht darauf beschrankt, die im gedachten Ar tilel der „Presse« gegen die Slovenen vorgebrachten Verdäch­tigungen rückzuweisen; sondern es leuchtet aus dem ganzen Inhalte dieses Aufsatzes die sträfliche Tendenz hervor, die der deutschen Nationalität Angehörigen und die Anhänger dersel­ben im Lande und namentlich ihre Führer der slovenischen Nation gegenüber in gehässiger Weise zu verdächtigen; es ent­hält dasselbe in seiner überschwänglichen Schreibweise in der That sehr viel Aufreizendes, indem den Deutschen und rück­sichtlich ihren Führern ein unehrenhafter Vorgang, eine unlau­tere Gesinnung und das Bestreben, die slovenische Nationalität auf jede mögliche Weise zu verdächtigen und zu unterdrücken offen vorgeworfen wird. Daß eine Schreibweise wie sie in dem Artikel vorkömmt, geeignet ist, zu Feindseligkeiten gegen die deutschen Bewohner und deren Anhänger im Lande und speciell in Laibach, zu feindseligen Parteiungen zwischen dem deutschen und slovenischen Volksstamme zu verleiten, bedarf keines weiteren Beweises und ist dieß um so einleuchtender und ein Erfolg um fo gewisser zu gewärtigen, als notorisch eine Aufregung zwischen den beiden Volksstämmen herrscht, die nur geringen Anlasses bedarf, um in thätliche Feindseligkeiten überzugehen. Wer i n solchen Verhältnissen ein zum sichern Erfolge führendes Mittel wählt, von dem kann es auch nicht zweifel­haft sein, daß er auch den Erfolg gewollt, daß die böse Ab­sicht darauf gerichtet war. Die Staatsanwaltschaft sieht sich daher veranlaßt, die periodische Druckschrift „Triglav" wegen des bezeichneten Ar­tikels in Nr. 25 vom 6. Juni l. I . auf dessen ganzen Inhalt und den sich daraus ergebenden Totaleindruck gestützt, wegen des durch diesen Artikel begangenen im Sinne des §. 302 St. G. strafbaren Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung strafgerichtlich zu verfolgen. Da der Verfasser des besagten Artikels nicht bekannt ist und der verantwortliche Redakteur und Herausgeber Herr Peter Grasselli die Namhaftmachung des Verfassers in seiner protokollarischen Vernehmung sud -/. verweigert hat, so erhebt die Staatsanwaltschaft hiermit die Anklage ob des gedachten Vergehens im Sinne der §§, 7, 239 und 302 St. G., dann des Z. 28 des Preßgefetzes und des §.1 1 des Strafverfah­rens in Preßsachen gegen Herrn Peter Grasselli in Laibach als verantwortlichen Redakteur der Zeitschrift „Triglav" und stellt unter Anschluß des den besagten Artikel enthaltenden Blattes Nr. 25 dieser Zeitschrift in 2/. das Ersuchen in Ge­mäßheit des ß. 12 des Verfahrens in Preßsachen die münd­liche Hauptverhandlung anordnen und die in 3/. beifolgende unbelcgte Ausfertigung der Anklageschrift dem Herrn Peter Grasselli zustellen lassen zu wollen. Nach beendeter Verlesung stellt der Vorsitzende an den Angeklagten die Frage, ob er heute den Verfasser des Artikels nennen wolle. Nachdem der Angeklagte unter Hinweisung auf sein erstes Eiuvernehmungsprotokoll bei seiner frühern Erklä­ rung verharrt, ergreift der Staatsanwalt das Wort: Nach der fo eben an den hohen Gerichtshof abgegebenen Erklärung des Hrn. Peter Grasselli, die Verantwortung be­züglich des Artikels, welcher der Gegenstand unserer heutigen Preßverhandlung ist, auf sich zu nehmen und den Verfasser nicht namhaft zu machen, habe ich auch heute meine Anklage ausschließlich nur gegen den Hrn. Peter Grasselli zu führen, wie es bereits in der Anklageschrift bemerkt worden ist. Der so eben vorgelesene Artikel der Zeitschrift „Triglav" Nr. 25, vom 6. Juni hat die Staatsanwaltschaft veranlaßt, denselben gerichtlich zur Besprechung zu bringen, weil die Staatsan­waltschaft strenge auf dem Boden der Legalität steht und es im öffentlichen Interesse für geboten gehalten hat, bezüglich des Inhaltes in Richtung des §. 