Hr. 18. Laibach ien 7. Mai 1864._________ 8. Jahrgang. Nliitler au8 Arain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Dic „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmerationspreis ganzjährig 2 fl. österr. Währung. Gruß dem Frühling. Siegend erhebt sich dic blühende Pracht, Wonne und Freude, der Lenz ist erwacht! — Grüßet ihn Fluren mit Perlendem Thau, Grüße ihn Himmel mit reizendem Blau, Grüße ihn Sonne mit wärmendem Strahl, Grüßet ihn Blumen im Wald und im Thal; Maiglöckchen läutet den Nahenden ein, Duftet ihm Veilchen gar lieblich und rein, Primeln und Kroknö, o nicket ihn zu, Rööleiu erwachet aus schlummernder Nuh; Flüst're ihm Grüße dn silberne Quelle Erzähle ihm Mährchcn spielende Welle. Siegend erhebt sich die blühende Pracht, Wonne und Freude der Lenz ist erwacht! — Kommet ihr Vöglciu nur eilends hervor Grüßet den Frühling im jubelnden Chor, Grüße ihn Lerche mit kliugcndcm Laut, Nachtigall grüß' ihn melodisch und traut, Singet nur alle das töncndstc Lied Das fröhlich begrüßend entgegen ihm zieht; Grüß't ihn, o Menschen mit Dank uud mit Lust, Spiegelt sein Bildnis; in seliger Brust, Grüß' ihn mit Liedern du singende Kehle, Grüße ihn betend du fühlende Seele! Knospenstudien. Novelle von F. W. Hackl anbei. (Fortsetzung.) Und etwas sehr Angenehmes begegnete auch unserem Poly-technikcr wenige Tage nachher, als er gerade mit einem älteren Bekannten nach dem Schluß einer sehr anregenden Vorlesung über Architektur durch die Straßen der Stadt spazieren ging. Der Professor hatte docirt über den gothischen Vaustyl, und hatte ihn mit einem emporstrebenden Pflanzen-Organismus verglichen , dessen kunstvoll in einander verwobene Zweige oben in den Spitzen mit aufwärts blickenden, schwellenden Knospen und reichen Blumen endigten. Der ältere Bekannte unseres jungen Freundes knüpfte an den eben gehörten Vortrag noch einige richtige Bemerkungen über Stein- und andere Knospen und schloß dieselben, indem er vom Theoretischen ins Practische überging und seinen Begleiter auf ein Paar junge Mädchen aufmerksam machte, die, in das Gespräch vertieft, so unbekümmert geradeaus gingen, daß unsere beiden jungen Leute ihuen Platz machen mußten, um einen Zusammenstoß zu ver- ! meiden. So unvorhergesehen war diese Begegnung, daß sich ! das Erschrecken des einen der jungen Mädchen durch eine auf-! flammende Nöthe seines Gesichtes kund gab, als es, plötzlich j aufblickend und fast zurückprallend, in das erstaunte Gesicht i unseres jungen Freundes blickte, das andere half sich, daß es, seitwärts schauend, rascheren Schrittes vorüberging. „Ihr Blick Dir zugewendet , War Blitz und Schlag zugleich," s sagte lachend der ältere Begleiter, indelk er in das Gesicht ^ seines Freundes blickte, der, wie auf der Stelle festgebannt, I den Beiden nachschaute. ! „Hätte ich doch nie geglaubt," sagte dieser endlich nach ! einer langen Pause, „daß es in unserer Stadt ein so reizendes ^ Geschöpf gäbe: wie mich das überrascht und verwirrt hat. — ! Kennst Du sie?" „Wer kann Alles das kennen?" entgegncte der Andere > achselzuckend, dem Aeußern nach scheinen es mir ein Paar kleine ! Putzmacherinnen zu sein, doch erinnere ich mich nicht, sie je ^ gesehen zu haben." „Warum denn auch gleich ein Paar Putzmacherinnen?" ! entgegnete unser junger Freund verdrießlich. ! „Nun für ein Paar Gräsinnen wirst Du sie trotz all' Deiner Unschuld doch auch nicht gehalten haben? Ich rathe auf i ein Geschäft mit der Nadel, und glaube nicht, oaß ich mich ! darin