Blätter» Kram. Deilage M Laibacher Ieitung. ^>. 47. Erster Jahrgang. ER. November R857. An die Mlagnolie. (Englisch-Amerikanisch.) ^w'ir staunen, wcnn uns durch's Gefilde, Durch Sumpf, Morast und Dorngcbiisch Der Neg führt, daß der ^rt, dcr wilde, Dich Vlüthe trägt, so rein und frisch; Und Nohlgerüche uns begegnen, Daß wir dic Wüstc niöchtcu segnen. To laßt auf trübem Lebenswege Durch Sorgen, Qual und dorn'gc Müh'n, Daß sie des Nand'rers Muth errege, Dic Licbc ihre Blüthen blühn. Wcr ihren Duft k.inn athmen, dessen, Leid, Sorgen, Mühcu sind vergessen. O nem^ so liek wie du mir je^t. (Uach dem Englischen dee Th. Moore.) O nein, so licb wic du mir jetzt, Warst du im Lebcnslenz mir faum; Dein Reiz. dcr mich in Gluth gesetzt. Gr macht nun deiner Tugend Ranm. Die Leidenschaft, die mich trieb her. Ist jcht ein tiefer Grund für mich, Und liebte ich dich damals mehr — Glaub' nur. jetzt lieb' ich besser dich5 Obschon mein Herz zur Jugendzeit Möcht brennen in viel wild'rcr Lust. Glaub' mir, die Leidenschaftlichkeit Ist Treue jetzt in meiner Vrnst. Dic Flamme wärmt mein Inn'rcs sehr, Mehr, als im Vlick sie zeigte sich; Und schien zu lieben ich dich mehr — Jetzt — oh, ^tzt lieb' ich besser dich! Die Wonau und der Rhein. > Wroßc Ströme sind wie große Männer: mystisch dunkel, ! poetisch dic Kindheit, unbedeutend die Jugend, bis der Kampf ! mit Hindernissen ihre Kraft weckt; sie werden interessant, i bedeutend, mächtig, die Wohlfahrt der Staaten schwimmt auf ihren Lebenswegen; dann, ihrem Ende zu, staguircn sie und die matte Welle verschwindet im Weltmeere dcr Weltgeschichte; Ströme wie große Männer werden bewundert l und verkannt, und die Größe beider wurzelt nur zu oft in dem stillen und unbekannten Verdienste eines Andern, dessen Name sogar untergeht in dem Ruhme dcs Gefeierten. Die Schattenseiten dieses Looscs sind der Donau reichlich zu eigen. Kein prachtvolles Gletscherthor dcr Hochalpen ^ wölbt sich über dem Ursprünge der Donau; dieser gewaltige Strom entspringt den dunkeln Waldgründen dcs Schwarzwaldes in kaum 2700 Fuß Scehöhe. Ist die Vrcge der i Taufnamc dcs jungen Gewässers, ist es die Vriegach? i Die Vrcgc hätte wenigstens den längern Lauf von fünf , Meilen für sich — gewiß ist, daß dcr Fluß, der aus beider i Vereinigung nächst Donaueschingcn entsteht, den Namen ! Donau erhält. Wäre die Vregc die eigentliche Donau, so ^ läge die Oucllc auf ehemals österreichischem Vodcn. im ! Nrcisgau. Aber jene Vächc versiegen im Sommer manch-z mal so sehr, daß nur ihre Rinnsale, aber keine Gewässer ^ darin sich vereinigen, und dcr kräftig heruorrauschende Schloßbrnnncn in Donaucschiugeu soll höchst selten versiegen. , Ist das nicht ein würdigerer Ursprnng so mächtigen Stromes? j Und so mag dcr Fürst v. Fürstcnberg, der Herr des Schlosses, ! immerhin die Quelle dcr Donau sein eigen nennen. ! Die Alten hatten zwei Namen für den einen Strom, ^ vgmidiu» und löler, und in der That, so verschieden ist dcr Charakter dcr obcrn und untern Donau, daß er zwei ! Namen gut verträgt. Wo hört V3nudiu5 auf, wo beginnt i Ister? Lasscu wir dic Archäologeu darüber streiten und sagen wir