302 des Strafgesetzes einzu­schreiten. So wie dieser Artikel seiner ganzen Stylisirung, seiner Schreibweise nach vom Leserkreis der Zeitschrift „Triglav" im allgemeinen nicht beifällig aufgenommen werden konnte, fo glaube ich, daß selbst die wärmsten Anhänger jener Partei, welche die Zeitschrift „Triglav" vertritt, und deren In ­teresse der gelesene Artikel in wuthentbrannter Weise zu ver­treten sich anläßt, daß selbst diese Anhänger den fraglichen Artikel gewiß nicht beifällig aufgenommen, sondern ihn des­avouirt haben. Die Anklage gegen diesen Artikel soll zum Rechtsschutz derjenigen erhoben werden, die durch den Ar­tikel verunglimpft und verdächtiget werden; aber ebenso glaube ich, es liegt selbst im Interesse der wahren, aufrichti­gen Landespartei, daß ein solcher Artikel gerichtlich zur Ssirache kommt, der nicht geeignet ist, ihr Interesse zu befriedigen, sondern die Gehässigkeit zu steigern und andere Ziele zu ver­folgen als die gerechten, selbst durch die Staatsgrundgesetze ge­heiligten. Ich muß sagen, daß, wenn man den Artikel ge­lesen hat, man sich beim ersten flüchtigen Eindrucke kaum entschließen konnte, ob dieser Artikel mehr darauf berechnet war, wie in einem humoristischen Journal, auf das Zwerchfell oder auf den Verstand zu wirken; es kommen Rodomontaden, Hyperbeln und solche bombastische Ausdrucksweisen vor, welche die Lachmuskcln in Bewegung zu setzen geeignet sind. Ich habe in meiner Anklageschrift betont, daß ich nicht auf ein­zelne Sätze, auf einzelne Stellen meine Anklage basirt haben wollte, sondern auf den gesummten Eindruck. Allein wir müssen doch gewisse Stellen verfolgen, aus welchen sich dann der gesammte Eindruck ergeben soll. Der Ideengang des Artikels, wie er aus dem Zusammenhange zu entnehmen ist und dem Verfasser des Artikels vorgeschwebt haben mochte, ist in Kürze folgender: Der Verfasser war hochentrüstet über ge­wisse Vorgänge, über die Correspondenzen, die gleich nach der Ie2ica-Nffllire in die Welt gesendet und öffentlich auspo­saunt worden sind, die mitunter wirklich viel Unwahres und Gehäßiges enthalten haben. Er war besonders entrüstet über den Artikel der „Presse" vom 29. Mai l. I., der dort als Leitar­tikel erschienen ist. Die Tendenz des incriminirten Artikels mochte wohl in erster Linie gewesen sein, den Artikel der „Presse" aä abguräuin zu führen, namentlich den Schluß desselben, in dem die Slovenen erst als Nullen und dann als Faktoren bezeichnet weiden, „welche die Verfassung im Handumdrehen' begraben können" (Citat aus der „Presse"). Zuerst wird die I^ica-Affaire besprochen. Nehmen wir an, es seien die schon hier vorkommenden Bissigkeiten den Corre­spondenzlern angemeint, so kommt doch bei Alinea 4 („Die haarsträubende Wuth u. s. w.) der Ausdruck Wühlerbande vor. Wenn man die deutsch-liberale Partei als eine Wühler­bände hinstellt, so ist das gewiß nichts versöhnliches und bei der herrschenden Irritation sogar etwas aufreizendes. Es wird weiter besprochen das famose Memorandum; aber das ist nur ein Nebenumstand, der bereits im „Triglav" (am 27. Mai) eine wesentliche Berichtigung gefunden hat Es wird weiter in sehr ergötzlicher Weise geschildert, wie „diese winzigen Däumlinge u. f. w." Es sind das förmlich lexicograsisch gesammelte Ausdrücke. Auch der Passus, der von einer kümmerlichen, temporären Majorität im Gemeinderathe spricht, enthält eine Verdächtigung des Vorganges bei den Wahlen. Der Schluß dieses Absatzes enthält wirklich ganz furchtbare Kraftausdrücke und ich muß bekennen, daß der Vorwurf einer beabsichtigten Knebelung, Germanisirung und Entnationalistrung der slovenischen Nationalität, die doch überwiegend im Lande ist, ein sehr aufreizender ist, besonders unter den gegenwär tigen Verhältnissen. Nun schließlich hebe ich diese Stelle hervor „Man will ja den Liberalismus und die Garantie der Na tionalität nur für sich allein, für uns aber ohne Rücksicht nur Sclaverei und Entnationalistrung, um unfern Boden nöthigen Falls und bei passender Gelegenheit an Preußen über antworten zu können." Darin liegt wohl ein sehr empfindlicher Anwurf gegen die deutsch liberale Partei. Es ist leider eine bedauerliche Thatsache daß sich in unserm bisher friedlichen Lande Parteien gebildet haben, was sich nun einmal nicht läugnen läßt. Erst in neuester Zeit bildeten sich wieder zwei Vereine, ein nationaler und ein konstitutioneller Verein. Es sind eben eigene Benennungen gegeben worden man spricht von einer nationalen Partei und von einer deutschliberalen Partei, nur um der Sache einen Namen zu geben die Be strebungen aber sind verschieden. Unter solchen Umständen sind derlei Artikel nicht gleichgiltig Die Staatsanwaltschaft würde nicht anstehen, einzuschreiten, wenn ähnliche Ausfälle von anderer Seite geschähen. Der Vorfitzende fordert den Angeklagten auf zur Verantwortung zu schreiten Angeklagter: Vor allem konstatire ich, daß der An klageschrift ein wesentliches gesetzliches Erfordernis; fehlt. §. 