täusche. Töchter stiller Vcamtenfamilien sind es nicht, die wären schwerlich so unbefangen plaudernd über die Straße gegangen, hätten ein Paar beachtungswerthe Polytechniker wie wir, schon früher bemerkt, und wären uns wahrscheinlich in einem koketten Bogen ausgewichen." „Deine Ansicht jst nicht unrichtig und spricht zu Gunsten dieser Beiden." „Dem Theater gehören sie auch nicht an. Die sich dort > Künstlerinnen nennen, kenne ich so ziemlich: Gesangsschülerinnen gehen nie ohne Notenheft aus, und Tänzerinnen pflegen bei ! ihrem zierlichen Gange etwas mehr ihre Röcke zu bewegen, auch die Füße auffallend auswärts zu setzen, wären auch bei unserer Begegnung nicht erschrocken, eben so wenig auf die Seite gewichen, sondern hätten uns mit stolz erhobenem Haupte zu diesem Manöver genöthiget — es sind Putzmacherinnen," fügte der ältere Begleiter des jungen Polytcchuikers mit großer Entschiedenheit bei. „Warum können es nicht Vürgerstöchter sein?" „Diese sind selten an Werktagen zwischen zwölf und ein Uhr sichtbar; als häusliche deutsche Jungfrauen beschäftigen sie sich stillgemüthlich um diese Zeit am Kochherde — mit Aus- 7tt nähme von Sonn- und Festtagen, wo die Musik der Wach- ! Parade und glänzend anziehende und bezaubernde Lieutenants z sie zu einer Promenade verlocken — ich wiederhole Dir, es waren das ein Paar Putzmacherinnen, aber in der That be-achtenswerth." „Meinetwegen denn, seien es Putzmacherinnen; aber ich kann Dir sagen, der Anblick der Einen hat einen merkwürdigen Eindruck aus mich gemacht." „Ganz wie ich vorhin citirte: ! Ihr Blick Dir zugewendet ^ War Blitz und Schlag zugleich." „War sie nicht auffallend schön? Ja, was noch mehr ist, von einer ergreifenden Lieblichkeit? Blick' dorthin und betrachte wenigstens ihren leichten, elastischen Gang — wie sie uns entschwebt, gleich einem schönen Traum." „Es ist doch die auf der linken Seite, die mit dem hellgrauen Kleide?" ! „Natürlich ist es die," erwiderte der Andere entrüstet, „wie kann man nur die beiden Mädchen einen Augenblick verwechseln - die Andere tappt schwer und plump daher, während jene leicht, wie auf Rosen schreitet: jene hat schon in ihrem Aeußern etwas ganz Gewöhnliches, während sie, die ich meine, wie von einem leichten Schein der Verklärung umgeben ist." „Wie alt bist Du eigentlich?" „Achtzehn Jahre vorüber, doch das thut nichts zur Sache, .hast Du den seelenvollen Vlick ihres Auges bemerkt, siehest Du die unbeschreiblich duftige Nöthe, welche über ihr Gesicht flammte, als sie fast anprallte an so ein Paar plumpe Gesellen, wie wir sind?" „Erlaube mir, dieses Prädicat weder für mich, noch für Dich in Anspruch zu nehmen, Du bist doch ziemlich wohlgebaut, aber ich verzeihe Dir Deine Uebertreibung in jeder Richtung." Unser junger Polytechniker blickte mit schwärmerischem Blicke die Straße hinab, an dessen Ende das halbgraue Kleid eben um die Ecke verschwunden war, dann senkte er seine Augen auf die Spuren, auf denen soeben ihre Füße gewandelt, und es hätte ihn gar nicht gewundert, wenn dort leuchtende Streifen zurück geblieben, oder wenn jeder ihrer Schritte von einem duftenden Nosenblatte bezeichnet gewesen wäre. „Welch' himmlisch' süße Knospe!" „Zu Studien allerdings geeigneter," sagte lachend sein Begleiter, „als ihre steinernen Schwestern der gothischen Architektur , über die ich so eben das Glück hatte, Dich unterhalten zu dürfen; aber nimm mir nicht übel, mein Freund, ich verstehe die jetzige jüngere Generation nicht mehr; dazumal, als ich achtzehn