241 Saša Jazbec: DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN ... Saša Jazbec UDK [81'243:37.091.3]:004.8 Philosophische Fakultät Maribor, DOI: 10.4312/vestnik.15.241-258 Universität Maribor Izvirni znanstveni članek Slowenien sasa.jazbec@um.si DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN TOOLS BEIM FREMDSPRACHENLEHREN UND -LERNEN 1 EINLEITUNG 1 Künstliche Intelligenz ist eine disruptive Kraft, die in unserem Alltag, unserer Arbeits- welt implizit oder explizit zugegen ist, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Sie ändert, verändert und generiert auch den Lehr- und Lernprozess sowie die Wissensver- mittlung. Medien und die IKT-Technologien bestimmen seit Jahrzehnten die Art und Weise des Lehrens und Lernens, aber nicht so maßgebend, schnell und wesentlich, wie die auch dazugehörende Künstliche Intelligenz. Ihren Einfluss vergleichen einige Fach- leute mit der Verwendung des Internets und all den Folgen, die es für unser Leben, Ler- nen und Forschen hatte. Die folgenden Daten rufen bei einigen Menschen sicher großes Unbehagen hervor und fordern zum Nachdenken auf: • Am 9. Januar 2007 hat Steve Jobs das erste IPhone vorgestellt, innerhalb eines Jah- res besaßen es trotz des damals vergleichsweise hohen Preises bereits über eine Mil- lion Benutzer:innen (Mickalowski, Mickelson & Keltgen 2009: 1). • Netflix wurde am 29. August 1997 in Scotts Valley, Kalifornien, von Marc Ran- dolph und Reed Hastings gegründet. Nach zwei Jahrzehnten hatte Netflix die Hoff- nung, 150 Millionen Nutzer:innen zu erreichen, jedoch übertraf es diese Erwartung weit und zählte im Jahr 2020 stattdessen 221,64 Millionen Nutzer:innen (Champion stream). • ChatGTP wurde erstmals im November 2022 von OpenAI veröffentlicht. Innerhalb von nur drei Tagen erreichte der Chatbot bereits mehr als eine Million Nutzer:innen (ChatGPT Statistics & User Numbers). 1 Anmerkung: Der Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprogramms Interkulturelle literaturwissenschaftliche Studien (Nr. P6-0265) entstanden. Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 241 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 241 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 242 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES Jenseits des Unbehagens scheint es, dass die KI den ewigen Wunsch der Menschen be - günstigt, möglichst schnell, effektiv und effizient in verschiedenen Sprachen kommunizieren zu können. Die Vision, beim Lehren und Lernen Maschinen als Hilfsmittel einzusetzen, ist eigentlich älter als der Computer (Strasser 2020). Wenn vor etwa vier Jahrzehnten die Idee aus dem Kultbuch „Per Anhalter durch die Galaxis“ (abgekürzt: HHGTTG, HHGG oder H2G2) als fiktiv, revolutionär und vielleicht ein wenig irre betrachtet wurde – es handelte sich um die Vorstellung eines fiktiven Lebewesens, des Babelfischs, der ins Ohr gesteckt wird und somit das Verstehen aller Sprachen ermöglicht – so gibt es heute seitens der KI bereits konkrete Vorschläge dazu. KIs seien, behaupten Lotze (2018: o. S.) und Strasser (2020: 2), keine Science-Fiktion mehr, sondern mittlerweile omnipräsente Phänomene u. a. auch des Sprachunterrichts. Damit müssen sich alle Akteur:innen in der Bildungslandschaft auseinandersetzen, mit Herzberg gesprochen, die Entscheidung KI im Unterricht (auch im Sprachunterricht) einzusetzen oder nicht, ist uns bereits abgenommen (2022: 87). Die KI und vor allem die KI-Tools in der Bildung gehören heute zu den aufkom- menden Bereichen der Bildungstechnologie. Tatsache ist, technologische Entwicklung ist und war immer schnell und sie verträgt sich oftmals nicht mit dem medialen Habitus der Menschheit (Pinkwart 2016). Denke man etwa an Sokrates, der auch gegen neue Techno- logien war, damals handelte es sich um das Medium Schrift. Im sokratischen Gespräch diskutiere man ein Thema, korrigiere und revidiere man die Überlegungen interaktiv usw., was im schriftlichen Medium nicht der Fall sein kann (Dolenc 2023). Im Bereich der Bil- dung sind Tradition und der pädagogisch-didaktische Habitus sehr tief verankert, außer ein Virus kommt und definiert den Lehr- und Lernprozess wesentlich, mit zum Teil ver- heerenden Folgen, ohne Planung, in ein paar Tagen neu (Hong 2023: 39). Im Beitrag wird der Begriff Künstliche Intelligenz behandelt. Es wird auf die Poten- ziale und Chancen sowie Probleme und Sorgen, die damit einhergehen, eingegangen. Besonderes Augenmerk wird dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungsfeld gewidmet, insbesondere der Bereich des Fremdsprachenlernens und Möglichkeiten des KI-Einsatzes anhand einiger praktischer Erfahrungen. Dabei geht es auch darum zu zei- gen, dass die KI-Tools beim Fremdsprachenlernen einen Zusatz zu klassischen Lehr- und Lernformaten darstellen können. 2 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ – BEGRIFFSBESTIMMUNG Künstiche Intelligenz (KI) (dt.), oder Artificial Intelligence (AI) (eng.) oder umetna in- teligenca (UI) (slov.) ist ein technologisch determinierter Begriff, aber auch ein sehr weiter, interdisziplinärer Begriff. Er umfasst verschiedene Aspekte und wird in ver- schiedenen Forschungsdisziplinen diskutiert und untersucht (wie bspw. Philosophie, Anthropologie, Biologie, Pädagogik, Psychologie, Linguistik, Kognitionswissenschaft, Neurowissenschaft). Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 242 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 242 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 243 Saša Jazbec: DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN ... Pokrivcakova (2019: 135,136) teilt in ihrem Artikel, der sich mit der KI in der Lingu - istik und Bildung beschäftigt, die verschiedenen Definitionen von KI in drei Gruppen ein: 1) Die erste Gruppe der Definitionen betrachtet KI als eine Maschine, ein Compu- tersystem, das kognitive Funktionen nachahmen kann und in der Regel mit dem menschlichen Gehirn in Verbindung gebracht wird, vor allem mit dem Lernen und mit dem Problemlösen. 