Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U K3. Siebenter Jahrgang SA. März ZSG3. Antwort. V DDarum ich mich der Einsamkeit ergebe, Dem Lärm der Welt entflieh? Warum ich still unr meinem Sinne lcbc, Mich selbst dcm Frcnnd entzieh"? Kennst du die Menschen — und du kannst noch fragen? Greif in dein eigen Her;! Es kann dir'ö jede neue Stunde sagen: Für Liebe wird dir Schmerz, Und für dein volles, inniges Empfinden, Wird Kränkung dir und Sftott! O, glaube mir, du kannst nur Frieden finden,^ In dir und deinem Gott. Verlorene Liebe. - Eine Geschichte von Eduard Höfe r. ^ (Fortsetzung.) ^V-egine saß wie damals, den Kopf in die Hand gelegt, den ! Nlick hinausgerichtet, auf dem Schooße das Kind in die ! Schürze gehüllt: aber den Wiegengesang, wenn sie ihn ! summte, verwehte dicßmal der Wind. Erst als Huldberg herantrat, schaute sie auf, erwiederte seinen Gruß, richte ihm auch die Hand. Aber es war dabei eine Art von Kälte und ! Kürze in ihren Bewegungen, ihrer Stimme, die ihn ve» wunderte. Er lehnte sich jedoch ruhig un die Seitenwand und fragte freundlich: „Seid Ihr in der Stadt fertig ge« worden?" — „Ja," sagte sie kurz. — „Es ward Zeit," ^ luhr er im frühern Tone fort, „die Kleine war sehr un- ! ruhig und weinte so viel. Sie scheint nicht wohl zu sein." ! — Sie sah flüchtig zu dem unruhig zuckenden Kinde nieder, ^ dann aber wie gleichmüthig in die Ferne. „Es hat Nichts ! zu sagen," erwiederte sie. „Sie wird sich nach mir gesehnt haben, und dann jammert und schreit so ein Würmchcn. ! EZ weiß ja nicht, daß es doch Nichts hilft." i , Er sah sie einen Augenblick prüfend und kopfschüttelnd an und öffnete auch die Lippen zu einer Antwort. Doch unterdrückte er dieselbe und sagte nach einer Pause: „Heute ! Nachmittag hat mir Vctcr Oom erzählt, wie es eigentlich ! :nit dem Weggehen Eurcs Mannes zusammenhängt." — Da ! ! erhob sie den Kopf und richtete die Augen in ihrer ganzen , Grösic auf ihn mit einem durchdringenden, fast strengen Blick, und ebenso klang auch ihre Slimme, als sie dabei ! sprach: „Das heißt, Herr, daß Ihr den Peter darnach ge- ! fragt habt, de„k' ich." — Nach einer Weile erwiederte er lächelnd: „Nenn Ihr so streng unterscheiden wollt — ja, so ist es gewesen." „Und es war nicht recht von Euch," redete sie aufge« regt weiter. „Wenn es Euch was anginge, würde ich schon selber davon gesprochen haben. Aber es geht Niemand an, als den Kasper und mich; wir Haben's damals unter uns allein ausgemacht und werden eö auch später unter uns allein zu Ende bringen. Ich leide keinen Fremden dabei." — Er schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Ist das so unverzeihlich, wenn Jemand, der an uns herzlich Theil nimmt, auch unsere frühern Zustände kennen zu lernen wüüscht und darnach fragt? — Und that ich's heimlich?— Fragte ich uicht den darnach, der es Guch sicher «rieder sagte? Komm ich jetzt nicht selber zu Euch uüd sag' es, weil —" — „Weil Ihr es mußtet," unterbrach sie ihn, und ihre Augen ruhten stets ebenso streng und fest auf ihm. „Ein braver Mensch, wie Ihr, mußte einsel'cn, daß es Unrecht war und eS gut zu machen snchcn. Das hab' ich von Euch geglaubt, so nie ich die Sache vom Peter hörte; ich habe Euch hier erwartet, damit ich ssnch meine Meinung sage, und daß sich das für Euch nicht schicke." Da er nichts entgegnete, sprach sie nach einem kurzen Schweigen weiter: „Sagen mußt' ich es Euch, Herr; ich kann zu allem Ändern auch nicht noch so was auf mir tragen. Ihr seid ein braver Herr und man muß Euch rechtschaffen gern Habens ich kann's nicht andern — wenn Ihr wäret wie mancher