Jahre alt war, es ist freilich noch keine Ewigkeit her, hatte ich mich auf dem Absätze umgewandt, um wenigstens zu sehen, wo und wic meine Schöne wohne." „Das wäre auffallend gewesen und deßhalb unzart, und ich tanu Dich versichern, dieses Mädchen hat einen solch' merkwürdigen Eindruck auf mich gemacht, daß ich vor dem Gedanken zurückbeben würde, in ihren Augen gemein und aufdringlich zu erscheinen — so cine herrliche Mädchenknosve. Gib mir wenigstens zu, Du prosaischer Mensch, daß ste auffallend schön war." „Mir ist ihre Schönheit nur durch Deinen EnthlisiaZmuH bemcrklich geworden, sonst wäre sie mir wahrscheinlich entgangen, immerhin aber will ich nicht abstreiten, daß sie ein Engel fein kann. Doch sei zufrieden, daß der Geschmack verschieden ist. Was würde daraus erfolgen, wenn auch ich so begeistert durch ihren Anblick geworden wäre?" „Vielleicht ein Zweikampf auf Leben und Tod," sagte der Andere in allem Ernste, doch setzte er stilllächelnd zu sick selbst redend hinzu, „jetzt weiß ich doch, warum ich lebe und träume." Bald darauf trennten sich die Beiden, und der Aeltere. sagte zu seinem jüngeren Freunde: „Du magst immerhin ein Vischen schwärmen, das bringt Deiner Iugeud keinen Schaden, nur vergiß mir über der lebenden Knospe der steinernen nicht, sie hat auch ihre Schönheit." „Sei unbesorgt, ich werde aller Knospen gedenken." Das that er denn auch, und als er am Abende wieder in der Laube in seinem Garten saß, und zu den wild durcheinander gewachsenen Ranken hinaufschaute, betrachtete er die Knospen dort und die durchschimmernden Blütenblätter schon mit viel besserer Erkenntniß, und da er bemerkte, daß anschwellende Nosenknospen aussahen, wie verlangende Lippen, kam eine bisher unbekannte Klarheit in seme Träume und seine Phantasien gestalteten sich zu einem System. Diesem System, aus welchem er sich einen festen Plan bildete, folgend, befand er sich am andern Tage genau mn dieselbe Stunde, in der er gestern die beiden Mädchen gesehen, wieder an der gleichen Stelle, auf eine abermalige Begegnung hossend, doch war ihm das Glück weder heute, noch morgen, noch übermorgen günstig. Es erging ihm wie so manchem ! Anderen, daß sein emsiges Streben keine Früchte trug, sondern , daß er Alles dem Zufall verdanken sollte, und nachdem er verschiedene Tage nacheinander vergeblich stundenlang die Stelle auf- und abgetreten, wo er damals leuchtende Fußstapfen und Rosenblätter zu sehen geglaubt, geschah es eines Morgens, > daß er, an keine Begegnung denkend, dem Hörsaale zuschritt, ! träumend den Vlick auf den Boden gesenkt, mit einem Male, ! als er seine Augen zufällig erhob, das junge Mädchen, nach ^ welchem er sich so lange gesehnt, dicht vor sich gehen sah. W5e schlug ihm das Herz, ja so auffallend stark, daß es ihm fast den Athem zersetzte, und er einen Augenblick stehen blieb, um ! sich zu sammeln und sein Gefühl zu zügeln, das ihn Zu rascheren z Schritten antreiben wollte, damit er, an ihr vorübergehend, ' seine Seele jn ihr süßes Gesicht versenke. Er hielt sich gewaltsam ! zurück, da es ihm nicht schicklich erschien, an ihr vorüberzu-stürzen, und well er seiner selbst nicht sicher genug war, um nicht die Vcfürchtuug zu hegen, cr bleibe auf einmal vor ihr stehen, irgend welche unpassende Worte stammelnd, was ihm ! doch hier auf offener Straße als unangemessen vorgekommen ^ wärö, und doch mußte cr sie sehen, langsam und mit Bedacht, wozu cr als das Passendste erachtete, daß cr, wie gleichgültig vorübergehend, einige Dutzend