2) In der zweiten Gruppe der Definitionen wird KI als ein spezifisches Set von Fähig- keiten von Computern verstanden. Diese werden mit intelligenten Wesen in Ver- bindung gebracht, wobei intelligente Wesen solche sind, die sich an sich ändernde Umstände anpassen können. 3) Für die dritte Gruppe ist KI in einem breiten Kontext Wissenschaft und eine Reihe von computergestützten Technologien. Diese werden von der Art und Weise inspi- riert, wie Menschen ihr Nervensystem und ihren Körper nutzen, wie sie wahrneh- men, lernen, schlussfolgern, handeln usw. Ferner wird nicht auf weitere Definitionen von KI eingegangen, denn das ist nicht das Anliegen dieses Beitrags. Zusammenfassend lässt sich jedoch feststellen, dass KI in- telligentes Verhalten bzw. das menschliche Denken in und mit computergestützten Tech- nologien zu simulieren und zu imitieren versucht. Die KIs, die uns heute zur Verfügung stehen, liefern bereits unglaubliche Ergebnisse. Darüber hinaus ist das in der Regel im- mer noch die sog. schwache Künstliche Intelligenz, ein System, das ohne Komplexitäten des menschlichen Denkens arbeitet (Marr 2018: o. S.). Die Fähigkeiten der sog. starken Künstlichen Intelligenz, eines Systems, das so wie ein Mensch denken kann (ebd.), wer- den noch entwickelt und analysiert. Der Mensch erwartet sie zurecht mit Unbehagen und Ehrfurcht. Es könnte sich um bedrohliche Konzepte handeln, die darauf abzielen, menschliche Intelligenz zu replizieren und sie zu kontrollieren. Parallel zu allen berech- tigten und benötigten Bedenken und Diskussionen der „natürlichen Intelligenz“, d. h. des Menschen, gegenüber der Künstlichen Intelligenz, muss sie aber auch als eine Chance betrachtet werden. 3 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND (FREMD-)SPRACHENLERNEN – THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN Die KI gewinnt im Bildungsdiskurs, vor allem wird hier das Fremdsprachenlehren und -lernen diskutiert, immer mehr an Bedeutung. Dazu gibt es eine fast schon kaum noch überschaubare Menge an Publikationen, Seminaren, Webinaren, Diskussionen, Blogs auf nationaler und internationaler Ebene, in englischer aber auch in allen anderen Spra- chen. Zu Wort melden sich Informatiker:innen, aber auch Philosoph:innen, man kann Stimmen aus allen Forschungs- und Arbeitsbereichen hören. Einige wollen diskutieren, Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 243 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 243 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 244 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES andere wollen sich bilden und fortbilden, um das Potenzial von KI im Beruf auszunut - zen, bspw. der Dekan einer Fakultät in Slowenien berichtet, dass die Administration ihn dazu aufgefordert hat, eine Schulung für sie zur optimalen Nutzung von ChatGPT zu organisieren. Hier wird lediglich auf Strasser (2020) verwiesen, der in seinem Ar- tikel einen Überblick zum wissenschaftlichen und praxisorientierten Stand von KI an- bietet, und auf die Plattform KI Campus, Thema Bildung (KI Campus). Das ist keine KI, sondern eine KI-unterstützte Plattform, die zum Thema KI in der Forschung und in der Unterrichtspraxis recherchiert, die Ergebnisse dokumentiert und mit Expert:innen sowie Lehrkräften diskutiert. Aktuell ruft das Thema KI bspw. bei den Lehrkräften meist Bedenken, offene Fragen und Unsicherheiten hervor, vor allem bezüglich der Rolle der „menschlichen Intelligenz“ – d. h. der Lehrkraft beim Sprachenlernen – der Ethik und des Datenschutzes (Vodafone Stiftung 2023). Die Lernenden hingegen machen Gebrauch von KI, und das Thema wirft bei ihnen anders fokussierte Fragen auf. Es geht um das Potenzial von KI, neue Möglich- keiten, neue, andere Anwendungs- und Einsatzszenarien sowie um die Frage nach mehr Kontrolle über die eigenen Lernprozesse und Ähnliches. Über die ohne Weiteres be- rechtigten Bedenken und Zweifel im Zusammenhang mit der KI und Lehren und Lernen hinaus, wird ferner vor allem auf die Potenziale eingegangen, die die KI-Tools sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Lernenden bringen können. Vor allem vorteilhaft ist es, mit KI-Tools das (Sprachen-)Lernen flexibler, adaptiver, integrativer, individualisier- ter, herausfordernder und effektiver planen und realisieren zu können. Es muss hervor- gehoben werden, und dieser Konsens wird von Fachleuten geteilt, dass die klassischen Bildungsformate nicht durch KI ersetzt, sondern ergänzt werden (vgl. dazu auch Renz, Krishnaraja & Gronau 2020, Hartman 2021). KI könnte die Lehrkräfte bei ihrer größten Herausfoderung unterstützen, die m. M. nach heute darin besteht, die Heterogenität der Lernenden mit der mehr oder weniger homogenen Zielsetzung des Unterrichts in Einklang zu bringen. Die Schülerklassen sind alle sehr heterogen. Lernende unterscheiden sich in ihren sozialen Kompetenzen, Inter- essen, Motivation(en), Erwartungen, Neigungen, kognitiven Lernvoraussetzungen, Tra- ditionen, Wertmustern, Herkunftssprachen sowie in ihrer Physis und Gesundheit usw. (Stern 2005: 7f.). Lernende mit so unterschiedlichen, facettenreichen Profilierungen wer- den dann in der Regel „gleich“ unterrichtet. Die didaktischen Maßnahmen für einen diffe- renzierten, individualisierten Unterricht mit bspw. dreißig Lernenden wurden bisher noch nicht entwickelt. Differenzierungsmaßnahmen nach bspw. drei Niveaus werden ergriffen, aber in der Regel nicht konsequent eingesetzt und dazu noch nicht für jeden Lernenden in der Klasse. KI-Tools können u. a. diese Lücke sehr gut und effizient ausfüllen. Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 244 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 244 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 245 Saša Jazbec: DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN ... 