kurz, wo die Ruder aufhören und dic Segel beginnen, da wird dcr Flnß zum Strom, vnnndiu? znm Isler. ! Es ist leicht gesagt: von der Quelle dcr Vrcge bis ! in den Pontns sind 383 Meilen — gemessen hat sie Nie« ! mand; auf 20, 30 Meilen mehr oder weniger kommt es i nicht an in jenen Ländern dahinten, wo dic Völker auf-! einandcrschlagcn. Acht Staaten theilen sich in die Ufer der Donau, drei Fürstenthümcr (Serbien, Walachei, Moldau), ein Großhcrzogthum (Badcu), zwei Königreiche (Württemberg. Vaicrn) nnd zwei Kaiserreiche (Oesterreich und die Türkei). Unter dem halben Hundert größerer Städte, welche der Strom bespült, ist nnr Eine Residenz (Wien), dagegen befinden sich nnter dem Viertelhundert befestigter Plätze ! mehrere Festungen ersten Ranges, wie Ulm, Komorn, Pcter-wardein, Vclgrad, Widdin, Silistria. Aber die ganze lange Strecke der gegenseitigen User verbinden bloß 21 Brücken, die meisten nur hölzerne Jochbrücken, mehrere nur Schiffbrücken, und nur zwei sind des Stromes würdig: die Ncgensburgcr Steinbrücke und die Pcsth-Ofcner Kettenbrücke, jede ein Meisterwerk ihrer Vauepochc. Die Moslim haben es noch zu keiner stabilen Vrücke über die Donau gebracht; kein Sultan war ein Trajan, von dessen Werke ^ noch Neste der Pfeiler im Flußbette nnd die gewaltigen, thurmartigcn Widerlager an beiden Ufern Zeugen sind,, wie der Römer seinen I.^r zn gewaltigen wußte. Die Donau hat keine Frohsinn sprudelnde, in Wasserfallen brausende Kindheit wie der Rhein, welcher auf der 3li Meilen langen Strecke vom Ursprünge bis Vasel 6000 Fnß fallt. Die Donan ist ein besonnener, aber feuriger ^ Jüngling, und ihr oberer uud mittlerer Lauf viel reißender als jener des Rhein abwärts seiner großen Wassersiürze; sie fällt iu Vaicru 12 ^ Fuß auf die Meile. 23 bedeutendere Nebenflüsse eilen der Donall zn, davou 13 am linken Ufer, unter denen dic Theiß ihr dic größte Wasser-massc zuführt. Wir haben somit dic offizielle Vorstellung unserer Donau ^ gemacht, wollen aber nun deu Charakter der Donau näher kennen lernen, der wir uus als gemüthliche Touristen anuer- ^ traut haben. Dic Donau! also Vater Rhein und Mntter Donau? Damen sollen mehr Launen haben als dic Männer; gilt ^ das auch uon der Donan? Gewiß, und es ist ebenso iu ! ihrem Organismus bedingt wie in dem weiblichen. Der Rhein strömt ans den Alpen und uon ihnen weg; sein Lauf steht auf ihnen senkrecht. Dic Donau strömt mit , den Alpen parallel, bis zu ihrem Durchbrüche zwischen Kahlen- ! bcrg und Visambcrg bei Wicn. Der Rhein bleibt nngetheilt bis tief zu seinem uutern Laufe, erst als Greis irren seine ^ Wogen umher; die Donau bildet die wankelmüthigstcn, eigen- ^ sinnigsten Serpentinen, so oft sie nur eine Ebene betritt, in ! der sie als Frau vom Hause unumschränkte Herrschaft üben kann. Aus den Alpen treffen sie ans ihrem obern Laufe die bedeutendsten Zuflüsse: Lech, Isar, Inn. Traun. Euns, fast ! alle senkrecht auf ihrer Richtung, sämmtlich von starkem Falle und daher bei Hochwasser enorme Massen von Gerölle ! als ebenso viele Wehren iu das Flußbett werfend, daß dic Donau gcnng zu thun hat, sich wieder Vahu zu brechen. Ist es zu