Schritte vor ihr seinen Plaid, z den er malerisch auf der Schulter trug, auch so malerisch, als miiglich, von der Schulter herabgleiten ließ, um, diesen aufhebend, alsdann stehen zu bleiben, und ihr ins Auge zu schauen. Vielleicht gedachte er auch jenes jungen Cavaliers aus der Zeit der NM6Q-H1166I!, der an einer nassen und feuchten Stelle seinen Mantel zu den Füßen der Königin fallen ließ, damit sie, wie auf einem Teppich, darauf hinschreite, was ihrer Majestät Herz ganz besonders gerührt. Da es in der Nacht geregnet hatte, so war eine nasse Stelle allenfalls aufzufinden, doch sind wir nicht im Stande, genau anzugeben, ob der Plaid gerade an einer solchen herabglitt. Daß er aber herabglitt, ist Thatsache, ebenso, daß unser junger Architekt in diesem Augenblicke stehen blieb, sich umwandte, um zu sehen, daß das junge Mädchen hinter ihm verschwunden war — unergründliches Mißgeschick! — Tücke des Schicksals, die wenigstens das Gute für ihn hatte, daß er sich fest vornahm, bei einer nächsten Begegnung nicht wieder vorauszueilen, auch nicht wieder seinen Plaid malerisch herabgleiten zu lassen, sondern das junge Mädchen fest im Auge zu behalten, bis er einen Blick mit ihm getauscht. (Fortsetzung folgt.) Die Türkenschlacht bei Aadkerspurg 1448. Eine vaterländische Comöbie, in Wien aufgeführt um 1730. Mitgetheilt von P. v. Nadics. Der fleißige Sammler österreichischer Bücherseltenheiten, Herr Franz Haydinger, der durch seine WiederauZgabe des Hans Weitenfelder'schen Lobspruches der Weiber (mit einer Einleitung und Anmerkungen von Julius Feifalit. Wien 1861), den Freunden deutscher Literatur bekannte, äußerst gefällige Wiener Bürger wies mir bei meinem letzten Besuche einen Theaterzettel aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, der für uns ein mehrfaches Interesse bietet. Herr Haydinger fand ihn in einem Buche aus dem Jahre 1730 vorgebunden. Er lautet von Wort zu Wort, wie folgt: In dem von Ihro Röm. Khayserl. und König!. Spanisch-Catholischen Majestät privilegirten Comödienhauß beim Cärntner-Thor wird heute Dienstags den 1. Iuny ein merk und sehenswürdiges Schau-Spicl als ein gantz neu verfertigtes Werk das erste mahl aufgeführt werden: Nemblichen die Grätzerische Comödie genannt: Grätz eine Residentz der Helden, das ist: Ernest der Eiserne und Streitbahre Hertzog von Steyermarlt, Kärnthen und Crain. Dnrch dessen tapfere Anführung die unter Amurath II. Türtischen Kayser Anno 1418 von dessen Feldtherrn Achmet Bey belagerte Gräntzfestung Radkerspurg Glücklich entsetzt worden. Mit Hannß-Wurst dem vertriebenen Land-Bauern lächerlichen Frauenzimmer Sccundanten, muthigen Partheygeher, von Galgen libenrtcn Spionen und in endlich aus Noth abgefallenen Christen oder Renegaten. Historischer Vorbericht. Geneigter Leser! Hente erblicket auf unserer hierdurch bec glückten Schaubühne dein neugieriges Aug einen Teutschen Hanni-balem und glorreichen Oesterrcichischen Scipio, nemlichen den tapfern Herhogen von Steiermarkt, Ernestum den Eisernen, welcher sich diesen Beynahmen durch seine Ruhmvolle Thaten und Siegreiche Verrichtungen zum unsterblichen Preiß dcs Allerdurchlauchtigsten Habspurgischen Hauses erworben (dessen Anderter Stamm Vatter er gewesen und dcsscn Nachkommen sich bis an die jetzo herrschende glorreiche Majestät glückseligst ausgebreitet) gegenwärtige Action enthaltet indessen nur den wenigsten Theil seiner glor-würdigen Thaten, nämlich den Entsatz dcr Steyerischen Gräntz-Vestung Nadtkcrspurg, welche ^.nno 