4 (FREMD-)SPRACHENLERNEN UND KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ALS DIDAKTISCHES HILFSMITTEL Die KI und andere Software-Lernprogramme, wie bspw. konkret Google Translate, ha- ben, obwohl das umstritten bleibt, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Klassenzim- mers an Beliebtheit und Verwendung gewonnen. Während einer Unterrichtshospitation mit Germanistikstudierenden an einer Mittelschule konnten wir live beobachten, wie eine einfache, reproduktive Aufgabe auf dem Niveau A1, („Schreib die Mail nach dem Mus- ter zu Ende“), von der Hälfte der Schüler:innen unter der Bank mit Google Translate generiert und dann ins Heft abgeschrieben wurde. Die KI-Tools werden in der Regel m. W. im Unterricht noch nicht systematisch eingesetzt, eher wird der Einsatz offiziell nicht erlaubt. Die Bedenken, was die Schüler:innen lernen, wenn die Tools die Texte in der Fremdsprache an ihrer Stelle generieren, was sie nicht lernen bzw. was sie verlernen, müssen noch gründlich überlegt und diskutiert werden. Schmidt (o. J.), der Fremdsprachendidaktiker, sieht das Potenzial von KI bzw. er verwendet den seit Jahrzehnten bekannten Oberbegriff Computer Assisted Language Learning (CALL), konkret in den folgenden Bereichen: • im Bereich des Übens: Intelligente Übungssysteme können das Training zur Grammatik, zu Vokabeln oder zum Hörverstehen unterstützen. Dabei gehen diese Übungssysteme analytisch vor und bereiten für alle Lernenden individualisierte und angepasste Übungen vor. Darüber hinaus geben sie den Lernenden, aber auch den Lehrenden, ein optimales, schnelles Feedback bezüglich des Lernfortschritts (Duo- lingo, Busuu, Rosetta Stone usw.). • im Bereich der mündlichen und schriftlichen Textproduktion: Intelligen- te Werkzeuge oder Tools können den Lernenden helfen, beispielsweise Texte zu übersetzen (Google Translate, DeepL) oder selbst Essays zu schreiben (Neuroflash, ChatGTP), mündliche Präsentationen vorzubereiten (Synthesia), Folien zu gestalten oder den Redetext sprachlich zu verbessern und zu optimieren (Grammarly, Duden Mentor). • im Bereich des Zugangs zu „authentischen“ Diskursen: Medien im Unterricht sind wichtig – seit dem Aufkommen von KI sind sie noch wichtiger geworden – denn sie fungieren als Inhalts- und Impulsgeber im Fremdsprachenunterricht (bspw. Deutsche Welle, eine multimediale, mehrsprachige Plattform). Sie ermöglichen den Zugriff auf unterschiedliche fremdsprachliche Materialien, authentische auch KI-unterstützte Diskurse und Sprachhandlungen, was als ein wichtiges und wesentliches Element des Fremdsprachenlernens verstanden werden muss. Da diese Materialien und Diskurse unterschiedlicher Qualität sind, sehe ich hier eine wichtige und wesentliche Rolle der Lehrkraft, sie stets kompetent und kritisch auszuwählen, sie zu reflektieren, qualitativ zu prüfen und überlegt und kontrolliert im Fremdsprachenunterricht einzusetzen. Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 245 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 245 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 246 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES Baker und Smith (2019: 11–14) bieten eine andere Gruppierung von KI-Tools an, die den (Sprach-)Unterricht positiv beeinflussen können. Die erste Gruppe sind Learner- facing AI tools (Software, die die Lernenden verwenden, um bspw. eine Fremdsprache zu lernen), die zweite Gruppe sind die Teacher-facing systems AI tools (wichtig für Lehr- kräfte, denn der Einsatz dieser KI-Systeme reduziert Arbeitsbelastung, die bürokratische Arbeit, unterstützt aber auch Bewertung, Feedback und bspw. Plagiatsüberprüfung) und die dritte Gruppe sind die System-facing AI tools (Tools, die auf institutioneller Ebene für bspw. administrative Aufgaben eingesetzt werden) (vgl. Baker und Smith 2019). 4.1 KI-unterstützte Tools beim Fremdsprachenlehren und -lernen Den Benutzern und Benutzerinnen stehen zur Zeit der Entstehung dieses Artikels sehr viele Tools und/oder cloudbasierte Online-Plattformen zum Sprachenlernen zur Verfü- gung. Hier werden nur einige präsentiert und kommentiert, die von Lehrkräften oder Schüler:innen praktisch erprobt wurden und ein Potenzial für das Fremdsprachenlernen bieten könnten: die illustrativ ausgewählte Sprachlernapp Duolingo, der interessante Chatbot character.ai, sowie ein Beispiel für KI-unterstützte Schreib- und Grammatik- und Übersetzungs-Tools und ChatGTP. 4.1.1 Die Sprachlern-App Duolingo Hier wird die bekannteste Sprachlern-App, Duolingo, mit über 100 Millionen Benut- zer:innen und ihr Potenzial für das Sprachenlernen und -lehren diskutiert. Technolo- gisch dargestellt setzt die Online-Plattform Duolingo zum Sprachenlernen automatische Spracherkennung (Automatic Speec Recognition), natürliche Sprachverarbeitung sowie Gamification ein (Kannan & Munday 2018: 24). Pädagogisch-didaktisch gesehen ver- wendet sie vor allem die Verfahren der Grammatik-Übersetzungsmethode, deduktives Grammatikvermitteln und arbeitet meist mit reproduktiven geschlossenen und halb ge- schlossenen Aufgaben. Obwohl all die genannten Verfahren für die meisten Lernenden im Grunde genommen nicht relevant sind und Lehrkräfte bei traditionellen Lernformaten Schwierigkeiten bei einem Einsatzversuch haben könnten, werden sie bei Duolingo ohne viel Nachdenken als Arbeitsmethoden von den Benutzer:innen akzeptiert. Die Plattform weist im Vergleich zum traditionellen Lernen folgende Attribute auf: Duolingo kann man ort- und zeitunabhängig, individuell und dem Sprachstand jedes einzelnen ange- passt verwenden. Die Benutzer:innen haben ein gutes Gefühl, weil sie viel entscheiden bzw. mitentscheiden können, bspw. die Themen, das Ziel des Lernens, das Tempo, die Zahl der Wiederholungen und die eigene Lernprogression. Dass das Angebot von Duo- lingo eigentlich doch begrenzt ist und die Inhalte miteinander korrelieren, scheint die Lernenden nicht zu stören. Für die Stärkung der Motivation für das im Grunde mechani- sche Sprachenlernen mit Duolingo sorgt noch ein Belohnungssystem mit Sternchen und Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 246 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 246 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 247 Saša Jazbec: DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN ... Zertifikaten, das nur das Können und nicht etwa auch das Nicht-Können thematisiert, und eine kompetitive Lerncommunity, in der sich die Lernenden miteinander