verwundern, daß das Rinnsal sich oft in jeder Woche ändert, daß der Steuermann fortwährend auf der i Hut sein muß und fortwährend die Meinung seiner gestrengen Frau Donau sondircn muß? * Noch ein Charakterzug: herrschend sind im Douauthale Westwinde, aber aus den zahlreichen, in dasselbe auslau-senden Alpenthälcrn treffen dieses so häufige seitliche Luftströme, daß hauptsächlich deßhalb dic Segclschifffahrt nicht zulässig ist, dic ohnedieß stromaufwärts mir selten mit den güustigen Ostwindcn möglich wäre, und auch dieß nnr in den Strecken des geraden Lanfs. Dic stolzen Segel des Rhein findet man anf der Donau erst iu den ungarischen Ebenen. , Wer wird der Donau dic Reize des Anmuthigcn, Lieblichen, des Poetischen, Romantischen absprechen, das ihre Ufer in so reichem Maße bieten? Aber die mannigfaltige Lebenserfahrung, dic durch großartigen Wechsel der Scenerie gereifte Weltanschauung, hat der Rhein voraus. Wie einfach sind gegen den Rhein schon die geogno< stischen und dic Uftruerhältuissc der Donau. Tertiäres und nichts als Tertiäres ist vorherrschend; nur von Ncgcnsburg an treten Granit uud Gucis au das linke Ufer hcrau, stellenweise anf das rechte hinübergreifend, bei Wicn kleine Sand-stcinparticn, bei Gran eine Trachitgruppc, und nuumchr das endlose Alluvium bis Moldawa. Doch tritt noch einmal Gneis an ihr linkes Ufer, der Strom bricht sein eisernes Thor dnrch Alpcnkalkstein, um zwischen den Lchmwändcu seines untern Laufes dem Meerc sich zuzuwindeu. Die reiche Gliederung seiner Uferbcschaffenheit konnte nicht ohne Einwirkung auf die Production, auf deu Charakter, auf den Wohlstand dcr Anwohner dcs Nycinsnomrö dlcibe-n, nnd übcrdicß treibt dcr Rhein seine Wogen dcm Meere zu, ohne wesentliche Hindernisse für die Schifffahrt, sobald er einmal seine Fälle hinter sich hat, denn das Binger Loch ist nicht dcr Rede werth. Schon mit Julius Cäsar trat dcr Rhcin in das römische Weltreich ein und ward eine Hauptwasscr-straßc, Kastcüc auf Kastelle erstanden an seinen Ufern, und aus römischeu Standlagcrn entwickelten sich im Verlaufe dcr Jahrhunderte blühende, reiche Städte. Hundert Jahre später crkcnncn dic Imperatoren erst die Wichtigkeit der Donan, aber zunächst als schützende Grenze gegen dic nordischen Barbaren, so wichtig als solche, daß wiederholt und lauge dic thatkräftigsten aus ihnen am Donaustraudc weilten, selbst das Werk des Angriffs, dcr Vertheidigung, der Vefc-stigung betreibend, uud aus ihnen fand dcr Philosoph auf dem römischen Throne, dcr edle MarcAurcl, das Ende scincr Tage in Vmslol>onu -— Wien. Aber diese Eigenschaft dcs Querlaufcs des Grcnz-stromcs, welch einen Unterschied bedingt sie dem Rhein gegenüber! Auf 100 Meilen Länge finden wir am Rhein fast ein Dutzend Städte, deren jede mehr als 20.000 Einwohner hat — in der glcichlangen Strecke von Ulm bis Ofeu-Pcstt, zählt die Donan deren nnr fünf! Dic untern und mittlern Donanländer hatten dic ersten uud heftigsten Stöße der Völterwandernug ausschalten, und daß römische Gesittung nicht ganz unterging, sondern dcm Christenthmnc doch noch als formelle Grundlage dienen konnte, ist cm größeres Wunder