Freytag den 12. Winterm. 179^. ' Inländische Nachrichten«. Wien de« 6. "wmterm. Gestern s< Vormittags wurde in der Augustiner Hof-kircke das alljährlich gewöhnliche Seelenamt, fiir die im Diensie des Staates abgeschiedenen Militärpersonen gehalten. Des Kai-'sers Majestät von den s. altern Erzher^ zogen und dem Herzoge v. Sachsen - Te-' schen begleitet, haben dieser Andachtsfeyer! beygewohnt, ben der sich auch die anwesen- , den Generale, Staabs - und Oberoffiziere, ^ nebst einer zahlreichen Mannschaft der hiesigen Besatzung eingeftm en. In Mttte der K rche , war, wie gewöhnlich , ein mir verschiedenen Waffenstück^n und vielen Ker-zen besätes Trauerg^rüste errichtet. Se. K. K- Maj. haben dem Er;--herzogthume Oesterreich unter der Ens den gewöhnlichen Landtag für das bevorstehende Mil't'rjahr »791. auf den '7-Wein^l. d. I. aus uschrieben, undde« Land-> marfchallamtes Vertretter, Leopold Gra-i !fen v. Gchallcnberg, z^um landessürstl. Kommissar dabey zu ernennen geruhet. In ! Folge dessen haben sich die gesammten N. !Oest. Stande in zahlreicher Menge, am bestimmten Tage im Landhause versammelt, und nach feyerlichem Empsange des Herrn Kommissars, mit Ablesung der landessürstl. Postulaten , den Landtaa er. öjfnet. " Se. K. K. Maj. hab/n Dero Nieder - und Vorderöstcrreichischen Appclla-^nsrath Herrn Joseph Ignaz Faby, in Ansehung seiner durch Zz volle Iabre er^ worbmen Verdienste, sammt allen'seinen ehelichen Leibeserben, mannlichen und weiblichen Geschlechts, in den Adelstand der sämmtlichen Erblander allergnädigst >u erheben , ihm auch ein ade'iqes Wappen ^ und den Ehrennahmen ^dler von zu ver-«leihcn geruhet. Der von Sc. Preuß. Maj. als be-Dollmachtigter Minister, zu dem zu Szi-siow zu eröffnenden Friedenskongresse bestimmte Marquis v. Luchesini, ist am l. d. M. nach dem Kongreßorte abgereiset, wohin auch in einigen Tagen die an dem hiesigen Hofe beglaubigten Gesandten von Großbritannien und Holland , Ritter Keith und Baron Hacften, als Bevoll< mächtigte ihrer Höfe nachfolaen werden. Nachdem bereits die meisten Landes-deputirten in Preßburg versammelt waren, ist hier im Zönigl. Schloße am z, d. die erste Landtagssitzung gehalten worden. Den 20. v. M. traf die 14 Meilen von Lemberg entlegene freye Handelsstadt Brody das Unglück, daß in selbi« ger durch eine gäh entstandene Feuersbrunst in Zeit von 12 Stunden über, 5OO Häuser ganzlich eingeäschert wurden.^ Da auch mehrere Waarenlager von den Flammen ergriffen worden sind, so wird der Schaden , auf eine grosse Summe geschätzt, der fich aber noH nicht bestimmen läßt. Das Palatinat wird nach übereinstimmender Meynung , der Ungarische Hof-, kan;ler Graf Palfy, erhalten, obgleich^ man behaupte?, es sey durch Uibereinkom-, men der Stande des Königreichs , für den Erzherzog Karl bestimmt. Die Un-> garische Nation hat sich einstimmig angeboten , ?.ur Fortsezung des Krieges gegen die Osmanen 20^000 tapfere Krie-, ger in das Feld zu stellen, um den nicht, ganz ungegründeten Vorwurf, der ihr einst, in den Jahrbüchern zu Last fallen würde, von sich ^.u walen, daß sie an dem be vorstehenden Frieden und der Aufop^ rung so vieler theuer eroberten Provinzen Schuld trage. — Herve ben 14, IVeinm. Vorgtsiern überfiel die Patrioten, in Namur grosse Bestürmung, weil ein Kurrier aus Brüssel die unangenehme Nachricht mitgebracht hat, daß man sich ergeben müsse. — Es sind auch 4.OO0 Mann nach Brüssel beordert worden, um die Rcvoluzions-haupter von der Wuth des Volkes zu schürn. Rrünn den 3. N?mterm. Auf Aus-drücklichen Befehl des Monarchen sollen die gehörigen Stellen die annoch fortwahrende Theuerung, besonders von den unentbehrlichen Lcbensmitteln, in Ernste Verathschla-gung nehmen, um der Armuth Erleichterung zu verschaffen. Die Abtei der Pramonsiratenser zu Kloster Brück an der Taja soll wieder hergestellt werden : und was das Stu-dienwesen betrifft , so werden in Kürze einige sehr zweckmäßige Verordnungen erscheinen. Statt einer auf Kosten der Stande von Niederösterreich , in der Wohlzeile in Wien zu errichtenden Triumph« pforte, zum öffentlichen Einznge des Kaisers , ist ihnen erlaubt worden, 14 junge Ehepaare von Landleuten, jedes mit 720 Gulden, auszustatten. Der zum Friedenskongresse mit der Pforte bestimmte Ort heißt eigentlich Sziß-zow, und nicht Sinof, wie jüngst aus einen fehlerhaft geschriebenen Briefe nrig angegeben wurde. Die Krönung in Böhmen wird gegen Ende des Maymonars 1791 erfolgen , nachdem Se. Maj. der Kaiser vorher Ihre Sizilianischen Majestäten und den Er herzog Ferdinand nach Floren; begleitet , und dessen Einsetzung , als Großher og von Toskana , in höchster Person vollzogen haben werden. Die K. K. Truppen m Böhmen, Mahren, Schlesien, und EMzicn werden, wie sie gegenwärtig auf dem Kriegs-fusse stehen / wenigstens auf l 20200 Mann berechnet. /^emderg den 29. 