Andere — das hielt' ich nicht aus und wir müßten auseinander. Denn, wie die Andern eS machen, daß sie sich um ihre Gäste nicht kümmern und neben ihnen nur so hinlaufen — so kann ich's nicht. Ich muß theilnehmen dürfen. Mein H^is ist auch zu eng; um sich drin aus den» Wege zu gehen. Darin m„ß Jedermann seine Grenze kennen und festhalten. — Und nun," setzte sic plötzlich milder hinzu, indem auch ihr Auge freundlich blickte und sie ihm die Hand hinhielt, „»um isi's gut. Nehmt meine Hand, Herr! Vöse bin ich nicht, aber sagen mußt' ich's Euch. Ihr seid ein so gnter Mensch, und es würde mir unleidlich sein, mit Euch auseinander zu kommen." „Er nahm die Hand und drückte sie schweigend; er ver« ! siand das Wesen, die Aufregung der Frau gar nicht, aber ! er wollte nicht weiter darauf eingehen, nin sie nicht noch mehr zu reizen. Er bemerkte daher endlich auch nur ernst; „Das muß ich Euch doch noch sagen, Frau, daß ich nicht aus Neugier fragte, sondern aus Theilnahme. Ihr seid mir lieb, wie Ihr da seid — aber darum möchte ich Euch ganz klar vor mir haben. Daß in Eurer Vergangenheit Nichts sei, was Euch zur Unchrc gereiche, wußte ich vorher, und ^ noch bevor Peter es mir sagte." — „So denkt Ihr, hat mir ! der Peter berichtet," erwiederte sle, und durch ihr Auge > zog es wie ein Schatten. „Der Mann hat nicht so gedacht, obschon er mich hatte besser kennen sollen, u»d hier im Orte gibt's auch noch Leute, welche das Ding schmachvoll genug ansehen. Aber mir ist das Alles egal," setzte sie , hinzu; aber die jäh in ihre Augen schießenden Thränen ver- ! riethen nur zu deutlich, daß in ihrem Innern Nichts wein- ^ ger als Gleichgiltigkeit war; „der Herrgott weiß, daß ich unschuldig bin, wie das Kind hier auf meinem Echooß. ^ Das muß denn eben genug sein." Und sie beugte sich bc« ^ schn'ichtigcnd zu dem kleinen Wesen nieder, das ans seinem ^ unruhigen Schlummer weinend erwachte. „Annchen, meine Krone," sagte sie zärtlich, „was ist Dir denn? Ich bin ja ! da, mein Herzblatt!" ! Der Maler bcabachtete ernst das Kind, sein geröthcteö ! Gcsichtchen, das Zucken des kleinen Körpers. „Frau," sprach ! cr dann, „seid vorsichtig! Es ist heute nicht der Platz hier ! für Eure Kleine. Sic^ ist krank und muß in'ö Bett." — ^ Reginc sah rasch empor. >,Denkt Ihr wirklich so, Herr? ^ — Gott verhüte es! Ich muß ja jetzt gerade viel in die ^ Stadt; wer sollte da auf das Würmchen achten?" — «Frau, ^ Frau!" sagte er dringender und stand auf. „Ist davon die Rede? Wollt Ihr von Eurem Kinde gehn, wenn es krank ! ist? Seht, wie es fiebert! — Bringt es in's Vett und ! sorgt für Thee; inzwischen kann man den Arzt kommen ^ lassen." — Sie stand rasch auf. „Haltet Ihr es für so ! schlimm?" fragte sie hastig; und als werde sie sich jetzt erst ! völlig der Gegenwart und des vollen Ernstes bewußt, sehte jle leise hinzu: „Herr du mein Gott — wenn sie wirklich ! so krank wäre — wenn sie gar — das wär'-ja doch nicht ^ möglich!" Und ohne ein weiteres Wort sich abwendend, ^ eilte sie dem Dorfe zu. Die Angst, die sie plötzlich erfaßt hatte, ! beflügelte ihre Schritte. Huldberg ging indessen rasch zu:n Vadehause, wo unter ^ munchell Leuten, die hin und wieder auf ein Paar Stundeil ! von der Stadt herüberkamen, zuweilen auch ein junger Arzt ! zu weilen pstegrc. Dießmal jedoch fand er ihn nicht und ! ebensowenig den alten Pctler, den er darauf aufzusuchen ^ eilte, um ihn mit dem Boot in die Stadt zu schicken. Zu Hause aber, wohin >er nun sorgenvoll zurückkehrte, fand er Rcginc finster an der Wiege sitzen und den Zustand des ! Mädchens bedenklicher, das Fieber