als das rasche Aufblühen dcr rheinischen Städte. Und als sich endlich auch cm regeres Donauleben entfaltet hatte, namentlich durch der Babenbcrgcr Herzoge richtiges Verständniß ihres Verhältnisses zum Orient, als im altvannonischen Magyarcnrciche durch Königin Gisela ! siegreich das Kreuz erhöht war, als endlich bei den drei ! welthistorischen Nustcnbänmcn uächst Sti^-Ncusiedel das , prachtvolle Vcgegniß der drei Herrscher, Kaiser Mar' I-, z König Wladislaw's von Ungarn-Vöhe im uud König Sigis- ! mund's von Polen stattfand (NN3). wodurch die Kronen , uou Ungarn und Vöhmcn mit Oesterreich vereinigt wurden, als die günstigsten Bedingungen sich erfüllt hatten: da fiel ! das Alles zusammen vor den Einfällen der Türken. Noch sind es nicht 200 Jahre, daß (1686) Herzog Karl vou Lothringen den Halbmond vou dcu Wällen Ofens wieder herabwarf. ! Ist es ein Wunder, daß in den vielen rcichgcwordenen Städten am Nhcin, wo das prachtvollste nnd größte deutsche Munster gebaut werden konnte, im Verlauf der Iahrhuu- ! dcrtc auch ciu bei weitem größerer Reichthum vou Ideen, ^ wir wolleu nicht sagcu cntsteheu. aber doch seinen Ausdruck ^ fiudcn konnte? Am Nheiu fand deßhalb auch das Interesse ^ an der eigenen Geschichte und Sage, an Van uud Mouu° meutcu iu größter Ausdehnung besonders empfänglichen Vodcn. Pflege und Würdiguug. Ist es uicht bczcichucud, daß eiu Viertcljahrhundert nach dem begonnenen Ausbau des Kölner Domes mau erst au dic Vollendung uur der Giebel des Wiener Domes dachte? Die Sagen des Nhcin-stromcs, sciu höruerncr Siegfried uud der Nibclungcu Hort, ^ der Mäuscthurm uud dic Lorelei, uud der Rheinwein — sie werden gepriesen, wo immer eine deutsche Zuugc Sagcu erzählt uud Rebensaft nippt. Aber wie Chricmhicld Rache nahm im Donaulande um ihrcu Siegfried, was dic Donau- ! nixe spinnt und webt, und wie Schreckcnwald's Noscngärtlcin ! blühte, das rühmt man kanm am Donmistrande, geschweige anderwärts, und was dic herrlichen ungarischen und syrmi- ^ schen Weine sind, wird der Amerikaner bald besser zu sagen > wissen als der Deutsche. Leicht begreiflich ist ein fernerer Gegensatz von Nheiu und Donau, der darin besteht, daß bei jenem die Kultur ' dem Flusse abwärts folgte, bei dieser aber ihr erstes Auftreten an dem uutcrn Laufe stattfand. Daher kommt es, daß schon dic altgriechischc Sage die Donaumündungcu l ihrem Schauplätze ciuvcrlcibt, dcuu dicsc wurdeu schon uou ! den Argouautcn gesehen und entdeckt, indessen erst 1000 5 Jahre später Tibcrius bei den Quellen der Douau staud, wenn er sic nicht sogar selber entdeckte?. Jene Landschaften ' am l^lri- lagcu nämlich den Ursitzeu dcr europäischen Kultur, Griechenland und Italien, bei weitem näher und zugänglicher als dic Waldungen nnd Torfmoore dcr obern Donau. ! Für Jahrhunderte glaubte dann Trajan, scit er den I^cr ^ überbrückte, dic Draker bekriegte und besiegte, den Leinpfad ! am eisernen Thore aussprengte, der noch jetzt zum größten ! Thcüc brauchbar ist. dic römische Herrschaft au dcu Douau- > gcstadcn begründet zu haben, und in dcr That 300 Jahre ^ verflossen, aber dann wurde eben am Donauufcr der Arm geweiht, dcr