'Weinm. Der K. K. General von Iordis hat von dem Fürsten von Potemkm das Bildniß desselben , reich mit Brillanten besetzt, zum Geschenke erhallen, welches er auch an> seinem Rocke tragt. Dieser Fürst war sehr aufgebracht, als er hörte, daß Oesterreich durch Preußens Vermittelung veranlaßt wurde, den Türken nach ei-^ nem Vertrage, wie selbiger in Reichenbach geschlossen wurde, einen vortheilhaf« ten Frieden zu bewilligen. Als ihm ein Oesterreichischer Deputirter die Artikel dieses Vergleichs überreichte, sagte er: " Ja, mein Herr, ich weiß es schon; ich kenne die Umstände, wodurch ihr Monarch weit wehr, ais durch Preußische Drohungen, zu diesem Schritte bewogen wurde. Aber ich hoffe, ihr König werde sich heute oder morgen an Preußens Handlungen zu erinnern wissen. Graz den 8. N)interm. Von dcu in Niederland stehenden Würzburgischen Truppen sollen wegen besonderen Gutver» halten ein Mann eine goldene, 5 andere aber silbcrneDenkmünzen erhalten haben, besonders wurde auch der Würzburgischz Grenadierhauptmann Von Trautenb?rg s«chr an gerühmet. Der Fürst von Rosenberg soll mit Sr. königl. Hoheit dem Großherzoge nach Floren; abmgehen bestimmt seyn. ^ D n sämmtlichen k. k. Hofbeam-, ten sind wegen der Kaiserskrönung nach! Maaß ihrer begleitenden Chargen Silber-ne oder Goldene Denkmünzen ertheilt worden. !l Prag den Z s. IVeimn. Hkltte Nachmittags sahen wir eine hier noch nie gesehene Szene. Herr Vlanchard, der durch sciue arostatischen Versuche sich bereits den Beyfall von halb Europa erworben hat, stieg im sogenannten Baumgaeten Nachmittag zwischen 4 nnd 5 Uhr in die obere Region. Ihm hatte sich noch lein hiesiger, durch seinen Eifer für Kün-!sie und Wissenschaften allgemein bekann-, ter und geschätzter Kavallicr beygesellt. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit flog der kolossalische Ballon in dje Höhe; stand eine Weile mehrere tausend Fuß ,über der Oberflache, und stieg darauf !mit majestätischer Erhabenheit in einiger Entfernung von dem Aussahrtsorte wieder herunter. Sowohl vor als wahrend dem Aufsteigen wurden Pöller ge« !lößt, und die gewiß zahlreiche Versammlung der Zuschauer verließ den Ort mit lauter Vergnügen. Nur Augenzeugen können von dem Prachtvollen eines solche« Versuchs überzeugt sern, und wir qlau» ben nun aus Erfahrung , daß Herr Blanchard alles leisten könne, was im« mer Kunst und Geschicklichkeit hervorzu bringen im Stande ist. Ausländische Nachrichten. Deutschland. Stuttgart den 29. U)einni. Kaiser keopold wurde auf seiner Heimreise von den Wünscken und Seegnunqen aller bi-dern Deutschen begleitet. Das erste Be< willkommungsfest gab ihm der edle Fürst, bischof von Würzburg. Des. Festes 5on war deutsche Tranlickkkit und Herzlichkeit, und man sah cs dem Kaiser an, daß ihm biefev Ton tzesiel. Leopold begegnete bcm Fürsten mit derjenigen Achtung , die ein Regent verdient, der nach Geist und Herz soviel sympsychnende und sympathisivende Züge mit ihm hat. Der Fütsibischof ist eine der stattlichsten Büsten im deutschen Fürstensaale. Die Stättigkcit, womit er die Waage der Gerechtigkeit hält, ----------Er hält den Hauch zurück, das; er DasZünglein zucken sieht. Die vorsichtige Weisheit, mit der er die Aemter des Landes besezt, seine weise Haus, Haltung, ohn« schimmernde Knikerei, die Strenge gegen seiner Menschen, Regeuten-und Bischofspfiichten; sein Chrisiensinn; seine rührende Armenpflege; sein scharfes Äuge auf Feldbau, Handlung und jeden Zweig der Gewerbsamkeit, hat ihm längst die Liebe seines Volks und die Bewunderung des beobachtenden Auslandes erworben. Kein Wunder , daß er von Leopold, der dies al» les in einem weiteren Wirkungskreise thut, so ausgezeichnet geschäzt wird. Nürnberg wurde mit dem Besuche Leo » polds gleichsam überrascht. Da verbat sich zwar der Kaiser den gewöhnlichen Einzugs, prunk, doch bildeten die bidern Bürger dieser Stadt gleichsam eine Allee, durck welche der Kaiser bis zum Gasthofe im ro then Rosse fuhr, wo er voi, dem Militär der Stadt und den bürgerlichen Reutern empfanden wurde. Das gewöhnliche, altherkömmliche Ge. schenk trat der Kaiser an die Spitäler ab. Unter dem donnernden Nachqvnße der K