1418 (oder welches denen neueren Historik der Negierung Amuraths II. zufolge, glaublicher vorkommt ^imo 1438) unter der Regierung des erst--gedachten Amuraths von dem Achmet Beg, als damals in Ungarn commandirenden Ottomanischen Feldherrn mit großem Un° gestühm belagert worden. Die Völker wurden theils aus Steyer-markt, theils aus dem benachbarten Cärnten und Crain gezogen, welches letztere damahls an unerschrok-tenen Helden und muthigen Soldaten sehr fruchtbar war, es begleitete auch den ganzen Zug die ganze Blume der Adelichcn einheimischen Ritterschaft. Als es zwischen Muregg und Radterspurg zur Schlacht gekommen, wurde Achmet Beg nebst 16 vornehmen Bässen und Obriften und 19.000 Gemeinen erschlagen. Es würde auch sonder Zweissel das gantze Türkische Kriegsherr darauf gegangen sein, wann sich selbes nicht durch die Flucht gerettet hätte: wiewohl im Nachhauen nicht wenig erwürget, mithin auch da» belagerte Radterspurg glücklich entsetzt worden. So viel berichtet Hieron. Megiserus in der Cärntnerischen Chronik lid. 9, Cap. 49, und Weyckhard Valvasor in denen Crainerischen Jahrbüchern lid. 15. Das übrige ist, um die Vorstellung desto angenehmer zu machen, aus denen neueren Geschichtschreibern beigefüget und mit Theatralischer Freyheit theils in amourose Scenen, theils in beliebte Intriguen eingetheilet worden, vor Allem aber hat man sich bemüht, die lustige Personnage des Hannß Wurst's also einzuführen, daß derselbe nebst seiner lächerlichen Geferthen den Scapin die serieuse Materie mit genügsamer Lustbarkeit accompagniren könne. Der geneigte Leser wird das mehrere in der Action selbften, die übrige Historie aber in der Vorstellung deutlich genug abgebildet finden, dessen Gewogenheit sich recomdairt der Autyor. ElMrirt von F. I. Goyalla. l NL. ?w. Diese Action ist nicht allein mit neuinventirten Sinnreichen Balletten und andern Decorationen des Schall-Platzes, sondern auch mit ganz neu verfertigten proprön Ihyll.» tn8 versehen und wird sonderlich ourißux zu sehen sein. Ein Ballet von Grätzerischen Kellnern und Kellnerinnen, welche dem Hanßwurst und seiner Familie mit gutem Brifelerl ") und Delikaten Luttenberger tractiren. Ein Ballet von Christlichen Reutern und Marauetänderinen :c. :c. Ein propres Combattemcnt von etlich und 20 Fechtmeistern auch andern vielen guten Combattanten, solches stellet den letzten Türtischen Sturm auf Radkerspurgg und einen Theil der "vor die Christen Siegreich ausgefallenen Schlacht für. Man hätte endlich zum Schluß die seltsamen Veränderungen des Theatri, nebst deme sehenswüldigen Auszierungen mit beyfügen wollen, wenn es der kleine Raum dieses Blattes verstattet hätte, doch zweifelt man keineswegs, daß solche in der Production unvermuth desto angenehmer in die Augen fallen, auch das gantze Werk das hohe und geneigte Auditorium vergnügen solle, weil sich selbes rühmet zu seyn, Eine in Teutscher Sprache weder hier, noch sonsten wo producirte Haubt und Helden Action Zu seyn. NN. M). Präcise um 6 Uhr wird der Anfang gemacht, der Schau-Platz ist bekannt. Der Zettel trägt den kaiserlichen Adler, ist in Folio, aus ! bräunlich weißem Papier, der Druck mit starten Typen und l ziemlich schwarz. Ueber das Geschichtliche der 1418er Schlacht ! vergleiche: Dr. Fr. Ilwoff.