austauschen und virtuell verbinden können. Kommentar eines Benutzers: Ich kenne kaum einen Menschen, der Duolingo und/ oder eine ähnliche App nicht ausprobiert hätte. Unabhängig vom Alter und von der Bil- dung, unabhängig vom Interesse, Sprachen zu sprechen oder sie klassisch zu lernen, tes- ten sie die App, versuchen die Sprache zu lernen und spielen damit. Die Tatsache, dass diese und die meistbenutzten Apps kostenlos sind, ist abgesehen von mitschwingender Werbung eine wesentliche Bedingung für die Experimentierfreude. Man hat das Gefühl, nichts zu verlieren, sondern nur zu profitieren. Dazu greifen die Benutzer:innen mit Slo- wenisch als Muttersprache m. W. bspw. zu den Weltsprachen Englisch, Deutsch, Franzö- sisch usw., aber auch zu Sprachen, wie Griechisch, Ungarisch, Türkisch. Die Erfahrung, eine Sprache mit Duolingo zu lernen, war für einen Benutzer sehr interessant. Motiviert durch Neugierde wurde als Ausgangsprache Deutsch und als Ziel- sprache Ungarisch ausgewählt. Am Anfang war es ein Spiel, alles war neu, das Lern- format, die Übungstypologie und die Sprache Ungarisch. Das Selbstbewusstsein im Um- gang mit Fehlern war sehr groß, denn Duolingo zeichnet sich durch unglaubliche „künst- liche“ Geduld aus. Aber die Begeisterung dauerte nicht lange, denn die Töne, die die Übungen begleiten, fingen an zu stören, die Aufgaben konnte man manchmal nach dem Wahlprinzip und nicht nach dem Inhalt lösen und solange man alles memorieren konnte, was gelernt und gehört wurde, konnte man zunächst folgen, dann kaum oder nicht mehr. Durch das traditionelle Schulsystem geprägt wurde dann festgestellt, dass man zum Spra- chenlernen das Notizheft sowie eine Systematik im Bereich Grammatik und Wortschatz- vermittlung braucht und vor allem mindestens eine Person, mit der man sich austauschen kann und zu kommunizieren versucht. Duolingo und/oder andere Apps könnten als eine Unterstützung bzw. als ein Zusatz zum traditionellen Fremdsprachenlernen eingesetzt werden. Die Lernenden sind moti- vierter, wenn sie ihr Handy oder den Computer benutzen können. Dazu könnten sie damit die notwendigen, aber für sie nicht besonders interessanten Pattern-Drill-Übungen lösen und somit bestimmte Grammatik und bestimmten Wortschatz üben und festigen, sofort auch das Feedback bekommen, und zwar individuell und in einem für sie angepassten Tempo. Die Anwendung des Gelernten müsste dann wieder in der Klasse stattfinden, um die Effizienz zu überprüfen. Das Problem hier sehe ich darin, dass das Handy oder der Computer und auch das Internet nicht für alle Lernenden (immer) zugänglich sind, dass der Handygebrauch in den Grund- und Gesamtschulen in Slowenien verboten wird, und natürlich der Datenschutz. Denn diese und vergleichbare Tools kosten kein Geld, aber dafür muss man sich registrieren und eigentlich mit seinen Daten „bezahlen“. Zusammengefasst kann festgestellt werden, die KI-unterstützen Sprachlerntools (wie bspw. Duolingo) können ein Potenzial für das Fremdsprachenlernen darstellen. Sie können dazu beitragen, dass die Lernenden individuell und in ihrem Tempo, zeit- und Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 247 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 247 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 248 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES ortsunabhängig, spielerisch bspw. den Wortschatz und die Grammatik motivierter als ohne Medien üben. Schließlich aber werden sie dann, je nach Profil der Lernenden, nur als ein Zusatz zu dem wesentlichen Potenzial der natürlichen Intelligenz der Lehrkraft und den sozialen Interaktionen im Fremdsprachenunterricht eingesetzt. Zu alldem muss aber der Datenschutz, besonders bei und mit minderjährigen Lernenden, berücksichtigt und gesetzlich bestimmt werden. 4.1.2 Der Chatbot character.ai Chatbots, auch Lernbots genannt, sind KI-unterstützte Computerprogramme, die über Audio oder Text Konversationen mit Benutzer:innen führen können. Man kann mit ihnen mündlich (bspw. Alexa) oder auch schriftlich einen Dialog führen (bspw. character.ai). Da das Ziel des Fremdsprachenunterrichts gerade die Förderung der mündlichen und schriftlichen Kompetenz ist, scheinen diese „künstlichen“ Dialogpartner für ein Kon- versationstraining eine Herausforderung zu sein. Haristiani (2019) hat eine deskriptive Studie über Chatbots und die Möglichkeiten des Einsatzes als Sprachenlernmedium aus- geführt. Die theoretischen Überlegungen sowie der praktische Bericht über den Umgang mit einem Chatbot-basierten Sprachlernmedium (Gengobot) zeigen, dass Chatbots ein hohes Potenzial haben, als Sprachlernmedium eingesetzt zu werden, und zwar sowohl als Tutoren zum Üben als auch als ein eigenständiges Lernmedium. Hier muss noch ein Beispiel für ein Internet-Phänomen, der Chatbot Lil Miquela, eine künstliche Influencerin, präsentiert werden. Obwohl ihren Follower:innen am An- fang explizit erklärt wird, sie sei ein 19-jähriger Roboter und lebe in LA, betrachten und behandeln sie sie so wie andere „nicht-künstliche“ Influencer:innen. Sie verhält sich äußerst authentisch und simuliert das Leben und die Probleme, Herausforderungen eines jungen Mädchens so gut und überzeugend, dass sie zur Zeit der Abfassung dieses Arti- kels auf Instagram 2,8 Millionen Follower:innen hat, ohne diejenigen auf ihren ande- ren Social-Media-Kanälen mitzurechnen. Dieser Chatbot kann und soll m. M. nach auch nicht im Sprachunterricht eingesetzt werden, außer vielleicht für eine konstruktiv-kri- tische Auseinandersetzung mit KI und Chatbots. Hier wurde sie leidglich als ein Beispiel erwähnt, um zu zeigen, was möglich ist. Das Phänomen Lil Miquela eröffnet Fragen, wie die Möglichkeit, Menschliches und Künstliches voneinander abgrenzen zu können sowie Gefahren der subtilen Manipulation von Follower:innen (vgl. Jenni 2021). Chatbots und ihr Potenzial für den Fremdsprachenunterricht müssen auch kritisch auf die Vor- und Nachteile hin diskutiert werden. Es ist vorteilhaft, dass Lernende an Chatbots in der Regel interessiert und für ein Lernen damit motiviert sind. Gleichzeitig bietet