11 des Strafverfahrens in Preßsachen setzt ausdrücklich fest, daß die Anklageschrift die deutliche Bezeichnung der inkriminirten Stellen zu enthalten hat. Dieses Erforderniß fehlt in der Anklageschrift, tzie mündliche Ausführung, die der Herr Staatsanwalt vorgebracht hat, kann diesen Mangel der An klageschrift nicht ergänzen. Ich bin daher eigentlich nicht vcr pflichtet, weiter Rede und Antwort zu stehen, nachdem ich nicht in gesetzlicher Weise geklagt worden bin und mir durch die erst mündliche Ausführung des Hrn, Staatsanwaltes die Mittel der Vertheidigung verkürzt sind. Die Anklageschrift selbst gesteht zu, daß der inkriminirte Artikel eine Polemik gegen einen Artikel der „Presse" ist, der erschienen ist am 29. Mai l. I. Es ist meines Erachten« unbedingt noth wendig, daß der hohe Gerichtshof in die Lage kommt, den fraglichen Artikel der „Presse" und eine Correspondenz in demselben Blatte, auf welche der Artikel des „Triglav" eben falls antwortet, nach Form und Inhalt kennen zu leruen, es scheint mir nothwendig, daß Artikel und Korrespondenz dem h. Gerichtshofe bekannt gegeben werde. Indem ich die bei den Aufsätze hier überreiche, bitte ich um deren Verlesung und Anschluß an das Protokoll. — Nach der Verlesung fährt der Angeklagte fort: Der Herr Staatsanwalt hat den Styl und die Diktion des Arti kels betont und sich an dessen angeblich bombastischen Floskeln und Rodomontaden gestoßen. Nachdem der h. Gerichtshof die Artikel der „Presse" vernommen, ist er in der Lage zu beur theilen, ob nicht in der „Presse" bedeutend gehässigere Aus fälle gegen die nationale Partei, als im „Triglav" gegen die deutschlibcrale Partei zu finden sind. Es ist gegen die na tionale Partei ohne allen Zweifel schon viel Aergeres und Beleidigenderes vorgebracht worden. Ich bedauere, daß keine Staatsanwaltschaft bisher Anlaß gefunden hat, dagegen ein­zuschreiten. Es haben die Correspondenten in der „Triester Zeitung", „Presse" und „Tagespost" ein unerschöpfliches Ma terial zusammen gebracht. Es hat in neuester Zeit das „Reib eisen" unter dem Artikel „neukrainerische Schmerzen" einen Aufsatz gebracht — er wurde in den „Novice" abgedruckt — welcher Aufsatz wohl das höchste enthält, was auf diesem Ge­biete möglich ist. Darin werden die Führer der Nation na mentlich verunglimpft. Der Angeklagt e wünscht eine Stelle daraus vorzulesen. Staatsanwalt: Ich glaube, daß dieß zu weit führen würde. Ich habe anerkannt, daß wirklich auswärtige Blätter viel Gehässiges gegen die nationale Partei vorgebracht haben Allein, dieß ist nicht Gegenstand unserer heutigen Erörterung. Um die gereitzte Schreibweise des „Triglav" Artikels zu ent schuldigen, so glaube ich, in der Richtung sei genug geschehen dadurch, daß die „Presse" verlesen wurde. Angeklagte r verzichtet auf die Verlesung und fährt fort: Der Herr Staatsanwalt hat selbst die Entrüstung be tont, welche eben dieser Artikel der „Presse", der vorgelesen wurde, verursachte, und damit für die allenfalls zu scharfen Ausdrücke der Entgegnung eine Entschuldigung vorgebracht Um in die einzelnen beanständeten Stellen einzugehen, bitte ich Fragen an mich zu stellen und bemerke zuvor nur noch, daß mir ein Unterschied zwischen der schriftlichen und mllndli chen Anklage aufgefallen ist; in jener ist von dem deutschen Volksstamme, in dieser nur von der deutschlibera len Partei die Rede. Staatsanwalt: Die Anklage basirt darauf, daß der Artikel geeignet ist, die Deutschen und die Anhänger der Deutschen, die also hier als die deutschliberale Partei bezeich­net sind, zu verdächtigen. Aus der mündlichen Ausführung er gibt