- Die Einfälle der Osmanen in der Steicrmark, Mittheilungen des historischen Vereins für Steicr- mark IX. (1859), p. 1ß6 ff: über Kram's Theilnahme die Mittheilungen des historischen Vereins für Kram 1860, p. 13. f 5) Rostbraten. ' , . Da Krainer, und zwar in der ansehnlichen Zahl von 1000 z leichten und 250 gepanzerten Reitern an der ruhmvollen Schlacht ! von Radkerspurg theilgenommen,, und da der Verfasser (Author), ! der das Stück „ßlädorirst" hat, ein Krämer gewesen, so ist ! die doppelte Bedeutung der Ausführung einer innerösterreichisch- ! vaterländischen „Comödie" im Hofthcater zu Wien ausgesprochen! ! Schaltjahr in England. ! Für das schöne Geschlecht in Großbritanien hat daZ ^ Schaltjahr eine ganz andere Bedeutung, als bei uns und i sonstwo. Einer uralten Ueberlieferung zufolge gehen in einem ! Schaltjahre (leap )'6!ir) die Rechte der Herren der Welt und der Gesellschaft in die zarten Hände der Schönen über, und dieser alte Brauch wird in England oft mit vielem Humor zur Geltung gebracht. Man pflegt dann sogenannte „Schaltjahr-Ge- ! sellschaftcn" zu veranstalten, bei denen in sehr ergötzlicher Weise die beiden Geschlechter ilire NoUe vertauschen. ! Eine Dame ichildcrt ein solches Fest folgendermaßen: Als ! ich in den Gescllschafssaal trat, bot sich mir ein ganz eigenthümlicher Anblick. Da war jeder Herr mit einem Bouquet ! belastet, das ihm von den Damen verehrt worden war, und ! einige besonders Begünstigte seufzten unter der Bürde von sechs ! großen Büscheln von erotischen Blüten. Jetzt hatten sie einmal > Gelegenheit, die ernste Wahrheit zu lernen, wie unbequem es ! ist, einen ganzen Abend hindurch auf Ball, Concert und Oper einen Wald von Blumen zu halten und regieren zu müssen. — Die Damen hatten sich im Gesellschaftszimmer ganz nach Art der Herren an die Thüre postirt, in denselben nachlässig eleganten Attitüden, wie es ihnen so oft an oen jungen Löwen der Gesellschaft zu bewundern vergönnt war. Auch die Unterhaltung bewegte sich völlig in der den Gebieten der Schöpfung abgelauschten Manier und Sprache, — mit allen den rccipirten, zum Theil recht kräftigen und gewissermaßen burschikosen Ausdrücken, wie sie gegenwärtig der „gute Ton" in England erfordert. Neberaus possirlich waren die Versuche der Schönen über Wettrennen, Wettrudern, Fuchsjagden und andern Sport zu sprechen, über Oxford und Cambridge, über Oberhaus und Unterhaus, über Aktien und Fondsbörse. Während dem Plauderten die Herren am Ende des Zimmers im Damenstyle und medisirten und tritisirten, wie es der Moment nur gestatten wollte. Dieß mußte den armen Harrenden, so gut es gehen wollte, die Zeit vertreiben, nicht ohne daß sie indeß ab und zu einen um Erlösung flehenden Blick zu den streng dreinschauenden Damen binüber warfen, die denn auch endlich zu ihnen herangeschwcbt kamen als milde, versöhnende Engel, aber ach! — nur um ihre Rollen weiter zu spielen. Nicht Jede schien sich leicht in diesen Maskenscherz zu fiuden, so daß ich aus dem Eckchen, in das ich mich zu eclipsiren gewußt hatte, manches ganz allerliebste und bedeutungsvolle Erröthen belauschen konnte. Welche Erleichterung daher für Alle, als die Musik zum Tanze rief! Daß am Schaltjahrfeste die Damen ihre Tänzer wählen, versteht sich von selbst. Langsam schlenderten sie auf die glücklich Erkorenen zu, und mit einem mattgedehnten höf-licken: „Kann ich die Ehre haben?" sie zur Quadrille fortzuführen. Der Acrger und die Täuschung, den die Ucbergan-geuen empfanden, prägte sich, trotz der angenommenen Nonchalance, lebhafter auf ihren Gesichtern aus, als ich's je an den weiblichen „Mauerblümchen" bemerkt hatte, die's besser verstehen, ihren Verdruß unter sanftem Lächeln zu verstecken. Es war mir eine gewisse