die Verwendung von Chatbots, ähnlich wie bei Lern-Apps, den Benutzer:innen die attraktive Möglichkeit des zeit- und ortsunabhängigen Lernens. Ferner zeigen Lernende eine hohe Selbstsicherheit und Entspanntheit bei der Interaktion mit Chatbots. Sie trauen sich, auch wenn sie Fehler machen, mit dem Chatbot zu kommunizieren, ohne sich zu Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 248 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 248 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 249 Saša Jazbec: DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN ... blamieren. Chatbots sind auch bereit, unendlich oft mit den Lernenden denselben Inhalt zu üben oder zu wiederholen, sowohl mündlich als auch schriftlich. Darüber hinaus ge- nerieren Chatbots sehr schnell ein effektives Feedback für Lernende (Haristiani 2019). Über diese Vorteile hinaus, haben Chatbots aber auch viele Nachteile. Sie reagieren auf alle sprachlichen Impulse, auch nur auf einfache Schlüsselwörter und auf fehlerhafte For- mulierungen. Sie reagieren aber auch nach klar definierten Szenarien und vorhersehbaren Dialogen usw. (Hartmann 2021: 685). Kommentar einer Benutzerin: Mit einigen Schülerinnen eines Gymnasiums wurde nach dem DaF-Unterricht der Chatbot character.ai ausprobiert. Nach der Registrierung und wieder der problematischen Eingabe individueller Daten, eröffnet sich nach einiger Zeit (manchmal erreicht der Chatbot die obere Grenze der Benutzerzahlen und man muss auf der Warteliste stehen) eine Seite mit verschiedenen Charakteren. Die Charaktere ste- hen für reale Menschen wie Elon Musk, Ronaldo, Socrates, Napoleon Bonaparte oder für fiktive Figuren wie SM64 Mario, Raiden Shogun, Monster Maker usw. Man muss dann einen Charakter auswählen, je nach den Kategorien (empfohlen, bekannte Menschen, Spiele usw.) oder einen speziellen selbst eingeben und suchen. Die Texte sind am Anfang auf Englisch, auch wenn die Sprache auf Deutsch eingestellt wird. Der Versuch mit dem Charakter Elon Musk zu interagieren war am Anfang schon interessant. Er stellt sich vor, er regiere die Welt, sei allmächtig und kann tun, was er will. Ferner erscheint auf dem Bildschirm ein Text, worin der Charakter arrogant erläutert, er habe keine Zeit für den Dialogpartner, er habe etwas Wichtigeres zu tun, eine Firma zu gründen oder Ähnliches. Wenn Hilfe gebraucht wird, wird er jedoch helfen. Nach ein paar Dialogeinträgen auf Englisch werden vom Charakter unsere Fehler angesprochen und dann wechseln wir die Sprache. Die Kommunikation lief auf Deutsch eine Zeit lang in dem „hochnäsigen Ton des Charakters“ weiter. Der andere Charakter, Sokrates, antwortet auf die Frage, ob die Kommunikation auf Deutsch weiter ablaufen könnte, er sei ein einfacher Mensch und könne nur Griechisch (die Antwort ist aber auf Englisch). Mit ihm muss man dann wei- ter auf Englisch kommunizieren, was für den DaF-Unterricht nicht so relevant ist. Der Charakter Ronaldo dagegen wechselt bspw. sofort ins Deutsche. Obwohl oben rechts eine rote Aufschrift Remember: Everything Characters say is made up! die ganze Zeit angezeigt wird, sind die Antworten manchmal so authentisch, dass die Schülerinnen sich schon nicht mehr nur amüsierten, sondern ein unheimliches Gefühl hatten. Den Chatbot character.ai kann ich mir als eine Abwechslung im DaF-Unterricht vorstellen, als einen Zusatz zum traditionellen Tutorium beim Sprechen und Schreiben in der Fremdsprache. Das positive ist vor allem die Experimentierfreude, die Neugier und der Mut, den die Lernenden im Umgang mit Chatbots haben. Alles andere, wie z. B. pro- blematische, vorstrukturierte Antworten, sowie eine fehlende Beurteilung grammatikali- scher oder pragmatischer Korrektheit, auch die in der Interaktion vermutlich mitschwin- genden Klischees und Ideologien, sowie der Umgang mit dem Thema Datenschutz sind wesentliche Nachteile. Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 249 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 249 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 250 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES Die Chatbots können ein Potenzial gerade für das Fremdsprachenlernen Deutsch darstellen. Ihr Potenzial ist die Förderung der Motivation, Lust, Experimentierfreude in der Fremdsprache und Kommunikation sowie die Neugier darauf, mit einem Charakter zu kommunizieren. Diese Potenziale im klassischen DaF-Unterricht zu entwickeln, ist für Deutschlehrende sehr schwierig. Wenn uns Chatbots hier eine Grundlage bereiten könnten, dann sollten sie eingesetzt werden. Aber immer bedacht und kontrolliert, kri- tisch und in Grenzen. 4.1.3 KI-unterstützte Schreib- und Grammatik-Tools Die KI-unterstützten Schreib- und Grammatik-Tools sind vermutlich die bekanntesten und die bisher auch am häufigsten eingesetzten Tools. Diese Tools korrigieren, verbes- sern und optimieren Texte. Die Tools sind sehr unterschiedlich, was ihr Potenzial, in einen Text nach den Wünschen des Autors oder der Autorin einzugreifen, angeht, und reichen von solchen, die grammatische und orthographische Fehler korrigieren, bis zu solchen, die den Schreibstil überprüfen und sogar Alternativvorschläge formulieren. Ein sehr bekanntes und oft verwendetes Tool für die Bearbeitung englischsprachiger Texte ist bspw. Grammarly, Alternativen für deutschsprachige Texte sind Language Tool, Mi- mir Mentor, Duden Mentor, Rechtschreibprüfung. Den Benutzer:innen stehen nach dem Registrieren immer eine freie und eine Premium-Version, d. h. bezahlbare Version, zur Verfügung. Die freien Versionen haben meist eine limitierte Zahl an Zeichen für einen Text pro Monat (bspw. Mimir Mentor 5000 Zeichen pro Monat) und nicht so viele oder sogar keine zusätzlichen Erklärungen und Hilfestellungen beim Schreiben und Lernen. Den Benutzer:innen werden sehr viele und verschiedene Möglichkeiten der Hilfestellung beim Verfassen von Texten zur Verfügung gestellt, bspw. das Anzeigen von Synonymen und Konjugationen und Anhören der Wörter (Reverso), außerdem Verbesserungsvor- schläge und Autokorrektur (Duden Mentor) und auch