sich, daß der Artikel geeignet ist, die Deutschen und die Anhänger der Deutschen zu verunglimpfen. Es wird den Deutschen und. ihre n Führer n vorgeworfen eine Knebelung und Vergewaltigung unserer Nationalität, es wird ihnen vor gehalten, daß sie nur dahin arbeiten, die Slovenen in Scla verei zu bringen und schließlich an Preußen auszuliefern. Dieß kann die Deutschen den Slovenen gegenüber wohl verdacht! gen. Dieß war der Gesammteindruck des Artikels, insoweit wurde er von der Staatsanwaltschaft beanständet. Der Vorsitzend e wiederholt die Auslegungen des Staatsanwaltes. Angeklagter : Bezüglich des Gesammteindruckes habe ich gesagt, daß nur gewisse, deutlich bezeichnete Stellen, nicht der gesummte Artikel als aufreizend und beleidigend aufgefaßt werden können. I m weitein aber Protestire ich dagegen, daß in diesem Artikel die deutsche Nationalität in unserm Lande angegriffen wäre. Es gibt allerdings zwei Voltsstämme in unserm Lande, den deutschen und den slovenischen. Nur wenn man die Gottscheer insgesammt angreifen würde, könnte man gegen einen Volksstamm aufreizen, denn di anderen m Land zerstreut lebenden Deutschen sind wohl Angehörige in r an deren Nationalität, aber kein eigener Volksstamm. Und dieser Artikel ist durchaus nicht gegen die Deutschen al solche ge richtet, sondern gegen die deutschliberale Partei, die sich selbst die deutschliberale nennt, nicht wie der Herr Staatsanwalt angegeben hat, von den Nationalen mit di sen Namen bel gt worden ist; es kommt in der „Presse" selbst diese Bezeichnung vor. Die Ausdrücke Sclaverei, Knechtung sind, wie ich glaube, nur als ine Antwort darauf zu betrachten, daß der „Press " zufolge die Regierung aufg fordert werden foll, r Entwicke lung des nationalen Wesens in Krain hemmend entg g nzutreten Der Herr Staatsanwalt hat dann hier besonders betont, daß die Anspielung auf Preußen verletzend sei. Ich hebe dagegen hervor, daß den Nationalen so oft ohne allen Grund gewisse Tendenzen offen unterschoben und ihnen beständig Moskau und Rußland unter die Nase gerieben werden. Der deutsche Volts­ stamm als solcher ist in dem Artikel nirgends angegriffen, die Bezeichnung Wühlerbande kann doch nicht auf einen ganzen Volksstamm, nicht einmal auf eine Partei bezogen werben, son­ dern trifft nur jene Elemente, die beständig Hetzen und die Zwietracht schüren. Der §. 302 schützt nur Volksstämme, nicht Parteien, er ist also hier nicht anwendbar, da nirgends von einer Aufforderung, Aneiferung oder dem Versuche einer Verleitung zu Feindseligkeiten gegen den deutschen Volksstamm die Rede ist. Der Vorsitzende verliest einzelne Stellen des „Tri­ glav "-Artikels, dabei Fragen stellend. Vorsitzender: Warum haben sie sich so kräftiger Aus­ drücke bedient? Der Passus von der „germanischen Gründ­ lichkeit" scheint doch gegen die deutsche Nation gerichtet zu sein? Angeklagter: Das glaube ich nicht; der Verfasser wird damit gemeint haben, daß jene Partei, die sich die deutschliberale nennt und als deutsch geberdet, das Wesen der Deutschen auch in der Gründlichkeit, die den Deutschen als Tugend hochangerechnet wird, nachzuahmen oder nachzuäffen bestrebt ist. Er wird andeuten haben wollen — daß sie mit dem größten Eifer alle Umstände zusammenzutragen suchte, die auf die Ietzica-Affaire Bezug hatten. Vorsitzender: Gegen wen ist der Satz gerichtet, der von dem „Schand- und Lügenbecher" spricht? Angeklagter: Offenbar auch gegen die Correspon­denten. Vorsitzender: Gegen wen ist der Artikel gerichtet, wo von den „angestellten Recherchen" und den „Matadoren der Slovenen" die Rede ist? Angeklagter: Ich glaube ebenfalls gegen jene Wüh­ler der gegnerischen Partei, und gegen die Correspondenten, welche sich angestrengt haben, die Urheberschaft jener Vorfälle der nationalen Partei zuzuschreiben. Meines Wissens ist kein Anhaltspunkt vorhanden, aus dem eine solche Beschuldigung begründet weiden könnte, da die eingeleitete Untersuchung dieß­bezüglich, so viel mir bekannt, kein Substrat geliefert hat. Vorsitzender: „Ja, die haarsträubende Wuth der Leithammel u. s. w." — gegen wen ist das gerichtet? I n diesem