heftiger, als er irgend ! gefürchtet. Er nahm sich zusammen, verhieß, sogleich wieder ! Peter aufzusuchen l-nd nach dem Arzt zu schicken , und suchte mit tröstenden Worten die einsame Mutter zu beruhigen. Aber Ncgine schüttelte heftig den Kopf. „Da hilft kein Arzt mehr," sprach sie abgebrochen. „Das ist zu schnell gekommen, zu stark! Ich wciß — es geht zu Eude. Ich hab' nicht Glauben — nicht Hoffen — nicht Glück! — Mich trifft Alles! Nnd wenn der Kasper nach Hause koinmt, kann er auf den Kirchhof gehen und suchen , was er lebendig niä)t haben wollte." — „Frau!" versetzte er, und seine Stimme w.,r mahnend und sein Auge ruhte ernst ai:f ihr, „ist das recht von Euch? Ist Elier Herz drei Jahre lang voll Treue und Fassung gewesen und kann nun so hoffnungslos verzagen?" — Sie schüttelte auf's Neue heftig mit dem Kops. „Es hat eben Alles sein Ende," sagte sie und strich über das Vettchen des Kindes. „Wenn ich mein Kind nicht mehr habe, ist's vorbei. Ich bin dann nichts mehr nütz." — „Und Euer Mann, Frau?" — Sie beugte sich zur Wiege nieder. „Der!" murmelte sie verächtlich. Huldberg ging schweigend hinaus. Er traf den alten Peter daheim, theilte ihm das Vorgefallene mit und trieb ihn an, so schnell nie möglich nach der Stadt zu eilen und einen Arzt mitzubringen. Der Bootsmann schaute den Maler grämlich an. „Es ist schon gut," meinte er, „'s wird nicht solche Eile haben. Kümmert Euch nicht drum, Herr; wir Lente werden schon allein mit uns fertig." — Huld-bürg runzelte die Stirn. „Menagirt Euch, Freund," sagte cr gemesse». „Ich brauche Eure Lehren nicht. Wollt Ihr nicht fahren, so thut's ein Anderer. Das Kind soll nicht durch Eure Narrhcit sterben." — Dem Alten schien die Weise des Fremden imponirt zu haben, denn er langte nach Jacke und Mütze und fragte um vieles höflicher: »Ist's wirklich so arg?" — ,/Ia, Mann," antwortete Huldberg kurz. „Nun, wird's?" — „Freilich wird's, Herr. Ich habe auch 'n Herz." Er sprach das ziemlich barsch und schaute den Maler dabei finster an. Doch dieser ließ sich nicht einschüchtern. „Das zeigt Ihr grade nicht durch das unnöthige Schwatzen, wo's auf die Minute ankommt," bemerkte er fest und ging aus der Thür. Der Alte folgte brummend, aber willig. Die kurze, derbe Weise des Fremden flößte ihm mehr Respekt ein, als es alle Höflichkeit vermocht hätte. Daheim sah es nicht anders, nicht besser aus, als vor« hin. Das Kind fieberte auf'ö Heftigste und phantasirte wild: starr und stumm weilte Negine an der Wiege, während daS halberwachsene Mädchen, welches in der Mutter Abwesen« heit auf das Kind und den kleinen Hausstand achtete und auch jetzt zugegen war, weinend und händeringend in der Ecke saß. Der Maler blieb, nachdem er Anfangs sich in der Kammer umgesehen und ein Paar leise, tröstende Worte gesagt, in seinem Zimmer. Da stand er am Fenster und sah in die Nacht hinaus. Ihm war seltsam zu Muthe — bang und traurig, mid als berge die Zukunft auch für ihn dcö Ernstes viel, und viel des Kummers. (Fortsetzung folgt.) Der S'auonarde. Savoyen ist großcntheils ein wildes Gebirgsland, voll steiler Felswände und unwirthlicher Thalgründe, so daß in einigen Provinzen, wie in der fast durchaus steinigen Mau-rieunc und in der hochalpimschcn Tarantaisc der Boden seine Einwohner nicht zu ernähren vermag, lind diese, das Vei« spiel so vieler anderer Gebirgsvölker nachahnicnd, die Heimat verlassen, um sich im Auslande ihren Lebensunterhalt zu verschaffen. Nährend aber die Engadiner, Tcssincr oder Tiroler erst im reiferen Jünglingsalter in die Fremde ziehen und als Männer oft wohlhabend wieder in die