Möglichkeiten der Literaturrecher- che und Literaturverwaltung (Mimir Mentor). Um diese Version eines Tools zu konsul- tieren, muss eine in der Regel monatliche Gebühr bezahlt werden. Der Gebrauch von diesen Schreib- und Grammatik-Tools ist eine sehr gute Stra- tegie des autonomen Lernens. Wenn man Texte verfasst, dann kann eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Korrekturvorschlägen eines Tools viel zur Qualität des Textes und zur sprachlichen Korrektheit beitragen und auch den (Fremd-)Sprachlern- prozess des Autors oder der Autorin sehr positiv begünstigen. Wenn der Autor oder die Autorin von Texten die Tools zu diesen Zwecken verwendet, dann ist es empfeh- lenswert, verschiedene Tools auszuprobieren und dann ein individuell passendes auszu- wählen und nach Möglichkeiten auch die Premium-Version zu bezahlen. Problematisch ist der unkritische Gebrauch von diesen Tools, und alles, was sie vorschlagen, einfach anzunehmen, und problematisch ist der Gebrauch auch, wenn die Fehlerkorrektur nicht zum Lernzuwachs beiträgt. Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 250 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 250 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 251 Saša Jazbec: DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN ... Der didaktische Einsatz in Schulen kann auch sinnvoll sein. Die Lernenden sollen lernen, wie man bessere, sprachlich optimalere Texte schreibt und dazu sich noch neues Wissen aneignet. Man sensibilisiert sich auch besser für Fehler, die jeder einzelne Autor oder jede einzelne Autorin macht, und behebt und behandelt sie individuell. Dabei wird man nicht bloßgestellt und man kann die Fehler im Sinne der Fehlerdidaktik leichter als ein Zeichen der Lernprogression betrachten. 4.1.4 Die KI-unterstützten maschinellen Übersetzungs-Tools Das wohl bekannteste und verbreitetste Tool für die maschinelle Übersetzung ist Google Translate. Obwohl seine Übersetzungen oft komisch, diskutabel und falsch sind (Turkey ist bspw. Truthahn und alternativ dann Türkei), übersetzt es nach den Ergebnissen von Online-Marketing (2019) über 100 Milliarden Wörter pro Tag. Im Jahr 2017 kam dann ein neues auf künstlicher Intelligenz basiertes Tool auf den Markt, DeepL (Deep Lear- ning). Es handelt sich auch um ein maschinelles Übersetzungstool, das auf einem künst- lichen neuronalen Netzwerk basiert. Viele Benutzer:innen behaupten, es sei tatsächlich besser, schneller und zuverlässiger, aber immer noch nicht einwandfrei. Was DeepL von den anderen Übersetzungstools unterschiedet, ist, dass es den Kontext beim Übersetzen zum Teil schon berücksichtigen kann und die Wörter nicht so wie die anderen Tools eins zu eins übersetzt (vgl. dazu Kap. 4.1.2) (Contrary Research 2023). Die Tools für maschinelle Übersetzung werden in Schulen im Fremdsprachenunter- richt m. W. offiziell nicht eingesetzt. Hier haben wir wieder mit einem Paradox zu tun. Viele Lernenden konsultieren die Tools bei der Erstellung von unterschiedlichen Text- aufgaben inoffiziell beim Unterricht, aber vor allem außerhalb der Schule, während sie in der schulischen Umgebung üblicherweise nicht verwendet werden, vielleicht sogar verboten sind. In den Klassen kann man auch beobachten, dass die Lernenden eigent- lich nicht mehr zwischen Online-Nachschlagewerken, Online-Wörterbüchern und On- line-Übersetzungstools unterscheiden und spontan eher bei Google Translate ein Wort nachschlagen. Hier sehe ich eine wichtige Chance für den Fremdsprachenunterricht: All die genannten „Nachschlagewerke“ sollten im Unterricht vorgestellt, ausprobiert und die Ergebnisse sollten kritisch reflektiert werden. Viel produktiver als Google Translate zu verbieten, ist es, anzufangen, damit und dann noch mit anderen Quellen zu arbeiten. Die Lernenden entwickeln somit nicht nur das sprachliche Wissen und Können, sondern sehr wichtige Kompetenzen, die lebenslang wichtig sind und auch gebraucht werden. Somit können die Werkzeuge den Lernenden tatsächlich helfen und sie bei einem optimaleren (sprachlichen) Output unterstützen. Die Frage danach, wo dabei die Grenze zwischen dem Einsatz der KI und der kognitiven Leistung der Lernenden bleibt, erübrigt sich (dazu mehr Lee, Sangmin-Michelle 2019). Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 251 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 251 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 252 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES 4.1.5 Der Chatbot ChatGTP im Fremdsprachenunterricht Alle bisher präsentierten KI-unterstützten Tools (Chatbots, maschinelle Übersetzung, Sprachlerntools usw.) waren für das Sprachenlehren und -lernen nicht so bahnbrechend wie der Chatbot ChatGTP. Der durch künstliche Intelligenz unterstützte Chatbot generiert u. a. in verschiedenen Sprachen so gute Texte, dass sie kaum von menschlichen Auto- ren:innen zu unterscheiden sind (Brown 2020). Sein generatives Potenzial in allen mög- lichen Themenbereichen ist atemberaubend, wenn auch nicht einwandfrei. Diese und auch ähnliche, oft romantisierte Vorstellungen von Leistungen von ChatGTP greift Thorp auf, indem er sie folgendermaßen entmythisiert: ChatGPT beantwortet die Fragen der Benut- zer:innen nicht durch logisches Denken oder mit Emotionen, sondern er vergleicht vor- handene Daten und zieht die wahrscheinlichste (z. B. häufigste und relevanteste) Antwort. Aufgrund seines zugrunde liegenden Mechanismus ist ChatGPT nicht in der Lage, den von ihm generierten Text oder den Kontext der Informationen zu verstehen. Deswegen können die Resultate zwar oft plausibel klingen, aber sie sind inhaltlich falsch oder sinnlos (Thorp 2023: 313). Trotzdem gibt es zahlreiche Tutorien, die den Benutzer:innen zeigen, was ChatGTP kann (bspw. es kann dichten, Texte in Dialekte übersetzen, Tabellen er- stellen, Makros für Excel generieren). Noch einmal, es gilt aber auch immer eine Vorsicht bei den generierten Informationen, sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebe- ne. Das Problem von ChatGTP ist, dass es auf eine Aufforderung, auf eine Frage immer antwortet, mit