Absätze wird auch ein unlauterer Vorgang bei Samm­lung der Unterschriften für das Memorandum gemacht; wer ist da gemeint? Angeklagter: Es ist zu berücksichtigen, daß zur Zeit des Erscheinens des Artikels weder Verfasser, noch Unter­zeichner, noch Ueberreicher des Memorandums bekannt waren. Es kann daher alles dieß nicht gegen bestimmte Personen ge­richtet sein. Spater waren die Herren selbst so freundlich, sich der Welt bekannt zu geben. Vorfitzender: „Es ist denn doch nicht unergötzlich zuzusehen, wie diese winzigen Däumlinge die papierene Keule eines Herkules mit den großthuerischen Geberden flegelhafter Schulknaben zu schwingen verstehen, und mit ihrem Hahnen­tritte die Slovenen Krams über Nacht niederstampfen zu kön­nen sich einbilden, weil sie — zum Theile durch unsere eigene Schuld — zu einer kümmerlichen, temporären Majorität im Laibacher Gemeinderathe gelangt sind!" Finden Sie darin nichts aufreizendes, und wäre es nicht besser gewesen, dieß wegzulassen? Angeklagter: Ich habe nichts anstößiges gefunden, weil im Artikel der „Presse" der nationalen Partei vorgewor­fen wird, sie wolle slavisiren, hier ist nach meiner Meinung die Geimanisirungssucht gemeint, folglich ist das nur eine Antwort auf den Artikel der „Presse". Vorsitzender: „Alles geschieht ja nur, um diese Prügelsuppe desto gründlicher auszubeuten u. s. w." — was hat dieser Absatz zu bedeuten? Angeklagter: Ich glaube, daß der Verfasser damit antworten wollte auf die Aufforderung des Artikels in der „Presse", den Nationalen einen Zaum anzulegen; daß die Worte begründet sind, dafür liefert der Artikel der „Presse" den Beweis, in welchem die Namen unserer Führer genannt und schonungslos mitgenommen werden. Vorsitzender: Wie ist der Passus zu verstehen, der von der „Ueberantwortung an Preußen" spricht? Angeklagter: Ich habe darauf schon geantwortet. Dadurch sollte meines Erachtens der Parteikampf und die be­absichtigte Beeinträchtigung des nationalen Wesens charakteri» sirt werden. Vorsitzender: Was von den „Nullen" gesagt wird, ist ein Citat aus der „Presse". Was soll aber das eingefügte „Gottlob" ? Angeklagter: Wenn ich sage, daß der Verfasser dieß ironisch gemeint hat so dürfte ich das richtige getroffen haben; was er gedacht hat, das kann ich Nichtwissen; aber ich glaube, fein Gedankengang war der, es verschaffte ihm eine gewisse Befriedigung, daß den Nullen, von denen im Vordersätze ge­sprochen wird, dann plötzlich eine ungeheuere Bedeutung bei­gelegt wirb. Vorsitzender: Sie reden da von einer dritten Person, aber sie sind Eins mit dem Verfasser, nachdem Sie die Verantwortung selbst übernommen haben. Angeklagter: Aber ich bin nicht der Verfasser und kann daher nicht so genaue Auskunft geben, was ihm jedesmal vorgeschwebt haben mochte; ich glaube, daß dieß doch wohl zu berücksichtigen ist. Vorfitzender: Also nennen Sie den Verfasser. Angeklagter: Ich muß auf meine frühere Erklärung verweisen. Vorsitzender: Haben Sie noch etwas zu bemerken? Angeklagter: Ich würde noch aufmerksam machen, weil der Herr Staatsanwalt auf den Leserkreis des „Triglav" hingewiesen hat, daß der „Triglav" nicht für unser Voll be­ stimmt ist, weil er in einer demselben fremden Sprache ge­ schrieben ist. Er ist geschrieben eben für diejenigen, welche der deutschen Sprache mächtig sind und slovenische Zeitungen nicht lesen, damit sie die Kehrseite des Bildes sehen, das ihnen von slavenfeindlichen Blattern so oft vorgeführt wird. Eine Auf­ reizung des flovenischen Voltes kann der „Triglav" daher nicht hervorbringen, da der „Triglav" seine Leser hauptsächlich unter den sogenannten Deutsch-Liberalen findet. Es ist nicht ganz überflüssig hier zu bemerken, daß jenes Memorandum, welches im Artikel des „Triglav" genannt ist, den erwünschten Erfolg nicht gehabt hat, da dessen Ueberreicher von den Minister« auf die Staatsgrundgesetze verwiesen worden sind. Staatsanwalt: Wie groß ist die Auflage des Blattes? Angeklagter: Es hat etwas über 400 Abonnenten. Votllnt L.-G.