Heimat zurückkehren, verläßt der Savoyarde schon als Knabe sein wildes Thal und kchrt nur selten mit reichlich erspartem Gute zurück. Das Geschäft, das er im Auslande treibt, ist nicht der Art, daß es ihn in Stand setzen könnte, sich ein Namhaftes zu ersparen. Auch werden die Knaben mei-steus, wie die deutschen Bescnjungen und die italienischen Orgclkastendreher, von ausländischen Unternehmern Haufen» weise angeworben und müssen ihren Geipinnst denselben überlassen. Während dcr Engaoiner meistens als Zuckerbäcker, der Tesüner als EHocoladefabrikant, Ofen« oder Barometer« macher, der Tiroler al«? Südfrüchten- oder Handschuhhändler in die weite Welt hinausziehen, beschäftigt sich der junge Savoyarde nur mit den niedrigsten Arbeiten, entweder als Sticfelwichscr, oder als Schornsteinfeger, oder endlich auch als Marmottenleyrer. Als Sticfelwichser trifft man sie hauptsächlich in Paris, wo sie sich mit ihrer hölzernen Wichs» lade auf den Boulevards und an den Bahnhöfen herumtreiben, uud Jedem, der in sauberer Toilette einen Vefuch abzustatten hat, am Fuße die Schuhe oder Stiesel um einen Son glänzend machen. In London treiben die Savoyarden hauptsächlich das Geschäft des Schornsteinfegers und sie taugen dazu vortrefflich wegen ihrer Flinkheit und Geschicklichkeit im Klettern. Früher bestand ihre Methode dcö Schornstein« fegens darin, daß sie einen Vündel Stroh von oben herab durch den Schornstein mit ihl'en Füßen hindnrchdn"ickten, sich demnach selbst durch das Kamin mit angestemmten Händen herablassen mußten, bis dcr Ruß von dem Strohbündel heruntergefegt war. Da es nun aber mehrere Mal geschah, daß die armen Knaben im Schornstein stecken blieben, weil die Londoner Kamine meistens enge sind, und daß dabei einige bei lebendigem Leibe gebraten wurden, so wurde eine Parlamentöaktc erlassen, kraft welcher 1)ic Rcinigungsmaschine nicht mehr von den Savoyardcnknabcn selbst durch das Innere des Schornsteines „.it den Füße" hinabgctretcn, sondern durch eine lange Sw»ge von Außen hinabgestoßen werden solle. Aber auch noch eine andere Sanitätsmaßregel wurde von Selten des Parlamentes erlassen. Es war Sitte, daß ! die Schornsteii'jungen in aller Frühe, ehe der Kaffee gemacht ! wurde, auf dcr Straße ihr: ^vorp, 8n'«l)i> laut ansriefcn. ^ Damit sie nun ihre Lungen nicht gefährden sollten, wurde ! ein Gesetz erlassen, kraft dessen sie nicht mehr ihr AmtS-geschrei erheben dursten, sondern die Geslndeglocke an jedem ! einzelnen Hause ziehen mußten. Die böse Welt glaubte freilich damals, das Gesetz sei nicht aus Sanitätspietät für die armen Jungen erlassen worden, sondern daß die Parlamentsmitglieder, die bekanntlich oft bis 2 Uhr in dcr Nacht tagen, nicht durch das laute Geschrei aus ihrem ersten Schlummer geweckt würden. Was endlich den Marmotteuleyrer betrifft, sc» n,>ar er früher auch in Deutschland eine häufige Erscheinung. Auf i Jahrmärkten und Volksfesten verursachte er Nets große Be- j lnstiguug durch seinen Vockssprungtanz, durch seine abge« ! richtete, höchst intelligente Marmotte und durch seineHurdy« Gurdy oder Drehllimper, zu deren schwirrenden Saitcntönen er das Lied sang: Ich komme schon durch manche Land l Uud ich immer was zu cssm fand, ! ^Voe^UL lg Ml»'M9ttL, ^voocslio 81, nveo« ! 83V(^«i-cl5, sondern t!