dic Römerherrschaft zu Todc zu treffeu bestimmt war. l Dic Gruudlageu dcr Kultur, welche der Nömcr mit ! seiuen Adlern in dic paunonischeu Hainc getragen, klingen ! selbst in spätern barbarischen Ansiedelungen durch, und das z gewaltigste Meteor barbarischer Völkerstämme überstrahlt ! insbesondere unsere Douau mit seinem Feuerschein, abcr , vou dcr Sagc gemildert durch Christenthum uud — Licbc. Derselbe Attila, dic Geißel Gottes, der wic ein Prairie-! brand die Länder verheerte, dic er durchzog, derselbe Attlla bcugt seinen stolzen Nacken vor der Schönheit einer deutschen Fürstin uud feiert in uucrhörtcr Pracht scinc Hochzeit mit Chriemhicld am Donaustrandc zu Wieu. Und Chricmhicld, ! Witwe dcs hörnerncn Siegfried, rächt den erschlagenen Mann, sclbcr jedoch ihrer uuchristlichcu Rache zum Opfer ^ fallcud. Wclch eiu Stoff! welche Sceucrie! Uud das wunder-! bare Lied, das uns dieses furchtbare Geschick erzählt, das ^ deutsche Nibelungenlied, ist cs nicht recht eigentlich ein ^ Donaulied? Der crstc Theil spielt allerdings am Rhein, ^ abcr der zweite Theil, Chricmhicld's Rache, dic furchtbare Katastrophe gebt an der Donau vor sich; ja, es ist geradezu dic älteste Schildcruug ciucr Douaureisc, wclchc uus das Gcdicht überliefert. Dic Nheinländcr werden im ersten Theile uur in dcn allgemeinsten Zügen geschildert, das Donauland abcr mit dcn interessantesten Einzelheiten; hier ist dcr Dichter zu Hausc. Mit all' dcr inuigcn Licde, wclchc dcr Oestcr-^ reicher zu seiner Heimat trägt, schildert er das Donauthal, sobald die Erzählung dasselbe betrifft. Vorerst tritt uns dcr Bischof von Passau als edler, kunstsinniger Kirchcnfürst entgegen, und Passau selbst erscheint mit dcr ganzen Vcdeu-! tung cincs Vischoffitzes im Mittclaltcr. Markgraf Rüdiger ^ v. Pcchlarn wird von ihm mit so besonderer Vorliebe geschil» dcrt, daß uächst Siegfried sein Geschick cs ist, das unsere i Theilnahme zumeist erregt. In Chriemhicld's unheimlichen ^ Kreis gebannt, folgt cr nur widerstrebend ihrer Rachclnst, und als dann vor dcn bnrgundischcn Schwertern auch sein edles Haupt in deu Staub sinkt, dann erst wird dcr Knoten der Begebenheiten zerhauen, indem dcr gewaltigste der Helden, Dietrich vou Vcrn, dic Vnrgunder bezwingt. Pech-larn's Vurg wird im Gedicht geschildert als jeden Gutes, ! der köstlichsten Habe voll, ein gastliches Haus, in welchem Waudcrcru mit vollen Händen gespendet wird. So spielt anch Dullona — Tnlln im Nibelungenliede — eine bedeutendere Rolle als heut zu Tage, uud wir begreifen, daß ! cs einst die Hauptstadt des Laudes war, wo noch Rndolf v. Habsburg tagte. Wo ist wicdcr ein Strom, der durch das größte epische Gcdicht seines Hauptvolkcs so verherrlicht wurde, wie die Douau durch das Nibelungenlied?! Mit dem Liede Hand in Hand geht das Monumcut. Mauern vou Städten uud Standlagcrn, Väder, Gräber, Inschriftsteine, sogar einen Triumphbogen hat die Nömer-wclt uns an der Donau überliefert. Aber fast ein Jahrtausend liegt zwischen diesen uud dcu nächstfolgenden Vau- werken; das sind die Kirchleiu und Kapellen, die, theils z noch von Karl dem Großen gegründet, ooer in. der nächsten