°R. Gröar: Sie haben den Artikel nicht selbst verfaßt, aber Sie werden angeben können, ob Sie den» selben gelesen haben bevor er abgedruckt wurde? Angeklagter: Ich habe ihn flüchtig durchgesehen we­gen anfälliger orthographischer undsthlistischer Mangel, habe auch in dieser Beziehung einige wenige Aenderungen daran in der Eile vorgenommen. Bei dieser oberflächlichen Durchsicht habe ich nichts Feindseliges oder Aufreizendes wahrgenommen, daß ich mich veranlaßt gefunden hätte, den Inhalt eingehender zu prüfen, zumal mir die Artikel der „Presse" noch lebhaft in Erinnerung waren. Der Verfitzende ertheilt dem Staatsanwalt das Wort zur Stellung der Schlußanträge. Staatsanwalt: Ich will mich kurz fassen und berufe mich auf die Anklageschrift und auf meine mündliche Aus­führung. Ich übergehe auf die formelle Einwendung des Herrn Grasselli, bezüglich des ß. 11. Ich habe meine An» klage auf den Gesammteindruck basirt und die einzelnen Stellen mündlich näher bezeichnet, daher entfällt dieses formelle Ge­brechen. Daß dem Artikel eine Polemik zu Grunde liegt, habe ich zugegeben, aus diesem Grunde hat der h. Gerichts­hof es für angemessen gefunden, die Artikel der „Presse" vorlesen zu lassen. Allein der Artikel des „Triglav" geht weit hinaus über die Grenzen, einer besonnenen vernünftigen Polemik; das gibt der Redakteur theilweise selbst zu, da er sagt, daß er Aenderungen daran vorgenommen hat; er scheint denselben jedoch nur allzuftüchtig gelesen zu haben, da er sonst wohl noch mehr daran geändert hätte. Was in aus­wärtigen Journalen gegen die nationale Partei geschrieben wird, kann hier nicht erörtert werden, da dies nicht zur Kompetenz dieses Gerichtshofes gehört. Ich kann nach all­dem nichts anders beantragen, als daß der h. Gerichtshof auf Grundlage meiner Anklage den Herrn Grasselli für schul­dig erkennt, wegen des zu Grunde gelegten Vergehens im Sinne des §. 302 St. G. Die gesetzliche Strafe ist in 8. 302 ausgemessen mit 3-6 Monaten Arrest. Diese Strafe kann nach §. 305 bis auf 1 Jahr ausgedehnt wer­den und nach überstandener Strafzeit die Landesverweisung Hur Folge haben. Obwohl es erschwerend ist, daß dieser Artikel zu einer Zeit erschienen ist, da die Stimmung eine aufgeregte war, beantrage ich doch nicht das strengere Aus­maß nach §. 305 sondern jenes nach Z. 302. Ich bringe dagegen als mildernd in Betracht, daß der Redakteur nicht der eigentliche Verfasser des Artikels ist, und daß er bisher vollkommen unbescholten und das Journal „Triglav" bisher unbeanstandet war, weßhalb ich das Herabgehen unter das gesetzliche Minimum nach §. 266 empfehle. Wenn der h. Gerichtshof den Angeklagten für Schuldig erkennt, fo ist nach §. 35 Pr. G. ein Kautionsverfall im Minimalbetrage von 60 st. auszusprechen. Ich beantrage einen Kautionsverfall von 100 ft. Ich habe weiter zu beantragen nach Z. 36 Pr. G. das Verbot der weitem Verbreitung der Nummer 25 des „Triglav" und die Kundmachung dieses Verbotes, schließlich nach §. 39 die Veröffentlichung des Urtheiles in der ersten Nummer nachdem dasselbe rechtskräftig geworden, endlich die Verurtheilung des Redakteurs zur Tragung der Strafkosten. Angeklagter: Ich beschränke mich darauf, zu er­widern, daß der Mangel des formellen Erfordernisses nach ß. 11 nicht so unwichtig ist, wie es der Herr Staatsanwalt dargestellt hat, da ich in Folge dessen in meiner Verteidi­gung verkürzt worden bin, indem mir die Einzelheiten erst hier bekannt geworden sind. Meine Verurtheilung kann daher schon aus dem Grunde nicht erfolgen, weil die gesetzliche Klageform fehlt. Sie kann ferner auch nicht erfolgen, da in dem Artikel kein Angriff auf eine Nationalität oder einen Volksstamm, keine Aufforderung zu Feindseligkeiten gegen einen solchen enthalten ist, daher der §. 