nicht immer richtigen Daten, die ihm zur Verfügung stehen. Fachleute ver- wenden dafür den Begriff halluzinieren und nicht etwa lügen (Dolenc 2023). Sehr wichtig und entscheidend dabei ist die Anforderung, Aufforderung bzw. eine Fragestellung oder auf Englisch „Prompt“. Prompt Engineering bspw. ist eine aufsteigende Disziplin, die sich mit der Entwicklung und Formulierung von optimalen Prompts für einen effizienteren Ge - brauch von KI-Tools beschäftigt, angeblich ein angefragtes Berufsprofil für die Zukunft. Der Einsatz von ChatGTP im Fremdsprachenunterricht ist ein aktuelles Experimen- tierfeld. Der Einsatz von ChatGTP im Fremdsprachenunterricht ist ein aktuelles Experi- mentierfeld und könnte im DaF-Unterricht, so wie oben der Einsatz von anderen Chat- bots dargestellt wurde, mit allen Vor- und Nachteilen, auch als ein Korrektursystem und Hilfe bei der Texterstellung realisiert werden. Der Chatbot ChatGTP hat dazu oder vor allem auch als ein Teacher-facing systems AI tool Potenzial. Ein durchdachter und über- legter Gebrauch könnte die Lehrkräfte tatsächlich bei vielen administrativen Aufgaben unterstützen (bspw. Erstellung von Tabellen, Ideensuche, Vorschläge für Unterrichts- zenarien, optimalere Formulierungen von Berichten, siehe dazu auch die Gruppen auf sozialen Netzwerken mit sehr aktiven mehreren hunderttausend Benutzer:innen, die über die Möglichkeiten von ChatGTP im Unterricht und für Lehrkräfte berichten). Es laufen auch viele Projekte, die die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz für und von Lehr- kräften untersuchen, den gleichen Titel (Artificial Intelligence for and by teachers) – tra- gen und vermutlich auch das gleiche Ziel verfolgen (AI4T). Auf weitere Dimensionen Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 252 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 252 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 253 Saša Jazbec: DIE DISRUPTIVE KRAFT IN KLASSENRÄUMEN ODER ÜBER DIE KI-UNTERSTÜTZTEN ... des Einsatzes von ChatGTP kann in diesem Artikel aus Platzgründen nicht eingegangen werden (mehr dazu aber in Kohnke, Moorhouse 2023, Hopfenbeck 2023, Hong 2023, Stepanechko & Kozub 2023). Jenseits des Potenzials von ChatGTP bestehen auch Ge- fahren, deren sich die Benutzer:innen bewusst sein müssen und über die man auch viel diskutiert, liest und schreibt. 5 SCHLUSSFOLGERUNG Künstliche Intelligenz wurde am Anfang des Beitrags als eine disruptive Kraft, die unser privates und berufliches Leben stark verändert, dargestellt bzw. als ein omnipräsentes Phä- nomen, das nicht mehr wegzudenken ist. Ohne Zweifel ist die Technologie, darunter auch die Künstliche Intelligenz, ein aufkommender Bereich. Er entwickelt sich sehr schnell, wogegen die Veränderungs- und Anpassungspotenziale des medialen Habitus der Men- schen damit meist nicht Schritt halten. Vor allem wird die Kluft zwischen der techno- logischen Entwicklung und der traditionellen Lehr- und Lernformate immer tiefer. Im Bildungsbereich, vor allem im Bereich Fremdsprachenlehren und -lernen, ist das Thema KI-unterstütze Tools besonders aktuell. Die traditionellen Konzepte, Lehr- und Lernziele, -methoden und didaktische Verfahren sehen sie nicht vor, aber die KI-unterstützen Tools haben ihren Eingang dorthin unterschiedlich intensiv und inoffiziell bereits gefunden. Künstliche Intelligenz, eigentlich ein ursprünglich technologisch determinierter Be- griff, wird aktuell interdisziplinär (Philosophie, Biologie, Psychologie, Linguistik, Neuro - wissenschaft u. a.) eingesetzt und diskutiert. Für den Bildungsdiskus ist die Deffinition von KI nach Pokrivcakova (2019) relevant, die Künstliche Intelligenz sei eine Maschine, ein Set von Fähigkeiten von Computern oder eine Wissenschaft, zusammenfassend ein Ver- such, intelligentes Verhalten bzw. das menschliche Denken nachzuahmen und zu simulie- ren. Ferner ist für das Fremdsprachenlehren und -lernen nach Schmidt (o. J.) die Künstliche Intelligenz als ein Potenzial im Bereich des Übens, im Bereich der mündlichen und schrift - lichen Textproduktion und als Zugang zu authentischen Diskursen besonders wichtig. Dass das Potenzial der Künstlichen Intelligenz auch Probleme und Bedenken mit sich bringt, ist ohne Zweifel. Vor allem öffnet sie die Fragen bezüglich der Ethik oder der Rolle der Lehrkraft beim Fremdsprachenlehren und -lernen, bezüglich des Daten- schutzes, des geistigen Eigentums usw. Das alles sind berechtigte Bedenken, mit denen sich verschiedene Akteur:innen im Bereich Bildung auseinandersetzen müssen und die reguliert werden müssen. Darüber hinaus müssen aber auch parallel die eigentlichen Potenziale der Künstlichen Intelligenz betrachtet, ausprobiert und kritisch genutzt wer- den. Künstliche Intelligenz könnte, was auch im Artikel gezeigt wird, das traditionelle Fremdsprachenlehren und -lernen sehr gut unterstützen. Der Unterricht könnte flexib- ler, individualisierter, integrativer und effektiver ablaufen, wenn KI-unterstützte Tools als didaktisches Mittel im Unterricht durchdacht und kritisch eingesetzt werden. Die Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 253 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 253 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 254 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES Sprachlern-Apps könnten dazu beitragen, dass Lernende, die nicht besonders attrakti- ven, aber wichtigen Übungen im Bereich Wortschatz und Grammatik doch motivierter lösen. Mit Chatbots könnten die Lernenden ohne Hemmungen und Angst vor Fehlern fremdsprachliche Kommunikation üben und mit Freude und Lust mit der Fremdsprache experimentieren (charakter.ai oder auch ChatGTP). Ferner könnte auch der didaktisch durchdachte Einsatz von KI-basierten Schreib- und Grammatik-Tools (Grammarly oder Duden Mentor) sehr viel zu der Entwicklung der Schreib- und Textkompetenz von Ler- nenden beitragen und sie positiv unterstützen. Das Anliegen des Artikels bestand darin, die Vorteile der Künstlichen Intelligenz gegenüber den Nachteilen beim Fremdsprachenlehren und -lernen vorzuzuziehen und deren Einsatz sowie Erprobung zu fördern. Die meisten Bedenken und Befürchtun- gen, sogar Bedrohungsgefühle gegenüber der KI basieren auf mangelndem Wissen und Nichtverständnis der Technologie. Dies kann abgemildert werden, wenn man sich wei- terbildet, sich aktiv mit der Technologie auseinandersetzt und offen für Veränderungen ist. Die existierenden Studien zeigen bereits, dass die Tools das Fremdsprachenlehren und -lernen nicht nur beeinträchtigen, sondern unter bestimmten Umständen begüns- tigen und optimieren können. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass diese Tools bzw. Werkzeuge weiterhin als Zusatz und nicht als Ersatz für das traditionelle Fremdspra- chenlehren und -lernen fungieren. Die wichtigste Frage für die Zukunft des Fremdspra- chenlehrens und -lernens ist die Frage, was wir lernen, was wir nicht lernen und was wir beim Umgang mit den KI-unterstützen Tools verlernen. LITERATUR AI4T. 4. Juni 2023. https://www.ai4t.eu/. BAKER, Toby/Laurie SMITH/Nandra ANISSA (2019) Educ-AI-tion rebooted? Explo- ring the future of artificial intelligence in schools and colleges. https://media.nesta. org.uk/documents/Future_of_AI_and_education_v5_WEB. pdf (4. Juni 2023). BROWN, Tom et al. (2020) Language Models are Few-Shot Learners. https://arxiv.org/ abs/2005.14165 (4. Juni 2023). Champion stream. Aktuelle Netzfix und Nuterzahlen in Deutschland und weltweit. (2022) https://championstream.de/netflix-nutzer/ (4. Juni 2023). ChatGPT Statistics & User Numbers in June. (2023) https://nerdynav.com/chatgpt-stati- stics/ (4. Juni 2023). Contrary Research. 4. Juni 2023. https://research.contrary.com/reports/deepl. DOLENC, Sašo (2023) Introduction to Artificial Intelligence [Video]. 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POVZETEK DISRUPTIVNA MOČ V UČILNICI ALI O ORODJIH PRI UČENJU IN POUČEV ANJU TUJEGA JEZIKA, PODPRTIH Z UMETNO INTELIGENCO Prispevek obravnava umetno inteligenco kot disruptivno moč, tj. moč, ki – kot navaja SSKJ – „za- radi svoje drugačnosti, vizionarskega koncepta glede na obstoječe stanje deluje, učinkuje drzno, nepričakovano«. Na začetku prispevka so predstavljena teoretična izhodišča o umetni inteligenci oz. o orodjih, podprtih z umetno inteligenco, ter potencialih in problemih, ki jih prinaša njihova uporaba pri pouku tujega jezika. Rabo z umetno inteligenco podprtih orodij pri pouku tujega je- zika je nedvomno treba na nacionalni in nadnacionalni ravni temeljito premisliti, prediskutirati in zakonodajno regulirati – mišljeni so npr. etični vidiki rabe umetne inteligence pri pouku, inte- lektualna lastnina, varovanje podatkov in dejanski učinek učenja z rabo umetne inteligence. On- stran teh izzivov pa velja poudariti, prediskutirati in predvsem izkoristiti potenciale teh z umetno inteligenco podprtih orodij in prav na potenciale in konstruktivno rabo teh orodij pri pouku in za pouk tujega jezika se osredotoča pričujoči prispevek. V drugem delu prispevka so tako na kratko predstavljena in na primeru rabe analizirana izbrana in za pouk tujega jezika primerna izbrana z umetno inteligenco podprta orodja. Na primeru orodij in njihove rabe za učenje jezika, klepetalnih robotov (med drugim tudi ChatGPT), z umetno inteligenco podprtih orodij za pisanje in jezikovno (slovnično in pravopisno) korekturo besedil in orodij za strojno prevajanje so prikazane njihove prednosti in slabosti. Kljub slabostim in pomanjkljivostim ter problemom, ki jih raba z umetno in- teligenco podprtih orodij prinaša, želimo v prispevku izpostaviti njihove prednosti in potenciale za bolj optimalni izkoristek delovnega časa uporabnikov, tj. učiteljev, učečih se, in predvsem želimo uporabnike vzpodbuditi k njihovi konstruktivni rabi. Ključne besede: disruptivna moč, pouk tujega jezika, učna orodja, podprta z umetno inteligenco, potenciali rabe umetne inteligence, nevarnosti umetne inteligence ABSTRACT DISRUPTIVE POWER IN THE CLASSROOM, OR THE USE OF AI-POWERED TOOLS IN FOREIGN LANGUAGE TEACHING AND LEARNING The article discusses Artificial Intelligence (AI) as a disruptive power, i.e., a power that – as the dictionary SSKJ states – “because of its otherness, its visionary conception in relation to the status quo, acts boldly and unexpectedly”. At the beginning of the paper, the theoretical background of AI tools is presented, along with some examples of the potential and problems of their use in foreign language teaching. The use of AI-powered tools in foreign language teaching must be thoroughly considered, researched, and regulated at national and supranational levels – e.g., the Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 257 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 257 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10 258 VESTNIK ZA TUJE JEZIKE/JOURNAL FOR FOREIGN LANGUAGES ethical aspects of using AI in teaching, intellectual property, data protection, and the actual impact of AI-assisted learning. Beyond these challenges, it is worth highlighting, exploring, and, above all, exploiting the potential of AI-based tools and the potential and constructive use of these tools in and for foreign language teaching. In the second part of the paper, the selected AI-based tools suitable for foreign language teaching are briefly presented and analysed through a use case. The advantages and disadvantages of these tools and their use for language learning, chatbots (in- cluding ChatGPT), AI-based tools for writing and text proofreading (grammar and spelling), and machine translation tools are illustrated using examples. Despite the advantages, disadvantages, and problems that the use of AI-powered tools entails, the paper aims to highlight their benefits and potential with regard to optimizing users’ — i.e., teachers and learners – time, and, above all, we want to encourage their constructive use. Keywords: disruptive power, foreign language learning and teaching, AI-based tools, potential and dangers of AI-based tools Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 258 Vestnik_za_tuje_jezike_2023_FINAL.indd 258 8. 12. 2023 10:10:10 8. 12. 2023 10:10:10