Genugthuung, daß ich die „Tyrannen der Gesellschaft" für einmal wenigstens ganz in den Händen meiner Mitschwestern wußte und manche kokette Nichtbeachtung gerächt sah. Die schönsten der anwesenden jungen Damen blieben an der Thür stehen und lorgncttirten die Vernachlässigten in kühler Manier, oder ließen sich ganz nahe bei ihnen nieder, ohne weder zu sprechen, noch zu tanzen. — O, ihr jungen Herren von heute, dachte ich, wenn solche Gesellschaften zur stehenden Mode würden, wie bald würdet ihr eure blasirte Trägheit verlernen, die auf die freundliche Aufforderung der liebenswürdigen Wirthin immer nur die halb gcgähnte Antwort hat: „Ich mache mir gar nichts aus dem Tanzen." Ganz, besonders amüsant war es, zu beobachten, wie oft die heutigen Pseudodamen ihre Vonauets und Taschentücher fallen ließen und mit welchem Eifer die wirklichen Schönen sich bückten, das Verlorene aufzuheben und zu überreichen. Und wenn ein Herr zu seinen Sitz zurückgebracht war, wie schien er da dem Verschmachten nahe, wie keuchend bat er um „ein Glas Wasser", wie dringend um etwas Eis! Manche der Herren trieben das Spiel etwas allzuweit und folterten ihre schönen Dienerinnen, capriciös bald Dieß, bald Jenes begehrend. — „Wünschen Sie ein Glas Zuckerwasser?" — „Ja— nein — Limonade — nein, lieber Negus — oder besser — ja, ein Glas Wein." So waren die jungen Dämchen in unaufhörlicher Bewegung, um, ihrer Rolle getreu, jedes Winkes ihrer heutigen Regenten gewärtig zu sein. Auch an den bekannten, bewußten und unbewußten Tanzaufforderungsconfusionen fehlte es nicht. Zwei Damen hatten den nemlichen Herrn engagirt. „Thut mir leid, ich bin schon engagirt", sagte der Herr, als die zweite Huldin heranschwebte. „Ich bitte sehr, wenn Sie nur auf Ihre Tanzkarte sehen wollen, so werden Sie finden, daß Sie mit mir zu diesem Walzer engagirt sind" , erwiderte die Schöne mit finstern Blicken ihre Rivalin messend. — Der doppelt Begehrte bemüht sich, zu errathen, suchte scheinbar in der Tanzkarte und zerrupfte endlich sein Bouquet in „lieblicher Verwirrung". — Und er copirte getreu, — er zog sich mit einer hübschen kleinen Lüge aus der Verlegenheit und gab der bevorzugten Dame die „schöne Hand". Der aufregendste Moment des Abends war ohne Zweifel der, als sich die Stimme des Hausherrn vernehmen ließ: „Meine Damen, führen Sie die Herren zum Souper!" — Im Speisesaal angekommen, begab sich jede Dame sofort hinter den Stuhl ihres Herrn, und wahrlich, die lieblichen Hebes zeigten sich über alles Lob erhaben, in dem rühmlichen Eifer ^ ihre hungrigen Tänzer zu bedienen. Sie flogen hierhin und ! dorthin, und die Herren fanden kein Ende in ihren Bedürfnissen ! von Champagner und Sherry, die ihnen geholt und credenzt werden mußten. Mit Toasten und Tischreden, der Damen natürlich, schloß das eigenthümliche Fest, das seinen humoristischen Charakter bis zu Ende bewahrt hatte. Epigrammatisches. Wer sich zu uns geschlagen hat, Den wählen wir zum Rath der Stadt; Ob er sich eignet — dicse Frage Macht unsern Köpfen keine Plage. Bedächtig schreitet er einher, Das Haupt scheint ihm von Sorgen schwer; Doch höflich grüßt er alle Leute Und spricht mit dem Geringsten heute. Man merkt's gcnan an den Gcberdcn — Was? — Bürgermeister möcht' er werden! Man streue fürder männiglich, Des Volkes Wünsche zu erfüllen, Und, daß ihr's wißt, mein Freund und ich ! Rcfträsentircn seinen Willen. Verantwortlicher Redacteur I. v. Klewmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr L5 F. Bamberg in Laibach.