«,^ 8»vni,^in8 nennen. Auch pflegten ^ die französischen Grenzbewohner ihre savoyischcn Nachbarn ! stcts als eine Art Tölp.el zu betrachten, eine Anschauung, ! die sich jetzt, da die Sauoyarden französische Vi'irger ge» ! worden sind, wohl geändert haben wird. ! ! ! > ^ Welche Volle das Wajser bei den Ausbrnchen dcr Vulkane spielt. ! Es ist eine feststehende Thatsache, daß das Wasser bei ! den Eruptionen der Vulkane wesentlich betheiligt ist. Wasserdampfe sind es nämlich, welche die Lava im Kratcrschlunde ! heben; Wasscrdämpfe geben der Fcucrsäule ihre aufsteigende ^ Kraft und zum Theil auch ihre pinienartige Gestalt; auch ^ erzeugen sie die elektrischen Erscheinungen , Blitze und Donner, ! die wir bei diesen Ansblüchen wahrnehmen. Die aus dem ! Krater steigenden Wasscrdämpfe bilden den Wolkenschirm, der über dem Haupte des Fcuerbcrges erscheint und' sind die Ursachen dcr durch das Gerinnen dcr Dampfbläschen oft ! plötzlich entstehenden vulkanischen Platzregen und Wolken» ! brüche. Ja, es werden noch Wasscrdämpfe von dcr bereits ^ im Erstarren begriffenen Lava ausgehaucht und die poröse ! Beschaffenheit der letzteren hat ihren Grund hauptsächlich nur in der Bildung von Dampfblasen: und dann bemerkt man noch oft bei zur Nnhe gekommenen Vulkanen cin Aus« steigen von denselben. Es scheint sogar, d>iß gerade das Mcerwasser bei den vulkanischen Eruptionen ein Hauptagcns ist; dafür sprechen die vielen Chlorverbindungen svomKoch-salzgehalt des Meerwasscrs herrührend), besonders die Bil« dlMg von wahrgenommen wird, sowie die Thatsache, daß die Vulkane meistens auf Inseln, oder doch nahe an der Küste gelegen si»d. — Was man sich aber bisher nicht recht erklären konnte, war der Umstand: wie es möglich sei, daß das Meerwasser durch Klüfte und Spalten, oder durch die Poren des Gesteins in die Tiefe des vulkanischen Herdes gelangen und den bedeutenden Druck der dort versammelten Dampfe und ^ Gase bei der außerordentlich hohen Temperatur überwinden könne. Die Möglichkeit dessen glaubt nun Professor Daubr^c in Straßburg durch ein Erperiment nachgewiesen zu haben, welches darin besieht, daß durch eine Sandsteiuplattc, auf! welche von oben eine Wasscrschichte u»d die Atmosphäre drückt, und die von unten bei eixer erheblichen, den Siede- ! punkt des Wassers überschreitenden Temperatur einen bedeu« i tend böhern Druck der auf dieser Seite erhitzten Luft er» ^ leidet, das Wasser rascher durchdringt, als »reun auf der ! untern Fläche der Platte nur der Luftdruck bei gewöhnlicher ^ Temperatur wirkt. Die Erklärung glaubt Daubr6e darin zu Puden, daß die Wasscrtheilchcn in der untern Sandstein» z flache in Folge der hohen Temperatur rasch in Dampf ver' wandelt und so.uit die zunächst in der Platte befindlichen Wasscrpartikclchen durch die Haarröhrchen «Anziehung soder Kapillarität, welche das Steigen von Flüssigkeiten in feinen ! Röhrchcn, z. V. des Oels im Docht bewirkt) gezwungen werden, an der untern Flache der Platte hervorzutreten, um daselbst gleichfalls verdampft und durch neue ersetzt zu werden. Die Ainelmrger Heide. Zwischen den hannoverischen Städten Lüneburg und Celle zieht sich zehn Meilen weit die berüchtigte Lüneburger Helde hin — ein öder, trauriger Landstrich, ohne große Anhöhen, ohne Thaler, ohne Seen, ohne Bäche, ohne alles Laubholz. Rechts und links, wohin man sich auch wendet, sieht man in dieser Einöde Nichts, als Heide, krüppelhaftes Nadclholzgebüsch, oder höchstens düunc Tannen- und-Fichtcn-waldungcn. In manchen Gegenden ist es eine unabsehbare, schwarzbraulic, nackte Flache, ohne die geringsten Spuren von Anban. Alles ift leer, trocken, kalt. Man sieht selten einmal Reisende durch die Wüste ziehen, heutzutage um so weniger, als der Schienenweg seinen Ning um die Heide geschlungen hat. Der ödeste und traurigste Theil liegt zwischen Celle und Schaffsthal. Da ist nur Sand, Heide, Moor, umgeben von