302 auf denselben keine Anwendung finden kann. — Ich habe noch zu wiederholen, daß ich nicht der Verfasser des Artikels bin und hinzuzufügen, daß der h. Gerichtshof anerkennen wird, es sei vor der Ver­öffentlichung eines Artikels schwer zu beurtheilen, ob nicht vielleicht welche schärfere Stellen oder Ausdrücke besser ge­mildert werden könnten. Auch dürfte nicht zu übersehen sein, daß der Artikel unter dem Eindrucke der Aufsätze in der „Presse" u. f. w. mir zugekommen ist. — Mit Rücksicht auf meine Ausführungen und den Gang der heutigen Ver­handlung erwarte ich meine Freisprechung. Fünf Minuten vor 11 Uhr zieht sich der Gerichtshof zur Urtheilsschöpfung zurück und erscheint kurz nach 12 Uhr wieder im Saale. Das Urtheil lautet: Herr Peter Grasselli ist des Ver­gehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung nach ß. 302 des Strafgesetzes mit Bezug auf ß, 5. des Strafgesetzes und ß. 28 des Preßgesetzes schuldig und wird dafür zur Arrest­strafe von 5 Wochen, verschärft mit je Einem Fasten in der Woche und zu einem Kautionsverluste von 60 fl. verurtheilt; es wird mit diesem Urtheile das Verbot der weitern Verbreitung der Nummer nach §. 36 Pr. G. so wie die Veröffentlichung des Urtheiles in der ersten Nummer nach Rechtskraft dessel­ben und die Tragung der Prozeßkosten ausgesprochen. — Der formellen Einwendung nach §. 11 wurde keine Folge gegeben. Objektiv ist der Beweis hergestellt, da in Kram Deutsche neben Slovenen wohnen und der Artikel ge­eignet ist, Feindseligkeiten hervorzubringen. Subjektiv müsse der böse Vorsatz zugemuthet werden, da der Angeklagte den Artikel gelesen hat und dessen Tragweite erkannt haben muß. Als erschwerend wurde angenommen die gereizte Stimmung zur Zeit der Veröffentlichung des Artikels, als mildernd die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten, die geringere Ver­breitung des Blattes und der Umstand, daß der Angeklagte die Ausdrucksweise zu mildern bestrebt war, weßhalb der Ge­richtshof unter das gesetzliche Minimum herabgegangen ist. — Der Angeklagte meldet die Berufung an. Tagesneuigkeiten. Lllibach, 4. Juli. — (Bürgermeister Dr. E. H. Costa.) Bei Beginn der gestrigen Gemeinderathssitzung wurde die Rehabilitirung des Bürgermeisters Dr. E. H. Costa mitgetheilt, der hierauf sogleich den Vorsitz übernahm. — (Milan Obrenoviä IV.) wurde am 2. Juli unter Kanonendonner und Glockengeläute zum Fürsten von Serbien proklamirt. — (Wahlen.) Im Monate September sind die Neu­wahlen für den Triester Stadtrath, der zugleich Landtag für die Stadt Trieft und deren Gebiet ist. Der „I'i'iilloi'e«" macht schon jetzt die Bewohner der Umgegend darauf aufmerk­sam, daß sie tüchtige, nationalgesinnte Männer Wahlen und bei Zeiten auf diese Wahlen denken sollen. — (Zur Gleichberechtigung) Die Klagen der flovenischen Blätter über die Nichteinführung der Gleichberech­tigung der flovenischen Sprache in den Aemtern ist schon eine stehende Rubrik geworden. So schreibt die „Ooinoviull": „Wie lange wird man noch den Slovenen öffentliche Beamte, Advokaten, Notare und Aerzte schicken, die unserer Sprache nicht mächtig sind? Es geschieht oft, daß ein Aktuar, dem Ehre und Vermögen der Staatsbürger anvertraut ist, mittelst eines Dolmetsches mit den Parteien verhandeln muß; nach den Aussagen des Dolmetsches — der oft vielleicht selbst nicht ordentlich slovenisch kann — wirb da?m der Ausspruch gefällt, wie wenn ein Blinder über Farben urtheilen Würde. Aber auch gesetzt den Fall, der Dolmetsch sei beider Sprachen voll kommen mächtig: versteht er immer die Frage des Richters ganz genau, übersetzt er dieselbe dann vollkommen im Geiste des Fragestellers? Und so geht es bei den Advokaten und Aerzten trotz aller Freiheit, Gleichberechtigung und Verfassung. Es wäre Wohl schon höchste Zeit, daß derartige Klagen gegen standslos gemacht würden." — (Zur Nachahmung.) Aus Tinje bei Windisch, feistritz in Steiermark wird dem „8Iov. Aaroä" geschrieben, daß in der 1. Sitzung des neuen Gemeindevorstandes be­schlossen wurde, die Amtssprache der Gemeinde fei die slove» nische. Es seien daher die Einlagen slovenisch zu erledigen und die Behörden aufzufordern, bei ihren Zuschriften an die Gemeinde und slovenische Parteiensich der flovenischen Sprache zu.bedienen. — (Volks Meetings.) Der Marburger „8Iov. <3o­Zpoäar" regt die Idee von Voltsversammlungen in Unter steiermark an und fordert alle Patrioten auf, zur Verwirtli chung dieser Idee behilflich zu sein. Gleichzeitig stellt er mehre Programmspunkte fest. — (Reorgllnisirung.) I n der Sitzung vom 21. Juni hat — wie der „kriuioroo" meldet — der Triester Stadt­rath alle städtischen Lehrer sowie jene der Umgebung in Vis­ponibilität versetzt. Die älteren werden bei der neuen Organi sirung pensionirt, untaugliche Kräfte entlassen. Herr Nabergoj — der bekannte slovenische Patriot — sprach für eine Er höhung des GehalteS bei den Lehrern der Umgebung, da selbe mehr in Anspruch genommen seien. Durch eine Vergünstigung werde man leichter geeignete tüchtige Kräfte finden. Der An­trag wurde mit Majorität angenommen und der Schulsektion überwiesen. — (Aufhebung des Sequesters.) Den„Novi««" wird aus Oberkrain geschrieben, daß nach mehr als 40jähr!» gem Prozessiren endlich das Joch des politischen Sequesters abgeschüttelt ist. Bei einer Verhandlung in Radmannsdorf haben sich die Gemeinden Kronau, Würzen, liatsöv und Lsl«, peö dahin ausgesprochen, daß sie einen Theil der Wal­dungen an das Aerar abtreten, das übrige aber bleibt den Gemeinden als Eigenthum. Jetzt wisse wenigstens jede Ge­meinde, was ihr gehört und was sie ruhig genießen kann. — (Kiohte Vakin,) ein japanesischer Romanschriftsteller, hat vor Kurzem ein Werl von 106 Bänden vollendet, welches 38 Jahre brauchte, um durch die Presse zu gehen. Verstorbene. Den 2». Juni. Dem Johann Käser, Hausbesitzer, sein Kind Ferdinand, alt 1l Wochen, in der Tirnau-Vorstadt Nr, 6, am Zehrsieber, Den 26. Juni. Dem Hrn. Ott« Schock, evangelischer Pfarrer, sein Kind Hedwig, alt 4 Monate und 9 Tage, in der Kapuziner» Vorstadt Nr. 88, am Durchfalle. — Dem wohlgebornen Hrn. Anton Ritter v. Bosizio, Ingenieur bei der t. l, priv. Südbahngesellschast, sein Kind Theresia, »lt 6 Monate, in der Stadt Nr. 189, a» der Tntkrüftung. Den 27. Juni. Agnes Garjol, Inwohnerin, alt 61 Jahre, ins Zivilspitalsterbend überbracht. — Simon iepmann, Inwohner, »lt 49 Jahre, im givilspital, an d.er allgemeinen Wassersucht. — Dem Hrn. Ialob Öet, KleiderVerkäufer, sein Kind Josef, alt 4 Mo­nate, in der Stadt Nr. 18, am Zehrsieber. — Dem Herrn Michael Mol, Maler, sein Kind Karl, »lt 7 Monate, in der Tünau-Norstabt Nr. 9, am Scharlachftiesel. Den 28. Juni. Dem Hr». Franz Britzel, Tchmib und Haus« besitze«, sein Kind Johann», alt 10 Wochen, in der St. Peter« Vorstadt Nr. 164, an Fraisen. Den 29. Juni. Herr Franz Dominigg, Pens. l. t. Staats» buchhaltungs-Rechnungsoffizial, »lt 75 Jahre, in der Stadt Nr. 311, »» einem organischen Herzleiden. — Frau Mari» Herzum, Musik» lehrerswitwe, alt 77 Jahre, in der Stadt Nr. 275, »n der Altersschwäche. Den 30, Juni. Hr. Leopold Haussen, gewesener Agent, »lt 44 Jahre, im Zivilspital, an Zersetzung der Säfte. — Franz Mlaker, Maurer, alt 32 Jahre, im Zivilspital, an Vright'scher Nierenentartung. Den 1. Juli. Die hochwohlgeborue Frau Johann» v. Basschutti, geborne Freiin von Tnruberg, k. k. Majors-Witwe, alt 69 Jahre, in der Stadt Nr. l48, am Nervenschlage. — Dem Hrn. Anton KauLiö, Schuhmacher, sein Kind Maria, «lt 4 Monat«, in der Polana-Vorstadt Nr. 57, »m Durchfalle. Anmerkung. Im Monate Juni 1808 find 69 Personen ge« ftorben, unter diesen waren 44 männlichen und 2» weiblichen Ge­schlechtes. Ein Praktikant wird aufgenommen m der General-Agentschaft der Pester Nersicherungs-Gesellschaft. Auskunft im Bureau, Wienerstraße Nr. 273 (Mediat'. sches Haus). 37-2. Herrn «I. V. Popp, pratt. Zahnarzt, Wien, Stadt, Bognergasse Nr. 2. Ich bezeuge hiemit, d»ß ich da« echte AnatherinMund Waffel in Folge heftigen Zahnschmerzes gebrauchte und nach wenigen Augenblicken von dem Schmerze be­freit wurde. Vei der Vortrefflichkeit diese« Mittels zugleich d»s Zahnfleisch zu stärken, ist e« allen Leidenden zu em­pfehlen. Lindau, den IN. Mai 1867. ^ I . Tolzer, 21—2. k. Maschinenmeister. Zu haben in Laibach bei Anton Ktispel, Josef K»lin­ er, Ioh. Kluschowitz, Pettiiii 6 Pill«, Ed. Mahl und Witwe; — Krainburg be, F. Klisp«; Nleiburg bei Heilst, Apotheker: — W»r» «bin bei Halt«, Apotheker;-Rudolfswerth bei D. Rizzoli, Apotheker; — Gurlfeld bei Fliedl. Bömches, Npotheker; — Stein bei Jahn, Apotheker; Bisch oflack bei Kllll Fabiani, Apothe­ker; — G«rz bei Franz Lazzar und Pontoni, Apotheker. Gedruckt bei Josef Blasnik in Laibach