z Zeit nach ihm entstanden, erst in ncnesttr Zeit wicoer die ! verdiente Aufmerksamkeit anf sich gezogen haben. Noch bat das Donanthal, namentlich das österreichische, eine stattliche Reihe jener ehrwürdigen reichen Abteien, welche seit Alters ber ein Hort von Knnst nnd Wissenschaft waren, nicht minder eine Mnsterwirthschaft für ihre Umgegend. ^ Der Rhein bat deren mir wenige mehr auszuweisen, auch im Verhältnisse nicht mehr die grosti Anzahl von Vnrgcn und Vcstcn, welche noch jetzt, sei es als Ruine, sei es umgebaut, die Donau illustriren; aber keine ans ihnen fand ! bis jetzt einen Mäccnas, der einen restaurircnden Prachtbau ! unternahm, wie dessen Stolzeufcls a. Nh. sich erfreute. ! Auf ihrer Höhe überragen diese Mauern, stolz noch z in ihrem Verfalle, das niedere Land; aber Entscheidung ^ fanden Länder und Völker nur in den Schlachten der Ebenen, und mehr als ein Mal fiel diese an den Ufern der Donau. ! Das Marchfcld vor Allem ist es. welches uns als alte Völkcnvahlstatt entgegentritt. Die Wellen der Donau be» ^ spülen aber auch die Gestade von Mohacs, wo Ungarn ^ türkisch wurde u. s. w.; diese Wellen der Donau sind also ^ nicht bloß Lastträger für Kornschiffe und Knoppcrnkähne, ! sie trugen auch die Geschicke der Völker! Und sie werden ^ sie noch ferner tragen, aber es werden die Geschicke anf-blühender Macht sein, jugendkräftigcn Völkcrlebcns; denn kaum sind die reichen Schätze geahnt, welche die Donall- ! ländcr in ihrem Schooße bergen; sie harren noch der Wün- ! schclrnthe „Industrie." Spricht mau vom Vater Rhein, so hat diese Allegorie auch den Sinn, daß cr ein Mann in ! reifem Alter ist; die Donau aber ist nicht etwa eine Matrone, sie ist eine blühende Jungfrau, vor der die herrlichste Zukunft ! liegt, denn sie ist die lebenskräftige, reizende Schwester der ! sieggckröntcn kaiserlichen Austria! l Das Vut Nut *). k. Eine Meile von Steindruck entfernt, am linken Ufer der Save, liegt auf einer der vielen Halden und Terrassen, in denen das Gebirge aus dem Sauethalc bis zur 2.l00 Fuß hohen Gräte des Laisbcrges ansteigt, das freundliche Gut Nut in ciuer Mcercshöhe von 1212 Fuß. Der Name Nut muß wohl von dem stoven. Wort i-mw — Erz — hergeleitet werden, da hier schon vor undenklicher, oder besser gesagt, vor so geraumer Zeit, daß sich die historischen Anfänge im Dnnkcl der Sage verlieren, anf Bleierze gebaut wurde. Zur Annahme aber, daß hier die Montan-Industrie vor der Zeit der Reformation ihr goldenes Zeitalter gehabt habe, später aber diese Bleibergwerke in Verfall gerathen seien, gibt die an Extravaganzen reiche Tradition noch immer Anhaltspunkte geuug. Der Bergbau kümmerte fort, bis cr in dem Kriegsgctümmcl der französ. Invasion einschlummerte. 