Tannen- und Fichtenwäldern. Man erblickt kein Haus, kein Wasser, selbst kciuen Vogel, außer etwa einen Flug hungriger Nabcn. Der Wagen der Reisenden bewegt sich so langsam und leise, daß sie bald in tiefen Schlaf eingewiegt werden. Ringsumher scheint die ganze Natur mit ihnen zu schlafen. ^ Doch ist die Lünebnrge? Heide nicht ganz ohne Leben. ^ Eine große Menge genügsamer kleiner, schwarzer Schafe, ! die Heideschnucken genannt, nährt sich von den magern und gewürzhatten Heidekräutern, und Millionen Bienen schwärmen umher. Sogar einige Dörfer trifft man auf dem Wege von Cclle nach Lüncburg an, wo dem Äuge des Reisenden auch vergönnt ist, sich an dem Anblick einiger Buchen zu erquicken. In der Nähe der Dörfer wird viel Heidekorn (Buchweizen) gebaut und die Bienenzucht sebr stark getrieben. Wenn die Blüthen des Heidckorns und der Saat den Bienen« martern keine Nahrung mehr für die Bienen geben, so führen sie ihre Biene »stocke im August in die vollblühenden Heide« kräuter, und bringen gefüllte Körbe wieder zurück. Man schätzt den i'ahrlichcn Ertrag von Honig und Wachs auf mehr als 200.0W Thaler. Auch die Schafzucht ist sehr einträglich. Eine andere Naturgabe dieser Heide sind Beeren mancherlei Art.- die Brombeere, die Wachholder-, die Prcißel-beere und vorzüglich die Heidelbeere. Von allen wird viel gesammelt und in den Handel gebracht und von letzteren beiden vorzüglich viel nach Hamburg geschafft, so daß man den jährlichen Gewinn davon auf 10.000 Thaler berechnet. Doch gewahrt die Heide, wechselnd mit einigen Tiefen und Höben und mit den angrenzenden iimwaldetcn Dörfern und Wohnungen, nicht selten malerische Aussichten, und ist im Vergleich mit der Holstcin'schcn Heide, diesem glatten, bis zur fernste» Aussicht bäum- und dorflosen , tödtlich«lang»' welligen und unwegsamen Heidemeere, ein wahrer Garten. Der furchtsame Hcldensänger. Der Sanger der kühnen Nordlandsrccken. der dänische Dichter Oclenschlager, war im Leben ein furchtsamer Hase. Als er einst mit zwei Künstlern, den Brüdern Riepenhausen in Rom einen Ausflug nach Tivoli machte, beschlossen diese, denen seine Furchtsamkeit blkannt war, sich einen Scherz mit ihn» zil machen. Sie redete» ihm also ein, daß gewisse Wetterzeichen und ein gelber schwefelfahlcr Ton der Luft, Vorzeichen eines Erdbebens seien. — „Aber was ist in solchem Falle zu thun?" fragte der Held endlich :nit bebender Stimme. — „Ja, was wäre da zu thun?" rief einer der Riepenhausen. «.Sich seinem Schicksal ergeben! Wohl dem, der klettern kann! Denn auf einem hohen Baume gibt es allein einige Sicherheit." — Oelenschlager schwieg in sich versunken. — Plötzlich hob einer seiner Begleiter unbemerkt Mit dem Knie den Tisch, so daß die Flaschen schwankten und aus den Gläsern Wein überfloß. — Entsetzt fuhr Oelen« schlägcr auf und eilte aus dem Hause. — Bald bemerkten die Anderen durch das Fenster, wie der wohlbeleibte, unbeholfene Mann mit Händen u»d Beinen eine hohe Pinie umklammerte und hinauf ;n klettern begann. Mit unsäglicher Anstrengung gelang es ihm endlich, den Gipfel zu erreichen. Da saß nun doch oben, unbeweglich geduckt und ängstlich der Dichter, der den Muth so mancher Nordlandsrecken zu singen gewußt hatte, und erwartete bange die krampfhaften Zuckungen der Erde. Diese blieben freilich auö, aber nur mit Mühe gelang cst endlich seine» Begleitern durch die beruhigendsten Versicherungen ihn von dein V.nime herab-zukirren i-.nd znr Nückkebr nach Rom zu bewegen. Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr A F. Bamberg in Laibach. — Berantwurtlichcr Rldaclcur H. v. Kleinmayr.