4) Aus dcm „Alifmcrfsamcü." In der neuesten Zeit wurden die verfallenen Baue von meh< rcrcn Gewcrken wieder in Angriff genommen, allein entweder gebrach es ihnen an Ansdancr oder gibt das hiesige Vorkommen des Bleierzes, welches in der That von ungcmcin neckischen Bcrgkobolden bewacht wird, zu wenig Aussicht auf Erfolg und Rente. Es blieb bis heute bei bloßen Versuchen. Die Bleierze (Vleiglanz) von Nut kommen in schmalen, sich zerschnürcll'.den Gängen in den Gailthalcrschichten (alpine Steinkohlcnformation) vor und sin» etwas silberhaltig. Das Gut Nut war bis zum Anfange dieses Jahrhunderts ein landesfürstliches Lchcn der Freiherren u. Dieners» pcrg, wnrdc dann von der Familie Trenz erworben und ging im I. 1847 in das Eigenthum des jetzigen Besitzers, Di. Inlins Mnll«, über. Das Hcrrnhans ist mitten in dem wohl arrondirtcn Grundbesitze auf ciuem gegen Süden schroff abhängenden Hügel gebaut, von Weingärten und geschmackvollen englischen Parkanlagen umgeben; von der südlichen Terrasse, so wie vom Balkon hat man eine entzückende Aussicht gegen Süden in das liebliche Savcthal, in welchem sich dic Stcinbrück-Agramcr-Bahn hinzieht, bis an das Uskokcngebirge; von Südwcstcn blickt der krainischc Schneebcrg herüber; im Westen erhebt sich der Knmberg; gegen Norden ist die Vcsitznng durch den Laisbcrg vor den rauhen Nordstürmcn geschützt. Besonders schön ist das Gebirgspanorama, welches sich hier vor den Augen entfaltet und umsomchr Abwechslung bittet, da man von hier ans zwanzig Kirchen anf den Bergen von Kram nnd Stcicrmark erblickt. Hat schon die Natur für die Lieblichkeit dicscs herrlich«-,, ^«„dsiyes so reich» lich gesorgt, so war auch der gegenwärtige Besitzer, von dessen Geschmack der Wiederaufbau seines frühern Besitz' thuins, des im Thalc darneben liegenden Schlosses Lak, das schönste Zeugniß gibt, nach Kräften bemüht, der Natnr unter dic Arme zu greifcu. Das Gut hat ausgedehnte Anlagen nnd Pflänzlingen, so daß man sagen muß, daß hier das Angenehme mit dcm Nützlichen Hand in Hand gcht. Von den Fenstern des Hclrnhanses überblickt man wohlbcbaute Accker nnd Wiesen, malerisch unterbrochen von Gartcnanlagcn, Obst- und Maulbecrpflanzungcn, zwischen welchen sich wohlgepflegtc Wege hindurchzieben. so daß das Ganze sammt dcm dazn gcbörigen Eichenwalde mit seinen hundertjährigen Stämmen wie ein großer Garten aussieht. Besondere Aufmerksamkeit aber verdienen dic weitläufigen Manlbeerbanm > Pflanzungen, dic dnrch ihr üppiges ^ Wachsthum zu den schönsten Hoffnungen für dic Zukunft i berechtigen. Dieselben bestehen seit dcm I. 1849 und wurde > hcuer der erste Versuch mit der Zucht der Seidenraupe gemacht. ! Mit Rücksicht anf die noch junge Pflanzung wurden 10 Loch i Grains ausgelegt, welche cinc Ernte von 406 Pfd. Cocons ^ gaben. Nach Abhaspclung derselben durch cinc Scidcnspin-! nerin aus Italien gewann man 37^ Pfund reine Seide. ! Dic Seide läßt nach dcm Ausspruche der Sachverständigen ! sowohl bezüglich der Feinbcit uno Festigkeit des Fadens, als ! auch ihres Glanzes nichts zu wünschen übrig. ^ Es ist somit neuerdings die Probe geliefert worden, daß ! sowohl dic südliche Stcicrmark als auch die untcr gleichen klima-! tischen Verhältnissen liegend! n Theile von Krain für dic Seioen-! knltnr vorzüglich geeignet sind; darum wäre es zur Hebung des Wohlstandes dieser Länder sehr wünschenswert!), wenn ! dic bereits gegebenen Beispiele zahlreiche Nachahmer fänden^ Druck und Verlag von Igtt. V. Htleinmayr s5 F. Bamberg in Laibach. — Vcrlnitwm'tlichci Nroacteur: F. Vamberg.